STUlUhhe
„
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1870
Dienſtag den 12. April
Es 15.
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kris Darmſadt erſcheinen wochenlich; Erſteres Samſtags, die Belage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswaͤrts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei der
Expedition. Rheinſtraße. Nr. 2.
Verſteigerungen.
2307)
Bekanntmachung.
Die am 31. März und 1. April 1870
abge=
haltene Holzverſteigerung (Diſtrict Eichelacker) iſt
genehmigt und Termin zur Abfuhr vom 12. bis
ſpäteſtens 22. April l. J. beſtimmt.
Darmſtadt, den 8. April 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
Appfel, Beigeordneter.
G—
2435)
Bekanntmachung.
Donnerſtag den 14. April d. J., Vormittags
9 Uhr, ſoll der Nachlaß des verſtorbenen Unter=
Adjutanten Ludwig Meyer, beſtehend in:
Kleider, Weißzeug, Bettwerk, Möbel und allerlei
ſonſtiger Hausrath, in deſſen Wohnung,
Holzhof=
ſtraße Nro. 16, gegen Baarzahlung verſteigert
werden.
Darmſtadt, den 11. April 1870.
Der Vorſteher,
Großherzoglichen Ortsgerichts Darmſtadt.
Berntheiſel.
2436) Die Verſteigerung unter Nr. 2259 in
dem hieſigen Wochenblatt fällt aus.
Darmſtadt, den 10. April 1870.
Naumann.
2437) Bekanntmachung.
Die am 4. und 5. d. Mts. abgehaltene Stamm=
und Stangenholz=Verſteigerung iſt genehmigt und
der erſte Fahrtag Dienſtag den 19. April 1870.
Die Abfuhrſcheine können bei Unterzeichnetem gegen
Bürgſcheine in Empfang genommen werden.
Roßdorf, den 8. April 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Roßdorf.
Müller.
Feilgobriener
Getreide-Presshefe!
von anerkannt vorzüglicher Qualität, rein und
unverfälicht, das Zollpfund 30 kr. franco
em=
pfiehlt die Preßhefeu= u. Spiritus=Fabrik
von Hark Jank in Müuchen,
Rumford=
ſtraße Nr. 5.
[1250
1652) Es iſt eine gute deppelidrähige
Vogels=
hecke nebſt Käfig zu verkaufen bei
A. Röder, Rheinſtraße Nr. 49, Hinterbau.
1840) Ein noch neues Handwägelchen
iſt zu verkaufen. Gardiſtenſtraße Nr. 16.
1935)
Piſikenkarten
per 100 Stück 1 fl. in elegantem Etui bei
Woſſgang Reuter.
rü6t & VMaus.
English Brewerey, Hamburg & Hanchester.
Zum Verſandt bereit ſind jetzt in vorzüglichſter Qualität
die im Oetober gebrauten
Porter & Iudia Pale Alo.
Preis per ½ Tonne, ca. 110 halbe Flaſchen enthaltend, 4 Thlr. excl. Gebinde.
Probe=Kiſten, 24 halbe Flaſchen enthaltend, 2 Thlr. 15 Sgr. incl. Flaſchen und Verpackung.
Beſtellungen werden bei Empfang von Poſtanweiſungen ſofort expedirt u. ſind zu adreſiren an Herren
Witt & Filliams, englische Brauerei, Hamburg.
In allen größeren Städten werden Agenten geſucht zum Alleinbetrieb.
(2125
C. Hochſtatter 5 Lohne.
G
1314)
Hapeten-Reste
für Zimmer von 6 bis 16 Stücken eingetheiltz, empfiehlt in großem Vorrath zum
Fabrikations=
preiſe die Tapetenfabrik von
2327) Ich habe mehrere ſolid gearbeitete Pelüſchegarnituren von
Nuß=
holz vorräthis, die zu den billigſten Preiſen empfehle.
Chr. Zimmer,
Eck ver Eliſabethen= und Zimmerſtraße. 1. Stock.
5
Jommer=
p'von 15 kr. bis zu den feinſten empfiehlt
S. Arnheiter.
de zu verkaufen.
Buz. Mühlſtraße Nr. 12.
M55) Wer ſich ein heiteres Stundchen am 8
Clavier verſchaffen will, dem empfehlen wir H
hiermit die 3 großen ausgezeichneten Walzer
A von Johannes Schondorf: Burſchenklänge.-
5 O. Hübner=Trams: Jugendträume (Preis=
H Compoſition) - Julius Lammers: Früh=
4 lingsreigen, und wir ſind überzeugt, Jeder
wird uns beiſtimmen. - Zu beziehen von
Roßerk Apitzſch in Leipzig und durch alle
8 Buch= und Muſikalienhandlungen. - Preis
A pro Ouis 14 Barzn Kark) ur 12½ Sar.
4
2345) Ein gebrauchter, gut erhaltener Bürean=
Schreibtiſch billig zu verkaufen.
Alexanderſtraße Nr. 9.
) Ein und der Eiſunger Aandſehe.
ſtehendes zweiſtöckiges Wohnhaus mit
Garter, zur Anlegung eines Geſchäftes
geeignet, iſt aus freier Hand
ohne
Zwiſchenhändler, zu verkaufen. In der ;
Expedition zu erfragen.
Mili Dinnm
rahmenſpiegel zu verkaufen. Martinſtraße 18.
2347) Mehrere Bauplätze in der
Wein=
bergſtraße per Klftr. 3.-4 fl. Zu erfragen bei
Heinr. Jakobh, Schloſſermeiſter. Beſſungen.
2439)
Touristem
empfehle ich mein Lager in Fernröhren &
Feldſtechern.
Bapt. Jos. Hermes,
Kechaniker und Optiker,
15. Obere Hügelſtraße 15.
Vermiethungen.
1278) Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 9 iſt
der 4. Stock zu vermiethen.
1343) Annaſtraße Nr. 20 eine Wohnung von
5, 6 bis 7 Zimmern zu vermiethen, nebſt dem
Vorgarten bei dem Hauſe.
1364) Ludwigsſtraße iſtzein Laden mit Logis
zu vermiethen. — Näheres durch das Logis=
Nach=
weiſungs=Comptoir von B. L. Trier.
1567) Bleichſtraße Nr. 13 iſt im mittleren Stock
ein Logis, beſtehend aus 3 Zimmern, Küche, Keller,
Magdkammer, Mitgebrauch der Waſchküche und
des Bleichplatzes, bis Ende Mai zu beziehen.
Georg Kuhn, Bäckermeiſter.
58
1767) An 2 Schüler wird ein Zimmer
ab=
gegeben; auch koͤnnen ſie Koſt erhalten. Ballonplatz 10.
1841) Ein fein möblirtes Zimmer für 1 oder
2 Herren, in der Nähe des Gymnaſiums, mit
Benutzung von Clavier und Bibliothek, iſt ſogleich
zu vermiethen. Näheres bei der Expedition.
1876) Ein abgeſchloſſenes Logis im Hinterbau,
4 Zimmer, Küche, Boden. Louiſenſtraße Nr. 30.
2241) Wilhelmſtraße Nr. 53 iſt die
bel Etage und der Knieſtock zu vermiethen und
Mitte Mai zu beziehen.
2242) Zwei freundliche möblirte Zimmer an
2 ledige Herren zu vermiethen. Marienplatz 4.
2243) In dem neu erbauten Hauſe,
Martin=
ſtraße Nro. 27, iſt der untere Stock, enthaltend
4 Zimmer, abgeſchloſſener Vorplatz, Küche ꝛc., bis
1. Juli zu vermiethen. Preis 180 fl.
2284) Ein freundliches Logis iſt zu vermiethen
Beſſunger Weinbergſtraße Nr. 17.
Fin freundliches Zimmer mit Möbeln gleich
8
S.
C, zu beziehen.
55
G. Geiſt, Ochſenmetzger.
2363) Für 1 oder 2 Herren möblirtes
Zim=
mer und Kabinet gleich beziehbar. Holzhofftr. 17.
2440) Der von Fräulein Frohn bis jetzt
be=
wohnte mittlere Stock unſeres Hauſes am
Lud=
wigsplatz, beſtehend aus 6 großen Zimmern und
Küchel. mit Glasabſchluß und Zugehör, iſt vom
1. Juli d. J. ab anderweit zu vermiethen.
J. G. Kahlert u. Söhne.
2441) Beſſungen. Lndwigsſtraße Nr. 218
iſt ein Logis zu vermiethen.
2442) In meinem neu erbauten Hauſe,
Mühl=
ſtraße, iſt ein Manſarden=Logis, beſtehend in drei
Zimmern, Küche, Glasabſchluß nebſt allen
Be=
quemlichkeiten, zu vermiethen und gleich zu be=
F. Bauſch.
ziehen. Preis 120 fl.
2443) Ein Logis, beſtehend aus 4 Zimmern,
abgeſchloſſenem Vorplatz nebſt Zubehör an eine
ſtille Familie zu vermiethen und bis 1. Juli zu
beziehen. Eliſabethenſtraße Nr. 32 neu.
2444) Ein ſchön möblirtes Zimmer.
Beſſunger Heerdweg Nr. 10.
2445) Frankfurterſtraße Nro. 36 iſt die bel
Etage mit Balkon, beſtehend aus 6 Piecen, Küche,
Bodenkammer, Souterrainſtube, Keller,
Mitge=
brauch der Waſchküche und des Bleichplatzes, zu
vermiethen. Zu erfragen Bleichſtr. 39 Vorderhaus.
Vermiſchte Nachrichten.
2446) Das 3. Infanterie=Regiment ſucht einen
tüchtigen und gewandten Zuſchneider für ſeine
Schneiderwerkſtätte. Die Bedingungen können auf
dem Büreau, Kranichſteinerſtraße Nr. 7,
einge=
ſehen werden.
Darmſtadt, den 6. April 1870.
von Heſſert, Major.
2083) Clavier-Umierricht
wird nach guter Methode gegen billiges Honorar
ertheilt. Magazinſtraße 5 eine Treppe hoch.
2447) Correspondance française, anglaiss,
Italienne. Dr. Herber, Steinstr. 3.
Wohnungs=Veränderung.
2448) Von heute an wohnt der Unterzeichnete
Eliſabethenſtraße Nr. 26 gleicher Erde.
Darmſtadt, den 12. April 1870.
Kochler 1L. Hofgerichts=Advokat.
2245) Ein braves Mädchen, welches kochen
kann, wird auf Oſtern geſucht. Zu erfragen im
3. Stock des Hauſes des Hrn. Homberger, Marktplatz.
Mädchen geſucht
2448a)
in eine kleine Haushaltung, das kochen, waſchen
und bügeln kann. Näheres Marienplatz Nr. 3.
E15
2449)
Die Bahnhoffrage in Darmſtadt.
Mancher Leſer dieſer Blätter hat vielleicht ſchon mitleidig gelächelt, wenn er gehört, daß es
Ge=
meinden gab, welche flehentlich baten, ſie mit der Chauſſee zu verſchonen, damit ihre Aecker nicht
zer=
ſchnitten würden, und daß man in gewiſſen Städten die Bahnhöfe weit auseinanderlegte, damit die Wirthe
Geld verdienen ſollten. Lache nicht mehr, lieber Leſer, denn Aehnliches wird noch heute unter Deinen
Augen geſchehen, wenn kleinliche Eiferſucht und Eigennutz Einzelner, unterſtützt von der Gleichgültigkeit
der Meuge, ihr Ziel erreichen.
Es ſchien als ſolle hier ein Knotenpunkt von Eiſenbahnen entſtehen, welcher für Darmſtadt
ein=
ſichere Grundlage des Emporblühens von Handel und Induſtrie geworden wäre; wir ſagen es ſchi=n;
denn man arbeitet angeftrengt daran, die Fäden ſoweit auseinanderzureißen, daß von einem Knoten keine
Rede mehr ſein wird. Man will die Bahnhöfe mehrere hundert Schritte auseinanderlegen, während
man hier die ſchönſte Gelegenheit hat ſie dicht zuſammenzubringen.
Weißt Du aber auch, lieber Leſer, was das zu bedeuten hat? Das bedeutet eine colloſale
Er=
ſchwerung und Verminderung des durchgehenden Perſonenverkehrs. Denke Dir einmal Perſonen mit
vielem Handgepäck, vielleicht Damen, welche es kaum fortbringen können, und nun bei ſchlechtem Wetter,
bei großer Hitze oder im Winter mehrere hundert Schritte auf einen andern Bahnhof übergehen müſſen!
Glaubſt Du lieber Leſer, daß Jemand zum zweitenmale dieſe Reiſeroute wählen wird, wenn er die
Wahl hat? Gewiß nicht! Und die Wahl hat man jetzt! Auf den Güterverkehr würde aber die
Aus=
einanderlegung der Bahnhöfe denſelben erſchwerenden Einfluß haben, und zwar nicht nur auf den
durch=
gehenden, ſondern auch auf den localen Verkehr. Das bedeutet aber auch zuletzt eine entſprechende
Mindereinnahme der betreffenden Bahnen, welche großentheils dem Staat zur Laſt fällt.
Alſo, lieber Leſer, trage die Naſe ja nicht zu hoch! Der Gutsbeſitzer, welcher die Chauſſee
von ſeiner Gemeinde abwendete, weil er ſeine Aecker nicht durchſchnitten haben wollte, ſteht noch hoch
über denen, welche eine ſo wichtige, nicht nur für Darmſtadt, ſondern für den allgemeinen Verkehr
wichtige Angelegenheit vereiteln laſſen, weil ein Stück von einem Kaſtanienplatz zum Bahnhof nöthig iſt!
Ja ſo iſt's! Es iſt wirklich ſol Daß dieſer Platz, auf dem wir noch vor zehn Jahren den
Bauſchutt abladen ſahen, und auf welchem wir im Sommer das Franzoſenkraut üppig wuchern ſehen,
weil er gar nicht benutzt wird, daß dieſer Platz eine Strecke weit um die Hälfte ſchmäler werden ſoll,
das hält man für einen genügenden Vorwand um den anerkannten Forderungen des Verkehrs
entgegen=
zutreten! Gegenüber den Auſprüchen des öffentlichen Intereſſes, ſoll eine einſeitige Anſicht von dem
was ſchön oder nicht ſchön iſt entſcheiden!
Längs dieſer Linie fehlt es doch wahrlich nicht an Denkmälern eines derartigen Verſtändniſſes der
öffentlichen Intereſſen! Da ſind ja ſchon die bequem gelegenen Bahnhöfe in Iſenburg, Langen,
Ar=
heilgen, Eberſtadt, Bickenbach, ſowie die äußerſt ſinnreich angebrachte Güterhalle in Darmſtadt. Die
Auseinanderlegung der Bahnhöfe würde aber dem Allem die Krone aufſetzen.
Mustka-Vereim.
Außerordentliches Concert,
Charfreitag den 15. April, Abends 7 Uhr, in der Stadtkirche:
Ein deutſches Regutem,
nach Worten der heiligen Schriſt für Sol, Cyor u. Orcheſter von Johannes Brahms,
unter gütiger Mtwirkung der Großherzoglichen Hoffuͤngerin Fräulein Emilie Reitz, des
Großherzoglichen Hofſängers Hrn. Dr. Pockh, ſowie der Großherzoglichen Hofmuſik.
Eintrittslarten: a) für die numerirten Plätze der Emporbühne an der Orgel
1 fl. 24 kr., b) für alle übrigen Räumlichkeiten der Kirche 54 kr., e)
Familien=
karten (für 3 Perſonen gültig) 2 fl., ſowie Programme 3 kr. ſind in den Buchhandlungen
der Herren Bergſträßer, Jonghaus und Schorkopf, ſowie bei Herrn Kaufmann Kühn an
der Stadtkirche (neben dem Schwanen) zu erhalten. — An den Kirchenthüren werden keine
Programmeausgetheilt. - Zu der Donnerſtag den 14. April Abends 7 Uhr beginnenden
Generalprobe werden bei Kaufmann Kühn Eintrittskarten 30 kr. ausgegeben.
Am Tage der Aufführung wird die Kirche um 61 Uhr gebifuet und findet der Eingang in
das Schiff der Kirche vou dem Schulhofe aus ſtatt.
2450)
Der Vorſtand=des Muſikvereins.
E Zum höchſten Preis werden fortwährend angekauft
S.
alle Arten alte Gegenſtände, altes Metall, Bett, Akten und Zeitungspapier u. ſ. w. u. ſ. w. bei
Vsnnek Simom, Holzſtraße Nr. 15.
Auf Beſtellung bin ich bereit
ins Haus zu kommen.
zunächſt der Brauerei zur Krone.
7aOin braves Mädchen wird als Ein=
S legerin geſucht.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Fin braver Junge kann gegen Bezahlung
V ſofort in die Lehre treten.
Gg. Körner, Schreinermſtr., Beſſungen.
2297) Ich ſuche einen angehenden Schreiber.
Müller, Hofger.=Advokat.
2304) Geſucht von einem Haus in
Heidel=
berg ein junger Gärtner, der auch Hausarbeit
übernimmt Zu erfragen bei
Frau Mac Murtrie, Bleichſtraße 40.
2429) Ein kleines vraun=graues langhariges
Schoßhüudchen hat ſich am 7. d. verlaufen.
Man bittet dasſelbe gegen Belohnung
Promenade=
ſtraße 15 abzugeben.
Vor Ankauf wird gewarnt.
R15.
59
2451)
Darmſtädter Znduſtrie!
Noueste Patent-Müte für Herren!
Leicht, elegant, waſſerdicht und billig -— Preis fl. 1. 12 kr. per Stück.
Georg Hof, Eliſabethenſtraße,
Détail-Dépots bei
und bei Chr. Schmeider, am Markt.
Wiederverkäufer erhalten bedeutenden Rabatt!
.
L
2452) Donnerſtag den 21. April beginnt an meiner Schule der neue Curſus.
Sophie Steinicke, Sandſtraße I.
2453) Montag den 25. April Begiun des Unterrichts für das Sommerhalbjahr;
Aufnahme der Knaben, auch ohne Vorkenntniſſe, vom 6. Lebensjahre an.
H. Schmitz, Eliſabethenſtraße 34.
2429 Ein braver jolider Burſche wird ſofort
als S.er geſucht. Näheres Ludwigsplatz 7.
2421) Einige brave juuge Mädchen
können dauernde Beſchäftigung erhalten in der
Spielkarten=Fabrik von
Frommann & Bünte.
2426) Vermißt wird ein brauner Pelzkragen,
der am Samſtag in der Turnhalle bei der Abend=
Unterhaltung der Geſellſchaft „Teutonia” nicht zu
finden war. Wer Auskunft darüber geben kann,
wird dringend gebeten, gegen gute Belohnung ſich
zu melden in der Exp. d. Bl.
2454) Eine kinderloſe Familie ſucht ein Kind
in die Pflege zu uehmen.
Zu erfragen am Arreſthaus Nr. 28.
2455) Geſucht ein ordentliches Dienſtmädchen
nach Offenbach, bei leichtem Dienſt guter Lohn,
Eintritt nöthig nach den Oſterfeiertagen. Näheres
Beſſunger Carlsſtraße 1-zum Frankenſteiner=Hof.
2456) In meinem Kurz= und Modewaaren=
Geſchäft iſt für einen jungen Mann mit guten
Schulkenntniſſen eine Lehrlingſtelle zu bejetzen.
Carl Hornmann.
2457) Es wird zn ſofortigem Eintritt eine
perfecte Köchin geſucht; nur mit ganz guten
Zeugniſſen Verjehene wollen ſich melden
Rheiniſcher Hof in Worms.
2458) Ein mit der Buchführung und ſonſtigen
ſchriftlichen Arbeiten vertrauter junger Mann ſucht
unter ſehr beſcheidenen Anſprüchen baldigſt Stelle.
Näheres Alexanderſtraße 25.
2 (66 wird für die Kleinkinderſchule eine
8.
C Wärterin zu den Kindern geſucht.
Das Nähere daſelbſt zu erfragen.
2460) Eine Frau empfiehlt ſich im Waſchen
und Putzen. Zu erfragen in der großen
Kaplanei=
gaſſe Nr. 13 eine Stiege hoch.
2461) Ein ſehr braves, im Kleidermachen und
Kochen erfahrenes Mädchen, welches ſchon einige
Jahre bei hohen Herrſchaften gedient, ſucht auf Oſtern
als Jungfer oder Stütze der Hausfrau eine Stelle.
Nähe:: Auskunft bei B. Zimmermann, Kiesſtraße.
24 ) Verloren am Samſtag ein ſchwarzer
Tüllſchleier. Gegen Belohnung abzugeben
Waldſtraße Nr. 4.
Vom 27. d. M. an werden die
Samm-
lungen des Grossherzoglichen Huseums
Sonntags von 10 bis 1 Uhr,
Dienstags, Mittwochs, Donnerstags u.
Frei-
tags von 11 bis 1 Uhr geöffnet sein.
Darmstadt, den 22. März 1870.
Grossherzogliche Museums-Direction.
Schleiermacher.
Der Siebeneck.
Jortſetzug.)
5.
Die Frauen nahmen jede eine Stickerei zur Hand und der Architelt
hob folgendermaßen an:
„ Es wird Ihnen gewiß ſchon bekannt ſein, daß in Nom und ſeinen
Umgebungen das Moraſpiel zu den beliebteſten Volksbeluſtigungen gehört.
Faſt Jeder ſpielt es, Einige blos zur Erholung und zum Zeitvertreib, bei
weitem die Meiſten mit Leidenſchaft. Auch findet ſich die Vorliebe für dies
ächt römiſche Nationalſpiel nicht etwa blos bei den unteren Volksklaſſen,
man trißt ſie eben ſo oft auch in der beſſeren Geſellſchaft, nur daß die
Repräſentanten dieſer ſich nicht auf offener Straße gegenüber ſtellen, ſondern
im Innern ihrer Gärten oder unter den Säulenhallen ihrer Villen
dem=
ſelben ſich hingeben.
Vor etwa dreißigl Jahren lebte in dem prächtig gelgenen Frascati ein
junges Ehepaar, das, ohne bedeutendes Vermögen zu beſitzen, ſich doch in
ganz guten Verhältniſien befand. Der Mann, jung, lebhaſt und thätig,
war Beſitzer einer Vigna, die genug Revenuen trug, um mit Familie
ſorgenlos leben zu können, wenn gewiſſe Einſchräukungen conſequent
feſige=
halten wurden. Die Frau, eine =eborene Albanerin, beſaß gar keine Mittel,
deſto mehr zeichnete ſie ſich durch ihre körperliche Schönheit, durch
natur=
lichen Verſtand und große Lebhaftigkeit ihres Geiſtes aus. Gerade dieſe
Vorzüge veranlaßten Signor Morazzi, der ſchönen Antonina ſeine Hand
anzubieten. Das Mädchen konnte eine beſſere Parthie kaum machen, und
da Morazzi auch, abgeſehen von ſeiner bürgerlichen Stellunz, ein angenehmer
Mann war, ſo gab Antonina ſchnell ihre Einwilligung. Die Vermählung
des jungen Paares fand bald darauf in Frascati Statt, und es ging dabei
ſo ungezwungen heiter zu, daß man lange nachher noch von dieſer
vergnüg=
lichen Hochzeit ſprach.
Eine einzige Perſon nur war bei dieſer Vermählungsſeier nicht
froh=
lich, die alte Amme Morazzis, die jetzt als Beſchließerin auf der Vigna
des jungen Herrn lebte Von Morazzi befragt, weshalb ſie ſo trüb
ge=
ſtimmt ſei, erwiederte ſie, man hätte einen anderen Tag zu einem ſo wich=
tigen Feſte wählen ſollen. Der Tag ſei kein glücklicher, und wenn man
nicht die großte Vorſicht beobachte, würde es an ſchwerem Unglück in der
Ehe ſelbſt dann nicht fehlen, wenn auch die gegzenſeitige Neigung beider
Gat=
ten ſtets unwandelbar dieſelbe bleibe.
Es laßt ſich begreiſen, daß Morazi über dieſe ſo ganz aus der Luft
gegrifſene Aeußerung ſeiner ehemaligen Amme ſehr aufgebracht ward. Sie
ließ ſich durch nichts rechtfertigen, denn alle Vorbedingungen zu einem
bür=
gerlich zufriedenen Leben waren hinreichend vorhanden. Zwar drang Morazzi
mit Fragen in die alte, grämliche Perſon und, da dieſe nichts fruchteten,
nahm er jogar zu Drohungen ſeine Zuflucht. Nichts deſto weniger beharrte
die Amme auf ihrer Behauptung, ohne ſich im Geringſten näher über die
Natur des Unglückstages auszulaſſen.
Gut, ſprach der aufgebrachte Bignabeſitzer zuletzt, wenn Du trotzig biſt
und für ein böjes Wort keinen Grund anzugeben haſt, ſo wirſt Du ſchon
morgen mein Haus verlaſſen. Eine Prophetin Deiner Art könnte Unfrieden
ſtiften und meinem wirklichen Glück gejährlich werden.
Wenn Ihr mich verſtoßt, Herr, erwiederte die Amme ruhig, ſo offnet
Ihr damit dem Unglück, vor dem ich Euch warnen möchte, die Thür. Thut
es nicht, weun Ihr Euch ſelbſt lieb habt! Ihr wißt, daß ich Euch treu
bin und nur Euer Beſtes will. Meine Fürbitten bei der heiligſten Madonna
und mein wachſames Auge werden vereint die böſen Mächte Eurem Hauſe
ſern zu halten ſuchen.
Morazi wollte nicht hart ſein. Er kehrte der Amme den Rücken, ohne
ſeinen Befehl zu wiederholen. Lieb war es ihm, Paß Antonina nichts von
dieſem Vorjall bemerkt hatte. Sie war ausgelaſſen heiter wie ein Kind, im
Kreiſe der Freundinnen, die ihr Hochzeitsfeſt verherrlichen halfen. Am
nächſten Tage ſchon dachte der Vignabeſitzer nur flüchtig noch dieſes
Zwi=
ſchenfalles. Daß die alte Amme Alles im Leben, Wichtiges und
Unwich=
tiges, von abergläubiſchen Gebräuchen abhäugig mache, war ihm nicht
unbe=
kannt. Seine verſtorbene Mutter ſchon hatte bisweilen ärgerliche Auftritte
deehalb mit der ſonſt herzensguten Perſon gehabt. Gewöhnlich aber beſaß
ſie auch für jedes Unglück wieder ein untrügliches Gegenmittel. Bald kochte
ſie Kräuter ab, die ſie im Vollmond ſuchte, um Sprenzungen im Hauſe
damit vorzunehmen, bald waren es Amulete und wirkliche Zauberſprüche,
15.
60
die Sie gegen Jedermann geheim hielt und unverſtändlich vor ſich
hiumur=
melte, die ihr zu Gebote ſtanden und deren Wirkſamkeit nie verſagte.
Des=
halb hatte Morazzi Grund, zu glauben, die unruhig gewordene Amme werde
ſicher nichts unverſucht laſſen, um dem Unglück entgegen zu wirken, das
ihrem Dafürhalten nach auf ſeinem zu ungünſtiger Stunde mit Antoniua
geſchloſſenen Ehebunde ruhen ſollte.
Auch die Amme kam nie wieder auf ihren Ausſpruch zurück. Sie that
ihre Pflicht wie ſonſt, war der jungen Herrin eine gewiſſenhafte Dienerin,
ohne zudringlich zu werden, und hielt ſelbſt, was ihr gewiß ſehr ſchwer
ward, mit ihren Nathſchlägen zurück. So gewann ſie binnen wenigen Wochen
das Vertrauen Antonina's in hohem Grade. Was ſie nicht ſuchte, ward
ihr von ſelbſt geboten. Antonina fragte, wo ſie ſich unſicher fühlte, die
Amme um ihre Meinung, und dieſe gab als gehorſame Dienerin bereitwillig
Antwort, wobei dann freilich auch eine etwas breit gerathene Erörterung
mit unterlief.
Morazzi's Ehe mit Autonina war die glücklichſte, die man ſich denken
konnte. Es freute ſich Jedermann über das blühende junge Paar, und wenn
man ein recht vollkommenes Lebensglück bezeichnen wollte, pflegte mun in
ganz Frascati zu ſagen: ſie leben wie die jungen Morazzi's
Man ſoll aber den Tag nicht vor dem Abend loben, und wenn uns
das Glück jreundlich zunickt, dies Niemand verrathen.
Wie die meiſten Männer ſeines Alters, ſpielte auch Morazzi gern ein
Stündchen Mora. Es verging ſelten ein Abend, wo nicht einer ſeiner
Be=
kannten in die Vigna kam, wo dann nach vorangegangenem Geſpräche das
beliebte Spiel begann.
Antonina jah dieſer harmloſen Unterhaltung faſt regelmäßig zu, ja ſie
nahm aus Scherz inſofern wohl auch einmal Theil daran, als ſie gleichzeitig
mit den Spielendeu die Zahl der aufgehobenen Finger rief, auf deren
Er=
rathen, wie bekannt, die ganze Pointe des Spiels beruht. Eigenthümlich iſt
es, daß auch der Gleichgültigſte, Ruhigſte dabei ſchon nach wenigen Gängen
lebhaft, aufgeregt, zuletzt ſelbſt leidenſchaftlich wird. Daher kommt es, daß
Moraſpieler, einander wie erhitzte Fechter gegenüber ſtehen, und daß ſie die
Zahl der Finger, die ſie beide zuſammen aufgehoben zu haben vermeinen,
mehr ſchreien, als rufen. Sehr lebhafte Naturen arbeiten dabei mit dem
ganzen Körper und erhitzen ſich dergeſtalt, daß ihnen der Schweiß in großen
Tropfen auf die Stirn tritt.
Morazzi ſpielte dies Nationalſpiel, wie geſagt, ungemein gern. So
lebhaft er aber dabei auftrat und ſo raſch die Hand dabei emporflog und
ſich wieder ſenkte, eigentliche Leidenſchaftlichkeit zeigte der Vignabeſitzer doch
nicht. Um aber dem Spiele ſelbſt mehr Reiz zu geben, ſah er es gern,
weun ſein Partner dem Vorſchlage, einen mäßigen Einſatz zu machen,
bei=
ſtimmte.
Hier nun traf es ſich, daß der Zufall - ſo meinte Morazzi —
auf=
fallend ſonderbar waltete. So oft der Vignabeſitzer die Zahl Sette (Sieben)
rief, verlor er gewiß, während umgekehrt jeder ſeiner Gegner, da er mit
Verſchiedenen ſpielte, auf jede Sieben, die er ſeinerſeits im Spiele nannte,
gewann. Dieſer Zufall ſiel Morazzi erſt auf, als er bemerkte, daß Sieben
die einzige Zahl ſei, die gleichſam etwas gegen ihn habe. Sie kam auch
nicht einmal zu ſeinen Gunſten heraus. Nieth er ſelbſt Sieben, ſo betrug
die Zahl der Finger beider spielenden entweder mehr oder weniger, nannte
aber ſein Gegner dieſe Zahl, ſo war ſie war ſie gewiß da. Genug, es ſchien,
als ſei Morazzi, wie wir Deutſchen zu ſagen pflegen, mit deu Sieben
ge=
radezu behert.
Auch Antonina hatte, wenn ſie Zeuge von dem Spiele ihres Gatten
war, dieſelbe Bemerkung gemacht, Natürlich fiel es der jungen Frau
eben=
falls auf und mehr zum Scher;, als weil ſie ſich etwas dabei dachte, bat
ſie eines Tages Morazzi, er möge ihr erlauben im nächſten Spiel ſtatt
ſeiner die Zahl rufen zu dürfen, während er nur die Finger aufheben ſolle.
Morazzi ging gern auf dieſen Vorſchlag ein. Er fand den Einfall
luſtig, ſagte aber ſeinem Mitſpieler durchaus nicht den Grund deſſelben.
Nur machten die beiden Gatten vorläufig noch unter einander ab, daß unter
je zehn Fingerwürfen Autonina wenigſtens drei Mal die Zahl Sieben als
mögliches Facit nennen ſolle.
Um die gewohnte Abendſtunde fanden ſich zwei der intimſten
Jugend=
freunde in Morazzi's Vigna ein. Autonina ſaß unter dem rebenumſponnenen
lichten Säulengange, von dem aus man über niedriger gelegene Gärten die
ganze Campagna mit ihren melancholiſchen Ruinen aus der Zeit des alten
Noms überblicken konnte. Den Hintergrund dieſes wunderbaren
Landſchafts=
gemäldes bildete die ewige Stadt ſelbſt, von der majeſtätiſchen Kuppel der
Peterskirche mit ihrem vergoldeten, im Sonnenlicht funkelnden Kreuz
über=
ragt. Rechts ward das Gemälde begrenzt vom einſam ragenden maleriſchen
Soracte, links in duftiger Ferne ſchimmerte der helle Sviegel des
Mittel=
meeres.
Autonina weilte glückliche Stunden auf dieſem ſchönen Pinkte ihres
Hauſes und wenn ein wohlthuendes Gefühl beſeligender Zufriedenheit ihr
Herz durchzitterte, wer hätte dann dies Gefühl der jungen ſchönen Frau
nicht gönnen mögen!
Morazi empfing mit heiterem Gruße die Frennde. Die alte Amme,
in deren faltenreichem braunen Antlitz Sorge oder Mißtrauen niſteten, trug
riſch gebrochene Feigen auf und eine ſtrohumſponnene Flaſche kühlenden Weines.
Unter Geſprächen mancherlei Art ſprachen Alle den frugalen Erfriſchungen
zu, kworauf Morazzi zuerſt durch eioe bezeichnende Geberde mit ſüdlicher
Lebendigkeit zu dem Spiele aufforderte. Einer ſeiner Freunde trat alsbald
dem Vignabeſitzer gegenüber, der ſich zunächſt Antonina an eine Säule des
Rebenganges lehnte.
Die Spielenden blieben Anfangs ſehr gelaſſen, erſt nachdem drei Mal
die Sieben für Morazzi verloren gegangen war, folgten ſich die Aufwürfe
der Finger und die Rufe der Zahlen ſchneller, und die Leidenſchaft des
Spiels bemächtigte ſich beider Betheiligten. Der oft ſchon bemerkte Zufall
blieb auch diesmal nicht aus. So oft Antonina ſtatt ihres Gatten die Zahl
Sieben nannte, zeigten die ausgeſtreckten Finger der Spieler eine andere
Zahl, rief aber Morazi's Gegner die verhängnißvolle Nummer, ſo rieth
dieſer für ſich immer glücklich.
Morazi ward ärgerlich. Er gebot Antonina Schweigen und das Spiel
ward in der gewöhnlichen Weiſe fortgeſetzt. Der Abwechſelung wegen und
um zu ſehen, ob Fortuna nicht anderen Sinnes werde, trat der zweite
Ju=
gendfreund dem Vignabeſitzer gegenüber. Gleichzeitig erſchien wieder die
düſter blickende Amme. Sie wollte das Geſchirr abtragen, blieb aber, nach
den äußerſt lebhaft gewordenen Spielern hinhorchend, hinter dem Lehnſeſſel
ihrer jugendlichen Gebieterin ſtehen.
„Corpo di Baccol rief jetzt Morazzi, als ihm auch hier daſſelbe
völlig unerklärbare Unglück verfolgte, „das iſt ja zum Tollwerden. Noch
einmal, Giuſeppe, und raſch, damit ſich Keiner von uns Beiden lange
be=
ſinnen kann!
Das Spiel ward unter faſt pfeifend klingendem Geſchrei fortgeſetzt,
lieferte aber für Morazzi kein glücklicheres Rejultat.
Fortſetzung folgt)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
84. Darmſtadr's Kriegsbedräugniſſe im Laufe der Jahrhunderte.
(Fortſetzung ſtatt Schluß.)
Während der Schlacht bei Hanau, die Napoleon vollſtändig gewonnen
und Wrede mit großem Verluſte verloren hatte, haben die Bayern wenig
Gefangene machen können. Aber nachdem Napoleon mit ſeiner immer noch
60,000 Mann ſtarken Armee bei Hanau durchgebrochen, war es der
nach=
drängenden Verbündeten wegen ein Leichtes, Täglich Hunderte, ja Tauſende
der unglücklichen verhungerten Nachzügler gefangen zu nehmen. Viele von
ihnen erſchienen mir wie wandelnde Leichen. Hunderte von den Gefangenen
litten an dem damals herrſchenden Typhus, welcher durch dieſelben auch
nach Darmſtadt gebracht wurde und hier nicht wenig Opfer forderte. Gleich
einer Heerde trieb man die unzählbare Schaar in das hieſige Zeughaus.
Alsbald brachten die Bewohner die bereitgehaltenen Speiſen, meiſtens
Kar=
toffelſuppe mit Fleiſch. Aber es war faſt unmöglich, in das Innere des
ungeheuren Raumes einzudringen. Am Thore entbrannte im wahren Sinne
des Wortes ein Kampf um die in Menge dargebrachten Nahrungsmittel,
die Hungernder im Innern drängten nach Außen, erſtiegen die
Feuſter=
öffnungen und reichten von da in die mit ſiedend heißer Suppe gefüllten
Züber auf den Köpfen der Mägde, um die feſten Brocken herauszufiſchen.
Manche lagen gleichgültig gegen ihre Umgebung auf dem Boden; andere
entblößten ihre verwundeten Glieder, um ſich von den vielbeſchäftigten
Aerzten und Wundärzten verbinden zu laſſen, die auf dem Paradeplatz
Ambulancen aufgeſchlagen hatten; hier hörte man Fluchende, da ſah man
Weinende, ja Sterbende, nach welchen die zunächſt Liegenden nicht einmal
hinſchauten.
Am folgenden Morgen verſuchte man im dichteſten Novembernebel die
Gefangenen in Reihe und Glied auf dem Paradeplatz aufzuſtellen.
Ver=
gebliches Bemühen. Die Eskorte war dazu viel zu ſchwach. Die Aerzte
hatten noch alle vollauf zu thun, die Verwundeten zu verbinden, und reichten
bei weitem nicht aus, allen Anforderungen zu entſprechen. Nach allen Seiten
hin verſuchten Einzelne, ſich von dem Haufen zu entfernen und in die
Straßen der Stadt zu ſchleichen. Hie und da nahm man ſie voll Erbarmen
in die Wohnungen auf und wurde nicht müde, ſie Wochen lang zu pflegen.
Auf dieſe Weiſe wurde der verderbliche Typhus in die Häuſer gebracht.
Eine nicht unbedeutende Schaar blieb krank im Zeughauſe zurück, für welche
man der Gefahr der Anſteckung wegen ein Bretterhaus auf dem Exercirplatz
erbaute, in welchem wir Knaben täglich die Kranken beſuchten. Die große
Maſſe der Gefangenen zog die Bergſtraße hinauf. Wie Manche mögen
unterwegs erlegen ſein! Allein von dem Paradeplatz bis zum Neckarthor
waren Fünf todt niedergeſunken.
SSchluß folat.).
Redactlon und Verlagk L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.