TUUv STTII
nonnemntzwelz
Blls 6 Mur het Binprlah
g U vn allen
Pſ=
intm AfArzen enngngewn.
mxima s P. poOata
o Pftanſislag in Bkillgéüh.
(Frag= und Anzeigeskatt)
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſeeate
verdem angenammerr nDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Re 23.
mBeſſungen von Friedr. Blßer
Holzſtraße Nr. 18. ſowle auzwirn
von allen ſollden
AnnonenEv=
dittorg.
141. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamtz, ſowie des Großh. Polizeiamts Parmſtadt.
WOI.
Freitag den 10. Mai.
1878
B e k a n n t m a ch u n g.
Nach 84 des von Großh. Kreisamt Darmſtadt am 26. April d. J. publicirten Polizei=Reglements, die Beaufſichtigung der Hunde in
Darmſtadt und Beſſungen betr., hat jeder Hund eine Blechmarke mit fortlaufender Nummer zu fragen.
Die Marken für die bei uns declarirten Hunde können von heute ab an allen Wochentagen Vormittags von 9-12 und
Nachmittags von 2-5 Uhr bei uns in Empfang genommen werden.
Die Marken ſind auf der einen Seite mit den Buchſtaben H. M. (Hundemarke) und fortlaufender Rummer und auf der
anderen Seite mit dem ſtädtiſchen Wappen verſehen.
Die Abgabe der Marken erfolgt unentgeltlich. Erſatzſtücke für verlorene ꝛc. Marken ſind dagegen mit 20 Pfennige per
Stück zu bezahlen.
Darmſtadt, den 10. Mai 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
4021)
Ohly.
4022) Torf=Lieferung.
Die Lieferung von 642,000 Stück
Eſcholl=
brücker Stechtorf für das Großh.
Pro=
vinzial=Arreſthaus u. ſtadtgerichtliche
Arreſt=
lokal pro 1878-79 ſoll
Mittwoch den 22. Mai l. J.,
Vormittags 9 Uhr,
auf dem Soumiſſionsweg vergeben werden.
Die Offerten ſind verſiegelt mit der
Aufſchrift „Soumiſſion für Torfu bis
da=
hi. bei dem Actuariate unterfertigten
Stadt=
gerichts einzureichen. Eine Probe des Torfs
iſt in dem Termine ſelbſt vorzulegen. Di=
Lieferungsbedingungen liegen auf dem
Actu=
ariat des Stadtgerichts zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 1. Mai 1878.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. d. St.=R.:
Hallwachs
Hol zapfel,
Stadtger=Aſſeſſor. Stadtger.=Aſſeſſor.
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 140 Stück Helmen
für die Turner=Feuerwehr ſoll durch
Sub=
miſſion vergeben werden.
Muſler, Boranſchlag und Bedingungen
liegen auf dem Stadtbauamt zur Einſicht
offen, woſelbſt auch die Offerten auf
vor=
ſchriftmäßigem Formular bis zum
Samstag den 11. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
einzureichen ſind.
Darmſtact, den 1. Mai 1878.
Großherzogliche Bülrgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
3748)
Bekanntmachung.
Die am 1. und 2. d. M. im
Gemeinde=
wald zu Eberſtadt abgehaltene Brandholz=
Verſteigerung iſt genehmigt und können die
Abfuhrſcheine gegen Uebergabe der
Bürg=
ſcheine Montag den 13. d. Mts. von
Vor=
mittags 8 Uhr an auf unſerem Büreau in
Empfang genommen werden.
Eberſtadt, am 8. Mai 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
4023)
Müller.
Feilgebotenes.
e.
Hi=
Lrinkhallen
zu verkaufen.
Näh. im Verlag.
S.
g Gemüsepfanzen,
als: Kohlrabi, Wirſing, Weißkraut
und Blumenkohl bei
C. Völker Hügelſtraße 75.
1023a) Kornbrod 2¹⁄ Kilo 60 pfo.
heinrich Herzberger.
W.Ich erhielt eine Sendung eleganter
E.
M
RERUTRTTRRTAON
„
W. in ganz neuen, ſehr geſchmackvollen Façons, die ich der etwas vorgerückten Sai=
W- ſon halber erheblich unter dem eigentlichen Preiſe zu verkaufen im Stande
W bin. — Auswahlſendung zu Dienſten.
Eliſabethenſtraße
Adalph Dressel.
Nr. 9.
1⁵⁄₈
aßig empfehle Lagerbizz zn FFlaſchen
Weißwein, ſowie ſehr gute Cigarren.
Carl Fralt,
4024)
4 Louiſenplatz 4. 2
Eindermehl 4025) Buchene Holzkohlen,ſtets vor=
räthig bei Fr. Hauff. Schloßgraben 3. der Anglo=Swiss cond. Millk Co. in Cham
vorzüglich
zur Ernährungder Kinder neben und nach
dem Gebrauch der condenſirten Milch.
Proben gratis.
Georg Liebig Sohn. „.
8
Zimmerſpähne
bei. H. Bensheimer, Landwehrſtr. 31. 4027) Neuer Blumenkohl zu haben
Schwanenſtraße 12, ſowie Samstags auf
dem Markt bei Joſeph Rußler. [ ← ][ ][ → ]
814
4028) Soeben erſchien in L. Körnor's
Verlag, Verlin, Friedrichſtr. 235, und iſt
vorräthig in allen Buchhandlungen:
Rettung von Trunkſucht
und Beſeitigung ihrer ſchrecklichen Folgen.
Ein Wort zur Warnung u. Beruhigung aller
Derjenigen, welche von dieſem Laſter geheilt
u. wieder in ſicheren Beſitz von Geſundheit
gelangen wellen. Gegen Einſend. von 20pf
in Briefmarken wird obiges Werkchen Jedem
franco zugeſandt.
4029) Erbſeureiſer zu verkauſen.
Dieburgerſtraße Nr. 50.
4030) Zwetſchen per Pfd. 30 pfg.
Heinrich Herzberger.
Vermiethungen.
W
3343) Schulſtraße 14 der 3. Stock
ſvermietheu.
ArrAAm
an
3786) Neckarſtraße 4 im 1. Stock ein
möbl. Zimmer, auf Wunſch auch Koſt.
4031) Heinheimerſtraße 9 ein Logis
zu vermiethen.
4032) Liebigſtraße (Blumenthal=
Viertel) ſind zwei ſchön möblirte Zimmer
zu vermiethen.
Näheres bei der Expedition d. Bl.
4033) Nieder=Namſtädterſtraße 25
für ein anſtändiges Frauenzimmer ein
freundlich möbl. Zimmer billig zu verm.
Vermiſchte Nachrichter.
Specialarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den
hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
[4457
Erfolge.
3990) In einem hieſigen Putzgeſchäft
werden einige Lehrmädchen und eine
Ar=
beiterin zu ſofortigem Eintritt geſucht.
Zu erfragen in der Expedition.
4037) Zu ſofortigem Eintritt ein
tüchti=
ger Knecht geſucht. Zu erfr. in der Exp.
e.
2 Dankſagung.
Verwandten, Freunden und Bekannten
und allen Denjenigen, welche ſo großen
An=
theil an unſerem herben Verluſte unſeres
guten Sohnes, Enkels u. Bruders Ludwig
Jacobi, und noch beſonders ſeinen vielen
Freunden u. Freundinnen, welche ſo große
Theilnahme während ſeiner Krankheit an
ihm nahmen und ihn zu ſeiner letzten
Ruhe=
ſtätte begleiteten, ſagen wir hiermit unſeren
innigſten tiefgefühlteſten Dank.
Die tiefbetrübten Eltern, Großeltern und
Geſchwiſter: Jacobi.
Ferner bitten wir alle Diejenigen, welchen
wir die die übliche Anzeige nicht zukommen
ließen, um Entſchuldigung, da unſere
Be=
ſtürzung zu groß war.
R6 91
W Geſchäfts=Empfehlungen, welche in dem in unſerem
Verlage in amtlicher Ausgabe demnächſt erſcheinenden Sommer=Fahrplan
der Eiſenbahnen, Dampfſchiffe und Poſten im Großherzogthum Heſſen
noch Aufnahme finden ſollen, werden alsbald erbeten.
C. C. Witlich'ſche Hoſbuchdruckerei.
Großherzogliche Handelskammer zu Darmſtadt.
Heffentliche Hitzung:
Freitag den 10. Mai 1858. Abends 6 Uhr.
Tagesordnung: 1) Tabakſteuer.
2) Ueber Gefängnißarbeit.
4035)
3) Neue Einläufe.
3043)
unter Garantie der richtigen Ablieferung.
Meine bereits aufs Vortheilhafteſte bekannten Möbelwagen erlaube ich mir h
empfehlende Erinnerung zu bringen.
4 Grafenſtraße 4.
F. Fey.
Zur Bequemlichkeit meiner verehrlichen Kunden hat Herr Hof=Möbelfabrikanz
Arier, Ludwigſtraße 10, die Freundlichkeit, Aufträge für mich zu übernehmen.
„TAA
3952)
Oie
Eröſſnung meinerdartenvirthschaſt
beehre mich ergebenſt anzuzeigen und ſehe einem geneigten Zuſpruch achtungsvoll
en=
gegen.
H. Hlafm, zur Bockshaut.
Wohnungs=Veränderung.
Einem geehrten Publikum die ergebenſte Anzeige, daß ſich mein Geſchäft, die
chemiſche Herrenkſeider=Reinigungs=Anſtaft
nebſt meiner Glagéhandschuh-Wäscherei
von heute an Kirchſtraße Nr. 21 bei Herrn Bäckermeiſter Elgert befindet. Indem
ich für das mir ſeither geſchenkte Wohlwollen herzlich danke, bitte ich, mir daſſelbe
auch ferner bewahren zu wollen.
Preiſe der Herrenkleider:
Ein ganzer Anzug zu Waſchen und Bügeln M. 2.20, ein Paletot M. 1.60.
Glacs= und Däniſche Handſchuhe in allen Farben das Paar 18 Pf.
Herrenkleider werden soglolch und billig reparirt.
Hochachtungsvoll
Lmduig Nungessor.
GCOr
Kirchſtraße 21.
3899)
vonltsehnnot.
Auf der Durchreiſe nach Paris zur Welt=Ausſtellung
Heute Freitag den 10. Mai 1878:
der durch die „Gartenlaube;, „Ueber Land und Meer=, Amthors „
Alpenfreund=
rühmlichſt bekannten und älteſt renommirte
„
Tyroler Zungergeſellſchaft v. Ludw. Rainer
aus Achenſee 14 Damen und 5 Herren).
Kaſſa=Eröffnung 7 Uhr. Aufang 8 Uhr. Entre 60 pfg. Programme al
der Kaſſe. Täglich Neues.
4012) Bei günſtigem Wetter findet das Conert im Garten ſtatt.
Rhelnſalm,
4
Soles (Seezungen),
Stockfiſche friſch,
Kieler Bückinge
empfiehlt
L. Nrkchueh. Hof=Lieferant,
E8311)
Ernſt=Ludwigſtraße 17.
4
WAN
E
4036) Eine Parterre Wohnung von
5 Zimmern mit Gartenaufenthalt für eine
Familie von 3 Perſonen auf Anfang Auguſt
zu miethen geſucht.
Näheres in der Expedition.
R 9l.
Für die arme Frau mit 5 kl.
Kin=
dern deren Mann bei dem Brande zu
Maxſain verunglückte, ſind bis jetzt an
Gaben bei uns weiter eingegangen: von
N. N. 2 M. C. Kr. 2 M. Ungen. ein
Packet Kleidungsſtücke. Dr. F. L. 2 M.
C. T. 2 M. W. M. 16 M. Summa bis
heute M. 58. 50.
Weiteren Beiträgen zur Uebermittelung
an die Unglücklichen ſehen wir gerne ent
gegen. Expedition des Tagblatts.
4038) Eine reinliche Frau ſucht
Lauf=
dienſt. Langegaſſe 23 Seitenbau.
815
3943)
Mozark-Perein.
110d dut aol zzzuldvhb voul
Sonntag den 12. Mai 1878.
Abfahrt nach Bickenbach per Extrazug 9 Uhr 30 Min. Morgens.
Die Billete werden nach Zwingenberg hin und zurück gelöſt.
vie VergnügungsCommission.
Tages=Kalender.
Freitag 10. Mai: Oeffentlche Sitzung der
Groß=
herzoglichen Handelskammer zu Darmſtadt.
Samstag 11. Mar: Hauptverſammlung der
Beſ=
ſunger Feuerwehr. - Vereinsverſammlung des
Kaufmänniſchen Vereins.
Sonntag 12. Mai: Abendunterhaltung mit Theater
des Beſſunger alteren Geſangvereins.
Montag 13. Mai: Außerordentliche
Generalver=
ſammlung des Allgemeinen Vereins gegen
Ver=
armung und Bettelei.
Dienstag 14. Mai: 25. ordentliche
Generalver=
ſammlung der Bank für Handel und Induſtrie.
Montag 17. Juni: Generalverſammlung der
Darmſtädter Actien=Ziegelei.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 10. Mai.
D e r R oſ e n garten.
Dramatiſches Märchen in 5 Akten von Otto
Roquette. Mit dazu comp. Muſik von G. Banger
Der Herzog von Ty ol, unter
dem Namen Laurin.
Hr. Fiala.
Sigune
Fr. Reubke=Beilhac.
Wolfhart:
Sieabert) Herzoge von Steyer Hr. Hofmann.
Hr. Edward.
Rofftied. Ma=kgraf v. Friaul Hr. Mendel.
Lando Knappe
Hr. Franke.
Berold)
Hr. Wisthaler.
Aspar) Hirten
Frl. Ethel.
Urtas, Einſiedler
Hr. Werner.
Gauda, Kiäuterſammler in
Fr. Steck.
Anfang halb 7 Uhr. End= halb 10 Uhr.
Thodl. Geid
Jrehie dr. Hkeo
2974)
Ludwigsplatz 7.
eigener Fabrik unter Garantie der Reinheit,
ſämmtl. Sorten aus den ſeinſt. Cacao=Arten.
Cacoigue ſcharf entölt,
Reis-kontenttvorzügl. Nährmittel).
Alle Fabrikate in Pack. m. Gebrauchs=Anw.
Oliven-Speisesl feinſt Niza,
Mohnöl rein.
Fleiſch=Ertract,
Condenſirte Milch.
Ganiiäls-Weine
für Reconvalescenten.
Vorzüglicher
Eussboden-Glanzlack
von Franz Chriſtoph.
Leinöl-Firuiss
ſchnell trocknend, billigſter und dauerhafter
Anſtrich für Treppen, Vorplätze, Küchen ꝛc.
und zum Grundiren von Fußböden.
gelkarben
zum Anſtrich fertig, in allen Nüancen,
ſchnell trocknend.
Lohnwichſe.
Htärken.
Patent=Reis=Stärke.
Patent=Preis=Stärke.
Stärke Glanz.
Waſch=Cryſtall.
Iusoklen-Kittel
garantirt wirkſam.
Gegenwart und Zukunft unſeres Hoftheaters.
F. D. Unſerem Schauſpiel muß, wenn es ſeinen Zweck erfüllen und
wenn unſer Hoftheater unter zukünftigen, vielleicht ſchwierigeren
Verhält=
niſſen nutzbringend wirken ſoll, gleich Weimar und Meiningen
bahnbrech=
end vorangehen. Es muß aus eigener Jnitiative handeln und nicht
etwa erſt das Beiſpiel Frankfurts, Mannheims, ja ſogar von Mainz und
ſämmtlicher Nachbarbühnen abwarten, bis es ſich zur Aufführung eines
Stückes entſchließt. Die „Bluthochzeit” von Lindner wurde ebenſo wie
Brutus” und „Collatinuss, von demſelben Verfaſſer, ſchon vor fünf
Jahren in Wiesbaden aufgeführt. Hier kennt man jene Stücke immer
noch nur dem Namen nach. Die „Böſen Zungen” kamen, nachdem ſie
ſchon vor ſieben Jahren auf dem Stadttheater in Wien Furore machten,
endlich hier zur Aufführung. Die hiſtoriſchen Luſtſpiele hat Verfaſſer
dieſes ſchon im Sommer 1876 aufführen ſehen. Unſerem Schauſpiele
fehlt die Jnitiative. Dieſelbe Inittative wünſchen wir hinſichtlich der
Einſtudirung bisher nicht zur Aufführung gebrachter Shakeſpeare'ſcher
Stücke, z. B. jenes Drama's „Heinrich VIII.I, welches das Schickſal des
Cardinals Wolſeley zum Gegenſtand hat; in techniſcher Hinſicht
unſtrei=
tig. dasjenige Werk, in welchem Shakeſpeare der modernen Bühne am
Nachſten ſtand. Auch den „Coriolan” rechnen wir hierhin. Fragt man,
warum die Aufführung derartiger Stücke nicht verſucht wird, ſo erhält
man gewöhnlich zur Antwort: „Ja, wir haben keine Bühneneinrichtung:!
Ein ſonderbarer Troſt! Hat etwa Iffland ſich zuerſt nach ſogenannten
Bühneneinrichtungen umgeſehen? Er hat ſie ſich ſelbſt gemacht, gerade
ſo wie alle Regiſſeure zur Zeit, als das deutſche Schauſpiel groß war.
Unſere deutſche Bühne iſt in einen Mechanismus, in eine
Noutiniers=
wirthſchaft verfallen, welche nothwendig ihren Ruin herbeiführen muß.
Nicht der Direktor oder die Regiſſeure ſind die Hauptperſonen, nicht
ihnen iſt das Wohl und Wehe, die Bildung ganzer Generationen anheim
gegeben, ſondern den Theater=Agenten. Dieſe vermitteln nicht nur
die Engagements, ſenden gleich einer Waare die Theatermitglieder und
heimſen für ihr Geſchäft, einerkei, ob die Waare angenommen, oder zur
Dispoſition geſtellt wird, in jedem Fall den Gewinn ein, ſondern ſie
be=
ſorgen auch die Bühneneinrichtungen und die Stücke. Es iſt ein
Aus=
nahmsfall, wenn ein Regiſſeur noch ein Schauſpiel lieſt; ja noch mehr,
ungeleſen werden manche Stücke ſogar angenommen. Nach der
Auf=
führung des „neueſten Skandals” von Theodor Barriére, ein Stück, das
in jenem Falle, welchen wir im Auge haben, total durchfiel, fragte der
Verfaſſer dieſes den betreffenden Direktor: „Ja, warum nehmen ſie ein
ſolches Stück zur Aufführung an?.
- „Ei nuns, erwiderte dieſer, „ich
hab' es nicht geleſen! Als meine Verwunderung ſtieg, gab er mir zu
ſeiner Bemerkung eine Erläuterung, die mich noch mehr in Staunen
ſetzte. „Sehen Sie, dieſe Stücke werden uns von den Agenten angeboten.
Es heißt dann z. B., das Stück hat in Paris 500 Aufführungen erlebt,
wenn Sie daſſelbe wünſchen, belieben Sie 300 Fres. zu bezahlen, im
Falle der Nichtaufführung innerhalb des nächſten Jahres entrichten Sie
eine Conventionalſtrafe von 100 Fres. Ich nehme an, erhalte das Buch
geſchickt und ſehe, daß das Stück für mein Publikum nichts taugt, aber
was will man machen, bringe ich das Stück nicht, muß ich die
Conven=
tionalſtrafe bezahlen; ich beiße alſo lieber in den ſauren Apfel und
ris=
kire die Aufführung.
So iſt es heute mit deutſchen Theatern beſtellt. Unſer Publikum,
unſere Dichter, das Schickſal unſerer geſammten deutſchen dramatiſchen
Kunſt iſt in den Händen einiger Faiſeurs und Agenten. Die einzelnen
Bühnen ſelbſt haben die Jnitiative verloren und auf dieſem Wege,
wel=
chen wir ſeit einigen Jahrzehnten eingeſchlagen, befindet ſich die geſammte
deutſche Bühne in einem rapiden Rückgang. Meiningen und Weimar
haben das Verdienſt in dieſer Beziehung eine Aenderung angebahnt zu
haben. E3 kann keine Schwierigkeiten darbieten, dem Beiſpiele dieſer
Bühnen nachzufolgen, wenn die Regie dieſes ernſtlich will. Die
finan=
ziellen Intereſſen unſeres Hoftheaters gehen hier mit den künſtleriſchen
Hand in Hand. Nehmen wir nur an, das Schauſpiel erziele durch grö=
M.
816
here Berückſichtigung der Novitäten, durch Iuſeenirung bisher nicht auf= und erklärte ſich gegen die beantragte Umwanblung, während Diehl I.
geführter claſſiſcher Stücke u. ſ. w., an den Schauſpielabenden jedesmal
eine Mehreinnahme von 500 M., ſo ergibt dieſes für die Saiſon bereits
eine Mehreinnahme von 30,000 M., ein Mehr, welches das Schauſpiel
an allen Bühnen, wo demſelben eine größere Aufmerkſamkeit zugewandt
wird, auch einbringt. Ein Theil dieſer Einnahme könnte dazu dienen,
den in dem vorhergehenden Artikel erwähnten Betriebsfonds zu bilden,
ein Fonds, welcher, obgleich die Bildung deſſelben bereits nach dem
Brand des Theaters angeregt wurde, der hieſigen Bühne noch völlig
ab=
geht. Unſere Bühne iſt ohne disponible Mittel, um in der Lage
zu ſein, eine neue Oper, ein Schauſpiel, eine Feerie, oder ein ſonſtiges
im Augenblick Epoche machendes Bühnenwerk ſofork in Scene ſetzen zu
können und auch in dieſer Beziehung iſt ſie alſo behindert, mit anderen
Bühnen gleichen Schritt zu halten. In jedem Falle bedarf es immer
Anforderungen an die großherzogliche Kaſſe und jedesmal war es bisher
die Perſon des Landesherrn, welche das Riſiko trug. Daß unter dieſen
Umſtänden die Theaterdirektion nicht diejenige Aktionsfreiheit beſitzt,
welche wünſchenswerth wäre, iſt ſelbſtverſtändlich. Anders liegt die Sache,
wenn, wie in Meiningen, ein von der Bühne ſelbſt gebildeter Fonds
vorhanden iſt, welcher ſich durch beſondere zum Beſten dieſes Fonds
be=
ſtimmte Vorſtellungen alljährlich vermehrt und welcher jederzeit in
An=
griff genommen werden kann. Zur Bildung und zum Anwachſen eines
ſolchen Fonds müßte in erſter Linie das Schauſpiel, welches ſeine Zwecke
ja bekanntlich mit Ungleich geringeren Mitteln als die Oper erreicht,
bei=
tragen und aus dieſem Grunde empfehlen wir vom literariſchen, vom
künſtleriſchen und finanziellen Geſichtspunkt aus eine Hebung des
Schauſpiels an unſerem Hoftheater.
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 10. Mai.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog empfingen geſtern
Vormittag den Oberſten Freiherrn von Röder zu Hiersburg zur Meldung.
Demſelben, gegenwärtig Commandeur des 8. Rhein. Inf.=Reg. Nr. 76.
iſt von S. K. H. dem Großherzog das Commandeurkreuz 2. Cl. des
Philippsordens verliehen worden und veranſtaltete das Officier=Corps
des Großh. 1. Inf.=Regiments Nr. 115 dem ſcheidenden Kameraden ein
Liebesmaͤhl im Officierscaſino und überreichte ihm einen Ehrendegen.
Ernennungen. Der Bezirksgerichtsrath H. Pauli zu Mainz
wurde zum Obergerichtsrath daſeloſt Bezirksgerichtsrath E. Becker in
Alzey zum Bezirksgerichtsrath in Mainz, Friedensrichter J. B. Volk
zu Wörrſtadt zum Bezirksgerichtsrath in Alzey und Gerichtsacceſſiſt
Dr. A. Müller in Mainz zum Friedenstichter in Wörrſtadt
ernannt.
— Durch Cabinetsordre vom 30. April cr. hat S. Maj. der Kaiſer
die Beſtimmung getroffen, daß den nach 12=jähriger activer Dienſtzeit
mit dem Civil=Verſorgungsſchein ausſcheidenden Unteroffizieren
eine einmalige Beihülfe von 165 Maͤrk gewährt wird.
- Dem Reichstag liegt ein Geſetzentwurf vor, wonach aus Aulaß
der Reviſion des Servistarifs Darmſtadt mit Beſſungen
der 1. Kl. zugetheilt ſind.
0 Stadtverordnetenſitzung vom 9. Mai. Ein der
Armen=
kaſſe von dem verſtorbenen Hr. Rentner K. Aug. Link vermachtes Legat
von 1000 M. wurde dankbar acceptirt. - Bezüglich des Lokalreglements
das Halten der Hunde betr. theilte der Ober=Bürgermeiſter mit, daß die
Marken, welche die Hunde zu tragen haben, angefertigt ſind, ſowie daß
die neue Anlage auf dem Capellplatz denſelben Schutz, wie die übrigen
ſtädtiſchen Anlagen genießen ſoll, d. h., daß Hunde in derſelben an der
Leine geführt werden müſſen.-
— Die Cementlieferung für den Brunnen
des Waſſerwerks wurde der Firma Oyckerhof in Amöneburg in Biebrich
zu 9 Mürk per Tonne übertragen, ob gleich dieſelbe nicht die niedrigſte
Offerte eingereicht. — Die Ausführung der Warmwaſſerheizung in der
Realſchule wurde an Ritſchel und Henneberg in Berlin, die
Luftheizungs=
anlage in einem Volksſchulhaus an E. Kelling in Dresden, in dem andern
an J. H. Reinhardt in Würzburg unter der Bedingung übertragen, daß
genaue Pläne und Zeichnungen ausgearbeitet und deren Ausführung von
einem von der Stadt zu beſtimmenden Techniker überwacht werde.-
Der beim Realſchulbau fungirende Bauführer und Zeichner ſoll noch bis
Ende September in Thätigkeit bleiben. - Hierauf verhandelte man über
den von Dr. Eigenbrodt geſtellten Antrag die Baucommiſſion in eine
De=
putation (Art. 52 der Stadteordnung) umzuwandeln, ſowie über den
damit in Verbindung ſtehenden Antrag Gauls's dieſe Deputation zu
be=
auftragen, die genaue Abnahme der ſtädtiſchen Arbeiten zu überwachen
und nach Befund die Verantwortlichkeit des Stadtbaumeiſters in
An=
ſpruch zu nehmen. Gauls ſprach für dieſe Umwandlung, die er jedoch
nur auf die Dauer des Realſchulbaus und Ausführung des Waſſerwerks
beſchränkt wiſſen wollte. Dr. Eigenbrodt führte aus, daß der geſtellte
Antrag einem ſchon längſt gefühlten Bedürfniß nach einer anderweiten
Controle entſpreche. Wolfskehl empfiehlte hingegen, daß man vorher erſt
das Statut, welches die Befugniſſe der Deputation feſtſtellen ſoll, vorlege,
bezweifelte auch, daß ein ſo dringendes Bedürfniß zur Bildung einer
be=
ſonderen Deputation vorhanden ſei. Riedlinger vertrat die Anſicht, daß
eine Deputation die Geſchäfte raſcher, wie die Bautommiſſion in ihrer
jetzigen Organiſation erledigen werde. Hauſer pflichtete, geſtützt auf die
Art. 36 und 37. der Städteordnung- den Ausführungen Wolfskehls bei
91
für dieſelbe eintrat, da ſich der jetzige Apparat als zu ſchwerfällig
er=
wieſen und Bauangelegenheiten nicht mit der wünſchenswerthen
Schnellig=
keit und Präciſion erledigt werden könnten. Hierauf legte der Ober=
Bürgermeiſter dar, daß die Hauptverzögerungen dadurch hervorgerufen
würden, daß er nicht mehr Vorſitzender der Commiſſion und daher nicht
in der Lage ſei, deren Sitzungen auf einen geeigneten Zeitpunkt zu legen
Krug neigte ſich den Anſchauungen Wolfskehl zu, ebenſo Dr. Büchner.
Schließlich beſchloß man mit 16 gegen 12 Stimmen die
Umwand=
lung im Princip, erklärte jedoch, daß bis zur Vorlage eines Statuts
die ſeitherigen Funktionen nicht erweitert werden ſollen.- Die
Einrich=
tung einer weiteren Gaslaterne gegenüber dem öſtlichen Ende des
Wenck=
ſchen Trottoirs wurde genehmigt. — Ein Geſuch des Verbands der
Weißbinder, Maler, Lackirer und Stuckateure um Abänderung des
Sun=
miſſionsverfahrens'geht dahin, daß das Stadtbauamt die Preiſe ſeiner
Voranſchläge den Intereſſenten nicht mehr mittheilen, dieſelben vielmehr
ſelbſt die Preiseinheiten anzuſetzen hätten, alſo das Abbieten nach
Pro=
zenten in Wegfall kommen ſoll. Ruths trat warm für dieſe Aendeung
ein. Riedlinger glaubte indeß nicht, daß hierdurch unſer krankes Guns
miſſionsweſen, welches einer totalen Umgeſtaltung bedürfe geheilt
uer=
den könne. Die Sache wurde an die Commiſſion verwieſen. - Lu
Antrag des Ober=Bürgermeiſters das Ortsgericht in die Parterreräune
des Stadtkaſſehauſes zu verlegen wird in nächſter Sitzung zur
Verhand=
lung gelangen. — Schließlich wurde noch die Anſchaffung neuer
Sub=
ſellien u. ſ. w. für die Mittelſchule gütgeheißen und hierfür ein
Cre=
dit von 1520 Mark bewilligt und in geheimer Sitzung eine Reihe
Per=
ſonalfragen erledigt.
Die Vergebung deröffentlichen Arbeiten in
Sun=
miſſion hat durch Uebertragung derſelben an den Mindeſtfordernden
namentlich in Zeiten kritiſcher Lage der Gewerbe zu allerlei Mißſtänden
geführt und hat man ſich vielfach veranlaßt geſehen, die Wahl unter
mehreren oder auch allen Submittenden vorzubeyalten. Vielfach kommt
es auch vor, daß bei Vergebung der ſ. 9. Procentarbeiten Pfuſcher die
nicht im Staͤnde ſind, die Preiſe zu berechnen, kurzer Hand 20, 30 oder
noch mehr Procent Abgebot einreichen und dann wenn ihnen die
Ar=
beit zugeſchlagen wird, ſich ſo gut es eben gehen will, durch
Herabdrücken=
des Lohnes, ſchlechtes Material ꝛc. zu helfen ſuchen oder auch zu Grunde
gehen, nachdem ſie aber vorher gewiſſenhaften und ſoliden Meiſtern das
Geſchäft verdorben und zur Erhöhung der allgemeinen Nothlage
beige=
tragen haben. Es verdient daher alle Anerkennung und auch
Nachahmung, daß in der letzten Sitzung des Gemeinderaths in
Wies=
baden ein Antrag angenommen wurde, wonach es der ſtädt.
Bauverwal=
tung geſtattet ſein ſoll, bei öffentlicher Vergebung ſtädtiſcher Arbeiten
eine andere als die bisher nach Procentſätzen übliche Form anzuwenden,
derart, daß die Submittenten künftighin ein Verzeichniß reſp. eine genaue
Beſchreibung der zu liefernden Arbeit, aber nicht mehr den betreffenden
Koſtenanſchlag des Stadtbauamtes erhalten und daß ſie dann ſelbſtſtändig
in jenem Verzeichniß ihre Forderung für die Arbeit namhaft machen.
Nach Darmſtadt kommen bei der Geflügelausſtellung
nach=
folgende erſte Preiſe: P. Lippert für Tauben; Geflügelzuchtverein,
P. A. Kommo und Dr. Schäfer für Vögel. Zweite Preiſe: Ph.
Lippert und G. Hornung für Hühner. Außerdem wurde Herrn
A. D. Hein eine Anerkennung für Hühner zu Theil.
Der Circus Corty wird Ende d. Mts. hier eintreffen.
Gegen=
wärtig iſt die Geſellſchaft, beſtehend aus 130 Perſonen mit 80 Pferden,
in Coblenz.
Der Lehrermangel ſcheint bei uns nach und nach zu
ver=
ſchwinden. Die Geſammtzahl der Zöglinge in dem Schullehrer=Seminar
zu Friedberg betrug im Schuljahre 1877-78 209, welche drei Jahrgänge
umfaſſen, aber wegen der großen Anzahl in je zwei Abtheilungen
unter=
richtek wurden, ſo daß alſo ein doppeltes Seminar vorhanden iſt. Von
71 Abgehenden beſtanden 65; 5 weitere Examinanden waren auswärtz
vorbereitet, von welchem 1 nicht beſtand. In Bensheim war die
Ge=
ſammtanzahl der drei Jahrescurſe 125, von welchen 21 dem Ober=
Cur=
ſus angehörten und ſämmtlich beſtanden. Beachtenswerth iſt, daß von
dieſen Eleven nur ein kleiner Theil Söhne von Lehrern, vielmehr de
weitaus größte Theil von Landwirthen und Gewerbtreibenden iſt; aus
Städten über 10,000 Seelen waren im Ganzen nur 1 in dieſen Lehrer
bildungsanſtalten, unter 10,000 Seelen 9, faſt ſämmtliche ſind aus
Dörfern. Am 17.-19. Sept. v. J. unterzogen ſich in dem Seminar,
zu Friedberg 20 junge Damen und vom 11. -13. Febr. d. J. in dem
Seminar zu Bensheim 9 der Prüfung als Lehramtsaſpirantinnen. Mit
den von den Präparanden=Anſtalten abgegangenen Zöglingen ſtanden den
beiden Landesſeminarien 290 neu Aufzunehmende zur Verfügung.
- (Beachtenswerth.) Nr. 17 der Papier=Zeitung, Fachblatt
für Papier= und Schreibwaaren=Handel und Fabrikation, bringt folgende
Notiz: „Herr Profeſſor Reuleaux führte vor Kurzem in einem im
kauf=
männiſchen Verein zu Leipzig gehaltenen Vortrage die Papier=Lieferung
für die Standesämter als ſchlaͤgendes Beiſpiel für ſein„billig und
ſchlecht=
an; die Vergebung an den Mindeſtfordernden könne nur von recht
nach=
theiligem Einfluß ſein. Das jetzt gelieferte Papier beſtehe beinahe
aus=
ſchließlich aus Holzſtoff und man würde es in 10-15 Jahren erleben,
daß die für unſere Familien höchſt wichtigen Akten der Standesämter
dem natuͤrlichen Zerſtörungsprozeß verfallen.n Eine Beſſerung der
Ver=
hältniſſe und die Hebung der Induſtrie iſt erſt zu erwarten, wenn von
Oben herunter in erſter Linie Werth auf gute Waare gelegt wird.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
[ ← ][ ][ → ]Beilage zum -Darmſtädter Tagblatt”
Vorſtandeg deg allgemeinen Vereins gegell Berarmung und Lettelei
für das Jahr 1877
erſtattet in der Generalverſammlung vom 13. Mai 1878.
Einleitung.
Als in den Jahren 1875 und 1876 die ſtädtiſchen Behörden dahier
eine anderweite Organiſation der der Stadt obliegenden öffentlichen
Ar=
menpflege nach dem Vorbild der in Elberfeld bewährten Einrichtungen
in Angriff genommen hatten, wurde von einem unſerer Mitbürger, der
mit dem Armenweſen ſich eingehend beſchäftigt und insbeſondere auch
den Anſtoß zur Reorganiſation der ſtädtiſchen Armenpflege gegeben hatte,
das Bedürfniß angeregt, auch die Privatwohlthätigkeit zu einer
einheit=
lichen Wirkſamkeit zuſammenzufaſſen. Eine Reihe von Privatvereinen,
die theilweiſe wenigſtens dieſelben Zwecke verfolgten, ſuchten unabhängig
von einander und von der öffentlichen Armenpflege der Armuth zu
hel=
fen, Private verwendeten zur Unterſtützung Armer und Solcher, die es
zu ſein angaben, mitunter höchſt bedeutende Mittel, ohne in der Lage zu
ſein, ſich über das wirkliche Bedürfniß genügend zu unterrichten und die
dem Zweck der Gabe entſprechende Verwendung zu ſichern. Die hierdurch
zerſplitterten Mittel zur Unterſtützung wirklich Bedürftiger
zuſammenzu=
ſaſſen, ihre Verwendung zu überwachen, die Thätigkeit der verſchiedenen
Wohlthätigkeitsvereine, ſoweit ihre Zwecke dieß erheiſchten, unter ſich und
mit der öffentlichen Armenpflege in Uebereinſtimmung zu bringen, und
vor Allem dem gemeinſchädlichen Bettel, auf den die Dürftigen
weſent=
lich angewieſen waren, zu ſteuern, dieß war die Aufgabe, deren
Errei=
chung jene Anregung erſtrebte. Beſprechungen mit Gleichgeſinnten und
vorläufige=Verabredungen mit den Organen mancher Vereine führten im
März 1876 zu einer allgemeinen Verſamrmlung, in der die angedeuteten/
Grundſätze allſeitigen Beifall fanden und ein proviſoriſches Comite mit
den zur Bildung eines Vereins gegen Verarmung und Bettelei
erforder=
lichen Vorbereitungen und insbeſondere zu Verhandlungen mit den
Vor=
ſtänden der bereits beſtehenden Vereine beauftragt wurde. Nicht in der
Sache liegende ungünſtige Verhältniſſe verzögerten die deßfallſigen
Ar=
beiten bis zum December 1876, in dem eine weitere Verſammlung der
Mitglieder des Comite's und der Delegirten der einzelnen Vereine
ſtatt=
fand. In dieſer Verſammlung wurde die Gründung eines
Allgemei=
nen Vereins gegen Verarmung und Bettelei beſchloſſen und
das proviſoriſche Comite mit der Aufgabe betraut, zur Mitgliedſchaft an
dieſem Verein aufzufordern, die Statuten für denſelben zu entwerfen und
demnächſt zu definitiver Conſtituirung des Vereins und ſeines Vorſtands,
ſowie zur Feſtſetzung der Statuten eine Generalverſammlung aller
Mit=
glieder einzuberufen. Nachdem in der Tagespreſſe die Ziele des Vereins
eingehend beſprochen, nachdem alle ſelbſtſtändigen Einwohner der Stadt
durch direkte Einladung zur Theilnahme an dem Verein eingeladen
wor=
den waren, und nachdem etwa 1000 Perſonen ihren Beitritt erklärt
hat=
ten, wurde in der am 8. März 1877 ſtattgehabten General=Verſammlung
der Mitglieder der Verein definitiv conſtituirt, die Statuten wurden
we=
ſentlich in der von dem proviſoriſchen Comite vorgeſchlagenen Faſſung
angenommen und endlich wurde der definitive Vorſtand des Vereins
ge=
wählt. In einer Reihe von Sitzungen begann nun der Vorſtand den
Verein zu organiſiren, die helfenden Mitglieder zu gewinnen und zu
in=
ſtruiren, die Mittel des Vereins zu ſammeln, Bitten um Unterſtützungen
entgegenzunehmen und konnte er in ſeiner Sitzung vom 17. April 1877
ſeine eigentliche Thätigkeit durch Verwilligung der erſten Unterſtützungen
beginnen.
Zweck und Organiſation des Vereins.
Der Verein hat ſtatutenmäßig den Zweck, die deſſen bedürftigen
ſEinwohner der Stadt Darmſtadt gegen Verarmung zu ſchützen, verarmte
Einwohner zu unterſtützen und die Haus= und Straßenbettelei zu
beſei=
tigen. Er ſucht ſeinen Zweck zu erreichen durch Verabreichung von
Unter=
ſtutzungen in Geld und Geldeswerth, entweder als Geſchenk oder als
Dar=
lehen, durch Vermittelung von Erwerb, durch Ertheilung von Rath und
dergleichen und durch die von den Mitgliedern übernommene
Verbind=
lichkeit, die Haus= und Straßenbettler abzuweiſen.
Die durch die Statuten dem Verein und ſeinen Organen in ihren
Grundzügen vorgeſchriebene Organiſation hat ſich durchaus bewährt.
Der Vorſtand hat zunächſt die Stadt in zehn, den ſtädtiſchen
Armen=
pflegebezirken entſprechende Bezirke eingetheilt. Aus der reichlichen
An=
zahl derjenigen Perſonen, die ſich freiwillig erboten hatten, ihre
Thätig=
keit den Vereinszwecken zu widmen, wurden für jeden dieſer Bezirke ein
Bezirkshelfer (Vorſteher) und etwa 8-10 Helfer und Helferinnen
be=
ſtimmt, deren Aufgabe es iſt, eine genaue Unterſuchung der Verhältniſſe
der um Hülfe Nachſuchenden eintreten zu laſſen, dem Vorſtand mündlich
und ſchriftlich die Reſultate dieſer Unterſuchung zu ſchildern und die
daran anknüpfenden Anträge zu ſtellen, und endlich die bewilligten
Unter=
ſtützungen ſelbſt nach dem Zweck derGabe zu verwenden oder wenigſtens
deren Verwendung zu überwachen.
Die Geſuche um Unterſtützung werden regelmäßig mündlich auf dem
Bureau des Vereins bei dem für daſſelbe angenommenen Beamten
vor=
gebracht. Dieſer Beamte war Anfangs verpflichtet, jeden Vormittag und
jeden Nachmittag auf dem Bureau anweſend zu ſein, es ergab ſich
indeſſen bald, daß ſeine Anweſenheit während der Nachmittagsſtunden
genügte, um die Geſchäfte zu erledigen und vollſtändig hinreichte, um
den Hülfeſuchenden Gelegenheit zum Vortrag ihrer Bitten zu gewähren.
Der Beamte hat die Angaben der Bittſteller nach vorgeſchriebenem
Formular zu Protokoll zu nehmen, ihre Namen in ein Regiſter
einzu=
tragen und das Protokoll dem Bezirkshelfer des Bezirks, in dem der
Bittſteller wohnt, zuzuſtellen. Dieſer theilt daſſelbe einem Helfer (einer
Helferin) ſeines Bezirks zur Unterſuchung mit, wenn er ſolche nicht
ſelbſt vornehmen will und werden alsdann die Reſultate der Unterſuchung
in einer Verſammlung der ſämmtlichen Helfer des Bezirks beſprochen
und auf Grund dieſer Beſprechung die an den Vorſtand zu richtenden
Anträge feſtgeſtellt. Solche Bezirksverſammlungen haben in den mehr
beſchäftigten Bezirken wenigſtens alle 14 Tage ſtattgefunden, in andere
Bezirken, in denen weniger Hülfeſuchende wohnen, ſind ſie je nach
Bedürfniß abgehalten worden. In den wöchentlich wenigſtens einmal
ſtattfindenden Sitzungen des Vorſtands legen die Bezirkshelfer die
Erhebungen der Helfer mit den ſchriftlich niedergelegten Anträgen der
Bezirksverſammlung dem Vorſtand vor, der Vorſtand beſpricht jedes
einzelne Geſuch eingehend, hört die mündlichen Erläuterungen der
Bezirkshelfer und faßt darauf Beſchluß. Die für einen Bezirk bewilligten
Geldunterſtützungen werden ſofort dem Bezirkshelfer zugeſtellt, der ſie
den betreffenden Helfern zur Verwendung und Ueberwachung der
Ver=
wendung behändigt.
Abgeſehen von einer kleinen Zahl von Sitzungen, in denen lediglich
Organiſationsfragen zur Erledigung kamen, hat der Vorſtand von
Mitte April bis Ende 1877 38 Sitzungen abgehalten, in denen
Ent=
ſchließung auf Unterſtützungsgeſuche gefaßt worden iſt und deren jede
durchſchnittlich 2 Stunden währte. Die häufig ganz lebhaften Debatten
konnten nur gewinnen, wenn thätige, intelligente Helfer und Helferinnen
bei der Verathung der von ihnen unterſuchten Fälle Theil nahmen, wie dies Gabe von dem Verein erhielten.
häufig geſchehen; abgeſehen davon, daß die Beurtheilung der Verhältniſſe
eines Bitiſtellers eine gründlichere und man kann wohl ſagen, eine
herz=
lichere werden muß wenn der Helfer, der den Bittſteller perſönlich kennen
gelernt hat, daran Theil nimmt, werden auch die Helfer und Helferinnen,
die den Vorſtandsſitzungen zeitweiſe beiwohnen, die Grundſätze genauer
verſtehen lernen, von denen dr Vorſtand bei ſeinen Entſchließungen
auszugehen hat und ſomit in der Lage ſein, bei der Vorbereitung des
Falls die entſprechenden Rückſichten zu nehmen.
Um in dringenden Fällen alsbald eine Unterſtützung gewähren zu
können, wurde die Einrichtung getroffen, daß jeden Nachmittag zur
beſtimmten Stunde drei Mitglieder des Vorſtandes im Vereinslokal
zuſammentreten, die dann ſtatutenmäßig berechtigt waren, eine vorläufige
Gabe zu bewilligen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß ſolche Fälle nicht
häufig vorkommen und man wird ſich in Zukunft darauf beſchränken,
nur an einem oder zwei Tagen der Woche eine ſolche Vorſtandscommiſſion
zuſammentreten zu laſſen. Treten wirklich ſchreiende Fälle dringender
ſicher ſein, daß eine von ihm aus eigenen Mitteln gewährte vorlaͤufige
Unterſtühung von dem Verein erſetzt wird, wie dies auch bisher ſchon
geſchehen.
Mit der Direction der Darmſtädter Volksbank wurde, Dank deren
Entgegenkommen, die Verabredung gctroffen, daß in dieſelbe die Mittel/ Vorſtand des Allgemeinen Vereins eine höhere Unterſtützung, als ſeine
des Vereins, ſo wie ſie bei Erhebüng der Beiträge eingehen, verzinslich
bis zu deren Verwendung eingelegt werden können und verdankte der
Verein dieſem Uebereinkommen eine Einnahme von 175 M. 3 Pf. an
Zinſen für Depoſiten für 1877. Zugleich hat der Director der Volks=ſ ſich der Vorſtand des Allgemeinen Vereins in ſteter Berührung, da
Mit=
bank, Herr Vernhardt, ſich bereit erklärt, die eigentlichen Rechnergeſchäfte
gegen eine mäßige Vergitung zu übernehmen. Dieſe Einrichtungen haben
den Vorſtand der Verpflichtung überhoben, eine beſondere mit größeren in der Wirkſamkeit der verſchiedenen Vereine ſicherten. Weitere Vereine
Koſten und höherer Verantwortlichkeit verknüpfte Kaſſenverwaltung zu
creiren.
Ein Vereinsdiener beſorgt die Einkaſſirung der Beiträge, die
Er=
hebung der jeweils bewilligten Unterſtützungsbeträge bei der Kaſſe und
die Uebermittelung der Acten zwiſchen dem Bureaü, den Bezirkshelfern
und Helfern und dem Vorſtand.
Verhältniß zur öffentlichen Armenpflege und zu anderen Privatvereinen. aber allenthalben zurückzuweiſen.
Wollte der Verein ſeine Thätigkeit mit der Ausſicht auf auch nur
Wirkſamkeit in Uebereinſlimmung mit der Thätigkeit der ſlädtiſchen Ar= gemeinde Beſſungen begrüßt. Die gegenſeitigen Beziehungen beider
Ver=
menpflege zu bringen. Hätte er ohne Rückſicht auf dieſe vorgehen eine entſprechen durchaus den Verhältniſſen der vielfach hin und her
fahr hätte nicht ferne gelegen, daß die von dem Verein gegebenen Unter= unterſtützungsberechtigten Armen.
ſtützungen den auch von der ſtädtiſchen Armenverwaltung unterſtützten
Peiſonen bei Bemeſſung der Hülfe aus deren Mitteln in Aufrechnung
gebracht würden und ſomit durch die Gaben des Vereins in Wirklichkeit
nur die Armenkaſſe erleichtert worden wäre. Dank dem Entgegenkommen
Vereinsvorſtand eine Uebereinkunft zu Beginn des Monats Mai 18771 das genaͤnnte Jahr gezeichnet worden ſind. Der Umſtand, daß der
Ver=
verabreicht; Unterſtützungsgeſuche von ſolchen Perſonen, die den Unter= dgl. mehr entſtand ein Ausfall von 1350 M. 50 Pf. an der oben
be=
dem Verein lediglich an die ſtädtiſche Armenpflege zur Erledigung abge= betrugen. Dazu kamen an einmaligen Zuwendungen 136 M., mithin
geben. Dieſe Uebereinkunft, die von beiden Seiten in aufrichtigſter, erreichten die Gaben im Ganzen die beträchtliche Höhe von 17,907 Mark.
loyalſter Weiſe eingehalten worden iſt, hat ſich durchaus bewährt.
Ins=
laſſen zu können, weil die ſtädtiſche Armenpflege davon abgerathen hatte, Verein zur Verfügung geſtellt hat, ſo hat auch der weniger Vermögende
während in ſehr vielen Fällen die Organe der ſtädtiſchen Armenpflege die Summe, die er kreuzerweiſe an der Thür abzugeben gewohnt war,
empfohlen haben, da ſie die letztere, deren Maß ja ſtatutariſch feſtgeſetzt zu können, bereitwillig dem Verein überwieſen damit durch größere
iſt, beſonderer Verhältniſſe wegen nicht ausreichend erachteten. Durchaus= Gaben an den wirklich Bedürftigen der Noth beſier abgeholfen werde.
bedeutungsvoll iſt die Beſtimmung, nach der Perſonen, die den
Unter=
ſtützungswohnſitz dahier nicht haben, von dem Vereine nicht unterſlützt'geſehen von den Beiträgen der Allerhöchſten und Höchſten Herrſchaften,
werden können. Bekanntlich erwirbt jeder Deutſche an dem Ort, an dem die den Verein von Anbeginn ſeiner Thätigkeit an durch ein unſchätzbares
er nach zurückgelegtem 24. Lebensjahr zwei Jahre lang ununterbrochen Wohlwollen zu tiefgefühlteſtem Dank verpflichtet haben, finden ſich
Bei=
ſich aufgehalten hat, das Recht auf Gewährung von Unterſtützung, inſofern träge von mehreren hundert Mark von einzelnen Privaten.
im Laufe dieſer zwei Jahre ihm keine Unterſtützung aus öffentlichen
Mitteln zu Theil geworden iſt. Nun ſind Fälle vorgekommen, in denen Zahl der Mitglieder für das laufende Jahr 1878 ſich noch vermehrt hat
Jahre ihres Aufenthalts-durch Inanſpruchnahme der Privatwohlthätig=! ſoweik erſichtlich geworden, kein Mitglied des Vereins ſeine Mitgliedſchaft
keit fortgeholfen haben, nach Ablauf aber dieſer Friſt der öffentlichen für 1878 aus Gründen aufgegeben hat, die in den Zwecken des Vereins
Armenpflege mit Weib und Kindern zur Laſt gefallen ſind. Es war da=loder in ſeiner Verwaltung liegen.
her eine Pflicht des Vereins, Fürſorge dahin zu treffen, daß nicht durch
Unterſtützungen aus ſeinen Mitteln ſolche Fälle ſich wiederholen und da=l ihre zahlreiche Theilnahme an dem Verein und für die demſelben in ſo
werden, und die Vereinsorgane ſind dieſer Pflicht gewiſſenhaſt nachge= merkung nicht unterdrücken, daß noch manche unſerer Mitbürger, die
kommen. Ausnahmen waren aber nur im engſten Einvernehmen mit l Beiträge zu ſpenden recht gut in der Lage ſind, dem Verein noch nicht
der ſtädtiſchen Armenverwaltung zuläſig. wenn 3. B. Verſonen, die ſchon
Jahre lang hier wohnen, aber den Unterſtühungswohnſitz in einer anderen
Geineinde beibehalten haben, weil ſie fortlaufend von dieſer unterſtützt
werden, neben dieſer Unterſtützung noch aus beſonderen Gründen eine
Der Vorſtand kann nur den aufrichtigen Wunſch ausſprechen, daß
die bis jetzt nur als proviſoriſch bezeichnete Uebereinkunft mit der
ſtädti=
ſchen Arnienverwaltung definitiv aufrecht erhalten bleibt.
Seitens der Organe verſchiedener ſchon länger beſtehender
Privat=
wohlthätigkeitsvereine iſt die Gründung des Allgemeinen Vereins gegen
Verarmung und Bettelei mit Freuden begrüßt worden, da eingeſchen
wurde, daß zuverläſſige Mittheilungen über die Dürftigkeit und Würdig
keit von angeblich Bedürftigen nur Auf dem von dem Allgemeinen
Verei=
vorgeſchlagenen Weg erlangt werden konnten, und das Zuſammenfaſſen
der Privatwohlthätigkeit in dem Allgemeinen Verein und die Anlehnllng
der übrigen Vereine an dieſen allein verhindern koͤnnen, daß ein
zudring=
licher Bittſteller von verſchiedenen Vereinen gleichzeitig Unterſtützung
bezieht, ohne daß die Organe des einen von der Thätigkeit des anderen
Vereins Nachricht erhalten. Ihren wohlwollenden Geſinnungen gegen den
Allgemeinen Verein weiteren Ausdruck verleihend, hat zunächſt die
Mathilden=
ſtiftung für die Provinz Starkenburg beſchloſſen, die Verläſſigung über
Noth hervor, ſo kann jedes Mitglied des Vorſtands und jeder Helfer die Verhältniſſe der Bewohner Darmſtadts, die ihre Unterſtützung
bean=
ſpruchen, durch die Organe des Vereins eintreten und ihre Gaben durch
die Helfer des Vereins verwenden zu laſſen. Ein ähnliches Verfahren
hat neuerdings der Vorſtand des Vereins der Freunde in der Noth
ein=
geſchlagen und hat gerade dieſer Verein in manchen Fällen, in denen der
Mittel ſie zu erlauben ſchienen, für angezeigt hielt, noch eine weitere
Beihülfe aus ſeinen Mitteln eintreten laſſen. Auch mit der Verwaltung
der Heidenreich=Siebold Stiftung und der Kyritziſchen Stiftung befindet
glieder jener Verwaltungen zugleich an der Thätigkeit des Allgemeinen
Vereins den regſten Antheil nahmen und dadurch volle Uebereinſtimmung
haben in den einzelnen Fällen bereitwilligſt Auskunft ertheilt und ſind
durch den Allgemeinen Verein von den durch dieſen erfolgten Bewilligungen
an ſolche Perſonen, die zunächſt an ihre Pflege gewieſen waren, ſtets in
Kenntniß erhalten worden.
6s erſcheint ſomit das Zuſammenwirken der geſammten
Privatwohl=
thätigkeit, ſoweit ſie durch Vereine geübt wird auch für die Zukunft
ge=
ſichert und dadurch die Möglichkeit herbeigeführt, in wirklichen Fällen
der Noth in ausreichenderem Maße zu helfen, ünbegründete Anſprüche
Mit Freuden hal der Verein die Gründung eines auf weſentlich
einigen dauernden Erſolg beginnen, ſo mußte er ſich bemühen, ſeine gleichen Grundlagen beruhenden Armenhülfsvereins für unſere
Naͤchbar=
wollen, ſo würden ihm die reichen Erfahrungen derſelben im Ganzen und ziehenden Bevölkerung und ermöglichen die gleichmäßige Berückſichtigung
in deml einzelnen Fall nicht zur Seite haben ſtehen können, und die Ge=der in einer Gemeinde ſich aufhaltenden, in der andern Gemeinde aber
Mitglieder und Beiträge.
Die Zahl der Mitglieder des Vereins für 1877 hat ſich auf 1068
der ſtädtiſchen Arimenverwaltung wurde daher zwiſchen dieſer und dem belaufen, von denen insgeſammt 19190 M. 50 Pf. an Beiträgen für
abgeſchloſſen, nach welcher in allen Fällen, in denen die ſtädtiſche Armen= ein erſt mit dem zweiten Quartal des Jahres ſeine Thätigkeit beginnen
pflege bereits eingetreten iſt, deren Organe vollſtändige Auskunft über konnte, mußte manche Mitglieder, die insbeſondere höhere Beiträge für
die Verhältniſſe der Bittſteller geben, der Verein dagegen in ſolchen Fäl= das ganze Jahr beſtimmt hatten/ veranlaſſen, dieſelben entſprechend zu
len nicht ohne Vorwiſſen der ſtädtiſchen Armenpflege Unterſtützungen reduciren. Hierdurch, ſowie durch Wegzug im Laufe des Jahres und
ſtützungswohnſitz in Darmſtadt noch nicht erworben haben, werden von zeichneten Summe, ſo daß die wirklich eingegangenen Beiträge 17861 M.
Unter der Zahl der Mitglieder finden ſich ſelbſtredend alle Kreiſe
beſondere ſind Fälle nicht vorgekommen, in denen der Vereinsvorſtand der Bevölkerung der Stadt und alle Bekenntniſſe vertreten; wie der
zu bedauern gehabt hätte, eine Unterſtützung um deßwillen nicht eintreten Reiche gerne den größeren Betrag, der ihm früher abgebettelt wurde, dem
eine Beihülfe aus Vereinsmitteln neben der öffentlichen Unterſtützung ohne die Bedürftigkeit des Nehmers und die Verwendung der Gabe prüfen
Die Höhe der einzelnen Beiträge war natürlich ſehr verſchieden: ab=
Um das hier vorgreifend ſchon zu erwähnen, ſei bemerkt, daß die
Leute von Außen in die Stadt gezogen ſind, ſich während der erſten zwei Und gereicht es dem Vorſtand zu ganz beſonderer Genugthuung, daß,
So ſehr ſomit auch der Verein den Einwohnern unſerer Stadt für
durch die hohen Laſten der ſtädtiſchen Armenpflege noch mehr erhöhtl hohem Maße gewährten Mittel verpflichtet iſt, ſo kann er doch die Be=
3
beigetreten ſind, andere, die beigetreten ſind, nicht diejenigen Beiträge
leiſten, die ſie nach ihrem Einkommen und in Hinſicht auf die großen
Aufgaben des Vereins leiſten könnten.
Verwendung der Mittel.
a) Im Allgemeinen.
den im vorigen Abſchnitt erwähnten Gaben im Betrag von 17997 M.
und aus den früher ſchon erwähnten Zinſen von Depoſiten im Betrag
von 175 M. 3 Pf im Ganzen alſo aus 18172 M. 3 Pf. Von dieſer
Summe mußten 2865 M. 35 Pf. zu Verwaltungskoſten verwendet
wer=
von 4880 M. 70 Pf. ging in die Rechnung des Jahres 1878 über.
Wenn hier zunächſt die Höhe der Verwaltungskoſten Bedenken
er=
regen ſollte, ſo dürfte ſich dieſelbe doch durch den Hinweis auf die ſehr
beträchtlichen Organiſations= und Cinrichtungskoſten rechtferligen laſſen.
Obgleich einzelne Mitglieder des proviſoriſchen Comites und
beziehungs=
weiſe des Vorſtandes auf den Erſatz der theilweiſe beträchlichen Auslagen
verzichtet hatten, die ſie für die Vorbereitungen zur Bildung des Vereins
durch Vertheilung von Druckſchriſten, durch die mit Abhaltung von
grö=
ßeren Verſammlungen u. ſ. w. unvermeidlich verknüpften Koſten gemacht
hatten, konnte der Vorſtand ſich nicht enthalten, eine Reihe ähnlicher
Ausgaben auf den Verein zu übernehmen; dazu kamen die Koſten für
die erſte Beſchaffung von Formularien und Regiſtern und für die
keines=
wegs lupuriöſe Mobiliareinrichtung des gemietheten Burcaulokals. Dieſe
einmaligen, nicht wiederkehrenden Ausgaben erreichen aber nahezu die
Hälfte des ganzen für die Verwaltung gemachten Aufwandes, nämlich
die Summe von 1413 M. 50 Pf. Der weitere Betrag, der in
verhält=
nißmäßig gleicher Höhe auch in den folgenden Jahren für die
Verwal=
tung wird aufgeweidet werden müſſen, ſetzt ſich im Weſentlichen
zuſam=
men aus den Koſten für die Miethe des Lokals, für deſſen Heizung und
Beleuchtung, aus den Zemunerationen des Rechners, des Bureaubeamten/
und des Vereinsdieners, ſowie aus den Ausgaben für Schreibmaterialien
und Druckſachen.
Was die Höhe des in 1878 übergeführten Kaſſevorraths betrifft, ſo
haben verſchiedene Erwägungen den Vorſtand beſtimmt, trotz des am
Schluß des Jahres 1877 noch vorhandenen Vorraths nur die darin:
wirklich bewilligten Unterſtützungen für daſſelbe verrechnen zu laſſen.
Vor Allem hatte ein höherer Vorrath als zu erwarten ſich dadurch
er=
geben, daß J. Kſl. HH. der Großherzog und die Großherzogin den von
Beginn der Thätigkeit des Vereins demſelben huldreichſt zugewendeten/
Beitrag im Laufe des zweiten Semeſters beträchtlich zu erhöhen geruht/
hatten. Sodann war auf die Einnahmen für 1878 noch nicht in der
allererſten Zeit des Jahres zu rechnen, da die Beiträge der Mitalieder,
aus denen dieſe Einnahmen beinahe ausſchließlich beſtehen, doch erſt nach
Beginn des Jahres und allmälig erhoben werden koͤnnten. Endlich aber
auch ſah ſich der Vorſtand mit Schluß des Jahres erſt dem eigentlichen
Beginn des Winters gegenüber, in dem natuͤrlich die Anforderungen an
den Verein größer werden und bei beſonders ungünſtigen Verhälkniſſen,
die glücklicherweiſe nicht eingetreten ſind, eine Höhe hätten erreichen kön=/
nen, die einen Rückgriff auf den Kaſſevorrath als gleichſam auf einen
Reſervefonds hätten nothwendig erſcheinen laſſen können. Der Vorſtand
iſt ſich dabei bewußt, daß die Höhe der von ihm in den einzelnen Fällen
bewilligten Unterſtützung keineswegs durch das Beſtreben beeinflußt war,
von den Einnahmen für 1877 einen höheren Betrag für 1878 verwenden
zu können, er hat vielmehr ohne Rückſicht darauf die Bewilligungen ſtets
nach den wirklichen Bedürfniſſen bemeſſen. Von den Ergebniſen der
folgenden Jahre und von weiteren Erfahrungen wird es abhängen, ob in
Zukunft ähnlich wird verfahren werden müſſen. Uebrigens hat der
Vor=
ſtand inzwiſchen angefangen, einen Reſervefonds zu gründen, da er die
Summe von 2000 M., die eine im Laufe des Winters verſtoͤrbene
Wohl=
thäterin der Armen dem Verein vermacht hat, einſtweilen verzinslich
an=
gelegt hat, um im Falle eines die laufenden Einnahmen überſteigenden
Bedürfniſſes oder eines beſonderen allgemeinen Nothſtands darauf
zurück=
greifen zu können.
Einſtweilen ſei indeſſen auch hier ſchon bemerkt, daß die Ausgaben
des Vereins von Anfang 1878 bis Ende März 1878 die Summe von
5287 Mark erreicht haben; es war mithin nicht unzweckmäßig, einen
Theil der Einnahmen für 1877 auf die Ausgaben des Jahres 1878 zu
verwenden.
b) Unterſtützungen.
Von Beginn der Thätigkeit des Vereins bis zum Schluß des Jahres
1877 ſind von 522 Perſonen beziehungsweiſe Familien Geſüche um
Un=
terſtützung ſchriftlich eingekommen oder zu Protokoll genommen worden.
Von dieſen 522 Geſuchen waren am Schluß des Jahres 20 noch nicht
erledigt, 117 mußten nach vorgängiger Unterſuchung als unbegründet
zurückgewieſen werden, 37 ſind in einer den Bittſtellern günſigen Weiſe
Ladurch der Erledigung zugeführt worden, daß auf Anregung der
Ver=
einsorgane lediglich die ſtädtiſche Armenpflege eingetreten iſt; in den
hier=
nach verbleibenden 348 Fällen iſt durch die Mittel des Vereins
Unter=
ſtützung und zwar in vielen Fällen wiederholt, gewährt worden.
Eigent=
liche Unterſtützungen, d. h. Geſchenke, ſind 417 mal gegeben worden,
Därlehen 9 mal. Die Höhe der Geſchenke betrug in 224 Fällen bis zu
20 M., in 154 Fällen 21-40 M., in 27 Fällen 41-60 M., in 10 Fäl=/
len 61-80 M. und in 2 Fällen über 80 M. Die Darlehen bewegten
ſich in der Höhe von 25 bis 120 M.
Die Motive zur Inanſpruchnahme der Hülfe des Vereins waren in
den meiſten Fällen Krankheit, Mangel an lohnendem Erwerb, die
Unmög=
lichkeit, die Miethe zu bezahlen oder in augenblicklicher Noth verpfändete
Gegenſtände einzulöſen. War Erkrankung die Urſache der Verarmung,
ſo richteten ſich die Bemühungen des Vereins in den dazu geeigneten Fällen
darauf, die Aufnahme in das ſtädtiſche Hoſpital oder doch die Gewährung
des Arztes und der Apotheke durch die öffentliche Armenpflege zu
veran=
laſſen; in anderen, überaus zahlreichen Fällen wurden die Mittel bewil=
Die dem Verein für 1877 zu Gebot ſtehenden Mittel beſtanden aus ſigt, Um den Kranken kräftige Koſt und überhaupt geeignete
Stärkungs=
mittel zu verſchaffen und haben die Helfer und Helferinnen ſich in
aner=
kennenswertheſter Weiſe bemüht, die Verwendung gerade derartiger
Verwilligungen ſelbͤſt eintreten zu laſſen. Die Klagen wegen mangelnden
Erwerbs waren wohl geeignet, die Vereinsorgane mitunter in
Verlegen=
den, die Unterſtützungen betrugen 10425 M. 94 Pf. und ein Kaſſevorrath heit zu ſetzen, da ihnen die Möglichkeit, ihren Pflegebefohlenen lohnende
Arbeit zu verſchaffen, nur in ſehr geringem Maße zu Gebote ſtehen
kann. Indeſſei hat die allerdings erſt zu Beginn des Jahres 1878
ſtatt=
gehabte Errichtung eines Arbeitsnachweiſebureaus immerhin Gelegenheit
gegeben, gar manchen Arbeitſuchenden zu einigem Verdienſt zu verhelfen
und daber insbeſondere zuverläſſige Wahrnehmulngen darüber zu machen,
ob es den Beſchäftigungsloſen wirklich um Arbeit zu thun iſt, oder ob ſie
den Mangel an Verdienſt nur vorſchützen, um eine Unterſtützung zu
er=
halten. Näheres hierüber muß dem nächſten Jahresbericht vorbehalten
bleiben. In manchen Fällen war dem Verein Gelegenheit gegeben, durch
Anſchaffung von Nähmaſchinen, anderweitem Handwerkszeug oder
Ar=
beitsmaterial ſeinen Pflegebefohlenen wirklich lohnende Arbeit zu verſchaffen.
Nicht geringe Schwierigkeit boten die Fälle, in denen um Zahlung
rückſtändiger Wohnungsmiethe gebeten wurde und diere Fälle waren nicht
wenige, da die ſtädtiſche Armenverwaltung grundſätzlich Unterſtützungen
hierzu nicht gewährt. Wenn auch gewiß nicht verkannt werden kann, daß
in vielen Fällen beſondere Unglücksfälle, Krankheit oder Verdienſtloſigkeik
es auch dem Familienvater, der ſonſt die Miethe pünktlich bezahlt hat,
unmöglich machen, dieſelbe zuſammenzubringen und er gerade dadurch
der Verärmung entgegengeführt werden kann, ſo ſollte es' doch auf
der andern Scite für möglich gehalten werden, daß ein irgend ſorgſamer
Hausvater den Betrag der Miethe, als einer ſchon lange voraus ihrem
Betrag und ihrer Fälligkeit nach feſtſtehenden Ausgabe, ſichert. Dazu
kommt, daß, wenn rückſtändige Hausmiethe einmal von Dritten bezahlt
worden iſt, der dadurch Unterſtuͤtzte ſich gern darauf verläßt, daß
Glei=
ches auch in Zukunft geſchehe und daß die Zahlung der Miethe häufig
weniger dem Miether als dem Vermiether der Wohnung zu Gute kommt.
Trotz aller dieſer gegen eine Uebernahme der Wohnungsmiethe
ſprechen=
den Gründe konnte ſich der Vorſtand nicht enthalten, in ſehr vielen
Fäl=
len die Miethe zu bezahlen, in denen die Unterſuchung ergeben hatte, daß
ohne ſolche Beihülfe die Miether in der That der Verarmung zugeführt
werden würden. In manchen dieſer Fälle gelang es übrigens auch den
Helfern, die Vermiether von übertriebenen Forderungen abzubringen und
die Unterſtützten zu vermögen, ihren Verhältniſſen entſprechendere billigere
Wohnungen zu beziehen. Aus dem Dilemma, entweder die Miethe
be=
zahlen zu müſſen, oder zuzuſehen, wie der rückſtändige Miether immer
weiter verarmt, kann der Vorſtand ſeiner Anſicht nach nur dadurch
ra=
dikal befreit werden, daß für alle kleineren Wohnungen wöchentliche oder
monatliche Miethezahlung eingeführt wird; der Arbeiter wird, wenn er
am Ende der Woche oder des Monats ſeinen Lohn erhalten hat, 2 oder
3 oder 10 Mark recht wohl entbehren können, um die Miethe zu bezahlen,
während ihm das Aufſparen dieſer Beträge bis zum Ende des
Viertel=
jahrs zur Zahlung der dann zwölffach oder doch dreifach höheren
Quar=
talsmiethe häufig unmöglich wird. Angeregt durch die, durch die Gnade
J. K. H. der Frau Großherzogin auch dem deutſchen Publikum
zugäng=
lich gewordenen Erfahrungen der Miß Octavia Hill, die dieſe
Wohl=
thäterin der Armen in London gemacht hat, hat der Vor =and des
Ver=
eins vor Kurzem öffentlich auf die Nothwendigkeit der Einführung
kür=
zerer Termine zur Miethzahlung hingewieſen und beſchloſſen, in Zürunft
nur noch in ſolchen Fällen Beihülfe zur Miethe zu leiſten, in denen
kürzere Termine eingeführt ſind. Ueber die Reſultate dieſer Maßregel
konnten Erfahrungen bis jetzt noch nicht gemacht werden.
Die Unterſtützungen zum Einlöſen verpfändeter Gegenſtände haben
einen nicht unbeträchtlichen Theil des gemachten Aufwandes erfordert.
Jedoch wurde in allen Fällen darauf gehalten, daß nur wirklich
unent=
behrliche Mobilien eingelöſt wurden, während die Sorge für die Einlöſung
entbehrlicher Dinge, wie ſie auch vielfach verpfändet angetroffen wurden,
den Eigenthümern überlaſſen wurde. Regelmäßig erfolgte die Einlöſung
durch die Helfer und wurde das Eigenthum an den eingelöſten
Gegen=
ſtänden vielfach dem Verein übertragen, um ihre alsbaldige
Wiederverpfän=
dung zu verhindern oder doch zu erſchweren. Traurige Erfahrungen hat
der Verein über die Wirkſamkeit der Privatpfandhäuſer gemacht und
kann er vor deren Benutzung nicht dringend genug warnen.
Die Gewährung von Darlehen iſt nur in verhältnißmäßig ſeltenen
Fällen erfolgt und müſſen die in dieſer Hinſicht gemachten Erfahrungen
den Vorſtand veranlaſſen, auch fernerhin mit größter Vorſicht zu
ver=
fahren. Sicherheit kann in der Regel nicht geboten werden, denn ſonſt
würde das Darlehen von anderer Seite gewährt werden können, das
un=
verſicherte Verſprechen der Rückzahlung in beſtimmter Friſt oder in
be=
ſtimmten kleineren Raten iſt aber häufig bald vergeſſen worden, obwohl
auch nicht verſchwiegen werden ſoll, daß manche der Schuldner pünktlich
ihre Schuld abgetragen. Von den im Ganzen 491 Mark betragenden
Darlehen ſind Ende 1877 immerhin ſchon 110 M. 16 Pf. zurückbezahlt
geweſen.
4
Mit beſonderer Vorliebe hat der Vorſtand die Fälle behandelt, in
denen er glaubte, einer drohenden Verarmung durch ſeine Gabe
vor=
beugen zu können. Aus der Thatſache, daß in vielen derartigen Fällen
eine wiederholte Unterſtützung nicht nachgeſucht wurde, daß im
Gegen=
theil die Helfer, die in Berührung mit den Unterſtützten geblieben waren,
verſichern konnten, daß eine weitere Verarmung nicht eingetreten ſei,
glaubt der Vorſtand den Schluß ziehen zu dürfen, daß viele der hiezu
verwendeten Mittel ganz eigentlich ihren Zweck erfüllt haben.
Ständige Unterſtützungen hat der Vorſtand regelmäßig nicht bewilligt;
wo die Urſachen der Verarmung dauernder Art ſind, wird meiſt die
öffent=
liche Armenpflege einzutreten haben. Es hat dieß indeſſen nicht
aus=
geſchloſſen, daß in manchen Fällen, in denen auch das höchſte Maß der
aus öffentlichen Mitteln zuläſſigen Unterſtützung nicht ausgereicht hat,
oder in denen andere Einnahmequellen, z. B. eine kleine Penſion, die
Hülfe der öffentlichen Armenpflege nicht zugelaſſen haben, durch regelmäßige
wiederkehrende Unterſtützungen der Verein dringender Noth, wie ſie
na=
mentlich bei höherem Alter der Dürftigen herantritt, abgeholfen hat.
Neben der Bedürftigkeit iſt in allen Fällen die Würdigkeit der
Bitt=
ſteller eingehender Unterſuchung unterzogen worden, da der Vorſtand ſick
nicht berechtigt erachten konnte, die ihm zur Verfügung geſtellten Mittel
für Unwürdige zu verwenden, ſolche Subjecte vielmehr hochſtens
Gegen=
ſtand der öffentlichen Armenpflege ſein können. Die Schwierigkeit der
Beurtheilung der Würdigkeit einer hülfeſuchenden Perſon mag mitunter
auch nicht richtige Reſultate herbeigeführt haben; Erkundigungen ergaben
vielfach entgegengeſetzte Mittheilungen und ganz widerſprechende Eindrücke;
allein in gar manchen Fällen hat gerade die Unwürdigkeit des
Bittſtel=
lers zur Ablehnung des Geſuches geführt und wenn auch vielleicht hier
und da die unſchuldige Familie eines Taugenichts in vorſichtigſter Weiſe
unterſtützt werden konnte, mußte in vielen anderen Fällen der Vorſtand
ſich enthalten, helfend einzugreifen und bei vorhandener Arbeitsſcheu und
Mangel an gutem Willen ſich ſelbſt zu helfen, die Noth wirken laſſen,
Um die Thatkraft wieder zu wecken.
Sehr groß war die Zahl der fremden wirklichen oder angeblichen
Handwerksgeſellen, die auf dem Vereinsbureau um eine Unterſtützung
anhielten; natürlich konnte keiner derſelben unterſtützt werden, da es die
Aufgabe des Vereins nicht ſein kann, Perſonen, deren Dürftigkeit und
Würdigkeit in keiner Weiſe geprüft werden kann, zu unterſlützen. Der
Polizeibehörde, der ein Kredit zur Unterſtützung dürftiger Durchreiſender
zur Verfügung ſteht, wurde indeſſen Seitens des Vereins ein kleiner
Betrag zur Erhöhung ihrer Mittel hierzu überwieſen.
Perſönliches.
In der erſten Generalverſammlung der Mitglieder des Vereins
wurden zu Mitgliedern des Vorſtandes gewählt:
1) Frau Gaule, geb. Kahlert. 2) Frau Hofgerichtsrath von Heſſe.
3) Frau Marie Merck, geb. Hoffmann. 4) Frau Hauptmann Selzam.
5) Herr Rechnungsrath Ackermann. 6) Herr Rentner Ganß. 7) Herr Rentner
Harres. 8) Herr Buchdruckereibeſitzer Herbert. 9) Herr Miniſterialrath
Dr. Jaup. 10) Herr Hofgerichtsadvokat Krug II. 11) Herr Rabbiner
Dr. Landsbeeger. 12) Herr Hofgerichtsrath Maurer. 13) Herr Geh.
Finanzrath Menges. 14) Herr Rentner Hermann Petſch. 15) Herr
Obermedicinalrath Dr. Pfeiſſer. 15) Herr Hofmaurermeiſter Riedlinger.
17) Herr Kirchenrath Ritſert. 18) Herr Kaufmann B. Roſenheim.
19) Herr Major Frhr. von Rotsmann. 20) Herr Kaufmann F. Schäfer.
21) Herr Rentner Wilhelm Schwab sen. 22) Herr Stadtpfarrer Dr. Sell.
23) Herr Rechner der Landes=Waiſenkaſſe Wagner. 24) Herr
Buch=
druckereibeſitzer F. Wittich.
Zum Vorſitzenden des Vorſtands wurde Miniſterialrath Jaup
er=
wählt, zu deſſen Stellvertreter Rentner Schwab, zum Schriftführer
Rent=
ner Petſch, zu deſſen Stellvertreter Rechnungsrath Ackermann, die
Ge=
ſchäfte eines Finanzcommiſſärs hat Rechner Wagner übernommen. Zwei
der Vorſtandsmitglieder ſind im Laufe dieſes Frühjahrs geſtorben, die
Herren Herbert und Schäfer. Die übrigen Vorſtandsmitglieder beklagen
aufrichtig den Verluſt zweier hochgeſchätzter Collegen, die, ſolange dem
einen ſeine Geſundheit, dem andern ſeine umfangreiche Geſchäftsthätigkeit
es geſtalteten, für die Zwecke des Vereins mit der Hingabe wirkten, die
ſie auch in anderen Zweigen des öffentlichen Lebens und in ihrem
Privat=
leben bewährt haben. Die Herren Roſenheim und Riedlinger haben den
Wunſch zu erkennen gegeben, mit Rückſicht auf ihre anderweiten
Ge=
ſchäfte von den Funktionen eines Vorſtandsmitgliedes entbunden zu
werden. Mit Bedauern müſſen wir daher ihren Erſatz beantragen.
Durch die in ſtatutenmäßiger Weiſe vorgenommene Verlooſung wurde
zum Austritt aus dem Vorſtand beſtimmt: 1) Frau Merck, 2) Herr
Ackermann, 3) Herr Harres, 4) Herr Jaup,
Herr Landsberger,
6) Herr Frhr. von Rotsmann, 7) Herr Schäfer, 8) Herr Pfeifer.
Die heutige Generalverſammlung wird daher an Stelle der nach dem
Loos austretenden und der weiter ausgeſchiedenen Mitglieder 11
Mit=
glieder des Vorſtands zu wählen haben.
Das mühevolle Amt von Bezirkshelfern (Vorſtehern) haben
über=
nommen: 1) Herr Zimmermeiſter Ruths, 2) Herr Stadtverordneter
Lehr, 3) Herr Diviſionspfarrer Strack, 4) Herr Hofweißbindermeiſtn
Beſt, 5) Herr Kaufmann Krätzinger, 6) Herr Kaufmann Roſenheim und
nach deſſen Austritt Herr Dr. Reitz, 7) Herr Rabbiner Dr. Landsberger,
8) Herr Stadtpfarrer Dr. Sell, 9) Herr Inſtitutsvorſteher Stamm,
10) Herr Rechnungsrath Petſch.
Es kann dem Vorſtand nur zur Genugthuung gereichen, daß er
ſich in weſentlicher Uebereinſtimmung mit den Anſichten und Auffaſſungen
dieſer Herren befindet und daß in keinem Fall ein Diſſens hervorgetreten
iſt, die die Erreichung der Ziele des Vereins hätte gefährden können.
Unter den zahlreichen Helfern und Helferinnen hat ſelbſtredend
mancher Wechſel ſtattgefunden, da Wegzug und anderweite Beſchäftigung
Manchen zum Austritt veranlaßt hat und an Stelle der Austretenden
andere eingetreten ſind. Durchgängig haben Helfer und Helferinnen mit
voller Hingabe an ihren mühevollen und nicht immer dankbaren Beruf
gewirkt und der Vorſtand glaubt in einer großen Zahl derſelben Organe
zu beſitzen, die die Bedürfniſſe der Armen richtig beurtheilen und Hülfe
m geeigneter Form bringen. Fortwährend kann dem Drang nach
perſönlicher Theilnahme an den) Werken der Wohlthätigkeit durch
Auf=
nahme unter die Zahl der Helfer und Helferinnen Genüge geleiſtet
werden, da namentlich einzelne Bezirke verhältnißmäßig überlaſtet ſind.
Anmeldungen von Helfern und Helferinnen nimmt jedes Mitglied des
Vorſtandes und jeder Bezirkshelfer entgegen.
Schluß.
Die calculatoriſche Prüfung der Rechnung für 1877, der ſich Herr
Oberrechnungsprobator Scharmann mit dankenswerther Bereitwilligkeit
unterzogen hat, hat zu Anſtänden keinen Anlaß gegeben. Ueber du
Action des Vorſtands, über die ſtatutenmäßige Verwendung der Mittel
des Vereins wird die Reviſionscommiſſion der Generalverſammlun
Bericht erſtatten und dieſe darüber zu befinden haben. Außerdem wird
die Generalverſammlung, der der vorliegende Rechenſchaftsbericht ebenſo
wie dem größeren Publicum erſtattet wird, die Erſetzung der aus dem
Vorſtand austretenden Mitglieder vorzunehmen und über etwaige weitere
Anträge zu beſchließen haben. Es kann dem Vorſtand nur erwünſcht
ein, wenn ihm Urtheile über ſeine Thätigkeit aus den Reihen der
Mit=
glieder und aus der Bevölkerung überhaupt bekannt werden und er
darin Anregung zur Einführung von Verbeſſerungen und zweckentſprechender
Hülfeleiſtung findet. Unzweifelhaft hat der Verein ſchon wohlthätig
gewirkt. die Haus= und Straßenbettelei iſt beinahe vollſtandig abgeſchafft;
nur die wirklich Bedürftigen und Würdigen werden unterſtützt, aber
dann auch in höherem Maße als zuvor; die richtige Verwendung der
Gaben wird geſichert, die perſönliche Theilnahme der Helfer und
Helfer=
innen gibt dem im Kampf gegen die Verarmung Ringenden neue
That=
kraft und das Bewußtſein, daß er nicht verlaſſen iſt. Allein die Organe
des Vereins können nur dann auf dem betretenen Wege fortfahren, ſie
können nur dann die Ziele des Vereins dauernd zu erreichen verſuchen,
wenn ſie ſich getragen wiſſen von der Uebereinſtimmung mit den
An=
ſichten aller derjenigen, die dem Verein Mittel zur Verfügung ſtellen,
wenn ſie der thätigen und opferwilligen Unterſtützung aller Kreiſe der
Bevölkerung ſich verſichert halten dürfen.
Darmſtadt, Anfang Mai 1878.
Für den Vorſtand des Vereins.
Der Schriftführer:
Der Vorſitzende:
Petſch.
Jaup, Miniſterialrath.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.