ubonnementipreis
2k. 28 kr jährl. ind- Bringer
lohn. - Auswärtz werden von
allen Poflämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 50 kr. Pro
Quartal incl. Poftaufichlag und
Beſtellgebühr.
Allergüädigſt priöilegirtes
ter-Fra=A. Anzl
138 Jahrgang.½½
5⁄₈
.
EI LTATI
Inſerate
bedem angenommen in Darm.
ſt adt von der Expedition.
Rhein=
ſtraße Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Blößer,
Friedrich=
fraße Nr. 7. ſowie auzwärtz
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditianen..
⁄
Amtliches Arganz.
1⁄₈
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes.Darmſtadt.
42 ED.
Freitag den 28. März
18T3.
Aus dem Großh. Regierungsblatt. Nr. 13 vom 24. März 1873
iſt Pos. 1).Beskanntm ach ung, die Erhebung und Controlirung der Uebergangsäbgaben von, Pranntwein betrefend;
Aus. dem Reichs=Geſetzblatt Nr. 8.
iſt. Nr. 913). Geſetz,, betreffend die Einſührung des Reichsgeſetzes über die Freizügigkeit vom 1.Novbr. 1867 und des Reichs=
3 4.* geſetzes über die Erwerbung und den Verluſt der Bundes=und Staatsangehörigkeit vom 1Juni 1870. Vom 8. Jan. 1873,
vorſchriftsmäßig zu. publiciren.
2504)
Bieſſungen=
Dik Auszahlung derVergütung für Einquartierung betr.
Für die. während der letzten Herbſtübungen= Großhr=Heſſiſcher Truppen gewährte
Vertflegung niſt- uns nach erfolgter, Liquidation eine Nachvergütung; und: zwar für
Quartierverpflegung, zugeſtellt worden.Die Auszahlung derſelben erfolgt' auf dem
.
hieſigen Rathhauſe
nächſten Mittwoch den 2. April, „
Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr.„
Wir laden die betr. Quartierträger ein, ſich um ſo gewiſſer in dieſer feſigeſetzten/
Zeit im bezeichneten Lokale zur Empfangnahme dieſer Vergütüng einzufinden, als ein
weiterer beſonderer Termin zu dieſem Geſchäfte vorausſichtlich nicht anberaumt= werden
kann. Zugleich erſuchen wir Diejenigen, welche Oifiziere in Quartier hatten, zur
Be=
gründung ihrer Anſprüche die bei Auszahlung der Vergütung für die Mundverpflegung
zurückzegebenen Quartierbillets mitzubringen. - Bei dieſer Gelegenheit erfolgt auch
gegen Abgabe der Billets die Auezahlung der theilweiſe noch nicht empfangenen
Ver=
gütung für Verköſtigung der obigen Truppen.
Beſſungen, den 26. März 1873½
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
1½
Demmel.
kGa
n
tied.
Verſteiderungens.
Wein=Verſteigerung
in Malz.e
Dienſtag deu 20. Auril 1873,
Vormittags um 10 Uhr, in dem
Saale des Herrn Porsberger, in der
Greben=
ſtraße zu Mainz, läßt Herr Pet. Joſ.
Burg (früher Beſitzer des Hotel Landsberg
in Mainz, die nachverzeichneten, zu Mainz
und Eltville lagernden Weine öffentlich
verſteigern, nämlich:
211 Stück 1869er Hallgarter,
Oeſtricher,
111 „ „
Bodenheimer,
711 „
12 1 1870er Bodenheimer,
112
511
3
12
21
111
111
111
111
112
511
40
111
411
92
212
Stück 1870er
„½
„
„
„
„
„
W.
„
„
„
„
„ ½
„ 1868er
„
„.
7
„
„ „
„
„
Bodenheimer,
Hattenheimer,
Erbacher,
Erbacher,
Hochheimer,
Nierſteiner,
Oeſtricher,
Johannieberger,
Rauenthaler,
Nauenthaler,
Nendorfer,
Eltviller,
Eltviller,
Nierſteiner,
Hochheimer,
Hochheimer,
Rauenthaler,
Ausleſé, 572
„7 1865er Bodenheimer aus .
der beſten Lage, 1
32 1869er Ingelheimer= Roth=
wein,
zuſammen 47. ganze und 34. halhe Stück.
W. Proben in dem Keller des
Hei=
ſter'ſchen, Hauſes, Fürſtenbergerhof zu
Mainz. an dem
24., 23., 25. und 27. April l. J.
von Morgens 8 Uhr ab.
Mainz, den 25. März 1873.
CLaß,
2503) Großherzoglicher Notar.
2506) Montag den 31. d. Mts.,
Mor=
gens 10 Uhr, ſoll ein der hieſigen Gemeinde
gehöriger, zur ferneren Zucht untauglich
ge=
wordener Faſſelochſe auf dem Gemeindehaus
dahier an den Meiſtbietenden öffentlich
ver=
ſteigert werden.
Braunshardt, den 26. März 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Bräünshardt
Schmidt.
pCee.
p.
Feilgebotenes.
Hakrelen
au nähurel
Bloaters
empfehlen
C. H. Huber & Cöhns,
2005)
Großh. Hoflieferanten.
2
2 in allen Größen auf
5 Tſſelgido Lager. Normalkiſten
zu Fabriſpreiſen bei Jakob Chriſt,
Glashandlung in Mainz.
128
464
K62.
12507)
RIGI
Chuistophs
in bekiannter Aualität empfiehſt;
Vr. Schaofer,
Ludwigsplatz 7.
2004
0. Rosloſs & Loonen Amsterdam.
Tuee-Handlung.
Niederlage bei
J. H. Huber 6 Hößne.
Großherzogliche Hof=Lieſeranten.
2474)
Tuſſiteine und Tüfflein=Kaminrohre
ſind fortwährend auf Lager und werden billigſt abgegeben.
Lieferungen für dieſen Sommer werden zu Fabritpreiſen übernommen von
J. Tiilda, Bleichſtraße 45.
FlaschenBier.
Siener Bier ¼ Flaſche 7 kr.
Stein'ſches Bier Frankfurt! Fl. 8 kr.
im Dutzend 7½ kr.
Erlanger Verſandtbier¼ Fl. 9kr.
empfiehlt in vorzüglichſter Qualität
C. Wll, Kirchſtraße 25.
Tuffſteine u. Kaminröhren
liefert zu billigen Preiſen die Holzhandlung
Goldschmidt & Hernsheim,
und ſchließt dieſelbe Lieferungsverträge für
den Bedarf des laufenden Jahres ab. (2415
2470) Eine ſehr gute friſchmelkende Ziege.
für 16 fl. zu verkaufen. Beſſunger
Carl=
ſtraße Nr. 53.
2508) Ein Krankenwagen zu
ver=
kaufen. Kranichſteinerſtraße Nr. 6.
2509) Grasſamen ächt engliſch Ray
1. Qual. ½ Kilo 12 kr.
Dickwurz üchte Oberndörfer ¼ Liter 8 kr.
Flaſchenförmige Rieſen ſehr zu empfehlen
5 Liter 7 kr.
H. Henss, Schwanenſtr. 37.
Vermiethungen.
1938) Carlsſtjaße Nr. 8 im 3. Stock
rechts ein möblirts Zimmer zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
2
(Ein ſchöͤnes möblirtes Zimmer. im
8
42 2. Stock. Beſſ. Karlſtr. 3.
2235) In der Holzſtraße Nr. 23 iſt im
Hinterbau ein kleines Logis zu vermiethen
und gleich zu beziehen.
2421) Schirngaſſe 10 iſt ein Laden mit
Logis per 1. Mai zu vermiethen.
Näheres große Ochſengaſſe 3.
2513) Kiesſtraße Nr. 44 iſt vom 1. Juni
an eine Wohnung von 3 Zimmern nebſt
Küche und Manſarde, Mitgebrauch der
Waſchküche, ſowie des Bleichplatzes an ruhige
Leute ohne kleine Kinder zu vermiethen.
Vermiſchte Nachrichten.
Seßes t. Amt, jeder Geſchäftsmann,
N5 zahlloſe Privckte ſtnd heützutage
känn und wann genöthigt, Anztzigzn in den
jedesmaligem Zwecke entſprechenden Zeitungen
zu veröffentlichen. Zu ſolchen Fällen
eu=
pfiehlt es ſich die Vermittlung der als ſolid
und diseret bekannten Süddeutſchen
Annoncen=Expedition von E.
Stöck-
hardt (in Darmſtadt Vertreter: Herr
Jos. Waitz, Firma Würtz'ſche
Buchhand=
lung) in Anſpruch zu nehmen, welche bei
Original=Zeitungspreiſen keinerlei Speſen,
weder Porto noch Proviſion, in Anrechnung
bringt.
2432) Mehrere tüchtige
Schriftſetzer
inden dauernde Condition in der
L.-C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.
2456) Gegen hohen Lohn können
ſogleich tüchtige
ruler u. Wetßbinder
Beſchäftigung erhalten beiz
. Ghr. Schauwecker,
Maler in Frankfurt a. M., Kettenſtr. 11.
2459) Ordentliche junge Mädchen
gegen guten Wochenlöhn geſucht.
Frommann. a. Bünte,
2462) 2 Zimmer mit Küche, Magdſtübe
und ſönſtigem Zubehör, von den Bahnhöfen
nicht zu ſehr entfernt, werden für eine
einzelne Dame baldigſt zu miethen geſucht.
Befällige Anträge mit Angabe des
Mieth=
preiſes übernimmt die Redaction d. Bl.
unter G. W. F.
2154) Ein mit ſehr guten Zeugniſſen
verſehenes Dienſtmädchen, geſetzten Alters,
welches einfach bürgerlich kochen kann und
ſchlichte Hausarbeit verſteht, findet= gegen
ſehr hohen Lohn eine Stelle auf Oſtern in
einer größeren Haushaltung hieſiger. Stadt.
Nähere Auskunft wird ertheilt 28.
Grafen=
ſtraße 3ter Stock.
Frima Pelroleum
per Maas 24 kr.
Louis Fink,
neben der Stadtkirche.
2510)
2511) Gefüllte Grasblumen (Ableger),
Goldlack, Penſé, Buſchnelken, Schnittlauch,
Erbſenreiſer zu verkaufen.
Ein Logis zu vermiethen.
D. Miſchlich; Hochſtraße 8.
2512) Ein Paar junge Kropftauben
zu verkaufen bei
J. Schweitzer, Eliſabethenſtr.
76
2365)
Darmſtadter Actienziegeler.
Unter Bezugnahme auf die 88 9, 12 und 17 unſerer Statuten zeigen wir an, daß die
erſte ordentliche Generalverſammlung
Montag den 7. April d. J., 3 Uhr Nachmittags,
im Geſchäftslocal der Geſellſchaft, Kranichſteiner Straße Nr. 71½
ſtattfinden wird.
Gegenſtände der Verhandlung:
1) Geſchäftsbericht und Bilanz pro 1872.
2) Bericht über die Prüfung der Jahresrechnung.
3) Beſchlußfaſſung über die Verwendung des Reingewinns.
4) Entlaſtung des Vorſtandes und des Aufſichtsraths.
5) Neuwahl der Aufſichtsrathsmitglieder.
6) Erhöhung des Actienkapitals durch Ausgabe der I. Serie.,
Darmſtadt, am 20. März 1873.
Der Vorſtand:
Der Aufſichtsrath:
Dr. Bracht.
F. W. Kaſt.
2428)
2
Eine bel Etaye
von 5-7 Zimmern in herrſchaftlichem Hauſe der Rhein=, Promenaden= u. Neckarſtraße
wird per Juli geſucht. Offerten Waldſtraße Nr. 55 an Rentner Cholowa abzugeben.
465
Mise.
Berein für Uterar. und muſial. Abenb Alnterhaltung
in Da r m ſt adt
2491)
Montag, den 31. März d. J. im Feſtſaal hieſiger Löge.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Georg Zimmermann aus Gießeu über
Göthe's Iphigenie in Tauris nebſt muſikal. Vorträgen'hieſiger Künſtler
(noch näher bekannt zu machen).
Abonnementslarten für dieſe und noch drei weitere Abend=Unterhaltungen 3fl. 20 kr.
(1 Perſon), 5 fl. 20 kr. 12 Perſonen) und 7 fl. 20 kr. (3 Perſonen), ſowie
Tages=
karten, numerirte 1 fl., unnumerirte 30 kr. ſind in der Kunſthandlung des Herrn
A. Schödler, Eliſabethenſtraße 7. Tageskarten auch Abends an der Kaſſe zu haben.
Anfang 7, Ende 9, Kaſſe=Eröffnung halb 7 Uhr Abends.
Das Comite.
2898)
H ä u ſ e r.
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
M. Neuſtadt; Alexanderſtraße.
359 Durch die anhaltende Theuerung =der
der
Gerſte und bedeutende Steigerung
Fabrikationskoſten, insbeſondere Kohlen und
Arbeitslohn,
1ch
ehen die Unterzeichneten
veranlaßt, vom 1. April an den Preis der
Kunſt=Hefe auf 42 kr. zu erhöhen.
Fr. Linsheimer
Frankfurt.
Ferd. Raab, Hochheim.
Chr. Ritſert.
G. Appfel.
2457 In ein hieſiges Geſchäft wird eine
Verkäuferin
geſucht. Näheres in der Expedition.
Ein Pumpenmacher
ſelbſtändiger Arbeiter geſucht von
Besl &F. Wendel
2496)
in Offenbuch a. M.
Beyhherzögllches Hoftheater.
Freitag 28. März. 7. Vorſt. im 8. Abonn.
Neu einſtudirt: Hamlet, Prinz von Dänemark.
Trauerſpiel in 6 Akten von Shakespeare. Nach
der Schlegel'ſchen Ueberſetzung neu fürz die Bühne
eingerichtet.
Sonntag 30. Mär. 8. Vorſt. im 8. Abonn.
Neu, einſtudirt: Die beiden Schützen. Komiſche
Oper in 3 Akten: Muſik von Lortzing. Hierauf:
Künſtlers Phantaſie, oder: Im Reich der Blumen.
Großes allegoriſches Ballet in 4 Bildern von
Siems; Muſik von Nesvadba. - Anfang 6 Uhr.
Sonntagspreiſe.
ein Gut, ein Haus, Hotel ꝛc.
kau=
fen oder verkaufen, pachten oder
verpachten will,
einen Poſten zu beſetzen hat oder
einen ſolchen ſucht,
irgend etwas in eine beliebige
61 Anzahl von Zeitungen
einzu=
rücken beabſichtigt, wende ſich an
die Annoncen=Expedition von
Rudolf Mosse,
oficiellen Agenten ſämmtlicher Zeitungen
des In= und Auslandes,
Erankkurt a. H.
Feil 45.
Straßburg, Aunchen, Rürnberg,
Ver=
ſin, Wien, Brag, Hamburg, Zürich.
wird Jedermann Rath er=
Daselbst
heilt, welche Zeitungen für
jeden einzelnen Fall ſich als
erfolgreich erwieſen haben;
werden alle Annoncen ſorg=
Daselbst
fältig abgefaßt und für
einen augenfälligen Druck
hergerichtet;
koſten die Inſerate nur das=
Daselbst
ſelbe, wie in den Zeitungs=
Expeditionen, da dieſes
In=
ſtitut als
Central=Steſſe
aller exiſtirenden Zeitungen beſondere
Vortheile von denſelben genießt. Das
Renommée der Firma bürgt für ſolide
Bedienung.
Diseretion
wird auf das ſtrengſte beobachtet, die
einlaufenden Offertbriefe werden
uner=
öffnet an die betreffenden Reflectanten,
ohne deren Namen preiszugeben,
pünkt=
lichſt und ohne Proviſionsberechnung
übermittelt.
(2261
General=Agentur für Darmſtadt:
Hofbuchhandlung von Auguſt
Klingek=
höffer (vorm. G. Jonghaus'ſche
Hofbuchhandlung).
Wer
Wor
In den Caſematten Magdeburgs.
Von Levin Schücking.
Gcortſetzung.)
Den Reſt der Zeit hatte er zum Theil damit zugebraͤcht,
üher die merkwürdige Bekanntſchaft nachzudenken, welche er am
Tage vorher gemacht hatte. Dieſer energiſche, in ſeinem tiefen
Elende ſo muthige und ſo viel friſche Lebenskraft zeigende Mann
hatte ihm imponirt, er mußte ihn bewundern - aber er fühlte
auch, daß es eine wunderlich angelegte, complicirte Natur ſei, die
ihm ein gewiſſes Mißtrauen einflößte, oder etwas wie ein
Unbe=
hagen vielmehr, das Frohn hinderte, eine volle warme Theilnahme
für, ihn zu empfinden. Es war dieſem wenigſtens klar, daß in.
dem Freiherrn von der Trenck ein Ehrgeiz, ein Hochmuth und
eine Ueberhebung liegen müſſe, die ihn zu einem ſehr gefährlichen
Freunde mache, und zu einem ſehr gefährlichen Menſchen
über=
haupt, wenn er einmal frei und im Vollbeſitze ſeiner Kräfte und
ſeines anſcheinend ſo großen Reichthums ſei.
Endlich kam die Stunde, die Eſther's liebliche Erſcheinung
in die düſtere Wohnung des Gefangenen brachte. Sie kam eilig
mit ihrem Korbe herein. Frohn nahm ihn ihr ab und drückte
ſie an ſein Herz, ſo daß ihre ſchwarzen Locken über ſeinen
Ober=
arm floſſen - höher reichte ſie an der mächtigen Männergeſtalt
nicht hinauf. „Du haſt gute Nachrichten, ſagte er - ich ſeh's
Dir an.
Sie nickte mit dem bei ſeiner Umarmung tief dunkelroth
gewordenen Geſichte. „Ja," ſagte ſie, „es iſt mir gelungen, die
Frau des Ober=Feuerwerkers kennen zu lernen, der Nachts die
Schlüſſel zu dem Pulverthurme zu ſich nimmt. „
„ Zu dem Laboratorium neben dem Thore der Sternſchanze Zu
„ Zu demſelben, von dem Sie mir früher ſprachen.
„Und weiter 2„
„Die Frau liebt den Branntwein; der Mann iſt Abends
im Vierhauſe in der Stadt. Ich werde ſie heute Abend beſuchen
und wenn es mir gelingt die Frau trunken zu machen, werde ich
mir Wachsabdrücke von den Schlüſſeln machen können, die über
466
R 62.
dem Bette der Leute an einen Nagel aufgehängt werden. Hätten
wir nur Geld, dann würde es auch nicht ſchwer zſein, einen
Schloſſer zu finden, der die Schlüſſel nachmacht."
Geld, mein Herz? — daran fehlt es nicht! Sieh her!
Frohn zog die Goldrolle Trenck's hervor und gab Eſther einen
Theil der Summe. „Hier haſt Du acht Friedrichsdor -
fünf=
zig Thaler; reicht's nicht, ſo kannſt Du mehr bekommen, ſchönſter
Engel - obwohl ich meine, Du könnteſt Beſtechungsverſuche
wohlfeiler haben - mit einem Kuß könnteſt Du, alle Männer der.
Welt ihren Pflichten abtrünnig machen!”
Sie wand ſich bei. dieſen Worten von ihm los. „Sie machen
wieder Ihre abſcheulichen Späße,, ſagte ſie. Wenn Sie mich
nur ein klein, wenig lieb hätten, würden Sie daran denken, wie
weh Sie mir damit thun!
Was ſich neckt, dastliebt. ſich, weißt Du, Eſther,
ant=
wortete Frohn.
Ach, Sie wiſſen viel von Liebe lu erwiderte Eſther traurig
lächelnd.
Herzenskind, verfündige Dich nicht an meinem treuen Herzen,
ſiel Frohn zärtlich ein. Siehſt=Du, wenn wir Beiden,zich, der
Commandant, und=Dü, mein getreuer Adjutant, meiner Kaiſerin,
der Gott ein langes Leben ſchenken ſoll, die Hauptfeſtung ihres
böſen Feindes in die Hände geliefert haben, dann macht ſie mich
zum Wenigſten zum Grafen und Feldmarſchall=Lieutenant=-— und
dann wirſt Du und Niemard anders meine Gräfin und
Feld=
marſchall=Lieutenantin
Danach ſteht mein Sinn nicht - dafür ſetze ich mein
Leben nicht der Gefahr aus;u erwiderte Eſther. „Ich will für
meinen Vater die Freiheit
„ Und= für Dich ſelbſt. nichts, gar nichts 2½; fragte Frohn,
indem er die Hand unter Eſther's Kinn legte und ihr ſchönes
Geſicht zu ſich emporhob.
„Nichts — als etwas was=Sie gar. nicht zu verſchenken
haben — als ein treues Herzl' ſagte ſie, indem ſie das, Auge
zu dem Frohns aufſchlug und nach einem ſprechenden innigen
Blick ſofort wieder ſenkte.
„Und das ſollſt=Du finden," entgegnete er mit lebhaftem
und warmen Gefühl - „ein treues Herz. ich wäre der
ſchlech=
teſte Menſchauf Erden, wenn Du es nicht jändeſt! Aber,
fuhr er nach einer ſtummen Pauſe fort;- „die Zeit eilt - zu
den Geſchäften!, Ich habe noch andere Aufträge für Dich. Sich
hier dieſes Papierſtückchen. Es iſt nöthig, daß es ſicher in die
Hände des Rittmeiſters Stülpnagel komme. Was darauf ſteht,
bedeutet: „ Caſematte Nr. 3.½ — Das iſt die erſte unter dem
Fürſtenwalle, weißt Du; „Object Elbthor, das heißk; das, was
die in dieſer Caſematte Einquartierten thun ſollen, wenn das
Signal. von mir gegeben iſt, beſteht darin, das Brück= oder
Elb=
thor zu nehmen. „Beſetzt' bedeutet: ſie ſollen es beſetzt halten
und dort bleiben, bis ich zu ihnen floße. Wenn Stülpnagel,das
Papier nur zugeſteckt erhält, er wird ſchon begreifen. Kannſt=
Du ihn ſprechen und es ihm erklären, deſto beſſer: Und nun iſt
hier eine zweite Ordre für die Caſematte 5, d. h. für den
Obriſt=
wachtmeiſter Ehrentraut — ſie ſollen die Baſtion Kurfürſt nehmen.
Wenn es geſchehen, ziehen ſie ſich nach dem Marktplatz hinab-—
das bedeutet der Pfeil! Das Signal kennen ſie Alle zu
„Allel antwörtete Eſther.
„Und was ich Dir= geſtern auftrug, iſt ausgerichtet?r
„Ich habe geſtern für den Rittmeiſter Stülpnagel ein
Zettel=
chen mit Ihrer Weiſung, an einen kleinen Stein gebunden, in die
Caſematte in dem Fürſtenwalle geworfen.”
„
„Biſt Du auch vorſichtig ?u
Sorgen Sie nicht, erwiderte Eſther, indem ſie eines der
beiden kleinen Papiere nahm, zuſammendrückte und ſich in srechte
Ohr ſteckte, wonach ſie das andere auf der entgegengeſetzten Seite
eben ſo verbarg und dann ihre ſchwarzen Locken darüber
nieder=
fallen ließ. „ So findet ſie Niemand,” ſagte ſie.
„Oder, erwiderte Frohn lachend, „man denkt höchſtens,
Du trügeſt Etwas gegen Zahnweh in den Ohren, was freilich,
wenn man Deine Perlenzähne ſieht, ein wenig verdächtig wäre!
Alſo die Schlüſſel zu dem Laboratorium...
Frohn ſchwieg plötzlich und begann ſehr eifrig.ſein Frühſtück
zu verzehren, denn eben trat ider Corporal, der Eſther begleitet.
hatte, von draußen herein=und mahnte das junge Mädchen
zum Gehen,
„Nur. noch einige Minuten Geduld iü jagte Frohn, „Er
würde auch nicht gleich und zuerſt an's Eſſen denken, Camerad,
wenn Er gefangen ſäße und us träte ein ſo herziges Mädel bei
Ihm ein. Aber ſag Er mir, Corporal, wer ſitzt denn da drüben
in dem Cachot, zum das die hohen Palliſaden eingeraumt ſind,
daß die Schildwachen die davor ſtehen, nicht einmal in das
Fenſterloch ſehen können ?u
„Das hat der König ſo befohlen," verſetze der Unterofficier,
„damit der Gefangene nicht mit den Leuten auf den Poſten reden
und ſie beſtechen kann.”
„Wer iſt es denn ?u
Der Corporal zuckte die Achſeln. „Es muß wohl ein
ſchlimmer=Geſell. ſein.- Man weiß es nicht recht Das
Gefäng=
niß iſt auf Befehl des Königs für ihn vor Jahren extra gebaut,
und er ſoll in Ketten ſtecken, daß es zum Erbarmen iſt. Man
ſagt auch, der König würde dem Commandanten den Kopf vor
die Füße legen laſſen, wenn er fortkäme.”
Der Corpnral. wüßte weiter nichts janzugeben, oder wollte
es nicht. — Eſther packte ihr Eßgeräth zuſammen und
Beide gingen.
Gortſ. folgt.)
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. März.
Zum erſten Schriſtfuͤhrer der
Landes=
ſynode wurde Dekan Habicht, zum zweiten Hofg=Advocat Curtmann,
zu Mitgliedern des Ausſchußes Pfarrer Dieſſenbach, Hofg.=Advocat,
Ohly, Dr. M. Rieger, Prof. Waſſerſchleben, Pfarrer Schlich
Prof. Köhler, Pfarrer Mayr, Landrichter Königer, Hofg.=Advocot
Buchner gewählt.
Das Studium der Theologie kommt immer mehr in
Ab=
nahme; ſa-widmeten ſich vorigen Herbſt bei dem Abgang vom hieſigen
Gymnaſium von 42 Abiturienten nur 4 und heim Abgang in Gießen von
17 nur 1 dem Studium der Theologie.
Der hieſige Verein der 1öffentlichen Anmälte hat eine Eingabe
nebſt Denkſchrift, betreffend einheitliche deutſche Civilrechtsgeſetzgebung und
die dermalen im Großherzogthum Heſſen, insbeſondere in der Provinz
Starkenburg geltenden Particularrechte, an den Reichstag nach Berlin
ab=
zehen laſſen, auch den Großh. Miniſterien und beiden Kammern der
Land=
ſtände davon Mittheilung gemacht.
— Dieſer Tage wurde einem 2jährigen Kinde, welches ohne Auſſicht
an den Eingang des =Turnhauſes geſtellt worden war, durch Zuſchlagen des
eiſernen Thors die Fingerchen der einen Hand abgeklemmt.
- Herr Baurath Hobrecht, welcher= am Mittwoch=Abend hier
eingetroffen iſt, beſichtigte geſtern Vormittag die Quellen von Niederbeerbach,
des Frankenſteingebiets und Oberbeerbach, um auch dieſe in das Bereich
ſeines Gutachtens aufzunehmen.
Auf die in=Nr. 59 d. Bl. gebrachte Ahftage wurde üns von
competenter Seite mitgetheilt, daß zur Ermittlung der Urſache des= widrigen:
Waſſergeſchmacks umfaſſende Nachforſchungen von Seiten der ſtädtiſchen
Verwaltung angeordnet= worden ſeien. Allem Anſchein nach iſt eine an
einem Krahnenkaſten herziehende Gasleitung verletzt worden, die dem Waſſer
den Theer= oder Gasgeſchmack mittheilt.
— Die Friedhoferweiterung iſt jetzt vollſtändig eingefriedigt
und der Durchgang vom ſeitherigen neuen Friedhof aus eröffnet. Die
Ein=
theilung desſelben in Reihen= und Erbbegräbnißviertel iſt im Gang, ſo daß
deſſen Einweihung und Benütznahme als= bald bevorſtehend bezeichnet
werden kann.
Bei der hier immer mehr in Aufnahme kommenden
Kaninchen=
zucht könnte ſich der landwirthſchaftliche Verein ein. wirtliches Verdienſt
durch Einführung von Widderkauinchen Clapins béliers) erwerben, die in
Frankreich bei kunſtgerechter=Maſtung eine Schwere bis zu 20 Pfd. erreichen.
- Bei der heule abgekaltenen Verſteigerung der ſtädtiſchen Bau= in der Kiesſtraße wurde für die Eckplatze ein Meiſtgebot von 44 fl.
per ⬜Klftr. für die andern ein ſolches von 30½ fl. und 34½ fl. per
⬜Klftr. erzielt. Der Zuſchlag wurde ertheilt. Für das Eckhaus ſammt
zugehörigem Bauplatz iſt ein gegen die letzte Verſteigerung höheres Gebot:
nicht erzielt worden und vermochte der Zuſchlag nicht ertheilt zu werden.
Unter den polizeilich als gefunden bezeichneten Gegenſtänden
wird ein Handwerksburſche vermißt, der völlig betrunken in der Ochſengaſſe
Donnerſtag Nachmittag gefunden und unter zuhlreicher jugendlicher
Beglei=
tung per Schiebkarren der Polizei uͤberli=fert wurde. Derſelbe wird
voraus=
ſichtlich einige Tagf „in Verwahr des Finders' bleiben.
— Verkauſt wurde das Hrn. Major, v. Heyff gehörige kleine
Wohn=
haus, Dieburgerſtraße, um 4000 fl.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.