Darmstädter Tagblatt 1878


21. Juni 1878

[  ][ ]

TatRszztUsLrSTUUII

Grinee
Wimu nd Enan
nn u da Pſ-
Gnanu aimmm.
wriAa Pp. zolan
A Blafclag ind OAdgUih.

(Frag= und Anzeigeß(att)
Mit der Sonntags=Beilage:

Iuferate
verden angenemnnem nDarmſtad;
von der Expedition, Rheuſr. R. V.
in Beſſungen von Fuddr. BUhe,
Oolzſtraße Nr. 18, ſowie auwlet:
don allen ſolden Hanonen Eppe-
Niinua

141. Jahrgang.
Amtliche; Grgan fur die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, ſowie des Großh. Polizelamts Darmſtadt.

RID.

Freitag der 25. Jupi

1878

Bekanntmachung.
Montag den 24. d. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr, ſollen die bei der Her=
ſtellung
eines Lokals zur Erhebung des
Marktſtandgeldes im Rathhauſe vorkommen=
den
Zimmer= Schreiner=, Schloſſer= und
Weißbinder=Arbeiten, ſowie die Gußwaaren=
Lieferung öffentlich durch Soumiſſion ver=
geben
werden.
Boranſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen, wo=
ſelbſt
auch die Soumiſſionsformulare zu er=
heben
ſind. Die Soumiſſionsofferten ſind
bei der unterzeichneten Behörde bis zu obi=
gem
Termin einzureichen.
Darmſtadt, den 19. Juni 1878.
Großherzögliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5217) Appfel, Beigeordneter.

Bekanntmachung.
Dienstag den 25. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr, ſoll die bei Herſtellung;
einer Einfriedigung an der Octroi=Erheber=
Wohnung am Lagerhaus vorkommende
Maurerarbeit nochmals durch Soumiſſion
vergeben werden.
Borauſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen, wo=
ſelbſt
auch die Soumiſſionsformulare zu er=
heben
ſind.
Die Soumiſſionsofferten ſind bis zu dem
obigen Termine bei der unterzeichneten Be=
hörde
einzureichen.
Darmſtadt, den 20. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5218) Appfel, Beigeordneter.

5175) Schreibpult mit 2 Schubladen,
aſt neu, 138 Centim. lang, 80 Centim.
ief, billig zu verkaufen. Ludwigſtraße 14.

Verſteigerung einer Wirthſchaftseinrichtung
in Nieder=Aamſtadt.
Dienstag den 23. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr,
läßt Gaſtwirth Schäfer in Nieder=Ramſtadt wegen Geſchäftsaufgabe in ſeinem Hauſe
nachbenannte Gegenſtände, als: 1 Büffet mit vollſtäud. Einrichtung, 1 Bier=
Preſſion, Gläſerſchrank, 1 Eisſchrank, 1 Kavier, ovale und lange Tiſche, 150 eiſ.
Gartenſtühle, 21 Gartentiſche, Rohr= und Strohſtühle, 1 Röder'ſcher großer Heerd
compl. mit Brat=Wärmofen und Waſſerſchiff, Hängelampen, Bier=, Wein= und Waſſer=
gläſer
, Unterſätze und ſonſtige Geſchäfts=Utenſilien gegen gleich baare Zahlung öffentlich
verſteigern.
S
S. Asler jr., Landgerichts=Tapator.

Gänſe=, Enten= und Hühner=Bettfedern
empfiehlt billi
5220)
H. Röhriohn, Geflügel=Hof.

AAlAuriuEmiIaose
3 Mart, wobei jedes Loos gewinnt (Hauptgewinne im Werth von 7000, 6000,
5000, 4000 Mark u. ſ. w.). ſind in der Expedition d. Bl. zu haben.

r.vuvrArrrrrpireer.
A1 AAA TnA AAA AAAr2AxN
5221) Sehr ſchöne junge Hunde
1
(Bernhardiner und Neufundländer
2
Kreuzung) ſind preiswürdig zu ver= 8
5½ kaufen. Reſtauration Carlshof.

Fræiorcer,
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XA AAhAATrTrAAArTTxAL)
Junge gemäſtete Gänse von M. 3.50.
Ponlurden 6.-

Mabnez , v.1.50.

Eszkekn 3.

empfiehlt
H. Röhrich
5222)
im Großh. Geflügelhof.

5223) Gutes Heu pr. Ctr. 70 Pfa.
ſwegen Mangel an Raum zu verkaufen.
Stadt=Allee Nr. 2.

S
8

für auswärts zu
Bettſopha tauſen gelucht.

Näheres Dieburgerſtraße 32.

Vermiethungen.
1
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3343) Schulſtraße 14 der 3. Stock
vermietheu.

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g Untere Rheinſtr. 49
zwei ſchöne ineinander gehende möblirte
Zimmer zu vermiethen.
4714) Bleichſtraße 11 im mittleren
Stock ein ſchönes Logis zu vermiethen: ein
großes Zimmer, 2 Cabinette, abgeſchloſſener
Vorplatz, Küche, Magdkammer, Keller und
Holzſtall, ſogleich beziehbar.
296

[ ][  ][ ]

K 19

4815) Arheilgerſtraße 50 ein Logis
zu vermiethen.
5225) Holzſtraße 10 ein kleines Logis.
5226) Frankfurterſtraße 20 ein Lo=
gis
von 4 kleinen Zimmern mit ſonſt allen
Bequemlichk. an eine ruhige Familie zu verm.

Vermiſchte Nachrichten.
Spesialarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
[4457
Erfolge.

M.
-Geübte Stickerinnen
für Plattſtichſtickerei in Wolle u. Seide
auf Cannevas erhalten dauernde Be=
ſchäftigung
von
Jacob A. Geligmann &a; Co,
½
22 Gertraudtenſtraße, Berlin.

G
Schuhmachergeſellen
auf feine Herren= u. Damenarbeit geſucht von
Joſ. Bchumacher Zohn in Mainz. (OF2130
5193) Ein Mädchen aus guter Familie
ſucht Stelle in einem Geſchäft irgend wel=
cher
Branche; auch iſt daſſelbe in Hand=
arbeiten
erfahren, und werden daſelbſt
Handarbeiten angenommen. Näheres große
Bachgaſſe 14 zwei Stiegen hoch.

p.4965) Eine ruhige Familie ſucht per
Ende September eine freundliche Wohnung
von 5 Piecen und allen ſonſtigen Bequem-
lichkeiten
zu miethen. Offerten mit Preis=
angabe
unter 4 8 bittet man an die Expe=
dition
d. Bl. zu richten.

6 Wohnungs=Geſuch.
8
In Mitte der Stadt wird eine Wohnung
von 4 bis 5 Zimmern, wo möglich mit
Stallung, baldigſt zu miethen geſucht.
Schriftliche Offerten beſorgt die Exped.
d. Bl. unter F. C. G. Nr. 100.
EAAAAAtrAiAAzua
E
5216) Ein Zimmermann ( Familien=
vater
), der vor einiger Zeit durch einen
H Sturz verunglückte, jetzt aber ſoweit
wieder hergeſtellt iſt, daß er leichtere
4 Arbeitverrichten kann, ſucht Beſchäftigung
K einerlei welcher Art. Näh. in der Exp.

5227) Ein gangbares Detailgeſchäft
wird zu miethen event. zu kaufen ge
ſucht. Offerten gub G G 16 beför=
dert
die Expedition.

5228) Eine Wittwe empfiehlt ſich im
Weißzeugnähen u. Ausbeſſern. Auch übernimmt
ſie alle Art Strickereien. Gr. Kaplaneig. 27.

5229) Zwei Arbeiter köngen Koſt und
Logis erhalten. Gr. Ochſengaſſe 31.

Wchreiblehrer Cauder aus Mainz.

G
Künftigen Montag - am 24. Juni - eröffnet derſelbe einen 2. Cyclus von
12 Lehrſt. ſeiner Schreib=Methode und wird vermöge derſelben allen Participirenden
eine coulant ſchöne Neueſte Büreau= bezw. Geſchäfts= u. Kaufmanns=Schrift
beigebracht und werden gefl. Anmeldungen Tags zuvor (Sonntag von 10 Uhr Mor=
gens
bis 3 Uhr Nachmittags) in deſſen Wohnung: Waldſtraße 23 erbeten. Die
factiſch überraſchendſten und faſt unglaublichen Erfolge lliegen daſelbſt vor.

Verein für Verbreitung von Volksbildung
zu Darmſtadt.
ſeneralVersammlung
Mittwoch den 26. Juni 1878. Abends 8 Uhr, im oberen Saale der Turn=
gemeinde
ſam Woogsplatz!.
Tagesordnung: 1) Bericht über die Thätigkeit und Leiſtungen des Vereins im
Verwaltungsjahre 1877-78.
2) Rechnungsablage für dieſe Verwaltungsperiode.
3) Voranſchlag für das Verwaltungsjahr 1878-79.
4) Neuwahl des Ausſchuſſes und eines Vorſitzenden.
5) Wahl eines Delegirten zu der dieſes Jahr am 29. u. 30. Juni
in Crefeld ſtattfindenden General=Verſammlung der Geſellſchaft
für Verbreitung von Volksbildung
5231)
Der Vorstand.

Leſeyrkel des Veremg für Erdkunde.
In den beiden Leſezirkeln des Vereins, dem geographiſcheſtatiſtiſchen und
naturwiſſenſchaftlichen, cirkuliren mit 14tägigem Wechſel außer einer Anzahl von
Zeitſchriften (Ausland, Globus, Petermanns Mittheilungen, Natur, Londoner Nature,
Unſere Zeit, Magazin für die Literatur des Auslands, Literariſches Centralblatt, Flora,
Botaniſche Zeitung, Jahrbuch für Mineralogie, Geologie ꝛc. u. a. m.), die Schriften
von 30 geographiſchen Geſellſchaften, 13 ſtatiſtiſchen Behörden, 5 hiſtoriſchen Vereinen,
11 gewerblichen und landwirthſchaftlichen Vereinen, 84 naturwiſſenſchaftlichen Geſell=
ſchaften
und Anſtalten (worunter 11 beſondere geologiſche, 6 phyſikaliſche und metereo=
logiſche
), ferner der Akademien zu Brüſſel, Rom und Boſton, der Univerſität Chri=
ſtiania
u. a. m.
Der Vereinsbeitrag, welcher zur Theilnahme an beiden Leſekirkeln, zur
Benutzung der Vereinsbibliothek und zum Bezuge der Vereinsſchriften berechtigt,
beträgt halbjährlich 3 M. 43 pf. Aumeldungen ſchriftlich bei
5232)
dem Vorstand.

5233)

daAIaI-AEStalTatloh.

Schluß der Ausſtellung 7 Uhr Abends. Nach dieſer Zeit freier Eintritt
in den Garten, Terraſſe und kleinen Saal.
Eingang Saalbauſtraße.

M
Arazd Ciraue Corty.
(Darmſtadt, Marienplatz.) Freitag 21. Juni, Abends 7½ Uhr. Große
Gala=Vorſtellung. Am Schluſſe derſelben: Carneval auf dem Eiſe. Sams=
tag
22. Juni: Zwei große Vorſtellungen. Erſte Nachmittags 3 Uhr, iſt eine
eigens dazu arrangirte Vorſtellung von Hrn. Regiſſeur Althoff, für Kinder zu er=
müßigten
Preiſen. In dieſer Nachmittags=Vorſtellung findet eine große Gratis= Ver=
looſung
ſtatt von ca. 30 Gewinnen, die für Kinder brauchbar ſind. Ein jedes Kind
ſerhält zu ſeinem Billete an der Kaſſe ein Freiloos ganz gratis. Die Waiſenkinder
der Reſidenzſtadt Darmſtadt haben zu dieſer Vorſtellung freien Zutritt und ſind die
tit. Herren Vorſteher freundlichſt gebeten, dieſelben einführen zu wollen. Die zweite
Vorſtellung Abends 7½ Uhr. Alles Nähere beſagen Zettel und Programme.
Althoff, Regiſſeur.
Corth, Direktor.

[ ][  ][ ]

M 119

1087

Kriegerverein Darmſtad,
Samſtag den 22. Juni Abends 8 Uhr:
Außerordentliche Generalverſammlung
in den Souterrain=Lokalitäten bes Saalbaus,
Eingang in der Saalbauſtraße.
Tagesordnung: 1) Reſolution, betr. die Stellung des Vereins den Social=
demokraten
gegenüber.
2) Erſatzwahl eines Vorſtandsmitgliedes.
5235)
Der Vorſtand.

5237)

Eintrachl,
geſellſchaft
Samstag den 22. Juni Abends 8 Uhr:
F.
F
8
2OD
8
6
A6

tE
im Geſellſchaftsgarten,
ausgeführt durch die Darmſtädter Concert=Kapelle ſnterlaken)
Die Vergnügungs=Commiſſion.
NB. Bei ungünſtiger Witterung findet das Concert den nächſtfolgenden Mittwoch ſtatt.

z rAlAturzo Aduryuodior,
Das Gaſtſpiel des
Hefmiuger Hofthrators
findet ſtatt von Donnerstag den 20. Juni bis 20. Juli a. c. und werden Vor=
merkungen
für daſſelbe brieflich oder telegraphiſch an der Theater=Kaſſe des Stadt=
Theaters in Frankfurt a. M. entgegen genommen.
Reyertoire:
Freitag den 21., Samstag den 22., Sonntag den 23. und Montag den 24. Juni a. c.
5236)
D i e R a u b e r.
4
Zeitung.
eue tunſtrirte
Redacteur Johannes Nordmann.
beginnt mit 1. Juli das IV. Quartal des VI. Jahrgangs.
Wöchentlich eine Rummer von 2-3 Bogen.
Preis pr. Quartal 3 Mark, in 14tägigen Heften, per Heft 50 Pfg., in
wöchentlichen Nummern 25 Pfg.
Außer ſpannenden Romanen und Gedichten der beſten Autoren, Artikeln über
Länder= und Völkerkunde ꝛc. hat es ſich die Neue Illuſtrirte Zeitung: von jeher zur
Aufgabe gemacht, den zeitgeſchichtlichen Ereigniſſen in Wort und Bild Ausdruck zu
geben und unſere zahlreichen Illuſtrationen, Portraits, Kriegs= und Schlachtenbilder
in den letzten Bänden haben ſeitens des leſenden Publikums die allſeitigſte Anerken=
nung
gefunden.
Im IV. Quartal wird außer den Fortſetzungen der Romane Spüte Ver=
geltung
: von H. Lorm, Ein Frauenliebling von E. v. Schwarz, ein fort=
laufender
Bericht über die Pariſer Weltausſtellung enthalten ſein.
Inſerate finden durch dieſes Blatt die weiteſte Verbreitung und iſt der Inſerat=
Preis billigſt auf 30 Pfg. per 5mal geſpaltene Zeile feſtgeſetzt.
Abnehmer des completen Jahrgangs erhalten als Prämie gegen die geringe
Nachzahlung von nur 2 Mark einen prachtvollen Farbendruck hergeſtellt nach W.
Menzel's Gemälde Mutterglück.
Alle Buchhandlungen und Poſtämter nehmen Beſtellungen an.
Leipzig.
Expedition der Neuen Illuſtrirten Zeitung.
5238)
34 Querſtraße.

2974)
Ludwigsplatz 7.

Anilin-Farben
zum Selbſtfärben aller Stoffe, mit genauer
Gebrauchs=Anweiſung in den ſchönſten Haus=
und Mode=Farben.
Muſter liegen zur Anſicht vor.
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von Franz Chriſtoph.
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0
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chnell trocknend, billigſter und dauerhafter
Anſtrich für Treppen, Vorplätze, Küchen ꝛc.
und zum Grundiren von Fußböden.
vellarben
zum Anſtrich fertig, in allen Nüancen,
ſchnell trocknend.
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garantirt wirkſam.
Hene Halien. Kartofkehn

per 1 Kilo 18 Pfg.
Heue lsländ Matjes-Häringe
per Stück 12 Pfg.

Dankſagung.
Allen Verwandten, Freunden und Be=
kannten
, welche unſere unvergeßliche Mutter,
Schweſter, Schwiegermutter u. Schwägerin
Frau Wilhelmine Jochheim,
geb. Frieß,
zur letzten Ruheſtätte geleiteten, ſprechen wir
hiermit unſeren herzlichſten u. tiefgefühlteſten
Dank aus.
Darmſtadt, den 20. Juni 1878.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Tages=Kaleuber.
Samstag 22. Juni: Außerordentliche General=
Verſammlung des Kriegervereins Darmſtadt.
Concert der Geſellſchaft Eintracht.
Mittwoch 26. Juni: General=Verſammlung des
Vereins für Verbreitung von Volksbildung zu
Darmſtadt.

[ ][  ]

1088

R 19

Pfeunigſparkaſſen.
In dieſer Beziehung iſt ein gerade jetzt ebenſo wichtiger als erfreu=
licher
Antrag an den Allgemeinen Verein gegen Verarmung und Bette=
lei
gebracht worden.
Der Antrag ſchlägt vor, eine große Zahl von Vertrauensperſonen in
allen Theilen der Stadt damit zu beauftragen, etwa an jedem Samstag
Abend von 6 bis 8 Uhr Erſparniſſe bis zu 10 Pfennig abwärts anzu=
zunehmen
, und darüber in beſonderen Büchlein den Einlegern Quittung
zu ertheilen. Sobald die Einlagen eines Büchleins 1 Mark erreichen,
werden dieſelben in die ſtädtiſche Sparkaſſe auf den Namen des Sparen=
den
eingelegt. Für die Summe unter 1 Mark haftet der Verein.
Beſonders intereſſant ſind die Motive des Antrags, und heben wir
daraus folgendes hervor:
Ein viel zu großer Theil unſerer Bevölkerung lebt nur von der Hand
in den Mund. Damit ſoll nicht geſagt ſein, daß er ſchlecht lebt
im
Gegentheil, wenn viel verdient wird, dann geht es hoch, iſt der Verdienſ=
gering
, geht es knapp her; ſtockt der Verdienſt nur kurze Zeit, dann wird
gehungert, verpfändet, gebettelt, und in dieſem Zuſtand iſt jeder Ver=
führung
Thür und Thor offen.
Neben redlicher Arbeit müſſen Genügſamkeit und Sparſamkeit wieder
in die Achtung und Würde eingeſetzt werden, welche ihnen die Schwindel=
jahre
und das offen zur Schau getragene böſe Beiſpiel der Verſchwendung
genommen haben.
Die kleinen Anfänge der Sparſanikeit ſind die wichtigſten, und dieſe
werden nicht mit Marken, ſie werden mit Pfennigen gemacht.
Mit der erſten Einlage tritt der Sparende in eine nun bevorzugte
Menſchenklaſſe. Er wird ſich von mancher übelen Gewohnheit abwenden
um mehr einlegen zu können, das ſtärkt ſeine Willenskraft. Er bleibt
Abends zu Hauſe, wird ein beſſerer Familienvater, die Kindererziehung
wird eine beſſere. Natürlich kommt er dann mit klarem Kopfe zur Ar=
beit
, ſeine Leiſtungen werden beſſer und werden höher bezahlt. Bald
wird er darüber nachdenken, wie er durch beſonderen Fleiß, durch beſſere
Werkzeuge mehr verdienen kann, wie er durch beſonderes Vertrauen, das
er ſich erwirbt, durch Stellung einer kleinen Kaution ꝛc. eine Stellung
erringen kann, welche ſein Einkommen erhöht.
Das Alles wird dem Sparenden möglich, denn er wird bald ſtatt
Pfennigen halbe und ganze Mark einlegen, und wird ſowohl in Noth
wie im Vorankommen ſich ſelbſt helfen können,
er wird ein ſelbſt=
ſtändiger
und damit ein wahrhaft freier von Jedermann geach=
teter
Menſch.
So ungefähr ſagen die Motive, wir aber glauben, daß dieſer An=
trag
, welchen der Vorſtand mit ungetheiltem Beifall aufnahm, in ſeiner
Ausführung ganz geeignet ſein wird, mancher geſellſchaftlichen Krankheit
gründlich entgegen zu arbeiten, den Werth der Arbeit und damit den
Wohlſtand zu erhöhen, und weſentlich dazu beizutragen, die Zuſtände in
den weniger bemittelten Klaſſen zu verbeſſern.
Daß ſich gute und verſtaͤndige Menſchen genug finden werden, um
die Ausführung des ſchönen Werkes durch ihre Mitwirkung möglich zu
machen, daran zweifeln wir keinen Augenblick, wenn wir die Entſtehung
und Thätigkeit des. Allgemeinen Vereins, wenn wir die Wichtigkeit und
Nothwendigkeit des Unternehmens in's Auge faſſen.

Die Roſen= und Pflanzen=Ausſtellung.
FD. Darmſtadt, 20. Juni. Heute Vormittag wurde, nachdem
J. K. Hoheit die Frau Großherzogin die Ausſtellung beſichtigt,
die achte Ausſtellung des Verbands rheiniſcher Garten=
bauvereine
, verbunden mit der dritten allgemeinen Roſen=
Ausſtellung, eröffnet. Die Ausſtellung iſt einzig in ihrer Art. Sie
iſt nicht nur hervorragend durch die Specialität der Roſenzüchterei,
welche beſonders in unſerer Stadt cultivirt wird, ſondern ſie iſt nament=
lich
bedeutungsvoll durch die Einwirkung, welche ſie auf den guten Ge=
ſchmack
in decorativer Hinſicht auszuüben im Stande ſein wird. Unſere
deutſche Gärtnerei iſt zwar in dieſer Beziehung noch weit hinter Belgien
und Frankreich zurück. Heute fehlte es nicht an ſchön arrangirten
Bouquets und Pflanzengruppen, unter welch erſteren ſich wahr=
hafte
Kunſtwerke befinden. Durch das künſtleriſche Arrangement des
Ganzen, deſſen Ausführung die Architecten E. Harres und L. Rückert
übernommen, wird bereits ein großer Eindruck hervorgebracht. Den
Haupteffekt des Ganzen bildet die große im Garten des Saalbau's er=
richtete
Halle, in welcher die tropiſchen Gewächſe in impoſanter Grup=
pirung
aufgeſtellt ſind. Um ein künſtlich hergerichtetes Raſen=Parterre
mit Springbrunnen ſind namentlich die Koſtbarkeiten der mexi=
kauiſchen
und innerafrikaniſchen Flora vereinigt. Mit ſtum=
mem
Erſtaunen ſieht der Beſucher die Pflanzenrieſen, welche in der
Halle die Häupter erheben, Baumfarren, die mächtigen Cycadeen= und
Encephallartos=Arten, die in jenen undurchdringlichen Wäldern gedeihen,

welche vor wenigen Jahren der kühne Livingſtone zum Erſtenmal durch=
forſchte
. Aus Indien erblickt man die gewaltige Muſa in prächtigen
Exemplaren, von welcher die Sage erzählt, daß ſich die erſten Menſchen
hinter ihr verbargen, als ſie die Stimme des Herrn hörten, der durch
den Garten ging; hohe Palmen - darunter ein ſechzig Fuß hohes
Exemplar -Cocos=, Betel=, Fächer=, Wachs= und Dattel=Palmen ragen
über dieſe Gruppen hervor; Aroideen, Maranten und Dracänen erinnern
an die Farbenpracht und den Reichthum der Tropen und alle Wunder
der Pflanzenwelt ſcheinen ſich in dieſer Halle - deren Prachtſtück die
Ausſtellung von Verſchaffelt in Gent iſt - mit Einemmale eröffnet
zu haben.
In beſcheidener, heimathlicher Grazie zeigt ſich dagegen eine von
Herrn Handelsgärtner Krick ausgeſtellte, etwa hundert Arten umfaſſende
Sammlung von Coniferen, welche wohl die hauptſächlichſten Vertreter
dieſer zahlreichen Pflanzenfamilie in ſich vereinigt. Eine von Herrn
Henkel veranſtaltete Ausſtellung blühender Pflanzen beweiſt, daß auch
unſer Klima an Duft und Prunk Repräſentanten aufweiſt, welche man=
chen
tropiſchen Gewächſen nicht nachſtehen.
Reich iſt die Ausſtellung an farbenreichen, geſchmackooll arrangirten
Bouquets, unter welchen ein von Madame Blanc in Homburg aus=
geſtelltes
Rieſenbouquet allgemeines Aufſehen erregt. In dem
Garten iſt ein Muſikcorps aufgeſtellt, das Roſſini's, Mozarts und
der franzöſiſchen Meiſter grazieuſe Weiſen ſpielt und wer ſich an dieſem
Ort, welcher durch kunſtvolle Hände mit Einemmale in einen Feenpalaſt
umgeſtaltet worden, ein luculliſches Mahl verſchaffen und ſo alle Sinne
zugleich ergötzen will, für den hält Herr Carl Gaule die feinſten culi=
nariſchen
Genüſſe und die auserleſenſten Weine bereit. Und hierzu ra=
then
wir Jedem! Die Roſenausſtellung iſt ſo recht geſchaffen für einen
Ort zum Schwelgen und zu ſardanapaliſcher Freude.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 21. Juni.
Die 1. Kammer tritt nicht wie früher angegeben am Freitag
ſondern erſt am Samstag in die Berathung über die mit der neuen
Juſtizorganiſation in Zuſammenhang ſtehenden Vorlagen ein.
Dem Vernehmen nach ſollen die Ergänzungswahlen zum
heſſiſchen Landtag im Monat Auguſt vorgenommen werden.
Die Verſenkung des Brunnens in der Griesheimer Gemar=
kung
iſt nunmehr bis zum Waſſerſpiegel gediehen, ſo daß jetzt mit der Glocke
gearbeitet wird. Die Arbeiter fahren bereits durch den Röhrenſchacht
ein und arbeiten in comprimirter Luft, die den Zutritt von Waſſer in
den Arbeitsraum unmöglich macht. Gegenwärtig iſt man auf eine mäch=
tige
Lehmſchicht gerathen, an deren Durchbohrung gearbeitet wird.
Nachdem eine, vor 4 Wochen abgehaltene ſtädtiſche Holzver=
ſteigerung
wegen allzu geringen Ergebniſſes nicht genehmigt worden,
wurde bei einer dieſer Tage erfolgten Wiederholung dieſer Verſteigerung
ein Mehrerlös von ca. 2000 M. erzielt.
Aus der Carl Schloſſers Stiftung ſind dieſes Jahr wieder
3 Lehrlinge neu beliehen worden, von denen Jeder 3 Jahr lang jährlich
100 fl. Lehrkoſten=Subvention bezieht. Den betreffenden Lehrlingen iſt
zur Pflicht gemacht, bei Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog um die Er=
laubniß
nachzuſuchen, außer ihrem ſeitherigen Familiennamen noch den
Beinamen Schloſſer zu führen.
Die junge Allee an der weſtlichen Seite der neuen Anlage vor
dem Rheinthor iſt nun mit Kies überfahren und iſt dieſe Anlage, da
nun auch eine Anzahl Bänke aufgeſtellt worden ſind, nunmehr der Vol=
lendung
entgegengeführt und damit zu einer Zierde. unſerer Stadt und
zu einer Erholungspromenade für diejenigen geworden, welche nach des
Tages Laſt und Arbeit einmal die friſche freie Luft genießen wollen.
Da ferner auch die Militärverwaltung auf die Ausbeſſerung des Raſens
auf dem Exercierplatz, welcher nebenbei bemerkt einer der ſchönſten ganz
Deutſchlands iſt, größere Sorgfalt verwendet, ſo iſt die neue Anlage in
geſundheitlicher Beziehung namentlich durch Abhalten des Staubes um
ſo werthvoller geworden und haben ſich die Männer, welche die Anregung
und die Mittel dazu gegeben haben, in den Herzen aller Naturfreunde
ein bleibendes Denkmal geſetzt.
Am verfloſſenen Dienstag früh trieben ſich ſechs Dammhirſche,
welche aus der Oberförſterei Mönchbruch auf Frankfurter Gebiet gekom=
men
waren, am ſ. 9. Schwengelbrunnen auf dem Feld umher, als die=
ſelben
plötzlich, durch das Pfeifen des Eiſenbahnzugs erſchreckt, auf den=
ſelben
einſtürmten, an ihrer Spitze, den andern weit voraus, ein präch=
tiger
Spießhirſch. Im Begriff, das Geleiſe zu überſetzen, wurde er von
der Lokomotive erfaßt und zermalmt; die anderen fünf kamen. glück=
lich
davon.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.