Darmstädter Tagblatt 1876


19. Mai 1876

[  ][ ]

darmſtaͤ
2
- S
96U

(Frag= und Anzeiges(att.)

Abonnemenſpreis
6 Mark jährlich incl. Bringerlohn.
Ankwäntz werden von allen Poſt=
Entern Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 3o Pf. pro Quartal
ind Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.

Mit der Sonntags=Bellage:

luſtrirtes Anterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen in Darmſtadt
von der Expeditton, Rheinſtr. Nr. 28.
m Beſſungen von Friedr. Blößer,
Friedrichsſtr. Nr. 7. ſowie auzwärti
von allen ſollden Unnoneen= Erpe=
ditionen
.

139. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des

Volizeiamts Darmſtadt.

Nos,

Freitag den 10. Mai

1876

Darmſtadt, am 15. Mai 1876.
Betreffend: Die Statiſtik der Bewegung der Bevölkerung im 1. Quartal 1876.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien und Standesbeamten des Kreiſes.
Nach 8 6 der Anleitung für die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien und Standesbeamten zur Aufſtellung und Einlieferung
der ſtatiſtiſchen Nachweiſe über die Geburten, Eheſchließungen und Sterbefälle vom 15. Dezember 1875 ſollen die ausgefüllten
Zählkarten eines jeden Quartals von den Bürgermeiſtern bezw. Beigeordneten am 10. des auf das Quartal folgenden Monats an
das Secretariat der Großh. Centralſtelle für die Landes=Statiſtik eingeſendet werden. Da nach Mittheilung der Großh. Central=
ſtelle
für die Landes=Statiſtik aus verſchiedenen Standesamtsbezirken dieſe Einſendung für das abgelaufene erſte Quartal nicht
erfolgt iſt, ſo machen wir Sie auf die oben angeführte Beſtimmung aufmerkſam und empfehlen Ihnen, ſich genau nach derſelben
zu bemeſſen und, inſoweit noch rückſtändig, die Einſendung alsbald zu bewirken.
Küchler.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Ausführung der Droſchken=Ordnung betreffend.
Mit Rückſicht darauf, daß in letzter Zeit die Beſtimmungen der 8 6, 7, 12, 15 und 16 der Polizeiverordnung für das
Droſchkenfuhrwerk der Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt Seitens der Droſchkenführer häufig übertreten worden ſind, ſehen wir
uns veranlaßt, deren ſtrengſte Einhaltung in Erinnerung zu bringen und bemerken, daß Zuwiderhandlungen unnachſichtlich zur
Anzeige gelangen.
Darmſtadt, den 12. Mai 1876.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
H a a s.

Feilgebotenes.

4271) Ein leichter 1ſpänner Wagen zu
verkaufen bei, Schmiedmeiſter Daum
in Seeheim a. d. B.

Haartimetur

per Pfund 16 Pfg.
empfiehlt
C. Theiß,
Ecke der Roßdörfer= u. Nieder=Ramſt. Str.

4297) Vorzügliche dürre
Zwetſchen

4298) Feinſte Waizen=Glanz=Stärke,
loos und in Paketen,
Desgl. Reisſtärke ditto,
Engliſches Waſchpulver,
Kugelblau empfehle billigſt
Paul Störger Sohn,
Kirchſtraße Nr. 25.

Dieſe wahrhaft vorzügl. Tinkt. ſoll man nicht mit den leider meiſt nur auf
Täuſchung beruhenden Haarmitteln verwechſeln, wie überhaupt Oele, Balſam u. Pom=
maden
trotz aller Reclame niemals das Ausfallen der Haare verhindern, geſchweige
haarerzeugend wirken können; dagegen iſt obige, hierfür zweiffellos wirkſame Tinktur
nicht allein von den renommirteſten Aerzten ſſiehe die Gutachten) allen Haarleidenden
auf das Wärmſte empfohlen, ſondern ſelbſt langjährig Kahlköpfige haben, wie polizeilich
beglaubigt, durch dieſes wirklich reelle Mittel ihr volles Haar wieder erlangt. Alles
Nähere die Gebrauchsanweiſung. Alleiniges Depot in Darmſtadt: W. Schäfer,
(503
Coiffeur, Wilhelminenſtraße 23. In Flaſchen zu 1, 2 u. 3. Mark.

4299)

Hoilettem-Schuänie

ſempfing ich neue Sendung von Trieſt und empfehle ſolche ſowie reiche Auswahl in
allen Sorten billigſt.

Georg Liebig Sohn.

248

[ ][  ][ ]

902

A 98.

Der Verkauf M

OS UTATTTARRASTUUmO
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Ludwigplatz 10. Ede Ludwigſtraße
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Herren=Hemden,
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Confirmanden=Hemden
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JTulius Hayer, Hemdenfabrik.
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gegenüber der B. L. Trier'ſchen Hof=Möbelhandlung.
P. S. Bitte genau auf meine Firma zu achten.

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alle Sorten in trockenem Zuſtande; ferner
Oeltarben
zum ſofortigen Anſtrich fertig, ſchnelltrocknend.
Leinsl,
Leinölfrniss
zum Fußboden=, Treppen= und Vorplatz=
Anſtrich;
Franz Christoph's Fusshodon.
Glanzlach

in diverſen ſchönen Farben, raſch trockne nd
Firuisse & Lacke,
Spiritus, Schellack und
Terpentinöl
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Friedr. Schaster,
Ludwigsplatz 7.

B o ck

Samſtag und Sonntag.
Cramer, Gaſtwirth, Arheilgerſtraße.
4302) Ein gebrauchtes Kanapee
iſt billig zu verkaufen.
Lindenhofſtraße Nr. 33.

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3098) Die bel Etage, Eliſabethenſtraße !
lneu hergerichtet) iſt zu vermiethen u. ſofort
zu beziehen.

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nungen
, Garten u. alle Bequemlich=
keiten
zu 100 Mrk. und 170 Mrk.
Ecke der Kirch. u. Hügelſtraße 25.)
3719) In dem Neubau, Nieder=Ramſt.
Straße 45, iſt ein Stock und ein Dachlogis
getrennt oder zuſammen zu vermiethen.
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möbl. Zimmer füf 1 auch 2 Herrn zu verm.
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Stock mit Glasabſchluß 4 Zimmer, Küche,
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bald
zu beziehen.

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Karlſtraße 29 mittl. Stock.
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miethen
. Roßdörferſtraße 1II.
E
C-vire.
pwuo
Ceb.

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4303) In dem neu erbauten Wohnhaus,
Roßdörferſtraße 47, iſt der 1. u 3. Stock
mit Manſarde, mit allen Bequemlichkeiten
ausgeſtattet, ſofort zu vermiethen.
Näheres bei meinem Bruder, Schreiner=
meiſter
Chriſtian Debus, Stiftftr. 65.
Ludwig Debus von Gernsheim.

4304) Eliſabethenftr. 28 ein möl. Zin=
mer
den 1. Juni beziehbar.
4 4305) Beſſ. Holzſtr. 3 iſt ein Logis
vermiethen, Anfangs Juni zu beziehen.

Vermiſchte Nachrichten.

W.Jeden Bandwurm -W
entfernt in 3.4 Stund. vollſtänd. ſchmerz= uge=
fahrlos
; ebenſo ſicher beſeitigt Bleichſucht,
Trunkſucht, Magenkrampf, Epileyſie,
Beitstanz und Flechten auch brieflich=
3279) Folgt, Arzt zu Croppenſtedt.

Eussbodenanstrioh
42238)
und
Bohnen
der Fußböden wird beſtens und billg
ausgeführt von
Wiſh. Hill,
Rittergaſſe 4.
Beſtellungen können gemacht werden
bei Herrn Friedr. Schäfer, Ludw=
4 Platz 7.

2911) Große Schener und verſchieden
trockene Lagerräume zu vermiethen.
Frankfurterſtraße 27 (früher Nafziger.

TXXTTTATTAArxTTT

4 4259) Ein gewandter zuverläſſiger
14 Mann wird für dauernde Stellung
4 auf einem Comptoir geſucht. Außel
N einer guten Handſchrift ſind keine
4
weiteren kaufmänniſchen Kenntniſſ
V erforderlich. Gute Empfehlungen wer=
( den verlangt. Schriftliche Offerten

unter Nr. 4259 an die Exp. d. B.ß.
Azxxzzxzxuraztzzru.
4293) Ein tüchtiger Maſchinenheizer
indet dauernde Beſchäftigung in der
Illig'ſchen Papierfabrik in Eberſtadt.

4306) Wahrend der Sommermonat=
wird
mein Laden Sonntag Nachmit=
tags
um 1 Uhr geſchloſſen.
H. Fi. Prassel.

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E98

Wandtafeln über Ankunft und Abgang ſämmtlicher
Eiſenbahnzüge dahier im Sommerfahrplan 1876
Preis 10 Pf., ſowie
Fahrpläue in Taſchenuhr=Format
zum Gulegen in die Uhrdeckel, 5 Pf. in der
L. C. Wittich'ſchen Hoſbuchdruckerei.

Hiermit die ergebene Anzeige, daß ſich mein Laden und Geſchäfts=Lokalitüten
Ernſt=Ludwigſtraße 29 im Haus des Herrn L. Preuß befindet.

Darmſtädter Actiengeſellſchaft für Gasbeleuchtung
Die regelmäßige jährliche
General=Verſammlung
pro 1874-75 findet Dienſtag den 30. Mai 1876, um 3 Uhr Nachmittags, im
Sitzungslocale der Gasanſtalt ſtatt.
T a g e s o r d n u n g:
1) Rechenſchaftsbericht und Rechnungsablage für das zwanzigſte Betriebsjahr.
E Die betreffende Rechnung liegt vom 20. Mai an zur Einſicht der
Actionäre im Geſchäfts=Locale der Anſtalt offen.
2) Feſtſtellung und Vertheilung des Reingewinns.
3) Feſtſtellung der Gaspreiſe für 1876.
4) Anſtellungsvertrag des Gaswerkmeiſters.
5) Bericht über die Verhandlungen mit der Stadt.
6) Die nach 8 10 der Statuten vorzunehmende Ergänzungswahl von 4 Mitgliedern
des Verwaltungsraths an die Stelle des Vorſitzenden Herrn Dr. von Wede=
kind
und der nach dem Dienſtalter ausſcheidenden Herren Hauptmann Maurer,
Pfarrer Schenck und Rud. Wittich.
9) Die Neuwahl der 3 Mitglieder des Aufſichtsraths nach 8 20 der Statuten.
4307)
Der Verwaltungsrath.

4308)

Geſchäfts.

HAxL ordam.

vormals

Ph. Lind.

H ä u f e r
ein den beſten Lagen, mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verakufen.
M. Neuſtadt, Aeranderſtraße.

uhl=
fli
=
H
ö=

Steinkohlen=Geſellſchaft Merkur.
in Darmſtadt.

Die verehrl. Mitglieder werden hierdurch benachrichtigt, daß der Kohlenpreis für
das lauf. Jahr definitiv auf 1 Mark einſchließlich Octroi bezw. Wieggeld feſt=
geſetzt
worden iſt und wird demnach die für den Monat Juni zu zahlende Rate von
10 Pfg. pro Centner nicht erhoben. Wegen Bezug von Kohlen wolle man ſich an
den Rechner Herrn Rentner Klippel, Schloßgartenſtraße Nr. 9, wenden; auch werden/
von demſelben noch Anmeldungen neuer Mitglieder entgegengenommen.
Darmſtadt, den 12. Mai 1876.
Der Vorſtand.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Hauvt=Synagoge.
Canstag den 20. Maii. Vorabendgottesdienſt um 7½4 Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Schrifterklärung.
Nachmittagsgottesdienſt um 3¼ Uhr. Erklärung der Sprüche der Väter.
Sabbathausgang 8 Uhr 30 Min.

903
.
97
rxxRLaArzAL.ArxrzD
4074)
Geſuch t
d geübte Arbeiterinnen für Herrenhemden 8
Ferdinand Carl Winter,
4.
Ludwigſtraße 19.
p.
zwutuuuy.
AzAxTzAAAzAAArzr!
4309) Ein Madchen von 14-15 Jahren
zu einem kleinen Kinde geſucht.
Saalbauſtraße Nr. 24.

4310) Einen geübten erſten Scribenten
ſucht, Leydhecker, Hofgerichts=Advokat.
4311) Auf 1. Juni wird zunächſt der
Artillerie=Kaſerne ein möbl. Zimmer geſucht.
Schriftl. Offerten unter W. Nr. 4311 an
die Exp. d. Bl.
4312) Gartenerde kann unentgeldlich
abgeholt werden. Soderſtraße 13.



C
48
vn Geſchaft
⁄₈
in Darmſtadt, welches nachweislich gut
rentirt und auch Abſatzquellen nach Auswärts
gat, wird zu kaufengeſucht.
Auf Verlangen ca. 35,000 Mk. Anzahlung.
Offerten sub Chiffre K 1029 befördert
die Annoncen-Hapedition
von Radolf Maose in Fraul.
Paurk G. W.
Im Großherzoglichen Holzmagazin wird
gegen Baarzahlung abgegeben:
Buchen=Scheitholz pr. Rmtr. 17 Mark
Kiefern=
11


Beſtellzeit: Dienſtag, Freilag u. Samſtag
Vormittags von 8-11 Uhr.
Für das Verbringen von 1 Rmtr. Holz
nach Darmſtadt oder Beſſungen ſind 55 Pf
an den Fuhrmann zu entrichten.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.
Hauſer.
Ner eine Annonce hier oder auswärts
OO veröffentlichee und Zeit reſp. Geld
ſparen will, der beauftrage damit die Anon=
cen
=Expedition von Aausengietn
& Vogker im Veanhfurtn. M.,
deren ausſchließliches Geſchäft es iſt,
Auzeigen in alle Zeitungen der Welt billigſt
zu vermitteln.

Cagesdalinder.
Großzh. Muſenm und Bildergalerie im Schloß,
geoͤffnet Conntags von 11-1 Uhr, Dienſtag Mitt=
woch
. Donnerſtag und Freitag von 11-12 Uhr
Großh. Hoſbibliothek im Schloß, geöffnet laz=
lich
von 9-12 Uhr Vormittags und ſaußer Samſtag)
von 2-4 Uhr Nachmittags.
Großherzogliche Gärten. Der Garten vor dem
Jägerthor (Mathildenhöhe) iſt dem Publikum jeden
Mittwoch, der Beſſunger Hofgarten jeden Donners=
tag
geöffnet.
Sparkaſſe. Zahltag an jedem Werktage von
9-12 Uhr Vormittags. Die Blchlein werden ſo=
gleich
ausgefertigt.
Tarmſtädter Vollsbank, eingetragene Ge=
noſſenſchaft
, verbunden, mit Spar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden taglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Einlage ausgefertigt.

[ ][  ]

904

A. 98.

110
in der

für alle hieſigen u. auswärtigen Zeitungen zu
gleichen Preiſen wie bei den Zeitungs= Expe=
ditionen
ſelbſt, ohne Porto u. Speſen befinden ſich

Annoncen=Expedition von WesslaEs GossE. Frankfurl a. M.
General=Agentur in Darmſtadt. W. A. Gärtner Woogsplatz 3.

2611

45

Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Mai.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 26 vom 18. Mai ent=
halt
: 1) Bekanntmachung, die Ausführung des Geſetzes vom 8. Januar
1876 über die Claſſiſication des Dienſteinkommens der evang. Geiſtlichen
betr. - 2) Ueberſicht über Einnahmen und Ausgaben des Kirchen= und
Schulbaufonds für die Provinz Rheinheſſen vom Jahre 1874.- 3) Ueher=
ſicht
der von Großh. Miniſterium des Innern für 1876 genehmigten Um=
lagen
zur Beſtreitung von Communalbedürfniſſen in den Gemeinden des
Kreiſes Büdingen. - 4) Ordensverleihungen. - 5) Ertheilung von Er=
findungspatenten
. - 6) Concurrenz=Eröffnungen.
Dem Vernehmen nach wird beabſichtigt unſerem ſcheidenden Miniſter=
präſidenten
im Laufe nüchſter Woche ein Abſchiedsbankett im Saal=
bau
zu geben. Vorausſichtlich wird die Betheiligung eine zahlreiche
werden.
Der Finanzausſchuß der 2. Kammer beantragte Genehmi=
gung
der Vorlage Großh. Regierung betr. Erbauung eines neuen Stations=
gebäudes
und ſonſtige bauliche Herſtellung auf der Station Iſenburg
in Geſammtbetrage von 52,000 M., deßgl. Bewilligung von 9350 M. für
Erbauung eines iſolirten Stalles für mit anſteckenden Krankheiten behaf=
tete
Thiere bei der Veterinär=Anſtalt in Gießen.
6 Stadtverordnetenſitzung am 18. Mai. Der Bürgermeiſter
nahm zunäͤchſt Anlaß Hrn. Stadtverordn. Gaule, den bekanntlich im Sept.
v. J. ein ſchwerer Unfall getroffen in Folge deſſen er verhindert war in
den Sitzungen zu erſcheinen, bei ſeinem heutigen Wiedererſcheinen herzlich
willkommen zu heißen, worauf Hr. G. ſeinen wärmſten Dank für die ihm
ſeither bewieſene Theilnahme ausſprach. - Hierauf tat man in die Be=
rathung
der Schulhäuſerfrage ein, worüber der Bürgermeiſter noch=
mals
eingehend referirte. Kritzler beantragte die früheren Beſchlüſſe
zwar aufrecht zu erhalten, jedoch vorerſt nur auf dem Vogel'ſchen Platz ein
Volksſchulhaus mit 18 Sälen zu erbauen, worüber ſich eine ſehr lebhaſte
Debatte entſpann, deren Ergebniß Ablehnung dieſes Antrags und Annahme
der Vorſchläge des Burgermeiſters - alſo Bau in der Müllerſtraße und
auf dem Vogel'ſchen Platze - war.
6 Das wegen des bekannten in der Bleichſtraße, an dem nunmehr
verſtorbenen kleinen Jakob Ehrenſchmidt verübten Mordverſuchs in=
haftirte
Frauenzimmer iſt derart erkrankt und koͤrperlich ſo herabgekommen,
daß an ihrer Wiederherſtellung ſtark zu zweifeln iſt.
Telegraphiſcher Witterungsbericht der deutſchen Seewarte
in Hamburg vom 17. Mai: Vertheilung des Luftdrucks, Wind und Wetter
wie geſtern. Im Oſten iſt das Barometer etwas gefallen und die Witte=
rung
wärmer geworden, im NRW. iſt es bei ſinkender Temperatur geſtie=
gen
, ſo daß ein mäßiger bis ſtarker Nordwind auf der ſcandinaviſchen
Halbinſel herrſcht, deſſen Eintritt auch für Deutſchland Wahrſcheinlichkeit
hat, in letzlerem hat die Lemperatur bei ſchönem Wetter meiſt zuge=
nommen
, nur an der Nordſee iſt es külter geworden. Im Canal fri=
ſcher
ONO.
In Folge der ungünſtigen Zeitverhältniſſe iſt die Abhaltung des
mittelrheiniſchen Turnfeſtes zu Offenbach in dieſem Jahre in
Frage geſtellt, obgleich der Offenbacher Turnverein bereits alle nöthigen
Vorbereitungen getroffen hat. Die Geſchäfte gehen nämlich ſo ſchlecht, wie
es noch nie der Fall war, und jede Woche müſſen ſeitens der Fabrikanten
Arbeiter enttaſſen werden, und zwar in Fabriken aller Branchen. Aus
dieſem Grunde werden aus der Bürgerſchaft viele Stimmen laut, welche
den Rath ertheilen, der Turnverein möge das Turnſeſt dieſes Jahr nicht
abhalten, ſondern bis nächſtes Jahr verſchieben, da es unter den gegen=
wärtigen
Verhältniſſen wohl vicht fertig zu bringen ſei, für die fremden
Turner, deren ſicherlich 2500-3000 zu erwarten wären, die nöthigen
Quartiere zu beſchaffen, was jedoch nicht ſchwer halten dürſte, wenn die
Geſchäfte einigermaßen leidlich gingen. Die Frage der Verſchiebung des
Feſtes reſultirt alſo nur aus der Quartierfrage. Wah ſcheinlich wird dem=
nächſt
Seitens des Vorſtandes des dortigen Tu nvereins eine Verſammlung
berufen, zu der ſämmtliche Commiſſionen eingeladen werden, um darüber
zu berathen, ob das Feſt trotzdem abgehalten wird, oder ob es auf das
nächſte Jahr verſchoben werden ſoll.
Worms, 17. Mai. Heute Morgen wurde im Rheine in der Nähe
der Schiffbrücke durch das hieſige Brückenperſonal die Leiche eines jungen
Mannes, ſowie die eines etwa 23 Jahre alten Frauenzimmers geländet.
Beide Leichen waren zuſammengebunden und zwar mittelſt eines Strickes
an der rechten Hand des Mannes und der linken des Frauenzimmers, ſo=
wie
mittelſt eines Tuches, welches an dem Kleide in der Nähe des Leibes
der erſteren und an dem ledernen um die Hüften geſchlungenen Gürtels

des letzteren befeſtigt war. Ein Regenſchirm und ein Entoutcas waren
zuſammengebunden unter den Rock auf den Rücken des Mannes geſteck.
Beide Perſonen waren ziemlich gut gekleidet und trugen neue Treuringe
an den Fingern. Da bei der genauen Beſichtigung der Leichen durchaus
keine Verletzungen und Spuren von Gewalthaten, die etwa von dritter
Hand beigebracht worden ſein könnten, ſichtbar ſind, ſo iſt es ohne allen
Zweifel, daß die beiden Unglücklichen aus bis jetzt noch nicht ermiltelten
Gründen, den Tod freiwillig geſucht und auch geſunden haben. Dies geht
naͤmentlich aus einem bei dem Manne aufgefundenen kleinen Briefe hervor,
worin derſelbe den Wunſch ausſpricht, mit ſeiner Geliebten in einem Grale
begraben zu werden.
Pfingſidienstag 6. Junih findet in Speyer die, 16. Verſann=
lung
mittelrheiniſcher Gymnaſiallehrer ſtatt.
Buchhändler=Humor. Ein Circular der Firma Minde in
Leipzig zeigt den Untergang der Welt für den 28. Auguſt 1876 an. Nichls
deſtoweniger will Minde nichtverkoufte Exemplare der annoncirten Schriſt
bis Ende dieſes Jahres zurücknehmen.

Wie die falſchen Haare unſerer Damen gemacht werden.
Mehrere Handelsberichte geben an, daß im vergangenen Jahre aus
der Levante, aus Klein=Aſien, Egyoten, Hindoſtan. China, aus Italien
und Spanien 75,000 Kilogramm Haare in den Hafen von Marſeille ein=
geführt
worden ſind. Wir wollen uns dies Gewicht etwas nüher veran=
ſchaulichen
. Eine Locomotive bringt im Durchſchnitt 35,000 Kgr. von der
Stelle; jene 75,000 Kgr. Uberſteigen alſo die Laſt zweier gewöhnlicher Gu=
terzüge
. Dieſe Ziffer gibt aber blos den über Marſeille gehenden Import
an, während in der jährlichen Fahrikation falſcher Haare in ganz Frau=
reich
130,000 Kgr. Haare zur Verwendung kommen, die alſo die Laft von
beinahe vier Güterzügen repräſentiren. Hierbei iſt zu beachten, daß dieſe
Haare von lebenden Perſonen, die dieſelben verkaufen, oder von todten,
denen man ſie abgeſchnitten, herrühren; außerdem gibt es noch eine andere
Kategorie von Haaren, auf die wir weiter unten zu ſprechen kommen. All
dieſe bearbeitete, gekämmte und gerollte, in Chignons Perrücken, breite und
ſchmale Flechten, in Dademe und alle möglichen Formen gebrachte Haar=
waare
wird faſt allein von England und den Vereinigten Staaten abſor=
birt
, ein Export, der beinahe die Summe von 1½ Millionen Franken ein=
bringt
. Man muß wirklich ſtaunen, daß dieſe gewaltige Menge von Haa=
ren
, in allen Ländern und in Frankreich ſelbſt von lebenden und toten
Perſonen geerntet," für das Bedürfniß der Mode und die Uberſpannten
Forderungen, die das ſchöne Geſchlecht an den Haarſchmuck ſtellt, noch nicht
ausreicht. Ja, dieſe 180,000 Kilogramm, dieſe Berge von Haaren, genl=
gen
dem Conſum bei weitem nicht; man hat deshalb noch eine zweite Qulle
für dieſen Induſt iezweig geſucht und ſie zunächſt in Paris und dann in
einigen anderen großen Städten gefunden. Die tauſend kleinen Gewerbe
von Paris, von denen uns durch das kleine Buch Privat=dAnglemontz,
dieſes emeritirten Pariſer Zigeuners, Kunde geworden, ſind gar nichts ne
ben der hier in Frage ſtehenden Induſtrie. Möge der freundliche Leſer
ſelbſt urtheilen. Der nächtliche Pbiloſoph von Paris, der Lumpenſammler,
iſt der aushelfende Lieferant der Stoffe, die für den Kopfſchmuck unſerer
weiblichen Stutzer nothwendig ſind. Seht Euch in ſeinem ſchmutzigen Sac
ieſe kleinen Bündeln Papierpakete an: es ſind die Reſiduen der Toilet=
von
Paris. Zunächſt die Haare der Bürgermädchen. Sie ziehen ſie von
Kamm, vollen ſie zuſammen, wickeln ſie in Papier und werfen ſie in den
Straßenkehricht. Die Dienſtleue, welche die höheren Stockwerke bewohnen,
verfen die ihrigen achtlos aus dem Fenſter; ſie fallen auf die Straße, da
Waſſer des Rinnſteins oder der Straßenſchmutz fatzt ſie feſt, bis der Lum=
penſammler
ſie nach und nach einfängt. Du glaubſt, lieber Leſer, daß dieſe
Haare nicht werth ſind, mit der Zange angefaßt zu werden. Da biſt Oll
chön im Irrthum. Aus dieſem häßlichen Abſall fabricirt man dieſe Uppi=
gen
Flechten, von jeder beliebigen Farbe und Länge, füͤr die Frauen, und
dieſe verführeriſchen Toupets für die mehr galanten als verſtändigen Sela=
dons
. Dieſe ſcheinbar werthloſen Abgaͤnge werden mit 5 bis 6 Franc
das Kilogramm verkauft. Für ihren Ankauf giebt es beſondere Lumpen=
ammler
, die ihre Waare dann wieder an die kleinen Haarhündler verkaufen
von denen ſie bearbeitet und an die Engros=Händler abgegeben werden.
Von dieſen gelangen ſie theils an die Pariſer Perückenmacher und Coiffeure,
lheils in die Provinz und in's Ausland. Durch eine derartige Induſirie
iſt es möͤglich. daß der Handel Frankreichs für den inneren Bedarſ und
den Export Tauſende der geſchmackvollſten Chignons zu liefern vermag.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.