Darmstädter Tagblatt 1872


16. Januar 1872

[  ][ ]

4½
ALLodOé
zum
Darmſtädter Frag=und Anzeige=Blatt.
M. 2.
Darmſtadt, den 16. Januar
1872.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Bei lage hieru. ſowie das Verordnungsblatt füur den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtag.
die Beilage Dienſtag und Letzteres Donnerſtag. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2fl. 24 kr. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren.
In Darmſtadt bei der Expedition; Aheinſtraße Nr. 23 neu.

Verſteigerungen.
335)
Verſteigerung.
Dienſtag, den 23. d. Mts. Vormittags
10 Uhr, ſollen die bei Requlirung des alten
Arheilgerwegs vorkommende Hand= und
Chauſſirarbeiten, bei unterzeichneter Stelle
öffentlich an die Wenigſtnehmenden verſteigt
werden.
Darmſtadt, den 15. Januar 1872.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
336)

Verſteigerung.
Dienſtag. den 23. d. Mts., Vormittags
10 Uhr, ſollen die im Laufe des Jahres
1872 bei den Straßunterhaltungsarbeiten
vorkommenden Fuhren, bei unterzeichneter
Stelle, öffentlich an die Wenigſinehmenden
verſteigt werden.
Darmſtadt, den 15. Januar 1872.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
129
222)
Bekanntmachung.
Nächſten Freitag den 19. d. Mts., Nach=
mittags
2½ Uhr, werden im Pfandlocal
(früheres Wachthaus am Jägerthor): Weiß=
zeug
, Bettwerk, Möbel und ſonſtiger Haus=
rath
; ferner eine Hobelbank mit vollſtändigem
Werkzeug gegen Baarzahlung verſteigert.
Darmſtadt, den 12 Januar 1872
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher: Berntheiſel.

Feilgebotenes.
8640) Zwei Faß. 110 Maas haltend,
beſter Qualität, Aepfelwein iſt zu ver=
kaufen
. Carlsſtraße 22.
Mehrere ſolid gearbeitete Kanapee's,
ſtehen billig zu verkaufen, bei
garl Hchmidt, Tapezier.
Grafenſtraße Nr. 19.
3153.
8237) Ein in beſter Lage der Altſtadt
gelegenes Geſchäftshaus iſt unter günſtigen
Bedingungen zu verkaufen. Näheres bei
Hrn. H. Gruber am Beſſunger Thor.
8835) Kleingemachtes Buchen=
Holz 4 und 5mal geſchnitten empfiehlt
gegen baar den Centner fl. 1. 12. incl.
Octroi frei ins Haus geliefert.
Geora Schneider,
Holz= und Steinkohlenhandlung.
3 Eine Parthie Grummet wird
= abgegeben, zuſammen oder
Centnerweiſe. Mühlſtraße 52.

Der Reſidenzkalender für 1872
iſt auf unſerem Comptoir zu 12 kr. per Stück zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Für Land= und Ackerwirthe.
1. Engl. Futterrüben=Samen.
Dieſe Rüben, die ſchönſten und ertragreichſten von allen jetzt bekannten
Futterrüben, werden 31 Neuzoll bis 1 Meter (1-3 Fuß nach alt. Maaß) im Umfange
groß, und 2¼ Kilogramm, ja 5 - 7½ Kilogramm (5. 10-15 Pfd. Zoll=Gewicht) ſchwer,
ohne Bearbeitung, denn ſie verlangen weder das Hacken noch das Häufen. Die erſte
Ausſaat geſchieht, ſobald es die Witterung erlaubt, Ausgangs März oder im April. Die
zweite Ausſaat im Juni, Juli, auch noch Anfangs Auguſt und dann auf ſolchem Acker
wo man ſchon eine Vorfrucht abgeerntet hat, z. B. Grünfutter, Frühkartoffeln, Reps
Lein und Roggen. In 14 Wochen ſind die Rüben vollſtändig ausgewachſen, und werden
die erſtgebauten bis zum Anfang des Winters verfüttert, dagegen die zuletzt gebauten zum
Winterbedarf aufbewahrt, da dieſelben bis im hohen Frühjahr ihre Nahrhaftig=
keit
und Dauerhaſtigkeit behalten. Das ¼ Kilogramm (1 Pfd. Zoll=Gew.) Samen
von der großen Sorte koſtet 2 Thlr., Mittelſorte 1 Thlr. Unter 125 Gramm ⬜¼⁄ Pfd.
Zoll=Gew.) wird nicht abgegeben. Ausſaat pro 2500 Meter (1 Morgen alt Maaß)
250 Gramm ( Pfd. Zoll=Gew.)
2. Bokhara'ſcher Rieſen=Honig=Klee.
Dieſer Klee iſt ſo recht beruſen, Futterarmuth mik einem Male abzuhelfen;
denn er wächſt und gedeiht richt allein auf gutem, ſondern auf jedem leichten Boden, ſo=
gar
auf ſolchem, wo weißer Klee nicht mehr fortkommt. Er wird, ſobald offenes Wetter
eintritt, geſäet und giebt im erſten Jahre 3-4 Schnitt, und im zweiten Jahre 5-6
Schnitt. Man kann denſelben unter Gerſte und Hafer ſäen. Mit letzterem zuſammen
geſchnitten, giebt er ein herrliches Futter für Pferde, auch iſt der Klee ſeines großen
Futterreichthums wegen ganz beſonders für Milchkühe und Schafvieh zu empfehlen.
Vollſaat pro 2.500 ⬜Meter (1 Morgen alt. Maaß) 6 Kilogramm (12 Pfd. Zoll=Gew.)
mit Gemenge 3 Kilogramm (6 Pfd. Zoll=Gew) Das ¹⁄ Kilogramm (1 Pfd. Zoll=Gew.)
Samen ächte Original=Saat koſtet 1 Thlr. Unter 125 Gramm (¼ Pfd. Zoll=Gew.)
wird nicht abgegeben.
3. Schotkiſch. Rieſen=Turnips=Runkelrüben=Samen
(Champignon Tellow Globus.)
Zum erſten Male in den Handel gebracht.
Dieſe Rüben haben ganz glatte Form, faſt ohne Nebenwurzel, orangefarben Fleiſch
und große ſaftreiche Blätter; in tiefgeackertem Boden werden die Rüben 9-11 Kilogramme
[18-22 Pfd. Zoll=Gew.) ſchwer. Da der Samen doppelt gereinigt iſt, ſo beträgt die
Ausſaat pro 2.500 Meter 11 Morgen alt. Maaß) nur 11 Kilogramm (3 Pfd. Zoll=
Gew.) Das ¼ Kilogramm (1 Pid. Zoll=Gew.) koſtet 20 Ggr. Eine Kulturanweiſung
wird jedem Auftrag beigegeben. Es offerirt dieſe Samen:
Verdimamd Bieelz in Schwedt a. O.
Frankirte Aufträge werden mit umgehender Poſt expedirt, und wo der Betrag nicht
[337
beigefügt, wird ſolcher per Poſtvorſchuß entnommen.
8857) Stückreiches Ruhrer Fett=
234) Zwei große Einlegſchweine ſind zu
ſchrot prima Qual. empfiehlt in jedem verkaufen. Beſſunger Sandſtraße 23.
beliebigen Quantum zu billigen Preiſen
G. Echneider,
244) Zwei ſchöne Einlegſchweine zu ver=
Holz= und Steinkohlenhandlung. kaufen. Landwehrweg Nr. 7.

[ ][  ][ ]

N3 2.

vie Heerd. & WaagenFabrih von
Ph. Rader
empfiehlt alle Sorten Waagen nach neuem Spſtem, ſowie die metriſchen Gewichte. Alte Waagen werden
nach Vorſchriſt geändert.
(8823

231) Um mein Lager in Winter=Artikeln möglichſt zu räumen verkaufe ich
Selenvärmier, Trahlener viereckiſe Tücher,
Kopf=Chawls und Luch=Baſchlirs
von heute an zu ſehr herabgeſetzten Preiſen.
Ludwigſtraße
Amton Schuidt, Nr. s
85
Liebig Company's Fleisch-Extrack

H
Emacruivi Canuls LiCDie
7trrb gtxvprd
Hnovsrntti gr urgtm
18
558
Heronls
Wiyr Kesl.
ſDidse
H.

4. Tter
h.
Enzit Atrvi auvkn

Fray-Bentos

Süd-Amerika.

4

Mhacruf. cAuuls 1u6i
burtéuazs

C Marcm
WlisLurn

14

e

1 4 ¼ ü Pöpfe.
¼⁄. a lül Töpfe.
wenn jeder Topk untenstehende Unterschriſten trägt und auf der
Nur ächt,
- Etiquette der Name J. v. Liebig in b lauer Parbe abgedruckt ist.

CC.C.
2

Mrzram.
E. Das Publikum wird dringend gewarnt. sieh nicht anstatt der obigen Waare anderes, am
Markte erschienenes Extract in ganz ähulicher Verpackung, die auf Täuschung berechnet ist,
unterschiehen zu lassen.
Engros Lager bei dem Correspondenten der Gedellschaft: Irm. E. Merck in Darmstadt.
340) Neue Kanapee's, ſowie ein ge=
Jedem Loosbeſiher
brauchtes, wie neu aufgearbeitet, billigſt
ſendet A. Dann in Stuttgart gegen bei
Heinrich Jäger,
15 württ. oder fremde Kreuzermarken die
Holzhofſtraße Nr. 30.

neueſte Verlooſungsliſte über alle bis 1. Ja=
nuar
187¾ gezogenen Serienlooſe nebſt Ver=
loſungskalender
für 1872 franko zu. Auch
ſieht derſelbe Looſe ꝛc. in allen früheren
Ziehungen 3 kr. per Stück nach. (9107
Nicht zu überſehen!
Erſte Qualität Ochſen= und Rind=
fleiſch
per Pfd. 20 kr.
Friedrich Schmitt,
248)
Schuſtergaſſe 15.
249) Blumentiſche, Aquarien. Goldfiſche,
blühende Topfpflanzen, Beilchen= und
andere Bouquets.
W. Hohenadel, Soderſtraße
339) Promenadeſtraße 56 ein Seiten=
bau
auf den Abbruch zu verkaufen.
Gn n s see cen ſece.

341) Bleichſtraße Nr. 13 ſind 4 ſchöne
Einlegſchweine zu verkaufen.
Vermiethungen.
4978) Ein Stall für 3 Pferde nebſt
Burſchenzimmer iſt zu vermiethen.
Eliſabethenſtraße Nr. 1.
5551) Ein in ſchönſter Lage der Stadt
gelegenes Wohnhaus mit Balkon und Gar=
ten
iſt Wegzugs halber ſogleich zu vermie=
then
. - Zu erfragen bei Möbelhändler
Blum, Rheinſtraße.
7370) Obere Annaſtraße 6 ein
möblirtes Zimner zu vermiethen.
8975) Ein gewölbter Keller ſo=
gleich
zu vermiethen. Zuerfragen
bei der Erp.

7868) Promenadenſtraße Nr. 29 iſt ein
ſchön möblirtes Zimmer an einen ſoliden
Herrn zu vermiethen.
9013) Ein freundliches möblirtes Zim=
mer
zu vermiethen. Beſſ. Carlsſtraße 53.
24) Vom 1. Februar ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen. Bleichſtr. 17 part.
26) Zu vermiethen: Eine große Werk=
ſtätte
mit Gaseinrichtung, welche ſich auch
zur Aufbewahrung ſonſtiger Gegenſtände eig=
ten
. Bleichſtraße 27. Zu erfr. im Laden.
94) Marienplatz Nr. 4 zwei
möblirte Zimmer an 2 ledige Herren zu
vermiethen.

97) Cs. Promenadeſtraße iſt eine
bel Etage, beſtehend aus 5 Piecen nebſt
allen Bequemlichkeiten und Gartenvergnügen,
zu vermiethen und am 1. April zu beziehen.
Näheres bei Lehrer Ruhland, Caſino=
ſtraße
23 oberer Stock.
174) Heinrichſtraße Nr. 61 ein Man=
farden
=Logis, beſtehend in 3 Piecen, Küche,
abgeſchloſſenem Vorplatz, Mitgebranch der
Waſchküche und Bleichplatzes. vom 1. April
an zu vermiethen. Näheres im Hauſe
ſelbſt parterre.
176) Promenadeſtraße 56 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen. Zu erfragen in
der Manſarde.
177) Eine möblirte Wohnung, Stube
und Cabinet, mit ſchönſter Fernſicht.
Obere Heinrichſtraße 49.
178) Langegaſſe 17 ein Logis im Vor=
derhaus
2ter Stock bei Hrm. Schweffel.
200) Eine Manſarde, aus zwei ſchiefen
und einer geraden Stube beſtehend, iſt per
April oder Mai zu vermiethen.
Teichhausſtraße Nr. 18.
268) Rheinſtraße Nr. 13 neben der Poſt
ein kleiner Laden an eine ruhige Familie
zu ermiethen.
274) Ein freundliches Zimmer u. Cabi=
net
mit oder ohne Möbel, mit Ausſicht nach
der Straße, iſt ſofort zu vermiethen.
Näheres Carlſtraße 14.
232) Möblirtes Zimmer, Wieſenſtraße
Nr. 9., Ausſicht Promenade.
291) Bleichſtraße 17 im erſten Stock
iſt Stube und Cabinet mit oder ohne
Möbel zu vermiethen
292) Auf 1. April drei ſchöne Zimmer
im oberen Stock. Wilhelminenplatz 17.
342) Rückertſtraße 10 der untere Stock
nebſt Zugehör auf Oſtern zu vermiethen.
343) Ein frenndliches Logis zu vermiethen.
Kiesſtraße 93. G. Jacobi.

[ ][  ][ ]

Vermiſchte Nachrichten.
344) Der Voranſchlag über Einnahme
und Ausgabe der iſraelitiſchen Religions=
gemeinde
dahier, für 1872 liegt mit Be=
rathungsprotokoll
vom 16. d. Mts. an acht
Tage lang zur Einſicht der Intereſſenten auf
dem Bürgermeiſterei=Büreau dahier offen.
Darmſtadt, den 18. Januar 1872.
Der Vorſtand der iſraelitiſchen Religions=
Gemeinde.
345) Das Hebregiſter über die fürs
4. Quartal 1872 zur iſraelitiſchen Gemeinde=
kaſſe
dahier, zu erhebenden Schulgelder liegt
vom 16. d. Mts. an acht Tage lang zur
Einſicht der Intereſſenten auf unſerer Ge=
meindeſtube
offen.
Darmſtadt, den 14 Januar 1872.
Der Vorſtand der iſraelitiſchen Religions=
Gemeinde.

7893)
von
Wilhelminen
F. I. Schorhopf. fraße 2.
Billigſte Abonnementspreiſe.
8751) In meinem Colonialwaaren=
und Producten=Geſchäft iſt für einen
jungen Mann mit ſchöner Handſchrift
eine Lehrlingsſtelle frei.
Emanuel Fuld,
Kirchſtraße I.
ſEin träftiger williger Burſche von
= 16-18 Jahren findet dauernde
Beſchäftigung Näheres bei der Exped.

139) Einen Jungen braver Eltern ſucht
gegen annehmbare Bedingungen
Adolf Kling, Spenglermeiſter.
5*
5 Mechamter und Dreher
finden lohnende und dauernde Beſchäftigung
in der Nähmaſchinenfabrik von
Jos. Wertheizz in Frankfurt a. M.
310) Geſucht ſogleich oder auf Oſtern
von einem ledigen Herrn eine Wohnung
parterre von 3-4 Zimmern in einem ſchoͤ=
nen
Hinterbau der Rheinſtraße oder deren
Nähe. Zu erfragen bei der Exp.
350) Auf meinem Comptoir lann ein
Lehrling mit guten Verkenntniſſen
placirt werden.
H. Schuchard.
351) Ein junger Hund, ſchwarz, langhaarig,
auf den Namen Hektor hörend, hat ſich ver=
laufen
. Um Rückgabe wird gebeten Waldſir. 35.

R2.
9
Lokalgewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder, Donnerſtag den 18. Januar, Abends 8 Uhr
im oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.
Tagesordnung: 1) Vorzeigung und Erläuterung eines von einem Poltechniker
gefertigten Modells einer Steindruck=Schnellpreſſe. 2) Vorzeigung und Erläuterung eines
Modells um die Zugeinwirkungen für Schornſteine darzuthun; von Herrn Commerzienrath
Fink.
3) Bemerkungen über die Bentilation von Räumen; von Herrn Oberbaurath
Pfannmüller.
Das Lokal wird um 7½ Uhr geöfnet, die neueſten techniſchen Journale ſind auf=
gelegt
; der Fragekaſten iſt am Eingang des Lokals aufgeſtellt.
(297
GooLaaaeanoanaoaeore
8 130)
1
Geſangverein Liedertaſel.
S

Samſtag den 20. Januar Abends 8 Uhr
BON

im Saale des Gaſthauſes zur Traube.
Die neu ausgegebenen Perſonal=Karten haben nur Giltigkeit für die Mitglieder
S
3 und ſolche Angehörige derſelben, welche nicht aufnahmsfähig ſind.
S
geeeaogerroeoeegeeeee
Feuer=Verſicherungsbank für Deutſchland zu Gotha.
Zufolge der Mittheilung der Feuer=Verſicherungsbank für Deutſchland zu Gotha
wird dieſelbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1871
circa 79 Procent,
ihrer Prämieneinlagen als Erſparniß zurückgeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, ſowie der
vollſtändige Rechnungsabſchluß derſelben für 1871 wird am Ende des Monats Mai d. J.
erfolgen.
Zur Annahme von Verſicherungen für die Feuer=Verſicherungsbank bin ich
jederzeit bereit.
Darmſtadt, den 10. Januar 1872.
Georp Hof.
346)
Agent der Feuer=Verſicherungsbank f. D.

347)

Dienſtag den 16. Jannar
im großen Zaale des Gaſthoſs zur Eraubez:
Große aupergewöhnliche magiſche Vorſtellung

aus dem

Bereiche der indiſchen Magie, Phyfik und Chemie
gegeben in einer beſonderen Art von dem bekannten
Brofeſſor Massa aus München.
Billets (Sperrſitz 1 fl, Saal=Billets 48 kr.) ſind bis Dienſtag 3 Uhr zu haben
bei den Herren A. Klingelhöffer A. Bergſträßer und F. L. Schorkopf.
Abends an der Kaſſe: Sperrſitz 1 fl. 12 kr. - Saal=Billets 1 fl. - Gallerie 24 kr.
Kaſſa=Eröffuung 6 Uhr. Anfang 7 Uhr.
Genanes Programm iſt an der Kaſſe zu haben.
348)
Das unwiderruflich einzige
Tau-Concert in Darmſtadt
findet Donnerstug 18. Januar im Saale der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt.
Anfang 6½ Uhr.
332) Arheilgerſtraße Nr. 68 der 2. Stock,
323) Schloſſergeſellen ſucht
beſtehend aus 3 Zimmern, Küche und allem
Rud. Härter, Schloſſermeiſter.
Zugehör zu vermiethen u. bis April zu beziehen.
Waldſtraße 47.
349) Ein braver Junge kann als Lehr= 324) Ein braves zuverläſſiges Kinder=

ling eintreten. Bapt. Joſ. Hermes,
Mechaniker u. Optiker.

mädchen oder Frau, findet gute Stelle.
Frankfurterſtraße Nr. 40.

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von I.

98. Darmſtadt vor 100 Jahren.
Bei dem jährlichen Wachſen unſerer Reſidenzſtadt, in Folge
dtſſen ſo Vieles von dem, was geweſen iſt, ganz verſchwindet oder
anders wird, bietet ein Rückblick auf die Zuſtände vor 100 Jahren
manchem unſerer Leſer vielleicht ein Intereſſe. Wir wollen es
verſuchen, das Bild dieſes alten Darmſtadt zu zeichnen; wir finden
eine Aufforderung zu ſolchem Verſuche in dem Umſtande, daß
gerade jetzt unſere Stadt am Vorabende neuer großartiger Er=
weiterungen
ſteht, die Größe, Ausſehen und Verhältniſſe wefentlich

Der Umfang Darmſtadts war begrenzt durch die nun ver=
ſchwundenen
Thore: das Sporerthor, das Jägerthor, das Beſſunger
Thor, das Frankfurter Thor (am nördlichen Ausgange der Louiſen=
ſtraße
), das Neue Thor (auf dem Louiſenplatz am damaligen weſt=
lichen
Ende der Neuen Schloßgaſſe, jetzigen oberen Rheinſtraße),
welche Thore durch die Stadtmauer miteinander verbunden waren.
Die Stadtmanuer war aber nur in ihren älteren Strecken mit
Thürmen ꝛc. verſehen. Der von dem Beſſunger Thor an um die
Neue Vorſtadt ziehende Theil war eine einfache Mauer. Alle
dieſe Thore waren durch Thürme mit zwiſchenliegenden Gebäuden
gebildet. *) Außerhalb dieſer Umgrenzung ſtanden nur wenige

[ ][  ]

N. 2.

10
Häuſer, ſo vor dem Beſſunger Thor nur die Kapelle, das Waiſen=
haus
und das Schießhaus auf dem Schießplatz; (auf dem Terrain
des jetzigen Schützenhofs) vor dem Frankfurter Thor die Gerber=
höfe
vor dem Jägerthor der Schafhof, und außer dieſen nur
einige wenige Gartenhäuſer.
Auch im Innern der Stadt ſah es an gar vielen Stellen
anders aus wie heute. Denken wir uns, wir träten von Gries=
heim
kommend in die Stadt ein, zu der uns von der Tanne an
die große Allee an dem für die Tränkung des Wilds dienenden
Baſſinz vorüber gefütrt hatte. Das Neue Thor:, durch wel=
ches
wir eintreten, trägt eine pyramidale Spitze und iſt auf beiden
Seiten durch ein Stückchen Stadtmauer mit den beiden einſtöckigen
Wachthäuſern verbunden. Die ſtatiöſe Neue Schloßgaſſe; iſt mit
zweiſtöckigen durch Thoreinfahrten getrennten und nach dem vorge=
ſchriebenen
Muſter gebauten Häuſern beſetzt. Unmittelbar nach
unſerem Eintrite in die Stadt haben wir links den Crercierplatz=,
(er erſtreckte ſich über das ganze Terrain der Kanzleigebäude und
des Mathildenplatzes), rechts den Paradeplatz und daran die
Reitercaſerne; auf deren Fundamenten in unſerem Jahrhundert
das Palais erbaut wurde. Die Reitercaſerne iſt gebildet durch 4
in Quadrate aneinanderſtehende Bäue; ſämmtliche unterſte Stock=
werke
, mit Ausnahme des im Vorderbau, ſind Pferdeſtälle. Längs
des Exercierplatzes nach Norden zieht eine Straße, die neuen
Bäue- mit zweiſtöckigen gleichförmigen Häuſern, die von dem
Frankfurter Thor- geſchloſſen wird; dieſelbe ſetzt ſich auch nach
Süden fort, wo ſie ſich zuletzt zu einem Sandhügel erhebt, auf
dem die Stadtmauer hinzieht, durch die hier ein Auslaßpförtchen
führt.
Der ſtattliche Bau der weſilichen Schloßfagade überragt hoch
die niedrigen Häuſer der Straßen, aber er iſt beeinträchtigt durch
ſeinen unfertigen Zuſtand; ſeine zahlreichen Fenſter ſind mit Brettern
zugeſchlagen.
Setzen wir unſere Wanderung weiter fort! Wo jetzt der
Paradeplatz iſt, finden wir eine Reitbahn; wo das Zeughaus ſteht,
hatten bis zum Jahr 1769 herrſchaftliche Stallungen und ein
Haus, hinter dem der herrſchaftliche Bleichgarten liegt, geſtanden.
[
Im Jahr 1171 finden wir bereits das Exercierhaus, welches
Landgraf Ludwig 1X. in dieſem Jahre durch den Baumeiſter
Schuhknechi in der unglaublich kurzen Zeit vom 6 April bis zum
15. December hatte erbauzn laſſen. An dieſem letzteren Tage,
dem Geburtstage des Landgrafen, konnte das ganze Regiment zum
erſtenmal darin unter Gewehr geſtellt werden.
Unſere Wanderung weiter nach Oſten führt uns bis zum
Herrngarten, durch die Rennbahngaſſe, die durch eine Reihe kleiner
Häuſer gebildet wird, welche größtentheils von fürſtlichen Dienern
benutzt wurden.
Wo jetzt das Breider'ſche Haus ſteht, ſteht das herrſchaft=
liche
Schlachthaus mit einem zur Stadtmauer gehörigen Mauer=
thurm
, in dem das Fleiſch aufbewahrt wird. Auf dem Plätzchen
vor dem jetzigen Prinz Emil- finden wir die Hofſchloſſerei= und
Hofwaſchhaus: Setzen wir unſere Wanderung durch den Birn=
garten
fort, ſo gelangen wir zur Caſerne, aber dieſe Caſerne iſt
kein ſtattlicher Bau, wie heute, ſondern ein Compler von einfacheren
Gebäuden. An dieſelbe lehnt ſich weſtlich ein großer Bau der
Obermarſtall; an alſo genannt im Gegenſatz zu dem Unter=
marſtall
(jetziger Leibſtall am Paradeplatzl. Durch einen Hofraum
von dem Marſtall getrennt, finden wir ſüdlich davon das Reithaus
und damit zuſammenhängend das Hoftheater.
Ten zwiſchen Caſerne und Jägerthor liegenden Platz, Ballon=
platz
genannt, weil er zum Ballſpiel diente, finden wir mit Pappel=
bäumen
umpflanzt.
Begeben wir uns von der Caſerne aus über den Ritzſtein,
in die alte Stadt, ſo finden wir auch ſie vielfach anders als heute.
Vor Allem iſt ſie feſt umſchloſſen nach Oſten von der ſtarken
Stadtmauer mit ihren Thürmen; kein Ausgang gewährt von hier
ans einen Austritt in's Freie. Da, wo jetzt das Arreſthaus ſteht,
finden wir das Stock= und Spinnhaus mit dem zur Stadtmauer
gehörigen dicken Thurm, der als Gefängniß dient, wie auch der
weiter nach Süden in der Mauer ſtehende viereckige Thurm, der
ſ. 9. Hundsſtall.
Als eine weitere Verſchiedenheit der alten inneten Stadt von
der jetzigen dürfen wir nicht unerwähnt laſſen, daß damals der
Stadtbach offen ſeine Fluthen durch die Stadt gewälzt hat und
nicht durch einen zugedeckten Kanal, wie heute. Die Bewohner

Verlag. und Redaction: L. C.

der großen und kleinen Bachgaſſe hatten den Hochgenuß, fließendes
Waſſer durch ihre Straßen fluthen zu ſehen.
In der damaligen Stadt ſtanden (wir nehmen zu unſeren
Angaben, ein Actenſtück aus dem Jahre 1777 zu Hülfe) 574 Ge=
bäude
, nämlich 518 Häuſer, 53 Scheuren, 3 Mühlen. Sie war
bewohnt von 9038 Perſonen in 2086 Familien, darunter 1660 Ehe=
männer
, aber nur 1474 Eheweiber, da viele Männer ihre Weiber
auf den umliegenden Törfern wohnen hatten, 135 Wittwen, 310
Wittwer, 2498 ledige Mannspeiſonen, 1872 ledige Weibsperſonen,
dazu 274 Geſellen, 114 Jungen, 125 Bediente und Knechte,
576 Mägde. Im Jahre 1771 waren 196 Menſchen geboren,
40 Paare getraut worden; 207 Menſchen waren geſtorben.
(Fortſetzung felgt.)

Locale Notizen.

Darmſtadt, 15. Januar. Ihre Königl. Hoh. die Prinzeſſin Ludwig
iſt in Vegleitung des Herzogs von Edinburg mit ihren Kindern am 13. in
Brüſſel angekommen, wo dieſelben einige Tage zu verweilen beabſichtigen.
- Am 13. hielt, als ſiebenten in der Reihe der wiſſenſchaftlichen Vor=
träge
, Herr Profeſſor H. von Sybel aus Bonn einen Vortrag über
Papſt Vonifa; VII. und Philipp den Schönen. Der Inhalt
ſeines Vortrags war in Kürze ſolgender: Boniſaz VIII. wurde 1294 zum
Papſt erwählt und ſtarb 1303. Einer der herrſchſüchtigſten unter den Päpſten,
ſuchte er die ungeheure Gewalt, die dieſe zur Zeit Gregor VII. beſaßen,
wieder an ſich zu reißen. Ein gefügiger Prieſterſtand, der nach ſeiner Theorie
der einzige Mittler zwiſchen Gott und den Menſchen war, ſicherte ihm die
unbedingte Herrſchaft über die Gläubigen und mittelſt dieſer ihm zu Gebote
ſtehenden ungemeinen Macht, mittelſt des durch ihre hervorragende Bildung
bedingten Einfluſſes, welchen die Geiſtlichkeit damals beſaß, ſuchte er ſich
die politiſche Gewalt zu ſichern und den Ausſpruch eines Schrifiſtellers der
damaligen Zeit zu verwirklichen: Die weltlichen Staaten müſſen in Vier=
ürſtenthümer
zerriſſen werden, damit der gekroͤnte Prieſter über ſie herrſchen
könnel- Die Schwäche der damaligen Staatsorganismen, die durch die
Lehens= und Gemeindeverbände gehemmte Gewalt der Fürſten, denen gegen=
über
die Kirche als einzige Großmacht daſtand, konnte derartige Beſtrebungen
nur begünſtigen und in der That konnte Bonifaz in der Bulle; unam sanctam
die Theorie von den zwei Schwertern, dem weltlichen und dem geiſtlichen
Schwerte entwickeln und die Behauptung aufſtellen, daß von dieſen beiden
Schwertern das weltliche Schwert von den Fürſten, aber nur mit Willen
des Papſtes geführt werde. Er zögerte nicht dieſe Theorie zu verwirklichen.
Er unterdrückte und vertrieb in talien die Colonna's, erklärte Böhmen,
Ungarn und Griechenland als päpſtliche Lehen, und bot einzelnen Fürſten
Kronen an, die ihm nicht gehörten, bis er in Philipp dem Schönen von
Frankreich einen Antagoniſten fand, der der päpſtlichen Herrſchſucht Nieder=
lage
auf Niederlage bereitete. Auf die Drohung des Papſtes mit dem Bann=
fluche
erwiderte Philipp; In allen geiſtlichen Dingen wolle er dem Papſte
gehorſam ſein, in allen weltlichen Angelegenheiten aber ſei er Gott allein
Rechenſchaft ſchuldig.: Die franzöſiſchen Biſchöfe traten in dieſem Streit=
auf
die Seite ihres Königs und als Voniſaz mit ſeinen Feindſeligkeiten fort=
fuhr
, verbündete ſich Philipp mit dem gleichfalls mit dem Banne bedrohten
deutſchen Kaiſer Albrecht. Philipp gab zuletzt Beſehl den händelſüchtigen
Greis in ſicheren Gewahrſam zu bringen. Wirklich ſuchte ihn eine in Philipps
Auftrag geworbene Bande in Anami auf, plünderie den päpſtlichen Palaſt,
gelangte aber nicht dazu Vonifaz feſtzunehmen. Boniſaz begab ſich nach Rom.
Dort gerieth er mit ſeinen Cardinälen in Conflict, und Aerger und Verdruß,
zu welchen ſich ein hitziges Fieber geſellte, führten den Lod des 82jährigen
Mannes herbei.
Die ſortentwickelten Ideen ſeiner Zeit, bemerkte der Redner, als er am
Schluſſe ſeiner Lebensſchilderung angekommen war, waren es, welchen Boni=
faz
erliegen mußte. Mit ihm ruhten auf lange Zeit die Beſtrebungen dem
päbſtlichen Stuhle eine geiſtliche und weltliche Allgewalt einzuraͤumen.
Am 13. gab Fräulein Melitta Pabſt im Bankettſaale der Frei=
maurerloge
ein zahlreich beſuchtes Concert und fand die junge mit recht
hübſchen Stimmmitteln ausgerüſtete Sängerin, eine ſehr wohlwollende Auf=
nahme
, welche nicht verfehlen wird, ſie in ihren lünſtleriſchen Beſtrebungen
zu ermuntern. Beſonders wurde von ihr die ſchwierige Arie der Gräfin aus
Figaros Hochzeit- mit vielem Verſtändniß vorgetragen.
Ein von dem Abg. Backe bei dem Bureau der 2. Kammer einge=
reichter
Antrag geht dahin, daß 1. diejenigen Bezüge, auf welche einzelne
Categorien von Beamten als Ergänzung ihres fixen Einkommens an=
gewieſen
ſind, 2. die Bezüge derjenigen Perſonen, welche gar keine fixen Be=
ſoldungen
beziehen, ſondern nur gegen Gebühren beſchäftigt werden, 3. die
Penſionen ſämmtlicher in den Ruheſtand verſetzten Staatsdiener in gleichem
Verhältniſſe wie die Gehalte der mit fixer Beſoldung angeſtellten Staatsdiener
aufgebeſſert werden.
Eine kürzlich ſtattgehabte größere Verſammlung von Oeko=
nomen
beſchloß, wie wir vernehmen, den Preis der Milch auf 3 Kreuzer
per Schoppen zu erhöhen; eine Vertheuerung eines für Familien unumgäng=
lich
nothwendigen Lebensbedürfniſſes. über welche man mit Recht Klage führt.
Ebenſo iſt der Preis anderer Lebensbedürfniſſe hier in der letzten
Zeit in ungerechtſertigter Weiſe in die Höhe getrieben worden. So z. B.
toſtet das Kalbfleiſch fortdauernd 20 kr. per Pſund, während man in Bens=
heim
ſolches von ebenſo guter Qualität zu 12 Kreuzer verkauft, ſo daß ſich
hieſige Familien ſchon Kalbfleiſch in größeren Quantitäten von Bensheim
per Poſt kommen ließen und trotz der hohen Transportgebühren ihre Rech=
nung
dabei ſanden.
Vittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Ge.