Darmstädter Tagblatt 1876


07. Januar 1876

[  ][ ]

SATASUOVO½
SNTb

AbonnemenUpren
(Mark jährlich imcl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
umtern
Beſtellungen entgegengenom=
men
zu 1 Mark 80 Pf. pro Quartal
ncd Poſtaufſchlag und Beſtellgebühr.

(Frag= und Anzeigeblatt)
Mit der Sonntags=Beilage:
lluſtrirtes Auterhaltungsblatl.

Inſerake:
wedemangenommem uDarmſtadt
von der Expediltion, Rheilnſtr. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Böößez
Friedrich'ſtr. Nr. 1. ſowie auswurn
von allen ſollden Annoneen= Expe=
ditionen

139. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekannkmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Volizeiamts Parmſtadt.

M5

Freitag den 7. Januar

s

92)
B e k a n n t m a ch u n g.
Montag den 10. Januar 1876,. Nachmittags 2 Uhr, ſoll das ſtädtliche Forſthaus
Scheftheim;, beſtehend aus Wohngebäude, Scheuer, Schweinſlällen und Backofer,
nebſt zugehöriger Einfriedigung, in einzelnen Looſen und im Ganzen, unter den bei der
Verſteigerung bekannt gewacht werdenden Bedingungen an Ort und Stelle auf den
Abbruch an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 3. Januar 1876.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Appfel, Beigeordneter.

Mra--vn.

Rosen-Apotheke Frankfurt a. f.
5½
Preis
79Pt.

136) Oeffentliche Aufforderung.
Sämmtliche noch nicht angemeldete An=
ſprüche
an den Nachlaß der in letzter Zeit
im Rheinhotel zu Wiesbaden conditionirten
Katharina Marie Schmidt von hier ſind,
binnen 14 Tagen vom eiſten Erſcheinen
dieſes an, bei unterfertigtem Gericht anzu=
melden
, widrigenfalls ſie bei Regulirung des
Nachlaſſes nicht berückſichtigt werden.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1875.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Holzapfel.
Bekanntmachung.
Die bei der Anlegung einer Abſtichleitung
in dem Hauſe der Sparkaſſe vorkommende
Gußeiſen=Lieferung, Brunnen= und Pflaſter=
Arbeit ſoll auf dem Soumiſſionsweg ver=
geben
werden.
Die hierauf bezüglichen Offerten ſind bis
zum Samſtag den 8. l. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr, auf dem Stadthauamt
abzugeben, woſelbſt Voranſchlag und Be=
dingungen
zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, am 3 Januar 1876.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
97)
Ohlh.

Feilgebotenes.
99) Eine Laden=Einrichtung
ganz oder getheilt zu verkaufen.
Eliſabethenſtraße Nr. 9.

N
frauben Brusl=Syrup
10023) mit Fenchelhonig,
in friſcher Füllung die Flaſche 1 und
14 Mark zu haben bei
Emannel Fuld, in Darmſtadt,
G. P. Poth


C. Schweikert

K. H. Jochheim

G A. Gläfer in Bieburg.

geriueild
men, nicht allausüssen 6e
eis

Lu haben in den Apotheken.
Engros-Miederlage bei Pr. Schaeſer.
8064)
[I 62400)

Brieſuaugem

zu den billigſten Preiſen offerirt bis zu 500 Gramm wiegend.
W. Graß,
Darmſtadt, Ecke der Schützen= und Hügelſtraße.

138) Wir haben eine große Parthie
Reſte Kleiderſtoffe
zurückgeſetzt, die wir vor unſerem Inventar zu ſehr
billigen Preiſen abgeben.
geAever Söhme.
H ä u ſ e r
in den beſten Lagen, mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexanderſtr.
M. Jeeuſtadt,
8.
11

[ ][  ][ ]

38 4

M. B.

11009

Bobauduras nUGAUtGUIuN

erſcheint von Neujahr ab in bedeu=
tend
vermehrter Bogenzahl, bringt in
Hachländer's
den erſten Nummern ſeines Jahr=
gangs
Romane von
Karl Dettef, Ein Dokument.
Herman Schmid. Der Bauernrebell.
Hins Hopfen, Verfehlte Liebe.
H. Wachenhuſen. Die neue Loreley.
alſo beſte, intereſſanteſte Unterhaltung und koſtet viertlährlich nur 2 Mark, in 14tägigen Heften nur 35 Pf. des Heft.
Dieſer Preis iſt beiſpiellos billig, denn der Abounent bekommt in einem Vierteljahr den Inhalt von etwa 6 Romanhärden, die
ſonſt mindeſtens 18 Mark loſter, für uur 2 Mark, er bezahlt alſo für den Inhalt eines Romanbandes nur 33 Pf.l Es
ſei daher dieſes Ergänzungsblatt zu Ueber Land und Meer= und Alluſirirte Welt; allen Avonnenten dieſer Journale, wel che
daſſelbe noch nicht leſen, jetzt beim Jahres= und Abonnementsbeginn ganz beſonders empfohlen.
Abonnements bei allen Buchhandlungen und Poflämtern.
Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart und Leipzig.

vlo Kaisorl. Königl. u. Grossh. Hess
Hof-Chocoladen-Pubrik:
Gebrüder Stollwerk in Cöln
übergab den Verkaut ihrer Tafel-
und Dessert-Chocoladen in Darm
gtadt den Herren Conditor E
Watzenborn, Hof-Conditor Baier
Nachfolger, u. G. P. Poth vorm.
J. P. Heniget, in Ober-Ramstadt
bei Cr. Stromberger.
3255)

139) Eine kleine eiſerne Drehbank mit
Support u flachen Wangen in zu ver aufen
bei A. Riedlinge=,Wendelſtadtſtraße 13

146) Die P. Aneiſel'sche
Haurtimetur,

von den renommirteſten Aerzten (ſiehe die
Gntachten) auf das Wärmſte empfohten,
anerkannt beſtes, wo nicht einziges wirtlich
reelles Mittel, nicht allein das Ausfellen
der Haare ſorort zi verhindern, ſondern
wie unzählige, ſelbſt volizzilich beglaubigte
Fälle, bezeugen, wirklich Kahlöpfigkeit zu
beſeligen, iſt nur z1 haben in Darmſtadt
bei W. Gchäfer, Coiff, Wiltelminenftr. 23
In Flaſchen zu 1, 2 u. 3 Mark.

Vermiethungen.

6292) Ein geräumiger Stall, für dre
Pferde eingerichtet, mit Sattelſtube, iſt z
vermiethen und ſofort beziehbar. Zu er=
fragen
Louiſenſtraße Nr. 2.
8776) Obere Heinrichſtraße 80
ſofort beziehbar, zu vermiethen: bel Etage,
7 Zimmer; daſelbſt Manſarde, 3 Zimmer;
Nr. 52 parterre 7 Zimmer mit allen Be=
quemlichkeiten
per 1. Januar 1876.
8996) Ein Zimmer mit Möbel,
alsbald beziehbar. Zeuzhausſtraße 3, zwel
Stiegen hoch.
9681) Zimmer und Cabinet möblirt zu
vermiethen. Näh. Georgftr. 13 drei Treppen.
9472) Ein möhl. Zimmer zu vermiethen.
Karlſtraße 29 mittl. Stock.

110195) Beſſunger Karlsſtraße 53.
Ein freundlich Zimmer und Kabinet mit
Möbeln zu vermiethen.
10343) Rheinſtraße 23 iſt der obere
Stock, beſtehend aus 7-8 Piecen,
Küche und allem Zubehör, ſowie Mit=
genuß
des Gartens, zu vermiethen
und am 1. März zu beziehen.
10517) Heinrichſtraße 19 eine hübſch
möblirte Woznung 2 Zimmer.
Daſ. eine kleine Wohnung 3 Zimmer
mit Küche auf Wunſch möblirt.
10921) Waldſtraße 23 ein Logis von
3 Zimmern, Küche ꝛc. im Hinterban zu
vermiethen.
30 Obere Hügelſtraße 18 ein
freundliches möblirtes gimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
141) Ein möblittes Zimmer zu verm.
Stiftſtraße Nr 50 mittl. Stock.
142) Soderſtraße Nr. 46 ein Parterre=
Logis, 3 Zimmer, Kücke, Glasabſchluß ꝛc.
aleich zu bezieben. Breis 240 Mark.

Vermiſchte Nachrichten.

45) Weißſtickerelen u. Weißnähen wird.
angenommen, beides raſch u. billig beſorgt
Soderſtraße 25.

49)
Geſucht,
wikd für einige Stmden des Vormittags
eine ordentliche Lauffrau.
Darmſtraße 54¼ eine Treppe.
91) Zur Stütze einer alten Frau wird

ein dafür paſſendes älteres Mädchen geſucht.
K. Klotz, Hofſattler.

113) Für eine altere Dame, welche im
Haushalt noch thätig ſein kann, wird bei
einer anftländigen Famille Penſion geſucht.
Zu erfragen bei der Erp. d. Bl.

5 Einen Lehrling
mit tüchtigen Schultenntniſſen und guten
Zeugniſſen, dem Gelegenheit g=boten wird,
ſich kaufmänniſch auszubilden, ſucht die
Holzhandlung Ed. Léjenne
H622- in Frankfurt a. M.

143

Bekanntmachung.

Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn=Geſellſchaft.

Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß die nach den Beſtimmungen unſeres
Localtarifis von den Verſendern reſp. Empfängern ſel'ſt zu beſorgende Be= und Ent=
ladung
der Wagen vom 1. Januar 1576 ab allgemein innerhals ſechs Tagesſtunden
nach Bereitſtellung der Wagen zu vollziehen iſt.
Unter Tagesſtunden iſt die Zeit von 7 Uhr Vormittags bis 7 Uhr Nachmittags
verſtanden.
Mainz. den 30. December 1875.
Der Verwaltungsrath.

144)

Pereinigte Geſellſchaft.
Samſtag den 29. Januar 1876
Mashiem-Ball.

Anfang 8 Uhr.
Ueber Ausgabe der Eintrittekorten ꝛc. wird Räheres bekannt gegeben.
Darmſtadt, den 6. Januar 1876.
Der Ausſchuß der Vereinigten Geſellſchaft.

[ ][  ][ ]

M. B.

7)

uind

ne

10

99

122)
Geſchäftsbücher
in reicher Auswahl empfiehlt
Carl Gammer Wiwe.,
Schulnraße k

E
Rheinsalmen pr. Pfd. 4. 80.
Cabliau
70.
35.
Schellfische
L. Brüchweh,
Hof=Meftrant
49695

11063)

REUEGGGGAUh

ſtets vorräthig:

A. Rosentkal u. Co. Frankfurt a. M.
Fabriklager Schwediſcher Bautiſchlerei.
Große Friedbergerſtraße 33.

REGuAUuaU EGtRGU-
Wir machen hiermit bekannt, daß wir den Verkauf unſerer Braun=
kohlen
auf den Gruben bei Meſſel eröffnet haben und erlaſſen
den Cub=Mtr. w Ko. 938 Stückkohlen 6 Mark.

Gries 3
loco Grube.
Auf den Waggon geladen den Zentner Stückohlen zu 45 Pfg.
Gries
25
Händler, die ſich zur regelmäßigen Abnahme von Quantitäten ver=
pflichten
erhalten entſprechenden Rabatt.
Briefe und Beſtellungen erbitten bis auf Weiteres nun hierher.
Michelſtadt, den 28. Dezember 1875.
Eiſenhüttenwerk Michelſtadt i. O.
gooaooaaruneotoa)uaaaauoon
6127)
Kunſtgenoſſenſchaft.

Samſtag den 8. Abends 8 Uhr, Verſammlung im gewöhnlichen
4H
O
Lokal im Darmſtädter Hof.
D
Tagesordnung: 1) Schlaß der Lokalfrage.
2) Ernennung von Ehren=Mitgliedern.
6
Der Vorſtand.
Rotuaeuooruaaraauavoeooon

145)
Schellfsche,
Seezungen,
Cabliau
ſoeben friſch eingetroffen.
B
Ax.L.IOth,
Eck der Caſino= u. Bleichſtraße.

103) Platz zweiter Rang=Sperrſitz
geſuch: Näheres im Verlag.

5

Ilolorischer Verein.

Monatsverſammlung der Mitglieder
Montag am 10. Abends 7 Uhr
in dem Vereinslocile.
Forſſetzung des Vortrags des Hrn. Premier=
Lieufenants Leydhecker.

104)

Muſikverein.
Erſte Probe im neuen Jahre: Freitag din 7. Januar Abends 7 Uhr.
Der Muſikdirector:
C. A. Mangold.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag den 7. Januar.
Zum Erſtenmale:
Der Regiſtrator auf Reiſen.
Poſſe mit Geſang in 3 Atten von PArronge und
G. v. Moſer. Muſik von Bial.
Perſonen:

Hiller, Königlicher Baurath : Hr. Wisthaler.
Caſar Wichtig. Regiſtrator im
Handelsminiſterium.
Wilhelmine, ſeine Frau
Otto, beider Sohn
Heidenreich, Gerichtsrath a. D. Hr. Werner.
Emma, ſeine Tochter
Franz Weller, Ingenieur
Zander, Zeitungs=Reporter . Hr. Franke.
Striegel, Poſtmeiſter u. Wirth
des Gaſthofes: Zum rothen
Ochſenz in Waldkirch .
Hr. Hofmann.
Peter ſein Sohn
Louis Thieme.
Marie Linke, Schauſpielei in,
Frl. Ethel.
ſeine Nichte
Scholz, der Schulze.
Hr. Mendel.
Hr. Leib.
Lemberg,
Hr. Bögel.
Marſchall,) Bauern
Hr. Schweitzer.
Kleiſt,
Vater Kulidke-
Hr. Dornewas.
hr. Kugler.
Mutter Kulicke
Kemper, Bote im Handels Hr. Notel.
Feder Schreiberſ mimſterium, Hr. Schimmer.
Ein Criminal Commiſſarius. Hr. Weitgaß.
Anfang 6 Uhr. Ende 9 Uhr.

Hr. Butterweck.
Fr. Eppert
Hr. Knispel.
Frl. Naumann.
Hr. Edward.

hie HhlKuutzn1zini von hunonmoin

nnanoon für alle hieſigen u. auswaͤrtigen Zeitungen zu
leichen Preiſen wie bei bez Zeitungs=Expe=
Leil 45
ditionen ſelbſt, ohne Porto u. Speſen befinden ſich
mn der Annoncen=Expedition von Rurcolſ Mosse, Frankfurt a. H.
Vertreter für Darmſtadt: W. A. Gärtner, Woogeplatz 3.

[ ][  ]

40

5

Mittheilungen ans Stabt und Lard.
0 Am Mittwoch ſtand ein Beſenbinder, Konrad Ritter von Unter=
ſchönmaitenweg
unier der Anklage des Widerſtands gegen die Staatsgewal=
vor
den Geſchwornen. Die Anklage ging dahin. daß R. am Abend des
5. Juli v. J. einen Fornſchützen, der ihn im Wald frevelnd betraf duich
einen Piſiolenſchuß am Knie verletzte. Der glücklicherweiſe nur Leichtner=
wundete
bezeichnete den das Verbrechen leugenden Beſchuldigten mit aller
Beſtimmtheit als den Thäter, allein auf Grund des angetrelenen Alibi=
beweiſes
fanden ſich die Geſchwornen veranlaßt, nach einer Berathung
von nur eiwa 5 Minuten das Nichtſchuldig auszuſprechen, worauf alsbald
Freiſprechung erfolgt.
0 Am Lonnerstag ſtand eine Einwohnerin aus Ober=Roden,
die Ebefrau des Joh Beetz II. unter der Anklage der gewerbsgewohn=
hitsmäpigen
Hehl rin vor den Schranken des Schwurgerichts. Die unge=
mein
reiefe tge Beſchuldigſe gehö t zu jenen dunkeln Firmen, welche die
Kinder wohlhabender Leute zum Diebſtahl an ihren Eltern verleiten und
das geſtohlere Gut um einen Spoltpreis an ſich bringen. Hier im Frage=
ſall
war insbeſondere Leinwand und Weiszeug das Obi ct, um welches es
ſich handelte. Die Angeklugte, welche ihre außergerichtlich abgelegten Ge=
ſtändniſſe
wider=ufen halte, behauptete ſortwährend keine Kenntniß davon
gehabt zu haben, daß de ihr überb achten Gegenſtände auf unredliche
Weiſe erworben worden, oder will ſie theilweiſe von dem Beſtohlenen ge=
ſchenkt
oder gekauft haben, Angaben deren Un laubwürdigkeit durch eine
umfaſſende Zeugenvernehmu g dargethan wurde, ſo daß das Endreſultat
dr Verhandlung Veruttheilung zu einer Zjähl igen Zuchthausſtraſe unter
Abrlennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 2 Jah=
ten
war.
Auf dem Standesbureau brachten die 2 erſten Amtstage ſtarke
Geſchäſte. Es wurden 13 Geburts= und Sterbefalle protocollirt und 8
Aufgebotsverhandlungen aufgenommen.
Nach dem Stand=s=Amisgeſetz iſt jeder Sterbſall ſpäteſtens am
nächſtolgenden Wochenlag auf dem Standesamt anzuzeigen. Zur Anzeige
verpflichtet iſt das Familienhaupt, alſo der Vater, eventuell die Mutter, in
nüchſter Linie Deijenige, in deſſen Wohnung der Ste bfall ſich ereignete,
oder endlich derjenige, in deſſen Haus der Sterbſall vorkam. We= dieſ=
Anzeige verſäumt, oder ſie nicht rechlzeilig erſtatt t, iſt durch den 8 68 des
Geitzes mit einer Geldſirafe bis 150 M. oder mit Haſt berroht. Es
ſieht auch nicht in dem guten Willen des Standesbeamten,
ob er die deßfallſige Anzeige bei Geicht erheben will, oder nicht, ſondern
derſelbe iſt durch ſeine Inſtruction ohne Ausnahme dazu ver=
pflichtet
, auch wird durch die Gerichte durch eigne Einſicht der Standes=
regiſter
Controle geülbt.
L. Diejenigen Damen, welchr mit ſo gerechtem Intereſſe und ſo vieler
Freuce die intereſſanten Vorträge von Herrn Proſeſſor Creizenach im
Alice=Lyceum ve folgten, werden mit Vergnügen hören, daß er ſich
entſchloſſen hat, zwei weitere Vorträge folgen zu laſſen. Im Anſchluß an
die Früheren wird er noch über de Beziehungen des Kumanismus zur
Naturwiſſenſchaft, wie zu der Fauſtſage ſprechen. Näheres bezug=
lich
des Tages und der Stunde wird noch anoezeigt wrden.
Nächſten Montag ſängt der Circus Wulff mit dem Bau ſeiner
Arena an.
Das Flohtheater ſcheint ſich einer üppigen Frequenz nicht zu
erfreuen. Daſſelbe iſt in die Carlsſtraße übergeſiedelt und hat ſein Enirs
von 50 auf 20 Pf. herabgeſetzt, was jedenfalls nur vortheilhaft wirken
wird.
Beſſungen, 5. Januar. Geſtern Abend begann der Unterricht in
hieſiger Fortbildungsſchule. Die Schulpflichtigen fanden ſich voll=
zühlig
ein und benahmen ſich im Ganzen zur Zufriedenheit der Lehrer. Ge=
wiß
ſehen die Meiſten auch die Nültzlichkeit ihrer weiteren Ausbildung ein
und Tiejenigen die lieber auf der Straße oder im Wirthshauſe wären,
werten ſicher den Nutzen der Schule ſpäter noch einſehen lernen.
Der Unterricht umfaßt: Deuiſche Sprache, Geſchichte, Geographie, Na=
tur
lehre, Raumlehie und Rechnen. Außerdem wird an Sonntag Vormit=
lagen
im Freihand= und geometriſchen Zeichnen unterrichtet.
Man hat in neueſter Zeit den weitverbreiten Glauben, daß Sali=
eylſäure
ein vorzüaliches Mittel zur Erhaltung der Zähne ſei. Nun
weiſt aber P oſeſſor Köner in einem Vortrag, gehalten in einer Verſamm=
lung
für Natur= und Heilkunde zu Bonn, nach, daß ſo ziemlich das Gegen=
theil
der Fall iſt. Profeſſor Köſter theilt einige Vorverſuche mit über die
Einwirkung der Salicyljäure auf das Knochenſyſtem. Spongiöſe Knochen
können in einer ½procentigen Löſung ſchon in wenigen Tagen lederweich
werden, während feſte Knochenſtücke ſich nur allmähliger auflöſen. Der
Zahnſchmelz wird nur in geringem Grade, ſehr raſch aber das Zahnbein
zerſtört das z. B. durch Caries bloßgelegt iſt. Vortragender bemerkt, daß
auch ſchon den Zahnäizten die ſchädliche Witkung der Salicylſaure auf di=
Zähne aufgefallen iſt. Daß nicht bloß todte Kaochen, ſondern auch die
im lebenden Organismus durch die Salicylſäure ihrer Kalkſalze beraubt
werden, geht daraus hervor, daß ſchon wenige Stunden nach der Einnahme
von Salicylſäure eine vermehrte Ausſcheidung von Kalkjalzen durch den
Urin erſolgt.
Neue Beſtimmungen für den Telegraphenverkehr.
Die amtliche Bekanntmachung, betreffend die ſeit dem 1. Januar bereits in
Kraſt getretenen Aolluderungen im deuiſchen Telegraphenverkehr, liegt jetzl
endlich vor. Dieſelbe lautet:Mit Genehmigung des Herrn Reichskanzlers
werden die nachſolgenden Beſtimmungen des zu St. Petersburg abgeſchloſſe=

nen internalionalen Lelegraphenvertrages von jetzt ab auch auf den Lele=
araphenverkehr
innerhalb des Deutſchen Reiches Anwendung ſiaden: 1) Der
Aufgeber eines Privattelegramms kann die beſchleunigte Beförderung erlan=
gen
, wenn er das Wort dringende oder das Zeichen Ou vor die
Adreſſe ſetzt und die dreifache Gebühr eines gewöhnlichen Telegrammes von
gleicher Lange für dieſelbe Befoͤrd rungsſtrecke hinterlegt. Das Telegramm
wird dann vor den übrigen Privattelegraimen bekoͤrdert. 2) Die Adreſſe
eints Teleg ammes kann in einer verabredeten oder abaekürzten Form nie=
dergeſchrieben
werden. Die Vergünſtigung, ſich (in Telegramm mit derar=
tiger
Adreſſe zuſtellen zu laſſen, iſt von einer Vereinbarung zwiſchen dem
Aoreſſaten und dem Telegraphenamt ſeines Wohnorts abhängig. Für die
Hinterlegung einer abgekürzten Adriſſe bei einem Telegtaphenamt iſt eine
GebUhr von 30 M. für das Kalendetjahr im Voraus zu entrichten. Die
Vergünſtigung erliicht, falls die Verabredung nicht verlängert wird, mit
dem Ablauſe des 31. December des Jahres, in welchem die Gebühr ent=
richtet
worden iſt. 3) Vie groͤßte Länge eines Wortes iſt auf 15 Buch=
ſtaben
nach dem Morſe=Alphabet feſtgeſetzt. Der Ueberſchuß, immer bis
zu 15 Buchſtaben, wird für je ein Wort gzahlt.

Ausſprüche zerſtreuter Gelehrter.
In der Mathematik gibt es zahlloſe Lehtſätze, die ſich nur von vorne
beweiſen laſſen. Wenn dieſer Beweis richtig wäre, müßten die beiden
Hülften einander gleich ſein, beſonders die eine.- Tiger, Panther und
Leoparden unlerſcheiden ſich hauptſächlich durch ihr Fell, welches bei allen
Dreien gefleckt iſt.- Kärnten hat die Eigenſchaft, daß ſeine Gebirge
zumeiſt nahe an der Bahn liegen. - Wenn man alle Straßen von Lon=
don
aneinander ſetzt, ſo erhält man eine Zahl, die dreimal um die Erde
geht. - In Schottland ſängt das Klima erſt im Ociober an. Han=
nibal
ſiegte dreimal, oder, um es beſſer zu ſagen zweimal und noch ein=
mal
, denn das eine Mil war erſt ſpäter. - Cäfar wurde nur durch
ſeinen Tod gehindert, ſich an Brutus zu rächen. - Caracalla verlor
duich dieſen Gewaliſtreich niht nur ſein Leben, ſondern auch ſeinen Thron."
ſtarl der Große beſiegte die Sachſen ſo oft, daß ſie es zuletzt nicht
mehr abwarteten. - Kaiſer Heinrich IV. ſtarb halb an dem Kummer, den
ihm ſeine Söhne, halb an dem Aergr, den ihm der Papſt bereitete.
Dem Konradin wurde der Kopf abgeſchlagen, er ſtarb an dieſer Verwun=
dung
. - Franz l. war ein Vetter Loais L1l., und alle Ludewige hießen
Ludwig. bis auf den dreiz hnten, der Heinrich hieß.; Mox II. hatte
die Hoffnung, einſt einen Lhron auf ſeinem Haupte zu ſehen- - Der
Herzog von Kurland ließ alle ſeine Nachfolger hinrichten, ſelbſt ſeinen
Großvater. Nach der Schlacht von Kinersdorf bedeckte Ewald von
Kleiſt's Leiche das Schlachtfeld.- - Im Jahre 1806 beſtieg Napoleon
das Conſulat.- - Franz I. ließ es Napoleon fühlen, daß er ein altes
Regentenhaus war.- - Ob die Leute, welche in den Pfahlhauten wohn=
ten
, Menſchen waren, läßt ſich nicht ſicher beſtimmen.
- Die Poeſie iſt
die wirkjamſte ihrer Schweſtern. - Alexander der Große wurde in Ab=
weſenheit
ſeiner Eltern geboren. - Cäfar ſchwamm als Sklave verklei=
det
nackt Uber die Tiber.
- Cäſar ſagte, als er Kaiſer werden wollte:
Rom iſt keinen Schuß Pulver werth.; Cicero lebte beſonders zur Zeit
Cäſars. - Virgil zeigte ſeinen Freiſinn ſchon dadurch, daß er der Sohn
eines Bückers wurde. - Humboldts Leben trug ſich größtentheils im
Auslande zu. - Gerſtäcker ſchoß einen Elephanten, es werden aber nicht
ſo viele geweſen ſein. Man darf es dem Virgil nicht übel nehmen,
daß er ſich die Henriade von Voltaire zum Vorbilde nahm.
- Homer
hat ſeine Werke in zwei Ausgaben bei Teubner in Leipzig herausgegeben.
Herder ſtudirte ſo viel, daß er oft die Schulſtunden verſchlief.
Der Unterſchied zwiſchen Alt= und Neugriechiſch beſteht hauptſächlich in
der Unkenntniß der Sprache = So oſt eine neue Sprache erſcheint,
laſſe ich ſie mir aus Leipzig kommen. - Ein logiſcher Fehler iſt ein
entgleiſter Laſtzug oder ſonſt etwas. Heute ſind wir mit der Ver=
nunft
fertig geworden, morgen kommen wir zum Verſtande. Aus
Kreus kamen viele junge Eſel nach Wien, das muß ich am beſten wiſſen,
denn ich bin auch aus Krems.
- Wie ich noch jung war, da war ein
ganz anderes Wetter wie jtzt Ich war Grillparzers intimſter Freund
vom Sehen. - Wenn ich einem berühmten Manne begegne, ziehe ich
den Hut vor ihm ab, auch wenn ich ihn gar nicht kenne. - Sie, Mo=
ſer
, welchen freien Gegenſtand beſuchen Sie denn? Hören Sie Engliſch
oder Turnen ?u - Alle Mittwoch und Samſtag iſt Logik, außer wenn
ein Sonn= oder Feiertag iſt.
- Die ganze Klaſſe iſt wieder voll Staub,
kaum komme ich herein, ſo iſt der Schafſtall fertig.- - Da bekomme ich
ſchon ſeit ein paar Tagen anonyme Schmühbriefe, die mir aber nichts ma=
chen
, denn anonyme Briefe mache ich nicht auf." Es werden viel mehr
Menſchen geboren als geſtorben. Wenn alle Menſchen leben würden,
würden alle Menſchen todt ſein, denn ſie wurden ſich gegenſeitig auffreſſen.
Es kommt vor, daß Kinder unangenehme Eltern haben, die Eltern
kann man ſich aber nicht beſtellen, denn wenn man auf die Welt kommt,
ſind ſie meiſtens ſchon da u = Die Leute ſagen immer, wir Geiſtliche
können keine Kinder erziehen, weil wir keine haben, das iſt aber nicht
wahr. Die Leute ſchimpfen immer über die Geiſtlichen und ſagen, ſie
bängen wie Kleiten zuſammen, ſo laßt ſie doch hängen. - Da ſehen
ſie doch nur ſo einen Franzoſen an, erſt glaubt er an keinen Gott und
dann rennt er ſchaarenweiſe den Prozeſionen nach!

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.