Darmstädter Tagblatt 1873


27. Mai 1873

[  ][ ]

Allergnaͤbigſt privil

136. Jahrgang.

Monnementovrels
3fl. 48 kr., jährl. inck. Bringer=
Joha. Auzwürtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 53 kr. Peo
Quartal inc. Poſtaufſchlag und
Beſtellgebühr.

fl0
LR1I
Amtliches Organ

Inſerat=
werden
angenommen: in Darm=
ſtadt
von der Expedition. Rhein=
ſtraße
Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Blßer, Friedrich,
ſtraße Nr. 7. ſowie auzwärtz
von allen ſoliden Annonceu
Exveditionen

für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

WiIOI.

Dienſtag den 27. Mai

1873.

Betreffend: Die Vertilgung der Blutlaus.
Darmſtadt, am 23. Mai 1873.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Neuerdings iſt das Vorkommen eines überaus ſchädlichen Inſects, der fleckigen Apfelrindenlaus, oder ſog. Blutlaus, an
Apfelbaumpflanzungen beobachtet worden. Um die Ueberhandnahme deſſelben und den unvermeidlichen Untergang der damit behafteten
Bäume zu verhüttn, empfiehlt es ſich, die jetzt noch kleinen Anſammlungen des Inſectes an den einzelnen offenen Stelleu und
Schnittflüchen der Bäume bei Zeiten mit ſtarken Bürſten, oder mit. Werg. Lappen u. dgl. gehörig abzureiben und wegzuputzen, und
beauftragen wir Sie; die Obſtbau treibende Bevölkerung auf7 die Gefährlichkeit dieſes Inſects und die geeigneten Maßregeln zu
ſeiner Veriilgung hinzuweiſen und deren Anwendung insbeſondere in den den Gemeinden gehörigen Banmanlagen und Baumſchulen
zu veranlaſſen.
Näheres über die Blulaus findet ſich in der landwirthſchaflichen Zeiſſchrift Nr. 37 von 1869 und N. 48 von 1812, ſowie
in, dem Schriftchen:Die ſchädlichen Obſt= und Weinſtockinſecten' von Profeſſor Dr. Glaſer in Worms.
In Verh, d. Kr.:
Dr. Momberger, Kreisaſſeſſor.
Ce.

4348) Veröffentlichung
aus dem Geſellſchaftsregiſter Großherzogl.
Stadtgerichts Darmſtadt.
Am heutigen=Tagt zwurde folgender Ein=
trag
vollzogen:
Die Generalverſammlung der Aktionäre
der Bank für Süddeutſchland zu Darmſtadt,
hat am 28. März 1873 verſchiedene Sta=
tutenveränderungen
beſchloſſen, welche in Nr.
21 des Großherzoglich Heſſiſchen Regierungs=
blatts
von dieſem Jahre zur öffentlichen
Kenntniß gebracht wurden und von welchen
die nachſtehenden der geſetzlichen Vorſchrift
zum Eintrag im Handelsregiſter unterliegen:
8 12, pos. 8 der Statuten erhält nun=
mehr
die Faſſung:
Die Geſellſchaft bezweckt, Staatspaßiere,
Eiſenbahnobligationen, garantirte Eiſenbahn=
aktien
, Deutſche Pfandbriefe und Deutſche;
Communal=(Provinzial=, Kreis= und Städte=)
Obligationen, welche auf jeden Inhaber lauten
und an der Börſe zu Frankfurt a. M. oder
Berlin in den amtlichen Coursblättern regel=
mäßig
notirt werden, für eigene Rechnung
zu kaufen oder zu verkaufen. Der Kauf
und Verkauf dieſer Papiere unterliegt der
Zuſtimmung des Aufſichtsraths.
Die Beleihung der eigenen Aktien iſt der
Bank unterſagt. Die Bank darf Niemanden

ſohne genügende Realſicherheiten Borſchiüſſe
leiſten.
Ausgeſchloſſen, von dem Wirlungskreiſe der
Bank ſind alle vorſtehend nicht ausdrücklich
bezeichneten Geſchäfte, namentlich Ankauf von
Immobilien, ſoweit deren Erwerbung nicht
nach 8 21 zuläſſig iſt, und Darlehen auf
Hypotheken. Die Annahme von Hypotheken
zur Deckung von Forderungen und der An=
kauf
von Immobilien zur Sicherſtellung und
Realiſirung ſolcher Forderungen iſt gleichwohl
geſtattet.
Darmſtadt, den 19. Mai 1873.
Groß herzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor,
Vogel,
Stadtrichter. Stadtgerichts=Aſſeſſor.
Deffeutliche Aufforderung.
Einwendungen gegen das von den Ludwig
Volz. Eheleuten von Wixhauſen mit den ge
richtsbekannten Gläubigern des Mannes ab=
ſchloſſene
Arrangement, ſind um ſo gewiſſer
binnen 14 Tagen dahier vorzubringen, als
ſonſt das Arraugement, das auf der Regi=
ſtratur
des unterzeichneten Gerichts eingeſehen
werden kann, gerichtlich beſtätigt und in
Vollzug geſetzt würde.
Darmſtadt, den 14. Mai 1873.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
g Gutfleiſch, Bauer
8 Landrichter. Landgerichts=Uſſeſſor.

Verſteigerungen.
4349)
Bekanntmachung.
Mit der Donnerſtag den 29. Mai. l. J.
Vormittags 10 Uhr im oberen Rathhausſaal
dahier abgehalten werdenden Verſteigerung
der Grasſamen=Erndte aus den fiscaliſchen
Waldungen wird zugleich die Grasſaamen=
Erndte aus dem ſtädtiſchen Oberwald ver=
ſteigert
.
Darmſtadt, den 24. Mai 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.

4231) Freitag den 30. d. M., des Vor=
mittags
10 Uhr, ſollen in der Langegaſſe
Nr. 25 100 Stück Diehle u. Borde gegen
baare Zahlung öffentlich verſteigt werden.
Darmſtadt, den 23. Mal 1873.
Naumann.

Gras=Verſteigerung
Mittwoch den 28. d. M. Nachmittags 2 Uhr
im Großherzoglichen Schloßgarten.
Darmſtadt, den 26. Mai 1873.
Großherzogliche Hofgärtnerei Darmſtadt.
4360) Geiger, Hofgarten=Director.
324

[ ][  ][ ]

822

. 101.

Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 30. Mai, Vormittags.9. Uhr,
werden im Hauſe Sandſtraße Nr. 16 (Parterre), nachverzeichnete Gegenſtände,
als: Herrenkleider, Möbel, 1 Wiener Flügel, 1 Clavier, 1 Treppe, 1 Küchen=
ſchrank
und ſonſtiger Hausrath gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Neuſtadt, Hof=Taxator.
4351)

Main=Neckar=Eiſenbahn.
Lieferung von Uniformen.
Die Lieferung der für das Dienſtperſonal
erforderlichen Uniformen, und zwar:
137 Röcken,
45 großen Paletots=,
77 kleinen

273 Tuchhoſen,
35 Leinwandhoſen und
274 Mützen
ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben werden
und ſind desfallſige Angebote verſchloſſen
und mit der Aufſchrift Lieferung von Uni=
formen
, bis zum 30. Mai d. J. Vor=
mittags
10 Uhr bei dem Haupt=Magazins.
Verwalter dahier einzureichen.
Die Eröffnung der Submiſſionen, welcher
die Submittenten beiwohnen können, findet
in vorgedachtem Termine ſtatt.
Die Bedingungen können bei dem Haupt=
Magazins=Verwalter dahier, ſowie bei den
Magazins=Verwaltungen zu Frankfurt und
Heidelberg eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 20. Mai 1873.
Der Betriebs=Inſpector.
Geſſner.
4234

5 (Frbacherſtraße 59 iſt dle erſte Klee=
C= und Grasernte in verſchiedenen
Abtheilungen billig zu verkaufen.

3966)

Kornbrod.

1252)

Ausverkauf!

Wegzugshalber verkaufen wir gemalte
Rouleaux in großer Auswahl unter
dem Einkaufspreiſe.
Gebrüder Blum.

gut ausgebacken, ſowie volles Gewicht,
per 5 Pfd. 22 kr.
Georg Wenz,
zu haben bei
Mathildenplatz Nro. 11.

4010) Bei den Bäckermeiſtern Gg. Bopp,
vormals Ganß, Eliſabethenſtr. 28, Peier
Keller, gr. Kaplaneigaſſe Nr. 24, Philipp
Pullmann, gr. Bachgaſſe Nr. 35, koſten
1
4 Pfd. Brod I. Sorte 21 kr.
desgl. II. 20 kr.
5 Pfd. Brod I. 26 kr.
desgl. II. 24 kr.
Bei Peter Keller 5 Pfd. Brod III. Sorte 2Ar.

3963) Eine Parthie Gerüſtſtangen
für Weißbinder habe ich in Auftrag zu ver=
kaufen

Acermann.

Gras= und Klee=Verſteigerung.
4235) Mittwoch den 28. Mai,
Abends 6 Uhr, wird die Heugras= und
Klee=Ernte im Karlshofgarten verſteigert
4238) Klee=Verſteigerung
auf dem Herdweg von 2½ Morgen. Dienſtag
den 27. Mai Nachmittags 6 Uhr.
Heugras=Verſteigerung
Donnerſtag den 29. Mai Vormittags 10
Uhr im Großherzoglichen Hofgarten zu Beſ=
ſungen
.
Beſſungen, den 26. Mai= 1873.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen I.

2542)

Kinderwagen
in verſchiedeuen Conſiructionen und eleganter Ausſtattung, weiß und braun lackirt, ferner
Puppenwagen und Fahrſtühle für Erwächſene empfiehlt in großer Auswahl
C. Heb b e r k i n g.
L.
7 Alexanderſtraße 7.
g.
S
Welt-Ausstellungs-Centralbürsau.
C3
Der K. K. ausſchl. vriv. Welt=Ausſtellungs=
27 mit Begünſtigungs Bons zum Ein=
Aluiverſal-Bremdenkührer rut in alle größere Verzuügungs=
Lokale Wiens iſt erſchienen und in Darmſtadt 2 fl. 209kr. bei den Herren;
A. Klingelhötter, Hofbuchhandlung. und Carl Gaulé, Eliſabethenſtr. 14. 2 Tr. zu beziehen.
K.
Jurhoheoselzte Lanoton
in guten Qualitätenzwerden, um damit zu räumen,
in großen u. kleinen-Parthien zum Fabrikationspreiſe
abgegeben.

4352)

Noack II.

Feilgebotenes.
Ausverkauf!
Wegzugshalber verkaufen wir die noch
vorräthigen Sopha=und Bettvorlagen,
ſowie Teppiche am Stück zum Einkaufs=
preiſe
.
Gebrüder Blum.

8

gemacht.

Brennholz eorten, lein

in verſchiedene:
Nr. 47 Rheinſtraße.

3635)

C. Hochſlätter & Söhne,

Tapetenfabrik.

7 4253) Eine Kaute Ochſenmiſt=
billig
zu verkaufen.
Zu erfragen Marktſtraße 4.

iſt

4254) 400 Stück beſte buchene Wellen
ind abzugeben. Eliſabethenſtraße 59.

4261) Zu verkaufen: ein zweithüriger
aut erhaltener Kleiderſchrank, eine Kinder=
bettlade
und ein Küchengeſtell.
Zu erfragen bei derſExpedition.
4263) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 8 ſind
Erbſenreiſer zu haben.



3.

Hüustliche Bimsteino.

welche den natürlichen ihrer. vielfachen Vor=
theile
wegen vorgezogen werden, ſind in den
verſchiedenen Nummern wieder vorrälhig.
A. Kochler's Hachfolger.

4267)

Zu verkaufen:

1 Ruhebett, 2 tannene Bettſtiellen, 3 Tiſche
(worunter 1 eingelegter Rococo) 1 Mar=
quiſegeſtell
von 5 Meter Länge eine
Epheuwand, Oleander= und Feigenſtöcke in
Kübeln.
Ernſt=Ludwigsſtraße 20, 1 Stiege hoch."

4269)
Landbrod.
in beſter Qualität.
pr. Laib 5 Pfd. 22 kr.
2½ Pfd. 11

empfiehle

Chr. Kottler, Obergaſſe.

4274) 4 Morgen ewiger Klee, erſte
Schur, zuſammen oder getheilt zu verkaufen.
Schießhaus bei A. Gärtner.

4338) Ein neuer Blasbalg zu verkaufen.
Näheres bei der Expedition.

[ ][  ][ ]

lte
nter

WP.
eier
lilh

agen
uvs;
in.

ſerner

K101.

4353) Zu den bevorſtehenden Pfillgſifeier taͤgen empfehlen wir:
Blummehl, Kaiſerauszug=Alpenbütter,=Ochweineſchmalz (Wilcor), Taſel=Roſiuen
u. Mandeln, Sultaninen, Corinthen ꝛc., Gewürze ganz und gemahlen, wohlſchmecken=
den
Kaffee, Melis,= Kandis u. Kochzucker, Snppenteige u. Granben, Tafel=, Moſt=
Cardellen= Eſtragon= Kräuter= ꝛc. Senf. eingemachte Zwetſcheu, Gurkea, Mixed=
Picles und= Preißelbeeren ꝛc.
Blumenkohl, Spargel, Spinat, Karrotten, neue Gurken, Kopfialat, eingemachte
Bohnen und Hülſenfrüchte.
46 Eliſabethenft. 46. Herruamme 46 Eliſabetheufl. 46.

g
8. Ausverkaufl
Wegzugshalber verkaufen wir Möbel=
Damaſte, Ripſe u. Möbel= Kattun=
zum
Einkaufspreiſe.
gebrüder Blum.

Gefrorenes

empfiehlt die; Conditorei7von WIh.
Kimmel von heute an zäglich.

4355) Erbſenreiſer Magdalenſtr. 25.

4356) Prima Schweineſchmalz per
Pfund 24 kr. J. Zimmer, Hofmetzger.
4357) Unterhalte im Auftrag neue polirte
Kommode im Preiſe von 19 fl, 21 fl.,
G. Beck,Rheinſtrabe 28.
26 fl.

4358) Levkojen, Aſtern, Sellerie=Pflanzen
Gärtner Hauck,
bei
Nieder=Ramſtädterſtraße 31.
4359) Sellerie= und Gemüſepflanzen.
Arheilgerſtraße Nr. 39.

4360) Ein Haus, welches ſich ſeiner
Lage wegen beſonders für einen Chirurgen
Garbier), auch Schuhmacher eignet, habe
ich im Auftrag zu verkaufen. Preis 9000 fl.
Anzahlung 1500 bis 2000 fl. Reſt hat
günſtige Bedingung.
Näheres. bei. J. Diehl. Soderſtraße 62.

sommerſor-Pfanzen
empfiehlt in kräftigen Exemplaren, als:
Verbena, Ageratum, Abatricarien, Lehy.
ranthus, Coteus und Enaphalium per St.
4 kr., in größeren Parthien, billiger,
Fuchsien, Heliotropen periSt. 5 kr.,
Geranien in ſchönen Sorten per St. 6 kr.,
Astern per 100 St. 18 kr., Leykojen,
verpflanzte per 100 St. 36 kr., per Dtzd.
5 kr., Balsaminen, Linnia elegans fl. pl.
per Dtzd. 4 kr. ꝛc.
Die Kunſt= und Handelsgärtnerei von
Heinrich Henkel,
4361) Hof=LouquetLieferant.

4363) Ein ſprungfähiger Bulle, Bernei
Race, ſteht zu verkaufen bei
Georg Heil Pll. in Crumſtadt.

4364) Einige Häuſer. von 2½ und
3. Stock im öſtlichen Stadttheil mit ſchönen
Gärten habe ich im Auftrag preiswürdig
und unter günſtigen Bedingungen zu ver=
kaufen

J. Diehl,
Soderſtraße Nr. 62.

4366) Eichene Hauſpähne,
Rinden. Stickhölzer (für-Gebälke) bei Küfermeiſter A. Federlin, Mühlſtraße Nr. 3.

4362) Lager= u. Trausportfaß,
Reinigungsſtänder,
Schrotſeil,
1 Schleifſtein 2= Dml, 1 Schnitz=
bauk
, Kiſten, 2 Fenſter 2¾, u, eiſ.
Straßenkandel zu verk. Louiſenſtr. 42, Il. Stock.

Vermiethungen.

Louiſenſtraße
2423)
in Nr. 30 Parterre im Vorderhaus, 3 Zim=

mer und Zubehör.
Näheres im=Comptoir H. Schuchard.
2754) Beſſungen, Heerdwegſtraße 13,
iſt der mittlere Stock, beſtehend in 4 Zim=
mern
Mitgebrauch von Waſchküche und
Bleichplatz, zu; vermiethen und bis'öZüntz
15. Juni zu beziehen.
2812 Bleichſtraße Nr. 41 iſt der zweite
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern, Boden
und Magdſtube ꝛc., an eine ſtille Familie
zu vermiethen und bis den 1. Juli zu be=
ziehen
. Preis 450 fl.
3101) In den neuerbauten Häuſern,
Roßdorferſtraße Nr. 8 und. 10, iſt der 1.,
2. und 3. Stock, enthaltend je 4 Piecen,
1 Alkoven, Küche, Magd= und Bodenkam=
mern
ꝛc., bis 1. Juni beziehbär, zu ver=
miethen
.
M. Maringer.
3128) Eck der Kies= und Hochftraße 34
iſt ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
3447) Ein freundliches Logis zu verm
Marktſtraße 3.
3518) Magdalenenſtraße 19 ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
3551) Eine elegante Garten= Woh=
nung
mit Veranda an einen einzelnen
Herrn oder Dame ſofort zu vermiethen.
Auf Verlangen wird Möbel dazu geſtellt.
3645) Eine gut möblirte Stube, auf die
Straße gehend, iſt bis zum 1. Juni zu
vermiethen. Dieburgerſtraße 3 im 3. Stock.
89
EFin möblirtes Zimmer Ernſt=Lud=
2
S. C8 wigsſtr. 15 eine Stiege hoch.
3733) Carlsſtraße 22 iſt eine Scheuer
mit gewölbtem Keller u, ein Stall, zu verm.
3735) Schirngaſſe Nr. 8.
Ein Logis, gleich oder am 3. Auguſt an
ſeine ſtille Familie zu vermiethen.

823
3737) Heinrichſtraße 1100 drei möblirte
Manſardenzimmer. Näheres bei Herrn
Trier, Ludwigſtraße.
3806) Grafenſtraße Nr. 39
eine Wohnung, beſtehend aus 5 Zimmern,
Küche u. allen Bequemlichkeiten, per 15. Mai
zu vermiethen.
3807) Die bel Etage, Steinſtraße 6,
5 heizbare Zimmer, Küche nebſt Zugehör,
iſt an eine ruhige Familie zu vermiethen
und den 20. Juli zu beziehen.
3808) Ein ſchönes, gut möblirtes Zim=
mer
zu vermiethen. Eliſabethenſtraße 62
dritte Etage.
3880) Der mittlere Stock meines, Ecke
der Wald= u. Grafenſtraße, belegenen Hauſes
iſt mit allen Bequemlichkeiten zu vermiethen
und per 6. Auguſt d. J. zu beziehen.
J. G. Keller.
co
ſin Laden mit Logis iſt in einer
2

* der frequenteſten Lage,der Alt=
So.
ſtadt zu vermiethen.
Zu erfragen Ochſengaſſe Nr. 3..
3970) Beſſ. Karlſtraße, Nr. 3 iſt= par=
terre
ein freundliches möblirtes=Zimmer zu
vermiethen.
5½.
1
3971) In meinem neu erbauten Hauſe,
obere Heinrichſtraße Nr. 16, iſt der mitt=
lere
Stock, beſtehend, aus 4 Zimmiern.
Magdſtube ꝛc., zu vermiethen; bis Jund
beziehbar.
Ackermann:
4883) Lagerräume zu. Fermiethen.
4163) Beſſungen. Weinbergſtraße Nr. 26
eine Wohnung zu vermiethen.
4165) Ein Zimmer zu vermiethen und
gleich zu beziehen. Parterre Mathildenpl. 10.
4168) Ein freundliches Logis gleicher
Erde in der Kranichſteinerſtraße Nro. 46,
beziehbar den 15. Juli.

4285) Ein ſchön möblirtes Zimmer zu
ermiethen. Louiſenſtraße 2, 1. Stock.
4287) Mühlſtraße 37 iſt ein möblirtes
freundliches Zimmer zu vermiethen.
4289) Ein Manſarden=Logis von 2 Zim=
mern
, Küche und Zugehör iſt an eine ſtille
Familie bis 1. Juli zu vermiethen.
Marienplatz Nr. 5.
4292) Beſſunger Ludwigſtraße Nr. 9
ſind zwei große Logis mit allen Be=
quemlichkeiten
zu vermiethen und gleich
beziehbar.

1411) 1 i0hn udlr Hin un k
P
E1ten Stock, deßgl. 1 für. 19 fl. un
4
1
8 1 für 7 fl., gleich beziehbar.
R
E Eck der Eliſabethen= u. Zimmerſtr. 2. P.

4312) Ein Manſardezimmer: mit oder
ohne Möbel. Beichſtraße 27.
4314) Ein möblirtes Zimmer mit Cabinet,
für einen ledigen Herrn, mit Ausſicht auf
den Mathildenplatz, iſt zu vermiethen und
kann ſogleich bezogen werden. Mathildenplatz
Nr. 10, 3.Stock.

[ ][  ][ ]

824
4366) Eine Manſarde, beſtehend aus
3 Zimmern nebſt Küche und allem ſonſtigen
Zugehör, iſt zu vermiethen und ſofort zu
beziehen. Friedrichſtraße Nr. 38.
4367) Friedrichſtraße Nr. 38 iſt der
zweite Stock, welcher ſeither von Herrn
Hofgerichts=Advokat Müller bewohnt war,
zu vermiethen und kann ſogleich bezogen
werden.
4368) Ein kleines Zimmer ohne Möbel
Sandſtr. Nr. 1.
4369) Ein freundliches Zimmer zu ver=
miethen
bei J. Zimmer Hofmetzger,
Obergaſſe Nr. 2.
4370) Heinrichſtraße 100 zwei möblirte
Zimmer. Näheres eine Stiege hoch.
WIu vermiethen.-
S Cn. dem neu erbauten Hauſe,
a) Ecke der Allee, Beſſunger
Kirchſtraße Nr. 2, iſt der mittlere u.
M obere Stock zuſammen oder getrennt
G zu. vermiethen u. bis 1. Juni beziehbar.
Ram

R101

4372) Martenplatz Nro. 4 ein kleines
möblirtes Zimmer an einen ſoliden Herrn

zu vermiethen.
4373) Steinſtraße Nr. 8 fünf Stuben
nebſt außergewöhnlichen Bequemlichkeiten zu
vermiethen. Näheres daſelbſt Parterre.
4374) Ein möblirtes Zimmer Grafen=
ſtraße
, 4½. zu, vermiethen. Monatlicher Preis
mit Kaffee'8 fl.
4375) Eliſabethenſtraße. Nr. 26 iſt ein
möblirtes. Zimmer zu vermiethen.
4375a) Ein freundlich möblirtes Zipmer
in der Nähe der Poſt ur (Eiſenbahn.
.
Zu erfragen auf der Expedition.

.
z

Vermiſchte Nachrichten.

1½
Julius Budds,
5
Großherzoglicher Hofzahnarzt in Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 37.
empfiehlt. ſich im Ausziehen, Plombiren
und Einſetzen einzelner Zähne und ganzer
Gebiſſe in Cautſchuck oder Metall nach den
neueſten Syſtemen.
Alle Operationen werden ſchmerzlos aus=
geführt
.
4318) Das von meinem verſtorbenen Ehe=
mann
betriebene Maurergeſchäft hat
durch deſſen Tod eine kurze Unterbrechung
erlitten.
Ich beabſichtige dasſelbe unter Beihülfe
meines Bruders mit größter Gewiſſenhaftig=
keil
fortzuführen und bitte um geneigte
Aufträge.
Wittwe Treß,
große Kaplaneigaſſe Nr. 50.

Wohnungs=Veränderung.
Meinen geehrten Kunden zur Nachricht
daß ich von heute an Alexanderſtraße
Nr. 9 bei Herrn Schloſſer Wilk wohne.
Achtungsvoll
V. Kochhafen,
4204)
Schuhmachermeiſter.

Wandtafeln über Ankunft und Abgang ſämmtlicher
Genbahnlüge ba ier un mnnerſahnte nßlaunr 18l3.
Preis: 3. kr.
J. C. Witlich'ſche Hofbuchdruckerei.
ventrarsürean der viener Gerhussieuung
4382)
für Relse und Wohnung.
Wir haben die Einrichlung getroffen, daß die Welt=Ausſtellungs=Zeitung' auf
dem Büreau unſeres Vertreters in Darmſtadt, Herrn Carl Gaulé, Eliſabethen=
ſtraße
14, 2 Treppen, offen liegt, und empfehlen wir deren Lectüre ebenſo wie die der
gleichfalls aufliegenden Neuen freien Preſſe; allen Intereſſenten, denen es um die
Wahrheit der Wiener Ausſtellungsverhältniſſe zu thun iſt.

&a. Och empfehle mich zu aller Brunnen=
S a5 und= Maurerarbeit, zugleich nehme
ich alle Beſtellungen für Fuhren an.
Adam Röder,
Maurermeiſter. gr. Bachgaſſe Nr. 13

4206) Geſucht; aaf Johanni gegen
hoͤhen. Lohn ein Dienſtmädchen, welches in
der Küche nicht unerfahren, zuverläſſig und
mit guten Zeugniſſen verſehen iſt. Carlſtr.48.

2961) Ordentliche Jungen können in die
Lehre treten bei H. Emmel, Hofſchloſſer.

3051) Ein Lehrling kann unter günſti=
ger
Bedingung eintreten bei
Wilh. Müller, Schloſſermeiſter.
3524) Einen braven Lehrling ſucht
Friedrich Kuhn, Schreinermeiſter.
5529)
Offene
Handlungs=Lehrlings=Stelle.
Für ein Engros= und Agentur=Geſchäft
ſuche ich einen mit entſprechenden Schul=
kenntniſſen
verſehenen Lehrling.
C. F. Kemmler,=Ludwigsplatz.

5. ſi Ladenmädchen, welches ſchon
. C8 conditionirt und günſtige Zeug=
uſe
hat, wird geſucht von
F. Krützinger Sohu, Ludwigſtraße II.

G.
LoComobilk
eine gebrauchte, wenn auch reparaturbedürf,
tig, ſucht ſogleich zu kaufen
Frankfurt a. M. C. Wolfg. Textor.

Eine Köchin,
4018)
die ſich auch der Hausarbeit unterwirft,
wird auf Johanni geſucht. Neckarſtraße 19
mittlerer Stock.

4179) Ein auch zwei Lehrlinge werden
unter günſtigen Bedingungen geſucht.
Conrad Creter, Weißbindermeiſter,
Beſſungen.

4181) Ein ordentlicher Junge kann in
die Lehre treten. Auguſt Nold,
Schloſſermeiſter. Friedrichſtraße 20.

Gute
4186)
Schuhmacher=Geſellen
auf eiſte Sorte Mannarbeit werden geſucht
bei
Joſ. Schumacher Gohn,
in Mainz.

4332) Eine ſolide beſcheidene Frau, (oder
Mädchen) welche Liebe zu kleinen Kindern
hat, wird gegen hohen Lohn nach Frank=
fuͤrt
a. M. geſucht. Eintritt längſtens in
vierzehn Tagen.-Näheres Promenade 7.

Verkäuferin=Geſuch.
In ein. Mainzer großes Manufactur=-u.
Modewaaren=Geſchäft wird eine tüchtige Ver=
käuferin
, welche ſchon in einem ähnlichen
Geſchäfte thätig war, zu baldigem Eintritte
geſucht. - Offerten unter Chiffre X. A.
beſorgt die, Aunoucen=Expedition von
(4316
L. Schaefor in Mainz.

LuollugC Allbiulnutatodo,
auf Fabrikarbeit eingeübt, finden dauerude
und lobnende Beſchäftigung bei
Mh=.Albach. Kupferſchmied,
4377)
Höchſt a. M.
Reiſegeld wird vergütet.
4378) Eine junge Fraü ſucht Beſchäfli=
gung
im Waſchen und Putzen.
Zu erfragen Schulzengaſſe Nr. 18.
4379) Ein Mädchen, welches der Küche für
einen kleinen Haushalt vorzuſtehen im Stande
und in Handarbeit nicht ganz unerfahren,
kann ſofort oder auch ſpäter gegen guten
Lohn bei mir eintreten.
J. Gemmer. Carlsſtraße 3.
4380) Ein junges Frauenzimmer, im
Kochen und allen hüuslichen Arbeiten er=
fahren
, ſucht Stelle. Näherts Alexander=
ſtraße
9 Hinterhaus.

4381) Geſucht wird in einen kleinen
Haushalt ein braves reinliches Mädchen,
das kochen und Hausarbeit verſteht.
Eliſabethenſtraße 45 eine Treppe hoch.

In dem Großherzoglichen Holzmagazin
per Raummeter.
wird abgegeben:
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
4 fl. 40 kr.
liefern
Freitag und
Beſtelltaige: Bienſtag
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Der an den Ueberbringer für einen Raum=
meter
zu zahlende Fuhrlohn beträgt für
Darmſtadt= und Beſſungen 18 kr.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.
Hauſer.

[ ][  ][ ]

10I.

Der Arcier.
Von Levin Schücking.
Fortſetzung.)
Der Franzlu ließ ſich übrigens auch bei Frohn nicht wie=
der
blicken; doch fehlten die Spuren nicht, daß er ſich fortwährend
der ſüßen Gewohnheit des Daſeins erfreue. Von Zeit zu Zeit
wurde es lauter im Hauſe unten; es gab kleine Scenen und Wort=
wechſel
. Wenn Frohn zufällig ſich auf dem Gange vor ſeinem
Zimmer befand, ſo vernahm er, daß die Ausdrücke von Meinungs=
verſchiedenheit
, die ſo lebhaft zu ihm heraufſchwirrten, von dem
gutmüthigen Manne mit großem Haarbeutel und rothblumigem
Schlafrocke, dem Hausherrn, von dem kleinen rundlichen Haus=
mütterchen
und von dem hoffnungsvollen Franzl ausgingen, welch
Letzterer nicht im Hauſe wohnte, aber zuweilen wie mit der
freundlichen Abſicht darin auftauchte, in das ſtagnirende und laut=
loſe
Alltagdaſein, das dieſen friedlichen häuslichen Herd umgab,
etwas Abwechslung und wohlthätige Erregung zu bringen. Weß=
halb
Franzl nicht im Hauſe wohnte, erfuhr Frohn in ſeinen ge=
legentlichen
Unterhaltungen mit den Hauswirthen nicht. Der Streit,
den ſein Kommen zu entflammen pflegte, wies am deutlichſten darauf
hin, daß ſeine Aufführung ſich nicht= der Billigung ſeiner würdigen
Erzeuger zu erfreuen hatte.
Unſer Arcier hätte kein junger, über viel Zeit gebietender
Mann ſein müſſen, wenn ihn nicht verlangt hätte, den ſtillwaltenden
Hausgeiſt, das Thereſerl, zu erſchauen. Lange Zeit blieben ſeine
Bemühungen vergeblich. Endlich aber es mochte in der dritten
Woche ſeines Aufenhalts im Hauſe ſein, traf Frohn eines Abends.
das Thereſerl einmal richtig unten in der Wohnſtube an. Es
war ein bildhübſches und dabei höchſt anmuthiges Geſchöpf; auch
war ſie mit großer Sorgfalt gekleidet, nicht auffallend, nicht ge=
ſchmückt
, aber mit jener einfachen, und gediegenen Eleganz, welche.
den Daͤmen der höheren Geſellſchaftselaſſen ſo. wohl ſieht, wenn ſie
den guten Geſchmack haben, ſie breitſpurigem Pomp vorzuziehen.
Das Thereſerl war mittlerer Größe, hatte ein allerliebſtes
rundes Geſicht und ein paar dunkle feurige Schelmenaugen.. Es
erwiderte Frohns ziefe-Verbeugung. mit dem Anſtand einer
großen Dame. Es lächelte ſehr anmuthig dabei, aber dies
Lücheln hatte etwas Erzwungenes; auf dem hübſchen Geſichte
lagerte ein ſehr großer Ernſt. Auch der Papa im Schlafrock
und die ſonſt ſo rührige Mama ſahen heute mit einer
Miene darin, als hätten ſie eben mit ihrem feinen Töchterchen
eine Unterredung über ſehr wenig heitere Dinge gepflogen. Frohn
nahm, nachdem er ſich der Demoiſelle vorſtellen laſſen, das Wort
und ſuchte durch eine lebhafte Unterhaltung die peinliche Stimmung
zu verſcheuchen und zugleich das Thereſerl zu feſſeln; damit ſie
nicht ſogleich ſeinen Augen verſchwinde und ſich wieder in ihr
myſteriöſes Elfenreich, das irgendwo in den nach hinten, auf den
kleinen Garten hinausgehenden Gemächern des Hauſes liegen
mußte, zurückziehe. Sie ſchien jedoch ſeinem Geplauder (kein
übermäßig großes Intereſſe zu widmen, ſondern zu ihren offen=
bar
nicht heiteren Gedanken oder Sorgen zurückzukehren. Erſt=
als
die Hausfrau Frohn aufforderte, doch ihrer Tochter ſeine
merkwürdige Flucht aus der Feſtung Magdeburg zu erzählen-
er
hatte ſeine Wirthsleute früher ein paar Abendflunden lang
damit unterhalten - und als der Arcier ſehr bereitwillig darauf
einging, horchte das hübſche Kind auf, und endlich hingen ihre
Blicke geſpannt an ſeinen Blicken.

Als er geendet hatte, ſah ſie ihn noch lange aus ihren
ſchönen Augen, aber mit einem Ausdruck an, der ihn jetzt wieder
glauben laſſen mußte, ſie habe gar nicht gehört, was er geſprochen,
ſondern ſei einzig mit ihren eigeneu Gedanken beſchäftigt und
darin verloren.
Wie aus ihren Sinnen erwachend ſagte ſie endlich im rein=
ſten
Wiener Dialekte, der von ihren kirſchrothen Lippen ganz
allerliebſt lautete:
So brav ſans, und ſo ſolid ſan's a, wie d Herrn
Eltern ſogn - ſchaun's, das mog i halt !u
Die Demoiſelle iſt zu gütig gegen mich=, erwiderte Frohn,
ſich lächelnd gegen ſie verheugend.

825
Das Thereſerl erröthete über ihre Lebhaftigkeit. Nach einer
Weile, während der alte Herr im Schlafrocke ſeine unmaßgeblichen
Gedanken über Frohn's Geſchichte verlautbarte, ſtand ſie auf und
verſchwaad, gefolgt von der Mama, die nach ihr die Stube ver=
ließ
.
Frohn hatte nun alſo doch das ſchöne Kind mit eigenen Augen
geſehen und ſich überzeugt, daß ſie nicht etwa eine poetiſche Allu=
ſion
und keine unſichtbare Titania ſei, die durch Zaubereinflüſſe das
ſtille Haus regiere. Und damit war der Bann gebrochen, der ſie
für ihn bisher umgeben hatte; er ſollte ſie viel früher wiederſehen,
als er gehofft hatte.
Es war am andern Morgen gegen zehn Uhr, Frohn warf
ſich eben in ſeine volle Uniform, denn er hatte heute Wachtdienſt
in der Burg, als das Hausmädchen in ſein Zimmer trat und ihm
eine überraſchende Botſchaft brachte.
Ew. Gnoden," ſagte das Mädchen mit einer gewiſſen ge=
heimthuenden
Wichtigkeit, möchten's net ſo gütig ſan, und kommen
auf an Augenblick nunter zur Mamſell Thereſerl. Sie laßt Ihna
gar ſchön bitten!
Frohn war natürlich ſehr bereit, dieſer Einladung zu folgen;
er knöpfte den Scharlachrock zu, warf einen Blick in ſeinen Spiegel
und folgte dem dienenden Hausgeiſt in die noch unbetretenen Re=
gionen
des Hauſes, die er im Stillen das Elfenreich getauft hatte.
Ein Elfenreich war es nun zwar nicht, worin das Thereſerl
hauſte, aber ein ſehr hübſches Hinterzimmer, das durch eine Glas=
thüre
mit dem Gärtchen in Verbindung ſtand, in welchem The=
reſerl
. die ſchönſten Blumen zog ſie dufteten,durch die offene
Thüre herein. Dies Gärtchen wurde von der Straße getrennt.
durch die Mauer mit der kleinen Tyüre, an welche Franzl damals,
als er Frohn zuerſt in dies Haus brachte, angeklopft hatte. Das
Zimmer der jungen=Dame, in welches man durch einen ſtillen,
nur von einigen alten dunklen Schränken bewohnfen Vorraum kam,
war. nicht, gerade lupuriös, aͤber es war unendlich beſſer und ge=
ſchmackvoller
eingerichtet als das Wöhnzimmer Derer, welche das
junge Mädchen. die Herren Eltern nannte. Frohn konnte' ſich des
Eindrucks nicht erwehren, als ob das hübſche Kind aus einem
höheren Lebenskreiſe ſtamme und von gütmüthigen Leuten, denen
es anvertraut, nür vor der Welt Tochter genannt werde, während
ſie es im Stillen mit Allem umgaben, worauf eine vornehme Dame
Anſpruch machen könne. Aber war dies der Fall, ſo wurde doch
dem Eintretenden auf den erſten Blick klar, daß ſie das junge
Müdchen trotz aller Sorge nicht hatten vor einsm großen Kum=
mer
ſchützen könnenz ,,,ß 9½ ne ee llhe hs
Thereſerl=ſaß in einem hübſchen Armſtuhl hinter einem Näh=
tiſchchen
am zweiten Fenſter in der Ecke des Zimmers; eine an=
gefangene
Arbeit lag in ihrem Schooß, ihre Hände ruhten müßig
darauf, und aus ihren hübſchen Augen rannen, Thränen über
ihre Wangen herab. Sie trocknete dieſe raſch, als 'ſie Frohn er=
blickte
, vor dem die Magd, ohne ihn weiter zu melden, die
Thüre= geöffnet hatte. Sie ging ihm entgagen und ſtreckte
ihm die Hand hin.

Wie gut Sie ſind, daß Sie zu mir kommen! ſagte ſie
in ihrem hübſchen Wiener Dialekte, auf deſſen Nachbildung wir.
verzichten wollen, und fuhr dann lebhaft fort: Ich hoffe, Sie
denten nicht ſchlecht von mir, daß ich mir ſo viel herausnehme;
aber ſehen Sie, Herr von Frohn, als Sie geſtern ſo vor mir
ſaßen und erzählten ſo eine merkwürdige Geſchichte, wie Sie ſich
ſo. brav gehalten und für Alles einen Rath gewußt, und immer
den beſten
Ich bitte, bitte, Demoiſelle, ſiel Frohn hier ein, wenn
Sie ſo reden, ſo muß ich denken, ich habe geſtern den rechten
Prahlhans und Aufſchneider hervorgekehrt.
Rein, nein, gar nicht haben Sie das, im Gegentheil, ich
hab's recht gut gemerkt, wie Sie das, was Sie ſelber gethan,
verſchwiegen, um das zu erzählen, was Ihre Cameraden dabei
gethan, und doch hab' ich ſchon herausgehört, wer das Ganze
allein durchgeführt hat aber erſt ſollen Sie ſich ſetzen, da
auf das Sopha, und dann laſſen's mich weiter reden was ich
Jhurn ſagen wollt, ja ſehen's, ich dacht mir gleich, wie ich
Ihnen geſtern ſo gegenüber ſaß: dem Herrn mußt du halt dein

[ ][  ]

M
826
Leid klagen, der weiß einen Rath, wenn ihn Einer weiß in ganz
Wien, und die ganze Nacht hab' ich überlegt, wie ich's mach
und wie ſichs am beſten ſchicken wollt, und da hab ich recht
gebetet heut Morgen zu allen vierzehn heiligen Nothhelfern, und
dann hab ich ein recht Vertrauen gejaßt
Daran hat die Demoiſelle wohl und recht gethan ant=
wortete
Frohn lächelnd, denn wenn ich auch kein Heiliger bin
Ihr Nothhelfer zu werdenl, danach verlangt meine Seele
ſagen Sie mir deshalb öffen und rückhaltslos, was Sie bedrängt
und Ihr junges Herz mit Kummer füllt.
Der Arcier ſtreckte ihr, indem er mit dem gutmüthigſten
Tone von der Welt dieſe Worte ſprach, die kräftige gebräunte
Rechte hin, in welche das Thereſerl für einen Augenblick die
Spitzen ihrer weißen Finger legte.
Ja, ſchauen Sie, begann ſie, indem ſie ſich wieder auf
ihren Sitz, der neben dem Sopha Frohn's ſtand, niederließ;
Sie werdeſ's wohl ſchon gemerkt haben, wie's hier im Hauſe
ſteht; '8 wär Alles ſchon gut und wie's ſein ſolle, wenn nur
der ewige Verdruß nicht wäre, der Verdruß wiſſen's, mit meinem
Bruder, dem Franzl, dem nichtsnutzigen Menſchen, der uns Alle
noch unter die Erde bringt durch ſeine dummen Streiche."
Iſt der ſo ſchlimmou fiel Frohn begütigend ein da er
ſah, daß das Thereſerl im Begtiffe war, ſich in einen rechten Zorn
hineinzureden:
Gar zu ſchlimm, Herr von Frohn, Sie können ſichs nicht
vorſtellen, die Anſchläge, die er hat; zeitlebens hat er nichts getaugt;
auf=den Schulen nicht, da haben's ihn fortgejagt, beim Maler nicht.
bei dem er in die Lehre gegangen iſt, der hat ihn auch fortgejatzt,
und daunhiſt er beim Theater geweſen und hat gemeint, er ſet
ein großes Genie und die Beſten ſollten von ihm lernen, aber da
habens ihn ausgelacht; und der Herr Schikaneder=Lwiſſens, der.
in dem Schwarzenberg'ſchen Palais ſein Theater hat, der hat ihn
auch nicht mehr haben wollen. Da iſt er denn zur Reitſchule
als Scholar gekammen, und '8 hat auch eine Weile gut gethau,
daß der Vater, gemeint hat; er wird jetzt Ruhs vor ihm haben
- nur daß, er alle Augenblicke gekommen iſt, um Geld zu ver=
Fortſ. folgt.)
langen.

4 chch.

Mitheilnugen aus Stadt und Land.

Darmſtadt, 27. Mai= Ueber die Feierlichkeiten, womit, das fünf=
undzwanzigjährige
Regierungs=Jubiläum S. K. H. unſeres Groß=
herzogs
begangen werden ſoll, ſoweit ſolche von den verſchiedenen Behoͤrden
bis jetzt in Ausſicht genommen, hört man das folgende: Am 16. Juni,
Abends Einlaͤuten des Feſtes mit allen Glocken, großer Zapfenſtreich und
um ¼10 Uhr= große Serenade mit Flambeaux der Geſangvereine, Turner,
Schützen ꝛc., ſodann am Dienſtag, den 17. Juni, allgemeine Schmückung
der Stadt, Morgens Glockengeläute, Feſtgottesdienſt, ſodann große Audienz
der Landes=Deputation, unter Ueberreichung der Stiſtungsurkunde für das
Stipendium, um Mittag Speiſung der Stadtarmen, Feſttafel in den hieſigen
Hotels, den Abend Galavorſtellung im Theater und Feuerwerk auf dem
Ludwigs=Monument. Ferner findet am 17. die Eröffnung der Roſenaus=
ſtellung
und des Saalbau=Gartens ſtatt.
Ueber die Feſtvorſtellung am 17. wird uns mitgetheilt, daß
die Oper Curyanthe von C. M. von Weber aufgeführt wird unter Mit=
wirkung
einiger auswärtiger Celebritäten, worunter Frau Mallinger
und Herr Betz von Verlin. Weitere Verhandlungen ſind noch im Gange.
Miniſterial=Director v. Starck gab im Finanzausſchuß der zweiten
Kammer über die Verhältniſſe der Landes=Unverſität, bezw. des
Polytechnikums folgende Erklärung ab:
Die Herbeiſchaffung künſtiger Lehtkräfte ſei bei den neuerdings üblichen
hohen Anforderungen bezüglich der Dotirung von Profeſſoren ausnehmend
ſchwierig. Bezüglich des Polytechnikums habe die doppelte Vertretung der
Wiſſenſchaft in Gießen und Darmſtadt allerdings ihr Mißliches. Bei Ver=
handlung
der Neubauten, welche für beide Orte gefordert würden, ergebe
ſich die paſſende Gelegenheit, die Frage über Beſeitigung dieſes Mißſtandes
in Betracht zu ziehen. Die Zahl der Beſucher des Polytechnikums werde
ſich verringern, ſobald die beabſichtigte Trennung der Vorbereitungsklaſſen
davon erfolge, was bei Beurtheilung über das Gedeihen dieſer Anſtalt
in Betracht gezogen werden müſſe. Die Frage der Verringerung der Anzahl
der eigentlichen Beamten bei der Univerſität werde das Miniſterium einez
ernſtlichen Unterſuchung unterziehen= und den ſtändiſchen Deſiderien gerecht=
zu
werden ſuchen. Die Frage wegen Wiederherſtellung der katholiſchetheolo=

101.
giſchen Facultät in Gießen hünge mit der Vorlage des neuen Kirchengeſetzes
zuſammen, welche erfolgen ſolle, ſobald die Sache, in Preußen zu einem
definitiven Abſchluß gelangt ſet, und man beabſichtige, ſich an die preußiſche
Geſetzgebung anzuſchließen. Es werde ſich dann fragen, ob man die Facul=
tät
in Gießen wieder herſtellen oder von den Geiſtlichen bei ihrer Anſtellung
verlangen ſolle, daß ſie an einer beſtehenden Fakultckt einer anderen deutſchen
Univerſitaͤt ihre Studien=gemacht haben. Die Stadt Gietßzen habe ſich er=
boten
, zum Bau einer neuen Aula 22,000 fl. beizutragen.
G. A.)
In der Stadt circulirt das Gerücht, der botaniſche Garten
werde auf die Achens=Mühle verlegt. Mit Bezug auf das dort vorhan=
dene
Bachwaſſer und die verſchiednen Bodenarten die dort zuſammengedrängt
ſind, als: Waldboden, Sumpf=, Torf= und Moorboden, Wieſengrund,
Sandboden und Ackerland. verſchiedner Qualitäten, wie der benachbarte
Teich laſſen dieſes Anweſen wie kein anderes hier, zu dem fraglichen Zweck
qualificirt erſcheinen. Die Gebäude, um die es übrigens nicht ſchade iſt,
würden dann geeigneten Neubauten weichen müſſen. Zu beklagen wäre
der Eingang der Badeanſtalt, für. die bis jetzt keine Ausſicht auf Erſatz
vorhanden iſt.
In der Großh. Gemäldegallerie ſind, die beiden Bilder: Villa Liva=
dia
und das Dorf Jalta am ſchwarzen Meer von Hermann Müller
ausgeſtellt. Dieſelben ſind beſtimmt vor Ankunſt der Kaiſerin von Ruß=
land
in die Wände des neuerbauten Saales in Schloß Heiligenberg einge=
laſſen
zu werden und machen wir das Publikum auf dieſe intereſſanten
Bilder beſonders aufmerkſam, da ſie;nur wenige Tage, von heute bis kom=
menden
Freitag, ausgeſtellt ſind.
Für die Erndte an Samen und Heu von der Pallaswieſe pro
1873 wurden der Stadt vergeblich 2500 fl. geboten. Der Gemeinderath
hat öffentliche Verſteigerung beſchloſſen.
Auf das Geſuch der Beamten und Arbeiter der Central= Wagen=
werkſtaͤtte
iſt nunmehr längs des Odenwald=Bahndamms her ein gekiester
Fußweg hergeſtellt worden:
Paͤchter Dehn, auf der Achensmühle kann, wie man zu ſagen
pflegt, nes jetzt machen. Derſelbe iſt bezüglich des benachbarten ſ. 9. Ju=
denteichs
ſiskaliſcher Auſſeher geworden mit einem Gehalt von 7½ kr. pro
Quartal.
Verkauft wurde das Juſtus Spengler'ſche Haus, Eck der Hein=
richs
= und Hochſtraße, an Reallehrer Loreyi um 2,500 fl. - Die Hof=
raithe
des Zimmermeiſters. Conrad Mahr por dem Neckarthor an Ritt= v. Klipſtein um 25,250 fl. Die obere Hofraithe der Armbruſt=
Fair'ſchen Zwillingshäuſer in der Mühlſtruße an der Stadtkapelle, von
D. Faix un Ortsgerichtsmann Spengler um 25,000 fl.
Am letzten Samſtag gab es einen förmlichen Aufſtand auf dem
Markt. Es wurde nämlich eine Butterverkäuferin erwiſcht, die ihre prüchtig
ausſehenden Butterwecke innen mit amerilaniſchem, Schweineſchmalz ausge=
füllt
hatte.
Hr. Cornel. Wilh. Heyl in Worms hat dem Gartenbauverein als
Ehrenpreis für ſeine demnächſtige große Ausſtellung eine koſtbare Pendule
von Marmor und Malachit üherſendet, mit der Beſtimmung: für die beſte
Gruppe gemiſchter Pflanzen. Von größtem Werth für den Verein iſt die
von ſo competenter Seite gleichzeitig ausgeſprochene Anerkennung ſeiner Be=
ſtrebungen
.
Beſſungen, 26. Mai. Für die Annaſtraße ſcheint Alles erſt
durch Beſchwerden oder durch die Preſſe durchgeſetzt werden zu müſſen.
Obgleich die Wegfuhr des Kehrichts unſeres Wiſſens auch für die
fragliche Straße verſteigert iſt, ſs wird doch für die wirkliche Abfuhr ſchlecht=
hin
nicht=geſorgt. Hoffentlich bedarf es nur dieſer Bemerkung, um den
Gr. Bürgermeiſter als Aufſichtsbehörde zur ſofortigen Abſtellung des Miß=
ſtands
zu veranlaſſen, der von allen Straßenhewohnern hoͤchſt unangenehm
empfunden wird.
- Geſtern wurde das in der Kirche zu Beſſungen zum Andenken an
die im Kriege von 1870f71 gefallenen oder in deſſen Folge geſtorbenen
Militaͤrperſonen errichtete Denkmal enthüllt.
Mainz, 23. Mai. Am 3. 4. und 5. Juni ſoll in= unſerer Stadt
die erſte Generalverſammlung des Vereins deutſcher Katholiken
ſtatthaben, und es wird auf einen ſo außerordentlichen Zufluß gehofft, daß
die Unterkunft im Voraus als ſchwierig dargeſtellt wird. Den Anfang
mache eine General=Communion' im Dome; den Schluß der Verjammlung
bildet eine Wallfahrt und zwar nach Marienthal im Rheingau.
Gießen, 21. Mai. Der von der Kreuzeitung gebrachte und von da
in viele andere Blätter übergegangene Bericht über den Beſtand der theo=
logiſchen
Facultät der Univerſität in Gießen bedarf inſofern einer Berich=
tigung
, als nicht 5, ſondern 17 Studirende der Theologie hier immatricu=
lirt
ſind.
Gießen, 23. Mai. Auf dem am Dienſtag und Mittwoch abgehal=
tenen
Viehmarkte waren aufgetrieben: 1075 Stück Rindvieh und 2100 Stück
Schweine, eine Summe, wie ſie wohl noch nicht dageweſen ſein dürfte.
Trotzdem, daß alle 14 Tage ein Viehmarkt ſtattfindet, ſind die Reſultate
eines jeden einzelnen ganz enorm und zeugen für den bedeutenden Handel
welcher hier getrieben wird.
Offenbach, 21. Mai. Samſtag den 17. Mai endete die vier
Tage andauernde Abgangsprüſung der Schüler der hieſigen Handelsſchule
behufs der Berechtigung zum Einjährigendienſt. Alle zehn Abiturienten
beſtanden und zwar lauten von den 70 ertheilten Noten 30 Nr. 1. 32
Nr. 11 und 8 Nr. II. Gewiß ein Reſultat, auf das die Anſtalt gerechte
Veranlaſſung hat, ſtolz zu ſein, wie denn auch die Herren Regierungs=
Commiſſäre, Hofrath Becker und Gymnaſſalehrer Dr. Lips aus Darmſtadt,
wiederholt ihre vollſte Zufriedenheit ausſprachen.

Redaction und Verlag; A. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.