Darmstädter Tagblatt 1879


12. Juni 1879

[  ][ ]

Abonnemenlspreis
ſhlich 6 Mark indl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen-Poſt=
Amtern Beſiellungen entgegengsnom=
men
zu 1 Mark 50 Pj. pro Quartal
incl. Poſlauiſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

142. Jahrgang.

Inſerate
werden angenommnem in Darmſtadt
von der Expedilion, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18. lowie auzwärtz
von allen ſoliden Annoncen= Erpe=
ditionen
.

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizelamts Darmſtadt.
N6 112.
Donnerſtaa den 12. Juni.
157D.

5001)
Bekanntmachung.
In Gemäßheit heute in dem hieſigen
Firmenregiſter erfolgter Eintragung wird,
hiermit Nachſtehendes zur öffentlichen Kennt=
niß
gebracht:
1) Kaufmann Wilhelm Pfeil (Vater) hat
die von ihm bis dahin unter der
Firma Wilhelm Pfeil auf hieſigem
Platze, betriebene Cigarren= und
Rauchrequiſiten=Handlung ſeit dem
1. Mai 1879 an Kaufmann Wilhelm
Pfeil (Sohn) mit Activen u. Paſſiven
abgetreten, und betreibt letzterer ſolche
von dieſem Tage an unter der Firma
Wilhelm Pfeil; als Alleininhaber
weiter.
2) Kaufmann Georg Blacha betreibt auf
hieſigem Platze ſeit dem 6. Januar
1879 unter der Firma Gg. Blacha
eine Handlung mit Tabak, Wein in
Flaſchen, Selterſer= und Sodawaſſer
als Alleininhaber.
3) Frau Mathilde Ruhland betreibt auf
hieſigem Platze mit Einwilligung ihres
Ehemanns unter der Firma M. Ruh=
land
ſeit dem 3. April 1879 eine
Handlung mit Colonialwaaren, Tabak
und Cigarren als Alleininhaberin.
4) Ferdinand Voigt und Adam Biringer
betreiben auf hieſigem Platze ſeit dem
15. März 1879 unter der Firma
Voigt & Biringer eine Maſchinen=
fabrik
als gleichberechtigte Theilhaber.
Jeder derſelben iſt für ſich allein be=
fugt
, die Firma zu vertreten und zu
zeichnen.
Darmſtadt, den 26. Mai 1879.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Joſt,
Königer,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.

Main=Neckar=Eiſenbahn.
Verſteigerungabgängiger Bau=
materialien
.
Mittwoch den 18. I. Mts., Vormit=
tags
9 Uhr, ſollen im Main=Neckar=
Bahnhofe dahier gebrauchte Thore von Holz

und Eiſen, Geländer, Thüren, Fenſter,
Treppen, Thorbeſchläge und ſonſtige ab=
gängige
Baumaterialien unter den bei der
Verſteigerung bekannt gemacht werdenden
Bedingungen an den Meiſtbietenden öffent=
lich
verſteigert werden.
Wegen Einſichtnahme wolle man ſich an
den Hauptmagazins=Verwalter dahier wenden.
Darmſtadt, den 7. Juni 1879.
Der Betriebs=Inſpektor.
5002)
Geſſner.
5003)
Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag des Hofſchloſſer=
meiſters
Karl Schnabel und Paufmanns
Heinrich Störger laſſen dieſelben ihre an
der Stadtallee belegenen, im Stadtplan
Artillerieſtraße bezeichneten Bauplätze
und zwar:
⬜Mr.
Flur. Nr.
715
8
637 Bauplatz,
100
4o0
8
644 Bauplatz,
100
455
8
644 Baup latz,
0o0
770
8
425 Bauplatz,
10o
715⁄₈
8
100 769 Bauplatz,
8 780
588 Bauplatz,
100
8 785
100 587 Bauplatz,
8 790
581 Bauplatz,
¼100
Montag den 23. Juni 1879,
Vormittags 10 Uhr
öffentlich an den Meiſtbietenden mit
unbedingtem Zuſchlag
verſteigern. Der desfallſige Theilungsplan
liegt bei der unterzeichneten Stelle zu Feder=
manns
Einſicht offen.
Darmſtadt, den 10. Juni 1879.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.
Bekanntmachung.
Montag den 16. d. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr, werden in der kl. Ochſen=
gaſſe
Nr. 13: 2 Nähmaſchinen, 1 Kleider=
u
. 2 Küchenſchränke, 1 kleiner u. 1 runder
Tiſch, 3 Wanduhren, 2000 Stück Cigarren,
u. 1 Kinderwagen gegen baare Zahlung
verſteigert.
Darmſtadt, den 4. Juni 1879.
4778)
Naumann.

Bekanntmachung.
Der geräumige gewölbte Keller unter
dem Schulhaus, Ecke der Karls= und Nie=
der
=Ramſtädterſtraße ſoll
Montag den 16. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr,
auf dem Rathhaus öffentlich anderweit
verpachtet werden.
Die Bedingungen liegen daſelbſt zur
Einſicht offen.
Darmſtadt, den 6. Juni 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
4961)
Ohlh.
Bekanntmachung.
Montag den 16. d. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr,
ſollen auf hieſigem Rathhauſe 27 Ehm.
Roßberger Baſaltſteine, 1. Qualiät, in
Submiſſion vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
bis dahin auf hieſigem Rathhauſe offen.
Beſſungen, den 6. Juni 1879.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
4825)
Nohl.
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
den Georg Lehr IV. Eheleute zu Beſſungen
zuſtehenden Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
I. 395¼₀. 107 Hofraithe, Friedrich=
ſtraße
,
I. 395⁄₁₀ 74 Bauplatz daſelbſt,
VIII. 261 1475 Acker am krummen
Berg
Montag den 28. Juli d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,
auf hieſigem Rathhaus öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Beſſungen, den 10. Juni 1879.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
5004)
Weimar.

Feilgebotenes.
1453) Obergaſſe 40 iſt guter Ochſen=
ſt
zu verkaufen.
285

[ ][  ][ ]

R 112
1086
Doutscher del-Glanzhaok
aus der Fabrik von G. C. Hisgen,
Farbenwerk Naßmühl bei Hanau.
Vorzüglich für Fußboden=Auſtrich.
Derſelbe trocknet in wenigen Stunden glashart, erhält ſchönen Glanz, iſt leicht
aufzuſtreichen und der großen Dauerhaftigkeit wegen jedem anderen Lack vorzu=
ziehen
.
In Original=Blechflaſchen 2, 5 und 10 Pfund zu haben bei:
G. P. Poth, Bleichſtraße,
Ph. Weber, Carlsſtraße Nr. 24,
Georg Lerch, Ludwigsplatz,
Franz Ebert, Arheilgerſtraße,
G. Philippi, Marienplatz.
(3745
Ressungen: Ang. Marburg.

5
HOPOION

in großartiger Auswahl
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Goldtspetem von 60 Pfennig an,
Glauztapetem, 40

Schützenſtraße
A. Säbzop
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Freunden und Bekannten, ſowie einem geehrten Publikum die ergebenſte Anzeige,
daß ich die Restauration Müller, Schirmgaſſe 16, übernommen habe. Bei
reeller, billiger Bedienung wird es mein Beſtreben ſein, meine Gäſte mit vorzüglichem
Kronenbier, reingehaltenen Weinen, gutem Apfelwein, kalten u. warmen Speiſen
Achtungsvollſt
zufrieden zu ſiellen.

5006)

J. Nold.

andirten Haffee

feinſte Qual. M. 150 per ½ Kilo bei
2
4 H. W. Prassel.

Feine Glanz- und Gold.
Lapsten
zurückgeſetzt, unterm Fabrikpreis.
Schulſtr.
w. SGRhIdl,
1.

Campher,
Motten-Essenz,
Wanzen-Tinktur
billigſt.
A. 1. Foth,
4535)
Bleichſtraße.

S.
SEmser Pastillen.
aus den festen Bestandtheilen des
Emser Wassers unter Leitung der
Administration der König Wil. Felsenquellen bereitet, von
bewährter Heilkraft gegen dei
Leiden der Respirations- u. Ver-
dauungs
-Organe, in plombirton
Schachteln mit Controllstreiten
vorräthig in Darmstadt bei
Apotheker E. Calmberg und bei
Dr. L. Tenner’s Adler-Apotheke.
Engros=Versandt: Magazin der
Emser Felsenquellen in Cöln.

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Hunyadi Janos), pro Flaſche 50 Pfg.
aus der Fabrik künſtlicher Mineralwaſſer
von Wuck., Sehaefer,
Martinſtraße 14.
3117)
Niederlagen in den Apotheken der Herren
Merck, Scriba u. Lauer, ſowie bei den
Herren Friedr. Schaefer, Fr. Ebert.
Fuhrmannsſtraße.

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Für Säuglinge, Ammen, Kinder, Kranken
überhaupt für alle Zwecke, wo Haferſchleim
verwendet wird, iſt dieſe Hafergrütze als
vorzüglich zu empfehlen.
Stetsfriſch vorräthig in Originalblechbüchſen
von 14 u. 7 Pfund und offen bei
Emanuel Fuld.

1418)
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Gkeh t uu tte
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aller Art, als: Geſichts=, Bruſt=, Hals= u.
Zahnſchmerzen, Kopf=, Hand= u. Fußgicht,
Gliederreißen und Lendenweh.
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1 6300)
60 Pfo. bei
G. Liehlg Gohn, Louiſenſtr. 14.
ReinesMalzextract
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Malzbruſthonig,
gegen Huſten und Heiſerkeit ꝛc.
Niederlagen bei den Herren W. Manck,
Ballonplatz 5; G. Philippi, Neckarſtr. 28,
3124)
Fr. Pröſcher, Kirchſtraße.
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ſchwarzer Hund, Leonberger Race,
Jahre alt, wird für 35 M. abgegeben.
Promenadenſtraße 49.

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4407)
Ludwigsplatz 7.
Alle Sorten natürl.
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G. P. Poth,
Bleichſtraße.
4621)
4411) Beginn der Milchkur Mor=
gens
und Abends nach 6 Uhr. Grün=
fütterung
iſt vorgeſehen. Dieburgerſtraße 45.
4932) Eine Gas=Einrichtung mit
Lüſtre und Lampen iſt umzugshalber
billigſt abzugeben. Näheres Wilhelminen=
ſtraße
3 parterre rechts.

[ ][  ][ ]

E. 112

1087

Heueste Oommer-Costume
4927)
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Frankfurt a. M.
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Qualität unter Garantie.

Bauarbeiten
geben. Näheres in der Expedition.
4851) Obergaſſe 16 eine friſchmel=
kende
Ziege zu ve kaufen.
RRahmkäs)
in ſchöner, reiſer Waare empfiehlt

G. P.

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Haufen Dung zu verkaufen.
leichteres Pferd zu verkaufen.
Näheres bei der Expedition.
Hinterbau, 2. Stock.

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Firma: Heinr. Jochheim, Hügelſtraße I.
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4
beſtehend aus Salon, 6 Zimmern, 3 Man=
von
Hſſarden ꝛc., auf Wunſch auch Stallung, bis
per HAnfang Juni zu vermiethen.
1671) Rheinſtraße 47 ein großes
ohne
4cent=M Magazin, ca. 100 ⬜Mtr., nebſt Werkſtätte.
2959) Eliſabethenſtraße 44 bel Etage
möbl. Zimmer einzeln zu vermiethen.
3025) Hochſtraße 27 die Beletage
Orhles Peend zu vermiethen. Räheres in der
Manſarde daſelbſt.
.
KT
3026) Beſſungen. Heidelberger=
ſtraße
105 der mittlere Stock, 4 Zimmer,
gegen Uebernahme eines Bauplatzes zu ver= Küche und alle Bequemlichkeiten, ſofort zu
beziehen. Preis 350 M.
3069) Kapellplatz 14.
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1Salon und 6 Zimmer, v. 1. Juni beziehbar.
3731) Rheinſtr. 47 ein geräumiger
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Wohnung. Näheres 1. Stock.
3825) Ecke der Kies= u. Hochſtraße 34
iſt der mittlere Stock, beſtehend in 3 Zim=
mern
nebſt Zubehör, zu vermiethen. Nähe=
res
im Laden daſelbſt.
h.
3838) Niever=Ramſtädterſtraße 43
4903) Ecke der Caſino= und Bleichſtraße. iſt ein kleines Logis für 1 bis 2 Perſonen
haus) iſt eine Ziege ohne Hörner und ein! 3840) Soderſtr. 51 ein ſchön möblir=
tes
Parterrezimmer zu vermiethen.
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freundl. möbl. Zimmer ſofort zu verm.
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4748) Louiſenſtraße 2 parterre ein
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4855) Roßdorferſtraße 27 iſt ein
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Bequemlichkeiten an eine ruhige Familie zu
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4874) Heinrichſtraße 47 eine bel Etage
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u. 3. Stock, je 4 Zimmer, Glasabſchluß,
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2 Zimmer, Küche u. Keller, gleich zu be=
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Zimmer mit oder ohne Penſion.
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Vermiſchte Nachrichten.

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A. Federlin, Küfermeiſter.

[ ][  ]

R 12
1090

Angehörigen zu fixiren, indem nur dann der Wucherbegriff und die
Wucherbeſtrafung der richtigen Willkür entzogen wird, ſo iſt der bereits
rechtsgiltig im Staate beſtehende geſetzliche Zinsfuß auch die richtige
Zinstaxe.
E3 iſt richtig, daß dieſer landesübliche Zins, weil er der Durch=
ſchnittspreis
iſt, für die beſonderen Verhältniſſe der Unſicherheit insbe=
ſondere
bei den kleinen und Nothdarlehen nicht ausreicht, und daß alſo
die kleinen Leute bei dieſer Zinstare Gefahr laufen, kein Geld geliehen
zu erhalten. Allein daraus folgt noch nicht die Verwerflichkeit der
Zinstaxe, ſondern die Nothwendigkeit, dieſen kleinen Leuten Geld zum
landesublichen Zinsfuße zugänglich zu machen, weil ſie ſonſt immer der
Ausbeutung durch den Wucher verfallen. Daß eine ſolche Organiſation
des Creditweſens, wenigſtens für alle productive Arbeit, aber möglich
iſt, haben wir ſchon wiederholt dargethan, und wenn den leichtſinnigen
Schuldenmachern und Verſchwendern das Geld geſperrt wird, ſo iſt dies
nur im Intereſſe Aller und ihres eigenen. Auf der anderen Seite iſt aber doch
auch ſchon im landesüblichen, reſp. geſetzlichen Zinsfuße, eben weil er die
Durchſchnittszinshöhe alles Darlehensgeſchäftes im Staate darſtellt, den
beim kleinen Darlehen obwaltenden realen Verhältniſſen bezüglich der ge=
ringeren
Sicherheit ꝛc. bis zu einem gewiſſen Grade wenigſtens Rechnung
getragen, indem derſelbe in der Regel höher ſteht, als der für den Geld=
verkehr
im Großen, im Bankgeſchafte gegebene und genommene Zins.
Es iſt daher nicht richtig, wenn behauptet wird, die geldbedürftigen klei=
nen
Leute würden bei einer ſolchen Zinstaxe gar kein Geld mehr erhal=
ten
können, weil die Darleiher in der erlaubten Zinshöhe keine Deckune
für die größere Verluſtgefahr beſitzen würden. Dieſe im angeblichen
Intereſſe der kleinen Leute gegen die Zinstaxe vorgebrachten Einwendungen
beſitzen unſerer Meinung nach durchaus keinen realen Boden. Eher
dürfte der wahre Grund, warum man ſich dagegen ſträubt, das In=
tereſſe
der gewerbsmäßigen Geldverleiher ſein, deren bisheriger unrecht=
mäßiger
Gewinn allerdings durch eine Zinstaxe Einbuße erleiden würde

Bermiſchte Mitthellungen.
Darmſtadt, 12. Juni.
Zu Ehren des Kaiſerlichen Jubelfeſtes fand geſtern im Fürſten=
lager
zu Auerbach Großherzogliche Familien=Tafel ſtatt, an welcher
ſämmliche dahier wie in Jugenheim anweſende Mitglieder des Großherzog=
lichen
Hauſes ſowie Graf und Gräfin Schönberg theilnahmen.

Am geſtrigen Feſttage war der Fahnenſchmuck namentlich
in der Rheinſtraße ein ſehr allgemeiner. Das Poſtgebäude war aufs
Reichſte mit Fichten=Guirlanden und Flaggen bekränzt. Einen anziehenden
Anblick bot wiederum der Blumenflor, mit welchem Herr W. Schwak
ſeine Haus=Façade geziert hatte.
- Das Großh. Regierungsblatt Nr. 20 vom 11. Juni ent=
hält
: Geſetz, die Ausführung der deutſchen Civilprozeßordnung und Con=
curZordnung
betr.
O Schneller als man erwarten durfte hat die evangeliſche
Landesſynode die Geſangbuchsfrage erledigt, indem ſie am
Mittwoch den einſtimmigen Beſchluß faßte, den vorgelegten Entwurf zur
facultativen Einführung anzunehmen, jedoch von der Niederſetzung einer
beſonderen Commiſſion, behufs endgültiger Redaction, mit allen gegen
17 Stimmen Abſtand nahm, dagegen mit allen gegen 6 Stimmen das
Kirchenregiment ermächtigte, unter Berückſichtigung der in der Debatte
ausgeſprochenen Wünſche, die Schlußredaction unter Zuziehung des Ver=
faſſers
des Entwurfs vorzunehmen. Weiter gelangte der Antrag des
Abg. v. Wachter, das Verlagsrecht des Geſangbuchs betreffend, zur
Verhandlung, welche damit ſchloß, daß die Staatsregierung erſucht wurde,
der evangeliſchen Kirche das Verlagsrecht des neuen Geſangbuchs nicht
beanſtanden zu wollen.
- Herr Kaufmann Böttinger in der Wilhelminenſtraße hatte
am Dienſtag Abend eine geſchmackvolle Illumination ſeiner Schaufenſter
veranſtaltet und in einem derſelben durch Stoffe in den deutſchen Reichs=
farben
eine hübſche Gruppirung hergeſtellt, auf der die lorbeergeſchmückte
Büſte S. M. des Deutſchen Kaiſers ruhte; den paſſenden Hintergrund
bildeten hohe Blattpflanzen mit Blüthenbäumchen dazwiſchen.
Der frühere Landtagsabgeordnete Herr M. Edinger in Worms
feierte geſtern ſeine ſilberne Hochzeit.
Das von den Reſerve= und Landwehroffizieren zu Worms dem
verſt. Premierlieutenant Neßling gewidmete Denkmal, in rothem Sand=
ſtein
von Bildhauer Ph. Bender zu Worms ausgeführt, ſoll am 22. Juni
auf dem hieſigen Friedhof aufgeſtellt werden.
44 Von Sonntag auf Montag Nacht wurden in den Gärten am
Soderweg in der Nähe der ſtädtiſchen Waſſerhebungsmaſchine ſämmtliche
Blumen entwendet, vermuthlich um andere Gärten damit zu
ſchmücken.

- Das Großh. Oberconſiſtorium hat an die evangeliſchen
Pfarrämter des Großherzogthums nachfolgendes Ausſchreiben erlaſſen:
Wir beauftragen Sie, am nächſten Sonntag in das vormittägige Kirchen=
gebet
nach den Worten: was er zu Deutſchlands Ehre und Wohlfahrt
unternimmt; einzuſtellen: Gnadenreicher Gott! Du haſt den geliebten
Herrſcher in dieſen Tagen den fünfzigſten Jahrestag ſeiner Vermählung
erleben und feiern laſſen und haſt an ihm wahr gemacht das Wort
Deiner Verheißung: Ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr
grau werdet. Ich will es thun, ich will tragen und helfen und erretten.
Wir danken Dir für dieſe Deine große Güte und bitten Dich, ſegne fort
und fort unſern Kaiſer und ſeine hohe Gemahlin. Laß ſie noch viele
freudenreiche Tage ſehen und nimm ſie in Deinen allmächtigen Schutz
bis zu ihres Lebens Ende.
In Folge Beſchluſſes der Stadtverordnetenverſammlung vom
20. Mai d. J. iſt geſtern ſeitens des hieſigen Stadtvorſtande=
nachſtehende
Adreſſe an Seine Majeſtät den Kaiſer Wil=
helm
und Ihre Majeſtät die Kaiſerin Auguſta abgegangen.
Die Adreſſe iſt von Herrn Buchhalter L. Hahn in kalligraphiſch kunſt=
und geſchmackvoller Weiſe ausgeführt und von dem Oberbürgermeiſter
und den beiden Beigeordneten unterzeichnet.
Kaiſerliche Majeſtäten,
Wenn Millionen Deutſcher den Gefühlen der Freude und Verehrung
Ausdruck geben, welche ſie bei der Feier der goldenen Hochzeit ihres hoch=
verehrten
Kaiſerpaares beſeelen, ſo wird es auch der Curen Kaiſerlichen
Majeſtäten aufrichtig ergebenen Stadt Darmſtadt geſtattet ſein, ihre aller=
unterthänigſten
Glückwünſche zu dieſem frohen Feſte darzubringen. Wohl
iſt es ſchon in bürgerlichen Kreiſen ein frohes und ſeltenes Feſt, wenn
Gatten den fünfzigſten Jahrestag ihrer Vereinigung feiern, auf welche
ſie, umgeben von Kindern und Enkeln, als den Beginn ihres glücklichen
Ehelebens mit Freude und Stolz zurückblicken. Wenn aber, wie hier,
der vor fünfzig Jahren geſchloſſene hohe Bund nicht blos das Glück
zweier Menſchen und ihrer Familie, ſondern mit dem ihn begleitenden
Segen auch das Glück einer ganzen Nation erhöhte, ſo hat dieſe zur Feier
des Tages doppelten Anlaß. Sie feiert denſelben in den Gefühlen treueſter
und innigſter Anhänglichkeit, die das deutſche Volk gegen das hohe
Herrſcherpaar hegt, welches ja ebenſo innig auch an Freud und Leid des=
ſelben
allzeit Antheil nimmt. Sie feiert ihn aber auch in dem Dank zu
Gott, der Ew. Majeſtäten jetzt nicht nur auf 50 Jahre glücklichen
Familienlebens, ſondern auch auf 50 Jahre des gemeinſamen treuen
Schaffens zum Wohl des deutſchen Volks auf den verſchiedenſten Ge=
bieten
des öffentlichen Lebens zurückblicken läßt. Möge er die Glück= und
Segenswünſche in Erfüllung gehen laſſen, welche in ganz Deutſchland
aus dieſem frohen Anlaß empfunden und ausgeſprochen werden und wel=
chen
ſich die Stadt Darmſtadt hiermit in Unterthänigkeit anſchließt.
In tiefſter Ehrerbietung verharren
Eurer Kaiſerlichen Majeſtäten
allerunterthänigſte
Darmſtadt, 11. Juni 1879.
Vertreter der Stadt Darmſtadt.

Geſtern Abend gegen 6 Uhr geriethen die Kleider der Ehefrau
des Uhrmachers T., als ſie eben einen Laden in der Obergaſſe verlaſſen
hatte, plötzlich in helle Flammen. Zwei beherzte Männer warfen, die
erhaltenen Brandwunden nicht ſcheuend, die Brennende zu Boden und
erſtickten das Feuer, welches wohl der Frau erhebliche, jedoch keinenfalls
gefährliche Verletzungen zugezogen haben dürfte.
L. Die Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen ſah ſich in Folge
Intervention mehrerer Bewohner des mittleren und ſüdlicheren Theils
von Beſſungen veranlaßt, bei der Oberpoſtdirection in Darmſtadt um
Anbringung eines weiteren Briefkaſtens an dem Bäcker Jacoby=
ſchen
Hauſe nachzuſuchen. Dieſe Behörde ging, unterſtützt von dem der=
maligen
hieſigen Poſtſekretär, auf das Geſuch ein. Bäcker Jacoby, der
ſeine Zuſtimmung, den Briefkaſten an ſeinem Hauſe anbringen zu laſſen,
dem Großh. Bürgermeiſter gegenüber ausgeſprochen, nahm dieſe jedoch,
als der Schloſſer im Begriffe war, den Kaſten anzubringen, wieder zu=
rück
, demzufolge wurde nun der Kaſten am Eingange des Rath=
hauſes
angebracht, worauf wir das im ſüdlichen und weſtlichen Theile
Beſſungens wohnende Publikum aufmerkſam machen.
- Am Dienstag früh ließ bei Bickenbach ein Mann von dem von
Heidelberg kommenden Zug ſich überfahren und wurde ihm der
Kopf vom Rumpfe abgetrennt.
Die ſelbſtſtändigen Gewerbetreibenden des Buchbinderhandwerks
zu Offenbach conſtituirten ſich am 10. d. zu einer Innung; von den
daſelbſt domicilirenden 14 ſelbſtſtändigen Buchbinder=Meiſtern waren 11
ſofort beigetreten und werden die Uebrigen erſucht ſich ebenfalls der
Innung anzuſchließen.
Ende v. Woche ſtürzte bei Nierſtein ein brennender Backſtein=
ofen
zuſammen und begrub unter ſeiner Gluth mehrere Arbeiter.

Tages=Kalender.
Samstag 14. Juni: Drittes Concert des Mozart=Vereins im Garten des
Saalbaus. Concert der Vereinigten Geſellſchaft.
Sönntag 15. Juni: Waldparthie der Turngemeinde Beſſungen nach dem
Herrgottsberg. - Ausflug nach Pfeddersheim des hiſtoriſchen Vereins
für das Großherzogthum Heſſen. - Waldparthie an der Ludwigsbuche
des Geſangvereins Liedertafel.

Fremdenverkehr in Darmſtadt.
Darmſtädter Hof: Mr. und Mrs. Elkington aus England.
Bonhard, Dekan aus Offenbach. Cellarius, Landrichter aus Hungen.
Dr. Schürer, Dr. Harnack und Köllner, Profeſſoren aus Gießen.
Dieffenbach, Oberpfarrer aus Schlitz. Kullmann, Bezirksſtrafrichter aus
Gießen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.