Alergnäbigſ pribilezirtes
rag-u. -
136. Jahrgariz.
Ehonremenertas
5ä. 48 k. jAbrk. inck. Hringer
9a. - Auswuͤris werden von
che Baſämtern Beselungen
mgegengenommen zu 50 kr. xeo
Lir awal inel. Pokaufſchlag uud
RrEdgeblir.
Bzfreri2
brsdes ngerammenthn Bahh.
sedtvon de Epeditian. Abiir=
¾zabe Nr. 23. in Beſfzngen
van Frieduä BRker, Frisdnc.
Lrake Nr. 7. ſawie euswir
von Ellen holiden Anrovey
Ervedſtionæ.
Amitiches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.
NL. Lo8
Freitag den 24. October
54
882) Die Vergütung für Einquartierung betr.
Nüchſten Samſtag den 25. d. M., Nachmittags von 2 bis 5 Uhr,
wird die Vergütung für die dem Militär in dieſem Jahre gewährte Verpflegung gegen
Abgabe der Quartierbillets zum Letzteumale auf hieſigem Rathhauſe ausbezahlt.
Beſſungen, den 22. October 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Demmel.
2-
Trdra;
7690) Wir erlauben uns hiermit unſer
Lager deutscher Weiss. & Rothweine, spanischer,
italienischer, ungarischer & französischer Weine,
Cap-Weine, Houssirender Veine & Champagner,
in empfehlende Erinnerung zu bringen und offeriren ganz beſonders:
per Oßd. per ½ Ohd. per 1 Flaſche.
Vordeaux:
Burginder
Superieur
Hedoe.
St. Julien
Chat. Hargeaus
fl.
fl. 3. 36.
4. 12.
„
„ 5. 12.
6. 12.
A. 36.
Afenskaler
„
7. 30. „ 4.
„ — 42.
Oher-Iugelkeeimer
7. 30. „ 4.
p— 42.
Assruaursskriuser
„
„ — 48.
„ 4. 36.
„ 9.
Kkrbleckert
„ — 48.
9. - „ 4. 36.
„
Außerdem empfehlen einen guten Tiſchwein
Bukänder
5. - „ 2. 36.
27.
C.
EEbor a SGhuO,
H.
Großherzogliche Hof=Lieferanten.
32.
1
Fulſuſcht, rämpe)
41
4
heilbar!
Eine „Anweiſung. die
allſucht (Epilepſie), Krämpfe
Edurch ein ſeit 12 Jahren bewährtes nicht
medizin. Univerſal=Geſundheitsmittel
zoinnen kurzer Zeit radikal zu heilen.
Herausgegeben von Dr. Fr. A. Cuante,
Inhaber der chemiſchen Fabrik zu Wa=
Arendorf in Weſtfalene welche gleichzeitig
tzahlreiche, theils amtlich conſtatirte reſp.
ſeidlich erhärtete Atteſte u. Dankſagungs.
ſchreiben von glückl. Geheilten aus aller
ünf Welttheilen enthält, wird auf di=
Arecte Franco=Beſtellung vom Herausgebei,
gratis=franco verſandt
8523
gtearin=Lichter
1. Waare von Münzing u. Co.
in Paqueten in allen Nummern.
Chaiſen= u. Piano=Lichter, 4
ſowie Wachslichteru. Wachsſtöckek
empfiehlt
Friedrich Schaefer,
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Ludwigsplatz 7.
6371) Eine Specereiladen=
Gin=
richtung zu verkaufen. Alexanderſtraße 7.
Eifa
43
Patent=Dachziegel
(Franzöſiſche Falzziegel)
empfehlen A. Biegelmann & Co,
28829)
Fechennühle bei Hanaus=
8785) In hieſigem Militär=Caſino
ſind Champagner=Körbe u. Oxhoft=
Fäſſer billigſt abzugeben.
pT
Vermiethungen.
6256) Ein gewölbter geräumiger Keller
zu vermiethen. Beſſ. Carlsſtraße 3.
7608) Epecerei= ꝛc. Geſchaft,
vortheilhafte Lage, alsbald unter ſehr
an=
nehmbaren Bedingungen, auf Wunſch mit
größeren Räumen für Reſtauration.
7603) Manſarde, hübſche Ausſicht,
1 oder 2 Zimmer, 2 Cabinette ꝛc. Garten.
Beſſungen, Kirchſtraße 25.
P44
4
fl. - 42.
54.
„
„ I. 6.
„ I. 24.
„ I.
H
7513) In meinem neu erbauten
Hauſe, Caſernenſtraße, gegenüber
neuen Güter=Halle, iſt der 1., 2.
3. Stock, beſtehend je aus 5 Zimme
Küche, Vorplatz, Waſchküche und 9
platz, zu vermiethen und Ende
tober beziehbar.
Auf Verlangen kann auch Stal
für 3 Pferde dazu gegeben werden.
L. Geider,, Hofweißbin
Waldſtraße Nr. 23.
EEATAATTARTTT:
475) Eliſabethenſtraße Ineu
E im Vorderhaus iſt der zweite Stock F
mit allen Bequemlichkeiten zu
vermie=
then und eventuell ſofort zu beziehen.
Näheres parterre.
H
PNNAAUUUAUAAANAAAaAn
7781) Ein möblirtes Zimmer mit
Ca=
binet bis 1. October zu beziehen
Mathil=
denplatz Nr. 10 im 3. Stock.
7696) Heidelberger Straße Nr. 15 ein
Zimmer mit 2 Cabinetten ſofort zu
ver=
miethen. Auf Verlangen auch Stallung
mit Burſchenzimmer und Heuboden anf
An=
fang October.
7798) Stiftſtraße Nr. 58 iſt ein
hüb=
ſches Logis, beſtehend aus 3 Zimmern,
Küche, Keller, Bodenkammer, Mitgebrauch
der Waſchküche, des Bleichplatzes ꝛc., zu
vermiethen und ſofort zu beziehen.
7847) Ein möblirtes Zimmer ſogleich
zu vermiethen. Marienplatz 5.
8325) Cuſernenſtraße Nr. 64 ein ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
462
1684
7953) In der Nähe der Katholiſchen
Kirche iſt ein ienfach möblirtes Zimmer
ſo=
gleich zu vermiethen. Näheres bei der Exp.
8164) In dem neuen von mir erlauften
Hauſe Roßdörferſtraße Nr. 19 iſt der 2. u.
3. Stock, je 4 Zimmer, 1 Alkoven, Küche,
Magd= und Bodenkammer, Mitgebrauch der
Waſchküche und des Bleichplatzes zu vermiethen,
und alsbald zu beziehen.
8764) In meinem Hauſe
Niederram=
ſtädterſtraße 52 iſt der 2. Stock, beſtehend Pa4AAONAAVAPAARRLLAA23
aus 4 Piecen, Küche, Magdkammer und
aller Bequemlichkeit zu vermiethen. Preis
210 fl.
Hch. Martin.
M.208.
8254) Friedrichſtraße Nr. 26 iſt der
ſnittlere Stock, 5 Zimmer, Küche,
Boden=
kammer, Keller, nebſt Zubehör zu
vermie=
then, gleich beziehbar.
W. Schüfer.
RBTATARRUNTAIAARRTATs
8 8484) Eine Wohnung zu vermie= 4
8 then u. ſofort zu beziehen, Steinſtraße
121
4 Nr. 8, fünf Stuben, Küche mit Waſ= P'
4
P ſerleitung, Magdkammer, Regenwaſſer
24
Ferdinand Brückner. Pu. Pumpenwaſſer in der Waſchküche, F
⁄ Badſtube, Trockenſpeicher. Näheres 4
E Parterre.
4
8830) Ein geräumiges, ſchön möblirtes
Zimmer zu vermiethen u. gleich zu beziehen.
Eliſabethenſtraße Nr. 9.
Vermiſchte Nachrichten.
8831) The Rev. S. E. Bengough
MI. A. late Professor of Literature at
the Crystal Palace School of Art,
London, gives Private Lessons in the
English Language and Literature,
Com-
position, Conversation and Dramatie
Reading.
W. Bengough also conducts Casses
of Ladies or Gentlemen for the study
of these subjects.
For Vermes apply
1 Nieder-Ramstädter Strasse,
Bessungen. Darmstadt.
GUUASAN
u
Ich zeige hiermit ergebenſt an, daß ich
Heutigen am hieſigen Platze
Lmduigstrasse Nro. 13
ein
unter
Colonialwaaren-¾. Belicateſſen=Handlung
errichtet habe u. bitte unter Zuſicherung billiger u.
ſorgfältigſter Bedienung um geneigten Zuſpruch.
F
FoAATATLN
8832)
Hierdurch beehre ich mich die ergebene Anzeige zu machen, daßz ich am hieſigen Platz
ein
Putz-Gelchaft
unter der Firma
Sophie Dukt
Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 7
errichtet habe. - Ich erlaube mir ein verehrtes Publikum um geneigten Beſuch zu
bitten und zeichne
Hochachtungsvoll
Sophie Daft.
Darmſtadt, den 22. October 1873.
8
2 Nachwenungs=Bureau
für Dienſtſuchende.
Köchinnen, Haus= und Kindermädcher
können ſtets gute Stellen erhalten durch
EE 1057) Frau Schöner
Frankfurt a. M., gr. Bockenheimergaſſe 28.
7457) Ein Hausburſche geſucht.
Zu erfragen bei der Exp. d. Bl.
8796) Bleichſtraßze 28 wird ein
Dienſt=
mädchen geſucht, das die Hausarbeit verſteht.
lo7 In der Spenglerei,
Open8ivi, eines größeren
In=
ſtallations=Geſchäfts für Gas= und Waſſer=
Leitungen wird ein tüchtiger Spengler als
Werkführer geſucht. Derſelbe muß
vorzugs=
weiſe mit der Anfertigung von glatten
Glaslampen, Badewannen und Bade=
Ein=
richtungen vertraut ſein und ſich über ſeine
bisherigen Leiſtungen durch gute Zeugniſſe
ausweiſen können. Anerbietungen unter C. L. 8,
befördert die Annoncen=Expedition v. Haasen-
8tein &m Jogler in Frankſurt a. A. (1128)
7966) Ein ſpaniſche Waad wird zu
kaufen geſucht. Näheres Eliſabethenſtraße
Nr. 17 im Laden.
D
(efen und Heerde werden ausgeputzt
Z und reparirt. Zu erfragen Gar=
diſtenſtraße Nr. 9.
4181) Penſion urtinahtandhgen t
t jungen Mann bei einer gebildeten Fa=;
E milie. Näheres in der Expedition.
8834) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Langegaſſe 30 eine Stiege hoch.
8835) Ein halber Fauteuil=Platz
abzu=
geben. Näheres in der Expeditiou.
8836) Ein gebildetes Mädchen, bewandert
in allen weiblichen Arbeiten, wünſcht ſich
zur Stüze der Hausfrau als
Kammer=
jungfer oder feineres Hausmädchen zu
pla=
ciren. Daſſelbe hat auch gute Zeugniſſe
aufzuweiſen.
Näheres in der Exp. d. Bl.
420s.
1685
Samſtag den 25. October Abends 7 Uhr
im grossen Saale zur „Traubei.
Zweite
in deſſen
phyſiognomiſchen Original=Vorträgen und mimiſchen Character=
Darſtellungen.
Karten, für reſervirte Plätze 1 fl. 12 und für nicht reſervirte 48 kr. ſind
außer Abends an der Kaſſe, vorher in den Buchhandlungen von Klingelhöffer und
Schorkopf zu haben.
H ä u ſ e r
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Bartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexanderſtraße.
In der Traube. J. Durchl. Frau
Prin=
zeſſin zu Solms=Braunfels; Frau v. Brgeski Frl.
v. Karneiß. v. Wiesbaden; Hr. Meviſſen, Geheime
Commerzienrath v. Cöln; Hr. Bodenſtedt v.
Ber=
lin, Hr. Stein, Hr. Königs, v. Cöln,
Bankdirec=
toreu; Hr. Rewik nebſt Familie. Particulier von
Neuwied; Hr. Jacobs v. Mannheim, Hr.
Farn=
bacher v. Leipzig, Kaufleute.
Im Darmſtädter Hof. Hr. Greim v.
Offenbach. Hr. Dr. Schröder v. Worms,
Abge=
ordnete; Mrs. Loder nebſt Familie, Privatier von
Dresden; Hr. Eckal, Offizier v. München; Hr.
Deckers, Architect v. Düſſeldorf: Hr. Greim von
Frankfurt, Hr. Baur v. Iſchl, Hr. Meyer von
Worms, Hr. Roeſener v. Boppard, Hr. Lugenbühl
v. Cöln, Gaſtwirthe; Fräul. v. Lavater von
Neu=
wied; Hr. Müller, Fabrikant v. Pforzheim; Hr.
Bengham aus England; Hr. Flamet, Advocat v.
Paris; Hr. Kautz, Rechnungsrath v. Carloruhe;
Hr. Meißner, Mechanikus v. Aſchaffenburg; Hr.
Dieffenbach v. Schwalbach; Hr. Alſch aus Holland;
Hr. Dietſch nebſt Gemahlin, Kreisrath v.
Grün=
berg; Hr. Euler nebſt Gemahlin, Pofthalter von
Worms; Hr. Molitor, Bezirkspräſident v. Alzey;
Hr. Vollmann v. Gevelsberg, Hr. Heckſcher von
Hamburg, Hr. Sethe v. Iſerlohn, Hr. Adolay v.
Jägerthal, Hr. Groß v. Weſſerling, Hr. Merkens
v Düren. Laufleute.
Die Erben.
Novelle von Max Ring.
Fortſetzung.
Die Mutter aber faßte ſie am Arm und hielt ſie mit
Ge=
walt und ernſtem Zureden zurück, indem ſie ihre thörichten
Be=
fürchtungen verſpottete.
„Der ſieht mir nicht ſo aus, als ober ſich Deinetwegen das
Leben nimmtæ Da kenn ich die Mannsperſonen beſſer. In acht
Tagen hängt er ſich aber an eine Andere. Ich will dem Guſtav
nichts Böſes nachſagen, denn er iſt ein anſtändiger u. ſolider Menſch
und ich hab' auch gar nichts gegen ihn nur daß er nicht mehr
zu uns paßt. Wenn Du Dir aber einbildeſt, daß er beſſer iſt
wie die Andern, da biſt Du auf dem Holzwege. Er wird ſich
auch nicht den Kopf abbeißen und wenn Du es nicht ſein kannſt,
ſo wird er ſich tröſten und eine Andere nehmen.”
„ Eher glaub ich, daß der Himmel einfüllt, antwortete
Hann=
chen den abweſenden Geliebten in Schutz nehmend, indem ſie
ihren Schmerz faſt über ſeine Vertheidigung vergaß.
„Der Himmel wird nicht einfallen," eiferte die Mutter, „und
der Guſtav wird in Jahr und Tag Dich vergeſſen haben, ſo wie
Du ihn. Das iſt einmal der Lauf der Welt.-
Damit ging Frau Bauer und überließ die Tochter ihrem
Schmerz und ihren Thränen, die jetzt ungehindert floſſen. Aber
Hannchen war keine jener ſchlaffen Naturen, welche das Leid
ge=
duldig ertragen und die Hände ruhig in den Schoos legen; unter
einem ſanften Aeußeren verbarg ſie eine trotzige Entſchloſſenheit,
eine feſte Willenskraft. Sie wollte dem Sattler einen Beweis
ihrer Liebe geben, ihm zeigen, daß ſie nur aus Gehorſam gegen
ihre Eltern ſo gehandelt habe. Daher lag ihr Alles daran, ihn
noch einmal zu ſehen und zu ſprechen, nicht in der Gegenwart der
Mutter, ſondern allein, ohne Zeugen, um ihm ihre Unſchuld
dar=
zuthun. Wie ſie aber das Bedürfniß fühlte, ſich vor ihm zu
reinigen, ſo erwartete ſie von ſeiner Seite irgend einen kühnen
Vorſchlag, eine That, welche allen Leiden ein Ende machen ſollte.
Sie war mit Allem zufrieden und wollte ihm bis an's Ende der
Welt, bis in die Ewigkeit folgen, wenn er es von ihr verlange.
Das beſchloß ſie ihm zu ſchreiben und heimlich den Brief ihm
zukommen zu laffen. Mit dieſem Vorſatz aber war auch wieder
ihre Ruhe zurückgekehrt und Frau Bauer konnte ſich gar nicht
genug über den Leichtſinn der jungen Welt wundern, die jetzt vor
Verzweiflung ſterben will und im nächſten Augenblick ſchon wieder
ſcherzen und lachen kann.
Hannchen aber ſchrieb in ſtiller Nacht, als Alles ſchlief, den
Brief an ihren Sattler und trug ihn, bevor der Morgen graute,
nach dem nächſten Brieflaſter, ſcheu ſich umblickend, damit ſie
nicht bemerkt würde.
Achtes Capitel.
Der Kaſſenbote hatte von der ganzen Angelegenheit grade ſo
viel erfahren, als er zu wiſſen brauchte; auch kümmerte er ſich
nicht allzuviel um die Herzensangelegenheiten der Tochter, da er
ohnehin den Kopf voll Sorgen trug. Durch die Vermittlung des
Schwagers erhielt er das nöthige Geld zur Fortführung des
Prozeſſes von dem Aſſeſſor ausgezahlt, wogegen er einige Wechſel
auf ziemlich kurze Friſt ausſtellte. Wegen den möglichen Folgen
beruhigte ihn Haſenfritz, indem er auf die baldige günſtige
Be=
endigung des Prozeſſes hinwies. Leider aber lies dieſelbe noch
immer warten und vergrößerte ſich über die Gebühr, da es ihm
noch immer nicht gelingen wollte, die von dem Gericht geforderten
Dokumente trotz aller Bemühung aufzutreiben. Einſtweilen aber
brachte das erhaltene Geld eine vollkommene Revolution in ſeinem
Hausweſen hervor. Frau Bauer legte auf einen Theil deſſelben
Beſchlag, um es für durchaus nöthige Bedürfniſſe, wie ſie ihm
mit großer Beredtſamkeit auseinanderſetzte, zu verwenden. Mit
einem Male wußte ſie ihn zu überzeugen, daß ihre bisherige
Wohnung viel zu klein für ihre große Familie ſei, obgleich ihm
das früher nie ſo aufgefallen war. Eng und beſchränkt waren
freilich die alten Stuben, aber auch traulich und gemüthlich; er
hatte ſich darin weit glücklicher befunden, als in den neuen, großen
Räumen. So ein Umzug iſt aber immer mit großen Koſten
ver=
bunden, weil das Eine das Andere nach ſich zieht; die alten Stühle
und Tiſche, Schränke und Bettſtellen mußten fort zum Trödler
wandern; ſie ächzten und ſtöhnten, knarrten und kreiſchten, als
man ſie mit Gewalt von ihren früheren Plätzen rückte und
fort=
trug. Der braune Sorgenſtuhl, in dem er ſo oft geſeſſen, machte
ordentlich ein betrübtes Geſicht und wenn der Kaſſenbote nur
dar=
auf gehört hätte, ſo würde er eine förmliche Abſchiedsrede von
dem bejahrten Freunde vernommen haben, dem er ſo manchen
ge=
heimen Gedanken anvertraut, mit und auf dem er ſo viele frohe
Stunden im Kreiſe der Seinigen verlebt hatte. Dafür kamen
nun lauter friſche Möbel aus dem Magazin, an die man ſich erſt
gewöhnen mußte und die keineswegs ſo ſolide und gediegen warer,
ondern junges, leichtſinniges Volk, das bald Riſſe und Sprünge
machte, zwar von vornehmen und gefülligen Aeußern, aber
inner=
lich ohne Kern und Kraft; Stühle, von denen man immer
her=
unterrutſchte, ein Sopha, auf dem man ſich nicht ſtrecken konnte
und Mahagoniſchränke, die nicht ſchließen wollten; Alles mehr
fürs Anſehen und zum Staat als für den Gebrauch und die
Ve=
quemlichkeit gemacht. Die Frau Schwägerin hatte die ganze Ein=
1686
richtung mit ausſuchen helfen und ſchon dafür geſorgt, daß
die=
ſelbe recht nobel und modern ausfiel, wobei nicht auf den Preis
geſehen werden durfte. Das koſtete ein ſchweres Geld und doch
war Vater Bauer nicht halb ſo zufrieden damit, wie mit ſeinem
alten Gerümpel, in dem er ſich weit behaglicher fühlte. Er kam
ſich in ſeiner eigenen Wirthſchaft wie ein Fremder vor und glaubte
immer, nicht bei ſich zu Hauſe zu ſein. Unwillkürlich ging er
öfters in Gedanken bis zu ſeiner alten Wohnung; dort aber vlieb
er vor der Thüre ſtehen; denn es fiel ihm ein, daß er nichts
mehr da zu ſuchen habe; dann ſließ er einen tiefen Seufzer aus
und kehrte wieder um. Weit leichter fand ſich ſeine Frau in dieſe
neuen Verhältniſſe, denn ſie liebte, wie viele Weiber, die äußere
Pracht und den Luxus. Das Feilſchen und Kaufen, Einrichten
und Anſtellen machte ihr auch viel Vergnügen und wenn ſie ſo
den ganzen Tag von einem Laden in den andern ziehn und mit
der Schwägerin herumlaufen lonnte, ſo war ſie über und über
ſelig.
„Jetzt," ſagte ſie mit einem zufriedenen Blick auf ihre
Um=
gebung, „wohnen wir doch wie vernünftige Menſchen und können
uns vor den Leuten ſehen laſſen. Wir brauchen uns nicht zu
ſchämen, wenn einmal ein Beſuch kommt.
Dagegen ließ ſich nichts einwenden und der Kaſſenbote ſtimmte
ihr ſtillſchweigend bei, obgleich er in ſeinem Herzen anderer
Meinung war, aber er wollte ſeiner Alten nicht die Freude
ver=
derben. Ihr Geſchäft als Wäſcherin hatte ſie auch aufgegeben,
nicht aus Bequcmlichkeit, ſondern weil ſie keine Zeit mehr fand
und es ſich auch nicht mehr ſchicken wollte, für andere Leute zu
arbeiten, in der Ausſicht auf eine ſo große Erbſchaft. Das hätten
auch die ſiolzen Verwaudten nicht gelitten und Herr Auguſt Haſen
fritz hätte ſich bedankt, die Tochter einer Wäſcherin zum Weibe
zu nehmen. Der Kaſſenbote verwandelte ſich in einen Rentier
und ſeine Frau wurde eine Rentiere, die keine Hand mehr rühren
durfte. Ebenfalls auf den Rath der Schwägerin wurde ihre
Garderobe ihrem neuen Stande angemeſſen umgewandelt, neue
und modiſche Kleider, Hauben und Hüte angeſchafft, ſelbſt ein
Pariſer Steifrock durfte nicht fehlen, worüber der Mann große
Augen machte, weil er in dem ungeheueren Umfange ſeine gute
und beſcheidene Alte faſt nicht wieder erkannte. Die Kaufleute.
bei denen ſie dieſe Einläuſe machte, waren lauter liebe und
char=
mante Leute, gar nicht intereſſirt und eigennützig. Was nicht
bezahlt wurde, ſchrieben fie auf Rechnung, weil Frau Haſenfritz
ihnen im Vertrauen mittheilte, daß die Schwägerin die reiche
Ar=
nold'ſche Erbſchaft nächſtens ausgezahlt erhalten würde. Die
ganze Stadt aber wnßte um den Prozeß, und wie gewöhnlich
wurde das zu erwartende Vermögen noch bei Weitem übertrieben.
Einen zukünftigen Millionair aber giebt jeder Menſch, und beſonders
jeder Kaufmann gern Kredit, da er auf die fernere Kundſchaft
rechnet.
Gortſetzung folgt.)
Mittheiluugen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. October. Aus den Stiſtungen und Vermächtniſſen
des 3. Quartals d. Js. ſind hervorzuheben:
Das Vermächtniß der Wittwe des Gaſtwirths J. B. Ernſt zu Mainz
an den Hospizienfond daſelbſt, im Betrage von 20,000 fl. Das
Vermächt=
niß des Oberappellationsgerichts=Präſidenten, wirklichen Geheimeraths
H. Venner zu Darmſtadt an das Mathilden=Landkrankenhaus daſelbſt
im Betrage von 10,000 fl. Das Vermächtniß der Wittwe C. Stöhr in
Mainz an die katholiſche Kirche St. Stephan daſelbſt für den Ausbau der
Kirche, die Stiftung eines Jahrgedächtniſſes und zur Inſtandhaltung der
Grabſtätte der Stifterin im Betrage von 10350 fl. Die Schenkung des
Carneval=Vereins, genannt „humoriſtiſcher Thierkreis” zu Mainz zu Gunſten
der dortigen Waiſenhauszöglinge im Betrage von 400 fl. Das
Vermächt=
niß der Wittwe des Kaufmanns G. K. Stöhr aus Mainz an die Stadt
Mainz, beſtehend in einer der ſtädtiſchen Bilderſammlung einzuverleibenden
Sammlung von 68 Oel Gemälden, ſowie in Kapitalien im Betrage von
zuſammen 24000 fl., deren Zinſen zu wohlthätigen Zwecken zu verwenden
ſnd. Die Schenkungen reſp. Vermächtniſſe an das Diaconiſſenhaus=
Eliſa=
bethenſtift; zu Darmſtadt: J. J. M. M. des Kaiſers und der Kaiſerin
von Rußland im Betrage von 250 fl.; der Diaconiſſin C. S. Jung
aus Vaſel im Betrage von 6823 fl. 14 kr.; der Inſtituts=Vorſteherin
J. Hofmann zu Darmſtadt im Betrage von 500 fl.; der B. Heber zu
Darmſtadt im Bettage von 1960 fl.; der Frau Major Sommer zu
Tarm=
ſtedt im Betrage von 100 fl.; der Erben der Gräfin 2ſathilde zu
R 20s.
Erbach=Schönberg im Betrage von 190 fl. 30 kr; der Erben des
Frhrn. WilhelmLöwvon und zu Steinfurth im Betrag von 100 fl.;
zuſammen 9868 fl. 44 kr.
Nach der abgeſchloſſenen 1872r hieſigen Sparkaſſerechnung
betrug die Geſammt=Einnahme fl. 606,199. 23. die Geſammt=Ausgabe
fl. 545.136. 18. und bleibt Reſt fl. 61,063. 5. welcher beſteht a) in baar
fl. 60,399. 12., b) in liquidirten Ausſtänden fl. 663. 53.
Die der Sparkaſſe gehörigen Kapitalien beziffern ſich wie folgt:
Vorrath Ende 1871: fl. 1298.278. 59., in 1872 ausgeliehen fl. 133,132. 5.
und zurückempfangen fl. 98652 mithin mehr ausgeliehen fl. 34,480. 5.
gibt Kapitalvermögen Ende 1872 fl. 1332759. 4.
Von in die Sparkaſſe eingelegten Kapitalien betrug der Stand Ende
1871 fl. 1296. 360. 43., in 1872 wurden eingelegt fl. 348 820. 37., hierzu
kapitaliſirte Zinſen fl. 32.986. 23., ergibt Summe fl. 1672,185. 48.
in 1872 wurden zurückbezahlt fl. 358892. 6. bleibt Reſt Ende 1873
fl. 1319293 42.
Der Vermögensſtand der Sparkaſſe berechnet ſich wie ſolgt:
Kapital=
vermögen Ende 1872 fl. 1332759. 4. für ausſtehende Büchelchen fl. 238.
30., baar nach Rechnungs=Abſchluß fl. 61063. 5., Summa fl. 1384,060.
39. Hiermit verglichen die Ende 1872 verbliebenen Einlagekapitalien
fl. 1319,293. 42. bleibt Ueberſchuß fl. 74766. 57.
Lt. vorjährigem Abſchluß betrug der Ueberſchuß bis 1872 fl. 65,203.
44., zu Laſten derſelben wurden bezahlt fl. 520. bleiben fl. 64683. 44.
hierzu der 1872r Gewinn fl. 10,083. 13. Summa fl. 74766. 57. ab
Re=
ſervefond fl. 54,000. bleibt disponibler Ueberſchuß fl. 20766. 57.
Durch Einrichtung des Schulhauſes hinter der Stadtkirche zu
Mittel=
ſchulen iſt der Auszug der dort ſtationirten Geſangvereine bedingt.
Es ſind denſelben und zwar der „Liedertafel;, „Teutonia” und „
Lieder=
zweig' von Seiten der ſtädtiſchen Verwaltung nunmehr im Schulhaus am
Ballonplatz Geſanglocale überwieſen.
In Folge einer ausführlich motivirten Eingabe des
Hüfsver=
eins für die Krankenpflege und Unterſtützung der Soldaten im Felde, iſt
von dem Gr. Miniſterium des Innern an die 2. Kammer der Stände eine
Vorlage gerichtet worden, einen Fonds für Invalidenzwecke mit einer
jährl. Dotation von 10000 fl. zu beſchließen, welcher unter die Verwaltung
Gr. Miniſteriums des Innern zu ſtellen ſei und ihre Zuſtimmung zu
er=
theilen, daß die Ueberſchüſſe des Staatsverlags zu demſelben Zwecke
ver=
wendet würden.
— Dem Vernehmen nach werden die ſchwediſchen Sängerinen
in der Kürze noch einmal hier auftreten.
Der Sturm von Dienſtag auf Mittwoch Nacht hat den in der
Jdioten=Anſtalt neu in Zimmerarbeit errichteten Tempel umgeſtürzt.
Nach der Tagesordnung für die nächſte Gemeindergthsſitzung wurde
am Tonnerſtag über die Vergebung der Fuhr'ſchen Stiſtung Beſchluß
gefaßt.
Für die Mittelſchulen ſind bis jetzt 106 Knaben und 113
Mädchen angemeldet.
Die Entleerung der Opferſtöcke in der Stadtkirche ergab eine
Opferſumme von 6 Monaten im Betrage von 200 fl. 15 kr.
Der Verdacht, daß die Glückert'ſche Scheune angezündet wurde
ſcheint ſich zu beſtätigen, indem zufällig Vorübergehende 3 Knaben aus
derſelben entſpringen ſahen. Zwei davon wurden erkannt und iſt einer
von ihnen bereits verhaſtet. Es iſt vielfach aufgefallen, daß keinerlei
Feuerſignale gegeben worden waren, beſonders da bei der Nähe der großen
Bodenheimer'ſchen Scheune der Brand ſehr leicht große Dimenſionen hätte
annehmen können.
— Eine Bekanntmachung der Polizeiverwaltung Gießen erinnert daran,
daß nach 8 41 der Städteordnung die weiße Farbe, ſowie alle grellen,
ſchreienden Farben zum Anſtrich der Gebäude unterſagt ſind.
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Einem Lehrer in Heppenheim wurde ein 13 Jahre alter Knabe
aus Frankfurt a. M., den er in Pflege hatte, am 7. d. Mts. von einer
feinen, ſehr reich gekleideten Dame, unter Vorſpiegelung durchaus glaubhafter
Umſtände, entführt. Die Angaben der betreffenden Dame, welche eine
vor=
gegebene nahe Verwandtſchaft derſelben zu dem Knaben zu beſtätigen
ſchienen, haben ſich ſämmtlich als falſch erwieſen und weder über den
Ver=
bleib des Knaben, noch den ſeiner Entführerin iſt bis jetzt etwas zu ermitteln
geweſen. Der Knabe iſt für ſein Alter nicht ſehr groß, hat dunkelröthliche
Haare und im Geſichte viele Sommerſproſſen.
(N. F. Pr.
Ein eigenthümlicher Grundſatz des preußiſchen Militärrechts
beſteht für die ganze Monarchie und iſt auch in den neuen Provinzen
eingeführt, ſowie durch die von Preußen mit anderen deutſchen Staaten
abgeſchloſſenen Militärconventionen für deren Gebiet als maßgebend
er=
klart worden. Danach ſtehen die preußiſchen Officiere, mögen ſie auch
volljährig ſein, bei Lebzeiten des Vaters ſo lang unter väterlicher Gewalt,
als ſie nicht den Grad eines Hauptmannes oder Rittmeiſters erreicht haben,
ſind daher auch nicht wechſelfähig und haben die von ihnen ohne
Mit=
wirkung des Vuters ausgeſtellten Wechſel keine verbindende Kraſt. Eine
Ausnahme bildet nur, wenn ein ſolcher Officier mit Zuſtimmung des Vaters
eine geſonderte Haushaltung durch Heirath ꝛc. begründet hat. Nach dieſen
Grundſätzen wurde vom Reichs=Oberhandelsgericht der Wechſel für ungiltie
erktärt, welchen ein preußiſcher Lieutenant in ſeiner Garniſon ausgeſtellt
hatte, obwohl er nach dortigem Aechte wechſelfähig geweſen wäre. Der
Grund dieſer Vorſchrift beſteht in der Abſicht, junge Officiere gegen
leicht=
ſinniges Schuldenmacher zu ſchützen. Freilich gefährdet dies auch den
redlichen Gläubiger, der ja nicht leicht die perſönlichen Verhältniſſe eines
Officiers kennen kann.
Radasiſon uitb Verkag; . H. Wittick'5cs Horsbſckarusevos.