Darmstädter Tagblatt 1874


25. September 1874

[  ][ ]

Frug- und Anzeigeblntt.
157 Jahrgang.

Iueluie.
werden angenömiien in. Darmſta.
vor derEſpedjon Rheinſtt ur 2
in Beſſungen von Friedr. Bioger
Friedrichsit Nr 7 ſdwie auswaͤrts
vor abſen ſolider Annoncen=Erwe.
devonen

Amlliches Organ für die Bekanntmachungen des Gtoßherzoglichen Kreisamts Darmſtadl.

Freitag zen 25. September

Vetreffend: Landwithſchafliche Statiſtl.
Darmſtadt, am 22. September 1874.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes, mit Ausnahme von Beſſungen, Braunshardt, Eſcholl=
brücken
, Schneppenhauſen und Traiſa.
Die Erledigung unſerer Auflage vom 6. Juni l. J. bringen wir bei Ihnen in Erinnerung.
Küchler.
Darmſtadt, am 21. September 1874.
Betreffend: Die Auſtellung des Bezugs von Pfandgebühren und Strafantheilen von Seiten der Denuncianten in Feldſtrafjachen,
hier die Einziehung und Verwendung diefer Strafantheile und Gebühren zur Belohnung des Aufſichtsperſonals.
Das, Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Wir fordern Sie auf, binnen 14 Tagen zu berichten, welche Beträge an Pfandgebühren und Orittheile von Feldſtraſen
aus der 1. bis 6. Periode 1873 Ihren reſp. Gemeinden üherwieſen worden ſind. Auch wollen Sie zugleich Vorſchläge darüber
machen, an welche Perſonen des Aufſichtsperſonals und in welcher Weiſe die eingegangenen Beträge zu vertheilen ſein werden, wobei
Sie ſich über die in Betracht kommenden Perſonen nach Maßgabe der Beſtlmmungen in I. A. 8 der Ihnen mit unſerem Amtsblatt
Nr. 4 vom 21. Februar 1866 ertheilten Vorſchriften zu außern haben.
Küchler.
Darmſtadt, am 21. September 1874.
M
Betreffend: Die Liquidation der Vergütung für verabreichte Fourage an Truppen auf dem Murſche.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.

Unter Hinweijung auf unſer Amtsblatt Nr. 9 vom 26. Juli 1872 fordern wir Sie auf, im Laufe des nächſten Monats
die Liguidationen aus rubricirter Veranlaſſung, für s L., II., III. Quartal l. J. zuſammen vereinigt, in dreifacher Ausfertigung
an uns einzuſenden.
Beſtimmüngsgemäß ſind denſelben die Durchſchnitt=Marktpreiſe für Darmſtadt zu Grunde zu legen.
Dieſelben belrugen nach amtlichen Atteſten in den Monaten
Juli
Junl
Auguſt
für Hafer
3 Thlr. 10 Sgr. 3 Thlr. 10 Sgr. 3 Thlr.
Sgr.) per
Heu
1
1



Centner.
Stroh
25
25
25
Sollten Sie die Preiſe auch aus anderen Monaten bedürfen, ſo wollen Sie eine desfallſige Beſcheinigung bei uns erwirken.
Die erforderlichen Formularien ſind, ſoweit Ihnen ſolche nicht zugeſendet werden, in unſerer Regiſtratur zu erheben.
Gleichzeitig ſeben wir Ihnen, ausgenominen die Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt, auf:
a) die nach Maßgabe des auf Seite 93 des Reſierungsblakis von 1870 abgedruckten Muſters, unter Zugrundlegung der
in Nr. 37 des Regierungsblatts von 1869 bekannt gemachten Tariſe aufzuſtellenden Servis=Liquidationen;
b) die Liquidalionen über Vorſpann=Geſtellung, in welchen die auf Seite 82 des Reglerungsblatts von 1810 angegebenen Preiſe:
1 Reit= oder Wagenpferd zu
7 Sgr. 6 Pf.
die einſpännige Fuhre zu
11 6
die zwei
15
pro Meile - 75 Kilometer zu Grund zu legen ſind, im Monat October an uns einſenden.
Wir bemerken ſchleßlich, daß Begleitungsberichte zu den Liquidatonen nicht erforderlich ſind, und daß bei denjeuigen Gemeinden,
für welche Liquidationen der erwähnten Art bis Ende October l. J. bei uns nicht eintreffen werden, angenommen wird, daß ſie
keine Forderungen zu ſtellen haben.

Verpachtung der Kiefernſamen=
Ernte im Forſte Darmſtadt.
Dienſtag den 29. d. Mts., Morgens
10 Uhr, ſoll die Kiefernſamen=Ernte in den
Domanial=Waldungen der Oberförſtereten!

Küchler.
Koberſtadt, Kallofen, Meſſel, Beſſungen u.
Griesheim im Gemeindehauſe zu Darmſtadt
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 20. September 1874.
Großherzogliches Forſtamt Darmſtadt.
8393)
Reiß.

5814) Ein Haus mit Laden und
Garten, welches der guten Lage halber
ſich zu jedem Geſchäft eignet, iſt zu
nerkaufen. Näheres bei der Erp. d. Bl.
477

[ ][  ][ ]

Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 20. September, Vormittags 9 Uhr,
werden Ludwigsplatz Nr. 5 (im Hinterhauſe) nachverzeichnete Gegenſtände,
als: eine Parthie Herrenkleider, Weißzeug, 1 Kanapee, Stühle, Tiſche,
Spiegel, 1 Glasſchrank, Pfeilerſchränke, Kleiderſchränke, Bilder, Bücher
Küchengeräthe u. ſonſtiger Hausrath; ferner eine wenig gebrauchte Waſch=
maſchine
, eine Parthie Topfpflanzen gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
8394

S.
3 N. Hirſch, Graveur aus Offenbach a. M.
empfiehlt ſich in allen Graveur=Arbeiten, in Achat=Steinen ſowohl in Meſſing wie in
Stahl; Amtsſiegel, Giro's, Briefſtempel mit Farbeneinrichtung, Pettſchaften, Schablonen,
Firmaſchilden in Zink, wie auch in Meſſing, Brenneiſen für Bierbrauer, ſowie auch
Blindpreſſen, um Papier zu ſtempeln.
Sein Stand befindet ſich vor dem Hauſe des Hrn. Joh. Ph. Leuthner am Markt.
8345
Schuhwaaren.
Kidd= und Chagrain=Stiefel mit Zügen zu 5 fl. leigenes Fabrikat), Tuch=Stiefel
mit Wollfutter mit Abjätzen 3 fl., ohne Abſätze 2 fl. 30. Gute ſtarke Filzpantoffeln
mit Lederſohlen von 1 fl. 12 kr. ab, ſowie ſämmtliche in's Schuhfach einſchlagende
Artikel empfiehlt die Schuh=Fabrik von J. R. Létzendorſ aus Mainz.
Zur Meſſe: Schloßreihe.
Großer billiger reeller Auoverkau
Wegen Aufgabe meines Fabrilgeſchäftes verkaufe ich unter dem Fabrilhpreis meinen
ganzen Vorrath:
400 Dulzend Interhosen & Jacken,
Enaben-AHädchenhosen von b5-33kr.
Herren-Kamenhosen von 30 kr. - fl.I.I.
Jedoch feſte Preiſe. Da die Preiſe ſo billig geſtellt ſind, wie ſie kein Anderer
aubieten wird, bitte ich während der Darmſtädter Meſſe um zahlreichen Zuſpruch.
Meine Bude iſt verſehen mit der Firma:

8307)

J. G. HayOr,

Tricotwaaren=Fabrikant aus Neu=Ulm
Bude auf der Hauptreihe am Schloßgraben.

Meß=Anzeige.

Unterzeichneter beehrt ſich während der hieſigen Meſſe ſeine ſeit Jahren auf bieſigen
Meſſen bekannte große Auswahl von ſelhſtfabricirten ächtfarbigen ½, 6 ½ und
⁵⁄₄ breiten Baumwollzeugen, Bettzeugen, Bettdrillichen, Bett= Barchen=
den
, leinenen und baumwollenen Küchenſchürzzeugen, Sacktücher ꝛc.,
wieder zu äußerſt billigen Preiſen in empfehlende Erinnerung zu bringen.
W Bude wie ſeither gegenüber der Hof=Apothele mit Firma verſehen.
Albert Fromherz.
8395)
aus Baden=Baden.

Großes Handſchuhlager von Gebr. Nurm
aus Tirol.
Wir beehren uns ergebenſt anzuzeigen, daß wir wieder die hieſige Meſſe mit einer
großen Auswahl in allen möglichen Sorten lederner Handſchuhe, ſowie Winter=
handſchuhe
beziehen und empfehlen ſolche zur geneigten Abnahme beſtens.
Eine Parthie Glaxé-Handechuhe für Damen mit kleinen Fleckchen
von gutem Leder werden zu ſehr billigen Preiſen abgegeben.
Die Bude gegenüber der Calmberg'ſchen Apotheke.
Gebr. Wurz.
8396)

Gebrannten Java-Caſles
1. Qualität 1 fl. 3 kr. pr. Pfd.
3803a)
empfiehlt
L. Luntz seel. Viwe
in Bonn.
Dieſer aus den beſten Java=Sorten be=
reitete
Caffee iſt derart gebrannt, daß Aroma
und Wohlgeſchmack zur vollſten Entwicklung
gelangen. Dadurch iſt bei Anwendung
deſſelben zu einem wohlſchmeckenden und
träftigen Tranke ein geringeres Quantum
nöthig, als bei Caffee, der auf gewöhnliche
Weiſe gebrannt iſt.
Den Verkauf für Darmſtadt habe ich
Herrn Carl Watzinger Louiſen=
platz
, übertragen
[42392.

7519
Aelonen
Dieburgerſtraße Nr. 41.
8110) Täglich friſche Trauben per
Pfund 6 kr. Pankratiusſtraße Nr. 6.
Heue Luss. Sardinen
ſeingetroffen bei
Wilhelm Manck,
8397)
Ballonplatz 5.

S.
8
Tanzſchuhe
in allen Sorten zu billigſten Preiſen.
Schuh=Verzierungen
das Neueſte und Eleganteſte in dieſem Ar=
tikel
empfiehlt
Eduard Schüssler,
4 Louiſenplatz 4.
Süßen Apfelmoſt
bei
Aug. Graß.
Büßen Apfelmoſt
ulmmt von henic an in Zapf
Hoinrich Hess,
vorm. Warnecke,
8400)
Wilhelminenſtraße 13.
Gachör-Oek, heilt die Taubheit,
Stxvenn selbige nicht angeboren u.
bekämpft sicher alle mit Hart-
hörigkeit
verbund. Vebel, Fl. 18 Sgr.
versendet
C. Chop. Apotheker, Hamburg.
Ebendaselbst ein vorzügl. Mittel gegen
Husten, Heiserkeit, Verschleimung und
Asthma 7½ Sgr.
8402) Gardiſtenſtraße 16 ſteht ein noch
gutes Kanapee, eine maſſive Nußbaum= Bett=
ſtelle
und eine große Kiſte zum V rfchließen
billig zu verkaufen.

[ ][  ][ ]

M 187.

763

8403)

Damem-FElahüte

in feiner Qualität Iin den modernſten Formen und Farben
em beiehlt die Püt,äb. de von
P. 8. Umbügeln und Färben alter
Gebrider.
Gelſtus.
Hüte wird prompt beſorgt.

Sohhrm-Fabrili
F. W. Schlüter,
24. Holzſtraße 24, neben dem Röhrbrunnen,
empfiehlt bei bevorſiehender Saiſon ſein Lager in
Herren= Damen=u. Kinder=Regenſchirmen.
Zanella=Regenſchirme, von 1 fl. 42 an, hochfeine 3 fl. 30-48.
Seidene Double, ſchwarz mit Penſs 7 fl.
Kinderſchirme, hochfein, Zanella 2 fl.
Nur wegen Beſcheidenheit meiner Ladenmiethe und weil alle Arbeiten von mir
ſelbſt befordert werden, bin ich im Stande, zu obigen Preiſen zu verkaufen.
Achtungsvoll
O
F. W. Scälüter.

e,

*.
2

oeO
Cl½½
Gſllo,
Eröfſnung
und Empfehkung.


8.

5
8

Einem geehrten Publilum die ergebene Anzeige, daß ich mein Geſchäft in 8½
G der 24 Holzſtraße 24, neben dem Röhrbrunnen, eröffnet habe und empfehle
2 mein reichhaltiges Lager in aller Sorten Glacs= und waſchledernen
25
5 Handſchnhen, Tragebändern, Kniegürteln, Shlipſen und Cra=
½
T vatten u. ſ. w.
3
Bruchleidende finden eine große Auswahl prakliſch und ſolld gear= ¾ 2
* beiteter Bandagen.
Beſtellungen auf lederne Reithofen, ſowie alle in mein Fach einſchla=
E gende Arbeiten und Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.
1
5
e.
Gust. Hautunsml,
2
2O

Handſchuhmacher u. Bandagiſt,
J
Ed.
2A. Holzſtraße 24, neben dem Röhrbrunnen.

Maſchinenbeob.
Abermaliger Abſchlag.
Von heute ab in allen Verkaufsſtellen
1. Qualtät 22 kr.
II. ditto 20 kr.
III. ditto 18 kr.
Darmſtadt, den 25. Septbr. 1874.
G. Stamuler.
8404)
Vermiethungen.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne =
bel
zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
6175) Beſſunger Heidelbergerſtraße 89
iſt der 2. Stock mit allem Zugehör zu verm.

14
GUrin
5 ſind zum Aufbewahren von Möbeln,
H Büchern u. dgl. ſofort zu vermiethen
H Näheres in der Exp. d. Bl.
5H
als

p.
pC.
ARTAArxxzr7

1480) Rheinſtraße 23 iſt die bel
Etage, beſtehend aus 6 Piecen, Küche,
Magdſtube, Bodenkammer und allen T
Bequemlichkeiten, ſowie Antheil am
Garteu, an eine ruhige Familie zu ver=d
miethen und voml. Oct. an zu beziehen.L

n.
RAALAxTATXT

7819). Mövlirtes Zimmer, bel Etage,
Schulſtraße Nr. 6.
7934) Wienerſtraße Nr. 9
bel Etage von 4 Zimmern mit allem Zubehör,
ſofort beziehbar.
7996) Beſſungen. In dem neu erbauten
Hauſe, Ludwigſtraße 84. ſind 2 vollſtändig
eingerichtete Logis mit allen Bequemlichkeiten
lauf Wunſch mit Gartenantheil) zu ver=
miethen
und ſofort zu' beziehen.
8085) Steinſtraße Nr. 36 iſt die
bel Etage mit allen Bequemlichkeiten vom
1. Octbr. an Wegzugshalber anderweit zu
vermiethen.
vVuv-
AAxrzarnxrzuzxzzzay.

1. October zu beziehen.
7453) Kiesſtraße Nr. 26 iſt vom 1. Gep=8405)
tember an ein Logis mit Wertſtätte zu verm.) An der Heidelbergerſtraße 105 iſt der
7788) Eck des Mathildenplatzes u. Zeug.
2. Stock zu vermiethen und alsbald zu be=
hausſtraße
iſt die bel Etage auf Wunſch
ziehen.
Friedrich Brehm.
baldigſt zu beziehen.

8084) In meinem neu erbauten Hauſe,
1 Victoriaſtraße Nr. 26, iſt der I., 2.
10 und 3. Stock mit Balkon, Salon und 5
ds je 5 geräumigen Zimmern nebſt allen
M dazu gehörigen Bequemlichkeiten, bal=
He
d4 digſt zu beziehen.
5 G. W. Jacobh, Schreinermftr. N
xxzzzAAzrzuzrxxzrX!
8086) Beſſ. Carlſtr. 3 im 2. Stock
ein möblirtes Zimmer für 10 fl.
8256) Möbl. Parterrezimmer Grafenſtr. 4.
8263) Bäckerei zu vermiethen. Wo?
ſagt die Expedition dieſes Blattes.
8314) Steinſtraße 36 iſt ein möbl.
Zimmer vom 1. October an zu vermiethen.
8315) Ein oder zwei junge Leute, welche
die höhere Lehranſtalt beſuchen wollen, kön=
nen
Wohnung finden. Steinſtraße Nr. 8
im dritten Stock.
8321) Ein Zimmer mit Möbeln,
ſchön gelegen, alsbald zu beziehen. Zeug=
hausſtraße
3, zwei Treppen hoch.
6892) Stiftſtraße 55 ein hübſches Man= 8173) Zwei Parterre=Stübchen nett
ſarden=Logis alsbald zu vermiethen und am möblirt für einen Schüler höherer Lehr=
Anſtalten. Vteinſtraße 8 Parterre.
Beſſungen.

Georg Nungeſſer.
7878) Eliſabetherſtraße Nr. 35 ein ſchön
möblirtes Zimmer, Ausſicht nach der Straße
per 1. Oct. zu verm.

8406) Ein frenndlich möblirtes Zimmer
iſt Heinheimerſtraße 13 part. zu vermieth.
8407) Heidelbergerftraße 93 ein möhlirtes
Zimmer zu verm. und bis 1. Oct. beziehb.

[ ][  ][ ]

1764

10½.
8408) In dem neu erbauten Hauſe,
Stfiſtraße 65 in der Nähe der höheren Der Winterkurſus in meiner Lehr= u. Erziehungs=Anſtalt
Lehranſtalten ſind im mittl. Stock 1 auch 8323)
beginnt Montag den 12. October.
2 möbl. Zimmer zu vermiethen.
Schützeuſtraße 8.
Busie Wifda.
azr.
Crr.

Vermiſchte Nachrichten.
Rechnungs=Auszug
Uber Einnahme und Ausgabe des Vereins
zur Unterſtützung armer Kranken vom Land=
Mathilden=Landkranken=Haus"
für 1873.
I. E i n n a h m e.
Kaſſevorrath aus voriger
Rechnung
Ausſtände aus vorhergehen=
den
Jahren
Beiträge von Allerhöchſten
Herrſchaften
Beiträge von Privaten.
Außergewöhnliche Beiträge
und Collecten
Schenkungen und Bermächt=
niſſe
, einſchließlich des
abermaligen Jahresge=
ſchenkes
Sr. Königl.
Hohelt des Großherzogs
im Betrage von 300 fl.
und des Legats des
Herrn Geheimeraths
Benner im Betrage von

fl. kr.
358 15¼
66
150
632 21
2527 42

9530 fl. 11.262 56 Vergütung für Krauken= pflege 5760 15 Kapitalzinſen. 559 25 Ertrag der Oeconomie und des Gartens 15 Einnahmen verſchiedener Art 11 6 Summe der Einnahmen 21343 7 II. A u s g a 5 e. Kapitalzinſen. 167 16 Steuern und ſonſtige Ab= gaben 150 13 Unterhaltung der Gebäude 302 57 Mobilien und Hausgeräthe 76 8 Weißzeug, Bettwerk, Kleider 254 20 Heizung und Beleuchtung. 715 27 Lebensmittel
5347 17 Arzneimittel . 424 41 Inſtrumente und Bandagen 100 51 Gehalte, Lohn und Ge= bühren 1492 30 Bureaukoſten. 415 17 Uneinbringliche Poften und Nachläſſe 51 50 Ausgaben verſchiedener Art 157 17 Neu ausgeliehene Capitalien 10565 28 Abgetragene Kapitalien. 350

Summe des Ausgaben 20571 32½⁄
Indem wir vorſtehenden Rechnungs=
Auszug zur allgemeinen Kenntniß bringen,
bemerken wir, daß die revidirte Rechnung
mit Urkundenband auf dem hieſigen Rath=
haus
zur Einſicht der Vereinsmitglieder 4
Wochen lang offen liegt.
Darmſtadt, im September 1874.
Der Vorſtand des Vereins zur
CUnterſlützung armer Kranken
S. Mathilden=Landkrankenhaus.

Fener= und
Lebens=Verſicherungs=Auſtalten
der
Bayeriſchen Hypotheken= und Wechſelbauk.
Hierdurch beehre ich mich ergebenſt anzuzeigen, daß mir eine Haupt=Agentur
ſobiger Anſtalten für Daristadt und Umgegend übertragen wurde.
Ich empfehle mich zum Abſchluß von Feuer= u. Lebens=Verſicherungen
und bin zu jeder Auskunfsertheilung hierüber ſtets gern bereit.
Darmſtadt, den 15. September 1874.
F. Wyl, Bleichſtraße 45.
G.

1

AUrngemeinde Darmstadt.

In Polge Vergrösserung der Riegen-Neueintheilung der
reinelmer an Rieyen-Turnen nach dem dlande
der turnerischen Leistungsfäligkeit Montag den 28. September 1874. Das
Minner-Turnen ſindet wie bisher Mittooch und Freitay Abends
8-9 Ur statt. Der Fechl-Uuterricht mit alen Waſſen ( ua-
mentlich
Stoss-Rappier, Hau-Rappier und Säbel) unter Leitung unseres Fechl-
meisters
Hrn. Ludwvig Müller aird Hontag u. Freitag Abends 8-10 Ur
in der Turnhalle ertheilt. Neue Anmelduingen geschehen ebendaselbst.
8327)
Der Vorstand.

8381) Ein weuig gebrauchter Schiele'ſcher
Zazwet Penſtonärinnen Ventlator für 5 Feuer mit 70 Fuß Holli=
Auch bringen wir unſer Lager tannener
Holzlohlen zum billigſten Preis in gefällige
Arheilgerfltr. 59. Gebr. Alberth.
lochen kann, wird ſogleich oder auf Michaeliſbillige Vergütung den geehrten Herrſchaften
8363) Ein gedienter Dragoner wünſcht ſauf einzelne Tage, ſowie auch auf Wochen,
beſonders zu ſelbſtſtändigen Mittags= und
Zu erfragen Sackgaſſe 8. Hinterbau. Abendeſſen, Einmachen der Früchte u. feinen
8364) Ein geräumiger Weinkeller Bäckereien. Sie erbietet ſich auf Wunſch
wird zu miethen geſucht. Von wem 2 ein Madchen zum Serviren mitzubringen.
Guſanna Emmel, Mühlſtraße 56.
8413) Eine Lehrers=Tochter, 18 Jahre
alt, wünſcht in einer guten Familie aufge=
8384)
Beſſungen.
Bei Unterzeichnetem können 4 Schuhmacher= nommen zu werden, um die Haushaltung,
Geſellen, wobel ein guter Herren=Arbelter, vorzüglich das Kochen, zu erlernen.
und einer auf Wochenlohn ſein muß, ſogleich) Es wird mehr auf gute Behandlung als
Schulz, Schuhmacher. auf Lohn geſehen.
ſeintreten.

82
2O
geſucht. Engländerinnen erwünſcht. ſ gem Zinkrohr preiswürdig zu verkaufen.
Zahlung mäßig. Uebung in mehreren
Sprachen. Aufſicht beim Klavierſpiel. Erinnerong.
Näheres Steinſtraße 8 Parterre.
8359) Ein braves Mädchen, welches 8412) Unterzeichnete empfiehlt ſich gegen
geſucht. Promenade 40 zwei Stiegen hoch. zur Aushülfe iu allen häuslichen Arbeiten
für einen Rekruten einzuſtehen.
ſagt die Exp. d. Bl.

8386) Eine perfecte
ſucht. Marktplatz 4 erſter
8410) Ein reinliches Mädchen das zu
Hauſe ſchlafen kann wird zur Beſorgung

Köchin
Stock.

ge

Offerten bei J.
abzugeben.

Diehl, Soderſtraße 55,

häuslicher Arbeit für einen kleinen Haus=
halt
geſucht. Näheres im zweiten Laden
Schützenſtraße Nr. 1.
8411) Eine erfahrene Kinderfrau oder
Mädchen geſetzten Alters wird gegen hohen
Lohn geſucht. Eintritt ſobald wie möglich.
M. Jacobs,
Frankfurterſtraße Nr. 32.

8414) Eine Büglerin wünſcht noch einige
Tage in der Woche beſetzt zu haben.
Nieder=Ramſtädterſtraße Nr. 16.
8415) Aufforderung.
Forderungen, ſowie Zahlungen jeder Art
an den Nachlaß des Schneidermeiſter Karl
Hopp werden binnen 14 Tagen durch den
Unterzeichneten regulirt.
Kurl Hopp,
Wienerſtraße Nr. 39.

[ ][  ][ ]

8416) Ich habe mein Logis Ochſen=
gaſſe
verlaſſen und wohne nun Nieder=
Namſtädter=Straße bei Herrn Gärt= G
ner Schmidt.

Schieidermeiſter.

N=-
2
pD
MezzeierutevreAdrrtDuigeiades,
7743) Einz gute Köin geſuchs.
Pomenadeſtraße Nr. 47.

8417)
Dankſagung.
Dem Geſangverein Melomann ſowie
allen Denjenigen, welche uns bei dem ſchmerz=
lichen
Verluſt unſeres lieben Viters und
Schwiegervaters, des Landwirths Ludwig
Leißler, ſo herzliche Theilnahme bewieſen
und ihn zu ſeiner letzten Ruheſtätte geleiteten,
unſeren tief gefühlteſten Dank.
Nie trauernden Hinterbliebenen.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 25. Sept. 12. Vorſt. im 1. Abonn.:
Precioſa. Schauſpiel mit Gejang und Tanz in
4 Akten von P. A. Wolff; Muſik von C. M. v.
Weber.
Sonntag, 27. Sept. 13. Vorſt. im 1. Abonn.:
Die Hngenotten. Große Oper in 5 Akten mit
Ballet; Muſik von Meyerbeee. Page Urbain, Fräu=
lein
Raſich, vom Hoftheater in Mannheim, als
Gaſt. Anfang 6 Uhr.

Die Marzipan=Liſe.
Erzühlung von H.
ſGortſetzung.)
Endlich hatten wir das Hars erreicht, waren die Eingang=
ufen
hinangeſtolpert und hatten uns durch den dunklen Haus=
ur
an der ſteilen, finſtern Treppe vorbei durch mehre Stuben
es Erdgeſchoſſes in ein kleines gewölbtes Gemach gedrängt, das,
ie ſich ſpater auswies, die Schlafſtube der Hausfrau war.
das Erſte, was mir hier in die Augen fiel, war die über einen
gaubenſtock geſtützte Drahthaube mit der feuerfarbenen Schleiſe;
ber der Lehne eines Stuhls hing das Kamelotkleid und das
azu gehörige Halbmäntelchen; die Beſitzerin dieſer Gewänder
ber lag unfern von ihrer Bettſponde, nur nothdürftig bedeckt,
zuf dem Boden; das dür ne graue Haar hing aufgelöſt um das
unzlichte ſchwarzblaue Geſicht und den pergamentähnlichen Na=
ken
, den ſcharf ins emporquellende Fleiſch gedrückt das grellgelbe
Halstuch umſchlang. mit dem die Unglückliche nach kurzer ver=
geblicher
Gegenwehr erdroſſelt worden war; dafür bürgten die
ſtarren, blutunterlaufenen, gewaltſam aus ihren Höhlen heraus=
getriebenen
Augen, der halboffene Mund, der ſich zu einem gräß=
lichen
Hohngelächter zu verzerren ſchien, und die verkrümmten
Hünde, die offenbar in dem vergeblichen Beſtreben erſtarrt wa=
ver
, din erdroſſelnden Knoten des gelben Halsluchs zu löſen!
Es war ein entſetzlicher Anblick! Als ich indlich im Stande war,
meine Blicke von dem furchtbaren Schauſpiel abzuwenden, auf
das ich lange voll Schaudern und Entrüſtung hingeſtarrt hatte,
gewahrte ich in einer Ecke des Gemachs mehre mir bekannte an=
ſehnliche
Lörter der Stadt um einen flattlichen Herrn verſam=
melt
, der, an dem geöffneten Schreibtiſch der Ermordeten ſitzend,
die darin enthaltenen Papiere durchmuſterte und den mir der
Kreuzwirth als den Syndicus der Stadt und einen der Freier
der Lamprechter Nani zu erkennen gab. Die Herren waren, der
Leiche kaum mehr eingedenk, in ein leiſes, aber höchſt lebhaftes
Geſpräch verwickelt, das, allmälig leuter werdend, durch einzelne
Worte eikennen ließ, daß es ſich um den Nachlaß der Ermorde=
ten
handelte. Tieſer Umſtand hatte mich zu der Frage veran=
laßt
, was denn mit dem Pegiſtranten, dem Miethsmann, und
muthmaßlichen Erben der Todten und dem glücklichen Nebenbuhler
des Syndicus, geworden wäre, und der Kreuzwirth theilte mir
eden halblout mit, daß derſelbe, mit der Verſteigerung eines in
der Laming in Gant verfellenen Anweſens beauftragt, ſchon ſeit
ſechs Tagen abweſend wäre, als ſich ein immer zunehmendes
Gewirre von Stimmen im Hausflur erhob, die ärgerlich abmah=
nend
einen ungeſtüm Vorwärtsdringenden zurückzuweiſen bemüht
ſchienen. Gleichwohl drang der laute Rof: Ich muß hinein!
Platz da1 Ich muß ſie ſeken! immer näher, bis zuletzt der Schwall
der Menge plötzlich ſich theilte, und verflört, geiſterbleich, große
Schweißtropfen auf der Stirn, ein junger Mann ins Gemach
ſtürzte, in dem ich augenblicklich den Regiſtranten wiedererkannte,
von dem wir ſoeben geſprochen. Bei dem Anblick der Ermorde=
ten
bebte er zurück, dang die Hände, und rief ein mal über das
andere mal: O Jammer ! O Entſetzen! O unglückſeliger, grauen=
voller
Tagl Mittlet weile war der Syndicus, der ſich bei dem
Eintritt des jungen Mannes erhoben und ihn eine Weile von
fern mit ſinſterm, faſt feindlichem Blicke gemeſſen hatte, ouf ihn
zugeſchritten und begann jetzt in langſam feierlichem Tone, in
dem mir aber Hohn und Schadenfreude ganz deutlich durchzu=

lingen ſchienen: Ja! belage Er das gräßliche Ende ſeiner müt=
terlichen
Freundin! Beklage und beweine Er ſie, wie wir ſie be=
llagen
und beweinen, wie bald ganz Bruck dies edle Herz dieſe
vielverkannte Seele, dieſe Mutter der Armen, dieſe Zuflucht der
Betrübten, beklagen und beweinen wird! Denn hört und beherzigt
es, ſchützbarſte Anweſende, dieſe ofl geſchmähte und verleumdete,
dieſe mit mit Schimpf und Hohn verfolgte, mit Spottnamen ver=
unehrte
Frau hat feurige Kohlen auf euer Haupt geſammelt und
ihr ganzes großes Vermögen ungetheilt und ausſchließend hieſiger
Stadt zur Gründung eines Bürgerſpitals und Waiſenhauſes in
beſter Form Rechtens letztwillig hinterlaſſen! Ein Murmeln
und Flüſtern des Staunens zog brauſend durch die Verſamm=
lung
, während der junge Mann eine Weile flumm und gedanken=
los
den Sprechenden anſtarrte; als aber her und dort in der
Menge ein: Gott ſegne ſiel ein: Ruhe ſie in Frieden! laut
wurde, als die erſt ſtumpfe und mehr neugierige als erſchütterte
Mange plötzlich vom Drang des Dankgefühls hingeriſſen wie ein
Mann ſich auf die Kniee warf und ein Gebet für ihre ermor=
dete
Wohlthäterin anſtimmte, da flammte in ſeinem Auge die
Glut des feindlichſten Haſſes auf, die, als ſein Blick ſich abwen=
dend
wieder anf die Leiche ſiel, in den Ausdruck wahnfinniger
Wuth ſich verwandelte; er knirſchte mit den Zühnen, wühlte mit
den Händen in ſeinem Haar, dann ſtieß er einen Schrei aus,
der halb wie Schmerzgeheul, halb wie Gelächter der Verzweiflung
erklang, taumelte, verdrehte die Augen und ſchlug im nächſten
Augenblick leblos wie ein Stück Holz neben der Leiche hin !
Herr Steidler, der in dem Bemühen, ſeinen Zuhörern die
Eindrücke des vorlänaſt Erlebten recht anſchaulich zu vergegen=
wärtigen
, ungemöhnlich lebhaft geworden war, hielt hier inne, um
ſich zu ſammeln und ſeine Erinuerungen für die Fortſetzung ſeiner
Erzählung zu ordnen, als vom Ofen her, hinter dem ſchon lange
ſchwere Athemzüge hörbar geworden, nun plötzlich ein dumpfes
ängſtliches Stöhnen wie das Röcheln eines Erſtickenden erſcholl.
Herr Jeſns jammerte Baſe Margit, nes ſpukt! und ver=
barg
das Geſicht in ihre Schürze; Horvath war vom Stuhle
aufgeſprungen, Czenezi aber ſtürzte mit dem Angſtgeichrei: Um
Gotteswillen, was iſt geſchehen?u auf den Ofen zu. Noch ehe
ſie aber das mächtige grüne Kachelgebäude erreicht hatte, ſchwankte
ſchon Ferencz, wie Einer, dem die Kniee brechend verſagen, krampf=
haft
an das Geſimſe des Ofens geklammert und daran ſich fort=
helfend
, hinter demſelben hervor. Er war kreideweiß bis in die
Lippen, ſeine Bruſt flog und arbeitete nach Luft; fieberhaftes
Zittern ſchüttelte ſeine Glieder und ließ ſeine Zähne hörbar aa=
einanderklappern
. - Ihm ſei todtenübel geworden, es verlege
ihm den Athem, üchzte er, aber es werde wohl vorübergehen,
wenn er nur erſt zu Bette wärel - Waſſer, Waſſerlu ſchrie
Czenezi, er ſtirdt ! Hülfe! und damit ſiürzte ſie auf ihn zu
und unterſtützte den Schwankenden. Aber kaum, daß ſie ihn be=
rührt
hatte, fühlte ſie auch ſchon die ſchwere Hand des Vaters
auf ihrer Schulter, die ſie wie eine Flaumfeder fortdrehte, daß
ſie taumelnd in eine Ecke der Gemachs niederſank. - Schickt
ſich das Zu rief Horvath, deſſen Grimm nur des zündenden
Funkens geharrt hatte, um aufzuflammen wie eine Pulvertonne:
Iſt's hier zu Lande Brauch, daß ſittſame Mädchen ſich nach
Belieben den jungen Burſchen an den Hals werfen ? - Gott's
Donnerwetter! Ich will dich lehren, Dirne, was ſich ſchickt
Und damit erhob er die Hand; aber er beſann ſich und winkte
die Baſe Margit heran: Helft dem Burſchen auf ſeine Stube=
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ſagte er, jund macht fort! Ich bin des Gewinſes ſatt und will
Ruhe haben! Margit gehorchte und entfernte ſich mit dem
halb ohnmächtigen Ferenez,. zu deſſen Wiederbelebung der eben
ſattgehabte Auftritt auch freilich nicht ſehr geeignet war. Kaum
war die Thür hinter den Beiden zugefallen, als Horvath, der
ihren Abgang mit unmuthig düſtern Blicken beobachtet hatte, ſich
wieder zu Czenezi wandte, die blaß und regungslos daſaß und von
deren Wimpern große Thränen anf die in ihrem Schooße gefal=
teten
Hände niederträuften. Geh' auf dein Zimmer ſprach er
in milderm Tone, die Erzühlung unſeres Gaftes hut dich auf=
geregt
, und wenn bei euch Weibsleuten das Rädlein einnial ins
Laufen gekommen iſt, ſo will's nicht mehr ſtille fiehen! Geh'
und ein andermal ſei klüger; und damit gute Nachtlu Cjenezi
wiederholte tonlos und kaum vernehmlich die letzten Worte des
Vaters, verneigte ſich ſchweigend vor dem Gaſte und verließ lang=
ſam
das Gemach. Horvath's Blicke folgten ihr mit dem Aus=
drucke
ſchmerzlichen Bedauerns und bitterer Kränkung. Die lei=
denſchaftliche
Theilnahme, die Czenezi für den Schreiber bei einem
ſo unbedeutenden Anlaß, wie ſeine Unpäßlichkeit es war an den
Tag gelegt hatte, ließ über den Zuſtand ihres Herzens keinen
Zweifel übrig, und in Horvath's Bruſt, der ſich in ſeiner blinden
Zuverſicht getäuſcht, in ſeinem Stolze verletzt und in die bittere
Nothwendigkeit verſetzt ſah, dem Herzen weh thun zu müſſen, das
er am meiſten liebte, kämpften die widerſprechendſten Gefühle
einen harten, peinlichen Kampf.
Fortſetzung folgt.)


Mitthellungen ans Etadt und Land.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Miniſterialrath im
ſeitherigen Miniſterium des Großh. Hauſes und des Aeußern Dr. C. Neid=
hardt
zum Miniſterialrath im Großh. Geſammtminiſterium ernannt.
Major von Pötticher vom 3. Großh. Infanterie=Reg. Nr. 117
iſt zum Oberſilt. ernannt worden.
Am 22. ds. ſand im Darmſtaͤdter Hofe eine vertrauliche Beſpre=
chung
von 20 neugewäblten Stadtverordneten ſtatt, in welcher einſtimmig
die Bildung eines Moiſtrats verworſen und die Wahl eines Bürgermeiſters
nebſt zwei Beigeordnel aufrecht erhalten wurde. Auch neigte man ſich
der Anſicht zu, daß ein Concurrenz Ausſchreiben zur Bewerbung um das
Bürgermeiſtermeiſter=Amt erlaſſen werden ſollte. Die beidenſ Beigeord=
neten
moͤchten erſt ſpäter im Einvernehmen mit dem Bargermeiſter
gewählt werden. Ueber die Höhe der Beſoldung des Bürgermeiſters und
der Beigeordneten ſoll nächſten Samstaa Abend 6 Uhr eine weitere ver=
trauliche
Beſprechung gehalten werden. Annähernd wurden bereits Zahl=
einheiten
genannt.
M. 3.)
Preisausſchreiben: Der Gartenbauverein zu Darmſtadt ſetzt
hiermit für die beſten Pläne einer Anlage des Bahnhoſplatzes von Rhein=
thor
bis zum neuen Bahnhofgebäude der Ludwigsbahn zwei Preiſe aus,
und zwar für den als beſten anerkannten Plan einen Preis von Fünfzig
Gulden und für den nächſtbeſten einen Preis von Fünf und Zwanzig
Gulden. Beide pramiirte Pläne werden Eigenthum des Gartenbauvereins.
Als Terrain der Anlage gilt der ganze oben bezeichnete Platz, und es
bleibt dem Ermeſſen jedes Bewerbers überlaſſen, in welcher Weiſe er Vor=
handenes
benutzen, und dieſe neue Anlage mit derjenigen jenſeits der
Rheinſtraße, wie mit der Allee der Promenadenſtraße in ſchöner Weiſe
in Verbindung bringen will.
Das ſtädtiſche Octroihaus mit Brückenwaage wird dem Vernehmen nach
demnaͤchſt verlegt, kann allo unberückſichtigt bleiben, dagegen ſind die An=
ſahrten
nach den Bahnhöfen zu wahren.
Die concurrirenden Plane ſind ſpäteſtens bis zum 30. November 1874
anonym, mit Hotto und begleitet von der dem Motto entſprechenden ver=
ſiegelten
Namensbezeichnung, an den unterzeichneten Vorſtand einzuſenden.
Situationspläne können Bewerber Rheinſtraße Nr. 29 parterre erhalten.
- Eingeſandt. Bei der bevorſtehenden Nachwahl von Stadtverord=
neten
glaubt man die Aufmerkſamkeit der Wahler auf das ſeitherige Ge=
meinderathsmitglied
Friedrich Schroͤder lenken zu dürfen.
Friedrich Schröder, der über 20 Jahre dem Gemeinderath angehört,
hat ſich hier durch ſehr ſchätzenswerthe Lokalkenntniſſe,= durch ſeine unerml=
dete
Thätigkeit als Mitglied der Armen= und Pfandhaus=Commiſſion, vor=
züglich
aber bei Einquartirung und Verpflegung durchziehender Truppen
unbeſtrittene Verdienſte erworben.
Sicherem Vernehmen nach wird die Zeitbeſtimmung nach
Berliner Uhr vom 1. November d. J. an auf allen deutſchen Bahnen
eingefuhrt werden.
- Wie das F. J. mittheilt hat der Magiſtrat von Homburg v. d. H.
in der TheuerungsaFrage der nothwendigſten Lebensmittel eine ſehr
Redaction und Verlaa: L. 6

entſchiedene Stellung eingenommen. In einer Bekanntmachung theilt er
dem dortigen Publikum mit, daß die Preiſe für Fleiſch und Brod nicht im
richtigen Verhältniß zu den Marktpreiſen ſtünden, und fordert deßhalb
Bäcker und Metzger auf, ſofort entſprechend abzuſchlagen. collte nich=
Folge geleiſtet werden, ſo behält ſich der Magiſtrat weitere geeignete Maß
regeln zur Beſchaffung von billigerem Brod und Fleiſch vor. Zunäch,
ordert er zur Bildung von Conſum=Vereinen oder Errichtung von Vereins
Bäckereien und Schlüchtereien auf, welche er in jeder Weiſe zu unterſtütze:
und zu fördern geſonnen iſt.

Darmſtadt, 21. Sept. Vergangenen Donnerſtag Abend hielt Herr
Pfarrer Ehni aus Genf in einem Raum des Saalbaus einen Vortrag
über die Bedeutung der Sonntagsfeier. Es waren an eine Anzahl Män=
ner
aus verſchiedenen Berufskreiſen Einladungen ergangen, und ſo ſahen
wir Vertreter des Stadt= und Kirchenvorſtandes, Theologen, Gelehrte,
Künſtler und Handwerker, welche mit Spannung den Ausführungen des
Redners folgten.
Herr Ehni begründete zunächſt den Satz, daß die Sonntagsfeier einem
tiefen Bedürfniß des Menſchen nach Ruhe und Ausſpannung nach recht=
ſchaffener
Arbeit entſpreche; das ewige Einerlei unausgeſetzter Arbeit müſſe
zuletzt ſtumpf machen gegen die höchſten geiſtigen Güter der Menſchheit
und können geradezu zum Verthieren führen, eine Sache, für welche
ſich leider häufig genug Beiſpiele in unſeren Fabrikdiſtricten fänden. Und
wie den Einzelnen die Sonntagsarbeit an Leib und Seele ſchädige, ſo
richte ſie auch das Familienleben zu Grund.
Wann ſolle denn der Bamte, der Kaufmann und vor allen der
Arbeiter mit den Seinen ſich freuen und der Gemeinſchaft mit ihnen
pflegen, wenn nicht am Sonntag? Die Woche über, wo er am Abend
müde und abgeſpannt von der Arbeit nach Hauſe komme, werde er dazu
meiſt wenig Zeit und Luſt mehr haben. Und in dem Familienleben ge=
rade
ruhen die Wurzeln unſerer nationalen Kraft und Geſundheit, auf
ihm baue ſich unſer Volksthum auf, - das brauche keines Beweiſes.
Nachdem noch des weiteren die Gründe, welche für die Sonntagsfeier
ſprechen, von religiöſen, patriotiſchen und nationalökonomiſchen Geſichts=
punkten
aus beleuchtet waren, kam der Redner zu der Frage, was denn
nun zu thun ſei, um einem großen Theil unſeres Volkes ſeinen Sonntag
wieder zu geben. Er wies darauf hin, was in der Schweiz und ſpeciell
in Genf hiefür geſchehen ſei. In letzter Stadt haben ſich die Beſitzer der
großen Magazine und Kaufläden in dem Beſchluſſe geeinigt, ihre Locale am
Sonntag zu ſchließen und ihren Arbeitern frei zu geben. Die 150 bedeutendſten
Banunternehmer Genfs haben die Sonntagsarbeit eingeſtellt und dadurch
einer 10-15,000 Köpfe zühlenden Arbeiterſchaar ihren Sonntag wieder
gegeben; auch die Handwerker der Stadt ſind größtentheils zu einer Ver=
einigung
, welche denſelben Zweck hat, zuſammengetreten, und das Alles iſt
geſchehen in einem Staat, der gar keine Geſetze beſitzt, durch welche die
Sonntagsfeier obligatoriſch gemacht würde. Weiter hat ſich der Verein,
welcher den genannten Zweck verfolgt, an den Schweizer Bundesrath ge=
wandt
und erreicht, daß ein Geſetz erlaſſen wurde, demzufolge jeder ſchwei=
zer
Eiſenbahnbedienſtete mindeſtens je den dritten Sonntag frei hat. Ein
Geſuch an dieſelbe Behörde, welches um die Einſtellung der Waarenzüge
an den Sonntagen petitionirte, mußte darum abſchläglich beſchieden werden,
weil dieſe nur möglich ſei, wenn die Nachbarſtaaten, alſo zunächſt Deutſch=
land
und Frankreich, dieſelbe Einrichtung treffen würden. Dies zu er=
reichen
, wandte man ſich an das Reichseiſenbahnamt, deſſen Antwort der
Redner vorlas. Gedachte Behörde erklärte ſich im Princip vollkommen
mit dem Vorſchlag einvetſtanden und machte nur auf einige Schwierig=
keiten
aufmerkſam, die aber zu überwinden ſind und mit deren Beſeiti=
gung
ſich nicht weniger als 15 (darunter 12 von deutſchen Verfaſſern)
neuerdings von Fachmännern ausgearbeitete Schriften befaſſen, auf deren
tüchtigſte ein Preis geſetzt iſt. Hunderttauſende von Bahnbedienſteten und
mit der Bahn in Beziehung ſtehender Arbeiter würden bei der Ausfüh=
rung
dieſes Vorſchlages ihren Ruhetag wieder erhalten; die Klage ſo vie=
ler
gerade am Sonntag überanſtrengte Arbeiter dieſer Kategorie: Wenn's
doch nur gar keinen Sonntag mehr gäbel würde dann zu Ehren unſeres
Geſchlechts verſtummen. Daß aber die Ausführung möglich, dafür liefere
England den Beweis, deſſen Kaufleute ſich doch wohl auch auf ihren Vor=
theil
verſtehen, dafür zeugt ferner die Erklärung einer großen Anzahl der
bedeutendſten ſchweizer Handelsfirmen, welche ſich die hierdurch herbeige=
führte
Verzögerung des Empfangs ihrer Waaren gern wollen gefallen
laſſen. - Aehnliche Vorſchläge wurden bezüglich des Poſtdienſtes gemacht.
In der ſich anſchließenden kurzen Discuſſion wurde einſtimmig aner=
lannt
, daß etwas geſchehen müſſe, um einem großen Theil unſeres Volkes
ſeinen Sonntag wieder zu geben; es wurde beſchloſſen, ein aus Männern
der verſchiedenſten kirchlichen Richtung beſtehendes Comite zu bilden, wel=
ches
die nöthigen Schritte einleiten ſolle, - zunächſt einmal bezüglich der
Einſtellung von Waaren= (Güter=) Zügen und der Erleichterung des Poſt=
dieſtes
an Sonntagen.
Mögen dieſe Zeilen, die nicht den Anſpruch darauf machen, ein voll=
ſtändiges
Referat zu liefern, ſondern nur in unſeren Darmſtädter= und
heſſiſchen Kreiſen die Frage der Sonntagsfeier anzuregen, ein williges Ge=
hör
finden.
(M. 3.)
Wittich'ſche Hofbuckdruckerei.