Abonnenen kprei=
8 Mark jährlich inck. Bringerlohn
Ruswärtz werden von allen
Poſt=
ämiern Beſiellungen
entgegengenom=
men zu 1 Mark 90 Pf. pro Quartal
sacl. Poſiauſichlag und Beſtellgebühr.
(Frag= und Anzeigeß(att.)
Mit der Sonntags=Beilage:
gOd
Inſerate
verdenangenommen inDernkiad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 28,
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7, ſowie auzwärt
von ellen ſollden Unnonen=
Ewe=
ditionan.
139. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, ſowie des Großh. Holizeiamts Parmſtadt.
N 15N
Freitag den A. Augu
1876
6522) Holz=Verſteigerung.
Dienſtag den 8. Auguſt ſollen in dem
Meſſeler Gemeindewald:
72 Rmtr. kiefern Scheitholz,
1018 „
„ Prügelholz,
218
„ Stockholz,
„
15070 Stück
Wellen,
verſteigert werden. Der Anfang der
Ver=
ſteigerung iſt Vormittags präcis 8 Uhr
auf dem Offenthaler Weg in der Nähe
der Bickelwieſenſchneiße. Das Holz ſitzt
zerſtreut in allen Diſtricten und kann nicht
überall vorgezeigt werden. Um 10 Uhr
wird die Verſteigerung in der Nähe des
Eppertshäuſerwegs ſein; von da bis zur
Hügelſchneiße wird das Holz vorgezeigt u.
dann auf einem Platz verkauft. Wer das
Holz vorher einſehen will, kann ſich an
Forſtwart Germann dahier wenden. Gegen
vorſchriftsmäßige Bürgſchaft wird das Holz
bis zum 15. September 1877 verborgt.
Meſſel, den 1. Auguſt 1876.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Meſſl.
Germann.
Feilgebotenes.
Echtes Klettenwurzel=Oel
838) von CEr Jahn,
Hoflieferant u. Friſeur in Gotha,
velches das Ausfallen und frühzeitige
Er=
grauen der Haare verhindert, das
Wachs=
tyum derſelben aber dermaßen befördert,
aß in kürzeſter Zeit das ſchönſte u.
kräf=
igſte Haar zu ſehen iſt. Es belebt die
ereits erſterbenden Haare von Neuem und
ſt das beſte Toilettenöl, vorzüglich auch
ür Kinder. Jedes Glas iſt mit obiger
zirma verſehen und verſiegelt mit
Ge=
rauchs=Anweiſung zu 75 Pf. und 50 Pf.
Darmſtadt allein ächt zu haben bei
errn G. L. Mriegk.
3580)
Sammtliche medieniſche
natürliche Hineralvasser
in ſtets friſcher Füllung.
Creunnacher u. Hauheimer Hutterlange,
Seosalz,
Carlsbader Sprudelsalz,
Carlsbader Sprudelseife,
Hrankenheiler Jod-Soda-Schweſelseiſe
Emser Pastillen in und ½ Schachteln,
empfiehlt
Frisdrich Schaoſol,
Ludwigsplatz 7.
Wein=Hundluug
von
H. Gaulé.
Die Weine von dem Jahre 1874 haben ſich nunmehr, als flaſchenreif
erprobt und erlaube ich mir die verehrten Freunde meines Hauſes auf dieſe vorzüglich
reinen, von mir ſelbſt gekelterten Weine, ganz beſonders aufmerkſam zu machen und
ſempfehle als Tiſchweine:
Bürkheimer pr. Ohd. Fl. M. 9. -., pr. Hectol. 65.
Coigtan
80.
„
„ 10. 80. „ „
siorsteiner „
„ „ 12. „ 100.
Calkstadten
80.
„
„ 10. 80. „ „
Ober-Ingelhelner froth „ 12. -.,
„ 100.
Die anderen Sorten meiner Preis=Courante ſtehen nach wie vor in preiswürdiger
Waare meinen geehrten Abnehmern zu Dienſten.
Zugleich erlaube mir auf einen ſehr ſchönen Edenkobner 1875 pr. ¼ Liter
30 Pfennig aufmerkſam zu machen.
Achtungsvoll
W. Gaulé.
377
1370
6142)
R 181
Grab=Denkmäler
in Marmor, Sandſtein ꝛc., von den einfachſten bis zu den reichſten, in
großer Auswahl, ſtets vorräthig. Nenovation von Denkmälern. Grab=
Einfaſſungen in Stein, Guß= und Schmiedeiſen.
1„
Ferd. Hofmoiste. in Frankfurt a. M.,
[O 4143)
Eckenheimer Landſtraße, dem Friedhof gegenüber.
Allen Kranken Kraft und Geſundheit ohne Medicin und
ohne Koſten durch die Heiluahrung:
du Barry
ABaLiLALALLo
1I1B4¼
von
OBdon.
Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieſer angenehmen
Geſundheits=
ſpeiſe widerſtanden und bewährt ſich dieſelbe bei Erwachſenen und Kindern ohne
Medicin und ohne Koſten bei allen Magen=, Bruſt=, Lungen=, Leber= Drüſen=
Schleim=
haut=, Athem=, Blaſen= und Nierenleiden, Tuberkuloſe, Schwindſucht, Aſthma, Huſten,
Unverdaulichkeit, Verſtopfung, Diarrhöen, Schlafloſigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden,
Waſſerſucht, Fieber, Schwindel, Blutaufſteigen, Ohrenbrauſen, Uebelkeit und Erbrechen
ſelbſt während der Schwangerſchaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung,
Rheumatis=
mus, Gicht, Bleichſucht; auch iſt ſie als Nahrung für Säuglinge ſchon von der
Ge=
burt an ſelbſt der Ammenmilch vorzuziehen. — Ein Auszug aus 80,000 Certificaten
über Geneſungen, die aller Medicin widerſtanden, worunter Certiſicate vom Profeſſor
Dr. Wurzer, Medicinalraih Dr. Angelſtein, Dr. Shoreland, Dr. Campbell, Profeſſor
Dr. Döde, Dr. Ure, Gräfin Caſtleſtuart, Marquiſe de Brshan und vielen anderen
hochgeſtellten Perſonen, wird franco auf Verlangen eingeſandt.
Abgekürzter Auszug aus 80,000 Certiſicaten.
Nr. 62476. Dem lieben Gott und Ihnen ſei Dank. Die Revälescière hat
meine 18jährigen Leiden im Magen und in den Nerven, verbunden mit allgemeiner
Schwäche und nächtlichem Schweiß gänzlich beſeitigt.
J. Comparet, Pfarrer, Sainte Romaine des Ilos.
Nr. 89211. Orvaux, 15. April 1875. Seit vier Jahren genieße ich die
köſt=
liche Revalescièro und leide ſeitdem nicht mehr an den Schmerzen in den Lenden, die
mich während langer Jahre fürchterlich gefoltert hatten. In meinem 93. Jahre
ſte=
hend, erfreue ich mich jetzt der vollkommenſten Geſundheit.
Nr. 45270. J. Robert. Von ſeinem 25jährigen Leiden an Schwindſucht, Huſten,
Erbrechungen, Verſtopfungen und Taubheit gänzlich hergeſtellt.
62845. Pfarrer Boilet von Ecrainville. Von Aſthma mit häufigen Erſtickungen
völlig hergeſtellt.
Nr. 75928. Baron Sigmo von 10jähriger Lähmung an Händen u. Füßen ꝛc.
Esarmstad;: Georg Lerch, Emanuel Fuld, G. P. Poth.
Msinz: Hauptdepot Dr. W. Strauß, Mohren=Apotheke, M. Becker
ſeel. Wwe., Weſtenburger, Hellmeiſter, Jean Gaßner, Aug.
Heieck.
Wieshedem: A. Schirg, A. Brunnenwaſſer, A. Schirmer.
Morms: J. H. Mayer.
3
Holz=Handlung v. Gebr. Vogel
Nanheim bei Groß=Gerau.
Großes Lager 1OF. 5791)
ſelbſt ausgehauener Daubhölzer.
4909) für Bier= und Weinfaß.
Besten Heinessig.
Alle Gevürze
empfiehlt
Carl Watzinger,
6387)
Louiſenplatz 4.
bei
per ¼ Kilo.
Mainkur-Maccaronl 43 Pl.
Lyoner.
50 „
„
Heapolltan. „
60 „
Haccaroni aux Fomates 80 „
5ſ0l.
Emannel Fuld,
6393)
Kirchſtraße!.
6523) Ein Heerd mit Bratofen iſt billig
abzugeben. Frankfurterſtraße 66.
6524) Wegen Bauveränderung wird ein
guter kupſerner Waſchkeſſel billig abgegeben.
WoL ſagt die Exp.
44 6525) Ein Morgen ſehr ſchöner Hafer h
2⁄
bs auf dem Halm zu verkaufen.
3
Dieburgerſtraße 48.
22
Gepup.
- Nx-xurre
A.
[Xn TkaTTAAAAuL.Arrzi.
Vermiethungen.
4528) Ein einzelnes Zimmer mit
oder ohne Möbel billig zu vermiethen.
Beſſungen, Ecke der Kirch=u. Hügelſtr. 25.
5049) Caſerneſtraße 64 ein gut möbl.
Zimmer im 1. Stock an einen ledigen Herrn
ſofort zu vermiethen.
6145)
Friſches
versisches Insectenpulver
ſoeben eingetroffen, ebenfalls die zum
Ein=
blaſen zu verwendenden Gummiblaſen
Stück 50 Pfg.
Ferner die beliebten engliſchen
Hühner=
augenfilzringe und Zahnhalsbäuder
zum Erleichtern des Zahnens der Kinder.
Georg Liebig Sohn.
ſo beſter Trocknung ſind wie=
86.
„20hkäſ der ſtets vorrähig, pro
100 frei in's Haus geliefert. Zu beſtellen
ei Fritz Schaffner, Küfermeiſter,
Saal=
auſtraße 63.
Hausverkauf oderVermiethung.
6147) Ein neues kleineres 2ſtöckiges
Wohnhaus, 6 Zimmer, Boden, 2
Sou=
terrains, mit Garten, verläng.
Weinberg=
ſtraße, gegenüber der Brod=Fabrik in
Beſ=
ſungen, nächſt der Heidelberger Chauſſee u.
Neckarbahn, iſt für 7900 Mark verkäuflich.
Freie freundl. Lage, Südfront, mit hübſcher
Ausſicht. — Miethpreis: Ir Stock 160 M.
2r Stock 230 M. Gemüſegarten 30 M.
Näheres bei Ph. Henkel, Beſſungen.
6324) Täglich friſche Zunge,
Nauch=
fleiſch und Noulade zu haben bei
H. Wagner, Ochſenmetzger,
Mathildenplatz 3.
5775) Rheinſtraße 23. im oberen
Stock eine neu hergerichtete Wohnung,
7—8 Piecen, Gartenvergnügen ꝛc., ſofort
zu beziehen.
5845)
Bleichſtraße H
im Vorderhaus ein großes ſchönes Zimmer
zu vermiethen.
5962) Waldſtraße 23 ein Logis im
Vorderhaus, 3 Zimmer ꝛc., zu vermiethen.
6407) Noßdorferſtraße 13:
1) der mittlere Stock, 5 Zimmer, Küche,
2 Keller, Waſſer im Hof, Hausgarten ꝛc.
2) der Dachſtock, 2 Zimmer und 2
Ka=
binette, Küche ꝛc., wegen Wegzugs getheilt
oder zuſammen alsbald zu vermiethen.
Dr. Kritzler, Hofgerichtsrath.
Vermiſchte Nachrichten.
6526) Eine reinliche Frau ſucht
Laufdlenſt. Zu erfragen Hinkelgaſſe 11
im Hinterbau.
Na 15.
[1371
ſ
r-Perein Darmſtadt.
R11h,
Samſtag den 5. Auguſt 1876 Abends halb 9 Uhr
HonatsVersammluntz
im großen Saale des Schützenhofes.
Tagesordnung: Geſchäftliche Mittheilungen.
6499)
Der Vorſtand.
Verein für Raninchen=Zucht
in Darmſtadt.
Dienſtag den 8. Anguſt er., Abends 8 Uhr,
Monats=Verſammlung.
im Lindenhof.
Der Vorstand.
des
6527) Eine tüchtige Verkäuferin, welche
ſchon längere Zeit in einem
Manufactur=
waaren=Geſchäft thätig war, ſucht ähnliche
Stelle. Offerten an die Annoncen=Expedition
von Carl Bindernagel in Friedberg.
6528) Eine Lauffrau wird geſucht.
Rheinſtraße 49, 2. Stock Vorderhaus.
6529) Eine goldne Broſche verloren auf
dem Wege Dieburgerſtr., äußere Ringſtr.,
Erbacherſtr. nach Roßdörferſtr. 32. Daſelbſt
1 Tr. abzug. gegen 3 Mk. Belohnung.
6518) Man ſucht für einige Stunden
des Tags Beſchäftigung für einen 11jähr.
braven Jungen. Näheres große
Kaplanei=
gaſſe 36 parterre.
Beſſunger älteren gelangvereins.
Sonntag den 6. Auguſt 1876.
1) Nachmittags 3½ Uhr: Fest-Goncert im Grossherzog.
lichen Hof-Orangeriegarten.
2) Von Abends 8 Uhr an: ſartenkest mit Feuerwerk
und Ball in den Räumen des Chauſſeehauſes.
E Eintrittskarten zum Concert und Gartenfeſt ſind zu haben: In
Bessunger bei den Herren A. Weinmann, Carlſtraße; Marburg, Carlſtr.
und W. Geiger l., Kirchſtraße; in Wazmstadt bei den Herren D. Faix,
Rheinſtraße und Joſ. Münch, Portefeuille=Fabrikant, Eliſabethenſtraße.
Programme werden am Tage des Concerts an der Kaſſe 10 Pfg.
abge=
geben. Eingang zum Concert=Lokale: Thor an der Lindenallee.
Beſſungen im Juli 1876.
6430)
Das Hest-Comité.
Todes=Anzeige.
Freunden, Verwandten und Bekannten
widmen wir ſtatt beſonderer Anzeige
hier=
mit die traurige Mittheilung, daß es dem
Allmächtigen gefallen hat, meinen
unvergeß=
lichen Mann
Nicolaus Niedel L., Heilgehülfe,
geſtern Nachmittag 4 Uhr nach längerem
ſchweren Leiden in ein beſſeres Fenſeits
abzurufen und bittet um ſtille Theilnahme
Frau Riedel l. Wtwe.
Die Beerdigung findet heute Nachmittag
5 Uhr ſtatt.
Cageskalender.
Grotzh. Muſenm und Bildergalerie im Schloß
geöffnet Sonntags von 11-1 Uhr, Dienſtag,
Mitt=
woch, Donnerſtag und Freitag von 11-12 Uhr=
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet tüg
lich von 9-12 Uhr Vormittags und laußer Samſtag)
von 2- 4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem
Jägerthor (Mathildenhöhe) iſt dem Publikum jeden
Mittwoch, der Beſſunger Hofgarten jeden
Donners=
tag geöffnet.
Sparkaſſe. Zahltag an jedem Werktage von
9-12 Uhr Vormittags. Die Büchlein werden
ſo=
gleich ausgeſertigt.
Darmſtadter Vollsbauk, eingetragene
Ge=
noſſenſchaft, verbunden mit Spar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden täglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Einlage ausgefertigt.
Verhandlung von Gewerbeſtreitſachen auf Großh.
Bürgermeiſteret Darmſtadt: Montag, Mittwoch
und Freitag: Vormittags von 11-12 Uhr.
Spar= und Leihlaſſe in Beſſungen, Carlsſtraße
Nro. 2. Zahltage Dienſtag und Gamſtags von
8-12 Uhr Vormittags.
Fä 534.
1372
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
Eine ſtadtväterliche Klage wegen der Hoffahrt und Putzſucht.
Im Jahre 1677 hatte der Landgraf eine Commiſſion ernannt, welche
verſchiedene Miſſtände in dem ſtäͤdtiſchen Weſen, welche die Väter der
Stadt namhaft gemacht hatten, abſtellen ſollte. In dem Promemoria,
welches an den Landgrafen gelangte, kommt als 8 19 ſolgende Klage vor:
„Es läſſet zwar der Allerhöchſte Gott ſem ernſtes Verbot und darauf
angedrohete große Landplagen und Strafen wider den ſtinkenden Hoch= und
Hoffahrt, Uebermaß bei Kindtaufen und Hochzeiten durch ſein heiliges
Mi=
niſterium viel und öfters repetire¼, ſo gar, daß dieſer Tage, am Sonntag
Reminiscere unſer treufleißiger Ceelſorger und ülterer Stadtprediger Herr
M. Mettenius die kläglichen Worte des Cananäiſchen Weibs „Ach Herr,
du Sohn Davids erbarme dich mein! Meine= Tochter wird vom Teufel übel
geplagt,” unter andern ſchönen applicationen dahin ganz wohl und
treff=
lich wenden und demonſriren mußte, es hätten manche ehrliche Eltern wohl
zu ſchreien und zu klagen „Ach Herr, erbarme dich meinl Meine Tochter
wird vom Teuſel gar zu wohl geplagt mit Antreibung zu Stolz, Hoffahrt,
Unkeuſchheit und Dergleichen, wie wir dann, Golt erbarme esl mi
betrub=
ten Augen, ſonderlich zu Sonntagen und bei Haltung des Herrn
Nacht=
mahls, Hochzeiten und Kindtaufen ſolcher Pracht an jungen und alten
Dir=
nen, Haustöchtern und Dienſtgeſinde, mit ſchwarz ſeiden Kappen tragen,
langen Uebermützen, mit vermützten ſtumpfen Aermeln, weißen Schuhen,
nackten Armen oder mit weiß überzogenen Aermeln ſehen, welche dann
2, 3, 4 und mehrmalen mit ſchwarz oder roth ſeidenen Bäͤrdern
umwun=
den und gebunden ſind, Gottes gerechten Zorn und beſorglich große
Land=
plagen nach ſich ziehenden Uebermuth zu ſteuern, manch chriſtlich Herz und
die Eltern ſolcher Dirnen ſelbſt ſeufzen und wünſchen, - deßwegen
höch=
lich deſiderirt wird, weil ohne hochobrigkeitliches ernſtes Einſehen und
ge=
meines Verbot und Straſe ſolche Ueppigkeit und Hoffahrt ſich nicht dämpfen
laſſen will, eine ſolche Kleiderordnung zu machen und die vorige Kindtauf=
und Hochzeit=Ordnung zu erneuern, darnach ein jeder ſeinem Stand gemäß
ſich bei Strafe zu richten und keine Tochter oder Magd den Eltern und
Keiner der Andern es gleich oder vorzuthun vorzuwerfen haben möge,
dieſe und jene trügen ſich doch auch ſo, ob ſie denn nicht auch thun ſollte,
wie andere Leute, und was ſolcher trotzig und ſtolzen Worte mehr ſind,
womit ſie den Eltern das Geld abſchwätzen, und dieſelben betäuben und
ſich ſo ſtolz aufmutzen, wenn ſie gleich kein Gut oder ſo viel Hemd am
Leibe haben, als ein Pfau, wodurch die Eltern in Schulden, Ungeduld und
Verderben gerathen.
In den 85 17 und 18 des Promemoria wird ſolgende Klage
ausge=
ſprochen:
Anno 1674 haben wir durch unterthänigſtes Memoriale gebeten, weil
bei Abſterben junger Leute ſolche unmäßige Koſten auf Auszierung der
tod=
ten Leichen mit von Hauſenblaſen gemachten Blumenwerk ſpendiſt, und
mithin der ſonſt in guter Gewohnheit geweſene Rosmarin und aus der
Erde (oie unſer Aller Mutter iſt) wachſenden ſchönen Blumen verachtet
werden, ſo wird nochmals gebeten, weil ſolche nichtswerthe Dinge ſowohl
den Leuten im Sterbehauſe, als auch Gevattern und Freunden zu nicht
geringer ausſaugender Beſchwerde gereichet, ſolch erdichtetes Blumenwerk
und ſtolze Todtenzierde ernſtlich zu ver= und gebieten, die Leichen junger
Leute nur mit einer einzigen Rosmarin oder ſonſten von gewachſenen
Blu=
mem gemuchten letzten Ehrenkrone verehret werde.
Als auch bei Begrabung der Leichen in Vorjahre: die Bürger
insge=
mein mit Läutung Einer Glocke, (welche auch daher den Namen
Lodten=
glocke hat) wohl content geweſen, es aber nun ſo hoch geſliegen, daß faſt
männiglich, auch die inſimi mit 3 Glocken geläutet haben wollen, wodurch
nicht allein die Leute bei ungeſparten Koſten verarmen, ſondern auch der
Kirchthurm und oberſte Gebäu hart erſchüttert werden, ſo wird desiderirt,
ſolchem Uebermaß und Mißbrauch mit ernſtem Verbot zu ſteuern.
Prinzliche Weihnachtsgeſchenke im J. 1625.
Als die Söhne Ludwigs V. mit ihrem Hofmeiſter Georg von Plato
in Marburg ſich aufhielten, um dort zu ſtudiren, richtete der ſorgſame
Er=
zieher im November 1625 ein Schreiben an den Landgrafen, damit ſeine
Zöglinge am Weihnachtsſeſte mit den ihnen erwünſchten Geſchenken nicht
vergeſſen würden. Dieſes Schreiben kennzeichnet die Sparſamkeit jener
Zeit und die Anſchauung über Nothwendiges und Nichtnothwendiges und
wir wollen es dem Leſer mittheilen.
„ Durchlauchtiger hochgeborner Fürſt! — Dieweil dem alten löolichen
Gebrauche nach gegen zuſtehende Weihnachtfeſt für die fürſtliche junge
Herrſchaft allewege zeitlich iſt gedacht worden, ſo ſtehet ſolches, weil die
Sachen ſo dazu von Nöthen, auch allhier nicht zu bekommen ſein, in Eurer
fürſtl. Gnaden Ordinanz, wie es damit ſolle gehalten werden, und ob wohl
nicht ohne, daß dem Zeltſchneider Meiſter Herman ſelbige Sachen bei
Zei=
ten herbei zu ſchaffen, dem Gebrauch nach gebühre, ſo befürchte doch, weil
derſelbe vorſchiene Frankfurter Meſſe nichts eingekouft, und auch auf mein
Andeuten dieſelbe bei Zeit vielleicht nicht herbeiſchaffen möchte, daß etwa
Mangel an denſelben euiſtehen dürfte. Dieſem aber vorzukommen gelanget
an Ew. fürſtl. Gn. mein unterthänig fleißiges Vitten, (dafern E. f. Gn.
die fürſlliche junge Herrſchaft mit dem heiligen Chriſt, darauf ſie das ganze
Jahr gehofft, in Gnaden erfreuen wollen) Ew. f. Gn. wollen
obgemelde=
tem Zeltſchneiderignaͤdig beſehlen laſſen, daß er die Vorſehung thun möge, da=
mit die Sachen ſo die junge Herrſchaft ohnedieß hochnöthig hat, gegen die
heilige Weihnacht zeitlich herüber kommen mögen. Auf des Herrn
Amt=
manns zu Kelſterbach Nachricht von wegen des heiligen Chriſts habe ich
ſo viel vernommen, daß der jungen Herrſchaft die Kleidung, ſo dieſelbe
ſaſi das ganze Jahr durch von Nöthen gehabt durchs Chriſtkindlein ſein
beſcheeret worden.
Dieweil aber Landgraf Johann noch etliche Kleider haben, ſo
demſel=
ben, weil ſie gar zu klein geworden, nicht mehr dienlich ſein, die beiden
jüngſten Herren aber dieſelbe zu Ehrenkleidern noch wohl gebrauchen
kön=
nen, ſo könnte für Landgraf Heinrich und Landgraf Friedrich dießmal nur
Zeug zu neuen Sommerkleidern gekauſt, und weil Ihre fürſtl. Gnaden im
vollen Wachſen ſind, daſſelbe alſo= ungemacht von dem Chriſtlein beſchert
und bis zu dem Sommer hingelegt werden.
Was Ihre fürſtl. Gnaden an Leingeräth und ſonſten von Nöthen
ha=
ben, iſt aus beiliegender Liſte zu erſehen, und hat, der Zeltſchneider ſich
darnah zu richten.
Seiner füͤrſtl. Gn. Landgraf Johann haben nicht mehr als das
ein=
zige Kleid, ſo Sie täglich auf dem Leibe tragen, zu verbrauchen, und weil
daſſelbe quotidiano usu merklich conſumirt wird, haben Seiner fürſtl.
Gnaden eines reinlichen neuen Kleides hochnöthig. Weil aber Seiner furſtl.
Gn. vorlängſt ſchon ein braunes Kleid gern haben wollen, ſo könnte
daſ=
ſelbe EEw. fürſtl. Gn. gnädiger Dispoſition unvorgreiflich) twie es von
Michael dem Kammerdiener verzeichnet iſt, verfertigt jund gegen das h.
Chriſtfeſt hierher geſchickt werden.
Was Seiner fürſil. Gnaden ſonſt an weißem Leinenzeug von Nöthen
haben, iſt zugleich noch ſpezificirt.
Dieweil Seiner fürſtl. Gn. auch in der Fortiſikation und Meſſen ohne
inſtrumenta mathematica nicht fortkommen können, habe ich für Dieſelben
durch Doct. Jan Müller eins beſtellen laſſen. Dieweil aber daſſelbe nebſt
aller Zubehörung unter 10 Thaler nicht zu bekommen, habe ſolches Ew.
ürſtl. Gn. zuvor in Unterthänigkeit notificiren wollen. Sofern Ew. furſtl.
Gn. Inun in Gnaden bewilligen wollen, kann ſelbiges dem Landgraſen Johann
von dem h. Chriſt, nebſt andern nothwendigen Sachen auch beſcheert
werden.
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, den 4. Aaguſt.
0 (Stadtverordnetenſitzung am 3. Aug.) Behufs Einführung der am
15. Oct. in Wirkſamkeit tretenden Armenordnung wurden zu Mitgliedern
der ſtädtiſchen Armenverwaltung die Stadtverordneten Schwab, Felſing
und Lehr, ſowie Oberrechnungsreviſor Wagner, Rentner Ph. Seibel
und Hofapotheker Lautenſchläger erwählt. — Die Aufbeſſerung des
Gehalts ves Ortsgerichtsdieners Rothenhäuſer der ſeit neuerer Zeit
die Pfandgebühren nicht mehr bezieht, wurde des Princips wegen abgelehnt,
ebenſo die Penſionserhöhung des Feldſchützen Weber, dagegen dem
Schul=
diener Weber eine vorläufige Remuneration von 180 M. bewilligt.
Die nachgeſuchte; Ableitung des Abfallwaſſers der Beckſtraße in den
Darm=
bach wurde wiederholt abgeſchlagen.— Die Pfandhausrechnung pro 1875
conſtatirte, daß eine empfindliche Schmälerung dieſer Anſtalt durch die
Privatconcurrenz nicht eingetreten ſei=
Zum Octroierheber an der Dieburgerſtraße wurde Sergeant H. Jung von
hier mit einem Taggeld von 1 M. 37 Pf. nebſt Gebührenbezug u. ſ. w.
ernaunt. — Da der Aſſiſtenzarzt vom ſtädtiſchen Hoſpital Dr. Maurer,
am 1. Oktober wieder ausſcheidet, wurde an ſeine Stelle Dr. Rüttig von
Krimitſchau ernannt. — Was das Lokalreglement, das Halten von Hunden
betr., anlangt, ſo wurde daſſelbe im Weſentlichen angenommen, insbeſondere
das Mitnehmen von Hunden in Wirthſchaften unterſagt. Ueber die
Maulkorbfrage wurde bei Schluß des Blattes noch debattirt.
Wie bekannt iſt zur Hebung der Pferdezucht beſchloſſen worden,
alljührlich einen Fohlenmarkt verbunden mit Prämiirung der zu Markt
gehrachten hervorragender Exemplare dahier abzuhalten. Der dießjährige
3 hlenmarkt wird em 17. October abgehalten und iſt mit einer Verlooſung
verbunden.
Ein intereſſantes Gedenkblatt hat die Mainzer Schützen=
Ge=
ſellſchaſt zur Feier bes 2. Verbandsſchießens herausgegeben; es iſt eine
Einladung zum Preisſchießen der Mainzer Schützen im Jahre 1480 im
Urtext und in der Uebertragung in unſer jetziges Deutſch. Es iſt dies
Gedenkblatt von doppeltem
Intereſſe-
da es Kunde von dem Mainzer
Schützenweſen vor nahezu 400 Jahren gibt und außerdem eines der
älte=
ſten Werke der Schöffer'ſchen Diuckerei iſt. — Natürlich iſt darin von
Armbruſt=Schützen die Rede.
M. L.
Wie die O. Z. mittheilt wurde Hauptmann Krömmelbein von
einem ſchweren Unfall betroffen. In dem Augenblick als derſelbe vom
Pferd ſteigen wollie, ſcheute letzteres und der Officier ſiel ſo unglücklich,
daß er das Bein brach.
Butzbach. 1. Aug. Geſtern Abend wurde ein anſtändig gekleideter,
etwa 40 Jahre zühlender Mann von dem 5 Uhr 47 Min. von Frankfurt
abgehenden Perſonenzug zwiſchen der Station Bad Nauheim und Butzbach
in der Nähe des Viaducts todt gefahren. Da bei der gerichtlichen
Unterſuchung der Leiche ſich keine Papiere oder ſonſtige Nachweiſe zur
Feſt=
ſtellung des Namens, ſondern nur in der Hoſentaſche ein Strick und ein
Taſchenmeſſer vorſanden, ſo kann man wohl ſchließen, daß der Lod ein
geſuchter war.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.