Darmſtaͤdter Tagblalt.
Abonnementspreis
6 Mark jährlich incl. Brirgterlahn.
Auswärts werden von allem
Poſi=
ämtern Beſſeblungen
culgsgengenom=
men zu ½ Mari ?. Pf. pro Quartal
incl. Pofauiſichlag und Beſtellebühr.
(Frag= und Anzeigeb(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:
luſrirtes Anterhaltungsblatl.
Inſerate
werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auswärts
vou allen ſoliden Annoncen=
Expe=
ditionen.
139. Jahrgang.
Amtliches Grgau für die Bekanntmachungen des Großh. xreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
„ 186
Freitag dan 6. October
1876
B e k a n n t m a ch u n g.
Das Einhalten der Tauben zur Saatzeit betreffend.
Denjenigen Einwohnern in Darmſtadt, welche Tauben halten, wird hierdurch aufgegeben, dieſelben ohne Ausnahme vom
3. October bis 6. November l. J. bei Vermeidung einer Strafe von zwei Mark für jeden vorkommenden Uebertretungsfall in
den Schlägen einzuſperren.
Sollte ein oder der andere Taubenbeſitzer nicht im Stande ſein, ſeine Tauben bis zum Eintritt oben auberaumten Termins
in den Schlag zu bringen, ſo muß davon, bei Vermeidung der Nichtbeachtung dieſes Umſtandes, bei der unterſertigten Behörd
alsbaldige Anzeige zu machen.
Darmſtadt, am 29. September 1816.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Ha a s.
Grummetgras=Verſteigerung
am großen Wooge
Montag den 9. d. M., Nachm. 3 Uhr.
Zuſammenkunft an der ſ. 9. Bleichwieſe.
Darmſtadt, den 5. October 1876.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
8349)
Muhl.
Feilgebotenes.
6349)
Sehr gute
Gosundheits-chocolade
Pfd. 1 Mark.
Hirſch=Apotheke, Markt I.
Holz=Handlung v. Gebr. Vogel
Nauheim bei Groß=Gerau.
Großes Lager 1DF. 579½
ſelbſt ausgehauener Daubhölzer.
4909) für Bier= und Weinfaß.
7847) Silber=, Gold= und brillante
arbige Staniole, Silberpapier L, ſowie
Metall=Kapſeln zum Flaſchen= u. Topf=
Verſchluß bei
Hartter & Co.
8242) Wir hatten Gelegenheit, einen großen=Poſten
ächt amerikanische Hemden-Chiffons
(Aerv.Norit Mbzds) preiswürdig einzukaufen, welche wir, ſo lange
Vorrath reicht, zu ſehr billigen Preiſen wieder abgeben.
JunlEus Hayor & Co,
7 Ludwigſtraße 7.
gegenüber der J. L. Trier'ſchen Hof=Möbelhandlung.
M8. Wir bitten genau auf unſere Firma zu achten.
5 Ruhrkohleu.
Bei fortwährenden friſchen Zuſendungen
ſ empfehle ich beſtes ſtückreiches Ruhrer
Fettſchrot, vorzüglichen Ofen= u.
Heerd=
brand, ſowie Stuckkohlen für Füllöfen
und ſchweren Schmiedegries in ganzen u.
halben Wagenladungen bei 3 monatlicher
Zahluug zu den billigſten Preiſen. Auc
empfehle ich ſehr gute Maſchinenkohlen
in Waggonladungen von 200 %, einzelne
Centner in Sacken werden gegen Baar=/
zahlung möglichſt raſch geliefert.
Carl G. Faber,
Steinkohlen=Handlung,
Ludwigsplatz 8, eine Stiege hoch.
8250) Zu verkaufen: Möbel,
Vor=
hänge, Teppiche ꝛ. Dr. Herber, Kiesſtr. 3. kaufen. Hopfengarten.
8249)
Feinen weißen
Eoparselten-
Seheuder-
on 8,
pr. Pfund M. ,
ſowie
ſelnsten Frima Taſel.
Honig,
pr. Pfund 70 Pf.,
empfiehlt
Ch. Wober,
Carlſtraße 24.
8251) Zwei Einlegſchweine zu ver=
1740
M. 196
Allen Kranken Kraft und Geſundheit ohne Medicin und
ohne Koſten durch die Heiluahrung:
[ du Barry.
von
ABL½= TA LAL L-ckALLLondon.
Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieſer angenehmen
Geſundheits=
ſpeiſe widerſtanden und bewährt ſich dieſelbe bei Erwachſenen und Kindern ohne
Medicin und ohne Koſten bei allen Magen=, Bruſt=, Lungen=, Leber=, Drüſen=
Schleim=
haut=, Athem=, Blaſen= und Nierenleiden, Tuberkuloſe, Schwindſucht, Aſthma, Huſten,
Unverdaulichkeit, Verſtopfung, Diarrhöen, Schlafloſigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden,
Waſſerſucht, Fieber, Schwindel, Blutaufſteigen, Ohrenbrauſen, Uebelkeit und Erbrechen
ſelbſt während der Schwangerſchaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung,
Rheumatis=
mus, Gicht, Bleichſucht; auch iſt ſie als Nahrung für Säuglinge ſchon von der
Ge=
burt an ſelbſt der Ammermilch vorzuziehen. — Ein Auszug aus 80,000 Certificaten
über Geneſungen, die aller Medicin widerſtanden, worunter Certiſicate vom Profeſſor
Dr. Wurzer, Medicinalraih Dr. Angelſtein, Dr. Shoreland, Dr. Campbell, Profeſſor
Dr. Deds, Dr. Ure, Gräfin Caſtleſtuart, Marquiſe de Bröhan und vielen anderen
hochgeſtellten Perſonen, wird franco auf Verlangen eingeſandt.
Abgekürzter Auszug aus 80,000 Certiſicaten.
Nr. 80416. Frau Major Deutſch, geb. von Horn in Poſen; deren Kinder vom
Drüſenleiden hergeflellt.
Nr. 64210. Marquiſe von Brehan von 7jähriger Leberkranlheit, Schlafloſigkeit,
Zittern an allen Gliedern, Abmagerung und Hypochondrie.
Nr. 75877. Florian Köller, K. K. Militärverwalter, Großwardein, von Lungen=
und Luftröhren=Katarrh, Kopfſchwindel und Bruſtbeklemmung.
Nr. 75970. Herr Gabriel Teſchner, Hörer der öffentlichen höheren Handels=
Lehranſtalt in Wien, in einem verzweifelten Grade von Bruſtübel u. Nervenzerrüttung
Nr. 65715. Fräulein de Montlouis, von Unverdaulichkeit, Schlafloſigkeit und
Abmagerung.
Darmstadt: Georg Lerch, Emanuel Fuld, G. P. Poth.
Malnz: Hauptdepot Dr. W. Strauß, Mohren=Apotheke, M. Becker
ſeel. Wwe., Weſtenburger, Hellmeiſter, Jean Gaßner, Aug.
Heieck.
Wiesbaden: A. Schirg, A. Brunnenwaſſer, A. Schirmer.
Warms: J. H. Mayer.
8255) Ein hübſches Zimmer mit oder
ohne Möbel zu vermiethen, für
Polytech=
niker oder Einjährige beſ. geeignet.
Wilhelminenſtraße Nr. 35.
8257) Eliſabethenſtraße 22 ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
8258) Eine freundl. unmöblirte Stube.
Wilhelminenſtraße 27 erſter Stock.
8260) Ein möbl. Zimmer zu vermiethen.
Dieburgerſtraße Nr. 3 im 2. Stock.
8302) Ein möblirtes Zimmer mit
Kabinet, ebendaſelbſt ein möbl. Zimmer
an ledige Herren zu verm. Bleichſtr. 34.
8350) Nächſt der Krone ein gut möbl.
Zimmer zu verm. Zu erfr. in der Exp.
8351) Pankratiusſtr. 37, 2 Logis an
ruhige Familien zu vermiethen.
2352) In der Nähe des Polytechnikums,
Carlſtraße 29, iſt ein freundlich möbl.
Zimmer zu vermiethen.
Steuer=Commiſſär Lehr Wtwe.
8353) Obergaſſe 13 iſt der obere Stock
bis 1. November zu beziehen.
8354) Gr. Ochſengaſſe 10 im Vorderhaus
1. Stock ein freundl. Logis nebſt Zugehör
zu verm. und kann gleich bezogen werden.
Vermiſchte Nachrichten.
8355) Latin, Greck, French, Italian,
Spanish.
Dr. Herhar, Kiesstr. 3.
Süßen Aepfelmoſt
habe in Zapf genommen.
Georg Lauer.
8107)
zum rothen Löwen.
8248) Einige ſprechenl. grüne
Papa=
geien St. 10 M., 2 Stück 18 M. u.
2 Kakadus 18½ verkauft
J. Schulz, Roßlau a. E.
Verſandt gefahrlos.
Vermiethungen.
6797) Ein ſchönes Zimmer iſt zu ver
miethen. Arheilgerſtraße 50.
7603) Ein ſchönes möbl. Zimmer für
1Einjährigen der Infanterie ſehr geeignet,
zu verm. Dieburgerſtraße 26 parterre.
7329) Eliſabethenſtraße 30 ein oder zwei
möblirte Zimmer zu verm., 2 Tr. hoch.
7331) Möbl. Parterrezimmer. Grafenſtr.4
7602) 2 gut möblitte Zimmer zu
vermiethen. Ernſt=Ludwigſtraße 10
1 Treppe hoch.
7759) Ein Logis von 4 ſehr
ge=
räumigen Zimmern mit hübſcher Ausſicht
und allen Vequemlichkeiten für 130 fl.
als=
bald zu vermiethen. Beſſungen, Ecke der
Schulſtraße Nr. 1, neben der Kirche bei
Metzger Freund.
7760) Untere Riedeſelſtraße 68 ſind 2
chöne möbl. Zimmer an 1 Herrn zu verm.
7766) Ein möblirtes Zimmer mit
Be=
dienung zu vermiethen. Steinſtraße 36.
7920) Eliſabethenſtraße 46, Hinterhaus
1 Stiege hoch, 2 möblirte Zimmer, welche
ſeither von 2 Einj. Freiw. Dragonern
be=
wohnt waren, können vom 1. October an
anderweit vermiethet und bezogen werden.
7921) Zwei freundl. Zimmer mit u. ohne
Möbel, Ecke der Karl= u. Heinrichſtr. 72.
8041) Blumenthalſtr. 81 iſt eine
Par=
terre=Wohnung von 4 Zimmern u. Zubehör
zu vermiethen. Ferner ſind mehrere kleine,
Wohnungen daſelbſt zu vermiethen.
8044) Die bel Etage meines Hauſes
Riedeſelſtraße Nr. 35, beſtehend aus 8
Zimmern, Küche, Magdkammer und
Zube=
hör, iſt wegen Verſetzung des Herrn
In=
tendantur=Rath Techow, alsbaldigſt zu
vermiethen und zu beziehen.
Fr. Schröder Sohn.
8356) Unterricht in Franzöſiſch u.
Eng=
liſch (Deutſch für Ausländer). Die franz.
und engl. Leſeabende nehmen wieder ihren
Anfang. E. Knecht, Carlſtraße 33.
2½
uexeuraoe.
„.
=AALAxATriTl. TrAXLXX.
54 8334) Unterzeichnete wohnt von
heute ab Grafenſtraße 19
parterre. Plige Heim,
1
1
Modes.
9
„„
Luon
.
TxAATTAAArrAitArxArz”
7522) Es werden zwei junge
Auslän=
derinnen vom 10. Lebensjahre an bei einer
gebildeten Familie unter vorzüglicher
Be=
aufſichtigung in Koſt und Logis genommen.
Näheres in der Exp.
Als Geſellſchaftsdame
wird ein fein gebildetes Fräulein geſucht.
Gefl. Anerbieten an Siebner's Büreau,
große Eſchenheimerſtraße Nr. 24, 1. Stock
Frankfurt a. M. zu richten. (8281
8093) Ein halber Theaterplatz,
Gallerie noble, vorderſte Reihe, iſt
für das zweite Abonnement abzugeben.
Näheres Promenadeſtraße 25.
7965) Schüler hieſiger Lehranſtalten
finden jDieburgerſtraße Nr. 41
wohlwol=
lende Aufnahme.
M 196
1741
3113
Gejällige Aufträge erbitte unfrankirt per Poſt.
gegen Brand, Blülasohlag
& Explosions-Schäden
M zu billigen u. ſeſten Prämien empfiehlt ſich die
C.
General=Agentur.
W.
A. Gaertner,
Comptoir: Kl. Woogsplatz 3.
Agenten werden an allen Orten des Großherzogthums gegen hohe Proviſion von mir angeſtellt.
4. Ausflug des Hslorischen Vereins.
Sonnahend den 7. octoher wird der Ausflug nach dem Beerkurter Schlösschen
und dem Sehnellerts stattfinden.- Abfahrt nach Reinheim 9 Uhr 41 Uin.
8363)
Draudt, Präsident.
G.
Privatſchule für Mädchen.
Der Winter=Curſus in der Anſtalt des Unterzeichneten beginnt Montag den
9. October.
H. Reineehs, Zimmerſtraße 5.
8269)
Kaufmänniſcher Verein.
Samſtag den 7. Oetbr., Abends 8½ Uhr:
Fortſetzurg der
Außerordentlichen General=Verſammlung
vom 23. September.
Tagesordnung: Reviſion der Statuten.
Der Vorſtand.
Muſik-Verein.
Diejenigen Mitglieder des Vereins, welche bei der Verlooſung der
Ord=
nungsnummern für die Platzauswahl weder ſelbſt erſchienen ſind, noch einen
Stellvertreter mit der Ziehung beauftragt haben, können - falls ſie die
Aus=
wahl ihrer Abonnementplätze ſelbſt zu übernehmen wünſchen - die durch den Vorſtand
gezogenen Ordnungsnummern Samſtag den 7. October bei der Auswahl der
Plätze in der im Lokal aufgelegten Liſte einſehen.
Darmſtadt, den 5. October 1876.
8357)
Der Forstand.
Gewerbe=Ausſtellung Heidelberg.
Die am 21. September eröffnete und bis 10. October dauernde Ausſtellung iſt
täglich von Morgens 9 Uhr bis Abends 6 Uhr geöffnet.
Eintrittspreis Perſon 1 Mark.
Mittwochs und Sonntags 50 Pfennige.
Kinder unter 14 Jahren zahlen die Hülfte.
Die einfachen Billete 3. Claſe berechtigen zur Rückfahrt, wenn dieſelben beim
Beſuch der Ausſtellung an der Kaſſe abgeſtempelt werden.
3266)
Der Vorſtand.
H.Wir erſuchen das geehrte inſerirende Publikum, bei
Abbe=
ellungen, Aenderungen, ſowie bei verlangter Auskunſt über einzelne
Annoncen immer die denſelben beigefügten fortlaufenden Inſeraten=
Num=
mern gefälligſt angeben zu wollen, indem nur dadurch eine raſchere und
ſichere Beförderung ermöglicht wird.
Die Expedition des Tagblatts.
8
MCtrlhuppe
Samſtag den 7. Oetober bei
Peker.
F.
8358) In einer geachteten Beamtenfamilie
Penſion für einen Gymnaſiaſten. In der
Erp. zu erfahren.
8359) Unterzeichnete empfiehlt ſich als
Wärterin bei Wöchnerinnen.
K. Grimm, Heinheimerſtraße 42.
8360) Ein geſetztes Mädchen, das
nähen, bügeln und alle häuslichen Arbeiten
gründlich verſteht, wünſcht Stelle als
fei=
neres Haus= oder Ladenmädchen. Zu erfr.
Eliſabethenſtraße 52.
8361) Eine reinliche zuverläſſige Frau
wünſcht bei feinen Hrrrſchaften tägliche
Ar=
beit oder auch ſtundenweiſe Beſchäftigung
täglich zur Aushülfe. Auch übernimmt
die=
ſelbe Krankenpflege. Langegaſſe 47. 1 St.
Neue gr. Linſen
per Pfd.
geſpalt. Erbſenſ24 Pfg.
Für weichkochend wird garantirt.
C. A. Lüoken,
Obergaſſe 15.
8362)
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, den 6. Oktober
Der Veilchenfreſſer.
Luſtſpiel in 4 Akten von Guſtav von Moſer
Perſonen:
von Rembach, Oberſt und
Com=
mandant einer F ſtung.
Hr. Wisthaler.
Valeska, deſſen Tochter
Frl. Ethel.
Sophie von Wildenheim, Wtw. Fr.Reul le Beilhac.
Frau von Berndt
Fr. Steck.
Bictor von Berndt, Huſaren=
Ofizier, deren Neffe.
Hr. Fiala.
Reinhardt von Feldt, Refen=
Hr. Edward
darius
Fr. Eppert.
Frau von Bellingz
Hr. Mendel.
Herr von Golewski
Hr. Hofmann.
Herr von Schlegel
Hr. Hedrich.
Ein Her=
Hr. Leib.
Johann, Diener
Frl. Hoffmann.
Minra, Kammerjungfer
Peter. Huſar, Victor's Burſche Hr. Franke.
Hr. Schimmer.
Ein Unteroffizier
Ein wachhabender Unter=
Hr. Dornewas.
Offizier
Erſter Einjährig=Freiwilliger Hr. Kuispel.
Hr. Lang.
Zweiter:
Ende nach 9 Uhr.
Anfang halb 7 Uhr.
1742
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
Böſe Weiber.
Die bekannte frühere Darmſtädter Siate, böſe Weiber, die ihre guten
Männer geſchlagen hatten, zu ſtraſen, indem man ſie auf den von den
Herren von Frankenſtein zu dieſem Zwecke gehaltenen Eſel verkehrt ſetzte
und den Eſel durch den allzuguten Mann durch die Stadt führen ließ,
eine Sitte, die bei uns im Jahre 1587 zum letztenmal in Uebung war
weil es jetzt keine ſolche böſen Weiber und allzuguten Männer mehr gibt
beſtand auch in anderer Form in unſern Nachbarorten, wie z. B. in
Eber=
ſtadt, in Ober= und Nieder= Ramſtadt. Im Jahr 1617 ſollte einmal wieder
eine ſolche Exccution in Ober=Ramſtadt ausgeführt werden und da das
Verfahren eiwas in Vergeſſenheit gerathen war, ſo wendete ſich der
Schultheiß von Ober=Ramſtadt an den von Nieder=Ramſtadt mit dem
Er=
ſuchen um Aufklä= ung, wie es in mehreren daſelbſt vo gekommenen Fällen
gehalten worden ſei. Der Schultheiß Heinrich Krebs von Nieder=Ramſtadt
gab dann den gewünſchten Auſſchluß bei zwei in der Gemeinde vor Jahren
vorgekommenen Fällen. In dem einen Falle bäßte die Frau in der Art,
daß ſie einem auf dem Straſeſel Sitzenden vor der verſammelten Gemeinde
durch beide Beine hindurch Käſe und Gier reichte. In dem zweiten Falle
ging es nicht ſo einzach ab. Wir wolen uns von dem Schultheiß ſelbſt
erzählen laſſen, wie es habei herging und zwar mit ſeinen eignen Worten,
wenn auch mit etwas veräncerter Rechtſchreibung. Er berichtet alſo:
„Auf der fürſtlichen Herrn Räthe Befehl hat der Herr Keller Adam
Diel ſelbſten dabei ſein müſſen, damit kein großer Muthwille getrieben
wer=
den möchte. Erſtlich bin ich mit dem Gerichte vorher gegangen und dann
zwei Zimmermänner mit ihren Aexten, wie dann die vier Jüngſten in der
Gemeinde mit zwei Leitern und einem Eſel, darauf eine Mannsperſon
ge=
ſeſſen, das Maul hinten hinans gewendet. Der Bürgermeiſter Grorock hat
vorher gehen müſſen, ein Gebund Heu auf dem Rücken, eine Wanne mit
Haber. Zwei Peſonen haben den Eſel geführt, und ſind alle Gaſſen
aus=
gezogen, viel ſeltſame Kleidung angehabt, und alles dasjenige, was man
vornher zu tragen pflegt, alles hinter ſich gewendet geweſen. Die ganze
Ge=
meinde iſt mtgegangen und endlich dem Hans Seubert vor das Haus
ge=
zogen. Die Leitern wurden angeſchlagen und auf das Haus ein Weiber=
Schleier und dann ein Niederkleid oder „Mannsbruch”, wie man es pflegi
zu nennen, geſteckt. Der auf dem Eſel hat dann Hans Seuberts Frau
gerufen mit vielen Reimworten und iſt ſolches greulich anzuſehen und zu
hören geweſen. Als aber weder Seubert noch ſein Weib ſich nicht haben
ſehen laſſen und die Gemeinde ihm das Haus einhauen wollen, iſt auf des
Herrn Kellers Befehl ſolches nicht geſchehen, ſondern man iſt wiederum
zu=
rückgezogen, wie vorhin, auch hat jedermann durch den Bach gehen müſſen,
da die Alten ſolches kurz haben wollten, wie es zu ihren Zeiten auch
ge=
ſchehen wäre, und Alles was ein jeder von aliem Zeug gehabt, über die
Achſel getragen, daß es ganz ſchimpflich anzuſehen war. Endlich het ſich
Hans Seubert mit der Gemeinde verglichen, ſo daß ihm über 10 fl. darauf
gegangen ſind, denn die Gemeinde har gar nicht gedacht zu dulden, ein
Weib ihren Mann ſchlagen zu laſſen, und es iſt auch in unſer
Gemeinde=
buch ordentlich eingeſchrieben worden, wie dann die Eberſtädter ſolches vor
zwei Jahren auch gebraucht, als ſie uns Nieder=Namſtädter auch um Hülſe
angeſprochen haben, welche auch nach unſerer Ordnung iſt angeſtellt worden.
Actum Nieder=Ramſtadt, den 27. Febr. 28 1617.
E. St. E. H. K. und Gunſten
unterthänig und geho ſamer
Heinrich Krebs Schultheiß
daſelbſt.
Mitthilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 6. October.
Nach einer Mittheilung der D. Z. iſt S. G. H. Prinz Ludwig
am 3. d. wohlbehalten in London eingetroffen.
- In der am Mittwoch fortgeſetzten Sitzung der Handelskammer
wurde gegen 3 Stimmen Annahme des Reſerats von O. Wolfskehl
be=
ſchloſſen. Vaſſelbe befürwortet als im Intereſſe der wirthſchaftlichen
Wohl=
fahrt der Nation gelegen, den Betrieb der Eiſenbahnen el3 ein
einheitli=
ches Ganze und dere: Verwaltung als gemeinnützige Anlagen. Die Abſicht
des Reichskanzlers, die preußiſcher Bahnen durch das Reich zu erwerben,
ſei deßhalb freudig als erſter Schritt zur Bildung eines
Reichseiſenbahn=
netzes zu begrüßen. Eine argemeſſene Entſchädigung der Actiondte von
Privatbahnen ſei ſelbſtverſtändlich vorauszuſetzen. Die von der Minorität
vertretene Anſicht: Beſeitigung der vorhandenen Mißſtände und ſorgfäliige
Ueberwachung der Bahnen durch das Reichseiſenbahnamt, ſoll als
Minori=
tätsgutachten ebenfalls dem Ausſchuß des deutſchen Handelstag überwieſen
werden.
- Gelegentlich der am 1. ds. Mts. ſtattgehabten Feier des 50jährigen
Beſtehens der „Allgemeinen Militärzeitung; wurde von Sr.
Königl. Hoheit dem Großherzog Premierlieutenant Zernin zum Hauptmann
ernannt. Dem Feſmahl im Saalbau präſidirte S. Gr. H. Prinz
Wil=
helm, welcher das erſte Hoch auf S. M. den Kaiſer ausbrachte, welchem
General Bickel mit einem Hoch auf S. K. H. den Großherzog ſolgte.
Eine große Anzahl von Briefen und Telegrammen von Freunden
und Mitarbeitern begrüßten in anerkennenden Worten den Jubeltag des
Blattes.
126
- Die Privatmädchenſchule des Herrn Reineck ſeiert heute den
25. Jahrestag ihres Beſtehens. Wir wünſchen der Aaſtalt, di=
ggenwär=
tig 160 Schülerinnen zählt, noch lange Jahre ihres ſegensreichen Wirkens.
9 Die Stadtverordneten lehnten den Hüter'ſchen Antrag auf
Auſhebung der Mittelſchulen für Mäd hen mit allen gegen die Stimme des
Antragſtellers ab, genehmigte dagegen das Princip der Errichlung von
Freiſtellen an dieſer Anſtalt.
- Geſtern Nachmittag wurde der Knecht des Fuhrmanns Küchler
dahier in der Nähe von Eberſtadt von einem Möbelwagen überfahren und
in Folge erlittener Verletzungen in das hieſige ſtäͤdtiſche Hoſpital verbracht.
Obſt und Kartoffelmarkt in Daimſtadt. Der erſte
Ver=
ſuch ein's Marktes im Großen ſiel im ganzen genommen recht befriedigend
aus. Für Obſt kam der Markt zwar etwas zu ſpät, indem die
auswärti=
gen Händler bereits alle größeren Parthien zu theilweiſe niedrigen Preiſen
aufaekauft hatten, ſo daß nur 14 Verkäufer mit 54 Sorten erſchienen.
Sämmtliches Obſt wurde zu guten Preiſen verkauit. Künftig wird der
Obſtmarkt früher gehalten werden und wir hoffen mit gutem Erfolg, denn
gerade für Obſt iſt es am wichligſt=n, daß die Käufer ihre Lieblingsſorten
finden; ſie bezahlen ſie dann gerne gut. Der Verkäufer hat aber den
großen Vortheil, daß er nicht riskirt das auf den Markt gefahrene Obſt
unter dem Werth zu verſchleudern, weil er es des Verderbs wegen nicht
zurückfahren kann.
Von Karloffeln waren große Vorräthe meiſt von feineren Sorten
ſeil=
geboten und wurden nach den aufgenommenen Protokollen von 42
Ver=
käufern 566 Malter verkauft. Außerdem wurden viele Beſtellungen ohne
Protokolle gemacht. Die Preiſe der Kartoffeln ſchwankten, je nach den
Sorten zwiſchen 5 und 12 Mark pro Malter (weißgelbe 5-6 M.
oold=
gelbe 7-8 M., blaue und blauaugige 7-8 M., Bisquitkartoffeln 9 M.u.
Salatkartoffeln 10-12 M. pro Malter).
Der diesjährige Markt galt nur als Verſuch ſolcher ſehr zeitgemäßen
und gemeinnützigen Märkte, die im nächſten Jahre rechtzeitig und mehrfach
gehalten werden ſollen. Die bei dieſem erſten Verſuch nach allen Richtungen
gemachten Erfahrungen werden den künftigen Märkten ſehr zu gute kommen.
5 Die Käuſer auf dem Kartoffel= und Obſtmarkt im Saalbau
gehörten in überwiegender Mehrzahl ſolchen Ständen an, die nicht darauf
angewieſen ſind, beſonders am Preiſe zu markten, während auf der andern
Seite nur auserleſene Waare ausgeboten war. Wir machen umſomehr
hierauf aufmerkſam, als die Befürchtung nahe liegt, daß die bezahlten hohen
Preiſe auf dem Wochenmarkte bei den Verkäufern Anklang finden.
- Bekanntlich hit die Reichs=Poſtverwaltung ſeit dem 1. Auguſt die
Einrichtung der „Poſtaufträge” dahin erweitert, daß dieſelbe außer zur
Einziehung von Geldbeträgen auch zur Vorzeigung von Wechſeln Behufs
der Annatzme durch den Bezogenen benutzt werden kann. Die "ebuhren
für die Beſorgung des Wechſelacceptes betragen einſchließlich des Portos
für den Hin= und Rückweg 70 Pfennige. Auf Verlangen veranlaßt die
Poſt auch die Erhebung des Wechſelproteſtes.
- Am Mittwoch Nachmittag riß in der Central=Werkſtätte der
Lud=
wigs=Bahn die Kette einer Winde, durch welche ein Waggon gehoben
wer=
den ſollte, und wurde hierdurch einem Arbeiter ein Bein zerſchmettert.
Der Mann wurde alsbald in's ſtädtiſche Hoſpital verbracht und dürſte eine
Amputation kaum zu vermeiden ſein. Am nämlichen Tage Nachmittags
gegen 5 Uhr brach in einem der Ludwigsbahn gehörenden Hauſe in der
Blumenthalſtraße Feuer aus, welches durch die raſch herbeigeeilte
Feuer=
wehr der Bahn ſofort gelöſcht wurde, ſo daß der Schaden ganz unbe=
N. H. V.
deutend iſt.
Gegen die in Deutſchland üblichen, die Producenten und den
Auf=
ſchwung der Gewerbe benachtheiligenden Creditirungsfriſten iſt
neuerdings ſo viel geſprochen und geſchrieben worden, daß es wohl von
Intereſſe ſein möchte, die Reſolution kennen zu lernen, welche an
ſämmt=
liche Handelskammern Deutſchlands und Oeſterreichs, ſowie an die
verſchie=
denen wirthſchaftlichen Vereine Deutſchlands von Seiten der
Handelskam=
mer in Osnabrück zur Wurdigung und Anwendung mitgetheilt iſt. Sie
geht nämlich dahin: „1) Die im Gegenſatz zu anderen Induſtrieſtaaten in
Teutſchland vielſeitig übliche Bewilligung ausgedehnter, ja, ſelbſt
unbe=
ſtimmter Zahlungsfriſten iſt zu beſchränken, reſp. zu beſeitigen; denn ſie
ſchädigt, große Capitalien lahm legend, die Gefahr von Verluſten
ver=
größernd die Willkühr bei Regulirungen befördernd und die Concurrenz
des Auslandes auf dem heimiſchen Waarenmarkte begünſtigend, die
In=
duſtrie und den Handel. 2) Es empfiehlt ſich a. für den Großhandel die
Regulirung der Waarenpoſten innerhalb 30 Togen nach Facturadatum
entweder in Baar oder Wechſeln (Accepten oder Rimeſſen); b für den
Kleinverkehr allgemeine Einführung feſter Preiſe und Beſörderung des Kaufs
gegen Baarzahlung; c. für jeden Geſchäftszweig die Einführung
einheit=
licher Zahlungsbedingungen, den ſpeciellen Verhäliniſſen deſſelben
entſpre=
chend. 3) Die Reform iſt zu erſtreben durch Wort und Schrift ſeitens der
Handelskammern, der Gewerbecorporationen und zahlreicher, aus Handel=
und Gewerbtreibenden zu bildenden engeren Localverbände, ſowie aus
deren Beſtrebungen entſprechenden Vereimgungen der Conſumenten.
Witterungsbericht der deutſchen Seewarte vom 4. October.
Das Steigen des Barometers im Oſten dauert fort, ebenſo das Fallen auf
der Nordſee; in Jrland und Südfrankreich beginnt jedoch de Druck
zuzu=
nehmen. Friſche ſüdöſtliche Winde mit trüber Witterung herrſchen auf der
bſtlichen Nordſee, ſchwacher SW. auf dem Canal. Im Innern
Deutſch=
lands iſt die Temperatur allgemein geſtiegen, bei ruhigem Wetter und noch
immer hohem Barometerſtand. In Nordoſt=Europa haben Froſt und Schnee
begonnen.
Redaction und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.