Darmstädter Tagblatt 1877


01. Juni 1877

[  ][ ]

SNO SIUII

Ubonnemenkpreis
6 Mark ſührlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
mel. Poſtauiſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeige6(att)
Mit der Sonntags=Beilage:
llufrirkes Anterhallungsblall.

Inſerate:
werdenangenommen inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auswärts
von allen ſolidm AnnonenEwe
ditionen.

140. Jahrgang.
Amtlichez Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Areigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

105.

Freitag den 1. Juni

187

4350) Oeffentliche Aufforderung.
Nachdem Schirmfabrikant J. A. Blanchet
dahier unterm 10. März l. J. mit der
überwiegenden Mehrheit ſeiner Creditoren/
ein Arrangement abgeſchloſſen hat, deſſen
Einſicht in unſerer Regiſtratur jeder Zeit
genommen werden kann, werden hiermit
alle dem Gericht bisher unbekannt geblie=
benen
Gläubiger des gedachten J. A.
Blanchet öffentlich aufgefordert, um ſo ge=
wiſſer
, unter gleichzeitiger Anzeige ihrer
Forderungen und=Anſprüche, ſowie etwaiger
ihnen zur Seite ſtehenden Vorzugsrechte
binnen 14 Tagen von dem erſten Erſchei=
nen
dieſer Bekanntmachung an gerechnet,
vor unterfertigtem Stadtgericht Erklärung
über ihren Beitritt zu dieſem Arrangement/
und allenfallſige Einwendungen gegen das
ſelbe abzugeben, als ſonſt dieſer Beitritt
unterſtellt, Ausſchluß mit Einwendungen
erkannt und das Arrangement ſelbſt be=
ſtätigt
und vollzogen werden würde.
Darmſtadt, den 14. Mai 1877.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Königer,
Joſt,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.

Die Gras=Ernte
von 7 Morgen Feld ſoll am Samſtag
den 2. Juni, Morgens 10 Uhr, auf
meinem Gute, Dieburgerſtraße 89, verſtei=
gert
werden. Steigliebhaber ſind höflichſt
hierzu eingeladen.
14419
Darmſtadt.
Berthold Rößner.

Bekanntmachung.
Die am 18. d. M. im Domanialwald=
Diſtrict Brandauer Oberwald abge=
haltene
Holzverſteigerung iſt genehmigt und
können die Abfuhrſcheine Dienstag den,
5. Juni d. J. bei Großh. Rentamte
Darmſtadt in Empfang genommen werden.
Holzüberweiſung u. erſter Abfuhr=
tag
: Mittwoch den 6. Juni d. J.,
letter Abfuhrtag: Samſtag 23. Juni.
Ernſthofen, den 29. Mai 1877.
Großherzogliche Oberförſterei Ernſthofen.
4447)
Preuſchen.

1)

GATAuU BAIGO

41
Cür WauOh.
G4-
3000 Coupons von mindeſtens 1½ Mtr. neueſte
Cravatten=Bänder, in allen Farben, den Coupon zu
4 Marka 1
heute eingetroffen.
H. Stade &a. Beer.
26 Elnſabethenſtraße 26.
148
AAURTTAUTARuA
Pr. Meler 4-6 Mark.
Eine große Parthie ſehr feine moderne
Vommer-Buckskin
verkaufen wir, vorgerückter Saiſon halber, unterm
Fabrikpreis.

Haas & Josooh.

299)
Butterpulver
verkürzt die Leit des Butterns, macht
die Butter fester und schmackhatter u.
verhindert das Ranzigwerden derselben.
Ein Paquet, ausreichend für 500 Liter
Milch, 50 Ptg. zu haben bei
C. Schweickert in Darmstadt.
G. A. Gläser in Dieburg.

p.
KuzrLnAAzrarrrzizax.
4277) 11 Morgen Klee und 4
12 Morgen Heugras ſind in Abthei=
N lungen zu verkaufen.
84
L. Daum.
7C4½
J.T
J.
G.
.
xxLrxzArTxxiTuxrz

4448)

Dickwurz=Pflanzen zu haben,
Mühlſtraße Nr. 12.
246

[ ][  ][ ]

398

K 105

4355)
Ich empfing eine große Sendung in gebleichtem
Hemden-Shulins & Cvolonne
welche zu außergewöhnlich billigen Preiſen, den Meter von 50 Pfg.
ab, verkaufe.
Bei Abna'me von mindeſtens 20 Meter 5p6t. Preisermäßigung.
Ludwigſtraße
k BBei Desosevo.
16.

Grabdenkmäler in Marmor, Kyenit
und Handſtein
in großer Auswahl vorräthig
bei
Werd Hoſmelster Marmor-Aeinmeluengeschal
Feanhſurt C. H.
Eckenheimer Landſtraße 165, dem Friedhoſe gegenüber.

4449)
Mehrere 1000 Meter Reſte von guten,
Danenhileiderstoſkem in Coupons bis zu
12 Meter verkaufe ich, um damit raſch zu räumen,
zu 50, 60 u. 80 Pfg. den Meter.
F. W. Rabenau.

4)
W.
W. Wien 1873. Auerkennungs=Diplom.
Gegen Appetitloſigkeit, Verdauungsſchwüche, Blähungen, Magenkatarrh.
Hämorrhoiden, Sodbrennen und ähnliche Leiden wird von den berühmteſten/
Aerzten der
ApenkräulerLiqueurſinsdthlagonhitther)
von Wallrad Ottmar Bernhard, kgl. Hof=Deſtillateur in München, als beſtes
Mittel empfohlen, was Tauſende von Dankſchreiben auch glänzend beſtätigen.
Ganze Flacons M. 2.
halbe M. 1.5. ſind mit Erläuterungen des
Dr. J. B. Kranz ücht zu beziehen durch
Carl Saltes,
vornals Christ. Eöhn,
4450)
Mathildenplatz. I.
4390) Billig zu verkauſen ein noch ganz) 3996) Reine Kuhmilch, Dickmilch,
neues wenig gebrauchtes Billard.
ſüßer und ſaurer Rahm iſt fortwährend
Auskunft bei
A. Kammler,
zu haben.
Promenadeſtraße 13.
Soderſtraße 52.
Dehn.

5
Ludwigshöhe!
Dicke und friſchgemolkene Milch zu
jeder Tageszeit.
1. Sorte Brod 2½ Klogr. 14 Pfg.
68
2.

Kornvorſchußbröd rund 2 54
4452) J. Kühner, Mathildenplätz 5.

4453) Zu verkaufen ein neues 2flöckiges
Haus mit Garten, geſundeſte Lage.
Zu erfragen in der Exp.

4454) (Goddelau) Bei Gaſtwirth
Müller iſt ein ſchöner, zur Zucht tauglicher
Faſſelochſe (Berner Nace) zu verkaufen.

Vermiethungen.
4003) Gardiſtenſtraße 16 ein Logis zu
vermiethen.
4132) Eine Manſardewohnung zu ver=
miethen
Wendelſtadtſtraße 51.

4216) Schulſtraße Nr. 2 iſt die nach
dem Ludwigsplatze gelegene 1. Etage, be=
ſtehend
aus 4 Zimmern nebſt allem Zu=
behör
, vom 1. Juli ab zum Preiſe von
700 Mark zu vermiethen.
F. Roſenheim.
4306) Ein möbl. Zimmer, ebendaſelbſt
ein Zimmer und Kabinet an ledige Herren
zu vermiethen Bleichſtraße 34.
4455) Mühlſtraße 12. Ein Logis, be=
ſtehend
aus 4 Zimmern mit allem Zubehör,
iſt zu verm. und per 1. Juli beziehbar.
Daſelbſt ein möbl. Zimmer ſofort beziehbar.

Vermiſchte Nachrichten.
4456) Ein erfahr. Arzt entfernt Mutter=
müler
, rothe Flecken u. Warzen ſchmerz=
los
. Schön geheilte Fälle. Schriftl. An=
fragen
unter Nr. 20 befördert die Exped.
ds. Blattes.

Speclalarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auh
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
[4457
Erfolge.

4409) Behufs halbjährigen Abſchluſſes
meiner Bücher fordere ich, da ich von meiner
Herrſchaft, Fürſt zu Lynar, nur ermächtigt
in, gegen Baarzahlung zu kaufen, diejeni=
gen
Lieferanten für die Küche, welche noch
eine Forderung an mich haben könnten,
auf, ſich bis zum 10. Juni bei mir zu
melden, da nach dieſem Termin für Zahlung
nicht gehaftet wird.
Ludwig Dittmann. Loch. Alieſtr. 25.

4411) Ein Küchen=Spülmädchen
wird geſucht.
Näheres Saalbau Reſtauration.

4405) Auf das Comptoir eines Fabrik=
Geſchäfts wird ein Lehrling geſucht.
Gefl. Offerten unter R 4 in der Exp.
ſabzugeben.

4416) Ein Fahrſtuhl zu kaufen oder
zu miethen geſucht. Obergaſſe 1.

4458) Nadelgewandte Mädchen erhalten
ſtändige Arbeit. Langegaſſe 3.

[ ][  ][ ]

859

R6 108.
Allen Kranken Kraft und Geſundheit ohne Medicin und
ohne Koſten durch die Heilnahrung:

du Barry
von
- TALA L-cLILALLLondor

Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieſer angenehmen Geſundheits=
ſpeiſe
widerſtanden und bewährt ſich dieſelbe bei Erwachſenen und Kindern ohne
Medicin u ohne Koſten beiallen Magen==Nerven=,Bruſt=,Lungen=,Leber=,Drüſen= Schleim=
haut
=, Athem=, Blaſen= und Nierenleiden, Tuberkuloſe, Schwindſucht, Aſthma, Huſten,
Unverdaulichkeit, Verſtopfung, Diarrhöen, Schlafloſigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden,
Waſſerſucht, Fieber, Schwindel, Blutaufſteigen, Ohrenbrauſen, Uebelkeit und Erbrechen
ſelbſt während der Schwangerſchaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung, Rheumatis=
mus
, Gicht, Bleichſucht; auch iſt ſie als Nahrung für Säuglinge ſchon von der Ge=
burt
an ſelbſt der Ammermilch vorzuziehen. Ein Auszug aus 80,000 Certificaten
üher Geneſungen, die aller Medicin widerſtanden, worunter Certificate vom Profeſſor
Dr. Wurzer, Medicinalrath Dr. Angelſtein, Dr. Shoreland, Dr. Campbell, Profeſſor
Dr. Deds, Dr. Ure, Gräfin Caſtleſtuart, Marquiſe de Brshan und vielen anderen
hochgeſtellten Perſonen, wird franco auf Verlangen eingeſandt.
Abgekürzter Auszug aus 80,000 Certiſicaten.
Nr. 80416. Frau Major Deutſch, geb. von Horn in Poſen deren Kinder vom
Drüſenleiden hergeſtellt.
Nr. 64210. Marquiſe von Brehan von 7jähriger Leberkrankheit, Schlafloſigkeit,
Zittern an allen Gliedern, Abmagerung und Hypochondrie.
Nr. 75877. Florian Köller, K. K. Militärverwalter, Großwardein, von Lungen=
und Luftröhren=Katarrh, Kopfſchwindel und Bruſtbeklemmung.
Nr. 75970. Herr Gabriel Teſchner, Hörer der öffentlichen höheren Handels=
Lehranſtalt in Wien, in einem verzweifelten Grade von Bruſtübel u. Nervenzerrüttung.
Nr. 65715. Fräulein de Montlouis, von Unverdaulichteit, Schlafloſigkeit und
Abmagerung.
Nr. 75928. Baron Sigmo von 10jähriger Lähmung an Händen u. Füßen ꝛc.
Die Revalescière iſt viermal ſo nahrhaft als Fleiſch und erſpart bei Erwachſe=
nen
und Kindern 50 Mal ihren Preis in anderen Mitteln und Speiſen.
Preiſe der Revalescière Pſd. 1 Mk. 80 Pf, 1 Pfd. 3 Mk. 50 Pf., 2 Pfd.
5 Mk. 70 Pf., 12 Pfd. 28 Mk. 50 Pf.
Revalescière Chocolatée 12 Taſſen 1 Mk. 80 Pf., 24 Taſſen 3 Ml. 50 Pf.
48 Taſſen 5 Mk. 70 Pf. u. ſ. w.
Revalescière Biscuites 1 Pfd. 3 M. 50 Pf., 2 Pfd. 5 Mk. 70 Pf.
Zu beziehen durch Du Barry und Co. in Berlin W., 28=29 Paſſage (Kaiſer=
Gallerie) und bei vielen guten Apothekern, Droguen=, Specerei= und Delicateſſenhändlern
im ganzen Lande.
Darmstadt: Georg Lerch, Emanuel Fuld, G. P. Poth.
Mainz; Hauptdepot Dr. W. Strauß, Mohren=Apotheke, M. Becker
ſel. Wwe., Weſtenburger, Hellmeiſter, Jean Gaßner, Aug.
Heieck.
Wieshaden: A. Schirg, A. Brunnenwaſſer, A. Schirmer.
Honms: J. H. Mayer.

Pastillen.
aus den festen Bestandtheilen der
Emser Juellen unter Leitung der
Administration der Rönig Wilhelms
Felsenquellen bereitet, seitlahren
gegen Hals- und Brustleiden be-
währt
, in plombirten Schachteln
mit Controllstreifen vorrätbig in
Darmstadt in der Adler-Apotheke
des Herrn Dr. A. Tenner.
und bei Apotheker H. Catm.
10119)
berg.
Engros.Versandt: Magazin der Emser
Felsenquelen in Cöln.

4325) Mädchen, welche mehrere Jahre
auf einer Stelle waren, ſuchen ſich ander=
wärts
zu vermiethen. Näheres Beſſunger/
Kirchſtraße Nr. 34.

4459) Ein braun und grau gefleckter
Hühnerhund deutſcher Race, ſowie ein
ſchwarzer gelb und grau gefleckter Dächſel
ſind ſeit einigen Tagen abhanden gekommen.
Demjenigen, welcher dieſelben nach Ar=
heilgen
zurückbringt, wird eine gute Be=
lohnung
zugeſichert.
v. Werner, Oberförſter.

4374) Ein junges anſtändiges Mäd=
chen
, welches das Nähen, Bügeln u. mit
Kindern umzugehen verſteht, ſucht eine Stelle
als feineres Hausmädchen. Adreſſen bittet
man bei der Exp. niederzulegen.

Todes=Anzeige.
Geſtern Morgens 4 Uhr ſtarb unſer
vielgeliebtes jüngſtes Töchterchen in Folge
von Keuchhuſten.
Jugenheim, den 36. Mai 1877.
Dr. Wulckow u. Frau.

Friedr. Schaeſer,
2974) Ludwigsplatz 7.
Znſecten-Mittel
gegen alle Inſecten. Bei richtiger An=
wendung
Erfolg ſicher.
Perſiſches Inſecten=Pulver in Doſen von
25 und 50 Pf.
Motten=Spiritus, Wanzen=Spiritus,
Spaniſcher Pfeffer, Kampher.
Feinſte
T.
Ganzdiarken
Patent=Preis=Stärke von Schram u. Zwick.
Patent=Reis=Stärke von Hofmann, ſowie
andere feine Sorten vollſtändig klebfrei.
Sohwämmehager
für Toilette, Pferdeu. Chaiſen in groß. Ausw.
Hutterlauge &Emp; Badesalu
garantirt.
Mineralwaſſer.
Allenatürl. Quellen jede Woche ganz friſch
echt Euglische Biscuits
friſche Sendung v. Huntley Palmersi. London
Fussboden-Glanzlack
von Franz Chriſtoph, ſchnell, mit ſchönſtem
Glanze trocknend, beſter und dauerhafteſter
aller Fußboden Anſtriche.
Leinöl-Tirnißz
vorzügl. gekocht, in ca. 6 Stunden trocknend,
dauerhafter Anſtrich für Treppen, Vorplätze,
Küchen und Voranſtrich für Fußböden.
Farbe beliebig.

Koffee.
per ¼ Kilo.
Feinſter Speck=Java
M. 1. 20.
I. 26.

grün Ceylon
1. 35.
I. 40.

gebrannker
1. 60.

Summtliche Kaffee's ſind von hochfeinſter
Qualität und empfehle dieſelben aufs aller=
angelegenſte
. Bei Abnahme von 25 Pfund
billiger.
Feinſtes Weißmehl dieſe Woche nech
per ³ Kilo 28 Pfg. Bei Abnahme von
25 Pfund per Pfund 26 Pfg.
F. Castan,
Lautenſchlägerſtraße, frühere Holzhoftr. 10.

Cages-Kalender.
Montag 4. Juni; Haupt=Verſammlung des
Hülfsvereins.
Montag 25. Juni: General=Verſammlung der
Darmſtädter Actien=Ziegelei.

[ ][  ]

900

h 105

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 1. Juni.
Die Waſſerverſorgung Darmſtadt's vom Griesheimer Eichwäld=
chen
hat in geſtriger Stadtverordneten=Verſammlung durch einſtimmigen
Beſchluß ihre zuſtimmende Erledigung gefunden und ſoll die Ausführung
derſelben, welche die Stadt übernimmt, vorausſichtlich noch in dieſem
Herbſte in Angriff genommen werden.
Dr. ult wünſcht über den Hergang bei der Enthüllungsfeier des
Liebig=Denkmals Näheres zu erfahren. Wäre es nicht angezeigt, daß
derſelbe ſeine Neugier einmal der Zahl der Einwohner Darmſtadts zuwen=
dete
, welche ſeiner Zeit Beiträge für dieſes Denkmal gezeichnet haben, ſowie
dem Geſammtbetrage, welchen die Zeichnungen in Darmſtadt erreichten?
Es würde ſich dann vielleicht auch ergeben, ob diejenigen, welche ſich jetzt
uber die beſcheidenen Dimenſionen erhitzen, in welchen ſich jene Enthüllungs=
feier
bewegte, bei Zeichnung der Beitraͤge für das Denkmal einen gleichen
Eifer bewieſen haben.
Bei der am verfloſſenen Pfingſifeſte in den evangeliſchen
Kirchen dahier erhobenen Collecte für unbemittelte Studirende der
Theologie iſt es wiederum als äußerſt mißſtaͤndig empfunden worden. daß
die Collecte in vor den Kirchenthüren ſtehenden Becken erhoben wird. Wann
endlich wird die Selbſtſtändigkeit der hieſigen evangeliſchen Gemeinde auch
darin Anerkennung finden. daß ihr freies Verfügungsrecht über die inner=
halb
der Kirche ſtehenden Opferſtöcke anerkannt wird!
Anfangs dieſer Woche wurde Flurſchütz R. von Beſſungen in der
Gegend des Schnampelwegs von 3 Burſchen mit geſchwärzten Geſichtern
überfallen, geknebelt und en einen Baum gebunden. Beunruhigt durch
ſein Ausbleiben wurde er von ſeinem Bruder geſucht und Abends aufge=
funden
, nachdem er faſt den ganzen Tag in dieſer ſatalen Lage zuge=
bracht
hatte
Im Vrlage der Literariſcheartiſtiſchen Anſtalt (A. Lange) hier, iſt
ſoeben ein von unſerem Mitbürger Herrn J. Foltz gezeichnetes und ge=
ſtochenes
Kunſtblatt erſchienen, welches in ſehr entiprechender Zuſammen=
ſtellung
elf Abbildungen der hervorragendſten Plätze, Straßen, Gebäude
und Monumente von Darmſtadt zur Anſchauung bringt. In der Mitte
etſcheint das Reſidenzſchloß (Anſicht vom Zeughausplatz aus), das
Hoftheater in ſeiner Vollendung und deſſen Umgebung, über dieſem
Mittelbilde der Marktplatz, unter demſelben (rinz Ludwig's
Palais), und zu beiden Seiten dieſer drei größeren Bilder geaahren
wir die kleineren Anſichten des Mathildenplatzes, der Bank. der
Stadtkapelle, der Synagoge, der Rheinſtraße, der kath.
Kirche und der Standbilder Philipp des Großmüthigen und Georg I.
Da die Verlagshandlung den Preis dieſer auch in Druck und Papier ge=
diegen
ausgeſtatteten Gedenkblattes auf nur 60 Pf. feſtgeſetzt hat, ſo dürfte
es wohl bei Einheimiſchen und Fremden zu ſtarker Verbreitung gelangen.

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt. von W.

Die Jägerei unter Ludwig VIII. und das Jagdbuch des
Overförſters Rautenbuſch.
Die Heſiſchen Fürſten waren von Philipp dem Großmüthigen an
Freunde der Jagd und ubten dieſelbe in allen Arten.
Ihre größte Pflege erfuhr ſie unter Ludwig VIII. 1739-1768. Es
war ein Jäuer mit Leib und Seele und darum war Kranichſtein, mitten in
den wildreichen Wäldern ſein liebſter Aufenthalt. In der Hirſchbrunſtzeit
z09 er auch auf die Jagd nach andern Jagdſchlöſſern, in die Jagdhäuſer
Jägerthal bei Romrod, nach Neujägersdorf bei Battenberg. nach dem Jagd=
ſchloß
Zwiefaltern ꝛc. Sein Jagdgefolge war bei dieſen Ausfahrten groß;
ſo hatte er bei einem Aufenthalt im Jägerthal 1753 beinahe 100 Perſonen
bei ſich. Alle Jagdreviere waren genau chartirt und die Cabinetsbiblio=
thek
verwahrt eine höchſt intereſſante Sammlung von ſolchen Karten. Wäh=
rend
der Landgraf in Kranichſtein reſidirte, lag ein 30 Mann ſtarkes
Commando vom Leibgrenadierregiment daſelbſt, welches im Munde des
Volks das Corvs der Brühfleiſcheſſer hieß, weil es aus der Hofküche gut
verpflegt war. Ludwig VIII. purſchte ſtets mit einer Windbüchſe entweder
von ſeinem Wagen aus oder aus ſeſten Schirmen, welche er an allen
Brunſtplätzen hatte errichten laſſen. Für jeden Hirſch und jede Sau, die
er ſchoß, erhielt der Jäger, der Stand und Wechſel derſelben ausfindig
gemacht, einen Dukaten, deſſen eine Seite das Bild eines Hirſchs oder eine
Sau trägt, auf der andern Seite die Aufſchrift führt: Durch die Dukaten
ward ich verrathen ! Allenthalben wo ein ſtarker Hirſch gefällt, ließ der
Landgraf Pflöcke oder Taſeln mit Angabe der Stärke des Hirſchs, der Ent=
fernung
des Schuſſes ꝛc. errichten, häuſig auch mit Namen verſehen.
Solche Pflöcke finden ſich bekanntlich heute noch hie und da vor, wenn
auch in renovirter Geſtalt. Der Oberförſter Rautenbuſch zu Meſſel hat ſolche
merkwürdige Schllſſe in einem Buch geſammelt u. ſie mit bildlichen Darſtellungen

1 und poetiſchen Schilderungen (beide ſehr (primitiver Natur) verſehen der
Nachwelt übe liefert. Dieſes geſchriebene Buch findet ſich ebenſalls in der
Cabinetsbibliothek. Zur Etheiterung des Leſers wollen wir einige dieſer
poetiſchen Ergüſſe mittheilen.
Da iſt z. B. ein Bild von zwei an 3 Stellen aneinander gewachſenen
und mit ihren Spitzen ſich umſchlingenden Bäumen. Dem Bilde iſt fol=
gende
Beiſchrift zugefügt:
Dieſe raren Eich= und Buch Bäume ſind an 3 Orten zuſammen ge=
wachſen
und umſchlungen, wobei gegenwartiger Hirſch geſchoſſen worden.
Beide Bäume werden Eheleute genannt.
An dem einen Baume ſteht:
Hegen auch die Bäume Flammen;
Ja ſie fügen ſich zuſammen,
Und bezeigen ihre Glut,
Sehet wie die Liebe thut.
Ja ein Hirſch ſucht dieſen Ort,
Schlägt und fegt ſein Gehorn dort,
Ob ihn gleich der theure Fürſt
Bei verliebter Stellung burſcht.
Am andern Baum ſteht:
Vivat Ludwig der Achte genannt
Gab hier dem Schwein einen guten Brand.
Der Brendel hat ihn dran geführt,
Das hatte mich gar nicht biquirt.
Ich kam darzu ganz unvermuth
Und griegt ein Ducat in mein Hut.
So lobt denn alle gute Geiſter!
Unierthänigſter Wilomeiſter.
Ein anderes Bild zeigt einen von Hunden gefaßten Hirſch und tragt
die Inſchrift
Anno 1754 den 4. März.
Ludwig der Achte dem die Luft,
Mit Macht zu jagen wohl bewuſt.
Hat ganz allein mit Ruhm u. Prangen,
Hier einen edlen Hirſch gefangen.
Nachdem Er ihn ganz unverzagt
Zwey Stunden lang herum gejagt.
Ihr Franzoſen, die ihr zugeſehen,
Was in der Bauers Eich geſchehen,
Zeigt eurem tapfern Belleiſle an,
Was unſer grauer Fürſt gethan,
Der vier und ſechzig Jahre zühlet
Und bei dem Jagen niemals fehlet.
Der Himmel der dieß Wunder ſchafft,
Schenk unſerm Ludwig neue Kraft;
Er lebe! jauchzt ihr Huberts=Soͤhne
Ta jol ſer euer Luſtgetöne!
Wieder ein anderes zeigt einen Hirſch mit =Schlappohren= und tragt
die Beiſchift:
Man hat mich zwar ſehr wohl geheget,
Weil ich die Ohren wie ein Hund,
Doch hat mich einſt der Fürſt erleget,
Da er mich nicht recht ſehen kunnt.
Mein früher Tod ward zwar bereut,
Weil ich mich aber ſehr geſcheut,
Und hinter einem Buſch verhehlet,
Wird mir die Schuld ſelbſt zugezuhlet.
Man thut mir noch im Tod die Ehr,
Und mahlet mich. Was will man mehr.
(Dieſer Hirſch findet ſich von Ridinger geſtochen unter deſſen Thier=
abbildungen
.)
Dieſe paar Beiſpiele mögen zur Kennzeichnung der Poeſie und Jagd=
begeiſterung
Rautenbuſchs genügen.

Ein Maskenball bei Hof im Jahr 1784.
Candzeitung 1784. Nr. 81.) Averliſſement. Da Ihre Hochfürſtl.
Durchlaucht der Herr Erbprinz und ſämmtliche Durchl. Prinzen künftigen
Donnerstag den 12. Oct. im Palais einen masquirten Ball zu geben ge=
ſonnen
ſind, ſo werden diejenigen, welche an dieſem öffentlichen Vergnügen
Theil nehmen wollen, hierwit davon benachrichtiget und höflichſt dazu ein=
geladen
. Gedachter Ball wird Abends 10 Uhr ſeinen Anſang nehmen.
Uebr igens wird alles dabei gehalten werden, wie bei dem, der den 30. Sep=
tember
im Palais gegeben worden, und die Billets werden wieder wie vor=
mals
bei Unterzeichnetem im Palais ausgegeben.
Jähring.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei