Aonnementspeen
Milch s Mark Md. Brlngerbohn
Auwürs werde von allen Poß=
Atern Beſtellunga
entgeyengenom-
nen zu 1 Ma 30 Pf. pro Quartal
Md. Poſtaufſchlag und Beſtedlgebühe.
(Frag= und Anzeigeß(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:
141. Jahrgang.
Inſerate
werdenangenommmr inDarmſadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 2,
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 18, ſowie auzwärts
von allen ſoliden Annonen=
Eppe=
ditionen.
Amtliches Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Rreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Ns L.
Donnerstag den 3. Januar.
1878
Gefunden:1 Manſchete mit Kuopf, 1 Schirm (blieb vor 4 Wochen bei einem hieſigen Arzt ſtehen), 1 Schulbuch, 1
Dolch=
meſſer, 1 Schlüſſel, 1 Mütze, 1 Kinderkragen, 1 Schlittſchuh, 1 Cigarren=Etut.
Zugelaufen: 1 junger Hund.
Verloren: 1 Portemonnaie, enth. Mittelſtück eines Ringes mit 3 Granaten und einige Münze, 1 grau=leinene Taſche, enth.
eine Rolle mit 25 M. tn 20 Pfennigſtücken, 1 Portemonnaie mit 1 Fünfmarkſtück, einzelne Markſtücke u. kleinere
Münze, 1 Bund Schlüſſel, 1 Drücker und 1 Taſchenmeſſer.
Entlaufen: 1 Zwerghahn, 1 II. aſchgrauer Hund mit weißen Pfoten, rothem Halsband, auf den Namen „ Aeſchen' hörend.
Darmſtadt, den 2. Januar 1878.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
11019) Oeffentliche Bekanntmachung.
Nachdem die Erben der Wittwe des
Kaufmanns Jacob Fulda, Helene, geborene
Beſſunger - Inhaberin der Firma Jacob
Fulda - dahier erklärt haben, die
Erb=
ſchaft derſelben unter der Rechtswohlthat,
des Inventars anzutreten, werden
ſämmt=
liche Gläubiger der genannten Wittwe Fulda
reſp. der Firma Jacob Fulda aufgefordert,
ihre Forderungen binnen 14 Tagen bei
Bermeidung der Nichberückſichtigung bei der
Erbauseinanderſetzung dahier anzumelden.
Zahlungen ſind an den Vormund der
minderjährigen Kinder, den Kaufmann Meyer
Fulda dahier, zu leiſten, welcher auch zur
Empfangnahme aller für die Firma Jacob
Fulda beſtimmten Waaren und
Werth=
ſendungen legitimirt iſt.
Darmſtadt, den 3. December 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Königer,
Holzapfel,
Stadtrichter. Stadgerichts=Aſſeſſor.
Bekanntmachung.
Samstag den 5. Januar d. J.
Vormittags um 10 Uhr, ſollen die im
Laufe des Jahres vorkommenden Fuhren
und das Herbeiſahren des Waſſers bei
Bränden und zum Begießen der Straßen,
ſowie die zur Unterhaltung des
Schefthei=
merwegs nöthigen Chauſſeeſteine aus dem
Bruche in den Kahlenbergen an die
Wenigſt=
nehmenden auf dem Stadtbauamt öffentlich
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 2. Januar 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
29)
Ohly.
E)
28
4
E
cwellen=Lieferungproldid e.
Für das Jahr 1878 ſoll mittelſt öffentlicher Zub=
Homiſſion die Lieferung des nachſtehend bezeichneten Bedarfs
5.
aan Bahnſchwellen vergeben werden, nämlich:
6000 Stück Mittelſchwellen von Kiefernholz ſpinus silvestris);
6000 Stück Mittelſchwellen von Eichenholz,
400 Stück Stoßſchwellen von Eichenholz.
2000 laufende Meter Langſchwellen von Eichenholz.
Die Lieferungs=Bedingungen werden auf frankirte, an unſer Secretariat dahier zu
richtende Geſuche unentgeltlich verabfolgt. Dieſe Bedingungen enthalten gegen diejenigen
ſaus früheren Jahren nur die Aenderung, daß künſtig bei Mittel= und Stoßſchwellen
ſeine Länge von 2.50 m (ſtatt ſeither ½23 m) verlangt wird.
Angebote können für den ganzen oben verzeichneten Bedarf oder auch auf einen
Theil deſſelben geſtellt werden und ſind verſiegelt und frankirt mit der Aufſchrift:
„ Schwellen=Lieferung pro 1878
bis zum 28. Januar 1878 Vormittags 10 Uhr an die Direction der Main=
Neckar=Bahn zu richten; zu dieſer Zeit wird die Eröffnung der eingelaufenen
bezüg=
lichen Schreiben in Gegenwart der etwa perſönlich erſcheinenden Submittenten ſtattfinden.
In den Offerten muß der Preis bei Mittel= und Stoßſchwellen per Stück, bei
Langſchwellen per laufenden Meter, beides franco Darmſtadt, angegeben ſein.
Die Ablieferung der Schwellen hat mit je 1) des ganzen Quantums in den
Monaten März. April, Mai und Juni 1878 zu geſchehen.
Darmſtadt, den 36. December 1877.
30)
Direction der Main=Neckar=Eiſenbahn.
Bekanntmachung.
Montag den 7. d. Mts.,
Vormit=
tags um 10 Uhr, ſoll auf dem
Stadtbau=
amt, Woogsſtraße Nr. 4, das Entleeren
der Senkgruben im Schlachthaus, ſowie das
Wegfahren des Miſtes an die
Wenigſt=
nehmenden unter den bei der Verſteigerung
bekannt gegebenen Bedingungen öffentlich
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 2. Januar 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.
31)
3
10
M.2
Feilgebotenes
Bür die Dausfrauen
empfehle ich:
9165)
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„ 30 „
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„ 35 „
Cryſtall= „
35 „
Colonial=
„
56 „
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60 „
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3 Em. Stärke.
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AEAie ee aueEh;é 24, s. N. Aa.yii.
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Focu.ſac. Leuz Fenz veun Jie. SAeer;
mis etner ChuT. Mddele. dn).
. Auet Ndtsel „-dte.
52
„
p.
pC
Pa-. Jadiacke ueLus ked-
Tannäpfel.
l. 4.
Ned. C. Mdize.
= L.L.
C.Hpoi
eiem
eet Cahude"
Zesja-De.
verLe
2eſel
gavesna
Newyork er
Germania, Lebens=Verſichergs.=Geſ.
Von einer auswärtigen Kleng=Anſtalt
wurde mir der Verkauf von Prima=Tann=
Aepfeln übertragen und erlaſſe ſolche den
Hectoliter=Sack 40 Pfg.
J. Gehwellzes, Kohlenhandlung.
Europäiſche Abtheilung, Leipzigerſtraße 131, im eignen Hauſe in Verlin.
10581) Eliſabethenſtraße 35.
Special=Verwaltungs=Rath! Gd. Jrhr. v. d. Heydt, H. Hardt, H. Rarcuſe,
Dr. Nr. Kapp, Herm. Roſe, General=Director.
für Europa:
Brenntannäpfel
Mark 945,000.
Grund=Eigenthum in Berlin:
„ 1.355.000.
erlaſſe ich von heute ab das gehaufte
Depoſitum in Deutſchland:
Hectoliter — ein früheres heſſiſches Malter,
Mark 2300,000.
Activa in Curopa:
frei in's Haus geliefert, zu 45 Pfo.
Mark 33617962. 15.
Activa am 1. Januar 1877
Darmſtadt, 2. Januar 1878.
3,655,026. 57.
Reiner Ueberſchuß über alle Paſſiva
„
2573,33.
Heinrich Keller Sohn. Vermehrung der Activa in 1876
„
77794890.
„
NB. Das Hectolitermaß, gehauft, ent= Baares Einkommen in 1876
Policen für Mark 144730330.
Verſicherungen in Kraft 20296
hält I mehr, als das Hectoliter geſtrichen;
28,148,397.
davon in Europa
5803
letzteres Maß kann zu 35 Pfg. geliefert;
Neben der Sicherheit, welche die genaue Staatskontrole in Amerika und der
blü=
werden.
8) hende Inſtand der Geſellſchaft ſelbſt gewährleiſtet, reducirt die hohe, durchaus ſichere
1. Qualität Ochſenfleiſch, l. Ko. 78 pf. Verzinſung der Kapitallen und die Rückgabe des ganzen Ueberſchuſſes an die
1. u. beſte Sorte Rindfleiſch. do. 60 , Verſicherten die Nettokoſten der Verſicherung für Jeden auf das möglichſte Minimum.
Lendenbraten werden ganz und auch in Dividenden=Vertheilung ſchon zwei Jahre nach Empfang der Prämien.
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J. Kern, Agent in Zwingenberg.
General=Agent in Darmstadt
Guokenheimer.
Ph. Karl Kolb, Agent in Langen.
Metzger,
11088) Eck der gr. Ochſengaſſe u. Ritzſtein.
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brauch=
bar, billig zu verkaufen. Beſſ. Kirchſtr. 30.
J. Breidenbach, Agent in Eberſtadt.
J. Weis, Agent in Fränkiſch=Crumbach.
L. Braun, Agent in Reinheim.
J. Ad. Kiſſel, Agent in Babenhauſen.
HEEmaUh,
Hofgerichts=Advokat, Fabrikſtraße 21.
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Sitz= u. Steharbeiten zu verkaufen.
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11
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9484) Eliſabethenſtraße 4 ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
9640) Zwei große elegante Zimmer
möblirt zu vermiethen.
Auch kann Burſchenkammer dazu gegeben
werden. Marktplatz Nr. 12.
10316) Ein auch zwei möbl. Zimmer
in der Nähe der Bahn. Auf Verlangen
mit Koſt. Näheres in der Exp.
10368) Schützenſtraße Nr. 6 eine
Manſarde=Wohnung ſofort zu vermiethen.
10610) Ein möblirtes Zimmer iſt zu
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Zimmer ineinandergehend auf Weihnachten
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Wohnung nebſt Geſchäfts= u. Lagerräumen
im Hinterbau. Näheres Eliſabethenſtr. 1.
10924) Roßdörferſtraße 27 iſt der
2. Stock mit 3 Piecen, Glasabſchluß und
allen Bequemlichkeiten an eine ruhige
Fa=
milie für 180 fl. zu vermiethen.
r 11104) Ein ſchön möbl. Parterre=
Zimmer zu verm. Waldſtraße 4.
33) Bleichſtraße 26 iſt die Parterre=
Wohnung, beſtehend aus 3 Zimmern,
Ka=
binet, Küche, geräumigem Vorplatz u. ſ. w.,
zu vermiethen und bis 1. April zu beziehen.
34)
Louiſenſtraße 28
2 - 3 fein möblirte Zimmer alsbald zu
vermiethen. Auch kann ein Pferdeſtall dazu
gegeben werden.
35) Neckarſtraße 1 zwei trockene helle
Räume. Näheres Vorderhaus parterre.
36) Ein ſchönes Manſardenzimmer möbl.
zu vermiethen. Hölgesſtraße 14, 3. St.
37) Neue Kiesſtraße 59 bel Etage
ein großes, helles, möbl. Zimmer zu verm.
9429) Unſere Fabrikräume nebſt
Dampfmaſchine ſind wegen bevorſtehendem
Umzug in unſer neues Etabliſſement als
Werkſtätte oder auch als Lagerraum zu
ver=
miethen. Gebrüder Roeder, Aliceſtr. 5.
Vermiſchte Nachrichten.
11061) Anz e i g e.
Mein Büreau befindet ſich
Saalbauſtraße 13.
Darmſtadt, im December 1877.
Dr. Karl Reuling,
Hofgerichts=Advokat.
22) Tüchtige Aushilfskellner geſucht.
H. Gaulé, Prinz Carl.
Nä
Voſßsbildungs=Verein.
Vierter Vortrag im Winter 1877-78:
Donnerstag den 3. Januar 1878, Abends präcis 8 Uhr, im unteren Lokale
der Turngemeinde (am Woogsplatz).
Herr Profeſſor Dr. G. Aimmermannſüber: „Ludwig Uhland als Dichter,
als Forſcher und Vaterlandsfreund”
Der Eintritt iſt für Jedermann frei.
198
(Grafenſtraße)
Kindergarten zu -armſtadt
Nr. 39
Der Kindergarten wird am 7. Januar 1878 Vormittags 9 Uhr wieder eröffnet
Junge Mädchen, welche ſich zu Familien=Kindergärtnerinnen oder Fröbel'ſchen
Bonnen ausbilden wollen, können in der Anſtalt einen theoretiſch=praktiſchen Lehr=Curſus
rhalten.
Thereſe Schultz,
Neckarſtraße 22.
39)
Montag den 7. Januar
beginnt ein neuer 6wöchentlicher Curſus
im Anmeſſen, ZuſchneidensAnfertigen
von Damenkleidern nach bewährter amerik.
Methode.
Eise Anton,
Kranichſteinerſtraße 18.
11132)
16) Montag den 7. Januar beginnt bei
einem Lehrer der Kalligraphie ein neuer
Kur=
us im Schönſchreiben (coulante
Kauf=
mannsſchrift). Dieſelbe wird in 16 Stunden
rlernt, wofür garantirt wird. Honorar
10 Mark. Wo? ſagt die Expedition.
17) Meinen werthen Kunden zur
Nad=
richt, daß vom 1. Januar 1878 ab mein
Geſchäft an Sonn= und Feiertagen
geſchloſſen iſt.
Achtungsvoll
F. Pröscher,
Kirchſtraße.
40) Von heute an befindet ſich meine
Wohnung Bleichſtraße Nro. 44 bei
Herrn Adam Weber.
Darmſtadt, den 2. Januar 1875.
August Mainzer.
[
GColporteure, ,
ExuAaaunanuz
reiſen, finden lohnenden Verdienſt.
Franco=Anmeldungen ſind zub ſtraße 52.
K O 841 an die Central=An=
Dauho & Co. in Frank=
Speclalarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den
hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[4457
10283) In der Nähe der Bahnhöfe
ſein Logis von 5 Zimmern parterre oder
1. Stock für ſogleich oder ſpäter zu miethen
geſucht. Näheres bei der Exp. d. Bl.
2 c.
gæehrling geſucht
Leinengeſchäft, Ernſt=Ludwigſtr. Nr. 25.
11131a) Ein gebrauchtes zweiſpänniges
Pferdegeſchirr (Zügelgeſchirr) zu verkaufen
Beſſunger Sandſtraße 40, Hinterhaus.
26) Ein Mädchen ſucht Laufdieuſt oder
Aushülfſtelle. Mühlſtraße 20.
I Haupt=Agenten=Geſuch.
Eine im Großherzogthum Heſſen gut
eingeführte, ſolide, alte, deutſche Lebens=
Verſicherungs=Geſellſchaft ſucht für den
Be=
zirk Darmſtadt eine tüchtige, den
beſſeren Ständen angehörende
Per=
ſönlichkeit als Haupt=Agent. Offerten
nimmt die Exped. d. Bl. unter X H
entgegen und werden Bewerber, welche
bereits eine Haupt=Agentur für Feuer
und Hagel vertreten, beſonders
be=
rückſichtigt.
zu verkaufen.
11155) Eine Frau ſucht
Langegaſſe Nr. 33 im Laden.
Auslaufer, Portier oder dergl. geſucht.
Näheres in der Exp. d. Bl.
42) Eine tüchtige Reſtaurations=Köchin
zuverläßige, welche das Land be= geſucht für gleich. Zu erfragen Eliſabethea=
43) Ein alleinſiehendes Mädchen nimmt
noncen=Expedition von B. L. Monatdienſt an. Zu erfr. Magdalenenſtr. 5.
44) Es wird zum baldigen Eintritt ein
furt a. M. zu richten. (11134 braves Mädchen geſucht, welches gut kochen
kann und die übrigen Geſchäfte einer kleinen
11142) Ein praltiſcher Schlitten billig Haushaltung pünktlich und willig beſorgt.
Zu erfragen bei der Exp. d. Bl.
45) Für einen ruhigen, aus 3 erwachſe=
Laufdienſt.
nen Perſonen beſtehenden Haushalt wird eine
7628) Für einen Halbinvaliden aus dem Wohnung von 5 Zimmern auf 1. April
Feldzuge 1870-71, verheirathet und in d. J. geſucht. Anerbieten mit Preisangabe
Darmſtadt wohnhaft, wird eine Stelle als nimmt die Expedition unter K. St. entgegen.
46) Es wird eine gute Köchin nach
Frankfurt geſucht. Näheres bei der Exped
10
12
N 2
Illuſtrirte Uuterhaltungsblätter
zur Completirung des Jahrgangs 1877 können, ſoweit ſolche noch
vorhan=
den, zu 10 Pfennige per Exemplar bei der Exp. d. Bl. bezogen werden.
H ä n ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit
ſchö=
nen Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
E GGuSGGAT, ſtraße.
Ein billiges Heilmittel.
Zwei
47))
Friſ che
Guyotſche Theerkapſeln zu jeder Mahlzeit
genommen, ſind von ausgezeichneter Wirkung in
Erkältungsfallen, gegen Huſten, Katarrh, Bronchi=
Imsterdawer Seseslſtsche.
tis, Schwindſucht, ſowie uberhaupt gegen alle
Hals. und Lungenleiden. Jeder Flacou enthält bildungs Verein.
60 K. pieln, wodurch ſich der Preis des ganzen Heil=
Emanuel Fuld.
Wegen der conventionellen
Neujahrs=
beſuche ſind weiter durch Karten der
Klein=
kinderſchule entſchuldigt:
Hr. Bodenſtein, Kaufmann. Hr. Deininger,
Ober=Poſtdirector. Frau Generalin
Gräc=
mann Exc. Hr. v. Rotsmann, Hauptmann.
verfahrers, welches die Anwendung von Paſtillen,
Tiſanen, Syrupen vollſtändig überflüſſig macht,
auf ungefähr 1020 Pfennige täglich ſtellt. Es
exiſtiren zahlreiche Nachahmungen dieſes Products
und iſt daher genau auf die Etiquette des Flacons
zu achten, welche mit der Unterſchrift des Herrn
Guyot in dretfarbigem Drucke verſehen ſein muß.
Depot in Darmſtadt in der Hofapotheke
von K. Lautenſchläger.
V8raelitiſcher Gbitesbienſt.
HaupteSynagoge)
Samstag den 5. Januar: Vorabendgottesdienſt um 4½ Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Predigt um 9½ Uhr.
Nachmittagsgottesdienſt um 3½ Uhr. - Zabhathausgana um 4 Uhr 55 Min.
Belicatossen-, Fluss- und
Sooſisch-Mandlung
von
L. Rriichueh,
58311)
Hof=Lieferant.
15) Ein nues Loois
ſolig-
miethen . Holzſtraße 10.
49) Es wird ein Kind in Pflege
ge=
nommen. Wo? ſſagt die Expedition.
Tages=Kalender.
Donnerstag 4. Januar: 4. Vortrag im Volts=
Torntan 6i. Januar: General=Verſammlung des
neuen Kranken=u. Sterbekaſſe=Vereins Beſſungen.
Mittwoch 9. Januar: General=Verſammlung der
Steinkohlen=Geſellſchaft Merkur.
Großherzogliches Hoftheater.
Donneistag 4. Januar.
Nobert der Teufel.
Große Oper in 5 Akten mit Ballet.
Muſik von Meyerbeer.
Perſonen:
Robet, Herzog der Norman.„: Hr. Winkelmann.
Hr. Chandon.
Vertram, ſein Freund.
Alice, Landmdochen
Frl. Czerwenka.
Jjabella. Prinzeiſin v. Sicilien Fr. Mayr=Olbrich.
Hr. Reichhardt.
Raimbaut, Landmann
Frl. Jungman.
Helene, Oberin der Geiſter
Anfang 6 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Deutſche Induſtrie und deutſches Handwerk und ihre Lage.
L.
Die dentſche Zollpolitik.
2. Die Auswanderung unſerer Induſtrie.
Wie wären in der Lage noch zahlreiche Beiſpiele für die Begünſtigung
des Auslands durch den deutſchen Zolltarif aufzuführen und namentlich
zu zeigen, wie einzelne Induſtriezweige, in welchen Deutſchland vordem
den erſten Rang einnahm, ſucceſſive herabſanken, weil uns in denſelben
das Ausland durch Begünſtigung ſeiner Production, worin wir ihm
nicht nachfolgten, den Rang abgelaufen. Die deutſche Lederinduſtrie,
ehedem die erſte der Welt, nimmt gegenwärtig ungefähr den 4. oder 5.
Rang ein, die deutſche Weberinduſtrie, die einſt den Reichthum der Welſer
und der Fugger begründete, iſt geradezu vom Schauplatz verſchwunden.
Eine große Mitſchuld an dem Sinken dieſer beiden Induſtrie=Zweige
trägt unſere Zollpolitik. Es würde uns zu weit führen, gerade auf die
deutſche Leinen= und Lederinduſtrie näher einzugehen. Wir wollen nur
an weiteren Beiſpielen zeigen, welche Wirkung in ihren ſonſtigen
Conſe=
quenzen die Begünſtigung des Auslands äußert. Wir ſagen
kein Wort zu viel, wenn wir von einer „Begünſtigung des Auslands”
ſprechen. Es iſt für die Richtigkeit dieſer Behauptung bereits ein
über=
zeugender Beweis geliefert. Wenn eine Begünſtigung des Auslands
that=
ächlich vorhanden iſt, müſſen deutſche Induſtrielle nothwendig zur
Ein=
ſicht gelangen, daß es beſſer für ihre Intereſſen ſei, ihre Waare im
Aus=
land zu produciren und nach Deutſchland einzuführen, da ihnen alsdann
der Markt des Landes, in welchem ſie produciren und der deutſche Markt
offen ſteht. Dieſes iſt auch in der That der Fall. Eine Reihe von
Ar=
tikeln, deren hoher Werth bedeutende Transportkoſten verträgt, werden
ſchon ſeit vielen Jahren durch deutſche Fabrikanten in Paris
und an den Haupt=Induſtrie=Centren Frankreichs gefertigt und namentlich
vor dem Jahr 1870 befand ſich die Blüthe der deutſchen Induſtrie und
des deutſchen Arbeiterſtandes in Frankreich und arbeitete von dort aus
für die deutſche Heimath. Neuerdings iſt aber in Folge unſerer
frei=
händleriſchen Grundſätze namentlich im Reichsland die Tendenz zu
Tage getreten, induſtrielle Etabliſſements jenſeits der deutſchen Grenze
zu verlegen. Die geſammte chemiſche Induſtrie von Buchsweiler,
welche über 1500 Menſchen beſchäftigt, wird ſucceſſive nach Nancy
ver=
legt. Eine Reihe von Hutfabriken ſind ſchon längſt hinüber über die
franzöſiſche Grenze. Das Haus de Wendel in Lothringen, das erſte
Eiſenhüttenwerk Lothringens, deſſen Größe und Bedeutung nur mit den
Krupp'ſchen Werken verglichen werden kann, hat bereits ſeit einem Jahre
damit begonnen, ſeine Etabliſſements jenſeits der deutſchen Grenze zu
verlegen. Eine andere bedeutende Firma: Kuhn Freres und
Vaucon=
ſant, hat vor Kurzem ihr Etabliſſement von Zabern nach Naney
ver=
legt. Die Tuchfabrikation von Biſchweiler iſt zu drei Vierteln
nach Frankreich ausgewandert. Biſchweiler hat durch dieſe Auswande=
rung etwa 15,000 Bewohner verloren und ſeine Jahresproduktion iſt von
18-2 Millionen Franken auf 4-5 Millionen herabgeſunken. Allem
Ermeſſen nach iſt die Emigration der Biſchweiler Induſtrie noch nicht
beendet, ſie wird ſogar demnächſt wieder von Neuem beginnen, da dem
franzöſiſchen Staatsrath unlängſt ein neu projectirter Zolltarif vorgelegt
wurde, deſſen Annahme einer völligen Ausſchließung deutſcher Fabrikate
beinahe gleichkäme. Man muß mit eigenen Augen ſehen, man muß dieſe
Fabrikorte beſuchen, um zu wiſſen, was die betrübende Emigration der
Arbeit zu bedeuten hat. Ein Gefühl der Wehmuth ergreift uns, wenn
wir Biſchweiler, dieſe todte Stadt, mit ihren ſtillen Straßen
durch=
wandern. Leerſtehende Wohnungen, deren Fenſterläden geſchloſſen ſind,
erblickt man; kein Schlot raucht, die Lagerräume, Wirthslokale, Ställe
ſtehen leer und ihre Beſitzer haben anderwärts ihr Glück verſucht, der
Handwerker, Krämer, Hausbeſitzer, Schenkwirth und alles was hier lebt,
war auf den Zuzug der Arbeiter angewieſen und nun, da die Induſtrie
des Städtchens ſo gut wie vernichtet, iſt auch ihnen der Erwerb
ge=
ſchmälert, zum Theil ſogar gänzlich entzogen. Dieſelbe Erſcheinung
kön=
nen wir auch in anderen Fabrikorten wahrnehmen, und vorausſichtlich
nimmt dieſes Streben der deutſchen Induſtrie, jenſeits der franzöſiſchen
Grenze ſich anzuſiedeln, im Falle einer abermaligen Erhöhung des
fran=
zöſiſchen Zolltarifs immer größere Dimenſionen an.
Wir aber, die wir dieſen, wenn die heutigen Grundſätze der
Zollpo=
litik beſtehen bleiben, ganz naturgemäßen Verlauf der Dinge nicht
ab=
warten, da wir alle unſere Kräfte anſtrengen, um ihn zu verhüten,
er=
innern an die Geſchichte und die Lehren, die ſie uns gibt. Wir erinnern
an jene Perioden, wo weiſe Fürſten und Staatsmänner, um das von
endloſen Kriegen erſchöpfte Deutſchland neu zu kräftigen, eine ihrer
wich=
tigſten Aufgaben darin erblickten, den Gewerbfleiß zu heben und
durch Hereinziehung entwickelter Gewerbe aus dem Auslande ſich
unvergänglichen Ruhm erwarben. Wie ſtimmt nun mit dieſer Politik
diejenige unſerer heutigen Freihändler, die das Gute zum Lande hinaus
und dem übermächtigen Nachbar in die Arme treiben! Zahlreiche tüchtige
Kräfte, unternehmende Männer und Kapitalien von vielen Millionen
an Werth, fordern wir geradezu auf, das deutſche Gebiet zu verlaſſen.
Eine zahlreiche, trefflich geſchulte Arbeiterbevölkerung, angelockt durch
den höheren Lohn, welchen der wohlgeſchützte franzöſiſche Fabrikant zu
bewilligen vermag, folgt ihnen nach; das Ausland, das von unſerer
Zoll=
politik bereits den materiellen Gewinn durch den maſſenhaften Import
nach Deutſchland davon trägt, verſtärkt ſich alſo durch geiſtige und
materielle Kräfte, die ſeine Ueberlegenheit uns gegenüber vermehren und
ie deutſche Induſtrie ſehen wir zum Aſchenbrödel herabſinken, das ſich
mit den wenigen Brocken begnügen muß, die ihm das übermächtige
Aus=
land vom Tiſche fallen läßt. Sie iſt genöthigt, die Billigkeit als oberſten
Grundſatz, nach welchem ſie arbeitet, voranzuſtellen, und eine Gattung
von Waaren zu produciren, die zu dem geringſten gehören, was der
in=
duſtrielle Markt der verſchiedenen Nationen hervorbringt. Alles dieſes
N6. 2
ſind die Folgeerſcheinungen einer ſchrankenloſen Freihandelstheorie und
wer dieſe ihre Wirkungen beobachtet, der gewöhnt ſich daran, auch in den
deutſchen Freihändlern Schutzzöllner zu erblicken, aber es ſind keine
deutſchen Intereſſen, welche ſie ſchützen, ſie ſind vielmehr die
Schutz=
zöllner des Auslands.
3. Die Gegner einer Reviſion des Zolltarifs.
Nach allen Erfahrungen und Unterſuchungen über die Lage der
einzelnen Zweige unſerer induſtriellen Production ergibt ſich als dringende
Nothwendigkeit eine Reviſion unſeres Zolltarifs. Dieſer Forderung hat
ſich nun eine große Schaar von Gegnern gegenübergeſtellt. Sie recrutirt
ſich hauptſächlich aus den norddeutſchen Importeuren und den
Landwirthen, beziehungsweiſe den Agitatoren, welche die
landwirth=
ſchaftlichen Vereine in Bewegung ſetzen. Beide benutzen die dem Deutſchen
innewohnende Schwäche für das Wort Freiheit, um ihm die
Geg=
nungen der Handelsfreiheit anzupreiſen, und ihm darzuthun, daß
er dadurch billigere Waare erlange. Wir werden bald ſehen, wie
es ſich mit dieſer Behauptung verhält. Kommen wir zuerſt zu unſeren
Gegnern, ſo werden wir, wenn wir die Geſchichte der deutſchen Zollpolitik
verfolgen, finden, daß der Gegenſatz zwiſchen den Importeuren
und der heimathlichen Production ſchon von Anbeginn der
handelspolitiſchen Entwickelung unſeres Volkes beſtand, ſowie daß dieſelbe
wegen dieſes Gegenſatzes nur mühſam zu gedeihen vermochte und ſo zu
ſagen Schritt für Schritt ſich ihren Boden erobern mußte. Deutſchland,
deſſen Induſtrie erſt mit dem Augenblick aufzublühen begann, wo die
Zollſchranken zwiſchen den einzelnen Staaten fielen, wurde geradezu als
ein Territorium für den engliſchen und franzöſiſchen Export betrachtet
und engliſche Agenten, im Bunde mit den deutſchen Importeuren, ſetzten
alle Hebel in Bewegung, um die handelspolitiſche Unerfahrenheit der
deutſchen Regierungen zu benutzen und niedrige Einfuhrzölle zu erwirken.
Vergeblich war im Jahr 1844 der Widerſtand des patriotiſchen Königs
Ludwig L. von =Bayern gegen die norddeutſche freihändleriſche
Agitation. König Ludwig war der erſte der erkannte, wie ſchwer die
aufblühende ſüddeutſche Induſtrie durch die Freihandelstheorie geſchädigt
werde. Auf dem Karlsruher Congreß ſiegten die Freihändler bei der
Berathung der Garnzölle und wie zum Hohne lud der engliſche Geſandte
daſelbſt damals die deutſchen Miniſter und Vertreter der deutſchen
Re=
gierungen zu einem ſolennen Balle ein. Die Herrn fühlten den Spott
und lehnten ab. Als Siegesbotſchaft wurde aber die Nachricht von den
zahlreichen Agenten fremder Staaten, welche ſich eingefunden hatten, um
thren Regierungen über den Verlauf der Verhandlungen zu berichten, in
die Heimath gemeldet.
Das Ausland und eine Anzahl Großhändler in den deutſchen
See=
ſtädten heimſten ſeither die Vortheile unſerer Handelspolitik ein. Es
kommt hinzu, daß Norddeutſchland vorzugsweiſe der Sitz des
landwirth=
ſchaftlichen Großbetriebs iſt, daß die Macht und der politiſche Einfluß
in Deutſchland, in Norddeutſchland ihren Schwerpunkt haben, daß die
Preſſe Norddeutſchlands eine freihändleriſche iſt und daß ſich demgemäß
die maßgebenden Regierungen wie die Kammern unter dem Einfluſſe
einer völlig im freihändleriſchen Sinne geleiteten öffentlichen Meinung
befanden. In Folge dieſes überwiegenden Einfluſſes Norddeutſchland=
und ſeiner freihandleriſchen Intereſſen iſt es möglich geweſen, daß die
Forderungen unſerer ſüddeutſchen Induſtrie Jahrzehnte lang
unbe=
rückſichtigt blieben. Erſt neuerdings beginnt hierin ein Umſchwung
ein=
zutreten. Unter dem mächtigen Einfluſſe des Reichskanzlers, der durch
die Zölle dem Reiche eine neue Einnahmequelle eröffnen möchte, welche
die Einzelſtaaten von den Matricularbeiträgen entlaſtet, beginnt man
wieder eine Reform unſeres Zolltarifs anzuregen und zieht hierbei in
erſter Linie die Intereſſen unſerer heimiſchen Induſtrie in Betracht.
Seitens der Induſtriellen fand der Gedanke einer auf dem Principe
der Reciprocität beruhenden Reform unſeres Zolltarifs
eine begeiſterte Aufnahme und in ganz Deutſchland iſt ſeit etwa drei
Jahren eine mächtige Reformbewegung im Gange, welche bisher eher
zu als abgenommen hat. In Süddeutſchland hat dieſelbe bisher nur in
der Agitation der landwirthſchaftlichen Vereine einen
Widerſtand gefunden. Man darf wohl fragen, ob es der Wahrheit, der
natürlichen Sachlage entſpricht, wenn man zwiſchen Induſtrie und
Land=
wirthſchaft einen Antagonismus wachzurufen ſucht, der in
Wirklich=
keit gar nicht beſteht. Die Induſtrie gründet am liebſten in den von
Natur aus armen Gegenden, wo der Arbeitslohn alſo billig iſt, ihre
Niederlaſſungen, Sachſen, Württemberg, der Odenwald, das Steinthal
im Elſaß, weiſen hierfür zahlreiche Beiſpiele auf. Man beſuche eine
ſolche Induſtriegegend und ſehe die Umwandlung, welche der menſchliche
Gewerbfleiß hier bewirkt hat. Ehedem eine Wildniß, ein Sitz der Armuth
und des Elends, ſehen wir heute auch das kleinſte Stückchen Erde
ſorg=
fältig bebaut. Die Wohnungen ſind dauerhaft und freundlich, die
Orts=
ſtraßen reinlich und alles verräth Thätigkeit und Wohlſtand. Der Ruhm,
dieſe Umwandlung bewirkt zu haben, gebührt einzig und allein der
Induſtrie, welche hier Kapitalien in Umlauf brachte und Wohlſtand
und Erwerb auch in die kleinſte Hütte zu tragen verſtand. Die
Roh=
produkte des Ackerbaus ſteigen in ihrem Werth da, wo Fabriken ſich
niederlaſſen, denn ſie werden von dieſen theils ſelbſt verarbeitet, theils
ſteigt mit dem Wohlſtand auch der Bedarf der Bevölkerung. Beide,
Induſtrie und Landwirthſchaft, ſtehen in innigen Wechſelbeziehungen;
erſtere iſt ſo zu ſagen die Ernährerin der letzteren. Wenn man die
13
Bäcker ſämmtlich ruinirt, hört der Müller zu mahlen auf und der
Land=
wirth kann das Korn, das er nicht ſelbſt verzehrt, den Mäuſen vorſetzen.
Der Werth der Brennmaterialien, der Lebensbedürfniſſe, ſteigt in der
Umgebung der Fabriken, es muß alſo jeder Vortheil den die Induſtrie
genießt, auch der Landwirthſchaft zu gute kommen. Was hat dieſen
immenſen Vortheilen gegenüber, welche durch das Aufblühen eines
In=
duſtriezweigs für das große Ganze erwachſen, ein mäßiger Schutzzoll von
beiſpielsweiſe 2 Mark auf das Kilo geſponnener Baumwolle, für den
einzelnen Conſumenten zu bedeuten; oder ein Zoll von 1200 Mark für
eine Lokomotive, deren Werth 50,000 Mark beträgt? Für den Einzelnen
bedeutet dieſer Zoll ſoviel wie nichts, für einen ganzen Induſtriezweig
bedeutet er ſoviel wie alles, ſeine ganze Exiſtenz. Derjenige, der
einige Meter Geſpinnſte kauft, bezahlt dieſelben um zehn oder zwanzig
Pfennige theuerer, die deutſche Kammgarnſpinnerei aber, welche heute
400,000 Spindeln in Bewegung hat, triumphirt hierdurch über die
franzöſiſche und kann Millionen von Menſchen einen neuen Erwerb
ſchaffen, deren Conſum wieder der Landwirthſchaft zu Gute kommt. Was
aber das Beiſpiel mit der Lokomotive anlangt: glaubt auch wohl nur
einer unſerer Leſer, daß in Folge eines Zolls von 1200 M. der Preis
der Perſonenbillete oder die Gütertarife auch nur um einen Pfennig
erhöht werden? Mit nichten! Das Publikum hat als ſolches von der
Be=
ſeitigung dieſes Zolls auch nicht den mindeſten Vortheil, wohl aber beruht
auf ihm die Eriſtenz der von der engliſchen Fabrikation ſchwer bedrohten
deutſchen Maſchineninduſtrie, welche Millionen fleißiger Hände ernährt.
Durch ſeine weiſe Handelspolitik, welche in erſter Linie die heimiſche
Production begünſtigte, hat Frankreich ſeinen Reichthum begründet und
ſeine Einkünfte auf eine ſolche Höhe gebracht, daß es ihm möglich war,
nachdem es die fünf Milliarden an uns bezahlt, ſogar ſeine direkten
Steuernherabzuſetzen, während wir, nachdem wir die fünf Milliarden
empfangen, zum Theil zu einer Erhöhung unſerer Steuern ſchreiten
mußten. Richten wir ſpeciell die Blicke der Herren Landwirthe nach
Frankreich. Iſt die Lage der franzöſiſchen Landwirthſchaft in Folge der
ſchutzzöllneriſchen Richtung der franzöſiſchen Politik eine ungünſtigere als
diejenige der deutſchen? Gewiß nicht, im Gegentheil, alle Lebensmittel
und landwirthſchaftlichen Producte ſtehen in Frankreich beinahe doppelt
ſo hoch im Preis wie in Deutſchland, einfach darum, weil jeder mehr
verdient und in Folge dieſes Wohlſtands die Conſumtion eine größere iſt.
Der Arbeiter, der bei uns nur einmal die Woche Fleiſch verzehrt, bedarf
dort täglich dieſes Nahrungsmittels. Deutſchland, England und
Nord=
ſpanien müſſen dazu beitragen, um Frankreich ſeinen Fleiſchbedarf zu
liefern. Dieſe Mengen Schlachtvieh, die als unſere landwirthſchaftlich=
Ueberproduction nach Frankreich wandern, können bei uns ſelbſt verzehrl
werden, ſobald durch ein Aufblühen unſerer Induſtrie ſich die Lage
unſeres Arbeiterſtandes verbeſſert.
Suchen wir ähnlichen Principien, wie diejenigen, welche Frankreich
befolgt, Geltung zu verſchafen, ermuthigen wir die nationale Arbeit,
ſuchen wir vor allem durch billige Einfuhr, der für ſie nothwendigen
Rohmaterialien und Schutz gegen auswärtige Concurrenz, gute
nationale Arbeit zu begünſtigen, und heben wir ſo, indem wir uns
aus uns ſelbſt heraus kräftigen, unſere deutſche Induſtrie auf
die=
jenige Höhe, auf welcher ſie keine Concurrenz mehr zu fürchten hat.
Genau auf dieſelbe Weiſe verfuhr England, und Stuart, deſſen
ökonomi=
ſches Syſtem vollſtändig mit dem übereinſtimmte, welches die engliſche
Regierung Anfangs dieſes Jahrhunderts befolgte, ſtellte als ausdrücklichen
Grundſatz auf, durch das Zollſyſtem die Ausfuhr verfertigter Waare,
ſowie den Einkauf von Rohmaterialien zu begünſtigen, im Gegenſatz zu
dem Franzoſen Dupont de Nemours, der, ein Vorläufer unſerer
heutigen landwirthſchaftlichen Freihändler, um den Ackerbau
aufzumuntern, Rohmaterialien ausführen und dagegen Manufakturwaaren
eintauſchen wollte. Die Theorien des Dupont de Nemours wurden vergeſſen
und kamen weder in England noch in Frankreich zur Geltung, bis
Deutſchland neuerdings den Beweis liefern ſollte, wie bedenklich es ſei,
auf dieſen Grundſatz ein Zollſyſtem zu bauen.
4
4
4
Wir haben in kurzen Zügen in Vorſtehendem die handgreiflichſten
wirthſchaftlichen Schäden, an welchen unſer Vaterland krankt, zu ſchildern,
verſucht. Ob ſie ſo ſchnell, als wir es wünſchen, eine Heilung erfahren,
ſind wir nicht in der Lage vorauszubeſtimmen. Allein es fehlt in
Deutſch=
land nicht an Solchen, die ſich dazu berufen fühlen, ſich im öffentlichen
Leben hervorzuthun. Vielleicht finden ſich dieſe, jetzt wo die politiſchen
Aufgaben, welche wir uns ſeit dem Wiedererwachen deutſchen Volkslebens
geſtellt hatten, zum großen Theile gelöſt ſind, auch dazu berufen, ſich mit
den wirthſchaftlichen Fragen zu beſchäftigen. An Vereinen und
brauch=
baren Agitationsmitteln fehlt es uns micht und heute, wo die Maſſen
von den politiſchen Kämpfen ermüdet ſind und weit mehr als alle
politiſchen, die Bedeutung der Magenfrage empfinden, ſind ſie vielleicht
mehr als je geneigt, einer ernſthaften Agitation auf wirthſchaftlichem
Gebiete zu folgen. Verwenden wir auf dieſe ebenſo großen Fleiß, wie
wir ihn auf die politiſche Arbeit verwandt haben und unſer Vaterland
wird, wie es heute an äußerer Macht anderen Ländern nicht mehr
nach=
ſteht, auch was Reichthum und Wohlſtand anbelangt, nicht mehr allzuweit
hinter denſelben zurückbleiben.
Darmſtadt, 25. Dezember 1877.
Ferdinand Dieffenbach.
14
No. 2
Vermiſchte Mitthellungen.
Darmſtadt, 3. Januar.
Sr. Königl. Hoheit der Großherzog haben den pract. Arzt Dr.
Eigenbrodt mit Wirlung vom 1. Auguſt v. J. zu Allerhöchſt ihrem
Leibarzt ernannt.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 49 vom 24. Dezember
enthält: Inſtruction zur Dienſtführung der Gemeinde=Einnehmer.
Nr. 50 vom 31. Dezember enthält: 1) Bekanntmachung, die
Arznei=
mitteltaxe für das Großherzogthum Heſſen betr. — 2) Bekanntmachung,
die=Verordnung vom 16. October 1876 über die Vorbereitung zum
Staats=
dienſte im Juſtiz=und Verwaltungsfache betr. - 3) Bekanntmachung, die
4) Bekannt=
Verwaltung der Diſtriktseinnehmerei Bensheim betr., den Ausſchlag der directen Steuern und der Beiträge zu den
Koſten der Staatsſtraßen für das Jahr 1878 betr. - 5)
Abweſenheits=
erklärung. - 6) Ordensverleihungen. - 7) Ermächtigung zur Annahmie
und zum Tragen eines fremden Ordens. - 8) Namensveränderungen.-
9) Dienſtnachrichten.- 10) Charakterertheilungen.- 11) Dienſtentlaſſung.
- 12) Ruheſtandsverſetzungen.-13) Concurrenzeröffnungen.- 14)
Sterbe=
fälle. - 15) Zur Nachricht.
— Auf der Tagesordnung der am 9. Januar ſtattfindenden 1. Sitzung
der 2. Kammer der Stände ſteht eine Reihe Gegenſtände von
untergeordneter Natur, von welchen zu erwähnen iſt: der Antrag der
Abgg. Weber und Edinger auf Bewilligung eines Zuſchuſſes aus
Staats=
mitteln zu den Koſten der Polizei=Verwaltung in den Städten Offenbach
und Worms, weiter der Antrag des Freiherrn von Nordeck zur Rabenau
und Schroeder, die Reform der Eiſenbahntarife betreffend, der Antrag des
Abg. Buchner auf Erbauung einer Zweigbahn von Station Eberſtadt
nach Pfungſtadt und eine Reihe von Anträgen und Vorſtellungen in
Be=
treff der Erbauung neuer und der Uebernahme beſtehender Straßen durch
den Staat.
— Die öffentliche Sitzung der Stadtverordneten=
Verſammlung=
welche Donnerstag den 3. Januar Nachmittags 3 Uhr ſtattfindet, enthält
ſEinſührung und Verpflichtung der neuen
olgende Tage sordnung:
Herrn Stadtverordneten. 2) Wahl von zwei Mitgliedern der
Armen=
verwaltung, von drei Bezirksvorſtehern und einem Drittheil der
Armen=
pfleger. (Es werden beſtimmte Vorſchläge gemacht werden.) 3)
Com=
miſſionswahlen.
Erſtes Verzeichniß der im 1. Quartal 1878 vor dem
Schwur=
gerichtshof der Provinz Starkenburg zur Verhandlung und Aburtheilung
kommenden Anklageſachen: Mittwoch, 2. Januar, gegen Georg Schweier
aus Oberdorf zuletzt in Wimpfen, wegen Münzverbrechen (Vertheidiger:
Gros); Donnerstag 3. Januar, g. Meier Jakob, Makler von
Lampert=
heim, wegen Meineid (Verth.: Schenck I1.); Freitag, 4. Januar, g.
Jo=
ſeph Frühwein von Munſter, wegen Diebſtahl (Verth.: Reh); an demſ.
Tage, 9. KarL Bopp, Portefeuiller zu Offenbach, g. Caspar Fleiſchhauer,
g. Karl Schwenk, g. Marie (gen. Joſephine) Becker zu Bürgel, ſämmtlich
wegen Urkundenfälſchung (Verth.: Reh); Camstag, 5. Januar, g.
Bar=
bara, Ehefrau des Bernh. Hofmann von Wald=Michelbach, wegen
Ur=
kundenfalſchung. Diebſtahl und Betrugsverſuch (Verth.: Pfaff; am
glei=
chen Tage, g. Franz Reiſinger, Taglöhner aus Bingen, wegen Diebſtahl
Verth.: Pfaff); Montag, 7. Januar, 9. Karoline Rauſch, Tochter der
Ehefrau des Peter Kaiſer von Biſchofsheim, k. bayeriſchen Landgerichts
Neuſtadt a. R., wegen Urkundenfalſchung und Betrug (Verth.: Lindt);
an demſ. Tage g. Katharina, geb. Reuter, Ehefrau des Andreas Becker
aus Zollhauſen, wegen Urkundenfälſchung (Verth. Lindt); Dienstag,
8. Januar, g. Leopold Meierfeld von Biebesheim, wegen Verbrechen wider
die Sittlichkeit (Verth.: Dr. Mainzer); am gleichen Lage, 9. Jſaak
Schön=
mann, Schlächter aus Bullay, wegen Urkundenfälſchung (Verth.: Dr.
Mainzer); Mittwoch, 9. Januar, g. Marie, Ehefrau des Heinrich Kehres III.
von Erzhauſen, wegen Brandſtiftung (Verth.: Dr. Wenck);
Donners=
tag, 10. Januar, g. Bathaſer Müller, Taglöhner von Mörfelden, und
Jakob Dechert, Dienſtknecht von da, wegen Urkundenfälſchung (
Verthei=
diger Heyer II.).
G Geſtern (2.) nahmen die Schwurgerichtsverhandlungen des erſten
Quartals unter dem Vorſitz des Hrn. Hofgerichtsrath Knorr ihren
An=
fang und wurde zunächſt die auf Münzverbrechen lautende Anklage
gegen Georg Schweier, zuletzt in Wimpfen wohnhaft, verhandelt. Der
Beſchuldigte, ſeines Gewerbes ein Sägemüller, benutzte ſein bedeutendes
Talent zur Mechanik dazu, daß er im Herbſt vorigen Jahres
Zehn=
pfennigſtücke aus einer Miſchung von Blei und Zinn durch Gießen
in einer von ihm täuſchend nachgeahmten Form herſtellte und auch
eine kleine Anzahl in Umlauf ſetzte. Er will dieſes Geſchäft deßhalb
auf=
gegeben haben, weil es nicht rentirte, da die Herſtellung der falſchen
Stücke zu viel Zeit und Mühe erfordert. Die Staatsbehörde beantragte
Verurtheilung zu einer Zuchthausſtrafe von 2½ Jahren, der Gerichtshof,
welche jedoch mildernde Umſtände - das Geſtändniß und die geringe
Zahl der gefälſchten Münzen —- annahm, erkaunte auf eine 14
monat=
liche Gefängnißſtrafe.
Kommenden Freitag ſoll in dem Großh. Hoftheater„Der Sohn
des Paſtorsl von Dr. A. Calmberg zur Aufführung kommen.
2— Es iſt die Frage erhoben worden, wie groß die Zahl der
Perſo=
nen geweſen ſein möge, welche den beiden von dem Evangeliſchen
Kirchengeſangverein am Weihnachtsfeſte veranſtalteten
kirchenmuſi=
kaliſchen Aufführungen beigewohnt haben? Eine an competenter Stelle
deßfalls eingezogene Erkundigung ergibt, daß nach der Zahl der
unent=
geltlich ausgegebenen Eintrittskarten zu ſchließen, die Stadtkirche an
bei=
den Abenden zuſammen von nahezu 3000 Perſonen beſucht war. Die ſich auf
etwa 120 Mark belaufenden Koſten der beiden Aufführungen (für
Be=
leuchtung, Programme, Bedienung und Eintrittskarten) wurden, wie
im=
mer, von dem Verein, d. h. aus den Beiträgen ſeiner Mitglieder
be=
ſtritten.
G Das Beiſpiel des landwirthſchaftlichen Vereins der Provinz
Starkenburg, einen ſtändigen Secretär anzuſtellen, ſoll auch in
Ober=
heſſen Nachahmung finden.
O Im Dezember wurden hier durchſchnittlich täglich etwa 20
Bett=
ler eingeliefert.
- (Sterblichkeitsſtatiſtik.) In deri Woche vom 9.-15. Dez.
verſtarben in Mainz mit Caſtel 25, in Darmſtadt mit Beſſungen
19, in Offenbach 19, ir Worms 9, in Gießen 6 Perſonen. Hiervon
verſtarben an Maſern 2 (je 1 in Darmſtadt und Worms), an
Schar=
lach 2 (in Mainz), an Diphtheritis 6 (2 in Mainz, 1 in Darmſtadt,
2 in Offenbach, 1 in Worms), an Diarrhoe und Brechdurchfall 1 (in
Darmſtadt), an Wochenbettkrankheiten 1 (in Darmſtadt), an
Lungen=
ſchwindſucht 11 (2 in Mainz, 3 in Darmſtadt, 4 in Offenbach, 2 in
Gietßen), an entzündlichen Krankheiten der Athmungsorgane 9 (5 in
Mainz, 2 in Darmſtadt, 1 in Worms, 1 in Gießen), an Schlagfluß 4
(3 in Mainz, 1 in Offenbach), durch gewaltſamen Tod 1(in Darmſtadt).
Mainz. Die Einführung der neuen Stadtverordneten ſoll
am 9. Januar ſtattfinden. - Zu Mitgliedern des Kreistags für den
Kreis Mainz wurden die Herren Profeſſor Albert, Bankier R.
Bam=
berger, Fabrikant K. Heck, Bürgermeiſter Dr. Dumont und
Bau=
unternehmer Uſinger gewählt.
— Die Mainzer Handelskammer hat den Beſchluß gefaßt,
ein Eiſenbahnſchiedsgericht, beruhend auf einer Vereinbarung
der Eiſenbahnverwaltungen und der Handelskammer, ins Leben zu rufen.
Feſtſtellung und Abſchätzung von Beſchädigung und Verluſt an
Eiſen=
bahnfrachtgütern begreifen das Gebiet ſeiner Thätigkeit und Ernennung
ſtändiger und allzeit bereitwilliger Experten für die verſchiedenen
Ge=
ſchäftsbranchen, Publikation der Firmen, welche ſich dem
Expertiſever=
fahren unterwerfen ꝛc. ſind Vorausſetzungen ſeiner wohlbewährten
Wirk=
ſamkeit.
H Im deutſchen Reich beträgt der Verbrauch von Kochſalz
der=
malen etwa 16 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung, ein ſich ſchon
ge=
raume Zeit ziemlich conſtant bleibendes Quantum. Dagegen iſt der
Ver=
brauch von Steinſalz zu gewerblichen und namentlich
landwirthſchaft=
lichen Zwecken ſeit etwa 20 Jahren enorm geſtiegen. Im Jahr 1860
be=
trug er 1,023,346 und erreichte bereits 1869 die Höhe von 7107,830 Ctr.
jetzt etwa 9 Millionen - an welcher Förderung die berühmten
Staß=
furter Werke in erſter Linie betheiligt ſind, da dieſelben je nach der
Nachfrage mit Leichtigkeit täglich 20,000 Ctr. meiſtentheils Kaliſalze,
die in dem landwirthſchaftlichen Betrieb als ſogenannter Kalidünger
eine ſtets ſteigende Anwendung finden, zu liefern im Stande ſind.
Großherzogliches Hoftheater.
Als eine hervorragende Leiſtung unſeres Schauſpiels iſt die am 28. v. M.
ſtattgehabte Aufführung des Laube'ſchen Stückes: „Böſe Zungen” zu
er=
wähnen. Der Verfaſſer hat hier einen für die Bühne ungeheure
Schwierig=
keiten bietenden Stoff in meiſterhafter Weiſe behandelt und ein nicht nur
auf Wien, ſondern auch auf andere Städte anwendbares Sittengemälde
unſerer Zeit geſchaffen, deſſen frappante Aehnlichkeit uns in jedem
einzel=
nen Zuge überraſcht. Die Characteriſtik iſt treffend und in erſtaunlicher
Weiſe tritt insbeſondere das, was man in der Theaterſprache das„Wachſen
der Handlung” nennt hervor. Die Aufführung des Stücks war zunächſt
in Beziehung auf die Geſammtleiſtung, das Zuſammenſpiel, die
In=
ſcenirung u. ſ. w. eine muſtergültige. Von den Einzelrollen
er=
wähnen wir die Trägerin der Hauptrolle des Stücks, Fräulein Verl,
welche als „Frau von der Straß' eine theoretiſch tüchtig ausgearbeitete,
ergreifende Leiſtung bot. Gleich tüchtig wurden die beiden Töchter „
Mi=
nona” und „Herthau durch die Damen Reubke=Beilhac und
Haſe=
mann=Kläger wiedergegeben. Edel characteriſirt war der von Herrn
Wünzer gegebene „Graf Julian von Zech= und entſprechend wurde
„ Charlotte von Zechl von Fräulein Ethel gegeben. Beſonders
lebens=
friſch erſchien die Rolle des von Herrn Fiala gegebenen „
Unterſtaats=
ſecretärs von Mack; anerkennend erwähnen wir ferner Herrn Edward,
den Vertreter der jugendlichen Liebhaberrolle (,Gottfried von Mack=),
ſowie die Leiſtung des Komikers, Herrn Butterweck als „Rentier
Sodal. Sämmtliche Mitglieder leiſteten ihr Beſtes: wir gedenken
na=
mentlich noch des Fleißes und Eifers, welchen auch die älteren
Mitglie=
der des Schauſpiels z. B. Herr Wisthaler (-Chriſtoph von Mack”
und Herr Nötel „ Cabinetsſecretär Lehmann' hmnſichtlich der Wiedergabe
ihrer Rollen an den Tag legten und durch welchen ſie die ihnen
inne=
wohnende Freude an der ihnen liebgewordenen Kunſt bethätigten.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.