Darmstädter Tagblatt 1878


07. Juni 1878

[  ][ ]

Lonznmen
WAu uA Ehi
tu u dn P,
ua amm,
BelmvAxAnn
GAiamIayi.

141. Jahrgang.
Amkliches GryanzAur die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des

N110.

Freitag den 7. Juni

4867)
B e k a n n t m n ch u n g.
Wir bringen hierdurch zur Kenntniß, daß durch Allerhöchſte Entſchließung Seiner Königlichen Hoheit des
Großherzogs vom 31. v. Mts. die Großherzogliche Cabinets=Güter=Direction aufgehoben worden iſt und deren
Geſchäfte auf uns übergegangen ſind.
Darmſtadt, den 1. Juni 1878.
Großherzogliches Hofmarſchall=Amt.
v. Weſterweller.
Nau.
B e k a n n t m a ch u n g.
In einer Unterſuchungsſache wegen verſchiedener Diebſtähle ſind die nachfolgend verzeichneten Gegenſtände beſchlagnahmt wor=
den
, deren Eigenthümer noch nicht ermittelt ſind:
1) Eine weiße roth und ſchwarz getupfte Kaltunjacke, 2) eine ſchwarze Thybetjacke, 3) eine weiße Piqus=Jacke, 4 eine
Kattunjacke ſchwarz und weiß, 5) eine weiße Piqusjacke, 6) eine leinene, braun, blau und roth geſtreifte Bruſtſchürze; 7) eine
weiße Küchenſchürze, 8) eine wollene Jacke, ſchwarz und weiß carrirt, 9) ein weißer Piqus=Unterrock, 10) ein wollener Frauenrock,
grau und weiß geſtreift, 11) ein ſchwarz und weiß carrirter Frauenrock, - 12) ein blauer gefärbter Frauenrock, 13) ein ſchwarzer
Zanella=Unterrock mit blauem Einfaß, 14) ein rothwollener Unterrock mit ſchwarzer Borde, 15) ein Frauenhemd gez. J W6
mit weißen Zacken, 16) ein Kopfkiſſenüberzug mit rothen Blümchen, 17) drei Betttücher ohne Zeichen, 18) ein fein leinenes Bett=
tuch
J R D 6 gez., 19) ein Kopfliſſenüberzug F D 12 gez, 20) ein Betttuch E B 18 weiß gez., 21) zwei Herrenhemden ohne
Zeichen, 22) ein wollenes Hemd, braun und ſchwarz geſtreiſt, 23) zwei Handtücher ohne Zeichen, 24) ein dergl. E B 12 gez.,
25) eine weiße Frauenhoſe, 26) ein Kopfkiſſen mit Piqus=Kattunüberzug roth geblümt, 27) ein weißer Piqus=Ueberzug, 28) fünf
Paar wollene Socken, 28) ein Paar Strümpfe hell und dunkelgrau geringelt, 30) ein Paar braune wollene Strümpfe W gez.,
31) ein Paar weiße baumwollene Strümpfe gez. M M, 32) ein Paar Kinderſtrümpfe P M, 33) ein Paar weiße woll. Strümpfe
G B eingeſtrickt, 34) zwei weiße Kinder=Piqusjäckchen, ein desgl. Kleidchen, ein dergl. Unterröckchen, 35) eine weiße feine Kinder=
ſchürze
mit Verzierungen an den Taſchen, 36) ein Teppich braun, ſchwarz u. gelb geſtreift, 37) acht weiße Taſchentücher, worunter
eins 5 V 6 weiß gez., eins F E, eins mit Spitzen und weiß gez. Emmy und zwei H weiß gez., 38) drei Handtücher gez.
E B 24. ME 12, S T12 und 7 Taſchentücher gez. K W3.J P6, E R6, E6, P K 6 und zwei ohne Zeichen, 39) drei
Züber, 2 mit hölzernen und 1 mit eiſernen Reifen, 40) ein duntelgrau carrirter Anzug, 41) ein Tiſchtuch u. vier Frauenhemden.
Anſprüche wollen alsbald im Dienſtlokale der unterzeichneten Behörde, Hügelſtraße Nr. 3133, Parterre=Stock, Zimmer Nr. 11
geltend gemacht werden, wo auch die erwähnten Gegenſtände eingeſehen werden können.)
Darmſtadt, den 31. Mai 1878.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

Bekanntmachung.
Die bei der Reparatur der Brunnen=
Einwinterungsgeſtelle vorkommenden Zim=
mer
=Arbeiten ſollen auf dem Toumiſſionsweg
vergeben werden.
Die hierauf bezüglichen Offerten ſind
bis zum Samstag den 8. Juni 1878,
Vormittags 10 Uhr, bei dem Stadt=
bauamt
einzureichen, woſelbſt Voraiſchlag
und Bedingungen zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, am 3. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
4827)
Ohly.

E.
Veilchen=eiſe,

G
feinſter Toilette=Artikel, nur 1 Mark per
Carion von 4 Stück empſiehlt beſtens
fleorg Liebig Cohn.
e.

guxl-xuir.
4xTTTAAAAAAAAAArA1X1.
1
4205) 11 Morgen Klecu. 4 Mor=
1 gen Heugras ſind in Abtheilungen 5
1 zu verkaufen.
L. Daum.
2½
gLr.
ſGavu.
p.

AXAKTAAALAAATrArTLLA;
4852) Ein ſtarker u. großer einthüriger
Eisſchrank iſt Waldſtraße Nr. 32 billig
zu verkaufen.)

Thee Lager.
Es gereicht mir zum beſonderen Ver=
gnügen
, von meiner letzten Sendung etwas
ganz beſonders Feines von Souchong=Thee
zu dem billigen Preis von 2fl. M. 3.43.
offeriren zu können, welches alles Angebotene
übertrifft. Beſtens empfohlen.
Georg Liebig Sohn,
4853) Gute leere Packkiſten billig zu
haben bei
J. A. Zoeppritz.

272

[ ][  ][ ]

998

R 110

Avs UAr Damem's,

Ich offerire eine Auswahl billiger
Weißwaaren:
Weiße elegante Kinderkleidchen von 3 Mark an.
Damen= und Kinderſchürzen von 25 Pfg. an.
Weiße Piqus=Kinderhütchen von 60
Leinene Kragen u. Manſchetten von 40
Krauſen im Meter von 25 Pfg. an,
und halte mich bei Bedarf beſtens empfohlen.
4829)
B. HaLbacb.

4854)
Billig! Billig!
per Paar 8-11 Mark.
Herren=Stiefletten
Laſtingſtiefel zum Knöpfen für Müdchen
3
Laſtingſchuhe mit Zug
ſowie alle anderen Artikel ſehr billig empfiehlt
F. PAAE, Rheinſtraße 12.
84)
1 A64b
Z6
2AAAAaRAne
Bööouoneehatuabusssrurutaes
F
H
4855) Ich zeige hiermit ergebenſt an, daß das Geſchäft

verbunden
4
mit, techn. Arbeiten,

Jahnoperationen,
c0
Loo O
4N
während der Abweſenheit meines Mannes in keinerlei Weiſe unterbrochen wird. 23
4=
CC
Daſſelbe wird unter Leitung eines tüchtigen Aſſiſtenten, der bereits 14 Jahre co-
44
Io in dem Geſchäfte thätig iſt und den ich beſtens empfehlen kann, fortgeführt. B
4.
4
Haxte Sehuidt.
Hrs

4
ReehadihAahdrgapeg.
N40mapOhoh309'
Bc,
RRUAAAAANUNURRURUUTAAUIOOIN
4618) Ganz alter üchten
Zu verkaufen:
4856)
Die diesjährige Gras=Ernte meiner
Rordhäuser
Wieſe am Gräfenhäuſer Weg.
Ad. Pohl's Wittwe, (mit Waſſer und Zucker vermiſcht, das ge=
ſündeſte
Sommergetränk, empfiehlt
Obergaſſe 32.

Nur kurze Zeit!

1 1

17 Eliſabethenſtraße 17.
Nur kurze Zeit

4857)

Georg Liebig Sobn.

Rek, Rücken 12 M., Keule 6 M.
Günse, junge gemäſtete 4.50 bis 550.
Coutards, junge franz. Hühner 4-5.
Hahnen, ital. 1.50 bis 2, lebend u.
geſchlachtet, ſtets vorräthig bei
v. 4OhkIon,
4769) Großh. Geflügelhof.

Rheinſalm, Hechte,
Seezungen, Karpfen,
Schleien,
Aal,
friſch und lebend,
empfiehlt die Fluß= u. Seefiſch=Handl. von
Gebr. Nöſinger,
4832)
untere Hügelſtraße 73.


der berühmten
8 Das Mehl Fabrik von
F. Krietſch, Wurzen, erlaube ich mir für
bevorſtehende Feiertage in empfehlende Er=
innerung
zu bringen.
Wilhelm Weber,
Eliſabethenſtraße 14.

Friedr. Schaeſer,
2974) Ludwigsplatz 7.
AD-TALben
zum Selbſtfärben aller Stoffe, mit genauer
Gebrauchs=Anweiſung in den ſchönſten Haus=
und Mode=Farben.
Muſter liegen zur Anſicht vor.
Chocokden
eigener Fabrik unter Garantie der Reinheit,
ſämmtl. Sorten aus den feinſt. Cacao=Arten.
Cacoiyna ſcharf entölt,
Reis-Contenttvorzügl. Nährmittel).
Alle Fabrikate in Pack. m. Gebrauchs=Anw.
Oliven-Speiseöl feinſt Niza,
Hohnöl rein.
Sanitäts-Weine
für Reconvalescenten.
Vorzüglicher
Eussboden-Glanzlack
von Franz Chriſtoph.
LeinslFirniss
chnell trocknend, billigſter und dauerhafter
Anſtrich für Treppen, Vorplätze, Küchen ꝛc.
und zum Grundiren von Fußböden.
oellarben
zum Anſtrich fertig, in allen Nüancen,
ſchnell trocknend.
Lohnwichſe.
Insekten-Kittel
garantirt wirkſam.

Vermiethungen.
3343) Schulſtraße 14 der 3. Stock
zermietheu.
E
.
Untere Rheinſtr. 49
zwei ſchöne ineinander gehende möblirte
Zimmer zu vermiethen.
4426) Dieburgerſtraße 41 ein Logis
zu vermiethen.
4496) Eck der Zimmer=u. Hügelftr. 1
iſt ein Manſarden=Logis, beſtehend aus zwei
Zimmern, Kabinet und Küche, per Anfang
Juni zu vermiethen.
4815) Arheilgerſtraße 50 ein Logis
zu vermiethen.
4842) Frankfurterſtraße 5 parterre
iſt einAfreundlich möblirtes Zimmer zu
Ranzow.
vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
4859) Die Rechnung der katholiſchen
Kirche zu Darmſtadt für das Jahr
1877 liegt von heute an acht Tage=
lang
zu Jedermanns Einſicht im kathol.
Pfarrhauſe offen.
Darmſtadt, den 4. Juni 1878.

[ ][  ][ ]

999

K 110
Aufru
2
Die entſetzliche Kataſtrophe, welche am 31. Mai d. Js. über das deutſche Panzerſchiff Großer Kurfürſt' hereingebrochen
iſt, hat Hunderte von blühenden Menſchenleben dahin gerafft und zahlreichen Familien die tiefſten und ſchmerzlichſten Wunden ge=
ſchlagen
. Was das Reich in den eng bemeſſenen Grenzen des Geſetzes für die Hinterbliebenen der ebenſo wie der Krieger vor
dem Feinde im Dienſt des Vaterlandes ums Leben gekommenen Seeleute thun wird, kann zur Heilung ihrer Wunden nicht aus=
reichen
. Handelt es ſich aber um ein der ganzen Nation widerfahrenes Unglück, ſo erſcheint es auch als die Pflicht aller Deut=
ſchen
zur Milderung der Schmerzen und der Bedrängniß mitzuwirken, welche dieſes Unglück in ſo viele Familien getragen hat.
Die umfaſſende Organiſation unſerer Vereine kann Großes leiſten, wenn letztere, ohne ſich durch ihre in den Statuten vorgeſehenen
nächſten Aufgaben beengen zu laſſen, die Sache mit patriotiſcher Energie in die Hand nehmen.
Wir laden daher die verbündeten deutſchen Landes= und alle Zweigvereine dringend ein, ſich der Sammlung von Beiträgen
für die Hinterbliebenen zu unterziehen, und deren Ertrag an uns einzuſenden, welcher dann an ein ſich vorausſichtlich bildendes
beſonderes Hülfscomitee abgeführt, oder von uns ſelbſt nach gewiſſenhafter Prüfung der Verhältniſſe angemeſſen vertheilt
werden wird.
Berlin, den 3. Juni 1878.
Das Central=Comits der deutſchen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und
erkrankter Krieger:
von Holleben, Königl. Ober=Tribunalsrath, Vorſitzender. Haß, Reg=Rath, erſter Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Ollech,
General der Infanterie, zweit. Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Fries, Königl. Baieriſcher Generalmajor, für den Baieriſchen
Landesverein. Frhr. v. Spitzemberg, Königl. Württemb. Geſandter, für den Württemb. Sanitätsverein. Dr. Neidhardt,
Großh. Heſſiſcher Geſandter, für den Heſſ. Landesverein. Dr. v. Liebe, Herzogl. Braunſchw. Geſandter, für den Braunſchweig.
Landesverein. Frhr. v. Türckheim, Großherzogl. Badiſcher Geſandter, für den Bad. Landesverein. v. Witzleben, General=
Lieutenant z. D., für den Anhalt. Landesverein. v. Ehel, General der Infanterie z. D. v. Langenbeck, Geheimer Ober=
Medicinalrath. Holder=Egger, Oberſtlieutenant a. D. Loewe, Stadtrath. Dr. Gurlt, Profeſſor. G. Reimer, Buchhändler.
Dr. Hepke, Geh. Legationsrath. z. D. A. Enslin, Buchhändler.
Vorſtehenden Aufruf, unterzeichnet von Vertretern aller deutſchen Stämme, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß
mit der Bitte an unſere Zweigvereine, ihrerſeits die hier angeregte Sammlung in ihren Kreiſen thalkräftigſt zu fördern und deren
Ertrag an uns einzuſenden.
Im Uebrigen, insbeſondere für Darmſtadt und Beſſungen, erlären ſich alle hier Unterzeichneten bereit, außer den bereits
früher bezeichneten Annahmeſtellen, für den fraglichen Zweck Gaben entgegennehmen.
Darmſtadt, 4. Juni 1878.
Der Vorſtand des Hülfsvereins für das Großherzogthum Heſſen:
A. Weber, Miniſterialrath. Strack, Diviſionspfarrer. A. Buchner, Hofgerichts=Advokat. Wörner, Oberſteuerrath. Dr.
Pfeiffer, Ober=Medieinalrath. Michell, Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter. R. Wittich, Buchdruckerei=Beſitzer. Machenhauer,
4860)
Hofgerichtsrath. v. Zangen, Kreisaſſeſſor. Emmerling. Oberdomänenrath.

Turner=Feuerwehr.
Freitag den 7. Juni, Abends 9 Uhrſ
Gäupt.Versammlung.
Tagesordnung: Uebernahme einer Wache.
Die Obmannschaft.

60
Geſangverem
Sangerlun
Am 2. Pfingſttag: Ausflug auf das Felſeumeer.
Abfahrt von Darmſtadt 9 U. 30 M. mit Retour=Billet Auerbach. Die Tour
geht über das Fürſtenlager nach Schönberg und von da zu Wagen nach Reichenbach.
Wer Vormittags nicht abkommen kann, trifft den Verein von 3 bis 6 Uhr in
[4862
Iugenheim.

4865) Wegzugshalber zu verkaufen event.
zu vermiethen: ein Haus zum Allein=
bewohnen
in ſchönſter Lage der ſüdlichen
Stadttheile, enthaltend Saal mit 119 Zim=
mern
, Souterrain, Hof mit Waſchküche und
Holzſtall, Garten an der Straße.
Näheres bei der Exp.
Neue Ital. Kartoffeln
per ½ Kilo 39 Pfg.
Nene Matjes=Häringe.
per Stück 12 Pfg.
lübhy's
Amerik. Fleisch-Conservon
in friſcher Sendung.

Specialarz Dr. med. Heyor,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
[4457
Erfolge.
4863)
Einen Lehrling
ſucht unter günſtigen Bedingungen. Koſt
und Logis im Hauſe.
Joh. Heinrich Heß, Uhrmacher,
Groß=Geran.

4864) Für ein größeres Manufactur=
waaren
=Geſchäft in Mainz mit vorwiegend
Landkundſchaft; wird eine geübte
Verkäuferin
zu baldigem Eintritt geſucht.
Offerten nebſt Abſchriften von Zeugniſſen
nimmt entgegen sub Ehiffre H E 8106,
die Annoncen=Exped. von D. Frenz
in Mainz.

Schwelz. Chocolade s Suchard
friſch eingetroffen.
Liebig's Lackmehl, Maizena,
Stärkepuder, Kartoffelmehl,
Engl. Puddingpulver (Gustard Powder),
Oswego - Mais-Mehl,
Engl. Backpulver Gacking Powder),
Engl. Viscuits ett.
Emannel
Fuld,
4866)
Kirchſtraße I.

[ ][  ]

1000

Der neue Friedhof.
1I1
Setzen wir unſere Wanderung auf dem neuen Friedhofe fort, ſo fin=
den
wir eine große Zahl Denkmäler von Verſtorbenen, welche eine her=
vorragende
Rolle in der Geſchichte unſerer Vaterſtadt ſpielten, in der Ab=
theilung
rechts vom Hauptweg. Nicht weit vom Eingang ruht der als
Chirurg bedeutende Arzt Dr. Carl v. Siebold, geb. 2. März 1800,
geſt. 28. Juni 1860. Ein Medaillon Joh. Bapt. Scholls hat ſeine Züge
der Nachwelt erhalten. Neben ihm ruht ſeine Schweſter die Aerztin Dr.
Johanna v. Siebold, geb. 4. Jan. 1784, geſt. 6. Juli 1854. Das
Bildniß des trefflichen Künſtlers, der zahlreiche ſchöne Werke unſeres
Friedhofs ſchuf, von dem Meißel des Sohnes geſchaffen, befindet
ſich auf der linken Seite des Rondells. Weiter oben links vom Haupt=
weg
ruht der Kammermuſikus Elias Niebergall. Dieſelbe Grab=
ſtätte
birgt auch die Reſte ſeines talentvollen Sohnes Ernſt Elias
(geb. im Januar 1815, geſt. am 19. April 1843) des Verfaſſers der
volksthümlichen Luſtſpiele Datterich= und toller Hund= und zahlreicher
Novellen. Ein herrliches Denkmal, ein ächtes Werk feinfühliger italieni=
ſcher
Kunſt, befindet ſich unweit des linken Umfaſſungswegs. Es iſt zum
Andenken an Maria Dorothea von Locher, geb. von Biegeleben,
errichtet. Eine Madonna mit dem Jeſuskinde, mit freundlichen milden
Zügen, für welche die Raphael'ſche Madonna als Vorbild diente, erinnert
an die früh Verſtorbene. Auffaſſung und Ausführung, die zarte Be=
handlung
des carrariſchen Marmors, weiſt auf einen Künſtler erſten
Ranges hin. Gleichfalls nicht weit von der Umfaſſungsmauer zur Linken
haben Schüler und Freunde dem Maler Auguſt Lucas, geb. 4. Mai 1803,
geſt. 28. Sept. 1862) ein Denkmal errichtet. Die Züge ſind auf dem
Medaillon von Herwegh mit treffender Characteriſtik wiedergegeben.
Leider hat der Muthwille das ſchöne Denkmal arg beſchädigt. Durch
einen Steinwurf wurde ein großes Stück des gewaltigen Schnurrbarts
abgeſchlagen. Lucas war namentlich durch ſeine eminent characteriſtiſche
Darſtellung des Blattwerks und ſeine lebenswahre Auffaſſung der Wald=
natur
als Landſchaftsmaler hervorragend. In der Epoche, in welcher er
wirkte, die eine Reihe hervorragender Maler aufzuweiſen hat, kam er
nicht entſprechend zur Geltung. Heute würden viele derjenigen, deren
Gemälde die Räume der Ausſtellungen bevölkern, ihm gegenüber als
Pygmäen erſcheinen.
Auf der linken Seite des Mittelwegs, zunächſt dem Eingange, befin=
det
ſich ferner die Büſte des wackeren Bürgermeiſtersſuſtus G. Kahlert
(geb. 13. März 1800, geſt. 20. Dec. 1860), der ſich durch ſeine tüchtige
Stadtverwaltung ein dankbares Andenken geſichert hat.
Ihm gegenüber befindet ſich die Büſte eines anderen braven Bür=
gers
Ernſt Emil Hoffmann (geb. 17. Dez. 1785, geſt. am 22. Mai
1847). Philhellene und deutſcher Patriot, kann man ihm außerdem
nachrühmen, daß er von dem durch ſeine iglücklichen Spekulationen er=
worbenen
großen Vermögen einen angemeſſenen Gebrauch machte und
reichlich an Arme und Nothleidende ſpendete. Bei der Errichtung des
freiwilligen Jägercorps rüſtete er nicht nur ſechs Mann auf eigene Koſten
aus, ſondern ſicherte ihnen auch im Falle von Unglücksfällen lebensläng=
liche
Penſionen zu. Im Hungerjahr 1817 trug er durch ſeine Gaben,
ſowie durch von ihm eröffnete Collecten viel zur Linderung der Noth
bei. Der Verfaſſer dieſer Zeilen bewahrt ihm noch perſönlich ein dank=
bares
Andenken. (Als ich ein ſechsjähriger Knirps war, ſchenkte er mir
einen neuen heſſiſchen Gulden, weil ich ein hübſcher Junge ſei, beiläufig
bemerkt das einzige Mal in meinem Leben, wo mir meie Schönheit
Geld eintrugl!
Gleichfalls rechts vom Mittelweg, etwas weiter oberhalb von Hoff=
mann
, ruht Joh. Wilh. Mangold (geb. 9. Nov. 1796, geſt. 23. Mai
1875), der langjährige Kapellmeiſter unſeres Hoftheaters; ſoviel wir
wiſſen das einzige Mitglied deſſelben, an welches ein Denkſtein erinnert.
Auch hinſichtlich der Mitglieder unſerer Bühne bewährten ſich auf dem
Friedhof die Worte des Dichters: Die Nachwelt flicht dem Mimen
keine Kränze.
Unweit dieſer Begräbnißſtätte ruht Karl Friedrich Auguſt
Buchner, geb. zu Darmſtadt am 12. Februar 1800, Juriſt, trefflicher
Journaliſt und einer der früheſten Vorkämpfer der Freiheit der Preſſe.
Er hat in den dreißigerſJahren und bis nach dem Jahr 1848 eine mannig=
fache
, rege journaliſtiſche Thätigkeit entwickelt und hatte mehrfache poli=
tiſche
Unterſuchungen zu beſtehen.
Auf der rechten Seite des Rondells findet ſich die Grabſtätte eines
anderen tüchtigen Journaliſten Dr. Heinrich Künzel (geb. 26. Dez. 1810,
geſt. 11. Nov. 1873), zugleich einer der bedeutendſten und fleißigſten
vorſcher auf dem Gebiet der heſſiſchen Spezialgeſchichte.
Oberhalb des Rondells rechts ruht Prälat Dr. K. Zimmermann,
der erſt im vorigen Jahr verſtorbene treffliche Kanzelredner und Gründer
des Guſtav=Adolph=Vereins, ſowie deſſen Vater, Hofprediger Dr. Ernſt
Zimmermann (geb. 18. Sept. 1786, geſt. 14. Juni 1832), einer der
bedeutendſten Prediger, welche bis jetzt in Darmſtadt wirkten.
Unweit der weſtlichen Umfaſſung, links vom breiten Umfaſſungs=
Weg ruht Heinrich Felſing (geb. S. Sept. 1810, geſt. 28. März 1875)
der Turnvater unſerer Stadt und Gründer der hieſigen Turngemeinde.
Als Kupferdrucker ging ſein Ruf weit über die Grenzen Deutſchlands
hinaus und ſelbſt italieniſche Meiſter ließen ihre Platten bei dem auf

dieſem Gebiete der Technik als Spezialiſt hervorragenden Manne drucken/
Das vortreffliche, ſeine Züge wiedergebende Medaillon iſt von Berſch.
der vor Kurzem in unſerem Muſeum jene liebliche Nymphe ausſtellte
Berſch, deſſen Atelier ſich in München befindet, iſt em geborener
Darmſtädter.
Ein beſonderes, einen großen Raum umfaſſendes Quartier, wurde
unweit der weſtlichen Mauer, den Kriegern aus den Jahren 1870 und
1871 angewieſen, welche in den hieſigen Lazarethen ihren Wunden er=
lagen
.
Nicht weit von dem prächtigen Denkmal, das ihrem Andenken errichtet
iſt, nahe bei dem Mittelweg, bezeichnet ein über die Umgebung hervor=
ragendes
Kreuz die Stätte, an welcher die Gebeine eines der früheſten
Märtyrer der deutſchen Einheit ruhen.
Dr. Friedrich Ludwig Weidig, Pfarrer zu Obergleen, geb.
15. Febr. 1791 zu Obergleen, geſt. den 2. Febr. 1837 in dem Arreſt=
hauſe
zu Darmſtadt. Das Andenken Weidigs und ſeiner Peiniger lebt
noch i aller Welt Munde und jedermann weiß wie das Schickſal
unterdeſſen zwiſchen ihm und ihnen gerichtet hat. Seine Freunde und
Schüler, deren noch eine Zahl lebt, ſorgen pietätvoll für die Unterhaltung
der Ruheſtätte des Mannes, dem im Leben keine Ruhe vergönnt war.
Leider iſt die Inſchrift am Sockel des Kreuzes vom Wetter verlöſcht,
Eine Wiederherſtellung wäre zu empfehlen. Das Kreuz trägt die
Inſchrift:
Du ſtarbſt nach langer Kerkerhaft
Als heilger Streiter,
Dein freier Geiſt ſucht in geſtirnter Höh
Des Lichtes Quelle!

Bermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 7. Juni.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog empfingen geſtern
Vormittag den Oberſten v. Necker, den Major Otto und den =Geheimen
Finanzrath Menges.
(Militärdienſtnachricht.) Hauptmann Haberling la guite
des 3. Gr. Inf.=Reg. Nr. 117 wurde unter Belaſſung in ſeinem Com=
mando
zur Dienſtleiſtung beim Kriegsminiſterium von dem Verhältniß
als Lehrer bei der Kriegsſchule in Metz entbunden.
- Handwerker=Fortbildungs=Schulen. Nach den ſtati=
ſtiſchen
Zuſammenſtellungen beſtanden am Schluſſe des Jahres 1877 in
unſerem Großherzogthum 48 Handwerkerſchulen mit 2822 Schülern und
104 Lehrern. Die älteſten Handmerkerſchulen befinden ſich in Darmſtad
und Gießen, dieſelben wurden im Jahre 1838 in's Leben gerufen, dann
folgte im Jahre 1841 nach der Conſtituirung des Lokalgewerb= Verein=
die
Handwerkerſchule zu Mainz. In demſelben Jahre wurden noch weitere
6 Schulen errichtet und betrug damals die Geſammtſchülerzahl 198. In
den Schulen wird jetzt beinahe überall ein mäßiges Schulgeld erhoben
und doch belaufen ſich die jährlichen Unterſtützungen auf 21,305 Mark;
davon entfallen auf den Großh. Gewerbverein 12569, auf den Lokalge=
werbverein
6113, aus den Gemeindekaſſen 6113 und aus den Bezirks=
kaſſen
7179 Mark. Die größte Betheiligung hat Mainz mit einer Schüler=
zahl
von 354, dann Darmſtadt mit 225 und ſchließlich Offenbach mit
176 Schülern.
Das2., Leipziger Tageblatt' gibt aus dem Geſchäftsbericht
der Berliner Aſſociations=Buchdruckerei, in welcher haupt=
ſächlich
die in Berlin erſcheinenden ſocialiſtiſchen Blätter gedruckt werden,
nachſtehende Notizen über die Gagenbezüge der Spitzen: Im Laufe eines
Jahres erhielten Haſenclever 8766 M., die Redacteure Haſſelmann
2340 M., Lange 1650 M., Küſter (der ſich nach Verbüßung einer mehr=
monatlichen
. Haft den Chriſtlichſocialen zuwandte) 1290 Ml. Der Vor=
ſteher
der Expedition des Neuen Socialdemocrat Rackow, erhielt für
die Zeit vom 1. April bis November 1560 M. Einige der Herren hat=
ten
übrigens verſchiedene andere Saiten noch auf ihrer Geige. So em=
pfing
Haſenclever als zugleich Reichstagsabgeordneter Gelder aus der Caſſe
der ſocialiſtiſchen Arbeiterpartei; Liebknecht desgl. 100 M. und 885 M.
Gehalt vom Leipziger Vorwärts für die Zeit vom Januar bis Ende
März u. ſ. w. - Bei derartig gefüllten Fleiſchtöpfen iſt's leicht, dem
T. A.
nhungernden Arbeiter ſchöne Reden zu halten!
Wetterbericht der deutſchen Seewarte vom b. Juni: Der
Luftdruck iſt im Weſten wieder geſtiegen, in Oſtdeutſchland gefallen. Die
Vertheilung deſſelben iſt unregelmäßig und die Winde größtentheils un=
beſtimmt
und umlaufend. Ueber dem Kanal und dem inneren Deutſch=
land
herrſcht eine weſtliche, ſtellenweiſe ſtarke Luftſtrömung. Das Wetter
iſt in Nord= und Weſt=Deutſchland größtentheils regneriſch und ziemlich
kühl. Geſtern Nachmittag haben im Streifen von Parmouth bis
Kaſſel Gewitter ſtattgefunden; am Bodenſee herrſcht fortwährender,
theilweiſe wolkenbruchartiger Regen, der Ueberſchwemmung befürchten
läßt; die letzten vier Tage haben daſelbſt einen vollen Decimeter Regen=
höhe
geliefert. Auch an der deutſchen Küſte ſind theilweiſe große Regen=
mengen
gefallen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.