Darmstädter Tagblatt 1872


06. Dezember 1872

[  ][ ]

Allergnädigſt privilegirces
Darmſtädter
Frag- und Anzuige-Blatt.
135. Jahrgang.

Erſcheint
m Verbindung mit dem Ver=
ordnungsblatt
für der Kreis
Darmſtadt, welches Mittwochs
Wgezeben vird. täglich. außer
Eonntag und Montag.
Abonnemenispreis
ml des Vererdnungsblattes
Rhrlich 2 fl. 24 kr.

T a g e b l a t t
Stadt und Rreis Darmſladt.

Inſerate
verdanangenommen in Darm
ſtadt von der Expedition, Rhein=
Fraße Nr. 23, in Beſſungen
von Friedrich Büößer, Friedrich=
ſtraße
Nr. 7. ſowie auswärtz
von allen ſoliden Annoncen=
Expeditionen.

N 78.

Freitag den 6. Dezember.

4892.

F. L. Schorhoof, Luch, Lunſle u. Muſikhau
früher Mohler), Wilhelminenſtraße 2,
empfiehlt ein durch die neueſten Erſcheinungen vervollſtändigtes Lager zur zeitigen Wahl von
Wethuachtz-Geſaehenken
Sendungen zur Auswahl in Jugendſchriften, Prachtwerken, MuſikaliEn werden gern und ſchnell ausgeführt.
M3O

9ol3

Friedrich Schaefer, Adwigsplatz
empfiechlt: hum de lamaica, Arae de Batavia, Eirschnasser ächt Schmaranälder, Cognae 8t. onge
in feinſten garantirt reinen Qualitäten.
Ferner: Feine Liqueuve, als:
Aus, Luitten, Curagao, Rirsch, Vanille, Caſiee, Pieſſermünz, Kümmel, Anisette ete.
in ganzen und halben Flaſchen und im Anbruch.

in großer eleganter Auswahl, worunter
Schlaſröcke eine Parthie 8 fl. enpfiehlt
9114)
obere Rheinſtraße.
A. Hachenburger

9115)
Die
Duchhandlung von ARGIA vOIgSTaessel
in Darmſtadt (Rheinſtraße)
empfiehlt ihr reichhaltiges Lager in Bilderbüchern, Kinder=u. Jugendſchriften,
in Werken aus der Geſchichte, Mythologie, aus der Länder= und Völker=
kunde
, in Naturwiſſenſchaft, Biographie und Memoiren.
Geſammt= und Einzel=Ausgaben aus der
Schönen Literatur,
in den geſchmackvollſten Einbänden, mit und ohne Alluſtrationen, Atlanten, Globen,
Frachiwerke, Kupferſtiche und Photographien.
Anſichtsſendungen ſtehen gern zu Dienſt. Cataloge gratis.

Vr. Schuefor,
9116) Ludwigsplatz ?,
empfiehlt:
Hedicival-Leberthran,
Dorsche Leberthran von Dr. de Jongh.

9047) Feinſtes Blummehl per
gewogener Kumpf 1 fl. 28 kr.
Gelbſtgemachtes rothes u. weißes
Anisgebackenes empfiehlt
an der
K. Juſtus, Stadtapell.

8839)

condenſirte Milch
per Glas 39 kr.
Bei Abnahme von 12 Glas billiger.
G. L. Kriegk,
Rheinſtraße neben der Poſt.

9045) Ein noch gut erhaltenes einſpänni=
ges
Chaiſengeſchirr iſt zu verkaufen.
Neckarſtraße Nr. 11. zwei Stiegen hoch.
9096) Ein gutes Klavier umzugshalber
billig zu verkaufen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.

8863) Direct bezogen in feinſter Qua=
lität
empfehle:
per Flaſche
Harsala Virgine.
fl. 12 kr.
Inghem.
1 fl. 24 kr.
Palé golden Sherry
1 fl. 30 kr.
Alten Portwein
1 fl. 45 kr.
Dry Madelra
1 fl. 45 kr.
Alten Malaga
1 fl. 12 kr.
Vordeauz . 48 kr. und 1 fl. 12 kr.
Fr. Eichberg,
Großherzogl. Hoflieferant, Rheinſtraße.
296

[ ][  ][ ]

1120

Vermiethungen.
8658) Ein kleiner Laden ohne Woh=
nung
am 17. Februar 1873 zu vermiethen.
H. Noack, Ludwigsplatz Nr. 1
9052) Dieburgerſtr. 3 Vorderhaus 2 Zim=
mer
möblirt oder unmöbl., gl. beziehb. L. Koch.
SſFin ſchönes Logis zu verm. Kl. Ochſen=
CC= gaſſe 12 eine Treppe hoch.
9118) Ein ſchönes möblirtes Zimmer.
A. Bühler.
9119) Ein Logis zu vermiethen.
Beſſunger Forſtmeiſter=Straße Nr. 8.

ein Gut, ein Haus, Hotel ꝛc. kau=
Wor fen oder verkaufen, pachten oder
verpachten will
einen Poſten zu beſetzen hat oder
Wor einen ſolchen ſucht,
irgend etwas in eine beliebige
Wor Anzahl von Zeitungen einzu=
rücken
beabſichtigt, wende ſich an
die Annoncen=Expedition von
Rudolk Hosse.

officiellen Agenten ſämmtlicher Zeitungen
des In= und Auslandes,
Frankſunt a. M.
Zeil 45.
Straßburg,. Aunchen, Rürnberg. Ber.
ſin, Wien, Brag. Hamburg. Zürich.
wird Jedermann Rath er=
Daselbst theilt, welche Zeitungen für
jeden einzelnen Fall ſich als
erfolgreich erwieſen haben;
werden alle Annoncen ſorg=
Daselbst
fältig abgefaßt und für
einen augenfälligen Druck
hergerichtet;
koſten die Inſerate nur das=
Daselbst ſelbe, wie in den Zeitungs=
Expeditionen, da dieſes In=
ſtitut
als
Central=Steſſe
aller exiſtirenden Zeitungen beſondere
Vortheile von denſelben genießt. Das
Renommée der Firma bürgt für ſolide
Bedienung.
Diserekion
wird auf das ſtrengſte beobachtet, die
einlaufenden Offertbriefe werden uner=
öffnet
an die betreffenden Reflectanten,
ohne deren Namen preiszugeben, pünkt=
lichſt
und ohne Proviſionsberechnung
übermittelt.
(2261
General=Agentur für Darmſtadt:
Hofbuchhandlung von Auguſt Klingel=
höffer
(vorm. G. Jonghaus'ſche
L Hofbuchhandlungl
9120) Eme junge faſl weipe Kaßze iſt
Grafenſtraße 20.
entlaufen.

Wahlmänner=Liſte für Darmſtadt.
2
nach Vorſchlag von Verſammlungen freiſinniger und reichsfreundlicher

Vermiſchte Rachrichten.
8695) Promenade Nr. 13 par=
terre
iſt ein ſehr elegant möblirtes
Zimmer mit Cabinet ſofort zu vermiethen.

Urwähler.
1) Becker, Theod., Gymnaſiallehrer.
2) Beſt, Carl, Maurermeiſter.
3) Beſt, Georg Phil., Hofweißbindermſtr. 375 Reineck, Inſtitutsvorſteher.
4) Blumenthal, H., Maſchinenfabrikant. 38) Rieger, Max Dr.
5) Buchner, Hofgerichts=Advocat.
6) Dernburg, Hofgerichts=Advocat.
7) Dieffenbach, Wilh., Kaufmann.
8) Ebert, Franz, Kaufmann.
9) Eimer, E., Rentner.
10) Enes, Karl, Metzgermeiſter.
11) Friedrich, Ober=Rechnungs=Probator. 45) Schmidt, Fr, Rentner.
12) Fuchs, Bürgermeiſter.
13) Fuld, E., Kaufmann.
14) Gerſchlauer, Karl, Agent.
15) Gros, Hofgerichts=Advocat.
16) Haas, Ofenfabr ikant.
17) Habich, Gürtlermeiſter.
18) Heißner, Kupferſchmied.
19) Helfmann, Rentner.
20) Heumann, Hofgerichts=Advocat.
21) Hofmann, Arnold, Hauptmann.
Jacobi, A., Rentner.
22)
23) Kemmler, K. F., Kaufmann.
24) Kleber, Karl, Kaufmann.
25) Köhler 1., Hofgerichts=Advocat.
26) Küchler, Steuerrath.
27) Lange, G. G., Buchhändler.
28) Lautz, Rob., Bäckermeiſter.
29) von Lyncker, Oberſt.
30) Maurer, Geheimerath.
31) Merck, Wilh., Fabrikant.
32) Möſer, G., Gemeinderath.
33) Möſer, Wilh., Schloſſermeiſter.

35) Orth. Dr. prakt. Arzt.
36) Piſtor, Stadtrichter.
39) Ritſert L, Carl, Bierbrauer.
40) Röhrig. Gemeinderath.
41) Römer, Ph., Rentner.
42) Ruhland, Schuhmachermeiſter.
43) Ruths, Zimmermeiſter.
44) Sander, F., Banquier.
46) Schneider, Karl, Schreinermeiſter.
47) Schneider, Martin, Ziegler.
48) Schwab, Wilh., Rentner.
49) Scriba, Apotheker.
50) Stüber, Hofgerichtsrath.
51) Trier, Theod., Eiſenhändler.
52) Volhard, Hofgerichts=Advocat.
53) Wagner, E., Lithograph.
54) Weber, F., Handelskammer=Präſident.
55) Weber, Hofgerichtsrath.
56) von Wedekind, Hofgerichts=Advocat.
57) Weiß, Bahn=Ingenieur.
58 Welcker, Oberpoſt=Commiſſär.
59) Wenck, F. A., Fabrikant
60) Wendelſtadt, Geh. Commerzienrath
61) Wetzel, Wilh, Rentner.
62) Weyland, Hofbaurath.
63) Winter, J. H., Oeconom.
64) Wittich, Ferd., Buchdruckerei=Beſitzer.
65) Wondra, L., Juwelier.
66) Wüſt, H. C. Fabrikant.
67) Zernin, E, Buchhändler.

34) Nieder, Kürſchner.
Die Wahl-Comité's
der conſervativ=liberalen Partei und der deutſchen Fortſchrittspartei in Heſſen.
685) Die Gewerbhalle zu Darmſtadt,
an dem Markt,
empfiehlt bei feſten Preiſen ihr Lager der verſchiedenartigſten, durch Prüfung gut und
preiswurdig befundenen Erzeugniſſe der Induſtrie. Dieſelbe glaubt beſonders aufmerkſam
machen zu dürfen auf den ſtets reichen Vorrath an Möbeln aller Art und zu jeder Ein=
richtung
paſſend, ſowie darauf, daß fortwährend auch Beſtellungen auf ganze Ameublements
angenommen werden. Durch ihre Verpflichtung zu einer Garantie von einem Jahr
für die Güte der Arbeiten ſichert ſie zugleich ihr Fortblühen und das Vertrauen
des Publikums.
Schriftliche Auftraͤge wolle man an den Verwaltungsausſchuß der Gewerbhalle zu
Darmſtadt richten, welche auf s ſorgfaͤltigſte ausgeführt werden; mündliche Beſtellungen
werden in der Gewerbehalle von dem Geſchäftsführer der Halle entgegengenommen.
Der Ausſchuß der Gewerbhalle.

2898)

H ä u ſ e r
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
M. Neußtadt, Alexanderſtr. 8.

0S

Urwähler=Verſammlung.
48
Die freiſinnigen und reichsfreundlichen Urwähler Darmſtadt's werden zur Beſprechung
der Landtagswahlen auf
Freitag den 6. December 1872, Abends 7 Uhr,
im Saale des Herrn Bierbrauer's Carl Ritſert eingeladen.
Die Wahi-Comité's.

[ ][  ][ ]

M.78.

Eiſenbahn=Frachtbriefe
der Main=Neckar= und Heſſiſchen Ludwigsbahn in ordin. und Eil=Taxe, zu
haben bei der
L. C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.

9086) Ein tüchtiger, zuverläſſiger Haus=
burſche
wird geſucht.
J. B. Schreger, Rheinſtraße 5.

8502) Ein Mädchen, welches ſelbſtändig
kochen kann und etwas von Hausarbeit ver=
ſteht
und mit gutem Zeugniß verſehen iſt,
wird ſogleich gegen guten Lohn ge=
ſucht
. Stadt=Allee Nr. 1.

9123) Am Sonntag Abend zwiſchen 5.
und 6 Uhr, wurde von der Hügelſtraße
nach dem Theater durch die Wilhelminen=
ſtraße
, ein roth ſeidenes Tuch, mit weißer
und ſchwarzer Bordüre verloren Der red=
liche
Finder wird gebeten, dasſelbe gegen
eine entſprechende Vergütung Hügelſtraße
Nr. 43, zwei Stiegen hoch, abzugeben.

In dem Großherzoglichen Holzmagazin
wird abgegeben:
per Raummeter.
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
liefern
4 fl. 40 kr.

Der an den Ueberbringer für einen Raum=
meter
zu zahlende Fuhrlohn beträgt für
Darmſtadt und Beſſungen 18 kr.
Beſtelltage: Dienſtag, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Renkamt Darmſtadt.
Hauſer.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 6. Decbr. Abonnement auspendu.
Neu: Meden. Trauerſpiel in 5 Akten von Grill=
parzer
. Medea, Fräul. Fanny Jannauſchek,
als Gaſt. Sonntagspreiſe.

1127
Sonntag, 8. Decbr. 6. Vorſt. im 4. Abonn.:
Stradella. Komiſche Oper in 3 Atten; Muſik von
Flotow. Hierauf neu: Die Polka vor Gericht.
Komiſches Ballet von Siems. Anfang 6 Uhr.
Sonntagspreiſe.
Montag, 9. Decbr. Abonnement suspendu:
Die weiße Dame. Komiſche Oper in 3 Akten;
Muſik von Auber. George Brown, Hr. Theodor
Wachtel, letzte Gaſtrolle. Sonntagspreiſe.
Großh. Muſeum und Bildergalerie im Schloß,
geöffnet Sonntag von 10-1 Uhr, Dienſtag, Mitt=
woch
, Donnerſtag und Freitag von 11-1 Uhr.
Großh. Hofbibliothek im Schloß, geöffnet täg=
lich
von 9-12 Uhr Vormittags und ſaußer Samſtag)
von 2- 4 Uhr Nachmittags.
Sparkaſſe. Zahltage Montag, Dienſtag, Donner=
ſtag
, Freitag von 9-12 Uhr Vormittags. Jeden
Dienſtag von 2- 4Uhr Nachmittags werden die Spar=
kaſſebüchelchen
gegen die Interimsſcheine ausgegeben.
Darmſtädter Volksbauk, eingetragene Ge=
noſſenſchaft
, verbunden, mit Spar=Kaſſe.
Geſchäftsſtunden täglich Morgens von 9-12 Uhr,
Nachmittags von 3-6 Uhr. Kaſſeſchluß um 5 Uhr
Nachmittags. Sparkaſſe=Büchelchen werden ſogleich
bei der Elnlage ausgeſertigt.
Spar= und Leihkaſſe in Beſſungen, Carlsſtraße
Nr. 2, Zahltage Dienſtag und Samſtag von
8-12 Uhr Vormittags.

Darmſtädter hüiſtoriſche Kleinügkelten.
Mitgetheilt von W.
Nr. 99. Darmſtadt vor 200 Jahren.
Fortſetzung.)
Den 22. Februar nachdem in den Gemächern allerſeits ge=
frühſtückt
worden, geſchah der Ausritt aus dem fürſtl. Schloß
zu dem angeſtellten Ringelrennen*) über den Markt, und her=
nachmals
auf die fürſtl. Rennbahn k3) folgender Geſtalt:
Der fürſtl. Bereiter.
Sechs zierlich geſchmückte fürſtl. Handpferde.
Acht fürſtl. Trompeter, in deren Mitte der Heerpauker.
Vier fürſtl. Laquaien.
J. F. D. der Herr Landgraf allein und neben Deroſelben
zu jeder Seite ein Laquey, ſo eine reich verguldete Lanze trug.
J. H. Gn. von Solms, Erbach u. Kirchberg neben einan=
der
, jeder ſeine Lanze in der Hand führend.
Seitenwarts ritte J. F. D. Patrin, Deroſelben
Stallmeiſter Hans Melchior von Darmſtatt.
Die übrigen Cavaliers und von Adel.
Herauf folgte J. F. D. Leib=Kulſch, in welcher die Herren
Richter ſaßen, nehmlich J. F. D. Herr Landgraf Georg
der Mittler zu Heſſen, J. H. Gn. von Stolberg, der
fürſtl. Commandant u. Amtmann zu Rüſſelsheim, Hans
Albrecht von Freudenberg.
Als man nun auf die Bahn kommen, zog man einmal ganz
herum; hernach ſetzten ſich J. F. D. nebenſt deren andern mit=
rennenden
Cavalieren oben zur rechten Hand der Schranken,
gegen der Carriere über die Trompeter, und an denſelben der
Bereiter mit den Handpferden; die Herren Judicirer aber ſtiegen
vor dem Judieirhaus ab. Darauf ging das Rennen an, in wel=
chem
J. Harfl. Gn. von Solms das Beſte, Joh Eberhard Voll=
mar
von Benshofen den zweiten, und der fürſtl. Heſſ. Samt=

2) Das Ringelrennen war eine Feſtlichkeit, welche die Stelle der
früheren Tourniere vertrat, die bei den Tourniren und bei den aus ihnen
entſtandenen Luſtbarkeiten, welche man Inventionen nannte, üblichen Kämpfe
mit Schwertern und Lanzen, fielen bei dem Ringelrennen weg. Mau ſetzte
dabei an die Stelle des Kampſes mehr die bloße Gewandtheit von Mann
und Roß in den Künſten der Reitbahn.
44) Die Rennbahn zog längs der nördlichen Schloßgrabenmauer
her, und am einen Ende derſelben, in der Gegend des Anfangs der Alexan=
der
=Straße ſtand das Judicithaus;, in welchem während der Carouſſels
die Judicirers, d. h. die Preisrichler ſaßen.

Hof=Richter zu Marpurg und Amtmann zu Nidda, Hans Eitel
Diede zum Fürſtenſtein den dritten Preis, J. F. D. aber den
Kranz oder Jungfräulichen Dank davon trugen. Nach geendig=
tem
Rennen geſchah die Abführung dem Auszug gleich und wur=
den
die Preiſe durch 3 Laqueyen mit vorgetragen.
Gegen Abend geſchah die Copulation zwiſchen dem fürſtl.
Stallmeiſter, Hans Melchior von Darmſtatt und J. F. D. ſel.
geweſenen Kammer=Jungfrau, bisherige Vice=Hofmeiſterin bei den
fürſtl. Kindern, Jungfr. Clarae Catharinae von Breidenbach auf
dem großen Saal, da dann von J. F. D. den Herren Land=
grafen
und dero Herrn Bruder, der Herr Bräutigam, von beiden
jungen Prinzen Herrn Landgraf Ludwig und Landgraf Friedrich
aber die Braut zur Trauung und Tafel geführt, nach derſelben
aber und zum Tanz, wie auch von dem Saal im führen, von
Ihr. Durchlauchtigkeiten allerſeits abgewechſelt worden.
Den 24. Febr. Morgens wurde abermals in den Gemächern
gefrühſtückt, nachgehends ein Jagen im Schloß=Hof gehalten und
dabei Schweine, Wölfe, Füchſe und Dachſe gehetzt und geprellt, *
folgends wiederum in den Gemächern geſpeiſet, und gegen 10 Uhr
des Nachts ein ſehr ſchön Feuerwerk verbrannt, welches mit =
ſung
4 Viertels Karthaunen angefangen worden, nach welcher
Zündung auf einer aufgerichteten Triumph=Pforte die 6 oberſte
Pyramiden alle zugleich zu brennen angefangen, auch über dem
Hauptthor der Name Eliſabetha Dorothea, ſodann über den
zweien Seitenpforten auf jeder Seite Vivat, mit hellweißem Feuer
zu ſehen geweſen, welche Schrift über eine große halbe Stund
erſchienen. Unterdeſſen wurde mit 2, 3 v. 4pfündigen Raquet=
ten
, ſo theils Stern= und Regen=Feuer, theils Schwärmer und
ausfahrende Feuer auswarfen, abgewechſelt, ingleichen jeweils Ra=
quetten
von 8, 14 u. 26 Pf. angezündet, deßgleichen verſchiedene
Waſſer=Kugeln u. Waſſer=Raquetten geworfen, wie nicht weniger
mit Bienſchwarmen, Stern= u. Kegel=Kugeln aus groß u. kleinen
Mörſelen geſpielet. Hierauf präſentirten ſich 32 Schuh hohe
Phramiden, von oben an bis unten hinaus mit blauem Feuer
überzogen, auf deren Spitzen Kugeln mit hellſtrahlendem weißem

1) Wolſshetzen und Fuchsprellen waren im 16. u. 17. Jahrhundert
ſehr beliebte Vergnügungen. Sie wurden meiſtens in den Schloßhöſen ge=
halten
. Für die Wolfshetzen wurden Wölfe lebendig eingelangen und
dort einem oder mehreren ½unden preisgegeben. Bei dem Fuchsprelſen
ſtiellten ſich in einem geſchloſſenen Raume Herren und Damen in bunter
Reihe mit Prellgarnen und ſchuellten die zu dieſem Zwecke eingeſangenen
und unn losgelaſſenen Füchſe hoch in die Luft.

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A 18.
1128
geraume Zeit ſehen ließen. Zwiſchen beiden Pyramiden ſtund Geſchäfte dermaßen anſchicke und verrichte, damit er zu Predigt=
ein
hell weiß brennendes Herz mit einer blauen Krone, nach zeiten und ſonderlich auf den Sonntag, ſowohl zu Predigt als
welchem vom Schloßwall ab mit feurigen Pfeilen verſchiedentlich Betſtunden, wenn man leuthen wird, das Wort Gottes zu hbren
bis endlich dieſe Säulen mit großem Ungeſtüm jede nach u. nach Schloß= oder Pfarrkirche, ſollen die von Adel ſich zeitlich vorher
vergingen. Hierauf wurde abermals mit Abwechslungen von Ra= Geſinde aber nachher gehen, darinnen bis ans Ende bleiben und
quetten, Feuerrädern, Schwertern v. Tiſaiken, Waſſer= u. Pöller= uns alſo wieder den Hoff auf den Dienſt warten. Wo auch
Kugeln, eine gute Weile continuiret, bis endlich die Triumpf=
Pyramiden, hernachmals ihre Säulen, letztlich aber ihre Geſims und gleich wie ein Hund in die Kirchen ſehen und alſo ander
der ganze Platz nie vom Feuer ledig, ſondern von dieſer einigen geben laſſen.
Pforte immer licht gehalten, und alſo die Zuſeher nie müſſig
brannt, wurde abermals mit groß und kleinen Raquetten, Feuer= haupt. Zu Mittag gegeſſen wurde um 10 Uhr, zu Abend im
und Licht=Kolben, Schnurfeuer (deren 40 gegen einander fuhren), Winter um 4, im Sommer um 5 Uhr. Jeder mußte zur rechten
ten angezündet wurde, die dann alſo zugleich auffuhren, in der andere ſein. Eine andere Satzung lautete:
Höhe, benebens ihren Schlägen, alle Sternfeuer auswarfen und
alſo die Luft gleichwie mit einem güldenen oder feurigen Gewölk Brod, Wein, Bier, Lichter oder was es ſonſten immer ſein mag,
gleichſam überzogen.
Nach deren Verlierung die große Salbe von 10000 eiſernen ſollen darumb zu rede geſtellt und geſtrafft werden."
Schlägen ſich hören ließen, welche dann ſehr lange währete, je=
doch
von einer anderwärtigen Salve aus 10 groß u. kleinen Pöl= mußte jeder aus dem Eßſaale weg an ſeine Arbeit gehen.
lern, ſo alle theils Bienenſchwarm, theils aber Regen=Kugeln mit
die große Salve geſtellet waren und dann noch mit 20 Stücken erſtere gab Veranlaſſung zur Hierherberufung von Muſikern,
mit aller Zuſeher Contento geendigt und geſchloſſen wurde.
Herrn Oberhofprediger Mantzer eine nochmalige Dankſagungs= Muſiker erſchienen von allen Seiten und ließen ſich am Hofe und
Predigt aus dem ordentlichen Evangelio gehalten. Nachgehends in der Kirche hören und wurden zum Theil als Hofmuſikanten
ward zur Tafel geblaſen und tractirten J. F. D. die fürſtl. angeſtellt. Bald war eine aus 17- 20 Perſonen beſtehende
fürſtl. Kindern ein klein Ballet getanzet, und J. F. D. beider= den Kirchenmuſiken Theil zu nehmen, wie bei den theatraliſchen
ſeits dadurch nochmals bewillkommnet.
Solms Abſchied und reiſeten wieder ab. Der Stadt Frankfurt als Ballettänzer ſich nützlich machen.
Abgeſandte nahmen zwar auch vor der Tafel ihren Abſchied,
blieben aber denoch bei der Tafel, welche in J. F. D. Vorge=
mach
gewöhnlichermaßen gehalten wurde. Und gleichwie dieſe
ganze Feſtivität mit allerley Votis und herzlichen Glückwünſchun=
gen
angefangen worden, alſo wurde ſie auch damit geendiget;
Wunſch zur Felicitirung und Beglückſeligung der durch Gottes ſprechung der gemeinſam aufzuſtellenden Wahlmännerliſte anberaumt. Die=
Gnade ſowohl getroffenen abermaligen Allianz, und nochmaliger Brauerei ſtalt.
Verbindung beider fürſtl. Häuſer Sachſen und Heſſen geſchahe,
und dabei jedesmal 4 Stücke unter dem Trompeten= u. Pauken= gegen die Heſſ. Volksbläſter findet Dienſtag den 24 ds. ſtalt.
Schalle gelöſet, auch damit die bisherige fürſtl. Solennitäten
glücklich und wohl geendiget und geſchloſſen worden.
Der vor 200 Jahren regierende Landgraf war Ludwig VI.,
ein frommer, friedliebender, gelehrter, aller wellichen Pracht ab= zahlreicher Betheiligung bei den Landtagswahlen auf, damik ihr Stand
geneigter Fürſt Von dieſen trefflichen Eigenſchaften gaben ſchon moͤglichſt ſtark vertreten werde. Zugleich ſoll von dieſer Seite auf eine
die Hofordnungen Zeugniß, welche der Landgraf erließ. Es kommen hingewirkt werden.
waren deren zwei. Die erſte war die allgemeine Hofordnung!,
die andere hieß: Ordnung, wie ſich unſere Officiere, Hofdiener Goͤring verkauft worden ſein.
und Geſinde ſo in unterer Geſinde=Saal geſpeiſet werden, vor=
über
= und nach dem Tiſch darinnen Verhalten haben ſollen."
Die erſte Poſition der Allg. Hofordnung' lautet: Nachdem Kolbe, Lehrer Schmitt und Hofgerichis=Advocat C. Schenck.

Feuer ſich befunden, auf welchen aber auf der einen der Buch= das Reich Gottes vor allen Dingen geſucht werden ſoll ſo wöllen
ſtab E. auf der andern D ſich abermals mit blauem Feuer eine und befehlen wir auch hiermit ernſtlicher, daß ein jeder ſeine
geſchloſſen, u. ſelbiges dadurch je lünger je mehr erleuchtet wurde, und anf uns zu warten bereydt erſcheine. Es ſei in unſerer
bis in die 300 ausfahrende Feuer von ſich ſchoſſe, und damit in unſerem Vorgemach einfinden und alsdann ſie vor, daß übrige
jemand ſolchen ſeinen Dienſt und Kirchgang ohne erhebliche
pforte an ſich ſelber angeſtecket worden, da dann zuvorderſ ihre Urſachen verſeume oder ehe die Predigt vollendet, darauß lauffen
und Wände angezündet worden, welche dann mit einer ſolchen Leuth ärgern würde, dem, ſo ſeine Koſt bey unſerem Hoff hat,
Menge Feuers unnachläſſig geſpielet, daß in einer guten Stunde / wollen wir denſelben Tag keinen Wein, Bier oder Brodt zu Hoff
Weitere Beſtimmungen reguliren das Verhalten und Beneh=
gelaſſen
worden, wie dann auch dieſe Pforte 6000 ausfahrende men der Hofangehörigen bei allen Verrichtungen des täglichen
Feuer von ſich gegeben. Als dieſe Triumphpforte nun alſo ver= Lebens ſowohl als das Benehmen und Verhalten derſelben über=
Streupumpen, Sternbüchſen, Bienenſchwarmen, ſodann Waſſer= Zeit erſcheinen, ſonſt bekam er nichts. Ehe man ſich an Tiſch
und Pöller=Kugeln fortgefahren u. darauf eine gar geringe Pauſe, ſetzte, wurde ein Gebet geſprochen. Bei Tiſche mußte ſich jeder
aber hernach gleich eine girandola von 1200 ſteigenden Raquet= eines anſtändigen Benehmens befleißigen und freundlich gegen
Niemand ſoll ſich unterſtehen etwas, es ſei gleich Fleiſch,
von dem Tiſch zu nehmen und einzuſtecken. Deſſen Ueberfahrer
Nach aufgehobener Tafel wurde wieder gebetet und dann
Eine Bedeutung für das Leben am Hofe gewann des Land=
hellweißem
Feuer warfen, dieſe aber mit 20 Stücken, ſo neben grafen Liebe für Muſik und theatraliſche Vorſtellungen. Die
vom Schloßwall excipiret, hernach noch vier 26 Pfd. Raquetten welche den muſikaliſchen Sinn in der Stadt weckten und förderten.
angezündet, und endlich mit 4 Viertels Carthaunen dieſes an= Der berühmteſte unter dieſen Muſikern war Briegel, auch als
ſehnliche und in die 4 Stunden gewährte Feuerwerk glücklich u. Componiſt von vielen Muſikſtücken, Opern, Singſpielen, ſonſtige,
weltlichen und geiſtlichen muſikal. Werken eine Berühmtheit. Er
Den. 24 Febr. Morgens um 8 Uhr wurde abermals von brachte die Muſik in große Aufnahme in Darmſtadt; fahrende
Frau Wittib allerſeits fürſtl. und gräfl. Perſonen, ſodann der Hofkapelle hier beiſammen; ſie wohnten in der Stadt und trieben
Stadt Frankfurt Abgeſandte in dero fürſtl. Zimmer ganz magnific. ein Nebengeſchäft neben ihrer Muſik. Ihre Thätigkeit wurde in
GegenAbend wurde von den ſämmtlichen Prinzeſſinnen und ſehr verſchiedener in Anſpruch genommen, denn ſie hatten ebenſo an
Vorſtellungen. Bei letzteren mußten ſie, wenn ſie Sänger waren,
Den 25. Februar Morgens nahmen J. Hochge. Gn. von ebenſo Männer= wie Weiberrollen übernehmen, auch nöthigenfalls
Gortſetzung ſolgt.)

Mittheilungen aus Stadt und Land.
8 Darmſtadt, 7. Decbr. Auf Freitag iſt eine Verſammlung der
maſſen der letzte Trunk bei dieſer Mahlzeit mit einem voto und Wähler der Fortſchritts= und der conſervativ liberalen Parthei zur Be=
ſelbe
findet um 7 Uhr Abends im großen Saale der Ritſert'ſchen
Die Verhandlung der Anklage des Hofgerichts=Advocat Dr. Vogel
Es verdient hervorgehoben zu werden, daß Herr Th. Wachtel
den Ertrag ſeines hieſigen Gaſtſpiels dem Baufonds des neu zu erbauenden
Theaters zuwendet
Der Club für Landwirthe fordert die Landwirthe Heſſens zu recht
einzige directe Steuer nach der Leiſtungsfähigkeit und dem wirklichen Ein=
Das Ploch'ſche Haus in der Eliſabethenſtraße ſoll an Herrn Dr.
Die Synagoge der orthodoren israelitiſchen Gemeinde iſt nunnehr
im Rauhbau fertig und unter Dach.
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Redaction und Valag. L. C. Wittich'ſche Hoft uchdruckerei.