Darmstädter Tagblatt 1878


08. November 1878

[  ][ ]

Darmſtaͤdter Taablalt.

Wenaementnpren
ſhrlich 6 Mark inck Bringerlohn
Auswuͤrtz werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 80 Pf. pro Quartal
nel Poſtaufſchlag und Beſtellgaoblhe.

(Frag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Anſerate
Edaagenommer nDarnſad
vn de Stpedition, Rheuſtr. Rr. V.
WBeſſungen von Friede Bohez.
Holzſtraße Nr. 18. ſwie anzwirz
da allm ſollden AnnoneaEppe
Nna.


141. Jahrgang.
Amtliches Graan für die Belkanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

22.

Freitag den 8. November,

1878

Fortſetzung der Gemälde=Verſteigerung.
Freitag den 8. November, Vormittags 9 und Nach=
mittags
2 Uhr.
werden im Gartenſaale des Darmſtädter Hofsu Originalölgemälde von
bedeutenden Meiſtern wegen Abreiſe gegen baare Zahlung verſteigert.
2
M. Neuſtadt, Hof=Tapator.
8

2 mit und ohne Lederſohlen in aner=
Filzschuhet
kannt vorzüglichem dauerhaft und
elegant gearbeitetem Fabrikat offeriren nebſt
von Filz, Roß=
GesumdhertssOhIEU haar, Stroh u.
Kork mit oder ohne Flanell in großer Auswahl zubilligſten Preiſen
Gebr Gelſus,

Amsterd. Schellsche,
Frankfurter Bratwürſte,
Schinkenroulade, Schinkenwurſt,
Blaſenſchinken, Zungenwurſt,
Feine ger. Leber= und Blutwurſt,
Knackwürſtchen,
Gothaer Cervelatwurſt,
Ger. Schwartenmagen,
Maronen, Citronen,
Ital. Brünellen,
Orangeat, Citronat,
E Feinſten Tafelhonig.
E
Apfelgelse
billigſt bei
Jdliuis Koehler,
9409)
Ernſt=Ludwigſtraße II.

8

5i

Eier.

Die Sendung Wetterauer
ſind angekommen.
Roßdorferſtraße 26.

9407
rangen-Punschessenz
per ¼ Fl. M. 220, per ½ Fl. M. 1.20.
Ananas-Punschessenz.
per ¼ Fl. M. 2.50, per ¼ Fl. M. 1.40
mpfiehlt F. Scriba, Apotheler.
Niederlage bei Herrn Cg. Lereh,
9206
Ludwigsplatz.

Hutfabrik.

14

Rheinheſſiſcher
8970)
Eparsette Honig
aus der Bienenzüchterei von Hrn. Haag
in Töpfen und loos.
Alleinverkauf für Beſſungen und
Darmſtadt:
Aug. Marburg
in Beſſungen.
9299) Ein Schreibpult zu verkaufen.
Näheres Rheinſtraße 26.

3Nicht zu überſehen!
Von heute ab verkaufen wir außer un=
ſeren
ſeitherigen Waaren auch noch eine
leine C
im Laden
Sorte Dammelfleiſch abgeholt
2. Kilo 50 Pfg.
Gg. Egner, Schirmgaſſe 12.
Louis Hein, Schuſterg.19, gegenüb. d. Krone.
Obſt= u. Allerbäume,
ſowie Zierſträucher und Nadelhölzer in
reicher Auswahl (Kataloge darüber gratis)
empfiehlt

zu verkaufen und
Dickwurz werden frei ins
Haus geliefert. Näh. Dieburgerſtraße 45.

Eei.

Salat=Kartoffeln
Fr. Klein, Martins=Mühle.

9177)

Heinrich Hoach,
Handelsgärtner in Beſſungen.

Vorzügl. Wieſenerde
für Blumenbeete, Spargeln, Raſen ꝛc. bei
Fr. Klein, Martins=Mühle.

9411) Die erſte Sendung
ſetteraſerdänse
iſt ſoeben eingetroffen.
H. Helsheimer,
Wilhelminenſtraße 31.
9412) Zwei geſchliffene Säulen=Oefen,
ein Küchen oder Ladenſchrank u. eine
eichene Bettlade aus freier Hand gegen
Baarzahlung zu verkaufen. Beſſ. Heerdweg28.
9413) Neue holl. Voll=Häringe,
Sardellen und Sardiuen, täglich friſche
Butter und Ital. Eier.
F. Castan,
Eck der Stift= u. Roßdorferſtr. 14,
547

[ ][  ][ ]

E 219.
2006
Geſchäfts=Eröffnung und Empfehlung.
Einem hochgeehrten Publikum, ſowie meinen werthen Freunden erlaube ich mir
hierdurch ergebenſt anzuzeigen, daß ich Samstag den 9. November in dem Hauſe
Beſſunger Carlsſtraße 60 ein
Spenglergeſchäft
eröffnen werde. Zugleich empfehle eine reiche Auswahl in Petroleumlampen,
blanken und lackirten Blechwaaren ꝛc., ſowie alle in mein Geſchäft einſchlagenden
Artikel unter Zuſicherung billigſter und reeller Bedienung und ſehe einem zahlreichen
Zuſpruch entgegen.
Hochachtungsvoll
Beſſungen, 8. Nov. 1878.
Güristoph Wamboldt jr. Speuglermeiſter,
Carlsſtraße 60.
9414)

Halfkanaster pro Pfd. 70 Pfg. Superſive Jarinas pro Pfd. 125 Ptg. T Loort, 80
Varinas 1
160 H Loort 100
Babia Krüll.
175 M Loort, 100
Varinas O
200 Eyne Shag 100
Maracaibo Kanaster
250 Varinas en Portorico
110 Cuba Canaster
250
Kanaster I. 120 Curaçao Canaster
24. 300


Feinen holländischen Tabak der Firma

te Amsterdam
ſempfehlen lilh. Weher, sowieJacoh Schlenning.
Bleichstr.25, alleinige Depots für Darmstadt.

Kaufmänniſcher Verein.
Montag 11. Novbr. Abends 8 Uhr, im großen Saale des Darmſtüdter Hofes
Portrag
des Herrn Dr. Worthmann aus Heidelberg über:
Romeo und Julie von Shakespeare.
Schluß der Saalthüre präcis 8½ Uhr.
Für Nichtmitglieder ſind Eintrittskarten M. 1.50 in der Buchhandlung des Herrn
A. Bergſträßer, bei Herrn G. Ph. Nieder im Darmſtädter Hof, ſowie
Abends an dem Saaleingang zu haben.
Eine Mitgliedkarte berechtigt nur einen Herrn zum Beſuche der Vorleſung und
zur Einführung von zwei Damen.
Der Eintritt iſt nur gegen Vorzeigung der Mitglied, reſp. Abonnements= oder
Tageskarte geſtattet.
8979)
Der Vorstand.

C.
Geſchäfts=Empfehlung und Verlegung.
früher Langegaſſe 4,
C. Minkler,
28 Langgaſſe 28,
wohnt jetzt:
empfiehlt ſich zum Ankauf von alten Kleidern, namentlich Fräcke, Uniformsſtücke,
Schuhwerk, ſowie abgängige Haushaltungsgegenſtände.

Raſhoſißen=Verein Darmſtadl.

Sonntag den 10. d. M., Abends 8 Uhr:
bend=Unterhaltung.

Vermiethungen.
7720) Karlsſtraße 14 iſt die Parterre=
Wohnung nebſt Laden zu vermiethen, be=
ziehbar
Mitte Dezember, auf Wunſch auch
früher. Näheres zu erfahren ebendaſelbſt
im erſten Stock.

Hügelſtraße 61
5
1. Stock 2 ineinandergehende nicht ſehr große
möblirte Zimmer ſind ſofort zu vermiethen.
9276) Steinſtraße 36 zwei Zimmer
mit oder ohne Möbel und Penſion an eine
Dame zu vermiethen. Näh. daſelbſt Nachm.
zwiſchen 2-3 Uhr.
G. Kayſer.
9336) Lindenhofſtraße 3 iſt der mit=
lere
Stock in meinem Hauſe anderweit zu
vermiethen und ſogleich zu beziehen.
F. Beſt II., Hofweißbinder.

Vermiſchte Nachrichten.
Speoidarzt Dr. med. Heyor,
Berlm, Leipzigerſtraße 91, heilt aud
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſten
445)
Erfolge.

9417) Den Familien der Stadt und
Umgegend die Anzeige, daß ich auch in dieſer
Saiſon die Lieferung completer
Diner's & Souperis,
Makter & warmer Piatten,
Pasteten & Eölee's,
ſowie die Aufſtellung von
Buſlels
bei Bällen und Soireen
übernehme und ſehe geneigten Aufträgen
unter Zuſicherung reeller und billiger Be=
dienung
entgegen. Hochachtungsvoll
Heinrich Wentz,
Goldne Roſel, Schloßgaſſe 2.
G
7.
nnahmestelle
von
BhOIGEI
für alle hieſigen und auswärtigen Zeitunge=
befindet
ſich bei
Klao1 uoss6
Trankfurt a. A.
gegenüber
gegenüber
der Hauptpoſt. Leil 45 der Hauppef.
E Gleiche Preiie wie bei den
Zeitungsexpeditionen ſelbſt. - Bei größere=
Aufträgen hiervon noch entſp-2c ende Rabat
bewilligung. Vertreter in Darmſtadt:
Herr W. A. Gärtner.

[ ][  ][ ]

R 219
Der Winterfahrplan der Eiſenbahnen,
Dampfſchiffe und Poſten
im Großherzogthum Heſſen nebſt deren Anſchlüſſen iſt in amtlicher Ausgabe er=
ſchienen
und 20 Pfg. bei allen Poſtanſtalten des Großherzogthums, ſowie bei den
Unterzeichneten zu haben.

Desgl. ſind vorräthig Fahrpläne Wandtafeln) ſämmtl. hleſiger Eiſenbahn=
züge
10 Pfg, ſowie Taſchenuhrfahrpläne 5 Pfg.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Die verehrlichen Actionäre unſerer Geſellſchaft werden zu einer
9h=

außerordentlichen General=Verſammlung
auf Mittwoch den 20. November Nachmittags 3 Uhr, im Sitzungsſaale
der Gasfabrik eingeladen.
Tagesordnung:
1) Wahl eines Mitgliedes des Aufſichtsraths an Stelle des verſtorbenen Herrn
Siegmund Blumenthal.
2) Mittheilung des Verwaltungsraths über das Vertragsverhältniß zur Stadt, ins=
beſondere
die Kündigung des Vertrags von 1854.
Darmſtadt, 6. November 1878.
Der Verwaltungsrath.

9362)
Voſksbildungs=Verein.
Der hieſige Volksbildungs=Verein veranſtaltet auch in dieſem Winter wiederum
einen Curſus in Buchführung, kanfmänniſchem Rechnen und Wechſellehre für
kleinere Geſchäftsleute, Handwerker, Arbeiter und ſonſtige Intereſſenten,
welche hierdurch zur Theilnahme an demſelben eingeladen werden. Die Lehrſtunden
finden zweimal wöchentlich im Parterre=Lokale Nr. 18 der Großh. Techniſchen Hoch=
ſchule
und zwar Dieustags und Freitags, Abends von 7 bis 9 Uhr, ſtatt.
Für den ganzen Curſus, welcher drei Monate dauert, beträgt das im Voraus zu ent=
richtende
Unterrichtsgeld 3 Mark für den Theilnehmer, welches an den Rechner
des Vereins, Hrn. Hofglockeniſt K. Anton, Wienersſtraße 61, zu entrichten iſt. Der
Curſus nimmt am 15. November ſeinen Anfang und werden Anmeldungen zur
Theilnahme von Herrn Handelslehrer C. F. Peters, Pädagogſtraße 2, bis dahin
entgegengenommen.
Der Vorſtand.
Auusterdaner. Schellſische,
Cabliau

friſch eingetroffen.
9419)
G. P. Polh, Bleichſtraße.

H ä u ſ e k
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö
nen Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen
Alexander=
4
Neustadt,
ſtraße.

Für die Brandbeſchädigten in Lengsfeld gingen weiter ein: von der 2. Klaſſe der
höheren Mädchenſchule 5 M. 60 Pf. M. B. 50 Pf. Aus der 2. Seminarklaſſe ferner 3 M.
Von den Schülerinnen der 3. Klaſſe der höheren Mädchenſchule 12 M. Frau Rechnungsrath Kehr
1 Packet Kleidungsſtücke. Frau Dr. Rieger 1 desgl. ſowie 2 M. Frl. Charl. Böhler 1 deßgl.
ſowie 1 M. Ungenannt 1 Packet Kleidungsſtücke mit folgenden Zeilen:
Es rührt uns Cure bittre Noth
Vor Winters Kälte Manchen ſchützen.
Mag Euch das Unglück Alles rauben,
Zu helfen hier iſt uns Gebot.
So wahrt Euch Hoffnung doch und Glauben.
Die kleine Gabe, mög' ſie nützen,
Bei der Exp. d. Bl. gingen weiter ein von: Frau Geheimerath Maurer 3 M. Oberſchul=
rath
Becker 3 M. J. O. V. 5 M. J. und L. 2 M. L. F. 2 M. E. Reuling 2 M. M. H.
ſoder 3.) 2 M. L. K. Wittwe 3 M. Wittwe Petry 2 M. Frau Neidhardt 1 M. Cd. Kr. 1 M.
Oberbaurath Weyland 4 M. Ungenannt 3 M. 50 Pf. Frau Rentier Wilkolay 1 M. Ungenannt
2 M. Frau Wtw. Conſchuh 2 M. J. O. 3 M.
Die Exp. d. Bl.
Um weitere Gaben wird gebeten.

2007
9420) Ein Mädchen, mit der Glanz=
büglerei
rſauch außer dem Hauſe) geübt,
wünſcht noch einige Kunden anzunehmen.
Kiesſtraße 11 eine Stiege hoch.
9401)
Samstlag Abend
Metzelſuppe,
wozu höflichſt einladet
Peter Peter.
Samstag den 9. November
Metzelſuppe
bei
E. Mehlbrech,
9400)
Friedrichſtraße 26.

Tages=Kalender.
Freitag 8. November: Erſte Verſammlung des
Lokalgewerbvereins Darmſtadt.
Samstag 9. November: Großes Concert des
Bürger=Vereins im Saalbau.- Verſammlung
der Schillerſtiftung.
Sonntag 10. Rovember: Abendunterhaetung des
Katholiken=Vereins.
Montag 11. November: Vortrag im Kaufmänni=
ſchen
Verein.
Samstag 16. November: Ball der Vereinigten
Geſellſchaft.
Mittwoch 20. November: Außerordentliche Gene=
ralverſammlung
der Darmſtädter Actien= Geſell=
ſchaft
für Gasbeleuchtung.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 8. November.
6. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
Zur Feier von Schiller's Geburtstag.
Wallenſtein=Trilogie.
Erſter Abend.
Prolog von Schiller,
gedichtet zur Wiedereröffnung der Schaubühne
in Weimar im Oktober 1798,
geſprochen von Fräulein Verl.
Wallenſtein.
Symphoniſches Tongemälde für Orcheſter von
Joſeph Rheinberger.
a) Vorſpiel. b) Thekla. c) Wallenſtein's Lager;
Kapuzinerpredigt. d) Wallenſtein's Tod.
Wallenſteiuig Lager.
Dramatiſches Gedicht in 1 Akt von Schiller.
(Erſter Theil der Trilogie.)
Perſonen:
Wachtmeiſter ſ.dem Terziy'ſchen Hr. Hofmann.
Trompeter Karabiner=Regim. Hr. Leib.
Konſtabler
Herr Knispel.
Hr. Reichhardt.
Erſter ) Scharfſchütz
Zweite:
Herr Hedrich.
Erſter
Holkiſcher reitender Herr Fiala.
Jäger
Herr Wisthaler.
Zweiter
Erſter ) Buttleriſcher Dra= Herr Franke.
goner
Herr Schnorr.
Zweiter
Erſter )Arkebuſier vom Regi= Herr Nötel.
Zweiter) giment Tiefenbach
Herr Müller.
Küraſier von einem wallo=
niſchen
Regiment
Herr Edward.

Hr. Bögel.
Küraſſiere von einem lom=
Hr. J. Hofmann.
bardiſchen Regiment
Herr Ziehmann.
Kroat
Hr. Dornewas.
Uhlan
Hr. Dietrich.
Rekrut,
Hr. Mendel.
Bürger.
Hr. Schimmer.
Bauer
Herr Werner.
Bauernknabe
Kl. Eurich.
Kapuziner.
Hr. Butterweck.
Soldatenſchulmeiſter
Herr Weitgaß.
Markedenterin
Frau Eppert.
Aufwärterin
Frl. Bernhard.
Soldatenjunge.
Max Wilhelm.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen 9 Uhr.

[ ][  ]

2008

N6
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 8. November.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 6. November
allergnädigſt geruht: den Hofgerichtsrath Otto Becker vom dem Hof=
gerichte
der Provinz Oberheſſen an das Hofgericht der Provinz Starken=
burg
zu verſetzen; den erſten Subſtituten des Staatsprocurators zu
Mainz Carl Steinem zum Bezirksgerichtsrath daſelbſt und den Advo=
katanwalt
Dr. Friedrich Falker zu Mainz zum Ergänzungsrichter bei
dem Bezirksgerichte Mainz zu ernennen und den zweiten Subſtituten
des Staatsprocurators in Mainz Dr. Heinrich Gaßner mit Verſehung
der Stelle des Subſtituten des General=Staatsprocurators proviſoriſch
zu beauftragen.
8 Die in unſeren neuen Volksſchulhäuſern eingeführte Luft=
heizung
bewährt ſich nach uns gewordenen Mittheilungen ſehr gut.
0 Die Provinzl=Starkenburg nimmt, was das Sparkaſſer=
weſen
anlangt, im Großherzogthum die erſte Stelle ein. Die Zahl
der Einleger betrug Ende 1876 in unſerer Provinz 50,757 deren Gut=
haben
27,164418 M. In Oberheſſen waren es 24,263 Einleger mit
einem Kapital von 12447316 M., in Rheinheſſen dagegen nur
17,057 Perſonen, die eine Einlage von 10,899,955 M. beſaßen.
O Die Obſtbauſektion des hieſigen Gartenbauvereins
wird an geeigneter Stelle die Aufmerkſamkeit auf das Ueberhandnehmen
der Blutlaus die unſere ganze fernere Obſtzucht in Frage ſtellt,
lenken und auf geeignete Lokalreglements, die z. B. gegen die Klee=
ſeide
mit beſtem Erfolg erlaſſen wurden, hinwirken, zumal längeres
Zögern von den ſchwerſten Nachtheilen begleitet ſein kann.
4 4 Im Frankfurter Hof kam es unter den Rekruten aus Arheilgen
am Dienstag Abend zu einer großen Schlügerei wobei einer davon
geſtochen wurde. Der Thäter wurde verhaftet.
- Wie wir hören beabſichtigt der Direktor des Frankfurter
Victoria=Theaters, Herr Jantſch, hier in Darmſtadt (im Saal=
bau
) demnächſt eine Gaſtvorſtellung zu geben, um zu verſuchen, ob der
Boden für ſein Unternehmen hier ebenſo ergiebig iſt, wie das in Wies=
baden
bereits der Fall war. Es ſoll ſich vornämlich um die Aufführung
von Operetten handeln, welche das Großherzogl. Hoftheater noch nicht
zur Darſtellung gebracht hat. Als erſte dieſer Vorſtellungen iſt die
Fledermausr von Johann Strauß in Ausſicht genommen worden.
Beſſungen. (Eingeſandt.) Entgegen vielfach verbreiteten fal=
ſchen
Gerüchten hiermit die Mittheilung, daß der Brunnenauſſeher
nicht jeden Tag 5 Mark Vergütung erhält, ſondern nur für ſolche Ar=
beiten
, bei welchen der vom Gemeinderath feſtgeſtellte Tarif nicht zur
Anwendung kommen kann. Nach zuverläſſiger Angabe ſind es bis jetzt
in dieſem Jahre zwei Tage (ſage zwei Tage, alſo 10 Mark), für welche
die Taggebuhr von 5 Mark zur Anwendung kommt.
Frankfurt, 6. November. In Ergänzung der im geſtrigen Blatte
gebrachten Mittheilungen über die Defraudation erwähnen wir noch Fol=
gendes
. Die Verwaltung der Frankfurter Bank hat eine Anzeige über
die im Giro=Verkehr erfolgte Unterſchlagung der erwähnten 200,000 M.
4½ pCt. Württemberger erlaſſen, worin ſie vor dem Ankauf der be=
treffenden
Papiere: Lit. DD Nr. 39070-39169: Lit. CC Nr. 25861 bis
25910; Lit. BB Nr. 20995-21049; Lit. 44 Nr. 9015-9064 warnt,
und um entſprechende Mittheilung an die Bank bittet, im Falle eine
ſolche Veräußerung ſchon erfolgt ſein ſollte. Wie man hört, ſoll der
Jakob Frank 90,000 M. am letzten Samstag bei einem hieſigen Bank=
geſchäfte
reſp. einem Bankinſtitut verpfändet oder verkauft haben, auf
den Reſt werde noch gefahndet. Angeblich iſt ein Theil der unterſchlage=
nen
Papiere nach auswärts geſandt worden. Der Procuriſt des Bank=
hauſes
Frank, ein Bruder des ehemaligen Inhabers der Firma, und
zwei nahe Verwandte dieſer Beiden in der Heimath der Brüder (Landau)
ſind verhaftet worden.-Was den Verluſt der Württemberger anbetriffl
ſo glaubt man allgemein, daß die Bank, nicht das Haus Rothſchild ihn
werde tragen müſſen, da nur durch die Mitſchuld ihres Beamten die
Unterſchlagung einen ganzen Tag lang unentdeckt bleiben konnte. (Die
fragl. Papiere ſind wie mitgetheilt, inzwiſchen bis auf einen verhältniß=
mäßig
kleinen Reſt wieder beigebracht worden.) Es wird beſtätigt, daß
der Kaſſier=Habermehl ſchon langere Zeit hindurch weitere Betrügereien
im bisher entdeckten Betrage von über 100,000 M. verübt habe. Wie
ſolche ſich der Kenntniß der Direktion entziehen konnten, iſt noch nicht
bekannt geworden. Hoffentlich werden die zuſtändigen Organe es an
einer baldigen, authentiſchen Darlegung des Sachverhalts ncht fehlen
laſſen; das erfordert ſowohl das Intereſſe der Actionäre, wie dasjenige
des hieſigen Bank= und Börſenplatzes, der durch das beklagenswerthe Er=
eigniß
außerordentlich tief verſtimmt worden iſt.
- Auf dem letzten Hochheimer Markt wurden nicht weniger als
32 Pferde zum Schlachten nach Mainz verkauft.
Mittel gegen Hühneraugen. Eine junge Dame, welche
ihre Hühneraugen durchaus nicht los werden konnte, fand in einen
Blatte nachfolgendes Inſerat. Unter Garantie werden Hühneraugen
für's ganze Leben beſeitigt gegen Einſendung von 1 M. 50 Pf. in Brief=
marken
snb A T poſtlagernd Genf.; Sofort ſchrieb die Dame nach

219
Genf unter Beifügung der geforderten 1 M. 50 Pf. und erhiekt nach fünf
erwartungsvollen Tagen einen unfrankirten Brief aus Genf folgenden
Inhalts:
Geehrte Fraul
Sind Ihre Hühneraugen groß,
So daß vor Schmerz Sie ſchwitzen,
So ſägen Sie die Zehen los,
An denen ſolche ſitzen.
Ich empfehle Ihnen hiezu meine Knochenſägen im Preiſe von 10
bis 12 M.
Dr. Eiſenbart.

Geſetzeskunde.

Bekanntlich förderte die ſocialdemokratiſche Preſſe unter ihren Partei=
genoſſen
ſehr eifrig die Geſetzeskunde. Man mag immerhin den berech=
tigten
Verdacht hegen, es geſchehe dies hauptſächlich, um darüber Kennt=
niß
zu verbreiten, wie weit ein Socialdemokrat gehen könne, ohne das
Geſetz zu verletzen, ſo bleibt doch die Kenntniß der Geſetze an ſich vor=
theilhaft
und fördert das bürgerliche Selbſtbewußtſein. Mit ſehr raffi=
nirten
Interpretationen verſehen, erſchienen als Beilagen zu ſocialdemo=
kratiſchen
Zeitungen und Zeitſchriften, ſowie in äußerſt billigen Ausgaben
faſt alle wichtigen Staatsgrundgeſetze, beſonders aber ſtets raſch die
neueſten Geſetze von allgemeinem Intereſſe. Die Art der Anmerkungen
und Erläuterungen ergab, daß die Rothen' auch die Geſetzeskunde zu
gehäſſiger Aufregung und, wie die meiſten publiciſtiſchen Erzeugniſſe
des ſoctaliſtiſchen Genres, weniger zu Zwecken der Belehrung, als der
Agitation benutzten
Im Allgemeinen darf aber nicht verkannt werden, daß über die Ge=
ſetzgebung
unſerer Zeit im ganzen Volke große Unkenntniß herrſcht. Das
Gefühl für Recht und Unrecht mag hochgradig entwickelt ſein, - aber
die Rechte und Pflichten, welche viele Geſetze auferlegen, ſind völlig
unbekannt.
In neueſter Zeit hat die Schule dieſem Uebelſtande beizukommen
geſucht, und es ſind beachtenswerthe Schriften zur Förderung der Geſetzes=
kunde
ſowohl für die Volksſchule, als insbeſondere für die ortbildungs=
ſchule
erſchienen; erſtere konnten ſich natürlich nur in den engen, dem
Kinde verſtändlichen Schranken halten, letztere dagegen zogen mit Recht
die gewerbliche und wirthſchaftliche, die polizeiliche und politiſche Geſeh=
gebung
heran. Eigentlich aber wäre es eine nützliche Aufgabe fur unſere
Vereine, miehr als bisher dafür zu ſorgen, daß die Kenntniß der Geſetze
verbreitet würde. Ignorantia juris nocet! Geſetzesunkunde ſchützt nicht,
ſo ruft man oft den Uebertretern des Geſetzes zu, wenn ſie ſich entſchul=
digen
, daß ſie die Geſetze nicht gekannt haben. Der Grundſatz iſt alt
und richtig, weil es ohne denſelben wenig Verurtheilte geben würde,
aber zuweilen liegt in ihm doch eine Härte. Denn es leben wirklich eine
ungeheuer große Anzahl von Menſchen ohne Kenntniß der Geſetze, obwohl
bekanntlich dieſelben gedruckt und bekannt gemacht werden und Jeder ſie
leſen kann.
Mit dem bloßen Leſen aber iſt'3 nicht abgemacht. Ein Geſetz will
auch verſtanden ſein, und das iſt eben nicht ſo leicht wie das
Leſen. Jeder, der nur einigermaßen die Thätigkeit unſerer geſetzgeberiſchen
Körperſchaften verfolgt, wird wiſſen, daß es uns an Geſetzen nicht fehlt,
er weiß, wie ſchnell oft dieſelben entſtanden ſind und welche Mängel ſie
haben. Alles dies iſt kein Grund, die Geſetze nicht zu achten; man muß
ſie im Gegentheil nur genauer anſehen, ſich eingehendere Kenntniß von
ihnen verſchaffen, und das iſts, was ſehr vielen Noth thut. Zum Ver=
ſtehen
der Geſetze gehört ein reifes Verſtändniß, gehört Lebenserfahrung.
ſchon darum kann die Schule nur vorarbeiten. Auch dem ſpäteren
Lebensalter muß Gelegenheit gegeben ſein, die Kenntniß der Geſetze zu
erlangen.
Die ſociale Frage empfiehlt daher, daß in den Vereinen
von Zeit zu Zeit Curſe in Geſetzeskunde gegeben werden, in denen be=
ſonders
die Geſetze bekannt gemacht u. erläutert werden, deren Beobachtung fül
die gegenwärtige Zeit nöthig iſt. Wie viel Deutſche gibt es, welche nichts
wiſſen von der Verfaſſung des deutſchen Reichs, nichts von der neuen
Gerichtsverfaſſung, nicht die wichtigſten Paragraphen des Strafgeſetz=
buches
kennen; - wie viele Arbeiter gibt es, die nicht wiſſen, daß e
ein Haftpflichtgeſetz gibt, und wie viele Handwerker, die nie die Gewerbe=
ordnung
geleſen haben! Der Winter rückt heran, die langen Abend
bieten Zeit zum Durchleſen, Vorleſen und Interpretiren. An billigen
Ausgaben der Geſetze fehlt es nicht. Der Nutzen, welchen die Verbrei=
tung
der Geſetzeskunde gibt, liegt nicht allein darin, daß er Uebertretun
der Geſetze hindert, nicht nur darin, daß er das bürgerliche Selbſtbe
wußtſein ſtärkt. Aus dem Volksbewußtſein heraus erbluht jede Forthil=
dung
des Rechts; dort ruht es wie ein mit Schlacken vermiſchtes En
das zu gewinnen und in richtigen Guß zu bringen, Aufgabe der Vollß=
vertreter
, der Geſetzgeber iſt. Offenbar wird ſich dieſe Operation raſche
und richtiger vollziehen, wenn die eingehende Geſetzkunde dem Volke ei
größeres Verſtändniß für den Bildungsprozeß der Geſetze, für die For=
bildung
des Rechts bringt. Den Wunſch einer ſolchen Theilnahme an
ſeirer ureigenen Angelege. heit hat das Volk ganz beſonders auch ſeitden
die modernen Erſcheinungen unſeres wirthſchaftlichen Lebens nach Ge=
und eine
ſtaltung und Form auf dem Boden des Rechts ringen
Förderung dieſes Triebes im Volke wird für deſſen politiſche Bildung,
wie für die Geſetzgebung gleich nützlich ſein.
(G. A.)

Redactlon und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei,