Darmstädter Tagblatt 1880


02. April 1880

[  ][ ]

143.

143.
z0hrgang.

b
PtuuvtttcUUIuv.

Srag= und Arzeigeblaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
v Ouartdt huet Mſaſtuae 25UUſvirlep umeryatlungoolſtt. dn uouursnauan-
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 2. April.
RGA
1880.

Aboinnementspreis
viertelſährlich 1 Mark 50 Pf. uck.
Beingerlohn. Auſwärtz werden von
Men Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengeommen
zu 1 Mark 50 Pf.

Inſerate
werdenangenommen: iDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18. ſowie auzwärts

Darmſtadt, den 18. März 1880.
Betreffend: Das Muſterungsgeſchäft pro 1880, insbeſondere Antraͤge auf Zurückſtellung und bezw. Befreiung Militäripflchtiger
vom Militärdienſt auf Grund häuslicher ꝛc. Verhältniſſe.
Der Civil=Vorſitzende der Großherzoglichen Erſatz=Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Indem ich Sie auf meine Bekanntmachung vom Heutigen in rubr. Betreff hinweiſe, nehme ich zugleich VBeranlaſſung Ihnen
die desfallſige Bekanntmachnng vom 26. Februar 1877 (Tagblatt Nr. 45 von 1877) zur genaueſten Beachtung anzuempfehlen.
v. Zangen.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Das Muſterungsgeſchäft pro 1880, insbeſondere Anträge auf Zurückſtellung und bezw. Befreiung Militürpflichtiger
vom Militärdienſt auf Grund häuslicher ꝛc. Verhältniſſe.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß diejenigen Angehörigen von Militärpflichtigen oder Militär=
pflichtige
ſelbſt, welche glanben, die nachſtehend abgedruckten Vergünſtigungen der 8 30, 2 d. E.=O. in Anſpruch nehmen zu kön=
nen
, ihre deßfallſigen Geſuche alsbald und ſpäteſtens bis zum Mnſterungs=Geſchäft im laufenden Jahr bei den
Großherzoglichen Bürgermeiſtereien vorzubringen haben und wird hierbei ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß Geſuche der
rubr. Art, welche nach dem Muſterungsgeſchäft eingehen, keine Berückſichtigung mehr finden können, es ſei denn, daß die Ver=
hältniſſe
, welche einen Antrag rechtfertigen, erſt nach dem eingetreten find.
Darmſtadt, den 18. März 1880.
Der Civil=Vorſitzende der Erſatz=Commiſſion Darmſtadt.
v. Zangen.
Abdruck
ꝛc.
ꝛc.
2. Es dürfen vorläufig zurückgeſtellt werden:
a) die einzigen Ernährer hülfloſer Familien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern oder Geſchwiſter;
b) der Sohn eines zur Arbeit und Aufſicht unfähigen Grundbeſitzers, Pächters und Gewerbtreibenden, wenn dieſer
Sohn, deſſen einzige und unentbehrliche Stütze zur wirthſchaftlichen Erhaltung des Beſitzes, der Pachtung oder des
Gewerbes iſt;
c) der nächſtälteſte Bruder eines vor dem Feinde gebliebenen oder an den erhaltenen Wunden geſtorbenen, oder in
Folge derſelben erwerbsunfähig gewordenen oder im Kriege an Krankheit geſtorbenen Soldaten, ſofern durch die
Zurückſtellung den Angehörigen des letzteren eine weſentliche Erleichterung gewährt werden kann;
4) Militärpflichtige, welchen der Beſitz oder die Pachtung von Grundſtücken durch Erbſchaft oder Vermächtmiß zu=
fallen
, ſofern ihr Lebensunterhalt auf deren Bewirthſchaft angewieſen und die wirthſchaftliche Erhaltung des
Beſitzes oder der Pachtung auf andere Weiſe nicht zu ermöglichen iſt;
e) Inhaber von Fabriken und anderen gewerblichen Etabliſſements, in welchen mehrere Arbeiter beſchäftigt ſind, ſo=
ſern
der Betrieb ihnen erſt innerhalb des dem Militärpflichtjahre vorangehenden Jahres durch Erbſchaſt oder Ver=
mächtniß
zugefallen und deren wirthſchaftliche Erhaltung auf andere Weiſe nicht möglich iſt. Auf Inhaber von
Handelshäuſern entſprechenden Umfangs findet dieſe Vorſchrift ſinngemöße Anwendung;
5) Militärpflichtige, welche in der Vorbereitung zu einem Lebensberufe oder in der Erlernung einer Kunſt oder eines
Gewerbes begriffen ſind und durch eine Unterbrechung bedeutenden Nachtheil erleiden würden;
8) Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufenthalt im Ausland haben.
6.
.

B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Verfügung der Königlichen Regierung, Abtheilung des Innern zu Breslau vom 24. d. Mts. iſt auf Grund der
88 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. October 1878 die in Chicago bei Charles Ahrens herausgekommene nicht periodiſche
Druckſchrift: Die Agitation des Allgemeinen Deutſchen Arheitervereins und das Verſprechen des Königs von Preußen. Eine Rede,

[ ][  ][ ]

3079) Veröffentlichung.
In dem Firmenregiſter des Großh.
Amtsgerichts Darmſtadt l. wurden heute
folgende Einträge vollzogen:
1) Die Firma R. Wiegand, vormals
Commo, zu Darmſtadt liſt ſeit,
1. Februar 1880 erloſchen.
2) Seit 1. Februar 1880 betreiben die
Schneidermeiſter Rudolf Wie=
gand
1. und RudolfWiegand II.
zu Darmſtadt ein Herrengarderobe=
Geſchäft mit Stoffverkauf unter der
Firma Rudolf Wiegand und Comp.
Beide Theilhaber ſind gleichberechtigt.
Die Ehefrau des Rudolf Wiegand I.,
Eliſe geb. Miſchlich, hat Procnra.
3) Die Firma Philipp Seehaus zu) 1 Elzbeere mit 25 Etm. Durchm.,
Beſſungen iſt ſeit 12. Februar 1880
erloſchen.
4) Die Firma Meier Fuld zu Darm=
ſtadt
iſt ſeit Auguſt 1879 erloſchen.
5) Die Firma Johann Enders iſt
ſeit November 1879 erloſchen.
6) Seit Novbr. 1879 betreibt Chriſtian.
Gerber zu Darmſtadt eine Tabak=
und Cigarrenhandlung unter der Firma
C. Gerber.
7) Buchdruckereibeſitzer Friedrich Ernſt
Langnes betreibt unter der Firma
Fr. Langnes zu Darmſtadt eine Buch=
druckerei
und einen Verkauf von For=
mularten
.
Deſſen Sohn Friedrich Ernſt Langnes
hat Procura.
8) Marie Grünig betreibt ſeit October
1878 ein Ausſtattungs= und Weiß=
waarengeſchäft
zu Darmſtadt unter
der Firma M. Grünig - Alicebazar.
9) Die Firma J. B. Schreger iſt ſeit
1. Januar 1880, jedoch ohne Activen
und Paſſiven, auf James Ruſſell Hoby
und Franz Backes zu Darmſtadt vom
Hauſe J. F. Backes in Hanau als gleich=
berechtigte
Theilhaber übergegangen.
J. B. Schreger iſt verſtorben und die
deſſen Ehefrau Charlotte, geb. Wilk,
ertheilte Procura erloſchen.
Darmſtadt, den 18. März 1880.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
C. Küchler.
Bartha.
Bekanntmachung.
Montag den 5. April 1880, Nach=
mittags
2 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe zu Griesheim
zwangsweiſe gegen Baarzahlung verſteigert:
4 Küchenſchränke, 2 Kleiderſchränke,
Commode, 1 Eßtiſch, 1 Spiegel, und
2 Wanduhren.
Darmſtadt, den 25. Februar 1880.
Dieter,
1974) Großh. Gerichtsvollzieher.

Holzverſteigerung
in den Waldungen des Großherzoglichen
Hauſes der Oberförſterei Meſſel.
Es werden jedesmal von Vormittags
9 Uhr an an Ort und Stelle verſteigert:
Montag den 5. April l. J.
aus Diſtrict Mainzer Eiche:
A. Stämme:
243 Eichen mit 16- 75 Ctm. Durchm.,
2.4-12 M. L., 14483 Fm. Inh.,
15 Eſchen mit 15-21 Ctm. Durchm.,
5-10 M. L. 248 Fm. Inh.,
5 Kiefern mit 41-51 Ctm. Durchm.,
4-11 M. L., 612 Fm. Inh.,
33 Lürchen mit 15-27 Ctm. Durchm.,
6-11 M. L., 886 Fm. Inh.,
24 M. L. O.12 Fm. Inh.,
11 Erlen mit 15-42 Ctm. Durchm,
5-10 M. L., 3,89 Fm. Inh.
B. Derbſtangen:
25 Eſchen mit 108 Fm. Inh.,
5 Eichen 032
6 Lürchen 041

G. Reisſtangen:
7 Eſchen mit 0,10 Fm. Inh.
Das Holz lagert zum größten Theil in
nächſter Nähe der Meſſel=Urberacher Straße
und ca. 5 Km. von Bahnſtation Meſſel
entfernt.
Dienstag den 6. April l. J.
aus Diſtrict Mainzer Eiche (Steinweg,
Dolmesberg und Röder Mark:
Scheiter. Knüppel. Reiſer. Stöcke.

LCl. II.C.
Rmtr.
Buchen-
Eichen 16 39 128 568 15
Nadelh. 40
Erlen

Rmtr. 100 W. Rmtr.
27 215
147 419 25

43 23

Zuſammenkunft an beiden Tagen auf der
Meſſel=Urberacher Straße an der Bank.
Meſſeler Forſthaus, 24. März 1880.
Großherzogliche Oberförſterei Meſſel.
9.
2994)
Heinemann.

Brennholz=Verſteigerung
im Gemeindewald in Eberſtadt.
Montag den 5. und Dienstag den
6. April l. J., jedesmal von Vor=
mittags
9 Uhr an,
ſollen im Eberſtädter Gemeindewald in den
Diſtricten Kirchtann, Premſter und Klings=
ackertann
, 497 Rm. Buchen= und Kiefern=
Scheiter, Knüppel und Stockholz, 13.467
desgl. Wellen, 14 Stück Buchen= und
2 Stück Pappelſtämme, an Ort und Stelle
verſteigt werden.
Die Zuſammenkunft iſt am erſten Tag
an der Mahrs=Mühle, auf der Vicinal=
ſtraße
gegen Nieder=Beerbach; den zweiten

Tag auf der Darmſtädter Straße an der
Schlangenſchneiſe.
Bemerkt wird, daß das buchene Brenn=
holz
und die Stämme den erſten Tag, und
die buchenen Durchforſtungs=Wellen den
zweiten Tag zur Verſteigerung kommen.
Gegen vorſchriftsmäßigen Bürgſchein
wird Zahlungsfriſt bis Ende September
l. Js. geſtattet.
Eberſtadt, am 31. Mürz 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
3080)
Müller.

Leilgebotenes.
82
5
Billige Pantoffeln.
Eine Partie billige Frauen=Stramin=
Pantoffeln (Handarbeit) werden das Paar
zu 3 Mark abgegeben. Ebenſo ſind von
den beliebten Herren=, Frauen=und Kinder=
ſtiefeln
(Kalbleder), für deren Güte garan=
tirt
wird, eine friſche Sendung eingetroffen.
Bahnhofſtraße 1 eine Stiege hoch.

anerkannt vorzüg=
BrustMalTüches Mittel gegen
Huſten und Heiſer=
Luokek, keit. Preis 10, 18.
506 und 85 Pfg. pr. Paquet, bei
G. J. hrIegé,
9445) Ecke der Rhein= u. Grafenſtr.

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1
Dogge, ſehr kräftig, wachſam u.

Enicht biſſig, wird billig verkauft,
oder gegen einen anderen ſchönen Hund
umgetauſcht. Heerdwegſtraße 56 ob. St.

AUEIe
eigener Fabrikation, als:
Getreide-Mümmel, Vanille, Cu=
raçao
, Kaffee, Pfeffermünz, Aniſette,
Kirſchen=Liqueur, Calmus, Wachholder und
noch verſchiedene andere Sorten in den
feinſten Qualitäten in Flaſchen und offen
empfiehlt
Leid. Hezl Sohr,
2836)
Holzſtraße 17.

Kopfſalatpflanzen
bei
Friedr. Eriok W.
3081)
Rheinſtraße 18.

[ ][  ][ ]

R6 64

2

Naturell-Tapeten und Reste von 25 Pfg. an.
Gatin-, Matt- und Gold-Tapeten in ausgewählten Muſtern und
den modernſten Farben empfehlen

C. Koonstatter a vound.

5 Geſangbücher.
Auf die vielen Anfragen meiner geehrten
Kunden zur Nachricht, daß das neue Ge=
ſangbuch
in ca. 4 Wochen vollendet ſein wird.
J. PL. Reinhardt,
Schloßgraben 7.

2656) Der Unterzeichnete ertheilt gründ=
lichen
Unterricht im Klavierſpiel, mit
beſonderer Berückſichtigung der klaſſiſchen
Werke. Nur Solche, welche die Elementar=
ſtudien
abſolvirt haben, können angenommen
werden.
Aug. Ackermann, Muſikdirector,
Heinheimerſtraße 17.

625
2953) Den geehrten Frauen hiermit
zur Nachricht, daß ſich meine Wohnung
Waldſtraße 30 befindet.
Minna Jacobi,
Hebamme.

2667)
Stellengeſuch.
Ein verheiratheter, älterer, academiſch
gebildeter Mann, der durch die Ungunſt der
Zeitverhältniſſe ſeine ſeitherige Stellung bel
einer Privateiſenbahn, die er eine Reihe von
Jahren bekleidete, verloren, ſucht, bei be=
ſcheidenen
Anſprüchen, irgendwelche, ſeinen
Kenntniſſen angemeſſene Stellung. Als ge=
wandter
, tüchtiger, mit allen Comptoir=
Arbeiten vertrauter Kaufmann könnte der=
ſelbe
, durch ſeine Erſahrungen und früheren
Verbindungen, ſich namentlich jüngeren Ge=
ſchäften
ſehr nützlich erweiſen. Gefl. Offerten
unter B. R. 61 nimmt die Exped. d. Bl.
entgegen.

Vermiethungen.
11080) Rückertſtraße Nr. 17 ein
Logis zu vermiethen.
2037)
Eliſabethenſtraße 1
ein großer Weinkeller zu vermiethen und
per 1. April zu. beziehen.
2298) Nieder=Ramſtädterſtraße 52
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion an
Herren oder Schüler zu vermiethen.
2578) Ecke der Eliſabethen= u. Wil=
helminenſtraße
17 iſt ein Laden in der
Eliſabethenſtraße und ein Laden in der
Wilhelmineuſtraße mit Wohnung zu verm.
3006) Nieder=Ramſtädterſtraße 39
2 Treppen 1 freundliches möblirtes Zimmer
zu vermiethen.

3083) Markt5: freundl. u. geräumige
Wohnung im 2. Stock zu vermiethen.

4
3054) Die von Hen. Oberpondinetor
DOeininger innegehabte Wohnung lachtl
heizbare Zimmer mit Balkon, Vorplatz ꝛc.
iſt zum 15. Juni, event. früher, neul
zu vermiethen. Näh. Neckarſtraße Ptß,
gleicher Erde.

Vermiſchte Nachrichten.
Speclalarzt Br. med. Keyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
(534

3067) Eine geprüfte Lehrerin ettheilt
Nachhülfe ſowie Aufgabenſtunden.
D. Carlsſtraße 45, 3. St.

ſches
AIb0
OeUbultusasuſlleur.
Das neue Schuljahr beginnt
Montag den 5. April.
Schülerinnen vom 6. bis 16. Lebensjahr werden aufgenommen. Meldungen nimmt
entgegen Waldſtraße 21.
2812)
Die Vorsteherin.

Loademie für Tonkunst.
Zur Nachfeier des Namensfeſtes des hohen Protectors der Academie
Sr. großh. Hoheit des Prinzen Alexander:

Samstag den 3. April, Abends 5 Uhr, im grossen Saale des Saalbaues
Der Reinertrag iſt für einen wohlthätigen Zweck zur Verfügung S. G. H. des
Prinzen Alexander.
Eintrittskarten: nummerirt M. 2. Saal ¾ M. 150 und Karten jür
Schüler und Schülerinnen der ſämmtlichen hieſigen Lehr=Anſtalten 50 Pfg. ſind zu
haben in der Academie, bei Herrn Thies, Herrn Bölling, ſowie auch Abends
an der Kaſſe.
(3018

3-4 Zimmern. Offerten nebſt Preisangabe
ſind unter P7 in der Exp. d. Bl. niederzulegen.

3085) Es werden noch einige Lehr=
mädchen
angenommen. Ernſt=Ludwigſtr. 7.

3076) Ein grüngeſcheckter Kanarien=
vogel
iſt entflogen. Dem Wiederbringer
eine Belohnung: Carlsſtraße 4I.

2
88

in Mädchen empfiehlt ſich im
C. Waſchen und Putzen.
Nieder=Ramſtädterſtraße 7.

[ ][  ][ ]

636

R64

vau vuz nallhor Umd EAudtsio.
LXVII. ordentliche General=Verſammlung.
Wir beehren uns hiermit, unſere nach 8 32 der Statuten ſtimmberechtigten Herren Actionäre zu der
Montag den 3. Mai er., Vormittags 11½ Uhr,
in unſerem Geſchäftslokale dahier ſtattfindenden ſiebenundzwanzigſten ordentlichen General=Verſammlung ein=
zuladen

In derſelben werden die in 8 39 der Statuten unter Nr. 1-3 genannten Gegenſtände der Tagesord=
nung
der regelmäßigen General=Verſammlungen verhandelt werden.
Darmſtadt, den 1. April 1880.
22
Die Direckion.

N5) Ein ſeldes.G.
Nähmädchen für Tapezier=
Arbeiten ſucht Joseph Trier,
Wilhelminenſtraße 25b.
3075) In meinem Schirmgeſchäft
findet ein tüchtiges Mädchen ſofort Engage=
ment
. Solche, die ſchon in einem gleichen
Geſchäfte conditionirt hat, erhält den Vor=
zug
. Paul Berger, Ludwigſtraße.
S
8 Einen Lehrling
mit guter Schulbildung ſucht
Theodor Schwab.

3 (Fin Fräulein wünſcht einige Stunden
C des Tages Beſchäftigung bei
einer einzelnen Dame im Vorleſen u. dgl.
Näheres zu erfragen bei der Expedition.

3090) Ein alleinstehender älterer
Herr oder Dame finden bei einer Wittwe
gebildeten Standes gutes L ogis und
Verpflegung. - Offerten an die
Expedition d. Bl. unter M. J. 3090
2 (Fine tüchtige Schneiderin nimm=
S
C, Kunden an. Wendelſtadtſtraße 30

Manſarde.

Geſuch.
3092)
Ein gewiſſenhafter, mit den beſten Zeug=
niſſen
verſehener Mann ſucht Stelle in einem
Bankgeſchäft als Diener oder dgl. Stelle.
Näheres im Verlag.

3093) Ein neuer Füllofen wird wegen
Abreiſe verkauft. Näheres bei
Hubert Müller, Magdalenenſtraße 14.

3094) Unterricht in franzöſiſcher und
engliſcher, (Ausländer) deutſcher Sprache zer=
theilt
Eeonore Knecht, Carlsſtr. 33.
3095) Ein Kellner=Lehrling geſucht.
Wötel Traube.

3096) Ein jähriger gelber Jagdhund,
kurzhaarig, engl. Race, iſt abhanden ge=
kommen
. Dem Wiederbringer oder Aus=
kunftgeber
eine Belohnung Wilhelm=
ſtraße
Nr. 20.

3017) Geſucht eine Wohnung von
4-6 Piecen nebſt Stallung für 3 Pferde.
Offerten an Zahlmeiſter Fuchs, Her=/
mannſtraße 34.

3098) An unſerer Bauſtelle in der Ried=
eſelſtraße
kann Erde unentgeldlich abge=
holt
werden.
E. Harres u. Barth.

3099) Berloren
ſam Montag Morgen über die Mathilden=
höhe
, Alexanderſtraße, Herrngarten nach dem
Liebigsplatz eine Korallenbroſche. Gegen
gute Belohnung abzugeben bei Frl. S. Arn=
heiter
, Eliſabethenſtraße 19.

s Aunonoeh, exiſtirende

8
für ſämmtliche
Zeitungen der Welt befördert zu den
günſtigſten Bedingungen die Central=
Annoncen=Exped. von G. L. Daube
&am; Co. in Darmſtadt, Grafenſtraße 30

Samstag 8. April.
7. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung
Auf Allerhöchſten Befehl:
Wilhelm Tell.
Große Oper in 4 Atten von Roſſini.
Anfang halb 7 Uhr.

8 32 der Statuten.
Die Geſammtheit der Actionäre wird durch die Generälverſammlung repräſentirt.
Die Generalverjammlung vereinigt ſich in dem Monate Mai eines jeden Jahres in Darmſtadt. In derſelben zu erſcheinen und an den
Berathungen und Beſchlüſſen Theil zu nehmen, ſind diejenigen Actionäre berechtigt, welche am Tage der Generalverſammlung und während der
Dauer derſelben wenigſtens zwanzig oder mehr Actien beſitzen, die ſeit mindeſtens 4 Wochen vor dieſem Tage ununterbrochen auf ihren Namen in
den Geſellſchaftsregiſtern eingetragen ſind. Die Beſitzer der Inhaber=Actien nehmen an den Generalverjammlungen nicht Theil.
8 39 der Statuten.
In den regelmäßigen Generalverſammlungen werden die Geſchäfte in nachfolgender Ordnung verhandelt:
Bericht der Direction über die Lage des Geſchäfts im Allgemeinen und über die Reſultate des verfloſſenen Jahres insbeſondere;
5) Bericht über die ſtattgefundene Reviſion der öichnung und Beſchluß über Ertheilung der Decharge;
3) Wahl der Mitglieder des Aufſichtsrathes:
1) Berathung und Beſchlußnahme über die Anträge der Direction und des Aufſichtsrathes, ſowie über die Anträge einzelner
Actionäre.
Ueber Anträge und Vorſchläge des Aufſichtsraths, der Direction oder einzelner Actionäre kann in der Generalverſammlung nur dann
Beſchluß gefaßt werden, wenn deren Anmeldung ſo zeitig erfolgt iſt, daß ſie gleichzeitig mit Berufung der Generalverſammlung bekannt gemacht
werden können.

3100) Um ſchon ſtattgehabten Namens=
und Perſonenverwechslungen vorzubengen,
zeige hierdurch an, daß ich derjentge Wilh.
Becker nicht bin, der durch das Tagblatt
Nr. 62 wegen Diebſtahl bekannt geworden
iſt. Ich führe den Namen Wilh. Ernſt
Ludwig Becker, Maurer.
Beſſungen, den 1. April 1886.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 2. April.
6. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung.
Der Veilchenfreſſer.
Luſtſpiel in 4 Akten von Guſtav von Moſer.
Perſonen:
von Rembach, Oberſt
Hr. Wisthaler.
Frl. Ethel.
Valeska, deſſen Tochter
Sophie von Wildenheim, Wtw. Frl. Weigel.
Frau von Berndt
Fr. Steck.
Victor von Berndt
Hr. Fiala.
Reinhardt von Feldt
Herr Edward.
r. Eppert.
Frau von Belling
Herr von Golewsri
Hr. Reichhardt
Herr von Schlegel.
Hr. Hartig.
Ein Herr

Hr. Hedrich
Johann, Diener
Hr. Leib
Minna, Kammerjungfer
Frl. Schütky.
Peter, Huſar. Victors Burſche Hr. Franke.
Ein Unteroffizier
Hr. Schimmer.
Ein wachhabender Unter=
offizier

Hr. Dornewas.
Erſter Einjährig=Freiwilliger Hr. Knispel.
Zweiter
Hr. Lang.
Anfaag 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

[ ][  ][ ]

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. April.
Am Mittwoch Nachmittag beſuchte J. M. die Königin Victoria
mit Prinzeſſin Beatrice in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Groß=
herzogs
das Mauſoleum auf der Roſenhöhe mit der Grabſtätte der
Großherzogin Alice, ſowie auch ſdas Hoſpital in der Mauerſtraße.
J. K. Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßher=
zog
von Baden reiſten bereits am Mittwoch Nachmittag 3 Uhr nach
Karlsruhe ab, J. K. H. die Erbprinzeſſin von Sachſen=Meiningen reiſte
am nämlichen Abend ab und J. M. die Königin von England mit Prin=
zeſſin
Beatrice kehrten am Donnerstag Nachmittag 3½ Uhr nach Baden
zurück.
Das zuletzt ausgegebene Bulletin über das Befinden J. Maj.
der Kaiſerin von Rußland in der Woche vom 24. bis 30. März
lautet äußerſt beſorgnißerregend. Danach dauerte die Verſchlimmerung
des Geſundheitszuſtandes der Kaiſerin fort und fanden ſchwerſte Anfälle
von Herzklopfen ſtatt. Zu früheren Krankheitsſymptomen trat noch
Schlafſucht hinzu. Die Kräfte nehmen ab.
R. Schwurgerichtsſitzung vom 31. März. Erſter Fall.
Unterſuchung gegen Georg Michael Steinbeck von Groß=Zimmern wegen
räuberiſchen Diebſtahls. Der Angeklagte iſt angeſchuldigt, dem Johann
Geier von Groß=Zimmern, welchen er ſchwer betrunken nach Hauſe führte,
einen Geldbeutel mit ungefähr zehn Mark Inhalt entwendet reſp. geraubt
zu haben. Der Angeklagte hat den Geldbeutel dem Wirthe, bei welchem
er zuvor mit dem Ankläger gezecht, gebracht, und betrug deſſen Inhalt
etwa 4 M. 40 Pf. Er leugnet, urgend eine Abſicht gehabt zu haben, am
wenigſtens die, ſich das Geld rechtswidrig zuzueignen. Bei dem Vor=
fall
war niemand zugegen und iſt auch der angeblich Beſtohlene nicht
der Mann, dem man ſo unbedingt Glauben ſchenken kann. Der Ange=
klagte
wurde freigeſprochen. Vertheidiger Rechtsanwalt Purgold.
Zweiter Fall. Unterſuchung gegen den Schuhmacher Johann Peter
Ganz von Hammelbach wegen Verſuchs der Tödtung. Der Angeklagte
ſollte für eine Schuld an das Rentamt ausgepfändet werden und wider=
ſetzte
ſich der Wegbringung des Pfandes, eines Wagens, indem er die
Art gegen das Pfandperſonal zog. Er leugnet die Abſicht, eine Perſon
des Pfandperſonals zu tödten oder ſchwer körperlich zu verletzen, und
wird wegen Verſuchs der Tödtung freigeſprochen, dagegen wegen Wider=
tands
gegen die Staatsgewalt unter Annahme mildernder Umſtände in
eine Gefängnißſtrafe von drei Wochen verurtheilt. Vertheidiger Rechts=
anwalt
Purgold. Dritter Fall. Am Frohnleichnamstage 1879
wurden während des Gottesdienſtes aus der hieſigen katholiſchen Kirche
zwei ſilberplatirte Leuchter entwendet: die Sache wurde vor den Aſſiſen
des letzten Quartals 1879 verhandelt und der Mitangeklagte Juſtus
Spieß, der heute auf der Anklagebank ſitzt, konnte damals wegen Krank=
heit
nicht erſcheinen. Er ſteht unter der Anklage, daß er nach Verübung
des Verbrechens, wiſſend, daß die Leuchter entwendet waren, dem Diebe
zum Zwecke, ihm die Vortheile des Verbrechens zu ſichern, und zu=
gleich
ſeines eignen Vortheils willen, dadurch Beiſtand leiſtete, daß er
mit ihm zu einem Trödler ging und ihn in ſeinem Beſtreben, die Leuchter
zu verkaufen, unterſtützte und leugnet ſeine ganze Betheiligung bei der
Sache. Der Dieb, der die Leuchter entwendet, iſt mit einer Zuchthaus=
ſtrafe
von zwei Jahren beſtraft worden, und wird heute zur Zeugnißab=
lage
vorgeführt. Er ſagt aus, daß er dem heute Angeſchuldigten mitge=
theilt
habe, daß die betr. Leuchter geſtohlen geweſen ſeien. Der Ange=
klagte
ſteht in gutem Rufe und iſt noch nicht beſtraft worden. Die Ge=
ſchwornen
bejahen die Schuldfrage, verneinen dagegen, daß der Ange=
klagte
gewußt habe, daß die Leuchter dem Gottesdienſte gewidmete Gegen=
ſtände
geweſen. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten in eine
Gefängnißſtrafe von drei Wochen. Vertheidiger Rechtsanwalt Purgold.
- Schwurgerichtsſitzung vom 1. April. Unterſuchung gegen
Georg Adam Münch von Raibach, lediger Sohn der Ph. Münch Wittwe
von da, Dienſtknecht, wegen Brandſtiftung. Am erſten Weihnachtsfeier=
tage
, den 25. December v. J., Abends gegen 110 Uhr, gab es Feuer=
lärm
in dem Dorfe Nieder=Klingen, Großh. Amtsgerichts Reinheim, weil
die Hofraithe und zwar zunächſt die Scheuer des Wendel Grünewald 1X.
in Flammen ſtand. Im weiteren Verlaufe ergriff das Feuer die
Stallungen links und rechts der Scheuer, einen Anbau der Scheuer, einen
Anbau des Wohnhauſes und dieſes ſelbſt, außerdem aber noch Scheuer
und Holzſchuppen des Adam Lutz II. und den Viehſtall des H. Stork II.
dieſe Nachbargebäude aber nur in geringem Maße. Gänzlich abgebrannt
iſt die Grünewald'ſche Scheuer nebſt Anbau, faſt ganz die Stallungen
links und rechts der Scheuer, wenig beſchädigt durch den Brand waren
das Wohnhaus ſelbſt und ein Anbau an demſelben, und beträgt der im
Ganzen an Gebäuden geſtiftete Schaden 4204 M. 66 Pf., der Schaden
an verbrannten Vorräthen, an landwirthſchaftlichen Erzeugniſſen, an
ausgedroſchener Frucht, Stroh, Heu, Grummet, Kleeheu, Klee=
ſamen
ꝛc. und landwirthſchaftlichen Geräthſchaften 2400 Mark.
Bei den Abgebrannten ſelbſt, im beſten Rufe ſtehende und ſehr ver=
mögende
Leute, wie den Bewohnern des Ortes Nieder=Klingen, die ſich
eines Brandes im Orte gar nicht erinnerten, entſtand ſofort der Ver=
dacht
einer vorſätzlichen Brandſtiftung, der ſich alsbald auf den Ange=
ſchuldigten
, welcher bis zum 3. Weihnachtsfeiertage Knecht bei den Brand=

beſchädigten war, lenkte. Dieſer Verdacht entſtand vorzugswe iſe durch
das auffallende Benehmen des ꝛc. Münch vor, bei und nach dem Brande,
durch den Umſtand, daß er ſich mit dem Sohne des Dienſtherrn wenig
vertragen konnte, daß es darüber zu Wortwechſel und ſchließlich zur
Auflöſung des neu eingegangenen Dienſtmiethevertrags gekommen war,
daß endlich ſein Dienſtherr ihm wegen eines umgefahrenen Thorpfoſtens
einen Abzug am Lohn gemacht hatte, den Angeſchuldigter weſentlich
höher angab, ſo daß ſich ſelbſt Dritte darüber mißbilligend äußerten.
Der Angeſchuldigte hat in der Vorunterſuchung die Thäterſchaft in
Abrede geſtellt, und den Verdacht von ſich ab= und auf den Sohn
ſeines Dienſtherrn zu lenken geſucht; nach und nach gab er zu, daß er
den Brand mit einem Cigarrenſtummel, der in das Abräthſel
gerathen, als er Kleeheu holte, veranlaßt habe. Er hat ſich früher ſchon
des Näheren ausgeſprochen, allein heute widerruft er das Geſtändniß und
will ſeine damalige Ausſage nur aus dem Grunde gemacht haben, um
dem Drängen des Richters in der Vorunterſuchung zu entgehen. Das
Geſtändniß wird zum Theil durch die Ausſagen der Zeugen unterſtützt;
durch die Verhandlung hat ſich ſo viel als ſicher ergeben, daß die Urſache,
in der Scheuer Kleeheu zu holen, eine geſuchte geweſen, da auch Kleeheu
über dem Pferdeſtalle ſaß und ein Gang in die Scheuer unnöthig war,
und ferner, daß der Weg zum Kleeheu nicht an dem Abräthſel vorbei=
führte
. Es muß nach Allem angenommen werden, daß der Angeklagte,
der zur angegebenen Zeit nichts in der Scheuer zu thun hatte, hinein
ging, um dieſelbe in Brand zu ſtecken. Herr Staatsanwalt Haller be=
antragte
eine Beſtrafung des Angeklagten als vorſätzlichen Brandſtifters,
während der Anwalt des Angeklagten, Rechtsanwalt Köhler, für Frei=
ſprechung
, eventuell für Bejahung der Frage 2, pfahrläſſige Brand=
ſtiftung
; plaidirt. Die Hauptfrage, abſichtliche Brandſtiftung; wird
bejaht und der Angeklagte in eine Zuchthausſtrafe von fünf Jahren ver=
urtheilt
.
E. Strafkammer II. Sitzung vom 31. März. Heute wurden
folgende Fälle abgeurtheilt: 1) Gottlieb Schaaf von Kürnbach ſteht
wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeſchädigung vor Gericht. Er iſt an=
geſchuldigt
, in der Nacht des 2627. Dezember v. J3. zu Kürnbach
eine Anzahl den Gebr. Lachenauer in Kürnbach gehörige kunſtmäßig be=
hauene
Sandſteine vorſätzlich und rechtswidrig zerſtört oder beſchädigt zu
haben, einen Schaden von etwa 300 Mark verurſachend, nachdem er
ebenfalls vorſätzlich und rechtswidrig das Fenſter der den Gebr. Lache=
nauer
gehörigen Werkſtätte beſchädigt oder zerſtört hatte, und in die
Werkſtätte als die Geſchäftsräume oder das befriedete Beſitzthum eines
Andern widerrechtlicheingedrungen war; er läugnet jedochAlles und ſtellt
namentlich in Abrede, daß er den Schaden in der Steinhauerwerkſtätte
angerichtet habe. An dem zertrümmerten Fenſter fanden ſich Blutſpuren,
auch in der Werkſtätte; der Angeklagte hatte in jener Nacht Wunden an
der Hand, will ſich jedoch dieſelben durch einen Fall zugezogen haben,
während der zugezogene Arzt Dr. Schildwächter aus Kürnbach conſtatirte,
daß es Schnittwunden geweſen; an ſeiner Jacke fehlten zwei Knöpfe, die
ſich in der Werkſtätte fanden. Er wird für überführt erachtet und in
eine Gefängnißſtrafe von 4 Monaten und 14 Tagen verurtheilt. 2) Die
Ehefrau des Auguſt Sander von Osnabrück iſt angeſchuldigt, im
Februar l. J. durch 2 an L. Arnoldi in Michelſtadt und bezw. Aufſeher
Groß in Schöllenbach abgeſendete Briefe, in welchen mit Mord und
Brandſtiftung oder einem ähnlichen Verbrechen gedroht wird, für den
Fall, daß nicht der Lohn der Arbeiter am Schöllenbacher Tunnel erhöht
würde, den Entſchluß, den Bauunternehmer Arnoldi in Michelſtadt durch
Bedrohung mit Mord oder Brandſtiftung zu einer Lohnerhöhung zu be=
ſtimmen
, um einen Theil der Arbeiter am Schöllenbacher Tunnel oder
doch dem Johann Georg Ludwig einen rechtswidrigen Vermögensvortheil
zu verſchaffen, durch Handlungen, welche einen Anfang der Ausführung
des gedachten Verbrechens der Erpreſſung enthalten, bethätigt zu haben.
Der Johann Georg Ludwig aus Kleinitz, ein Zuhälter der Angeklagten,
war Eiſenbahnarbeiter und mit ſeinem Lohne unzufrieden. Dem ſollte
durch die Angeklagte mit der obenerwähnten Manivulation abgeholfen
werden. Durch Vernehmung der Zeugen, durch Schriftenvergleichung
wird die Angeklagte des ihr zur Laſt gelegten Verbrechens für überführt
erachtet und in eine Gefängnißſtrafe von 8 Wochen, wovon 4 Wochen
Unterſuchungshaft abgerechnet werden, verurtheilt.
3) Johann Blick=
hahn
III. von Altheim, ein ſehr armer Mann, iſt des Strohdiebſtahls
zum Nachtheil des Georg Heyl von da angeklagt. Er iſt geſtändig, etwa
9 Gebund Stroh entwendet zu haben. Davon hat er 6 Gebund zurück=
erſtattet
, und 3 Gebund zu Bettſtroh verwendet. Seine Frau iſt 4 Jahre
bettlägerig krank und in letzter Zeit erblindet. Er wurde ſchon zweimal
wegen Diebſtahls beſtraft. Er wird in eine Gefängnißſtrafe von 3 Mo=
naten
verurtheilt. Schluß 15 Uhr.
- Strafkammer L. Sitzung vom 1. April. Heute wurden ab=
geurtheilt
: 4. In der Berufungsinſtanz: Die Ehefrau des Nicolaus
Hörmete und die Ehefrau des Nicolaus Laubner, beide von Biblis, wer=
den
von der Anklage des Diebſtahls von Kartoffeln freigeſprochen. Der
Amtsanwalt hatte gegen das Urtheil des Schöffengerichts, welches ſich
für incompetent erklart hatte, appellirt. Das Urtheil wurde als nichtig
aufgehoben. B. In erſter Inſtanz: 1) Georg Kühlmai von Offenbach,
Dieb in wiederholtem Betretungsfalle, wird wegen Entwendung von
18 Pfund Fleiſch und einer Milchkanne mit 1 Jahr 6 Monaten Zucht=
haus
beſtraft. 2) Johann Georg Nagel von Stammheim nimmt ſeine
167

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eigene Reiſetaſche, die er einem Dritten in Verſatz gegeben, ohne Erlaub=
niß
mit und wird wegen ſtrafbaren Eigennutzes in eine Gefängnißſtrafe
von 8 Tagen verurtheilt. 3) Wegen Entziehung der Militärpflicht wer=
den
Valentin Mehl von Offenbach, Heinrich Wahl daſelbſt, Chriſtian
Künſtler daſelbſt, Karl Gilbert von Sprendlingen, Philipp Kuhn von
Egelsbach und Joſeph Giesberger von Jügesheim mit je 150 Mk. Geld=
ſtrafe
event. 30 Tage Haft beſtraft.
0 Stadtverordnetenſitzung vom 1. April. Heute führte an
Stelle des unwohlen Herrn Oberburgermeiſters Herr Beigeordneter
Hickler den Vorſitz. Zunächſt wurde der Vertrag mit der Gemeind=
Pfungſtadt wegen Legung des Druckrohrſtrangs für das Waſſerwerk
und Anlegung eines Telegraphen durch den Pfungſtädter Gemeindewald
genehmigt. Das Pachtverhältniß iſt auf die Dauer von 99 Jahren feſt=
geſetzt
und hat Darmſtadt eine jährliche Vergütung von 50 M. zu leiſten.
Die Gemeinde Gberſtadt, deren Terrain gleichfalls benutzt werden
muß, verzichtet auf jede Vergütung, für welches Entgegenkommen der
gebührende Dank ausgeſprochen wurde. Weiter genehmigte man die
Vereinbarung mit der Firma Aird und Mark in Betreff, der
Preiſe für die Erbauung des Maſchinenhauſes und Wohngebäu=
des
auf der Eſchollbrücker Pumpſtation. - In die Weinſteuer=
Einſchätzungs=Commiſſion für das Jahr 1880 wurden die bisherigen
Mitglieder: Rentner Hax, die Stadtverordneten Jordis Gerſch=
lauer
, Hüter und Berbenich, ſowie Ortsgerichtsmann Schrö=
der
; als Erſatzmänner: Rentner Keßler, ſowie die Stadtverordneten
Diehl I., Lautz, Ritſert und Schneider wiedergewählt. Die
Beſchaffung einer neuen kleinen Spritze für die Feuerwehr wurde ge=
nehmigt
und an Fabrikant Hartmann in Groß=Bieberau für
630 M. übertragen. Die übrigen in öffentlicher Sitzung noch ver=
handelten
Gegenſtände boten kein allgemeines Intereſſe.
Die Matricularbeiträge des Großherzogthums betragen
für das Jahr 188081 Mk. 1366638, alſo M. 131,868 weniger als
im vorhergehenden Jahre.
- Heute (Freitag) Abend ſindet im Saale des Darmſtädter
Hofs' eine muſikaliſche Aufführung der Schülerinnen von Frl.
Louiſe Selzam, unter Mitwirkung tüchtiger Kräfte des Großh. Hof=
Theaters ſtatt. Der Reinertrag iſt für den Verein gegen Verarmung ꝛc.
beſtimmt.
O Am Donnerstag wurde ein anſcheinend höchſt gemeingefährliches
Subject, dem der Einbruch bei Herrn Baunternehmer Müller zur Laſt
gelegt wird, verhaftet.
- Ziehungsliſte des Vogel= und Geflügelmarktes in Darmſtadt.
Auf nachfolgende Nummern fielen Gewinne: Nr. 29 34 73 114 134 145
194 236 275 348 403 417 433 457 483 499 514 520 618 673 682 691
709 736 770 782 817819 837 838 873875 892 894 899 861 922 923
956 998 1001 1078 1108 1130 1161 1186 1214 1240 1266 1282 1286
1289 1292 1324 1353 1361 1372 1379 1451 1454 1486 1528 1562 1565
1591 1609 1669 1747 1749 1766 1778 1887 1899 1920 19371998 2013
2046 2064 2065 2112 2128 2176 2206 2210 2230 2253 23112326 2328
2370 2388 2412 2414 2417 2422 2423 24772581 2584 2599 2616 2649
2682 2697 2722 2732 2763
776 2831 2892 2898 2905 291129622965
2972 3015 3023 3026 3044 3048 3069 3111 3129 3136 3158 32193243
3280 3309 3315 3370 3417 3431 3464 3514 3587 3616 3640 36673707
3711 3737 3740 3793 3795 3822 3824 3846 3855 3948395289533975
4018 4025 4083 4095 4101 4106 4117 4145 4208 4218 4219 4220 4309
4316 4317 4338 4360 4305 4397 4428 4150 4481 4482 4520 4573 4601
4606 4637 4640 4641 4665 4667 4686 4700 4744 4779479548204851
4853 4872 4915 4934 4950 4966 4992 4997 4999 5043510751455174
5213 5267 5291 5406 5428 5719 5746 5751 5763 57845902 5909 5948
5956 5967 5982 5999.
Aus dem Ried, 30. März. Bekanntlich zerſtörte die durch den
Eisgang verurſachte Hochfluth Anfangs dieſes Jahres die Dämme der
Gemarkung Groß=Rohrheim an verſchiedenen Stellen und iſt man
ſoeben damit beſchäftigt, die beſchädigten Stellen wieder herzuſtellen. Zu
dieſem Zwecke wurden vom Staate auf beiden Seiten der Landſtraße
zwiſchen Groß= und Klein=Rohrheim einige Morgen Feld angekauft, um
ausgehoben zu werden, damit die nöthige Erde zum Ausbeſſern der
Dämme an Ort und Stelle gewonnen wird. Bei dieſer Gelegenheit nun
fanden die Arbeiter antike Scherben und Knochenreſte (was übrigens in
dieſem Felde ſchon öfter vorkam, von den betreffenden Findern aber
nicht weiter beachtet wurde). Der hiſtoriſche Verein für Heſſen beauf=
tragte
ſofort eines ſeiner Mitglieder mit der Nachgrabung, welche am
Samstag vor Oſtern auch in Angriff genommen wurde. Es fand ſich,
daß man wahrſcheinlich hier auf einen fränkiſchen Begräbnißplatz (400
bis 500 Jahre nach Chriſto) geſtoßen iſt, und waren bis heute Vormit=
tag
14 Gräber aufgefunden mit männlichen und weiblichen Skeletten,
Auch fand man in den Gräbern Schwerter, Lanzen, Ringe von Eiſen,
knöcherne Kämme und Moſaikkugeln, von Perlenſchmuck herrührend. Die
Todten liegen alle mit dem Geſichte nach Oſten gewandt, und ſind den
meiſten derſelben Urnen und ſonſtige Geſchirre beigegeben; auch ſoll man
heute Mittag einige Goldmünzen gefunden haben.
(W. Z.)

Am Mittwoch Abend beabſichtigte die Düſſeldorfer Dampfſchiff=
geſellſchaft
die erſte Probe mit electriſchem Lichte auf einem ihrer
Dampfſchiffe vorzunehmen.

Polizei=Bericht vom 1. April.
Einer in der Waldſtraße dienenden Magd wurden geſtern Nachmittag aus
ihrer in der Manſarde befindlichen Schlafſtube ein Paar Zugſtiefel und 31 M.
baares Geld, welch letzteres im Koffer aufbewahrt war, geſtohlen. Die ver=
ſchloſſen
geweſene Stube iſt vermuthlich mittelſt Nachſchlüſſels geöffnet worden.
- Weiter ſind einer Dienſtmagd in der Rheinſtraße 34 Mark 20 Pf.
und aus einem Hauſe der Promenadenſtraße eine ſilberne Chlinderuhr ge=
ſtohlen
worden. Die Thäter dieſer Diebſtähle ſind bis jetzt noch unbekannt.
Eine Dienſtmagd iſt beſchuldigt, ihrer Herrſchaft verſchiedene Waſchgegen=
ſtände
und Geldſachen geſtohlen zu haben; erſtere haben ſich bei der Ver=
dächtigen
bereits vorgefunden. Einer Wittwe in der Caplaneigaſſe entwen=
dete
ein Burſche verſchiedene Teppiche, welche er bei einem Trödler verſetzte.
Bei ſeiner Verhaftnng fand man 3 Pfandſcheine, in deren Beſitz der Verhaf=
tete
ebenfalls auf dieſe Art gelangt ſein dürfte, vor.

Tages=Kalender.
Samstag 3. April: Concert der Academie für Tonkunſt. - Ball der Ver=
einigten
Geſellſchaft.
Montag 5. April: Zweites Concert des Mozart=Vereins im Saalbau.
Mittwoch 7. April: Viertes Abonnements=Concert im Saalbau.
Am 12. 13. und 14. April: Darmſtädter Frühjahrs=Pferde= und Fohlen=
Markt mit Verlooſung und Prämiirung auf dem Viehmarktplatz nächſt
den Bahnhöfen=
Montag 3. Mai: 27. ordentliche General=Verſammlung der Bank für Handel
und Induſtrie.

Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß, geöffnet Sonntags
von 10-1 Uhr, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von
11-1 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet tüglich von 9-12 Uhr Vor=
mittags
und laußer Samstags) von 2-4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem Jägerthor ( Mathilden=
höhe
) iſt dem Publikum täglich, der Beſſunger Hofgarten jeden Montag und
Donnerstag geöffnet.
Geſchäftsordnung der Bürgermeiſterei Darmſtadt: Gewerbeſtreit=
ſachen
: Montag, Mittwochz und Freitag, Vormittags von 11-12 Uhr.
Armen= und Hoſpital=Angelegenheiten: Täglich Vormittags von
10-11 Uhr. Schul=Angelegenheiten: Donnerstag und Samstags
von 11-12 Uhr. Octroi=Angelegenheiten: Täglich Vormittags von

Fremdenverkehr in Darmſtadt.
Hotel Traube. Seott, Kgl. Großbritt. Geſchäftsträger von Sachſen=
Coburg=Gotha. Baron v. Lilien, Rittergutsbeſitzer von Weſtphalen. Weigel
und Gemahlin, Kaufmann von London. v. Kuylenſtierna, Oberſt und In=
ſpector
des Trains, Keil, Adjutant und Major, E. du Bois=Reymond und
Gemahlin, Profeſſor, ſämmtlich von Berlin. Dr. Kukro, Generalarzt von
Kaſſel. Schabenſchul und Tochter, Maler von Dresden. Fräulein Sammet,
Vorſteherin des Großh. Inſtituts von Mannheim. Grißardt und Gemahlin,
Rentner von Bonn. Frau Schöller u. Tochter, Privatin von Düren. Char=
les
Lowe, Correſpondent der Times von Berlin. Mehler uud Tochter, Kauf=
mann
von Stuttgart. Leſſing Dietzer und Frau, Kaufmann von Frankfurt
a. M. Dr. Hartung, Rentner von Heidelberg. Emil Koch, Kaufmann von
Berlin. Saul, Rentner von Braunſchweig. Nobbe, Avantageur von Libbehne.
F. Bernatz und Frau, Baumeiſter von Speyer. Fräulein Drury von Hali=
far
=Yorkſhire. W. Weiß, Gutsbeſitzer in Burrweiler. M. Schieler, Premier=
lieutenant
, Millauer, Huber, Bosmüller, Hauptleute, ſämmtlich von Germers=
heim
. (Krauſe, Fabrikant von Mainz. J. Friedländer, Producten= Groß=
hündler
. J. Tripmont=Shore, Chaplain, L. Reibold, Chaplain, beide von
London. E. Kallenbach, Kaufmann von Leipzig. Fromann, Kaufmann von
Frankfurt a. M. Scheid, Fabrikant aus Gießen. E. Blaeß, Gutsbeſitzer von
Viernheim. Deiß II., Lieutenant der Reſerve, Tobias Deiß, Gutsbeſitzer,
beide von Offſtein. A. Rindell und Frau, Dr. Pphil. aus Finnland. H.
Bieſter, Kaufmann von Berlin. G. Lang, Kaufmann von Dresden. A. Am=
man
und Sohn, Fabrikant von Hellbronn. Th. Bückel, Kaufmann von
Pirmaſenz. Lamatz, Kaufmann von Aachen. L. Elsbach, Kaufmann von
Köln. Wallerſtein Rentner von London. C. Brand, Kaufmann von
Koblenz. W. Robinſon, Rentner von Düſſeldorf. Flett, Kaufmann von
Gießen.

Gold=Courſe.
Holländ. fl. 10 Stücke 16 M. 65 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 41-45 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 19-22 Pf. Dollars in Gold 4 M. 22- 24 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.