Darmstädter Tagblatt 1876


28. Juli 1876

[  ][ ]

(Frag= und Anzeiges(att)

Abonnementspreis
6 Mark jährlich incl. Bringerlohn
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſte=llungen eylgegengenom=
min
zu l Mar: 20 Pf. peo Quortal
lncl. Pojiaujicbiag und Beſellgebübr.

Mit der Sonntags=Beilage:

139. Jahrgang.

Inſerat=
werden
angenommem in Darmſtad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Böößer.
Friedrichbſtr. Nr. 7. jowie auzwaͤrtk
von allem ſoliden Annonen= Ewe=
ditionen
.

Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Vollzeiamts Darmſtadt.

M146

Freitag den 28. Juli ½

1876

B e k a n n t m a ch u n g.
Betrefſend: Den Einjährig=Freiwilligen Militärdienſt.
Diejenigen Militärpflichtigen, welche als Einjährig=Freiwillige dienen wollen und im Großherzogthum Heſſen nach
8 23 und 24 der Erſatz=Ordnung vom 28. September 1875 (Reg.=Bl. Nr. 55 von 1815) geſtellungspflichtig ſind, werden auf
die in den 88 89 u. 90 der Erſatz=Ordnung euthaltenen, nachſtehend im Auszuge mitgetheilten, Beſtimmungen aufmerkſam gemacht,
mit dem Anfügen daß die Beſtimmungen über die Pflichten der zum einjährig freiwilligen Dienſt Berechtigten und die
Meldung zum Dienſtantritt iu den 88 93 und 94 l. c. enthalten ſind.
Bei Nichtbeachtung der beſtehenden Vorſchriften oder verſpüteter Einreichung der Geſuche kann die Zulaſſung zu der
nächſten Prüfung nicht ſtattfinden, bezw. der Berechtigungsſchein nicht verliehen werden.
Die vorſtehenden Beſtimmungen, ſowie die Beſtimmungen des nachſtehend abgedruckten 8 89 gelten ſowohl für Diejenigen,
welche ſich der Prüfung unterziehen wollen, als auch für Diejenigen, welche auf Grund eines Schulzeugniſſes den Berechtigungs=
chein
nachſuchen.
Für die im nächſten Herbſt ſtattfindende Prüfung ſind die Geſuche um Zulaſſung
ſpäteſtens bis zum 1. Auguſt 1876
bei der unterzeichneten Prüfungs=Commiſſion einzureichen.
Ueber die Anforderungen, welche au die zu Prüfenden geſtellt werden ꝛc., gibt die Prüfungs=Ordnung
Anlage 2 zur Erſ.=Ordn.) Aufſchluß.
Bezüglich des Prüfungs=Termins, ſowie des Locals, worin die Prüſung ſtattfindet, erfolgt weitere Bekanntmachung.
Eine ſpecielle Ladung erfolgt nicht.
Darmſtadt, den 23. Juni 1876.
Großherzogliche Prüfungs=Commiſſion für einjährig Freiwillige.
Der Vorſitzende: v. Marquard, Regierungsrath.
8 89. Nachſuchung der Berechtigung.
1. Die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienſt darf nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre nachgeſucht werden.
Der Nachweis derſelben iſt bei Verluſt des Aurechts ſpäteſtens bis zum 1. April des erſten Militärpflichtjahres
68 202 zu erbringen.) ꝛc. ꝛc.
2. Die Berechtigung wird bei derjeuigen Prüſungs=Commiſſion nachgeſucht, in deren Bezirk der Wehrpflichtige geſtellungs=
pflichtig
iſt. 18 23 und 24.
3. Wer die Berechtigung nachſuchen will, hat ſich bei der unter Nr. 2 bezeichneten Prüfungs=Commiſſion ſpäteſtens bis
zum 1. Februar des erſten Militärpflichtjahres ſchriftlich zu melden.
Dieſer Meldung ſind beizufügen:
a. ein Geburts=Zengniß,
b. ein Einwilligungs=Atteſt des Baters oder Vormundes mit der Erklärung über die Bereitwilligkeit und
Fähigkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen activen Dienſizeit zu bekleiden, auszurüſten und zu verpflegen.
c. ein Unbeſcholtenheitszeugniß. welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnaſien, Realſchulen, Progymnaſien
und höheren Bürgerſchulen) durch den Director der Lehranſtalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizei= Obrig=
keit
oder ihre vorgeſetzte Dienſtbehörde auszuſtellen iſt.
Zämmtliche Papiere ſind im Original einzureichen.
4. Außerdem bleibt die wiſſenſchaftliche Befühigung für den einjährig frelwilligen Dienſt noch nachzuweiſen. Dies kann
entweder durch Beibringung von Schulzeugniſſen oder durch Ablegung einer Prüfung vor der Prüfungs=Commiſſion geſchehen.
5. Der Meldung bei der Prüfungs=Commiſſion ſind daher entweder die Schulzeugniſſe, durch welche die wiſſenſchaftliche Be=
fähigung
nachgewieſen werden kann (8 90) beizufügen, oder es iſt in der Meldung das Geſuch um Zulaſſung zur Prüfung
auszuſprechen.
Die Einreichung der Zeugniſſe darf bis zu dem unter Nr. 1 genannten äußerſten Termin ausgeſetzt werden.
In dem Geſuche um Zulaſſung zur Prüfung iſt anzugeben, in welchen zwei fremden Sprachen der ſich Meldende
geprüft ſein will (Anl. 2. 8 1) Auch hat der ſich Meldende einen ſelbſt geſchriebenen Lebenslauf beizufügen. ꝛc. ꝛc. ꝛc.
306

[ ][  ][ ]

1330

Na 146.

8 9l. Nachweis der wiſſenſchaftlichen Befähigung durch Prüfung.
1. Wer die wiſſenſchafliche Befähigung für den einjährig freiwilligen Dienſt durch eine Prüſung nachweiſen will, hat ſich
auf Vorladung der Prüfungs=Commiſſion perſönlich im Prüfungstermin einzufinden.
2. Alljährlich finden 3 Prüfungen ſtatt, die eine im Frühjahr, die andere im Herbſt. Das Geſuch um Zulaſſung zur Prü=
fung
muß für die Frühjahrsprüſung ſpäteſtens bis zum 1. Februar, für die Herbſtprüfung ſpäteſtens bis zum 1. Auguſt ange=
bracht
werden.
Von einer der leiſtungsfähigſten Fabriken iſt mir der Alleinverkauf von
Thonplatten für Hausfluren, Cement=
Platten und Portland=Cement
für Darmstadt und Umgegend übertragen worden; ich bin in den Stand geſetzt, dieſelben in jeder
beliebigen Façon zu Fabrikpreiſen zu liefern und ſehe gefl. Aufträgen darauf gern entgegen.
Muſter und Preis=Courante können bei mir eingeſehen werden.
Darmstadt.
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GGOOO
FuIldo,

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L.oedud's HälzzHOhuig.
4
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ſchmeckender noch als Malz=Extract, dem Bienenhonig ähnlich, jedoch milder
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25 Apotheke, Hof=Apotheke und Hirſch=Apotheke.
Ec
8¾
4C01b
4 Ai uUrinPaiaaaaNagt.
BRUUUUUANUNRUsARUNRAAVö
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Herren=, Damen= und Kinderſtiefel
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nasser
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9

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Bleichſtraße 45.

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schen
mit gestempeltem Metall- Ver=
schluss
60 Pfg. und 1 Mark echt
au haben bei
Emanuel Fuld in Darmstadt.
E. H. Jochäti;

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von 531Mey, Sessicie & Co.,
dem Neſtle'ſchen vollkommen gleich, in
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Zulius Köhler,
Ernſt=Ludwigſtraße 1I.
Die leeren Blechbüchſen werden zu=

rückgenommen.

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fleiſch
und Noulade zu haben bei
W. Fagner, Ochſenmetzger,
Mathildenplatz 3.

[ ][  ][ ]

146.

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G. L. Kriegk.

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Nauheim bei Groß=Gerau.
Großes Lager, 1DF. 5791.
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4909) für Bier= und Weinfaß.

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19
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Milch, Speiſen und Eingemachtem ꝛc.,
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Salleylsäure Lahnpulver,
Hundmasser eto.
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Ludwigsplatz 7.
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ſtraße
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ſungen
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2r Stock 230 M. Gemüſegarten 30 M.
Näheres bei Ph. Henkel, Beſſungen.
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geſtell
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zu verkaufen. Hügelſtraße 28 parterre.

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auf dem Halm zu verkaufen.
Wienerſtraße 5. Leiſter, Gendarm.

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ze
Gracknel, Mixed cte.
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Louiſenplatz 4.
giaaß aafBiAymaD

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Beſſungen, Ecke der Kirch= u. Hügelſtr. 25.
5049) Caſernesraße 6i ein gut möbl.
Zimmer im 1. Stock an einen ledigen Herrn
ſofort zu vermiethen.

5775) Rheinſtraße 23 im oberen
Stock eine neu hergerichtete Wohnung,
78 Piecen, Gartenvergnügen ꝛc., ſofort
zu beziehen.

im Vorderhaus ein großes ſchönes Zimmer
zu vermiethen.

5962) Waldſtraße 23 ein Logis im
Vorderhaus, 3 Zimmer ꝛc., zu vermiethen.
c013) Möbl. Parterrezimmer Grafenſtr. 4.
6330) Eck der Bleich= u. Caſinoſtr. 12
ſein hübſch möbl. Zimmer zu vermiethen
und ſogleich beziehbar, wenn gewünſcht, da=
bei
Koſt.
3344) Gr. Bachgaſſe 31 iſt ein kleines
ogis zu verm. und gleich zu beziehen.

1331
Vermiſchte Nachrichten.
6301) Meine Wohnung und Baubüreau
befindet ſich von heute an Annaſtraße 44
(an der Heidelbergerſtraße).
Aug. Hus. Architekt.
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Jalousieen- & Roll=Läden-Fabrik
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treter
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B. Frenz in Mainz.
6346)
Geſucht.
Ein ſtadtkundiges Mädchen findet dau=
ernde
Beſchäftigung in der Glanzwäſcherei
von Georg Uhrig, Eliſabethenſtr. 46.

Die Ausstellung graphischer Arbeiten von
Studirenden
der polstechnischen Schule findet für das Studievjahr 1875-76 am 29.- 31.
Juli d. J. im Haupigobäude des Polytechnikums statt und ist zu folgenden
Leiten geöfkuet:
Samstag 29. Juli, Vorm. 10-12, Nachm. 3-6 Uhr.
Sonntag 30. Juli, Vorm. 10-1 Uhr.
Montag 31. Juli, Vorm. 16-12, Nachm. 3-6 Uhr.
Wir erlauben uns zum Besuche der Ausstellung hiermit einzuladen.
Darmstadt, 25. Juli 1876.
Die Direction der Grossh. polvtechnischen Schule.
6347)
Dr. Eduard Sohmitt.

6348)

Rhein=Bad Erfelden.

Unterzeichneter empfiehlt verehrl. Publikum
Bade=Anlagen zur gefälligen Benutzung.
RE. Hanzn,

von Darmſtadt und Umgegend ſeine
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ausgeführt von
Viſh. Hill.
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Beſtellungen können gemacht werden
bei Herrn Friedr. Schäfer, Ludw.=
4 Platz 7.
141
6338) Sonntag den 23. Juli wurde auf
dem Weg vom Kunoforſthaus nach der Hein=
richſtraße
ein Uhrgehänge von Bergeryſtall
verloren. Der redl. Finder wird gebeten, das=
ſelbe
Heinrichſtr.46 gegen gute Belohn. abzug.
6349) Ein Junge kann dauernde Be=
ſchäftigung
bekommen.
W. Schmidt, Schulſtraße I.
6350) Ein rein. zuverläſſ. Mädchen wünſcht
Monatdienſt auf den 1. Aug. Langegaſſess.
6351) Nähmaſchinenführerin und
Nadelgewandte Mädchen erhalten ſtändige
Arbeit. Langegaſſe 3.

6352) Ein Müdchen ſucht eine Stelle
als Schenkamme.
Zu erfr. bei Frln. Diehm, Hebamme,
Pädagoggaſſe Nr. 4.
6353) Ein Kanarienvogel, ſchwarz u.
gelb gezeichnet, iſt entflogen und gegen Be=
lohnung
abzugeben Waldſtraße 3.
Philipp Gerhard.
6354) Allen Verwandten und Bekannten
ſtatt beſonderer Anzeige hiermit die trau=
rige
Mittheilung, daß es dem Allmächtigen
gefallen hat, unſer innig geliebtes Töchterchen
Lizo
nach kurzem, aber ſchweren Leiden heute in
ein beſſeres Jenſeits abzurufen.
Um ſtille Theilnahme bitten
Jacob Heil und Frau.
Beſſungen, den 27. Juli 1876.

Ner eine Annonce hier oder auswärts
Dc veröffentlichen und Zeit reſp. Geld
ſparen will, der beauftrage damit die Anon=
cen
=Expedition von ¾¾89äGun' Pos
A. Voxiur s SrAnkkarzz. M.,
deren ausſchließliches Geſchäft es iſt,
Anzeigen in alle Zeitungen der Welt billigſt
zu vermitteln.

[ ][  ]

332

146

Mittheilungen jaus Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Juli.
0 Sitzung der Stadtverordneten vom 27. Juli. Bei Eröffnung der
Sitzung gedachte der Großh. Bürgermeiſter des demnächſtigen Ausſcheidens
des Stadtverordneten Kritzler in Folge ſeiner Befoͤrderung als Hofge=
richſsrath
in Gießen, worauf Kritzler ſichtlich bewegt für die warme Aner=
kennung
, welche ſeiner Thätigkeit gezollt wurde, dankte. Weiter iſt ein
Antrag des Kirchenvorſtandes auf Auseinanderſetzung zwiſchen der Civil=
und ev. Kirchengemeinde eingelaufen. Verſelbe geht in eine beſondere Com=
miſſion
. Heß beantragte Errichtung eines ſtädtiſchen Einquartierungs=
hauſes
aus den Mitteln, welche demnächſt der Stadt noch für die 1870071
geleiſteten Lieferungen zu Theil werden. Was die Reſultate der letzten
Schulprüfungen anlangt, ſo verwies der Bürgermeiſter auf das betr.
Ausſchreiben der Kreisſchulcommiſſion, welches bereits in Ausführung be=
griffen
und gegen welches er keinen Widerſtand und Widerſpruch der Lehrer
dulden werde und hoffte im nächſten Jahre beſſere Ergebniſſe berichten zu
koͤnnen. - Für die Oberlehrerſtelle an der Mittelſchule für Mädchen wurde
insbeſondere Lehrer Volz dahier in Vorſchlag gebracht. 5Die Lehrer
Hartmann L., Reeg, Bernhard und Magel ſollen um eine Ge=
haltsklaſſe
aufrücken, die 10te (Elementarklaſſe) der Mädchenſchule, weil
uͤberfüllt, getheilt werden. (Schluß folgt.
Der Plan, den heſſen=darmſtädtiſchen Antheil der Main=Weſer=
Bahn ſür den preußiſchen Eiſenbahn=Fiskus zu erwerben, iſt neuerdings
von Preußen wieder auf die Tagesordnung gebracht worden.
Mainz, 18. Juli. Der Mainzer Anz.- veröffentlicht das Feſt=
Programm für das II. Verbandsſchießen vom 30. Julibis
6. Auguſt. Daſſelbe lautet:
Samstag, den 29. Juli, Nachmittags: Ankunft der fremden Schützen,
welche vom Feſtcomite mit Muſik nach dem Theaterplatzz geleltet werden.
Abends 8 Uhr: Geſellige Vereinigung in der Anlage= woſelbſt ein
großes Concert ſtattfindet. Nur der Beſitz einer Feſtkarte berechtigt zum
freien Eintritt.
Sonntag, 30. Juli, Morgens 7 Uhr: Reveille durch das Muſik=
corps
der Mainzer Feuerwehr. Im Laufe des Vormittags Ankunft und
Empfang noch eintreffender Schützen. - 10 Uhr: Aufſtellung des Feſt=
zuges
auf dem Schloßplatz. - 11 Uhr: Feſtzug, welcher ſeinen Weg von
dem Schlofplatz durch die Hauptſtraßen der Stadt nach dem Feſtplatze
nimmt. Das Feſtcomite beſorgt die Aufſtellung und Leitung des Zuges.
Zugordnung: Muſikcorps der Mainzer Feuerwehr, Theil Feuerwehr mit
ihrer Fahne, Theil Turner mit ihrer Fahne, Mainzer Liederkranz, Lieder=
taſel
, Liederzweig, Männer=Geſangverein, Sängerkranz. Caſteler Geſang=
verein
, Geſangverein Einigkeit von Weiſenau, Geſangverein Liedertaſel von
Weiſenau (ſämmtliche Vereine mit ihren Fahnen), Artilleriemuſik zu Pferde,
Central-Comite, nicht zum Verband gehörige Schützengäſte, badiſcher Landes=
ſchützenverein
, eine Abtheilung Feſt=Comite, Pioniermuſik, pfälziſcher Schützen=
bund
, eine Abtheilung Feſt=Comite, Muſikcorps des Inf.=Reg. Nr. 117.
mittelrheiniſcher Schlltzenbund, Finanz=, Bau=, Wirthſchafts= und Schieß=
Comite, Mainzer Schützengeſellſchaft, Turner, Feuerwehr. Berittene Feſt=
Comitemitglieder eröffnen und ſchließen den Zug und ſorgen für die Ord=
nung
während des Marſches. Nach Ankunft auf dem Feſtplatze, Fahnen=
auſſtellung
in der Feſthalle und darauf Begrüßung der fremden Schültzen
durch den Ehrenpräſidenten des Central=Comite's Herrn Bürgermeiſter
Wallau. Nachmittags 1 Uhr: Eröffnungsbanket (Preis per trockenes
Couvert 2 Mk.) mit großem Concert, ausgefühtt durch die Kapelle des
Großh. Heſſ. Inf=Regiments Nr. 117 als Feſtmuſik. Vortrag patriotiſcher
Lieder Seitens der Geſangvereine. - 3 Uhr: Beginn des Schießens.
4-7 Uhr: Concert, bei günſtiger Witterung vor der Feſthalle, bei un=
günſtiger
Witterung in der Feſthalle. - Abens 8 Uhr: Schluß des Schießens.
8-11 Uhr: Großes Concert in der Feſthalle durch die Feſtmuſik.
Montag, den 31. Juli, Morgens 6 Uhr: Beginn des Schießens.
Nachmittags 11 Uhr: Abholung der Schützen zur Ueberreichung der ge=
wonnenen
Becher am Gabentempel durch die Muſikkapelle. - 1 Uhr: Feſt=
banket
mit Concert. - 4-7 Uhr: Concert. - Abends 8 Uhr: Schluß
des Schießens. - 8-11 Uhr: Großes Concert in der Feſthalle.
Dienstag. 1. Auguſt: Wie am Montag.
Mittwoch, den 2. Auguſt, Morgens 6 Uhr: Beginn des Schießens.
11 Uhr: Schützentag des Mittelrh. Schützenbundes in der Feſthalle.
Nachmittags 41 Uhr: Vertheilung der Becher am Gabentempel.-
1 Uhr: Feſtbanket mit Concert. - 4-7 Uhr: Concert.- Abends 8 Uhr:
Schluß des Schießens. - 8-11 Uhr: Großes Vocal= und Inſtrumental=
Concert in der Feſthalle; ausgeführt durch die vereinigten Geſangvereine:
Lieder kranz, Liedertafel, Liederzweig, Männergeſangverein und Sängerkranz
von Mainz, des Caſteler Geſangvereins, der Geſangvereine Einigkeit und
Liedertafel von Weiſenau und der Muſitkapelle des Großh. Heſſ. Inf.=Reg.
Nr. 117, Herr Kapellmeiſter Fiſcher, unter Leitung des Dirigenten der
Mainzer Liedertafel, Herrn Kapellmeiſter Lux.
Donnerstag, den 3. Auguſt, Morgens 6 Uhr: Beginn des Schießens.
11 Uhr: Verbandsſchützentag des Bad. Landesſchützenvereins und des
Pfaͤlziſchen und Mittelrheiniſchen Schützenbundes in der Feſthalle. Nach=
mittags
: Wie am Montag.
Abends 8½ Uhr:
Freitag, den 4. Auguſt: Wie am Montag.
Tanzbeluſtigung, bei günſtiger Witterung vor der Feſthalle.
Samstag, den 5. Auguſt: Wie am Montag. -Abends ¼10 Uhr:
Brillant=Feuerwert, ausgeführt durch Hrn. Feuerwerker Ph. Schmitt junior
aus Mannheim.

Sonntag, den 6. Auguſt, Morgens 8-11 Uhr: Muſikaliſche Mor=
Nachmittags 1 Uhr:
genunterhaltung mit Frühſtück in der Feſthalle.
Großes Schlußbanket mit Concert. - 3 Uhr: Vertheilung der erſten zehn
Preiſe auf jeder Scheibe. - 3-6 Uhr: Concert. Abends 8-11 Uhr:
Großes Concert in der Feſthalle. -¼10 Uhr: Feuerwerk und bengaliſche
Beleuchtung der Feſthalle und des Gabentempels.
Montag. den 7. Auguſt, Nachmittags 4 Uhr: Feſtfahrt von Mainz
nach Rüdesheim und zurück auf feſtlich geſchmückten Rheindampfern. Auf
der Rückfahrt Feuerwerk und Beleuchtung der Villen im Rheingau. Aul
jedem Dampfer befindet ſich eine Muſikkapelle. Der Preis der Fahrt wird
während des Feſtes publicirt.
Gießen, 26. Juli. Heute Morgen führte eine Blutſpur vom
Bahnhofe bis in die Klinik, von einem hier ſtationirten Bremſer der Köͤln=
Gießener Bahn herrührend, der geſtern Abend, während er beim Rangiren
des Zuges auf Station Betzendorf, von ſeinem auf dem Wagen befindli=
chen
Sitze herabſteigen wollte, fehltrat und unter die Räder gerieth, die ihm
leider beide Beine abfuhren. Vergangene Nacht 11 Uhr kam er hier an,
wurde in die Klinik verbracht, woſelbſt die verſtümmelten Beine amputirt
wurden. Der Unglückliche iſt Familienvater von 3 noch kleinen
Kindern.
Der Gewitterregen in der Nacht des 24. Juli hat in Frankfurt der
Ludwigsbahn ziemlichen Schaden gebracht. Ein Waggon mit Zucker,
von welchem die Schutzdecke herabgenommen worden war, wurde ſo durch
F. A.
näßt, daß die Ladung vollſtändig zerfloß.
Die Traubenkrankheit iſt in Edenkoben wieder aufgetreten,
an einzelnen Stellen ſogar mit großer Heftigkeit.
Gegenwärtig ſindet in ganz Baden die Vertheilurg der von der
Großherzogin geſtifteten goldenen und ſilbernen Ehren=
kreuze
an ſolche Dienſtboten ſtatt, welche 25 Jahre und darüber in einer
und derſelben Familie im Dienſte ſtehen. Die Handlung wird in der Re=
gel
in feierlicher Weiſe auf den Rathhäuſern durch die Vorſtände der
Frauenvereine vorgenommen, und ſind dabei die geiſtlichen und weltlichen
Beamten der Amtsſtadt, ſowie die Herrſchaften der ausgezeichneten Dienſt=
boten
und andere Leute anweſend.
Witterungsbericht der deuiſchen Seewarte in Hamburg vom
26 Juli: In Centraleuropa hat der Luftdruck wieder zugenommen, während
er in 7W. und Nordeuropa erheblich geſunken iſt. Unter dem Einfluß
eines nördlich von Schottland vorübergthenden Minimums drehten die
Winde auf der Nordſee und dem Canal nach W. und S.W. zurück. In
dem Streifen von Jütland bis Bayern dauert die Abnahme der Tempera=
tur
fort, doch herrſcht in Deutſchland allgemein angenehmes Sommerwetter
mit meiſt heiterem Himmel, in Süddeutſchland haben wiederum mehrfach
Gewitter und Regenſchauer ſtattgefunden.

Allerlei über die Kirchenſtener. Nr. 4.
Die Wormſer Gemeindevertreter ſagen in ihrer am 7. Juni erlaſſeren
Anſprachev: Wir erkennen mit veller Ueberzeugung an, daß eine an=
ſehnliche
Aufbeſſerung der Pfarrgehalte erfolgen mußte, und zwar,
nachdem die Stände des Landes dazu weitere Mithülfe verſagt, durch eine
allgemeine Kirchenſteuer. Und die Darmſtädter Landesverſammlung
vom 26. Juni erklärt, daß die Selbſtſtändigkeit der Kirche mit Nothwen=
digkeit
zu einer Kirchenſteuer- führe.
Die Synode, indem ſie die Kirchenſteuer beſchloß, hat alſo gethan,
worauf die Selbſtſtändigkeit der Kirche mit Nothwendigkeit führte, und was
nach Lage der Sache unbedingt erfolgen mußte. Das heißt: ſie hat recht
gethan.
Was ſolgt daraus? Beide genannte Erklärungen ſagen: weil die
Synode ſolches gethau hat, darum muß ſie aufgelöſt und durch eine ganz
anders gewählte erſetzt werden. Wunderbarl die Synode hat Recht,
darumfort mitihrl
Doch nein, ganz Recht hat ſie nicht. Die Darmſtädter Erklärung
ſagt: es hülte eine Herabminderung der Steuer durch Zuſammenlegung von
Pfarreien und diverſe Abſtriche an einzelnen Anſätzen erzielt werden kön=
nen
. Die Zuſammenlegun; iſt in dem Claſſificationsgeſetz vorgeſehen
und bereits in ausgiebiger Weiſe im Gang. Im erſten Halbjahr dieſes
Jahres ſind, wie die Darmſtädter Zeitung meldet, 15 mehr oder weniger
entbehrliche Pfarrſtellen nebſt 10 Diakonats= und Mitpredigerſtellen einge=
zogen
worden, während eine noch viel größere Zahl thatſächlich unbeſetzt
iſt. Das könnte der Zuſammenlegungsluſtigſte als einen erklecklichen An=
ſang
gelten laſſen. Und was die ſonſtigen Herabminderungen betrifft,
wie weit ſie ausfühtbar und zuläſſig wären, ſoll für jetzt nicht gefragt
werden, ſondern nur; wer über die 3 Pfennige vom Gulden unzufrieden
iſt, würde der mit 2¼ Pfennigen zufriedener ſein? Und es ſollte ſchwer
halten, ſelbſt mit den entſchiedenſten Abſtrichen den Geſammtbetrag um ſo
viel, d. h. um ein volles Sechſtel herabzudrücken. - Die Wormſer aber
beklagen ſich über das übereilter Verfahren; mancherlei Berechnungen,
Verhandlungen u. ſ. w. hätten erſt noch vorhergehen müſſen. Und wenn
es nun möglich zu machen geweſen wäre den Anfang der Beſteuerung noch
um ein Jahr hinauszuſchieben lnger wäre es in keinem Fall gegan=
gen
, - würde die Kirchenſteuer denen, die ſie im Jahr 1876 nicht wollen,
im Jahr 1877 willkommener geweſen ſein? Schwerlich; wohl aber ware
ſie dann größer ausgefallen, meil, um jenen Auſſchub zu ermöglichen, alle
vorhandenen Einnahmequellen bis auf den letzten Tropfen hätten ausge=
ſchöpft
werden müſſen.
26-

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.