Darmstädter Tagblatt 1870


08. Februar 1870

[  ][ ]

Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1870
Dienſtag den 8. Februar
Es. G.
Pas Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Berorduungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich: Erſteres Camſtags, die Lei age
Dienſtags Anß Lezter e Vonnerſtaas. Jahres=Aboinement der drer Biatter zuſaminen 2 f. Auswarts kann man bei allen Poſäutern abonniren Zn Tarmſtalt
bei der Eriehitian Ginfrat. H. B-.

Verſteigerungen.
Lieferung von Zwilch u. Leinwand.
Donnerſtag den 10. Februar d. J
Vormittags 10 Uhr wird die Lieferung von
1300 Ellen geſtreiftem Zwilch,
7400 Heſſenzwilch,
14300 Bettücher=Leinwand,
2000 Handtücher=Leinwand und
900 Hemden=Leinwand
auf dem unterzeichneten Büreau an die
Wenigſtfordernden durch Soumiſſion vergebeu und
können die Muſter nebſt den Bedingungen daſelbſt
eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 25. Januar 1870.
Großherzogliche Garniſon Verwaltung.
J. B.:
Schmidt.
567
Korwan.

Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß der Wittwe des Großhl.
Hoſchirurgen J. K. Kuie pel gehörigen Mobilien,
als Frauenkleider, gut erhaltenes Weiszeug, =
beln
verſchiedener Art, Küchengeſchirr und Ge=
räthſchaften
, ſowie allerlei ſonſtiger Hausrath ſoll
erbtheilungshalber
nächſten Dienſtag, den 8. Februar d. J.,
Nachmittags 2 Uhr
in deren Wohnung Hofſtallſtraße Nr. 6 gegen
Baarzahlung verſteigert werden.
Darmſtadt, den 3. Februar 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſindt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
702)

Bekanntmachung.
Die zum Concurs des Buchbinders Ferdinand
Butz gehörigen Mobilien als etwas Silber ſo=
dann
die Ladeneinrichtung, beſtehend in Ladentiſch,
2 Glasſchränken, ein großes Real mit Unterſatz,
6 Glaskaſten, eine Liniermaſchine ferner Werkzeug,
woruuter eine Parthie Schrift von Meſſing und
Compoſitionen, 12 Preſſen mit Brettern= und
endlich Möbeln, beſtehend in einem vollſtändigen
Bett, Schreibkommode, 1 Spiegel, Kleiderſchrank
und 6 Strohſtühle, ſowie auch einige Herrnkleide=
ſollen
nächſten Mittwoch, den 9. Febr
d. J., Vormittags 9 Uhr in deſſen Woh=
nung
Kirchſtraße Nr. 5 gegen Baarzahlüng ver=
ſteigert
werden.

Darmſtadt, den 3. Februar 1870.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher.
703)
Berntheiſel.

706
Pferdeverſteigerung.
Donnerſtag den 10. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr, ſollen im Großherzoglichen Hof=
ſtalle
dahier (Mathildenplatz 17) 4 Hofſtall=
Wagenpferde und ein dreijähriges Fohlen
öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 4. Februar 1870.
Großherzogliches Oberſt=Stallmeiſter Amt.
Frhr. van der Capellen.
Holz=Verſteigerung
Donnerſtag den 10. Februar Vormittags 10 Uhr
ſoll im Großherzoglichen Akaziengarten eine Partie
Akazien Oberholz und Wellen verſteigt werden.
Beſſungen, den 7. Februar 1870.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen II.
Noack III
812)
Kiefern=Stammholz=Verſteigerung.
Dienſtag den 15 und Mittwoch den 16. d. M.
Vormittags 9 Uhr werden in dem Eberſtädter
Gemeindewald, Diſtrict Klingsäckertanne, 400 Stück
Kiefern Bau, Werk= und Nutzholz=Stämme von
8 bis 22 Zoll mittl. Durchmeſſer, meiſt ſtarke
Stämme, meiſtbietend verſteigt
Die Zuſammenkunft iſt am Bäckerweg und der
Gegen Bürgſcheine wird
Eiſenbahnbrücke.
Zahlungsfriſt bis Ende September l J. geſtattet.
Eberſtadt, den 4. Februar 1870.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Harniſchfeger.
813)

Feilgebotenes.
Bekanntmachung.
Das unterzeichnete Proviant=Amt verkauft frei=
händig
ein Quantum ungebrannten, guten Kaffee
ballenweiſe zum Preiſe von 7½ Sgr. per Pfünd.
Mainz,. den 4. Februar 1870.
814)
Königlich Preußiſches Proviant=Amt.

64) Gute dürre Zwetſchen per Pfd. 8 kr.,
im ½ Centner billiger, empfiehlt
L. Gelfius, Schulzengaſſe 22.
681)
Haus=Verkauf.
Ein 2flöckiges Haus nebſt Fabrikgebäude, Stall,
Schuppen, Lagerhäuschen und großem Garten an
der Straße iſt Wegzugshalber billig zu verkaufen.
Näheres in der Expedition.
719) Circa 30- 40 Centner gutes Grummet
iſt zu verkaufen. Näheres Kirchſtraße Nr. 19.
67) Sehr gutes Sauerkraut empfiehlt
billigſt
L. Gelfius, Schulzengaſſe 22.

723) Sehr gutes Sauerkrant iſt zu ver=
kaufen
. Rückertſtraße Nr. 16.
730) Vorzügliche Garteuerde aus dem
ehemals Oberappellationsrath Meyer'ſchen Gar=
ten
(Einfahrt in der Bleichſtraße) wird abgegeben.
Näheres Marktplatz Nr. 4 im Laden.

Sammtband und Sammt am Stück
empfiehlt in 3 Qualitäten zu billigem Preiſe.
680)
Anton Sehunidt, Ludwigſtraße.
76)
Braſslndev -L-
C1
von F. Heuer in Braunſchweig)
Zur Ber itung eines geſunden, wohlſchmeckenden, billigen Kaffee's, als Zuſatz.
Per Paket 3 kr. bei:
Georg Lerch, Ludwigsplatz;
Emanuel Fuld, Marktplatz;
Georg Strauß, Eliſabethenſtraße; Franz Ebert, Arheilgerſtraße.
hilft auch in ver=
736) Einige geſpielte Zithern, aut und ſehr
Schwerharigen ateten Fallen das bulig. Promenadenſraße J2.
S. Herz.

Ohröl der Apotheke Neu=Gersdorf, Sachſen:
Nachdem ich mir 2 Fl. Ihres Ohröls kommen
ließ, freut es mich außerordentlich, daß ich noch
in meinem hoben Alter von 77 Jahren
das Glück babe, beſſer zu hören. Ich
kann mich doch jetzt ſchon mit Leuten im Geſpräch
unterhalten und bin im Kopfe um vieles leichter.
Kreisger.=Executor a. D. Erxleben in
Schönebeck.
Preis einer ganzen Flaſche mit Wolle 1fl. 30 kr.
halben
53 kr.

Nür allein ächt zu beziehen durch das General=
Depot bei Th. Brugier in Karlsruhe
und in der Niederlage in Darmſtadt bei
815) E. Staus, Eliſabethenſtraße Nr. 41.

816) Eine neue Nähmaſchine vorzüglicher
Conſtruction iſt preiswürdig abzugeben.
Näheres im Verlag.
817) WWolfskehlen! Eine Parthie Nuß=,
Pappel, Eichen=, Tannen= und Obſt=
baum
=Diele ſind abzugeben bei
H. Wendel.
818)
Zimmerſpähne
Handkarrenweiſe ins Haus bei
Rückert, Zimmermeiſter.
819) Ein wohlerhaltener Küchenheerd iſt
wohlfeil zu verkaufen. Martinſtraße 2.
6

[ ][  ][ ]

22

7o6

Lokal=Gewerbverein.

Verſammlung der Mitglieder, zu welcher alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden
Mitglieder des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag den 10. Februar Abends
8 Uhr im oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.
Tagesordnung: 1) Beantwortung der Frage: Wo werden die in München verwendeten
Trottoirplatten aus gebranntem Thon fabricirt, und wie hoch ſtellt ſich der Preis eines ſolchen
Trottoirs; (Referent: Herr Maſchinenfabrikant J. Jordan.) Mit Vorlage von Muſtern. 2) Mit=
theilung
über Verfälſchungen von Petroleum und Vorzeigen eines Apparats zur Prüfung von Petrolenn.
Das Lokal iſt von 7½ Uhr an geöffnet und die neueſten Nummern der techniſchen Journale, jo=
wie
Muſterzeichnungen ꝛc. ſind aufgelegt. Der Fragekaſten iſt am Eingang des Lokals aufgeſtellt und
können dort, Fragen vor und während der Sitzungen eingelegt werden.
14
9
nnbsAGu1OnaveadiaaadöiO)
Lestauratiom.
Einem geehrten Publikum mache hiermit die ergebene Anzeige, daß meine Rostanralion
1
auf dem ehemals Balz'ſchen Felſenkeller täglich geöffnet iſt. Für gutes Vier,
H.3
reine Weine, Kaffee ꝛc. ꝛc. und vorzügliche Speiſen ſtets beſorgt, bittet um
6 freundlichen Zuſpruch.
8 787
Amton HLOss.
OrGONLpOvOD0OaraOOlO08
2015)

von

orſäzitsehaf Kaori.
Postdampfsehiſſfuhrt.

nach

D. Auion
D. America
D. Beſer
D. Hannover, Mittwoch
D. Bremen,
D. Verſin
D. Rhein
D. Hanſa
D. Donau

Sonnabend 12. Februar nach Newhork via Southampton.
Sonnabend 19. Februar Newhork Sonthampton.
2. März Havana u. Nem=Orleans via Havre.
7 Newyork via Havre.
Newhork
Southampton.
Baltimore , Southampton.
N wyork direkt.

Sonnabend 12. März Newyork via Southampton.
Southampton.

Sonnabend 26. Februar Newhork Southampton.
Mittwoch
2. März
D. Deulſchſand, Soanabend 5 März

Mittwoch 9. März
D. Hermann Donnerſtag 10. März
Mittwoch 16. März Newyork Havre.
Sonnabend 19. März Newyork
Paſſage=Preiſe nach New=York: Erſte Cajüte 165 Thaler, zweite Cajüte 100 Thaler
Zwiſchendeck 53 Thaler Preuß Courant.
Paſſage=Preiſe nach Baltimore: Cajüte 135 Thlr., Zwiſchendeck 55 Thlr. Preuß. Courant.
Paſſage=Preiſe nach New=Orlecns u. Havana: Cajüte 180 Thlr., Zwiſchendeck 55 Thlr. Pr. Crt.
Frezcht nch New York und Baltimore: 8 2. un 15pGl. Pprmaße yer 16 Ibf. Bremer Maaße.
Ordinäre Güter nach Uebereinkunft.
Fracht nach New Orleaus und Havana: 2 L. 10 3. mit 15% Brimage per 40 Cubikfuß.
Nähere Auskuuft ertheilen jämmtliche Paſſagier=Expedienten in Bremen und deren inländiſche
Agenten, ſowie
Die Direction des Norddeutſchen Llohb.
53) Wir ſind ermächtigt, für die obigen Poſidampfer Paſſagiere feſt anzunehmen und
halten uns zu Coutract=Ahſchlüſſen beſtens empfohlen.
Leopold Schünemann.
Carl Gerschlauer, Haupt=Agent.

1122) Fuͤr obige Poſt=Dampff ziffe des Norddeutiſchen Llohd bin ich ermächtigt, Ueberſahtis=
Verträge feſt abzuſchließen.
Eliſabethen=
Kirchſtraße
2r.
H. StörgCr.-Mase A.
Paul Störger Sohu, Nr. 25.

820) Ein noch gut erhaltenes Tafel=Clavier
ſteht zu dem Preiſe von 80 fl. zu verkaufen.
Näheres im Verlag.

Vermiethungen.
7501) Magdalenenſtraße 9 im zweiten Stock
ein ſchönes Zimmer ohne Möbel zu vermiethen.
7770) Georgſtraße Nr. 11 im Hinterbau ein
möblirt Kabinet zu vermiethen; auch kann Koſt
bazu gegeben werden.
7985) Stallung für 2 Pferde zu vermiethen.
Carlsſtraße Nr. 22.
Fin großes unmöblirtes Zimmer.
G

1, Ernſt Ludwigſtraße. J. Enders.
549) Arheilgerſtraße Nro. 9 iſt ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
683) Ein freundliches, möblirtes Zimmer zu
vermiethen. Promenadeſtraße Nr 56, 3r Stock.
746) Ein freundlich möblirtes Zimmer iſt als=
bald
zu vermiethen. Näheres Kirchſtraße Nr. 19.
749) Zwei freundliche möblirte Zimmer zu=
ſammen
und einzeln zu vermiethen, beziehbar den
1. März. Teichhausſtraße 14.
759) Carlsſtraße 34. parterre, 1 auch 2 möblirte
Zimmer für einen Herrn, am 1. März zu beziehen.
821) Promenadeſtraße Nr. 14 neu kann der
mittlere Stock mit allen Annehmlichkeiten vermiethet
C. Federlin, Schreinermeiſter.
werden.

Vermiſchte Nachrichten.
6Stwaige Anſprüche an den Herrn Grafen
S Gaston von La Rochefoncauld, wel=
cher
Darmſtadt verläßt, bitte ich alsbald zu
meiner Kenntniß zu bringen.
Hofgerichts=Advokat Ferdinand Scheuck I.,
Hoftheaterplatz 2.
823) Für Gymnaſtaſten Nachhilfe in alten
und neueren Sprachen, Uebungen im Latein=
ſchreiben
. Hersves, G.=Gymnaſ=Acceſſiſt,
Steinſtraße 3.
Haushölterin geſucht.
648) Zur Stütze der Hausfrau und Pflege
der Kinder wird ein Frauenzimmer von geſetztem
Alter geſucht, welches ſchon ähnliche Stellungen
begleitete und darüber gute Zeuguiſſe aufweiſen
kann. Schriftliche Offerten nimmt die Expedition
eutgegen.
624) Zwei unmöblirte Zimmer werden zu
miethen geſucht. Zu erfragen in der Expedition.
623) Ein kleines Logis von 2- 3 Piecen,
Küche ꝛc. in der Neuſtadt, wird von einem einzel=
nen
Frauenzimmer zu miethen geſucht.
Zu erfragen in der Expedition.
555) Ein einzelnes Frauenzimmer
wünſcht in eine gebildete Familie aufgenommen zu
werden und könnte dieſelbe, wenn es gewünſcht
wird, ihre Möbel mitbringen. Schriftl. Offerten
unter Nr. 555 befördert die Expedition d. A.
689) Brave Mädchen, welche mit der
Nadel geübt ſind, finden dauernde Beſchäftigung
H. Schuchard.
bei
692)
Geſucht werden
zum Eintritt auf 15. Februar:
Ein Dienſtmädchen, das kochen und alle
häuslichen Arbeiten verrichten kann; ebendaſelbſt
ein Hausmädchen, das bügeln, nähen und
mit Kinder umzugehen verſteht. Zeugniſſe werden
verlangt. Zu erfragen
Darmſtädter Hof Zimmer Nr. 4.

781) Ein geſetztes Dienſtmädchen,
welches kochen und waſchen und den Haushalt
von zwei Herrn gründlich beſorgen kann wird ge=
ſucht
. Näheres Ludwigsplatz Nr. 4.
782) Geſucht wird gegen hohen Lohn
eine gute Köchin, die auch Hausarbeit verſteht und
baldigſt eintreten kann. Näheres Eliſabethenſtraße
45 eine Treppe hoch.
Annonce.
786) Ein anſtändiges Mädchen wünſcht eine
Stelle als Haushälterin bei einer ruhigen Familie
oder einzelnem Herrn oder Dame. Nähere Aus=
kunft
Eberſtadt Nr. 347.
802) Ein getragener Herren=Regenrock wird
zu kaufen geſucht. Geiſtberg Nr. 1.
824) Die Nro. 35 und 42 haben je ein
Cruziſip und Nro. 77 die Madonna gewonnen.

825) Lehrlinge für Steindruckerei und
Ordentliche junge Mädchen geſucht.
Frommann & Bünte.
826) Eine ſolide Feuer= und Lebeus= Ver=
ſicherungs
=Geſellſchaft, welche im Großherzogthum
Heſſen noch nicht eingeführt iſt, ſucht unter gün=
ſtigen
Bedingungen einen Haupt=Agenten für
Darmſtadt und Umgegend. Näheres in der Buch=
handlung
von G. W. Küchler hier.
827) Sonntag den 6. Februar wurde von der
Poſt bis in die Grafenſtraße ein Baſchlik
verloren. Vitte um gefällige Zurückgabe gegen
Velohnung Geafenſtraße Nr. 29 dritter Stock.
828)
Gefunden
Eine goldene Damenuhr mit Medaillon.
Abzuholen gegen Juſeratgebühren Schulſtraß 1
im 1. Stock.

[ ][  ][ ]

Rs. 6

23

Pferdr-Markt zu Frankkurt A. A.
am 4. 5. udd 6. April 1870.
Die vollſtſͤndig für 400 Pferde hergerichteten neuen prachtvollen Stallungen, umgeben mit
ſchöuſten Muſterplatzen, welche noch durch eine große bedeckte Reitbahn vermehrt wurden, ſind zur
Aufſtellung feinerer Pferde beſtimmt.

am 4. April nebſt Vertheilung von Ehren=Preiſen an die Beſitzer
14
Ps ramttrung der beſten zu Markt gebrachten Pferde.
am 6. April öffentlich vor Notar und Zeugen von 62 der ſchönſteu
Verlooſung Reit= und Wagenpferde, 10 vollſtändige vier=, zwei= und
einſpännige Equipagen, nebſt completten Geſchirren, ſowie ſonſtigen Reit= und
Fahr=Requiſiten im Werth von fl 70,000, wenn 40,000 Looſe vergriffen ſind.
Aufragen und Beſtellungen auf Stallungen, ſowie auf Looſe, Letztere Thlr 1. fl. 1.45)
per Stück beliebe man frauco an den Secretär des unterzeichneten Vereins, Herrn
C. Kappel, zu richten, wo auch Uebernehmer einer größeren Anzahl von Looſen die näheren Be=
dingungen
erfahren können.
Den Aufträgen für Looſe iſt der Betrag franco mit deutlicher Augabe der genauen Adreſſe bei=
zufügen
. Falls die Zuſendung franco und recommandirt gewünſcht wird, ſind die erforderlichen
Marken einzuſenden.
Auswaͤrtige Theiluehmer, welche ihre Looſe durch das Secretariat direct beziehen, werden, falls
ihnen ein größerer Gewinn zufällt, davon ſoweit thunlich - mittelſt Telezramm in Kenntniß
geſetzt.
Der Vorſitzende des Landwirthſchaftlichen Vereins:
829
Dr. Georg Haag.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 8. Febr. Abonnement suspendu.
Zum Benefiz des Fräul. Charlotte Frohn
neu einſtudirt: Die Marquiſe von
Vilette. Schauſpiel in 5 Atten von Ch. Birch=
Pfeiffer.
Donnerſtag, 10. Febr. 14. Vorſt. im 6. Ab.:
Don Corlos. Trauerſpiel in 5 Akten von
Schiller.
Freitag. 11. Febr. Abonnement suspendu.
Tannhäuſer. Oper in 3 Atten von R. Wagner.
Hr. Niemann als Gaſt.
Sonntag. 13. Febr. 15. Vorſt. im 6. Ab:
Der Poſtillon von Lonjumean Komiſche
Oper in 3 Akten von Adam. Hierauf das Ballet
aus Verdis Oper Don Carlos': Die Perlen=
königin
, in 2 Abtheilungen.
Montag, 14. Febr. Abonnein. Zuspendu:
Fernand Cortez. Oper in 3 Alten von
Spontini. Hr. Niemann als Gaſt.

Auf und unter der Düne.
Schluß)
So erfuhr denn Nana, daß ihr Bräutigam nach jenem unglücklichen
Gefecht mit einer räuberiſcheu Horde an der wüſten Meeresküſte, wobei
Boohſen und neun Andere von der Schiffsmannſchaft das Leben verloren,
zuerſt gefeſſelt auf den Markt gebracht und hier als Sclave verkauft wor=
den
war. Glücklicher Weiſe war der Herr, welcher ihn kaufte, von milde=
ren
Sitten, als es die meiſten Großen in Tunis ſind. Er bekleidete eine Art
Miniſterpoſten und war Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht. An ein
träges, ſchwelgeriſches Lebeu gewöhut, behagte ihm jedoch dieſe Stellung
wenig, obwohl er ſie ihrer großen Einträchtigkeit wegen beibehielt. Uwe,
der die ſchwachen Seiten ſeines Herrn bald ermittelte, ließ ihm gelegentlich
merken, daß er viel Luſt zum Soldatendienſt habe und auch etwa vom Com=
mando
verſtehe. Der Paſcha nahm dieſe Eröffnung wohlgefällig auf und
ernaunte den jungen, kräftigen Sclaben ohne Weiteres zum Bim=Baſchi,
und befahl, daß den Anordnungen deſſelben unbedingt Folge geleiſtet werden
ſolle. So gelangte Uwe zu Einfluß, ſpäter auch zu Macht. Die unter
ſeinem Befehle ſtehenden Truppen gehorchten ihm blindlings. Er erſocht
mit ihnen bei vorlommenden Grenzpläuteleien und beim Zerſpreugen ſtreifen=
der
Araber glänzende Erfolge, wurde dafür belohnt, zu höheren Würden be=
fordert
, zuletzt ſogar General und mit einem tuneſiſchen Orden geſchmückt.
Der Bey, ein ſehr barbariſcher Herr, der am Kopfabſchlagen ein bejonderes
Vergnügen fand und die Fußſohlen ſeiner Hausſclaven jede Lanne empfind=
lichſt
eutgelten ließ, begehrte den Fremdling kennen zu lernen, der ſo unge=
wöhnliche
Thaten vollbrachte, und überhäufte Uwe mit Schmeicheleien. Der
Paſcha gab ihm hierauf ſeine Freiheit, ſtellte jedoch die Bedingung, daß er
ſo lange bei ihm bleiben müſſe, bis er unter den Eingeborenen einen Mann
gefunden haben würde, welcher ähnliche Feldherrngaben beſitze und dereinſt
ſeine Stelle übernehmen könne. Der frieſiſche Seemann ging auf dieſen
Vorſchlag ohne Bedenken ein, da er weitaus der günſtigſte war, der ihm
gemacht werden konnte. Ein Mann, wie ihn der Paſcha wünſchte, fand
ſich bald.
Uwe unterwies ihn in dem, was er für wichtig hielt, um vorkommen=
den
Falles ſeine Stelle genügend auszufüllen. Darauf ſtellte er ihn dem
Paſcha vor, der ihn prüfte und vortrefflich geſchuld fand. Ein reiches Ge=
ſchenk
und die Erlaubniß, wenn er es wünſche, nach ſo trefflich geleiſteten
Dienſten in ſeine Heimath zurückkehren zu dürfen, war die Auerkennung des
milden Paſcha, die Uwe natürlich mit viclem Dauke annahm. Eben, als
dies geſchah, traf die Aufrage Seitens des Rheders ein. Sie würde ohne
alle Folge geblieben ſein, hätte nicht unmittelbar darauf Uwe Bleiken ſich
perſönlich dem Conſul vorgeſtellt, um wegen ſeiner Rückkehr von ihm
ſich Rath zu erbitten. Dies glückliche Zuſammentreffen trug weſentlich bei
zu ſchneller Löſung einer unter andern Verhältniſſen ſchwer zu orduenden
Angelegenheit.
Nun aber, meine theuere, nach ſo langer Trübſal in blühender
Jugendfriſche mir wiedergegebene Rana, ſchloß Uwe die Erzählung ſeiner
Abenteuer, nnn ſprich: wie iſt es Dir gegangen? Hat die Mutter oſt
von mir geſprochen und iſt ſie ohne Schmerzen und nicht aufgezehrt vom
Grame um ihren Sohn geſtorben? Denn daß ſie todt ſei, erfuhr ich ſchon
bei der Ueberfahrt vom Feſtlande nach der Inſel.
Nana beantwortete die Fragen des geliebten Mannes der Wahrheit ge=

mäß. Uwe ward von dem eigenthümlichen Ende jeiner Mutter mehr er=
griffen
, als Rana erwartet hatte.
Alſo unter der Düne ſchläft die Mutter'u ſprach er, in ernſten
Gedanken verſunlen. Auf der Düne lernte ich Dich kennen, mein treues
Herz, auf der Düne lockte der verführeriſche Glanz des Meeres und der
bezaubernde Geſang ſeiner Wogen mich in die Ferne, damit ich dort unter
Ungläubigen und Halbwilden für immer entzaubert werden ſolle, und der=
weil
ich ein Unfreier war und deſpotiſchen Lannen mich fügen mußte, be=
grub
der Sturm, der vielleicht auch mein Haar ſtreifte, die trauernde Mut=
ter
im ſauft rieſelnden Dünenſandel Laß uns aufbrechen, Rana, zum
Grabe meiner Mutter! Dort will ich mich Dir nochmals verbünden, und
dann mag der Prieſter unſere Hände vor dem Altar ineinander legen und
uns für den Reſt des Lebeus den Segen der Kirche und des Himmels
geben!"
Eine gewiſſe Scheu hatte Nana ſeit jenen Sturmtagen, welche Uwe's
Mutter unter den Dünen begruben, abgehalten, die Stätte zu beſuchen, wo
Alt=Nantum ehedem ſtand. Es kam überhaupt ſelten Jemand in jene ent=
legene
und ganz verödete Gegend. Nur Strandräuber, deren es einige gab,
beſuchten den arg verrufenen Strand und die Dünenthäler von Hörum.
Ab und an ſpülte die Fluth Schiffstrümmer, wohl auch Leichen an die ge=
miedene
ſchmale Landzunge, und Leute, die weuig gewiſſenhaft waren, fanden
danu erwünſchte Beute. Nana wußte uur, daß die See fortwährend die
Lage der Dünen verändere, daß jeder ſtarke Wind ihnen eine andere Ge=
ſtalt
gebe, Thäler in Hügel verwandele, Hügel zu Thäler aushöhle. Die
Vitte des Verlobten aber konnte ſie nicht abſchlagen, und ſo brachen Beide,
ohne alle Begleitung, weil ſie eben mit ihren Empfindungen ganz allein
und von Niemand geſtört ſein wollten, ſchon am nächſten Tage nach den
ſchimmernden Dünen auf.
Uwe brauchte geraumr Zeit, ehe er ſich genau orientiren konnte, da
die Richtung der Dünen eine ganz andere geworden war. Als er doch end=
lich
den Ort gefunden hatte, erſtieg er den von grünlichem Sandhafer be=
deckten
Wall derſelben, um von deſſen Höhe herab einen Blick auf das
brandende Meer zu werfen. Nana ſchmiegte ſich weich und innig an ſeinen
Arm, ihr Herz klopfte hörbar, und ein paar Thrünen, halb Kinder über=
wundenen
Schmerzes, halb Zengen gegenwärtiger Freude, ſtürzten aus ihren
Augen.
Das ſieht ſeltſam aus, wenn die Brandung rückwärts rollt," ſprach
Uwe, unverwandt ſeine ſcharfen Blicke auf die weiß ſchäumenden Wellen
heftend. Mich dünkt, ich ſehe Mauertrümmer im Meer, und auch dort
aus dem feſten Sande der Dünen ragen geborſtene Wände hervor. Komm,
laß uns unter ſuchen, was die Wogen dort beſpülen, was der Dünenſand
jetzt noch bedeckt.
Rana folgte, ſo ſchnell ſie konnte, dem raſch voraus Eilenden. Keine
Frage; was dort die zurückſtürzende Welle dem Auge enthüllte, waren die
letzten Ueberreſte einer zuſammengebrochenen Backſteinmauer. Vor derſelben
ſah man, ebenfalls von ſchäumendem Salzwaſſer überſtrömt, weiße Flieſen,
wie der reinliche Frieſe ſie vor ſeiner Hausthüre einzufügen pflegt. Taſchen=
krebſe
, Seeſterne, Mollusken zeigten ſich, wie eben die Woge ſie ab= ud
zuſpielte, außer und innerhalb des Gemäuers.
Uwe Peter Bleiken wanderte, den Arms Nana's faſſend, weiter nord=
wärts
, wo eine noch ziemlich gut erhaltene Mauerwand aus dem weißen
feinen Sande emporragte. Neben dieſer Mauer hatten Wind und Wetter

[ ][  ]

24
M.
eine tiefe Höhlung, eines jener merlwürdigen trichterartigen Thäler in den
Sand gewühlt, wie ſie häufig in den Dünen vorkommen. Nach der See=
ſeite
war dies ſehr geſchützte Thal durch eine doppelte Vormauer dicht zu=
ſammengewehten
Sandes geſchloſſen, was der letzte ſtarke Nordweſtſturm
gethan haben mochte; denn innerhalb dieſes doppelten Walles zeigte ſich ein
kleiner klarer Waſſertümpel, hinter dieſem aber wiederum Mauerwerk mit
Fenſteröffnungen.
Es ſind die verſchütteten Wohnungen meines Geburtsortes," ſprach
Uwe, vou eigenthümlichen Empfindungen bewegt. Der Sturm, welcher ſie
eines Tages unter dem Sande begrub, legte ſie jetzt wieder bloß, und läßt
ſie noch einmal vom Lichte der Sonne beſchienen werden.-
Die Liebenden hatten jetzt das zerbröckelte Gemäuer erreicht. Uwe ſtieß
an den Sand, der eines der Fenſter faſt ganz bedeckte. Die Berührung
ließ die nur ſchwache Sandſchichte nach Innen zerfallen, ein kleiner frieſi=
ſcher
Ofen, dieſem gegenüber ein Stuhl und darauf der vertrocknete, zur
Mumie eingedorrte Körper einer Frau wurden gleichzeitig ſichtbar.
Rana ſank mit einem lauten Aufſchrei in die Knie und faltete betend
die Hände. Uwe zitterte heftig, aber hielt ſich doch aufrecht.
Meine Mutterju - ſagte er tief ergriffen, meine gute, liebe Mut=
ter
wie ſie ſo ſanft dem Auferſtehungsmorgen entgegenſchlummert, lächelnd
das längſt erloſchene Auge dem Meere zugewandt
Er kuiete neben ſeiner Braut in den Sand, und Beide ſprachen zu=
ſammen
andächtig ein Vater unſer. Dann ſtanden ſie auf, Uwe hob Rana
über die niedrige Mauer, überſtieg dieje ſelbſt ebenfalls und trat mit ſeiner
Verlobten neben den Leichnam der Mutter. Ueber dem Haupte der Todten
reichten ſie ſich die Hände.
Für Zeit und Ewigkeitzu ſagte Uwe leiſe.
Für Zeit und Ewigkeitzu flüſterte Rana. Die brandende Nordſee
rief ein verhallendes Amen dem erneuerten Bunde der Liebenden zu.
Noch an demſelben Tage, doch erſt ſpät, fand Uwe ſich zum zweiten
Male an der Schwelle des Sterbehauſes ſeiner Mutter ein. Diesmal be=
gleiteten
ihn Viele. Man hatte einen Sarg mitgebracht, welcher die ſterb=
liche
Hülle der Wittwe Bleiken aufzunehmeü beſtimmt war. Tags darauf
wurde dieſe, fünf Jahre nach ihrem Tode, chriſtlich beerdigt.
Drei Wochen ſpäter feierten Uwe und Rana ihre Vermählung. Das
glückliche Paar lebte lange in ſillem Frieden, die Söhne aber, welche die
ſchöne Rana ihrem Uwe ſchenkte, gingen trotz der Erzählungen ihres Vaters
und der Unglücksfälle, die auch ſpäter noch mehr denn einmal die frieſiſche
Männerwelt decimirten, doch wieder zur See. Rana wehrte ihnen jedoch
nicht. Sie fügte ſich willig in das, was der Himmel über ſie beſchloß,
und nahm es ſtill dantend als ein ihr beſtimmtes Schickfal ohne
Murren hin.

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
84. Darmſtadr's Kriegsbedrängniſſe im Lauſe der Jahrhunderte.
(Fortſetzung.)
Den Landgrafen als Gefangenen in einer Kutſche mit ſich führend,
brach die ganze Armada am 28. Mai nach Dieburg hin auf.
Die Nachricht aber von dem Anrücken der ganzen Bahyeriſchen Armee,
welche unter Tilly zur Befreiung des Landgrafen in Eilmäeſchen nahte,
zwang den Kurfürſten, ſich erſt wieder nach Gerau, dann nach Bensheim
und Lorſch zu ziehen. Doch auch hier konnte er ſich nicht halten, da be=
reits
am 30. Mai die Bayeriſche Armee bei Darmſtadt ankam und ihm
auf dem Fuße folgte. Unvermuthet ſah er ſich am 31. Mai von einer
Abtheilung Croaten überfallen und nur ſchleunige Flucht rettete die kur=
fürſtlichen
Schaaren, bei denen der gefangene Landgraf ſich befand. Der
Ueberfall der Croaten war ſo ſchnell und unerwartet gekommen, daß der
dem Landgrafen beigegebene Commiſſär v. Schlick von Angſt getrieben aus
dem Wagen ſprang und Ludwig allein darin ließ. Ein ernſtliches Gefecht
entſpann ſich auf der Lampertheimer Haide und endigte mit einem Siege
der Liguiſten und mit der Gefangennahme mehrerer Hauptführer des
Pjälziſchen Hecres. Als die Feſtung Mannheim das Pfälziſche Heer
ſchützend aufgenommen hatte, fand der Landgraf eine weit mildere Behand=
lung
, als bisher. Täglich ſpeiſte er mit dem Kurfürſten, ja einmal ge=
leitete
dieſer ihn nach Hauſe, um ſich ſelbſt zu überzeugen von des Quar=
tiers
Accomodationv. Und als Ludwig um Freilaſſung ſeines Sohnes
Johannes bat, willjahrte man ihm allſogleich. Derſelbe kehrte, vom Hof=
junker
v. Minigerode begleitet, am 4. Juni nach Darmſtadt zurück. Der
Landgraf ſelbſt, als er am 27. Juni einen Revers unterzeichnet hatte, der
ungleich mildere Bedingungen enthielt, wie die ihm früher zugemutheten,
nahm noch an demſelben Tage nach einem Gaſtmahle Abſchied vom Kur=
fürſten
und verließ, von demſelben bis zum Thore geleitet, Landau, wohin
am 28. Juni Abends in Darmſtadt wieder an. wo Räthe und Volk ſo beſetzten das Schloß.

C.
lange in kanger Beſorgniß um das Schichal ihres Fürſten, jubelnd ihn
empfingen.-
Welche Opfer dazumal unſeren Voreltern für die fremden Soldaten
zugemuthet wurden, ſelbſt wenn dieſe zu den befreundeten gehörten, können
wir aus der Ordnung: des Grafen Tilly erſehen, nach welcher ſich ge=
richtet
werden mußte. Tieſer zufolge erhielt 1) ein Oberſt täglich 40 Pfd.
Brod, 30 Pfd. Fleiſch, 30 Maas Bier, 8 Maas Wein und dann 4 Hühner,
1 Schaaf oder Kalb; 2) der Oberſtlicutenant 25 Pfd. Brod 20 Pfd.
Fleiſch, 20 Maas Bier, 6 Maas Wein, dazu 3 Hühner und ½ Schaaf
oder Kalb; 3) der Wachtmeiſter, Quartiermeiſter 10 Pfd. Brod. 6 Pfd.
Fleiſch 10 Maas Bier, 2 Maas Wein, ½ Schaaf; 4) der Hauptmann
20 Pfd. Brod, 12 Pfd. Fleiſch, 16 Maas Bier, 4 Maas Wein, 2 Hühner
und 1 Kalb; 5) der Lieutenant 10 Pfd. Brod, 6 Pfd. Fleiſch. 10 Maas
Bier, 2 Maas Wein; 6) der Feldwebel 6 Pfd. Brod 4 Pfd. Fleiſch,
6 Maas Bier und keinen Wein; 7) der Corporal 4 Pid. Brod, 2 Pfd.
Fleiſch, 3 Maas Bier; 8) der Gemeine 2 Pfd. Brod, 1 Pfd.
Fleiſch, 2 Maas Bier u ſ. w. Die Ordnung Tillh's ſchließt mit den
Worten: Und dieweil unterm Wort Servicien viel mehr Sache, als ſich
gebühren wolle, gefordert, als ſoll nicht mehr hierin, als Loſament, Stallung,
Holz, Licht und Salz verſtanden werden, auch die Unterthanen nicht mehr
zu reichen ſchuldig ſein Im Falle aber ſie (hohe und niedrige
Officiere wie auch gemeine Soldaten) wider die possibilität und Vermögen
der Unterthanen was aus zu erpreſſen ſich unterſtünden. ſollen ſie mit ge=
bürender
unausbleiblicher Straf andern zum exempel angeſehen werden.
Mit dieſen Ereigniſſen des Jahres 1622 waren aber die Schrecken
des dreißigjährigen Krieges für Darmſtadt nicht vorüber. Das Land war
ein ſteter Tummelplatz aller ſtreitenden Kriegsvölker. Der Landgraf
Georg II. hatte ſich zwar neutral erklärt, aber ſeine Neutralität wurde
nicht reſpectirt.
Als nach dem am 6. September 1631 bei Leipzig erfochtenen Siege
Guſtav Adolf von Schweden ſich dem Rheine und Maine uäherte und
Landgraf V. von Caſſel, der mit Darmſtadt, wegen der Mar=
burger
Erbſchaft in Fehde lag und von Guſtav Adolf begünſtigt wurde,
die Wegnahme des Darmſtädter Landes befohlen hatte, begab ſich Landgraf
Georg zum König nach Höchſt und erlangte von ihm die Neutralität unter
der Bedingung, daß ſchwediſche Beſatzung in die Feſtung Rüſelsheim gelegt
werden durfte Bald darauf verließ Georg ſeine Reſiden; und begab ſich
nach Gießen, weil ihm die dortige Feſtung mehr Sicherheit gewährte.
Er wohnte dort 14 Jahre lang und kam nur einmal hierher, als ihm die
Gemahlin Guſtav Adolfs, welche in Frankfurt Hof hielt, im Jahr 1632
einen mehrtägigen Beſuch hier machte.
Zu Ende des Jahres 1634 kam die franzöſiſch weimar'ſche Armee
unter Herzog Bernhard von Weimar in die Obergrafſchaft und zu einem
ſtarken Theil ſpeziell in die Stadt. Der Herzog Vernhard von Weimar,
der an der Spitze der ſchwediſchen Armee ſtand, quartirte ſich bei dieſer
Gelegenheit im -Engela ein, und es mußten ihm, da er ſeinen eigenen
Küchenmeiſter mit ſich führte, ungeheuere Quantitäten von Fleiſch aller Art
täglich zur Küche geliefert werden. Als Herzog Bernhard fort war, erſchienen
eines Morgens denn auch urplötzlich vier franzöſiſche Compagnieen zu Pferde
und zwanzig zu Fuß unter den Generalen de la Porce und de Breze
vor der Stadt und begehrten Einlaß und Quartier. Die Beſatzung der
Stadt beſiand nur aus einer Compagnie Fußgänger unter dem Rittmeiſter
Strupp. So ſchwach auch dieſe Beſatzung war, ſo war doch ihr muthiger
Anführer zur Vertheidigung entſchloſſen. Er ließ augenblicklich die Thore
verrammeln, ſtark mit Soldaten und Bürgern beſetzen und begab ſich dann
in die Verſammlung der ängſtlich ſich berathenden fürſtlichen Räthe, denen
er erklärte, die Stadt wenigſtens 8 Tage halten zu wollen, bis man vom
Landgrafen, der in Gießen weilte, Verhaltungsbefehle eingeholt hätte. Auch
ſprach er ſeine Meinung aus, daß aller Wahrſcheinlichkeit nach die Stadt
durch kaiſerliche Truppen bis dahin entſetzt ſein wirde Der Führer war
entſchloſſen, auf ſeine Goldaten konnte ſich derſelbe verlaſſen, der Muth der
Bürger war groß und das Schloß war feſt Allein den Räthen fehlte der
Muth. Als die abgeſchickten franzöſiſchen Oifiziere auf raſche Antwort
drangen, warf ſich Strupp mit ſeiner Mannſchaft ins Schloß und den
Franzoſen wurde der Einzug in die Stadt unter der Bedingung geſtattet,
daß ſie das Schloß nebſt den Häuſern der höheren Diener mit Einquartirung
verſchonten. Dieſe Bedingung wurde indeſſen von den Franzoſen, als ſie
einmal eingelaſſen waren, nicht geachtet. Die Räthe erhielten ihre Ein=
quartirung
ſo gut als die anderen Einwohner, und auch das Schloß ſollte
ſeine Gäſte bekommen. Strupp aber mit ſeiner kleinen tapferen Schaar
verwehrte den Eingang. Er ſtellte Musketiere an die Fenſter, pflanzte
Doppelhaken auf den Altan und war aufs äußerſte gefaßt. Da überkamen
die Räthe wieder Beſorgniſſe der ſchlimmſten Art und ſie geſtanden außer
manchem Anderen auch die Uebergabe des Schloſſes zu. Strupp war für
äußerſte Nothfälle von ihren Befehlen abhängig und mußte ſich fügen. Voll
man ſich zuletzt zurückgezogen hatte, und kam über Speier und Mannheim Ingrimm zog er aus Darmſtadt weg nach Rüſſelsheim und die Franzoſen
Fortſ. folgt)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.