Darmstädter Tagblatt 1877


26. Oktober 1877

[  ][ ]

1808

9015

. 209
Gahwarze hvonor Hoſdenzeueg
(Fabrikat Wommzd)
garantiet gute Qualitäten
empfiehlt
V. BaIsngOp.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 2. Oktober.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Inſpector des
Naturaliencabinets und Lehrer an der polytechniſchen Schule Dr. G. von
Koch den Character als außerordentl. Profeſſor verliehen.
O Dem Vernehmen nach iſt man dem Project der Erbauung eines
beſonderen Turnhauſes für das hieſige Gymnaſium wieder näher
getreten.

O Geſtern wurde der 32jährige Schreiner H. Schwarz v. Rutters=
hauſen
, zuletzt hier wohnhaft, von dem Schwurgericht wegen eines ſchweren
Verbrechens gegen die Sittlichkeit zu einer 4jährigen Zuchthausſtrafe
verurtheilt.
Aus Anlaß des Geburtstages von Herrn Joh. Ronge ließ der
hieſige deutſche Reformverein demſelben durch den Geſangverein Teutonia
am Dienstag Abend ein Ständchen bringen.
Auf einer am Montag im Faulbruch abgehaltenen Jagd ſchoß
Herr Forſtmeiſter Reiß eine Wildkatze von ungewöhnlicher Größe.
- In der Woche vom 7.-13. October verſtarben in Mainz
mit Caſtel 23, in Darmſtadt mit Beſſungen 19, in Offenbach 7, in Worms
11 in Gießen 6 Perſonen. Hiervon verſtarben an Maſern 1 (in Darm=
ſtadt
), an Scharlach 2 (in Offenbach). an Diphtheritis 1 (in Darm=
ſtadt
), an Unterleibstyphus 1 (in Mainz), an Diarrhoe und Brech=
durchfall
6 (2 in Mainz, 2 in Darmſtadt, 1 in Offenbach, 1 in Worms),
an Lungenſchwindſucht 5 (1 in Mainz, 3 in Darmſtadt, 3 m Worms),
an entzundlichen Krankheiten der Athmungsorgane 7 (2 in Mainz, 2 il
Darmſtadt, 1 in Worms, 2 in Gießen), an Schlagfluß 5 (2 in Darm=
ſtadt
, 1 in Worms, 2 in Gießen).
6 In Folge des abnorm niedrigen Waſſerſtandes liefert die Fiſcherei
im Altrhein ganz außergewöhnliche Erträge.
Mainz. In einem der erſten hieſigen Häuſer wollte vor einigen
Tagen die junge Dame des Hauſes in ihr Zimmer gehen, als ſie die
Thüre offen fand und in demſelben einen fein ausſehenden, elegant ge=
kleideten
Herrn gewahrte, welcher anſcheinend die an den Wänden aufge=
hängten
Gemälde einer näheren Prüfung unterzog. Als der Fremde die
junge Dame bemerkte, eilte er auf dieſelbe zu und entſchuldigte ſich in
höflichſter Form, daß er es gewagt, in das Heiligthum einzudringen. Er
habe angeklopft, aber keine Antwort erhalten, darauf die Thür geöffnet
und, da er Maler ſei, ſich in Betrachtungen über die hier aufgeſtapelten
Schätze ergangen. Die Dame des Hauſes unterhielt ſich dann auch noch
über eine Viertelſtunde mit dem Künſtler. Nach der Converſation ent=
ſchuldigte
ſich der Künſtler nochmals wegen der Kühnheit des Auftretens,
grüßte die Dame und verſchwand. Am anderen Tage, als die junge
Dame einen Ausgang machen und zu dieſem Zweck ihren Schmuck an=
legen
wollte, fand ſie zu ihrem größten Schrecken, daß ihre ſämmtlichen
Schmuckgegenſtände von bedeutendem Werth abhanden gekommen waren.
Das Schmuckkäſtchen hatte in dem Zimmer, in welchem ſie am Tage vor=
her
den Maler getroffen, geſtanden.
(M. 3.)

Offenbach, 25. Oct. Wie ſchon in dem Bericht über den 8. heſſ.
Feuerwehrtag bemerkt wurde, wendet auch unſere Regierung in neuerer
Zeit ihre Aufmerkſamkeit auf das Feuerlöſchweſen, das in unſerem Lande
reider nicht auf gleicher Stufe mit anderen Ländern ſteht. Zwar haben
ſich in mehreren Orten in der Nähe unſerer Stadt in den letzten Jahren
freiwillige Feuerwehren gebildet, aber in der großen Mehrzahl der Orte
unſeres Kreiſes reichen die getroffenen Vorkehrungen gegen Feuersbrünſte
nicht aus. In Anbetracht dieſer Verhältniſſe wurde auf dem Delegirten=
tag
der heſſ. Feuerwehren 1876 von dem Vertreter unſerer Feuerwehr,
Herrn M. Weil, der Antrag geſtellt, die Regierung zu erſuchen,
Kreisfeuerinſpectoren zu ernennen. Nachdem nun die Re=
gierung
ſich von der Zweckmaͤßigkeit dieſer Maßregel überzeugt hat,
wurde den Feuerwehren anheimgegeben, ſich zur Ernennung ſolcher In=
ſpectoren
an die betr. Kreisämter zu wenden, und iſt deßhalb dieſer Tage
eine entſprechende Eingabe unſerer Feuerwehr an das hieſige Kreisamt
abgegeben worden. Wir hoffen, daß unſer Kreisausſchnß ſich in Kürze
genehmigend mit dieſer Angelegenheit beſchäftigen wird: damit auch

bei uns eine Einrichtung ins Leben trete, die in Bayern, Württemberg
u. a. Ländern ſchon ſo vieles Gute geſchäffen hat.
(O. Z.)
Frankfurt, 22. Oct. (Fruchtbericht.) Markt ruhig, ſaber nicht
flau; Weizen ab unſerer Umgegend M. 22.50-23.25. Roggen Tendenz
feſter ohne Preis=Erhöhung. Gerſte nur feinſte Waare coulant zu laſſen.
Hafer flau. Am Mehlmarkt keine Aenderung. Futterſtoffe flau. Wir
notiren heute:
Mehl Nr. 1 M. 42, Nr. 2 M. 38, Nr. 3 M. 34, Nr. 4 M. 30,
Nr. 5 M. 24, Roggenmehl . (Verliner Marke) M. 25, do. II. (Verl.
Marke) M. 21, Weizen, effect. hieſ., ab Bahnhof hier M. 23-24.25, ab
unſerer Umgegend M. L223.25, do. fremder je nach Qual. M. 23 bis
M. 25.25, Roggen je nach Qualität M. 17-18.50, Gerſte M. 18-24,
Hafer M. 13-17, Kohlſamen M. 36-37, Erbſen M. 21-24, Wicken
M. 17, Linſen M. 21-30 Rüböl, detail, M. 83. Stimmungl unſicher.
(Die Preiſe verſtehen ſich ſämmtlich per 200 Pfund Zollgewicht =100 Kilo).
In Folge der Rinderpeſt, und weil man den hieſigen Viehhof für
verdächtig erklärt hat, wird nur ſo viel Nuzvieh zugelaſſen, als man
eben zur Deckung des Fleiſchbedarfes in der Ctadt braucht, und es fand
deshalb heute ein eigentlicher Viehmarkt nicht ſtatt, Das Geſchäft wurde
auf der Mainkur und in Offenbach gemacht: hier ſtanden nur 120 Ochſen,
12 Kühe und 116 Kälber zum Verkauf. Daß unter ſolchen Umſtänden
die Preiſe ſehr hoch waren, iſt ſelbſtverſtändlich. Die Preiſe ſtellten ſich:
Ochſen 1. Qual. M. 75-80, 2. Aual. M. 70-73, Kühe und Rinder
und Rinder 1. Qual. M. 65-68, 2. Qual. M. 56-58, Kälber 1. Qual.
M. 7072, 2. Qual. M. 58-60.
Mainz, 23. October. (Fruchtpreiſe.) Waizen per November
M. 2260. Roggen per November M. 15.40. Hafer per November
M. 15.45. Rubol per October M. 40.25.
Poſen. Der 5 263 des Strafgeſetzbuches lautet im erſten Ab=
ſchnitte
: Wer in der Abſicht, ſich oder einem Dritten einen rechtswidri=
gen
Vermögensvortheil zu verſchaffen, das Vermögen eines Anderen da=
durch
beſchadigt, daß er durch Vorſpiegelung falſcher oder durch Entſtel=
lung
oder Unterdrückung wahrer Thatſachen einen Irrthum erregt oder
unterhält, wird wegen Betruges mit Gefängniß beſtraft, neben welchem
auf Geldſtrafe bis zu 3000 M., ſowie auf Verluſt der bürgerlichen Ehren=
rechte
erkannt werden kann. Auf Grund dieſer Beſtimmung ſtanden
kürzlich, wie die Poſ. 3tg.- mittheilt, vor der Criminalabtheilung des
hieſigen Kreisgerichts der hieſige Kaufmann und Gutsbeſitzer L. und ſeine
Ehefrau unter der Anklage, zu der Milch, welche ſie einem hieſigen Päch=
ter
abließen, gewöhnlich ein erhebliches Quantum Waſſer gemiſcht zu
haben. Die Beweisaufnahme ſtellte den Thatbeſtand feſt, und die Ange=
klagten
wurden zu je 3 Monaten Gefängniß und je 1500 M. Geldbuße
verurtheilt.
Ueber die Einführung der lateiniſchen Sprache als
obligatoriſchen Lehrgegenſtand an einer höheren Töchterſchule Badens be=
merkt
ein bayriſches Blatt: Wir finden dieſe neue Einrichtung recht
ſchön und ſehr practiſch und haben nur noch Einen Wunſch, es möchten
künftig an den deutſchen Gymnaſien und Univerſitäten die Studenten
auch im Nähen und Stricken unterrichtet werden. Wie ſchön wäre es
dann, wenn an Winterabenden den Familienvätern, während ſie ſtrickend
und Strümpfe ſtopfend bei der Lampe ſitzen, ihre Frauen aus dem
Tacitus vorleſen könnten, was die alten Deutſchen für Männer waren."
Literariſches. Von Ueber Land und Meers erſchien
ſoeben das 1. Heft des 20. Jahrgangs in bekannter vortrefflicher Aus=
ſtattung
. Neben einer Reihe hervorragender Illuſtrationen erſter deut=
ſcher
Künſtler enthält Ueber Land und Meer= eine Reihe von Erzäh=
lungen
der beliebteſten Schriftſteller für nur 50 Pf. per Heft. Als Er=
gänzung
erſcheint im ſelben Verlage (Ed. Hallberger in Stuttgart) die
deutſche Nomanbibliothek welche per Jahrgang 12 Romane erſter
deutſcher Schriftſteller für den unglaublich billigen Preis von 2 M. viertel=
jährlich
bringt.
H. Grobel's Portemonnaie=Eiſenbahn=Kursbuch
für den Winterfahrplan 1877-78 iſt ſoeben erſchienen. Seinen außer=
ordentlichen
Erfolg verdankt dieß kleine Kursbuch der überſichtlichen Zu=
ſammenſtellung
der Fahrpläne und dem prakt. Format. 224 Seiten mit
Orientirungskarte zu dem billigen Preis von 40 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

[ ][  ][ ]

RLAOb

Wbennementsprei
1 Mark jährlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſſellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 10 Pf. pro Quartal
Ac. Poflaufichlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeigeslatt)
Mit der Sonntags=Beilagen
lfllUh; albryuiuiyooidet.

140. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts,

Juſerare
erden engemommer uDirmſtad
von der Expedition Rheinſtr. Nr. L6.
m Beſſungen von Friedr Blößez
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auswärzs
von allen ſoliden AnnoneeaEpe
ditiaue.

ſowie des Großh. Faltzeiamt Darmſtadt.

420

Freitag den 26. October

1527

B e k a n n t m a ch u n g.
In dem Hof der neuen Volksſchulhäuſer auf dem früheren Bogel'ſchen Bleich=
platz'
kann Schutt abgeladen werden. - Darmſtadt, den 18. October 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.=B.:
3843)
Appfel, Beigeordneter.

8946)
Looſe 2 Mark
für die
Weihnachts-Verlooſung der hieſigen Gewerbehalle
ſind in der Expedition d. Bl. zu haben.
2
.
7
Reeller Ausverkauf.
Um mir meinen demnächſtigen Umzug zu erleichtern, verkaufe von heute an ſämmtl.
französische, englische u. dentsche Parfümerien zu außerordentlich billigen
Preiſen, beſtehend aus Pommaden, Haaroelen, odeurs aufs Taſchentuch,
Sachets (tr-ck. Wohlgeruch, Poudre deris, alle Arten feine Toilettenseifen,
alle Arten Kämmev Schildkrot, Büſfel, Elfenbein u Cautschouk, deßgl Kaar-,
Eleider,Hagel- u. Lahnbürsten ꝛc, Glace u Vniforms-Handschuhe, Hosen-
träger
, ſowie alle für die Toilette nothwendigen Artikel. Hochachtungsvoll
WV. Schöfer Herren= u. Damen=Friſeur,
CD. 25 Wilhelminenſtraße 23. 20.

11
chuhmachergeſchäfts=Empfehlung.
Der Unterzeichnete erlaubt ſich ſein Schuhmachergeſchäft
Louiſenſtraße Nr. 10
in gefällige Erinnerung zu bringen. Elegante und gute Arbeit wird zugeſichert.
Reelle Bedienung.
NB. Zahlungsziel 3 Monate, bei Baarzahlung 8 pét. Sconto.
Carl Soeder, Louiſenſtraße Nr. 40.

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Medicinal-Leberthran
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Carl Watzinger
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moſt
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Kaufmann V. Mebermehl,
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Ruhr=Kohlen.
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beſten Ruhrer Fettſchrot, vorzüglich für
Ofen= u. Heerd=Feuerung, ſchweren
Schmiedegries, Stück= u. Knabbel=
kohlen
für Füllöfen, ſowie klein gemachtes
Tannen= u. Buchenholz.
Carl C. Fabor,
Ludwigsplatz Nr. 8.

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oohsenzunge (Paysandu ox

Tongues) (ganz und gekocht)
per 2 Pfd.=Büchſe M. 3 50 Pf.
Ochsenzunge (beet tongues)
(gepreßt und gekocht), per
2 Pfd.=Büchſe M. 3.
Salm (Presh salmon), per Büche
M. 1. 30.
Hummer per Büchſe M. l. 20.
Tafelhonig per Glas M. 1. 30.
ſowie Dosenmesser zum Oeffnen
der Tlüchſen.
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8864)
Kirchſtraße 1.
8809) Promenade 25 ſind 2 mittel=
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Waſchbütten, ein kleines und ein
groͤßeres Kehrichtfaß, ein Lattenſchrank
für Wein, 30 leere große Mineral=
waſſerflaſchen
billig abzugeben.
Prima Stearinkerzen,
Wagen, Pianino- & Lüstre-Lchter
von Münzing & Cie.,
Sirassburger canalisirte Lichler
empfiehlt
Carl Watzinger,
Louiſenplatz 4.
8543)

[ ][  ][ ]

1810
Na 210
Wandtafeln über Ankunft u. Abgang ſämmtlicher
Eiſenbahnzüge dahier im Winterfahrplan 1877-78.
Preis 10 Pf., ſowie die beliebten
Fahrpläne in Taſchenuhr=Format
zum Einlegen in die Uhrdeckel, 5 Pf. in der
I. C. Wittich'ſchen Hoſbuchdruckerei.
GEsdédht Guuböl Ohohahn
CEsraol.)
3 zur Reichskrone, Schäfergasse 10,
Frankſurt a. Main.
In Bad-Schwalbach Hôtel du Parc.)
Eröffnung meines Restaurants.
Sonntas den 28. 0otober 1877.

Empfehle einem gechrten Publikum meinen Frühstuckstisch,
Diners und Soupers, sowie meinen Caffee, Wein- und Biersalon.
Hochzeits- und sonstige Gelegenheits-Essen in und ausser
dem Hause.
Abonnenten erhalten Kost und Logis zu mässigen Preisen
unter Ausicherung reeller und prompter Bedienung.

von
J. B. LAlyendorſ aus Mainz

findet noch bis Ende dieſes Monats in dem Laden Schloß=
graben
Nr. 13a ſtatt.
Auf untenſtehende Artikel von anerkannter Güte und ſehr billigen Preiſen mache
ganz beſonders aufmerkſam:
Herren=Zugſtiefel mit Dopelſohlen in einem Stück M. 8. mit Einſatz
M. 10. 50, Kalbleder in einem Stück M. 11, Kalbleder gelb genäht M. 11. 50,
prima Bordeaux=Kalbleder M. 14.
Damen=Zugſtiefel: Chagrin mit Lachſpitzen M. 6, Seehund M. 6. 50, braun
Kalbleder M. 6. 50, ſchwarz Kalbleder M. 7. 50, Marocco mit Spitzen und Einſatz
M. 8, Chagrin=Ziegen mit Kidd Einſatz M. 9, ſatinirtes Kalbleder Spitzen u. Einſatz
M. 10.

Knopfſtiefel zu allen Preiſen.
Kinderſtiefel nach Größe von M. 1. 50, M. 2., M. 3. 50., M. 4., M. 5.
50 ꝛc. Pantoffeln für Herren, Damen, Kinder mit und ohne Wollfutter zu allen
Preiſen.
J. B. LAtzendord aus Mainz.

A cch t e
Frankfurter Bratwürſte
Gothaer Servelatwurſt
wieder eingetroffen, von vorzüglichſter Qua=
lität
, empfiehlt
Ph. Weber,
9015)
Carlsſtraße 24.

feue lürE. Lwelschen
per ½ Kilo 40 Pfg.
Bamberg. Awelschen
per ½ Kilo 30 Pfg
Emanuel Fuld.
Kirchſtraße 1.
8976)

Maishover
feinſtes Puddingpulver in Paqueten
friſch eingetroffen.
Ph. Weber.
Carlsſtraße 24.

æ Univorsal-Reinigungs-Jalt.
Von allen Aerzten als das eintachste
u. billigste Hausmittel empfohlen gegen
Säurebildung, Autstossen, Krampt, Ver-
dauungsschwäche
und andere Magen-
beschwerden
.
. Original Packet M. 0.25.
1½
H. 0.50.

1¹⁄
M. I.-

zu haben bei
C. Sehnelekart in Darmstadt.
G. Gläser in Dieburg.
L. Fischer in Gross-Umstadt.
5
Zu verkaufen!
In ſchönſter und beſter Lage Aſchaffen=
burg's
, in der Nähe des Pompejanums
und des Mains, ein Obſtgarten mit
Wohnhaus ꝛc. Der Garten teraſſenartig,
iſt ca. 45½ Ar. groß, der Boden vorzüg=
lich
, die Lage ſehr geſchützt, bepflanzt mit
den edelſten Obſtſorten, Zwergobſt nach
franz. Manier; außerdem noch mit den
beſten Tafeltraubenſorten ju. ca. 150 hoch=
ſtämmige
Aprikoſen, Pfirſiche, Mandeln ꝛc.
Guter Abſatz kann nachgewieſen werden.
Näheres unter L. B. A. Nr. 1 an die
Annoncen=Expedition Th. Dietrich u. Co.
Aug. Huber) in Darmſtadt, Eliſabethen=
ſtraße
46.
3 Meter lange Ausſchußbretter
werden zu 30 Pfg. das Stück fortwährend
Abgegeben.
Ganze Wagenladungen entſprechend billiger.
Im Haierhof Nr. 4.
7687) Domplatz, Frankfurta. M.
Feinen gebrannten Java=Kaffee;
ſelbſt candirt nach Zunt'ſcher Methode,
per ½ Kilo M. 1. 60. empfiehlt
9017) Adolph Henſel
Ecke der Nieder=Ramſtädter= u. Mühlſtr.
9018) 25 Stück ſtarke Platanenbäume
8jährige Zucht), Wein= u. wilde Reben
beſte Sorte zu verkaufen.
J. Schubkegel, Bachgaſſe 14.
franzöſ.
Julienne (eupe.
Daſſelbe in Gries in ¼ Pfd. Paqueten
(elegante Verpackung)
mpfiehlt
PL. Neber.
Carlsſtraße 24.
9019)
Harzer Kanarienvögel, ächt,
als: tiefe Gluck=, Lach=, Knurr=, Hoch=,
Roller, Flöter und Pfeifer,
in der Weinſtube von H. Wilke,
Alexanderſtraße Nr. 9.
9020)

[ ][  ][ ]

M. 210

1811

Vermiethungen.
7219) Untere Riedeſelſtr. 68 ſind 2
ſchöne möbl. Zimmer an 1 oder 2 Herrn
zu vermiethen.
8979) Ein kl. Zimmer u. Cabinet freundl
möblirt iſt per ſofort oder ſpäter billig zu
vermiethen. Annaſtraße 18.
8984) Beſſ Carlsſtr. Zein möbl. Zim=
mer
im 2. Stock gleich beziehbar.
9004) Ein unmöbl. freundl. Zim=
mer
mit oder ohne Kabinet zu vermiethen.
Schloßgraben Nr. 1.
9021) Stiftſtraße 53 ein ſchön möbl.
Parterre=Zimmer zu vermiethen.
9022) Beſſunger Holzſtraße 18 iſt
ein Logis zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
Speclalarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[445
8 Für Schuhmacher!
E
Gewendte und Rahmen=Arbeiten werden/
angenommen. Soderſtraße Nr. 43.
9023) Ein wirklich tüchtiger, fleißiger
Lackiergehülfe, verheirathet, findet ſofort
dauernde Beſchäftigung. Näheres in der
Expedition d. Bl.

8

8 Der Evangeliſche Kirchengeſang=-erein
wird Sonntag den 28. October, Abeuds 6 Uhr, in der Stadtkirche eine Auf=
führung
kirchlicher Muſik mit folgendem Programm veranſtalten: 1) Saeris solemniis
von Casciolini; 2) O quam gloriosumest von Vittoria; 3) Choral: Morgenglanz der
Ewigkeit; 4) Adoramus von Bortniansky; 5) Crux fidelis von Johann IV. König
von Portugal; 6) Die arme Seele, geiſtliches Volkslied; 7) Choral: Weicht ihr Berge;
8) Ich will den Herrn loben, von J. S. Bach; 9) Choral: Ein feſte Burg.
Um eine Ueberfüllung der Kirche zu vermeiden, iſt der Eintritt zu den unteren
Räumen der Kirche nur gegen Eintrittskarten geſtattet, welche von Samstag
den 27. October an bei Hrn. Kaufmann Jean Kühn, gegenüber der Stadtkirche,
unentgeldlich, jedoch nur an Erwachſene, ausgegeben werden. Der Ein=
gang
zu den unteren Räumen der Kirche findet durch die vordere Hauptthüre der
Kirche in der Kirchſtraße ſtatt.
Kindern iſt der Eintritt nur in Begleitung Erwachſener geſtattet. Die Empor=
bühne
gegenüber der Orgel iſt für die nichtactiven Mitglieder des Vereins
reſervirt. Die Kirche wird um halb 6 Uhr geöffnet und wird das Publikum erſucht,
ſich nicht früher vor der Kirche einzufinden. Mit Beginn der Aufführung wer=
den
die Thüren geſchloſſen.
4
WtAIUh
11
b. ArauaAEUtARAUAAUUAUUU

Coneert-hnneige.

[4⁄₈
49025)
4
Bas erſte Coucert zum Beſten des Wittwen=
59
14
Hund Waiſenſands der Droßherzoglichen Hofmuſth.
H.
5 findet Montag den 5. November im Saalbau ſtatt. Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Klingelhöffer
H
und Bergſträßer zu haben.
5
H
Abonuement: Sperrſitze im Saal und den Logen 9 Mark; nichtnummerirte
4
8 Plätze im Saal und den Logen 6 Mark. Einzelkarten: Sperrſitz 3 Mark;
nichtnummerirter Platz 2 Mark; Vorſaal 1 Mark.
Darmſtadt, im October 1877.
Der Vorſtand.
4.

AALAAMIAuinyyi
1i)
N
2.
25
AAAinmituAauumttaitudhAtUURAuc
Die bisherige L. Ameungsone rhoiuothet
iſt aus der Wilhelminenſtraße in das Haus des Hrn. Ober=Medicinalrath Dr. Leydhecker am
Mathildeuplatz Nr. 2
verlegt worden. Es ſoll immer neue, gute, für die Leihbibliothek paſſende Literatur an=
geſchafft
werden und empfehle dieſe dem Wohlwollen des hieſigen und auswärtiger
Publikums,
H. Limrierirarre.
9026)

8568) Zwei Schüler können Koſt und
Logis erhalten. Mathildenplatz Nr. 3.
9027) Verloren: eine Brille in
dunkelgrünem Futteral; abzugeben gegen
Vergütung in der Conditorei Tuma,
Wilhelminenſtraße 27.

9028) Eine zuverläſſige Köchin, die auch
Hausarbeit übernimmt, wird geſucht.
Zu erfragen Wilhelminenſtraße 24 des
Morgens von 9-10 Uhr.
9029) Kraut wird in und außer dem
Hauſe geſchnitten.
J. Schubkegel, Bachgaſſe 14.

2974)
Ludwigsplatz 7.
Hinzeiliger,

ganz beſonders feine Auswahl neuer Ernte.
Vorzugsweiſe kann ich empfehlen:
Kaiſer=Souchong,
Kaiſer=Congo,
Peccoe m. Blüthen, ſowie meine ſchon
ſeit vielen Jahren beliebte Theemiſchung.
Ferner Theeſpitzen vollſtändig ſtaubfrei,
ſo lange Vorrath.
Alle Thee's in Packung ſind mit An=
weiſung
zur Theebereitung verſehen.
Chveohdehn
ſeigener Fabrik unter Garantie der Reinheit,
ſämmt Sorten aus den ſeinſt. Cacao=Arten.
Cacoigna ſcharf entölt,
Reis-Lantenttvorzügl. Nährmittel).
Alle Fabrikate in Pack. m. Gebrauchs=Anw.
Oliven-Speiseöl feinſt Nizza,
Mohnöl rein.
Fleiſch=Ertrack,
Condenſirte Milch.
Franz Chriſtoph's
Eussboden Glanzlaak
bekannte vorzügliche Qualität.
Leinöl=Firniß raſch trocknend u. haltbar,
für Treppen, Vorplätze und Küchen.
Mineralwasser
aller natürlichen Quellen, friſch.
echt Luglische Biseuits
von Iluntley & Palmers in London die
feinſten Qualitäten ſtets friſch.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 26. October.
D er Hypochonder.
Luſiſpiel in 4 Akten von G. von Moſer.
Perſonen
Virkenſtock, Rentier.
Hr. Werner.
Emma, ſeine Frau.
Fr. Steck.
Aſta, ihre Tochter
Fr. Reuhke=Beilhas
Sauerbrei, Kaufmann u. Stadt=
verordneter

Hr. Butterweck.
Roſalie, ſeine Frau
Fr. Eppert.
Klara, deren Tochter
Frl. Ethel.
Arnold Reimann, Baumeiſter Hr. Edward.
Huao Berger, Agent einer
Lebensverſicherung
Hr. Fiala.
Pieper Stadtverordneter:
Hr. Leib.
ina, ſeine Frau
Fr. Kilian.
Ballinger
Hr. Knispel.
Karner,
Hr. Hofmann.
Lehmann Stadtverordnete, Hr. Schimmer.
Bles ſchmidt
Hr. Nötel.
Bamberger
Hr. Dornewas.
Moll, Sanitätsrath
Dr. Wisthaler.
Hampel Bote der Stadtverordn. Hr. Franke.
Frl. Pichon
Frau Balder
Pauline, Dienſtmädeen bei
Fräul. Weſſel.
Birkenſtock
Karoline, Dierſtmädchen bei
Fr. Haſſe.
Sauerbrei
Frl. Bernhardt.
Eine Modiſtin
Anfang halb 7 Uhr. Ende vor halb 10 Uhr.

[ ][  ]

1812
9030)

M 210.

Bekanntmachung.
Das Geſchäftslokal des Großherzoglichen Kreisbauamts Darmſtadt befindet
ſich vom 27. October 1877 an im zweiten Stock des Großherzoglichen Jagd=
hauſes
. Eingang zunächſt dem Großherzoglichen Leibſtall.
Eiſenbahu=Frachtbriefe
ord: Gut Mark 7, Eilgut Mark 8 pr. 1000.
L. C. Willich'ſche Hofbuchdruckerei.

9031) Zum Krauteinſchneiden
empfiehlt ſich in und außer dem Hauſe
Beſſungen.
Karl Bartſch,
Klappacher Weg.
9010) Ein junger Mann (Aeſerviſt.
ſucht Stelle als Kutſcher oder Bediente.
Näheres in der Expedition.

1 Zur Beſorauna von Inſeraten in alle hieſi=
gen
und auswärtigen Zeitungen kann die
in den größeren Städten des In= und Auslandes
ſeit vielen Jahren vertretene Central=Annoncen=
Expedition der deutſchen und ausländiſchen Zei=
tungen
von G. L. Daube u. Co. (in Darm=
ſtadt
, Graſenſttaße Nr. 30), welche ſich durch
prompte, reelle und billigſte Bedienung auszeich=
net
, angelegentlichſt empfohlen werden.

Samstag 27. October: General=Veiſammlung der
Saalbau=Actien=Geſellſchaft zu Darmſtadt.
General=Verſammlung der Mitglieder der Knaben=
Arbeits=Anſtalt. Abend=Unterhaltung der
Turngemeinde Darmſtadt. - Ball der Ver=
einigten
Geſellſchaft.
Montag 29. Oktober: Quartal=Verſammlung der
Darmſtädter Volksbank.
Dienstag 30. October: Ordentliche General= Ver=
ſammlung
der Steinkohlen=Actien=Geſellſchaft in
Darmſtadt.
Montag 5. November: Erſtes Concert zum Beſten
der Wittwen und Waiſen der Hoſmuſik.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 26. Oktober.
- (Militärnachrichten.) Zu Oberſten wurden ernannt: Oberſtlt.
von Weſternhagen, Commandeur des Großh. 2. Inf.=Aeg. Nr. 116,
Oberſtlt. Schach von Wittenau, Commandeur des Großh. 1. Drag.=
Reg. Nr. 23. Sec.=Lt. Pauly vom 1. Bad. Feld=Art.=Reg. Nr. 14
wurde unter Verſetzung in das Großh. (25.) Art.=Reg. zum Prem.=Lt.,
Unteroffizier Mittenzweig vom Gr. 4. Inf.=Reg. Nr. 118 zum Port.=
Fähnr. befördert, Frhr. Riedeſel zu Eiſenbach, Sec.=Lt. la guite
des 2. Gr. Drag.=Reg. Nr. 24 wieder in das Regiment einrangirt, Prem=
Lt. Stiehler vom 4. Gr. Inf.=Reg. Nr. 118 unter vorläufiger Be=
laſſung
in dem Commando als Adjutant der 81. Inf.=Brigade und unter
Verſetzung in das 2. Schleſ. Gren.=Reg. Nr. 11 zum überzühligen Haupt=
mann
befördert, Prem.=Lt. Brandt vom Oſtpreuß. Fuſ.=Reg. Nr. 33
unter Belaſſung in dem Commando als Büreauchef und Bibliothekar bei
der Kriegsſchule in Hannover in das Gr. 4. Inf.=Reg. Nr. 118 verſetzt,
Oberſt von Weber la guite des Gr. 2. Inf.=Reg. Nr. 116 und mit
der Führung der 42. Inf.=Brigade beauftragt, unter Ernennung zum
Commandeur dieſer Brigade zum Generalmajor ernannt, Vicefeldwebel
Engelhardt vom 2. Bat. 1. Thüringiſchen Landw.=Reg. Nr. 31 zum
Sec.=Lt. der Reſ. des 2. Gr. Inf.=Jeg. Nr. 116, Vicewachtmeiſter
Riedeſel Frhr. zu Eiſenbach vom 1. Bat. 2. Gr. Landw.=Reg.
zum Sec.=Lt. der Reſerve des Thüring. Huſ.=Reg. Nr. 12 befördert. Zu
Oberſtlts. wurden ferner noch befördert: Frhr. Röder von Diers=
burg
, Bat-=Commandeur im Magd. Füſ.=Reg. Nr. 36 (früher im Gr.
1. Inf.=Reg. Nr. 115) und Major von Bülow, Commandeur des 1.
Heſſ. Huſ.=Reg. Nr. 13 (früher im Gr. 1. Drag.=Reg. Nr. 23).
Der Quartett=Verein der Herren Hofconcertmeiſter Weber,
Hofmuſiker Baur, Petr und Reitz veranſtaltete Mittwoch den 24. October
im Saale zur Traube den erſten Kammermuſik=Abend für den
Winter 1857-78. Eine Novitat: Quartett in D.moll von W. H. Veit
wurde mit großem Beifall aufgenommen. Zwei Quartette: in Es-dur
von Cherubini, in G-dur von Beethoven gaben den Concertgebern reich=
lich
Gelegenheit ſich als tüchtige Künſtler zu zeigen. Das zahlreich an=
weſende
Publikum belohnte dieſelben durch reichlichen Applaus. Wir
unſererſeits erkennen in der lebhaften Theilnahme an den Kammermuſik=
Abenden, wie durchaus erwünſcht unſerem kunſtliebenden Publikum die
Aufführung klaſſiſcher Muſik iſt.
v. W.
G Zu dem bekannten Kupferröhrendiebſtahl fand geſtern
vor dem Appellhof ein Nachſpiel ſtatt, indem nämlich dort der von
dem Bezirksſtrafgericht freigeſprochene Maſchinenfabrikant Lutz von hier,
auf eingelegte Berufung der Staatsanwaltſchaft, der Hehlerei für ſchuldig
erkannt, in eine Gefängnißſtrafe von 3 Monat 14 Tage verurtheilt wurde.
8 Die dießmalige Schwurgerichtsſeſſion ging geſtern zu
Ende und zwar mit der Verhandlung gegen den Schmied Andreas
Enderes von Schonungen (Bayern), zuletzt bei dem Eiſenbahnbau zu
Neckarhauſen beſchäftigt, beſchuldigt der Körperverletzung mit tödtlichem
Erfolg. Der Angeklagte ſoll am Abend des 19. Auguſt d. J. unweit
Hirſchhorn einem Italiener, mit dem er zuerſt auf brutale Weiſe
Händel geſucht, dann aber vor ihm die Flucht ergriff, mit ſeinem dolch=
artigen
Meſſer einen derartigen Stich in den Unterleib verſetzt haben,
daß der Tod des Verletzten in einer halben Stunde eintrat. Eigentliche
Augenzeugen waren bei dem Vorfall nicht zugegen und ſuchte der Ange=
klagte
denſelben ſo darzuſtellen, als ob er ſich im Zuſtand der Nothwehr
befunden und ſein Gegner in blinder Wuth in das von ihm zur Abwehr
vorgehaltene Meſſer hineingerannt ſei. Nach längerer Verhandlung, wo=

bei mit Rückſicht auf einige nur italieniſch redende Zeugen ein Dolmetſcher
zugezogen werden mußte, wurde der Angeklagte des ihm zur Laſt gelegten
Verbrechens für vollkommen überführt erachtet und unter Ausſchluß
mildernder Umſtände in eine Zuchthausſtrafe von 3 Jahren verurtheilt.

Die Entwickelung des deutſchen Poſtweſens ſeit 1868.
E3 gibt keinen Zweig unſerer Staatsverwaltung, auf welchem das
Auge des Volkswirthes mit größerer Befriedigung ruhen könnte, als das
Poſtweſen. Beſonders ſeit der Uebernahme der Generaldirection durch
den jetzigen Generalpoſtmeiſter, alſo ſeit Ende des vorigen Jahrzehntes,
hat das deutſche Poſtweſen einen Aufſchwung genommen, welcher gleich=
mäßig
Zeugniß ablegt von der großartigen Entwickelung unſeres Handels
und Verkehrs, wie von der einſichtigen Fürſorge, imit der die Poſtver=
waltung
die Intereſſen deſſelben zu fördern beſtrebt geweſen iſt. Es iſt
für eine ſtaatliche Behorde nicht immer eine leichte Aufgabe, allen Wün=
ſchen
des Publikums in ausreichender Weiſe Rechnung zu tragen, da nicht
ſelten finanzielle Bedenken ſich dem entgegenſtellen. Um ſo größer iſt
deßhalb das Verdienſt unſeres Generalpoſtmeiſters, der es verſtanden
hat, den Wünſchen des Publikums und den Anforderungen der Staats=
kaſſe
in gleicher Weiſe gerecht zu werden.
Während noch im Jahre 1868 die Poſtverwaltung mit Deficits zu
kämpfen hatte, hat ſie beſonders ſeit 1870 von Jahr zu Jahr ſteigende
Ueberſchüſſe ergeben, die im Jahre 1872 ſogar den Betrag von 14 Mill.
Mark erreichten. Und dabei wurden in dieſer Zeit die einheitliche Brief=
tare
, Poſtkarten, Poſtanweiſungen und der neue Packetportotarif einge=
führt
, lauter Maßregeln, welche, indem ſie den Portotarif herabſetzten, an
ſich finanzielle Einbüßen erwarten ließen. Die Folge dieſer Portoer=
mäßigungen
, die außerordentliche Zunahme des Poſtverkehrs, hat jedoch
bald alle finanziellen Befürchtungen verſchwinden laſſen.
Die Beförderung von Briefen, Packeten, Zeitungen, Anweiſungen ꝛc.
iſt von 489 Mill. Stück im Jahre 1868 auf ca. 580 Mill. Stuck im
Jahre 1875 geſtiegen, alſo um mehr als 100 pCt. Zwar ſind inzwiſchen
Elſaß=Lothringen und Baden dem deutſchen Poſtgebiete hinzugetreten, in=
deſſen
auch wenn man dies berückſichtigt, iſt die Zunahme des Poſtver=
kehrs
eine ganz erorbitante geweſen, da im Jahre 1868 16, im Jahre
1875 dagegen 27 Stücke auf den Kopf der Bevölkerung des Poſtgebietes
zu rechnen waren. Der Geldverkehr iſt ſeit 1868 von 6 auf 15 Milliar=
den
Mark geſtiegen und repräſentirt gegenwärtig alſo gerade das Drei=
fache
der Summe, welche wir ſeinerzeit von Frankreich als Kriegskoſten=
entſchädigung
erhielten. Was den Vergleich mit den landeren Cultur=
ländern
anbetrifft, ſo ſind uns hinſichtlich der Ausdehnung des Poſtver=
kehrs
nur England und die Vereinigten Staaten überlegen, was ſich aus
den unvergleich weiteren Handelsbeziehungen dieſer Länder erklärt. In
England kamen im Jahre 1875 nicht weniger als 31 Briefe auf den
Kopf der Bevölkerung, in den Vereinigten Staaten gegen 20. Unter den
übrigen Großſtaaten ſteht Deutſchland mit 14 obenan, ihm folgen Oeſter=
reich
=Ungarn mit 11, Frankreich mit 10.
Ebenſo ausgezeichnet wie durch den Umfang des Verkehrs, iſt das
deutſche Poſtweſen durch die Sparſamkeit und treffliche Organiſation der
Verwaltung. Dies zeigt ſich beſonders darin, daß die Zahl der Poſtbe=
amten
in viel geringerem Verhältniß zugenommen hat, als der Verkehr,
nämlich nur von 43,000 auf 55,000 und daß dagegen die Poſtanſtalten
und Poſtannahmeſtellen und ebenſo die Funktionen der Poſtbeamten fort=
geſetzt
vermehrt und erweitert werden. Die Verdienſte der deutſchen
Poſtverwaltung und ihres Leiters um den internationalen Poſtverkehr
ſind im Inlande und Auslande zu allgemein bekannt und anerkannt, als
daß es nothig wäre, hierüber Mehreres zu erwähnen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.