Darmstädter Tagblatt 1874


16. Oktober 1874

[  ][ ]

Abonnementspreis
fl. 48 tr jähtlich inel Bringedohn.
uswärts werden von allen Poſt=
ntern
Beſellungen enigegengevom=
en
zu 59 kr peo Quarial incl Poſt=
aufſchag
und Beſtellgeöühr

Frug- und Anzeigeblutt.

137 Jahrgang.
Amtliches Grgau für die Beleannkmachungen des Großherzoglichen Ereisamts Darmſtadl.

Aerote
werden angendmngen ir. Darmſta.
vor der Exped ton Mhinſt; N 23
in Beſſungen von Friedr Bioper
Freedrichsſr yr 7 jowie auswaͤrts
boæ aden ſorden Annoncen= Ezvo=
dionen

1 202.

Freitag Lez 16. October

7 4

Jeisgebotenes.
8987) Ein neues Bordeaux Faß, ca.
v0 Flaſchen enthaltend, wird verkauft.
Wo? ſagt die Expedition.

9039) Haaſen zu verkaufen.
Promenadenſtraße 2.

5314) Ein Haus mit Laden und
arten, welches der guten Lage halber
ch zu jedem Geſchäft eignet, iſt zu
kauſen. Näheres bei der Exp. d. Bl.

9041) Ein in gutem Zuflande befindliche
Pällard
rd wegen Mangel an Raum billig abge=
ben
. - Anfragen vermittelt die Annoncen=
rpedition
von Radslſ Hosse
E. Moldeniaauor) in Aschaſ-
gabarg
unter V. 53.
Wieder vorrälhig:
83)
Neue 4ſchublädige polirte Kommoden.
eis 28 fl.
Schützenſtr. Nr. 12.
Filzſchuhe
Damen u. Kinder von den billigſten
zu den feinſten, elegenteſten Sorten
pfiehlt
Eduard Schüssler,
Louiſenplatz 4.

9065) Eoeben eingetroffen:
Allgemeiner Gelchäftskalender für 1875.
Cart. 30 kr., durchſchoſſen und in Leber gebunden 54 kr.
F. L. ScIORXOPF. Wilhelminenſtraße 21.
Gchuhmacher=Magazin=Genoſſenſchaft.
8981)
Eingetragene Genoſſenſchaft, Ludwigſtraße 2,
empfiehlt ihr großes Lager ſolid gearbeiteter Schuhwaaten (eigner Fabrikate)
und unterhält dieſelbe getreu den Principien ſolider Veodnction u. der ihr eigenen Fach=
kerntniß
großes Lager in nur gediegenen Filzſchuhwaaren aller nur möglichen
Gorten für Herrin=, Damen= u. Kinder zu billigen Preiſen.
Gummiſchutze Prima Qual. in allen Sorten.
Der Vorſtand.

4Oh
A. HAkAh rzzn’UngAkrenhämahd
9993)
Rheinſtraße neben der Poſt empfiehlt
Cganram aus türkiſchem Tabak
2 fl. 30 kr. u. 3 fl. per 100 Stück. - 1½ u. 2 kr. ver 1 Stück.

4o
CaariyraIterg fein per 25 Stuu 1 kr.

8

rankſurter Bratwürste,
Golhaer Cervelalwurst,
Cothaer Hettnurst mit Sardellen
in feinſter Waare
G. L. Briogk,

Für die Walz-saisum empfehle:
Atlasſchuhe per Paar
4 fl.
Engliſch=Leder=Schuh=
3 fl. 12 kr.
Verzierungen von 18 kr. bis 1 fl. 30 kr. ver Paar.
v0ha7, Louiſenplatz
Eduard Schlsst, Nr. 4.

39)

Rheinſtraße nehen der Poſt.

12*
Bosto Arrao
1 Schopp. 36 kr.
AAirsch-Apotuche.

31)

Petroleum

ma per Liter 8 kr.
Sophie Baner, Eliſabethenſtr. 50.
3092) Das Großh. Heſſ. Regierungsblatt
1 Jahr 1819 bis incl. 1845 habe in
ftrag billigtt zu verkaufen.
J. Kühuly, Obergaſſe 13.

WB. Getragene weiße Schuhe werden zum Reintzen angenommen. 9095)
Schmelzbutter
ſelbſt ausgelaſſ n per Pfund 36 kr.
Tophie Vauer, Eliſabethenſtr. 50. 2
8Neue Hülſenfrüchte
empfiehlt zu den billigſten Peeiſen
Hophie Bauer, Eliſabethenftr. 50 Erbsen, Bohnen, Reis, Haſer u.
ſerstenmehl zu Suppen ꝛc.,
Maizena Mlaismehh zu Pudding ꝛc.,
Panirmehl & Citronen
empfiehlt in friſcher Sendung
Carl Watzinger,
9096)
Louiſenplatz 4. Lahrer Hinkerder Bote für 1876
iſt ſorben ein ztroffn;
Preis 10 kr.
9100) Mart Mess, Hölgesſtraße 8. Braunschſeiger und Frankfurter
Chocoladen,
Cacoigna und Cacaomasse,
Bruch-Chocolade in bekannter guter
Qualität empfiehlt
Carf Walziuger,
9102)
Lou ſenplatz 4 9098) Ein gebrauchter Porzellan=
Ofen vollſtändig und ſehr gut brennend,
billig zu verkaufen.
Mühlſtraße 33 beim Portier. 522 [ ][  ][ ]

1920

N 202.

Vohs. Wolty, Ernſt-Ludwigſtraße 19.

Johs. Waldy, ErnſtLudwigſtraße 19.

e9
Cigarren
7
5
von 1 bis 18 kr. per Stück in preiswür=
digſter
Waare u. reichſter Auswahl. Durch
Gelegenheitskauf ſind wir im Stande, bei
Abnahme von 100 Stück 10 pCt. Sconto,
nachzulaſſen.
Beſſungen. Horz & Hüllor.
3106) Zwei flarke Handwagen,
ein Kaffeebrenner, ca. 20-25 Pfd. faſſend,
eine faft neue Waage, für ein Kurzwaaren=
Geſchäft paſſend,
billig zu verkaufen. Dieburgerſtraße 2.
9107) Während der Kirchweihtage
wird jehr guter Traubenmoſt, Wein
und Salvatorbier verkauft.
Beſſungen. Herz & Hüller.

AVtLuiethungen.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne =
bel
zu vermiethen. Promenabeſtraße 13.
6175) Beſſunger Heidelbergerſtraße 89
iſt der 2. Stock mit allem Zugehör zu verm.
A40

GL5t3) zwei große Zimmer, parterre,
A ſind zum Aufbewahren von Möbeln, C
4 Büchern u. dgl. ſofort zu vermiethen.
Näheres in der Exp. d. Bl.
2½
EAaaterlAzAAAlAthalgarrrzal,
8085) Steinſtraße Nr. 36 iſt die
bel Etage mit allen Bequemlichkeiten vom
1. Octbr. an Wegzugshalber anderweit zu
vermiethen.
e-ON
RAAAAPrzrzzzrzrN
d4 8084) Iu meinem neu erbauten Hauſe, d=
d
4 Victoriaſtraße Nr. 26, iſt der 1. 2. d
4 und 3. Stock mit Balkon, Salon und de
4
je 5 geräumigen Zimmern nebſt allen
dazu gehörigen Bequemlichkeiten, bal= F
ba digſt zu beziehen.
0
84
G. W. Jacoby, Schreinermſtr. ds
.
axxzzznzrzuzrrrzrz
8086) Beſſ. Carlſtr. 3 im 2. Stock

459) Reinsra. 23.
ein ganz neu hergerichtetes Lo=
gis
, bel Etage, beſtehend aus
6 Piecen, Küche, Magd= und
Bodenkammer, ſowie Antheil
des Gartens von einer ruhigen Fa=
9 milie ſofort zu beziehen.

8942) Marienplatz Nr. 12 nachnt der
Cavalleriecaſerne ſind im dritten Stock 2
freundliche möblirte Zimmer, zuſammenge=
hörig
. zu vermiethen.
0
vo
p
TAxxATrxLaATrAxxrT
84 8989 Alrzmer u. Cabimet d.
miit Möbeim alsbald beziehbar. ds
Leughausstrasse 3 zwei Tr. hoch.
pL-
VPIOupuwure
Pe.
TAAAAAAAAAAaArzi
8543) Zwei gemmer unmöblirt, inein=
ander
gehend, mit Ausſicht auf die Straße,
Caſinoſtraße 14 ſofort zu vermiethen.
8759) Dieburgerſtraße 33 ein Logis zu
vermiethen.
8765)
2 einzelue Zimmer
mit oder ohne Möbeln billigſt zu vermie=
then
. Beſſ.: Eck der Kirch= u. Hügelſtr. 25.
8823) Zwei ineinandergehende möblirte
Zimmer ſogleich zu beziehen.
Eliſabethenſtraße Nr. 49.
8830) Neckarſtraße 24 zwei freundlich
möblirte Zimmer zuſammen oder getrennt
ſogleich zu vermiethen.
8997) Kiesſtraße 26 eine Werkſtätte
zu vermiethen.
9004) Ein ſchön möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Schützenſtraße 2, 2 Stiegen hoch.
9108) Ein ſchönes Zimmer möblirt zu
vermiethen an einen ſoliden Herrn.
Eliſabethenſtraße Nr. 9.
9109) Ein gut möbl. Zimmer, Louiſenſtr.8.
9110) Eine kleine Wohnung an eine
einzelne Perſon ſogleich oder per 1. Noobr.
zu vermiethen. Soderſtraße 48.

9112)

Alnterricht

in den kaufmänniſchen Wiſſenſchaften, als:
Rechnen, einfache und dopp. Buchhaltung,
Correſpondenz, Wechſellehre, überhaupt in
allen das Bank=u. Waarengeſchäft betreffenden
Operationen, ſowie in der franz. u. engl.
Sprache ertheilt in u. außer dem Hauſe
Morgenſtern, Lehrer,
Hügelſtraße 20.

Vermiſchte Nachrichten.
ein möblirtes Zimmer für 10 fl.
8315) Ein oder zwei junge Leute, welche 9111)
Unterricht
die höhere Lehranſtalt beſuchen wollen, kön=
nen
Wohnung finden. Steinſtraße Nr. 8 in den Elementargegenfländen u. Rechnen,
im dritten ästock.
in der franz. u. engliſchen Sprache, ſowie;
TarrrTarTTTTTrTrTXT¾ gründliche Nachhülſe in allen Schularbeiten
an Schüler hieſiger Lehranſtalten ertheilt
8539) Langegaſſe Nr. 3 iſt ein Lo=
54
d6 gis im zweiten Stock zu vermiethen 8 in und außer dem Hauſe
84 und gleich zu beziehen
Morgenſteru, Lehrer,
VG½
xxxaaazzzrarzrxr2,
Hügelftraße 20.

Oeffentliche Erklärung.
Die meinem Brnder Lud. Schwarz und
deſſen Schwiegereltern zugefügte Beleidigung
nehme ich hiermit öffentlich zurück.
Darmſtadt, den 13. October 1874.
9056)
WiIh. Schwarz.
8300) Penſionäre finden gute Aufnahme.
Schützenſtraße Nr. 2 zwei Stiegen hoch.
Frau Geiß.
8860) Ein Schüler mittlerer Claſſe in
Penſion geſucht. Nachhülfe auf Wunſch
Beſte Referenzen. Die Exp. ſagt wo?.
8959)
Schüler
erhalten bei freundlicher Behandlung Koſ
nd Logis, Nachhülfe reſp. Unterricht i
der Mathematik, im Deutſchen, Franzöſiſchen/
Engliſchen, Clavier ꝛc.
Außerdem wird für das Examen de=
einjährigen
Militärdienſtes vorbereitet.
Soderſtraße 56 eine Stiege hoch.
8776) Ein braves gewandtes Haus
mädchen wird geſucht. Promenade I.
Wohnungs=Geſuch.
3
Eine kinderloſe Famile ſucht eine Woh
nung von 3 bis 4 möhlirten, heizbare
Zimmerv. Anerbietungen übernimmt Forf
meiſter Weihl, Grafenſtraße 25.
9958) Ein tüchtiger Lackirer ſind
dauernde Beſchäftigung bei
Theodor Jordau,
Maadalenenftr. 8. Maler u. Lackirer.
9086) Ein Squler 1. Penſion erhar
p. J. 240 fl. Auch können noch Ciniz
Mittags= u. Abendtiſch erhalten.
Darmſt. Carlfr. 40, eine Stiege hoch
9944)
Helhude unrd
im Centrum von Darmſtadt ein gut 9
bautes 2-3ſlöckiges Wohnhaus n
Hof und etwas Garten gegen Baarzahlu.
ohne Vermittler. Näheres Expedition.

[ ][  ][ ]

N. 202.

1005)

Muſik=Verein.

Sämmtliche ſtimmberechtigte Mitglieder werden zu der
Freitag den 16. October Abends 8½ Uhr
n Probe Lokale im Saalbau ſtattfindenden
ordentlichen Generalverſammlung
lerdurch eingeladen.
Tagesordnung: 1) Jahresbericht des Präſidenten.
2) Antrag des Ausſchuſſes auf eine Abänderung des 8 17
der Statuten.
3) Wahl von 4 Mitgliedern des Ausſchuſſes.
Der Präſident:
Darmſtadt, den 12. October 1874
Dr. E. Becker.

1921
C (Die Mitglieder desi Frauenverens
2 Charitas werden hiermit zu
einer Beſprechung über die Abhaltung einer
Lotterie für den Vereirszweck auf Samſtag
den 17. October, Nachmittags 3 Uhr, in
das Logen=Local freundlichſt eingeladen.
9116)
Waſſer
kann wegen des anderwärts herrſchenden
Mangels zu jedem Zweck an meiner Garten=
pumpe
unentgeltlich geholt werden.
Der Ordnung wegen bitte um Anmeldung.
Beſſungen.
Kaufmann Henkel.
9117) Einen ſoliden ſelbſtändigen
Viersraner ſucht
G. Renz Wiwe.,
Arheilgen im Löwens.
9118) Mehrere Weißbindergeſellen
ſucht
Franz Kraus.
9119) Es wird eine Laden=Einrichtung
zu kaufen geſucht. Nähere Auskunft ertheilt
die Expedition d. Bl.

Kaufmänniſcher Verein.
Samſtag den 17. October
Geſelliger Abend im Vereinslokale.
Anfang 8½ Uhr.
Der Vorſtand.
113)
Hausfrauen=Verein.
6
Um den Mitgliedern den Bezug einer auten und preiswürdigen Steinkohle zuſ g Todes=Anzeige.
möglichen, iſt Hr. Bernhard M. Hachenburger dahier, Agent der Zeche Ringel= Verwandten und Bekannten die traurige
ube: in Annen bei Witten a. d. Rühr, bereit, die Beſorgung von Steinkohlen direct Mittheilung, daß es dem Allmächtigen ge=
1s der Grube zu übernehmen. Der Preis per Ctr., frei in das Haus geliefert, wird fallen, unſere unvergeßliche Tochter
h ohne Octroi auf 43 kr. ſtellen, bei Wagenladungen von 200 Ctr. 1½ kr. billiger.
Magdalene
Diejenigen Mitglieder, welche von dieſen von Herrn Hachenburger als vorzüglich in der Nacht vom 14. auf den 15. nach
rantirte Steinkohlen zu beziehen wünſchen, werden gebeten, ihren Bedarf in die im ſ ſchwerem Leiden im 15. Lebensjahre in ein
kale offen liegende Liſte einzutragen.
beſſeres Jenſeits abzurufen.

Der Vorſtand.

14)

ſ2.
ghur Lamen!

Unterricht in allen Compioir=Arbeiten
3: kaufmänn. Rechnen, einf. u. dopp. Buch=
ltung
. Correſpondenz, Wechſellehre ꝛc. ꝛc.,
ch den Grundſätzen des Lette=Vereins in
rlin, ſowie in der franz. u. engl. Sprach
heilt in u. außer dem Hauſe
Morgenſtern, Lehrer,
Hügelſtraße 20.

7
swet Penſionärinnen
geſucht. Engländerinnuen erwünſcht.
Zahlung mäßig. Uebung in mehreren
Sprachen. Aufſicht beim Klavierſpiel. Freitag 16. Oklober. 9. Vorſt. im 2. Abonn.:
Näheres Steinſtraße 8 Parterre.
Sonntag 18. October. 10. Vorſt. im 2. Abonn.:
9014) Penſionare finden gute Aufnahme.
Roͤbert der Teuſel. Große Oper in 5 Atten
Schützenſtraße Nr. 2, zwei Stlegen hoch. mit Ballet; Muſik von Meyerbeer. - Anfanz

Um ſtille Theilnahme bittet
Die trauernde Familie Meerholz.
Die Beerdigung findet Freitag Mittag
um 4 Uhr ſtatt. Sterbehaus Alexanderſtr. 7.
2
Großherzogliches Hoftheater.
Die luſtigen Weiber von Windſor. Oper
in 3 Aten mit Ballet; Muſik von Nicolai.

Frau Geiß.

16 Uhr.-Sonntagspreiſe.

Die Marzipau=Liſe.
Erzählung von H.
Vortſetzung.)
Dort lag ſie ſtumpf und ſill, die zuckenden Hände über
Bruſt gefaltet, und vor ihren halbgeſchloſſenen Augen zogen
langer, buntverworrener Reihe die Bilder ihres Lebens ſchat=
haft
vorüber. Hier lächelten die Spiele der Kindheit ſie an,
t ſaß ſie, eine emſige Schülerin, an Ferenez' Seite; auch An=
8 Züge ſah ſie lauernd durchs Fenſter hereingrinſen, wie
nals, als Ferencz zum erſten mal die Liebeglühende umſchlang;
en vernahm ſie Herrn Steidler's Stimme, die von der Mar=
an
=Liſe erzühlte, und das Aufſlöhnen Ferenez' und das Dro=
und Schelten des Vaters, und dann - dann war es trüb'
d dunkel vor ihren Augen, ſchwarz wie die Nacht, in der ſie
n Vaterhauſe den Rücken kehren ſollte, und finſter wie die
kunft, der ſie eutgegenging.
Viele Stunden mochte ſie in fieberhaftem Halbſchlummer
ſelegen haben, als von der Stadt her der Glockenſchlag Mit=
nacht
verkündete und ſie gebieteriſch ins Leben, in die Wirk=
keit
zurückrief. Sie raffte ſich mit der Entſchloſſenheit, die
: Erſchöpfung überwindet, von ihrem Lager auf, langte nach
em Bündel und mit der Blendlaterne verſehen, die ſie ſchon
her auf ihren nächtlichen Wanderungen begleitet hatte, verließ
ihr Stübchen. Auf der Schwelle ſand ſie ſlill und blickte
ück in die ſtillen, friedlichen Räume des Gemachs, in dem ſie

heiter und ſorglos, unberührt von allen Stürmen des Lebens=
vom
Kinde zur Jungfrau aufgeblüht war, als ob ſie jetzt erſt,
da ſie es verlaſſen ſollte, empfände, was ſie verließ! Aber Ferencz
wartete ihrer, ſie durfte nicht ſäumen! Sieſchritt leiſe über den
Gang hin, den nur der blaſſe Schimmer des von dichten Wolken
halbbedeckten Mondes erhellte. An die Thür gekommen, die in
das Gemach des Vaters führte, ſtockten ihre Schritte. Es war
ihr, als öffnete ſie ſich, als träte ſeine hohe, mannhafte Geſtalt
daraus hervor, ſie zu fragen, was ſie ſuche, wohin ſie gehe ?
Aber es war nur der Wipfel des Lindenbaums draußen im Gar=
ten
, der ſeinen zitternden Schatten auf die Thür hinwarf, und
ſie mußte fort, denn Ferenc; wartete. Sie war die Treppe hin=
abgeeilt
und nun im Hofe angelangt, wehte ihr die friſche
Herbſtluft erquickend und kräftig entgegen. Sorgfältig den Schim=
mer
der Laterne verbergend, ſchlüpfte ſie, en den Wänden ſich
hindrückend, dem fernen Holzhofe zu; endlich war der Keller er=
reicht
und pochenden Herzens öffnete ſie mit den mitgebrachten
Schlüſſeln die Thür. Im Begriff, die erſten Stufen hinabzu=
ſteigen
, war es ihr, als ob ihr von unten, wo die Trepp= zum
unterſten Geſchoß ſich hinabdrehte, ein Lichtſchimmer entgezen=
dränge
. Was war das ? Von Ferenez, der im Kellerſtübchen
eingeſchloſſen war, konnte das nicht kommen. Sollte ein Frem=
der
in den Keller ſich eingeſchlichen haben? Hier war Vorſicht
nöthig; Ihre Knice zitterten, aber Muth und Entſchloſſenheit
verließen ſie keinen Augenblick. Sie verlöſchte das Licht der Lu-
terne
, damit ſein Schimmer ſie nicht verrathe, und drückte ſich

[ ][  ]

R 20¾
1922

hinter einen Pfeiler, zu erwarten, was da kommen würde. Aber
es kam nichts; Alles blieb ſtill und ſtumm wie zuvor. Nach
einer Weile ſireckte ſie lauſchend den Kopf hinter dem Pfeiler
heivor; der Lichtſchlmmer war veiſchwunden und nur ſchwarze
Finſlerniß glotzte ihr ertzegen. Sollte jene Lichterſcheinung nur
Selbſttäuſchung geweſen ſein oder war die veranlaſſende Urſache
derſelben im untern Kllergeſchoß zu ſuchen? Mit einemmale
erfaßte ſie eine niegefühlte Bektommenheit; ihre Pulſe hämmerten,
ihre Zätne klafperien aneinander; aber Ferenez hartte ihrer und
wenn er etwa in Gefahr wäre - Dieſe Ruckſicht überwog
alle Bedenken und baſtig ſtieg ſie beiläuſig die Hälfte der Tieppe
hinurker, als plötzlich dort, wo die Treppe zum unerſten Ge=
ſchoß
hinabbog ſich wieder ein dämmernder Lichiſchimmer zeigte,
der eine weibliche Geſtalt in dunkeln Gewändern zu umflietzen
ſchen, die mitten auf der Treppe mit weit ausgebreiteten Ar=
men
ihr dioherd und abwehreid entgegenwinkte. Raſche Flucht
war bei dieſem Anblick die erſte Bewegung des zitternden, halb
ohnmächtigen Mädchens, und ſchneller, als ſie hinabgeſtiegen,
war ſie die Etufin der Treppe wieder hinaufgeeilt. An der
halboffenen Kellerthür ſtand ſie ſtill; ſie ſchämte ſich ihrer Flucht
vnd zweiſelhaft, ob ſie nicht wieder umkehiin ſollie, wendete ſie
ſich athemlos, die Hand auf das krampfhaft zuckende Herz
deückend, rach rückwätts und ſah kaum, beirofſen und erſtaunt,
jenen Lichiſchmwer abermals verſchwunden als er jetzt auch ſchon
dicht vor ihren Füßen wieder aus dem Boden auſdämmerte und
in ſeinem grauen Schimer ein Weib vor ihr emportauchte, das,
die welken, 1unzeligen Züge grinzend verzerrt, mit ſtechenden,
zornglühenden Lugen ſie anſtarrte und, während Czencz's Blicke
wie magiſch angezogen an der ſeuerfarbenen Schleife ihrer Flü=
gelhaube
und ihrem grellgelben Halstuche hafteten, aus dem
ſchwarzen Halbwäntelchen dürre Hände mit gekrümmſen, klauen=
ähnlichen
Firgern nach ihrem Halſe ſireckte. Da zuckte es
wie ein Blitz durch Cjencz's Seelel Die Marzipan=Aſel ſchrie
ſie gellend auf, ſprarg zum Keller hinaus, warf die Thür hinter
ſich zu, warkle taumelnd noch einige Schritte in den Hofraum
hinein und brach daun dumpfächzend bewußtlos zuſammen.
Zwei Knechte des Hauſes, die ſich in der Schenke verſpätet
hatten und lange nach Mitternacht auf Schleichwegen ihr Lager
ſuchten, fandin die erſtarrt und wie lblos Hingeſireckte, erkann=
ten
ſie mit namenloſem Erſtaunen und trugen ſie nach dem Hauſe
zur üct, wo alsbald von dem Lärmen und Jammern der Mägde
gewickt, Frau Margit herbeieilte u d den ganzen Schatz ihrer
Heilwittel an der Bewußtloſen verſuchte, ohne fie je doch aus ihrer
todesähnlichen Beläubung etwecken zu können. Gelbſt die Kunſt
des mittlerweile herbeigeholten Arztes zeigte ſich lange erfalglos
und eiſt gegen Morgen gelang es der ſorgfältigſten Bemühung,
in der Ohnrächtigen ein halbes Biwußtſein zurückzurufen, aber
nur, um es ſogleich wieder in den wilden Phantaſicen eines =
thendin
Fieberanfalle untergehen zu ſehen. Dem Iirereden und
dem erſten emſitzlichen Ausrruche unheimlicher Tobſucht folgte
darn bald gänzliche Eiſchöpfung und dumpfes, gedankenloſes Hin=
brüten
, aus dem die Kranke nur, wenn das Gehämmer und Ge=
poche
der Küfer vom Keller her ihr Ohr erreichte, in grauen=
vollen
Zuckungen und krampfhaft ängitlichem Stöhnen emporfuhr,
ſodaß Frau Margit alebald den Kuſern ihre Arbeit gänzlich ein=
zuſtellen
und den Keller zu ſchießen befahl. Als nun aber der
Arzt gegen Abend ochſelzuckend erllärte, es unterliese keinem
Zweiſel wehr, daß Cxtnezi von einem in der Umgegend hertſchen=
den
, höchſt bedenllchen und wörderiſchen Neronfiever ergriffen
ſei, wurde unverzüglich Herrn Horvaih ein reitender Bote nach=
geſandt
, um ihn ſchleumgſt an das Klankenlager ſeines einzigen
Kindes zur üszurufen. Als Horvath am vietten Tage nach dem
Ausbiude der Krarkheit wieder in Veszprim eintraf, fand er
die Krarke, eher ſchlimmer als beſſr, noch immer beſinnungslos
in dompier Betäubung daliegend, aus der ſie aber reg=lmäßig
gegln Milternocht in peivlicher Unruhe eiwachte, nach den Keller=
ſchliſſeln
verlanzte, Atiene machte, das Beit zu verlaſſen, und
nur wit Mühe zurücgehalten werden ſonnte, bis ſie dann, plötz=
lich
mit enm lauten Angſiſchrei in ſich zuſammerbiechend, wie=
der
in den früheren fi bethoſter Halbſchlummer zurüchſank; dabei

nahmen ihre Kräfte ſo ſichtlich ab und ihr Ausſehen veränderte
ſich ſo auffallend, daß der Arzt nicht umhinkonnte, den Zuſtand
der Kranken als höchſt bedenklich, ihre Rettung als ſehr zweifel=
haft
zu bezeichnen.
(Schluß folgt)

Mittheilungen aus Etadt und Land.
c) Die zweite Kammer nahm in ihrer am Donnerstag ſtattgehabten
Sitzung die Vorlage der Regierung wegen Bewilligung der ſog. Sterb=
quartale
bei Civilbeamten an und erſuchte weiter die Regierung um Vor=
lage
eines Geſ tzesentwurfs, welcher die Penſionsverhältniſſe der wieder=
ruflich
angeſtellten Beamten in beſſerer Weiſe als ſeither regelt, womit ſich
der Vertreter der Regierung einverſtanden erklärte.
Das Gewerbeblatt für das Großherzogthum Nr. 40 und 41 ent=
hält
: Generalverſammlung der Mitglieder des Landesgewerbvereins; abge=
halten
zu Offenbach a M. am 21. September 1874. Ueber japaneſiſche
Lacke. Kleinere Mittheilungen: Mondſchein Photographien.
- Wie wir weitel vernehmen, haben ſich im Ganzen bis jetzt fün
Candidaten um die hieſige Bürgermeiſte'ſtelle gemeldet. Den Freitag
werden die Anmeldungen den Stadtverordneten eröffnet werden und ſoll
dann etwa nach 3 Tagen die eigentliche Bürgermeiſterwahl ſtattfinden.
- In der Generalverſammlung der Actionäre des Saalbaues wurden
bei der ſtatutenmäßigen theilweiſen Erneuerung des Vorſtandes nachſtehende
Herrn gewählt reip. wiedergewählt:
1) In den Aufſichtsrath: die HH. G. A. Stein, Rentner und
F. Sander, Banquier.
2) In den Vorſtand: die HH. C. Gerſchlauer und G. Jordis,
Stadtoe=ordnete, A. Wondra, Hoſiuwelier, Zernin, Premierlieutenant
und Ph. Hirſch, Rentner. Hiervon ſind neu eingetreten die HH. G. Jordis
und Ph. Hirſch.
Der Vora ſchlag für das 2. Betriebsjahr in Einnahme und Ausgabe
mit 64.420 Mt. 5 Pf. abſchließend. wurde einſtimmig gutgeheißen, ein
eiſt ig unterſtützter Antrag auf Abhaltung von wenigſtens 3 Maskenbällen
dagegen mit ſehr großer Majorität abgelehnt und dem Vorſtande überlaſſen,
ſtait des ſtatutenmäßigen einen Maskenball nach Umſtänden auch mehrere
zu artangiren.
Ferner wurde noch beſchloſſen, daß das ſog. Reſerviren von Tiſchen
und Stühlen in den Concerten, ſowie das Benutzen von Stühlen zum
Niederlegen von Garderobeſtücken ſtrengſtens unterſagt werden ſolle. Eine
Anregung des Hrn. Miniſterialrath Hallwachs zu Ehren unſeres eben
wieder in der Heimath befindlichen Landsmannes Weyprecht ein Saal=
bauſeſt
zu veranſtalten. fand die allgemeinſte Zuſtimmung.
Kuͤnſtigen Mittwoch 21. dſs., Nachmittags 3 Uhr ſindet im Locale
der Anſtalt die Generalverſammlung der Kleinkinderſchule ſtatt, worauf
wir aufmerkſam machen.
Sonntag den 18. October wird in Mainz das Denkmal, welche;
Bürgerſchaft und Garniſon gemeinſchaftlich den ihren Wunden und An=
ſtrengungen
in dem Feldzuge 187071 in Mainz erlegenen Kriegern erich
teten, ſeierlich enthüllt. Die Feier wird eine gemeinſame für Garniſon und
Bürgerſchaſt ſein und ladet das Comite zu recht zuhlreicher Betheiligung ein
Der Porteſeuiller=Verein in Offenbach hat in ſeiner Generalver
ſammlung vom 5. ds. beſchloſſen, eine Brodbäckerer zu errichten, z
dem Zwecke ſeinen Mitgliedern und Allen die ſonſt davon Gebrauch mache:
wollen, ein gutes Brod zum Herſtellungspreis zu liefern.
Zu der kürzlich in Hagenau eröffneten intervationalen Hopfen
Ausſteilung ſollen ſich auch die techniſchen Leiter einiger Berliner Actien
Braue eien eingefunden haben, um jene intereſſante Pflanze, den Hopfen
den mehrere bereits dem Namen nach kannten, nun auch von Angeſicht z
Angeſicht zu ſehen.
Ueber unſeren berühmt gewordenen Landsmann Carl Weyvres
werden nachfolgende biographiſche Details mitgetheilt: Er iſt der dritte Soh
des nunmehr vor einem Jahie verſtorbenen gäflich Erbach=Schönberg'ſche
Kammeidireklors Weyprecht und wurde zu Darmſtadt im Jahre 1838 9
boren, wo ſein Vater damals Hofgerichts Advokat war. Im Jahre 184
trat der Vater als Kammerrath in Schönberg'ſche Dienſte und zog na
König im heſſiſchen Odenwalde. Dort wurden ſeine Söhne im elterlich=
Hauſe erzogen. Carl Weyprecht trat 1855 in öſterreichiſchen Seedier
und wurde ſeiner großen Beſähigung wegen bald als Lehrer an der M.
rineſchule verwendet. In der Seeſchlacht bei Liſſa zeichnete er ſich dera
aus. daß er zum Schiff. lieutenant befördert wurde. Er erhielt den eiſern
Kronenorden, der Adelsrang mit ſich führt, und weiterhin vom Kaiſer Ma
milian den Gundelupe=Orden. Er wurde beauſtragt, auf dem derNovar
beigeaebenen kleinen Kriegsdampfer Eliſabeth; an der Expedition n=
Mex ko lheilzunehmen, die zur Abholung des Kaiſers Max in ſeine H.
math beſtimmt war. Der Commandant nahm Weyprecht mit nach Pueb
woſelbſt ſie ſich von dem hoffnungsloſen Stande der Verhältniſſe üb=
zeugten
; ſie lehrten unvertichteter Sache nach den vor Vera=Cruz ſtat
nirten Schffen zurück. Dort ereignete ſich ein intereſſanter Zwiſchenf=
der
vi lleicht nebenbei erwähnt zu werden verdient. Als nämlich die )
men der öſterreichiſchen Flottenofficiere in der Stadt bekannt gemacht war=
meldete
ſich eine Dame an Bord und wünſchte Weyprecht z1 ſprechen. 2
derſelbe eiſchien, erkannte er zu ſeiner größlen Ueberraſchung in der Ve
Cruer Dame eine einſtige Magd aus ſeinem elterlichen Hauſe in Kön
Dieſelbe halte ſich ſehr gut verheiraihet und erſchien nun als angeneh
Gaſtgeberin für den zum Officier herangewachſenen Lnaben.

Redaction und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofvuchdruckerei.