Darmstädter Tagblatt 1878


18. Oktober 1878

[  ][ ]

Darmſtaͤdter Tagblatt.

Abonnemen Upreis
ſährlich 6 Mark incl. Bringerlohn
Auswärtz werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
indl. Voſtaufichlag und Beſtellgeblhr.

(Frag= und Anzeigeblatt)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
verdenangenommer nDarnſtad
von der Expedition. Rheinſtr. xr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blßer,
Holzſtraße Nr. 18. ſowie auswärn
von allem ſollden UnnonenExpe
ditiong

141. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekannkmachungen des Großh. Lreisamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

R2ou.

Freitag den 18. October

1878

Chocolade-Fabrik
8752
von
Ludwigsplatz 7
Fſte. Gewürz, Banille= u. Geſundheits.= Unterzeichneten zu haben.
Choeladen
Cacoigna, ſcharf entölt, in ½. und
½⁄. Pfd. Schachteln und offen.
864)
Reiscontent, vorzügl. Nährmittel.
Für vollſtändige Reinheit und feinſte
Qualität wird garantirt.

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Winterkartoffeln

8
Ueberrheiner, goldgelbe, ſind fortwährend zu
beziehen durch
Joſeph Bieger, Waldſtraße I.

Ital. und deutſche
MEStaniOm
empfiehlt in geſunder Frucht
Carl Watzinger,
Louiſenplatz 4.
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Der Winterfahrplan der Eiſenbahnen,
Dampfſchiffe und Poſten
Triedr. Schaeſer. m Großherzogthum Heſſen nebſt deren Anſchlülſen iſt in amtlicher Ausgabe er:
ſchienen und 20 Pfg. bei allen Poſtanſtalten des Großherzogthums, ſowie bei den
Desgl. ſind vorrähig Fahrpläne Wandtafeln) ſammtl. hieſiger Eiſenbahn=
in
eleganter Packung von ½ u. 1 Pfund. 3üge 10 Pfa, ſowie Taſchenuhrfahrpläne 5 Pfa.
L. C. V8ittich'ſche Hofbuchdruckerei.

AmmOhCD.

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iſt Wegzugshalber billig zu verkaufen.
Brandgaſſe Nr. 4 in der Manſarde.

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Pieles ) von Gross &am Blackwell
u. Batty & Comp.
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London,
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Ich beehre mich hiermit bekannt zu machen, daß meine dortige Verkaufsſtelle
bei den Herren
J. G. Kahlert & Sahne
mit meinen bewährten
Gesundheits-Crey Jacken
von mir in allen Größen und in den verſchiedenen Qualitäten wieder neu aſſortirt
worden iſt.
Ich bemerke ausdrücklich, daß meine Jacken für den dortigen Platz und Um=
gegend
nur allein von dieſer Firma zu beziehen ſind.
Zofingen bei Zürich, den 9. October 1878.
Sarähl-Siebenmamm.

75

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Philipp Weber,

Carlsſtraße 24.

Feinen holländischen Tabak der Firma
Ioll Iuo OlhonhdlL aL.aolll C Uo. Amsterdam
empfehlen Wilh. Weber gowieJacob Sehleuoing,
Bleichstr. 25, alleinige Depots für Darmstadt.

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Rkör;

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T Loort
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80

100

100

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Varinas 1I
160

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175

Varinas O
200

Maracaibo Kanaster
250
Cuba Canaster
250

Curacao Canaster
300
a
507

[ ][  ][ ]

8405)

Hagazin ſerligor Fohlaſröcke.

Wir haben für dieſe Saiſon ein reichhaliges Lager in fertigen Schlafröcken hergerichtet, welches von den
einfachſten bis zu den feinſten Qualitäten eine große Auswahl bietet.

Söhne.
4
Gh. C. AoLiert.

Nur nocb bis Samslag den 19. ds. hier.
Hehuhkabrik,

8665

on

J. B. Hdlzendorf in Dei=

Wiesbaden,

bei Mainz.
Fiſiaken:
Mainz,
Frankfurt a. M.
Langgaſſe 8c.
Roßmarkt 14.
Schuſtergaſſe 16.
Hiermit erlaube mir nochmals anzuzeigen, daß der Verkauf meiner Fabrlate für
Herbſt= ≈ Winterſaiſon
nur noch bis Samstag in meinem Laden
ETSchloßgraben a 2.*
ſtattfindet. - Auf folgende Artikel mäche beſonders aufnerham=
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Damenzugstiefel Mark 5, 5.50, 6, 6.50 bis zu den
feinſten Sorten.
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Herren, Damen- &amp EinderPantolkel zu allen Preiſen.
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Damen Leder=Kuöpf= und Zugſtiefel
von 3 Mark an, mache ganz beſonders aufmerkſam.
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Hochfeiner Watavia-Arae,
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Aechter Vamaiea-Rum,
Copuae St. Duge,
Hirachuugser icht Schwarzw.,
Alter Nordhänger,
Punzeh-Essenzen von Arac
und Rum mit Grange u. Auauas
kein Kopfweh verurſachend.
Feine H.qoténore, als: Aniſelte,
Cafs, Curagao, Airſch, Kümmel,
Nuß,=Guitten, Pfeſfermünz, Vanille ꝛc.
Alle dieſe Getränke in ganzen u. halben
Flaſchenzdie Flaſchen werden zurückgenommen
Friedr. Schaefer.
8154)
Ludwigsplatz 7.

ſoeben eingetroffen.
G. P. Poth, Pegeunhe.

Dtearinkerzen,
Pianino.,
Wagen- u. gospituto Lichtor,
Straßburger Kerzen
mit Kanälen
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Carl Watzinger,
Louiſenplatz 4.

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holz., mit Thürmchen, ſehr ſchön, ſteht
billig zum Verkauf.
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E. Mehlbrech, Friedrichſtraße 26.

AURGRGaIO

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F. H. Rolnöister,
Marmor= und Steinmetzen=Geſchäft,
Frankfurt a. M.
8757) * gegenüber dem Friedhof.
8768) 1¼ Dutzend feiue Damen=

beinkleider ſind billig zu verkaufen.
Zu erfragen Wendelſtadtſtraße Nr. 90
Manſarde.)

Vermiethungen.

7720) Karlsſtraße 14 iſt die Parterre=
Wohnung nebſt Laden zu vermiethen, be=
ziehbar
Mitte Dezember, auf Wunſch auch
früher. Näheres zu erfahren ebendaſelbſt
im erſten Stock.
8539) Frankfurterſtraße 5 ein möl.
Zimmer ſofort zu vermiethen.
8759) Louiſenſtraße 26 iſt ein möbl.
Zimmer im 2. Stock billig zu vermiethen.
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Wohnung. 4 Zimmer, Küche u. all. Zubehör
120 Mrk. Näheres im Hauſe parterre.
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der 3. Stock, 5 Zimmer, Magd= und Bo
denkammer, Waſchküche, Bleichplatz mit allen
Zugehör zu vermiethen. F. Wiegler,

Vermiſchte Nachrichten.

Anleitung zum Zeichnen
und

Aquarellmalen

wird ertheilt und bittet man das Nühe=
bei
Herrn Buch= u. Kunſthändler A. Berz
ſträßer zu erfragen.
Speclalarzt Dr. mod. Hoyor,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt
brieflich Magen=, Unterleibs=, Fraur=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hall=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtll
[445)
Erfolge.
8428) 2 Schüler können Logis u. Mittagß

tiſch erhalten. Eliſabethenſtr. 21 obſt. Stock

Hiltelrhein.Verbandskalender 18n.
Colporteure erhalten hierauf lohnende=
Verdienſt
Buchhandlung von Arnold Bergſtrache,
3763)
Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

K204
Großherzogliche Handelskammer zu Darmſtadt.
Heffentliche Hitzung:
Freitag den 18. October 1878, Abends 6 Uhr.
Tagesordnung: 1) Der achte deutſch Hr. delstag

2) Neue Einläufe.
[8764

GElAaIlN
EAAAuIN

8731)

Sechsunddreißigſtes Jahr.)

Viertes Comcort,
OfklleVdIl.
Samstag den 10. Oklober 1878.
un
te:
Ceilung des Hrn. Hoſſapeſlmeiſters Willem de Haan
und unter gütiger Mitwirkung
der Herren Hofmuſiker Wenzel Petr, Concertmeiſter
Airoslaw Weber, Kammermuſiker Bauer, ſowie der
Herren Hofmuſiker Reitz und Günther.
Anfang präcis 8 Uhr.
TROARAMM.
Erſte Abtheiluug
1) Zum Walde, Männerchor
J. Herbeck.
2) Drei Chöre
R. Hcumann.
a) Der Eidgenoſſen Nachtwache. b) Der träumende See. c) Die Minneſänger.
3) Ballade und Polonaiſe für Violine mit
Quartettbegleitung
H. Bieuxtemps.
(Das Solo geſpielt von Herrn Hofmuſiker Wenzel Bekr.)
4) Nachthelle, für Tenorſolo, Männerchor u. Cavier=
Begleitun,
J. Hchubert.
5) Aus dem Mittelalter', ein Cyclus von 5 alt=
deutſchen
Dichtungen für Männerchor
B. de Haan.
6) Quartett (Es-dur), für Pianoforte, Violine, Viola
und Violoncello
G. v. Beethoven.
Vorgetragen von den Herren de Haau, Belr,
Bauer und Reitz.)
Zweite Abtheilung.
7) Zwei Volkslieder
Ph. Koſchat.
a) Kärntnergmüath. b) D Hamkehr.
8) Heiterer Lebenslau
G. A. Mangold.
Zölluer.
9) Rheinweinlied
Ohne Vorzeigung der Perſonalkarten iſt der Eintritt nicht ge=
ſtattet
. Diejenigen geehrten Mitglieder, welche noch nicht im Beſitze von ſol=
chen
ſein ſollten, wollen ſich dieſerhalb an den Secretär des Vereins, Herrn
Louis Trier, Wilhelminenſtraße 25, wenden.
Die Saalthüren werden unmittelbar vor Beginn der erſten Rummer ge=
ſchloſſen
und erſt in der darauffolgenden Pauſe den etwa ſpäter kommenden Be=
ſuchern
wieder geöffnet.
Für Nichtmitglieder ſind Karten 2 Mark in den Buchhandlungen der
Herren Schödler, Bergſträßer und Thies, ſowie Abends an der Kaſſe
zu haben.

1857
0b Keule m Rücken 8opfg. pr. 1Ko.
Airsou Ragout
65
ſowie alle Geflüigel=u. Wildſorten billigſt
bei
Heinrich Röhrich,
8765)
Großh. Geflügelhof.
Rheinſalm,
Seezungen
friſch und billig empfehlen
2.
Gebr. Nöſinger.
H.
8767) Eine leiſtungsfähige Buchhandlung
ſucht auf beſſere Werke einen tüchtigen,
geſchulten Colporteur unter günſtigen Be=
dingungen
. Näh. in der Exp. d. Bl.
8768) Ein anſtändiges Mädchen, dasſelbſt=
ſtändig
gut kochen kann, Hausarbeit über=
nimmt
u. ſehr gute Empfehlungen hat, kann
bald oder bis 1. Dez. bei mir in Dienſt treten.
Frau Major v. Schmeling, Heinrichſtr.96.
27
Dankſagung.
Für die herzlichen Beweiſe der Theil=
nahme
bei der Beerdigung unſerer lieben
Mutter, Großmutter, Schweſter u. Schwie=
germutter

Katharina Bölker, geb. Gindra,
hiermit Allen unſeren tiefgefühlten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 16. October 1878.

C.
3 Todev=Anzeige.
Allen Freunden u. Bekannten hiermit die
ſchmerzliche Anzeige von dem geſtern Abend
durch einen Hirnſchlag erfolgten Tod unſerer
unvergeßlichen Frau und Mutter
Katharina Weinreich, geb. Lich.
Darmſtadt, 17. October 1878.
Die tiefbetrübten Hinterbliebenen:
Ph. Weinreich. Anton Weinreich.
Charl. Weinreich. Marg. Weinreich.
Dorothea Weinreich.
Die Beerdigung findet Samstag Nach=
mittag
4 Uhr ſtatt.
Tages=Kalender.
Freitag 18. Oktober: OOeffentliche Sitzung der
Großherzoglichen Handelskammer zu Darmſtadt.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 18. Oktober.
9. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
Zum Erſtenmale wiederholt:
Doktor Treuwald.
Luſtſpiel in 5 Aufzügen von Röderich Benedir.
Wilhelm von Wendt, Juſtiz=
Herr Wünzer.
miniſter
Frau von Halltrop, Wittwe Frau Steck.
Karoline, ihre Tochte:
Frl. Ethel.
Ottilie von Rohbed
Frl. Schütky
Karl Treuwald, Arzt im Dorfe
Hr. Siebenhoff.
2 Halltro,
Selling, Förſter a. D
Herr Franke.
Friedrich, ſein Sohn, Förſter Herr Knispel.
Liebold, Amtmann
Hr. Hofmann=
Ferdinand, ſein Sohn, Bau=
meiſter

Herr Edward.
Anna, ſeine Nichte und
Mündel
Fr. Haſem=Kläger
Fiſcher, Taglöhner.
Hr. Leib.
Frau Braun
Frau Pichon.
Wolf, Treuwalds Diener
Herr Nötel.
Marx, Kammerdiener.
Hr. Schimmer.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach 9 Uhr.

[ ][  ]

1858

R 204

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 18. October.
In der Schwurgerichtsſitzung vom 15. dſs. wurde Gartengehülfe
K. Lutz aus Stuttgart, der Entwendung von 8 Flaſchen Wein und
Champagner, einer ſilbernen Uhr und eines Taſchentuchs ſowie 3 Paar
Strümpfen in dem Rentner K. Leuthner'ſchen Hauſe in der Promenaden=
ſtraße
, angeklagt, wegen ſchweren Diebſtahls zu 1 Jahr 6 Monaten Zucht=
haus
verurtheilt, von welchen 3 Monate als durch die Unterſuchungs=
haft
verbüßt betrachtet werden.
Der Bericht der Großh. Handelskammer zu Darm=
ſtadt
für 1877 beſtätigt in allen ſeinen Details das in der Einleitung
zu demſelben Geſagte über das Darniederliegen der Induſtrie. So äußert
er ſich z. B. über den Rückgang der Eiſenpreiſe dahin, daß dieſſelben
nunmehr auf einem Punkte angelangt ſind, daß es der Eiſeninduſtrie
nur durch Aufbietung größter Opfer möglich iſt, im Betriebe zu bleiben.
Ein ſolches Mißverhältniß könne nicht von längerer Dauer ſein und be=
ginne
ſchon die Ueberzeugung, daß zur Verhütung weiteren Unheils in
dieſer ſo wichtigen Induſtrie Hülfe nothwendig iſt, auf ſolchen Seiten Raum
zu gewinnen, wo man bisher ſchonungslos gegen ſie vorgegangen ſei.
Die Nothwendigkeit eines, wenn auch mäßigen Zollſchutzes gegen das
uns durch hohe Zölle verſchloſſene Ausland wird von den Intereſſenten
immer kräftiger betont und wird vorausſichtlich zur Entſcheidung an den
Reichstag herantreten.
Zur Maſchinenfabrikation und verwandte Zweige
wird bemerkt: Das Geſchäftsergebniß beinahe der meiſten Maſchinenfab=
riken
war im Jahre 1877 ein noch geringeres, als im vorhergegangenen
Jahre. Dieſer Induſtriezweig liegt faſt gänzlich darnieder; von allen
Seiten wird über Geſchäftsloſigkeit geklagt. Trotz aller Anſtrengung von
Seiten der Fabrikanten gehen die Geſchäfte rückwärts. Die meiſten Fab=
riken
müſſen, um nur Auſträge zu erhalten und den Betrieb nicht bis
zu einem Minimum herabſinken zu laſſen, zu Preiſen arbeiten, die einen
Gewinn nahezu ausſchließen. Der Verbrauch an Roheiſen hat ſich in
verſchiedenen Fabriken um ein ganz Erhebliches vermindert und war
Um ca. geringer, als im Jahre 1876. Vielfach werden uns Klagen
über die Höhe der Steuern, ſowie über die der Eiſeninduſtrie nachtheili=
gen
Zollverhältniſſe ausgeſprochen. Wenn nicht baldige Beſſerung ein=
tritt
, ſo werden viele Etabliſſements es vorziehen müſſen, ihren Betrieb
ganz einzuſtellen, als noch fernerhin mit Verluſt zu arbeiten.
Die hieſige Gasfabrik conſtatirt eine Abnahme des Gasconſums
in den letzten Monaten des verfloſſenen Jahres, welche ſie der geringeren
Kaufkraft des Publikums und der geringen Thätigkeit der Fabriken zu=
ſchreibt
. Sie fugt noch die Bemerkung hinzu, daß ſeit einigen Jahren
die Zahl der Kramer, Wirthe, Verkäufer von Stoffen, Bekleidungsgegen=
ſtänden
, Galanteriewaaren ꝛc. ganz außer Verhältniß mit dem Wachs=
thum
der Stadt zugenommen habe; in Folge deſſen vegetiren die meiſten
ſolcher Anfänger nur kümmerlich, viele verzehren ihr von Anfang an
ungenügendes Kapital ſchon in wenigen Monaten. Der Zwiſchenhandel
beſchäftigt eine viel zu große Zahl arbeitsfähiger Leute, während die
eigentliche produktive Thätigkeit neben dem Militär=, Beamten=, Penſio=
när
= und Rentnerſtande verhältnißmäßig ſchwach vertreten iſt, und ſind
anderntheils die kleineren Kapitaliſten durch Verluſte mannigfacher Art
neben Steigerung der Abgaben und Lebensbedürfniſſe mehr und mehr
zu Einſchränkungen genöthigt.
Die Darmſtädter Actien=Ziegelei berichtet, daß trotz zdes in
1877 ſtattgefundenen faſt verdoppelten Abſatzes die Geſchäftslage im All=
gemeinen
durch die außerordentlich gedrückten Preiſe der Waare eine
günſtige nicht zu nennen ſei, da auch das Octroi auf Steinkohlen und Holz
das Geſchäft wegen der großen Concurrenz in allernächſter Nähe, welche
dieſe Abgabe nicht zu entrichten hat, erſchwert. Der Abſatz der Actien=
Ziegelei für Mauerziegel aller Art beſchränkt ſich auf den hieſigen Platz
und die nächſte Umgebung, während ca. s, der feuerfeſten Steine nach
auswärts und zwar außer Heſſen nach Naſſau, Bayern, Baden und in
die Schweiz gehen.
Die Klagen über ſchlechten Geſchäftsgang, gedrückte Preiſe und
ſchwieriges Eingehen der Gelder iſind allgemein und wiederholen ſich
durch faſt alle verſchiedene Rubriken und macht hiervon faſt nur die
Poſt eine Ausnahme, welche auch in 1877 eine Zunahme des Verkehrs
mit erhöhter Einnahme aufzuweiſen hat.
Der Poſtverkehr der Stadt Darmſtadt einſchließlich Beſ=

1876
ſungen ergiebt für
294572.44
Portoeinnahmen

Eingegangene Briefe, Poſtkarten ꝛc. 2075,100
Aufgegebene deßgl.
2284300
Eingegangene Packek=u. Geldſendungen
188,600
Aufgegebene deßgl.
201,300
Eingegangene Poſtanweiſungen
95,856
Aufgegebene deßgl.
77955
Zahl der Nummern der verlegten
zeitungen
2543573
Außergewöhnl. Zeitungsbeilagen
129 331

187,
34455b. 33
(einſchl. der Tele=
graphen
=Einnahmen)
2047356
24347734
203238
202518
108,730
85,176

2676371
77,204
Telegramme kamen im Jahre 1877 bei der K. Telegraphen=
Anſtalt für Darmſtadt 34516 an und wurden 28415 aufgegeben; die
Station Darmſtadt der Heſſ. Ludwigsbahn beförderte im vorigen Jahre

im Ganzen 4197 und die genannte Station der Main=Neckar=Bahn in
Ganzen 6072 Privat=Depeſchen.
An Wechſelſtempel gingen im Jahre 1877 in Darmſtadt M. 16,156
45 Pfg. ein.
Für die zahlreichen Bekannten des Herrn Lieutenant v. d. Kne=
ebeck
von den Bonner Huſaren, welcher ſeit ca. 3 Jahren, zuerſt als
Diviſions=Adjutant und ſodann als Schatzmeiſter J. Königl Hoheit der
Großherzogin, in unſerer Stadt lebte, dürfte die Mittheilung von In=
tereſſe
ſein, daß derſelbe zum Cabinetsſekretär J. Maj. der Kaiſerin be=
ſtimmt
iſt, nachdem der bisherige Sekretär Dr. v. Mohl um ſeinen
Abſchied nachgeſucht und zum Generalconſul in Cincinnati ernannt wor=
den
iſt.
(N. H. V.)
- Aufbewahrungszeit für Poſtlagerſendungen. Vom
1. November ab wird bei den Poſtanſtalten im Reichspoſtgebiete die Auf
bewahrungsfriſt für diejenigen mit dem Vermerk poſtlagernd bezeich
neten Sendungen, welche innerhalb Deutſchlands zur Poſt gegeben ſind,
auf einen Monat, und die Aufbewahrungsfriſt für dergleichen gewöhn
liche und eingeſchriebene Briefſendungen, ſowie für Poſtanweiſungen vom
Auslande auf zwei Monate feſtgeſetzt. Werden die Sendungen innerhalb
der bezeichneten Friſt von der Poſt nicht abgeholt, fo erfolgt die Rück
ſendung nach dem Aufgabeorte. Alle vor dem 1. November zur Poſt
gelieferten Lagerſendungen werden noch nach den bisherigen Beſtimmungen
behandelt, mithin 3 Monate lang am Beſtimmungsorte aufbewahrt
werden. Bezüglich der Werthbriefe und der Packete vom Ausland
bleiben die bisherigen Beſtimmungen in Kraft.
O Von den älteren heſſiſchen 4pCt. Eiſenbahnobligationen
ſind noch Stücke, welche bereits theilweiſe ſchon mehrere Jahre ausgelgſt
und daher außer Zinſengenuß ſind, nicht zur Einlöſung präſentirt worden,
worauf wir die Intereſſenten aufmerkſam gemacht haben wollen. Li
Geſammtſumme, um welche es ſich hier handelt, beläuft ſich af
55,600 Gulden.
Der Scating Rink, welchem man bei ſeiner entlegenen Ar
und der geringen Prosperität derartiger Inſtitute in anderen Städten nachn
urtheilen an hieſigem Platze von vornherein jede Lebensfähigkeit abgr
ſprochen hatte, erfreut ſich trotz alledem und trotz der ſchlechten Zeiter=
hältniſſe
fortwährend eines ſehr zahlreichen Beſuches. Ein beſonders
Verdienſt hierum erwirbt ſich denn auch der bereits über Hundert Mit=
glieder
zählende Scating=Club, welcher durch ſeine verſchiedenartigen
Aufführungen, Polonaiſen und Evolutionen dem Zuſchauer eine ang=
nehme
und dabei nicht ſehr koſtſpielige Unterhaltung bietet. Sehr bei=
fällig
wurde am letzten Clubabend bemerkt, daß ſchulpflichtige Kinder
von nun ab bei den Abend=Concerten die Rollbahn nicht mehr benutzen
dürfen.
C Wie wir in Erfahrung gebracht, fielen bei der Pferdemarkt=
Lotterie nach hier 6 Hauptgewinne. Zu den Glücklichen gehört eine
Wittwe, der Diener einer Geſellſchaft und zwei Rentiers - ehemalige
Bäcker.
5) In der Poſtflur ſind die Briefkaſten für Poſtkarten und
Druckſachen neuerdings getrennt.
) In dem Hausgarten des Hauſes der Soderſtraße 7 befindet ſich
ein Apfelbäumchen, welches neben reifer Frucht noch halbreife un
volle Blüthen trägt. Gewiß eine für dieſe Jahreszeit ſeltene E
ſcheinung.
Einiges Aufſehen erregt das Verſchwinden einerzjungel
den beſſeren Ständen angehörigen Frau.
0 Am Mittwoch Abend wurde auf dem Schienengeleiſe der Hel
Ludwigsbahn, nahe der Landwehrſtraße dahier, die Leiche eines
Frauenzimmers, welcher durch Ueberfahren der Kopf vom Rumpf=
getrennt
war, aufgefunden und ergab ſich aus dem in den Kleidern vor=
fundenen
Heimathſchein, daß es die Leiche der vor einigen Tagen hier in
Dienſt getretenen ſiebenzehnjährigen Chriſtina Schmidt aus Kelſterbach
iſt. Es iſt anzunehmen, daß dieſelbe in einem Anfalle von Geiſtesſtörung
ſich das Leben genommen, da ſie wegen dieſer Krankheit erſt vor einige/
Monaten auf kurze Zeit in einem Krankenhaus aufgenommen war.
() Wie man vernimmt, ſteht in verſchiedenen Orten des Rieds =
Gründung weiterer landwirthſchaftlicher Conſumvereine im Anſchl=
an
den heſſiſchen Verband zu gewärtigen.
O Neuerdings ſcheint auch amerikaniſcher Kleeſamen
größeren Eingang auf dem deutſchen Markt verſchaffen zu wollen u
uind für November bedeutende Zufuhren in Ausſicht geſtellt.
G Die Stadt Freiburgi. B. beabſichtigt ihr Armenweil
nach unſerem Vorbilde zu reorganiſiren.
Die zahlreichen Freunde ſchöner Bernſteinſpitzen werdl
mit Bedauern vernehmen, daß die Oſtſee, die lange für unerſchöpflich 9
haltene Fundgrube des Bernſteins, faſt gänzlich aufgehört hat denſelben
auszuwerfen. Die Bernſteingewinnung iſt daher faſt lediglich auf den
bergmänniſchen Betrieb anz dem alten Seegeſtade angewieſen, wo ſich
von mächtigen Sand= und Lehmlagern bedeckt, die ſogenannten Bern=
ſteinſchichten
vorfinden, deren Ausbeute freilich eine recht mühſelige unl
oft gar nicht lohnende iſt.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.