Darmstädter Tagblatt 1873


07. März 1873

[  ][ ]

2

Abonnemenispreis
2fl. 48 kr. jährl. inc Bringer=
John. - Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
enigegengenömmen zu z" kr. pro
Quartal incl. Voſicauſichlag und
Beſiellgebühr.

Allergnädigſt privilegirtes
ter Frag=u. Anze
136. Jahrgang.
STTULL

Inſerate
werden angenommen: in Darm=
ſtadt
von der Expedition. Rhein=
traße
Nr. W8, in Beſſungen
von Friedrich Blößer, Friedrich=
ſtraße
Nr. 7. ſowie auswärt
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditionen

Amtſiches Organ
für die Bekanntmachungen des Grofherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

55 47.
1753) Mittwoch den 19. d. Mts., Vor=
mittags
11 Uhr, ſollen auf unſerem Bürcau
4 Bauplätze an der verlängerten Kiesſtraße,
1 Bauplatz an d. verlängertenHeinrichſtraße,
1 Wohnhaus, Eck der verlängerten Hein=
rich
= u. Nieder=Ramſtädter Straße,
unter iden bekannt gemacht werdenden und
bis zum Termin ſammt Plänen bei uns
offen liegenden Bedingungen auf dem Weg
der Verſteigerung öffentlich vergeben werden.
Darmſtadt, den 5. März 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
1754) Zur Anlicferung der Uniformen
für des ſtädtiſche Octroi=Aufſichtsperſonal
werden Submiſſionen bis Mittwoch den
12. d. Mts., Vormittags 12 Uhr, ent=
gegen
genommen. Dieſe Lieferungsangebote
müſſen auf von uns bezogenes Formular
geſchrieben und mit Tuchproben belegt ſein.
Die übrigen Bedingungen ſind bei uns ein=
zuſehen
. Darmſtadt, den 5. März 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.

Bekanntmachung.
Mittwoch den 12. d. M., Vormittags
10 Uhr, ſoll:
1) die Anfertigung und Auiſiellung 2er
ſchmiedeiſernen Träger, aus Winkel= und
Flacheiſen conſiruirt, im Geſammtgewicht
von ca. 4000 Kilogramm; ſowie
2) die Lieferung gewalzter Träger im
Geſammtgewicht von ca. 17,500 Kilogramm
auf dem Soumiſſionsweg vergeben werden.
Voranſchlag, Zeichnungen und Bedingun=
gen
liegen bei der unterzeichneten Stelle
zur Einſicht offen. woſelbſt auch die Sou=
miſſionsofferten
, für die beiden Lieferungen
getrennt, bis zum genannten Termin einzu
eichen ſind.
Darmſtadt, 3. März 1873.
Stadtbauamt Darmſtadt.
1702)
Hechler.

Faſſeleber=Verſteigerung.
Mantag den 10. März 1873, Vormit=
tags
11 Uhr, ſoll ein der Gemeinde ge=
höriger
, gut gehaltener Faſſeleber auf dem
Rathhauſe dahier verſteigert werden.
Gräfenhauſen, am 5. März 1873.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Gräfenhauſen
1755)
Langendorf.

Freitag den 7. Mär=

L873.

1756)

Saalbau Darmſtadt.

Die bei dem inneren Ausbau des Saalbaues dahier vorkomwenden Glaſer=,
Schreiner=, Schloſſer=, Weißbinder=Arbeiten und Lieferungen ſollen auf
dem Submiſſionswege vergeben werden, und zwar:
3693 fl. 4 kr.
Glaſerarbeit im Betrag von
13596 fl. 47 kr.
Schreinerarbeit
6859 fl.
kr.
Schloſſerarbeit
9719 fl. 36 kr.
Weißbinderarheit

Lieſerungen von Abtrittröhren und Oeſen

1015 fl. kr.

Summa 34883 fl. 27 kr.
Voranſchlag, Bedingungen und Zeichnungen ſind vom 12. März anfangend drei
Tage lang auf dem Büreau des unterzeichneten Architekten von Morgens 8 bis Mittags
12 Uhr offen gelegt.
Die Submiſſionsofferten ſind verſiegelt mit der Aufſchrift: Submiſion für die
Arbeiten für den Ausbau des Saalbaues dahieru ver=
Uebernahme von
ſehen bis längſtens den 14. März Abends 6 Uhr in den auf dem Büreau befindlichen
Submiſſionskaſten einzulegen.

Darmſtadt, den 5. März 1873.

Der ausführende Architekt:
C. Harres.!

Ligueure- & OpirituosenHandlung.
von
179)
20
C. H. HuberaSohme in Darmstadt,
Hof=Lieſeranten Jr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Heſſen u. bei Rhein,
empfichlt:

Chartreuse, grün ≈ gelb,
Benedietine,
Elixir de Spa,
Tannhäuser,
Weynand & Fockings
Curaçao. Anisette, Mocca & Cherry
brandy in Krügen und Flaschen,
Aechte franzbsische Liqueure & Crémes
aus diversen Pabrilcen, als:
Anisette, Curaçao Vanille, Rose
Mocea, Eau dor, Aenthe, Noyeaux,
Chocolade, Persicot, Citrone,
Marasquin ſin 6 verschiedenen Grössen).
J. A. Eilka's Kümmel,
f. Underberg's Bonecamp of Maagbitter,
JI. Dronven'e Wahrer Jacob.

Reisterwurz in Krügen,

N. O. Bernkard's
Anis, Calmus, Kümmel. u. Pfeffer-
münz
-Liqueure,
Curagao, Vaville, Anisette, Menthe
Rose,
Wachholder, Kümmel, Enzian &am;
Galzburgerbitter,
Apenkräuterbitter in ½, u. ¼ Plaschen.
Arae,
Rum,
Gin cordial &a; old tom,
Généver Holland,
Wisky Highland, Irish & Seotceh
Cognac v. Geo Sayer in Cognac,
Kirschwasser, Franzbranntwein.

Allash, Alkennes, Cassis de Dijon, Bouquet de Martinique
Haraschino di Lara von firolamo Fuxardo in lara.
Alle Sorten
Punsch-Essenze von Selner, Frank, Schröter, Kaufmann ete. ete.
91

[ ][  ][ ]

332

47.

180)

Hlehie Compau's Heisch.-Mhrasi
aus PRAT-BEnTos (ud-Amerika).

Höchste Auszeichnung bei den Ausstellungen
Paris 1867- Havre 1868- Imsterdam 1869- Hoscau 1872
Ivon 1872 - Paris 1872.
wenn jeder Topf untenstehende Unterschritten trägt
und aut der Etiquette der Name J. v. HEblE in blauer
dur ächt,
Parbe aufgedruckt ist.

C.CL.,

Aiizlzæ.
Engros Lager bei dem Correspondenten der Gesellschaft:
Herrn E. Hereh in Darmstadt.

Zu haben in Darmstadt bei den Herren:
Emannel Fuld, Kirchstrasse,
C. H. Huber a Sönne, Elisabethenstr.14,
fteorg Liebig Sohn, Louisenstrasse,
Wük. Hanck, Ballonplatz 5.
Finn
Mirz-;.el Acxx.
e-.
A
¾

100 HIIO
feine importirteHavanna=Cigarren
Mile ThIr. 30. - Probekiſt=
chen
zu 50 u. 100 Stück werden gegen
Einſendung oder Nachnahme von 1½ und
3 Thlr. verſandt durch das
Cigarreu=Engros=Geſchäft von
Th. Lanho & Co. in Hannover.
Nichtconvenirendes wird umgetauſcht.
1706)
Blumentiſche
und Blumenſtänder empfichlt billigſt
L. C. Hebberling,
7 Alexanderſtraße 7.

G. P. Poth, Casinostrasse 12,
Jacob Röhrich Wtwe., Sandstrasse 10,
E. Seriba, Apotheker, Kirchstrasse 25½b
Wüh. Hensel in Bessungen.

1711) Herr Gärtner Schmidt, zu=
nächſt
dem Friedhofe, hat Lärchen= Baum=
ſtangen
in Commiſſion für mich zu verkaufen.
Joh. Stüber IV. in Nieder=Beerbach.
1662) Gr
andhölzer,
unübertreffliche, 90r in Papier 36 fl.
do. 95r in Spahnſchachtel 44 fl. do.
75r 41 fl. per 1000 Pack ab Hürnberg,
Kiſte frei bei L. Ringler, Glockenhofftraße.
E1735) Getragene Herrenkleider und ein
feiner Infanterie=Säbel iſt zu verkaufen.
5 Arheilgerſtraße Nr. 27d.

Erische Rheinsalmen
1757) empfiehlt
Jacab Röhrich,

Hof=Lieferant.

Eine Buchbinderei
mit guter Kundſchaft iſt Familien= Verhält=
niſſe
halber zu verkaufen; darauf Reflec=
tirende
belieben ihre Adreſſe unter der
Chiffre W. R. 123 poste restante Frank.
ſurt a. H. abzugeben.
[1758
5 ſhine Treppe aus Eichenholz iſt zu
S.
3 L verkaufen. Wo? ſagt die Exped.

bei

Süße Bratbückinge
Lac0b Röhrioh,
Hof=Lieferant.

1761) Ein Garten. fünfviertel Morgen,
auf der Roſenhöhe gelegen, iſt zu verkaufen
oder zu vermiethen. Zu erfragen Heidel=
bergerſtraße
Nr. 4.

Vermiethungen.
639) Karlsſtraße 8 iſt im 3ten Stock
rechts ein möblirtes Zimmer bis Anfang
März zu vermiethen.
1599) Ein ſchönes möblirtes Zimmer,
15. März beziehbar. Beſſ. Karlsſtr. 3.
1674)
Bickenbach.
Ein vollſtändiges Logis iſt an eine ruhige
Familie zu vermiethen u. gleich zu beziehen.

Vermiſchte Nachrichten.
2 Oedes t. Amt, jeder Geſchäftsmann,
2) zahlloſe Private ſind heutzutage
kann und wann genöthigt, Anzeigen in den
jedesmaligem Zwecke entſprechenden Zeitungen
zu veröffentlichen. Zu ſolchen Füllen eu=
pfiehlt
es ſich die Vermittlung der als ſolid
und diseret bekannten Süddeutſchen
Aunoncen=Cxpedition von E. Stöok-
hardt
(in Darmſtadt Vertreter: Herr
Jos. Waitz. Firma Würtz'ſche Buchhand=
lung
) in Anſpruch zu nehmen, welche bei
Original=Zeitungspreiſen keinerlei Speſen,
weder Porto noch Proviſion, in Anrechnung
bringt.
1692) Zu kaufen geſucht in
hieſiger Stadt oder nächſter Um=
gebung
gegen Baarzahlung:

EIIl SIßhey,
beſtehend entweder in einem
frei und geſund gelegenen Wohn=
haus
von 15-18 Zimmern in
bequemer Einrichtung und maſ=
ſiver
Bauart, nebſt großem
Garten oder Baumhof, oder
ſauch beſtehend in einem kleinen
Landgütchen in nahem und leich=
tem
Verkehr mit der Stadt.
Gefäll. Franco=Offerten unter
Chiffre C. E. 321 nehmen die
Herren Haasenstein & Jogler,
Annoneen-Expedition in Cöln,
Hochstrasse 15b entgegen.

1744)


Kunſtgenoſſenſchaft.

Samſtag den 8. März 1873.
Berathung über die von Seiten der Kunſigenoſſenſchaft wegen Erbaung eines
Gebäudes für die Kunſiſammlungen zu thuenden Schritte, im Anſchluß an die von der
Großherzoglichen Regierung angekündigte Vorlage.
Um zahlreiche Betheiligung wird ergebenſt erſucht.
Der Vorſtand.

1719)

Geſchäfts=Uebergabe.
Ich zeige hiermit ergebenſt an, daß ich die von mir ſeit langen Jahren geführte
Leihbibliothek an Herrn Augusk Glaser käuflich abgetreten habe und bitte das mir
geſchenkte Wohlwollen gütigſt auf meinen Nachfolger übertragen zu wollen.
J. H. Slüber No.

Auf Vorſtehendes Bezug nehmend empfehle ich mich dem gehrten Publilun
beſtens und werde bemüht ſein, den geſtellt werdenden Anforderungen nach Kräften zu
entſprechen. Von Donnerſtag den 6. März an befindet ſich die Leihbibliothek in
meinem bisherigen Geſchäftslokal Eliſabethenſtraße Nr. 5.
Zugleich bemerke ich, daß ich auch den Verkauf der
ſtädtiſchen Armenkaſſen=Rechnungen und ſtädtiſchen Rückvergütungs=Rechnungen
übernommen habe.
August GlaSOT.
1762) Ein Hausmädchen, welches perfekt 421763) Ein Auslaufer wird geſucht.
waſchen, bügeln und ſerviren kann, wird auf
C. M. Kühn'ſche Buchhandlung.
Oſtern geſucht. Promenadeſtraße 47.
Comptoir: Mathildenplatz 3.

[ ][  ][ ]

Kxr.
Freitag den 7. März. Montag den 10., Mittwoch den 12. 1765) Ich zeige meinen geehrten Kunden
1745) und Montag den 17. März Abends 7 Uhr
im Saale des Gaſthofes zur Traube:
Dier naturwiſſenſchaftliche Experimental-
Portrage
von dem Phyſiker C. Amberg.
PROOIR AAIL.
Freitag den 7. März. Einleitende Experimente - Hydrogen und Oeygen
ihre Verbindungen - das Drumond'ſche Kalk= und Magneſium=Licht. Hiexauf
Aſtronomie: Die Syſteme bis zu Copernicus - die Erde, der Mond und ſeine Land=
ſchaften
Mondfinſterniſſe - die Planeten - ihre Eigenthümlichkeiten - Größen=
verhältniſſe
. - Zum Schluß: Optiſche Unterhaltung.
Montag den 10. März. Aſtronomie 2. Theil. Ebbe und Fluth. - Son=
nenfinſterniß
und die Protuberanzen der Sonne - Zodiakallicht Kometen Schia=
parellis
ueue Hypotheſe über die Sternſchnuppen - Sternbilder Nebelflecke-
Eigebniſſe der Spectral=Analyſe. - Hierauf: Nordiſche Mythologie. Ein Cyelus
plaſtiſcher Darſtellungen nach der Edda von W. Engelhardt.
Mittwoch den 12. März. Galvanismus. - Electromagnetismus - In=
ductionseElectricität
Geisler'ſche Röhren - Fluorescenz Objective Darſtellung
der Spectral=Analyſe, Erzeugung der characteriſtiſchen farbigen Linien, ſowie der Frauen=
hofer'ſchen
Linie D.
Montag den 17. März. Vom Schall, die intereſſanteſten Experimente der
Akuſtik. Verſuch unter der Lufipumpe - Reflexion durch lgroße Hohlſpiegel. Die
Sirenen nach Seebeck und Profeſſor Dove. Sichtbarmachen der Knoten und Bäuche
ſchwingender Saiten durch eleetriſche Ströme und Spectralfarben. - Chladnis Klang=
figuren
Pfeife nach König - die Obertöne.
Die ſingenden Flammen, ſie ge=
horchen
der menſchlichen Stimme - Interferenz. Opliſche Darſtelluug der Schwing=
ungscurven
von Stimmgabeln durch electriſches Licht (Methode nach Lissajous)
die empfindliche nach den Tönen einer Spieluhr und dem Ticken einer Taſcheunhr,
tanzende Gasflamme.
Billets zum Sperrſitz 1fl. 30., unnummerirten Stuhl 1 fl., ſowie Abonnements
für alle vier Abende, Sperrſitz 4 fl. 30, unnummerirten Stuhk 3 fl. ſind in der
Buchhandlung von Arnold Bergſträßer, ſowie Abends 6 Uhr an der Caſſe zu haben.

1720) Manufactur= und Kurzwaaren=
Handlungen en gros & en detail, die
einen Lehrling aus guter Familie in Lehre,
Koſt und Wohnung zu nehmen geneigt ſind,
belieben ihre Offerten franco an die Exp.
d. Bl. unter Nr. 1720 gelangen zu laſſen.
551721) Es können braven Mädchen gute
Stellen nachgewieſen werden
auf dem Dienſtboten=Büreau von
Hargaretha Diehl,
Beſſungen, Kirchſtraße Nr. 34.
1764) Eine Frau empfiehlt ſich im Wa=
ſchen
und Butzen. Nieder=Ramſtädterſtr. 21.

1722) Für 2 Damen wird eine Wohnung
von 4 Zimmern, Küche ꝛc. auf Anſang Juni
zu miethen geſucht. Näheres verlängerte
Heinrichſtraße 58.

(Ein braver, gewandter Burſche, der
O
8 1 Garten= und Hausarbeit verſteht,
wird nach auswärts in Dienſt geſucht.
Näheres Promenade 58 parterre.

1749) Von meinem Bauplatz in der
Hügelſtraße kann gute Gartenerde unent=/
geldlich abgefahren werden.
E. Harres, Architelt.,

333
hiermit an. daß ich nicht mehr Schulſtraße,
ſondern Kiesſtraße Nr. 8 wohne und
ſehe ihrem Wohlwollen freundlichſt entgegen.
Ludwig Ettenſperger,
Schuhmachermeiſter.
Kutſcher=Geſuch.
1760 Ein tüchtiger, bra=
ver
Kutſcher wird gegen
guten Lohn und freie
Wohnung von einer
auswärtigen Herrſchaft
ſofort geſucht. Näheres
in der Exp. d. Bl.
1767)
Geſucht.
2-3000 Gulden als erſte Hypothel
gegen gerichtliche Sicherheit.
Von wem? ſagt die Exp.
1768)
Geſucht
für ein einzelnes Frauenzimmer ein kleines
Logis von Stube, Kabinet, Küche - wo
möglich gleicher Erde.
Eliſabethenſtraße Nr. 30.
1769) Gefunden eine ſilberne Broſch
und ein Uhrenpendel.
Näheres Rheinſtraße Nr. 31.
1724)
Verloren

eine goldne Damenuhr mit=ſchwarzer
Jettkette Freitag Mittag. Abzugeben gegen
ſ eine gute Belohnung in der Exp. d. Bl.

Großherzogliches Hoftheater.

Freitag 7. März. 11. Vorſt. im 7. Abonn.
Zum Erſtenmal: Das erſte Mittagseſſen. Luſt=
ſpiel
in 1 Akt von Görlitz. Hierauf zum Erſtenmal:
Ein ungeſchliffener Diamant. Luſtſpiel in 1 Akt
nach dem Engl. Zum Schluß: Guten Morgen
Herr Fiſcher. Vandeville in 1 Akt von Friedrich
und Stiegmann. In allen drei Stücken Fräulein
Mathilde Löffler als Gaſt - zum Letztenmal.
Sonntag 9. März. 12. Vorſt. im 7. Abonn.:
Die Hugenotten. Große Oper in 5 Atten mit
Baller; Muſik von Meyerbeer. Anſang 6 Uhr.
Sonntagspreiſe.

In den Caſematten Magdeburgs.
Von Levin Schücking.

Fortſetzung.)
Der Officier nahm, als das Mädchen ſich entfernt hatte,
das zerriſſene Stück Papier, welches ſie ihm gebracht, aus der
Bruſttaſche, und nachdem er ſich wieder auf ſeine Matratze nieder=
gelaſſen
, holte er die andern Papierſtücke, welche wir in ſeinem
Beſitz ſahen, hervor, ordnete ſie und füllte eine der Lücken mit
dem eben erhaltenen Fragment, das vortrefflich hinein paßte.
Dann nahm er die frühere Arbeit wieder auf und vervollſtändigte
die im Lederfutter ſeiner Mütze angebrachte Zeichnung=

2.
Um Mittag kamen die Gefangenen von der Arbeit zurück.
Es waren ihrer vielleicht vier= oder fünfhundert. Die große
Caſematte wurde von dieſer Menge von Menſchen von einem
Ende bis zum andern angefüllt. Eine Weile ſpäter wurden
große Kübel gebracht, aus denen die Mittagsſuppe für die Ge=

fangenen geſchöpft wurde. So ſtürmiſche Scenen ſich früher
mitunter bei dieſem größten Tages=Ereigniſſe im Leben der
Gefangenen entwickelt hatten, ſo ruhig und ungeſtört verlief es
jetzt unter der Aufſicht des Lieutenants von Frohn, der, wie Saul
unter dem Volke Gottes, um eine Kopfeslänge die Uebrigen über=
ragend
, mitten zwiſchen den Herandrängenden ſtand, und ſie mit
ſeiner gebieteriſchen Stimme in einem Reſpect hielt, den die auf=
marſchirte
Wachmannſchaft und die austheilenden Feldwebel oder
Unterofficiere weit entfernt waren, zu finden.
Halb oder nur zum Viertheil geſättigt, ſtreckten ſich dann
die Meiſten auf ihre Streu hin, oder drängten ſich in Gruppen
zuſammen, in denen entweder irgend ein Spaßmacher, oder auch
ein Spiel Karten, oder ein von den italieniſchen, in Südtyrol
rekrutirten Leuten eingeſührtes Morraſpiel den Mittelpunkt der
Unterhaltung bildete.
Frohn war eine Weile auf= und abgeſchritten, hatte hier
und dort dem Geſpräche der Leute gelauſchk, dann ſich auf ſeine
Matratze geſetzt und hier eine Zeit lang den Kopf ſinnend auf
die Hand geſtützt. Plötzlich ſtand er auf und einem vierſchrötigen

[ ][  ]


334
Obderennſer Landeskind, das ſich eben in einigen derben Flüchen
über die ſchwüle, drückende Luft in der menſchenerfüllten Caſe=
matte
ergoß, winkend, ſagte er:
Wenn Ihm ſo heiß iſt, Arlebacher, ſo ſteig Er dort ins
Luftloch hinein, da hat Er die Friſche aus der erſten Hard!
Möcht' ſchon, verſetzte der Mann, s is a Sekatur in
dem Qualm hier ... aber die Andern leiden's halt nit, daß i
8 ihza verſperr:.
Ich befeh's Ihm!
Und weßhalb ?-
Darnach hat Er nicht zu fragen. Mach Er ſich hinein.
Der Mann gehorchte; er legte ſich mit ſeinem ganzen breiten
Leibe in das Luftloch und ſog ſehr vefriedigt die friſchere, dort
einſtrömende Atmoſphäre ein.
Bevor noch die Oppoſition der nächſt Stehenden oder Liegen=
den
gegen dieſe ordnungwidrige Verkümmerung des Allen gemein=
ſamen
Licht= und Luftquantums laut wurde, gab Frohn mit
flüſternder Stimme weitere Befehle:
Zehn Mann hierhin, in meine Eckel- ſagte er. Die vier
ſtärkſten heben mir da, neben der Mauer die Steine aus dem
Boden aus. Die ſechs andern nehmen die Steine und den Schutt
in Empfang und verbergen Alles unter dem Stroh. Kommt
eine Runde oder eine Inſpection in die Caſematte herein, ſo
treten die übrigen Leute ſo in der Mitte derſelben zuſammen, daß
Niemand ſieht, was hier am Ende vorgeht. Habt Ihr ver=
ſtanden
?-
Die Leute verlangten nichts Beſſeres, als in einer ſolchen
Arbeit einen kleinen Zeitvertreib zu finden.
Ihr dürft nicht das leiſeſte Geräuſch machen, damit die
Schildwache draußen nichts hört! Dafür, daß ſie nicht herein=
ſchauen
kann, ſorgt der Arlebacher mit ſeinem breiten Rücken.
Wie geſcheidt der Kerl iſt uu verſetzte Frohn. Rein, Sepp,
mit den Nägeln gehts freilich nicht! aber damit mein' ich, gehr's u
Bei dieſen Worten zog er aus ſeiner Matratze die zwei Hälften
eines in der Mitte durchgebrochenen eiſernen Ladeſtocks, die beide
ſcharf abgeſchliffen waren, dann den einen Schenkel einer ſchweren
Schneiderſcheere und endlich einen großen roſtigen Schiffsnagel,
wenigſtens ſo lang wie eine Männeryand, hervor.
Da iſt ja ein ganzes Zeughaus,- flüſterte Sepp, während
Frohn die Werzeuge austheilte.
Das Wiener mit der alten Türkenkette iſt halt nichts da=
gegen
, lachte ein Anderer.
Für uns allerdings iſt dies wichtiger, ſiel der Officier
ein - nun macht Euch an die Arbeit
Sie gehorchten und zwar ſo eifrig, daß trotz der unvollkom=
menen
Werkzeuge die kleinen Steinplatten, welche den Boden
bildeten, auf einer etwa vier Quadratſchuh großen Fläche bald
beſeitigt waren. Unter ihnen fand ſich Bauſchutt, der, in Mörtel
gelegt, einen feſten und ſchwerer zu beſeitigenden Boden bildete,
um ſo mehr, als man nur leiſe und alles Geräuſch vermeidend
daran brechen und wühlen durfte. Die acht eifrig und mit
geſpannten Sehnen daran arbeitenden Arme wurden aber im
Verlaufe etwa einer Stunde auch damit fertig und fanden in
einer Tiefe von zwei Fuß den reinen Sand.
Fortſ. folgt)
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt 7. März. Das Großh. Rgierungsblatt Nr. 7. vom
5. März. enthält: 1) Verordnung. die Advocatur=Gebühren in den Pro=
vinzen
Starkenburg und Oberheſſen betreffend. 2) Bekanntmachung Gr.
Miniſteriums des Gr. Hauſes und des Aeußern, die Polizei= und Gebuhren=
Ordnung für den Haſen zu Worms betreffend. - 3) Dienſtnachrichten,
worunter die Ernennung des Johannes Adam Fey von Darmſtadt zum
Subſtituten der Gerichtsdiener bei dem Stadtgerichte Darmſtadt; ſowie die
Ernennung der Kanzliſten bei der Kanzlei der Direction der Main=Neckar=
Eiſenbahn, Friedrich Rullmann und Johannes Jacob Röttger zu Re=
giſtratur
=Aſſiſtenten bei der Regiſtratur der Direction dieſer Eiſenbahn.
In der Großh. Münze ſind bis jetzt im Ganzen 265484 Zehn=
markſtücke
= 2654,840 Mark = 1548656 fl. 40 kr. geprägt worden.
Hiervon wurden pro 1872, nämlich in den beiden Wochen vom 8. bis
14. Dec. und vom 29. December bis 4. Januar 29800 Stück, ferner im
Jahr 1873 und zwar in den Wochen vom 5. Januar bis 1. März,
235681 Stück - 2356,810 Mark - 1374823 fl. 40 kr. gepräat. - Die
im Jahre 1872 in der Großh. Münze geprägten Zwanzigmarkſtücke beliefen
ſich auf 183352 Stück - 3667040 Mart =2139,106 fl. 40 kr. und
Redaction und Verlag: L. C.

A7.
ſind hiernach an Reichsgoldmünzen überhaupt bis zum 1. März
d. J. im Ganzen 6321,800 Mark = 3687763 fl. 20 kr. daſelbſt ge=
prägt
worden.
(D. 2.)
Am 5. März feierte der Großh. Bürgermeiſter Fuchs
ſeinen 78. Geburtstag. Zahlreiche Gratulationen gaben von der allſeitigen
Achtung und Verehrung Zeugniß, deren ſich derſelbe erfreut.
An neueſten Immobilien=Verlauſen ſind zu verzeichnen: Verkauf
des Rentner Beſſunger'ſchen Gartens zuzüglich des von Herrn Vierbrauer
Winter hierzu erworbenen Geländeſtreiſens an Kaufmann H. Bodenheimer
hier um 24,000 fl.; ſodann des Geh. Rath Dr. Goldmann'ſchen Hauſes,
verlängerte Eliſabethenſtraße, an Herrn Maſchinen=Fabrikanten Jordan
um 32,000 fl.
- In Folge eines neuen Reglements Großh. Hoftheater=
Direction findet ſeit geſtern der Verkauf der Tagesbillets für Vor=
ſtellungen
an Wochentagen und im Abonnement nur noch in der Theater=
hauptkaſſe
im Palais (Wilhelminenſtraße) von 10 bis 12 Uhr Vormittags
ſtatt. Im Theater=Gebäude werden nur noch Billets fuͤr Sonn= und Feier=
tags
=Vorſtellungen, ſowie für ſolche mit aufgehobenem Abonnement verkauft.
Selbſtverſtaͤndlich findet der Verkauf von Billets an der Theatereaſſe
Abends nach wie vor ſtatt.
In Eberſtadt ließen zur Arbeit gehende Eltern ein ſechs= und
ein dreijähriges Knäbchen allein. Der größere Junge verſuchte das kleinere
Kind mit dem behufs größerer Wirkſamkeit glühend gemachten Feuerhaken
zwiſchen die Beinchen fahrend. vom Boden aufzuziehen und verbrannte das
arme Kind derart, daß es unter furchtbaren Schmerzen am Sterben liegt.
Am 5. März. verſchied einen Tag vor ſeinem 78. Ge=
burtstag
- der Großh. Wildmeiſter Habich auf dem Einſiedel. Der
Verblichene bewahrte bis zu ſeinem Ende eine ſeltene Geiſtesfriſche und
war ein durch ſſein Erzählungstalent land= und ſtadtbekannter allbeliebter
Mann. der ſich, wie ſelten Jemand eines großen und wohlwollenden
Freundes= und Bekanntenkreiſes zu erfreuen hatte.

Gartenbauverein in Darmſtadt.
In Nr. 24 dieſes Blattes vom 4. Februar d. J. iſt auf einen von
C. Becker in Jüterbogk dargeſtellten Leim aufmerkſam gemacht, welcher ſeine
Klebkraft mindeſtens 3 Wochen lang behält, ſo daß der Anſtrich der zum
Schutze gegen den Froſtnachtſchmetterling an die Obſtbaͤume befeſtig=
ten
Papierſtreifen höchſtens einmal erneuert werden muß. Wie dort ange=
kuͤndigt
zeigte in der Monatsverſammlung vom 5. Februar der Herr Präſident
einen mit dieſem Leime beſtrichenen Papierſtreifen vor, auf welchem ſich nicht
allein Weibchen dieſes Schmetterlings, ſondern auch eine Menge anderer
Inſecten gefangen hatten, und der, obgleich ſchon im October beſtrichen, an
einzelnen Stellen noch klebte, ſerner Exemplare des Schmetterlings, ſeiner
Raupe und anderen Inſecten in verſchiedenen Stadien der Entwickelung
und einen von Raupen zerfreſſenen Zweig. Da die Zuſammenſetzung
dieſes Leims noch Geheimniß des Erfinders iſt, ſo wurde beſchloſſen, eine
Büchſe davon auf Koſten des Vereins anzuſchaffen und einem Mitgliede
zur Anſtellung von Proben zu übermitteln. Bei dieſer Gelegenheit, gab
ein anderes Mitglied nochmals ein bereits früher empfohlenes Recept zu
einem ſolchen Leim. Verſelbe wird in der Weiſe bereitet, daß 5 Gewichts=
theile
Rüböl und 1 Theil Schweineſchmalz zuſammen bis auf 3¾ eingekocht
und alsdann ein Theil dicker Terpentin und 1 Theil Colophonium zugeſetzt
werden. In dieſer Verſammlung wurde weiter eine von dem Präſidenten
entworfene Eingabe an den hieſigen Stadtvorſtand genehmigt, worin um
Anordnung geeigneter Maßregeln zum Schutze der Gräber und Anlagen
auf dem Friedhof gebeten wird. Letzterer zühlt zu den beſuchteſten und be=
deutendſten
Gartenanlagen der Stadt, es werden auf dieſe Anlagen alljähr=
lich
beträchtliche Summen von den Intereſſenten verwendet und muß es
dieſe mit tiefem Schmerz erfüllen, wenn ſie von frevelnder Hand die Blumen
gebrochen, die Pflanzen geraubt und die Gräber verunglimpft finden. Die
Klagen über ſolche Beſchädigungen werden immer häufiger und hielt ſich
daher der Verein für verpflichtet, auf die höchſt wirkfame Art des Schutzes
hinzuweiſen, welche durch die neue Friedhofordnung in Frankfurt a. M.
eingeführt wurde. In dieſer iſt zum Beiſpiel beſtimmt, daß Niemand etwas
aus dem Friedhof verbringen oder nur das Geringſte mit hinaus nehmen
darf und ſind die Gärtner und ihre Gehülfen, welche bei der Arbeit Arm=
binden
mit ihrem reſp. ihres Principales Namen tragen müſſen, der ſchärf=
ſten
Controle unterworfen. Es wurde ferner ein Vortrag über Cultur
der Roſen, insbeſondere Auswahl, Pflanzung und Behandlung der Wild=
linge
gehalten, an welcher ſich eine Discuſſion der Frage, in wie weit die
Manettiroſe als Unterlage für unſere Gegend zu empfehlen ſei, anſchloß.
Man war darin einig. daß dieſelbe zu niedriger Veredlung benutzt werden
könne und wegen ihrer leichten Vermehrung für den Handelsgaͤrtner uner=
ſetztlich
ſei, daß aber zu Hochſtämmen nur die hierzuland am häufigſten
wild vorkommende Hundsroſe zu verwenden ſei. Gegen den Roſenpilz
wurde Tabakslauge empfohlen. Eine weitere Anfrage wegen Benutzung
des geſchoſſenen Salats wurde dahin beantwortet, daß aus den Stengeln
ein ſehr ſchmackhaftes Gemüſe nach Art des Blumenkohles bereitet werden
koͤnne, wozu ſich am beſten der Sachſenhäuſer Sommerendivie eigene.- So=
dann
wurde noch die in neuerer Zeit beſtrittene Circulation des Pflanzen=
ſaftes
, der Schutz der Saatbeete gegen Erdflöhe durch Beſchatten mit Fichten=
reiſern
und Benetzen mit Waſſer, die Vertilgung der Stachelbeerrupe durch
Wegnehmen der oberen Erdſchichte (2 Zoll) unter den Stöcken im Herbſte
und Umgeben der letzteren mit Gerberlohe, ſowie endlich das Ausputzen
der Kronen zum Schutze der Bäume gegen Sturm und Schnee beſprochen.
- Zum Schluß wurde aus der Zeitſchrift für Obſt= und Weinbau über
einige gute Kaſtanienſorten und eine Kirſchenausſteinmaſchine referirt. -h.

Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.