Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
4 2.
Dienſtag den 10. Januar.
187I.
Das Frag= und Anzeigeblatt. die Beilage hlerzu ſowie das Verordnungsblatt fur den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤhentlich; Erſteres
Samſtag, die Beilage Olenſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blatter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen
Boſtämtein abanniren.- In Darmſtadt bei der Epedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.
Verſteigerungen.
49)
Bekanntmachung.
Donnerſtag den 12. Januar l. J.
Vormittags 9 Uhr
kommen im oberen Rathhausſaal dahier
nach=
verzeichnete Holzſortimente aus der ſtädtiſchen
Tanne öffentlich zur Verſteigerung und zwar:
1 Stecken eichen Scheitholz,
235 „ kiefern Scheitholz,
33 „ kiefern Prügelholz,
76 „ kieferu Stockholz,
6100 Stück kieferne Wellen.
Das Holz ſitzt im Diſtrikt „an der
Pallaswieſe."
Darmſtadt 6. Januar 1871.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
Apfel, Beigeordneter.
115) Nachbenannte Gegenſtände, als:
1) 300 Pfund Hanf,
2) 400 „ Koßhaare,
3) 1000
Seife,
„
Soda,
4) 100=
„
5)
400 Ellen Cattun,
Baumwollzeug,
6) 500
„
7) 5000 Ellen gebleichtes Hanftuch,
8) 1000 „ Canefas,
9) 500 „ Bettbarchent,
10) 200 „ Kleiderbarchent,
11) 1000 „ Strohſackleinen und
12) 800 „ Kleiderzwilch,
ſollen für die hieſige Anſtalt angekauft werden.
Offerten unter Anſchluß von Muſtern
ſind binnen 14 Tagen frankirt an den
Groß=
herzogl. Hausverwalter dahier einzuſenden.
Hofheim, am 5. Januar 1871.
Großherzogliche Direction des Landes=
Hospitals.
Dr. Sehrt.
S
Feilgebotenes.
3 Ladenſchränke olas=
thüren zu verkaufen.
mit
C. Schüßler.
62) Ein ſchöner Faſſelochs, Berner
Rage, von 151 Jahren, ſteht zu verkaufen
bei
Chriſtoph Stork III.,
Bäckermeiſter in Arheilgen.
Ruhrer=Stückohlen.
Einige hundert Zentner - der beſte Heerd=
und Ofenbrand — kann ich noch abgeben
1 fl. 18 kr. per Zentner franco
Darm=
ſtadt ohne Octroi.
Stockſtadt 6. Januar 1871.
112)
A. Kaſt.
po
Hof
AOOI
Eliſabetheinſtraße im neuen Schulhauſe
empfiehlt ſein reichhaltiges Lager in
CEscävrs-nöemvmn
aus der Fabrik von Carl Kühn u. Söhne in Berlin
für Rauſſeute und gewerbtreißende.
Alle gangbaren Formate und Linien=Arten ſind voräthig; extrae
Schema's werden raſch und billig angefertigt.
Billige Geſchäfts=Bücher, eigenes Fabrikat,
ſind in größter Auswahl auf Lager.
Specialität in
BöreaurArtikets
Coplr-Pressen von Holz und Eiſen.
per Stück fl. 3.330. u. fl. 5. fl. 9. u. fl. 12.
Copir-Wücher 500, 600, 800 und 1000 Blatt.
Copir-Tinte, feinſte Qualität zu allen Preiſen.
Tinlen-Fässer, Pariſer und Wiener Fabrikat in größter Auswahl.
Fult-Mappen von Leder; Relae-Copirmappen für Geſchäfts=Reiſende
fl. 3. 30. per Stück.
Rriefwanzen per Stück fl. 1. fl. 3. 30. u. fl. 5. Eriefbeschwerer.
Facturabicher zum Einkleben fl. 1. per Stück.- Letter-Clipps u. Briefhacken.
Stempelpressen mit jeder beliebigen Firma 3 fl. 30. per Stück.
Carbstempel mit Firma in Blechkaſten mit Farbe fl. 3. 30.
Farhstempel neueſter Conſtruction, welche ſich ſtets von ſelbſt färben, mit Firma
fl. 7. per Stück.
ſeprägte Siegel-Oblaten mit Firma fl. 2. per Mille.
Wechseltaschen mit Schloß fl. 2.20.- Ranknotentaschen 48kr.
Aushauſermappen 48 kr, — Engliſche Radiermeseer 42 kr.
Lininte Conto-Corrent-Auszugs-Formulare in Quart und Octav.
Brieſ-Couverte in allen Sorten von fl. 1. 20. per Mille an.
Abreiss-Malender ete.
2)
Nicht zu überſehen!
Um meine Pariſer Stand-Ulhren ſofort zu
räumen und keiner Verſteigerung unterziehen
zu mäheure verkaufe Bieſeldenr dur folgk.
Eine Horte, die bis jetzt fl. 21. toſtete, fur fl. 15.
und ſo im Verhältniſſe bei den höheren Preiſen.
Ernſt=Ludwig=
J. Helbimg.
ſtraße.
2
[ ← ][ ][ → ]M. 2.
Comptoir=Kalender pro ſsz
ſind erſchienen und auf unſerem Comptoir zu beziehen.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
117)
Ruhr=Kohlen.
Fettſchrot beſter Qualität können
1000 Centner ſofort franco Darmſtadt
ge=
liefert werden.
Franco Offerten sub L. 2. befördert die
Expedition d. Bl.
Ruhrer Steinkohlen.
Friſche Sendung
118)
ſtückreiches Fettſchrot per Ctr. fl. 1.-
„ fl. 1. 24
Stückkohlen
J. Schweitzer,
mittlere Eliſabethenſtraße 35.
119) Zwetſchenbranntwein.
4 bis 6 Ohm guten alten im Ganzen
oder in kleinen Gebinden bei
Carl Weh.
Dieburg.
Vermiethungen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der
mittlere Stock zu vermiethen.
6956) Ein Laden mit zwei Zimmer,
Küche, wird bis Januar fertig.
Schulſtraße Nr. 1.
7083) Dieburger Straße Nr. 3 ein
möblirtes Zimmer.
7133) 1 Zimmer nebſt Cabinet zu
ver=
miethen auf 1. Januar. Louiſenſtraße 10.
Georg Liebig Sohn.
7152) In meinem Hauſe Nr. 21,
zu=
nächſt dem Arreſthaus, iſt der halbe 2.
Stock anderweitig zu vermiethen.
J. Müller, Maurermeiſter.
7206) Eine Manſarde=Wohnung nebſt
allen Bequemlichkeiten in einem neuen Haus
iſt an eine ſtille Familie ſogleich zu
ver=
miethen. Mühlſtr. 9.
7590) Ein vollſtändiges Logis mit allem
Zugehör in der kleinen Arheilgerſtraße 64.
7622) Zwei Wohnungen von je 5
Zimmern ſind in dem Beſſunger Heerdweg
zu vermiethen und alsbald zu beziehen. Die
2 Wohnungen werden auch zuſammen mit
dem gegenüberliegenden Garten abgegeben.
Näheres in dem Logis=Nachweiſungs=Büreau
von B. L. Trier, Ludwigſtraße.
7626) Eine Wohnung von 5 Zimmern,
Rheinſtraße 2 Treppen hoch, iſt alsbald zu
vermiethen. Näheres in dem Logis=
Nach=
weiſungs=Büreau v. B. L. Trier, Ludwigſtr.
8084) Ein Logis zu vermiethen Mühlſtr. 7.
8094) Ein Logis gleicher Erde von drei
Zimmern mit Glasabſchluß, Bleichplatz ꝛc.
Erweiterte Kiesſtraße Nr. 40. Mitte März
beziehbar.
8266) Beſſ. Weinbergſtraße Nr. 26 iſt
ein Zimmer zu vermiethen.
8325) Ein freundlich möblirtes
Parterre=
zimmer nach der Straße, gleich beziehbar,
obere Schützenſtraße 20.
4) Eliſabethenſtraße 48. 1 Treppe hoch,
iſt zum 15. Januar ein freundliches
möblir=
es Zimmer zu vermiethen.
7) Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 3 der zweite
Stock bis 1. April zu vermiethen.
71) Ein freundliches Parterre=Logis
Holzſtraße Nr. 20 Beſſungen.
29) Ein freundliches unmöblirtes
Stüb=
chen iſt billig zu vermiethen.
Kranichſteinerſtraße Nr. 8.
72) Ein Specereilädchen mit
Woh=
nuug, auch zu jedem anderen Zweck geeignet,
iſt Sterbfallshalber zu vermiethen und
ſo=
gleich zu beziehen. Neugaſſe 2.
120) Hügelſtraße Nr. 51 zwei ſZimmer
nebſt Kabinet mit Möbeln ganz oder
ge=
theilt ſogleich zu beziehen.
121) Ein geräumiges Manſarden=Logis
Beſſ. Grenze 6. J. B. Dilger Wtwe.
Daſelbſt auch 1 möblirtes Zimmer.
122) Ein möblirtes und ein unmöblirtes
Zimmer zu vermiethen. Näheres
Prome=
nadeſtraße Nr. 29.
123) Carlſtraße Nr. 23 iſt ein
freund=
lich möblirtes Zimmer zu vermiethen.
2 (Ein möblirtes Zimmer und Cabinet
K. mit ſchönſter Fernſicht — auf
Wunſch mit 2 Betten u. eingerichteter Küche.
Näheres bei Gebr. Blum, Rheinſtraße.
Vermiſchte Nachrichten.
2
(orderungen an den hieſigen Bürger=
G L) Verein für das Rechnungsjahr
1870 ſind binnen 8 Tagen anzumelden.
Darmſtadt, den 7. Januar 1871.
Saal zur Traube.
Mittwoch den 11. Januar Abends 6 Uhr
V o r l e ſ u n g
von Dr. J. F. Böhringer Gründer
und Redacteur der Deutſchen Zeitung in
Paris, über die Zuſtände in Frankreich,
und namentlich über die Verhältniſſe
wäh=
rend der letzten Jahre, bis zur Maſſen=
Austreibung der Deutſchen daſelbſt.
Die Hälfte des Reinerträgniſſes iſt den
bedürſtigen Familien der im Felde
ſtehen=
den Wehrleute von Darmſtadt gewidmet.
Billets ſind für 36 kr. per Perſon,
Familienbillets für 4 Perſonen zu 2 fl.
in den Buchhandlungen der Herren Arnold
Bergſträßer, G. Jonghaus, F. L.
Schor=
kopf und Abends an der Kaſſe zu haben.
126) Kaſſeneröffnung um halb 6 Uhr.
8277) Als Heizer geſucht wird bei
gutem Lohn ein durchaus ſolider verheiratheter
Mann. Wohnung und Garten bei der Fabrik.
Maſchinenkenntniſſe erwünſcht. Näheres
Allig'ſche Papier=Fabrik, Nieder=Ramſtadt.
92)
Ergänzungs=Wahl des Gemeinderaths.
Wahlvorſchlag ſür die Wühſer dritter Rlaſſe.
Dienſtag den 10. 11. und 12. laufenden Monats werden die
Wah=
len zum Gemeinderath der Stadt Darmſtadt abgehalten.
Um eine verderbliche Stimmenzerſplitterung zu vermeiden, iſt es nothwendig, ſich
über einen Wahlvorſchlag zu vereinigen. An alle Wähler dritter Klaſſe, welche
in der bevorſtehenden Wahlhandlung nicht politiſchen oder religiöſen Partheien, ſondern
lediglich dem wahren Wohle und den wirklichen Intereſſen unſerer
Vaterſtadt zum Siege verhelfen wollen, richten wir daher die dringende Bitte,
für unſere nachbenannten Mitbürger ihre Stimmen abgeben zu wollen.
Die Herren Appfel, Georg, Beigeordneter,
Berntheiſel, Jacob. Ortsgerichts=Vorſteher,
Beſt, Balthafar, Miniſterialbuchhalter,
Keßler, Chriſtoph, Rentner,
Röhrig, Philipp, Bäckermeiſter,
Schröder, Friedrich, Gemeinderath.
Mehrere Bürger.
103)
Lokal=Gewerbverein.
Mit dem 5. Januar haben die regelmäßigen Verſammlungen der Mitglieder des
Lokalgewerbvereins für das Jahr 1871 begonnen. Die ſämmtlichen in Darmſtadt und
Beſſungen wohnenden Mitglieder des Landesgewerbvereins haben Zutritt zu dieſen
Ver=
ſammlungen. - Außer volkswirthſchaftlichen und rein techniſchen Fragen wollen auch
ſolche Gegenſtände zum Vortrag und zur Verhandlung gebracht werden, welche Bezug
auf die Tagesereigniſſe haben und zur allgemeinen Belehrung dienen.
Zweite Sitzung, Donnerſtag den 12. Jannar 1821, Abends 8 Uhr,
im oberen Saal der Winter'ſchen Branerei.
Fortſetzung des Vortrags des Herrn Oberſt Becker: Das Weſentlichſte über
Feſtungsbau und Feſtungskrieg, mit Rückſicht auf die Tagesereigniſſe;
erläutert durch Zeichnungen.
Das Lokal wird um 7 Uhr geöffnet; die neueſten Rummern der techniſchen
Zeit=
ſchriften und Zeichnungen werden aufgelegt. — Der Fragekaſten iſt am Eingange des
Saals aufgeſtellt.
Der Vorſtand.
Brey'ſche Actien=Bierbrauerei in Mainz.
Wir beehren uns hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß wir unſere, in
dem Hauſe zum wilden Mann in der Ochſengaſſe in Darmſtadt gelegene und neu
hergerichtete Zäpferei unter der Leitung des Herrn W. Ditter (bisher auf Böttinger's
Felſenkeller) nunmehr eröffnet haben.
Mainz, 22. December 1870.
Die Direction.
S. Der Saal ꝛc. im erſten Stocke wird für Bälle oder Verſammlungen für den
Abend vermiethet.
127
7
R. 2.
128)
Gemeinderachswahl dahier.
Zu der morgen beginnenden Gemeinderathswahl haben uns die verſchiedenen Localblätter bereits 2
Vor=
ſchläge gebracht. In dem einen werden uns vorzugsweiſe ſolche Bürger empfohlen, welche dem Gewerbeſtande
angehören, in dem andern geſchieht dieſes zwar in der Mehrzahl auch, aber man hat in den Vorſchlag auch
einige Advocaten aufgenommen. Allen Reſpect vor den ehrenwerthen Männern, aber hat man denn ganz aus
dem Auge gelaſſen, daß ſchon 3 Advocaten ihren Sitz in dem Gemeinderath haben? Läßt ſich ein gleiches,
oder auch nur ein annäherndes, Verhältniß auch von anderen Ständen ſagen? Sind unſere verſchiedene
Gewerbe, die denn doch ganz andere Zahlen und Steuern repräſentiren, als der Stand der Advocaten, in
dem=
ſelben Maße in dem Gemeinderath vertreten, als es der Advocatenſtand bereits iſt und nach jenem Vorſchlag
gar noch werden ſoll? Steht etwa unſerer lieben Vaterſtadt die Löſung ſchwerer juriſtiſchen Fragen in Ausſicht,
zu deren Bewältigung die bereits im Gemeinderath ſitzenden 3 Anwälte nicht hinreichend erſcheinen? - Wir
denken, wir laſſen die gedachten Herrn hier außer Frage, wir wählen ſolche Bürger, welche uns näher ſtehen,
welche mit unſeren Verhältniſſen, und mit dem, was der Stadt Noth thut und ihr förderlich iſt, vertraut ſind
und dazu finden ſich in unſerem Handels= und Gewerbeſtand die rechten Männer in größter Auswahl.
Darmſtadt am 9. Januar 1871.
Auch mehrere Wähler.
129) Errichtung einer Suppen=Anſtalt zu Beſſungen.
Veranlaßt durch das dringendſte Bedürfniß, vielen Armen unentgeltlich und manchen Bedürftigeren gegen geringen Preiß
in dieſer durch die ſchweren Zeitverhältniſſe noch doppelt harten Winterzeit bei mangelndem ausreichenden Verdienſt mit einer guten
nahrhaften Suppe eine Wohlthat zu erweiſen, wenden ſich die ganz ergebenſt Unterzeichneten an die verehrte bemittelte
Einwohner=
ſchaft von Beſſungen um wohlwollende Beihülfe. Wir rechnen, wie der Ortsvorſtand nicht ermangeln wird, ſeinerſeits durch
Ge=
währung der nöthigen Lokale, Erbauung der erforderlichen Kochapparate ꝛc. die wohlthätige Sache zu fördern, auch um des guten und
dringlichen Zweckes willen, trotzdem Ihre Liebe durch andere Sammlungen in Anſpruch genommen wird, dennoch nicht allein auf Ihre
gütige Subſeription von Beiträgen in eine demnächſt circulirende Liſte, als auch auf eine recht lebhafte Betheiligung
bei einer alsbald auf dem Rathhauſe zu Beſſungen zu berufenden Verſammlung von Vertrauensperſonen, die ſich der
Leitung der Anſtalt widmen wollen, ſowie vorzüglich auf die geneigte Aufſicht und Beihülfe Seitens der geehrten Frauen, denen
Zeit und Kräfte dieß erlauben, zur Beaufſichtigung des Küchenperſonals. Möchte unſer Aufruf, Um der guten Sache willen,
recht theilnehmende warme Herzen und Hände finden.
Beſſungen, den 7. Januar 1871.
Demmel, Bürgermeiſter. Kolbe, I. Beigeordneter. Noack, Pfarrer.
Zeuerverſicherungsbanß für Denſihlaud inr Lorgaͤ
Zufolge der Mittheilung der Feuerverſicherungsbank für Deutſchland zu Gotha wird
dieſelbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1870
o. 73 Procent
ihrer Prämien=Einlagen als Erſparniß zurückgeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, ſowie der
vollſtändige Rechnungs=Abſchluß derſelben für 1876 wird am Ende des Monats
Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Verſicherungen für die Feuerverſicherungsbank bin ich jederzeit
bereit.
- Darmſtadt, den 6. Januar 1871.
Georp Hof,
Agent der Feuerverſicherungsbank f. D.
130)
8276) Mehrere Mädchen finden bei gutem
Lohn dauernde Beſchäftigung bei
A. Schuchmann, Grafenſtraße 1.
43) Ein anſtändiges Mädchen ſucht
Be=
ſchäftigung im Kleidermachen, Weißzeugnähen,
Flicken u. Bügeln außer dem Hauſe; erwünſcht
wäre auch eine ſtändige Arbeit in einem
Kleider=
oder Weißzeuggeſchäft. Näheres Caſinoſtr. 12.
44) Zwei geübte Krankenwärter
oder junge Männer, welche die Krankenpflege
erlernen wollen, können im ſtädtiſchen Hospital
dahier eintreten. Anmeldung bei Hospital=
Arzt Dr. Pfeiffer, Grafenſtraße 5.
86) Ein Buchbinder findetdauernde
Beſchäftigung bei
J. Marſchall in Vorms.
101) Einem ſoliden jungen Mann, der
wo möglich Kenntniſſe in der Glas= und
Porzellanbranche hat, ſelbſtſtändig und
zu=
verläſſig arbeitet, kann eine angenehme
Commisſtelle nachgewieſen werden.
Näheres durch die Expedition d. Bl.
131) Ein junger Mann ſucht Beſchäftigung
bei einem Advokaten als zweiter Schreiber.
Näheres große Bachgaſſe 29 eine Treppe.
107) Man ſucht für ein junges
Mäd=
chen einen Dienſt in einer braven Familie,
um einen guten Haushalt zu erlernen.
Nüheres bei Th. Greinert, Ecke der
Karls= und Kiesſtraße.
132) Ein Glaſergehülfe,
der in allen Füchern der Glaſerei bewandert
iſt, wird gegen hohen Lohn in dauernde Stelle
geſucht. Näheres sub C. 676 durch die
Annoncen=Expedition von D. Frenz in Mainz.
133) Ein braves Dienſtmädchen geſucht.
Näheres Eliſabethenſtr. 50 im Laden daſelbſt.
134) Ich empfehle mich im
Holzklein=
machen. Langegaſſe 25 eine Stiege hoch.
135)
Verloren!
Ein Meerſchaum=Cigarrenpfeifchen.
Weib=
licher Kopf. Gegen angemeſſene Belohnung
abzugeben: Grafenſtraße 19 dritter Stock.
136) L. — Ohne nähere Bezeichnung
der Adreſſe können die Briefe nach W. mit
dem beſten Willen nicht beſtellt werden.-
Schreiben Sie vertrauensvoll unter Ihrem
wahren Namen, dann Näheres. Auf volle
Discretion können Sie rechnen.
137) Wahlvorſchlag
für die
Gemeinderathswahl.
III. Abtheilung:
Wahltage: Dienſtag, Mittwoch,
Don=
nerstag, 10. 11. 12. Januar.
Appfel, Georg I., Beigeordneter.
Keßler, Chriſtoph, Rentner.
Gaulé, Carl.
Schuchard, Hof=Hutfabrikant.
Hüter, Wilhelm, Gaſtwirth.
Römer, Philipp.
I. Abtheilung:
Wahltage: Montag den 16ten und
Dienſtag den 17. Januar.
Hickler, Guſtav, Kaufmann.
Blumenthal, H.
Ohly, Albrecht, Advokat.
Heyl, Karl. Kaufmann.
l. Abtheilung:
Wahltag: Donnerſtag den 19. Januar
Merck, Wilhelm, Chemiker.
Jacobi, Auguſt, Rentner.
Wenck, F. Aug.
Jordan, Wilhelm.
Mehrere hieſige Bürger.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 8. Januar. 7. Vorſt. im
3. Ab.: Karl Tll. auf der Heimkehr.
Militäriſches Luſtſpiel in 4 Akten, n. d.
Franz. von C. Töpfer.
Donnerſtag, 10. Jan. 8. Vorſt. im
3. Ab.: Der Wildſchütz, oder: Die
Stimme der Natur. Komiſche Oper
in 3 Akten von Lortzing.
Freitag, 11. Jan. 9. Vorſt. im 3. Ab=
Er muß aufs Land. Luſtſpiel in
3 Akten n. d. Franz. von Friedrich.
8
Das hotel ohne Namen.
N2. 2.
Gortſetzung.)
Dieſe Papiere waren Rechnungen vom Hauseigenthümer und
von mehreren Galanteriehändlern, die der Graf für ſeine luxuriöſen
Bedürfniſſe in Contribution geſetzt hatte.
Von ihr eben berichtigt, beweinte die Unglückliche die dafür
verausgabte Summe, obwohl dieſelbe nicht mehr betrug, als ſie
noch vor wenigen Jahren an den nächſt beſten Armen verſchenkt
hätte.
„Mama1v rief Paola, der ſeine Mutter ſeuſgen hörte, „Mama,
was haſt Du denn ?
„Du weinſt, Mamazu fügte das kleine Mädchen bei, indem
ſie den Arm ihrer Mutter ergriff und mit Küſſen bedeckte.
„Nein, nein, meine KinderIu erwiederte die Gräfin ſich ſchnell
beherrſchend; „ich denke nur eben an meinen unſäglichen Kummer,
wenn Euch ein Unglück begegnen würden
„ Ein Unglück 2.. uns Zu rief Paolo mit kindlicher Zuverſicht.
9½
„Was fällt Dir denn ein, Mama?. Iſt ſo Etwas möglich:
Und er ſprang auf den Fauteuil ſeiner Mutter, um ſie zu
umarmen, während die Gräfin über ſeine Sicherheit melancholiſch
lächelte.
„Du weißt nicht. was Du thun ſollſt, Mama, um fröhlich
zu werden?u fuhr Maria fort, während ſie ihre Mutter mit
ihren kleinen Händchen auf den Balkon hinauszuziehen ſuchte.
„ Nun?.
„Du mußt wie wir die ſchönen Damen und die herrlichen
Wagen anſehen.
„ Ja, jal” rief Paolo lebhaft; „ und ſieh nur: hier fährl
gerade einer mit einem Wagen vorüber, wie der unſere war, in
welchem wir in Rom ſo oft ſpazieren fuhren.
In dem Augenblicke, als dieſe unſchuldigen Worte das Herz
der Mutter zerriſſen, öffnete ſich die Thüre und trat Graf
Ambroſio ein.
Die zwei Kinder liefen um die Wette ihrem Vater entgegen,
während die Gräfin ſchnell ihre Thränen trocknete, um ihren Mann
mit heiterer Stirne zu empfangen.
Dieſer küßte ſeiner Frau mit mehr ceremoniöſer als herzlicher
Galanterie die Hand, dann ſetzte er ſich neben ſie und nahm Paolo
auf ſeinen Schooß.
Weder Ruin noch Verbannung hatten die geheime Vorliebe
vermindert, die Graf Ambroſio für den Knaben hegte, in welchem
er mit Stolz den Stammhalter ſeines alten Geſchlechtes und ſeines
glänzenden Namens erblickte, wie wenn er nicht Glanz und Namen
für immer verwirkt hätte.
Dieſe unſelige Selbſtverblendung ſchmerzte die klar ſehende
Gräfin. Sie warf einen traurigen Blick auf die prachtvollen
Kleider ihres Gatten, auf die werthvollen Edelſteine, die ſeine
Finger zierten, auf ſein ſorgloſes Lächeln, mit dem die troſtloſe
Wirklichkeit in ſo greller Diſſonanz ſtand, und während eine innere
Stimme ihr mit bitterer Wahrheit zurief: dieſes Lächeln, dieſe
Pretioſen, dieſe Toilette ſind die letzten Reſte eines fürſtlichen
Vermögens, brach ſie in heiße Thränen aus.
Der Graf erbebte wie ein Menſch, den man plötzlich aus
ſeinem Schlummer weckt.
„Thereſe, ſiehſt Du nicht die Kinder Lu ſagte er finſter. Er
hieß dieſe hinausgehen um zu ſpielen und kehrte, nachdem er die
Thüre, die Paolo und Maria aufgelaſſen hatten, unwillig
zuge=
worfen, mit verſchränkten Armen zur Gräfin zurück.
Die Unglückliche begriff, daß nun der lange gefürchtete
Augen=
bick einer entſcheidenden Erklärung gekommen ſei. Das Blut
pochte heftig in ihren Adern, ſie war nahe daran, die Beſinnung
zu verlieren.
Aber der Graf kehrte ſich uicht daran, ſondern ſagte mit
kalter Ruhe:
„Thereſe, gib mir den Schlüſſel zu Deinem Sekretär,
wobei er ſein Auge auf das kleine Arbeitskäſtchen heftete, in wel
chem ſie denſelben gewöhnlich hatte.
Die Gräfin ſah, daß er das Käſtchen nehmen wollte, und
ohne zu bedenken, daß ihre Aufregung mehr verrieth, als alle
Ge=
ſtändniſſe, ergriff ſie ſeinen Arm und rief:
„Warte, Ambroſio, warte! . Der Schlüſſel iſt nicht in
dieſem Käſtchen= fügte ſie bei, indem ſie in ihre Stimme
ver=
gebens mehr Ruhe zu legen ſuchte.
„ Und wo iſt er denn zu fragte der Graf gereizt.
„Ich habe ihn verlegt', erwiederte die Gräfin, nich will ihn
ſuchen . . morgen ſollſt du ihn bekommen.
Der Graf lächelte, und indem er das Käſtchen mit Gewalt
an ſich riß, nahm er den Schlüſſel heraus.
„Armes Kind, ſagte er, „Du biſt es nicht, die ſich auf
Verſtellung verſteht!
Er öffnete den Sekretär.
Die Gräfin blieb wie zuſammengebrochen in ihrem Fauteuil.
Sie hatte kaum die Kraft, den Bewegungen ihres Mannes mit
den Augen zu folgen. Und doch war das, was der Graf that,
ſchnell geſchehen. Er riß mit einem einzigen Griff den Schleier
entzwei, mit dem er vor ſich ſelbſt bisher die wahre Geſtalt jeiner
Situation verhüllt hatte.
Er zog ein Tauſendfranesbillet aus einem Fache des
Sekre=
tärs; es war dieß Alles, Alles, was dem römiſchen Grafen von
mehreren Millionen blieb.
Beim Anblicke dieſes Papierchens, welches für Ambroſio ein
paar Tage Exiſtenz repräſentirte, kehrte ſich der Graf mit dem
entſetzlichen Ausdruck ſtoiſcher Entſchloſſenheit nach ſeiner Gattin
um. Er ergriff ihre Hand, die er ſchweigend leiſe drückte.
So vergingen fünf Minuten, während welcher man nichts
hörte, als das fröhliche Lärmen des volkreichen Boulevards, bis
endlich die lieblichen Stimmen der Kinder das Düſtere dieſer
Scene unterbrachen.
„Können wir hinein, Papa zu riefen Paola und Maria
zu=
gleich, und ohne eine Antwort abzuwarten, ſprangen ſie Beide
in's Zimmer.
Der Graf ſchloß heftig den Sekretär. Paola blickte voll
Schrecken auf ſeinen Vater, während ſich Maria mit einem
durch=
dringenden Schrei auf ihre ohnmächtige Mutter ſtürzte.
II. Letzte Verfügung.
Eine Stunde ſpäter ging der Graf raſchen Schrittes in den
Cercle Grammont. Hier pflegte er täglich mit der Sehnſucht
eines Exilirten in den Zeitungen die Nachrichten aus ſeinem
Vaterlande zu leſen und mit gleichgeſinnten Freunden die
Hoff=
nungen auf beſſere Tage auszutauſchen.
Jetzt aber ging er hin, um ſein Teſtament zu ſchreiben. Die
Lüſtres waren bereits angezündet, als Ambroſio die reichen
Sa=
lons betrat, deren glänzendes Lichtmeer gleichſam mit teufliſcher
Jronie die finſtere Nacht ſeines Innern verhöhnte.
Er nahm am nächſten Tiſche Platz, den er frei fand und
ſchrieb zuerſt folgenden Brief:
„Herr Miniſter!
„Seit zwei Jahren bin ich als Flüchtling hier und hätte
neinen großen Theil der großmüthigen Unterſtützungen, die
„Frankreich den Proſcribirten gewährt, auch für mich beanſpruchen
„können. Ich that es nicht, da dies meinem Charakter wider=
„ſtrebte; aber jetzt am Rande des Grabes erfülle ich eine hei=
„lige Pflicht, wenn ich für meine unglückliche Familie an die
Graf Ambroſio.”
„Gnade der großen Nation appellire.
Nach dieſem Briefe ſchrieb er einen zweiten.
Er lautete:
Adieu, meine Thereſel .. Adieu, mein Paolol..
Adieu, meine Tochter!... Ich umarme Euch zum letzten
Male. Schickt dieſen beiliegenden Brief an ſeine Adreſſe.
Vergeßt nie den Namen, den Ihr traget, und macht, daß man
Ambroſio.”
Niemanden meines Todes beſchuldigt!
Der Graf warf dieſe beiden Briefe unter einem Couverte
und an die Gräfin adreſſirt in den Briefkaſten des Cercle; dann
ſchlug er den Weg nach den Champs Elyſées ein.
11I. Eine Begegnung.
Warum ſteht dem Unglücklichen, der unter ſeinem Rocke die
Piſtole trägt, mit dem er ſich das Leben nehmen will, nicht ſein
entſetzlicher Entſchluß auf der Stirne geſchrieben?.. Warum
behält die Phyſiognomie, dieſe Maske des civiliſirten Menſchen,
bis zum letzten Momente die Fühigkeit zu lügen?.. Warum
mit einem Worte gelang es dem Grafen Ambroſio, mitten durch
die dichte Menge zu ſchreiten, die auf den Boulevards hin= und
herwogt, ohne daß irgend Jemand aus ſeinem Aeußern entziffern
konnte, daß dieſer lebenskräftige, ſchöne Mann, der in ſtolzer
Hal=
tung ſich durch das Gewühl drängte, ſich in der nächſten
Viertel=
ſtunde in irgend einem verſieckten Winkel der öffentlichen Prome=
Fortſ. folgt.)
nade zu tödten beabſichtigte ?
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.