Darmstädter Tagblatt 1873


08. Juli 1873

[  ][ ]

136. Jahrgang.

ſbonnenentspreis
3k. 48 kr. jährk. incl. Bringer=
Uhn. - Auzwürtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 59 kr. pro
Duartal Iucl. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebubr.

Anſerate
werden angenommen: in Daru=
ſadt
von der Expedition. Rhein
ſtraße Nr. 28, in Beſſungen
von Friedrich Büößer, Friedeich.
braße Nr. 7. ſowie auzwärts
don ollen ſoliden Ennoneen
Ergebitlonen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

N 130.

Dienſtag den F. Juli

A8TZ.

4743) Oeffentliche Aufforderung.
Ueber das Vermögen des abweſenden
Philipp Schwarz von Nieder=Ramſtadt
wurde formeller Concurs erkannt; ſämmt=
liche
Gläubiger deſſelben erhalten hiervon
Nachricht mit dem Anfügen, daß Anſprüche
jeder Art an das Vermögen im Termin:
Montag den 4. Auguſt d. J.,
Vormittags 9 Uhr,
unter Geltendmachung der etwaigen Vor=
zugsrechte
zu liquidiren ſind, bei Vermeidung
des ſtillſchweigend eintretenden Ausſchluſſes
von der Maſſe.
Darmſtadt, den 26. Mai 1873.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
Gutfleiſch,
Walther,
Landrichter.
Landgerichts=Aſſeſſor.

4840) Oeffentliche Aufforderung.
Bäckermeiſter Johannes Stork von Darm=
ſtadt
hat unterm 22. Auguſt 1855 der Cu=
ratel
über den abweſenden Heinrich Jungk
von Wöllſtein eine Caution im Betrag von
900 fl. gegen Verpfändung der Liegenſchaften
Flur VI Nr. 75, 77 u. 154 Gemarkung
Darmſtadt beſtellt.
v Die Caution iſt erloſchen, die betreffende
Urkunde aber verloren gegangen. Es wer=
den
daher alle diejenigen, welche Anſprüche
aus derſelben erheben zu können glauben
aufgefordert, binnen zwei Monaten dieſelben
dahier anzumelden und zu begründen als
ſonſt die Löſchung der gedachten Cautions=
urkunde
im Hypothekenbuch verfügt werden
wird.
Darmſtadt, 7. Juni 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor.

Oeffentliche Aufforderung.
Anſprüche jeder Art an den unter der
Rechtswohlthat des Inventars angetretenen
Nachlaß des Johann Heinrich Hiſſerich
von Darmſtadt ſind binnen 4 Wochen bei
unterzeichnetem Gerichte bei Meidung der
Nichtberückſichtigung anzumelden.
Darmſtadt, den 25. Juni 1873.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
5369)
Piſtor.

5457)
Bekanntmachung.
Samſtag den 12. d. Mts., Vormittags
11 Uhr, ſollen die bei Erbauung eines Lager
hauſes vorkommenden Maurer=, Steinhauer=,
Zimmer=,Dachdecker=,Spengler==Schreiner=,
Glaſer=, Weißbinder= u. Schloſſerarbeiten
durch Soumiſſion vergeben werden.
Voranſchlag, Zeichnung u. Bedingungen
liegen auf dem hieſigen Stadtbauamt zur
Einſicht offen und ſind die Soumiſſions=
Offerten bis zum obigen Termine bei Groß=
herzoglicher
Bürgermeiſterei einzureichen.
Es wird noch beſonders bemerkt, daß auch
Offerten auf die Arbeit im Ganzen ein=
gereicht
werden können.
Darmſtadt, den 3. Juli 1873
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
xairnctrzerza
EiniAinaalartrsararritrzza

Heilgebotenes.
5162) Wir empfehlen: Friſche Land=
eier
, feinſte Tafelbutter in ½ ½ u. 1 Pfd.,
Alpenbutter, Schweineſchmalz. ächtes Wil=
coks
Kaiſer=, Blum= n. Panir=Mehl.
Aäerrrmann, Eliſabethenſtr. 46.

6
2
2 in verſchiedenen

r. Dienhhorz Sorten, Heir
gemacht.
Nr. 47 Rheinſtraße.

4749) Zimmerſpähne ſind fortwäh
rend zu haben und werden Beſtellungen von
C. Rückert, Heinrichſtraße 102 und
J. Weitzel, Heidelbergerſtraße 21,
zur prompten Beſorgung entgegen genommen.

5163) Durch vortheilhafte Einkäuſe im
Großen offerire:
Spiritus 99% per Liter 32 kr., per Ms. 1 fl.
Feinſtes Provencer-oel per ½ Liter 36 kr.
Reines Mohn-oel
26 kr.

Weinessig
Zu. 4 kr.
Essigsprit
5 kr.

Bei Ohm u. Ctr. billiger.
Goorg Lichig Cohn.

5168) Bei der jetzigen Jahreszeit em=
pfehlen
wir täglich von Morgens 7 Uhr an
friſche Kuhmilch, ſüßen u. ſaueren Rahm.
Herzmann, Eliſabethenſtr. 46

2.
5165) Weißbinder=Rohr zum billi=
gen
Preis iſt zu haben bei
Feiller & Sobernheim,
Bleichſtraße Nr. 40.

für Bauunternehmer u. Schreiner. Lager bei
W. Nichter, Nieder=Ramſtädterſtr. 45.

5490) Eliſabethenſtraße 47 ſind Kar=
toffeln
kumpf= und ſimmerweiſe zu verk.

5492) Zwei guterhaltene Waſchbüt=
ten
ſind zu verkaufen Caſinoſtraße Nr. 12
ſeine Stiege hoch.

LreosolKalk
wirkſamſtes Desinfectionsmittel, em=
pfiehlt
;
Carf Wahinger,
5570)
Louiſenplatz 4.

Tafelglao auf Lager Gor=

8
2 in allen Größen

malkiſten) zu Fadrikpreiſen bei
Jakob Christ,
Glashandlung in Mainz.

3 Für Holzbildhauer oder
Dilettanten in Holzarbeiten.
Eine Laubſäge=Vorrichtung zum Treten
mit ſchief verſtellbarer Platte (beſonders zu
eingelegten Arbeiten geeignet) iſt billig zu
verkaufen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.

5573) Alexanderſtraße Nr. 3 iſt ein
gebrauchter, aber noch gut gehaltener Divan,
nebſt 3 Rohr= und 3 gepolſterten Stühlen,
billigſt zu verkaufen.
Wilh. Schmank, Tapezier.
286

[ ][  ][ ]

1048

M. 130

Jurhoheosetzte Layolon
in guten Qualitäten werden, um damit zu räumen,
in großen u. kleinen Parthien zum Fabrikationspreiſe
abgegeben.
c GRüd. s Höhllb,

Tapetenfabrik.

3635)

2542)
H
P06n
Kinserwagen
u verſchiedenen Conſtructionen und eleganter Ausſtattung, weiß und braun lackirt, ferner
Puppenwagen und Fahrſtühle für Erwachſene empfiehlt in großer Auswahl
L. H.
H o b b e r k i n g.
7 Alexanderſtraße J.

5574) Fliegenpapier,
Fliegenleim &
Füegenholz eupfiehlt
Exiedr. Schaefer.
Ludwigsplatz 7.

5515) 1900 Stück buchene Treppenballunſter
8 kr. geliefert von Gg. Maiſenbach
in Lichtenberg.
5576)
Handkäs
ächte Odenwälder zart und feinſchmeckend,
per Stück 1½ kr.
Mainzer Hof, große Ochſengaſſe.

Wera

4=
Rermiethungen.
3101) In den neuerbauten Häuſern,
Noßdorferſtraße Nr. 8 und 10, iſt der 1.,
L. und 3. Stock, enthaltend je 4 Piecen,
1 Alkoven, Küche, Magd= und Bodenkam=
mern
ꝛc., bis 1. Juni beziehbar, zu ver=
miethen
.
M. Maringer.
3645) Eine gut möblirte Stube, auf die
Straße gehend, iſt bis zum 1. Juni zu
vermiethen. Dieburgerſtraße 3 im 3. Stock.
3733) Carlsſtraße 22 iſt eine Scheuer
mit gewölbtem Keller u. ein Stall zu verm.
3807) Die bel Etage, Steinſtraße 6,
5 heizbare Zimmer, Küche nebſt Zugehör,
iſt an eine ruhige Familie zu vermiethen
und den 20. Juli zu beziehen.
3808) Ein ſchönes, gut möblirtes Zim=
mer
zu vermiethen. Eliſabethenſtraße 62
dritte Etage.
3880) Der mittlere Stock meines, Ecke
der Wald=u. Grafenſtraße, belegenen Hauſes
iſt mit allen Bequemlichkeiten zu vermiethen
und per 6. Auguſt d. J. zu beziehen.
J. G. Keller.
4369) Ein freundliches Zimmer zu ver=
micthen
bei J. Zimmer Hofmetzger,
Obergaſſe Nr. 2.
4375) Eliſabethenſtraße Nr. 26 iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.

4. I vermiehhen.
(on dem neu erbauten Hauſe,
H
2
2 a9 Ecke der Allee, Beſſunger
Kirchſtraße Nr. 2, iſt der mittlere u.
obere Stock zuſammen oder getreunt
zu vermiethen u. bis 1. Juni beziehbar. h
KlArnidirirIINIAirdliais

4754) Heerdwegſtraße 17 ein Logis im
unteren Stock, beſtehend in 3 Zimmern und
1 Cabinet, Küche, Keller, Holzſtall u. allen
Bequemlichkeiten, ſowie eine frenndliche Man=
ſarde
zu vermiethen und Mitte Auguſt zu
beziehen.
BAxa.
ea
26
4
0
Aeruri kAinv AArrzuTal
4757) In meinem Hauſe, Eck der
4 Wiener= und Soderſtraße Nr. 1, iſt
4 der 3. Stock, beſtehend aus 4 Zim
mern, 1 Cabinet, abgeſchloſſenem Vor=
g
8 platz, Bodenkammer, Keller, Mitge=
H brauch der Waſchküche und des Bleich=
platzes
, zu vermiethen.
1
N.x.
Wilh. AKüller.
A.
RAAAANAuuNAdaN Nauuun¾
4802) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Heidelbergerſtraße 31 im Seitenbau.
4894) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
, gleich zu beziehen. Eliſabethenſtr. 28.
4913) Eckhaus der Grafen= und Wald=
ſtraße
ſind 3 Stockwerke, jeder Stock acht
Zimmer enthaltend, nebſt einem kleinen Lo=
gis
im Seiteubau mit allem Zubehör bis
15. Auguſt zu vermiethen.
Zu erfragen bei Schloſſermeiſter Lud=
ſwig
, Carlsſtraße Nr. 8.
WEin unmöblirtes Zimmer ſogleich zu
45 E, beziehen. Näheres Mauerſtr. 22.
5169) Holzſtraße 2 eine Manſarden=
Wohnung zu verm. u. gleich zu beziehen.
5171) In der Schuſlergaſſe 17 iſt ein
freundliches Logis zu vermiethen.
5172) Louiſenſtr. 40 ein möblirtes Zim=
mer
gleich beziehbar. F. Rabenau.
5174) Eine Stube zu vermiethen.
Kranichſteinerſtraße 30.

5206) Bleichſtraße 5 partere iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
5 Specerei= ꝛc. Geſchäft
mit Wirthſchaftsräumen iu fre=
quenteſter
Lage zu vermiethen.
5252) Bleichſtraße Nr. 40 iſt im Seiten=
bau
ein hübſches Logis mit ſchönen Räum=
lichkeiten
zu vermiethen u. baldigſt zu beziehen.
5327) Eine Wohnung mit 5 Piecen,
Küche, Boden, Keller, Holzſtall, Mitgebrauch
der Waſchküche, bis 1. September beziehbar.
Näheres Karlsſtraße 39.
5334) Eck der Eliſabethen= und Zimmer;
ſtraße 2 ein möbl. Zimmer gleich beziehbar.
5377) Heinheimerſtraße Nr. 48 iſt der
untere Stock, 3 Zimmer, Küche, abgeſchloſſe=
ner
Vorplatz, Keller, Boden, Mitgebrauch
der Waſchküche und des Gärtcheus, zu ver=
miethen
und alsbald zu beziehen.
Näheres bei Maurermeiſter Müller
am Arreſthaus.
5378) Friedrichſtraße Nr. 38 iſt der
zweite Stock, beſtehend aus 6 Zimmern nebſt
allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen und
kann ſofort bezogen werden.
5382) Gegenüber dem Gaſthof zum
Prinzen Carl-, Ecke der Schul= und der
Kirchſtraße (Eingang Kirchſtraße Nr. 27)
im oberen Stock iſtzein fehr gut möblir=
tes
Zimmer mit ſchöner Ausſicht und
gonz ſeparirtem Eingang ſofort zu vermiethen.
5253)
S cheu e r
zu vermiethen. Näheres bei der Cxp.
St.
Kine Manſarde, 2 Zimmer, 2 Ca=
10 binette ꝛc. und alle Annehmlichkeiten
R.
jür 84 Gulden ver 1. September.
C=
E8ahL. 2möblirte Zimmer
waIlIUfL.Oes zu vermiethen.
we.
Guaaauaazruii Ne

Sſx.

ilhelmſtraßeporterre zu ver=
SEO miethen: eine Wohnung von 7
Zimmern u. 1Cabinet, Küche, Magd=
zimmer
und allem ſonſtigen Zubehör
und einem Vorgarten, bis 1. October
zu beziehen. Näheres bei Hrn. Joſeph.
Trier, Wilhelminenſtraße.

5573) Bleichſtraße Nr. 41 Iſt der Zwelke
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern mit allem
Zubehör, an eine ruhige Familie zu ver=
miethen
und gleich zu beziehen.
Mrarrritrarimdtaitrantu
4
Ct
4 Jihilhelmſtraße 16 derzweite
H

S.

.c Stock und die Manſarde,
zuſammen 11 Zimmer, Küche, Kam=
mern
ꝛc. zu vermiethen. Die beiden
9 Etagen ſind durch eine 2. Treppe inner=
4 halb der Zimmer verbunden. Auf
Wunſch kann eine große Laube nebſt
Gartenantheil dazu gegeben werden.
Das Logis iſt bis zum 1. October
zu beziehen. Näheres bei Herrn Jo=
Eſeph Trier, Wilhelminenſtraße.
rAAh
5446) Holzſtraße Nr. 23 iſt die Man=
ſarde
an 2 einzelne Leute zu vermiethen und
gleich beziehbar.
Katharine Gottmann Wtwe.

[ ][  ][ ]

130

1549

5447) Ein freundliches unmöblirtes Zim=
mer
, gegenüber dem Bahnhofe, iſt zu ver= E
miethen. Näheres Weinbergſtr. 13 parterre.
5503) Beſſ. Karlsſtraße Nr. 3 iſt par= Mh.
terre ein freundlichlmöblirtes Zimmer zu ver= Gnii)
miethen.
die Manſarde, Mitgebrauch der Waſchküche lhiermit zur Kenntniß, daß der Tarif für
zu beziehen.
zu beziehen Gardiſtenſtraße Nr. 7.
7 (Fin Laden mit Logis bis Mitte Auguſt 5585)
C zu beziehen Beſſ. Kirchſtraße 12.
5531) Ecke der Bleich= und Caſinoſtr.
Nr. 12 eine Stiege hoch ein möblirtes Zim= Handlungs=Lehrlings=Stelle.
mer nebſt Kabinet gleich beziehbar.
5533) Ein Laden mit Logis gleich
zu beziehen große Bachgaſſe Nr. 14.
5534) Erbacherſtraße nächſt der Mathil=
denhöhe
iſt ein 2½ ſtöckiges Wohnhaus, per
Stock 3 Zimmer, Souterrain=Stube mit voll=
ſtändiger
Waſſereinrichtung nebſt Garten und
eine Familie zu vermiethen und ſofort zu
beziehen. Näheres Lindenhofſtraße Nr. 1.
P. Wagner.
5577) Steinſtraße Nr. 10 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen. Parterre zu erfragen.
5578) Ernſt=Ludwigſtraße 15 vorn heraus o
ein ſchönes möblirtes Zimmer, 3r Stock.
5579) 2 Zimmer und Küche zu ver=
miethen
, bel ſEtage, und ſogleich beziehbar.
G. Wirthwein, Hofſpengler,
Wilhelminenſtraße 4.
5580) Beſſunger Ludwigſtraße 63 iſt ein
neu hergerichtetes Logis, gleich beziehbar,
zu vermiethen.
5581)
2. Etage
große elegante Wohnung mit allen Bequem=
lichkeiten
zu vermiethen. Bleichſtraße 45.
5582) Mühlſtraße Nr. 56 an der Stadt=
kapelle
iſt eine ſchöne Manſarden=Wohnung
von 4 Zimmern nebſt Zubehör an eine
ruhige Familie zu vermiethen und den
20. September zu beziehen.!
5583) Auf 1. Aug. oder ſpäter in der
Martinſir. d. 2. Stock (5 Zimmer, Speiſe=
kammer
ꝛc.), auf Wunſch auch Theil der
Manſarde. Zu beſehen Abends nach 6 Uhr.
Nachricht Curlſtr. 12 zweiter Stock.
5584) Ein ſchön möblirtes Zim=
mer
parterre gleich zu vermiethen. Zimmer=
ſtraße
Nr. 2.

Vermiſchte Nachrichten.
3051) Ein Lehrling kann unter günſti=
ger
Bedingung eintreten bei
Wilh. Müller, Schloſſermeiſier.
4940) Ein kräftiger Mann, der mit
Pferden umgehen kann, wird geſucht.
Näheres Mathildenplatz Nr. 19.
4816) Ein Lehrling kann eintreten bei
Fr. Alt, Hof=Uhrmacher.

M
Heſſiſche Lud=
wigs
=Eiſenbahn=
Geſellſchaft. 5586) Langen. Bei der am 25. Au
guſt d. J. ſtatt findenden Generalverſamm=
lung
des Sparkaſſevereins jür den Bezirt
Langen werden an Dienſtboten, die entweder
im Sparkaſſebezirk dienen, oder in demſelben Mit Bezugnahme auf unſere Bekannt=
5505) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 iſt! machung vom 21. v. Mts. bringen wir
u. des Bleichplatzes zu vermiethen u. gleich den Getreideverkehr von Stationen der
öſterreichiſchen Staats=Eiſenbahn (ſüdöſtl.
5506) Ein Logis zu vermiethen und gleich Linie) erſt am heutigen Tage in Kraft tritt.
Mainz, den 1. Juli 1873.
Der Verwaltungsrath.
3529)
Offene
Für ein Engros= und Agentur=Geſchäft
ſuche ich einen mit entſprechenden Schul=
kenntniſſen
verſehenen Lehrling.
C. F. Kemmler, Ludwigsplatz. heimathsberechtigt ſind, Prämien ausgetheilt,
falls ſie nachweiſen, daß ſie längere Zeil
ſchon bei einer und derſelben Herrſchaft im
Dienſte ſtehen, auch geſpart und ſich gut
betragen haben.
Dienſtboten, die hierauf Anſprüche zu
haben glauben, haben ihre deßfallſigen Ge=
ſuche
bei dem Vorſtand der Bezirksſparkaſſe
zu Langen portofrei unter Anſchluß der, über
gedachte Erforderniſſe - namentlich durch
den betreffenden Ortsvorſtand und die
auszuſtellenden Be=
Dienſtherrſchaft
ſcheinigungen, längſtens bis zum 10. Auguſt
dieſes Jahres einzureichen.
Langen. den 2. Juli 1873.
Der Vorſtand der Bezirksſparkaſſe
zu Langen. 4762) Damen, welche im Stra-
min
- u. Tuch-Sticken geübt sind,
Gartenhaus mit allen Bequemlichkeiten an finden dauernde Beschäftigung bei
C. F. Kemmler. 5414) In Putz geübte Damen
werden geſucht. Näheres in der Exped.
8 (Ein braves ordentliches Mädchen
, wird zur Stütze der Hausfrau
S
gegen entſprechenden Lohn geſucht. Der Ein=
tritt
kann ſofort erfolgen.
Näheres in der Exp. d. Bl.
NAANNNiunaAA NiAuAAann
4 4938) Bei Unterzeichnetem können 3 4 bei fortwährender Arbeit und nach F
F jetzigem Verhältniß entſprechende Ver= 3 E dienſt 2-3 Pfläſterer=Geſellen ſowie
W ein Lehrling ſogleich eintreten.
Beſſungen.
Karl Demmel, F.
14
Pfläſterermeiſter.
44aNntt ann n nn nttn auns
5183) Einen braven Jungen ſucht
Adolf Kling, Spenglermeiſter.
5454) Eine geübte Kleidermacherin nimmt
Arbeit im Haus an. Näheres bei der Exp.
5455) Ein reinliches Mädchen ſucht
Laufdienſt. Zu erfr. große Bachgaſſe 19.
S ſin tüchtiger Gehülfe kann ſofort ein=
- treten gegen hohes Salair bei
S.
Karl Diehl, Barbier u. Heilgehülfe, Beſſunger Kirchſtr. 12.
5544) Zwei Schreiner können bei
mir dauernde Beſchäftigung finden
Ed. Kühnſt, Pianofortefabrik.
5546) Eine geübte Maſchinen=
Näherin, welche ſelbſtändig zu ar= beiten verſteht, ſindet in unſerer
Wäſche=Fabrik gegen hohen Lohn
dauernde Stelle.
J. Mayer & Co.,
6. Ludwigſtraße 6. [ ][  ][ ]

1050

R130.

5539)
Mit Gegenwärtigem beehre ich mich ergebenſt anzuzeigen, daß ich mit dem
Heutigen, mein bisher betriebenes Eiſen=Geſchäft an meinen Sohn
M. W. Mavor übergeben habe.
Für das mir bisher geſchenkte Vertrauen dankend, bitte ſolches gefälligſt
auf meinen Sohn übertragen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Darmſtadt, 1. Juli 1873.

Auf Obiges höflichſt Bezug nehmend, bitte das meinem Vater bisher bewieſene
Vertrauen auch mir gütigſt zu Theil werden zu laſſen, was ich in jeder Hinſicht
Hochachtungsvoll
zu würdigen mich beſtreben werde.

5568) Große Lieferungen von Buß
werden übernommen und raſch geliefert, von
kallement, Harord & Co. in Revin
(Ardennes).
va
45587) Waſche zum Bügeln wird ange=
nommen
. Pankraliusſtraße Nr. 57 zwei
Stiegen hoch.
5588)
Tüchtige
Schreiner=Geſellen

finden dauernde und lohnende Beſchäftigung
in der Baufabrik der Frankfurter Bauhank,
vormals G. F. Liem.

ein tüchliger unverheiratheter Kutſcher
gegen guten Lohn. Näheres zu erfragen
sub Chiffre X 7656 in der Annoncen=
Expedition von Rudalf Mosse in
Eaauklurt a. H.

(i
C,

in weißes Taſchentuch verloren.
Abzugeben gegen Belohnung Kirch=

ſtraße Nr. 27 zwei Treppen.

Errrtereitenrrrrreeee.r ererrnz.
2tsl

5591) A. M. 14.
Brief zu ſpät erhalten. Bilte einen Brief
bis 10. mit letzter Adreſſe zur Poſt zu
geben und eine Zuſammenkunft auf den
12. zu beſlimmen.
5592) Ein Invalike ſucht eine Stelle
als Schreiber. Gr. Kaplaneigaſſe 26.
5(in kleineres Haus zum Alleinbewoh=
8 E nen mit einem ca. 1 Morgen gro=
ßen
Garten wird in hieſiger oder Beſſunger
Gemarkung auf lüngere Zeit zu miethen
geſucht. Offerten zub Chiffre C. B. 32
durch die Expedition.
5594) Nr. 102 hat das unter Polizei=Aufſicht
ausgeſpielte geſtickte Sophakiſſen gewonnen.
5595) Ein reinliches Mädchen ſucht Lauf.
dienſt. Zu erfahren Obergaſſe Nr. 14.
5596) Donnerſtag den 3. Juli wurde
in der Stadtkapelle ein blanſeidner
Honnenſchirm liegen gelaſſen; an dem=
ſelben
Tag wurde die Rette eines Regen=
ſchirms
in der Stadt verloren. Die red=
lichen
Finder werden gebeten, dieſelben
gegen gute Belohnung Annaſtraße Nr. 22
abzugeben.
Errrereivrs re.
G

Waiſenhaus=Nachricht.
Vom 4. v. Mis. bis heute iſt für die Waiſen
eingegangen:
Legate: Gottfried Heil I1. zu Geoß Umſtadt
50 fl. - Anna Maria Fiſcher von Hambach 51fl.
II. In dem Opferſtock vor dem Waiſen=
hauſe
fanden ſich vor: 11 fl. 19½ kr., zum Theil
mit folgenden Inſchriften: 1) Zum Dank für das
erſte Unternehmen 30 kr. E. V. M. - 2) Alles
mit Gott, den armen Waiſen 24 kr. L. Z.
3) Hilf mein Gott 1 fl. - 4) Die Hälfte meines
erſten Verdienſtes 6 kr. - 5) Bittet den lieben
Gott, daß er meiner Tochter vergebe 30 kr.
6) Hilf meiner Mama lieber Gott 1 fl. - 7) Den
larmen Waiſen zum Dank für die Erfüllung eines
großen Wunſches ꝛc. 30 kr. A. H. - 8) Dank ſei
Gott, daß er mich von böſen Menſchen befreit
hat ꝛc. 6 kr. - 9) Verſprochen den Waiſen 12 kr.
Betet ferner für mich. - 10) Liebe Waiſen bittet
mit mir den lieben Gott, daß er unſerem Vater
noch lange ſeine Geſundheit ſchenkt 15 kr.
11) Das Verſprochene 30 kr. - 12) Den Waiſen
veiſprochen am 28. Juni 1 fl. J. H. - 13) Der
barmherzige Gott wolle ſeinen Frieden und Segen
über unſer Haus kommen laſſen 50 kr. Am 12JJuni.
J. E. B. - 14) Bittet zu Gott für meinen Wunſch
9 kr. E. F. - 15) Für die armen Waiſen1 fl. 45.
von einer Collecte; übergeben von B. F.
16) Den Waiſen mit heißer Bitte, mich in ihr
Gebet einzuſchließen 30 kr. (Dieſer Betrag kam dem
Unterzeichneten durch die Stadtpoſt zu.
Darmſtadt, am 2. Juli 1873.
Kehr.

Das Mißverſtäuduiß.
Eine Geſchichte aus alter Zeit.
(Fortſetzung.)
Er ſlände hoch in Ehren und käm' gleich nach dem Herzog,
ſiel Branblecht ein; nun, ich hab mir's ſagen laſſen, daß es Für=
ten
gegeben hat, die ihn immer dicht neben ſich hatten, und wo
das Scharfrichterthum ſo etwas wie das Unterfutter der Fürſt=
lichkeit
war.
Wohl," brach Meiſter Bäumle von dieſem Gegenſland ab
das mag ſchon geweſen ſein. Aber bedenlt Euch die Sache;
guter Rath kommt über Nacht; beſchlafts Euch einmal; eine
gute Nuheſtatt ſollt Ihr auf den Abend bei mir finden, wenn
Ihr's annehmen wollt im Haus des Heukers!
Ich danke Euch, Meiſter, für die Menſchenfreundlichkeit,
die Ihr mir beweiſt; auch nehm ich ein Nachtlager gern an:
ich kümmere mich. wie geſagt, heute verzweifelt wenig darum, wenn
ich Schutz und Sicherheit habe, in was für einem Hauſe ich's
finde !
Meiſter Bäumle fuhr hurtig zu, und ehe es dämmerte, ſah

man die Dächer und Giebel von Hartzheim, einer in einem Thal=
grunde
freundlich und friedlich daliegenden kleinen Stadt vor ſich=
Bäumle fuhr aber nicht in die Stadt hinein, ſondern noch bevor
er das müchtige alte Thor mit ſeinen gothiſchen Thürmchen und
Mauerzacken erreicht hatte, lenkte er rechts ab in einen Hohlweg,
der ſich zwiſchen den Mauern der Gärten und Baumhöfe, welche
den Ort umgaben, leiſe anſteigend in die Höhe zog. Wohl zehn
Minuten mochte er ſo gefahren ſein, als ſich linls ein hübſches
blankes, kleines Haus, aus Bruchſteinen aufgeführt und mit gro=
ßen
Schieferplatten gedeckt, zeigte, um welches ein hölzerner Bal=
kon
umherlief, deſſen Geländer von Weinreben dicht überſponnen
war, und an dem mehrere große Käfige mit Amſeln und Sing=
vögeln
darin befeſtigt waren. Stallgebäude und Wagenſchoppen
lagen rückwärts; vor dem Hauſe befand ſich ein kleiner Garten
mit Sonnenblumen und Phlox und Malven darin; ſie rankten an
der Holztreppe empor, die auf den Söller führte. Dichtwipfe=
lige
Obſtbäume umgaben, eine hinter dem Hauſe anſteigende Hügel=
wand
bedeckend, das Ganze, das wie eine Stätte ſtiefſten ländlichen
Friedens ausſah.

[ ][  ][ ]

Das iſt mein Haus!' ſagte Meiſter Bäumle.
Eine Frau in reiſerem Alter trat auf den Söller; jie winlte Wunder, daß er nachdenkt
mit der Hand den Ankommenden freundlich zu, dann rief ſie
das Pferd, während Bäumle und Brandlecht abſtiegen.
Wie geht's, Alles munter daheim? fragte der Scharfrichter,
blonden Scheitel fahrend.
begann das Pferd auszuſpannen.
thür vor ihnen öffnete.
Brandlecht ſah ſich mit einiger Ueberraſchung in dieſem Hauſe ſie leis eröthete.
um. Es ſah gerade ſo aus, als hätte man ſich darin auf den
brachte, als es nach einer Weile eintrat, einen Blumenſtrauß mit, Anna Marie ſchien da gewaltet zu haben, denn auch Blumen ſtan=
lich
, die Vögel, nachdem ſie die Eintretenden beäugelt hatten, be= es nicht zu ſehen, daß er ſie ausſtreckte und nahm ſie nicht.
gannen wieder ſo harmlos zu zwitſchern, die Dämmerung warf
allgemach ihre ſtillen Schatten ſo leiſe in den Raum - es konnte in die Nacht hinaus. Es war ſehr ſternenhell, und über die
ſah wie ein Aſyl des Friedens.
genoſſen. Dann ging der Meiſter, um ſeine Hauskleider anzu= die ein ſolches ſtilles Nachtbild in ruhbeduͤrftigen Menſchen herauf
es auehalten zu können unter ſolch einem Dachz
ſo ſauber und blank geſcheuert iſt, wie ein Pfarrhaus, wann der und ihrem glücklichen Ergebenſein in ihr Schickjal, dieſe Ann=
dazu
thun, daß Alles im ſauberem Stand gehalten wird und daß Blut . . es war entſetzlich, und um ſo entſetzlicher, als der
käm' mein Fuß auch nimmer über meine Gränzſteine hinaus.
Aber leider müßt Ihr von Zeit zu Zeit hinaus 1- warf mehr war!
Branblecht mit eiuer gewiſſen Bitterkeit ein.
Leider," verſetzte Meiſter Bäumle ruhig und ergeben. Es
iſt das mal nicht anders. Unſer Herrgott, wenn er Einem ein
Glück gibt, will immer ſeinen ordentlichen Preis dafür - Ihr
müßt ihm Euere Heuer zahlen für jedwedes Endchen Wohlſein, was
Ihr von ihm erlangt. Umſonſt iſt nichts! Es iſt bei den
Höchſten und Mächtigſten nichts anders wie bei den Armen, der
Eine zahlt ſeinen Reichthum mit ſeinem Gewiſſen, der Audere
ſeine Würden mit ſeiner Herzenmeinung - und ich, nun zahle
mein Bischen häusliches Glück und Frieden mit Blut!
Ihr ſeid ein Philioſoph, Meiſter Bäumle.
Das will ſagen 2u
Ein Weltweiſer, ein Denker.

1051
130.
G
Run's wird unſer Einem ſchon angethau, und es iſt kein
Die Frau kam mit dem Abendimbiß, während das junge
ttwas iu's Haus hinein, und im nächſten Augenblickverſchien Mädchen mit weißen Linnen den Tiſch decke. Den Blumenſtrauß
eine flinke hübſche Dirne, welche die Treppe hinab dem Meiſter ſtellte ſie darauf. Dann, ehe man ſich ſetzte, wurde gebetet.
Bäumle entgegen eilte, und, als ſie den jungen Mann neben ihm Anna Marie, ſo nannte Bäumle ſeine Tochter, betete vor - etwas
gewahrte, mit einer raſchen Beweguug noch auf der Stlege den flockend und mit leiſer Stimme, ſie hatte offenbar die Verlegenheit
aufgeſchürzten Rock niederſtrich. Dann kam ſie heran und hielt noch nicht überwunden, in welche das Erſcheinen des jungen Man=
nes
ſie verſetzt.
Bei Tiſche erſt erzählte der Scharfrichter den Seinen, wie
dem jungen Mädchen mit ſeiner breiten Hand über den glatten er Brandlecht gefunden und vom Schickſal des Gaſtes. Dieſer
nahm dann das Wort und erzählte ausführlicher ſein Erlebniß, dann
Wir ſind Alle wohlauf, Bater," verſetzte ſie erröthend und auch von ſeinen Eltern und vou ſeinem Leben. Die Frau hörte
ſtill und ruhig zu, als wenn ſie durch nichts in der Unglücksge=
Meiſter Bäumle führte ſeinen Gaſt nun in ſein Haus, wo ſchichte des jungen Mannes überraſcht werde. Anna Marie horchte
die ältliche Frau, die ihrem Manne ſchweigend die Hand gab offenbar mit großer Spannung und innerer Bewegung; Brand=
und ein eigenthümlich ſtilles und ſanftes Weſen hatte, die Stuben= lecht ſah, ſo oft er zu ihr hinüberblickte., daß ihre Augen groß
auf ihm ruhten ſie ſchlug ſie dann auch nicht nieder, obwohl
Der Abend verging, Meiſter Bäumle war müde und Brand=
Enpfang eines Gaſtes vorbereitet, ſo geſcheuert und geputzt und lecht, als er ſah, daß dem Meiſter die Augen zufielen, verlangte
blank war Alles. Er hatte ein ſolches Haus, klein und eng, und nach ſeine Schlafſtelle geführt zu werder, obwohl er fühle, daß
gebaut ganz wie das eines gewöhnlichen Ackerbauers und dabei die Stunde der Ruhe für ihn noch nicht gekommen, daß ſie ihm die
doch ſo hübſch gehalten, ſo ſchmuck und reinlich wie das einesl gauze Nacht vielleicht nicht kommen werde. Die Frau des Scharf=
Patriziers in der Reichsſtadt U., wo er ſein Gewerbe erlernt, richters erhob ſich von dem Spinnrad, das Anne Marie ihr gleich
noch gar nicht geſehen. An den Wänden der Wohnſtube hingen nach dem Vesperbrod gebracht hatte, zündete eine Meſſinglampe
Bilder, die ſanfte Schäferſcenen darſtellten, in der Ecke hing eine an und führte den Gaſt eine ſchmale Stiege empor in ein Giebel=
alte
werthvolle Geige; in zierlich geſchnitzten Bauern über den zimmerchen, das ſo klein und ſauber war wie eine Schiffscabine.
Thüren zwitſcherten gelbe Kanarienvögel, und das junge Mädchen Für die Nachtruhe des jungen Mannes war Alles vorbereitet-
den
e8 in eine Glasvaſe auf die geſchweifte Commode unter dem den auf dem Waſchtiſch. Die Frau wünſchte Brandlecht eine
Spiegel ſtellte. Die Schwarzwälder Uhr ticktackte dazu ſo frled= gute Nacht, er reichte ihr ſeine Hand, als er dankte; ſie ſchien
Brandlecht legte ſich in das offen ſtehende Fenſter und blickt=
in
der That in der ganzen Welt nichts geben, was mehr aus= Wipfel der Gartenbäume fort ſah er die Thore und Thürme der
Stadt Hartzheim ſich am Nachthimmel abzeichnen, auch Lichter
Meiſter Bäumle ſandte ſeine ſille Frau in die Küche, um aus dem ſchlummernd daliegenden Thale durch das Buſchwerk und
eine Herzſtärkung für den jungen Mann herbeizuſchaffen, dem in die Hecken ſchimmern. Durch des jungen Menſchen Hirn aber zog,
der That danach verlangte, denn er hatte heute noch keinen Biſſen während er ſo hinabblickte, wenig von den friedlichen Gedankeu,
legen und als er zurückkam und ſeinen Gaſt gedankenvoll am ruft er fühlte ſich wie in einem Strome aufregender und
Feuſter ſitzen und in die Tämmerung hinausblicken ſah, fragte er: ängſtlicher Empfindung. Bilder voll des entjetzlichſten und qual=
Nun, junger Freund, wie gefällt's Cuch hier - meint Ihr, vollſten Contraſtes drängten ſich um ihn. Sein Unglück, die
dieſe
Bangigkeit, in demſelben elendiglich zu Grunde zu gehen -
Euer Haus iſt ſauber und hübſch genug, Meiſter Bäumle. anſcheinend ſo friedliche Zufluchtsſlätte die ſich ihm bot, dieſe ehr=
Ja ſeht, das hält meine gute Alte ſo im Stand und wenn's lichen Scharfrichtersleute mit ihren frommen Lebensgewohnheiten
Herr Decan zur Inſpection angelangt, ſo muß Euch das nicht Marie, mit ihren großen, ſprechenden Augen die ſo theilnahmvoll
Wunder nehmen; denn unſer Haus, das iſt unſere Welt nun ein= anf ihm geruht hatten - und wenn er ſich dem Allen gefangen
mal, eine hübſche Hufe Landes gehört noch dazu, Obſtgärten, Acker= gab, dann die grauſigen Bilder von Galgen und Hochgericht, von
land und auch ein gut Stück Wiesland; und da müſſen wir ſchon ſchon durch Angſt halbtodten Menſchen, von hoch aufſpritzendem
Ordnung und Frieden und Eintracht drin iſt, denn drüber hinaus, junge Mann ſich bereits halb gefangen fühlte inmitten dieſer Pilder
da iſt für unſer Eins nichts zu holen und wenn ich nicht müßte, voll Schrecken und Graus. Sie hoben ſich rund um ihn her,
wie einen magiſchen Kreis um ihn ziehend, aus dem keine Flucht

2.
In der That, wohin ſolle er fliehen? Das fragte er
ſich am andern, dem zweiten und dritten Tage. War er nicht
auch ſchon jetzt ſelber unehrlich, nach dem er eine, zwei, drei Nächte
unter dem ſchützenden Dache des Scharfrichters von Harpheim
zugebracht hatte? Und wußte nicht Meiſter Bäumle über die Sache
zu reden, daß Alles eine ganz audere Wendung und ein Anſehen
bekam, daß es gar nicht ſo ſchwer war, ſich darin zu ſchicken?
Und Anne Marie, ſah ihn die mit ihren unſchuldigen Augen nicht
an, als wäre in der Welt weiter kein ſanftes, gutes, liebreiches
Herz, als in der Wohnung eines herzoglichen Scharfrichters des
Oberamts T. und der Pflegſchaft Hohengingen? Der junge Mann
287

[ ][  ]

1052

R1s6.

war eben durch ſein Schickfal in einen Bann geführt, der ihn
mit feſten Banden feſſelte, und er ließ ſich dann feſſeln von
diefen Banden - er blieb und blieb bis endlich der Tag kam,
wo der Scharfrichter entboten wurde, zu thun, was ſeines Amtes.
Der Meiſter Bäumle beſtieg in der Morgenfrühe ſein Wägelchen,
und Brandlecht ſtieg mit ihm ein, um ſeinen Gehilfen zu machen
es war zu ſpät, um jetzt noch zu ſagen: Nein. Er ſtieg mit
ihm ein und fuhr mit ihm durch die friſche Morgenluft, durch
die ſonnige Gegend, durch die hellen, mit den reifen Saaten prang=
enden
Felder; er fuhr mit ihm ſchweigend, die Augen ſtarr auf
die flatternde Miene des Rößleins heftend, das Herz krampfhaft
zuſammengezogen. Vor ihm ſtand das ganze abſcheuliche Schau=
ſpiel
, dem er entgegen ging, in er die widerwärtigſte Rolle über=
nehmen
ſollte, das Schaffot, der wüſte Menſchenhaufen umher, der
Karren mit dem armen Sünder, dem man durch die Menge Bahn
brach, der ſchwarze Mann neben dem armen Sünder, der ihm
ein Crucifix vorhielt und ihm immerwährend zuredete Theodor
Brandlecht war es dabei zu Muth, als ſei er, den der Scharf=
richter
ſo daher fuhr dem Schaffot zu, der arme Sünder, als
ſchleppe man ihn zum Hochgericht auch - neben ihm raunte immer=
während
eine Stimme wie von einem ſchwarzen Mann, einem
Dämon, der ſein Herz mit Bitterkeit und Galle füllte gegen die
Welt, die Menſchen, das Schickſal. - So weit alſo iſt's mit
Dir gekommen, ſagte der Dämon, ſo weit haben die Teufel mit
Dir ihr Spiel. treiben dürfen, daß Du nun Schinderknecht biſt,
in Menſch der zum Lohn für ein grauſiges Thun von jedem ehr=
lichen
Chriſtenmenſchen geflohen und verachtet wird, den man an=
ſpuckt
, wenn er zu ſeines Gleichen ſich ſetzen will ein Schinder=
knecht
- nach dem Willen Gottes, der kein Erbarmen kennt und
die Meuſchenherzen zertritt - und durch die Soldknechte unſeres
gnädigſten Herzogs der's ihm nachmachi und auch auf Menſchen=
herzen
tritt, wo er's kann. Nun zertrete Du auch, wo Du's kannſt,
was ſcheeret Dich ſolch ein armer Sünder, der dazu noch ein Hal=
lunk
, ein ausbündiger Schuſt iſt; ein Narr, der Erbarmen mit
ihm hätt, und hat doch nichts im Himmel und auf Erden Er=
barmen
gehabt mit Dir ſelber.
So raͤunte die Stimme neben Theodor Brandlecht, während
des Scharfrichters Wägelchen haſtig weiter rollte und jenfeits einer
Höhe ſchon die Kirchthurmſpitze des Städtleins auftauchte, wo
heute auf dem Anger neben den alten Stadtmauern juſtficirt
werden ſollte.
Als ſie auf der Höhe angelommen waren, und die Stadt vor
ihnen lag und auch rechtshin der Anger, wo ſchon das Volk ſich
umhertrieb, wohin von den benachbarten Höhen herab und durch
die Thalgründe das Bauernvolk wanderte in hellen Haufen, da
zo9 Meiſter Bäumle aus der Wagentaſche eine große, umwundene
Flaſche hervor, that einen tüchtigen Schluck daraus und reichte
(Fortſetzung folgt.)
ſie ſeinem Gehülfen.

Mitthellungen ans Etadt und Land.
Darmſtadt, 8. Juli. Das Reſultat der von dem Eliſabethenſtift
veranſtalteten Verlooſung wird als ein ſehr günſiiges bezeichnet und ſcheint
die Finanzlage des Stiſtes überhaupt eine gute zu ſein, da daſſelbe den
Kirchendienſt nunmehr durch einen eigenen Hauspfarrer verſehen lüßt,
welche Funktionen ſeither Herrn Hofprediger Bender übertragen waren.
Nach der dermalen offengelegten Landjudenſchafts=Rechnung
pro 1872 beſteht die Einnahme: in Beiträgen von zum Verband gehörigen
sraelitiſchen Religionsgemeinden, welche betragen
2925 fl. - kr.
zuſammen.
892 59½
und Kaſſevorrath
Zuſammen
3817 59½
Die Ausgaben beſtehen in 3½ % Hebgebühren des
102 fl. 22½ kr.
Rechners Wiener.
Schreib= und Druckſachen
77 7

an Religionslehrer Mannheimer
des Rabbiners
für Aufſtellung der Hebliſte
ür Poſtgelder und dergl.
Beſoldung des Rabbiners
dto. Actuars
dto. Dieners Erlanger
in Nachläſſen

für

Stellvertretung

Summa-

17 14

50

2 51

2250

50

20

23¼
259 fl. 50.kr.

Nach dem Verwaltungsbericht der Pfandhauskaſſe pro 1812
waren zu Anfang dieſes Jahres auf Lager:
28795 fl. - kr.
6958 Pfänder im Werth von
zugegangen ſind im Laufe des Jahres 1872
auf Lager:
14780 Pfänder und darauf geliehen worden
4534
Summa
7470 fl. tt.
21738
Abgegangen ſind durch Auslöſen und
Verſteigern
15556 Pfäͤnder im Werth von
47073
es blieben ſonach

6182 für 1873 auf Lager

27067 fl. - kr.
Weith.

- Wie wir vernehmen, iſt nunmehr definitive Entſcheidung getroffen,
daß der Artillerie=Uebungsplatz für das X1. Armee=Corps nach
Griesheim kommt und wird nächſten Sommer zum erſtenmal die ganze
Artillerie des Corps dort vereinigt ſein.
Die Sammlungen für das projektirte Liebig=Denkmal nehmen
einen erfreulichen Fortgang und werden zweifellos die nöthigen Mittel zur
Errichtung einer Bronce=Büſte zuſammen kommen. Als Ort der Auſſtellung
ſoll der Platz neben der Liebigſtraße im nordweſtl. Stadtviertel in Ausſicht
genommen ſein.
In dem am 4. ds. am Typhus im 71. Lebensjahre verſtorbenen
Prof. Dr. J. Kaup. iſt ein Mann aus dem Leben geſchieden, welcher in
ſeinem Fache eines weit über die Gränzen unſeres engeren Vaterlandes
reichenden Ruſes genoß und ſeines einfachen, biederen und ſtets heiteren
Charakters halber viele Freunde zählte.
In dem Krieg gegen den Sultan von Atjeh iſt auch der Sohn
einer geachteten hieſigen Familie gefallen. Ueber deſſen Tod iſt der nach=
folgende
, recht intereſſante Brief bei dem Bürgermeiſter=Amt eingelaufen,
der uns in Abſchrift überlaſſen worden iſt und den wir hiermit veröffent=
lichen
, da er ganz geeignet iſt, vor dem Eintritt in holländiſche Dienſte zu
warnen.
Inſel Java.
Weltevreden, den 30. April 1873.
Geehrter Herr Bürgermeiſter!
Um ſicher zu ſein, daß mein Brief ſeinen Zweck erfüllt, wende ich mich
an Sie, um einer traurigen Pflicht zu genügen. Mein Name iſt G...
und ich diene in der Niederländiſch=oſtindiſchen Armee als Secondelieutenant.
Als ich noch auf der Militärſchule war, lernte ich einen Darmſtädter kennen
und zwar den Sohn des Hauptmanns Gr., deſſen Wittwe noch in Darm=
ſtadt
wohnt. Derſelbe war ſchon länger als zwei Jahre Officier der
Inſanterie, als ſein Bataillon, das 3. welches in Samarang in Garniſon
lag im Monate März dieſes Jahres zu einer Expedition commandirt wurde.
Am 23. März gingen nun 4000 Mann zu Schiffe nach Atjeh, kamen
am 5. April an in der feſten Ueberzeugung, den Sultan in kurzer Zeit zu
beſiegen und ſeine Burg (Kraton) zu nehmen. Aber man hatte den Feind
unterſchätzt, welcher mit Löwenwuth ſtritt, unſern Truppen an Zahl weit
überlegen und durch fanatiſche Prieſter wüthend gemacht war. Es glückte
denſelben ſogar manchmal, nur mit Schwertern bewaffnet, durch das
Schnellfeuer unſerer Hinterlader, bis in die Glieder zu dringen. Gr. ſtand
bei dem 3. Bataillon, das leider noch keine Hinterlader hatte und trotzdem
am meiſten ins Feuer kam. Der Feind ſchoß ausgezeichnet mit Gewehren,
Donnerbüchſen und Geſchützen, ſo daß unſere Truppen beträchtliche Verluſte
erlitten und nur langſam vorankamen. Gr. nahm am 10. und 14. April
Theil an dem Sturme auf eine befeſtigte Moſchee, die genominen wurde,
obgleich bei der Gelegenheit der General, welcher die Expedition comman=
dirte
fiel. Am 16. April mußte wieder eine feindliche Verſchanzung ge=
nommen
werden. Um 5 Uhr Morgens rückten die Truppen in aller Stille
aus, wurden jedoch auf 100 Schritte von der Schanze von einem heſtigen
Feuer begrüßt. Im Laufſchritt rückten ſie vor und blieben ſchließlich, da
ſie weder Sturmleitern noch Artillerie zur Hand hatten vor einer hohen
Mauer ſtehen, während ſie aus dem Gebüſche, welches den Anblick auf dieſe
Mauer verhindert hatte, von allen Seiten heſtig beſchoſſen wurden. Während
unſre Truppen nun im Feuer ſtill ſtanden, bekam Gr. einen Schuß durch
die Bruſt, welcher die Lunge durchbohrte. Heilung war unmöglich, er lebte
noch 2 Tage und ſtarb am 18. April, nachdem unſere Truppen, da ſie
keine Ausſicht auf Erfolg ſahen, auf ihr erſtes Bivouak am Meeresſtrand
retirirt waren. Am 17. ſprach Gr. noch viel, hauptſächlich von ſeiner
Mutter, an welcher er mit inniger Liebe zu hängen ſchien. An ſeinem
Lodestag phantaſirte er nur und ſtarb ſcheinbar ohne Schmerzen. Sein
Grab iſt am Meeresſtrand von Atjeh. Wenn Sie Gelegenheit finden,
Deutſchen vom indiſchen Kriegsdienſte abrathen zu können, thun Sie ein
gutes Werk. da im vorigen Jahre ſolche Beſchlüſſe gefaßt worden ſind, die
die militäriſche Carriere für Ausländer ſehr erſchweren, welche nach den
jetzigen Beſtimmungen erſt nach etwa 10 Dienſtjahren Officier werden
tönnen. Wahrſcheinlich wirbt jetzt Holland mit hohen Handgeldern neue
Mannſchaften für Atjeh. Meine Bitte iſt an Sie nun folgende:
Theilen Sie Frau Gr. auf eine ſchonende Weiſe den Tod ihres
Zohnes mit.
Mit der Verſicherung meiner Hochachtung verbleibe ich
Ihr ergebenſter Diener
G....

Redactlon und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.