Darmstädter Tagblatt 1872


20. Dezember 1872

[  ][ ]

Hergnädigſt privilegirtes
Darmſtädter

Eldein
m Verbindung mit dem Bei=
ordnungsblatt
für den ſKreiß
Darmſtadt, welches Mittwochs,
ausgegeben wird, täglich, außer
Sonntag und Montag.
Abonnementspreis,
inel. des Verordnungsblantes
jührlich 2 fl. 24kr.

1493 j 3zöhsaköt
15
Ms unsnvin in 435rWahrgflich mo i7s zuo avnabübbs nhaintnot us mrunsdh o
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L. u.
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1=. NnſhLss. Juioz u Io=
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vmniE. HMööm Pilsnuoi 5
HInſekatz
lsse u7dh1o3oNS undweidilſlgehonmen su Ddrn

ureed.
für ½ M Hr.

Stadk und Vreis Darmſtadt.

hirde

F. E. sst iſ öm niy ſiOdrgon de Ewedition; Rhein=
nlaifundraße
. Nr. 23. in Beſſungen
von Fkiedrich Blözer, Friedrichs
ſraße N. 7.Jobre Luzwirtz

45 9 n räb ls Mbin allan, helldenp llyogugr.

310 53½

Expeditzonen.
N SAnuzmörése

N S6.

pCel.
LAiläun -unhals-niif *
Freitag den 20. Dezember: nuimzo u 1ja jniha-

9555)
Bekanntmachung. ½½½½
Die Lieferung von Dienſtbekleidungs=Gegenſtänden für etwa 150 Poſt=Unterbeamte
des Bezirks der Kaiſerlichen Oher=Poſt=Direction; in Darmſtadt, beſtehend in Mützen,
Beinkleidern, Dienſtröcken und Paletois, ſoll im Submiſſiönswege; vergeben werden.
Offerten auf die Lieferung dieſer Gegeyflände, welche, in Beſchaffenheit des geſammten.
Materials, namentlich was Güte, Stärke und Fakbe der zu verwendenden Stoffe betrifft,
ferner in Schnitt und in Dauerhaftigkeik und=Güte der Arbeit genau, den ausliegenden
Muſtern entſprechen müſſen, ſind längſtens bis zum 27. Dezember 25. unter.
der Bezeichnung Offerten auf die Lieferung von Dienſtbekleidunge=Gegenſtänden; an,
die Kaiſerliche Ober=Poſt=Direction hierſelbſt ſchriftlich einzureichen. Auswärts wohnende
Submittenten haben ſich hei=Einreichung ihrer Offerten durch Beigabe eines amtlichen
Atteſtes auszuweiſen., Hie. Suhmiſſionsbedingungen können während der Bureauſtunden,
im Bureau der Kaiſerlichen Ober=Poſt=Directiön eingeſehen oder von Letzterer auf fran=
246
kirte Anſuchen bezogen werden.
Die Submittenten werden ſſäteſtehs bis zum 31. Dezember cr. von der Annahme
oder Ablehnung ihrer Offerten in Kenntniß geſetzt.
Darmſtadt, den 16. Dezember 1872.

671 u6 n Der Kaiſerliche Ober=Poſt=Direclor. 30

G4 e e enedes en unenhhien
Deininger.

fuͤf 7.. 6i0 kis
Feilgsbotenesz, d3
vrbirdciAhee,
Nr-SahAEtor,
A11spuiæudwigsplatz '7½
empfiehlh;
4. e

HedicinalLeveithrar,
Bouſaköihöherthräu, pon Dr. de Jongh.
7½
Unzerreißbare Bilderbücher.
Auf Leinwand gedruckt und in Leinwand
gebunden iſindiſolchendas praktiſchſte Geſchenk
für kleine FinderJ-
In gewöhnlichen Bilderbüchern
bietet=gieichfalls, mein Lagepidie größte Aus=
wahl
von 4 kr. per Stück än.
3 Gr. Ge=Kleher,
42. wgaluzrdeinMälbildenpläß 19.

9388)

Hedrlch Shisier, Adiosoat L.

OI.
Henpiehlt: Runifds Jaudet, Pras ide Batania, Firschmasser ächt, Schnaranäler, Cognao st onge;
in feinſten garanzirtnreiuen Qualitäten.
nend ce. en.
nuyhuiFerner; Feine Fiqueuveyals; Mnnangeun in D ½½.
4
Ne. Vra.
Hus; Puitteü, Curagas, Eirseh, Vauille, Caſſe, Pieſſermünz, Füniſth, Anisslls ’Sth .
in gänzen und halben Flaſchen und im Anbruch.,

9n

Gueridontiſche, Mar=
Blumentiſche, Nähtiſche.
Eieltiſche.
mortiſche, Rauchtiſche, Waſchtiſche, Ausziehtiſche empfehlen zu
2r.


n unnad HAEEiBIuie
Weihnachtsgeſchenken
3. 3

Aude= hllae beide nulnsdeoer nn
bei Arm. Schwekkel, neben der Caſernen
9579)

Wilhelminenſtraße,½

.9321) Zwei ſchmiedeiſerne Geſſel für
ffaktlſtereien werdenlverkauftz bei

9580) Zu den hevorffehenden Leiertagen empfehle ich: eine friſche Sendung Bruch=
Chocolade, GeſundheitsVanilles und Gewürz=Chocolade in bekannter guter=Qua
lität. Ebenfalls in-Thee: fein, Peco,mit Blüthen, ſehr guten Souchon, ſchon zu
4 kr. per Loth. Ferner erlaube ich mir aufmerkſam zu machen auf:
4 ½n n
ſeinen ſehr guten Oberingelheimer per
Aechten JamaicaRuu,.
Flaſche 36 kr.,

G
Alten Batavia-Arrao.
Feinste Portnein-P unsch-Pssevs. wül einen feinen Nierſteiner= ſowie Ma=

laga,Madeira, Portwein und
Ananas,
Ann- und Arra=PunschEssenz mit und Bkeerry.
Ge.

ohne Ananas,
Ferner empfeyle ich ein wohl aſiortirtes und jehr abgelagertes Cigarreu=Lager
beftens.
Hch. Georgi Wwe., Wilhelminenſtr. Nr. 10.

Nsl-uinu=Fraüiz. Ihm,Schloſſermeiſter,
ere Isonos mi vsRheinſtraße 28.

l.
Arrac. &a Eum-Punsch-
EssérE, deßgl. Arras u. Rum vorzüglicher
Qualitäl, ſowie Honig=u. Nürnberger
Lebkuchen ſempfiehlt
D. C
zuſtus,

K.
9519½k 1 ½ ſn. an der Stadtkapelle.
pCl.
½2

Rheinſtraße 47 eine Treppe hoch.
331

O(ſin großer zweiſpänniger Packwagen
3V mit Deckel; für Brodtransport ge=
1
eignet, iſt billig zu ve rkaufen. Nähires

[ ][  ][ ]

1260

RS6.
Die Conditorei
von

Friedrich Hichberg, Großh. Hhollieſeraut.

Rheimstrasse 16,
bietet in der diesjährigen Weihnachts=Ausſtellung eine ſehr reiche Aus=
wahl
höchſt eleganter Wiener und Pariser Bonbonièron, feinſtes Chocoladen-dossort
und Pralinon, von der Compagnie Coloniale in Paris, Pruits glaçes, Pondants, ſowie
überhaupt das Neueſte im Gebiete der Conditorei.

Schulſtraße Nr. 3.
Papier=, Zeichnen= u. Schreibmaterialien=Handlung,

ladet zum Beſuche ſeiner

Woihnachts-Ausstellung
freundlichſt ein.
- B7
Insbeſondere empfehle eine große Auswahl Albums, Poeſie=Bücher, Rotiz=8 Bilder=
Bücher, Portemonnaies, Cigarren=Etuis, Thee=, Cigarren=K Handſchuhkaſten,
) Schulmappen,Farbkaſten, Münchener 8 Deutſche Bilderbogen, Modellirbogen,
J Laubſägebogen; Lampenſchirme und ſämmtliche Artikel von . W. Paher, ſowie eine große
(9546
G Anzahl neu angekommene, geſchnitzte Holzwaaren.
9500
Diedel u. So n. Donahnen uaenAdeh. Alekke
=
Waſchtiſchſpiegel empfehlen zu billigen
Spiegel, Raſirſpiegel,
Gebr. Bluum.
Preiſen.
9545) Blatt=und ſchön blühende
großtes Parſumerie-Lager, Tovſpfanzen, Bouquets, Kranze,
Guirlauden von lebenden u. getrockneten
Blumen von den geringſten bis zu den
Schwamm=Lager:
5 Kamm=, Bürſten= und
feinſten. Decorationen zu Hochzeiten,

von

W.Schäſer; Hottheaterfriseur.
Zum Beſuche meiner, Zdurch die neueſten Zuſendungen vervollſtändigten


Petntadte-ASkehund
2

5.
e uese.
Slade ich hiermit ergebenſt ein und mache darauf aufmerkſam, daß ich beim Ein= 3
2 kauf für das Chriſtfeſt meine Sorgfalt auf eine reichhaltige Auswahl der
Kreizendſten Atrappen und Toilettekäſtchen verwendete, die ſich durch ihre 7
Eleganz und Billigkeit zu ganz beſonders gerne geſehenen Weihnachts.
1
2
Ggeſchenken eignen
22
Layer
ſämmtlicher Toilette=, Lurus=, Reiſe= und Gebrauchsartikel.
A. 23. Wilhelminenſtraße 23.
9447

Geſellſchaften u. Sterbfällen beſorgt billigſt
K. Arheilger,
Handelsgaͤrtner. Eoderſſache 29.

Malz-Uxtraet,
längſt bekannt--als vorzüglichſtes Mittel
gegen Huſten, Hals= u. Bruſtbeſchwerden ꝛc.
M. E. mit Eiſen 5 für Blutarme
ꝛc.
Chinin
Kindernahr-Mittel, ausge=
zeichnet
als Erſatz der Muttermilch.
In Darmſtadt zu haben bei
H. Helsheimer,
Wilhelminenſtraße.
9581

[ ][  ][ ]

Rss.

1261

9504

Eett- & SophaaVorlagem in Wolle, Pelüſche u.
üt, holl. Le poichb un aſel Geoen, ſowie Teppiche an
4k empfehlen in großer Auswahl
Gebr. Viavn.

9582) Soeben iſt bei Fr. Brandſtetter in Leipzig erſchienen und zu haben 9584) Zu haben in allen Buchhandlungen:
bei Johs. Waitz Buchhandlung, Ernſt Ludwigſtraße 19.
Gedrängtes aber vollſtändiges
Supp, Gemüſ und Fleiſch.
Ein Kochbuch für bürgerliche Haushaltungen
Fremdwörterbuch
oder leicht verſtändliche Anweiſung, alle

zur
Erklärung aller in der Schrift= oder Umgangsſprache,
in den Heilungen, ſowie in den verſchiedenen bürgerlichen und geſchaͤflichen
Verhältniſſen
vorkommenden fremden Wörter und Redensarten.
Mit genauer Angabe der richtigen Ausſprache.
Ein bequemes Handbuch
fürjeden Standund jedes Alter.
Nach den Anforderungen der neueſten Zeit
bearbeitet von
L. F. L. Moſmann.
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4
A UESTu EAUAN
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reiner Svorzüglicher Qualität.
Ganze, halbe Flaſchen u.offen.

Ferner¾h

Arac, Rum, Bischof Essenz, Cardinal-
Essenz, Orangen & Citronen
empfiehlt

Fried. Schaefer
t6
9583)
Ludwigsplatz 7.
u Aber e;
RbAAye ALLz ganter Auswahl,

Arten von Speiſen und Backwerk billig
und gut zuzubereiten. Nebſt einem
Anhang vom Einmachen der Früchte.
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8o geh. 54 kr.
Daſſelbe cartonirt 1 fl.
Daſſelbe fein geb. in engl. Leinwand fl.l. 12.
v.Der Verkanf von 100,000
Exemplaren ſeit kurzer Zeit iſt
wohl der beſte Beweis ſeiner an=
erkannten
Brauchbarkeit.

H. Reſeda, Winter=Levkojen, Vihurnum,
4
F Häng=Gewächſe, Blattpflanzen und
1
1³4 Bouquets empfiehlt die HandelsgärtnereiF
E von
Peter Wenz,

39585 Beſſunger Hügelſtraße Nr. 16.¾
RTTARRAATAAETAAAAAAA¾
9586) 5 Ohm 1868r rein gehalte
nen Wein werden in kleinen Gebinden
½ und ½ Ohm Promenadeſtraße Nr. 1
abgegeben.

9581) Gerragene Kleider, ſowie Mi=
litür
=Effecten ſind zu verkaufen Arheilger=
ſtraße
27d. rstos M

9588) Puppenſtube mit Einrichtung
billig abzugeben: Caſinoſtraße 7 Manſarde.

Amsterdamer Sehellſische
ſoeben eingetroffen bei.
9589
vormals
G. P. Poth, 1. x. Reuigst

- Vermiethungen.
9050) Ein ſchön möblirtes Zimmer mit
Cabinet, Ausſicht auf die Straße, iſt Stein=
ſtraße
Nr. 24 zu vermiethen.
9590) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
Louiſenſtraße 2 eine Stiege hoch.
9591) Anngſtraße Nr. 38 eine große
Wohnung zu vermiethen.

worunter eine Vermiſchte Nachrichten.

Parthie 8. fl.-empfiehlt
8
A. Hachemburger,

obere
Rheinſtraße.

9522)

Geſchäfts=Uebernahme.

9355) Köchin geſucht.
Eine perfecte Herrſchäfts=Köchin wird
gegen guten Lohn auf Weihnachten geſucht.
Nur Solche, welche ganz gute Zeugniſſe
haben, wollen ſich Neckarſtraße 13, 2. Etage
melden.

Einem geehrten Publikum die ergebene Mittheilung, daß ich mit meinem ſeit
Februar d. J. hier etablirten Cigarren=Geſchäft en gros die von Frau
C. E. Schödler Wtw. übernommene Gpecerei=Handlung verbunden habe.
Es wird mein eifrigſtes Bemühen ſein, durch gute Waare und billige Preiſe ſtets
die volle Zufriedenheit meiner geehrten Abnehmer zu erwerben.
Darmſtadt, im Dezember 1872.
Philipp Garde,
Holzſtraße 2, gegenüber der Brauerei zur Krone.

67
3
E.

Maurerpolier

ein erfahrener, findet gegen lhohen Gehalt
Stelle bei
Gebrüder Forstor
in Offenbach a. M.

[ ][  ]

1262
9592) Für Weihnachtsgaben in
gingen ein: Von Hrn. Kaufmann Zöppritz
tücher. Von Frl. Kuhn 24 Taſſen. Von
Von Frau Weigold in Auerbach 12 Gläſer
Lersner 3 fl. 30 kr. Frau Schädel 3 fl.
Frau Aſſeſſor Gerau 5 fl. Frl. E M. 2

B86.
das Rettungshaus nach Häulein
Stoffe zu Weſten, 3 Taſchentücher, 2 Hals=
Frau Gebhard in Auerbach 12 Gläſer.
Von Frau Beck 3 fl. 30 kr. : Frau von
Frau Rechnungsrath Reuling 1 fl. 45 kr.
Bücher. Hrn. W. H. 1 Buch.

9593) Freitag den 20. dſs. Fiſcheſſen,
wozu höflichſt einladet
E. Ph Ricolai, Soderſtraße 50

8695) Promenade Nr. 13 par=
terre
iſt ein ſehr elegant möblirtes
Zimmer mit Cabinet ſofort zu vermiethen.

Erwiderung.
3
Die in dem Mittwochs=Blatte enthaltene
Anvonce des Vörſtaͤndes der=Schuhmacher=
Genoſſenſchaftz enthält; eine grobe Ver=
leumdung
und habe ich bereits gegen den
Vorſitzenden Anklage erhoben
A. Kammler.

Darmſtädter hiſtoriſche=Klernigkkiteu.
Mitgetheilt von W.

Nr. 99. Darmſtadt vor 200 Jahren,
7ob
(Schluß.)
Zur Kennzeichnung der öffentlichen, Zuſtände in unſerer
Stadt vor 200 Jahren liefert uns ein. Actenſtück Intereſſaͤnte
Beiträge, welche die Wünſche der Väter der Stadt dem Landes=
herrn
gegenüber ausſpricht und begründef, und dieſelben der von
dem Landgrafen ernannten Commiſſion zur Abſtellung der Stadt=
gebrechen
! vorgelegt wurde.
Die 1. Klage betrifft die Weinzäpferei, die wir ſchön
in einer früheren Nummer berührt haßen und deßwegen hier
übergehen.
½5½
Die 2. Klage nimmt ſich der Bierbrauer in der Stadt
an, die durch das Einhringen öönnLändbier in ihrem Erwerb
Abbruch erlitten. Da wird dargethan, daß die draußen auf dem
Land viel beſſer daran thäten, ihre wüſten Felder zu bauen, als
Bier zu ſieden, und daß es wünſchenswerth wäre, daß den Land=
branern
das Einführen ihres Biers in die Stadt verboten werde.
In Bezug auf die Bierzäpferei wäre aber auch eine ſtrengere
Aufſicht auf den früher ſchon erwähnten Scheuerhof (der
jetzige Traube) zu führen, in dem fürſtliche Brauerei war. wo
der Zapfer bey allerhand angeſtelltem Spiel und dem ohne das
über der Menſchen Sünden ſehr erzürnten eyfrigen Gott vorab
zu dieſen Zeiten großer Kriegesplagen, nicht gefällige Ueppigkeit
an Sonn= und Werktag vor und nach der Predigten ſo viel Bier
verzapfet, darneben Wirthſchaft mit Wein und Bier treibet, und
herberget, mithin die zur Wolluſt geneigte Leute haufenweis hinaus
an ſich ziehet, eben an den Ort, wo ſie notorie Ding, Kälber
und Zankhändel verüben mögen, welche in der Stadt nicht ſo
bequem, ſondern für unehrbar Sünd und Schand gehalten und
die gehörigen Strafen und mitunter laufenden Gartendiebereien
vertuſchet werden.
Die 3. Klage bezieht ſich auf die hauſirenden aus=
wärtigen
Krämer, von denen geſagt wird, daß ihnen denen
Gänglern, Welſchen, Frantzoſen, Saphohern u. dgl. fremden un=
nützen
und verdächtigen Leuten nachgeſehen werde, in den Wochen
und zu Wochenmärkten mit ihrem am Hals und ufm' Rücken
oder vor ſich ostiatim umtragenden Waaren zu hauſiren Es
wurde gebeten dieſes die Einwohnern ſchädigende Hauſiren zu
verbieten, zumal wahrgenommen werde, daß ſich ſolch fremd
Geſindel daneben aufs Betteln legen Es wird weiter geſagt:
Es wurd zwar von Leuten vorgegeben, man bekäme jehands
von ſolchen Leuten ein Ding etwas wohlfeiler, denken aber nicht,
daß ſolche Vaganten keinem Herrn Schoß u. Zins geben/ lieder=
liche
Waaren umtragen, betteln und wohl Reichs= u. Landſpione
ſind, daß der Gewinn etlicher Heller dem laſtbaren Bürger und
Mitchriſten, zu dem publico viel Schaden bringt.

Eine andere Klage geht gegen das Brennen von Frucht=
branntwein
, der in denen guten Weinlanden zu verbieteu
und durch Weinhefe=Brantwein zu erſetzen ſei, denn es ſei Sünde
die lieben Eßfrüchte zu verbrennen.
Eine andere Klage ging gegen den Oberſchultheiß, der das
Maß u. Gewicht nicht durch geſchworne Leute anfertigen laſſe,
ſondern der ſie ſelbſt herſtelle zu ſeinem Nutzen, ja gar Ellen
auf offenem Markttag durch ſeinen Gerichtsdiener machen und
verkaufen laſſe.
Wieder ein anderer Punkt betraf die Juden, die nicht in
den Städten wohnen dürften, um ihres allerhand nachtheiligen
Handels willen; denen aber nun Vorſchub geleiſtet werde durch

die demj Davjd Jud= gegebene Erlaubniß, in des Junkers Wolf
v. Tödtenwark Gartenhäus vor dem Arheilger Thor (das jetzige
Mauer=Spital) wohnen zu dürfen, wodurch andere Juden hierher
gezogen würden und ſich in Gärten und Weingärten zugreifiſch
ertappen laſſen.
Andere Klagen betrafen die ungleiche Beſteuerung in
Folze der vielen' ſteuerfreien Leute; andere den von uns ſchon
bezeichneten Lupus bei den Beerdigungen=Hochzeiten, Kindtaufen
und in der Kleidung.
Wieder einef andeke Klagezbetfaf die Säumigkeit der
Bürger wenn ſie aufs Rathhaus zuſammenzurufen ſeien und
es wurde gebeten, in einem ſolchen Falle mit der Bürger=
glocke
läuten zu dürfen, die in, der Stadt=und im Feld wohl
erkannt, und zgehött werden, nicht aber mit der Rathhaus=
glocke
die bei ſpeinlichen Gerichten und bei Collizirung der
Stadtgelder geläutet, werde.
Zum Schlüſis wollen wir noch mittheilen, daß vor 200
Jahren die Stadtl in 4 Quartiere oder Letze, eingetheilt war:
das Arheilger=, Hundsſtäller=, Beſſunger= und Plan=Letz. Für
jedes dieſem Letze warenjje 2 Letzmeiſter beſtellt, welche die Auf=
gabe
hatten, zu Zeiten' als Vextreter der=Bürgerſchaft ihrer
Quartiere im Rathe zu erſcheinen und der Bürger Anliegen
und andere Mänael vorzubringen.
Mittheilungen ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. December. Das Großherzogliche Regierungs=
blatt
Nr. 56 vom 17. December enthält: 1) Verordnung, die Abänderung
des Art. 19 der Verordnung vom 20. September 1851, die Borbereitung
zum Staatsdienſt im Juſtiz= und Regierungsfach betreffend. - 2) Bekannt=
machung
, die Uebergangsabgabe von Bier betreffend. - 3) Bekanntmachung,
die Errichtung einer Perſonenannahmeſtelle an der Kreuzſtraße bei Hillers=
4) Bekannt=
heim
, zwiſchen Dorn=Dürkheim und Odernheim betreffend.
machung, die Errichtuug einer Poſtagentur zu Mombach betreffend.
5) Bekanntmachung, die Errichtung einer Poſtagentur zu Weiſenau betr.
- 6) Bekanntmachung, die Errichtung einer Poſtagentur zu Gonſenheim
betreffend. - 7) Bekanntmachung, die Errichtung einer Poſtagentur zu.
9) Ertheilung des
Budenheim betreffend. - 8) Dienſtnachrichten.
Characters als Hofſchmied, dem Wagenſchmied Joh. Peter Philipp dahier.
- 10) Entlaſſung des. Notars C. Schneider zu Oppenheim auf Nach=
ſuchen
und unter Anerkennung ſeiner (langjährigey, und erſprießlichen
Dienſtführung.
S. Königl. Hoheit der Großherzog haben unterm 18. ds. den
Director des Adminiſtrativ=Juſtizhofs, Geheinerath Maurer dahier und
den Gutsbeſitzer W. Wernher von Nierſtein zu lebenslänglichen
Mitgliedern der 1. Kammer der Stände zu ernennen geruht. (D. 3.)
Landwirth Joſt zu Allertshofen iſt in Reinheim zum Landtags=
abgeordneten
gewaͤhlt worden.
Dr. Jul. Werther, ſeither artiſtiſcher Director des Mannheimer
Stadttheaters iſt vom 1. Januar 1873 anfangend, mit dem Character als
Hofrath zum Director des Großh. Hoftheaters und der Hofmuſik
ernannt worden.
- Geſtern Nacht brach ein ſchon mehrfach beſtraftes Subiect in dem
bei dem Neubau des Juſtizpalaſtes befindlichen Arbeitshäuschen ein und
ſtahl verſchiedene Gegenſtände, nachdem er ſich zuvor die zum Einbrechen
noͤthigen Werkzeuge durch gewaltſames Oeffenen der an dem neu zu bauenden
Erker des Preuß'ſchen Hauſes am Ludwigsplatz befindlichen Bretterwand
verſchafft hatte. Im Beſitz der geſtohlenen Gegenſtände begab er ſich vor
das Pol zeigebäude, ließ mehrmals den Sack in welchem ſich die geſtohlenen
Gegenſtände befanden, laut klirrend zur Erde fallen um die Aufmerkſamkeit
der Volizeiwache auf ſich zu ziehen, was ihm auch gelang. Seine Abſicht,
für längere Zeit den Unbilden der Witterung entzogen zu ſein, hatte er
auf dieſe Weiſe vollſtändig erreicht.
Gießen. 17. December. Wir hatten geſtern Abend den Anblick eines
pompöſen Leichenzuges. Stud. Münch, der am Samſtag früh geſtorben,
wurde mit allen ſtudentiſchen Ehren unter Fackelbegleilung zu Grabe geleitet.
Der 6ſpännige Trauerwagen war von Kränzen faſt erdrückt. Auf dem
Friedhofe hielt Herr Pfarrer Weber von Allendorf a. d. Lda. eine ergreifende
Rede und ſchilderte den Schmerz der Eltern ob des Verluſtes den ſie er=
litten
und geißelte andererſeits die Duelle und Menſuren, die neuerdings
in ſo großem Flor ſtehen. (G. A.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.