amſt.
vobet E
SC.
h.
8010e
(rag= und Anzeigeblatt)
Abonnementspreid,
5 Mark jährlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
1mtern Beſtellungen
entgegengenom=
men zu 1 Mark 50 Pf. pro Quartal
nel. Voſauſchlag und Beſtellgebühr.
Mit der Sonntags=Beilage:
140. Jahrgang.
Inſerate
werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auſwärt
von allen ſoliden Annoncen=
Erpe=
ditionen.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamtz Darmſtadt.
W160
1877
Freitag den 1. Auguſt.
6808) Bekanntmachung.
Unterm 3. Auguſt d. J. wurde in
un=
ſerem Firmenregiſter folgender Eintrag
voll=
zogen:
Die Ehefrau des Jsrael Nathan, Amalie
geb. Markus in Meſſel, betreibt unter der
Firma,Frau J Nathan” ſeit 3. Auguſt d. J.
an ihrem Wohnorte ein Handelsgeſchäft auf
eigene Rechnung und hat ihrem Ehemann
Procura ertheilt.
Darmſtadt, den 14. Auguſt 1877.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Arnold,
Gutfleiſch,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.
Bekanntmachung.
Samſtag den 18. d. M., Vormittags
um 10 Uhr,
ſollen die bei der Anlegung von
Schlamm=
käſten in der Stiftſtraße vorkommenden
Steinhauer=, Maurer=und Schloſſerarbeiten,
ſowie die Lieferung von Thonröhren durch
Soumiſſion auf dem Stadtbauamt öffentlich
vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
wo=
ſelbſt auch bis zu obigem Termin die
Of=
ſerten einzureichen ſind.
Darmſtadt, den 15. Auguſt 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
5787)
I. von Cimborns
EIeeEvassOr
esitzt in höchstem Grade die
Eigen-
chaft, alle Fette und Harze aufaulösen
obne den geringsten Rückstand zu,
interlassen.
¼⁄. Fl. mit Gebrauchsan. M. - 40.
M. — 70.
„
¹⁄. „
M. 1.20.
„
Putzpulvor: in läckirten Blechdosen
12 Ptg. zu haben bei
G. I. Krlegk in Darmstadt.
G. P. Poth
„
C. Schwelkert,
„
C. Gläser in Dieburg.
G. Undaner in Gross-Uwstadt.
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Gemeinde Beſſungen erhält an Einquartierung: Vom 27. Auguſt bis
3. September 2 Compagnien des Infanterie=Regiments Nr. 116 (250 Mann) und
vom 12. bis 28 Septbr. die 3. reitende Batterie des Feld=Artillerie=Regiments Nr. 11
681 Mann mit 90 Pferden).
Es wird beabſichtigt, die Mannſchaft der Batterie und wenn möglich auch die
der beiden Compagnien mit Verpflegung auf Koſten der Gemeinde auszumiethen. Die
Vergütung für einen Mann und einen Tag iſt zu 1 Mrk. 26 Pfg. veranſchlagt.
Diejenigen Einwohner, welche geneigt ſind Einquartierung zu übernehmen, ſind
erſucht, Montag den 20. Auguſt, Vormittags zwiſchen 8 und 11 Uhr, auf dem
Rathhauſe ſich anzumelden.
Beſſungen, den 15. Auguſt 1877.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
6783)
Demmel.
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 21. Auguſt er., Vormittags 9 Uhr,
werden im Winterlokal der Brauerei Ritſert zum Schützenhof dahier die zum
Schuldenweſen des Baron von Schimmelpfennig in Arheilgen gehörigen Mobilien, als:
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Goldſpiegel, 2 Garderobegeſtelle, Toiletteſpiegel, 1 Waſchtiſch und 2 Nachttiſche mit
Marmorplatte, 1 Herren=Schreibtiſch, 1 vollſtändiges Bett mit Roßhaarmatratze,
Weißzeug, 1 Anricht mit 24 Schubladen (verſchließbar), 1 Küchenſchrank, eine
vollſtändige noch nicht in Gebrauch geweſene Küchen=Einrichtung, Porzellan,
Glas, lack. Sachen, 1 Decimal=Küchenwaage und ſonſtige Gegenſtände gegen gleich
baare Zahlung öffentlich meiſtbietend verſteigt.
6809)
S. Adler W., Landgerichts=Taxator.
Dte Zuch=, Landkarten= u. Munkalten=Handlung
6810)
von
Geore Whies in Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 26,
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371
1336
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ſchränkchen (in Nußholz polirt) ſind billig
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billig abgegeben. Marktſtraße II, 2 St. h.
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Zubehör und Gartenantheil, zu vermiethen
und baldigſt zu beziehen. Näheres Nieder=
Ramſtädterſtraße 15.
6721) Ein möblirtes Zimmer zu verm.,
ſauf Verlangen mit Koſt. Schloßgraben 1.
6762) Heinheimerſtraße 46 iſt ein
Logis von 3 Zimmern mit Zugehör zu
vermiethen.
Näh. bei Frau J. Müller am Arreſthaus.
6326) Pallaswieſenſtr. 24 ein möblirtes
Zimmer, mit oder ohne Koſt, zu vermiethen.
Ergänzungs=Wahlen zum Gemeinderath
in Beſſungen.
Freitag Abend präcis 8 Uhr findet eine Verſammlung in Betreff der
Ge=
meinderathswahlen im großen Saale des Gaſtwirth Chriſt. Fey dahier ſtatt, wozu
wir Alle, die ſich dafür intereſſiren, hiermit höflichſt einladen.
Beſſungen, den 16. Auguſt 1877.
Das proviſoriſche Comite.
ſosaevoron hiodorlaſel
Samſtag den 18. Auguſt 1877 Abends 8 Uhr:
Sommer-Casimo
im Saalbau.
6283)
Der Vorstand.
Die Traiſaer Kirchweihe
findet Samſtag, Sonntag und Montag ſtatt, wozu höflichſt einladet
B. Riedmatter.
Warnung.
Abhanden gekommenes Sparkaſſe=
3
Büchlein.
Wiederholt warnen wir hiermit Jeder= 6742)
mann, auf unſeren Ramen weder etwas zuſ Das angeblich abhanden gekommene
Ein=
leihen oder zu borgen, indem wir für nichts lagebüchlein Nr. 39022 der hieſigen Spar=
W. u. Ch. Planz. fkaſſe wird gemäß 8 11 der Statuten als
haften.
ungültig betrachtet werden, wenn es inner=
Entflogen ein großer grünerſhalb 8 Wochen von heute an bei der Kaſſe
nicht vorgezeigt wird.
Popagei.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1877.
Gegen gute Belohnung abzugeben!Der Verwallungsrath der ſtädt. Sparkaſſe.
Frankfurterſtraße Nr. 40. (6820
Buchner.
Feinsten Emmenthal. Schweizerkäs
vollſaftig.
G. P. Poth,
Ecke der
Caſino=
u. Bleichſtraße.
Ja 16
1337
„
MllChtt Aitinl Ztuptbt.
W627
Samſtag den 18. Auguſt
am Jage der Hchlacht bei Gravelotte
ſrosses ſarlen-Conoo.
mit italieniſcher Nacht,
ausgeführt von der Capelle des 2. Dragoner=Regiments
im farten des Sohützenhotes.
Karten für einzuführende Herren 30 Pf.
Damen 20 Pf.
„
ſind Abends an der Kaſſe zu haben.
Der Vorstand.
6599) M in Geſchäft, früher Ernſt Ludwigſtraße, befindet ſich im
Darmſtädter Hof, Rheinſtraße,
was ich ergebenſt anzeige und um gef. Beachtung bitte.
Hochachtungsvoll
A. Urmanm.
Warnung.
Im Auftrage meines Elienten, des Hrn.
Iſidor Bender, früher hier wohnhaft,
dermalen in Braſilien abweſend mache ich
hiermit öffentlich bekannt, daß derſelbe nur
noch ſolche Verbindlichkeiten anerkennt und
honoriren wird, die er ſelbſt eingegangen
hat. Mit Rückſicht hierauf warnt er
hier=
mit Jedermann, einer dritten Perſon auf
ſeinen Namen Etwas zu borgen.
Darmſtadt, den 14. Auguſt 1877.
K. Lindt, Hofg.=Advokat.
6822) Zur Uebernahme
eines rentablen Fabrikgeſchäfts in
Darm=
ſtadt mit ſolider Kundſchaft wird
eineſkauf=
männiſche Perſönlichkeit geſucht, die über
ein Kapital bis zu M. zwanzig Mille
ver=
fügen kann. Briefl. Offerten unter K P 365
beſorgt die Exp. d. Bl.
6800) Es können 2 Arbeiter
Schlaf=
ſtellen erhalten. Schuſtergaſſe 17.
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Samstag 18. Auguſt: Sommercafino des Geſang=
Vereins Liedertaſel. - Commer=Caſino des
Ge=
ſangvereins Sängerluſt.
Großes Garten=
Concert des Kriegervereins Darmſtadt.
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Juli 1877 ſind eingeaangen:
1. Legate: l. Legat des Anton Göckel I. von
Spachbracken 8 M. 57 Pf. 2. Legat der Chriſtian
Breitwieſer von Kleeſtadt 12 M.
II. In dem Opferſtock vor dem Waiſenhauſe:
18 M. 89 Pf., theilweiſe mit folgenden
In=
ſchriſten:
1) Liebe Waiſen bittet mit mir, um Erfüllung
meines innigſten Wunſches. K. W. 60 Pf.
2) K. L. 2 M. - 3) M. N. 1 M. - 4 Meine
Feinde ſind gedemüthigt, ich habe über dieſelben
5) Ihr lieben Waiſen,
geſiegt. 50 Pf N. N.
danket mit mir Gott, für die Geneſung eines
Lei=
denden. 1. Auguſt 1877. 50 Pf. — 6) Ihr lieben
Waiſen bittet mit mir zu Gott, daß er mir
ferner=
hin beiſtehe und endlich meinen einzigen Wunſch
in Erfüllung gehen laſſe. A. V. 20 Pf.
2
8)
Für die armen Waiſen 1 M. Fiſcher.
- 9) Ihr lieben Waiſen, bittet
S. W. 1 M.
Gott um ferneren Segen 1 M. H. B. in B.
10) Gott! ich danke dir, daß du meine Bitte
er=
hoͤret haſt 1 M. für die armen Waiſen. - 11)
Den armen Waiſen 1 M. Danket mit mir
unſe=
rem himmliſchen Vater, daß er mich ſo reich
geſeg=
net; Geiſt und Körper wieder geſund gemacht.
12) Ihr lieben Waiſen, bittet mit mir zu Gott,
daß er mir beiſtehe und meinen einzigen Wunſch
in Erfüllung gehen laſſe. B. M. 20 Pf.
13)
Eine geringe, aber aus einem guten Herzen
kom=
mende Gabe Fr. U. 5 Pf.
14) Eine Mark
den armen Waiſen vom erſten Erlös. Ihr armen
Waiſen bittet mit uns den lieben Gott, daß er
unſer Unternehmen ſegne. A. M. G. - 15) Für
die armen Waiſen von Schülern der Realſchule
VS I. geſammelt 82 Pf. - 16) Bei meinem erſten
Ausgang den armen Waiſen 50 Pf. mit der Bitte
zu dem allgütigen Vater, um ſeinen ferneren
Bei=
ſtand M. E.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1877.
Wagner.
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigleiten.
Mitgetheilt. von W.
Vor hundert Jahren.
Schluß.)
Um das Material zu vervollſtändigen, welches dem Leſer dienen kann
ſich ein Bild von unſerem Darmſtadt im Jahre 1777 zu geſtalten, wollen
wir noch einige Mittheilungen des Kanzlers. v. Moſer anfügen, welche
wir einem von ihm auszehenden Schriftſtück entnehmen: Wir wollen aber
die Bemerkung voranſchicken, daß Moſer wegen der im widerfahrenden
Anſeindungen in hohem Grade erbittert war. Er erzühlt uns: Unter den
Künſtlern und Profeſſioniſten waren Männer die in der größten Reſidenz
mit ihrer Arbeit Ehre erworben hatten, die Kunſt ging aber nach Brod,
Luxus in Hausgerälh iſt meines
niedergeſchlagen und ſeufzend.
Wiſſens in dieſem ganzen Jahrhundert Darmſtadt ſelbſt von ſeinen
Fein=
den nicht vorgeworſen worden. Dieſe Umſtände zuſammengenommen
machten mirs zur Pflicht, nach dem kleinen Maß meiner Kräſte und Ver=
1338
N.
mögens, die arbeilsleeren Künſtler zu unterſlltzen und zu beſchäftigen,
durch verſchriebene gute Muſter und Zeichnungen ihre Fühigkeiten zu
ver=
volllommnen und durch meinen Vorgang Andere zu einem beſſeren
Ge=
ſchmack zu ermuntern. Ich machte den Anfang damit, mein ſchon im
Jahre 1772 erkauftes Haus mit neuen, nach guten Muſtern eingelegten
Fußböden, neuen Stühlen und Tiſchen und anderem Geräth zu verſehen
und den von Reiſen zurückgekommenen jungen Bildhauer Eckhardt, den
Sohn des alten, rechtſchaffenen, aber nur zu Epitaphien noch brauchbaren
Hofbildhauers zu beſchäftigen. Da dieſes nicht weit reichen konnte,
ent=
ſchloß ich mich auf Zureden des Oberjägermeiſters v. Riedeſel und meines
Beuders, einen neuen Garten in engliſchem Geſchmack anzulegen und ein
Sommerhaus darin zu erbauen. Nebſt meinem eigenen Vergnügen und
der billigen Erholung eines in raſtloſem Joch liegenden Mannes und der
Rückſicht auf den den Handwerkern und Tagloͤhnern zu verſchaffenden
Ver=
dienſt ging meine Nebenabſicht dahin, das Publikum der Dienerſchaft
all=
mahlig von den Witths= und Weinhäuſern ab= und zu reineren und
edle=
ren Vergnügungen anzugewöhnen, einen freieren, ungezwungeren und
libe=
raleren Umgang mit den einzelnen Mitgliedern der Collegien zu eröffnen
und ein Denkmal beſſeren Geſchmacks zu ſtiften, als die Minnigerodiſchen,
Kametzky'ſchen und andere von vorigen Miniſters mit Krapp,
Johannis=
korn, Weißkraut und verktüppelten Bäumen beſetzten Garten darſtellten.
So wie das Haus in ſeinem Ameublement hundert ſeines Gleichen
von Frankfurter Kaufleuten und in Kaſſel, Mannheim, Berlin, Wien ꝛc.
von ſubalternen Räthen hat, ſo war auch der Garten zwar nach einem ſich
auszeichnenden Plan, aber nicht über das Maß meines Standes angelegt,
und die innere Einricht des Hauſes ehrbar=ſtolz.
In Darmſtadt aber, wo, die wenigen Zimmer und Kabinete der
höchſt=
ſeligen Landgräfin ausgenommen, ſeit 70 Jahren ſogar alles Fürſtliche
ſchlecht, roſtiz, abgetragen und abgeſchoſſen war, hieß er mehr als fürſtlich,
und es gehörte allerdings zu dem in einer famoſen Signatur mir
vorge=
worfenen Verbrechen des kindiſchen Stolzes, daß ich mich unterſtanden, ein
mit Damaſt tapezirtes Präſenzzimmer und dergleichen Stülhle zu haben, da
bisher noch alle Darmſtädtiſchen Miniſter ſich mit gemahltem Wachstuch
und ledernen oder höchſtens, wenn's recht arg war, plüſchenen Stühlen
veholfen hatten.
Der Hrr Landgraf, ohngeachtet er ſich ſelbſt nichts aus allen dieſen
Sachen machte, bezeugte doch darüber ſein mehrmaliges Wohlgefallen mit
der Aeußerung: „Der Präſident macht mir Ehre, der Präſident läßt auch
wieder drauf gehen, was er einnimmt ꝛc.- und dieſelben Herren, welche
ſpater auf meine mannichfaltigen Bedürfniſſe und kindiſchen Stolz geſchimpft,
waren es im Jahre 1776 ſelbſt, die meinen generoſen Aufwand zur
Ver=
ſchönerung der Reſidenz und zum Vergnügen des Publici dem Herrn
Land=
glaſen dermaßen anprieſen, daß ſeine Durchlaucht dadurch bewogen
wur=
den, mir nebſt der Realfreiheit für dies Gartenſtück auch noch das Bauholz
zum Gartenhaus zu ſchenken.
Die kleinen und kleinlichen Zuſtände Darmſtadts nahmen, wie ſchon
angedeutet, eine veränderte Geſtalt an, als der Erbprinz Ludewig ſeine
Liebe zu Kunſt und Wiſſenſchaft zu bethätigen begann und Veranſtaltungen
machte, um auch den nicht zum Hofkreiſe gehörigen Bewohnern Darmſtadts
eine Theilnahme zu ermöglichen. Dramatiſche Vorleſungen und Aufführungen
wechſelten dann mit Concerten, neue Erfindungen wurden den Bewohnern
vorgeführt, das Blühen exotiſcher Pflanzen im Garten zu Beſſungen
mußte der Hofgärtner Muller anzeigen und das Publikum zur Beſichtigung
einladen u. ſ. w.
Das neue Darmſtadt in ſeinen erſten Anfüngen trat ins Leben und
ſeine Entwickelung iſt ſeitdem trotz mancher Zeiten Ungunſt bis heute
weiter gegangen. Möge ſie auch ſerner gedeihen!
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 17. Auguſt
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Oberbaurath
E. Renner zum erſten und den Miniſterialrath A. Weber zum zweiten
Regierungscommiſſär und juriſtiſchen Beirath bei der Heſſ. Ludwigsbahn
ernannt: ferner den ſeitherigen Regierungscommiſſaͤr bei der oberheſſiſchen
Eiſenbahngeſellſcaft A. Eickemeyer und den Verwalter und Rechner
der Hauptſtempelverwaltung Steuerrath C. W. Pabſt in den
Ruhe=
ſtand verſetzt.
Dem Vernehmen nach werden die Vorſtellungen am Großh.
Hof=
theater am 12. September, dem Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs, beginnen und zwar vorausſichtlich mit „Jeſſonda.
— Verkaufsſtellen für Poſtwerthzeichen.) An Stelle der
Herren C. Gerſchlauer, Marienplatz, und D. Stamm, Schießplatz, haben
die Herren Georg Darmſtädter ꝛr., Neckarſtraße 24 und Wirth Rail
am Schießplatz amtliche Verkaufsſtellen für Poſtwerthzeichen übernommen.
C Wie wir hören ſollen im Laufef der nächſten Woche verſchiedene
vertrauliche, vorerſt nur auf engere Kreiſe beſchränkte Beſprechungen über
die Erganzungswahlen zu der Stadtverordnetenverſammlung
ſtartfinden.
Dem Vernehmen nach iſt das ſ. 9. Vaudevilletheater, welches ſich
immer mehr als eigentliches Tingel=Tangel producirte, endlich
ge=
ſchloſſen worden.
Wie den N. H. V. mitgetheilt wird, iſt an Stelle des Herrn
Steinbach Herr Sedlmayr als zweiter Kapellmeiſter am Großh.
Hof=
lheater angeſtellt worden.
Ein beklagenswerther Unfall hat geſtern früh die Bewohner der
Schloßgaſſe in die ſchmerzlichſte Aufregung verſetzt. Dem Vernehmen nach
160.
brach gegen 5 Uhr an dem alten mit Schindeln verkleideten Hauſe Nr. 30
ein Theil des Dachgeſimſes herunter und riß die an dieſer Stelle
befind=
liche Gaslaterne herab, wodurch eine Undichtigkeit der Rohrverbindung an
der Mauer ſich gebildet zu haben ſcheint. Obſchon bereits nach einer
Stunde der gebrochene Laternenarm durch die Gasarbeiter beſeitigt war,
ſo fand ſich doch, daß in das zunächſt liegende Zimmer des oberen Stockes
ſoviel Gas eingedrungen war, daß ein dort allein ſchlafendes Kind todt
geſunden wurde.
- Endlich wird ein ſeit dem Beſtehen der Worms=Bensheimer
Bahn von dem reiſenden Publikum ſchwer empfundener Mißſtand
ver=
ſchwinden. Von geſtern ab wird der geſammte Perſonen= und
Ge=
packverkehr auf der gen. Strecke nur in dem Bahnhoſe der Main=
Neckar=
bahn zu Bensheim und durch deren Organe bedient. Ebenſo ſtehen auch
die Warteſale dieſer Bahn den Reiſenden der= Heſſ. Ludwigsbahn zur
Verfügung. Bezüglich des Güterverkehrs bleibt es bei den bisherigen
Ein=
richtungen.
Die nächſte Wanderverſammlung badiſcher, pfälziſcher und
heſſiſcher Lehrer wird in Jugenheim a. d. B. am 25. Aug. ſtattfinden.
Schon die reizende Lage des Verſammlungsorts läßt auf eine Betheiligung
in größerer Menge ſchließen.
— Das Programm der hieſigenpolylechniſchen Schule
für 1877578 iſt nun zur Vertheilung gelangt und widmet daſſelbe in ſeiner
ſEinleitung warme Worte des Dankes dem verewigten Großherzog
Ludwig III., welcher ſeit ihrer Gründung ein Goͤnner und eifriger Foͤrderer
der polytechniſchen Schule geweſen.
Die Anſtalt wurde im Laufe des vorigen Jahres durch Errichtung
eines Barakenbaues in unmittelbarer Verbindung mit dem beſtehenden
Laboratiumsgebäude vergroͤßertund dadurch 25 neue Arbeitsplätze für
Prak=
ticanten gewonnen.
Perſonalveräͤnder ungen fanden nachſtehende ſtatt: Proſ. Dr. Lepſius.
früher an der Univerſitat Heidelberg übernahm die neu eingeführten
Vor=
leſungen über Geologie, während der a. o. Prof. Dr. L. Kiepert den
durch Abgang des Prof. Dr. A. Harnack erledigten Lehrſtuhl der
Mathe=
matik übernahm. Zwer Docenten, Prof. Dr. Fiſcher und Oberbergrath
Pfannmüller, ſchieden aus dem Verband der Hochſchule.
Die Reviſion der „organiſchen Beſtimmungen” iſt in ein ſo
vorgerück=
tes Stadium gelangt, daß deren Inslebentreten mit Beginn des nächſten
Studienjahres mit Sicherheit zu erwarten iſt. Eine nothwendig gewordene
Neuregulirung des Auſnahmeweſens iſt in Vorbereitung. Behufs Zulaſſung
zur erſten Prüfung für den preußiſchen Staatsdienſt im Bau= und
Ma=
ſchinenfach iſt das Studium auf der hieſ. polytechniſchen Schule demjenigen
auf den preußiſchen techniſchen Hochſchulen bis auf Weiteres gleichgeſtellt.
Die Beſtrebungen, daß das erſte Staatsexamen der höheren techniſchen
Staatsbeamten des Großherzogthums durch die Abgangsprüfung an der
hief Hochſchule erſetzt werde, ſand noch keine endgültige Erledigung; ob die
Leſtrebungen zur Einführung von Staatsprüſungen für Maſchinentechniker
zu einem günſtigen Reſultate führen, iſt noch nicht abzuſehen.
Die Frequenz der Schule wies auch im vergangenen Jahre eine
erfreu=
liche Vermehrung nach und betrug die Geſammtzahl der Studirenden und
Hoſpitanten 254 lgegen 238 im Vorjahr).
Die Zahl der Nichtheſſen
bi=
trug über 37%⁄ der Geſammtfrequenz. Im Laufe des vorigen Sommeis
wurde eine große Anzahl kleinere ſowie einige größere Excurſionen,
wo=
runter auch eine Stägige nach der Schweiz, insbeſondere zur Beſichtigung
des Gotthard=Tunnels und der verſchiedenen Schweizer Bergbahnen
unter=
nommen.
Foͤrderung der Lehrzwecke wurde der Anſtalt zu Theil ſeitens der
Großh. Staatsregierung namentlich durch die, 3 Docenten des
Hochbau=
weſens gebotene Möglichkeit, die Specialausſtellung von Heizungs= und
Ventilationsanlagen in Caſſel zu beſuchen und wird hierfür, ſowie auch
der Vertretung der Stadt Darmſtadt, für die bewieſene wohlwollende
Unter=
ſtlltzung der wärmſte Dank ausgeſprochen. Ferner wird der Directionen
der Main=Neckar= und der Heſſ. Ludwigsbahn, ſowie aller derjenigen, welche
die obenerwähnten Excurſionen förderten, dankend gedacht. Auch die der
Hochſchule von Behoͤrden und Privaten zugewandten Geſchenke waren im
verfloſſenen Studienjahre beſonders zahlreich und werthvoll.
Den dem Programme beigefügten allgemeinen und ſpeciellen
Studien=
plänen dürfte von Seiten der Betheiligten beſondere und eingehendete
Aufmerkſamkeit gewidmet werden, ebenſo auch dem Verzeichniß der
ordent=
lichen und außerordentlichen Vorleſungen und Uebungen nebſt Angabe
der=
jenigen Lehrgegenſtände, deren Kenntniß in den einzelnen Vorträgen
vorausgeſetzt wird.
Am Schluſſe des Programms finden noch die verſchiedenen, der hieſigen
polytechniſchen Schule zugewandten Stiftungen Erwähnung, und ſind
hier=
nach ſeit der Gründung der Stipendien=Stiftung der beiden hieſigen Banken
an 4 Studirende zuſammen 2442 M. 86 Pf. verliehen worden; aus der
Stiftung der verſt. Frl. Jeanette Bergmann wurden ſeit Herbſt 1869 an
13 Studirende zuſammen 5125 M. 70 Pf. verwilligt; das Stipendium der
Stiftung von Heinrich und Helene Keller wurde am 1. Dezember v. J. zum
erſtenmal mit je 200 M. an 2 Studirende verliehen; aus der Kaufmann
J. H. Fuhr'ſchen Stiftung wurden ſeit 1869 7482 M 43 Pf. zur
An=
ſchaffung von Lehrmitteln verwendet; aus der Külpſtiſtung wurden bis
jetzt 5 Preiſe im Geſammtbetrag von 188 M. 58 Pf und aus dem
Lauben=
heimer'ſchen Legat 3 Preiſe im Geſammtbetrag von 200 M. verliehen.
Wir fügen noch bei, daß die Prüfungen der zum Abgangs=Examen
zugelaſſenen Kandidaten am 1. Oktober, die Aufnahme=Prüſungen und
Immatriculation am 11. Oktober beginnen und die Anmeldungen zur
Aufnahme bis zum 10. Oktober bei der Direktion einzureichen ſind.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei=.