Darmstädter Tagblatt 1874


12. Juni 1874

[  ][ ]

Abonnementzpreiz
2fl 48rr jährlich incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Aatern Beſtellungen enigegengenom=
men
zu 53 kr pro Quartal incl Poſt=
aufſchlag
und Beſtellgebühr

Frag-und Anzeigeblatt.

137. Jahrgang.
Amtliches Grgan für die Bekannkmachungen des Großherzoglichen Ereigamts Darmſtadt.

Jujerate
werden angenoͤmmen in Darmſta,
von der Ezpedtion Rheinitt ur B;
in Beſſungen von Friedr. Blötßer.
Friedrichsſtr Nr 7 ſowie auswaͤrts
vor allen ſolzden Annoncen= Expe=
dithonen

K112

Freitag den 12. Juni

5268) Veröffentlichung
aus dem Firmen=Regiſter Großherzoglichen
Stadtgerichts Darmſtadt.
Am heutigen Tage wurde folgende Ein=
trag
vollzogen:
Der Inhaber der Firma F. B. Grod=
hausu
dahier, Heinrich Grodhaus, hat ſeit
1. Juni d. J. ſeiner Ehefrau Auguſte Grod=
haus
, geb. Leuthner, Prokura ertheilt.
Darmſtadt, am 5. Juni 1874.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
In B. d. Stadt=R.:
Weyland,
Vogel,
Stadtger=Aſſeſſor. Stadiger.=Aſſeſſor.

5021) ¾ Morgen Heugras zu
verkaufen nächſt der Gasfabrik.
Näheres bei der Expedition.
4789)
Caffee
kräftig und reinſchmeckend, per Pfund von
40-54 kr.
Gebrannten Caffe per Pfd. von 48 kr.
bis 1 fl. empfiehlt
Cg. Staus. Eliſabethenftr. 41.
3620) Annaſtraße 36 ein neuer eiſ.
Kochheerd z. verk.
4370) Eichene Hauſpähne ( lb=
fallholz
) fortwährend bei
Küfer Gelfius.

3. Feinſten Melis
per Pfd. 19 kr., im Brod 18 kr.,
bei Abnahme mehrerer Brode 17 kr.
empfiehlt
Cg. Staus,
Eliſabethenſtraße Nr. 41.
5055)
Steinkohlen.
aͤch empfelle beſtes Ruhrer Fettſchrot
in garz.n und halben Wogenladungen den
Centner zu
46 kr. ohne Octro=
Schmiedegries zu . 48 kr.
Sack=Centner . 50kr. mit Ociroi.
Carl C. Faber,
Steinkohlenhandlung, Eliſabethenſtraße 26
5268a) Gellerie=Pflanzen.
W. Hauck, Gärtner, Nieder=Ramſtädtſtr. 37

Hoskau.

1872.

Fabrikmarke.

Buschenthal's Fleischextract.
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General= Bepot Leipzig.
Haupt=Depot: H. Andreae, Frankfurt a. M., Ghr. Reller &amp Co. in Heidelberg.
Engros=Lager bei Apoth. Dr. Tener in Darmſtadt.
Verkaufsſtelle bei: Friedrich Schaeker, Apotheker E Calmberg. Darmſtadt,
Apotheker Hess, Michelſtadt.
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Geinrich Fehrer,
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Darmſtadt, Promenadeſtraße Nr. 31.
5269)
Rosen-Douauols
in reicher Farbenwechſelung empfiehlt
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Pilsner-Jagerbier
der erſten Actien=Brauerei in Pilſen (Böhmen)
ſehr fein per Flaſche 15 kr.

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8.

45279 Starle Dickwurzpflanzen ſind
zu haben. Arheilgerſtraße 37.

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Garten=Magazin 1864u. Cataloge und
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Maſchinenfabrik, Aalen (Würtbg.)
286

[ ][  ][ ]

1062
Ludwigſtraße 20.

K112.

Ludwigſtraße 20.
Die Handſchuh=Fabrik
von
E
asildd. J. Gerhardt

5229) Ein ſchön möblirtes Zimmer iſt
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mit 6 Zimmern, 3. St. mit 5 Zimmern
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tag und Samſtag vom nächſten Dienſtag 4702zEin freundlich möblirtes Zimmer
an abgegeben. Landwehrweg 43 im zwei=lſogleich zu beziehen Marienplatz 5.
ten Stock.
65111) 4750) In einem neuen Hauſe der zweit=
5114) Wegen Mangel an Raum wird Er=Stock für 250 fl., ſowie ein Manſarden=
bacherſtraße
Nr. 6 ein Kranken=Fahrſtuhl Logis für 150 fl. auf einem der höchſten
freien ſchön gelegenſten ſüdlichen Punkte
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Darmſtadt's auf ſogleich zu vermiethen.
G
Näheres in der Expedition.
3 Trockene Lohkäſe
Daſelbſt auch 3 kleinere Zimmer im erſten
ſind wieder zu haben in der
Stock zu vermiethen.

Heyl'ſchen Gerberei,
Mühlſtraße 9.

Vermiethungen.
3663) In meinem Hauſe, Friedrichſtraße
Nr. 26, iſt der dritte Stock, beſtehend aus
5 Zimmern nebſt allem Zugehör, zu ver=
miethen
und im Juni zu beziehen.
WilhelmSchäfer.
3698) Obere Hügelſtraße Nr. 26 ſind
Theile des Manſardenſtocks (auch mit =
beln
), neu hergerichtet, zu vermiethen.
3721) Heinheimerſtraße Nr. 16 iſt im
mittleren Stock ein freundliches Zimmer mit
ſchöner Auficht zu vermiethen und ſogleich
zu beziehen.
3992) Ein großes und ein kleineres Lo
gis zu vermiethen. Gardiſtenſtr. 31.
4214) Ein Zimmer mit oder ohne =
bel
zu vermiethen. Promenadeſtraße 13.
4215) Zwei Manſarden=Logis ſind ſofort
zu vermiethen. Landwehrſtraße 21.
4360) Zu vermiethen im DDarmſtädter
Hof im weſtlichen Flügel 2 Treppen hod
2 Zimmer, 2 Cabinet nebſt Küche; ferner
im Erdgeſchoß die bisher von dem Gerichts=
Büreau benutzten Räumlichkeiten mit Sepa=
rateingang
von der Grafenſtraße.
4472) Caſinoſtraße Nr. 14
zwei ineinandergehende Zimmer mit Aus=
ſicht
auf die Straße zu vermiethen und gleich
zu beziehen.
4579) Heinheimerſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Auguſt Herwegh.
4619) Ein möblirtes Zimmer zu verm.
und gleich beziehbar. Mühlſtraße 52.
4633) Kiesſtraße 16 ein Manſarden=
Logis on eine ſtille Familie.

204997)

pxxxzrzxzxzxzy.

d4 Nr. 11 ErnſtLudwigſtraße Nr. 11
O0
ein aus 4 Zimmern beſtehendes N
P freundl. Logis 2 Trep. hoch iſt )
Uper 1. September oder auch 3½
früher beziehbar, zu vermiethen.)
4
G. Ernſt Ohl.
PATTATRzAzArzxzxT.
5144) Ein klein möblirt Zimmer nach der
Straße zu vermiethen gr. Ochſengaſſe 32.
5136) In der Löffelſtraße Nr. 30 iſt
ein Logis zu vermiethen.
5152) Arheilgerſtraße 2 zwei Logis, neu Werkſuhrer geſucht.
hergerichtet, 3 Zimmer, Küche, nebſt allem
Zubehör, baldigſt zu beziehen.
miethen Schloßgaſſe 18.
lich möblirtes Manſardezimmer ſofort zu die Annoncen=Expedition von Redolf
vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
Heſſiſche
4
Ludwigs=Eiſen=
Ebahn=Geſellſchaft.
Vom 15. Juli l. J. titt auf unſeren
ſämmtlichen Strecken ein erhöhter Tarif für
den Perſonenverkehr in Kraft, welcher in
Mainz auf dem Büreau des Ober=Betriebs=
Inſpectors eingeſehen werden kann.
Mainz, den 3. Juni 1874.
5199) Der Verwaltungsrath.
5062) Ein braver Junge kann unter ſehr
günſtigen Bedingungen die Etuhlmacherei
erlernen. Karl Knaub, Stuhlfabrik.
5178) Geſucht wird ein Stuben=
mädchen
, welches ſchön Nähen und =
geln
kann, ſogleich oder ſpäter. Näheres
Heinheimerſtraße Nr. 2.
5066) Ein braves Mädchen kann noch
das Strohſtuhlflechten erlernen. Sehr gute
Bedingungen und ſchon in kurzer Zeit hohen
Verdienſt. Karl Knaug. Stuhlfabrik.
5233)
Tüchtige Bauſchreiner
werden zum ſofortigen Eintritt geſucht von
J. Schröder, Maſchinenfabrik.
GſTin braun=ſeidener Regenſchirm
51 mit gelbem Holzgriff wurde bei dem
Feſteſſen im Saalbau am 9. Juni mitge=
nommen
. Es wird um Rückgabe bei der
Expedition gebeten.

5274) Für die mit Dampf betriebene
5153) Ein möblirtes Zimmer zu ver==Reparatur=Werkſtätte einer größeren Fabrik
wird ein im Dampfmaſchinen=, Gas=,
5191) Mathildenplatz 5 iſt der 3. Stock Dampf= und Waſſerlei ungs Fache geübter,
beſtehend aus 4 Zimmern, 2 Kabinetten geſetzter Mann als Werkführer geſucht.
und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten, zu Praxis im Montiren wäre Haupterforderniß.
vermiethen und Anfangs Sept. zu beziehen. Selbſtgeſchriebene Offerten mit Angabe der
5196) Eliſabethenſtraße Nr. 1 ein freund=Anſprüche sub Chiffre W. L. 10015 bef.
M. Selzer. Mosse in Fraukſurt a. M.
Kaufmänniſcher Verein.
Sonntag den 14. Juni
Waldteſt am Vernhards-Brünnchen!.
Alle, Mitglieder des Vereins werden gebeten, ſich mit ihren Angehörigen und
Freunden recht zahlreich zu betheiligen.
Verſammlung am Hohlen Weg. Abgang präcis 2 Uhr Nachmittags.
Der Vorſtand.
AB. Für gute Reſtauration iſt geſorgt.
5275

5200)

Rhein sad Stockſtadt.
Die Eröffnung meiner Bade=Anſtalt zeige ich hiermit ergebenſt an.
M. Kabey.

[ ][  ][ ]

5276)

Rl2.
Kunſtgenoſſenſchaft.
Von Samſtag den 13. Juni an finden die Sitzungen im kleinen Gartenſaale des
Darmſtädter Hofes, eventuell im Garten ſtatt. Die Localität geſtattet das Auflegen
der Zeitſchriften und Ausſtellungen. Zu zahlreichem Beſuch wird freundlich eingeladen.
Tagesordnung: Referat des Delegirten über die Delegirten=Verſammlung zu Berlin,
Abhaltung des Maifeſtes, die Rechenmaſchine und ſonſtige Mittheilungen, Ausſtellung
von Photographien.
Der Vorſtand.
D5277
Beſſunger Turner=Feuerwehr.
Verſammlung
Freitag den 12. Juni 1874, Abends 8½ Uhr auf dem Rathhaus.
Die Obmannſchaft.

106E

5240) Ein braves tüchtiges Kinder=
mädchen
findet eine gute Stelle.
K. Beſſunger Wilhelminenſiraße 14.

4972) Vollſtändig geübte Weißzeug=
näherinnen
werden geſucht.
Nähere Auskunft bei der Exp.

5259) Ein Portemonnaie gefunden. Gegen
die Einrückungsgebühr abzuholen Sandſtr. 10.
5234) Eine reinliche Frau ſucht Laufdienſt.
Große Bachgaſſe Nr. 24.
5278) Einen Lehrling ſucht gegen Koſt
und Logis oder Wochenlohn.
G. Beck, Schreinermeiſter,
Schützenſtraße 12.

Zu hoch hinaus!
Erzühlung von Friedrich Friedrich.
Gortſetzung.)

Marie, ich habe immer geglaubt, mein Glück und Leben
ſei Dir ganz gleichgültig, weil Du ſtets ſo ruhig gegen mich
bift. Du wünſcheſt alſo wirklich, daß ich glücklich werden
mögeZu"
Ich wünſche es aufrichtig, Georg!
Habe Dank für dieſes Wort'u rief er, des Mädchens
Hand erfaſſend. Sieh, ich habe oft an meinem eigenen Glücke
verzweifelt. Ich habe Stunden gehabt, in denen ich mich ſo
elend, fühlte, daß ich laut, laut hätte aufſchreien mögen, und doch
mußte ich vor Allen verbergen, was in mir vorging!
Marie ſchwieg. Fragend ließ er den Blick auf ihr ruhen.
Noch immer hielt er ihre Hand in der ſeinigen.
Marie, Du haft geſagt, Du wünſcheſt,, daß ich glücklich
werden möger fuhr er fort. Es gibt nur einen Weg, wie es
auch nur ein Glück für mich gibt.
Sie antwortet nicht, aber die Röthe ihrer Wangen, das
leiſe Zittern ihrer Hand verrieth, daß ſie ihn verſtand.
Gib mir Antwort: drängte Georg. Es kann Dir ja
1
nicht verborgen geblieben ſein, daß ich Dich liebe. Sieh, ich
habe Dich bereits im Herzen getragen, als Du noch ein Kind
warſt, und doch habe ich nie den Muth gehabt, es Dir zu ge=
ſtehen
. Als Du Dich mit dem Sohne des Müllers verlobteſt,
faßte ich den Entſchluß, fortzugehen und nie wiederzukehren, allein
ich konnte mich nicht von Dir trennen, mit Gewalt hielt es mich
zurück. Dein Verlobter hat Dich verlaſſen, er iſt für Dich ver=
loren
, oder hoffſt Du noch immer auf ihn zu
Nein', ſprach Marie. Ste konnte dies Wort laum her=
vorbringen
.
Marie, dann werde meiniu rief Georg, ſich zu ihr nieder=
beugend
. Ich wll Dich auf den Händen tragen und jedes
Leid von Dir fern halten. Werde mein!
Er bog ihr mit der Hand den Kopf empor.
.
Werde ich Dich auch glücklich machen können zu fragte ſie.
Ja, zum Glücklichſten aller Menſchen! rief Georg auf=
jauchzend
und umſchloß ſie mit beiden Armen.
Sie ließ es geſchehen, ſie duldete, daß er ſie küßte.
Ich will Dir gehören, ſprach ſie, nallein Du mußt Ge=
duld
mit mir haben. Du darſſt mir nicht zürnen, wenn ich
noch immer nicht ganz vergeſſen kann, was ich gelitten habe. Wechſel des Glücks tief berührt. Er geſellte ſich zu der Trauer
Die Zeit wird auch mich wohl völlig wieder heilen.
Du ſollſt keinen Vorwurf aus meinem Munde hören,"
verſicherte Georg. Ich habe jahrelang in Geduld geharrt, nun
ich Dein Wort habe, daß Du mein werden willſt, will ich Alles
Alles ertragen!
Es gab keinen glücklicheren Menſchen, als den Burſchen,

der wenige Minuten früher noch keine Ahnung davon gehabt
hatte, wie nahe ihm ſein Glück bevorſtand.
Als Steffens von der Mühle heimkehrte, brachte er Grete
mit, welche durch das Unglück, welches ſie betroffen hatte, ſo
niedergebeugt war, daß der Bauer ſie beim Gehen unterſtützen
mußte.
Hier, ſprach Steffens zu ſeiner Frau, als er mit Grete
in das Zimmer trat, hier bringe ich ſie Dir. Suche ſie zu
beruhigen und zu tröſten, ſage ihr, daß ſie es mit Faſſung er=
tragen
möge, denn tragen muß ſie es doch. Ich konnte ſie
nicht allein in der Mühle laſſen, denn ſie hat dort Niemand,
der ihr in ihrem Schmerze beiſteht! Faſſe Dich, Grete!
Was auch geſchehen ſein mag, verlaſſen ſollſt Du zum wenigſten
nicht daſtehen. Du haſt jetzt keinen Vater mehr, ſo will ich mich
Deiner annehmen, als ob Du mein Kind wäreſt!
Laut ſchluchzend warf ſich Grete der Bäuerin an die Bruſt.
Seit Tagen war ſie auf eine ſchlimme Nachricht aus der Reſi=
denz
gefaßt geweſen, ein ſolches Unglück hatte ſie nicht geahnt.
Noch fand ſie keine Worte für ihren Schmerz.
Damit die Mühle nicht ganz den Knechten und Mägden
überlaſſen ſei, ſandte Steffens ſeinen Sohn dorthin. Er ſollte
ſo lange in derſelben bleiben, bis aus der Reſidenz genauere
Nachricht eingetroffen war und das Gericht ſich eingefunden, um
ſich des verwaiſten Mädchens anzunehmen.
Schneller als die Meiſten erwartet hatten, kam die von
Allen entgegengeſehene Nachricht an. Sie beſtätigte nicht allein,
daß der Müller durch einen Piſtolenſchuß ſeinem Leben ein Ende
gemacht hatte und daß ſein Sohn wegen Wechſelfälſchung ver=
haftet
war, ſondern deckte auch den namenloſen Leichtſinn und
des Müllers ungegreifliche Blindheit völlig auf.
Bereits nach wenigen Tagen wurde durch einen Advokaten
und Gerichtsbeamten auf Antrag mehrerer Gläubiger von Grete's
Bruder auf die Mühle und die ganze Hinterlaſſenſchaft des Müllers
Beſchlag gelegt.
Das Vormundſchaftsgericht, welches ſich der Intereſſen Grete's
annahm, ſuchte für ſie von der Hinterlaſſenſchaft des Müllers
zum wenigſten Einiges zu retten. Da Roſe ſich indeß ſchriftlich
für ſeinen Sohn verbürgt hatte, nahmen die Gläubiger Alles in
Anſpruch. Die Mühle wurde verkauft.
So wenig Grete auch je auf den Reichthum ihres Vaters
ſtolz geweſen war, ſo einfach und beſcheiden ihre ganzen Lebens=
anſchauungen
waren, ſo wurde ſie doch durch dieſen ſchnellen
um ihren Vater, zu der Bekümmerniß um ihren Bruder, der zu
drei Jahren Gefängniß verurtheilt wurde. Eine ſo liebevolle
Aufnahme und Behandlung ſie auch in dem Hauſe des Acker=
bauers
gefunden hatte, ſo quälte ſie doch der Gedanke, daß ſie
jetzt von dem Wohlwollen Derjenigen lebte, gegen welche ihr
Bruder und ihr Vater unverantwortlich gehandelt hatten.

[ ][  ]

R 12

1064
Mehr als einmal faßte ſie den Entſchluß, dies Haus zu
verlaſſen und ſich als Magd zu verdingen, um ſich ſelbſt durch
das Leben zu helfen. Steffens gab es nicht zu.
Fortſetzung folgt.)

Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. Juni. Die 2. Kammer der Stünde begann in
chrer heutigen (63) Sitzung die Specialberathung des Nachtragsbud=
gets
. Die bezüglichen Erhöhungen der Beſoldungen der Beamten um '₈
wurden in den Rubriken Kameraldomänen, Forſtdomänen, Verzinſung und
Tilgung der Staatsſchuld, Landſtände, Geſammtminiſteriums, Miniſterium
des Innern, Kriminalkoſten, Polizei= und ſonſtige Adminiſtrativ=Behorden
und Anſtalten beſchloſſen.
Im Einzelnen iſt hervorzuheben, daß die Organiſation des Geſammt=
miniſteriums
, der von der Regierung geforderte Gehalt nebſt Repräſenta=
tionskoſten
des Territorialcommiſſars und Provinzialdirectors in Mainz.
die für die proponirten 18 Kreiſe nöthigen Summen, die zur Anſtellung
eines ſelbſtſtändigen Vorſtands der Polizeiverwaltung in Darmſtadt erſor=
derliche
Summe, ein Zuſchuß von 4000 fl. zur Localpolizeiverwaltung in
Mainz genehmigt wurden. Dagegen wurde die Ethöhung des Gehalis des
rechniſchen Rathes in der Commiſſion für Poſtangelegenheiten um '⁄6,
ebenſo wie die Creirung einer 2. Kreisaſſeſſorſtelle in Darmſtadt abgelehnt.
Die nächſte Sitzung findet morgen Vormittag 9 Uhr ſtatt und wird
In derſelben die Berathung des Nachtrags=Budgets fortgeſetzt. (D. 8)
Das zur Feier des Geburtstags Se. Königl. Hoheit des Großher=
pgs
abgehaltene Feſtſchießen der hieſigen privilegirten Schützengeſellſchaft
war ſtak beſucht und gaben die Reſultate Zeugniß von der durch die fort=
geſchrittene
Waffentechnik und die Uebungen des Vereins erzielten außer=
ordentlichen
Schußſicherheit. Die Hinterlader kommen mehr und mehr zur
Geltung. Es wurde auf Standkehr aufgelegt und Freihand geſchoſſen,
deßgleichen auf einem Stand Feldkehr Freihand, Alle Einlagen an Geld
Lommen auf die geſchoſſene Ringzahl zur Wiederverth ilung. Die Ehren=
gaben
waren aus der, von Se Königl. Hoheit dem Großherzog geſtifteten
Summe angeſchafft worden. Von jedern Schützen konnte nur eine Gabe
erworben werden. Dieſelben wurden errungen je nach der Höhe der Ring=
zahl
: Freihandſtand: Kt. Sn. Vr. Pt. Gg. Gn. H3. Pt. El. Auf=
gelegt
: Ggl Dp. Rgl; Dt Roll; Wr. Br. Sz. Og. Nach Schluß des
Schießens verſammelten ſich die Mitglieder des Vereins, ſammt ihren Fa=
milien
vor der neuen Reſtaurationshalle, deren Platz mit zahlreichen
Lampions erhellt war, um unter dem Donner der Böller und den Blitzen
eines reichhaltigen Feuerwerks in anregender Unterhaltung eine italieniſche
Nacht zu feiern:
Wie bereits früher mitgetheilt, werden die heſſiſchen Volks=
blätter
Eigenthum des Hrn. Wilke, nunmehr in der Schmitt'ſchen
Druckerei gedruckt; dagegen e ſcheint vom 1 Juli ab im Verlag von

R. Fendt und unter ber Redaction von R. Ramſpeck ein neues politiſches
Blatt unter dem Namen die neuen heſſiſchen Volksblätter.
Das dem Renter Jacobi von Frankfurt gehörige Haus in der.
oberen Heinrichsſtraße, durch ſeine von Hrn. Profeſſor Wagner ausge=
fuhrte
Sgraifito Malerei bekannt, iſt an Hrn. Hofbaurath Weyland fuͤr
31000 fl verkauft worden.
Es wird gegenwaͤrtig - ſchreibt die Deutſche Verſicherungs=8tg. dem Namen Celluloid' in der Induſtrie ein Stoff hergeſtellt,
welcher die genaueſte Beachtung von Seiten aller Feuerverſicherungsgeſell=
ſchaften
und wohl auch der Behoͤrden verdient. Derſelbe ſieht wie Elfen=
bein
aus, iſt hart, beinahe wie Eiſen, blank polirt auf der Oberfläche, ſehr
glatt und kommt in allen möglichen Farbennuancen vom reinſten Weiß
des Elfenbeins bis zur Schwarze des Ebenholzes und zur vollſtändigen
Stahlfarbe vor. Er wurde zuerſt dazu verwendet, billige Billardbälle her=
zuſtellen
, jetzt aber werden aus demſelben alle jene kleinen oder größeren
Gegenſtäͤnde gefertigt, welche bisher aus Knochen, Horn, Elfenbein, Wall=
roß
, Hartgummi, Glaskohle, Holz oder Metall hergeſtellt wurden Die
Maſſe nun iſt in ſehr großem Maße ſeuergefahrlich, ſo zwar daß die ge=
ringſte
Berührung mit einer Flamme genüat, um dieſelbe mit großer Vehe=
menz
. mit gewaltiger Flamme und unter Erzeugung von ſehr hoher Wärme
verbrennen zu laſſen. Kaum mit einer Flamme berührt, ſteht die ganze
Maſſe, Uhnlich wie bei einer Exploſion ſofort in vollem Feuer und ver=
brennt
unter heftigen Eſcheinungen und unter ſtarker Entwicklung von
Gaſen in ſehr kurzer Zeit, ohne die geringſte Aſche zu hinterlaſſen. So=
die
D. V.=8., der wir die Verantwortlichkeit für die Notiz überlaſſen.
4 Darmſtadt, 10. Juni. Die Roſengärten Darmſtadt's
entfalten in dieſem Jahre eine ungewöhnliche Blüthenpracht. Von den
Großherzoglichen Hofgärten beſitzen die Mathildenhöhe (Mittwochs den
ganzen Tag geöffnet, Roſenhöhe und Hofgärtnerei Beſſungen I, ( Donners=
tags
geöffnet) die größten Sortimente. Von Handelsgärtnereien iſt vor
allen die der Knabenarbeitsanſtalt (Blumenſtraße) hervorzuheben, welche
ca. 1600 Varietäten, darunter ſämmtliche Neuheiten, cultivirt, ferner J.
F. Krick (Frankfurter Straße), L. Ploch (Kiesſtraße), Gehbauer ( Mühl=
ſtraße
) u. a. in Darmſtadt, ſowie H. Henkel und H. Noack in Beſſungen.
Bon den Privatroſengärten, deren Darmſtadt eine große Zahl beſitzt, ent=
halten
die bedeutendſten Sammlungen die Gärten der Herren: Fabrikant
Wilhelm Merck (Mühlſtraße), Bankdirector Dr. Parcus (Promenadenſtraße).
Hofmaurermeiſter Louis Harres (Promenadenſtraße) und Rentner Wilhelm
Schwab (Rheinſtraße). Dem Wunſche des Gartenbauvereins entſprechend
ſind während der Roſenblüthe dieſe Privatgärten für Erwachſene
jeden Mittwoch den ganzen Tag und Sonntag Vormittags geöffnet. Die
Roſen auf dem wärmeren Boden der Neuſtadt blühen bereits ziemlich
vollſtändig. wührend die höher gelegenen Gärten um einige Tage zurück
ſind.

Getaufte, Getraute und Beerdigte bei der Beſſunger Gemeinde.

Getaufte.
E Den 3. Mai: dem B. u. Weißbinder Georg
Kumpf II. ein S., Georg: geb 25. März.
Eod.: dem B. zu Eſchollbücken und Mechaniker
Ludwig Roth ein S., Ludwig Philipp; geb. den
3. April.
Eod.: dem B. u. Manrer Peter Fries eine L.,
Katharine; geb. 24. April.
Eod.: dem B. zu Reinheim u. Schuhmacher
Joh. Friedrich Meiſinger eine T., Katharine Ka=
xoline
; geb. 23. April.
Den 10. Mai: dem B. u. Schloſſermeiſter Ja=
Den 15. Mai: dem B. zu Brensbach, Kreis
Dieburg. u. Schreiner Johann Nicolaus Müller
eine T., Gertraud; geb. 27. Apr il.
Den 17 Mai: dem B. u. Schuhmacher Hein=
nch
Geyer IV. eine T., Eliſabeth Latharine; geb.
30. April.
Eod.: dem B. u. Weißbinder Jacob Dillmann 1
eine T., Caroline: geb. 9. Mai.
Den 21. Mai: dem B. zu Elmshauſen, Kreiſes
Bensheim, u. Wirth Adam Rettig ein S., Georg
Friedrich: geb. 24 April.
EDen 24. Mai: dem B. zu Darmſtadt u. Kauf=
mann
Heinrich Conrad Weil ein S., Johann Hein=
rich
; geb. 6. Mai.
Den 25 Mai: dem B. u. Ober=Fahnenſchmied
Georg Lauber eine T., Louiſe Friedericke Sophie;
geb. 25. April.
Forſt= u. Domänen=Direction Eduard Spamer eine
T, Marie Louiſe Chriſtine; geb. 28. April.
E5Eod.: dem B. u. Maurer Daniel Dillmann
eine T. Marie Eliſabeth; geb. 4. Mai.
Eod.: dem B. u. Eiſenbahnbedienſteten Heinrich
Philipp Creter ein S. Philipp: geb. 4. Mai.

Eod.: dem B. u. Schuhmacher Johann Peter
Lautenſchläger ein S, Adam; geb. 11. Mai.
Eod.: dem B. u. Schloſſer Franz Heinrich Lud=
wig
Pauli ein S., Johann Ludwig; geb. den
12. Mai.
Den 31. Mai: dem B. zu Zwingenberg und
Fuhrmann Wilhelm Gebhardt eine T., Margarethe
Wilhelmine; geb. 5. Mai.
Eod.: dem B. n. Adkermann Jacob Wittmann MI.
ein S., Jacob; geb. 22. Mai.
G e t ran t e.
Den 3. Mai: der B. u. Weißbinder Georg
cob Nohl 1. ein Sohn, Jacob; geb. 17. April. Kumpf I., ehelich nachgelaſſener lediger S. des ver=
ſtorb
. B. u. Taglöhners Philipp Kumpf. u. Eli=
ſſabeth
Charlotte Erbes, des B. u. Maurers Fried=
rich
Erbes ehelich ledige T.
Eod.: der B. zu Weſthofen, Kreis Worms, und
Lackirer dahier Philipp Herrmann, des daſ. ver
ſtorbenen B u. Tünchers Philipp Herrmann ehe=
lich
lediger S. u. Eva Picard, des verſtorb. B.
u. Schneidermeiſters Chriſtian Picard zu Häring,
Kreis Dieburg, ehelich ledige T.
Eod: der B. u. Scheiner Carl Leonhard Voll=
hardt
. des B. u. Forſtwarts Georg Philipp Voll=
hardt
ehelich lediger S. u. Marie Karharine Reitz,
des verſtorb. B. u. Ackermanns zu Nieder= Beer=
bach
Johann Georg Reitz ehelich ledige T.
Den 25. Mai: der B. zu Falken=Geſäß, Kreis
Erbach, u. Schuhmacher Johannes Schönig, und
Anna Katharina Spatz, des verſtorb. B. u. Tag=
r
2.Eod.: dem Gehülfen auf Großherzoglicher Ober= löhners Johannes Wilhelm Spatz zu Erbuch, Kreis
Erbach, eheliche nachgel. led. T.
Beerdigte.
Den 2. Mai: Carl Repp, ehelicher S. des B.
u. Handarbeiters Heinrich Philipp Repp, 2 M. u.
4 T. alt: ſtarb 30. April.
Den 10. Mai: Veremias Dechert, ehelicher S.

des B. u. Pfläſterers Jacob Dechert I., 3 M. u.
2 T. alt: ſtarb 9. Mar.
Den 14. Mai: Katharina Seipel. des B. zu
Nieder Ramſtadt u. Fabrikarbeiters Conrad Seipel
eheliche T. 7 J. alt; ſtarb 12.
Den 15. Mai: Georg Kumpf, des B. u Fabril=
arbeiters
Jacob Kumpf I. ehelicher S., 8 M. u.
20 T. alt; ſtarb 13.
Den 17. Mai: Louiſe Nöller, geborene Berth.
Wittwe des B. u. Maurers Heinrich Nöller, 61 J.,
10 M. u. 2 L. alt; ſtarb 15.
Den 19. Mai: der B. u. Schneidermeiſter Ja=
cob
Schaller aus Odernheim, ein Wittwer, 79 J.
alt; ſtarb 18.
Den 20. Mai: Georg Adam Hallſtein, des B.
zu Hainſtadt. Kreis Neuſtadt, u. Taglöhners Jo=
hannes
Hallſtein ehelicher S., 7 M. u. 3 T. alt;
ſtarb 19.
Den 21. Mai: Johannette Kufer, geborne Schil=
linger
aus König, Kreis Nenſtadt, des dort. B. u.
Tuchmachers Philipp Jacob Kufer Wittwe, 74 J.,
6 M. u. 4 L. alt; ſtarb 19.
Eod.: ein todtgeborener unehelicher S.
Den 23. Mai: Georg Wilhelm Wittmann, des
B. u. Weißbinders Caspar Wittmann ehelicher S.
9 M. u. 26 T. alt; ſtarb 22.
Den 29. Mai: Regine Dorothea Jacobi, des
verſtorb. B. u. Taglöhners Johann Balentin Ja=
cobi
ehelich ledige T., 73 J., 8 M. u. 23 T. alt;
ſtarb 27.
Den 30. Mai: eine uneheliche T., Anna Mar=
garethe
, 1 M. u. 22 T. alt; ſtarb 29.
Den 31. Mai: ein todtgeborener S. des B. n.
Handarkeiters auf dem Beſſunger Forſthauſe Georg
Wilhelm Roth.

Hierzu eine Extra=Beilage, beir.: Fahrp an der Frankfurt=Bebrarr Eiſenbahn.
Redaction und Heriag: L. C. Witttich'ſoe Hofbnadruckeret.