Darmstädter Tagblatt 1873


14. November 1873

[  ][ ]

Allergnädigſt privilegirtes

M.

136. Jahrgang.

Aben sinculspreis
2f. 18 tr. jährl. ivch. Bringer=
lohn
. - Auswärts ioerden von
alleu Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen z150 kr. pro
Quartal incl. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebühr.

SAUTTATU

Anherose
Wibes andinaphmtn. im De h az.
Leſtroeber Eimidiriez Kha:
zrat; Ru. M. da. Bsaſſungez
anu Friedelch Miiber. Bri eni4
Grozé Nr. 7. Jawis suswöl=
M7ü oflen zgliner Kiſädts..
Ardirihistre.

Amtſiches Oroan
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.
191.
Freitag den 11, November
L. D2B.


Darmſtadt, am 10. November 1873.
Betr.: Generalderſammlung des Sparlaſſevereins zu Langen.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien Arheilgen, Braunshardt, Gräfenhauſen, Meſſel, Erzhauſen, Schueppen=
hauſen
, Weiterſtadt, Wixhauſen.
Auf Erſuchen des Vorſtandes der Sparkaſſe zu Langen benachrichtigen wir Ste Hdaß zur Wahl eines neuen Controleurs eine
Generalverſammlung auf Samſtag den 22. l. Mts, Nachmittags 2 Uhr, anberaumt worden iſt, und laden Sie ein, mit den
Großherzoglichen Beigeordneten Sich zu digſer Verſammlung einzufinden.
Dr. Goldmann.

Edi ctalladun g.
Nachdem wider den Rekruten Georg Molter aus Darmſtadt Kreis Darm=
ſtadt
gebürtig, der Deſertionsproceß eröffnet iſt, wird derſelbe hiermit aufgefordert, zu
ſeinem Truppentheil zurückzokehren, ſväleſtens aber in dem auf:
Son n a b e n d den 14. März 1874, Vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin ſich zu geſtellen, widrigenfalls die ſvergeben werden. Die Zuſammenkunſt iſl
wider ihn eingeleitete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für einen Deſerteur
erklürt und in eine Geldbuße von 50 bis 1000 Thaler verurtheilt werden wird.
Darmſtadt, den 7. November 1873.
Großherzogliches Diviſionsgericht.

9458)
Veröffentlichung
aus dem Firmen=Regiſter Großherzoglichen
Stadtgerichts Darmſtadt.
Am heutigen Tage wurde folgender Ein=
trag
vollzogen:
Zulius Auguſt Rettig von Darmſtadt
betreibt vom 10. November 1873 an dahier
eine Buch=, Kunſt=, Muſikalien= u. Schreib=
materialien
=Handlung unter der Firma
Jul. Aug. Rettig.
Darmſtadt, den 8. November 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. V. Gr. Stadtr.:
Vogel,
Weyland,
Stadtger=Aſſeſſor. Stadtger=Aſſeſſor.
8998)
Ladung.
Nachdem Großherzogliches Hofgericht der
Provinz Starkenburg über das Vermögen
des Kaufmanns und Wirths Jacob Fiſcher
zu Beſſungen den formellen Concurs erkannt
hat, werden deſſen ſämmtliche Gläubiger
zur Anmeldung und Begründung ihrer
Forberungen, ſowie zur Geltendmachung
etwaiger Vorzugsrechte auf:

Montag den 12. Januar 1874,
Vormittags 9 Uhr,
unter dem Rechtsnachtheile des ſillſchweigend
eintretenden Ausſchluſſes von der Concurs=
maſſe
, vor unterzeichnetes Gericht - Zim=
mer
Nr. 4 - geladen. In dem erwähnten
Termin ſoll ſodann über Verwaltung reſp.
Veräußerung der Maſſe, Beſtellung eines
Maſſe=Curgtors und über die Wahl eine=
Gläubiger=Ausſchuſſes verhandelt werden.
Bezüglich der weder in Selbſtperſon er=
hörig
vertreienen Gläubiger wird der ſtill=
ſchweigende
Beitritt zu allen von der Mehr=
heit
der Erſchienenen - auch hinfichtlich
eines etwa zu Starde kommenden Arrange=
ments
- gefaßt werdenden Beſchlüſſen unter=
ſtellt
werden.
Darmſtadt, den 23. October 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
J. Verh. d. Stadtr.:
Weyland,
Holzapfel,
Stadtger=Aſſeſſor. Staͤdtger.=Aſſeſſor.

9459) Bekanntmachung.
Mittwoch den 19. d. Mts., Nachmittags
3 Uhr, ſollen größere Erd= und Planir=
Arbeiten in dem Ziegelbuſch an Ort und
Stelle öffentlich an die Mindeſtfordernden
um die angegebene Stunde auf dem Büreau
der Actien=Ziegelei, woſelbſt auch die Be=
dingungen
vorgeleſen werden.
Darmſtadt, den 12. November 1873.
Direction der Darmſtädter Aetienziegelei.
L. Riedlinger. Glöckner.
..
Euvee.

Feilgebotenes.
Condenſirte Milch
von Chauu
bei
M. Relker,
9027)
Promenadeſtraße.
9298) Von Heute ab in ganzen u. halben
Wagenladungen per Compt. längſtens 3
Monate:
ſcheinenden noch durch Bevollmächtigte ge= Prima Qualt. Fettſchrot per Centner
56 kr. ohne Octroi. In einzelnen Cent=
nern
nur gegen Baarzahlung.
Fettſchrot mit Octroi per Centner 1 fl.
Darmſtadt, den 7. November 1873.
H. Stammler,
Waldſtraße. 17.
9378) Eine Spieldoſe Mandoline!
iſt billig zu verkaufen Dieburgerſtr. 56.
9406) Für Gärtner:
ca. 300 gebrauchte ſtarle Töpfe werden
Dieburgerſtraße 64.
abgegeben.
500

[ ][  ][ ]

1826
9440)

A22

Hochfeine farbige und ſchwarze Seidenſtoffe empfiehlt
TALOdarSahvOh-

9460)

Tarhatam
wigſtraße 17.

in den neneſten Farben vor=
räthig
bei
P. VervonteH-

2 Wissenschaltlicher auf Erlabrung gegründeter Ausspruch
A8
über den H GnlzAtranhhz des Herrn Jacohl.
In den segensreichsten Erfindungen der Nenzeit auf dem Gebiete der spe-
cifischen
Nahrungsmittel gehört ohne Aweifel der Jacobi’sche Königstrank. Der-
selhe
, die wirksamsten Theile vieler derLausgeneichnetesten Vegetabilien ent
haltend, vordankt soine ausserordentliche, vielbewährte Heilkraft voruugsweise
dem glücklich gewählten Mischungsverhältnisse der dazu verwendeten Substan
zen, welche sämmtlich ihrer Heilwirkung nach theils den aromatisch balsami-
schen
, theils tonisch-roborirenden und demulcirenden schleimlösenden Mitteln
angehören und also die Eigenschaften besitzen, bei gewissen krankhafton Er.
scheinungen aufs wohlthätigste einzugreifen, wie dies bereits von tansenden
von Patienten und Aerzten rühmend anorkannt ist.
Der Königstrank wirkt magenstürkend, schleimlösend auf die Leber- und
Gallensecretion, sowie auf den ganzen Darmkanal stärkend und zugleich lösend,
also gegen Hämorrhoidalbeschwerden in ihren verschiedenen Erscheinungen,
gogen Appetitlosigkeit, Obstructionen, Magenkrämpfe, Milz- und Nierenkrank;
heiten, rheumatische und Gichtanfälle, als ein ganz bewährtes Hittel gegen
Schwindsucht, Seropheln, Rhachitis, Krebs- und Knochenfrass, sowie gegen
Brust-Affectionen aller Art und hat in den verschiedensten Hautkrankheiten
vorzügliche Dienste geleistet.
Ich erachte es daher als eine ebenso heilige als angenehme Pficht
gegen die leidende Menschheit wie gegen den Erſinder des so wirksamen
nigstrankes, nach Krüſten mitzuwirken, dass letaterer meinen Mitmenschen mög.
lichst zugünglich werde, wesshalb ich den Königstrank einer mehrfachen ge-
nauen
Prüfung unterworfen habe. Diese Prüfung und verschiedene Anwendung.
haben mir die Veberzeugung verschafft, dass dieses Kraft- und Nahrungsmittel
in 80 hohem Grade wirksame Bestandtheile enthält und also bei den ange
führten leidenden Luständen die glänzendsten Vrfolge liefern muss.
Dr. Johannes Müller, Mediainalrath,
Berlin, im November 1873.
Ritter hoher Orden und Mitglied vieler Akademien der
C. 8.)
Wissenschaften und gelehrter Gesellschaften.
Ipeisist Karl Jacobi in Berin, Friedrichstasse 26.
8jähriger Beinkrebs mit Königtrank Lurirt!
(55319a). Hierdurch beſcheinige Herrn Geſundheitsrath Karl Jacobi mit
dem größten Danke, daß deſſen Fabrikat, der Königtrank ein wunderthuender Balſam
für mich geweſen iſt. Seit acht Jahren litt ich an Beinkrebs am rechten Schien=
bein
. Ich ließ mir auf Empfehlung eine Flaſche Königtrank holen, trank und legte den=
ſelben
auf die faſt eine Hand große Wunde. Die erſten Male ſchmerzte es mich ſehr,
jedoch nach einigen Tagen empfand ich Linderung und Beſſerung. Bis jetzt habe ich
ſechs Flaſchen nach Vorſchrift des Hrn. Jacobi verbraucht und bin - Gott ſei Dank!
ſo weit geneſen, daß alle Gewißheit vorhanden iſt zur vollſtändigen Heilung, da die
Wundejetzt nur noch ſo groß wie ein Viergroſchenſtück iſt. Vierzig Aerzte
ſind zu wenig, die ich ſeit Beginn meines Leidens conſultirt, jedoch ohne Erfolg.- Nie
werde ich Herrn Jacobi vergeſſen und kann deſſen edles Getränk jedem Kranken mit
reinem Gewiſſen empfehlen.
Berlin, 6. October 1873.
Carl Heinrich Hermann Beile,
Kaufmann, Schönhauſer Alle 167a II.
Nachſchrift (nur 3 Tage ſpäter J. Die Wunde iſt bereits zugeheilt und mit
einer dünnen Haut vollſtändig bedeckt, ich habe keine Schmerzen mehr, fühle mich ſehr
wohl, bekomme wieder Geſichtsfarbe und kann ohne Stock gehen.
Berlin, 9. October 73.
Hermann Betke.
Die Flaſche Königtrank=Extrakt, zu dreimal ſo viel Waſſer, loſtet mit Nächſtem im
ganzen Deutſchen Reiche zwei Mark, in Darmſtadt bei G. L. Mriesk,
in Groß=Gerau bei L. Gmthmann 1 fl.

ga6
8 Chitasséhen 1u00,
als: Peccoblüthen, Sonchong u. Imperial,
looſe und in 55 u. 1 Pfund=Berpackungen
empfiehlt
foorg Horrmann, Eliſabethenftr. 46.
9411) Ein noch gut erhaltener Por=
zellau
=Ofen iſt Rheinſtr. 53 zu verkaufen.
&24 Hwetſchenbäumchen ſind billig
c 2) zu haben im Goldnen Anker

Nürnberger u. Basler Lebkuchen
friſch angekommen und ſtets vorräthig bei
9414 M. Arth. Wilhelminenftr. 20.
9415) Ein ſehr gut erhaltenes hübſches
Sopba iſt zu verkaufen. Heinrichſtraße
Nr. 75 parterre.

9189) Von heute an verkaufe ich erſte
Qualität Rindfleiſch das Pfund zu 22 kr.
A. Guckenheimer, Langegaſſe 15.
9462) Einen ganz vorzüglichen B4 ax-
denuz
-Woin 48 kr. per Flaſche
incl. Glas empfiehlt
Beſſungen.
Ww. Henſel.
9463) Ein getragener Winterrock,
ſowie ein ſchwarzer Tuchrock zu verkaufen.
Heerdwegſtraße 13 eine Stiege hoch.
Aus Berhn und Wien
19464
trafen ſoeben preisgekrönte
Oeldruck-Bilder
ſein, welche ebeuſo wie die bereits ange=
zeigten
neuen
Gtereoscop-Bilder
geneigter Beachtung empfehle.
V. L. ScORROLF.,
Buch=, Kunſt= u. Muſikhandlung.
9465) Branerei zur Kette.
Zwei Stiegen hoch 1 feiner Herrmmantel.
9466) Ein Pferd und zwei Kühe zu
verkaufen auf Achen's Mühle.
9467) Eine Anzahl Packkiſten billigſt
zu verkaufen.
Eduard Scharmann, Ludwigsplatz 6.

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nehme 4½ kr. per Stück bis auf
Weiteres an Zahlung.
9468) Em. Fuld, Kirchſtr. 1.

[ ][  ][ ]

K 228.
Wandtafeln über Ankunft und Abgang ſämmtlicher
74.
Eiſenbahnzüge dahier im Winterfahrplan 1873.
Preis 3 kr., ſowie
Fahrpläne in Taſchenuhr=Format
zum Einlegen in die Uhrdeckel zu 2 kr. in der
I. C. Wittich'ſchen Hoſſuchdruckerei.
)
1853r Uuportirte Habana-Cigarren.
Die erſte Gendung diret importirter Habaua=Cigarren (1878r
Ernte) trifft ſoeben ein.
C. H. Huber & Böhne.
9469)
Großherzogliche Hof=Lieſeranten.
C. .
G
9470)
Großer Ausverkauf
zuückgeſetzter eleganter Geidenſtoffe bei
L. F G. Hublauat,
Zeil 41 Frankfurt a. M.

Arinetretrstsstzeny

WOs
Dauze.

WBiie.

H7)
nerniethungen.
6256) Ein gewölbter geräumiger Keller
zu vermiethen. Beſſ. Carlsſtraße 3.
EETTPAN
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E 7613) In meinem neu erbauten
F Hauſe, Cafernenſtraße, gegenüber der
A neuen Güter=Halle, iſt der 1., 2. und
E 3. Stock, beſtehend je aus 5 Zimmern
4 Küche, Vorplatz, Waſchküche und Bleich
E platz, zu vermiethen und Enbe Oe=
E tober beziehbar.
Auf Verlangen kann auch Stallung
E für 3 Pferde dazu gegeben werden.
L. Geider, Hofweißbinder,
Waldſtraße Nr. 23.
50
4aruAnAnnsA AnrAarA1tör
7696) Heidelberger Straße Nr. 15 ein
Zimmer mit 2 Cabinetten ſofort zu ver=
miͤthen
. Auf Verlangen auch Stallung
mit Burſchenzimmer und Heuboden anf An=
fang
October.
4NAAAA AANTAATAU3
F 7769) Eliſabethenſtraße Ineu
4
im Vorderhaus iſt der zweite Stock
mit allen Bequemlichkeiten zu vermie=
then
und eventuell ſofort zu beziehen.
8 Näheres parterre.
EAVATAAUATTATAAAAIAk
7881) Bleichſtraße 46 nächſt den Bahn=
höfen
1 unmöblirtes Zimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
7953) In der Nähe der Katholiſchen
Kirche iſt ein ienfach möblirtes Zimmer ſo=
gleich
zu vermiethen. Näheres bei der Exp.
8164) In dem neuen von mir erkauften
Hauſe Roßdörferſtraße Nr. 10 iſt der 2. u.
3. Stock, je 4 Zimmer, 1 Alkoven, Küche,
Magd= und Bodenkammer, Mitgebrauch der
Waſchküche und des Bleichplatzes zu vermiethen
und alsbald zu beziehen.
Ferdinand Brückner.
8764) In meinem Hauſe Niederram
ſtädterſtraße 52 iſt der 2. Stock, beſtehend
aus 4 Piecen, Küche, Magdkammer und
aller Bequemlichkeit zu vermiethen. Preis
210 fl.
Hch. Martin.

8325) Caſernenſtraße Nr. 64 ein ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
9122) In der Kiesſtraße 25 iſt ein Logis
mit Schreiner= oder Küferwerkſtätte zu ver=
miethen
und gleich zu beziehen.
9135) Alexanderſtraße Ne. 11 ſind der
erſte und zweite Stock zu vermiethen.
Auskunft ebendaſelbſt.
9254) Eine hübſche Manſarde, 2 Zim=
mer
ꝛc., ſodann 2 Zimmer zuſammen oder
getrennt, mit oder ohne Möbel billigſt zu
vermiethen.
Beſſungen. Eck der Kirch= u. Hügelſtr. 25.

1827
9385) Ein lleines Zimmer zu vermiethen
u. gleich zu beziehen. Schloßgraben Nr. I.
9368) In meinem neu erbauten Hauſe,
Kiesſtraße 24, iſt der 1. und 2 Stock, je
4 Zimmer, Küche, Mitgebrauch der Waſch=
küche
und des Bleichplatzes. zu vermiethen.
Georg Balkner, Schreinermeiſter.
9417) Große Bachgaſſe 2 der mittlere
Stock zu vermiethen u. gleich beziehbar.
9418) Ein kleines Logis für eine einzelne
Perſon große Bachgaſſe Nr. 37.
9419) Schloßgartenſtraße Nr. 43 können
2 Herren Logis mit u. ohne Koſt erhalten.
E
Fin ſchönes Zimmer, Ausſicht auf
E die Rheinſtraße, gut möblirt, iſt
ſofort zu beziehen. Rheinſtraße 17 im oberen
Stock zu erfragen.
9472) Arheilgerſtraße 19 zu ver=
miethen
ein geräumiges Logis und ſogleich
zu beziehen.
9473) Neckarſtraße Nr. 26 lim oberen
Stock ein möblirtes Zimmer zu vermiethen
u. gleich zu beziehen.
9474) Ein Manſarden Logis zu verm.
und gleich zu beziehen. Teichhausſtraße 6.
9475) Alexaͤnderſtraße 3 Hinterbau Logis
für eine ſtille Familie.
nttarEtzrs
Arrderitaiaain

Aermijite Nachricchten.
5 Krauteinſchneiden
in und außer dem Hauſe beſorgt
Coorg Herrmann, Eliſabethenftr. 46.
9152) Zwei tüchtige Pfläſterer=
ſeſellen
ſucht
Beſſungen.
Karl Demmel.

9431)
Samſtag den 15. November 1873.
Im großen -Aale der Vereinigten Geſellſchaft
.
H. AbommOunemts-Concert
ffür Mitglieder der Vereiuigteu Geſellſchaft),
ausgeführt von, der,

Streichkapeſſe des Hr. Heſſ. Leiß=garde=Regiments,
unter Leitung des Herrn Muſilidirectors Thendor Adaz.
Anfang des Concerts präcis 7 Uhr Abends.
Die Liſte zum Einzeichnen liegt fortwährend im Geſellſchafts=Locale der Ver=
einigten
Geſellſchaft und in der Wohnung des Muſikdirectors Adam, Mauerſtraße
Nr. 11. offen, woſelbſt zugleich auch Karten zu haben ſind.
Tageskarten Perſon 1 fl. ſind in der Buchhandlung von Hrn. Bergſträßer,
ſowie Abends an der Caſſe zu haben. Programme ebenfalls an der Caſſe.
Mittwoch den 19. November 1828 Abends 5½ Uhr
im Saale der Vereinigten Geſellſchaft:
HimderzComcert,
zum Beſten des Aliee=Frauenvereins Abtheilung für Waiſenpflege,
arrangirt durch die Großherzogliche Kammer=Virtuoſin Fräulein Lilli Schulz, unter
gütiger Betheiligung der Fräulein Louiſe Gelzam, der Herren Kammermuſikus
Bauer und Cuntor Völſing und unter gefälliger Mitwirkung der Herren Hofmuſiker
Reitz und Heim.
In dem Concert werden außer Clavierſtücken ein Trio von Beithoven, ein Quar=
tett
für Streichinfirumente, ein= u. mehrſtimmige Geſänge u. ſ. w. zur Ausführung kommen
Das Nähere wird das Programm beſagen.
Bllets: Sperrſitz 1 fl, Saalbille 48 kr, Kinderbillet 30 k. ſind in der
Buchhandlung des Herrn Bergſträßer zu haben.
19450

[ ][  ][ ]

1828

H223.

Montag den 24. November 1873
Caalbau=EinweihungsFeſt.

L. Coneert.
unter gütiger Mitwirkung der Mitglieder des Großherzoglichen Hoftheaters Fräulein
Berl und Frau Mayr=Hlbrich, der Großherzoglichen Kammervirtnoſin Fräulein
Hchulz, des Auſik=Vereins und des Aozarl=Vereins, ſowie der Großherzoglichen
Hofmuſik unter Leitung des Herrn Hofmuſikdirectors Aangold und des Herrn
Hofcapellmeiſters Resvadba.
PROGR A DAL.

Große Quverture zur Leonorer, die III.
Prolog, geſprochen von Fräulein A. Berl.
Arie aus Ophigenie in Tauris=
geſungen
von Frau Mayr=Olbrich.
Chor aus der Schöpfunz: Die Himmel erzählen
Männerchor aus der Zauberflöte
Phantaſie für Plano, Soli, Chor und Orcheſter
I. Festball.

L. van Beethoven.
Gluck.
Hahdn.
Mozart.
L. van Beethoven.

Sämmtliche Actionäre mit ihren Familienmitgliedern, ſowie die Angehörigen
aller Mitwirkenden ſind zur Theilnahne an dem Einweihungsfeſt berechtigt. Der
Preis der Eintrittskarten iſt für jeden Herrn auf drei Mark, jebe Dame
auf zwei Mark feſtgeſetzt.
Die Eintrittskarten ſind bis zum 18. November bei Herrn P. Berbenich
(Ludwigſtraße 17). G. Hickler (Ludwigſtraße 1) und C. Gerſchlauer ( eckar=
ſtraße
28) zu haben; über die etwa übrig bleibenden Plütze wird anderweitig ver=
fügt
werden.
Das Feſt=Concert beginnt um 8 Uhr Abends, von 9½- 19 Uhr iſt Pauſe, der
Feſtball nimmt um 10 Uhr ſeinen Anfang.
Die Feſt=Commiſſion.
Anmerkungen. Vorausbeſtellungen auf reſervirte Tiſchplätze während des Souhers
ſind erwünſcht und werden von dem Reſtaurateur Herrn Riedmatter entge=
gen
genommen.
Die Anſahrt der Wagen geſchieht von der Riedeſel= und Saalbauftrußen=Ecke.
die Abfahrt nach der Heinrichſtraße.
9434

Kunſtgenoſſenſchaft.
Samſtag den 15. November bei Bühler.
Wahl einer Commiſion zur Berathung der in Bezug auf die Hebung und Pflege
des Kunſtgewerbes nothwendigen Schritte.
Der Vorſtand.
Weihnacht=Sendungen nach den Vereinigten Staaten, nach
Kanada und nach Großbritannien
können auf in= ganz zuverſichtliche Abgabe am Beſtimmungsort zur Feſizeit nur dann rechnen,
wenn erſtere am 5. Dezember und letztere am 15. Dezember ſpäteſtens nicht blos an=
gemeldet
, ſondern auf meinem Büreau Hügelſtraße Nr. 29 auch abgeliefert ſind.
9477)
C. Gaulé.
9478)

Geſangverein Liedertafel.
Abend=Unterhaltung
Samſtag den 22. November, Abends 8 Uhr, im Gaſthofe zur Traube.
Der Vorſtand.

3 Danzkranzchen auf dem ohauſſeehaus.
Der Unterzeichnete ladet hiermit alle ſeine Freunde und Bekannten auf Vonntag
den 16. Noobr. d. J. hierzu freundlichſt ein. Für gute Speiſen und Getränk=
iſt
beſtens geſorgt.
L. Emmel.
Wei dem Herannahen der Weihnachtszeit bitten wir die
für das Samſtagsblatt beſtimmten Inſerate, ſoweit
dieß angeht, möglichſt frühzeitig einſenden zu wollen,
um hierdurch eine beſſere Vertheilung der Arbeit und zu=
gleich
raſchere Beförderung zu ermöglichen.
Die Expedition des Jarmſtädter Zagbſatts.

8

Poren Enstof.
en do
b8 Leitansen der lel
Z=
R CL. TAUEkel
xrukzim
Foontr-ahishenzsgissEiter-
Ciu 2,
General=Agent für Darmſtadt.
ſeorg Rof, Eliſabethenſtr. 30

de

9
5
uns

als

zin mit den nöthigen Vorkennt=
niſſen
verſehener Knabe kann bei
Schrifiſetzer Lehriing eintreten.

L. C. Witlich'ſche Hofbuchdruckerei.

9453) Ein junger Marn, in Comptolz=
Arbeiten bewandert, mit ſchöner Hand=
ſchrift
, in ein Eiſenwaarengeſchäft geſucht.
Waarenkenntniſſe erwünſcht. Offerten unter
G. F. M. poste restante Frankfurta M.

9390) Kinderfean!
Eine erfahrene, nur mit guten Zeugniſſen
verſehene Kinderfrau (oder älteres Mädchen),
katholiſcher Religion wird in einer mittel=
rheiniſchen
Stadt auf Weihnuchten zu Kindern
unter fünf Jahren geſucht.-Offerten beliebe
man sub L. L. 18 an die Annoncen= Ex=
pedition
von Haasenstein é Jogler in
Frankfurt A. H. zu richten. E. 1304.
9395) A German Gentleman at Frank-
furt
o. M, receiving into bis family
circle only a few Pupils, has a Vacaney.
Great advantages offered. Table liberal.
House situated in best and healthiest
locality. Highest References. For Par-
ticulars
apply to Mrs. Radolphe
Mosse in Fraulfurt a. Meii
under Chiffre B. 8597.
9480) Lehrlings Geſuch.
Für ein hieſiges Cigarren= und Tabak=
Geſchäft wird ein Lehrling geſucht, der Koſl
und Logis zu Hauſe hätte, dem aber bei
gutem Betragen binnen Kurzem eine Ver=
gütung
gewährt würde. Näheres sub E. L.
Nr. 20 bei der Red. d. Al.
In dem Großherzoglichen Holzragazin
wird abgegehen:
per Maummneies.
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
kiefern
4 fl. 40 kr.
Beſtelltage: Bienſtag, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Rensamt Darmſtadt.
Hauſer.
rraiitenrairararrenz
Ersrrutrristai.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 14. Nov. 8. Vorſt. im 3. Abonn.
Die zärtlichen Verwandten. Luſtſpiel in 3 Acten
von Benedir.
Sonntag. 16. Nov. 9. Vorſt. im 3. Abonn.:
Rienzi. =Große Oper in 5 Acten mit Ballet von
Richard Wagner.- Anfang 6 Uhr. Sonntagspreiſe.
Montag. I7. Nov. Abonnement suspendu.
ſEinmaliges Auftreten des königl. Kammerſängers
Herrn Theodor Wachtel, zum Beſten des Landes=
Denkmals der Gefallenen der Großh. Diviſion:
Der Poſtillon von Lonjumeau. Komiſche Oper in
3 Acten; Muſik von Adam. Anfang halb
7 Uhr. Sonntagspreiſe.

[ ][  ][ ]

A223.

1829

Wie Brben.
Novelle von Mar Ring.
Fortjetzung.
Was ſehli Dir zu fragte ſis, indim ſie ihre Hand auf ſeh=
Schultern leſte.
Varmherziger Gottzu ſöhnte er erſchültert. 3ch kann
Dich nicht erſchießen, ich kann nicht.
Gieb herl ſa te ſie entiſchloſſen, und zeige mir wie ich es
zu machen habe. So wollen wir zu gleicher Zeit ſterben, ob mir
ſchon der Tod von Deiner Hand lieber geweſen wäre."
Er gah ihr die geladene Waffe, nachdem er den Hahn zuvor
geſpannt und unterwies ſie, wie ſie es von ihm verlangte. Mit
d m Finghe deulete er auf die Stelle, worauf ſie den mörderiſchen
Lauf richten ſollte.
lnd nun vergieb mir, v flehie ſie, zall die Schmerzen, die
Du um meinetwillen gelitten haſt.
Sie umarmten ſich noch einmal und ihre Lippen berührten
ſich zu einem langen, nicht enden wollenden Abſchiedskuß.
Die Vrabredung war getrofen, daß auf ein Zeichen, welches
Guſta; geben ſollte, Veide zu gleicher Zeit die Piſtolen abzudrücken
hatten. Zuvor wandle er ſich noch einmal um, weil er ein Ge=
räuſch
in der Nähe gähört zu h iben glaubte. Hannchen, in der
Augſt üb=rraſcht und ſomit in ihrem Vorhaben geſtört zu werden,
wartete nicht erſt das Zeichen ab. Vielleicht wollte ſie auch dem
Geljebten in die Ewigkeit voraneilen, um nicht Zenge ſeines Todes
zu ſein, vielleicht war es nur Zuſall, daß ihre Finger den Hahn
früher berühtteu, ehe ſie der Waffe die nöthige Richtung gegeben
der Schuß fiek und im nächſten Augeublick iniete Guſtav neben
der hingeſuntenen Geliebten auf dem grünen Raſen, der von ihrem
Bluie roth g=färbt wurde. Die Kugel hatte, wie er ſich raſch
überzeugte, nur die Schuter geſtreift und war in das dicke Fleiſch
des Oberarmes gedrungen.
Vald ſchlug ſie, wieder ans ihrer Ohnmacht erwachend, die
Augen auf; ſie lächelte ihn wehmüthig mit ihren bleichen Lippen
zu. Bei dem Anblick des ſirömenden Butes überfiel ihn ein un=
nennbares
Gefühl von troſiloſer Verzweiflung und das ganze Ge=
wicht
der beabſichtigter That ſiel wie eine ſchwere Laſt auf ihn.
Dahn ſchwanden die finſteren, mordluſtigen Entſchlüffe; er hatte
jetzt keinen andern Gedanken, ols Hanuchen zu retten Alsbald
zerriß er ſein Taſchenluch, zum das Blut zu ſtillen und einen kunſt=
loſen
, vorläofigen Verband anzulegen, worin er als gedienter
Soldat ſich einige Erfahrung erworben hatte Aengfilich belauſchte
er den Ausdruck ihres Geſichtes und den Schlag ihres Herzens
Er verſiand auch bereits ſo viel, um einzuſehen, daß die Wunde
keineswegs gefährlich war; in der Freude ſeines Herzens wußte
er nicht, wus er beginnen ſollie; er lachte und weinte zu gleicher
Zeit, küßte ihre Hand und ihren Mund, wobei er ſich wie närriſch
geberdete.
Soll ich denn nicht ſterben 22 fragte ſie mit matter Stimme,
über ſein unerklärliches Benehmen erſtaunt=
Rein! jubelte er. Du darſſt nicht ſterben, Du mußt
leben und ſelbſt mit dem Couſin. Nur nicht ſterben, nur nicht
ſterben! ſetzte er mit gefalteten Händen hinzu. Ich bin ja mit
Allem zufrieden, wenn ich Dich nur am Leben weiß.
Ein Schauder erfaßte ihn jetzt, wo er nur an die Möglich=
keit
ihres Todes dachte, weil ſchon die leichte Verwundung ihn
faſt zur Verzweifluug brachte. Ihr fließendes Blut gab ihm die
Beſinnung wieder zurück; er hatte nur den einen Wunſch, daß ſie
am Leban bieibe; alles Uebrige kümmerte ihn nicht, mochte aus
hm nun werden was da wolle. Hanuchen ließ ihn ruhig gewähren,
der Blutverloſt hatte ſie ſchwach gemacht: auch folgte naturgemäß
der vorangegangenen, höchſten Anſpannung eine wohlthätige Er=
chöpfung
ihrer aufgeregten Lehensgeifter. Mit bleichen aber ver=
klärten
Zügen und halb geſchloſſenen Augen lag ſie da in ſeinen
Arnen und an ſeine Bruſt gelehnt, wie ein ſtilles Marmorbild
ſo hörte ſie tauſend ſüßen Schmeichelnamen und auf die Liebko=
ungen
, mit denen er ſie überhäufte. Es war eine ſelige Ermat=
ung
, die ſüße Ruhe nach dem furchtbarſten Sturme, welche ſie
jetzt empfand und die ihr ſo unendlich wohl that. So hätte ſie

ewig bleiben mögen, hier unter den ſchattigen Bäumen, fern von
der böſen Welt, von den Armen der Liebe gehalten. Nur zuweilen
mahntt ſie ein zuckender Schmerz in der Schulter an ihre Ver=
wandung
, dann entfuhr wohl auch den Lippen, welche meiſt ein
ſeliges Lächeln zeigter, ein banger Seufzer und ein Schmerzens=
laut
.
Längſt war es Tag, aber kein Menſch in der Nähe, ob=
gl
ich jetzt der Sattler ſich einen ſolchen herbeiwünſchte, um die
durch fortwährende Blutverluſte erſchöpfte Geliebte an einen paſ=
enderen
Ort zu bringen, wo ſie auch ärztlichen Beiſtand erhalten
konnte.
Er ſelbſt wagte nicht, ſie zu verlaſſen, um aus der Nähe
die nöthige Hülfe herbeizuholen, nicht einmal zu rufen getrante er
ſich in ſeiner ſonderbaren Lage; es blieb ihm daher nichts anders
übrig, als geduldig bei der Gelieblen zu warten und ihren Schlaf
zu bewachen, dem ſie zum Glück und in Folge ihrer Schwäche
unterlag; ſo daß ſie wenigſtens für kurze Zeit all ihre vergangenen
und zukünftigen Leiden vergaß.

Zehntes Capitel.
Es war noch früher Morgen, als der Kaſſenbote in ſeiner
Wohnung erwachte. Beim Aufſiehen ſiel ſein erſter Blick auf
den zurückgelaſſenen Brief der Tochter; er erkannte ſogleich ihre
Handſchrift und eine düſtere Ahnung überfiel ihn, bevor er noch das
Schreiben erbrach. Seine Kniee zitterten, als er zu Ende geleſen
hatte; entſetzt ſtürzte er nach ihrem Schlafzimmer, um ſich non
der fürchterlichen Wahrheit zu überzeugen. Er fand ſie nicht, ihr
Lager war unberührt. Ohne Beſinnung eilte er nach dem von
ihr angegebenen Ort, wo er wenigſtens ihren Leichnam zu finden
hoffte. Seiner Frau verſchwieg er noch die niederſchmetternde
Nachricht, die ſie ohnehin zeitig genug erfahren ſollte; deshalb ent=
fernte
er ſich heimlich, ohne von ihr erſt Abſchied zu nehmen.
Auf dem Wege überließ er ſich ſeiner natürlichen Verzweiflung,
indem er ſich ſelbſt die größten Vorwürfe über ſein bisheriges
Benehmen in dieſer Angelegenheit machte. Nicht mit Unrecht gab
er ſich nicht die Schuld, an dem vermeintlichen Tode ſeines Kindes,
das er mit wahrer väterlicher Zärtlichkeit liebte. Nie war ihm
Hannchen theurer geweſen, als in dieſem Augenblick, wo er ſie ge=
ſtorben
glaubte. Geht es doch den meiſien Menſchen ſo; erſt, wenn
der Tod oder eine große Gefahr ihre Angehörigen bedroht, bricht
die bis dahin oft verborgene oder irre geleitete Liebe in ihrer
ganzen Kraft hervor; dann möchte man wohl ſich ſelber für ſie
opfern, man achtet nicht das eigene Leben, das Bild des Leidenden
oder Dahingeſchiedenen ſteht vor uns im verklärten Lichte, wir
vergeſſen all die kleinen Mängel und Schwächen, die ihnen an=
haften
, wir erkennen meiſt zu ſpät die Größe des uns widerfah=
renen
Verluſtes. Wären wir nur halb ſo gerecht, freundlich, mild
und nachſichtig gegen die Lebeyden, wie wir gegen die Geſtorbeneu
ind, ſo würden wir manchen großen Schmerz uns und ihnen er=
ſparen
, manche Thräne trocknen, manche bittere Sunde von ihnen
abwehren. Warum muß erſt der Tod uns in ſeine harte Schule
nehmen, um uns Liebe und Menſchlichkeit zu lehren? Mit zer=
riſenem
Herzen eilte der unglückliche Vater jetzt denſelben Weg,
den die Liebenden vor ihm gegangen waren; nun klagte und jam=
merte
er über ſeine Härte gegen Hannchen, über die blinde Nach=
giebigkeit
, mit denen er den Plänen ſeiner Fran gefolgt war. Bald
rang er die Häude, bald raufte er ſich das graue Haar, daß die
Vorübergehenden ihm erſchrocken und mitleidig nachſahen. Wer
ihm begegnete und in das bleiche, entſetzte Geſicht ſchaute, dem mußte
ich die Ueberzeugung aufdrängen, daß er einem Unglücklichen gegen=
iberſtand
. Aber die Leute in einer großen Stadt haben mehr zu
hun als auf einandrr zu achten. Stumm und theilnahmlos gehen
ſie an einander vorüber und Keiner kümmert ſich um den Verluſt
des Andern. Auch nahm ſich der Kaſſenbote nach Kräften zuſam=
men
, wenn er fremden Menſchen begegnete und bekämpfte ſeinen
Schmerz, um nicht Aufſehen zu erregen; denn er wollte nicht, daß
die Sache ruchbar würde. Es lag ihm Alles daran, den gewalt=
ſamen
Tod ſeines Kindes zu verheimlichen, deshalb hatte er es
auch vermieden, die Hülfe der Polizei in Anſpruch zu nehmen,
wie er anfänglich Willens war. Seine Tochter eine Selbſtmör=
derin
; das durfte Keiner wiſſen, nur er allein trug die furchtbare
501

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1830

2K223.

Laſt und das Bewußtſein ſeiner Schuld. So wanlte er weiter,
gepeinigt von ſolchen Selbſtvorwürfen, zugleich überließ er ſich
den ſchwarzen Gedanken, welche von allen Seiten ſeine Seele jetzt
beſtürmten. Es wurde ihm mit einem Male klar, daß mit der
Ausſicht auf die unerwartete Erbſchaft ein böſer Geiſt in ſein
Haus eingezogen ſei; dahin war der ſtille Frieden und das frühere
Glück. War er nicht zufrieden geweſen mit ſeiner beſcheidenen
Stellung, ſeinem kleinen Verdienſt und im Kreiſe ſeiner wohlge=
rathenen
Familie? Jetzt war das Alles zerſtört, vernichtet und
ſiatt des geträumten Wohlſtandes das Unheil, die Zwietracht, der
Tod in ſeiner furchtbarſten Geſtalt bei ihm eingeſehrt. Mit Weh=
muth
gedachſe er der vergangenen Zeit, der beſcheidenen Wohnung,
ſeiner faſt ürmlichen Einrichtung, in der er ſich ſo behaglich und
wohl einſt gefühlt hatte, ſeiner ſtillen Freuden nach gethaner Ar=
beit
, ſeiner fleißigen, immer geſchäftigen Frau, die jetzt dem Müßig=
gange
und dem Luxus nach dem Beiſpiele der Schwägerin er=
geben
war; ſeiner Söhne und Töchter, die Augenſcheinlich ver=
wilderten
und ſein väterliches Anſehen zu verlachen anſingen. Das
arme Hannchen hatte ſich, um der von ihren Eltern ihr aufgezwun=
genen
Verbindung zu entgehn, dem Tode freiwillig in die Arme
geworfen. O1 das war mehr, als der alte Mann zu ertragen
vermochte. Eine derartige Kataftrophe öffnete ihm die Augen und
riß ihn aus ſeiner Verblendung; er ſah es, furchtbar erſchüttert,
daß er mit all den Seinigen auf dieſem Wege dem Verderben
entgegen ging. Dieſe Wahrheit ſtand vor ihm in gräßlicher Ge=
ſtalt
, die ſchreckliche Lehre drängte ſie ihm auf, daß die Sucht der
heutigen Welt nach Geld und materiellem Genuß dem Einzelnen
wie der Geſammtheit zum Verderben gereiche; denn ein böſer =
mon
ſchlummert im Reichthum und der Mammon wird gewöhn=
lich
nur um einen theurn Preis erworben.
Verwükſchtes Geld, verwünſchte Erbſchaftju murmelte der
Kaſſenbote. O1 hätte ich nie das unglückliche Zeitungsblatt ge=
ſehen
und nie die Schwelle des Schwagers überſchritten!
Nun kam die Reue, die Begleiterin der Schuld, nagend,
brennend, reißend mit ihren grimmigen Klauen, der Vampyr,
welcher ſich von unſerem Herzblut nährt und das Mark unſerer
Knochen mit gieriger Zunge ſchlürft. Wle ein ſchwarzer Schatten
folgte ſie dem Unglücklichen, ihren Hohn ihm leiſe iu's Ohr flüſternd,
mit unfruchtbaren Vorwürfen ihn belaſtend. Aber auch die un=
terdrückte
Willenskraft begann ſich wieder zu regen und in dieſer
Stunde des Jammers reiften allerlei wohlthätige Gedanken und
Entſchlüſſe, wenn auch vorläufig noch unbewußt und unklar: wie
auf den rauchenden Trümmern ſeines Hauſes der Beſitzer mitten
unter der Zerſtörung des Alten an den Neubau und die verbeſſerte
Einrichtung ſeiner künftigen Wohnung denken mag. Iſt doch kein
gegenwärtiger Verluſt ohne küuftigen Gewinn für den tüchtigen
Mann. - Aber all dieſe dämmernden und wogenden Gedanken,
dieſes Gemiſch von Vorwürfen, Plänen, von Reue und Zerknir=
ſchung
wurden von dem Verluſt der geliebten Tochter zurückgedrängt.
So ein Kind iſt ein Stück unſerer ſelbſt, Leben von unſerem
Leben, Blut von unſerem Blut. Wir ſterben mit und ein Theil
von uns wird auch begraben, oft unſer ganzes wahres Glück mit
eingeſargt, weil wir in unſeren Kindern unſere Hoffnung, unſere
Zukunſt ſehen, die mit ihnen vernichtet wird. Das fühlte der
unglückliche Vater, noch unglücklicher durch die Qual, daß er ſelbſt
all dies Unheil zum Theil heraufbeſchworen, zum Theil durch ſein
Verhalten nicht kräftig genug abgewendet hatte. Zuweilen blitzte
wohl durch dieſe dunlle Nacht noch ein matter Hoffnungsſtrahl,
um eben ſo ſchnell wieder zu verſchwinden. Der Kaſſenbote dachte
wohl daran, daß ein glücklicher Zufall die Ausführung der ſchreck=
lichen
That verhindert haben, daß er vielleicht noch zur rechten
Zeit kommen könne; er faliet bei dieſem Gedanken die Hände und
betete ſo heiß und innig, wie er noch nie gebetet hatte, zu Gott
um Mitleid, und Rettung für das arme, und verirrte Kind.
Fortſetzung ſolat.)
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Auf Veranlaſſung der nächſten Samſtag den 15. ſlattfindenden
Eröfſnung der FrankfurtsHanauer Eiſenbahn haben die Städte
Hanau und Offenbach eine feſtliche Begehung dieſes für beide Städte ſo
wichtigen Ereigniſſes beſchloſſen. Der Eröffnungszuggeht 10 U. 31 M. von
Offenbach nach Hanau und ſoll um 3 Uhr N.=M. ein großes Feſteſſen in

der Schloſſer'ſchen Liegenſhaft ſtattfinden, wozu ſämmtliche Einwohner der
beiden Städte ( 2 fl. pr. Couvert) eingeladen ſind.
Das Fr. J.= ſchreibt: Die von verſchiedenen Blattern gebrachte
Notiz von einem Abſchlag der Mainzer Fleiſchpreiſe (Hammelfleiſch,
hieſige Zucht, koſtet allgemein 18 kr., nicht 14, letzte Qualitat 16 kr. das
Pfund), ſowie über die Anfuhr von 30,000 Schafen iſt unrichtig, hat aber
merklichen Rumor verurſacht. Zwölſtauſend vor einigen Wochen von Odeſſa
über Wien in Mainz angelangte Schafe ſind bis auf wenige Hunderte
jüngere Weidſtücke längſt verbraucht. Was neuerdings von daher unterwegs
iſt, beſteht in einer etwa 1200 Stück ſtarken, aus dem Ural ſtammenden
Heerde. Der Schlachtpreis für dieſe iſt nie unter 22 kr. zu ſetzen. Ebenſo
unrichtig iſt, daß Paris nicht mehr vom Rhein aus kauft; die alten Ver=
bindungen
ſind längſt wiederbergeſtellt, nur nicht ſo ergiebig wie früher.
Selbſt Elſaß und Lothringen ſind Abnehmer geworden. Der geringe Ab=
ſchlag
des Ochſenfleiſches wird leider vorübergehend ſein, da nach den
neueften Nachrichten die Sperrung d.r bayeriſchen Grenze wieder eingetreten
iſt und die in Linz angekommenen Viehzüge nicht über Vaſſau abgelaſſen
werden konnten. Bei dem notoriſchen Rückgaug der Maſtvieh=Zucht in
Deutſchland dürfte uͤbriges die Ausſuhr aus Oeſterreich in das weſtliche
Deutſchland in nächſter Zeit noch ferneren Anſſchwung nehmen und öſter=
reichiſche
Händler haben vor kurzem die nöthigen Einleitungen in hieſiger
Gegend getroffen.
- Während der Fahrten der zwiſchen hier und Frankfurt auf der Main=
Neckar=Bahn gehenden Arbeiterzüge iſt es zu Exceſſen gekommen. Das
Fahrperſonal wurde injuriirt, ein Conducteur wurde vor einiger Zeit auf
der Station Langen vom Trittbrett herabgeworfen und der Stationsvorſtand
daſelbſt mit Gewaltthätigkeiten bedroht. In Folge dieſer Vorgange wurde
von hier aus Gendarmerie nach dem Bahnhof zu Langen commandirt. (D. 3)
Nachfolgender ergötzliche Brief Victor Hugo's an Richard
Wagner machte vor einiger Zeit die Runde durch die franzöſiſchen Blätter
und wurde der gelungenen Nachahmung des Styl's V. Hugo's wegen all=
gemein
für uͤcht gehalten, bis ſich ſpäter herausſtellte, daß er, nach dem R. K.,
aus der Feder des der franzöſiſchen Sprache in vollem Maße mächtigen
Dr. Ludwig Bamberger ſtammt und durch einen Schalk in ein franzö=
ſiſches
Blatt; eingeſchmuggelt wurde.
Der Brief lautet:
Victor Hugo an Richard Wagner?
Warum denn nicht ?
Etwa, weil er ein Deutſcher iſt?
Deutſcher ja. Teutone nicht!
Weg mit Euch, Pygmden, die Ihr das Sandkorn ſeht und den Berg
nicht ſeht!
Ja, er iſt Berg wie ich; wie ich iſt er Berg durch ſeine Größe, wie
ich iſt er Thal durch ſeine Beſcheidenheit.
Gruß Dir. o Bruder! Schweigt, ihr Zwerge; auf die Knie, ihr Kläffer;
Homer grüßt Orpheus, das Licht grüßt die Harmonie, die Gegenwart grüßt
die Zukunft.
Iſt die Gegenwart nicht die Zukunſt, iſt die Zukunft nicht die Gegenwart
Nur die Dummheit der Politiker kann eine Schranke ziehen durch die
Ewigkeit hindurch. Gott ſpottet ihrer und wir lachem über ſie mit ihm,
denn wir ſind Gottesſöhne, Du und ich, und wir wagen dies zu bekennen.
Als ich erfuhr, daß das Hohnlachen der Spötter gegen Deine Selbſt=
offenbarung
grinſt, habe ich mir geſagt: Dies iſt mein Sohn oder doch
mein Bruder! Ich muß ihm die Hand bieten.
Gott zeugt für ſich; er befiehlt uns: zeugt für Euch, Einer für den
Andern! Wer wäre denn wuͤrdig, uns zu rühmen, wenn wir nicht ſelbſt,
die wir der Ruhm ſind!
Vorwärts denn, Meiſter! Die Jahrhunderte ziltern vor Ungeduld,
Dich anlangen zu ſehen.
O Richard, o mein König!
So ſang der Troubadour der Kreuzüge Chriſti;
O Richard, o mein König!
ſo ſinge ich. ich, der Troubadour der Kreuzüge Dantons.
Ja, du biſt König.
Du biſt der König der Könige. Denn ſie liegen zu Deinen Füßen
und lecken Dir die Hände, glücklich, an deinen Triumphwagen ſich zu
ſpannen, wie die gefangenen Könige an den Wagen von Seſoſtris ge=
ſpannt
wurden.
Ein König, der bezahlt, iſt ein Unterthan. Ein Unterthan, der ſich
bezahlen läßt, ein König.
Ja, nimm ſie, ohne zu zögern, die lieben Gulden Deines guten Königs
Ludwig. Ich liebe die Gulden, ſie ſind zart und weiß; ſie triefen nicht
von Blut, wie der herbe Thaler, Unſchlittgeld, ekelhafte Wonne für die
Finanz=Samojeden.
Ludwig iſt für mich kein König, denn er iſt kein Krieger. Du kannſt
ohne Erröthen ihm geſtatten, ſeinen Zoll an Dein Werk zu entrichten.
Vollende daſſelbe! Ich werde das meinige vollenden.
Bei der Morgenröthe Deines großen Tages werde ich, Fürſt=Volt der
Vereinigten Staaten Europas, kommen, um mit meinen heiligen Händen
zu den Donnerkeilen des Jupiter der Niebelungen zu klatſchen.
Ich bin die Muſik der Vereinigten Staaten Europas, welche die Muſik
der Zukunftspolitik ſind.
Alſo, es bleibt dabei; ich werde nach Bayreuth kommen, den Stempel
des franzöſiſchen Genius dem Werkzeuge des deutſchen Genins aufzudrücken.
Denn wißt es, ihr Völker! Deutſchland iſt nicht in Berlin, Berlin iſt
Teutonien. Berlin iſt die Abendröthe, die Morgenröthe iſt Bayreuth.
Paris grüßt Bayreuth!
28. Maj, Rue Rocheſoucauld 66.
Victor Hugos

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.