Darmstädter Tagblatt 1872


20. August 1872

[  ][ ]

Beilaye
zum
Darmſtädter Frag=und Anzeige=Blatt.
R33.
Darmſtadt, den 20. Auguſt
1872.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu. ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtag
die Beilage Dienſtag und Lepzteres Donnerſtag. Jahres=Abonnement der drei Blatter zuſammen 2 fl. 24 kr. Auswärts kann man bei allen Poſtuͤmtern abonniren.
In Darmſtadt bei der Expedition: Rheinſtraße Nr. 23 neu. - Inſeratenpreis für locale Anzeigen per Zeile 3 kr.

Oeffentliche Aufforderung.
Bei einem wegen Diebſtahls oft beſtraften Individuum wurden 6 gut erhaltene
leinene Windeln, ſowie ein altes kleines leinenes Tuch 8 36 gezeichnet nud ein weiß
leinenes Tuch mit rother Borde ohne Zeichen angehalten, über deren Erwerb der Beſitzer
ſich nicht ausweiſen kann. Die genannten Gegenſtände waren in naſſem Zuſtande und
ſind höchſt wahrſcheinlich von einer Bleiche oder von der Leine, wo ſie zum Trocknen
aufgehängt waren, geſtohlen.
Derjenige, der über den Eigenthümer dieſer Gegenftände Auskunft zu ertheilen ver=
mag
, wird gebeten, ſolche ſchleunigſt bei der unterzeichneten Behörde zu geben.
Darmſtadt, am 19. Auguſt 1872.

Großherzogliche Polizeiverwaltung Darmſtadt.
Freſenius. Polizei=Commiſſär.

Grummetgr as=Verſteigerung.
Montag den 26. Auguſt, Vormittags 10 Uhr,
ſoll das Grummetgras von etwa 34 Mor=
gen
Hofmeiereifeld in den Neuwieſen an
Ort und Stelle loosweiſe verſieigt werden.
Zuſammenkunft am Uebergang der Weiter=
ſtädter
Chauſſe über die Riedbahn
Darmſtadt, am 15. Auguſt 1872.
Großherzogliche Hofmeierei=Verwaltung.
Kehre s.
6077)
Gras=Verſteigerung.
Samſtag den 24., Morgens 10 Uhr,
läßt der Unterzeichnete die zweite Schur Gras
von ſeinen Wieſen am Heiligen=Kreuzberg
verſteigern.
6078)
Berthold Rößner.

Feilgebotenes.
5081) Ein 1½ſtöckiges Wohnhaus
in geſunder Lage mit Hofraum, Garten u.
Pumpbrunnen ꝛc. unter günſtigen Bedingungen
zu verkaufen. Näheres in der Expedition.
Brennholz
in den bekannten Sorten und Prei=
ſen
, in großen und kleinen Quanti=
täten
, ganz oder klein gemacht, iſt
fortwährend ans Haus geliefert zu
haben in Nr. 47 der unteren
Rheinſtraße.
[4219
5766) Gute neue Kartoffeln zum
Marktpreis. Mühlſir 70 an der Stadtkapelle.
5830) Ein großer Spiegel mit
goldner Rahme iſt billig zu verkaufen.
Näh. bei der Expedition zu erfragen.

ls ein Mittel, den Magen in ge=
ſunder
Kraft zu erhalten und dem
Körper Widerſtandsfähigkeit gegen
=alle anſteckenden und epidemiſchen

P Krankheiten zu verleihen, hat ſich
der auf den diverſen Weltaus=
ſtellungen
preisgekrönte, den Magen und
Unterleib erwärmende, den Appetit erregende
und die Verdauung befördernde Magenbitter
Ranrer dacob'
2615) erfunden und allein ſabrizirt
von
Jacob Drouvon & Comp.
in Coblenz
Plan Nr. 13 am Bogen,
während der glorreichen Feldzüge von 1864,
1866 und 1870 ſo vortheilhaft bewährt,
ſo daß alle andern ähnliche Mittel tief gegen
ihn im Schatten ſtehen.
Zu haben in ½. ½ u. ¼ Flaſchen bei
den Herren Conditor F. Eichberg, Gaſtwirth
H. GauléPrinz Carl-, H. Huber &am Söhne,
Jacob Röhrig, Reſtaurateur Chr. Köhler.

5840) In der Nähe des Marienplatzes
iſt ein ſchönes, geräumiges Wohnhaus
mit Garten zu verkaufen. Näh. in d. Erp.

5842) Drei Viertel Morgen Hafer
ſind auf der von Herff'ſchen Beſitzung vor
dem Jägerthore auf dem Halm zu verkaufen.

5942) Wegen Abreiſe eines Privaten iſt
eine vollſtändig elegante Einrichtung aus
theils Mahagony= theils Nußbaum=
Möbeln, 2 Betten, Trumeaux ꝛc., faſt
neu, billig abzugeben. Wo ? ſagt die Exp.

Welm-Essig
5934) aus der Fabrik von
6. J. Hirsch, Alsheim a. Rh.,
vorzüglich zum Einmachen etc.
Fein von Geſchmack, nicht unan=
genehm
ſcharf, doch gut conſervirend,
empfiehlt
L. Brüchweh,
Ecke der Mühl=u. Lindenhofſtraße.

5938) Marmonium, 5½ Octav,
5 Regiſterzüge, Percuſſions=Mechanik, von
Schiedmayer, wenig geſpielt, verkäuflich
Darmſtadt, Beſſunger Wilhelmſtraße Nr. 10
parterre, zu 150 Gulden.
Ebendaſelbſt 1 tannener runder Tiſch,
ſowie 6 gepolſterte Stühle mit 2 Seſſeln.

=
Friſche Preißelbeeren
ſind angekommen per Maas 16 kr. bei
K. Werner=Gottmann.
5984) Bohnen=Schneidemaſchinen,
neueſte Conſtruction, zu herabgeſetzten Preiſen
empfiehlt
I. P. Nambold.

6079) Eine Bettlade, Tiſch, Epie=
gel
und verſchiedene Herrnkleider zu
verkaufen. Hochſtraße 14.

Friſche Preißelbeeren
6080) zum Einkochen per M. 14kr.
Herrmann, Eliſabethenſtr. 46.

Zur gefälligen Beachtung!
Ein vollkommen reelles und unſchädliches
Mittel, den ergrauten Kopf=u. Bart=
haaren
ihre frühere Farbe und Glanz
wieder zu geben. Quantität hinreichend auf
1 Jahr 21 preuß. Thaler, für den Erfolg
garantirt Moestlin, Apotheker in
6081) Hochberg a. Neckar in Württemberg.

Für Bautechniker u. Speculanten.
6082) In einer der angenehmſten Lagen,
prächt. Anſicht, Wiesbaden, ſind 3 Bauplätze
mit 3 bereits begonnenen Landhäuſern zu
verkaufen. Näheres in der Exp. d. Bl.
39

[ ][  ][ ]

142
6083)

(Aus den Verliner Zeitungen.)

R33.

Der Königtrank,
eine mit ca. 100 milden Pflanzenſäften bereitete Limonade, größtes hygisniſch=diätetiſches
Labſal für alle Kranke, iſt nichts weniger als, Medizin- oder Geheimmittel; er liefert dem
Organismus eine Fülle von Geſundheitsſtoffen, durch welche die Natur (durch Blut= und
Säftebeſſerung) ſo umgewandelt wird, daß die Krankheitsurſachen und dadurch die Krank=
heiten
ſelbſt verſchwinden.
(Fortſetzung der Zeugniſſe aus 1865.)
Kaltenborn bei Guben, 28. 2. 1865. Seit 2 Jahren litt ich bedeutend an Ma=
genkrampf
und wandte mich, um das Uebel los zu werden, an einen ſehr gerühmten
Regimentsarzt, doch blieben alle Mittel ohne Erfolg; der Magenkrampf kehrte immer wieder.
Im Februar vorigen Jahres ward mein Leiden bedeutend größer, ſo daß ich ganz von
Kräften kam und meinen gewöhnlichen Arbeiten nicht mehr vorſtehen konnte. Da hörte
ich im Juli von dem Königtrank des Herrn Jacobi, und holte mir aus der Niederlage
E eine Flaſche. Nach dem Gebrauch derſelben war ich von meinem Leiden befreit
und fanden ſich auch meine verlorenen Kräfte bald wieder, ſo daß ich mich ſeit jener Zeit
des beſten Wohlſeins erfreue und darum dieſen Trank ähnlich Leidenden anempfehlen
A. Weiſe, Gärtner.
möchte.
Orts=Siegel.) Beſcheinigt Kaltenborn, am 1. März 1865. Gebke, Gerichtsſchulze.
Bomsdorf bei Guben, 28. 2. 65. Meine älteſte Tochter Clara laborirte ſeit Jahren
am Magen. Keines der angedeuteten Mittel wollte helfen. Da gebrauchte ſie den König=
trank
. Durch den Genuß einiger Flaſchen iſt ſie von ihrem Leiden völlig befreit worden.
Auch meiner zweiten Tochter Anna, welche an ähnlichen Leiden laborirte, haben oft nur
ein paar Gläſer () dieſes vortrefflichen Getränks Hülfe verſchafft. Solches bezeuge
Balzer, Pfarrer des Orts.
ich hiermit der Wahrheit gemäß.
Paſewalk, 24. 2. 65. Nachdem ich mehrere Flaſchen Ihres trefflichen Königtranks
gegen ein langjähriges Magenübel mit beſtem Erfolg angewandt- Ed. Hartwig, Uhrmacher.
Roſenthal bei Soldin, 27. 2.65. Die 3 Flaſchen Königtrank=Extract ſind verbraucht,
und zwar haben davon drei Perſonen gebraucht, welche an der Gicht leiden. Da ich die
günſtige Witkung des Königtrankes beobachtet habe.. .. Folgt neue Beſtellung im
W. Wegener, Bauergutsbeſitzer.
Auftrag auch noch anderer Perſonen)
Barnewitz bei Nauen, 4.3 65.- Meinen Knecht Carl Gorgas fand ich eines Morgens
faſt beſinnungslos im Bette an Digeſtionen des Blutes nach dem Kopfe. Von
einer Flaſche Königtrankertract des Herrn Jacobi in Berlin, welche ich im Orte zufällig
vorfand, borgte ich mir etwas, verdünnte es am Brunnen mit Waſſer und reichte es ihm
zum Trinken. Nach fünf Minuten kam der Knecht von ſeinem Lager herunter, ging ſo=
gleich
geſund und munter mit den Worten an ſeine Arbeit: Ich befinde mich nun ſo wohl,
wie noch nie. Nun gebrauche ich den Trank auch für meine Familie.- And. Kühne.
Meine
Rohlsdorf, 7. 3. 65. - Ew. W. erſuche .... (Folgt Beſtellung;
Mutter leidet ſchon längere Zeit an Rheumatismus, beſondere Schmerzen empfindet
ſie in einer Hüfte. Ich denke, Ihr Trank wird ihr wohlthun, weil ühnlich Lei=
H. Walther, Lehrer.
dende hier ziemlich kurirt ſind.
Berlin, 9. 3. 65. - Ich bin Ihnen zu vielem Danke verpflichtet, da ich durch Ihren Heil=
trank
(zu dem ich Anfangs, ich geſtehe es, wenig Zutrauen hatte) Linderung meiner
ſtarken rhenmatiſchen Schmerzen erwirkt habe. J. Herrmann, Stralſunderſtr. 3.
Da mir der Königtrank gut thut, ſo er=
Lipincken bei Biſchofswerder, 30. 3. 65.
v. Tempski, Pfarrer.
ſuche ich Sie, mir noch 3 Flaſchen zu ſenden.
St. Petersburg, 30. 3. 65. - Empfangen Sie meinen herzlich verbindlichſten Dank
für die ſchnelle Ueberſendung des Königtranks. Seit längerer Zeit litt ich faſt täglich an
Fieberanfällen; nach dem Gebrauch einer Flaſche blieben dieſelben aus, und ich bin
G. Remmer, Wosneſenkriproſp. Nr. 14.
jetzt vollkommen geſund. (Beſtellung)
Berlin, 11. 3. 1865.- Durch Rheumatismus, an welchem ich mehrere Jahre ſehr ſchwer ge=
litten
habe, er blindete mein rechtes Auge vor 3 Jahren gänzlich, wie man mir ſagte, am
ſchwarzen Staar. Nachdem ich einige Zeit den Königtrank des Hrn. Hygieiſt Jacobi hier
getrunken habe, bin ich von dem Rheumatismus völlig befreit und ſehe zu
meinem Erſtaunen auf dem erblindet geweſenen Auge wieder in der Nähe, wenn auch noch
undeutlich, doch ſo, daß ich Leute vor den Fenſtern vorübergehen ſehe und mich überall
zurecht finde, ohne das linke Auge zu gebrauchen.
Agnes Kloſe, Dorotheenſtraße 24, bei Frau Prediger Ruprecht.
Herr Kaufmann Otto in Oranienburg zeigt an, daß der Fuhrmann, welcher ihm vier
Flaſchen Königtrank=Extract habe mithringen ſollen, drei davon unterwegs zerſchlagen habe,
daß aber die eine ganz gebliebene Flaſche nicht völlig nöthig geweſen, ſeine Gattin von
langjährigem ſchweren Magenkrampf gänzlich zu befreien, ſo daß ſie auch von Tag
an die ſchwerſten Speiſen habe genießen und vertragen können.
Pollitz, 19. 3. 1865. - Ihr geehrtes Schreiben nebſt 4 Flaſchen Königtrank=Extract habe
ich erhalten u. hat ſich derſelbe bei Magenkrampf ſehr bewährt.-Carl Buſſe.
Erfinder und alleiniger Fabrikant des Königtranks:
Wirkl. Geſundheitsrath (ygisist) Karl Jacobi,
Berlin, Friedrichſtr. 208 (ſeit 1864; königl. Gebäude).
Die Flaſche Extract, zu dreimal ſo viel Waſſer, koſtet in Berlin einen halben Thaler,
außerhalb inel. Fracht in Deutſchland 16 oder 17 Sgr. (1 fl. rh.), in Darmſtadt
ei G. L. Mriesk, in Groß=Gerau bei L. Gmthmann 1 Gulden.

2623) Allein ſtehender Hinterbau, zu
jedem Geſchäft paſſend, zu vermiethen.
Carlſtraße Nr. 40.
3040) Zu vermiethen: Steinſtraße 21
eine Wohnung im Garten, beſtehend aus
2 Zimmern, 3 Piecen mit Zugehör und
gleich zu beziehen.
3690) Ein freundliches Zimmer, möblirt,
iſt an einen ſoliden Herrn zu vermiethen.
Preis 5 fl. Stiftſtraße 54 zweiter Stock.
4029) Ludwigſtraße Nr. 7 der obere Stock
5 Zimmer mit allen dazu gehörigen Räum=
lichkeiten
zu vermiethen. M. Traiſer.
4242) Eine Werkſtätte
für einen Schloſſer, Spengler u. ſ. w.
groß, hell und geräumig, bei
G. G. Lange, in der Rheinſtraße.
4425) Ein ſchönes großes möblirtes
Zimmer iſt zu vermiethen.
Ludwigsplatz Nr. 4, 3. Stock.
4882) Sandſtraße Nr. 10 im 1. Stock
ein möblirtes Zimmer ſogleich zu beziehen.
4974) Der halbe untere Stock meines
Hauſes, Frankfurterſtraße 32, beſtehend aus
4 Zimmern, Küche ꝛc., iſt zu vermiethen
und bildigſt zu beziehen.
Ph. Röder.
5272) Carlsſtraße Nr. 23 iſt ein freund=
lich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
5431) Louiſenſtraße Nr. 16 im 1. Stock
ſind 2 große unmödlirte Zimmer nebſt Keller
zu vermiethen und ſofort zu beziehen.
5686) Eine Manſarde, 2 Zimmer, 62 Ca=
binette
und alle Bequemlichkeiten für 150 fl.
zu vermiethen. Wienerſtraße 36.
5704) Ludwigſtraße Nr. 5 Laden
mit Logis zu vermiethen.
5711) Neues Eckhaus, Landwehrweg,
mittlere Etage, 6 Zimmer mit Zugehör;
untere Stock: Laden mit Wohnung für jedes
Geſchäft geeignet per 1. October d. J. be=
ziehbar
. W. Schmidt, Schulſtraße I.
5769) Zwei möblirte Zimmer und ein
kleines Logis ſind Martinftr. 14 zu verm.
5792) Zwei freundliche Man=
ſardezimmer
zu vermiethen. Promenade=
ſtraße
47.
5844) Die Manſarde mit 4 Zimmern, Keller,
Bodenraum ꝛc. iſt zu vermiethen und gleich
zu beziehen dei Joſeph Fricker, Hofkoch,
Wienerſtraße 31.
5857) Ecke der Waldſtraße u. Caſernen=
ſtraße
iſt der mittlere Stock, mit oder ohne
Stallung, ebendaſelbſt 2 Manſarde=Logis
ſogleich zu vermiethen. Zu erfragen bei
Schreinermeiſter Kunz.
5868) Ecke der Friedrich= und Caſino=
Straße Nr. 24 ein ſchönes, großes möblirtes
Zimmer mit Ausſicht auf die Straße, zu
vermiethen und gleich zu beziehen. Krach.
5921) Ein freundlich möblirtes Zimmer,
Ausſicht in die Bleichſtraße, iſt Caſinoſtraße
Nr. 12 zu vermiethen.
5951) Marktplatz Nr. 4 Hinterhaus ſind
zwei neu hergerichtete freundliche Wohnungen
mit je 4 Zimmern, Küche, Keller und Bo=
denraum
ꝛc. zu vermiethen und gleich zu
beziehen. Näheres im Laden daſelbſt.
5997) Mathildenplatz Nr. 11 ziſt im
Hinterbau ein Logis mit 3 Zimmern und
Küche zu vermiethen und ſogleich zu beziehen.
Georg Wenz.

[ ][  ][ ]

5945) Ein ſchön möblirtes Zimmer zu
vermiethen. Alexanderſtraße 7. I. Stock.
6001) In dem neuen einzeln erbauten
Hauſe des neuen Stadttheils, zunächſt der
Heinheimer= und Pankratiusſtraße, ſind bis
zum 1. October d. J. 3 Wohnungen zu
vermiethen:
1. Stock, beſtehend aus 3 Zimmern,
Küche, Keller, Lodenkammer, Mitgebrauch
der Waſchküche, Bleichplatz u. Gartenantheil,
zu 140 fl
2. Stock mit gleichen Räumen zu 160 fl. u.
Manſarde: 1 Zimmr, 2 Cabinette,
Küche, Boden, Keller, ſonſt wie 1 Stock
zu 80 fl.
Näheres bei Maurermeiſter Müͤller.
A
60.) Zu vermiethen:
Eine möblirte Etage, ganz oder ge=
theilt
, mit oder ohne Penſion.
Näheres im Verlag d. Bl.

6011)
Marktſtraße.
Mein 2ter Laden nebſt 2 Logis ſind
zu vermiethen und im Novbr. l. J. bezieh=
F. Thomas, Kammmachermſtr.
bar.
6021) Schützenſtraße Nr. 9 ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
6022) Ein freundlich möbl. Zimmer ſogleich
beziehbar. Zuerf Hinterbau, Marienplatz 10.
6024) Grafenſtraße Nr. 18 im Hof ein.
Stube für einen Arbeiter zu vermiethen. 3fl.
6029) Ein möblirtes Zimmer nebſt Cabinet,
gleich beziehbar. Dieburgerſtraße Nr. 8.
6030) Schützenſtraße Nr. 8 ein möblirtes
Zimmer gleich zu beziehen.
6031) Ein möblirtes Zimmer an 1 auch
2 Herrn zu vermiethen.
Frankfurterſtraße Nr. 36, Hinterbau.

8 56084) Karlſtraße Nr. 51 iſt eine
F Parterrewohnung mit 3 Zimmern, eine
H Küche, Keller, Holzplatz und Garten,
8 zu vermiethen und bald zu beziehen. P
B

8096) 2 Liehant noͤbirte Zimmer N
vermiethen und gleich zu beziehen.
Theaterplatz, Café Stamm 3. Stock.

Vermiſchte Nachrichten.
3 Geſchäfts=Verlegung.
Meinen geehrten Kunden und Geſchäfts=
freunden
zeige ich hiermit an, daß ich nun=
mehr
Frankfurterſtraße 36 wohne.
Georg Beck, Schreinermeiſter.

Mein Comptoir und meine Wohnung
befinden ſich nunmehr
Eliſabethenſtr. 62 parterre.
2059)
Rudolt Seligmann,
(Ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes
C. Rollwägelchen wird zu kaufen
geſucht. Zu erfragen bei der Expedition.
5777) Es kann ein Arbeiter Koſt und
Logis erhalten. Bleichſtr. 47 dritter Stock.
5929) Alle Steppereien für Schuhmacher
werden angenommen und ſchnell beſorgt.
Gr. Ochſengaſſe II. Georg Lorenz.

M33.

143

E
K. K. priv. Oeſterreichiſche Staats=
Eiſenbahn=Geſellſchaft.
E. Wir ſind mit der Einlöſung der per 1. September a. c.
verfallenden Zins=Coupons, ſowie der zur Rückzahlung beſtimmten Obli=
gationen
dieſer Geſellſchaft beauftragt. Die Auszahlung findet vom 1. Sep=
tember
a. C. ab an unſerer Caſſe nach Cours ſtatt.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1872.
6086)
Bank für Handel und Induſtrie.
6087)
B e k a n n t m a ch u n g.
Tüchtige Schneider werden zur Anfertigung von Militaär=Belleidungsſtuͤcken geſucht.
Anmeldungen im Oeconomie=Büreau, Kranichſteinerſtraße Nr. 1, eine Stiege.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1872.
Die Regiments=Bekleidungs=Commiſſion des 3. Großh. Jaf=Regim. Nr. 117.
Ruoeueiausaneeoeoleeeoneioor
O3 7
O8OU höchſten Preiſen wird angekauft:
ulle Arten Metalle, als: Meſing, Zinn, Kupfer, Eiſen u. ſ. w., Acten
C
und Zeitungen, altes Bettwerk, Roßhaare und alle in dieſes Fach einſchlagende
Le Artikel bei
Auf Beſtellung bin ich bereit Esaudt Shmom,
8, ins Haus zu kommen. Holzſtraße 15 zunächſt der Brauerei zur Krone.
Roeegeusieeeoaataaaion
972)
Vorddeutscher Hloyd.
Postdampkschifffahrt
von Bremen nach Hoyyork und Baltimore
eyentuell Gomthampton anlautend.
D. Hermann 24. Auguſt nach Newyork. D. Donau
21. Sept. nach Newyork.
D. Jrankfurk 27. Auguſt nach Newyork. D. America 24. Sept. nach Newyork.
D. Heipzig.
28. Auguſt nach Baltimore D. Battimore 25. Sept. nach Baltimore
D. Deutſchland 31. Auguſt nach Newyork. D. Beſer
28. Sept. nach Newyork.
D. Htraßburg
3. Sept. nach Newyork. D. Köſn
L. Octbr. nach Newyork.
D. Rhein
7. Sept. nach Newyork. D. Hermann 5. Octbr. nach Newhork.
D. Rewyork 10. Sept. nach Newyork. D. Berſin
9. Octbr. nach Baltimore
D. Hhio
11. Sept. nach Baltimore D. Deutſchland 12. Octbr. nach Newyork.
D. Main
14. Sept. nach Newyork. D. Bremen
15. Octbr. nach Newyork.
D. Aemeſts
17. Sept. nach Newyork. D. Rhein
19. Octbr. nach Newyork.

Paſſagepreiſe nach Newyork: Erſte Cajüte 165 Thaler, zweite Cajüte 100 Thaler
Zwiſchendeck 55 Thaler Preuß. Courant.
Paſſagepreiſe nach Baltimore: Cajüte 135 Thaler, Zwiſchendeck 55 Thaler Pr. Crt.
von Bremen nach Howorleans

event. via Havre u. Havann.
D. Hannoper 18. September. D. Htraßburg 16. October.
und ferner ein= oder zweimal monatlich.
Paſſagepreiſe nach Havaua und Neworleans: Erſte Cajüute 180 Thaler; Zwiſchen=
deck
56 Thaler Preuß. Courant.
von bremen nach Hestindien via Couthampton
Nach St. Thomas, Colon, Savanilla, La Guayrau. Porto Cabello mit An=
ſchlüſſen
via Panama nach allen Häfen der Weſtküſte Amerikas, ſowie nach China
und Japan
D. König Withelm I. 7. September. D. Kronprinz Kriedrich Wilhelm 7. October.
und ferner am 7. jeden Monats.
Nähere Auskunft ertheilen ſämmtliche Paſſagier=Expedienten in Bremen und deren
Die Direction des Horddentschen Lloyd.
inländiſche Agenten, ſowie
603) Der Unterzeichnete iſt beauftragt, für die vorſtehenden Dampferlinien Paſſage=
Scheine abzugeben und ertheilt Auskunft.
Carl Cerschhauer, Haupt=Agent.
604) Zum Abſchließen von Ueberfahrtsverträgen auf obige Dampfſchiffe halte ich
meine Agentur beſtens empfohlen.
C. S. Well.
3511) Mit obigen Dampfſchiffen befordert Paſſagiere und Güter der für die Herren
Lüdering & Co. in Bremen conceſſionirte General=Agent
HiCoposd Schünemanu, Georgſtraße Nr. 8.

[ ][  ][ ]

144

M. 33.

P
rIvhegirte Sehüizen-Gesehschaſt.
Zur Feier des Hohen Namensfeſtes Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
wird Sonntag den 25. Auguſt ein Gabenſchießen auf hieſigem Schießplatze abgehalten.
Anfang Morgens 9 Uhr bis zum Abend.
Die geehrten Herren Schützen, welche ſich dabei betheiligen, werden freundlichſt gebeten, ſich längſtens bis
Freitag den 23. Auguſt bei dem Herrn Bank=Caſſier Balſer oder Schreinermeiſter Quiring gefalligſt an=
melden
zu wollen.
6034)
Der Vorſtand der priv. Schützengeſellſchaft.

4
Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn=
Geſellſchaft.
2.
A u s z u 9
aus dem 8 14 des Betriebs=Reglements für die Eiſenbahnen Deutſchlands
vom 1. Januar 1872.

Der Reiſende, welcher ohne gültiges Fahrbillet betroffen wird, hat für
die ganze von ihm zurückgelegte Strecke und wenn die Zugangsſtation nicht
ſofort unzweifelhaft nachgewieſen wird, für die ganze vom Zuge zurückgelegte
Strecke das Doppelte des gewöhnlichen Fahrpreiſes, mindeſtens aber den
Betrag von zwei Thalern zu entrichten. Derjenige Reiſende jedoch, welcher
in einen Perſonenwagen einſteigt und gleich beim Einſteigen unaufgefordert
dem Schaffner oder Zugführer meldet, daß er wegen Verſpätung kein Billet
mehr habe löſen können, hat, wenn er überhaupt noch zur Mitfahrt zuge=
laſſen
wird, worauf er keinen Anſpruch hat, einen um 10 Silbergroſchen
erhöhten Fahrpreis zu zahlen. Wer die ſofortige Zahlung ſverweigert, kann
ausgeſetzt werden.

Vorſtehende Beſtimmungen bringen wir mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß,
daß dieſelben unter Aufhebung aller früheren Vorſchriften mit dem 1. Sepember l. 3
auch auf allen unſeren Strecken zur Anwendung kommen werden.
Mainz, im Auguſt 1872.
6088)
Der Verwaltungsrath.
Feier des Ludwigsfeſtes
in der

Kn a b e n=Arbeits=Auſtalt.
Die Eltern und Lehrer der Kinder, welche die Knaben=Arbeits=Anſtalt beſuchen, ſowie
Alle, welche der Anſtalt wohlwollen, werden hiermit freundlichſt eingeladen, der Feier des
Ludwigsfeſtes, welche Sonntag den 25. l. Mts., Nachmittags 3 Uhr in dem
Garten der Anſtalt ſtattfinden ſoll, beizuwohnen.
Zur Unterhaltung der am Feſte Theilnehmenden und zur Unterſtützung der Anſtalt
wird, wie in früheren Jahren, eine Verlooſung, wobei jedes Loos einen Blumenſtock
gewinnt, ſtatthaben.
Looſe zu 6 kr. das Stück ſind in der Anſtalt von jetzt an zu erhalten.
Damit die dem Feſte beiwohnenden Kinder den Feſiſpielen der Knaben ungeſtört
zuſehen können, wird für beſondere Pätze geſorgt werden.
Darmſtadt, am 19. Auguſt 1872.
Der Vorſtand der Rnaben=Arbeils=Anflalt.

Fur gute Getranke, Kuchen und andere Speiſen wird, wie in früheren Jahren,
geſorgt ſein.
(6086

Nonnerſtag den 22. Auguſt 1872
Viertes und lelates AbonnementConcert,

ausgeführt von der ganzen
56 Mann ſtarken Kapelle "Gr. Heſſ. Leibgarde=Regiments
unter der Direction von Theozor Adam.
Anfang präcis 4 Uhr Nachmittags Entre an der Kaſſe 20 Kreuzer Perſon.
Hierzu ladet höflichſt ein
WV. Koitz.

44)
Heſſiſche Ludwigs=
8en.
Eiſenbahn= Geſell=
ſchaft
.
Im Verkehr mit den Stationen der Tyroler
Linie tritt unter Aufhebung des ſeitherigen
Tarifs vom 1. September 1868 am 15.
d. Mts. ein neuer Tarif in Kraft, worin
unſere Stationen Alzey, Babenhauſeu, Bin=
geu
, Darmſtadt, Dieburg, Erbach, Gerns=
heim
, Groß=Gerau, Groß=Umſtadt, Guſtavs=
burg
. Mainz. Michelſtadt, Mombach, Mons=
heim
, Roſengarten und Worms aufgenom=
men
ſind.
Der neue Tarif kann bei unſeren vorge=
nannten
Stationen eingeſehen werden und
iſt bei unſerer Druckſachen=Verwaltung zum
Preiſe von 12 kr. käuflich zu erhalten.
Mainz, den 14. Auguſt 1872.
6091)
Der Verwaltungsrath.
Cxaato
5 6092) Pract. Arzt und Geburts=
t
helfer Dr. med. A. Ra leim ( Gra=
fenſtraße
29) hat ſeine, ſeither durch
8 Krantheit unterbrochen geweſene, Prapis
wieder angetreten.
aeeed.
5803) Eine gute Köchin geſucht.
Promenadeſtraße 47.
5899) Ein geſittetes Mädchen, das ge=
übt
im Nähen und Ausbeſſern iſt, wird ge=
gen
guten Lohn auf Michaeli in Dienſt
geſucht. Heinrichſtraße 94.
5900) Ein braves Mädchen für die Küche
und Hausarbeit wird für guten Lohn auf
Michaeli geſucht. Heinrichſtraße 94.
5956) Ein kräftiger Mann findet dau=
ernde
Beſchäftigung. Näheres Mathilden=
platz
Nr. 19.
6043) Fuhrmanneſtraße Nr. 3 werden
2 tüchtige Fuhrkuechte geſucht.
6045) Weißbinder Geſellen ſucht
Franz Kraus.
6051) Ein mit den nöthigen Vorkennt=
niſſen
verſehener junger Mann kann in
unſerem Buch= u. Colportage=Geſchäft ſofort
in die Lehre treten.
Rühl u. Rettig,
vormals G. W. Küchler.
6055) Eme reinliche Frau wünſcht ein
Kind in Pflege zu nehmen. Zu erfragen
große Kaplanciaaſſe Nr. 36.
Lehrlingsſtelle
6066)
offen in der Leder= und Eijenhandlung von
J. P. Wambold.

[ ][  ][ ]

R3s.

6288)

Wohnungs=Veränderung.
Mein Geſchäftslocal und Wohnung befindet ſich vom 14. d. Mts. an obere
Eliſabethenſtraße Nr. 2 im Hauſe des Hrn. Metzger Schäffer.
Hochachtungsvoll ergebenſt
Chr. Wirthweim, Spengler.
6093)
Vereinigte Geſellſchaft.
Zur Feier des Namenstags Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
findet Sonntag den 25. Auguſt Nachmittags 4 Uhr
DOAO0
HPIO
1
EBDAUOALAN
ausgeführt
von der Muſik des Groß. Leibgarde=Regiments
unter Leitung des Herrn Theodor Adam
im Garten der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt.
Bei ungünſtiger Witterung Abends 7 Uhr in den oberen Räumen des Geſellſchafts=
Lokals.
Der Ausſchuß der Vereinigten Geſellſchaft.

6060)
Agenten.
Ein leiſtungsfahiges Bamberger Landes=
Producten=Geſchäft ſucht für hier einen
tüchtigen Agenten.
Einläufe sub L. Hr. 3361 beſorgt die
Annoncen-Expedition von Racol
Mosee in Nürnberg.
6069) Tüchtige Steinhauer finden
dauernde Beſchäftigung bei
J. B. Scholl & Sohn,
Hofbildhauer.
6094) Gouvernanten werden nach
Irland und England geſucht.
Näheres in der Expedition.
6097) Holzhofſtraße Nr. 1 ſucht eine Frau
Beſchäftigung im Waſchen und Putzen.

6095) Ein Mädchen vom Lande, welches
in allen weiblichen Handarbeiten bewandert,
mit allen häuslichen Arbeiten vertraut iſt,
ſucht auf Michaelitag Stelle.
Näheres durch Herrn Metzgermeiſter
Ewald in der Ludwigſtraße.

C. (Fin zuverläſſiger, mit der Feder ge=
S
C= übter Mann, findet gegen gutes
Salair bei mir dauernde Stellung u. werden
ſchriftliche Offerten unter Beifügung von
Zeugniſſen von mir entgegengenommen.
Kaufmänniſche Kenntniſſe ſind nicht erfor=
derlich
.
H. Schuchard.
5901) 9000 fl. Capital werden
gegen doppelte gerichtliche Sicherheit in hier
gelegenen Immobilien bis 1. Dezbr. l. J.
zu 4¼ pt. Zinſen zu leihen geſucht.

145
Restauration Dietz.
6098) Dienſtag den 20. Auguſt
GROSSESGOICERT
Italieniſche Nacht.
Anfang 7 Uhr. Entree 6 kr.
6099) Ein Bautechniker, theoretiſch und
practiſch gebildet, in geſetzterem=Alter ſucht
Stellung.
Elegante Wohnung
von 5 bis 6 Zimmern für Sept. A. C.
g e ſ u ch t.
Offerten nimmt unter 9. B. 371 die
Annoncen=Expedition von Maasenstein &
Jogler in Frankfurt a. M. entgegen.
6101) Ein ſchönes Hündchen von
dieſem Jahre wird zu kaufen geſucht.
Hügelſtraße 37, zweiter Stock.
8
derloren!
5
von dem Darmſtädter Hofe nach dem
Monument oder in Droſchke Nr. 41 einen
Theil von einem goldnen Ohrring,
welchen man gegen angemeſſene Belohnung
Hotel Darmſtädter Hof Zimmer Nr. 23
abgeben wolle.
In dem Großherzoglichen Holzmagazin
wird abgegeben:
per Raummeter.
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
kiefern
4 fl. 40 kr.

Der an den Ueberbringer für einen Raum=
meter
zu zahlende Fuhrlohn beträgt für
Darmſtadt und Beſſungen 18 kr.
Beſtelltage: Dienſtag, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Renkamt Darmſtadt.
Hauſer.

pC.

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Darmſtadt's Geſellſchaftliche Zuſtände
in den letzten Jahren des verfloſſenen und in den erſten des jetzigen Jahrhunderts.
Mitgetheilt von W.
(Fortſetzung.)
Ein anderes Original, welches viel auf den Straßen geſehen,
wurde, war der Profeſſor Pauli, ein ſchon älterer Mann,
der nicht in den beſten Verhältniſſen lebte und mit ſchrift=
ſtelleriſchen
Arbeiten verſchiedener Art, namentlich mit Beſchreibung
und Geſchichte unſerer Stadt und ihrer Sammlungen beſchäftigt
war. Man ſah ihn immer, den Kopf auf die eine Seite beugend,
mit freundlichſter ſtets lächelnder Miene jedermann grüßend, die
Hände auf dem Rücken gekreuzt, und ſtets mit einem Pack Papier
oder einem Buch unter dem Arm. Der ſeelengute, von aller
Welt wohlgelittene Mann, war in Gedanken ſtets mit ſeinen
Arbeiten beſchäftigt und fühlte immerwährend den Drang zu ſchreiben.
Es wird erzählt, daß er eines Tages, am Fenſter der Traube
ſtehend, als das Regiment vorbeizog, dieſer Schreibeſucht in der
Art eine Erleichterung verſchaffte, daß er, ſo lange er die Trommel
hören konnte, in ſeine Brieftaſche Drum, drum, drum= ſchrieb.
Le style est Thommel ſagt Büffon. Der gute alte Pauli iſt
in ſeiner ganzen Gefühls= und Denkweiſe z. B. in folgendem
Paſſus ſeiner Beſchreibung von Darmſtadt, da wo er von der
Faſanerie ſpricht, gekennzeichnet. Majeſtätiſche Buchen und Eichen,
von denen manche vielleicht ſchon Odins Altäre umnachteten, wölben
ſich über dem herrlichen Wald; erhabener und kunſtreicher als
prächtige Dome von Menſchenhänden gemacht. Nur hier und da
ſchimmert der blaue Aether, oder ein goldner Lichtſtrahl durch die
dunkeln Zweige und trägt die leichtbeſchwingte Seele hinauf zum
Sichtbar=Unſichtbaren. Ein wohlthätiger Schauer durchläuft die
ahnende Seele; Braga's Telyn voll preiswerther Thaten der Bäter,

und Klopſtocks Harfe, des Göttlichen voll, rauſcht aus den Wipfeln
der Eichen, durch die Waldnacht daher. Noch charakteriſtiſcher
iſt folgende Stelle: Auch Dichtkunſt ſah die Stadt mit einweiſen=
dem
Lächeln an - der Lieder Geiſt kam über manchen Darmſtädter:
Zimmermann, Baur, Reh, Föth, Hofmann, entlocken der Leier reine
Löne, getuſcht vom Herzblut der Empfindung.
Noch eine auffallende Erſcheinung war der Concertmeiſter
Heſſe, ein außerordentlich freundlicher und gutmüthiger alter
Mann, der eifrigſte und leidenſchaftlichſte Violinſpieler, der gefunden
werden konnte. Wenn bei einer Probe in der Pauſe nach einem
Actſchluß das ganze Perſonal das Orcheſter verließ, ſo blieb er
zurück, ſtimmte ſeine Violine und ſpielte weiter. Wir erlaubten
uns oft den Scherz, ihm eine Stelle der Muſik zu bezeichnen, die
uns beſonders angeſprochen habe; dieſelbe war denn kaum genannt,
ſo begann Heſſe ſie zu ſpielen und in ſeinem unermüdlichen Eifer
würde er den ganzen vorhergehenden Act wiederholt haben, wenn ihm
die Zeit dazu geblieben wäre. Es gewährte uns jungen Leuten
immer viel Vergnügen, mit dieſem einfachen, guten, alten Manne
uns zu unterhalten.
Noch einige Männer bleiben mir zu erwähnen, welche auf
den Straßen als auffällige Perſonen erſchienen. Der Graf Latour,
wie angenommen wurde ein Sproſſe der Bourbonen, zählte unter
dieſe. Seine Geſtalt, noch mehr aber ſeine Geſichtszüge ließen
dieſe Annahme gerechtfertigt erſcheinen. Da man ſich damals noch
vielfach mit dem Schickſal der franzöſiſchen Königsfamilie beſchäftigte,
ſo war dem Grafen die Theilnahme hier ſehr zugewendet. Im
Jahr 1814 verließ er die Stadt, die ihm mehrere Jahre eine
Zuflucht gewährt hatte, und zog nach Chambery in Savohen.
Auf einer Rückreiſe aus Italien im Jahr 1823 kam ich ſchon zu
einer ſpäten Abendſtunde nach Chamberh, ſuchte aber dennoch den
Grafen auf. Er empfing mich mit ſichtlicher Freude und war
ſörmlich dankbar dafür, daß ich ihm eine Erinnerung bewahrt hatte.
Bald darauf ſtarb er.

[ ][  ]

146

M33.

Ein anderer von aller Welt gekannter Mann, war der
Abt Vogler. Wenn er zur Großherzoglichen Tafel ging, pflegte
er ſtets in der Mitte der breiten Rheinſtraße zu ſchreiten und zog
dann in ſeinem Abbé=Mantel, den Stern auf dem rechten Schulter=
blatt
tragend, Aller Augen auf ſich.
Aehnliches war bei dem Erſcheinen des Präſidenten von
Rathſamhauſen der Fall. Wenn dieſer alte ehrwürdige Herr
von der Sitzung kam, den Stern anf der Bruſt, zog alle Welt
ehrerbietig den Hut vor ihm ab, denn zu jener Zeit wurde es als
eine Auszeichnung betrachtet, wenn ein Mann, der nicht von fürſt=
licher
Geburt war, einen Stern trug; ja es gab damals ſelbſt
wenige Prinzen regierender Häuſer, welchen ein Stern verliehen
war. Sie trugen einen ſolchen nur, wenn ſie ſich in Dienſten
eines großen Staates einen ſolchen erworben hatten.
Die Zeit, welche wir nach ihren geſellſchaftlichen Zuſtänden
zu ſchildern verſuchen, kannte aber in Darmſtadt nicht allein ſolche,
durch äußere Erſcheinung und Originalität ausgezeichnete Perſönlich=
keiten
, ſondern auch eine Zahl durch Ernſt, ſicheres Streben und
eingreifende Thätigkeit hervorragender Männer, deren jetzt noch
mit Ehren genannter Name in Kunſt und Wiſſenſchaft, im Staat,
in der Kirche und Schule eine hohe Stelle einnimmt. Ludwig I.
verſtand es, geleitet durch ſeinen hohen Sinn für Kunſt und
Wiſſenſchaft und durch ſeine Erkenntniß deſſen, was Noth that,
tüchtige Männer jeden Berufs in ſeine Nähe zu bringen, ſo daß
der kleine Heſſiſche Staat eine ehrenvolle Stelle in Deutſchland
einzunehmen berechtigt war.
Und nun wolle ſich der Leſer zur Vervollſtändigung unſeres
Culturbildes, nachdem wir ihm die Zuſtände im Allgemeinen zu
ſchildern verſucht und einige namhafte Straßenfiguren, die dazumal
dem Wanderer begegneten, vorgeführt, einige Straßen=Scenen be=
ſchreiben
laſſen, wie wir ſie ſelbſt erlebt oder von unſeren älteren
Zeitgenoſſen geſchildert bekommen haben. Sie werden uns Gelegen=
heit
geben, eine oder die andere weitere Darmſtädter Perſönlichkeit
aus der alten Zeit auftreten zu laſſen, die bis jetzt noch keine
Erwähnung gefunden. Wir entnehmen die öcenen zum Theil
Mittheilungen, welche vor etwa 20 Jahren in einer damals er=
ſcheinenden
Unterhaltungs=Zeitſchrift den Leſer erfreut haben.
Auf dem Markte ſitzt eine gedrungene rothhaarige Geſtalt,
auf dem Haupte eine alte Plüſchmütze Kümmel= und Salzkappe;
genannt. Es iſt der Pflüſterer Fuchs, eine der Berühmtheiten
Darmſtadts, der hier ein Stückchen Straßenpflaſter zu machen hat.
Er verrichtet ſeine Arbeit mit aufgeſchürzten Aermeln; ſein Schnapps=
bettel
ſteht neben ihm im Sande, ſeine zweite Freundin, eine
müchtige Schnupftabaksboſe liegt dabei. Und nun wiederholt ſich
eine Scene, die ſehr oft vorzukommen pflegt, wo der Pfläſierer
Fuchs ſitzt. Es dauert nicht lange, da hat ſich eine Schaar Buben
um den Mann verſammelt, die anfangs ſchweigend ihm bei der
Arbeit zuſehen, auf einmal aber unter dem Rufe: Fuchs, der
Haas! auseinanderſtieben und nach allen Windrichtungen laufen.
Auf dieſen Ruf greift der Pfläſterer, wie jedesmal, wenn derſelbe
ertönt, nach Hammer, Steinen und Sand und ſchleudert, was
nur zu Handen iſt, den Flüchtigen nach, die in ſicherer Ferne im
Chor den Wüthenden auslachen und ihn ſich näher locken, worau,
denn die Scene noch einmal aufgeführt und Fuchs weit von ſeiner
Arbeit abgeführt wird. Kommt er wieder an ſeine Arbeitsſtelle
zurück, dann findet er ſicher ſeinen Buttel geleert, und unter
Fluchen und Schimpfen wird die Doſe als Beruhigungsmittel zu
Hülfe genommen. Die Scene wird noch komiſcher, wenn der Lärm
ſich ſo ſleigert, daß der zum Polizeidiener beförderte ſtotternde und
näſelnde Bettelvogt Engel, die geſtörte Ruhe herzuſiellen ſich
bemüht. Dann verwandelt ſich die Straße in eine wahre Bühne;
erſchütternder und herzlicher kann kein Lachen erſchallen, als das,
welches die beiden Darſteller Fuchs urd Engel und der begleitende
Knabenchor erregen
Plötzlich aber ſtieben die Knaben auseinander und ſtürzen
nach dem Rathhauſe zu. Dort zeigt ſich etwas Neues, was ſie
intereſſirt. Zwei Waiſenknaben, vom gepuderten Kopfe bis zu den
Füßen ſchneeweiß gekleidet, die Piqusjacken mit h immelblauſeidenen
Bändern auf der Bruſt zuſammengebunden, ſchreiten, traulich ſich
führend, nach dem Rathhauſe. Die Knaben ſind berufen, die
Looſe aus den Glücksrädern der Darmſtädter Lotterie zu ziehen.
Sie ſind wohl in die Farbe der Unſchuld gekleidet, weil ſie un=
ſchuldig
ſind an den Nieten und Treffern, welche ſie ziehen. In

dem oberen Rathhausſaale, Angeſichts der Bildniſſe der alten
Senatoren, auf einer mit einem Geländer begrenzten Eſtrade, geht
die Ziehung feierlich und ceremoniös von ſtatten. An einer großen,
mit grünem Tuch belegten Tafel ſitzt als Präſident in einer
hellblauen mit Gold geſtickten Uniform der etwas unanſehnliche
Freiherr v. Wallbrunn. Zu ſeiner Rechten und Linken die Beamten
der Lotterie=Direction mit ihren Büchern und Tabellen. Dem
Präſidenten gegenüber befinden ſich die eylinderförmigen mit Glas=
cheiben
conſtruirten Glücksurnen, welche von den weißen Waiſen=
knaben
mittelſt einer Kurbel in Umſchwung geſetzt werden und die
goldne Deviſe führen:Portuna juvat audaces! Wer wagt,
gewinnt! Vier Kanzleidiener in ſilberbetreßter Livree ſind ge=
ſchäftig
, auf blinkenden Tellern den Waiſenknaben die gezogenen
Looſe abzunehmen und ſie in die Hände der Beamten zu bringen,
die ſie entfalten und dann Rummer und Glück oder Nichtglück
mit lauter Stimme verkünden. Die Zuſchauerſchaft beſteht vor=
zugsweiſe
aus Söhnen Iſraels, welche ſo ruhig, als es ihr Naturell
zuläßt, die Geſchicke in ihre Schreibtafel einzeichnen. Plötzlich
rennt einer von ihnen wie beſeſſen zur Thüre hinaus: ein Loos
ſeiner Collecte hat gewonnen. Die Freude übermannt ihn; er
muß ſein Glück der Welt verkünden. Wir verlaſſen mit ihm das
Rathhaus.
In der Straße, durch welche wir gehen, öffnen ſich auf den
Klang einer Schelle faſt alle Fenſter. Der Ausſcheller Seibel,
eine lange hagere Geſtalt, in einen langſchößigen, fadenſcheinigen
Ueberrock gekleidet, deſſen Flügel ein in blauweiße Strümpfe und
Schnallenſchuhe gekleidetes Fußgeſtell umwehen, verkündigt: Eine
Chaiſe fährt nach Frankfurt! Wer ſich deren bedienen will, beliebe
ſich bei Kutſcher Schultheiß zu melden! Auf die ſonore Stimme
ihres Ausſchellers Seibel ſind die Darmſtädter ſtolz und oft hört
man ſie verſichern, daß der Beſſunger Ausſcheller unſerem Seibel
das Waſſer nicht reiche.
Gortſetzung folgt.)

Lokale Notizen.
Darmſtadt, 19. Auguſt. Ihre Großh. Königl. Hoheiten Prinz und
Prinzeſſin Carl ſind mit Ihrer Hoheit der Herzogin Anna von Meklenburg=
Schwerin am 17. ds. von Fiſchbach in Schleſien wieder hier eingetroffen.
Der Verwaltungs=Ausſchuß des Geſammt=Vereins der deutſchen
Geſchichts= und Alterthumsvereine veröffentlicht für die vom 16-20. Sept.
in Darmſtadt abzuhaltende Verſammlung derſelben folgendes Programm:
Die Theilnehmer an der Verſammlung werden erſucht, in dem in den
Localitäten der Vereinigten Geſellſchaft; eingerichteten Anmeldungsbureau
ihren Namen einzuzeichnen und gegen Entrichtung von 2 Thalern die Ein=
trittskarte
nebſt dem Localprogramm in Empfang zu nehmen. Sonntag. 15. Sept.
Abends, geſellige Zuſammenkunft. Montag, 16. Sept., Vorm. 10 Uhr, erſte
Generalverſammlung in den Localitäten der Vereinigten Geſellſchaft: Nach=
mittags
2 Uhr gemeinſchaftliches Mittageſſen. Dienſtag, 17. Sept., Vormit=
tags
8-10, 10-12 und 12-2 Uhr Sectionsſitzungen. Mittwoch, 18 Sept.,
Vormittags 8-10, 10-12, 12-2 Uhr Sectionsſitzungen. Nachm. 5 Uhr
Sitzung der Vereinsbevollmächtigten. Donnerſtag, 19. Sept., früh 8 Uhr
Sitzung der Vereinsbevollmächtigten. Vormittags 11 Uhr zweite allgemeine
Verſammlung. Freitag, 20. Sept., gemeinſchaftl. Ausflug nach Mainz zur
Beſichtigung des römiſch=germaniſchen Centralmuſeums.
Aus Baden wird von Unterhandlungen berichtet, welche zwiſchen der
preußiſchen und der badiſchen Regierung, wegen Verlaufs der badiſchen
Bahnen an die erſtere, im Gange ſeien. Auch von einer beabſichtigten Er=
werbung
der wichtigſten Linien der heſſiſchen Ludwigs=Bahn
durch Preußen, beziehungsweiſe derjenigen, welche eine ſtrategiſche
Bedeutung beſitzen, wird uns Verſchiedenes mitgetheilt, und zwar ſollen in's
Auge gefaßt ſein: Die Linien Darmſtadt=Mainz, Frankfurt=Mainz, Darmſtadt=
Aſchaffenburg, Mainz=Bingen und Mainz=Worms. Nach Erwerbung der er=
wähnten
Bahnſtrecken würde Preußen die Bahn Frankfurt=Wolfskehlen=Worms=
Mannheim erbauen.
Wie wir hören iſt die Eröffnungunſerer Hofbühne wegen
ſtattgehabter baulichen Veränderungen in dem Theatergebäude vor Ende
September nicht zu erwarten.
In Ober=Ramſtadt reſp. auf dem Dippelshof hat geſtern eine
Jahresfeier der Schlacht von Gravelotte ſtattgefunden, welche in
glänzender Weiſe verlief.
Die Ueberſchwemmung mit holländiſchem Gelde, das
nunmehr von einer Caſſe nach der anderen nicht mehr angenommen wird,
wächſt mit jedem Tage und wäre es wohl an der Zeit, die Einfuhr dieſer
Geldſorte, womit die Herren Importeure in Mainz und anderwärts ein recht
ſchönes obwohl nicht gerade reinliches Geſchäft gemacht haben, zu verbieten.
Die vergleichende Ueberſicht des in Mainz eingegangenen
Octroi pro Juni und Juli 1872 weiſt ein Minus von 8858 fl. 26 kr. nach.
Der Hauptausfall vertheilt ſich auf die Eßwaaren mit 3617 fl., die Brenn=
waaren
mit 4312 fl., Getränke mit 560 fl. Der Geſammtausfall vom
1. Januar d. J. bis letzten Juli beziffert ſich auf 31521 fl. Bei den Hafen=
gebühren
zeigt ſich für obige zwei Monate ein Weniger von 1445 fl. und
ſeit 1. Januar von 6100 fl.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Pofouchdruckerei.