GbunOhhvevsbt SOOOOhN
D
Abonnementspreis
5 fl. 48 tr jährlich incl Bringeclohn.
Auswärts werden von allen
Poſt=
imtern Beſtellungen
enigegengenom=
nen zu 53 kr peo Quaxtal inel
Poſt=
aufſchiag und Beſtellgebühr
Frag- und Anzeigeblatt.
137. Jahrgang.
Amtlliches Organ für die Belkannkmachungen des Großherzoglichen Ereigamts Darmſtadt.
Juſerate
werden angenommey in Darmſta.
bor der Expedſon Rheinſii Nr 23
in Beſſungen von Friedr Biöper.
Friedrichsitt Ar 7 ſowie aaswaͤrts
von allen ſolzden Annonten=
Expe=
dthonen
W137.
Freitag den 17. Juli
4874
295) Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen und Anſprüche jeder Art an
en Nachlaß der Wittwe des Großherzogl.
Mundkochs Degenhardt, Chriſtine geb.
Hu=
er, zu Darmſtadt am 21. Mai l. J.
ver=
torben, ſind binnen vier Wochen bei dem
nterzeichneten Gerichte anzumelden, bei
Mei=
ung der Nichtberückſichtigung bei Regulirung
es Nachlaſſes.
Darmſtadt, am 30. Juni 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. d. St.:
Vogel,
Weyland,
Stadtg.=Aſſeſſor. Stadtg.=Aſſeſſor.
296) Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen und Anſprüche jeder Art an
en Nachlaß der Sarah, geb. Levi, Wittwe
e8 Süßkind Goldenblum von Weiterſtadt,
nd innerhalb 14 Tagen bei unterzeichnetem
ericht anzumelden, wenn dieſelben bei
Ord=
ung des Nachlaſſes berückſichtigt werden
llen.
Darmſtadt, den 14. Juli 1874.
Broßherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Bauer,
Landrichter.
Landg.=Aſſeſſor.
6274) Eine Parthie Buchbinderarbeit iſt;
f dem Weg der Submiſſion bei uns zu
rgeben. Die Bedingungen können im
mufe dieſer Woche auf unſerem Büreau
ormittags eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 14. Juli 1874.
roßherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
6124)
Ausverhaauſt
von Damen=Mädchen=u. Kinderſchuhwaaren.
Wegen vorgerückter Saiſon verkaufe ſämmtliche Sommerſchuhe u. Stiefeln
für Damen, Mädchen und Kinder zu Fabrikpreiſen und mache beſonders auf ein
reich=
haltiges Lager von Kinderſchuhen und Stiefeln aufmerkſam.
Alle bei mir erkauften Schuhwaaren werden zur Reparatur von mir angenommen.
S.
L SChufeor,
Schirmfabrikant,
24 Ernſt=Ludwigſtraße 24.
Feilgebotenes.
814) Ein Haus mit Laden und
arten, welches der guten Lage halber
h zu jedem Geſchäft eignet, iſt zu
kaufen. Näheres bei der Exp. d. Bl.
97) Die erſte Sendung 1874r holländiſche
Voll-Häringe
ingetroffen, welcher jetzt regelmäßig weitere
uhren folgen. Mit dem Sinken der
iſe am Seeplatz halten ſtets gleichen
ritt. Die Qualität iſt ausgezeichnet.
EEn gros & en détail.)
Gebrüder Vierhellor,
Schnſtergaſſe 14.
8
Fliegenfänger!
8.
Das beſte Mutel, auf eine reinliche Art
dieſelben zu entfernen. Vorräthig bei
A. Ulmann,
Ernſt=Ludwigſtraße 5. -
Markt 3.
6299) 2½ Morgen Korn zu verkaufen.
G. Gunder.
6300) 133 ⬜Klftr. Korn auf dem Halm
zu verkaufen. Heinr. Wolff, Arheilgerſtr. 6.
Cere.
Vermiethungen.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße;
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
55 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu
ver=
miethen und im Juni zu beziehen.
WilhelmSchäfer.
3721) Heinheimerſtraße Nr. 16 iſt im
mittleren Stock ein freundliches Zimmer mit
ſchöner Auficht zu vermiethen und ſogleich
zu beziehen.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne
Mö=
bel zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
4360) Zu vermiethen im Darmſtädter Zimmer mit Zubehör, zu vermiethen.
Hof im weſtlichen Flügel 2 Treppen hoch
2 Zimmer, 2 Cabinet nebſt Küche; ferner
im Erdgeſchoß die bisher von dem Gerichts.
Büreau benutzten Räumlichkeiten mit
Sepa=
rateingang von der Grafenſtraße.
4579) Heinheimerſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Auguſt Herwegh.
4697) Friedrichſtraße 20 iſt der 1. St.
mit 6 Zimmern, 3. St. mit 5 Zimmern Arheilgerſtraße Nr. 37.
und allen Bequemlichkeiten bis Auguſt
be=
ziehbar zu vermiethen.
Zu erfragen Eliſabethenſtraße Nr. 49. vermiethen. Preis 170 fl.
4750) In einem neuen Hauſe der zweit=
Stock für 250 fl., ſowie ein Manſarden=
Logis für 150 fl. auf einem der höchſten
freien ſchön gelegenſten ſüdlichen Punkte
Darmſtadts auf ſogleich zu vermiethen.
Näheres Beſſ. Ludwigſtr. 86.
Daſelbſt auch 3 lleinere Zimmer im erſten
Stock zu vermiethen.
5472)
Sofort,
oder bis 1. September Wienerſtraße 9
die bel Etage, 4 Zimmer mit allem
Zu=
behör, zu vermiethen.
5633) Die Manſarde meines Hauſes
iſt zu vermiethen.
J. Jacobi, Schloſſermeiſter,
Schützenſtraße 21.
5815) Rhenftraße Nr 23 iſt die ber
Etage, beſtehend aus 6 Piecen, Küche,
Magdſtube, Bodenkammer und allen
Bequemlichkeiten, ſowie Antheil am
Garteu, an eine ruhige Familie zu
ver=
miethen und vom 1. Oct. an zu beziehen.
6072) Ein Logis Magdalenenſtraße 6.
Ausſicht auf die Straße.
6044) Bleichſtraße 5 die bel Etage, vier
Zu erfragen Parterre.
6775) Beſſunger Beidelbergerftraße 89
iſt der 2. Stock mit allem Zugehör zu verm.
6282)
Ein Zimmer,
möblirt oder unmöblirt zu vermiethen.
Nieder=Ramſtädterſtraße 63 Mittelſtock.
6285) Gartenſtraße 13 ſind 2 kleine
Logis zu vermiethen und gleich zu beziehen.
6301) Ein kleines Logis zu vermiethen.
6302) Caſinoſtraße 17 ein Logis im
Seitenbau an eine kinderloſe Familie zu
351
R 137
1304
6303) Zwei vollſtändige Logis im
Vor=
derhaus, das eine bis 1. Auguft, das andere
bis 1. October beziehbar.
G. Geiſt, am Ludwigsbrunnen.
Vermiſchte Nachrichten.
6324 Möxeldorr!
Allen geehrten Vereinen, welche geſonnen
ſind, ſich eine Fahne anzuſchaffen, diene
hiermit zur Nachricht, diß wir eire Fahne
aus der Bonner Fahnenfabrik beſitzen; wir
empfehlen genannie Fabrik hiermit, indem
ſie uns eine Fahne lieferte, welche im
Ver=
hältniß zum Preis ſehr ſolid, geſchmackvoll
und ſchön ausgefallen iſt und unſere
Er=
wartung weit übertroffen hat; indem wir
dieſe Fabrik nochmals empfehlen, ſprechen
wir derſelben unſeren öffentlichen Dank für
die gelieferte Fahne aus.
Geehrte Vereine wollen ſich nur an die
Bonner Fahnenſabrik in Bonn la. Rhein/
wenden, indem wir überzeugt ſind, daß ſie
nirgends ſo ſolid, prompt und billig bedient
werden.
Der Beteranen-Kampfgenoſſen=Verein
Mögeldorf.
Jean Schelter, Vorſtand.
G
5
ASUAUUI
Ein leiſtungsfähiges Frankfurter
Colo=
nialwaaten en gros Haus ſucht fur hieſigen
Platz einen mit der Kundſchaft durchaus
vertrauten, fleißigen u. zuverläſſigen Agenten.
Gute Referenzen nothwendig. Franco Offerten
gub Chiffre K. 1110 befördert die
Annoncen=Expedition von Rudolſ
Mosse in Frankſurt a. M.
Die Eröffnung meine
zeige ich hiermit ergebenſt an, und findet
vorzüglicher Speiſen wie kühlender
Darmſtädter Zeitung,
Main=Zeitung,
Heſſiſche Vollsblätter,
Neue Heſſiſche Volksblätter,
Darmſtädter Tagblatt,
Täglicher Anzeiger,
O.
Arlöviener
S Ater Hoft.
er Garten-Wirthlchaft
man daſelbſt neben einer reichen Auswahl
r Getränke folgende Zeiſchriften aufgelegt:
Leipziger Illuſtrirte Zeitung,
Frank Leslies illustrated Newspaper,
Kladderadatſch,
Kölniſche Zeitung,
Neue Frankfurter Preſſe,
Mainzer Journal,
Galignani's Messenger,
LIndependance Belge.
num Darmstädter Hol. Bürger=Verein.
COUCERI im Vereinsgarten
Samſtag den 18. Juli 1874.
Anfang balb 8 Uhr.
6263)
Die Vergnügungs=Commiſſion. 6239) Die Rechen= u. Schreibſtunde des
Hrn. Reallehrers Hickler, an welcher ich ſchon
während deſſen Lebzeit thätig war, iſt nun= 6258) Ein durch geräumige Lokalitäten
zu einem Geſchäftshaus ſich eignendes Haus
mit größerem Garten, in der Nähe der
mehr ganz in meine Hände übergegangen,
wird aber in derſelben Weiſe fortgeführt.
Zugleich wird bemerkt, daß noch einige
Schüler und Schülerinnen Aufnahme finden
können. Hayser, Ludwigsplatz 5.
vo
6290) Ein braves
Hausmad=
ſchen, welches bei Tiſch
ſer=
viren kann, wird geſucht.
Promenade Nr. 1.
Bahnhöfe, oder der Station Roſenhöhe, wird
zu kaufen geſucht. Offerten unter Angabe
der Lage und des Preiſes werden unter
V. L. an die Exp erbeten.:
W9
LTrAx Axzrzxrzxzxrx,
6270) Es hat ſich en kiemer gelver
d Hund verlaufen. Der ehrliche
Be=
ſitzer dieſes wird gebeten denſelben
1r.
gegen gute Belohnung Karlsſtraße 51
1⁄
abzugeben, auch wird vor Ankauf
aewarnt.
Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn=Geſellſchaft.
Bei Gelegenheit des Eulbacher Marktes werden Sonntag den 19. Juli l. J. auf der
Strecke Darmſtadt=Erbach folgende
8
E, RTra
S.
8- Vorm. U. M. Roſenhöhe „ 5 9 „ Nieder Ramſtadt=Traiſa „ 8 20 „ Ober=Ramſtadt „ 8 28 „ Zeilhard „ 8 37 „ Reinheim „ 8 44 „ Lengfeld „ 8 54 „ Wiebelsbach Heubach „ 9 8 „ 1 40 Höchſt „ 9 18 „ 1 52 Mümling=Grumbach „ 9 24 „ 1 58 König „ 9 32 „ 2 6 Zell=Kirchbrombach „ 9 38 „ 2 12 Mich lſtadt „ 9 46 „ 2 20 Erbach an 9 54 „ 3 28
Mainz, im Juli 1874.
L
„
Z ü g
Der Verwaltungsrath.
6307)
[ ← ][ ][ → ]K 137.
1305
jeden Inhalts in alle auswärtigen u.
in der Annoncen=
AMAEhtdruaut Aur iuserate hieſigen Zeitungen zu Originalpreiſen, 18ll 49. Expedition von
Rudolſ Mosse, Frankſurt a. M.
Vertreter für Darmſtadt: W. A. Gaertner, Woogsplatz 3.
H ä u ſ e r
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
M. Neuſtadt, Alexanderſtraße.
6294)
Ratholiken-Verein.
Samſtag den 18. Juli, Abends 8 Uhr:
Sommer-Casino.
4972) Vollſtändig geübte
Weißzeug=
näherinnen werden geſucht.
Nähere Auskunft bei der Exp.
5609) Ein braves Hausmädchen
ge=
ſucht. Markt Nr. 4 im erſten Stock.
In dem Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorausbezahlung
abge=
geben:
per Raummeter.
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
liefern
4 fl. 40 kr.
Beſtelltäge: Dienſläg, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.
Hauſer.
Aus dem Leben eines Thunichtgut.
Von Ferdinand Diefſenbach in Darmſtadt.
Gortſetzung.)
Unterdeſſen hatte ſein Verleger ſeinen Aufenthalt erfahren
und ihn reichlich mit Geld verſehen, ſo daß er ungehindert die
Reiſe nach Halle antreten konnte.
Seine Ankunft in dem ihm lieb gewordenen Halle veranlaßte
inen wahren Voltszuſammenlauf, und nicht ohne Befriedigung
ahm er von dieſer Antheilnahme der Bevölkerung an ſeinen
Schickſalen Kenntniß. Er nahm ſich nun ernſtlich vor, ein
or=
dentlicher und ſolider Menſch zu werden und dem wohlthätigen
Einfluſſe ſeines Verlegers Biepink iſt es zuzuſchreiben, daß er
lieſen Vorſatz auch nach Kräften ausführte, ſo daß Bispink einſt
einem Bruder zu ſeinem Lobe nach Hauſe ſchrieb, daß ſich
Laul=
ard ſchon ſeit drei Monaten nicht betrunken habe.
Er infiallirte ſich wieder als Magiſter und gab franzöſiſchen
Sprachunterricht. Um eine von der Univerſität beſoldete
Sprach=
neiſterſtelle bemühte er ſich jedoch vergeblich. Seine
Privatſtun=
en warfen ihm keinen hinreichenden Erwerb ab, ſo daß er ſich
ieder vorzugsweiſe durch Schriftſtellerei ernährte. Aus jener
zpoche ſtammen die famoſen „Annalen der Univerſität Schilda."
Sein Loos war kein beneideswerthes und die unglücklichen
Schickſale. welche Preußen 1806 und in den folgenden Jahren
eeilten, ver minderten noch immer ſeine Ausſichten auf
Verbeſſe=
ung ſelner Lage. Er verließ Halle und wir finden ihn 1807
l8 Pjarrer zu Veitsrodt im Saardepartemeut. In den letzten
jahren ſeines Lebens lebte er als Prioatlehrer zu Creuznach, wo
am 28. April 1822 ſlarb.
Bis in ſeine alten Tage war er rüſtig und geſund und ſein
teſter Jugenddeſährte, ſein unlöſchbarer Durſt, verließ ihn auch
ſeinem ſpäten Alter nicht, ebenſo wenig verließ ihn die Luft
id das Vergnügen an leichiſinnigen Strechen. Mehrmals in
inen älteren Jahren beſuchte er, ſtets eine gefeierte
Perſönlich=
it, einzelne Univerſitäten, namemlich den Schauplatz ſeiner
Anglingsthorheiten, ſein g liebtes Gießen. Augenzeugen erzähl:
1 mir, wie er dort noch im Jahr 1811 einem Commerſe
bei=
ohnte und beim Nachhauſegehen einen ſeiner Streiche ausführte.
traf einige Studenten vor dem Hauſe des Profeſſors Crome,
lche. mit einer langen Stange bewaffnet, verſuchten, eine vor
7 Küchenfenſter hängende Gans vom Haken abzuhängen.
„Diebe, Räuber, haltet ſie,„ ſchreit Laukhard, als er die
udenten, die ſchüchtern wohl ihren erſten Diebſtahlsverſuch
chten, wahrnahm.
Erſchreckt durch das Gebrüll Laukhards liefen ſie davon,
die Stange zurücklaſſend.
Laukhard nahm die Stange und klopfte damit an dem
Schlaf=
zimmer des Profeſſors Crome.
„Herr Profeſſorn, rief er, als dieſer öffnete, neben habe ich
einige Studenten verjagt, welche Ihre Gans ſiehlen wollten, ſeien
Sie ſo vorſichtig und nehmen Ste das Ding vom Haken, ſonſt
wird Ihnen Ihr Sonntagsbraten doch noch geholt.”
„Danke, danke, rief der Profeſſor, ging an das
Küchen=
fenſter, öffnete es und nahm die Gans vom Halen.
Kaum hatte er ſie aber in der Hand, als ihm Laukhard
mit der Stange dermaßen auf die Finger klopfte, daß er laut
aufſchrie und die Gans fallen ließ, mit der ſich Laukhoͤrd
triumphi=
rend aus dem Staube machte.
Laukhard war ein fruchtbarer, Schriftſteller. Außer ſeiner
Inauguralldiſſertation find ſechsundzwanzig verſchiedene Schriften,
theils geſchichtlichen oder politiſchen Inhalts, theils aber auch
dem Gebiete des Romans und der Sathre angehörig, von ihm
vorhanden. Heute ſind nur noch die Annalen der Univerſität
Schilda von allgemeinerem Intereſſe.
In den „Annalen der Univerſität Schildau ſchildert er in
humoriſtiſcher Weiſe eine Univerſität, wie ſie nicht ſein ſoll. Das
Coterieweſen der Profeſſoren, die in den von den Univerſitäten
herausgegebenen Literaturzeitungen ſich breit machende literariſche
Cliquenwirthſchaft, ſind nicht minder köſtlich in dieſem ergötzlichen
Buche perfiflirt, wie die Renommiſtenwirthſchaft der Studenten
und das Philiſter= und Knotenthum.
Es interefirt unſere Leſer wahrſcheinlich, einiges aus dieſem
vergeſſenen Buche, das ſeiner Zeit großes Aufſehen und in Gießen
und Halle großen Verdruß erregte, zu erfahren. Gelungene
Sa=
thren und insbeſondere die Belanntmachungen des academiſchen
Senats.
So befand ſich auf dem Marktplatz zu Schilda die
Holz=
bude einer hübſchen Obſthändlerin, welche Seitens der Studenten
ſtarken Zuſpruch hatte, aber dem Prorector ein Dorn im Auge
war. Zor Verzierung ihrer Bude läßt die Obſthändlerin eines
Tages eine goldene Ananas auf derſelben anbringen, welche
bei=
vahe die Urſache ihres Verderbens war. Als nämlich der
Pro=
feſſor der Aſtronomie, Herr Dr. Aſtrophylox, eines Abends nach
Hauſe kehrte, ſah er die hell im Laternenſchein ſchimmernde
Ana=
nas. Da aber ſein Blick etwas vom Weine getrübt war, konnte
er den Gegenſtand nicht genau unterſcheiden und vermeinte einen
4
1306
Kometen entdeckt zu haben. Er war glücklich, eine Entdeckung
gemacht zu haben und berichtete über den neuen Kometen einer
aſtronomiſchen Zeitſchrift. Alle Welt wunderte ſich, daß ein
Pro=
feſſor zu Schilda eine Entdeckung gemacht habe, aber die
Aſtro=
nomen ſuchten vergeblich den neuen Kometen. Allgemeines
Ge=
ſpötte über Schilda deſſen Blamage eine ungeheure war.
„ Daran iſt wieder die verdammte Obſthändlerin ſchuld,
wüthet der Prorektor, der an dieſer ſeinen Zorn auslaſſen will.
Er befiehlt die Bude niederzureißen, allein die Obſthändlerin geht
zum Kanzler, auf welchen ihre Schönheit Eindruck macht, ſo daß
er ſich im academiſchen Senat nachdrücklich für ſie verwendet.
Er widerſetzle ſich auf das entſchiedenſte dem Befehle des
Pro=
rectors und es mußte eine Vermittelung zwiſchen dieſem und dem
Willen des Kanzlers ausfindig gemacht werden. Der
Univerſi=
tätsſecretär, ein ehemaliger von mehr als zwanzig Univerſitäten
relegirter Student, ſetzt nachfolgendes Publicandum auf, welches
die Genehmigung des Senats erhält, und am ſchwarzen Brett
angeſchlagen wird:
„Wir Kanzler, Prorektor, Direktor und übrige Profeſſores
der Univerſität zu Schilda.
Ordnen und befehlen, daß der auf der neuen Obſtbude auf
hieſigem Markt, ſonſt,Gevatterbude= genannt, ſtehende vergoldete
Ananas, welchen unſer Herr Collega, der hochgelahrte,
kunſter=
fahrene Herr Profeſſor Aſtrophylax für einen Kometen angeſehen
und dadurch ſich und den guten Ruf der hieſigen Univerſität,
obwohl ohne ſeine Schuld, auffallend compromittirt hat,
unver=
züglich herabgenommen werden ſoll. Auch ordnen wir, daß in
Zukunft kein vergoldeter Ananas, oder ſonſt irgend eine
vergol=
dete Frucht, auf eine Obſt= oder Gevatterbude geſetzt werden ſoll,
damit forthin Niemand mehr verleitet werde, eine derartige
ver=
goldete Zierrath für eine himmliſche Erſcheinung anzuſehen, und
den guten Ruf der Univerſität dadurch hämiſchen Spöttern
preis=
zugeben.
Gegeben zu Schilda in senatuT academico, sub sigillae
academiae majori u. ſ. w.
Auf der Univerſität Schilda war es Grundſatz. daß bei
Beruſungen nicht die Befähigung, ſondern zunächſt die religlöſe
und politiſche Geſinnung berückſichtigt wurde. Man ſah bei den
Profeſſoren der Theologie mehr auf eine ſtrenge Rechtgläubigkeit,
als auf eine gründliche theologiſche Bildung; bei den Juriſten,
Medizinern und Philoſophen mehr auf Loyalität als auf
Fach=
kenntniſſe. Der Einfluß einzelner Cliquen und Vetterſchaften
war allmächtig und nach und nach rückten in die Stellen
tüchti=
ger Männer unfähige und unduldſame Zeloten ein. Den
Stu=
denten, welche man durch kein anderes Mittel an die verrufene
Univerſität feſſeln konnte, ſah man Roheit und Faulheit durch
die Finger und die geademiſchen Thorheiten ſtanden in Schilda
wie ſonſt nirgendwo in Blüthe. Nach und nach kam aber die
Univerſität derart in Mißeredit, daß es den Studenten ſelbſt zu
toll wurde. Sie hielten eine Verſammlung und beſchloſſen, ihre
Univerſtät ſelbſt zu reformiren.
Die Studentenverſammlung war äußerſt ſtürmiſch. „Die
Advocaten und Richter, welche hier ausgebildet werden, ſagte
ein Redner „hält man in ganz Deutſchland für Ignoranten;
unſere Aerzte finden nirgends Zutrauen und unſere Theologen
ſind das Geſpött der ganzen Welt.- — „Wir müſſen neue
Profeſ=
ſoren haben, oder wir verlaſſen ſammt und ſonders die
Univer=
ſität,, brüllten die Studenten und beſchloſſen ihre Beſchwerden
in einer Beſchwerde an die Landesregierung niederzulegen.
Die Profeſſoren erſchraken nicht wenig über dieſen Beſchluf
und beauftragten den Univerſitätsſecretär, mit den Burſchen zu
unterhandeln und ſie zufrieden zu ſtellen. Der Sekretär fand
hierzu leicht die Mittel. In Schilda waren mehrere
Corpora=
tionen, welche alle Pflanzſchulen der Liederlichkeit waren und
welche nur den Zweck hatten, die Studirenden von der
Wiſſen=
ſchaft fern zu halten und ſie ſtatt deſſen zu Raufereien, zur
Un=
mäßigkeit und zu Schlechtigkeiſen zu verleiten.
(Schluß folgt)
187.
Mittheilungen ans Stadt und Land
- Zu großer Befriedigung aller Betheiligten ſind nunmehr die Aſſiſer
verhandlungen in dem neuen Juſtizpalaſt geſchloſſen. Es war
wah=
lich keine kleine Aufgabe bei der Hitze der letzten Wochen in dem Aſſiſer
ſaale auszuhalten, da für Ventilation ſo gut wie gar nicht geſorgt iſt;
können z. B. die großen Fenſter nach der Nordſeite gar nicht geöffnet wei
den, während der Vertheidiger fortwährend helles Sonnenlicht vor
Auge=
hat. Die Beſchwerden hierüber, ſowie über manche andere Punkte ſind
groß, daß wohl Abhülfe getroffen werden muß. Zu bedauern bleibt nu
daß man von dem zu Gebote geſtandenen großen Bauplatz keinen
ausgi=
bigeren Gebrauch gemacht hat.
Wie wir vernehmen, haben die Wahlbeſtrebungen des ſ. 9. 48e
Comites für die Stadtverordnetenwahlen bis jetzt ein recht gün
ſtiges Reſultat ergeben. Es war zu wünſchen, daß die Abſicht des au
der Saalbaugeſellſchaft vor kurzem gebildeten Comites ſich mit den 48er 3
verbinden, ſich verwirklichen würde und nach dem heutigen Stande der Sach
iſt die begründetſte Hoffnung vorhanden, daß dies geſchehen wird.
Die letzte Verſammlung der 48er hat zwar nicht prinzipiell die
vo=
dem Saalbaucomite vorgeſchlagen 12 Cooptionsmitglieder in corpore auf
genommen, ſie hat aber durch freie Wahl von 12 Männern ihr Einver
ſtändniß zu erkennen gegeben, nach ihrem früher gefeßten Beſchluß, aus
ferner fortarbeiten zu wollen. Wir geben nachfolgend zunächſt ein Na
mensverzeichniß der 48er und reihen daran die bei dem letzten Wahl
gang cooptirten 12 Herren.
Appfel G. Beck, Staatsſchuldentilgungscaſſeſecretär. Bergſträßer A
Beſt Carl. Blumenthal H. Bodenſtein A. Diefenbach W. Diehm Paul
Dingeldey G. Eimer E. Ebert F. Felſing O. Fuld E. Faix 2
Friedrich G. Fink, geh. Reg=Rath. Gauls C. Geuter P. Glöckner F
Gauls H. Heil C. Hüter W. Hugenſchütz J. J. Hauſer, Domänenrath
J. J. Haas. F. Hochſtätter. W. Jordan. Carl Kahlert. Köhler, Advocat
Ch. Lautenſchläger. Möſer W. Ohly A Dr. Oſann A. M. Roll
C. Ritſert. L. Riedlinger. Sander F. Schneider G. F. Schaefer
W. Schaffner. H. Schuchard. Gerh. Schmitt. L. Trier. Dr. K. E. Thiel
L. Wiener. C. Walz. F. A. Wenck. J. Wolff.
Appel Conr. jun. Buchner, Hofger=Advokat. Gerſchlauer, Stadtrath
Heß, Ober=Rechnungsrath. Heißner, Kuvſerſchmied. Lehr, Schuhmacher
meiſter. Möſer G., Stadtrath. Rudolf, Photograf. Schulz, Glaſermeiſter.
Dr. Lenner. Freiherr v. Wedekind. Welker, Oberpoſt=Commiſſarius.
Zur würdigen Feier des 2. September, des Tags von Sedar
iſt ein vorläufiges Comite zuſammengetreten und wird heute Abend in dem
Gartenſaale des Darmſtädter Hofs eine Verſammlung deſſelben ſtattfinden
um Weiteres über die Feier zu beſchließen und insbeſondere einen
geſchäfts=
ſührenden Ausſchuß zu beſtellen. In Ausſicht iſt vorläufig genommen,
Schmuck der Gebäude mit Fahnen, Feſtgeläute, Choral vom Stadtthurm
Gottesdienſt, Schulfeier, geſellſchaftliche Vereinigung in verſchiedenen Localen,
Feuerwerk.
Von allen heſſiſchen Städten hat Offenbach verhältnißmäßig
di=
wenigſten Aerzte; es kommt hier nämlich erſt auf 2666 Einwohner eir
Arzt; in Mainz (oon den Militärärzten abgeſehen) auf 1514, in
Worm=
auf 1107, in Darmſtadt auf 863 und in Gießen, weil Univerſität, ga
ſchon auf 587 Einwohner ein Arzt. Offenbach muß alſo entweder die
ge=
ſündeſte Stadt oder müſſen ſeine Aerzte die meiſtbeſchäftigten des ganzen
Landes ſein.
Auf wiederholte Anfragen aus allen Theilen des deutſchen Reiche;
hat die berliner Central=Commiſſion für die Wiener Ausſtellung von 1875
den Betheiligten bekannt gemacht, daß die von der internationalen Jurx
zu Wien zuerkannten Medaillen vorausſichtlich erſt in einigen Monater
zur Vertheilung gelangen werden.
Auf dem 9. deutſchen Feuerwehrtag in Kaſſel zu welchem ſich
ca. 800 Theilnehmer aus faſt allen Gegenden Deutſchlands ſowie auch aus
Deutſch=Oeſterreich eingefunden hatten, wurde u. a. ein Antrag der hieſiger
freiwilligen Turnerſeuerwehr in Verbindung mit faſt gleichlautenden
An=
trägen der Feuerwehr in Bamberg, ſowie von Harburg und Plauen
an=
genommen, dahin gehend, daß ſammtliche deutſche
Feuerverſicherungsgeſell=
ſchaften verpflichtet werden ſollen, 1-2 pCt. ihrer Brutto=Einnahme an
die Landes=Unterſtützungs=Caſſen der freiwilligen Feuerwehren abzuliefern.
— Aus Kiſſingen wird als zuverläſſig mitgetheilt, daß der
frü=
here Großherzogliche Hoſſänger Joſs Lederer, derl erſte war,
welcher den Böttchergeſellen Kullmann nach dem Attentate auf der
Reichskanzler Fürſten Bismark ergriff und ihn trotz hartnäckiger Gegenwehr
bei welcher er einen Biß in den Daumen erhielt und faſt erwürgt wurde
feſthielt bis Hülfe hinzu kam.
Das Großh. Badiſche Finanzminiſterium hat in Hinſicht auf die
demnächſtige Einführung der Reichswährung nachfolgende
Bekannt=
machungen erlaſſen: „Die großh. Generalſtaatskaſſe und ſämmtliche
Bezirks=
kaſſen der Finanzverwaltung ſind angewieſen und in den Stand geſetzl
worden. von den Münzen der ſüddeutſchen Währung diejenigen Sorten,
welche bis jetzt zum Einzug beſtimmt ſind, nämlich die Zweigulden=,
Ein=
gulden=, Halbgulden= und Sechskreuzerſtücke auf Verlangen gegen Münzen,
der Reichs= oder der Thalerwährung (Einthaler und Eindrittelthaler=Stücke,
umzuwechſeln. Indem wir dies zur öffentlichen Kenntniß bringen, machen
wir darauf aufmerkſam, daß der bevorſtehende Uebergang zur Markrechnung
weſentlich erleichtert werden wird, wenn von der gebotenen Gelegenheit zur
Umwechslung der bezeichneten Münzen der ausgedehnteſte Gebrauch gemacht wird.
Redaction und Verlag. L. C. Wittich'ſche