Darmstädter Tagblatt 1872


30. Juli 1872

[  ][ ]

Beilnoe
zum
Darmſtädter Frag=und Anzeige=Blatt.
1872.
Darmſtadt, den 30. Juli
N 30.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu. ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtag
die Beilage Dienſtag und Letzteres Donnerſtag. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. 24 kr. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren.
In Darmſtadt bei der Expedition: Rheinſtraße Nr. 23 neu. - Inſeratenpreis für locale Anzeigen per Zeile 3 kr.

Verſteigerungen.
5606) Bekanntmachung.
Das Anfahren von ca. 7000 Centner
Steinkohlen von der Bahn in die hieſigen
Magazine ſoll künftigen Mittwoch den
31. Juli 1872, Vormittags 11 Uhr,
auf unſerem Büreau an den Wenigſineh=
menden
unter den im Termin bekannt ge=
macht
werdenden Bedingungen öffentlich
vergeben werden.
Darmſtadt, den 26. Juli 1872.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Appfel, Beigeordneter.
5482) Bekanntmachung.
Die Anfuhr der für die hieſigen Garni=
ſon
=Anſtalten für das Jahr 1872-73 er=
forderlichen
25,000 Centner Steinkohlen vom
Bahnhofe in die Magazine ſoll an den
Mindeſtfordernden vergeben werden.
Geneigte, hierorts anſäſſige Fuhrwerks=
beſitzer
wollen ihre deßfallſigen Offerten ver=
ſiegelt
und mit der Aufſchrift: Soumiſſion
auf Steinkohlentransport: verſehen, bis zum
2. Auguſt er., Vormittags 10 Uhr, in un=
ſerem
Büreau, Mühlſtraße Nr. 2, einreichen
woſelbſt auch die Bedingungen zur Einſicht
offen liegen. Nachgebote bleiben unberück=
ſichtigt
.
Darmſtadt, den 26. Juli 1872.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.

5483)
Bekanntmachung.
Die Anfertigung von Utenſilien für Wacht=
meiſter
=Wohnungen ſoll an den Mindeſtfor=
dernden
vergeben werden.
Geeignete Unternehmer wollen ihre deß=
fallſigen
Offerten verſiegelt und mit der
Aufſchrift:
Submiſſion auf Anfertigung von Uten=
ſilien'
verſehen bis zum Freitag den 2. Aug.
d. J., Vormittags 10 Uhr, in unſer Büreau
einreichen, woſelbſt auch die Bedingungen
zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 26. Juli 1872.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.

5607) Heugras=Verſteigerung
im Beſſunger Hofgarten Mittwoch den
31. Juli 1872, Vormittags 11 Uhr.
Beſſungen, den 28. Juli 1872.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen II.
Noack II.

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 1. Auguſt, Vormittags 9 Uhr,
werden die zum Nachlaſſe der Wittwe des Großherzoglichen Ober= Conſiſtorial=
raths
Kümmich (Marienplatz 10) gehörige Gegenſtände, als: Gold, Silber,
Frauenlleider, Weißzeug, Bettwerk, Möbel, Küchen= und Kellergeräthſchaften
gegen baare Zahlung verſteigert.
14
M. Neuntadt, Hoftarator.
5608)
W
D42.

Feilgebotenes.
4217) Zimmerſpähne bei Wilh.
Rahn, Hofzimmermeiſter, Promenade=
ſtraße
Nr. 26.
.
Pommade zum
.
5 La Helains. Färben der
grauen Haare, fein von Geruch und frei
von allen ſchädlichen Stoffen. Preis 3 fl.
E. Pinaud& Heyer in Paris.
Alleinverkauf:
W. Schäſer, Hoftheaterfriſeur,
Wilhelminenſtraße Nr 23.
5081) Ein 1½ſlöckiges Wohnhaus
in geſunder Lage mit Hofraum, Garten u.
Pumpbrunnen ꝛc. unter günſtigen Bedingungen
zu verkaufen. Näheres in der Expedition.
4022) Ein ſehr gangbares hieſiges
Geſchäft in einer der frequenteſten
Straßen wird mit Haus und Inventar
zu annehmbarem Preiſe käuflich abgegeben.
Zu erfragen bei M. Neuſtadt,
Alexanderſtraße 8.
5426) Verkäuflich.
1) Eine hellbraune engl. Stute, 3 Zoll,
6jährig, ſicherer u. angenehmer Gänger,
geeignet für einen Escadron=Chef oder
Adjutanten.
2) Trakehner Rappe, 78 Zoll,
7jährig, zu jedem Dienſt geeignet, guter
Traber.
3) Eine noch ſehr gut erhaltene Victoria=
Chaiſe und offener Wagen
(Americain).
Die Pferde ſind vollkommen geſund und
beide elegant. Die Stute war im Training.
Näheres zu erfahren in Jugenheim
bei Darmſtadt, Billa Eppenetter.
Neue Matjes=Häringe,
pro Stück 6 kr., empfiehlt
5513) Jos. Biegor, Waldſtr. Nr. 27.

5453) In einer ſchönen Lage der Stadt
iſt ein zweiſtöckiges kleingebautes Hinterhaus
mit Bauplatz, desgleichen ein Seitenbau mit
Waſchküche, Brunnen, Holzſtall mit Bau=
platz
, beide ganz oder getrennt zu verkaufen.
Zu erfragen auf der Exp. d. Bl.
.
pl.

Geschwächte,
ſamentlich auch im Nervenſyſtem Zer=
rüttete
, finden reelle und ſichere Hülfe
einzig und allein durch das Buch:
.Dr. Retans Selbſtbewahrung
Mit 27 patol. anatom. Abbildungen.
In demſelben iſt ein erprobtes, von
den tüchtigſten Aerzten bearbeitetes
Heilverfahren mitgetheilt, dem Unzäh=
lige
ſallein in den letzten 4 Jahren
über 15000) billige u. dauernde Wie=
derherſtellung
ihrer Geſundheit verdanken.
Verlag von G. Poenicke's Schulbuch=
handlung
in Leipzig und dort, ſowie in
jeder Büchhandlung für 11fl. 45 kr. zu
bekommen.
(Fin ausführlicher Proſpect, der gratis
C= zu haben iſt, giebt Aufſchluß über
Zweck und Erfolg dieſes Buches und
zeigt, daß nicht durch ſchwindelhafte,
übermäßig theuere Geheimmittel, ſon=
dern
nur durch ein rationelles Heil=
verfahren
Geneſung möglich iſt.
5455) Strohſelle, Schwarzmehl, ausge=
zeichnetes
Schweinefutter bei
Marx Mayer, Dieburgerſtr. 2.
gur vesinieoton!
Eisenvitriol,
Ghlorkalk,
Carbolsäure füss.,
Carbols. Ralk loose & in Dosen
billigſt bei
5456) Georg Liebig Sohr.
5510) Auf dem Heiligen Kreuzberg iſt
ein Morgen Hafer auf den Halmen zu
verkaufen.
Nähere Auskunft obere Schützenſtr. 20.
35

[ ][  ][ ]

128
5605a

N 30.

empfiehlt

EinmachWeineſſiz
feinſter Qualität
Ludwigsplatz
Fr. Sohaſer,
Nr. 7.

52)

8.
Mu- -ulmtU u gtltmbl

von den einfachſten Schriftplatten bis zu den reichſten Monumenten in ſchöner Auswahl
vorräthig bei
Ferd. Hofmeister, Narmorwaaren=Fahriſ,
44 Breitegaſſe Frankfurt a. M.
5507) Wir beabſichtigen unſer in der
kleinen Ochſengaſſe gelegenes Wohnhaus,
in welchem ſeit einer Reihe von Jahren ein
Wanzentod.
Specerei= und Biergeſchäft mit beſtem Er=
Das Glas 18 kr. An den mit dieſer
folg betrieben wurde, und welches- ſich zu
jedem anderen Eechäfte eignet, aus freier Tinktur beſtrichenen Stellen, als: Bettladen,
Hand zu verkauf n. Nähere Auskunft er= Fußböden, Holzbekleidung ꝛc., kommen nie
theilt Herr Schuhmachermeiſter Louis ſ mehr Wanzen vor. Herr E. Scharmann
iſt angewieſen, Jedem auf ſeine einfache
Lauth, Holzſtraße 12.
Erklärung hin die Tinktur habe nicht ge=
Gebrüder Müller.

ärbacherſtraße Nr. 6 iſt ein halber
Morgen Gerſte auf dem Halm zu
(5512
verkauſen.
WhOhmuWVehme
Aechten Nierſteiner 18 u. 24 kr. pro
Schoppen, ſowie einen ausgezeichneten Car=
lowitzer
, pr. Schoppen 30 kr., empfiehlt
J.
Jos. Bieger, Waldſtr. Nr. 27.
Sehr ſchöne Strohſeile bei
Hartmann Schaffner,
Große Ochſengaſſe Nr. 21.
5518)
Friſch eingetroffen:
1872r Holl. Vollhüringe,
Kronbrand, das Stück 12 kr., bei
Wilhelm Manck,
Ballonplatz 5.
5520)
5609) Der verbeſſerte homöo=
pathiſche
Geſundheits=Kaffee, nach
Anweiſung des Herrn Dr. Willmar
Schwabe in Leipzig, wird nur in der
Fabrik von
Louia Wittiz & Co.
in Coethen (Anhalk),
ſonſt an keiner anderen Stelle, präparirt.
Dieſer verbeſſerte Geſundheits=Kaffee, zu=
gleich
ein vorzügliches Zuſatzmittel zum
indiſchen Kaffee, und nur in vollwichtigen
J.. ½ u. ¹ Pfd=Packeten geliefert; er iſt
wohlſchmeckender und trotz des etwas höheren
Preiſes wirthſchaftlich ungleich vortheilhafter
als die gewöhnlichen, in leichter Packung
in den Handel kommenden Geſundheits=Kaffee=
Sorten. Jedes Packet trägt Schutzmarke
und Atteſt des Herrn Dr. Schwabe, ſowie
deſſen und der Fabrikanten Handzeichen.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.
- Neue holland. - oll=
häringe
per Stück8 kr.
bei
Jh. G. ordis.
5611) Ein Morgen Hafer zu verkaufen.
Näheres Kiesſtraße Nr. 21.

wirkt den Betrag zurückzuzahlen.
Frankfurt a. M., Juni 1872.
Paul Sohausten, Chemiker.
Alleiniges Depot für Darmſtadt bei
Herrn E. Scharmann, Hofbürſten=
macher
.
(5612
5613) Nahe bei den Bahnhöfen iſt ein
Wohnhaus mit Garten
zu verkaufen. Näheres bei der Exp. d. Bl,

W.
Ex.

Dezmiethungin.
4978) Ein Stall für 3 Pferde nebſt
Burſchenzimmer zu vermiethen.
Elijahethenflraße Nr. 1.
2623) Allein ſtehender Hinterbau, zu
jedem Geſchäft paſſend, zu vermiethen.
Carlſtraße Nr. 40.
3040) Zu vermiethen: Steinſtraße 21
eine Wohnung im Garten, beſtehend aus
2 Zimmern, 3 Piecen mit Zugehör und
gleich zu beziehen.
3690) Ein freundliches Zimmer, möblirt,
iſt an einen ſoliden Herrn zu vermiethen.
Preis 5 fl. Stiftſtraße 54 zweiter Stock.
4124) Wienerſtraße Nr. 31 der zweite
Stock, 4 Zimmer, Magdſtube, Keller und
Speicherraum nebſt allen Bequemlichkeiten
ofort zu beziehen
4242) Eine Werkſtätte
für einen Schloſſer, Gpengler u. ſ. w.
groß, hell und geräumig, bei
G. G. Lange, in der Rheinſtraße.
4425) Ein ſchönes großes möblirtes
Zimmer iſt zu vermiethen.
Ludwigsplatz Nr. 4, 3. Stock.
4625) Ein möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Lindenhofſtraße Nr. 1 bel Etage.
4787) In der früher Marr Geier'ſchen
Behauſung in Beſſungen iſt eine Bcheuer
zu vermiethen. Näheres bei der Exp. d. Bl.
4882) Sandſtraße Nr. 10 im 1. Stock
ein möblirtes Zimmer ſogleich zu beziehen.
4884) Schulſtraße Nr. 10 der zweite
Stock, beſtehend aus 6 Piecen mit allem
Zugehör, ſofort zu beziehen.
5272) Carlsſtraße Nr. 23 iſt ein freund=
lich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.

4974) Der halbe untere Stock meines
Hauſes, Frankfurterſtraße 32, beſtehend aus
4 Zimmern, Küche ꝛc., iſt zu vermiethen
und baldigſt zu beziehen.
Ph. Röder.
4989) Wohnung nebſt Atelier.
Das ſeither von Herrn Tylograph Pfnor
bewohnte Logis nebſt Atelier in meinem
Seitenbau, iſt anderweitig zu vermiethen;
auch kann daſſelbe im Ganzen als eine
Wohnung vermiethet werden.
Joh. Heinr. Reinhardt,
Landwehrweg Nr. 7.
5051) Zwei ineinandergehende möblirte
Zimmer in ſchöner und geſunder Lage der
Stadt ſind bis 1. Auguſt d. J. zu vermiethen.
Wo? ſagt die Expedition.
5082) Kiesſtraße Nr. 28 der untere Stock
und die Manſarde zu vermiethen u. gleich zu
beziehen. Aug. Maringer, Zimmermſtr.
5180) In meinem Hauſe, Eck der Nieder=
ramſtädter
= und Teichhaus=Straße Nr. 38
iſt der 2. Stock, beſtehend aus 4 Piecen
mit allem Zubehör, vom 1. October an zu
vermiethen. F. J. Beſt, Steinmetzmeiſter.
5182) Rheinſtraße Nr. 18
iſt die bel Etage, beſtehend aus 11 Piecen,
Küche ꝛc. zu vermiethen. Ebendaſelbſt auch
Stallung und Remiſe.
Näheres Heinrichſtraße 103 zu erfragen.
5243) Schwanenſtraße Nr. 33, dem bo=
taniſchen
Garten gegenüber, iſt eine ſehr
freundliche Wohnung (bel Etage), beſtehend
aus 4 Zimmern, Küche unter Glasabſchluß,
Magd= und Bodenkammer, Keller, Holzſtall,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleich=
platzes
, zu vermiethen.
5244) Bleichſtraße Nr. 40 eine Stiege
hoch eine ſeparate Wohnung im Hof, be=
ſtehend
aus 3 ineinandergehenden Zimmern
nebſt Küche, Holz= und Kohlenplatz, ertraem
Keller, zu vermiethen und gleich zu beziehen.
5249 Promenadeſtraße 56 der dritte
Stock nebſt Manſarde an eine ruhige Fa=
milie
zu vermiethen u. am 15. Octbr. beziehbar.
5275) 2 Zimmer, Küche und Keller.
Martinſtraße Nr. 14.
5428) In dem neu erbauten Hauſe, ver=
längerte
Heinrichſtraße Nr. 10, iſt der Par=
terreſtock
, beſtehend aus 4 Piecen und allem
Zubehör, zu vermiethen und am 20. Sept.
zu beziehen. Zu erfragen Nieder=Ramſtädter
Straße Nr. 38 im mittleren Stock.
5428a) Carlsſtraße 33 zwei freundliche
Zimmer im 2. Stock mit oder ohne Penſion.
5429a) Ein möblirtes Zimmer bis 1. Au=
guſt
zu beziehen. Grafenſtraße 4 parterre.
5430) Caſinoſtraße Nr. 14 nächſt den
Bahnhöfen iſt eine Manſarden=Wohnung u.
ein möblirtes Zimmer, beide gleich bezieh=
bar
, zu vermiethen.
5431) Louiſenſtraße Nr. 16 im 1. Stock
ſind 2 große unmöblirte Zimmer nebſt Keller
zu vermiethen und ſofort zu beziehen.
5462) Heinheimerſtraße 29 ein möblirtes
Zimmer für 1 oder 2 Perſonen; auf Ver=
langen
kann Koſt gegeben werden.
5530) Zu vermiethen an eine ruhige
Familie Mühlſtraße 25 ein Manſarden=
Logis, beſtehend in 2 geraden Zimmern,
ſchrägem Cabinet, Küche, Keller, Boden=
raum
ꝛc., und bis Mitte October zu beziehen.
Preis 96 fl. Guſtav Heß, Zimmermeiſter,
Blumenſtraße 6.

[ ][  ][ ]

129

5531) In der Schulſtraße Nr. 16 iſt
die bel Etage, beſtehend aus 4 Zimmern,
2 Bodenkammern, Küche, 1 Haushalt= und
1 Küchenkeller, nebſt Holzplatz, zu vermie=
then
und vom 15. Auguſt an zu beziehen.
Zu erfr. bei Gebr. Feidler, Obergaſſe 38
Zu vermiethen.
5542)
Eine ſchöne abgeſchloſſene Wohnung in
einem ganz neuen Hauſe, bel Etage, 5 Zim=
mer
mit Magd=und Bodenkammer und jonſt
allen Bequemlichkeiten. Anfangs Auguſt be=
ziehbar
. Näheres Martinſtraße Nr. 23.
5557) In meinem neu gebauten Hauſe,
Landwehrweg Nr. 23, iſt der mittlere Stock
ſowie ein Logis gleicher Erde, welches ſich zu
allen Geſchäften eignet, zu vermiethen und gleich
zu beziehen. Ludwig Emmel,
gegenüber der Artillerie=Caſerne ſowie bei
Georg Wenz, Mathildenplatz.
5614)
Zu vermiethen
eine freundliche Manſarden=Wohnung an eine
kleine ſtille Familie. Promenadeſtraße 6
5615) Frankfurterſtraße Nr. 7 iſt ein
Logis von 6 Piecen mit oder jauch ohne
Stallung und Remiſe ꝛc., anderweit zu ver=
miethen
und Mitte October zu beziehen.
Cullmann.

Vermiſchte Nachrichten.
5566) Nach mehrwöchentlichem Krankſein
werde ich vom 1. Auguſt ab meine practiſche
Thätigkeit zwieder beginnen. Sprechſtunde:
2- 3 Uhr Nachmittags.
Dr. Pſoiſſor,
Grafenſtraße H.
G. 22nterricht in franzöſiſcher, engliſche:
14 und (für Ausländer) deutſcher
Sprache. In Klaſſen wöchentlich 2 Stunden
18 fl. das Jahr.
E. Kuecht.
Carlsſtraße 33.

M30.

SGeſchäfts=Empfehlung.
Da ich in dem von mir käuflich erwor=
benen
Wohnhauſe ein Cattlergeſchäft
betreibeu werde, ſo empfehle ich mich dem
hieſigen Publikum in allen Arbeiten bei
billigſter und reellſter Bedienung
Chriſtian Hüttenberger,
Darmſtadt. - große Ochſengaſſe 30.

3

4. (Ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes
C. Rollwägelchen wird zu kaufen
geſucht. Zu erfragen bei der Expedition.

4107) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
Ludwig Wenz, Schloſſermeiſter.
Kiesſtraße Nr. H.
5225) Ein gut erhaltenes größeres
Comptoir=Pult wird zu kaufen geſucht.
Offerten sub A. V. an die Exp. d. Bl.
5388) Ein kräftiger ſolider Burſche fin=
det
dauernde Beſchäftigung bei
Gebr. Gelſius.
5466) Ein braver Junge kann unter
günſtigen Bedingungen eintreten.
Carl Walther, Huf= u. Wagenſchmied,
22 Weinbergſtraße 22.
5471) Ich ſuche einen erſten Scribenten
zum Eintritt auf den 1. Auguſt.
Schödler, Hofger.=Advokat.

5492) Hiermit briuge mein
reichhaltiges Cigurren-lager
in gefällige Erinnerung und mache die geehrten Herren Raucher beſonders auf
meine feine abgelagerten Bremer & Hamburger Cigarren
aufmerkſam.
Schulſtraße
Ph. Hobermehl,
Nr. 16.
5
Auf rufl
V
Diejenigen Künſtler vom Maler= und Zeichen=Fache, welche ſich bei Ausſchmückung
des Orangeriehauſes zu Beſſungen behufs der darin am 4. Auguſt d. J. zur Erinnerung
an den Schlachttag von Weißenburg abzuhaltenden Feſtfeier mit einer kleinen patriotiſchen
Gabe betheiligen wollen, werden gebeten, ſich bei Herrn Architecten Herrmann Müller
(Bleichſtraße 48) anzumelden und näher zu informiren.
Desgleichen ergeht an ſämmtliche Bewohner Darmſtadt und Beſſungens die Bitte,
das unterzeichnete Comitee zu demſelben Zweck durch leihweiſe Verabfolgung ihrer Fahnen,
ſowie durch Spenden von Fichten= und Eichenlaub=Guirlanden und dergleichen Kränzen,
ſowie von Blumen zu unterſtützen.
Die Fahnen werden ſtraßenweiſe geſammelt werden und wird, ſofern die Eigen=
thümer
nicht ſchon ſelbſt dafür jorgen ſollten, das Comite dafür Sorge tragen, daß zur
Vermeidung von Verwechſelung jede Fahne mit dem Namen ihres Eigenthümers über=
ſchrieben
wie auch pünktlich zurückgeliefert wird. Guirlanden, Kränze und Blumen bittet
man ein oder zwei Tage vor dem Feſt bei Herrn Hofgärtner W. Noack in Beſſungen
abgeben zu laſſen.
Das Comitee.
Der erſte Gieg!
3
Eine Vorfeier des 2. Septembers
zur Erinnerung a. d. Aufang der Siegeslaufbahn unſeres ruhmreichen Heeres,
Vonntag den 4. Auguſt
am Jahrestage der Schlacht von Weißenburg
in dem Orangerichauſe zu Beſſungen
Nachmittags 1 Uhr,
veranſtaltet von dem Verein für literariſche und muſikaliſche Abend Anterhallung.
Feſtredner Herr Profeſſor oncken von Gießen; Inſtrumentalmuſik der ganzen
Kapelle des Großherzoglich Heſſiſchen Leibgarde=Regiments unter ihrem Kapellmeiſter
Herrn Adam, Männer=Chor=Geſang unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters Hax Sedl-
mayr
und verſchiedene noch näher zu beſtimmende Solis.
Näheres beſagt das Programm. Billets 1 fl. 12 kr. für Sperrſitz, 48 kr. für
Saalbillets I. Cl. und 36 kr. für Saalbillets II. Claſſe, ſind in den Buchhandlungen
der Herren Bergsträsser, Elingelhöfker, Schödler und Schorkopf und am Tage
der Aufführung an der Kaſſe zu haben.
Die Hälfte des Reinertrags iſt für das National=Denkmal auf dem Niederwald be=
ſtimmt
.
Das Comité.
5469)
Tüchtige
Eiſendreher
finden Beſchäftigung in der Eiſenbahnwagen=Fabrik von
Gebrüder dastell in Mainz.

5470) Ein Raddreher findet Be=
ſchäftigung
in der
E. Bekhter 'ichen Hofbuchdruckerei.
5588) Ein Mädchen ſür Alles in einer
kleinen Haushaltung wird geſucht. Annaſtr. 6.
5595) Den Herren Ofſicieren,
welche demnächſt die Erfurter Kriegs=
ſchule
beſuchen, halten ſich beſtens empfohlen
Fr. Langenthal Hachfolger. Erfurt.
Magazin für Haushaltartikel jeder Art.
5617) Ein gewandter Küferburſche,
der mit Keller=Arbeiten vertraut iſt, wird
in eine Weinhandlung geſucht.
Wilhelminenſtraße Nr. 17.
5618) Ein Frauenzimmer,
das gut empfohlen iſt, findet bei einer bür=
gerlichen
Familie gegen eine mäßige Ver=
gütung
dauernde und liebevolle
Aufnahme.

5619) Ein gebildetes junges Mädchen
wird geſucht zur Stütze der Haus=
frau
und Ueberwachung eines vier=
jährigen
Kindes. Offerten bittet man
zu adreſſiren unter der Chiffre S. R.
Nr. 360 Pfungſtadt bei Darmſtadt
poste restante.
5620) Logisputzen, ſowie ſtundenweiſe Ar=
beiten
werden von einer zuverläſſigen Frau
angenommen. Hinkelgaſſe 5 Hinterh. 1St.h.
5621) Eine Kleidermacherin wünſcht noch
einige Tage in der Woche beſetzt zu haben.
Gr. Kaplaneigaſſe 58 zwei Stiegen hoch links.
IElle Sorten Näharbeiten werden

1L in u. außer dem Hauſe angenom=
1
men. Heinheimerſtraße 27.
5623) Am Freitag wurde ein Schlüſſel=
bund
verloren. Dem Wiederbringer eine
Belohnung. Näheres bei der Expedition.

[ ][  ][ ]

130

N. 30.

5624 Hierdurch beehre mich die Anzeige zu machen, daß ich das von Fräulein
Eliſe Eichberg vor 18 Jahren gegründete und ſeit 1. Januar 1870 von mir
übernommene Wehsswnuren-Confectioms-Geschäſt heute aus der
Schützenſtraße in die Ecke der Wilhelminen= 8 Eliſabethenſtraße ver=
legt
habe, ſowie, daß mit dieſem Tage die ſeitherige Firma Eliſe Eichberg=
erliſcht
und das Geſchäft nunmehr unter der Firma:
Hichberg's Nachfolgor
in ſonſt unveränderter Weiſe von mir fortgeführt wird.
Indem ich meinen geehrten Kunden für das mir ſeither geſchenkte Wohl=
wollen
beſtens danke, bitte ich, mir daſſelbe auch in meinem neuen Locale zu
Theil werden zu laſſen, und werde ich mich ſtets bemühen, daſſelbe durch prompte
und reelle Bedienung zu erhalten.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1872.
Whülipp Orth.
J. 6. Der Eingang zu meinem neuen Lokale befindet ſich vorläufig wegen Bau=
veränderung
durch die Hausthüre in der Eliſabethenſtraße Nr. 20.

4659)
Eiſenbahn=Frachtbriefe
der Main=Neckar= und Heſſiſchen Ludwigsbahn, in odin. und Eil=Taxe, zu
haben bei der
L. C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.
2898)
H ä u f e r
in den beſten Lagen, mit und ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchönen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
M. Meuſtadt, Aleranderſtraße 8.
Mitteldeutſcher=Eiſenbahn=Verband.
Bekanntmachung.
Für den Güterverkehr im Mitteldeutſchen Eiſeubahnverbande tritt am 1. Auguſt er.
ein neuer Tarif in KLraft, von welchem Exemplare zum Preiſe von 10 Sgr. 2 35 kr.
in den Expeditionen der Verbandſtationen käuflich zu haben ſind.
Der Tarif vom 1. Januar 1869 und die Nachträge Nr. 1-18 zu demſelben
werden gleichzeitig ungültig.
Darmſtadt, im Juli 1872.
Der Milteldeulſche Eiſenbahn=Verband.
Für denſelben:
5565)
Direction der Main=Neckar=Eiſenbahn.

5043) Veher die Anvondung unäd
den Erfolg der, Pepsin-Pastillen
schreibt der hochangeschene Gelohrte
Dr. Hagen in Nr. 40 Veber,
Land und Mooré; yEs boten sich
mir schr hald Gelegénheiten, das
Pepsin in sciner ganzen Wirkung
zu erproben. Das Lepsin wurde
angewandt 1. bei Appetitlosigkeeit,
2. bei trüger Verdauung, 3. bei In-
digestion
mit Brochneigung, 4. bei
Magencatarrh, 5. bei akuter Alkohol-
Vorgiſtung (vulgo Katzenjammer),
6. bei Sodhrennen, 7. bei Ohnmacht
als Indigestionsfolgon, 8. bei Uber-
miissiger
Säurebildung, 9. bei Ma-
genkrumpf
. In den Wüllen 3, 5, 6.
9 stellte sich die wohlthätigt
Wirkeung innerhalh 15 Minuten ein,
in den andern Füllen waren mehr
Gaben nothwendig; die Wirkung
erfolgte aber sichtlich schon im Laufo
cines halben bis ganzen Tages.
Wr. Blule'e
Pepsin-Pastillen
bercitet aus Pepsinum activum
von Dr. I. C. Marquart,
in Schachtoln 10 Sgr. mit Go-
brauchs
-Vorschriſt, Käullich in Darm-
Stadt beillofapotheker Grſmiberm. k
Vergervsettrgiervdtvtnriterdre-rerntrenl.
Brennholz
in den bekaunten Sorten und Prei=
ſen
, in großen und kleinen Quanti=
täten
, ganz oder klein gemacht, iſt
fortwährend aus Haus geliefert zu
haben in Nr. u7 der unteren
Rheinſtraße.
[4219
5625) Ein junger Mann, der längere Zeit
am hieſigen Stadtbauamt als Diener beſchäf=
tigt
war, ſucht alsbald eine ähnliche Stelle.
Näheres große Kaplaneigaſſe Nr. 28.

NNdd Ddr NndrAAANaNNaardadr
4 Vier gut gearbeitete gebrauchte F
4
oben ovale Feuſter für eine
4
Werkſtätte und dergl. geeignet, F
48
46
ſind billig zu verkaufen. 4122K
48
Näheres im Verlag d. Bl.
16
4NNUNINUNNNAAUUAUUTAUN
10 Gulden Belohnung
dem Finder einer Sonntag Abend auf dem Weg
der Faſanerie bis zur Promenade verlorenen
kleinen goldenen Broſche mit Camée.
Promenadeſtraße Nr. 1.
(5626
5627) Man ſucht für Mitte Au=
guſt
für ein Kind von 6 Monaten
ein erfahrenes Kindermädchen. Gute
Zeuguiſſe werden beanſprucht.
Ernſt=Ludwigſtraße 24 erſte Etage.

In dem Großherzoglichen Holzmagazin
per Raummeter.
wird abgegeben:
buchen Scheidholz I. Claſſe 6 fl. 40 kr.
4 fl. 40 kr.
kiefern
Der an den Ueberbringer für einen Raum=
meter
zu zahlende Fuhrlohn beträgt für
Darmſtadt und Beſſungen 18 kr.
Beſtelltage: Dienſtag, Freitag und
Samſtag, Vormittags von 8 bis 11 Uhr.
Großherzogliches Rensamt Darmſtadt.
Hauſer.

G4. . e.
Newyork, 24. Juli 1872. (Per trans=
atlantiſchen
Telegraph.) Das Poſtdampf=
ſchiff
des Norddeutſchen Loyd Newyork,
Capt F. Klugkiſt, welches am 9. Juli von
Bremen und am 11. Juli von Southampton
abgegangen war, iſt heute 9 Uhr Morgens
wohlbehalten hier angekommen.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten

Darmſtadt's Geſellſchaftliche Zuſtände
in den letzten Jahren des verfloſſenen und in den erſten des jetzigen Jahrhunderts.
Nitgetheilt von
Fortſetzung.)
Unter der jetzigen Regierung ward auch der kleinen Anzahl
Katholiken vergönnt, ſich einen Erbauungsort einzuweihen. Weil
ſie aber noch kein inreichendes Capital zur Erbauung einer Kirche
beſitzen, ſo verſammeln ſie ſich in einem Privathauſe. Ihr Geiſt=
licher
ſpricht vernunftemäßiger als mancher Wächter des proteſtanti=
ſchen
Zions Seine Predigten athmen den echten Geiſt des Chriſten=
thums
. Es leuchtet mir ein, daß ein katholiſcher Prediger in
proteſtantiſchen Länden frei und unbefangen reden darf, wenn ſeine
Gemeinde ihn liebt und ihm traut; denn hier gilt ſein Fürſt
mehr als ſein Biſchof und der Vannſtrahl Petri verliert ſeine
Kraft.
Toch genuß von den Zuſtänden Darmſtadt's in den 90r Jahren
des vorigen Jahrhunderts! Treten wir in bie neue Zeit ein!
II.
1810-1815.
Die neue Zeit mit allen ihren Aerderungen in Anſchanung
und Menſchenverkehr hatte begonnen und auch auf die Reſidenz
des in ſeiner fürſtlichen Würde erhöhten Landesherrn zu wirken
begonnen. Der in Bildung und fürſtlicher Anſchauung ſeiner Zeit
voranſchreitende Großherzog Ludwig I. geſtattete nach eigenſter
Neigung ſolchem Einfluß gerne eine Geltung. Sein fürſtliches
==chöpferwort: Es werdeh begann ſeine Ausführung zu erfahren,
ſo weit die Schwierigkeiten der Zeit eine ſolche möglich machten;
die Neuſtadt ſeiner Reſidenz vergrößerte ſich und ihre Bevölkerung
nehm zu; Kunſt und Wiſſenſchaft fanden von Jahr zu Jahr eine
ſicherere Stätte und emſigere Pflege.
Dieſer Zeit gehören die Erinnerungen an, welche uns zur
Behandlung unſeres Thema's Veraulaſſung gegeben haben und
wir dürfen nun den Berichterſtatter in ſeinen eigenen Worten
reden laſſen, wobei wir uns erlauben werden, eines und das andere
mit einzuflechten, was uns andere Hülfsquellen liefern könnten.
3ch kam im Anfang des Jahres 1810 nach Darmſtadt.
Ludwig 1. hatte den Bau der Neuſtadt genehmigt und um dieſen
zu fördern den Bauluſtigen viele Vergünſtigungen gewährt. Bau
plätze und Bauholz wurden umſonſt gegeben und außerdem noch
Fagaden=Gelder bezahlt und 20jährige Steuerfreiheit bewilligt!
Bereits ſtanden in der Rheinſtraße wie in der Grafenſtraße einige
Häuſer, allein es waren ihrer nur noch ſehr wenige, denn die
Heidelberger Chauſſee mündtte damals noch in die jetzige Eliſabethen=
ſtraße
bei dem Hauſe 31, wo die Weggeld=Erheber=Stätte war.
Handel und Wandel waren noch ſehr unbedeutend; die Ge=
werbthätigkeit
beſchränkte ſich auf die Arbeiten für den Zyof, um
den ſich Alles rehte, und für das Militär. An eine gedeihliche
Entwicklung derſelben war nicht zu denken, da die Continental=
Sperre allen Verkehr hemmte, die fortwährenden Kriege Meuſchen
wie Geldmittel in Anſpruch nahmen, und der Bürger froh ſein
konnte, wenn er ohne einquartirte Gäſte ſein Brod verzehren konnte.
Eine Aenderung trat erſt eu, als Napoleons Gewaltherrſchaft ihr
Ende erreicht hatte, die ſtaatliche Organiſation ncue Beamte hierher
zog und die neue Stadtanlage eine Förderung erfahren konate
Allein tretz der ſchweren Zeiten vergaß der Großherzog, ähn=
lich
ſeinem großen Ahnen, Georg I., der mitten in den Drang
ſalen des 30jährigen Kriegs das Gymn'ſium gründete, nicht die
höheren Intereſſen, deren Pflege ſeine Reſidenz einer Umgeſtaltung
entgegen führen ſollte. Seine Kunſt= und wiſſenſchaftlichen Zamm=
lungen
mehrten ſich, erregten die Aufmerkſamkeit der Fremden und
weckten den einheimiſchen höheren Sinn. Den Schulen wurde
eine ſorffältigere Pfleye zu Theil ohgleich es damals außer dem
Gymnaſium nur 2öffentliche Knaben, 2 Mädchen=und 2 Freiſchulen
gab, deren letztere dem Schlachthauſe ſo nahe waren, daß einſt ein
Stier, der beim Schlachten ausgeriſſen war, dem damaligen Lehrer
Sumpf in der Schulſiube eine Viſite machte.
Tie geſelligen Verhältniſſe der gebildeten Stände waren
ſehr einfach, man konnte ſagen, alle Gebildeten bildeten eine einzige
Familie, deren Mittelpunkt der Hof war, von dem Alles ausging

30
131
und um welchen ſich Alles bewegte, was um ſo natürlicher ſich
geſtaltete, als der fürſtlichen Familie die höchſte Leutſeligkeit und
Freundlichkeit zu eigen war.
Mit Rührung erzählen Zeitgenoſſen einzelne Züge, welche
dieſe Leutſeligkeit des Großherzogs wie der Großherzogin beurkunden.
Der Großherzog wurde faſt täglich im blauen Ueberrock geſehen,
umgeben von einer Meute ſtarker Hunde, ſeinen beſtändigen Be=
gleitern
außerhalb der Stadt, auf dem Exercierplatze und in der
ſcheppen Allee; wandelnd, und ſeine Meerſchaumpfeife rauchend!
Von ſeinem gutmüthigen Wohlwollen nur einige Zügel Wie die
Knabenſpiele ihre Zeit haben, zu welcher ſie beginnen und endigen,
ſo beginnt dus Spiel der Kreiſel und Brummkreiſel, der Doppche
und Brummdoppche;, wie ſie die Darmſtädter Buben nennen, von
jeher dann, wenn die erſten Lerchen ſchwirrenv. Der feſte Boden
des Paradeplatzes war für dieſe Spiele wie geſchaffen und darum
war ſchon in ſonnigen Märztagen ein fröhliches Gewimmel von
Knaben zu ſehen und der weithin dringende, bald zu=bald abnehmende
Don der Brummdöppche zu hören. Jahre lang geſchah dieß,
o=gleich unter den Fenſtern des Großherzogs, ungehindert. Da
ficl es an einem ſchönen Lenztage der Polizei ein, die Spiele auf
dem Paradeplatze zu verbieten und die gegen das Verhot ungthor=
ſume
Jugend von dort zu verjagen. Und als wieder der ſchöne
Frühling kam und die Brummer auf dem Paradeplatz nicht ihre
Mufik begannen, f=ug der Großherzog ſeine Diener, warum denn
heuer die Buben ihre Kreiſel nicht brummen ließen, die ihm den
nahenden Frühling und die Munterkeit der Darmſtädter Jugend
ſeit Jahren zu verkünden gepflegt? Als er nun erfuhr, daß die
Fürſorge der Polizei ihn und die Jugend um das unſchuldige
Vergnügen gebracht hatte, ſandte er ſogleich einen Diener an den
Polizeirath mit der Weiſung, die Jugend auf auf dem Paradeplatze
gewähren zu laſſen, denn die Jugendluſt ſei ihm nur eine Freude.
Was aber geſchah nun ? Die Polizeidiener gingen in den Straßen
umher und invitirten die Buben, ihre Kreiſel auf dem Paradeplatz
brummen zu laſſen, denn es mache dem Herrn: Spaß.
Für die aus lauter Veteranen beſtehende Leibwacht hatte er
in ſeinem Vorzimmer einen Seſſel hinſtellen laſſen, damit die
Schildwache die Nacht ſitzend auf ihrem Poſten zubringen konnte,
weil dieß den alten Knochen der Greiſe zu gönnen ſei. Keine
Vorſtellungen bezüglich des gefürchteten oder wirklichen Mißbrauchs
dieſer Anordnung kounten ihn vermögen, den Schlafſeſſel; ent=
fernen
zu laſſen.
Mit dieſer Leutſeligkeit war eine bewundernswerthe Einfach=
heit
verbunden. Sein Zimmergeräthe wur ſo einfach und ſchmuck=
los
, wie man ſie jetzt kaum noch in wohlhabenden bürgerlichen
Häuſern finden wird. Proben davon in großen und kleinen Gegen=
ſtänden
bewahrt heute noch der den Ahnen geweihtel Theil des
Cabinetsmuſeums. Eines ſeiner Zimmer war einſt wegen der
abgängigen Geräthſchaften und verblichenen Vorhänge dem Ober=
hofmarſchall
längſt ein Greuel. Er ließ deßhalb, als der Fürſt
auf einige Tage die Reſidenz verlaſſen hatte, dieſelbe in aller Eile
tapezieren, nnöbliren und an die Stelle der verſchoſſenen und theil=
weiſe
ſelbſt zerriſſenen Vorhänge neue aufhüngen. Als Ludwig
wieder in das Zimmer trat, fragte er unwillig: Wer hat dieſe
Umwandlung befohlen ?u Und als er den Urheber erfahren, riß
er eigenhändig die Vorhänge herunter und ſagte: 3ch will die
alten Vorhänge haben und ſehen, ob ich nicht Herr in meinem
Hauſe bin.
Aehnliche kleine Züge von Leutſeligkeit und freundlichem Wohl=
wollen
wurden von der Großherzogin Luiſe erzählt, deren Schön=
heit
und Liebreiz alle Welt entzückte. Dieſe wirklich unendliche
Leutſeligkei des hohen Paares, die gutmüthige Freundlichkeit, die
lievenswürdige Hoflichkeit, die feine Bildung offenbarte ſich in
Geberde und Rede allen Meuſchen gegenüber, weſſen Standes ſie
ſein mochten; ſeine Annäherung au die Leute glich nicht einem
Heravſteigen zu dem niederen Gevornen, ſondern einem Heraufziehen
deſſelben, wodurch ſich jeder auſgefordert fühlte, ſich Artigkeit und
höfliches Benehmen anzueignen. Der Anſtand, der damit in den
gebitdeten Kreiſen zur Geltung kam, erhöhte den Reiz des geſelligen
Verkehrs in namhafter Weiſe, ohne daß er der Heiterkeit und
Ungezwungenheit hinderlich wurde."
Da die von Ludwig I. in dem Schloſſe zur Ausführung
gebrachten Concerte alle muſikaliſchen, ins beſondere alle Geſangs=
kräfte
. weiche die Darmſtädter aller Stände beſaßen, in Anſpruch
nahnen, ſo kamen Perſonen aus allen Ständen in nähere Berührung
36

[ ][  ]

N2
132
mit den Herrſchaften, und eine Folge dieſer ſteten unmittelbaren
Verbindung war einerſeits eine Vertrautheit mit den Formen des
Umgangs, andererſeits aber auch eine hohe Verehrung des Fürſten=
hauſes
.
Die damalige Generation der gebildeten Darmſtädter Ge=
ſellſchaft
gab ſich den Genüſſen des Lebens hin, aber ſie kannte
nicht das heutige Drängen nach Geld und die Sucht, einzig durch
die Größe des Beſitzes den Eintritt in die Reihe der Gebildeten
und durch die Lebensſtellung Bevorzugten zu erlangen, während
die innerliche Feinheit des Menſchen keine Ausbildung erfährt.
Als Ludwig I. im Jahr 1811 das Hoftheater erſtehen ließ,
geſtalteten ſich die Verhältniſſe etwas anders, da nun die Concerte
im Schloſſe aufhörten und nur in der Charwoche Oratorien dort
ſtatt fanden, die nun durch Oper= und Orcheſter=Perſonal ausgeführt
wurden. Nur der Adel und die übrigen höheren Beamten erhielten
Einladungen in die Hofzirkel. Indeſſen veranlaßte dieſe Veränderung
keine Störung in dem geſelligen Verkehr des Adels mit den bürger=
lichen
Familien; die beſonders bei der bisherigen Geſelligkeit be=
theiligt
geweſenen Familien blieben auch fernerhin in der großen
Geſellſchaft. Man vereinigte ſich im Sommer vielfach in den
Gärten dieſer Familien, ſowie im Winter bei Maskeraden; man
machte viele Landpartien, die, wenn am Abende in Vorſchlag ge=
bracht
, am folgenden Morgen ſchon zur Ausführung kamen und
in ungemeiner Heiterkeit verliefen, angeregt durch die alten Herrn,
die darin mit gutem Beiſpiel vorangingen. Bei ſolchem Zuſam=
menſein
wurden aber auch keine Anforderungen an beſondere Toi=
lette
, an feine Küche und feine Getränke gemacht; Kaffee, Brod, Butter,
Eier und Schinken fand ſich überall und es nahmen die Damen
wohl noch Thee oder Chokolade und einen Kuchen, die Herrn
etwas Wein mit. Dann aber waren Alle befriedigt und Alt und
Jung überließ ſich der vollſten Luſtigkeit. Eine Folge dieſer Ge=
nügſamkeit
war, daß dieſe Partien ſehr oft ſtatt finden konnten,
ohne durch die Ausgaben die übrigen Verhältniſſe der Familien
zu beeinträchtigen, was bei der heutigen Art des geſelligen Zu=
ſammenſeins
nicht immer der Fall iſt.
Ein Ort, an dem man ſich verſammelte, waren die Kirſchen=
gärteu
; dort konnte man gegen ein geringes Eintrittsgeld nach
Belieben ſich die Kirſchen brechen. In der Regel ſchloß ſich an
den Beſuch eines Kirſchgartens, wo man immer einen Bekannten
fand, ein Spaziergang oft von weiter Ausdehnung an.
Im Herbſt 1814 verabredeten die tonangebenden adlichen und
bürgerlichen Familien mit einander, daß man ſich an jedem Don=
nerſtag
im Frey'ſchen Saal (Wilhelminenſtraße jetzt Nr. 23 und
25) verſammeln wolle. Jede der betheiligten Familien lud nun
eine gewiſſe Anzahl von Perſonen zu einem Thee in jenen aal
ein, und ſo kam es, daß an ſolchen Abenden bis zu 20 ſolcher
Theetiſche in dem Saale aufgeſtellt waren, deren jeder die an ihn
geladenen Gäſte aufnahm. Nachdem der Thee genommen war,
begann ein reges Leben. Man gruppirte ſich nun nach Belieben
zuſammen, die alten Herrn machten ihre Spielpartien, die älteren
Damen arbeiteten, die Jugend begann mit Geſellſchaftsſpielen und
endigte mit Tanzen. Auch dieſe geſellſchaftliche Vereinigung war
in jeder Beziehung einfach und anſpruchslos, die dabei herrſchende
Munterkeit aber eine ſehr große, da Alt und Jung nach Kräften
thätig war, die heitere Stimmung zu fördern. Oefters traten an
die Stelle der Donnerſtags=Reunion Bälle, die immer ſehr beſucht
und animirt waren. Das Verdienſt, auf ſolche Weiſe die Darm=
ſtädter
Geſellſchaft vereinigt zu haben, gebührte beſonders den
Damen der Familie Strecker; von ihnen war der Vorſchlag dazu
ausgegangen und ihnen verdankte man es, daß Beſchluß und Aus=
führung
ſich ſchleunigſt folgten.
Dieſe Damen=Donnerſtags=Geſellſchaft wurde nach einigen
Jahren mit dem Herrn=Club, der im Schenk'ſchen Hauſe (jetzt
Poſigebäude) ſich verſammelte, vereinigt, und auf dieſe Weiſe ent=
ſtand
die heute noch beſtehende Vereinigte Geſellſchaft.
Wenn ich von geſelligen Vereinigungen in jener Zeit rede,
muß ich des Morgenvereins gedenken, der ſich in der Poſt jeden
Morgen um 11 Uhr zu einem Glaſe Wein zu verſammeln pflegte
und von dem Stallmeiſter Huth präſidirt wurde: Beide, Präſi=
dent
wie Verein, verdienen, als charakteriſtiſch für damalige An=
ſchauung
, eine nähere Erwähnung. Huth war ein in ſeiner Kunſt
ausgezeichneter Mann und hatte ſich eines bedeutenden Rufs als
Pferdemeiſter zu erfreuen. Ich ſah ihn noch in ſeiner vollen Man=
neskraft
und Thätigkeit, in der Zeit, da er die ihm anvertrauten

30.
Pferde ſo zuritt, daß ſie als Muſterpferde galten. Wenn ein
Fürſt oder Militär zu Pferde ſitzt, pflegte er zu raiſonniren,
dann beſchäftigen ihn oft ganz andere Dinge, als Acht auf das
Pferd zu haben; er wird auch wohl unmuthig, ärgerlich, und gibt
dann ganz ungeeignete Hülfen. Deßhalb muß der Zureitende auch
an ſolche Fälle denken und Sorge tragen, daß das Pferd dennoch
gehorſam bleibt. Der Morgenverein, deſſen Vorſitzender Huth
war, hatte in ſeinen Mitgliedern verſchiedene Vereinsgrade; es
gab da Aſſeſſoren, Räthe und Geheimeräthe, und jeder der Grade
konnte nur durch eine entſprechende Leiſtung verdient werden. Eine
ſolche Beförderung erfolgte immer nur an feierlichen Sitzungen,
die durch ein Eſſen' gekennzeichnet wurden. Wenn dann nach
dem Deſſert noch manche gute Flaſche geleert war, forderte der
Präſident die Candidaten, die ſich zur Beförderung gemeldet hatten,
auf, ihre Prüfung zu beginnen.
(Fortſetzung folgt.)

Lokale Notizen.
Darmſtadt, 29. Juli. J. K. Hoheit die Frau Kronprinzeſſin
von Italien war heute zum Beſuch J. K. H. der Prinzeſſin Ludwig in
Kranichſtein angekommen und kehrten Hochdieſelben gegen Abend wieder nach
Schwalbach zurück.
S. Gr. Hoheit Prinz Ludwig hielt heute eine Muſterung in Offen=
bach
ab.
S. Exc. der Präſident Gr. Miniſteriums des Innern Herr v. Bechtold,
welcher auf einer längeren Erholungsreiſe von hier abweſend war, iſt geſtern
in beſtem Wohlſein wieder hierher zurückgekehrt.
An die Stelle des Herrn Dr. E. Schulze, welcher bekanntlich einen
Ruf als Profeſſor der Agriculturchemie am eidgenöſſiſchen Politechnikum in
Zürich angenommen hat, wurde Herr Dr. P. Wagner aus Göttingen zum
Dirigenten der Landwirthſchaftlichen Verſuchsſtation berufen.
In einigen hieſigen Geſchäften wurden in dieſen Tagen große Diebereien
durch Angeſtellte des Hauſes verübt und ſollen in Folge derſelben mehrere
Perſonen inhaftirt ſein. Als Hehlerin ſpielt, wie wir hören, eine berüchtigte
Perſon, eine gewiſſe J. R., eine beſonders gravirte Rolle und iſt dieſelbe,
wie man uns mittheilt, bereits in Haft genommen worden. Ihrem Geliebten,
welcher gleichfalls betheiligt ſein ſoll, gelang es zu entwiſchen.
Der Commers der Polytechniker, an welchem die Corps ſich
nicht betheiligten, ging glänzend von Statten. Die Nichtbetheiligung der Corps
iſt, wie wir hören, dari zu ſuchen, daß ihnen von Seiten ihrer Commilitonen
nicht zugeſtanden wurde an der Spitze eines Fackelzugs, der Herrn Geheime=
rath
Schleiermacher gebracht werden ſollt, marſchiren zu dürfen, ſondern man
bedeutete ihnen, daß ein Corpsſtudent nicht beſſer wie ein anderer ſei und die
Rangordnung bei dem Zug durch das Loos beſtimmt werden ſolle. Der
Fackelzug kam daher nicht zu Stand und die Corps nahmen nicht am Commerſe
Theil, beſchloſſen aber, wie wir hören, an ihrem Recht ſtets die erſte Stelle
einzunehmen, auch in Zukunft auf das Entſchiedenſte feſt zu halten und dieſes
vor Allem bei dem nächſten Examen zu bethätigen. Jeder Corpsſtudent der
weniger als Nr. 1 macht, ſoll unbarmherzig excludirt werden, eine Maßregel,
von welcher man ſich großen Erfolg für das Gedeihen der Corps verſpricht.
Das Funk'ſche Haus in Beſſungen iſt, wie wir hören, zu 14,000 fl.
an Herrn Hofapotheker Pöhn verkauft worden.
Zam ſechſten deutſchen Turnlehrertag iſt eine ſehr ſchön gearbeitete,
von Herrn Ed. Wagner auf Stein gezeichnete Mitgliedkarte mit einem
Stadtplan von Darmſtadt auf der Rückſeite, ausgegeben orden. Wir können
aus dieſem Anlaß den Wunſch nicht unterdrücken, dieſe geſchätzte Firma möge
demnächſt einen größeren, auch Beſſungen und die Villen um Darmſtadt bis
zum Parkthor und zum Ziegelbuſch umfaſſenden Stadtplan erſcheinen laſſen,
deſſen Nichtvorhandenſein namentlich von den zahlreich hier anweſenden Fremden
fortdauernd auf das ſtörendſte empfunden wird.
In Lauterbach hielt am 16. und 17. Juli der Heſſ. Hauptverein
der Guſtav=Adolf=Stiftung ſein Jahresfeſt. Der Jahresbericht wurde
von Hrn. Stadtpfarrer Ritſert aus Darmſtadt erſtattet. Derſelbe konnte
dankend hinweiſen auf eine Einnahme von über 200,000 Thlr., über welche
der Geſammtverein verfügt, ſowie auf die 12,000 fl, welche der Heſſiſche
Hauptverein zur Vertheilung bringt. Von dieſer Summe wurden 4000 fl.
an Heſſiſche Gemeinden, 2800 fl. an auswartige Gemeinden vertheilt, 1200 fl.
zur Schuldentilgung an inländiſche Gemeinden repartirt und 4000 fl. dem Vor=
ſtand
des Centralvereins in Leipzig überwieſen.
Ueber die Mainzer Stadterweiterung ſchreibt man Folgendes:
In der Stadterweiterungsfrage hat die Großherzogliche Staatsregierung nun=
mehr
beſtimmte Erklärung abgegeben, wonach weder der unentgeltlichen Ab=
tretung
des freiwerdenden Feſtungsgeländes an die Stadt Mainz, noch der
beabſichtigten Ueberwälzung eines Theils der Koſten der Stadterweiterung
auf den Gartenfelder Grundbeſitz bis zum Betrage von 500,000 fl., irgend
welche Bedenken entgegenſtehen. Nur die Ueberlaſſung des Mehrbetrags der
aus dem neuerſtehenden Stadttheile zu erwartenden Grundſteuern an die
Stadtkaſſe wird abgelehnt; dagegen aber das Anerbieten gemacht, als Aequi=
valent
hierfür der Stadt Mainz 1¼ Million Gulden zu 3% auf 47 Jahre
darleihen zu wollen, welche mit 1% Amortiſation während dieſer Zeit getilgt
werden. Es iſt dies ein ſehr erfreuliches Zugeſtändniß. Als feſtſtehend kann
wohl jetzt angenommen werden, daß die Großherzogliche Staatsregierung die
ernſteſte Abſicht hat, unſer großes Unternehmen kräftig zu unterſtützen und
wir glauben, daß den obigen Geſichtspunkten auch die Zuſtimmung der land=
ſtändiſchen
Kammern nicht fehlen wird.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.