Darmstädter Tagblatt 1876


21. Juli 1876

[  ][ ]

Darmſtaͤdter Laablalt.

(Frag= und Anzeigeßlatt)

½ ens rels
6 Mark jährlich incl. Bringerlohn.
Einzi is wwerden von allen Poſt=
Andkeri Be ſi. Kungen eutgegengenom=
men
zu ½ Mark hn Bf. pro Quartal
incl. Pojiaufichlag und Beſteugebühr.

Mit der Sonntags=

Inſerate
Verdenangenommen nDernſtad
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 23.
i Beſſungen von Friedr. Blbher,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſomte auswärg
von ellen ſoliden Annonen=Eewo
ditionen.

139. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Parmſtadt.

M14N

Freitag den 21. Juli

1876

B e k a n n t m a ch u n g.
Zu Babenhauſen wird am 1. Auguſt d. J. eine Telegraphen=Anſtalt mit be=
ſchränttem
Tagesdienſt (vergl. 8 4 der Telegrapheu=Ordnung für das Deutſche Reich)
eröffnet. - Darmſtadt, am 15. Juli 1876.
Der Kaiſerliche Ober=Poſidirector:
Deininger.

Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 25. Juli, Vormittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe im Hauſe Mühlſtraße Nro. 72 nachverzeichnete
Mobilien, als: 1 Chaiſelonque, 1 Kommode, 1 Pfeilerſchrauk, 1 Kleider=
ſchrank
, Stühle, Tiſche, Spiegel, 1 engliſches Bett mit Bettſtelle, 1 =
chen
=Einrichtung gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtast, Hof=Tarator.

8½

Voerſeigerunzs=unzeie.
Montag den 24. Juli, Voraittags 9 Uhr,
werden wegen Abreiſe im Hauſe Roßdorferſtraße Nr. 231 nachverzeich=
nete
Mobilien, als: 1 Kanapee, 3 Stühle mit grünem Rips, 1 Schlaf=
Sopha Rohr= und Strohſtühle, 1 Schreibkommode, Kommode, Pfeiler=
ſchränke
, ovale und andere Tiſche, Spiegel in Gold= und andern Rahmen,
2 Bettſtellen mit Sprungfeder u. Haarmatratzen, Waſchtiſche, Vorhänge,
1 Regulator, 1 große Nähmaſchine, 1 Zimmerteppich von Pelüſche,
1 Küchenſchrank mit Glasaufſatz, Küchengeräthe und ſonſtiger Hausrath
gegen baare Zahlung verſteigert.

M. Neuſtadt,

Hof=Taxator.

Holz=Handlung v. Gebr. Vogel
Nauheim bei Groß=Gerau.
Großes Lager 1F. 5791
ſelbſt ausgehauener Daubhölzer.
4909) für Bier= und Weinfaß.

5957)

F Grystallzucker
per Pfd. 43 Pfa. bei
Ph. Weber,
Karlſtraße 24.

D
S

Saat=Wicken

in ganz reiner Qualität billigſt abzugeben
bei
J. Bauer, Mauerſtraße.

6067a) Vorräthige Petroleum=Büttchen,
ausgehobelt, zwei Ohren, von 1 M. 50,
Blumenkübel von 1 M. 50 bis 3 M.
Auch wird alle Flickarbeit angenommen,
geholt und gebracht. Adolph Rau,
Gardiſtenſtraße 25. Küfermeiſter.

5340) ½ Morgen Heugras nächſt der
Gasfabrik abzugeben. Näheres bei der Exp.
6141) Eine hellbraune Stute ohne
Zeichen, 8 Jahre alt, aus dem Neuſtädter
Geſtüt, vollkommen geſund, fehlerfrei, fromm,
von elegantem Exterieur, geritten und be=
ſonders
ſicher und auffallend gängig als
Einſpänner, ſteht zum Verkauf:
Schießplatz bei Darmſtadt,
Stallbaracke der 2. reitenden Batterie.

Bekanntmachung.
Die Anlieferung von Petroleum, Ma=
ſchinensl
und Werg an die Dampfpump=
ſtation
im Soder ſoll auf dem Soumiſſions=
weg
vergeben werden.
Die hierauf bezüglichen Offerten ſind bis
zum Samſtag den 20. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr, bei dem Stadtbauamt
einzureichen, woſelbſt Voranſchlag und Be=
dingungen
zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 19. Juli 1876.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
6140)
Ohlh.

49 a9 4 b4t
88
2a HN0N
62
gagun
BRSNAALuRnnunahabstn
H).
G
Lioeftumd's Malx-Homte.
33 ein neues Produkt aus der Fabrik von Ed. Loeflund in Stuttgart, wohl=
4 ſchmeckender noch als Malz=Extract, dem Bienenhonig ähnlich, jedoch milder
5 und nicht kratzend im Schlund, daher auch das angenehmſte Hausmittel gegen Lr.
8 jede Art von Huſten, Außerſt ſchmackhaftes Nährmittel für Kinder und Kranke,
4
E für letztere zugleich ein beliebtes Corrigens auf Arznei, iſt in Gläſern zu 1 M.
8 aus jeder Apotheke zu beziehen. In Darmſtadt: in der E. Merck'ſchen
5127)
2 Apotheke, Hof=Apotheke und Hirſch=Apotheke.
4
124
42
LoLaunusnnnnnnnnnnanur n u unani
355

4.
23

[ ][  ][ ]

1292

N 141

241

Ich beehre mich hierdurch ergebenſt anzuzeigen, daß ich mein bisher Ecke der
Hügel= und Schützenſtraße betriebenes Fabrik= und Inſtallations=Geſchäft; nach der
oberen Rheinſtraße Nr. 3 verlegt habe.
Gleichzeitig erlaube ich mir auf mein
neues amerikaniſches
ba
½OnAOhOOI &am; Laanpon
aufmerkſam zu machen.
Die Hauptvorzüge meines Lampenöls ſind: abſolute Gefahrloſigkeit, geruchloſe
Verbrennung und dreifache Leuchtkraft wie Petroleum. Oel und Lampe ſtellen ſich
nicht theurer, wie jede andere Beleuchtung.
Petroleum=Lampen können mit wenigen Koſten umgeändert werden.
5902)
74)
L ELGOh,
Eaxk
44)
AaAAAAiAii
versDias
46142)
Grab=Denkmäler
in Marmor, Sandſtein ꝛc., von den einfachſten bis zu den reichſten, in f
großer Auswahl, ſtets vorräthig. Nenovation von Denkmälern. Grab=
Einfaſſungen in Stein, Guß= und Schmiedeiſen.
040
Ford. Hoſmsioio in Frankfurt a. M,
Eckenheimer Landſtraße, dem Friedhof gegenüber.
104143)

E=
E
Wazz

Geſchiſſes-Eröſſung und Empfehlung.
Hiermit erlaube mir einem verehrten Publikum die ergebene Anzeige zu
machen, daß ich Beſſunger Kirchſtraße 35 eine
Bau- und Möbel=Schreineret
errichtet habe. Mein eifrigſtes Beſtreben wird es ſein, durch gute Arbeit, ſowie billige
Preiſe mir das Wohlwollen meiner verehrten Gönner zu erhalten und bewahren ſuchen.
Reparaturen aller Art werden ſchleunigſt beſorgt. Bei vorkommenden Sterbefällen
halte ich mich im Anfertigen von Säͤrgen, ſowie die ganzen Beſorgungen bei billigſten/
Preiſen beſtens empfohlen.
Kuküöpp Gzchs,

6072)

Schreinermeiſter.

E
WESO-gurtan.

)

e

8
Ich Unterzeichneter erlaube mir einem geehrten Publikum die ergebene

4
3 Anzeige zu machen, daß ich unterm Heutigen eine


Wein. Biek
ud HyielweinVerzapl
3 errichtet habe.
Ich werde zu jeder Zeit bemüht ſein, meinen werthen Kunden durch

Bestauraton,

gute Speiſen und Geträuke ſowie reelle Bedienung entgegen zu kommen.
Achtungsvoll
329
4. NS0LUNL0 10IINaODD,
Carlſtraße Nr. 40.

Bock Dier
Samſtag und Sonntag
Reſtauration Frey,
Eck der Karl= und Kiesſtraße.

6144) Strohſeile ſind zu haben bei
Marr Mayer,
Dieburgerſtraße Nr. 7.

Kindermehl
von Gſſey, Schicic & Ce.,
dem Neſtle'ſchen vollkommen gleich, in
Büchſen M. 1. 20 Pf.,
bei
Julius Köhler,
Ernſt=Ludwigſtraße 11.
23
Die leeren Blechbüchſen werden zu=
rückgenommen
.
1

6145)
Friſches
Persisches Insectenpulver
ſoeben eingetroffen, ebenfalls die zum Ein=
blaſen
zu verwendenden ſGummiblaſen
4 Stück 50 Pfg.
Ferner die beliebten engliſchen Hühner=
angenfilzringe
und Zahnhalsbänder
zum Erleichtern des Zahnens der Kinder.
Georg Liebig Sohn.
6146) Freitags friſche Leberklöße, gutes
Bier und freundliche Bedienung in
Breidenbach's Felſenkeller.
HausverkaufoderVermiethung.
6147) Ein neues kleineres 2ſtöckiges
Wohnhaus, 6 Zimmer, Boden, 2 Sou=
terrains
, mit Garten, verläng. Weinberg=
ſtraße
, gegenüber der Brod Fabrik in Beſ=
ſungen
, nächſt der Heidelberger Chauſſee u.
Neckarbahn, iſt für 7900 Mark verkäuflich.
Freie freundl. Lage, Südfront, mit hübſcher
Ausſicht. Miethpreis: Ir Stock 160 M.
2r Stock 230 M. Gemüſegarten 30 M.
Näheres bei Ph. Henkel, Beſſungen.

Vermiethungen.
4455) Ein Zimmer ohne Möbel zu
vermiethen. Eliſabethenſtraße 1 Vorderhaus.
4528) Ein einzelnes Zimmer mit
ſoder ohne Möbel billig zu vermiethen.
Beſſungen, Ecke der Kirch= u. Hügelſte. 25.
5775) Rheinſtraße 23 im oberen
Stock eine neu hergerichtete Wohnung,
78 Piecen, Gartenvergnügen ꝛc., ſofort
zu beziehen.
H.
584)
Bleichſtraße 1
im Vorderhaus ein großes ſchönes Zimmer
zu vermiethen.
5817) In meinem Hauſe, in der Ver=
bindungsſtraße
der Beſſ. Carls= und Mar=
tinsſtraße
(Steinackerſtraße) iſt der mittlere
Stock, fünf Zimmer nebſt dazu gehörigen
Bequemlichkeiten an eine ruhige Familie zu
vermiethen und am 1. October beziehbar.
Winther.
5049) Caſerneſraße 64 ein gut möb=
Zimmer im 1. Stock an einen ledigen Herrn
ſofort zu vermiethen.
5962) Waldſtraße 23 ein Logis im
Vorderhaus, 3 Zimmer ꝛc., zu vermiethen.
6013) Möbl. Parterrezimmer Grafenſtr. 4.
6069) Ein freundliches Zimmer m. Ca=
binet
obere Rheinſtraße 1 Manſarde.

[ ][  ][ ]

R 141

1293

6106) Ein freundl. Logis im 3. Stock
zu vermiethen u. gl. zu bez. Schloßg. 33.
Winzi
p
E. 6148, Zu vermiethen.
In der Eenst-Ludwigstrasse Nr. 5
I. S. -k sind 2 echön möblirte
Zimm. zu vormiethen.

8145) Einl Laden zu verm. Schulgen=
gaſſe
Nr. 22 gleich zu beziehen.
6150) Ein Dachlogis zu vermiethen.
Soderſtraße 21.
6151) Ein elegant möblirtes Zimmer,
mit Ausſicht nach der Straße zu verm.
Näheres Grafenſtraße 35, 3. Stock.
6152) Eine Schloſſer=Werkſtätte mit Logis
wird innerhalb der Stadt zu miethen ge=
ſucht
. Zu erfragen auf der Expedition.

Vermiſchte Nachrichten.

Eüssbodenanstrich
42288)
und
Wolanons
der Fußböden wird beſtens und billig
ausgeführt von
Viſh. Hill.
Nittergaſſe 4.
Beſtellungen können gemacht werden
bei Herrn Friedr. Schäfer, Ludw.=
4 Platz 7.
CnrttrnriirrAar
o966 Ein tüchtiger Nahmenmacher
Glaſer Rettig.
geſucht.
6074) Weißbindergehülfen, welch=
ſolide
Arbeiten fertigen, werden ſogleich an=
geſtellt
. Philipp Schaub, Weißbinder,
Arheilgerſtraße 14.

8

Blechſchmied

ein tüchtiger, auf Schwarzblech=Arbeit wie
Rohre u. ſ. w. geübt, geſucht vou
J. H. Welaharda in Würzburg.

6100) Eine Köchin, die auch waſchen
und putzen kann und gut empfohlen wird,
wird zum ſofortigen Eintritt geſucht.
Näheres Heinrichſtraße Nro. 108 eine
Treppe hoch.

6115) Tüchige Schmiedegeſellen ſucht
G. L. Lauber, Zeug= u. Grobſchmied,
Beſſunger Sandſtraße 40.

Oeffentliche Aufforderung.

Betreffend: Maher Löb und Mordachai Mayer'ſche Stiftung in
Griesheim. Aufſtellung eines Stammbaums.
Mit Genehmigung Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt ſoll ein Stammbaum
der Stifter aufgeſtellt werden. Es werden deßhalb alle Anverwandte derſelben hiermit
aufgefordert, binnen drei Monaten von heute an über den Grad ihrer Verwandtſchaft,
ſowie der Voreltern ſchriftliche Angabe zu machen und an unterzeichneten Adminiſtrator
portofreißgelangen zu laſſen.
Diejenigen, welche obiger Aufforderung nicht nachkommen, haben ſich und ihren
Nachkommen alle Nachtheile ſelbſt zuzuſchreiben.
Darmſtadt, den 18. Juli 1876.
Der Adminiſtrator:
Jonas Meyer, Zeughausſtraße.
6154)
Zo2
6h.
vooaOoiOiete
E
GaAlhanh.
Freitag den 21. Juli Abends 7½ Uhr
4
Uuterhaltungs=Muſi.
44
ausgeführt von der ganzen
E.
oCapelle des 2. Großherzogl. Heſſ. Garde=Dragoner=
44
Regiments Nr. 24,
unter Leitung ihres Capellmeiſters Herrn Gaubatz.
Eintrittspreis Perſon 20 Pfo
21
15
W. Bei ungünſtiger Witterung im Saal.
E3 6084
Hor

6131) Als Kutſcher geſucht ein junger,
unverheiratheter, arbeitſamer Mann (früher
Cavalleriſt). Wilhelmſtraße 6.
6137)
Verloren.
Auf dem Wege von dem Marktplatze durch
den Herrngarten nach der Wendelſtadtſtraße
wurde Dienſtag um 12 Uhr eine goldene
Damenuhr verloren. Dem redl. Finder
eine gute Belohnung. Wendelſtadtſtr. 24. III.
6153) Fräulein B. Bevor Sie nach
Amerika reiſen, beſehen Sie Sich erſt den
Seeſturm im Thiemer'ſchen Welttheater,
dann wird Ihnen die Luſt zu Ihrer Reiſe
vergehen.
J. M.

540

G½IIOaAGUAIUrURL¾
78.
Wönaan,F.
426e
w1PL1--Cun.
Samſtag den 22. Juli 1876, Abends 8 Uhr:
Coneert mit Lanl bel Mahenischerhach.
im Vereinsſoßal.
Das Coucert wird unter der Leitung des Herrn Muſikdirector Adam von der
Capelle des 1. Leibgarde=Regiments Nr. 115 ausgeführt.
6110)
Die Vergnügungs=Commiſſion.

Caod.
Nojan
Heſangbet zuu ydu vertafele
Samſtag den 22. Juli 1876 auf dem Carlshof
Gannmer-Castud mit ilalicuischer Hacht.
Anfang 8 Uhr.
6111)
Der Vorſtand.
2
SalOmSCUIidt
verbunden mit
Thiemer's VellTheater,
neben dem
4
Schützenhof. Täglich große Vorſtellung.
6052)
Anfang Abends 8 Uhr.
W. Samſtag: Schlacht bei Metz. -
E-Nachmittag 4 Uhr Extra=Schüler=Vorſtellung.-E.
H ä u f e r
in den beſten Lagen, mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen
M. Neuſtadt, Aezanderſtraße.

[ ][  ]

1294

E. 141

Die Weltausſtellung in Philadelphia.
Eine Induſtrie nährt die anderel iſt ein alter Satz, der
wohl noch niemals in ſo deutlicher Weiſe zur Anſchauung ge=
bracht
iſt als auf der Ausſtellung zu Philadelphia, wo neben
den Erzeugniſſen der Induſtrie auch zugleich der moderne ge=
waltige
Vermittler ausgeſtellt iſt, welcher es der Induſtrie mög=
lich
macht, bekannt zu werden und zur Geltung zu gelangen:
die Preſſe. In keinem Lande der Welt macht die Induſtrie
einen ſo ausgedehnten Gebrauch von dem in der Preſſe gebote=
nen
Hilfsmittel, hat aber dafür auch in keinem Lande ſo glän=
zende
Erfolge aufzuweiſen als grade hier. Daß von allen
Blättern der Welt die Amerikaniſchen, die läugſten, oft Wochen
und Monate lang in unveränderter Form täglich wiederkehren:
den Annoncen bringen, iſt allbekannt, aber noch niemals war
dies in ſo deutlicher, überſichtlicher und Allen zugänglicher Weiſe
zur Schau geſtellt, als es in dem PPavillon geſchieht, welchen
die Zeitungsagentur Nowel u. Co., die größte in den Vereinig=
ten
Staaten, auf dem Ausſtellungsplatze errichtet hat. Es iſt
ein leichtes, geſchmackvolles Gebäude von etwa 22 Meter Länge
15 Meter Breite und 11 Meter Höhe. Den mittleren Raum
deſſelben bildet ein großer Saal, in welchem ſämmtliche,
in den Vereinigten Staaten erſcheinende Zeitungen und
periodiſche Zeitſchriften, 8129 an der Zahl, ausliegen.
Auf der Wiener Ausſtellung befand, ſich eine ähnliche
Zeitungsſammlung, dieſelbe enthielt aber von jedem Journal nur
eine Nummer zur Auſicht, während hier die Einrichtung ge=
troffen
iſt, daß, ſo lange die Ausſtellung dauert, dem Zeitungs=
pavillon
fortlaufend die täglich erſcheinenden Blätter per Poſt
zugehen. Wer alſo das Kunſtſtück fertig bringt, in einem Tage
8129 Journale zu durchleſen, erfährt ganz genau, was ſich in=
nerhalb
der letzten vierundzwanzig Stunden bis 14 Tage - denn
ſo lange dauert es trotz der Pacific=Eiſenbahn, ehe die Blätter
der entfernteſt gelegenen Orte hier eintreffen - im Bereiche des
Sternenbanners zugetragen hat.
Aber nicht blos von außen werden Zeitungen zur Ausſtel=
lung
geſandt, ſondern in der Maſchinenhalle ſolche ſogar gedruckt.
Der Eigenthümer der New=York=Times hat eine ſeiner Wal=
ter
=Preſſen; von derſelben Art wie die derMagdeburgiſchen
Zeitung; hierher geſandt und läßt ſie vor den Augen der
erſtaunten Ausſtellungsbeſucher arbeiten. Die dazu gehörigen
Schriftplatten treffen täglich druckfertig von New=York in Phila=
delphia
ein. Von Zeit zu Zeit werden die Beſucher der Halle
aus ihren Betrachtungen durch ein lautes vollendes Geräuſch
anfgeſchreckt, welches das Naſſeln und Schnurren der Hunderte
von arbeitenden Maſchinen weithin übertönt, Alles blickt auf und
in wenigen Secunden iſt die Preſſe von zahlreichen Zuſchauern
umlagert, die neugierig das ungewohnte Schauſpiel betrachten,
das ſich ihnen darbietet. Die Maſchine arbeitet mit einer Ge=
chwindigkeit
von 14,000 Bogen die Stunde, hält aber zum Be=
dauern
der Umſtehenden mit ihrer Arbeit nur einige Minuten
an, da die tägliche Ausſtellungs=Auflage vom Eigenthümer blos
auf 4000 Exemplare beſtimmt iſt und der Druck derſelben über
verſchiedene Stunden des Tages ausgedehnt werden ſoll. Die
gedruckten Exemplare werden jedesmal ſofort unter der umſtehen=
den
Zuſchauermenge umſonſt vertheilt. Es würde eine Kleinig=
keit
ſein, erwähnte 4000 Nummern der Times' oder wenigſtens
den größten Theil derſelben friſch von der Preſſe weg zu dem
üblichen Preiſe zu verkaufen, aber der Herausgeber zieht es vor,
ſie zu verſchenken. Natürlich iſt hierbei wieder ein Stückchen
Reclame im Spiele. Wie das ganze Schauſpiel nur den Zweck
hat, mittelſt der in Thätigkeit geſetzten Preſſe die Augen des
Publikums auf die New=York Times zu lenken, ſo trägt auch
jede Nummer der Zeitung in großen Buchſtaben als Reclame
die Aufſchrift: Gedruckt mittelſt der Walter=Preſſe auf der
Weltausſtellung in Philadelphiar. Da das Blatt ſomit den
vollgültigen Beweis ſeines Urſprungs an der Stirn trägt, ſo iſt
der Herausgeber ſicher, daß es von den Empfängern als eine
Erinnerung an die Weltausſtellung mit nach Hauſe genommen

Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Juli.
G Geſtern wurde unter ſtarkem Andrang des Publikums vor dem
Schwurgericht die Anklageſache gegen J. Ziegenhain früher Bauauf=
ſeher
in Friedberg reſp. Bickenbach dermalen Schutzmann dahier wegen
Meineids verhandelt. Die Beſchuldigung ging dahin, daß der ſeither im
beſten Ruf ſtehende Angeklagte, der auf Zahlung des Kaufpreiſes für einen
Kanarienvogel (9 M.) bei dem Landgericht Zwingenberg verklagt
worden, wiſſentlich falſch einen Eid dahin geleiſtet, daß es nicht wahr ſei,
daß der Kläger - ein Friedberger Polizeidiener - ihm den Vogel ver=
kauft
habe. Ziegenhain behauptete nämlich nach wie vor, daß ihm der An=
kläger
, der in Folge jenes Eides auch den Prozeß verloren, den Vogel als
Entſchädigung für die Wartung und Fütterung mehrerer anderer Vögel
überlaſſen, was freilich andererſeits beſtritten wurde. Nach einer Berathung
von kaum 10 Minuten wurde der von Hofgerichtsadv. Schödler ver=
theidigte
Angeklagte wegen des ihm zur Laſt gelegten Verbrechens freige=
ſprochen
.
In Bezug auf die Annahme von Banknoten bei den Poſt=
anſtalten
iſt bei dem Generalpoſtmeiſter von verſchiedenen Handelskreiſen
aus beantragt worden, daß die Poſtanſtalten angewieſen werden, diejenigen
Banknoten, welche die Reichsbank in Zahlung nimmt, ebenfalls in Zahlung
zu nehmen.
Der Offenbacher Kriegerverein beabſichtigt am Sonntag den 13.
Auguſt in der Schloſſer'ſchen Liegenſchaft das Feſt ſeiner Fahnenweihe
zu feiern.
Aus Oppenheim wird berichtet, daß das Hochwaſſer zwar ſeil
einigen Tagen fällt, aber nur ſehr langſam, und daß immer noch die ganze
Fläche vor dem Eiſenbahndamm bis gegen Worms hin (11,000 heſſiſche
Morgen!) überſchwemmt iſt. Was der Ueberfluthung entging, wird jtzt
vom Grundwaſſer heimgeſucht. Von der Landskionet hat man das Bild
eines coloſſalen Landſees, aus welchem die Obſtbäume mit den Kionen her=
vorragen
, und an deſſen Uſern zahlloſe abſterbende Bäume im ergelbenden
Laub ſtehen. Eine am 16. Juli gepflogene Conferenz des Provinzialdirek=
tors
Dr. Goldmann mit den Kreisräthen von Oppenheim und Worms
hat ſich, dem Vernehmen nach, über die der Regierung zu machenden Vor=
chläge
geeinigt. Die Erinnerung findet eine ähnliche Unglücks=Fluth nur
in dem Jahre 1766, wo der Rhein ebenfalls einen Theil der Oppenheimer
Niedergemarkung zerſtörte.
Bingen, 19. Juli. Dieſer Tage mußte einer hieſigen Frau D. das
eine Bein abgenommen werden. Zur Pflege war deren am Niederrhein
verheirathete Tochter heibeigeeilt. Dieſe hatte am letzten Freitag das ſtark
durch Eiter verunreinigte Verbandzeug ausgewaſchen, als ſie, kaum damit
fertig, Schmerzen in der einen Hand verſpuͤrte, welche zuſehends anſchwoll.
Bald hatte die Geſchwulſt den ganzen Arm ergriffen und der herbeigerufene
Arzt conſtatirte eine Blutvergiftung. Wie man glaubt, hatte ſie eine kleine
Wunde an der Hand, in welche vielleicht etwas Eiter eindrang und ſo das
Unglück verurſacht wurde. Die junge Frau mußte in das Spital verbracht
werden. Ob ſie dem Leben erhalten bleibt, iſt ſehr zweiſelhaft. M. J.
- In Gotha werden nach dem die nöthigen Mittel beſchafft ſſind,
auf dem neu anzulegenden Friedhofe gemüß einem Beſchluß der ſtädtiſchen
Vertretung die Einrichtungen für Leichenverbrennung getroffen.
Witterungsbericht der deuiſchen Seewarte in Hamburg vom
19 Juli: Unter dem Einfluß eines von Nordweſt raſch ſich nähernden
Minimums trat geſtern Abend im Nordweſten Deutſchlands friſcher Süd=
weſtwind
ein, und fiel das Barometer ſehr raſch, während es in Schottland
ſeit dem Abend um elf Millimeter geſtiegen iſt; am Morgen lag das Mi=
nimum
ſchon in Südſchweden und wehte auf der ſüdlichen Nordſee friſcher
Nordweſt mit Regenſchauern. Außerdem dauert das geſtern in Finnland
belegene Minimum an, ſo daß der Druck auf dem ganzen Oſtſeegebiete
niedrig iſt. Das Wetter iſt in ganz Deutſchland trübe und kühl, beſonders
iſt die Temperatur im Südoſten gefallen.

und vor dem Schickſale gewöhnlicher Zeitungsblätter, der Ver=
nichtung
anheim zu fallen, bewahrt bleibt.
Ein billiges Vergnügen iſt übrigens dieſe Schauſtellung
der Walter=Preſſe nicht, und Europäiſche Verleger - mit Aus=
nahme
von vielleicht zwei oder drei Engliſchen Blättern - wür=
den
entſetzt vor einem gleichen Unternehmen zurücſhrecken.
Man berechnet nämlich die Koſten des ganzen Spaßes auf rund
einhunderttauſend Dollars. Ein Europäiſches Blatt könnte lange
arbeiten, ehe es eine ſolche Summe wieder einbrächte; in Amerika
wird dieſelbe mit leichtem Herzen zur Reclame verpufft. Nach
den neueſten Feſtſtellungen gibt in der Stadt New=York das
inſerirende Publikum jährlich mehr als acht Millionen Dollars
für Annoncen aus. Von dieſer Summe fallen der New=York=
Times allein mehr als 1½ Mill. Dollars zu, dem Herald
2 Mill. und der Deutſchen New=Yorker Staatszeitung= rund
13 Mill.; der Reſt vertheilt ſich auf die übrigen zahlreichen
Tages= und Wochenblätter.
Magdeb. 3.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.