Darmstädter Tagblatt 1870


09. August 1870

[  ][ ]

Beilage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1870
Dienſtay den 9. Auguſt,
32.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wochentlich; Erſters Samſtag, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
g Errition.-Theinfrate Ar. 23 ner.

5195) Bekanntmachung.
Die bei Errichtung einer offenen Halle, Schweine=
ſtällen
und Abtritten auf dem Viehmarkt vorkom=
menden
Zimmerarbeiten ſollen auf dem Sou=
miſſionsweg
vergeben werden. - Die hierauf
bezüglichen Offerten ſind bis zum Freitag den
12. Auguſt Vormittags 11 Uhr bei unter=
zeichneter
Stelle einzureichen, woſelbſt Voranſchlag
und Steigbedingungen vom 11. d. Mts. an zur
Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, am 8. Auguſt 1870.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.

Feilgebotenes.
5098) Kiesſtraße Nr. 34 ſind zwei ſteinerne
Thorpfeiler zu verkaufen.
ür Liazarethe empflehl.
Hafergries,
Haferkerne,
Suppengummer,
ſEinkorn,
Gerollte Gerſte,
Spelzengries,
Reis,
Mehl,
Zwetſchen,
Gebrannten Kaffee ꝛc.
Ennnanuel Fuulld,
5132)
am Markt.
5196) Als ein Mittel, den Magen in geſunder
Kraft zu erhalten und dem Körper Wiederſtands=
fähigkeit
gegen alle anſteckenden und epidemiſchen
Krantheiten zu verleihen, hat ſich der vielfach preis
gekrönte Liqueur, genannt
Wahrer Jacob
im glorreichen Feldzug von 1866 ſo vortheilhaft
bewährt, daß derſelbe allen Kriegern gegenwärtig
nicht genug empfohlen werden kann.
In Coblenz in der Deſtillerie
Vac. Dianen & C.
am Plan Nr. 13 am Bogen,
in ganzen, halben und viertel Flaſchen.
In Darmſtadt bei l. Ruber ≈ Söhne,
6.). Eichberg, Chocoladen=Fabrik; Gaſtwirth
H. üaulé, Prinz Carl; Conditor F Eichberg, Sohn
dac. Röhrig; G. Vlrich; Horitz'ſcher Bierſaal.
5197) Früh=Kartoffeln den Kumpf für
18 kr. von ausgezeichneter Qualität, ſowie auch
Frühobſt, Sommerkarthäuſer und Birnen verkauft
Carlshof.
F. P. Pitthan.

5198)

B e k a n n t m a ch u n g.

Im Anſchluß an das deutſche Gentral=Nachweiſungs=Bürcan zu Verlin haben wir für das Groß=
herzogthum
Heſſen ein Auskunfts=Büreau in Darmſtadt errichtet. Dieſes Büreau wird auf
mündliche oder ſchriftliche Anfragen über den Aufenthaltsort und den Zuſtand der innerhalb des
Großherzogthums im Sinne der Genfer Convention verpflegt werdenden Verwundeten oder Erkrankten
der deutſchen und franzöſiſchen Armeen Auskunft geben und die Verbindung zwiſchen dieſen und ihren
Angehoͤrigen vermitteln.
Das Bürcau befindet ſich in dem Hauſe der Vereinigten Geſelſchaft, Rheinſtraße Nr. 36, und
iſt täglich, die Sonntage eingerechnet, von 9-12 Uhr Vormittags und von 3-6 Uhr Nachmittags
geöffnet. Die Mitglieder deſſelben beſtehen aus den Herren:

Hofgerichtsrath Hahn, Vorſitzender;
Rittmeiſter Frhr. A. Löw von und zu
Steinfurth, Stellvertreter;
Hofgerichts=Advokat Krug II, Schriftführer;
St.=Sch.=Tilg.=K. Dir.=Sccretär Beck;
Buchhändler Bergſträßer;
Oberforſtrath Boſe;
Miniſterialſccretär Hahn;
Hofgerichtsrath von Hſſezb=

Rentner Kohl;
Staatsanwalt Maurer;
Miniſterialrath Neidhardt;
Miniſterialſecretär Frhr. v. Ricou;
Miniſterialſecretär Rothe;
Hofgerichts=Advokat Weller:
Oberforſtdir.=Secretär v. Werner;
Bankier Otto Wolfskehl;
Buchhändler Zernin;

Miniſterialſecretär Hörr;
und ſind dieſe bereit, Ahnfragen Iu Empfang zu nehmen. Schriftliche Anfragen lönnen auch in den
vor dem Bürean befindlichen Bribfkaſten eingelegt werden.
Briefe und Sendungen von auswärtigen Orten, welche für das Auskunfts=Büreau beſtimmt jind,
bitten wir an uuſere nachſtehende Adreſſe zu richten und in denſelben die Namen, Heimathsorte,
Chargen, ſowie die Truppen=Abtheilungen, zu welchen die Verwundeten gehören, möglichſt genau anzugeben.
Da die Beſchäftigung des Büreau's unter Umſtänden einen Umfang annehmen kann, welcher die
Vermehrung der Arbeitskräfte nothwendig macht, ſo fordern wir jetzt ſchon diejenigen Herren, welche
geneigt ſind, ſich dem Büreau zur Verfügung zu ſtellen, hierdurch auf, in dem obengenannten Lokal
deßfallſige Anzeige zu machen.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1870.
Der Vorſtand des Hillsvereins für die Kraulenpflege und Unterſtüzung
verwundeter Soldaten im Felde im Großherzogtbum Heſſen.
A. Weber.

409)

Mitbü rge rl

Merkt es an dem Brande von Saarbrücken, einer offenen friedlichen Stadt, an den Gräuelthaten,
welche die Turkos an Wehrloſen und Verwundeten verüben, was Euch gedroht hätte, wenn die Frau=
zoſen
bis zu uns gedrungen wären! Wer hält ſie aber davon ab? Wer ſchützt Euren Frieden,
Euer Vermögen, die Ehre Curer Frauen? Wer gibt ſein Leben, ſeine Glieder, ſeine Geſundheit
willig für Euch hin? Es iſt das tapfere deutſche Heerl Daran denkt, Mitbürger, und gebt reichlich
Alle, die Ihr geben könnt, um unſeren wackeren Kämpfern eine große Sorge, die Sorge um ihre
Angehöͤrigen, abzunehmen. - Es gehört viel Geld dazu, um die Ernährer ſo vieler Familien zu
erſetzen, wenn Ihr aber nur den zehnten Theil deſſen freiwillig gebt, was ohne dieſe Tapferen der
Feind Euch geno m m en hätte, ſo wird es genügen.
em Vernehmen nach wird vom Kriegsſchauplatz ſo viel Hospital= und Verbandzeug ver=
H) langt, daß der Hülfsverein die Station Beſſunger=Orangeriegarten noch nicht mit alle
S = dem ausſtatten lonnte, was ſie für ihre 206 Betten bedarf.
Es fehlen z. B. noch 150 Bettüicher, 100 wollene Betteppiche, 50 Kopfliſſen,
150 Handtücher, 100 Hemden, 150 Jacken (gewebene oder kattunene), 100 Schnupftücher, Halstücher,
36 Wärterſchürzen, 60 Küchenputztücher, 24 Küchenhandtücher, Zeug zu Spühlumpen, 12 blaue
Küchenſchürzen und viele Bettunterlagen, wozu alte Bettücher und Ueberzüge tauglich ſind.
Da mauche unſerer Mitbürgerinuen beſonders gern dauu ſolche Sachen ſchenten, wenn ſie
wiſſen, wo ſie ihre Verwendung finden, ſo iſt ihnen hier Gelegenheit gegeben, ſich nützlich zu machen,
und zwar bald, denn weun die Verwundeten gebracht werden, muß Alles bereit ſein.
Die Sachen würden wohl am beſten an den Hülfsverein mit der ſpeciellen Beſtimmuag für
Beſſungen abgeliefert.

5123)
Sehmiedeiſerne Bettſtellen
zu billigen Preiſen empfiehlt die

von Gebr. Trier.

31

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120

M. 32.

Vermiethungen.
2791) Louiſeuplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
am 1. Juli zu beziehen.
3696) In meinem neuen Hauſe, alter Roß=
dorferweg
Nr. 9, iſt der 2. Stock und die Man=
ſarden
=Wohnung zu vermiethen. Karl Böttinger.
3784) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigſtraße
Nr. 5, iſt ein großes Arbeits=Lokal, für ver=
ſchieden
: Geſchäfte ſich eignend, ſogleich zu ver=
W. Korn.
miethen.
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
ArAAiAAirAiridi
xii
1414
WiDi
4127) Frankfurterſtraße 32 bel Etage, K
4 beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
vom 1. Juli beziehbar.
E
Lezm.

5203)

A u f r u
an alle Stadt= u. Landgemeinden des Großherzogthums Heſſen.
Der von dem Erbfeind unſeres Vaterlandes frevelhaft begonnene Krieg hat eine nationale und
militäriſche Einigung Deutſchlands hervorgerufen, wie ſie unſere Geſchichte bis jetzt nicht aufweiſen
konnte. Kaum iſt die Kriegstrompete erſchallt, und ſchon ſteht eine aus den Soldaten aller deutſchen
Staaten zuſammengeſetzte, von Einem Geiſte beſeelte und einheitlich geführte Armee an der Grenze
und in Feindesland; ſchon ſind die erſten glorreichen Waffenthaten vollbracht, und jubelnd begrüzt
das deutſche Volk die Berichte von dem Heldenmuth, mit dem ſeine Söhne für das Recht, die Ehre
und Freiheit des Vaterlandes in Kampf und Tod gehen.
In einer ſolchen Zeit nationaler Einigung und Erhebung, in welcher Jeder ſich darüber Rechen=
ſchaft
zu geben hat, was er dem Vaterlande ſchuldet, dürfen wir, die wir nicht mehr dazu berufen
oder beſähigt ſind, die Waffen gegen den Feind zu tragen, vor Allem eine nationale Ehren=
ſchuld
nicht vergeſſen, nämlich die Pflicht, allen den,

5
pn
E
44148) prankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, den 1. Juli beziehbar.
PEARRRRRUURRARTARRRURRAAN
4 4217) Heinrichſtraße 34 ein Manſarden= *
Logis, 3 Piecen, Küche, Keller, Anfangs &4m
3 September, auch früher, zu beziehen.
P4.
24TTLAk
4s
VExLAAsttTarAAt
4494) Soderſtraße 33 iſt das Manſarde= Lo=
gis
zu vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſer=
meiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4875) Langegaſſe 17 ein Logis im Vorderhaus
Herm. Schweffel.
bei
4877) Steinſtraße 36 iſt der mittlere Stock
beſtehend aus 6 Piecen nebſt allen Bequemlich=
keiten
zu vermiethen u. am 15. Oet. zu beziehen.
4983) Dieburgerſtraße Nr. 40 iſt der mitt=
lere
Stock zu vermiethen.
5075) Schulſtraße Nr. 9 parterre ein möblirtes
Zimmer mitCabinet zu vermiethenu. gleich zu beziehen.
5076) In meinem Hauſe Steinſtraße 21
iſt eine Wohnung mit allen Bequemlichkeiten an
eine ſtille Familie bis Ende October zu vermiethen,
auf Wunſch kann auch Garten=Antheil abgegeben
werden. Zu erfragen im Hinterbau.
Jean Michael.
5077) Ernſt=Ludwigſtraße Nro. 5 iſt die bel
Etage, beſtehend aus 5 Zimmern, Küche und
Magdkammer, anderweitig zu vermiethen.
5078) Eck der Wald= und Weinbergſtraße 15
iſt der 2. Stock zu vermiethen. Martin Hörr.
5080, Eine hübſche Mauſarde=Wohuung
11 Stube, 2 Cabinette, Küche ꝛc. ꝛc.) zu vermiethen.
Beziehbar am 1. October oder früher.
Teichhausſtraße Nr. 12.
5139) Der erſte Stock meines Hauſes iſt zu
vermiethen. Friedrich Ewald, Bäcker,
Wilhelminenplatz Nr. 12.
5143) In meinem neu erbauten Hauſe, Ar=
heilgerſtraße
Nr. 27, ſind 3 Logis zu vermiethen,
jedes 2 Zimmer und Kabinet, Küche, Keller, Mit=
gebrauch
der Waſchküche und allen ſonſtigen Be=
quemlichkeiten
, bis 1. September beziehbar.
J. Schneider.
5150) Mühlſtraße Nr. 70 an der neuen Stadt=
kapelle
iſt eine kleine freundliche Wohnung von drei
Zimmern nebſt Zugehör an eine gebildete ruhige
Familie zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
5158) Mühlſtraße Nr. 23 in dem neu
erbauten Hauſe iſt der 1. u. 2. Stock, beſtehend
in 6 u. 7 Piecen, Küche, abgeſchloſſenem Vorplatz,
Magd= u. Bodenkammer, Keller, Holzſtall, Mit=
gebrauch
der Waſchküche und des Bleichplatzes,
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
Guſtav Hoß, Zimmermeiſter.
5201) Logis für Herren in der Brandgaſſe 14
Hinterbar eine Stiege hoch.
5202) Ein freundliches Zimmer mit ſchöner
Ausſicht nebſt Cabinet und Küche ſogleich zu ver=
Hirſch=Apothele.
miethen.

welche der Ruf zur Fahne ihres Ernährers beraubt und in die größte Noth verſetzt hat. Würden
wir jene Pflicht nicht ohne Berzug und in durchgreifender Weiſe erfüllen, vielmehr die Familien
Derjenigen, welche für die gemeinſame heilige Sache ſelbſt das Lebeu hingeben müſſen, darben laſſen,
ſo wären wir nicht werth, eine Nation zu ſein und als Sieger aus dem gegenwärtigen Ktampf
hervorzugehen!
In vielen Orten des Landes hat man zwar nicht geſäumt, der dringendſten Noth der Familien
ausgerückter Soldaten abzuhelfen; allein mit einer ſolchen vorübergehenden Hülfe iſt weder unſerer
Pflicht, noch dem Bedürfniß genügt. Ausreichende und nachhaltige Hülfe kann nur dadurch geſichert
werden, daß ſich in allen Gemeinden des Landes Vereine bilden, welche die Anſammlung der
erforderlichen Mittel und die Hülfleiſtung nach beſtimmten Grundſätzen organiſiren. Nicht das Ge=
fühl
des Mitleids, welches nur Almoſen ſpendet, ſondern das Bewußtſein, daß es ſich um die
Erfüllung einer der ganzen Nation obliegenden Ehreupflicht handelt, möge dabei einen Jeden
leiten, und das eigene Bedürfniß, ſoweit es nicht ein nothwendiges und dringendes iſt, in den
Hintergrund treten laſſen.
Wir, die Unterzeichneten, hatten uns zwar zunächſt nur die Aufgabe geſtellt, in hieſiger Stadt
den Unterhalt der bedrängten Familien ausmarſchirter Soldaten zu organiſiren. Von vielen Seiten
dazu aufgefordert, halten wir es aber für unſere Pflicht, dieſen Aufruf an das ganze Land zu richten
und unſeren Mitbürgern in Stadt und Land die unverzügliche Organiſation von Vereinen der
oben bezeichneten Art dringend an das Herz zu legen.
Um eine Verbindung der einzelnen Vereine untereinander zum Zweck der Mittheilung von Er=
fahrungen
und gegenſeitiger Unterſtützung anbahnen zu können, richten wir an die Vorſteher der
bereits beſtehenden und noch zu gründenden Vereine oder Comitss die Bitte, unſerem Vorſitzenden
Herrn Hofrath Th. Becker dahier, von ihrer Conſtituirung, von der Zahl der in den betreffenden
Gemeinden zu unterhaltenden Familien und Perſonen, ſowie von den Grundjätzen, nach welchen die
Unterhaltsmittel angeſammelt und vertheilt werden, gefälligſt Nachricht zu geben.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1870.
Th. Becker, Hofrath. Dernburg, Hofgerichts=Advokat. Dr. K. J. Hoffmann II.
Hofgerichts=Advokat. G. W. Hüter. G. Karp, Uhrmacher. W. Köhler I., Hofgerichts
Advokat. A. Ohly, Hofgerichts=Advokat. Pfeiſer, Gemeinderath. J. J. Schmidt=
Gemeinderath. W. Schwab, Gemeinderath. Schuchard, Fabrikant.
=2

5111)
Lie Sparkaſſe
befindet ſich nunmehr obere Waldſtraße Nr. 6 im unteren Stock.
Es wird hierbei wiederholt beinerkt, daß Montag, Dienſtag, Donnerſtag am; Freitag
von 9-12 Uhr Einlagen gemacht und Rückzahlungen empfangen werden können.
5204)
Durch ein Unwohljein des Vereinsdieners und die weiter eingetretene Nothwendigkeit, einen
anderen Diener für den Verein anzunehmen, ſind im Laufe der letzten Wochen verſchiedene unver=
meidliche
Störungen in dem Leſezirkel eingetreten, welche der Vorſtand unter dem Bemerken zu ent=
ſchuldigen
bittet, daß er für die baldige Wiederherſtellung der gewohnten Ordnung im Leſezirkel
beſorgt ſein wird.
Der Vorſtand des Literariſchen Vereins.

Literariſcher Verein.

5204a) Geiſiberg Nr. 4 iſt ein Logis zu ver=
miethen
und kann gleich bezogen werden.
5129) Von heute an nehme ich einen

per Schoppen 3 kr. in Zapf.

H. Molt
hinter m Nathhaus.

2,

4553) Ein Lehrling kann eintreten oder ein
Junge auf Wochenlohn. Pfcifker, Hoſtapezier.
4353) Einen eohrling ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.

4734) Ein vehrburiche kann cintreten bei
Conrad Olff, Schreinermeiſier, untere Eliſa=
bethenſtraße
64. Derſelbe erhült joſt u. Logis.

r
5011) Eine geſunde Parterre= Woh=
nung
von 6 - Piecen (wo möglich
mit Gartengenuß) wird in der Prome=
nade
=, Frankfurter= oder Rheinſtraß=
bilbigſt
zu miethen geſucht. Offerten
sub Nr. 5011 mit Preis=Angabe be=
fördert
die Expedition.
GxAAaAiinu
E
4906) Ein junger Mann ſucht eine Stelle auf
einem Comptoir oder Büreau. Das Nähere Bleich=
traße
Nr. 19 parterre.
5189) Ein gelb=geflecktes Huhn hat ſich ver=
laufen
; bitte um Nückgabe Neckarſtraße 16 gegen
Belohnung.

[ ][  ][ ]

M32.

Hulfeverein für im Feld verwundete und erkrautre
Soldaten im Großherzogthum Heſſen.
52½)
XI. Liſte der geſammelten Geldbeiträge.
Geh. Reg.=Rath von Röder 5 fl. Reviſor Pabſt 3 fl. 30. Dr. D. Verdier 10 fl.
General von Hauſen 20 fl. Marktpächter Bell 2 fl. 30. Oberpoſtſecretär Ritſert 5 fl.

Heilgehülfe Schaub 1fl. Fra=
Vogel 5 fl. Frl. M. Vogel
W. 2. 1fl. Kaufmann Gg.

2 fl. Frl. Emilie und Friederike Dingeldey 3 fl. 30.
Dingeldey 20 fl. Nonrad Appel jr., Saamenhändler 25 fl.
Profeſſor Dr. Piſtor 15 fl. Maurermſtr. Karl Beſt 2 fl. Kaufmann Leopold Kahn

1 fl. 45. Beamter K. Hi 3 fl. 30. Kahn Wittwe (Ludwigsplatz) 3fl. Karl Böttinger

53 fl. 30. Frl. Minna Amend 5 fl. Kanzlei=Inſpector Frd. Müller 5 fl. Kanzlei=Inſpector
Ley 5 fl. Hofſchönfärber Flöring7 fl. Kaufmann G9. Lerch 20 fl. H. Metz Viergeſchäft
10 fl. Rentner Schlottner für 2 Zeltlazarethe 1000 fl. Advocat Siegfrieden 25 fl. Frau
(

Frl. Marie Kaiſer 2 fl. Frau Pfarrer Leun 3fl. 30. Ungenannt 1 fl. 45. Hofrath
Bender 3 fl. Actuar Hennng ; fl. Miniſterialrath von Preuſchen 2 fl. 20. Stabs=
Wittwe 1 fl. Frau Hauptmann Lautenſchläger 15 fl. Hofgerichts=Advocat Schüler 5 fl.
Miniſt.=Buchhalter Ihm 1 fl. 15. Lithograph Fried. Groll 1 fl. 45. Sprachlehrer H.
Dutoit 1 fl. 15. Peter Weber 2 fl. Ph. Philippi 2 fl. G. Frank ſweiterer Beitrag; 2 fl.

anditeur ſuhn 2 fl. Aſſeſſor von Biegeleben 3 fl. Frau von Hertling; fl. Juſtizrath
Werlé 3 fl. Frau Hauptmann Königer 2 fl. Ungenaunt 3 fl. 30. Frau Reichel Wittwe
1 fl. 45. Kaufmann Bodenſtein 5 fl. Kaufmann Köhler 1fl. Hofger.=Rath Vötticher
2 fl. Hofgerichs=Advocat Hoffmann II. (weiterer Beitrag) 2 fl. Frau Weißenbruch

5 fl. Frau A. Cppert 1fl. J. B. R. 1 fl. Stephan Lambert, Kaufmann 10 fl. Helene
Heldmann 30 kr. Heinrich Scheerer, Hofwagner 2 fl. Frau Leonore Formhals 1 fl.
Frau Miniſter Zimmermann 10 fl. Kaiſ. Ruſſ. Legationsſecretär von Sidorowitſch 10 fl.
Gemeinde Augersbach 46 fl. Zweigverein Rüſſelsheim 110 fl. Gemeinde Rumpenheim
600 fl. Gemeinde Groß=Vieberau 184 fl. Pfarrer Huck zu Wolfskehlen 3 fl. Frau Fabrikant
Mülberger 3 fl. 30. Friedr. Aug. Kümmel 2 fl. Zuſammen 2537 fl. 5 kr. Hierzu
Liſte 1-12 1470s fl. 20 kr. Geſammtbetrag 13,245 fl. 34 kr.

XIV. Liſte der geſammelten Geld=Beiträge.
Fräul. Weiäſel 4 fl. Ludw. 2rier 20 fl. Rechnungsrath Balzer fl. M. St.
u. E. St. 5 fl. 15. J. Friedrich 30 kr. D. II. 1 fl. Jacob Trier 5fl. G. Becken=
haub
1 fl. Joſeph Müller 2 fl. Louis Kraus 5 fl. Frau Riedlinger 5 fl. A. H.
Sander 10 fl. Bernh. J. Trier 10 fl. Gebr. Trier 100 fl. David Beſſunger 4 fl.
Forſtmeiſter Weiſe 5 fl. A. Beſſunger 10 fl. Miniſter.=Secretär Rautenbuſch 10 fl
Oeconomierath Krämer 5 fl. Frau Secretär Lindheim 2 fl. Jſaac Beſſunger 1 fl.
Paul u. Hermann Diehm 5 fl. Collecte am Bettag in der Stadtcapelle 12 fl. Haupt=
mann
Glock 3 fl. 30. Frl. Dern 1 fl. 45. Gemeinde Offenthal durch Pfarrer Bon=
hard
5 fl. 36. H. L. Schlapp 2 fl. Bierbrauer Gg. Friedrich 14 fl. Förſter Engel
auf Kranichſtein 5 fl. L. G. 1 fl. Schneidmüller 1 fl. 45. Hofbuchdrucker Friedrich
Herbert 2 fl. Pfandhausverwalter Fey 1 fl. Martin Roll 4 fl. Dienſtmädchen El.
Stumpf von Groß=Zimmern 30 kr. Rechnungsrath Seibert 3 fl. Frau Geh. Baurath
Lichthammer 26 fl. Ober=Poſtcommiſſar Welcker (I. Beitrag) 5 fl. Hofſchloſſermeiſter

121

Schnabel 2 fl. 45. Charlotte u. Caroline Stockhauſen 5 fl. Gemeinde Hoheim Get=
tags
=Collecte) 2 fl. 12. Gemeinde Allendorf a. L. 20 fl. 15. Spengler Rühl 1 fl.
L. Simon u. Kinder 2 fl. 48. Carl Gaul= 5 fl. Calculator Hofmann 3 fl. Hoig.=
Adv. Kekulé 3 fl. Willy Sommer 1 fl. Gemeinde Wembach mit Hahn 50 fl. Ge=
meinde
Rohrbach 15 fl. 59. Gemeinde Nieder=Modau 44 fl. 43. Gemeinde Klein
Bieberau 8 fl, Gemeinde Frankenhauſen 41 fl. 31. Gemeinde Neutſch 16 fl 13.
Gemeinde Ober=Modau 57 fl. 30. Gemeinde Ernſthofen 4 fl. 5. Lehrer Becker von
Klein=Gumpen 4 fl. Louis Zöppritz 100 fl. Durch Hrn. Wm. Pfeil Ertrag einer
durch Pina Walb, Cath. Pfeil, Anna Brandſtätter, Wilh. Klein, Mathilde u. Johanna
Trier veranſtalteten Verlooſung 50 fl. - Zuſammen 733fl. 52kr. Hierzu l.-13. Liſte
17245 fl. 34 kr. Geſammtbetrag 17,975 fl. 26 kr.
AV. Liſte der geſammelten Geld=Beiträge.
L. H. 1 fl. 45. Gebr. Homberger 20 fl. Marie Duff 10 fl. Frau Stieler 1fl.
Exped. der Darmſtädter 3tg. (. Ablieſerung) 300 fl. 33. Georg Frhr. v. Wedekind
2 fl. Schneidermſtr. Decker 1 fl. Frl. Decker 1 fl. Dr. Nebel 3 fl. 39. F. Maurer
1 fl. 45. Eiſenhändler B. Mayer 2 fl. Archivrath Dr. Follenius 10 fl. Frau Oberlt.
Zimmermann 5 fl. 15. Graf und Gräfin v. Oſten=Sacken 150 fl. Frau Scholz 3 fl.
Kaufm. A. Ackermann 5 fl. Frau Fuhrmann Borger 1 fl. 36. Frau v. Brandis
5 fl. 15. Zweigverein zu Lauterbach 500 fl. Frau v. Görtz 4 fl. Bezirksſtrafrichter
Kölliſch 5 fl. 15. B. Schädel 7 fl. Reallehrer Lorey 4 fl. Frau Luplau 25 fl. Haupt=
mann
Riedel 10 fl. Major Gerlach 15 fl. H.=St.=K.=Dir. Hanſſe 25 fl. Frau Land=
rath
Keller 7 fl. 30. Sammlung in der Kreisſtadt Neuſtadt 170 fl. Hülfscomite in
Schaafheim 231 fl. Dr. Bracht 10 fl. K. B. Witt. 18 kr. Fr. v. L. 5 fl. Frhr.
v. Stein 5 fl. General=Conſul v. Goriſſen in Hamburg 750 fl. Hofg.=Adv. Weiden=
buſch
3 fl. 30. Gemeinde Höchſt i. O. Bettags=Collecte 30 fl. Verwalter Lippert 2fl. 30.
Prinz Karl Geſellſchaft 1 fl. 30. Rentner Becht 5 fl. Buchhalter Aug. Glaſer 1 fl.
Geſchäftsführer Wilh. Görs 1 fl. O. P. C. H. 5 fl Von deſſen Kindern Marie,
Wilhelm und Minna 1 fl. 30. Käthchen Kolb 30 kr. Secretär Beck 5 fl. Frau
M. B. 5 fl. - Zuſammen 2360 fl. 12 kr. Hierzu 1-14. Liſte 17979 fl. 2b kr.
Geſammtbetrag 20,339 fl. 38 kr.

5206) Zur Hülfsleiſtung an nothleidende Soldaten=Familien ſind vom
3. Auguſt an weiter eingegangen, von:
Den Mitgliedern des Handelsvereins für Darmſtadt und Beſſungen gezeichnet und
durch den Vorſitzenden Hrn. Karl Gauli baar empfangen 1254 fl. 52. Durch Herrn
Dernburg als weitere Gabe d. Handelsverein f. Darmſtadt u. Beſſungen eine Obli=
gation
der Stadt Darmſtadt mit Coupon vom 1. Nov. 1870 ab 500 fl. Dr. Klunk
10 fl. P. Keller 1 fl. 50. Hauptmann Selzam 10 fl. Durch Huber u. Söhne von
N. N. 10 fl. Theodor Beck 5 fl. 45. Kth. 1 fl. 10. Reviſor Schwab 1 fl. Pfarrer
Ewald 5 fl. Gymn. =Lehrer Schopp 5 fl. Präſident Schenck 10 fl. Frau Olga Schenck
5 fl. Frau E. Müller=Meſſel 25 fl. Dr. Nebel 3 fl. 30. F. Maurer 1fl. 45. Hofg.
Adv. Koch 25 fl. Frau Hofger.=Rath M. Hoffmann (monatlicher Beitrag) 3 fl. 30.
Geh. Rath Bauer 3 fl. Mitprediger Schönfeld 5 fl Kaufm. W. Schulz 20 fl. Un=
genannt
3 fl.
O. C. Rath Dr. Melior 7 fl. Karl Klunck 5 fl. Uhrmacher Sperber
3 fl. 30. Friedr. Warnecke 2 fl. F. W. 30 kr. G. W. 30 kr. F. N. 1 fl. 45.
G. H. Schlottner 100 fl. Oberforſtrath v. Brandis 3 fl. 30. Polizeirath Petſch 5 fl.
v. G 10 fl. C. Becker, Amſterdam 300 fl. C. Becker, Amſterdan, als unverzinsliches
Darlehn zur Vermittlung von Arbeil 200 fl. Miniſterialrath Neidhardt 8 fl. 45.
Dr. Verdier 5 fl. Hofg. Adv. Köhler II. 5 fl. Oberſt Wolff 2 fl. Rittmeiſter v. Klip=
ſtein
2 fl Adam Böll 2 fl. Hofgerichts=Adv. Weller 2 fl. Major v. Herff 5 fl.
Frau Gaſtwirth Kleber 5 fl. Aus Beſſungen: Kolbe 5 fl. Fräul. Böger 5 fl.
Karl Rode 2 fl. Rentner Kohl 5 fl. Miſter Collyn 10 fl. Pfarrer Noack ( monat=
licher
Beitrag) 2 fl. Zuſammen 2613 fl. 32 kr. Hierzu die Summe der veröffent=
lichten
Beiträge vom J. Auguſt 841 fl. 9 kr. Geſammt=Summe 3454 fl. 41 kr.
Darmſtaot, den 8. Auguſt 1870.
Das Comite.

enfernt binnen 2 bis 4 Stunden vollſtändig,
ſchmerz= und gefahrlos: ebenſo ſicher beſeitigt auch
Bleichſucht und Flechten und zwar brieflich
Boigt, Arzt zu Croppenſtedt (Preußen).

2
Ein zuverlüſiger Mann, dem Empfehlungen
2.
S zur Seite ſtehen, wünſcht bei einer Herr=
ſchaft
oder auf einem Geſchäfts=Comptoir eine
Dienerſtelle zu übernehmen. Näheres Ludwigs=
ſtraße
11 im Kleider=Magazin des Hrn. Zöller.
5105) Einquartierung wird angenommen
große Bachgaſſe 10 bei Phil. Höhner.


1H in junger Kauſmann, gewandter Verkaufer,
8 C. mit ſchöner Handſchrift u. guten Zeug=
niſſen
, ſucht bei beſcheidenen Anſprüchen alsbald
eine Stelle. Zu erfragen auf der Exp. d. Bl.

5209) Eine ganz perſekte Köchin ſucht eine
Stelle. Schulzengaſſe Nr. 1.

Eine Geſchichte ohne Titel.

Nach dem Engliſchen.

Vertrand Wallivett, der älteſte Sohn eines höheren Beamten in den
brittichen Colonien, hatte ſeine Studien in Cambridge vollendet und ſeinen
Aufenthalt in Frankfurt genommen. Er hatte ſich zum Geiſtlichen beſtimmt
und wolte die dentiche Sprache an der Quelle ſelbſt lernen. Sein Cha=
racter
war eruſt, ja melaucholiſch und ſauft; er licbte die ſchönen Künſte
und pfiegte ſie zum Theil mit Erfolg. In jener lärmenden Stadt bemerkte
man nur wenig von ihm; bloß in den Kunſtſammlungen und in den Kir=
chen
erblickte man ihn zuweilen.
Ein junges Mädchen von guter Familie lebte mit ſeiner alten Mutter
eben dort vor dem Thore. Minna war jiebzehn Jahr alt, ſchön, graziös
und züchtig im Benehmen. Sie hatte eine herrliche Stimme und benndte
dieje köſtliche Gabe der Natur; ſie bildete ſie aus und - trat zuletzt auf
die Bahne. Sich der Beurtheilung deutſcher Dilettanten ansſetzen, hies
eine farie Probe beſiehen; Minna beſtand ſie und ernete den größten, den
enſchedenſten Beisalt. Gewiß ſind viele unter meinen Loſern, welche von
Minn; reden gehört, wieſe. welche ſelbſt die Löne diejer herrlichen, melodi=
ſcher
. S.
e önwundert haben. Der junge Engländer konute den Noyer=
dinſes
lieblicher Wim; wict widerſiehen; jein Herz gehörte ihm, als er es

zum erſtenmal geſehen hatte, und der Zauber des Talents vollendete, was
er Zauber des Blicks begonnen hatte. Er kannte die möglichen Folgen
dieſer Liebe. Seine Eltern waren ſtreng, und er wußte, daß ſie ihm nie=
mais
eine voreilige Verbindung, nie eine Vermählung mit einer Schau=
ſpielerin
vergeben könnten. Er zog alſo Erkundigungen ein und alle be=
lehrten
ihn von der unbeſcholtenen Sittlichkeit des jungen Mädchens, von
der Achtung, in der die Familie ſtehe von dem ſtillen und zurückgezogenen
beben, das ſie führe. Seine viebe wurde heitiger; und wenn er ſich zu=
weilen
über ſich ſelbſt Rechenſchaft gab, erkannte er mit Schrecken, daß er
ſterblich in eine Schauſpielerin, in eine fremde Schauſpielerin vorliebt war!
In den Augen ſeiner Landsleute, das wußte Vertrand Wallbett, war
dieß ein Fehltritt, der ſich nicht entſchuldigen ließ, und für ihn war dies
Vorurtheil noch um ſo bedeutender, als ſeine Familie den Grundſätzen des
ſtrengen Puritanismus huldigte Lange Zeit bot er alle ſeine Praft auf,
durch nichts das Geheimniß ſeiner Leidenſchaft zu verrathen, die er als
verderblich für ihn erkennen mußte; er fürchtete ſeine Liebe, die auf Achtung
ſoſt gegründer war die aber ſeine ganze Zukunſt zu vernichten und die=
jenigen
ihm zu entfremden drohte, welche Theil an ſeinem Schickſal nahmen,
und von denen es theilweiſe abhing. Er bebte vor dem Abgrunde, der
uns ſo hänfig gegen unjeren Willen verſchlingt, und vertraute ſich einem
Landsmann, der, etwas älter als er ſelbſt, ihm genau bekannt, und von

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deſſen Verſchwiegenheit er ükerzeugt ſein konnte. Dieſer, ein Mann von
ernſtem ſeſten Charalter, ſah die Cefahren, die ſeinem Freunde drohten,
und bot Alles auf, irgend etwas aufzufinden, was den jungen Mann von
ſeiner Neigung abbringeu könne. Er ſorſchte bei allen denen, die Minna's
Familie kannten, nach, er frug die Diener, er beobachtete das Benehmen
des jungen Mädcheus ſelbſt, allein er konnte nichts entdecken, was nicht die
Gefühle ſeines jungen Freundes, die dieſer vergeblich niederzukämpfen ſuchte,
rechtfertigte. Endlich, müde von dem vergeblichen Kampf mit ſich ſelbſt,
voll Achtung und Bewunderung für ein reizendes Weſen, das fleckenlos in
jeder Beziehung daſtand, ließ ſich Bertrand in einem Kreiſe einführen, den
Minna öfters mit ihrer Gegenwart erfreute. Die beiden Leute fanden ſich,
und der Vertraulichkeit, die bald zwiſchen ihnen entſprang, folgte bald auch
eine lebhajte Sympathie. Ein Jahr verfloß, das ſchönſte der Jahre ein
Jahr der Hoffnung und reizender Entwürfe.
Endlich mußte Bertrand die Geliebte verlaſſen, um ſich dem Examen
in Cambridge zu unterwerfen. Er gab ihr das Verſprechen, bald wieder
zurückzukehren. Aber was wird man in England ſagen? Mit welchen
Blicken wird man auf eine ſo thörichte Liebe, auf eine ſo ungewöhnliche
Verbindung herabſehen, im höchſten Grade widerſprechend allen den Ge=
ſetzen
, allen den Begriffen des ſtrengen und ernſten Englands und insbe=
ſondere
dem altüblichen Herkommen, deſſen beeidigter Wächter die engliſche
Geiſtlichkeit ſein ſoll? Der Freund dachte, eine Abweſenheit von wenigen
Wochen würde hinreichend ſein, dieſe ſonderbare und unglückliche Grille ver=
ſchwinden
zu machen, und das Fantom ſeiner deutſchen Liebe zu zerſtören;
er hofte, Frankfurt werde ihn nicht mehr in ſeinen Mauern und das
Mädchen ſeiner Liebe ihn nicht mehr zu ſeinen Füßen ſehen.
Er hatte ſich getäuſcht.
Eines Tages erſchien er, treu ſeinem gegebenen Verſprechen, wieder in
Frankfurt. Der Biſchof von London hatte ihn zum Geiſtlichen eingeſegnet,
und er ſollte in 3 Monaten nach Judien abgehen, um dort ein geiſtliches
Amt anzutreten. Die Zeit, die er alſo bei ſeiner Geliebten zubringen ſollte,
war ſehr kurz. Der Durchmeſſer der Erde ſollte beide dann trennen und
ſie ſahen mit Verzweiflung den Augenblick näher rücken, der ſie allein in
einer feindlichen oder wenigſtens doch gleichgültigen Welt zurücklaſſen ſollte.
Das Gefühl der Pflicht und die Macht der Ehre mußten in dem Herzen
des jungen Mannes einen ſchmerzlichen Kampf gegen ſeine Liebe beſtehen.
Sein Geſchick lag in ſeiner Hand, er kannte aber die Thorheiten, welche
Liebe ſo gern entſchuldigt, und die Zukunft ſo hart beſtraft, und ging ſieg=
reich
aus dieſem Kampfe, ohne ſeine Liebe zu verrathen und ohne ſeine
Pflicht zu verletzen. Sein Plan war, ſeiner Familie Alles mitzutheilen,
ſie mit ſeinem Wunſche auszuſöhnon, dann ſchnell nach dem Orte ſeiner
Beſtimmung zu eilen, dort die erſten Bedingungen ſeiner neuen Stellung
zu erfüllen und darnach zurückzukehren und ſich mit Minna zu verbinden.
Die arme Minna litt unausſprechlich. Ihr Geliebter wollte nach
Indien reiſen; das hieß: in die andere Welt gehen. Die Feſtigkeit des
Entſchluſſes aber, die ſie bei Bertrand bemerkte, ſchreckte ſie ab, ihn mit
Bitten und Thränen, noch weniger mit Vernunftgründen zu beſtürmen.
Sie brachte das große Opfer mit einem Muthe, der dem des jungen Man=
nes
, den ſie liebte, in nichts nachſtand. Allein ſie ſollte noch einen herben
Schmerz erfahren, ſie ſah ſich geuöthigt, ſich den Wünſchen desjenigen,
dem ſie gern alles opfern mochte, zu widerſetzen.
Er hatte gewünſcht, ſie ſolle das Theater verlaſſen, damit im voraus
ſchon die gewichtigſten Gründe zu einem etwaigen Mißfallen ſeiner Eltern
an dieſer Verbindung wegfallen möchten. Wie aber ſollte ſie ſich dann
ihren Lebensunterhalt verſchaffen, womit ihre Mutter und ihre jüngeren
Brüder unterſtützen ? Er ſuchte ſie zu bereden, einen Wechſel anzunehmen,
deſſen Betrag der Summe ihrer Beſoldung bis zu ſeiner Wiederkehr von
Indien gleich käme. Das Zartgefühl des jungen Mädchens wurde durch
dieß Anerbieten beleidigt; ſie verweigerte ſeine Annahme, indem ſie bemerkte:
Als ſie die Bühne betreten, habe ſie es für möglich gehalten, dieſe Lauf=
bahn
mit Ehren zu durchmeſſen, und ſie könne ſich nicht eutſchließen, die=
ſelbe
in der Ausſicht auf eine mögliche Veränderung ihrer Lage zu ver=
laſſen
. Warum ſollte ſie einer Beſchäftigung entſagen, die ihr bis jetzt nur
Anſehen und Wohlſtand verſchafft hatte? Die Gefahren des Bühnenlebens
aber hatten keine Bedeutung für ein Herz, das alſo gefeſſelt war.- Ber=
trand
fühlte das Gewicht dieſer Gründe und mußte den Muth und das
Zartgefühl Minna's im höchſten Grade bewundern, obgleich ihm auf der
andern Seite auch die unüberwindliche Antipathie bekannt war, mit der ſich
im Allgemeinen die frommen Seelen in England gegen das Theater und
alles, was damit zuſammenhäugt, wappnen.
Die Liebenden nahmen mit kummervollem Herzen von einander Ab=
ſchied
; ihr Troſt war das Bewußtſein, ſo zu handeln, wie es die Pflicht
gebot. Die Tröſtungen der Freunde, ſobald der junge Mann Frankfurt
verlaſſen hatte, ihre Schwätzereien und Vorausſagungen ſchnitten der armen
Minna tief in das Herz. Der kommt nicht wieder=, ſagte man ihr, Du
wirſt Dich tröſten müſſen; er lacht Deine Leichtgläubigkeit aus .. der
lange Aufſchub iſt nur ein Vorwand. Du wirſt ſehen, es wird keins

von allen den Schiffen die von Indien lommen, Dir Nachricht von dem
Treuloſen bringen
Es gibt ſolche theilnehmende Seelen, deren angelegentlichſte Sorge es
iſt, uns alles das zu hinterbringen, was unſer Herz am meiſten verwunden,
unſer Gemüth beunruhigen kann. Minna hatte auch dieſe Qualen anszu=
ſtehen
, die man immer mit der lebendigen Theilnahme, welche man au uns
nehme, entſchuldigt. Nachbarn und Freunde, Verwandte und Bekannte
kamen der Reihe nach zu ihr und ließen ſie den bittern Kelch leeren. Schon
ctwas erſchüttert dadurch in ihrem Vertrauen, durchwachte ſie manche
Nacht in Kummer, manche Thräne rollte über ihre Wangen bis zu dem
Augenblick, da ein Brief mit dem Zeichen von Madeira ein wenig die ſpieß=
bürgerliche
Bosheit ihrer Mitbürger und das grauſame Geſchwätz der Da=
men
beſäuftigte. Der zweite Brief ließ aber wieder lange auf ſich warten
und da die Bewohner und Bewohnerinnen der guten Stadt keine rechte
Vorſtellung hatten von den Zufälligkeiten und Gefahren einer indiſchen
Reiſe, ſo erwachte wieder von neuem, wenn auch anfangs nur leiſe, das
Gerücht von Bertrands Treuloſigkeit und am Ende wurde Minna ohne
Rettung verloren gegeben. Minna blieb trotz aller inneren Qualen, die ſie
zu beſtehen hatte, gefaßt, ſie erwartete die Briefe ihres Geliebten mit Un=
geduld
, ohne irgend Jemanden den Schmerz zu verrathen, der ſie folterte.
Endlich kamen die lange erwarteten Briefe und die Geſchwätze nahmen
wieder eine andere Richtung.
Auf dieſe Weiſe verfloſſen anderthalb Jahre. Minna's Mutter fing
am Ende an, die Rückehr des jungen Mannes zu bezweiſeln, und zu be=
reuen
, daß fie ihre Einwilligung zu dieſer ſo romanhaften Verbindung
gegeben hatte. Sie redete demgemäß der Tochter zu, der Stimme der
Vernunft Gehör zu geben, Bertrand zu vergeſſen, nach Wien oder Berlin
zu gehen, um ein zehnjähriges Engagement bei demjenigen Theater einzu=
gehen
, welches am reichſten ihre Talente zu belohnen wiſſe, und mit Glanz
auf der Laufbahn weiter zu ſchreiten, die ſie ſo ehrenvoll betreten hatte.
In den 22 Monaten der Ungewißheit über ihre künftige Lage hatte Minna
unausſprechlich zu leiden. Zuletzt wurde ihr der Aufenthalt in ihrer Ge=
burtsſtadt
auch noch auf andere hier nicht weiter zu erläuternde Weiſe ver=
bittert
. In Folge deſſen gab ſie den mütterlichen Vitten nach, verließ die
Stadt, worin ſich Alles feindlich gegen ſie geſtaltete, und trat eine Kunſt=
reiſe
nach Stuttgart, München und Wien an. Beifall krönte aller Orten
ihre Leiſtungen, allein er tröſtete ſie nicht, ja er that ihrem Gefühl ſogar
weh; jeder Schritt, der ſie der höchſten Stufe von Berühmtheit näher
ührte, ſchien ſie von dem Ziele, nach dem ſie eigentlich ſtrebte, weiter zu
entfernen; ſie kam immer weiter von dem Pfade ab, den der Geliebte ihr
bezeichnet hatte; ſie blieb nach wie vor Schauſpielerin, und - hieß das
ſich vorbereiten, die Gemahlin eines engliſchen Geiſtlichen zu werden:
Ein Brief, den ſie endlich erhielt und der ihr die definitive Einwilli=
gung
der Eltern des jungen Mannes meldete, vermehrte nur noch ihren
Schmerz, indem er ihr das Drückende ihrer Lage als Schauſpielerin fühl=
barer
machte. Unglücklich bei all den Beifallsbezengungen, die ihr zu Theil
wurden, war der ſtete Refrain in allen ihren Briefen an den Mann ihres
Herzens: Eile, komme und entreiße mich dieſem Leben, welches ich verab=
ſcheue
; Indeſſen quälte ſie ihre Mutter unaufhörlich, den Vitten des
Theaterdirectors in Wien nachzugeben und ein zweijähriges Engagement,
mit einem ſehr bedeutenden Gehalt, übrigens aber unter ſehr drückenden
Bedingungen, anzunehmen. Sie widerſtand lange, endlich aber gab ſie nach,
nicht beſtimmt durch Gründe der Ueberlegung, ſondern durch die unaufhör=
lichen
Vitten ihrer Mutter. Frankfurt verlor die junge Sängerin, Wien
nahm ſie auf und der Director, der bald ſeine Einnahme ſich mehren ſah,
ſchwor, ſich ſtreng an die Bedingungen ſeines Vertrags zu halten und dem
ſingenden Vöglein, deſſen Töne ſeine Caſſe füllten, unter keiner Bedingung
die Pforten ſeines goldnen Käfigs öffnen zu wollen.
Unterdeſſen hatte ſich der junge Mann von Calkutta aufgemacht und
war ohne den geſetzlichen Urlaub, ohne welchen kein Civil= oder Geiſtlicher=
Angeſtellter Indien verlaſſen darf, abzuwarten, in London angekommen.
Man machte ihm deshalb bei ſeiner Ankunft die heftigſten Vorwürfe und
erklärte ihm, er müſſe ſein Amt unbedingt verlieren, wenn er nicht mit
demſelben Schiff, das ihn herübergeführt, wieder zurückkehren werde. Er
chrieb alſo nach Frankfurt und eilte ſo ſchnell als möglich ſeinem Briefe
nach, um ſich von einem dort gerade befindlichen engliſchen Geiſtlichen
rauen zu laſſen.
Die Briefe der beiden Liebenden aber hatten ſich gekreuzt; ihm war
Minna's neues Engagement unbekannt; und ſie hatte ſeine zu erwartende
Ankunft zu ſpät erfahren, als daß ſie die ihr gemachten Propoſitionen noch
hätte abweiſen können. Am 25. Mai kommt er in Frankfurt an, eilt nach
der Wohnung der Geliebten, und erfährt zu ſeinem unnennbaren Schmerz,
daß ſie in Wien ſich befinde, wo ein ſtrenger Impreſario über ihr Talent
zu gebieten habe und ſie feſt halte. Die Zeit drängte; Vorwürfe waren
unnütz, er mußte, in Geduld Minna's Antwort abwarten. Die Antwort
kam bald.
(Schluß folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.