Darmstädter Tagblatt 1880


27. Februar 1880

[  ][ ]

de

143.
Jahrgang.

143.
Jahrgalg.

Grag= und Anzeigebſaft.)

Mit der Sonntags=Beilage:
Pünſelttep uitethſtrulhoviſtr da nnnaussanna

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und=ſümimtlicher Behörden.

Ubonnementspreis
vierteljährtlich 1 Mark vo Pf. inc.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pw Quartal inc. Poſtaufſchlag.

Inſerat=
werdenanzenommeni
inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18, ſowie auswärtz

N A.

Freitagden 27. Februar.

1880.

Holz=Verſteigerung
in den Waldungen des Großherzog=
lichen
Hauſes der Oberförſterei
Meſſel.
Montag den 1. März l. J. von
Vormittags 10 Uhr an, werden aus
dem Diſtrict Sporneiche (in der Nähe der
Thomashütte. und ca. 6 Km. von Bahn=
ſtation
Dieburg entfernt:
Scheiter I. Cl. Knüppel. Reiſer. Stöcke.
Rmtr.
Rmtr. 100 W. Rmtr.
Buchen 11
148 52 13
3
136 570
Eichen
7
125
Nadel=u. Weichholz
an Ort und Stelle verſteigert.
Zuſammenkunft auf der Eppertshäuſer
Straße am Steinbruch.,
Meſſeler Forſthaus, 21. Februar 1880.
Großherzogliche Oberförſterei Meſſel.
Heinemann.
1679)
Bekanntmachung.
Die Lieferung von:
58 Ctnr. eryſtalliſirte Soda,
10 Ctnr. 50 Pfd. weiße Kernſeife und
1 Ctnr. 30 Pfd. Stearinkerzen,
für die Zeit vom 1. April 1880 bis da=
hin
1881 ſoll im Wege der öffentlichen
Submiſſion vergeben werden.
Verſiegelte, portofreie Offerten ſind bis
zu dem auf
Mittwoch den 3. Mürz d. 3s., Vor=
mittags
11 Uhr,
in unſerem Büreau auf dem Artillerie=
Schießplatze bei Darmſtadt Reſtaura=
tionsgebäude
- angeſetzten Termin, wo=
ſelbſt
auch die Bedingungen von Morgens
8 bis Nachmittags 4 Uhr ausliegen, und
event. vor dem Termin einzuſehen ſind,
einzureichen.
Artillerie=Schießplatz bei Darmſtadt, den
16. Februar 1880.
Großherzogliche Garniſon=
Verwaltung.
1441)

.

) 5
Horz=-erſteigerung.
in den
Waldungen des Großherzoglichen Hauſes der Oberförſterei
Kranichſtein.
Es ſollen verſteigert werden:
1) Dienstag den 2. März l. J. von Morgens 9 Uhr an, bei Gaſtwirth
Brücher zu Arheilgen aus dem Diſtrict Luderplatte:
Scheiter. Knüppel. Reiſig.
Stöcke.
Rmtr. II. Cl. Rmtr. 100 Wellen. Rmtr.
Buchen.
594
226 228i
278
41
Eichen
8
118
50
2. Mittwoch den 3. März l. J. von Morgens 9 Uhr an, nach vorheriger
Zuſammenkunft an der Kreuzung des Dieburger Wegs und der Meſſeler Straße,
aus den Diſtricten Trudelheegſtück und Geishecke, ſowie das in verſchiedenen
Diſtricten der Forſtwarteien Kleeneck und Kranichſtein zerſtreut umherſitzende Dürr=
und Windfallholz:
Stämme.
Scheiter.
Knüppel.
Reiſig. Stöche.
Stück. Chm.
Rmtr.
Rmtr.
Wellen. Rmtr.
I.Cl. II. Cl.


Buchen
206 32
4
Birken
8
9 307
Eichen
29½12
Nadelholz
8
Erlen, Aspen, Linden

173
166
9
54.

3830
1380
230
190

64
74

Da das Dürr= und Windfallholz bei der Verſteigerung nicht= vorgezeigt werden
kann, ſo wolle man ſich wegen vorheriger Einſichtsnahme deſſelhen an die betr. Großh.
Forſtwarte wenden.
Darmſtadt, den 25. Februar 1880.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein,
v. Werner.
1787)

Verſteigerung.
Samstag den 28. d. Mts., Vor=
mittags
9 Uhr anfangend, läßt Herr
Architekt E. Harres dahier an Ort und
Stelle die auf ſeinen Bauſtellen an der
Riedeſelſtraße lagernden Werk= u. Brena=
hölzer
, beſtehend in:
6 Rmtr. Prügel= u. Stockholz,
200 Stück Wellen,

cirta 25 Stück Stamm= und Stangen=
holz
,. im Ganzen ca. 7 Cbmtr. enth.
(hierunter Kaſtanien, Akazien und
Rüſtern),
durch den Unterzeichneten gegen baare
Zahlung öſſentlich verſteigern.
Engel,
1788) Großh. Gerſchtsvollzieher.

[ ][  ][ ]

Feilgebotenes.
Raffee candirt!
in ſelbſtgebrannter, ſtets friſcher und aner=
kannt
beſter Qualität, empfiehlt M. 1.50
per ½ Kilo.
A. W. Prassel.

5 (Eine ſechsjährige ſchwarzbraune Stute,
J. E= fehlerfrei, ſehr gutes Zugpferd, zu
verkaufen. Von wem ? ſagt die Exped.

Zwei fehlerfreie, ſehr gute
Zugpferde (Stuten), 5 u.
7 Jahre alt, zu verkaufen.
Von wem? ſagt die Exped.

1688) Billige Fantoſſeln.
Eine Partie billige Frauen=Stramin=
Pantoffeln (Handarbeit) werden das Paar
zu 3 Mark abgegeben.
Bahnhofſtraße l, eine Stiege hoch.
Ebendaſ. ſind billige Lederwaaren zu haben.
1789) Ein gut erkaltenes Clavier iſt
billig zu verkauſen. Blumenſtraße Nr. 6
dritter Stock.

Dum An= und Verkauf von Liegen
2) ſchaften aller Art, als: Geſchäfts=
und Privathäuſer ꝛc, ſowie
zur Beſchaffung von Hypotheken,
zur Beſorgung von Commiſſionen
reeller Art
empfiehlt ſich uüter Zuſicherung prompter
und reeller Bedienung, ſowie unverbrüch=
licher
Verſchwiegenheit, gegen Berechnung
mäßiger Proviſion:
das Agentur= und Commiſionsgeſchäft:
W. A. Gaertner,
Soderſtraße 33 Parterre.
Die Hof=Buchhandlung von
Augusl Elingelhöſter
empfiehlt garantirt reinen, direkt impor=
tirten
chinestschen Thee, Ernte
1879, zu Ml. 7. 5.25, 4. 75, 3.75, 295,
215 u 245 pr. Pfund.
Theeepitzen Pid. M. 1.25., 90Pf.

796) Süße Oberheſſiſche Zwetſchen=
u
. Birnenlatwerge kann abgeholt werden.
Hochſtraße 26.

Rauchfleiſch & Roulade
bei
H. Hein, Ochſenmetzger,
Karlsſtraße 27.
1342)

E
Gute
8 Oberheſſiche Handkäſe
fortwährend bei Werner, Ballonplatz 4.

3

friſch eingetroffen.
Emanuel Fula.

Täglich 3 Ausgaben, nebſt Didaskalia und Verlooſungsblatt.
Pro März M. 2.20 mit Trägerlohn.
Neu eintretende Abonnenten erhalten daſſelbe bis Schluß Februar gralis. Einzelne
Nummern koſten 5 Pfg.
E Die Agentur: Ludwigsplatz Nr. 6. M.
1790) Ich habe eine Partie
Damen- a; Herren- Glacshandschuhe
zurückgeſetzt, die ich ſehr billig verkaufe.
Carl Horumann.

Nalne vo dellobe gonordone, ueht durchslehtiæ. abor nirkich sehaltvolle
321)
Aeberall als vorzüglich unerkannte
Tniversal-Alyoerin-Geife
empfehle fur Jedermann als milderte, billigete und fur die Gevundheit der Hanz
rutrüglichste Wavcheiſe por Stuok 15, Lo und d0 Pfe. Unentbehrlich zum
Waschen zur Hinder.
Fabrik von H. P. Beyschlag, Augsburg.
Alleinige Hiederlage bei Herrn Wilh. Schäfer in Darmstadt.

Abu

des Darmſtädter Pferdemarkts 2 M.,
der Oppenheimer Kirchenbaulotterie 3 M.

ſind in der Expedition dieſes Blattes zu haben.

Vermiethungen.
11080) Rückertſtraße Nr. 17 ein
Logis zu vermiethen.
103) Dieburgerſtraße 62 iſt eine
ſchöne Manſarden=Wohnung, 4 Piecen,
Küche, Keller ꝛc., ſofort zu vermiethen und
zu beziehen.

Vermiſchte Nachrichten.
1126) Gründl. Nachhilfe im Franzöſiſchen
wird von einem jungen Mann ertheilt.
Honorar pro Stunde 70 Pfg. Zu erfragen
in der Expedition d. Bl.

1792)
Frankfurt a. M.
Annoncen in alle Heitungen.
Maasenstein
E.

Vogler

Billige und reelle Bedienung.
Wirkſamſtes Arrangement.
10 Liebfrauenſtraße 10.

½.
Agemtur.
Eine Liqueur= und Punſch=Eſſenzen=
Fabrik von altem bewährtem Rufe ſucht
für den hieſigen Platz einen tüchtigen Ver=
treter
. Offerten beliebe man gub C. C.
2393 an Rud. Mause, Leipzio
einzuſenden.

1755) 15,000 bis 17,000 Mark
Vormundſchaftsgeld, ſind gegen doppelte
Sicherheit ſofort auszuleihen. Näheres bei
der Exp. d. Bl.

51

Dür einen gebildeten jungen Mann,
.
24 der nächſtens die Schule verläßt,
iſt in unſerem Geſchäfte eine Lehrlings=
ſtelle
frei. Selbſtgeſchriebenen Offerten
ſehen entgegen Wehmer & Fahr,
Holzhof=Allee 1.


Muf Oſtern wird für einen kleinen
S 11 Haushalt gegen hohen Lohn ein
C
anſtändiges Mädchen, das gut kochen kann,
geſucht. Gute Zeugniſſe erſte Bedingung.
Zu erfragen bei der Expedition.

1794) Ein Hüuschen zum Allein=
bewohnen
im öſtl. oder nördl. Stadttheil
mit Garten ohne Zwiſchenhändler zu kau=
fen
geſucht. Offerten unter K. F. 1794
beſorgt die Expedition d. Bl.

l.

[ ][  ][ ]

N. 41

auéN

E.

10

Er.
len
hunl

Im Sanlbau.
Rur Montag den 1. März:
EEinmaliges Auftreten s
es Reichszauberkünſtlers
Baron von Heroili.
Kaiſerl. Hofkünſtler aus Wien,
der neueſten Salon=Magie,
hyſik, Magnetismusu. Spiri=
smus
in bis jetzt hier noch nie
hener unnachahmlicher Weiſe
und Vollendung.
Decoration von J Tin=
L*

le in Paris: Salon in Trianon,

50
9
önt
wie ihn d=
re
1785 nach Angabe des Cardinals
2
mtoi
Rohan für den Grafen Caglioſtro hatte einrichten laſſen.
Zum Schluß: Darſtellung der großartigſten, hier nochnie geſehenen, wirklichen
Original=Geiſter= und Geſpenſter=Erſcheinungen
in unübertrefflicher Darſiellung. - Beſonders hervorzuheben iſt die Kirchhofsſcene
aus
Robert der Teuſelée.
Die Todten entſieigen den Gräbern und verwandeln ſich in Tänzerinnen.
Kaſſen=Preiſe: Sperrſitz (nummerirt) 2 M., 1. Rang 1 M., 2. Rang 50 Pf.
795)
Einlaß 7 Uhr. Anfang präcis 8 Uhr.

367
8
Kleidermacherinnen,
die perfect ſelbſtändig arbeiten können,
finden dauernde Stellung.
Puppenfabrik,
Ernſt Ludwigſtraße 29
3 Todes=Anzeige.
Freunden, Verwandten u. Bekannten
hiermit die traurige Nachricht, daß heute
Nacht meine liebe unvergeßliche Frau
Elisabetha Hof, geb. Kiefer,
rach ganz kurzem Krankſein ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
Beſſungen, den 26. Februar 1880.
Der tieftrauernde Gatte:
Karl Hof, Schreinermeiſter,
Die Beerdigung findet Samstag
den 28. Nachmittags 3 Uhr ſtatt.

1646)
Im Baale der Akademie für Tonkunſt
(Eliſabethenſtraße 36)
wird der Unterzeichnete am Montag den 1. März. Abends 8 Uhr, einen Vortrag über
Moxarts zDon Jmamée
halten und zwar über die Frage:Hat Dou Juan ein Gewiſſen ?u
Karten zu 1 Mark ſind zu haben in den Buchhandlungen der Herren Klingel
höffer, Schorkopf, Thies und Kühn, ſowie im Verlage der Politiſchen Reform,
Carlsſtraße 12.
Heinrich Becker.
eſſunger älterer Geſangverein.
Samstag deu 28. Februar d. J., Abends 8 Uhr:
Abend=Anterhaltung mit Canz
in der Reſtauration Harkwort.
Nichtmitglieder können durch Mitglieder eingeführt werden und haben Abends an
der Kaſſe ein Entre von 1 Mark zu zahlen.
1633)
Der Vorſtand.
H ä u ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Neustadt,
Fraße.

3 Lodes=Anzeige.
Allen Freunden und Bekannten die
ſchmerzliche Nachricht, daß unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Fräulein Marie Bässell
nach langem, ſchweren Leiden heute
Morgen 10 Uhr ſanft verſchieden iſt,
und bitten um ſtille Theilnahme
Darmſtadt, den 26. Februar 1880.
Georg Bäſſell,
Marie Bäſſell, geb. Hinlel.
Georg Bäſſell,
Luiſe Haumüller.
Die Beerdigung findet Sonntag
Nachmittag 3 Uhr vom Eliſabethen=
Stiſt, Erbacherſtraße, ſtatt.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 27. Februar.
4. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
Auf eigenen Füßen.
Geſangspoſſe in 3 Akten und 6 Bildern.
Muſik von A. Conradi.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach 9 Uhr.
Sonntag 29. Februar.
5. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
T a n n h ä u ſ e r
und der
Sängerkrieg auf der Wartburg.
Große romantiſche Oper in 8 Akten mit Ballet
von Richard Wagner.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Februar.
E. Strafkammer. 1. Sitzung vom 26. Februar 1880. Heute
wurden folgende Fülle abgeurtheilt: 1) Die Dienſtmagd Anna Maria
Schmehl von Langen=Diebach hat mit Anwendung eines falſchen Schlüſſels
die Thüre einer Collegin geöffnet und derſelben ein Zweimarkſtück ent=
wendet
. Sie iſt geſtändig und wird in eine Gefängnißſtrafe von vier
Monaten verurtheilt. 2) Adam Weyer, Fabrikarbeiter von Offenbach,
hat Ende December v. J., aus dem Arreſt entlaſſen, ſich Geld zuſammen=
efochten
, dasſelbe vertrunken und im Rauſche Rock, Hoſe u. Weſte geſtohlen.
Er iſt gleichfalls geſtändig und wird in eine Gefängnißſtrafe von einem
Jahre unter Aufrechnung von 6 Wochen Unterſuchungshaft verurtheilt.
Philipp Roth von Offenbach hat daſelbſt in einem Silbergeſchäft drei
ſilberne Kaffeelöffelchen im Taxwerthe von 9 Mark =geſtohlen und hat

dieſelben dem Jacob Boley in Offenbach für 1 M. 50 Pf. verkauft.
Jacob Boley iſt ſchon früher wegen gewerbmäßiger Hehlerei mit einem
Jahre Zuchthaus beſtraft worden. Der Angeklagte Philipp Roth wird
in eine Gefängnißſtrafe von 2 Monaten, der Hehler Jacob Boley in eine
Zuchthausſtrafe von einem Jahre 3 Monaten verurtheilt, dem letzteren
werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 2 Jahren ab=
erkannt
, und die Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht wird ausgeſprochen.
Jedem der beiden Verurtheilten werden 4 Wochen Unterſuchungshaft
tufgerechnet. 4) In Unterſuchungsſachen gegen Peter Müller und
Genoſſen von Nackenheim wegen Diebſtahls ſind die Angeklagten
ausgeblieben, die Verhandlung wird vertagt und Verfügungsbe=
fehl
erlaſſen. Der Portefeuillefabrikant Ludwig Krumm, ſein Sohn,
der Kaufmann Ludwig Krumm und Wilhelm Gödeke von Offenbach,
Gürtler, ſtehen wegen Zuwiderhandlung gegen das Muſterſchutzgeſetz vom
11. Januar 1876 in Unterſuchung. Gödeke iſt der Beihülfe angeklagt,

[ ][  ]

Die Firma Ed. Poſen u. Cie. in Offenbach ließ im September 1877 ein
Muſter zu Bügel und Schloß für Portefeuilleartikel geſetzlich ſchützen,
machte jedoch die Wahrnehmung, daß Nachbildung dieſes Muſters im
Inlande und beſonders im Auslande, England, verbreitet war. Ange=
ſtellte
Nachforſchungen ergaben, daß Vater und, Sohn Ludwig
Krumm dieſe Nachbildungen in den Handel gebracht, nachdem ſie
das Muſter bei Gürtler Gödeke entdeckt und denſelben die Nach=
bildungen
, hatten, herſtellen laſſen. Die Anklage geht, dahin:
a. daß Vater und Sohn Ludwig Krumm im Laufe der Jahre 1877ſ78
ein geſetzlich geſchütztes Muſter der Firma Ed. Poſen und Comp. zu
Offenbach - zu Bügel und Schloß für Portefeuille=Artikel - ohne
Genehmigung des Berechtigten nachgebildet, bezw. nachbilden ließen in
der Abſicht, dieſe Nachbildung zu verbreiten; b. daß Gürtler Wilh. Gödecke zu
Offenbach den Genannten zu dem obigen Vergehen dadurch wiſſentliche
Hulfe geleiſtet, daß er in deren Auftrag das geſchützte Muſter in mehreren
Dutzenden in der Nachbildung herſtellte. Als Experte wurde Portefeuille=
fabrikant
Mönch in Offenbach vernommen. Die Angeklagten Krumm wurden
von dem Rechtsanwalt Davidſohn von Offenbach, der Angeklagte Gödecke
von Rechtsanwalt Dr. Oſann vertheidigt. Fürzdie von der Firma Ed. Poſen
und Comp. angeſtrengte Nebenklage fungirte Rechtsanwalt Dr. Hofmann
von Offenbach als Anwalt. Während der Verhandlung ergab es ſich,
daß die Firma Eduard Loſen und Compagnie ſchon lange, bevor ſie um
Schutz ihres Muſters nachgeſucht, was im September geſchah, die gleiche
Waare verſendet hatte, nach Gödeke's Büchern ſogar 70 Dutzend, und
hat darauſhin Herr Staatsanwalt Haller Freiſprechung der Angeklagten
beantragt. Die beiden Vertheidiger nahmen ſich warm ihrer Clienten
an, und ſchloſſen, ſich dem Antrag der Staatsanwaltſchaft an.
Es wurde außerdem ein Gutachten des Sachverſtändigen=Vereins für
Heſſen, Württemberg und Baden, in Stuttgart in der Verſammlung ab=
gefaßt
, verleſen, und hat dieſer Verein ſich dahin mit allen gegen eine
Stimme ausgeſprochen, daß das beſprochene Muſter als Geſchmacksmuſter
nicht zu denjenigen gehöre, die ſich des Muſterſchutzes zu erfreuen hätten.
Der Gerichtshof trat den Ausführungen des Staatsanwalts bei, und
ſprach aus, daß es als feſtgeſtellt angenommen werden müſſe, daß vor
Ertheilung des Muſterſchutzes das Muſter ſchon in den Handel gebracht
und verbreitet worden ſei, und ſprach auf Grund der Beſtimmungen des
8 7 des Geſetzes, wonach die Anmeldung für den Muſterſchutz vor der
Verbreitung zu geſchehen habe, die Angeklagten von Strafe und Koſten
frei. Hiermit fiel die Nebenklage von ſelbſt zuſammen. Schluß
2 Uhr.
Die von Prof. König modellirte, wohl gelungene Büſte zum
Schmitz=Denkmal wird in Kürze an die Erzgietzerei abgehen. Das
von Keſſel und Röhl in Berlin aus Fichtelgebirg=Syemt gefertigte
Piedeſtal iſt bereits hier eingetroffen. Die Aufſtellung des Denkmales
T. A.
wird im Anfang des Sommers erfolgen
-. Im Eichwäldchen iſt nunmehr der zweite Brunnen hergeſtellt.
Um deſſen Ergiebigkeit zu prüfen, wird daraus und gleichzeitig aus dem
erſten Brunnen bereits ſeit einer Woche unausgeſetzt gepumpt. Letzterer
liefert bekanntlich circa 2000 Cubikmeter Trinkwaſſer binnen 24 Stunden,
welche Quantität gutem Vernehmen, nach auch der zweite Brunnen er=
gibt
, ohne daß der Waſſerſpiegel in Beiden ſich erheblich ſenkt. Das
Waſſer iſt von karer, ſehr guter Beſchaffenheit, ſo daß man nun unſere
Waſſerfrage als definitiv gelöſt betrachten kann. Die Herſtellung der
weiteren Brunnen, die Legung des Hauptzuleitungsrohrs und die Auf=
ſtellung
der Maſchinen dürften keine beſonderen Schwierigkeiten mehr
bieten und es ſind ſomit alle Ausſichten vorhanden, daß das Werk in
dieſem Sommer vollendet wird und damit die Stadt endlich in den Be=
ſitz
guten und geſunden Trinkwaſſers in ausreichender Menge gelangt.
Profeſſor Merelli, eben auf einer Tour durch die größeren
Städte Deutſchlands begriffen, gibt kommenden Sonntag und Mon=
tag
auch hier im großen Saale des Saalbaus Vorſtellungen in der
höheren Magie. Eine Reihe uns vorliegender Blätter ſprechen ſich
höchſt anerkennend über die Leiſtungen des Herrn Merelli aus, der ohne
viele Apparate die überraſchendſten Stücke zur Ausführung bringt, und
glauben wir hiernach den Beſuch ſeiner Vorſtellungen nur empfehlen zu
dürfen.
Der von dem Director Herrn Thomas conſtruirte Dampf=
Perſonenwagen wurde am verfloſſenen Samstag in Eßlingen
einer Probe unterzogen und durchaus probat gefunden. Derſelbe ſoll
nun demnächſt auf der Strecke Darmſtadt=Erbach (Odenwaldbahn) in
Betrieb genommen werden, und wenn er ſich dort bewährt, auch auf der
Oberheſſiſchen Bahn Verwendung finden, da er auf Bahnen mit geringem
Verkehr große Vortheile bietet.
Kutſcher Deubert von Kaſtel, welcher am 15. Auguſt v. J.
in Folge Offenlaſſung einer Barriere der Rheinſtraße zu Mannz ſammt
ſeinem Wagen durch einen Güterzug überfahren wurde, hat bekanntlich
wegen ſeiner Entſchädigungsanſprüche Klage gegen den Verwaltungsrath
der heſſ. Ludwigsbahn erhoben. Er verlangte als Entſchädigung während
der 7 Sommermonate 25 Mark und während der 5 Wintermonate
12 Mark täglich. Das Gericht verurtheilte die Bahn zur Zahlung einer
täglichen Rente von 9 M. bis zur vollſtändigen Heilung des noch immer
kranken Kutſchers.

Am Montag Abend gegen 11 Uhr wurde auf einen aus dem
Wirthshauſe heimkehrenden Einwohner von Lorſch ein Revolverſchuß ab=
gefeuert
, welcher denſelben in das linke Auge traf und ihm das Naſen=
bein
zerſchmetterte. Das Auge des Verletzten dürfte für immer verloren
ſein, es wird ſogar an dem Aufkommen des Unglücklichen gezweifelt.
Die That geſchah, wie man hört, in ganz überlegter Weiſe und ſollen
Zwiſtigkeiten im Wirthshauſe die Urſache dazu geweſen ſein.


Sterblichkeitsſtatiſtik. In der Woche vom 8. bes
14. Februar verſtarben in Mainz mit Caſtel 34, in Darmſtadt mit
Beſſungen 19, in Offenbach 13, in Worms 9, in Gießen 13 Perſo=
nen
. Hiervon verſtarben an Diphteritis 5 (1 in Mainz, 2 in Darm=
ſtadt
, 1 in Offenbach, 1 in Gießen), an Keuchhuſten 1. (in Mainz)
an Unterleibstyphus 2 (in Mainz), an Diarrhöe und Brechdurchfall
3 (1 in Mainz, 1 in Worms, 1 in Gießen), an Wochenbettkrank=
heiten
1 (in Mainz).) an Lungenſchwindſucht 17 (5 in Mainz, 2 in
Darmſtadt, 4 in Offenbach, 2 in Worms, 4 in Gießen), an entzünd=
lichen
Krankheiten der Athmungsorgane 11 (5 in Mainz, 3 in Darm=
ſtadt
, 2 in Offenbach, 1 in Gießen), an Schlagfluß 5 (2 in Darm=
ſtadt
, 2 in Offenbach, 1 in Worms), durch gewaltſamen Tod 2 (1 in
Darmſtadt, 1 in Worms).

5

- Wie das F. J. aus Göſchenen berichtet, waren im Gotthardt=
tunnel
am 25. Februar nur noch 33 Meter zu durchbohren. Der
Durchſchlag ſoll am 1. März erfolgen.

ſ2

Tages=Kalender.
Freitag 27. Februar: 14. Verſammlung der Mitglieder des Localgewerb=
vereins
Darmſtadt; Tagesordnung: 1) Referat des Herrn Beigeord=
neten
Riedlinger. 2) Referat des Herrn Kleinjung.
Samstag 28. Februar: Abend=Unterhaltung mit Tanz des Beſſunger
älteren Geſangvereins. - Ball der Vereinigten Geſellſchaft.
Sonntag 29. Februar: 20. ordentliche Generalverſammlung des Seibel=
ſchen
Kranken= und Sterbekaſſe=Vereins für Darmſtadt und
Beſſungen.
Montag 1. März: Vortrag des Herrn Heinrich Becker über Mozarts
Don Juan.-
Einmaliges Auftreten des Reichs=Fauberkünſtlers Ba=
ron
von Merelli.
Mittwoch 3. März: Dramatiſch=muſikaliſche Aufführung im großen Saale
des Saalbaus, zum Beſten der armen Lehrerwittwen des Großherzog=
thums
, veranſtaltet von Studirenden der techniſchen Hochſchule.
Generalverſammlung des Bürgervereins.
Samstag 6. März: 8. Stiftungsfeſt des Kaufmänniſchen Vereins.
Am 12., 13. und 14. April: Darmſtädter Frühjahrs=Pferde= und Fohlen=
Markt mit Verlooſung.

1¼
12

Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß, geöffnet Sonntags
von 11-1 Uhr, Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag von
11-12 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet täglich von 9-12 Uhr ſi
Vormittags und (außer Samſtags) von 2-4 Uhr Nachmittags.

Fremdenverkehr in Darmſtadt.
Im Hotel Traube. S. E. Graf zu Pſenburg=Büdingen= Phi=
lippseich
, Oberſt und Commandant von Metz. Freiherr v. Röder zu
Diersburg, Oberſt und Platz=Commandant von Darmſtadt. Herzog,
Major aus Oeſterreich. Herzog, Kaufmann von Liverpool. v. Grolman,
Aſſeſſor von Worms. Ludowski und Familie, Hütenbeſitzer von Arbach
bei Neuwied. Donald Hindry und Ch. B. Woolach, Rentner von
Canada. H. Hauers, Kaufmann von Bremen. Frau G. C. Druſy,
Frau Brown, G. H. Heßworth und Gemahlin, Rentner, Frau Macn
und Tochter, John Macy, ſämmtlich von New=York. G. Merelli und
Gemahlin, Profeſſor der Magie von Wien. Otto Benſemer von Plauen,
R. Kolbe von Zittau Roſenthal von Aachen, Lerch von Hamburg,
Bredenbrinker von Muͤnchen, Wolfſen von Berlin, Kaufleute. Koch,
Fabrikant von Gießen. Raick von Lüttich, Gerh. Brandt von Kettwig
Kaufleute. Wilhelm Lenner, Großhändler von Wien. Staudt von Mainz,
Ezold von Berlin, Kaufleute. Lang, Referendar von Wiesbaden. Mumm,
Kaufmann von Cöln. Clemen, Fabrikant von Elberfeld. Schiefer von
Breslau, G. Korte von Herford, H. Enders von Chemnitz, Frank von
Cöln, H. Klumm von Mainz, Reuthner von Leipzig, N. Sußmann von
Berlin, Rohrig von Bingen, Nolte von Stuttgart, Lehmann von Apolda,
Hauſer von St. Gallen, Rupp von Herborn, C. Bruns von Cöln,
Kaufleute.

Gold=Courſe.
Holländ. fl. 10 Stücke 16 M. 65 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 35- 40 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 20-24 Pf. Dollars in Gold 4 Mi19-21 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.