Darmstädter Tagblatt 1877


30. August 1877

[  ][ ]

(Frag= und Anzeigeslatt.)

Abonnementsprei
Mark jährlich incl. Bringerlohn
Luzwätls werden von allen Poſt=
ämtern
Beſtellungen entgegengenom=
nen
zu 1 Mark Jo Pf. pro Quartal
incl. Poflaufſchlag und Beſtellgebühr.

Mit der Sonntags=Beilage=

140. Jahrgang.

Inſerats
werdenangenommem inDarmſtad.
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößek,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auzwärtz
von allen ſolidem AnnoncenErhe
ditionen.

Amtliche= Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Parmſtadt.

169

Donnerstag den 30. Auguſt

1877

Betreffend: Die Auſtellung von Militär=Anwärtern, hier das Verfahren zu deren Ermittelung.
B e k a n n t m a ch u n g.
In Uebereinſtimmung mit den für das Königreich Preußen gültigen Vorſchriften in Betreff des Verfahrens bei Ermittelung
von Militär=Anwärtern zur Beſetzung erledigter, denſelben vorbehaltener Stellen, iſt auf Grund Allerhöchſter Ermächtigung Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs von Großherzoglichem Geſammt=Miniſterium unterm 9. l. Mts., zu Nr. G. M. 3509, das
Folgende verfügt worden:
Diejenigen Eivilbehörden, welche die in Anlage 4 der Verordnung vom 25. April 1873, die Eivil=Verſorgung und Eivil.
Anſtellung der Militärperſonen des Heeres und der Marine vom Feldwebel abwärts betreffend - Reg.=Bl. Nr. 21 - namhaft
gemachten Stellen zu beſetzen, oder wegen deren Beſetzung bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Antrag zu ſtellen haben,
melden die in dieſen Stellen eintretenden Vacanzen bei dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirks=Commando Darmſtadt II. nach
vorgeſchriebenem Schema an.
Gedachtes Bezirks=Commando ſtellt die betreffenden Anmeldungen zuſammen und ſendet ſolche allwöchentlich am Schluß der
Woche, eventuell Vacatanzeige, an die Redaction des Deutſchen Reichs= und Königlich Preußiſchen Staats=Anzeigers nach Berlin,
welche die Aufnahme in die jeden Freitag auszugebende Vacanzliſte unter der Rubrik Bezirk der Großherzoglich Heſſiſchen (25.)
Diviſion' veranlaſſen wird. Die Poſtanſtalten überſenden dieſe Vacanzenliſten unentgeldlich den Commandobehörden und Truppen=
theilen
, von denen für die umfaſſende Verbreitung in den Kreiſen der Militär=Anwärter Sorge getragen werden wird.
Die bei den Commandobehörden==und Truppentheilen daraufhin eingehenden Bewerbungen werden, ſofern den geforderten
Bedingungen entſprochen iſt, an das Diviſions=Commando eingereicht, welches die Bewerbungen zuſammenſtellt, eventuell die An=
wärter
nach ihrer Qualification ordnet und dieſe Zuſammenſtellung nebſt den Bewerbungen und den Aeußerungen der unterſtehenden
Militärbehörden den in der Vacanzenliſte bezeichneten Civilbehörden übermittelt.
Sind ſeit der erſten Beröffentlichung einer Vacanz ſechs Wochen verſtrichen und hat ſich in dieſer Zeit für die vacante Stelle
kein qualiſicirter Militär=Anwärter gefunden, ſo hat die Behörde in der Beſetzung freie Hand. Iſt die beſetzende Stelle nicht das
Miniſterium ſelbſt, ſo hat dieſelbe vor jeder Beſetzung mit einem Nichtverſorgungs=Berechtigten dem ihr vorgeſetzten Miniſterium
unter Darlegung des Sachverhalts Anzeige zu machen.
Die Behörden haben dem Landwehr Bezirks=Commando Darmſtadt II. die erfolgte Beſetzung der Stellen mitzutheilen,
worauf Letzteres der Redaction des Staatsanzeigers behufs entſprechender Publication geeignete Mittheilung machen wird.
Indem wir die hiernach eintretenden Aenderungen in der Einreichung und Behandlung von Bewerbungen um durch Militär=
Anwärter zu beſetzende Stellen hierdurch zur Kenntniß der Kreisangehörigen bringen, machen wir beſonders darauf aufmerkſam,
daß auch die nicht mehr im Militärverband ſtehenden Inhaber von Civilverſorgungs= bezw. Eivilanſtellungsſcheinen, ihre etwaigen
Bewerbungen durch Vermittelung der Landwehr=Bezirks=Commandos einzureichen haben, ſowie daß die ſeitherige Vorſchrift, wonach
derartige Geſuche auf Stempelpapier geſchrieben an Seine Königliche Hoheit den Großherzog oder an die beſetzende Behörde ein=
zureichen
waren, für die im Beſitz des Eivilverſorgungs= bezw. Eivilanſtellungs=Scheins befindlichen Individuen außer Wirkſam=
keit
getreten iſt.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1877.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Küchler.
G.

Bekanntmachung.
Die bei Erbauung einer Ehrenpforte
vorkommenden Zimmerarbeiten ſollen in
Soumiſſion vergeben werden. Die hierauf
Neflectirenden wollen ihre bezüglichen Offer=
ten
bis Freitag den 31. Auguſt l. J.,
Vormittags 11 Uhr, bei dem Stadtbau=
amt
einreichen, woſelbſt Voranſchlag, Zeich=

nung und Bedingungen zur Einſicht offen
liegen.
Darmſtadt, am 28. Auguſt 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
7181)
Ohly.
Bekanntmachung.
Freitag den 31. Auguſt, Nachmit=
tags
3 Uhr, werden im Verſteigerungs=

Lokal lam Jägerthor) 2 Kommode, Stühle,
eiſerne Bettſtelle, 1 Kanapee, 1 antike
Standuhr, Kleider, Tiſche u. ſonſtiger Haus=
rath
gegen Baarzahlung verſteigert.
Darmſtadt, den 29. Auguſt 1877.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt,
7182)
Berntheiſel.
393

[ ][  ][ ]

1414

M 169

1)
gerſteigerung.
Montag den 2. September, Vormittags 9 Uhr,
läßt das Pfandhaus von L. Becker dahier alle verfallenen Pfänder, darunter eine
Partie neuer Herrenkleider, ſowie wollene Hemden, ſehr für Arbeiter geeignet,
im Saale der Reſtauration von A. Gießmann am Schloßgraben öffentlich verſteigern.
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Kleinere Proben werden nicht abgegeben.
Zahlung bei der Abnahme.
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Ausſtellung
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in den bekannten beliebten Sorten in friſcher Sendung.
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Schießplatz Darmſtadt. [ ][  ][ ]

R 169

1415

7026)
Ich mache hiermit meinen geehrten Abnehmern die Anzeige,
daß die erwarteten
vG6
AEGI G. GAUaUmutoud
in reicher Auswahl eingetroffen ſind; ebenſo iſt mein Lager in
Aaatamuzs ate- fur Höbel u. baramen von 1 Marz auf=
wärts
wieder vollſtändig aſſortirt.
Jobb. Aod. HLay
oilZ,

7184) Nachſtehender Annonce verweigert die Expedition der Neuen
Frankfurter Preſſe= die Aufnahme bis zur Beendigung der Erzählung in
ihrer Beilage:
Der im Muſenm;, dem lilerariſch=belletriſtiſchen Unterhaltungsblatt der
Neuen Frankfurter Preſſe', abgedruckte Roman:
766
GGGSUUUUatU, U SUON
77

Erzühlung aus dem ruſſiſchetürkiſchen Kriege,
erſcheint bei uns in Buchform und iſt Band I. brochirt zum Preiſe von M. 3. durch
jede Buchhandlung und direct von uns zu beziehen.
Heidelberg.
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P.;S. Beſtellungen können auch bei den
Herren M. W. Praſſel, Rhein=
ſtraße
14, C. Pettmann, Schuſter=
gaſſe
16, u. E. Fuld, Kirchſtr. 1
aufgegeben werden.
(6852
[9
I
HL u- AodvcrI6Oh
prima Qualität eingetroffen bei
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Einrichtung mit ſchweren franz. Bett=
ſtellen
ꝛc. von feinſtem Nußholz, ferner
verſchiedene Sorten einth. Spiegelſchräuke,
Pfeilerſchränke, Tiſche, polirte u. tannene
Bettſtellen, Nachttiſche ꝛc., ſämmtlich
nur ſelbſtverfertigte Arbeit von ausgezeich=
neter
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hahnen
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kohlen
ſind 40 bis d0 Ctr., Koſtenpreis
1 Mark 10 Pfg. abzulaſſen.
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Vermiethuugen.
5927) Ein freundlich möbl. Zimmer zu
vermiethen. Carlſtraße 22 Vorderhaus eine
Stiege hoch.
5929) Ballonplatz 3 ein möbl. Zimmer
zu vermiethen.
5986) Möblirtes Zimmer nebſt Kabinet
ſoberer Stock Steinſtraße 6 zu vermiethen.
6072) Hügelſtraße 41 im 1. Stock,
gegenüber dem Großh. Palais, ſind 2 ſchön
möblirte Zimmer zu vermiethen von Anfang
Auguſt an. Näheres im Hauſe parterre.
6216) Caſerneſtraße 64, gegenüber
der Reiter Caſerne, werden bis zum 1. Oct.
d. J. fünf von Herrn Einjährigen der
Reiterei bewohnte gut möblirte Logis zur
ſanderweiten Vermiethung frei.
Näheres im 1. Stock.
6317) Steinſtraße 21 ein kleineres Haus
mitten im Garten zum Alleinbewohnen zu
vermiethen.

7777) Wilhelminenſtraße Til 5
ein Laden
nebſt Logis zu vermiethen.
4 Näheres daſelbſt eine Stiege hoch.
Craiu.
Hrtrmirrinditrvtrztermh
6710) Soderſtraße 52 iſt der 2. Stock,
enth. 5 Zimmer und die Manſarde, enth.
Zimmer, getrennt oder zuſammen zu ver=
miethen
; auf Verlangen auch bald zu beziheen.
6986) Eliſabethenſtraße 28 ein möblirtes
Zimmer im Hinterbau gleich zu beziehen.
7075) Bleichſtraße 48 in der Nähe der
Bahnhöfe iſt zu vermiethen eine hübſche
Wohnung im 2. Stock, euthaltend 4 Zim=
mer
mit 2 großen Bodenkammern ꝛc. Be=
ziehbar
gegen Mitte Novemler auf Wunſch
auch früher.

[ ][  ][ ]

M 169.

1416
7050) Eine elegant möbl. Famillen=
Wohnung ſofort zu vermiethen.
Näheres Aliceſtraße 8 parterre.
7133) Beſſ. Carlſtraße 43 ein Logis
zu vermiethen und gleich beziehbar.
7134) Zwei ineinandergehende fein
möbl. Zimmer einzeln oder zuſammen
an 1-2 Herren zu vermiethen.
Caſernenſtr. 4 ob. St.
7180) Ein möbl. Zimmer Eliſabethen=
ſtraße
62 Seitenbau parterre.
77191) Einige Logis zu verm. u. gleich
zu beziehen in Erbacherſtraße 10.
7192) Die bel Etage meines Hauſes.
Steinſtraße 35., nebſt 3 Zimmern ꝛc. im
Dachſtock und Stall für 2 Pferde iſt vom
1. October an zu vermiethen.
E. Harres, Hügelſtraße 4.
7193) Riedeſelſtraße, in der Nähe der
Dragoner=Caſerne, hübſch möblirtes Zimmer
mit geräumigem Cabinet, gleich beziehbar,
preiswürdig zu verm. Näheres in der Exp.
7194) In meinem neuerbauten Hauſe
Beſſunger Holzſtraße iſt die Parterre=
Wohnung, beſtehend aus 3 großen Zim=
mern
, Küche, abgeſchloſſenem Vorplatz ꝛc.
und eine große freundliche Manſarden=
Wohnung ſofort zu vermiethen.
Wilhelm Erbes. Weißbindermeiſter.
Vrrmiſchte Pachricten.
7136) Gründlicher Clavier=Unterricht/
wird ertheilt.
Näheres bei Frau Dehrum, Erbacher=
ſtraße
Nr. 7.
7011) Ein Schüler, welcher die höher=
Schule beſucht, kann Koſt u Logis erhalten.
Obergaſſe Nr. 13.
7142) Eine Putzmacherin, welche ſelbſt=
ſtändig
arbeiten kann, wird geſucht.
Offerten unter Nr. 2345 befördert die
Exp. d. Bl.
7145) Auf das Comptoir einer hieſigen
Cigarrenfabrik wird ein Lehrling geſucht.
Näheres in der Exp. d. Bl.
1147) Für meine Buch= u. Muſikalien=
Handlung ſuche ich einen mit den nöthigen
Vorkenntniſſen verſehenen jungen Mann als
Lehrling, der wo möglich muſikaliſch iſt.
Georg Thies, Eliſabethenſtr. 26.
7148) Der Abſender des im April d. J.
an Herrn Ehlers in Parchim, Meckl.
Schwerin, gelangten Brieſes wird dringend
gebeten, Aufſchlüſſe wegen ſich an Frau
Agnes Stahl in Döberau zu wenden.
Sandformer
geſucht.
W. Plat u. Söhne
in Weinheim alBrgſtr.
7209) Journaliſtiſche Mir=
arbeiter
werden geſucht. Schriftl.
Ofſerten nimmt die Exp. eutgegen.
7178) Ich warne hiermit Jedermann,
außer meiner Frau und mir, Niemanden
etwas auf meinen Namen zu leihen oder zu
borgen, da ich für Nichts hafte.
A. W. Erck.

7195)

Bekanntmachung.
In Folge fortwährender Anfragen ſieht ſich die kaiſerlich ruſſiſche
GeſandtſchaftsCanzlei in Darmſtadt auf Grund Alle=höchſter Vorſchrift
veranlaßt, zur öff ntlichen Kenntniß zu bringen, daß keine Ausländer in
die kaiſerlich ruſſiſche Armee angenommen werden können.

7196)
FestrAatus
in der Jula des Großherzoglichen Gymnaſiums zu Darmſtadt
zur Feier des Sedantages
Samſtag den 1. September Vormittags 10 Uhr.
Wir beehren uns, die Angehörigen unſerer Schüler und alle Freunde der Anſtalt
ganz ergebenſt einzuladen, durch ihre Gegenwart zur Verherrlichung dieſes Schulfeſtes
beitragen zu wollen.
Großherzogliche Direction des Gymnaſiums.
Weidner.
18
EERGUURAAAuOU
mehrjähr. 1. Kſſiſtenzarzt d. chirurg. Aniverſitätsklinik
zu Erlangen
3
hat ſich in Framhikurt A. Me. als
Specialist für Chirurgien Ohrenkrankheiten
niedergelaſſen.
Frankfurt a. M., Auguſt 1877. Wohnung: Mainzer Landſtraße 12. I.
Sprechſtunden: 9-11 u. 3- 5. (in d. Broncefabrik des Hrn. F. A. Jungs).

H=
AAlban Eu Dirumstadt,
7197
Donnerstag den 30. Auguſt
Abonnements-Anterhaltungs-Muſik.
(Militär- & Streichmusik)
von der Capelle Aazz.
Anfang¼8 Uhr.

7171)

Bürger-Perein.
Samſtag den 1. September.
Coneerk mit italienischer Haohk

und

brillantem Feuerwirk

zur

Vorſeier des Sodanſeſtes.
Anfang 7 Uhr.
Die VergnügungsCommission.

Für die Feier des deutſchen Natioualfeſtes vom 2. September
ſind weiter eingegangen:
Von Herrn Hauptſtaatskaſſe=Director Feidel 2 M. Rechnungsrath Hihn 1 M. Hauptſtaats=
kaſſe
=Buchhalter Becker 1 M. Hauptſtaatskaſſe=Calculator Poſeiner 1 M. Miniſt=Regiſtraor Feidel
M. Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter Michell 2 M. Profeſſor Dr. Nell 1 M. Geh. Oberſteuerrath
Welcker 5 M. Rentner G. A. Stein 12 M. Julie Stein 6 M. Hofger.=Adv. J. Heumann 2 M.
Juſtizrath Th. Schulz 2 M. H. Grebs 1 M. J. Vietor Wtw. 3 M. Carl Auguſt Schnidt 2 M.
Wilh. Rahn 2 M. Oberrechn.=Reviſor Schulz 2 M. Hofaer.=Adv. Gros 3 M. Bahnvorſt. Winter
2 M. Fabrikant Jacobi 3 M. Jakob Möſer 2 M. L. x. 50 Pf. L. P. 3. 59 Pf. Stastver=
ordneter
W. Schwab 10 M. Ober=Poſt=Commiſſär Welcker 3 M. Rentner Gg. Brunner 2 M.
Geh. Commerzienrath Wendelſtadt 20 M. Miniſterialrath Knorr 3 M. Miniſterialrath Jaup 3 M.
Miniſterpräſident v. Starck 10 M. Miniſterialrath Weber 3 M. F. Foichtincer 3 M. Aſſeſſor Gerau
M. Aug. Schödler 1 M. Jakob Goldſchmidt 3 M. Bankbeamte Welf 1 M. A. Anton I. M.
L. Schnitzſpahn 2 M Gen=Secretar Weidenhammer 2 M. Zuſammen 125 M. Hierzu laut Ver=
zeichniß
vom 24 ds. Mts. 79 M. Im Ganzen bis heute 204 Mark.
Um weitere Beiträge bittet:
Der Rechner des Comite's:
Darmſtadt, 29. Auguſt 1877.
Moeſer, Promenadeſtraße Nr. 33.

[ ][  ][ ]

M. 169.

1417

5

Geeſiſch=

.

Die Fluß=
Delikateſſen=Handlung
2*

7203)
Holl.

Neue

Vollhäringe,

von

L. Erüchweh, Hoflieferant,
9 Kirchſtraße 9,
empfiehlt:
1877r Elb-Caviar,
graue grobkörnige Waare,
1872r Ural-Caviar,
1872r Kieler Bückinge.
1877r Superior holländ. Vollhäringe,
18771
marinirt,
"
18=xr russische Sardinen, feinſt marinitt, in Faſſel von reell
10 Pfund 2tto., pr. Faſſel Mark 2. 80,
187zr Rollmöpse, beliebte pikante Speiſe,
1875r Monikendamer Sardellen,
Cervelatwurst Jenaer, Salami ächte Italiener,
Sohinken, weſtphä., von 6-9 Pfund.
Frähstüchs-Weine:
Malorell, ſüßer cataloniſcher Wein,
Prioreto blanco.
Leres visſo ſalter Leres).

keinst gereinigten Spiritus,
90 pCt., pr. Liter 80 Pfg.,
dopp. gereinigl. Spi. ilus,
96 pCt., pr. Liter 90 Pfo.,
dopp. Reinsprit, pr. Liter
Mark 1, empfiehlt
PL. Weber,
Carlſtraße 24.
7199)

7152) Ein Müdchen für Küche u. Haus
auf Michaeli geſucht. Carlſtraße 48 parterre.

7200) Ein reinliches Mädchen ſucht Lauf=
dienſt
. Geiſtberg Nr. 4.

7201) Gegen hohen Lohn wird für einen
ruhigen Haushalt (ine anſtändige zuverläſſige
Perſon geſucht, die etwas kochen kann.
Zu erfragen bei der Exp.

6raelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge)
Gamstag den 1. Septenber: Vorabendgottsdienſt um 6½ Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Schrifterklärung.
Nachmittagsgottesdienſt um 4 Uhr.
Sabhathausgang um 7 Uhr 40 Min.

ſsuperjor.
große ausgeſuchte Waare,
pr. ¹ Tonne Mark 9.
Stück
10 Pfg

empfiehlt
Ph. Weber,
Carlſtraße 24.
Wiederverkäufern entſprechend billiger.
7204)
Geſucht
wird in eine kleine Haushaltung ein Mäd=
chen
, das einfache Küche und alle Haus=
arbeit
verſteht. Rheinſtraße 33. 1. Stock.
Kochin geſucht.
5

Nur gute Zeugniſſe werden berückſichtigt.
Heidelbergerſtraße Nr. 1 bel Etage.
7206)
Geſucht
für ſofort zu einer einzelnen Dame ein
älteres Mädchen, welches Hausarbeit ver=
richtet
und nähen kann.
Adreſſe in der Exp. d. Bl.

7207) Rohr= und Strohſtühle werden
billig geflochten. Schützenſtraße 12.

Dankſagung.

Allen Verwandten, Freunden und Be=
kannten
, welche an dem herben Verluſte
unſerer lieben Frau, Tochter, Schweſter
und Schwägerin Margarethe Lauten=
ſchläger
, geb. Haun, ſo innigen Antheil
genommen u. ſie zur Ruheſtätte begleiteten,
hiermit unſeren wärmſten Dank.
Beſſungen, den 28. Auguſt 1877.
Die trauernden Hinterbliebenen
Cagez-Kalendrr.
Donnerstag 30 Auguſt: Abonnements= Unterhal=
tungs
=Muſik im Saalbau.
Samstag 1. September: Sommer=Caſino des
Geſangvereins Teutonia. Connert der Bür=
gervereins
.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 30. Auguſt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Oberbaurath
Renner den Character als Geheimer Oberbaurath, dem Oberſteuerdirector
Geheimerath Ewald das Comthurkreuz II. Cl. des Philippsordens. dem
Geheimen Oberforſtrath Boſe den Characier als Oberforſtdirector, dem
Forſtmeiſter Herpel in Friedberg und dem Oberförſter Schmitt in
Butzbach das Ritterkteuz 1. Cl. des Philippsordens verliehen.
Se Königl. Hoheit der Großherzog haben dem proviſ. Lehrer
der Mincralogie und Geologie an der polytechniſchen Schule und proviſ.
Inſpector des Mineralien=Cabinets Dr. R. Lepſius den Character als
außerordentl. Proſeſſor v.rliehen.
- Bei der bevorſtehenden Hierherkunſt Sr. Majeſtät des Kaiſers
mit großem Gefolge ſind im Großh. Schloſſe nicht weniger als 100 Per=
ſonen
unterzubringen, wahrend auch im Palais am Louiſenplatz ſämmlliche
Räume belegt ſind. Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben einer An=
zahl
höherer Officiere wahrend der Kavallerie=Manover das Schloß Brauns=
hardt
zur Verfagung geſtellt.
In der Großh. (25.) Diviſion befinden ſich gegenwaͤrtig nur
noch 3 Heſſ. Stabsofficiere: General von Lyncker, Oberſtlieutenant
von Roͤder und Major Frank. Dagegen fungiren eine Anzahl Heſſiſcher
Officiere als Stabsofficiere in der preußiſchen Arme.
Am Freitag den 21. September findet in der Umgebung Darm=
ſtadts
ein Bivouac der Cavallerie=Diviſion (6 Regimenter) ſtatt.

Es ſcheinen hier zahlreiche Anmeldungen zum Eintrilt in die ruſ
ſiſche Armee ſtattgefunden zu haben, da die hieſige K. Ruſſiſche Ge=
ſandtſchafts
=Canzlei ſich zu der Bekanntmachung veranlaßt fieht, daß keine
Ausländer angenommen werden können.
Vorigen Sonntag beſuchle der Metzer Turnverein unter ſei=
nem
Präſidenten, Herrn Traugott von hier, die Schlachtſelder vom 16. und
18. Auguſt und legte Immortellenkränze auf die dort befindlichen Denk=
mäler
, namentlich das Heſſen=Denkmal, welche ſich ſowie die Maſſen=
Grüber ſämmtlich in beſtem Zuſtande erwieſen. Ganz in der Nähe des
Heſſen=Denkmals iſt ein großer Friedhof angelegt worden, in welchem die
in franzöſiſcher Erde befindlichen Ueberreſte der deutſchen Soldaten ihre
letzte Ruheſtätte finden ſollen und, an deren Ueberführung fortwährend
gearbeitet wird.

- In Karlsbad erregt ſolgendes Vorkommniß die allgemeinſte
Heiterkeit. Der Beſitzer einer dortigen Reſtauration hat ſich ein Fremden=
buch
angeſchafft, beſonders zu dem Zweck, Autographen, zu ſammeln, und
ſo wird jeder berühmte Kurgaſt herangezogen, um ſich in dem Buch zu ver=
ewigen
. So auch Herr von Rothſchild, der ſich indeſſen die Sache bequem
machte und nur R. de Paris' einzeichnete. Dieſer Tage traf Herr von
Oppenheim aus Köln in Karlsbad ein und der Beſitzer des Reſtaurants
hatte nichts Eiligeres zu thun, als auch dieſen um Einzeichnung ſeines Na=
mens
zu bitten. Das Buch durchblätternd, ſallt ſein Auge auf obiges R.
de Paris. - Wer iſt das? fragte er. - Herr Baron v. Rothſchild,
zu dienen.; - Nun, was Rothſchild kann, vermag ich auch,: ſagt Herr
v. Oppenheim und zeichnet ein: O. de Cologne.

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1418

R6 169.

Der Staub.
GAus Geſundheit: Zeiſchrift für körperliches und geiſtiges Wohl).
Von Proſeſſor C. Reclam.
Das Bild einer Schlange unter Roſen' pflegt man häufig zur Bezeich=
nung
einer unerwarteten und deßhalb ſchwer zu vermeidenden Gefahr zu ge=
brauchen
, Mit nicht geringerem Rechte könnten wir ſtatt deſſen ſagen: Das
Gift in der Luft unſerer Wohnungen!
Von Jugend auf umgibt uns dieſes Gift. Seiner ſchleichenden Einwir=
kung
fallen wir faſt unvermeidlich zum Opfer. Nicht ſchnell ereilt es die
Meiſten, wie den Kriegsmann die Kugel der Schlacht; ſondern langſam und
unaufhaltſam ſicher dringt es auf uns ein, umgarnt es Verderben bringend
die blühende Jugend. Gewohnheit hat es für uns unmerkbar gemacht und
gerade hierdurch wird es um ſo gefährlicher. Denn die Meiſten ſehen die
ahnen ſie doch nicht.
Gefahr und erkennen ſie doch nicht,
Aber der Erfolg ſpricht um ſo mächtiger und beredter von derſelben!
Weßhalb doch haben wir Städter eine ſo gekürzte Lebenszeit gegenüber den
Bewohnern des Landes? Beſſere Nahrung ſteht uns zu Gebote; ſchönere und
geräumigere Wohnungen nehmen uns auf; größere Sorgfalt von Jugend auf
wird uns erwieſen; ſchnellere Hülfe iſt zur Hand bei jeder Gefahr. Und doch
ſterben alljährlich von je 1000 Menſchen, welche auf dem Lande wohnen nur
18. - während im Durchſchnitt von der gleichen Summe der Einwohner der
Städte jährlich etwa 35 erliegen.
Auf jedes Tauſend der Stadtbewohner ſind alſo in jedem Jahre 17 Per=
ſonen
mehr dem Tode verfallen, als auf dem Lande. In einer mittelgroßen
Stadt von 50,000 Einwohnern ſterben mithin jährlich 850 Menſchen, welche
zu retten geweſen wären, wenn man das Gift der Stadtluft- von ihnen
abgewendet hätte!
Man wird uns einwenden: die Wohnungen des Dorfes ſind ja noch viel
dumpfer, kleiner, dunkler, mithin ungeſunder, als die Wohnungen der Stadt;
Wohl wahr; der Wohnungs=
wie
kann alſo der Feind dort mächtiger ſein ?
raum an ſich iſt ſchlechter; aber wenn der Dörfler ſeine Wohnung verläßt, ſo
bringt ihm die reine Luftwelle, welche über Felder, Wieſen und Bäume zu
ihm weht, das Gegengift. Wenn wir dagegen das Haus verlaſſen, ſo um=
fängt
uns die Atmoſphäre unſerer Stadt und fügt Gift zum Gifte. Durch
Thür und Fenſter, durch zufüllige Spalten und Ritzen, wie durch das Mauer=
werk
dringt dem Dorfbewohner das Gegengift in die Behauſung. Wir dagegen
öffnen ſorgſam die Fenſter, um die Wohnung zu lüften; doch nicht friſche
Luft laſſen wir ein, ſondern nur eine minder giftigel-
Der Erfolg der Giftwirkung zeigt ſich noch deutlicher in der mittleren
Lebensdauer welche beim Stadtbewohner Deutſchlands zwiſchen 30 und 40
Jahre beträgt. Nur die Hälfte der Geborenen erreicht ſelbſt die geringe Zahl
der Jahre, während Viele ſchon in den erſten Monaten der Lebenszeit jenen
nachtheiligen Einwirkungen erliegen, Andere wenigſtens zum bleibenden Siech=
thum
durch ſie verurtheilt werden. Kräftige Greiſe ſind bei uns ſelten und
rüſtige Hundertjährige finden ſich ſo vereinzelt, daß jede Zeitung es für Pflicht
hält, auf ein ſolches Glückskind aufmerkſam zu machen.
Das Gift in der Luft unſerer Wohnungen und Straßen beruht in den
Beimengungen und Verunreinigungen der Luft. Wie alles Waſſer auf der
Erde die gleiche chemiſche Zuſammenſetzung hat und erſt durch die Beimengungen
zum Mineralwaſſer, Sumpfwaſſer, Brunnenwaſſer, trüben Flußwaſſer oder
Meereswaſſer wird, - ſo iſt auch das elaſtiſcheflüſſige Gas=Meer unſerer
Atmoſphäre; überall von gleichen, chemiſchen Beſtandtheilen gemengt, auf
Bergeshöhen, wie in Schulzimmern, - über dem Meere, wie im dumpfigen
Keller, im Walde, wie im Schachte des Bergwerks - in der Stadt, wie
auf dem Lande. Die Eigenthümlichkeit jeder der genannten Luftarten wird
allein durch die verſchiedenen Stoffe hervorgebracht, welche dem von uns ein=
geathmeteu
Sauerſtoff= und Stickſtoff Gemenge als fremde Beſtandtheile bei=
gemiſcht
ſind.
Die wichtigſten dieſer Stoffe wollen wir nach und nach beſprechen und
beginnen heute mit dem Staub-, als mit dem einfachſten und ſcheinbar
unſchädlichſten.
Die Entſtehung des Straßenſtaubes läßt ſich einſach aus der mechaniſchen
Gewalt herleiten, mit welcher Fuhrwerk von vielen Centnern Laſt kleine Stein=
ſtücke
abbröckelt und zertrümmert, während die Tritte der Pferde, der Wieder=
käuer
und nicht minder der Menſchen, die kleinen Trümmer weiter zerpulvert
und endlich. da beim Schreiten der Fuß ſich niemals ganz ſenkrecht, ſon=
dern
unter ſpitzem Winkel aufſetzt, auch wohl ein wenig ſchlürft, - das
Pulver zu feinem Staube zerreiben, wie es der Stößel der Reibſchale thut.
Allein nicht nur auf der Straße,; auch auf den Bergen und auf dem
Acker bildet ſich Staub: ſobald die Feuchtigkeit unter Einfluß der Sonnenwärme
und trocknen Winde ſchnell verdunſtet; damit wird das Band zerſtört, welches
in der feuchten Maſſe die einzelnen feinſten Theilchen an einander kettete
und von der Oberfläche führt die kleinſten und leichteſten ſchon die in Folge
der Erwärmung aufſteigende Luft in die ſonnige Höhe, von welcher ſie mit
der abſteigenden Lnftſtrömung als Stauh wieder herabſinken, Wirbelt die
kältere Luft der Schattenſeite des Berges nun einen Windſtoß zuſammen, ſo
beſiegt dieſer auch die Macht der Schwere in den tieferen Schichten und man
ſieht eine Staubwolke entſtehen. Bei uns kräuſelt ſie ſich nur als leichte durch=
ſichtige
Säule. Wo aber große Luftmaſſen auf ſolche Art die Unterſchiede ihres
Seitendruckes ausgleichen und zugleich den lockeren Sand, die leichte Krume
des Ackers bereits ſeit längerer Zeit durch Ausdörren für ihr Werk vorbereitet
finden, da trägt die Windsbraut dichte Wolken der Erdkruſte auf ihren
Schwingen und entführt ſie auf hunderte, ja auf tauſende von Meilen.

Wir wenden uns nun zur Betrachtung des Einfluſſes, welchen Staub
auf den menſchlichen Organismus ausübt.
Erſt zu Anfang des vorigen Jahrhunderts beſchrieb ein Deutſcher (Johann
Bubbe, Halle 1721) die Steinbremer=Krankheit, welche er für eine Ausdehnung
der Lungenadern mit nachfolgender Vereiterung der Lungen hielt. Der ziem=
lich
gleichzeitige italieniſche prakt ſche Arzt, welcher das große Verdienſt hat,
zuerſt die Gewerbskrankheiten' genau unterſucht zu haben (Namazzini). gibt
bereils an, daß der Steinſtaub in den Lungen der Arbeiter ſich anſammele und
kleine Zuſammenballungen bilde, kleinen Steinchen ähnlich, welche theils weich
und leicht zerreiblich, theils ziemlich hart ſeien.
Ein volles Jahrhundert ſpäter wies der deuiſche Arzt Erdmann (1831)
in der Lunge der Steinkohleuarbeiter ſchwarze Staubanſammlungen nach; er
fand die Lunge kohlſchwarz die in ihr enthaltene Feuchtigkeit färbte wie Tinte
jeden weißen Gegenſtand; es fanden ſich in der Lunge kleinere und größere
ſchwarze ſleinige Concremente, welche bisweilen bis zur Größe eines halben
Zolles angewachſen waren; im Leben ſpuckten die Arbeiter ſchwarze Maſſen
aus, welche ſich getrocknet ebenſo verhielten, wie wenn man Steinkohlenſtaub
mit Schleim gemiſcht hätte.
Die Angaben der erſten Beobachter wurden mit Achſelzucken und Lächeln
begrüßt. Es erſchien ſo neu und unglaublich, daß in der Lunge, die wir
durch Aushuſten von Schleim befreien, in welcher jeder eingedrungene fremde
Gegenſtand unleidliches Mißbehagen und Schmerz erregt, ſich ſollten wochen=
lang
und jahrelang Stoffe anhäufen und mit einander verbinden können,
daß dieſe neue Theorie iſo nannte man es) mehr Ungläubige, als Zuſtimmende
ſand.
Immer wieder von Neuem kamen Beobachtungen in Deutſchland, Frank=
reich
, Ilalien und England; immer wieder von Neuem wurden ſie bezweifelt.
Der Zweifel hatte auch ſein Recht, denn es waren meiſt nur einzelne und
nicht mit genügender Schärfe gemachte Beobachtungen.
Immer wieder zog man ſtark in Zweiſel, daß feſte Staubtheilchen ins
Innere der Lungen eindringen könnten. Trotz der Abbildungen von Kohlenſtaub,
welcher theils in ausgeworfenem Schleim, theils nach dem Tode im Innern
der Lunge unzweiſelhaft nachgewieſen war, obgleich durch das Experiment das
Eindringen des Staubes bis in die Lungenbläschen gezeigt worden war (Traube,
D. Klinik 1860, Or. 49, wurde doch behauptet, daß wenigſtens bei Thieren
mit enger Naſenöffnung, wie bei Kauichen pulverartige Körper an den Wän=
den
der Naſe zurückgehalten würden. (ournié Hemoires, Paris 1862).
Mühevolle Verſuche, bei denen man Kaninchen in eine künſtlich hervorgebrachte
Staubatmoſphäre ausgebeutelter Lindenkohle brachte und zugleich die Thiere
zum liefen Einathmen nöthigte, ergaben endlich unleugbar, daß die Kohlen=
theilchen
nicht nur im Munde, ſondern auch im Kehlkopf, der Luftröhre und
den Lungen ſich wiederfinden ließen Da der Beobachter unwillkürlich den
Kohlenſtaub ebenfalls einathmen mußte und davon Kitzel im Halſe, Rauhigkeit
im Kehlkopf beim Sprechen fühlte, ſo wurde er darauf geführt, mit Hülfe des
Kehlkopfſpiegels ſeine Athmungsorgane zu unterſuchen und ſah in Kehlkopf
und Luftröhre das Kohlenpulver, welches ſich aber im Laufe des Tages wieder
gänzlich verlor. (Roſenthal, Wiener Med. Jahrbuch 1866, Heft 2). Gleiches
ließ ſich nachweiſen bei den Arbeitsleuten einer Metallgießerei, welche in einer
dichten Atmoſphäre von Graphilſtaub athmen, ſowie bei Bäckern und Stein=
metzen
. Endlich gelang es deutſchem Fleiße, jedem Zweifel durch ſorgfältige
und ins Einzelne gehende Beobachtungen zu begegnen und die durch den
Staub bewirkte Erkrankung unleugbar nachzuweiſen. (Dieſes Verdienſt erwarb
ſich beſonders Friedrich 1864 und Zenker 1866).
Während der Arbeitszeit werden die Staubtheile eingeathmet und dringen
nicht nur in einzelne Zellen des Lungenepitheliums, ſondern auch tiefer in
das Lungengewebe ein. Hauptſächlich da lagern ſich die Staubtheilchen ab,
wo in Folge verlangſamter oder ganz aufgehobener Athmungsbewegung für
längere Zeit, oder bleibend, Gelegenheit geboten iſt, ſich aufzuhäufen. Einzelne
Theile der Lunge werden verſtopft und es bilden ſich daſelbſt kleine örtliche
Entzündungen; katarrhaliſche Zuſtände werden angeregt und unterhalten. Als
Folge kleiner, andauernder Entzündungen bilden ſich Knötchen, in denen die
eingeathmeten Staubmaſſen mit dem bei der Entzündung abgeſchiedenen, ge=
rinnbaren
Stoffe zu einer feſten Maſſe mit einander verklebt ſind. Indem
dieſe Maſſen den innern Lungenraum einnehmen, verkleinern ſie dadurch den
Athmungsluftraum und hierin beſteht die eigentliche Schädlichkeit der Staub=
einathmung
!
Niemals wird aber ungeſtraft für das Wohlſein des Organismus die
Menge der eingeathmeten Luft verringert. Wir bedürfen zur Unterhaltung
unſeres Stoffwechſels, - und damit unſerer Geſundheit und unſerer Leiſtungs=
fähigkeit
, einer gewiſſen Menge täglich einzuathmender, reiner Luft, min=
deſtens
ebenſo nothwendig, wie einer gewiſſen Menge Speiſe und Trankes,
ſowie der körperlichen Arbeit und Anſtrengung.
Nach zwei Seiten nun fügen die in ſtaubiger Luft Lebenden ſich Nach=
theile
zu: ſie athmen je nach dem Vorrücken der Krankheit weniger und weni=
ger
Luft ein; in Folge deſſen können weniger Nährſtoffe in ihtem Organis=
mus
zerſetzt und verarbeitet werden und dieſes bewirkt den Zuſtand geringerer
Kraft; je ſchwächer ſich nun aber der Arbeiter fühlt, um ſo weniger muthet
er ſich Körperanſtrengung zu, um ſo mehr ſucht er durch Ruhe ſich wieder zu
kräftigen, oder doch behaglicher ſich zu fühlen, und führt ſich auch dadurch
nur um ſo ſchneller dem Ende entgegen: denn er athmet weniger und weniger
ein. Ein allmäliges langſames Erſticken iſt die nothwendige Folge.
(Schluß folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.