Darmstädter Tagblatt 1873


17. Januar 1873

[  ][ ]

Allergnädigſt privilegirtes


Gr UibfLeAzxt a1 dA-Ae erieiMe==Aldlt.

136. Jahrgang.

Monnementopreis
2fl. 48 kr. jährl. incL. Bringer=
lohn
. - Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
entgegengenommen zu 59 kr. pro
Quartal incl. Poſtaufſchlag und

Beſtellgebühr.

BAILTBLI

Inſerat=
werden
angenmmen; in Dah m=
ſtadt
von der Expedition, Rhein=
ſtraße
Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Blößer, Friedrich=
ſtraße
Nr. 7. ſowie auſwäris
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großherzoglichen Kreisamtes Darmſtadt.

M 12.

177)

Großh. Hof=Lieferanten.

Freitag den 17. Januar

1873.

Feilgebotenes.
Direct importirte
Babana-Cigarren
in reicher Auswahl vorräthig bei
C. H. Huber & Söhne,

371) Ein Haus, gut ren=
tirend
, mit frequenter Bier=
Wirthſchaft u. Reſtauration
iſt Familienverhältniſſe hal=
ver
zu verkaufen. Franko=
Offerten sub Chiffre W6241
efördert die Annoncen=
pxpedition
von Rordolf
Aosse in Frankſurt a. M
390) 52 Pfund erſt neu gekauftes
Ofenrohr iſt ganz oder getrennt zu ver=
kaufen
. Große Kaplaneigaſſe Nr. 7.
S3
(Ein gebrauchter 6½ octav. Flügel
E, preiswürdig abzugeben.
Rheinſtraße 17 parterre.
Vermiethungen.
8658) Ein lleiner Laden ohne Woh=
nung
am 17. Februar 1873 zu vermiethen.
H. Noack, Ludwigsplatz Nr. 1
3 (Fin neu möbl. Zimmer für 1 auch
3 C2 Herren iſt auf Januar oder
ſogleich zu vermiethen, Brandgaſſe Nr. 16,
zegenüber der Realſchule.
375) Rheinſtraße Nr. 13 iſt im Hinter=
hauſe
eine Wohnung, beſtehend aus 3 Zim=
mern
, Cabinet, Küche, Keller und Boden=
kammer
, gegen einen jährlichen Zins von
110 fl. vom 5. März 1873 ab zu vermiethen.
Wegen Einſicht der Wohnung wolle man
ſich an Frau Querner wenden.

392) Ecke der Hügel= und Zimmerſtraße
Nr. 14 parterre eine Wohnung, beſtehend
aus 2 Zimmern nebſt Cabinet, Küche und
übrigen Zubehörungen, an ruhige Leute zu
vermiethen und ſogleich beziehbar.

Vermiſchte Nachrichten.
Sedes t. Amt, jeder Geſchäftsmann,
K ) zahlloſe Private ſind heutzutag=
dann
und wann genöthigt. Anzeigen in den
jedesmaligem Zwecke entſprechenden Zeitungen
zu veröffentlichen. Zu ſolchen Fällen eu=
pfiehlt
es ſich die Vermittlung der als ſolid
und diseret bekannten Süddeutſchen
Annoncen=Expedition von E. Stöck.
hardt (in Darmſtadt Vertreter: Herr
Jos. Waitz. Firma Würtz'ſche Buchhand=
lung
) in Anſpruch zu nehmen, welche bei
Original=Zeitungspreiſen keinerlei Speſen,
weder Porto noch Proviſion, in Anrechnung
bringt.

336) Eine gute Hypothek von circa
1800 fl. wird zu cediren gewünſcht.
Näheres bei der Expedition.
378) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt. Zu
erfragen Langegaſſe Nr. 35.
8 Tüchtige Accidenzſetzer
finden dauernde Condition in Frankfurt
a. M. Franko=Offerten sub Chiffre T6238
befördert die Annoncen=Expedition von
Rudolf Mosse in Frank-
Furk a. M.
380)
Geſucht wird
fur dortigen Platz ein kaufmänniſch gebildeter
Vertreter auch Beamter,
welcher in Eiſenbahn=Verwaltungs=Kreiſen
thätig ſein könnte, zu einer ſtets nur wenige
Stunden beanſpruchenden Beſchäftigung bei
feſter Honorirung. - Gefl. Adreſſen wer=
den
unter Chiffre V. L. 989 an die
Annoncen=Expedition von Haasenstein &
Vogler in Berlin erbeten.

E) 393)
G
Main=Neckar=Eiſenbahn.
14
HA-
Bekanntmachung.
21
4.
T⁄₈

Mit dem 15. d. Mts. ab tritt für die Beförderung von Braun=
kohlen
zwiſchen den Oberheſſiſchen Stationen Grünberg und Lich einerſeits und den
diesſeitigen Stationen Darmſtadt, Auerbach und Heidelberg ſowie der Station
Mannheim andererſeits via Gießen=Frankfurt a. M. ein Specialtarif in
Wirkſamkeit, welcher bei den Güter=Expeditionen eingeſehen und daſelbſtl, ſoweit der
Vorrath reicht, unentgeldlich bezogen werden kann.
Darmſtadt, im Januar 1873.
Direction der Main=Neckar=Eiſenbahn.
CGeeieeeeiegeeggaageaeaeeie
2 Generalverſammlung der Beſſ. Turngemeinde/
S
Samſtag den 18. Januar 1873 Abends 8 Uhr
S
8 in dem vorderen Lokal des Gaſtwirths Ph. Weinmann.
Tagesordnung:
8
1) Rechnungsablage pro 1872.
0
2) Verathung der Statuten,
H
3) Wahl des Vorſtands und Schiedsgerichts.
2 NB. Alle Mitglieder werden gebeten, recht zahlreich zu erſcheinen.
S284
Der Vorſtand.
voooeaaaageaueoegaaueaoooo,
21

[ ][  ][ ]

72

R12.
Der Reſidenzkalender für 1873
iſt auf unſerm Comptoir zu 12 kr, ver Stück zu haben.
I. C. Wittich'ſche Hoſbuchdruckerei.
404)
Steinkohlenbezugs=Verein Friede.
General=Verſammlung
Samſtag den 18. l. Mts. Abends 8 Uhr im Gartenſale der Reſtauration
Dietz, Grafenſtraße 39.
394)
Geſangverein Liedertafel:
Die auf Samſtag den 18. Januar feſtgeſtellte Abendunterhaltung fällt vorerſt aus.
Der Vorſtand.
ce
Bestauration Hehd yzum Rosengarten.
Samſtag den 18. Januar Metzelſuppe, wobei einen guten Wein und ein
ausgezeichnetes Glas Bier verabreichen werde. Hierzu ladet freundlichſt ein
395)
Ph. Held.

396) Für das Bismark=Stipendium in Straßburg ſind fernere Beitäage
eingegangen von:
Hr. Miniſter Hofmann zu Darmſtadt 20 fl. Dr. Rieger daſ. 5 fl. Hofger.
Advocat Köhler I. daſ. 3 fl. 30. Paul Diehm daſ. 5 fl. Profeſſor Dr. A. Hüffel
daſ. 5 fl. 15. Oberſtlieutenant Bickel daſ. 1 fl. 45. Prälat Zimmermann 1 fl.
J.. r 1 fl. Ober=Rechuungsrath Heß 5 fl Geh. Finanzrath Seederer 5 fl.
Dr. Th. Hofmann 3 fl. 30. Aſſeſſor Weyland 3 fl. F. G. Bepler 5 fl. Hofger.=
Adv. Breidenbach 5 fl. Miniſterialrath L. Hallwachs 10 fl. Dr. Ernſt Bedker 5 fl.
Georg Karp, Uhrmacher, 3 fl. Geh. Oberſteuerrath Wayner 10 fl. Buchhändler
Buchner 1 fl. 45. Baurath Prof. Dr. Sonne 5 fl. Studiojus Meſſel 4 fl. 40.
Pfarrer Heumann zu Dornheim 3 fl. 30. G. A. Stein 25 fl. A. Bergſträßer 3fl.130
Steinkohlenhändler Gg. Schneider 1 fl. 45. Weinhändler F. C. Walz 2 fl. Kurz=
waarenhändler
H. Stade 1 fl. 45. Chr. Krätzinger 1 fl. 45. A. Bernhardt 1 fl.
P. Berbenich 2 fl. E. Zernin 3 fl. 30. Janus Ward Hoby 2 fl. Profeſſor Kohl=
rauſch
3 fl. 30. Profeſſor Schäffer 3 fl. 30. Dr. C. Thiel 3 fl. 30. Dr. H.
Wagner 3 fl. 30. Dr. R. R. Werner 3 fl. 32. Dr. Leopold Dippel 3 fl. 30.
Zuſammen 177fl. 10. Hierzu früher eingegangene 783 fl. 5. Zuſammen 960 fl. 15,
dereu Gegenwerth 105 mit Thlr. 848. 21. 6. am 31. Dezember 1872 dem
Schatzmeiſter des Berliner Comite's ausbezahlt worden iſt.
Zur Entgegennahme weiterer Beitrüge ſind ſämmtliche Mitglieder des Comite's
bereit, insbejondere die Herren:
A. Bergſträßer, Rheinſtraße 6.
Aug. Klingelhöffer, Eliſabethenſtraße.

K. Calmberg, Marktplatz I.
G. Karp, Uhrmacher.

W. Schulz, Eliſabethenſtraße.
Th. Wendelſtadt, Promenadeſtrafe 11.

ſEinladung zum Abonnement auf das Groß=Gerauer
Kreisblatt.
Das Groß=Gerauer Kreisblatt, Organ des Großh. Kreisamtes und
ſämmtlicher Behörden des Kreiſes, beginnt mit 1873 ſeinen 24. Jahrgang
und wird auch in dieſem Jahre unverändert erſcheinen und den Intereſſen des Kreiſes dienen.
Das Groß=Gerauer Kreisblatt erfreut ſich ſowohl in dem Kreiſe ſelbſt, als auch
in den Orten der angrenzenden Kreiſe und der preußiſchen Provinz Heſſen=Naſſau der
größten Verbreitung und iſt den Annoncen und Bekanntmachungen in demſelben die
lohnendſte Verbreitung geſichert. Es wird3diez3ſpaltige Petitzeile oder deren Raum
mit 3 Kr. und bei Annoncen, wo die Expedition Auskunft ertheilt, mit 4 Kr. berechnet.
Deu Preis des Blattes ſind wir durch erhöhten Transport und Colportage,
ſowie durch bedeutenden Aufſchlag des Papieres, genöthigt, für den Kreis
Groß=Gerau auf 40 Kr. pr. Jahr feſtzuſetzen. Durch die Poſt bezogen, tritt der übliche
Poſtaufſchlag hinzu. Alle Poſtexpeditionen des Deutſchen Reiches nehmen Beſtellungen
darauf an.
(397
Goß=Gerau. im Decmber 1872.
Die Expedition.

5 (Vegen Neujahr iſt in einem Laden
E 1 dahier ein ziemlich neuer grün=
ſeidener
Regenſchirm ſtehen geblieben.
Man bittet, denſelben Nieder=Ramſtädten
Straße 15 eine Treppe hoch abzugeben.

399) Am 13. Abends fiel aus dem Hauſe
Nr. 15 in der Marktſtraße ein kleiner rother
Teppich auf die Straße. Der redliche
Finder wird um Zurückgabe daſelbſt gegen
eine gute Belohnung gebeten.

8 Gartenbau=Verein.
Das in der letzten Monatsverſammlung
beſprochene Abendeſſen der Vereinsmitglieder
findet morgen Samſtag den 18. Januar
Abends 8 Uhr im Gaſthof zum Prinz Carl
ſtatt.
R. Noack.

Haar=Einkauf.
Diejenigen Frauen, welche Haare zu ver=
kaufen
wünſchen, wollen ſich in Darmſtadt,
Mainzer Hof, Ochſengaſſe, Zimmer Nr. 6,
den 16. 17. und 18. Januar melden; für
wenig ausgeſchnittene Haare oder die ſich
künſtlich von dem Rückſcheitel herausſchneiden
laſſen ohne etwas zu erkennen wird von
1 fl. bis 20 fl. gezahlt; auf Verlangen
werden auch die Wohnungen beſucht.
Eduard Wohrysek,
Haarhändler, Böhmen.
385)
386) Ein braves Mädchen, das kochen
und alle Hausarbeit verſteht, wird gegen
guten Lohn zu einer einzelnen Dame ſogleich
in Dienſt geſucht.
Grafenſtraße 29 dritter Stock.

387)
Verloren
am Montag ein braun=ſeidener Regen=
ſchirm
ohne Griff von der Ernſt=Ludwigſtraße
in die Rheinſtraße.
Abzugeben gegen eine gute Belohnung
Promenadeſtraße 5.

388)
Verloren.
Dienſtag Mittag verlor ein Dienſtmäd=
chen
von der Poſt bis in die. Ludwigſtraße
ein Portemonnaie mit 10 fl. Der redliche
Finder wird gebeten, daſelbe gegen eine
Belohnung in der Exp. d. Bl. abzugeben.
401) ) Eine Frau nimmt Laufdienſte an.
Langegaſſe Nr. 13.

402) Eine Wittwe, welche ſehr geübt iſt
im Bügeln, ſucht in und außer dem Hauſe
Beſchäftigung. Zu erfragen Carlſtraße 19
Vorderhaus parterre.

403 ) Durch eine Gabe an die Klein=
kinderſchule
hat ſich wegen der Neujahrs=
Gratulationsbeſuche ferner entſchuldigt:
Herr Schreger.
Darmſtadt, den 16. Januar 1873.
Der Vorſtand der Kleinkinderſchul=

In dem Großherzoglichen Holzmagazin
vird abgegeben:
per Raummeter.
buchen Scheidholz L. Claſſe 6 fl. 40 kr.
kiefern
4 fl. 40 kr.
Der an den Ueberbringer für einen Raum=
meter
zu zahlende Fuhrlohn beträgt für
Darmſtadt und Beſſungen 18 kr.
Beſtelltage: Dienſtag, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Renkamt Darmſtadt.
Hauſer.

[ ][  ][ ]

73

A12.
E. Wir machen auf das eben erſchienene Werk aufmerkſam:
Plutonismus und Bulkanismus in der Periode von 1863-1872 und ihre Beziehungen zu den
Erdbeben im Rheingebiet. Auf Grund der neueſten Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen Forſchung
und mit Bexückſichtigung von mehr als Lauſend Erdbeben und Bulkanausbrüchen
dargeſtellt von Ferdinand Dieffenbach. Darmſtadt, G. Jonghaus'ſche Hofbuchhandlung.
Verlag, 1873. Preis 54 kr. 15 Sgr.
Die in allgemein verſtaͤndlicher Sprache geſchriebene Schriſt verfolgt einen ſtreng wiſſen=
ſchaftlichen
Zweck. Sie verſucht es durch eine Unterſuchung der plutoniſchen und vulkaniſchen Er=
ſcheinungen
der letzten Jahre, insbeſondere derjenigen des Rheingebiets, und durch eine Vergleichung
dieſer letzteren mit der Geſammtheit namentlich durch den Nachweis des ſynehroniſtiſchen Zu=
ſammenhanges
, welcher zwiſchen den einzelnen Erdbeben beſieht, einen gemeinſamen Urſprung
für alle dieſe Erſcheinungen darzuthun. Richtung und Bewegungsſchwindigkeit der rheiniſchen Erd=
ſtöße
laſſen für Süd= und Mitteleuropa auf ein gemeinſames Centrum, als welches Oberitalien zu be=
trachten
iſt, ſchließen. Von dieſem Centrum aus kehren die Erdbeben in beſtimmten Perioden wieder.
Es läßt ſich eine Periodicität der Erdbeben nicht allein ie nach den Jahreszeiten, ſondern auch
bei längeren Erdbebenperioden, wie in Groß=Gerau, eine tägliche Periodicität, ein tägliches Maximum
der Erſcheinung nachweiſen. Was die Jahreszeit anlangt, ſo herrſchen im Rheingebiet die Erſchütte=
rungen
des Herbſtes und Winters vor. In den Tropenländern ſind dagegen die Erdbeben in anderer
Weiſe aufgetreten. Nach Tabellen, welche der Verfaſſer ſeit 1869 geführt hat, herrſchen, theilt man
die Erde in zwei Theile ein, deren einer den Raum zwiſchen dem 400 nördlicher und dem 400 jüd=
licher
Breite, der andere aber alles übrige umfaßt, in den heißen Monaten die Erdbeben
der heißen Zonen, in den kalten die Erdbeben in gemäßigteren Klimaten vor.
Es treten für das ſeuerflüiſige Erdinnere Perioden der Ruhe, aber auch Perioden unge=
wohnlicher
Thätigkeit ein, welche letztere nach Jahre und Jahrhunderte langer Zwiſchenräumen auf=
treten
. Alles läßt darauf ſchließen, daß wir uns in den letzten Jahren in einer
ſolchen Periode befanden. Ihr Anfang fällt in das Jahr 1868, ihr Abſchluß iſt für Europa
durch die große Veſuveruption bezeichnet. Für das Jahr 1069 ergeben z. B. die Zuſammen=
ſtellungen
des Verfaſſers 379 Erdbeben und 18 größere Bulkanausbrüche.
Die Frage, ob dem Monde ein Einfluß auf die plutoniſchen und vulkaniſchen Erſcheinungen
zugeſtanden werden könne, wird ausjührlich erörtert. Zunächſt wird durch phyſikaliſche Gründe dar=
gethan
, daß es unmöglich iſt, plutoniſche Fluthen in gewöhnlichen Fällen als Urſachen anzuſehen,
wohl aber könne der Einfluß von Mond und Sonne, wenn die Bedingungen dazu bereits vorhanden
ſeien, die plutoniſche Thätigkeit erwecken. Hierfür ſprechen die Ergebniſſe der Stutiſtik, in=
ſoweit
es ſich um die Beobachtung längerer Erdbebenperioden handelt, So ergibt ſich in Groß=Gerau
und Reichenbach ein evidentes Vorwiegen und eine Zunahme der Heſtigkeit der Erſcheinungen um die
Zeit des Neumonds und Perigäums. Auch die von Palinieri am Veſuv gemachten Beobachtungen
ſtimmen hiermit überein. Führt man die Veranlaſſung des Auftretens der Erdbeben auf ſideriſche
Einflüſſe zurück, ſo erklären ſich hierdurch auch die Analogien, die zwiſchen den an den Meeresküſten
liegenden Tropenländern das Erdbeben öfter begleitenden Flutherſcheinungen und der durch den Mond
erzeugten Fluth beſtehen; es werden uns eine Menge von Erſcheinungen verſtändlich, für welche wir
bisher keinen Erklärungsgrund fanden, wie z. B. die Thatſache, daß Erdbeben in ſehr vielen Fällen
von bedeutenden Bewegungen der Atmosphäre und von elektriſchen Erſcheinungen hegleitet ſind. Alle
dieſe Fragen ſind in der vorliegenden Schriſt ausführlich erörtert und zum Beleg hierfür ein ſtatiſti=
ſches
Material beigefügt, wie es nicht reichhaltiger gewünſcht werden kann. Rach dem Datum geordnet,
ſind die Erdbeben zuſammengeſtellt und die jeweilige Stellung des Mondes bezeichnet. Eine beſondere
Rubrik iſt den Erdbeben im Rheingebiete zugewieſen. Es ergibt ſich nun, daß jeweilen um die
Leit des Neumonds und Perigäums oder des Vollmondes, die plutoniſchen Erſcheinungen eine Zu=
nahme
zeigen und ausgebreitetere heftigere Erdbeben und Bulkanausbrüche, mit denen gewöhnlich ein
Wiederauftauchen der Groß=Gerauer und Reichenbacher Erdbeben zuſammenſällt, ſtattfinden und ferner,
daß wir in den Erdbeben im Rheingebiet nur den Reflex einer großartigen
plutoniſchen Kraftäußerung vor uns haben, die ſich anderwaͤrts in ihrer vollen
Macht üußerte.

Annoncen

in sämmtliche Blätter des In-
und Auslandes werden prompt
und zu Originalpreisen beför-
dert
durch die officielle Leitungs-
Agentur von
D. Frenz in Mainz,
grosse Emmeransstrasse 18.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 17. Jan. Abonnement guspendu,
Benefiz für Herrn Regiſſeur Butterweck: Die
Schweſtern von Prag. Komiſches Singſpiel in
2 Akten; Muſik von Wenzel Müller. Hierauf
zum Erſtenmale: Die Polka vor Gericht. Car=
nevals
=Ballet, arrangirt von Siems.
Sonntag, 19 Jan. 15. Vorſt. im 5. Ab.
Tannhäuſer und der Sängerkrieg auf Wartburg.
Romantiſche Oper mit Ballet in 3 Akten; von
Richard Wagner. Sonntagspreiſe.
Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß,
geöffnet Sonntag von 11-1 Uhr, Dienſtag. Mitt=
woch
. Donnerſtag und Freitag von 11-12 Uhr.
Großh. Hofbibliothel im Schloß, geöffnet täg=
lich
von 9-12 Uhr Vormittags und ſautzer Samſtag)
von 2-4 Uhr Nachmittags.
Sparlaſſe. Zahltage Montag, Dienſtag, Donner=
tag
, Freitag von 9-12 Uhr Vormittags. Jeden
Dienſtag von 2- 4Uhr Nachmittags werden die Spar=
kaſſebüchelchen
gegen die Interimsſcheine ausgegeben.
Darmſtädter Volksbank, eingetragene Ge=
noſſenſchaft
, verbunden, mit Spar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden täglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Elnlage ausgeſertigt.
Spar= und Leihlaſſe in Beſſungen, Carlsſtraße
Nro. 2. Zahltage Dienſtag und Camſtag von
8-12 Uhr Vormittags.

Ein Lebensbild.
Von 8.

Fortſetzung.)
Weun er nun todt wäre? Keinen Augenblick kam ein
Zweifel an der Redlichkeit ihres Karl's in der Seele des Mäd=
chens
aufl Wohl hatten die Nachbarn und Gevatterinnen darauf
angeſpielt, daß die entlaſſenen Reſerven alle längſt zurück und
wieder in Arbeit ſeien, bis auf den Heilsberger, den Zimmer=
geſellen
Krauſe. Lenchen hörte das an, ohne an die Möglichkeit
zu denken, daß Karl nicht heimkehren wolle. Die älteſte Waſch=
frau
von der Intendantur=Räthin, die Rettlauer, hatte ihr er=
zählt
, daß der Bäcker, der mit Karl in einer Garde=Compagnie
geſtanden, längſt wieder bei der Madame Bohlius als zweiter
Geſelle arbeite. Herr Jaques Coeur hatte ſie mehr als einmal
nach ihrem Liebſten gefragt und ſie recht mitleidig dabei mit
ſeinen ſchwarzen Augen angeſehen. Der Glaube an Karl's Treue
war unerſchütterlich in der Seele des Mädchens, aber tauſend
ängſtliche Gedanken fingen an, ſie zu verfolgen, und eine unbe=
ſtimmte
Ahnung ſchweren Leids lag bleiern auf ihrer Bruſt,
So hatte ſie den Chriſtabend herangeſehnt und gehofft, und ſie
putzte nun das Bäumchen, legte die Sachen für ihr Kind hübſch
zurecht auf der großen Kiſte und horchte mit ſchlagendem Herzen,
mit geſpannten Nerven. Sie horchte vergebens! Es kamen
noch Leute in den Keller, die Aepfel, Nüſſe, Zwiebeln und der=
gleichen
verlangten, überall brannten ſchon die Weihnachtslichter,

länger konnte ſie ihr Jungchen auch nicht warten laſſen, und ſo
zündete fie denn an, mit bebendem Herzen, mit zitternden Händen.
Sie ſah den Jubel des Kindes. Ja, und ſie freute ſich
deſſelben, ſo ſehr ihr armes Herz auch durch Sorge und Unge=
wißheit
litt, die Freude des Kleinen ließ ſie - wenn auch nicht
vergeſſen, doch breitete ſie gleichſam einen roſigen Schleier über
den ſchwarzen Abgrund ihrer traurigen Gedanken.
Die kleinen Lichtchen erloſchen, das lachende Kind ward
müde, die Mutterhand eutkleidete es wie immer, gab ihm das
Lämmchen mit dem weichen, wollenen Fließ in's Bett mit, das
er ſo beſonders in ſein kleines Herz geſchloſſen, und dann ſetzte
ſie ſich hin und weinte, weinte ſo bitter, ſo ſchmerzlich, wie nur
ein Weib weinen kann, das langſam die Hoffnung auf ſein Glück
verwelken ſieht.
Am Chriſtmorgen kam Herr Jaques Coeur. Er hatte
Abends in einer großen Geſellſchaft bei Baumeiſters aufzuwarten
und war geſtern in einer andern im Hauſe des Polizei=Directors
geweſen. Er ſetzte ſich auf den beſten Stuhl, den Lenchen ihm
vor das flammende Kaminfeuer hinſchob, an dem ſie eben ein
Töpſchen Brühe kochte, zum Feiertagseſſen für ſich und das Kind.
Weiſſen Sie ſchon, Mamſell Ellene zu fragte er theilneh=
mend
. - Was ſoll ich wiſſen Zu rief ſie mit zitternder Lippe,
nwas iſt mit Karl geſchehen?u Der Franzoſe zuckte die
Achſel. Das eben kein Menſch weiſſen', ſagte er, geſtern man
geſpreckt davon bei die Director, ick haben gehört Karl Krauſe
haben geerbt von ein Verwandten viel Geld, ſchrecklich viel Geld,

[ ][  ]

74
haben bekommen ausgezahlt noch bei Reckiment in Karde, haben
gequittirt darüber ſind von Berlin entlaſſen zur Reſerve, ſind
verſchollen, ganz und kar, kein Menſch weiß, wo keblieben. Nach=
ragen
kekommen von Gericht, von der Erbſchaft, noch kleine
Nachzahlung zu machen, aber nix, ganz weg, aus alle Welt ver=
chwunden
.- Lenchen hörte mit bebenden Lippen zu. Beim Po=
lizei
=Director haben Sie das gehört, Mosjeh Jaques Coeur ?
Oui, geſter½u - Ich danke Ihnen, ſagte das Mädchen. Der
Franzoſe ging. Sie zog ihr Löpfchen Speiſe aus der Gluth,
band ſich ihren dünnen Mantel um, hüllte ihr Kind warm ein,
nahm es an die Hand und ging nach dem Friedrich=Wilhelms=
Platz zum Herrn Polizei=Director.
Der alte Bediente, der ſie kannte, - wer in Elbing kannte
das hübſche, fleißige Frauenzimmer nicht, das ſo gute Waare zu
verkaufen hatte? - ging, ſie bei dem Herrn zu melden und
öffnete ihr die Thür. Der gefürchtete Beamte ſaß vor einem
Tiſch mit Papieren und Büchern und blickte mit großen, glän=
zenden
Augen auf die Eintretende.
k5 Niemand durfte ſich ſcheuen, ſie anzuſehen, Helene war
hübſch genug, daß alle Könige der Welt ſie anſehen konnten.
War ihre Kleidung auch einfach und ärmlich, ſo war ſie doch
von der ſcrupulöſeſten Sauberkeit Sie war jtzt vierundzwanzig
Jahre alt und in der vollſten weiblichen Blüthe und Entfaltung,
und das Kind, das ſie liebevoll an der Hand hielt, ſah in ſeiner
netten, reinlichen Kleidung geradezu wie ein Engelchen aus. O
wie gut, wem Gott die rechte Gewalt gab! Der Herr Polizei=
Director hatte, wie jedermann, ſchon durch den bloßen Anblick
ein günſtiges Vorurtheil für Lenchen. Was wunſchen Sie,
meine Liebe ?u fragte er mit vieler Höflichkeit.
Ihre Stimme zitterte, aber ſie nahm ihr Herz in ihre
Hände und ſagte ſo ruhig wie möglich: Herr Director, nehmen
es nicht ungütig, ich wünſchte zu wiſſen, was aus dem entlaſſe=
nen
Gardiſten, dem Zimmergeſellen Karl Krauſe, geworden ſein
mag.; Welch ein Intereſſe haben Sie daran?- fragte der
Beamte. Eine heiße, brennende Röthe lief einen Augenblick über
ihr ſchönes, verſtändiges Geſicht aber es war nur einen
Augenblick, dann bückte ſie ſich, hob ihren Knaben auf den Arm
und ſagte kaut und ohne zu ſtocken: Dies iſt ſein Kind, Herr
Director, und ich bin des Kindes Mutter. Es lag etwas echt
Weibliches, ja wahrhaft Edles in der einfachen Handlung des
jungen Weibes, das dem Director, einem Manne, gewöhnt, ſeine
ſcharfen Augen möglichſt tief in's Innere der Menſchen zu ſen=
ken
, unwillkürlich Theilnahme für ſie einflößte.
Was ich Ihnen mittheilen kann, iſt für Sie nicht erfreu=
lich
. Der Mann, den Sie nennen, wird von Gerichtswegen ge=
ſucht
und iſt bereits ſeit zwei Monaten gänzlich verſchollen und
verſchwunden. - So iſt er todt Zu ſprach Leuchen mit leiſer,
wehmüthiger Stimme, denn lebend wäre er zu mir und ſeinem
Kinde zurückgekehrt. Nun, ſo ganz gewiß iſt das wohl noch
nicht;, entgegnete der Director. Der Karl Krauſe hat eine
Erbſchaft von fünfhundert Thalern gemacht und ausgezahlt er=
halten
, und es iſt ſehr möglich, daß er im Beſitz von ſo vielem
Gelde die Welt zu ſehen beabſichtigt. Man hat in Neufahr=
waſſer
einen Menſchen geſehen, deſſen Signalement ziemlich mit
dem des Krauſe übereinſtimmt und dieſer hat ſich nach Amerika
eingeſchifft. Sie ſchüttelte traurig den Kopf. Er iſt todt,
Herr Director, ich kenne ihn beſſer. Er iſt nicht mehr auf
dieſer Welt, ſonſt wäre er bei mir und meinem Kinde. - Herr
Director, man hat ihn beraubt und ermordet!
Der Polizeimann lächelte ein wenig, doch ſeine Theilnahme
an dem Mädchen ward durch den feſten Glauben Lenchen's eher
geſteigert als vermindert. Nur ein edles Gemüth iſt fähig, ſo
feſt wie Leuchen zu vertrauen. Das ſchöne, fleißige, tüchtige
Weib, von dem er nur Gutes wußte, rührte das Herz des Be=
amten
recht innig. Mein liebes Kind;, ſagte er, nachdem er
ſie einige Augenblicke ſchweigend betrachtet, nauf welche Weiſe
auch der Vater Ihres Kindes unſichtbar geworden iſt, immer
haben Sie wahrſcheinlich die Ausſicht verloren, daß er Sie in
der Erhaltung und Erziehung deſſelben unterſtützen werde. Sie
ſcheinen eine ſehr ordentliche und tüchtige Perſon zu ſein, und

R12.
ich habe herzliches Mitleid mit Ihnen, kann ich Ihnen mit et=
was
Geld-"
(Fortſ. folgt.)
Mittheilungen aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Jan. S. K. H. des Großherzog haben den Land=
gerichts
=Aſſeſſor und Bezirksſtrafrichter Wilhelm Pfannmüller in
Ortenberg zum Hofgerichtsrath bei dem Hofgerichte der Provinz Oberheſſen;
den Staatsanwalt=Subſtitut Ludwig Jöckel in Ortenberg zum Staats=
anwalt
=Subſtitut bei dem Bezirksſtrafgericht Alsfeld; den Staatsanwalt=
Subſtitut Heinrich Gebhardt in Alsfeld zum Landgerichts=Aſſeſſor in
Alsſeld; den Bezirksſtrafgerichts=Secretär Moritz Kattrein in Ortenberg
zum Bezirksſtrafgerichts=Secretär in Alsfeld und den Bezirksſtrafgerichts=
Secretär Theodor Amend in Alsfeld zum Landgerichts=Aſſeſſor in
Ortenberg ernannt.
S. K. H. der Prinz Arthur von England iſt am 15. d. Mts.
Abends hier angekommen und im Palais JJ. GK. HH. des Prinzen und
der Prinzeſſin Ludwig abgeſtiegen. Der Beſuch J. KK. H. der Frau
Kronprinzeſſin des Deutſchen Reiches und von Preußen wurde am 16 d.
Mts. erwartet.
D. B.)
Von bei der zweiten Kammer weiter eingegangenen
Anträgen ſind zu bemerken: Der der Abggeordneten Dumont und
Oechsner auf Errichtung einer höheren Handelsſchule in Mainz; Wadjack
und Ellenberger auf Errichtung einer Landes=Creditanſtalt (Erneuerung des
von Abg. Kraft im vor. Landtag geſtellten Antrags); Wadſack, Büchner
und Stephan auf Ermäßigung der Grundſteuer; Möllinaer auf Aufhebung
des Geſetzes vom 14. Aug. 1867, die Aufbringung der Koſten für das zur
Erbauung von Eiſenbahnen erforderliche Gelände: Edinger die Erbauung
eines Landdammes von der baieriſchen Schleuße bis zum hohen Land im
Liebfrauenſtiſt zu Worms.
Der Gr. Münzmedailleur, Profeſſor Chriſtian Schnitzſpahn
dahier, iſt von der Sct. Petersburger Kaiſerlichen Akademie der Künſte zu
ihrem Ehrenmitgliede ernannt worden.
Im Jahre 1872 wurden bei der evang. Civilgemeinde hieſiger
Stadt geboren 1) eheliche Kinder 352 Knaben lebenb, 20 todt, 349 Mäd=
chen
lebend, 15 todt: 2) uneheliche Kinder 31 Knaben lebend, 10 todt,
46 Mädchen lebend, 5 todt. Summe aller Geburten 828. - Geſtorben
ſind: Kinder unter 14 Jahren 154 männlichen, 121 weiblichen Geſchlechts;
Perſonen über 14 Jahren 159 männlichen, 185 weiblichen Geſchlechts.
Summe aller Geſtorbenen 619. Getraut wurden 170 hieſige Paare. H. V.
Hrn. Geh. Hofrath Leſcher wurde am 15. ds. von einer Anzahl
Mitglieder des Großh Hoftheaters in Anerkennung ſeines langiährigen
Wirkens und zum Andenten ein ſilberner Pokal nebſt Widmung und ein
Lorbeerkranz überreicht.
Herr Hofmaurer Riedlinger hat von der Firma Blumenthal
und Co. eine Reihe von, nächſt der Lutz'ſchen Maſchinenfabrik belegnen
Bauplätzen käuflich erworben, um darauf 12 kleinere Wohnhäuſer in einer
Fronte zu erbauen.
Am vorigen Sonntag machte Frau Kaufmann M. ihrem 4 jährigen
Knäbchen das Vergnügen, es auf dem ſtadtbekannten Eſel die Ludwigshöhe
hinaufreiten zu laſſen. Plötzlich wurde Langohr ſcheu und rannte in voller
Carriere mit dem Kinde durch. Alles Suchen half nichts, bis am Abend
der Eſel in Folge eignen freiwilligen Entſchluſſes reumüthig von ſelbſt
zurückkehrte, den angeſchnallten kleinen Reiter wohlerhalten auf dem
Rücken tragend.
Die in der Stadt verbreitete Nachricht des Verkaufs des Nafiziger=
ſchen
Guts um 90,000 fl. an die Herren Schloſſermeiſter S. und Weiß=
bindermeiſter
E. war eine verfrühte, indem ſich wohl der Verkäuſer, aber
nicht die Käufer zur Kaufnotul=Errichtung eingefunden hatten.
Mainz, 16. Januar. Aus der Ueberſicht der Einnahmen an Octroi=
ꝛc. Gebühren iſt erſichtlich daß im abgelauſenen Jahr 1872 an Octroi
gegen das Jahr 1871 weniger eingenommen worden ſind: 49.354 fl. 45 kr.
Den Hauptausfall lieferten Eßwaaren mit 19.454 fl. und Brennſachen
mit 29373 fl. Die um die Hälfte herabgeſetzte Gebühr für Steinkohlen
trägt mit dem gelinden Winter hierzu bei. Die Geſammt=Einnahme an
Octroi betrug im Jahr 1872 241,126 fl. 37 kr.
Worms, 12. Januar. Die Civilſtands=Regiſter unſerer Stadt weiſen
nach, daß in dem abgelaufenen Jahre 1872 dahier 662 Geburten ſtatt=
fanden
, darunter 333 männlichen und 329 weiblichen Geſchlechts ſtodtge=
boren
wurden 38. wovon 25 männlichen und 13 weiblichen Geſchlechts).
Geſtorben ſind 430 Perſonen 231 männliche und 199 weibliche). Getraut
wurden 74 Paare und 2 Eheſcheidungen wurden vollzogen.
Eingeſandt. Es iſt recht erfreulich daß ein Darmſtädter inz einer
Wiener Zeitung gegen Verläumdungen unſerer Stadt auftrilt, aber den
Anlaß zu ſolchen Angriffen geben doch zuweilen Bewohner Darmſtadt's
elbſt. Wir haben ja ſoeben ein Beiſpiel dieſer Art, da der Vorſchlag des
Verſchönerungs=Verein, Bäume in die Rhein=und Neckar=Straße zu pflanzen
Gegner findet, während alle Städte in neueſter Zeit dergleichen wünſchen.
Dringen ſolche Anſichten in weitere Kreiſe, ſo werden dieſelben ſicher als
alter Zopf einer Kleinſtadt bezeichnet und ſchaden oft dem Ruf einer Stadt
viel mehr als größere Unzuträglichkeiten. Man könnte hier noch darauf
verweiſen, wie wenig anziehend die Ludwigs=Straße in Muͤnchen, trotz
der großen Gebäude iſt, während die Maxmilian=Straße mit ihren Baum=
reihen
reizend erſcheint, und Niemand klagt dort darüber, daß die Bäume
den Läden Nachtheil bringen oder dieſelben verdecken. Auch die alten,
herrlichen Bäume, welche in faſt allen Städten Hollands und Frankreichs
die Straßen zieren, machen einen wohlthuend angenehmen Eindruck und in
denſelben herrſcht auch wohl noch mehr Handel und Wandel als zur Zeit
in unſerer Stadt.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.