Darmstädter Tagblatt 1870


19. Juli 1870

[  ][ ]

4

um

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

P5. 29.

Dienſtag den 19 Juli

1370

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöͤchentlich; Erſteres Samſtag, die Belge
Dienſtags und Lezteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts lann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.

4865) In Folge eingetretener Mobilmachung werden die nachgenannten Mannſchaften aus dem
Kreiſe Darmſtadt, deren derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt iſt, hiermit aufgefordert, ſich ſofort
bei dem unterzeichneten Bezirks=Commando anzumelden:
1) Gefreiter Wilhelm Schmehl aus Darmſtadt
2) Gefreiter Johann Heinrich Ludwig Schäfer aus Darmſtadt,
3) Erſatz=Reſerviſt I. Claſſe Johann Karl Eduard von Weſten aus Darmſtadt.
Darmſtadt, den 16. Juli 1870.
Geoßherjogliches Bezirks=Commindo d s 1. Landweh=Reziments Darmſtadt I.
Pabſt, Oberſt und Bezirks=Commandeur.

59)
Derſteigerungs=2anziige.
Mittwoch den 20. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werten im Hinterhauſe des Gaſthauſes zur Stadt Frankfurt:, Alexanderſtraße, nachver=
zeichnete
, gut erheltene Gegenſtände, als: 2 Bettſtellen mit Sprungſedermatratzen, Bettwerk,
2 Canapee's, 1 Ruhebett, Commode, Spiegel, 1 Schreibtiſch, Tiſche, Stühle, 1 frei=
ſtehendes
Douchebad, 1 zink. Sitzwanne, 1 Papagei nebſt Käfig unb ſonſtiger Hausrath
gegen baare Zahlung verſteigt.
M. Neuſtadt, Hoftaxator.
4778)
4866)
Wi d e r r u fi.
Die auf Donnerſtag den 21. d. Mte. anberaumte Verſieigerung auf dem Wall
vor dem Jägerthor wird bis auf Weiteres ausgeſetzt.
Mr. Nenſtadt, Halnato-

4867) Pferde=Verſteigerung
Freitag den 22. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſollen im Großherzoglichen Hofſtalle
dahier (Mathildenplatz 17) vier Höfſtall=
Wagenpferde (Stuteny öffentlich verſteigert
werden.
Darmſtadt, ſden 14. Juli 1870.
Großherzogliches Oberſt=Stallmeiſter Amt.
Freiherr van der Capellen. Frilgebotenes.

ſelbſt
8
8 Um Ratten u. Müäuſe, wenn
ſolche maſſenhaft vorhanden, ſofort ſpurlos zu ver=
tilgen
, offerirt in Schachteln 28 kr. Dies Prä=
parat
iſt giftfrei, und kann man des Erfolges
gewiß ſein, und bittet daſſelbe nicht mit den vielen
Marktſchreiereien zu vergleichen.
Haupt=Depot in Darmſtadt bei
Aerorg Status, Eliſabethenſtraße 41. 4868) Obſt=Verſter erurg. Im Großherzoglichen Hofgarten zu Beſſungen
ſoll Mittwoch den 20. d. Mts. Vormittags
11 Uhr die Ernte von 2 Bäumen Frühbirnen
am Baum verſteigt werden.
Beſſungen, den 17. Juli 1870
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen II.
Noack II. Londoner Waſch Cryfluͤd
4543) das Paquet zu 4 kr.
Emanuel Tuld, am Martt. 4800) Ein Haus mit Laden und Laden=
Einrichtung zu verkaufen. Große Bachgaſſe Nr. 9

14)

2*
ERRAEAAIO5IO

für Zimmer bis zu 16 Stück, ebenſo große Parthien Tapeten von älteren Deſſins
in jeder Stückzahl werden, um damit zu räumen, zum Furikationzbreiſe ubgegeben.
J0
C. Hachstätter & Shumd.

14)

Ballumnſter

or deor. in Teanrur. n e eel.
Arheilgerſtraße 59.

4869) Hiermit beehre ich mich ergebenſt anzuzeigeu, daß ich eine Stempelpreiſe für
Briefpapier angeſchafft habe und von heute an jeder Anforderung prompt Genüge leiſten kann.
Ernſt=Ludwigſtraße 25.
Hermann Eötz.

4797) Ein 2flöckiges neues Wohnhaus mit
Manſarde, Fabrikgebäulichkeiten, großer Dampf=
maſchine
, für Maſchinenbauer, Bierbrauer ꝛc.
unter billigen Bedingungen zu verkaufen.
Näheres Ludwigsplatz Nr. 9 im Laden.
4870) Dwei reich blühende Oleander zu
a) verkaufen.
PBurogé
Heu,
Hafer, Stroh,
ſowie ſehrſahbne Strohſeile
empfiehlt zu den billigſten Preiſen
4871) H. Schaffuer, gr. Ochſengaſſe 21.

4872
Abfallholz.
Trockene tannene Holzklötzchen per Ctr. 44 kr.,
bei Abnahme von 5 Ctr. zu 40 kr. frei au's
Haus geliefert.
Im Haus werden ½ und ½ Centuer abgegeben.
A. Schuchmann, Grafenſtraße Nr. 1.
4873) Reiſe Stachelbeeren per Schoppen
2 kr. und Johannisbeeren bei
J. Kiſſel, untere Schützenſtraße.

Vermiethungen.
2791) Louiſenplatz 4 ſind in der bel
Etage 5 Zimmer mit Küche zu vermiethen und
am 1. Juli zu beziehen.
3784) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigſtraß=
Nr. 5, iſt ein großes Arbeits=Lokal, für ver=
chiedene
Geſchäfte ſich eignend, ſogleich zu ver=
miethen
.
W. Korn.
3886) Ein elegant möblirtes Zimmer zu ver=
miethen
. Schloßgartenſtraße I, 2 Stiegen hoch
3969) Caſinoſtraße Nr. 13 iſt der dritte Stock.
zu vermiethen, bis Anfangs September zu beziehen.
4148) Frankfurterſtraße 32 ein Logis bel Etage,
4 Zimmer mit Zugehör, den 1. Juli beziehbar.
Ebendaſelbſt Manſarde=Logis pr. 1. Oct. beziehbar
4159) Hügelſtraße Nr. 51. 2 möblirte Zim=
mer
mit 1 oder 2 Betten, ſogleich zu beziehen.
PRPiRNAcULAEUTATAArAIN
4217) Heinrichſtraße 34 ein Manſarden= P
Logis, 3 Piecen, Küche, Keller, Anfangs
&4 September, auch früher, zu beziehen.
NAUUAcinAnruurAstArurAnn
4243) In meinem neuerbauten Hauſe, Mühl=
ſtraße
Nr. 25, iſt der 1. und 2. Stock, jeder
beſtehend aus 6 Zimmern, Küche, abgeſchloſſenem
Vorplatz, 2 Bodenkammern, Keller, Holzſtall,
Waſchküche, Mitgebrauch des Bleichplatzes, ſowie
eine Manſarde, beſtehend in 2 Zimmern, Cabi=
net
, Küche, Keller, Bodenraum und allen Bequem=
lichkeiten
zu vermiethen und bis Mitte Juli be=
ziehbar
.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
28

[ ][  ][ ]

108

S

p
EcAtn

4127) Frankfurterſtraße 32 bel Etage,
beſtehend aus 9 Piecen, nebſt allem Zugehör,
vom 1. Juli beziehbar.

Zu vermiethen:
4376)
Ein möblirtes Zimmer Bleichſtraße Nr. 9.

4377) Alter Roßdorferweg Nr. 5 iſt der un=
tere
Stock nebſt allen Bequemlichkeiten bis Mitte
Auguſt beziehbar. Zu erfragen in der Manſarde
C. Günther.

4494) Soderſtraße 33 iſt das Manſarde= Lo=
gis
zu vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſer=
meiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
4589) Ein möblirtes Zimmer Bleichſtraße
Nr. 17 Parterre.
4752) Ein kleines Logis nebſt Garten am
1 Auguſt beziehbar. Heerdweg 22.
4753) Schulſtraße Nr. 15 dritter Stock iſt
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4823) Eine freundliche Parterre=Wohnung von
6 Piecen nebſt Küche, Keller ꝛc. iſt in der oberen
Hügelſtraße Nr. 29 zu vermiethen.
Näheres Heinrichſtraße Nr. 27 im 2. Stock.
4874) Ein ſchöues neues Logis von 4 Zim=
chern
, Küche, Keller, 1 Manſardenſtube, Boden=
raum
, Mitgebrauch des Bleichplatzes und der
Waſchküche, iſt ſogleich zu beziehen. Wo? ſagt
die Expedition d. Bl.
4875) Langegaſſe 17 ein Logis im Vorderhaus
Herm. Schweffel.
bei
4876) Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 29 iſt in der
bel Etage ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4877) Steinſtraße 36 iſt der mittlere Stock,
beſtehend aus 6 Piecen nebſt allen Bequemlich=
keiten
zu vermiethen u. am 15. Oct. zu beziehen.
4878) Ein freundliches Zimmer und Cabinet
zu vermiethen, ſogleich zu beziehen.
Wieſenſtraße Nr. 5½ Ausſicht nach der
Promenade.
4879) Schlafſtelle für Arbeiter.
Pankratiusſtraße Nr. 68.

Vermuiſchte Nachrichten.
4760) Correspondance commerciale.
Wr. Rerber, Steinstr. 3.
4553) Ein Lehrling kann eintreten oder ein
Junge auf Wochenlohn. Pfeiffer, Hoſtapezier.
3626) Ein braver Junge kann in die Lehre
Joh. Rühl, Spenglermeiſter.
treten bei
3999) Ein braver Junge kann in die Lehre
treten bei.
Karl Bernet, Hofſchloſſer.
4346) In meinem Büreau wird einem jungen
Manne, mit den nöthigen Schulkenntuiſſen, als
Volontair Gelegenheit geboten, ſich im Verſicherungs=
fach
auszublden.
Carl Ganié, Eliſabethenſtr. 12.
4383) Einen Lehrliug ſucht gegen Lohn
C. Franz, Tapezier.-
4417) Zum Friſiren können noch einige
Damen angenotumen werden. Näheres Alexander=
ſtraße
15 Seitenbau links bei Frau Keil.
4734) Ein Lehrburſche kann eintreten bei
Conrad Olff, Schreinermeiſter, untere Eliſa=
bethenſtraße
64. Derſelbe erhält Koſt u. Logis.
4694) Rückertſtraße Nro. 11 wird ein rein=
liches
Laufmädchen geſucht.

. 20.
4880)
A u f ruf!
Der Lrieg iſt erklärt! In wenig Tagen ſchon können die Heere feindlich einander gegenüber
ſtehen; und alle Schrecken großer Maſſenkämpfe werden ſich entfalten. Wir haben nicht nöthig, ſie
zu ſchildern; noch lebt die Erinnerung an die kriegeriſchen Ereigniſſe von 1866 in unſer Aller Herzen.
Und wie damals gilt es jetzt wieder die Leiden zu lindern, die das Schlachtfeld bringt. Alle
Schichten unſeres Volkes, hoch und nieder, arm und reich, ſind in den Reihen des Heeres vertreten.
Keine Familie, die unberührt bleibt, kaum eine, die nicht Sohn oder Bruder, Gatten oder Vater in
das Feld ziehen ſieht.
und ſo thue Zeder nach ſeinem Können und Vermögen zur Linderung der drohenden großen
Noth. Doppelt gibt, wer ſchuell gibt; die erſte Hülfe iſt die wirkſamſte; ſpäter kommend kommt ſie
leicht zu ſpät. Geld und Geldeswerth, Verband= und Verpflegegegenſtände, Alles iſt willkommen!
Die unterzeichneten Vereine, verſtärkt durch die Mitglieder des im Jahre 1866 thätig geweſenen
Frauen=Comité's des Hilfsvereins, werden - ihrer ſtatutariſchen Verbindung gemäß - gemeinſam
handeln und nach den ihnen bekannt werdenden Bedürfniſſen über die eingehenden Gaben verfügen.
Gaben an Materialien bitten wir bei unſerer gemeinſamen Aunnahmeſtelle im Neuen Palais
Sr. Großh. Hoheit des Prinzen Ludwig dahier an die dort anweſende Commiſſion abzu=
liefern
. Geldbeiträge nehmen die Vorſtandsmitglieder des Hülfsvereins, ſowie die Expeditionen
der hieſigen Zeitungen in Empfang. Weitere Annahmeſtellen werden ſpäter angegeben.
Möge das rothe Kreuz; das Zeichen der über die Schreckniſſe des Krieges leuchtenden Menſch=
lichkeit
, auch diesmal wieder ſeine Kraft bewähren.
Darmſtadt, den 16. Juli 1870.
Der Vorſtand des Hüllsvereins im Großherzogthum Das Central=Comits des Alie Frauenvereins für
Heſſen für die Krankenpflege und Unterſtützung der
Krankenpflege im Großherzogthum Heſſen.
Soldaten im Felde.
Die Präſidentin:
Der Schriftführer:
Alice, Prinzeſſin Ludwig von Heſſen,
Der Vorſitzende:
A. Buchner II.,
Prinzeſſin von Großbritannien und Irland.
A. Weber,
Hofgerichts Advokat. Der Geſchäftsführer: Dr. Stüber, Hofg.=Rath.
Hofgerichts=Rath.
Zur Annahme von Geldbeiträgen ſind vorerſt bereit die Vorſtandsmitglieder des Hülfsvereins:
Hofgerichts=Advokat Buchner II., Schriftführer, Grafenſtraße 35.
Hoſpitalarzt Dr. Pfeiffer, Grafenſtraße 5,
Stadtrechner Michell, Rechner des Vereins, Kirchſtraße 22,
Hofgerichts=Advokat Wörner, Magazinſtraße 7.
Hofgerichts=Rath Weber, Vorſitzender, Rheinſtraße 18,
ſowie die Expeditionen der Zeitungen.
Bezeichnung derjenigen Gegenſtände für Soldaten im Felde und zur Krankeupflege, von
welchen eine Beihülfe Seitens der freiwilligen Unterſtützung beſonders wünſchenswerth erſcheint:
Alte, aber noch brauchbare Hemden, auch ſolche von Baumwolle, ſind ſehr erwünſcht; ferner
wollene und baumwollene Strümpfe und Socken.
Kümme und Haarbürſten, Zahnbürſten, Wachsleinwand, waſſerdichtes Papier, Gummiunterlagen,
Sicherheitsnadeln, Stecknadeln, Schwämme, Pantoffeln, Halstücher, Briefpapier und Schreibmaterialien
überhaupt, leichte Mützen.
Flanell=Binden, 11 Elen lang, 2¾ Zoll breit, Gaze=Binden, 9 Ellen lang. 2½ Zoll breit,
Leinen=Binden 6½ Ellen lang, 2 Zoll breit, Leinen=Binden 9 Ellen lang, 2¼ Zoll breit, Leinen=
Binden 11 Ellen lang, 2½ Zoll breit, Krauſe Charpie, Kompreſſen aus alter weißer Leinwand,
3-12 Zoll im Quadrat (die Kompreſſen dürfen keine Näthe haben), alte weiße Leinwand, Sandſäcke
(leer), gitterartig gewebter Stoff, dreieckige Verbandtücher, 1½ Ellen langer, 1½ Ellen breiter Shir=
ting
zu 4 eckigen Tüchern.
Anmerkung. In Betreff der Charpie reſp. alten Leinwand, würde nach den gemachten Er=
fahrungen
beſonders darauf zu achten ſein, daß dieſelben vollkommen rein, trocken und namentlich frei
von Schimmelpilzen, Sporen ꝛc. ſind, die ſich ſo leicht darin erzeugen und den Heilzwecken nicht nur
nicht förderlich, ſondern geradezu ſchädlich ſind.

3979)
,
ACarktanswerth.
Unterzeichnete ſind im Stande, durch die neue Knopfloch=Maſchine (J. Gutmann's Patent)
Knopflöcher jeder Art in Stoff und Leder von 4 kr. an per Otzd. anzufertigen, und zwar mit
einer ſtaunenswerthen Egalität, wie es Handarbeit nicht vermag.
Gleichzeitig zeigen wir ergebenſt an, daß wir wie ſeither alle Arbeiten auf der Nähmaſchine, ſowie
ganze Ausſtattungen übernehmen, und prompteſte und billigſte Ausführung zuſichern.
Außerdem werden Nahmaſchinen mit oder ohne Arbeiterin tagweiſe verliehen.
Pauly & Gaier,
Nähmaſchinen=Lager, Carlsſtraße.

4838)
WTerlängerung.M
Auf mehrſeitiges Verlangen.

EC.¾. Radicale Heilung der Hühnerangen 2*
ohne die geringſten Schmerzen,
von Mux Elun, gewandteſtem Praktiker aus Paris.
Aufenthalt in Darmſtadt bis zum 23. Juli. Iſt zu treffen Wilhelminenſtraße Nr. 21,
[5
2te Etage im Hauſe des Herrn Buch= und Kunſthändler Schorkopf.
b3. Operationsſtunde Morgens von 9-12 Uhr und Nachmittags von 2-6 Uhr.

[ ][  ][ ]

109

. 20.
Main-Aeckar-Bahn.
Ausgabe von Nundreiſe=Billets.
H
Von den dieſſeitigen Stationen Heidelberg und Darmſtadt werden vom
20. d. Mts. ab Rundreiſe=Billets, gültig während drei Wochen zu allen fahrplanmäßigen
Zügen, welche die betreſſende Wagenclaſſe ſühren, für die Tour: Hridelberg, be=
ziehungsweiſe
Darmſtabt, Frankfurt, Hanau, Fulda, Eiſenach, Caſſel, Marburg,
Gießen, Nauheim, Frankfurt, Darmſtadt beziehungsweiſe Heidelberg oder ab und
auf Frankfurt in umgekehrter Richtung mit Gewährung von 50 Pfund Freigepäck ausgegeben.

Die Fahrpreiſe ſind:
ab Heidelberg: I. Claſſe: fl. 25. 16kr. - II. Claſſe: fl. 19. 1kr. - III. Claſſe: fl 12. 50 lr.
ab Darmſtadt: I. Claſſe: fl. 20 57kr. - II. Claſſe: fl. 15. 49 kr. - III. Claſſe: fl. 10. 41 kr.
Darmſtadt, den 13. Juli 1870.
Direction der Main=Neckar=Bahn.
4881)
4882)
Nordäeutscher 1koVd.
Die Fahrten unſerer Dampfſchiffe nach Newyork, Raitimore, London, Huzh,
Antwerpen und Rotterdam ſind bis auf Weiteres eingeſtellt.
Dio Direction.
Baiäk Bremen, den 16. Juli 1870.
4840)
H2
Heſangverein aildertafel.
GSonuer-Ausiuo

Samſtag den 23.

Juli l. J. im Saale des Chauſſeehauſes.
Anfang Abends 8 Uhr.
Der Vorſtand.

4761) Eine reinliche Lauffrau, die gleich ein=
treten
kann, wird geſucht. Zu erfragen Caſinoſtr. 26.
5
Für Glaſergehülfen.
Ein Glaſer, welcher ſelbſtſtändig einer grö=
ßeren
Werkſtätte vorſtehen kann, wird bei hohem
Lohn als Werkführer geſucht.
Bos. Becher
in Mainz.
ArANAALAArrurrRttraauarg4
4.
8 4843) Ein tüchtiger Druckerei=Ma=
H ſchinenmeiſter wird geſucht. Schriftliche
8 Offerten unter D. M. beſorgt die Exp. d. Bl. 4
EEIRRUAATUATUUTARRAAAIATN

4845) 2 junge Leute;werden in die Lehre
geſucht; ſolche, die ſchon etwas vom Raſiren ver=
ſtehen
, erhalten den Vorzug.
W. Schäfer, Hoftheater=Friſeur,
Darmſtadt, Ludwigsplatz.
4846) Einige kräftige Jungen können dauernde
Beſchäftigung ſinden; ebenfo einige Kartenmaler.
Wolfgang Reuter.
4847) Es wünſcht ein Mädchen noch einige
Damen zum Friſiren anzunehmen. Zu erfragen
große Kaplaneigaſſe Nr. 1.
4883) Eine Frau wünſcht Waſchen u. Putzen
oder Korn zu ſchneiden. Obergaſſe 14.

3705)
A tteſt.
Nach Gebrauch von nur einer Flaſche Lilioneſe
vus der Fabrik von A. Kirſten in Halle aſS.
bin ich binnen 4 Tagen von Flechten, mit denen
ich von Jugend auf belaſtet war, und von meinen
vielen Sommerſproſſen total befreit worden, dies
beſcheinige ich der Wahrheit gemäß, mit meiner
eigenhändigen Namensunterſchrift.
Berlin, im Juli 1869.
C. Nitſchke,
H.=St.=A.=Aſſiſtent.
Alleinverkauf pro Flaſche 1 fl. 45 kr. mit
Garantie, ½ Flaſche 1fl. bei
Gg. Staus in Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 41.
4884) Ein Notenſetzer findet ſofort Con=
dition
in H. L. Brönner's Druckerei
in Frankfurt a. M.
4885) Eine ältere Frau wünſcht in einer ſo=
liden
gebildeten Familie Aufnahme zu finden.
Offerten beliebe man unter der Adreſſe E. E. an
die Expedition d. Bl. gelangen zu laſſen.
4886)
Gefunden
ein Loos von der hieſigen Gewerbe=Ausſtellung,
worauf ein Gewinn gefallen iſt. Gegen Zahlung
der Einrückungsgebühren, Magazinſtraße Nro. 4
ebener Erde.
4837) Eine eiſerne Bettſtelle mit Matraßze
wird zu kaufen geſucht. Mühlſtraße Nr. 16
mittlerer Stock
4888) Einquartierung
wird angenommen Langegaſſe Nr. 20 bei
J. Söder.

Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
Kiefern=
6fl. 24 kr.
Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Samſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Reutamt Darmſtadt.

Der Siebeneck.

Fortſetzung.)
Erneſtine warf die ſchönen Lippen auf und ſing mit Emphaſe an zu
declamiren:
Auf, ſattle mir mein Dänenroß,
Daß ich mir Ruh erreite!
Getroffen Iu rief Hardeck und klatſchte in die Hände. Pythia konnte
nicht mehr Sehergabe beſitzen, als meine ſchöne Widerſacherin, die mich mit
ſolcher Unbarmherzigkeit zum Verräther geſtempelt hat!
Sie ſind es auch, mein hoher Herrn erwiederte ſpöttiſch Erneſtine
Weil ich aber aus meinem Herzen keine Mordergrube mache, vergebe ich
Ihnen auch Ihr Vergehen, beſonders
Wenn Ottokar von Siebeneck am dritten Tage wiederkehrt, ſiel
Hardeck ergänzend ein. Denn nun die Sieben verpönt und verbannt iſt,
muß doch die heilige Drei ſchließlich zu Ehren kommen.
Man müßte Ihnen faſt ctwas Böſes wünſchen=, ſagte Erneftine, ihn
halbſtrafend anblickend.
Geſchwind, trinken Sie dieſe Taſſe friſchen Kaffeer, ſiel Bertha ein.
Sie verbrennen ſich dann ſicher die Zunge und werden dadurch ge=
zwungen
, ſich weiſer Schweigſamkeit zu befleißigens, ſagte Erneſtine über=
müthig
.
Hardeck war jedoch auch mit dieſer Zurechtweiſung noch nicht zu be=
ſchwichtigen
. Es ſchien ihm Vergnügen zu machen, das fröhliche junge
Mädchen, das um glückliche Einfälle nie verlegen war, zu necken, und er
mußte ſeiner Sache doch ziemlich gewiß ſein; denn nahm die ſo Geneckte
auch bisweilen die Miene einer Beleidigten an, ſo fand ſie ſich doch ſehr
bald wieder veranlaßt, ein zu neuem ſcherzhaften Kampf herausforderndes
Wort an den Landſchaftsmaler zu richten.

Ottokar hielt pünktlich Wort. Er tehrte ſogar einige Stunden früher,
als man erwarten durfte, nach dem Landhauſe zurück, wo er mit Raimund
eine lange dauernde Unterredung hatte. Die Männer mußten Ernſthaftes
unter ſich verhandelt haben, denn ſie zeigten ſich ſpäter ſehr einſylbig, ob=
wohl
keineswegs verſtimmt. Hardeck, der nach häufigen Unterbrechungen
ſein Gemülde endlich ſoweit ausgeführt hatte, daß er es nun vollends in ſeinem
ſtillen Atelier beendigen konnte, verließ das gaſtliche Haus, und nun erſt
richtete Nalmund die Frage an Ottokar: ob er jetzt bereit ſei, ſeinen Vater
wieder zu ſehen.
Ich ſelbſt werde an ihn ſchreiben= verſetzte der Architekt. Haben
Sie nichts dagegen, ſo möchte ich am liebſten hier, wo ich wieder ein ge=
ſunder
Menſch geworden bin, mit meinem Vater zuſammen treffen. Bis
er ankommt, trifft wohl auch Antwort von meiner Mutter ein. Der Inhalt
ihres Briefes wird über meine Zulunft entſcheiden, wenn ich, wie Sie mich
verſicherten, außerdem Ihrer Zuſtimmung gewiß ſein darf."
Was ich verſpreche, halte ich immer, erwiederte Raimund. Ver=
lieren
auch Sie nur keine Zeit, denn ſolche Angelegenheiten wollen mit
zarter Sicherheit behandelt werden, wenn ſie gelingen ſollen."
Ottokar lächelte und die Blicke Beider, die ſich fragend begegneten,
ſchienen auf tiefes Einverſtändniß hinzudeuten.
Zwei Tage ſpäter ſchon langte Freiherr von Siebeneck auf dem Land=
hauſe
an. Der Brief ſeines Sohnes mußte ihm die Ueberzeugung von
deſſen vollkommener Geneſung gegeben haben; denn er trat ſo verjüngt und
heiter in Naimund's Behauſung, daß dieſer einen ganz anderen Mann vor
ſich zu haben glaubte.
Ottokar trat dem Bater Anfaugs mit einer gewiſſen Befangenheit ent=
gegen
, dieſe verlor ſich jedach ſchon nach wenigen Minuten, und bald waren
Vater und Sohn in ein ſo herzliches Geſpräch, in ſo offenen Austauſch
ihrer Ideen und Gedanken vertieft, als hätte in ihren Auſichten und Be=

[ ][  ]

22.

110
ſtrebungen niemals ein Zwieſpalt Statt gefunden. Nach längerer Unter=
haltung
führte Ottokar den Vater ſeinen theilnehmenden Freunden zu, denen
er ſo großen Dank ſchuldig war. Auch hier fand der Freiherr den herz=
lichſten
Empfang. Als er Erneſtine begrüßte, flog ein Lächeln des Beifalls
über die ſcharfen Züge Siebenecks, und der lieblichen Schönen die Hand
reichend, ſprach er:
Mein Sohn hat mir ſchon ſo viel Liebes und Gutes von Ihnen er=
zählt
, daß ich mich wahrhaft glücklich ſchätze, Sie perſönlich begrüßen zu
können. Eine eigenthümliche Fügung des Schickſals iſt es gewiß zu nennen,
daß mein excentriſcher Sohn auf ſeinen Irrwegen gerade in dieſe Gegend
gerieth. Nur dadurch ward es möglich, die böſe Sieben, die es ihm von
Jugend auf angethau hatte, in ihr Gegentheil zu verwandeln, um, wie ich
hoffe, fortau unter den Fittigen einer ſanften und ſchönen Zauberin, der
es gelang, auf ſo zarte Weiſe die Vinde von ſeinen Augen zu löſen, einer
heiteren Zukuuft entgegen zu gehen."
Erneſtine konnte einer tiefen Bewegung nicht Herr werden. Sie war
genöthigt, für kurze Zeit die Einſamkeit aufzuſuchen, um die unaufhaltſam
hervorbrechenden Thränen den Uebrigen zu verbergen. Ottokar indeß war
der Forteilenden langſam gefolgt, Er fand ſie im ſchattigen Laubgrün des
Ausſchaues, von deſſen Höhe man die liebliche Gegend überblickte, deren
Horizont von den hochragenden Thürmen der Reſidenz begrenzt war. Schnell
trat er hier auf das blühende Mädchen zu, erfaßte ihre Hand und führte,
ehe Erneſtine es hindern konnte, dieſe an ſeine Lippen.
Erneſtine;, ſprach er, ſein Auge dem ihrigen zuwendend, bedarf es
noch vieler Worte zwiſchen uns, um uns zu ſagen, was die Herzen längſt
ahnten? Meine Aeltern ſind unterrichtet, Ihr Bruder iſt es auch, und
wenn nicht etwa die Sieben als unglückverkündendes Zeichen Sie von mir
ſcheucht, ſo bitte ich: bleibe bei mir und kehre ein auf Siebeneck als ver=
ſöhnender
Schutzengel und ſtill waltende Hausfrau!
Erneſtine gab keine Antwort, aber ſie ließ dem geneſenen Freunde ihre
Hand, und wenige Minuten ſpäter kehrten Veide Arm in Arm nach dem
Landhauſe zurück, wo den Anweſenden ihre freudeſtrahlenden Mienen die
Vereinigung ihrer Herzen deutlich genug verkündigten. Zu einem glücklicheren
Momente war Hardeck noch nie in Raimunds Beſitzthum getreten. Schon
von Weitem zeigte er einen Brief, den er mit dem trinmphirenden Rufe:
Von der gnädigen Frau Mama dem Freunde überreichte Derſelbe
enthielt die Einwilligung zu Ottokar's Verlobung mit Erneſtine auch von
Seiten der vornehmen ſiolzen Mutter, an welcher der jetzt glückliche Bräu=
tigam
bisweilen gezweifelt hatte. Der Schluß des Briefes verhieß auch
das Eintreffen der Freifrau auf dem Landſitze, und man beſchloß ſofort,
daß dieſer frohe Tag zugleich der Verlobungstag Erneſtine's und Ottokar's
ſein ſolle.
12.
Ueber den majeſtätiſchen Verggipfeln Südtyrols wölbte ſich ein tief=
blauer
Himmel, gegen den ſich die blendend weißen Schneefelder der Gletſcher
noch ſchärfer als gewöhnlich abhoben. Einen überans prächtigen Anblick
gewährten namentlich die Rieſenkegel dieſes an Naturſchönheiten ſo reichen
Berglandes, der Orteles und der Großglockner, deren ſchneeige Häupter bis
tief in die Nacht hinein jene milden Zauberflammen aller Hochgebirge, die
man Alpenglühen nennt, an jedem Abende leuchten ließen.
Es war Ende Auguſt; ſchon reiften an ſehr ſonnigen Stellen die erſten
Trauben, deren Genuß das Behagen auf den Sommerfriſchen noch bedeutend
erhöhte. Auf allen belebteren Straßen rollten hochbepackte Reiſewagen weiter
dem Süden zu, deſſen Nähe ſich Abends bei Sonnenuntergang durch den
bläulichen Goldrauch verrieth, der die pittoresken Thalgründe erfüllte ud
die Verghänge ſchleierartig umflatterte.
An dieſem herrlichen Naturſchauſpiel erlabte ſich täglich der greiſe,
aber noch immer rüſtige Freiherr von Siebeneck, der ſchon ſeit Wochen mit
nur weuigen alten Dienern das Stammſchloß ſeines Geſchlechtes bewohnte.
Vor zwei Monaten hatte ſeine Schwiegerin das Schloß mit ihren beiden
Zofen und zwei Bedienten verlaſſen, um ihrem Gemahl zu folgen, der am
Nordabhauge des Gebirges ein bekanntes Vad gebrauchte und daſelbſt bis
Ende Auguſt zu verweilen gedachte. Zwar wüuſchte die noch ſehr anmuthige
Freifrau, ihr Schwiegervater möge ſie begleiten, wozu auch deſſen Sohn
gerathen hatte, dieſer aber war ſchon zu lange Jahre an ein zurückgezogenes,
in gleichmäßiger Ruhe verlaufendes deben gewöhnt, um ſich aus ſeiner Be=
quemlichkeit
herausreißen zu laſſen. Auch liebte er ſeine heimathlichen Berge
mehr als Alles, und es war ihm nie beizubringen geweſen, daß es Gegenden
gäbe, die an landſchaftlichen Reizen es mit den Umgebungen des uralten
wunderlichen Schloßbaues aufzunehmen vermöchten. So blieb er denn auf
Siebeneck, und obwohl er ſich manchmal nach Umgang mit ihm gleich
ſtehenden und an Bildung gleichen Menſchen ſehute, fühlte er doch keine
eigentliche Leere in und um ſich, weil Langeweile ihn niemals quälte.

Der alte Herr, jederzeit thälig, hatte jetzt noch mehr als jouſt zu thun.
Er mußte, was nicht gerade zu ſeinen Liebhabereien gehörte, nicht nur Briefe
ſchreiben, um ſtets in Verbindung mit den abweſenden Kindern zu bleiben,
ſondern er war auch genöthigt, allerhand Anordnungen im Schloſſe ſelbſt
zu treffen. Hier nämlich ſollte der Anbau, den er in jungen Jahren ſelbſt
geſchaffen hatte, neu eingerichtet werden. Das war nun für den ehrwür=
digen
Greis keine ganz leichte Aufgabe. Es wollte ihm nämlich nicht be=
hagen
, daß aus Geſchmacksrichtungen Manches, woran ſein Herz hing, der
Zerſtörung anheim ſiel. So viel nun an ihm lag, empfahl er den Arbeits=
leuten
, die tagaus tagein hier ſchaſſten, möglichſte Schonung. Hin und
wieder rettete er wohl auch mit eigener Hand irgend eine ihm werthvoll
ſcheinendeſReliquie, und ſo hatte er denn, ohne daß ihn irgend Jemand dazu
aufforderte, alle Hände voll zu thun.
Ermüdet und gewiſſermaßen auch verſtimmt ſaß der wackere Herr in
ſeinem Lieblingszimmer, das er ſeit Ottokar's Flucht wieder bezogen hatte.
Es war noch ganz ſo eingerichtet, wie vor der Geburt ſeines Enkels, wo
die ſchöne Schwiegerin es bezog, um darin ihren Träumereien nachzuhängen.
Aus dem ſchmalen Eckfenſter des ſo eigenthümlich geſtalteten Zimmers
überſah der Greis die nach Italien führende Straße, die faſt den Schloß=
berg
berührte. Er hatte ſchon einige mit vier Pferden beſpannte Equipagen
bemerkt, die alle in eiligem Trabe vorüberrollten und unterhalb des Schloß=
berges
in dem hier nahe an die Straße herantretenden Walde dem Blicke
entſchwanden. Jetzt kam aus der oberen, durch Felſen geſprengten Thal=
ſchlucht
eine einſpännige Kaleſche. Das Fuhrwerk mochte einem Handerer
angehören, denn als Pferdelenker ſaß kein Poſtillon auf dem Bock. Als
dieſes leichte Gefährt den Schloßberg erreichte, bog es nach dem Fahrwege
ab, der in Krümmungen zu dem alterthümlichen Bau emporſtieg.
Ein Gaſt ?- fragte ſich der achtzigjährige Freiherr. Wer kann das
ſein und was mag ihn zu mir führen ?
Er verließ das Gemach, um die alterthümliche Wendeltrexpe mit dem
aus Eichenholz kunſtvoll geſchnitzten Geländer hinabzuſteigen. Die Kaleſche
ſuhr eben über die Zugbrücke, als der Freiherr an das Portal trat. Ein
junger Mann ſprang behend heraus und da er des Greiſes mit dem ſchönen
Kopfe anſichtig ward, grüßte er ihn, wie einen alten Bekannten und rief
ihm mit klangvoller Stimme guten Abend zu.
Sie, mein lieber Herr Hardeckou ſprach der Freiherr, den Maler
erkennend. Welch günſtiger Stern führt Sie wieder einmal nach Schloß
Siebeneck? Ich glaubte, Sie wollten von Ihren alten Freunden gar nichts
mehr wiſſen.
Hardeck ſtand ſchon neben dem Schloßherrn und reichte ihm zutraulich
die Hand, indem er in ſeiner nonchalanten Weiſe erwiederte:
Tauſend Pardon, Hrr Baron, aber ich bin es wirklich ſelbſt, und
zwar komme ich als ein Bote des Friedens und ein Herold des Glückes,
abgeſchickt in Angelegenheiten Ihres Herrn Neffen, meines wohlwollenden
Freundes, und deſſen nahen Verwandten, d. h. derer, die es in dieſen Tagen
verden ſollen.
Ein frohes Lächeln verklärte die Züge des Greiſes.
Alſo iſt der närriſche Junge wirtlich vollkommen geneſen und will
nun mit einer jungen ſchönen Braut in ſeine uralte, wie er mir Schuld
gibt, durch mich verzauberte Stammburg einziehen ?=
Es ſollte mich wundern, wenn dieſer Einzug nicht ſchon morgen er=
ſolgte
, verſetzte Hardeck. Der junge Herr Baron, mein Freund, wird
jetzt nicht mehr Flüchtlingspläne ausbrüten, weit eher läßt ſich annehmen,
daß er fortan nur darauf bedacht ſein wird, wie er ſich den Aufeuthalt in
Siebeneck recht angenehm machen kann.
Der alte Freiherr ſchüttelte nachdenklich ſein weißes Haupt, indem er
den Landſchaftsmaler in das alterthümliche Schloßgebäude führte.
Eigentlichs, ſprach er, ſollte ich meinem excentriſchen Herrn Neiſen
den Eintritt in dies Haus, wo ich lange Jahre höchſt zufriedene Tage ver=
lebte
, gar nicht geſtatten. Er hat mich böswillig verlaſſen, obwohl ich ihn
auf Händen trug. Gerade meine Liebe, meine unabläſſige Sorge um ihn,
die geiſtige Pflege, die ich ihm zu Theil werden ließ, machten mir ihn ab=
pänſtig
und trieben ihn zuletzt ſogar ohne Abſchied von mir. Mögen Sie
das leiden und können Sie es billigen ?
Weder das Eine noch das Andere: verſetzte Hardeck, nich kann aber
mehr uls Beides, ich begreife, daß Ihr Herr Neffe nicht anders handeln,
oder richtiger. daß er gerade ſo handeln konnte.-
Das begreifen Sie? Nun, am Ende machen Sie gar mich noch
verantwortlich für alle dummen Streiche, mlt denen Ottokar oft genug
ſeinen Vater erzürnt und beinahe deſſen Liebe ganz verſcherzt hätte?=
(Schluß folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdrnckerei.