Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1860.
Dienſtag den 7. September,
36.
N.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilave hierzu, ſowie bas Verorduungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtag. die Beilage
Vienktags und Letteres Bonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Ziätter zuſamtmen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Pöſtämtern abonniren. In Barmſtadt Fei
der Expedition, Rheinſiraße Nr. 23 neu.
B e k a n n t m a ch u n g.
Mit Beziehung auf die Verordnung vom 7. April 1857, „die polizeiliche Aufſicht über die Dienſtboten betreffendt, welche jedem Dienſtbuche
vorgedruckt iſt, wird hiermit zur Kenntniß der Dienſtherrſchaften und weiblichen Dienſiboten zu Darmſtadt und Beſſungen gebracht, daß neben den
ſeither für Darmſtadt beſtellten zwei Verdingerinnen für weibliche Dienſtboten, der Ehefrau des Privatdieners Zimmermann, wohnhaft Kiesſtraße
Nr. 28, und der Wittwe des Hoflakaien Wetteroth, wohnhaft Holzſtraße Nr. 26, noch eine dritte Verdingerin in der Perſon der Ehefrau des
geweſenen Hoflakaien Ludwig Mattern dahier, wohnhaft Alexanderſtraße Nr. 5, beſiellt worden iſt.
Die weiblichen Dienſiboten haben ihren Dienſteintritt und Dienſtaustritt bei der Berdingerin des Diſtrictes, in welchem die ſeitherige,
beziehungs=
weiſe diejenige Dienſtherrſchaft, bei welcher ſie in Dienſt eintreten, wohnt, anzuzeigen und in den von den Verdingerinnen zu führenden Regiſtern
ſowohl, als in ihren eigenen Dienſtbüchern eintragen zu laſſen. Die Eintheilung der Diſtricte iſt unten näher angegeben.
Die Herrſchaften, welche weibliches Gefinde und die weiblichen Dieyſiboten, welche Dienſte juchen, können ſich deßhalb an eine der drei
Ver=
dingerinnen, ohne daß ſie hier an einenzDiſtriet gebunden wären, wenden; ſie lönnen dehhalb aber auch die Hülfe der drei Verdingerinnen zugleich
in Anſpruch nehmen.
Uebrigens können ſowohl Herrſchaftens als auch Dienſtboten auch ohne Mitwirkung der Verdingerinnen Geſinde annehmen, beziehungsweiſe ſich
an Herrſchaften vermiethen; jedoch wird wiederholt darauf aufmerkſam gemacht, daß Niemand außer den drei beſtellten Verdingerinnen ein Gewerbe
mit dem Verdingen von Dienſtboten betreiben darf, bei Meidung einer nach Artikel 95 desz Polizeiſtrafgeſetzes zur Anwendung zu bringenden Strafe
von 1 bis 10 Gulden.
Die aus Darmſtadt und Beſſungen gebildeten Diſtricte ſindzjolgende:
1. Der Diſtrict der Verdingerin Ehefrau Zimmermann umfaßt den Theil der Stadt, welcher von der Eliſabethenſtraße an, dieſe
mit=
eingerechnet, ſüdlich nach Beſſungen. zu liegt, einſchließlich des Ludwigsplotzes, der Schulſtraße, fowie der Carlsſtraße, ſodann den ganzen
Ort Beſſungen.
II. Der Diſtrict der Verdingerin Wittwe Wetteroth begreift in ſich den Theil der Stadt, der von der Eliſabethenſtraße noͤrdlich liegt und
für welchen öſtlich die Kirchſtraße, der Marktplatz, das Großherzogliche Reſidenzſchloß, der Paradeplatz, die Zeughausſtraße und die
Garten=
ſtraße die Abgrenzung bilden, einſchließlich der ſoeben genannten Straßen und Plätze.
III. Der Diſtrict der Verdingerin Ehefrau Mattern wird gebildet aus demjenigen Theile der Stadt, welcher einſchließlich der Frankfurter
Straße, von dieſer dem Paradeplatz, dem Marktplatz, der Kirchſtraße, der Karlsſtraße und der Kiesſtraße, die letztere einbegriffen, begrenzt wird.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1869.
Großherzoglices Kreisamt Darmſtadt.
In Verhmberpra des Kreisraths:
Strecker, Regierungstath.
Verſteigerungen.
Vergebung von Bauarbeiten.
Donnerſtag den 9. d. Mts.
Vormit=
tags 10 Uhr ſollen die in der Infanterie=
Caſerne dahier ſich ergebenden Bauarbeiten, und
zwar: I. Veutilations=Vorrichtungen:
1) Schreinerarbeit, veranſchl. zu 24 fl. 18kr.
2) Schloſſerarbeit,
188 fl. 6 kr.
II. Aulage von 4 Dunggrüben und Verbeſſerung
der Abtrittsſitze:
1) Maurerarbeit, nebſt Beſchaffung des nöthigen
Sandes und Wegfahren des Grundes,
1146 fl. 25 kr.
veranſchlagt zu
2) Pfläſtererarbeit, veranſchlagt zu 110 fl. - kr.
3) Schreinerarbeit,
„ 48 fl. - kr.
auf dem Büreau der Garniſon=
Ver=
waltung, woſelbſt Plan, Voranſchlag und
Bedingnißheft zur Einſicht bereit liegen, durch
Soumiſſion vergeben werden.
Darmſtadt, den 1. September 1869.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
5618) Korwan.
Cramer.
5816)
Pferde=Verkauf.
Donnerſtag den 9. d. Mis. Vormittags 10 Uhr
werden in der Artillerie=Caſerne zu Beſſungen
etliche 20 für den Militärdienſt untaugiich ge=
wordene Reit= und Zugpferde gegen baare
Zahlung öffentlich verſieigert.
Darmſtaot, den 4. Auguſt 1869.
Der Commandeur Großherzoglicher Feld=Artillerie.
Stumpff, Oberſtlieutenant.
5817) Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 8. September l. J. Nachmittags
2 Uhr werden auf dem Rathhaus dahier die zum
Nachlaß des Ludwig Nicolaus Nold dahier
ge=
hörigen Mobilien: Möbel, Bettwerk und
aller=
lei Hausrath, öffentlich meiſtbietend gegen gleich
baare Zahlung verſteigert.
Beſſungen, den 6. September 1869.
Großherzogliches Orisgericht Beſſungen.
Der Vorſteher:
Demmel.
Feilgebotenes.
5514) Gegen das Ausfallen der Haare und
zur Stärkung der Kopfhaut empfehle aromatiſchen
Kräuter=Elixir, wonach das Ausfallen der Haare
nach achttägigem Gebrauche ſchon aufhört und das
Wachſen neuer Haare ſehr befördert wird; iſt
zugleich gutes Mittel gegen die ſo läſtigen Schuppen.
Per Glas 36 kr. und fl. 1. 12 kr.
Ludwigsplatz,
W. Schäfer,
neben Hrn. Kaufm. Roſenheim. Hoftheaterfriſeur.
8 Die Kohlenhandlung
von
A. Hofmann &a Söhne
in Gernsheim am Rhein
offerirt hiermit zur geneigten Abnahme ihr Lager
in nur von den beſten Zechen der Ruhr
bezogenen
Steinkohlen I. Dual.
zu folgenden billigen Preiſen:
Stückreiches Fettſchrot
30 kr.
bei Abnahme
über 60 Ctr. „
29 „
Fettreiche Stückkohlen
42 „
Magere
40 „
Beſtes Schmiedegries
32 „
ohne Octroi. Frei aus Haus geliefert.
Herr L. Brüchweh, Agent,
Magdalenen=
ſtraße Nr. 9. in Darmſtadt übernimmt Aufträge
und Zahlungen zur raſchſten und reellſten
Be=
ſorgung.
5571) Alexanderſtraße Nr. 5 ein maſſiv
eichenes Hofthor mit Bogen nebſt den
Sand=
ſteinpfeilern, im Licht 125= breit 14 hoch billig
abzugeben.
36
[ ← ][ ][ → ] 136
5566)
H..
Holländische Blumenzwiebel:
Iyacinthen einfache u. gefüllte in allen Farben 6 u. 8 kr. bis zu den feinſten 24-48 kr.
das Stück. Tulpen einfache u. gefüllte frühe zum Treiben. Crocus, Harzissen, Tazetten, Jonquillon,
Anemonen, Ranunkel etc. in ausgezeichneter Qualität und großer Auswahl empfiehlt zu ſehr billigen
Nieder=Ramſtädter
Preiſen
Gust. Laubitz,
5093)
Dr. Friedrich Lengi's
Bürhen
Balsamm.
Schon der vegetabilische Sat allein, welcher aus der Birke fliesst, wenn man in den
Stamm derselben hineinbohrt, ist seit Menschengedenken als das ausgezeichnetste
Schön-
heitsmittel bekannt, wird aber dieser Saft nach Vorschrift des Urfinders auf chemischem
Wege zu einem Balsam bereitet, s0 gewinnt er erst eine fast wunderbare Wirkung.
Bestreicht man z. B. Abends das Gesicht oder andere Hautstellen damit, s0 lösen sich
schon am folgenden Morgen fast unmerkliche Schuppen von der Haut, die dadurch blendend
weiss und zart wird.
Dieser Balsam glättet die im Gosichte entstandenen Runzeln und Blatternarben, versetzt
ihm eine jugendliche Gesichtsfarbs; der Haut verleiht er Weisse, Lartheit und Frische, entfernt
in kürzoster Leit Sommersprossen, Leberflecken, Huttormale, Hasenrsthe, Hitosser und alle
anderen Unreinheiten der Haut.
Preis eines Kruges sammt Gebrauchsanweisung 1 Thlr., 1 Tiegel Opopommade 10 Sgr.,
IEStück Benzoe-Seife 10 Sgr. Mit Postversendung werden für Emballage bei einem Kruge
2 Sgr., für jeden weiteren 1 Sgr. mehr berochnet.
Depét in Darmstadt bei H. Gruber, Schlossgraben Nr. 9.
General-Depst von H. G. Mössinger in Frankfurt a. A.
Hamdschmho
Ludwigſtraße
Ludwigſtraße
Nr. 20.
Nr. 20.
in Fallen Arten und Qualitäten ſtets in friſcher guter Waare empfiehlt die
S
5.
g „Handlchuh-Tabrik von JJ. Gerbardt.
Ruhrer Steinkohlen.
Bei ſtändiger Zufuhr friſcher Ruhrkohlen beſter
Qualität findet der fortwährende directe Bezug
vom Schiff aus ſtatt. Der Preis bei Abnahme
von ganzen Wagenladungen beträgt für
grobes Fettſchrot L. Qual. 30 kr. pr. Ctr.
beſtes Schmiedegries
82 „ „
„
ohne Octroi frei an den Aufbewahrungsort ins
Haus geliefert.
Die Herren C. C. Kleber, Mathildenplatz;
L. Hein, Ludwigsſtraße; Carl Gerſchlauer,
Marienplatz; Wilh. Manck, Ballonplatz; Jacob
Nöhrich, kath. Kirche; Paul Störger Sohn,
Kirchſtraße, und Ph. Wittmann, Schulſtraße in
Beſſungen, nehmen Beſtellungen und Zahlungen
entgegen.
Die Commiſſion
4002) der Steinkohlen=Actien=Geſellſchaft.
5356) En doppelt gedecktes Treibhaus
ſteht Wohnungs=Veränderung halber billig zu
verkaufen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.
Neue holl. Voll=Häringe (Kronbrand)
per Stück 6 kr.
ditto
marinirte „
„ 8 kr.
Neue holl. Sardellen, per Pfund 24 kr.
empfiehlt
Ludw. Heyl Sohn,
Holzſtraße I7.
5721)
5722) Ein ſchöner, wenig gebrauchter,
fran=
zöſiſcher Mantelofen ſteht billig zu verkaufen.
Heinheimer Straße 15 im Seitenbau.
5728) Trockene Zimmerſpähne Wagen=
und Mahnenweiſe bei
Georg Heyl, Bleichſtraße.
5819) Friſch gebrochene vorzügliche
Zwet=
ſchen zum Einmachen werden abgegeben.
Aug. Schmitts, Roßdorferſtraße.
Vermiethungen.
4897) Carlsſtraße Nro. 51 iſt der untere
Stock mit oder ohne Garten zu vermiethen.
5381) Mathildenplatz4 iſt eine Parterre=Wohnung,
am 1. October d. J. beziehbar, zu vermiethen.
5444) Nieder=Namſtädter Straße Nr. 12 iſt
der zweite Stock, beſtehend aus 2 Zimmern und
1 Kabinet, zu vermiethen.
5467) Eine freundliche Wohnung (hoch=
Par=
terre), 8 Piecen, große Küche, Magd= und
Ge=
räthe=Kammer, Gartenvergnügen, Bleichplatz ꝛc.
Frankfurterſtraße 32 dem Großherzoglichen
Herrn=
garten gegenüber, alsbald zu beziehen.
5517) 2-3 Zimmer kauf Wunſch möblirth,
ſowie Stallung nebſt Zubehör ſind Martinſtraße
Nr. 422 zu vermiethen.
5518) Bleichſtraße Nr. 17 parterre ſind zwei
möblirte Zimmer ſofort zu vermiethen.
5593) Carlsſtraße Nro. 22 iſt ein Zimmer
zu vermiethen.
5602) 2-3 Zimmer mit Glasabſchluß,
mö=
blirt oder unmöblirt, wenn es verlangt wird,
kann auch Küche dazu gegeben werden. Zu
er=
fragen bei Hrn. Trier in der Ludwigsſtraße.
489)Rheinirate Nr. enn
Fämöblirte Zimmer Anfangs October
bezieh=
bar. Näheres im 3. Stock.
5756) Ein Logis zu vermiethen und bis den
1. October zu beziehen Gardiſtenſtraße Nr. 7.
5771a) In der oberen Schützenſtraße Nr. 17
ein Logis im Seitenbau von 2 Zimmern,
Kabi=
net, Küche und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten,
an eine ſtille Familie zu vermiethen.
Vermiſchte Nachrichten.
5798) Leçons de frangais, danglais, de latin
ct de gree par J. Bruneel, Mathildenplatz 2.
8 lours de langue française
particuliérement pour les jeunes gens qui
voudraient se perfectionner dans Lart de la
conversation.
G’adresser chez Mr. Kriegk, Rheinstrasse
Die Felſenkeller=Wirthſchaft
iſt vom 6. an geſchloſſen. Herzlichen
Dank für den zahlreichen Beſuch.
5821)
G. Bröidenbach;
1011) Ein Lehrling wird geſucht in der Leder=
und Eiſenhandlung von J. P. Wambold.
5198) Beſſungen. Zwei tüchtige Schloſſer=
Geſellen können bei mir eintreten.
Hch. Jacoby, Schloſſermeiſter.
5226) Ordentliche junge Mädchen
geſucht
Frommann & Bünte.
5474) In ein Frucht= und Mehlgeſchäft en
gros wird ein Lehrling geſucht. Näheres in der
Exped. d. Bl.
5668) Ein Auslaufer wird geſucht.
Eliſabethenſtraße 60 mittlerer Stock
G
Mach Wiesbaden wird eine erſte Ar=
3 beiterin in ein Putzgeſchäft geſucht.
Näheres bei Ph. Kling, Ludwigsplatz dahier.
5788)
Schriftſetzer,
welche nicht dem Verbande angehören, finden
dauernde Condition in der Hofbuchdruckerei
von Joh. Mirth in Mainz.
5790) Eine junge kinderloſe Frau ſucht
Lauf=
dienſt anzunehmen. Gr. Kaplaneigaſſe Nr. 28.
5791) Ein ordentliches reinliches Mädchen wird
in einer kleinen Haushaltung zu Michaeli
ver=
langt. Dieburger Straße 56.
5890) Ein braves Dienſtmädchen wird zum
ſofortigen Eintritt geſucht. Marienplatz Nr. 7.
Neuenburg, Württemberg, bei Pforzheim.
Ein tüchtiger, ſolider
Kaminfeger=Gehülfe
findet gegen guten Lohn ſogleich eine bleibende
Stelle bei Stadt= und Land=Kaminfegermeiſter
5802)
Ehrlich.
5812) Ein Mädchen, das gut kochen und der
Küche ſelbſtändig vorſtehen kann, auch Hausarbeit
thut, wird auf 1. October d. J. gegen guten
Lohn geſucht. Näheres Neckarſtraße Nr. 17 im
dritten Stock.
5822) Nechaniker=Hehüſſen
erhalten dauernde und angenehme Arbeit beim
Mechaniker und Optiker Alex. Vennemann
in Aachen (Rheinprovinz).
Wine gute Köchin, die ſich auch der
CHausarbeit unterzieht, wird auf Michaeli
8
in Dienſt geſucht. Nur Solche, die gute
Zeug=
niſſe haben, wollen ſich melden. Näheres
Eliſa=
bethenſtraße Nr. 51.
5824) Untere Rheinſtraße 49 iſt ein noch gut
im Stande gehaltener Flügel zu vermiethen.
Der Preis iſt per Monat 2 fl. 30 kr. Zu
er=
fragen bei Herrn Kaufmann Heil, Rheinſtraße.
5778)
Geſchäfts-Anzeige.
Mit Gegenwärtigem mache einem geehrten Publikum hieſiger Stadt und Umgegend die ergebene
Anzeigel, daß ich ſeit dem 1. Juli c. die Agentur & Niederlage der Lampen- &
Lackirwaaren-Pahrik von den Herren Fr. Sübgen & Co. in Erfurt
für Süddeutſchland übernommen und unter der Firma
V. CARLROIGE
ſauf hieſigem Platze eröffnet habe.
Indem ich mich nunmehr entſchloſſen habe, außer meinem Engros=Geſchäft auch im detail
zu verkaufen, empfehle ich mein Lager in allen Gorten Tiſch=, Hand=, Wand= und Hänge=Lampen,
Brennern, Milchglasſchirmen, Ehlindern. Vaſen, Chlinderwiſchern, Lampendocht=, lackirten
Thee=
brettern, Brod= und Obſtkörbchen, Eimern, Vogelkäfigen, Spucknäpfchen, Botaniſirbüchſen von Blech,
grün mit Abzügen, Gewürz= und Federkaſten, vennalen, Spieltellern, Chlinder=, Hand= und Spiegel=
Laternen ꝛc. unter billigſter und reeller Bedienung beſtens und zeichne
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per Bahn oder auf der Landſtraße, einzelne Möbelfuhren über Land,
ſowie das Abholen von Möbeln aus d. Eiſenbahuwaggons
in Frankfurt a. M. beſorge bei Garantie prompt und billigſt mittelſt
großer, geſchloſſener Federwagen. Beſtellungen oder Frachtbriefe erbitte
Brönnerſtraße 17, Frankkurt a. M.
5825)
TanzuUmtorrioht
9
Einem hohen Adel und hochverehrten Publikum Darmſtadt's erlauben wir uns hiermit die
ergebenſte Anzeige zu machen, daß Anmeldungen zum Tanz=Unterricht von heute ab
entgegen=
genommen werden.
Bertha Hoffnann,
Franz Hoffnann,
p. Hof=Solotänzerin.
Hof Balletmeiſter.
Darmſtadt, den 4. September 1869.
Mathildenplatz Nr. 10.
Die Sammlungen des Grosshorzog.
lichen Kuseums sind
Sonntags von 10 bis 1 Uhr,
Dienstags, Mittwochs, Donnerstags u.
Frei-
tags von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
Grossherzogliche Museums-Direction.
Schleiermacher.
Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
Kiefern= „ „ 6fl. 24 kr. „
Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Gamſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 7. Sept. 2. Vorſt. im 1. Ab.:
Der Kaufmann von Venedig.
Schau=
ſpiel in 5 Akten von Shakeſpeare, deutſch von
A. W. Schlegel. („Shylok; Herr Regiſſeur
Fallenbach als Debut.)
Donnerſtag, 9. Sept. 3. Vorſt. im 1. Ab.:
Die Stumme von Portici. Oper in 5 Atten
mit Ballet. Muſik von Auber.
Freitag, 10. Sept. 4. Vorſt. im 1. Ab.:
Erziehungs=Reſultate. Luſtſpiel in 2 Akten
von Blum. („Margarethe! Frl. Sobotka a. D.)
Hierauf: Ein Wort an den Miniſter.
Luſtſpiel in 1 Akt. („Fürſt Kaunitz: Hr.
Fallen=
bach a. D.)
Sonntag, 12. Sept. 5. Vorſt. im 1. Ab.
Neu einſtudirt: Die Beſtalin. Oper in 3 Akten
mit Ballet. Muſik von Spontini.
Einiges über das Badeleben im=Mittelalter.
Es iſt bekannt, daß im Mittelalter das Baden theils zum Vergnügen,
mehr aber noch zur Erhaltung der Reinlichkeit und Geſundheit ſehr in
Aufnahme war und daß deshalb in allen Städten für den öffentlichen
und privaten Gebrauch Badeſtuben eingerichtet waren, welche von einem
Bader (Bademeiſter, Stübener) gehalten wurden. Meiſt waren es warme
Bäder, und es wurde für den Gebrauch derſelben von jedem Badenden
eine obrigkeitlich feſtgeftellte Abgabe gezahlt. Wie dieſe, ſo waren auch
die Badetage beſtimmt, was ſich daraus ergeben dürfte, daß z. B. in
Nürnberg noch im Jahre 1622 die nailff meiſter und bader' beim Rathe
darum nachſuchten, künftig nicht allein anſtatt der bis daher üblichen drei
Baderage (Montag, Donnerſtag und Sonnabend) nur zwei (Mittwoch und
Sonnabend) halten, ſondern auch für Heizung des Bades wegen der
er=
höhten Holzpreiſe von einer erwachſenen Manns= oder Weibsperſon
3 Kreuzer von jüngeren Badenden 7½ Patzen' Badegeld nehmen zu
dürfen. Wie allgemein der Gebrauch dieſer Bäder im Mittelalter war,
erhellt daraus, daß man den Arbeitern anſtatt des jetzt gewöhnlichen
Trinkgeldes ein =Badegeldi verabreichte und daß in allen Städten für
die Bademeiſter und Badeknechte eine von den Ortsobrigkeiten feſtgeſtellte
„Ordnung; exiſtirte. In den meiſten Städten beſtanden auch für und in
den Krankenhäuſern, beſonders aber für die damals unheilbaren
Krätz=
kranken, Badeſtuben, ja es wurden ſogar für „die gemeinen Frauen' in
einigen Städten dergleihen Einrichtungen getroffen, wie in Ulm, wo ein
ſolches Bad in der Nähe des Münſtrs war.
Für die armen Bewohner der Städte wurden auf öffentliche Koſten
allgemeine Badeſtuben hergeſtellt, und auch Private ſtifteten ſolche
allge=
meine Bäder, welche „Seelbäder” hießen, weil ſie den Armen zum
Srelen=
heile des Stifters an deſſen Todestage gewährt wurden.
Häufig, beſonders an den Sonnabenden, wurden die Badeſtuben von
den Handwerkern benutzt, und es ſchreibt ſich daher auch der noch jetzt
übliche Handwerksgebrauch, daß die Geſellen am Sonnabend eine Stunde
früher Feierabend machen.
Das Treiben in den Badeſtuben war ein ſehr lebhaftes, da die
Geſchlechter nicht ſtreng geſchieden waren, ſondern nach dem damaligen
freieren Verkehr gemeinſchaftlich miteinander badeten. Zwar war beim
Baden der Gebrauch eines eigenthümlich geformten Badhemdes üblich,
doch ſcheint dieſe Hülle nur den Bemittelteren eigen geweſen zu ſein.
Die Reicheren benutzten aber die Badeſtuben auch als Mittel, um
ihren Prunk zu zeigen. So gehörte es in Nürnberg und Regensburg im
14. Jahrhundert zur ſtattlichen Ausrichtung einer Hochzeit, daß die Braut
feierlich und unter großem Geleite in ein Badehaus geführt und dabei
in letzterem große Gaſterei und Tanz gehalten wurde. Die Sache ſcheint
übertrieben worden zu ſein, und es verfügte deshalb der Rath in
Nürn=
berg, daß außer vier Frauen Niemand mit der Braut zu Bade gehen,
nniemant rahen (tanzen) ſolle vor oder nach (dem Bade)”, ebenſowenig
ſolle daheim getanzt, gegeſſen oder getrunken werden. Nachſichtiger war
der Rath in Regensburg, der zu ſolchem Badegange der Braut acht
Be=
gleiterinnen, dem Bräutigam 24 Begleiter geſtattete, was auf die frühere
Menge ſchließen läßt. In den Badeſtuben wurden die auf einem Stuhle
ſitzenden Badenden von den Badeknechten abgerieben und - geſchröpft,
da man dieſes letztere Blutentziehungsmittel ldamals für ſehr heilſam
erachtete.
Beſonders ſtark wurden die Badeſtuben im Monat Mai frequentirt,
weil man den Maienbädern eine außergewöhnliche Heil= und
Reinigungs=
kraft zuſchrieb - wie noch jetzt bezüglich des Maithaues der Fall iſt
und es war vorzüglich im 14ten Jahrhundert eine allgemein
ver=
breitete Sitte, zum Maibade, wie jetzt zum Jahrmarkte, ſich gegenſeitig
Geſchenke zu machen.
Aber es war nicht allein der Gebrauch der Waſſer= oder
Dampf=
bäder in den Badeſtuben allgemein, ſondern es wurden auch die
minerali=
ſchen Bäder im Mittelalter von den reichen Leuten häufig beſucht, und
es gibt dafür, daß der Beſuch dieſer Heilquellen ſchon im 14. Jahrhundert
zu den Bedürfniſſen des Lebens für die Wohlhabenden gezählt wurde,
der Umſtand einen Beweis, daß, als im Jahre 1376 Meiſter und Convent
des heiligen Geiſthoſpitals in Ulm von ihren Almoſen und Einkünften
eine neue Pfründe ſtifteten, ſie dabei Vorſorge trafen, daß dem Inhaber
dieſer Pfründe die Mittel gewährt wurden, jährlich drei Wochen (zwanzig
Tage) ein „natürlich Badn zu beſuchen.
Es iſt uns von einem Augenzeugen die Schilderung des Lebens in
dem ſchweizeriſchen Badeorte Baden aus dem Anfange des 15.
Jahr=
hunderts erhalten, welcher wir einige Züge entnehmen wollen. Die
A36.
133
Schilderung ſtammt aus dem Jahre 1417, alſo aus der Zeit der
be=
rühmten und berüchtigten Kirchenverſammlung zu Conſtanz, welche über
vier Jahre dauerte und die jedenfalls auf den Beſuch Badens nicht
un=
bedeutend eingewirkt haben mag.
Zu jener Zeit war die Zahl der Badegäſte in dem kleinen Orte
Baden ſtets weit über tauſend; aus allen Theilen Deutſchlands,
Frank=
reichs, Italiens und der Schweiz über Hunderte von Meilen kamen die
Fremden dahin, und Weltliche ſowie Geiſtliche jeden Standes, Nonnen,
Beguinen, fahrende Weiber, Kaufmannsfrauen, Edeldamen und Fürſtinnen
wogten bunt durcheinander im höchſten Schmuck von Silber, Gold und
Edelſteinen, ſo daß es den Anſchein hatte, als ſeien ſie nicht zum Baden,
ſondern zu einer Hochzeitsfeier gekommen. Ungefähr eine Viertelſtunde
von der Stadt, dicht am Fluſſe Limmat, hatte man zum Gebrauch der
Badenden einen ſchönen Hof angelegt, in deſſen Mitte ſich ein großer
Platz befand, rings von prächtigen Gaſthäuſern umgeben, die eine Menge
Menſchen faſſen konnten. Jedes Haus hatte ſein eigenes Bad, und es
belief ſich die Zahl der öffentlichen und Privatbäder auf dreißig. Für
die niedrigſte Volksklaſſe waren zwei beſondere, von allen Seiten offene
Plätze beſtimmt, wo Männer und Frauen, Jünglinge und Mädchen,
un=
bekümmert um einander und um die Zuſchauer, ſich ohne irgend eine
Hülle badeten.
Die zierlich eingerichteten Privatbäder in den Gaſthäuſern waren
zwar zum Gebrauche der Geſchlechter von einander geſchieden; aber doch
herrſchte darin eine für unſere Zeit ungewöhnliche Freiheit des Umgangs.
Denn die Frauen, nur mit elnem leichten Badehemde bekleidet, das mehr
zu verrathen als zu verhüllen ſchien, ſcherzten und unterhielten ſich im
Bade mit den Herren, welche auf den in der Höhe in jeder Badeſtube
angebrachten Gaͤngen ſtanden. Auch fanden ſehr oft in den Bädern ſelbſt
gemeinſchaftliche Mahlzeiten ſtatt, zu denen jeder der in dem Hauſe
Ba=
denden ſein Gericht beiſteuerte. Der mit den beſten und ſeltenſten Speiſen
beſetzte Tiſch ſchwamm auf dem Waſſer, und die galanten Herren,
eben=
falls nur in leichten Linnengewändern, wehten den Damen mit Fächern
Kühlung zu. Sämmtliche Gäſte waren mit Blumen geſchmückt, und
Frauen und Männer trugen Kränze, welche die Blumenmädchen jeden
Morgen in die Gaſthäuſer brachten. Mancher beſuchte täglich 3 bis 4
ſolcher Bäder, indem er dabei auf die angenehmſte Weiſe den Tag
hin=
brachte. Denn es wurde in den Bädern auch geſpielt und geſungen.
Viele der Frauen ſchlugen die Laute und begleiteten ihr Spiel mit Geſang,
und die Männer, welche von oben herab ihnen zuhörten, warfen ſcherzend
ihnen kleine Gold= oder Silbermünzen zu; der Schönſten aber, oder der,
welche am Beſten geſungen, weihten ſie einen Kranz, den die Gefeierte
dann für den Tag trug.
Aber auch außerhalb der Bäder ergötzten ſich die Badegäſte. Denn
noch dem Mittagsmahle begaben ſich die Meiſten auf eine von vielen
Bäume b.ſchattete reizende Wieſe, welche hinter den Gaſthäuſern am
Fuſie mmat lag. Dort fand man ſich in einzelnen größeren oder
klei=
neitn Geoppen zuſammen, und Geſang und Tanz begannen von Neuem.
Lie Mehrzubl der Gäſte aber ſpielten Ball. Der Ball war mit Schellen
verſehen und wurde mit der Hand zugeworfen. Der Wurf enthielt oft
rine Liekeverklärung; denn Mänter und Frauen warfen, jedes dem, den
ed am liebſten hatte, den Ball zu. War er dann geworfen, dann liefen
alle herbei, ihn zu haſchen, alle hielten die Hände empor, ihn im Fluge
zu erfaſſen; wer ihn bekam, war Sieger. Zwiſchen dieſem fröhlichen
Tumulte bewegten ſich die Blumenverkäuferinnen und wurden Erfriſchungen
herumgereicht. Andere Gäſte machten Ausflüge in die Umgegend, und
die galanten Herren, unter denen der weltlich gekleideten Geiſtlichen nicht
wenige waren, begleiteten die Damen, welche auf Eſelinnen oder zierlichen
Saumroſſen ſaßen. An einer ſchattigen, kühlen Stelle wurde Raſt
ge=
halten und beim „Grasmahle” (einem Pikenik, welches auf dem Raſenteppich
ausgebreitet) geſcherzt und gekoſt.
War dann der Abend und die Nacht hereingebrochen, dann ertönten
vor den Gaſt= oder Curhäuſern die Serenaden, welche die zärtlichen
Ge=
fühle der Sänger ausſprachen und manche Fenſter klirrten leiſe zum
Zeichen, daß die Herzensdame den Sang und Sinn verſtanden, in den
Häuſern aber klapperten in vielen Zimmern die Würfel, zrauſchten die
Karten und auch da koſtete manchem weltlichen und geiſtlichen
Würden=
träger die Coeurdame große Summen.
Der Reiz dieſes Badelebens, das in beinahe ungeſchwächter Frequenz
einige Jahrhunderte hindurch dauerte, übte ſeine Anziehungskraft in vollem
Maße aus und nur die loſe Disciplin, unter welcher damals die
geiſt=
lichen Perſonen beiderlei Geſchlechts ſtanden, erlaubte dieſen den häufigen
Beſuch Badens. Die Chorherren der Caroliniſchen Stiftung in Zürich
fuhren ſehr oft dahin und die Aebtiſſin des Frauenmünſterſtifts zu Zürich,
Anaſtaſia von Hohenklingen, verkaufte im Jahre 1415 einen großen
Meier=
hof, um aus dem Erlöſe die Koſten einer Badenfahrt beſtreiten zu können.
Die Kloſterfrauen zu Tölß erkauften ſich im Anfange des 16.
Jahrhun=
derts päpſtliche Erlaubnißſcheine (Indulgenzen), um Baden beſuchen und
weltliche Kleider tragen zu dürfen. Der Abt zu Cappel war lam Ende
des 15. Jahrhunderts) den Badenfahrten am leidenſchaftlichſten erge ben,
da er wochenlang in Baden für mehr als 20 Perſonen beiderlei
Ge=
ſchlechts offene Tafel hielt und dabei die Einkünfte des Kloſters
verſchwen=
dete. Das Uebermaaß des Genuſſes koſtete ihm endlich ſeine Abtei.
Für die Badegäſte war eine, Badeordnung vorhanden, die jedes Mal
bei Eröffnung der Saiſon von der Obrigkeit in Baden zur Notiz für die
Gäſte unter Trommelſchlag öffentlich ausgerufen wurde, wie man auch in
den Städten die geſchehene Heizung der Badeſtuben durch einen Jungen
verlünden ließ, der die Straßen durchzog und mlt einem Klöppel an ein
metallnes Becken ſchlug. Dieſe Badeordnung war, wie alle damaligen
Strafbeſtimmungen und Verordnungen, ziemlich ſtrenge und drohte für
Fluchen, Gottesläſtern, Unzucht, Unfrieden mit harter Ahndung; es gab
zur Aufrechthaltung dieſer Badeordnung auch Ladegerichte, in denen der
Nachrichter ncht fehlte; auch ein Badekönig exiſtirte, wie noch jetzt in dem
berühmten Badeorte Bath in England.
Noch wollen wir eines deutſchen Bades Erwähnung thun, nämlich
des Bades Phrmont. Noch den über daſſelbe uns erhaltenen Nachrichten
war dieſes Bad, deſſen Quellen in den älteſten Zeiten den Namen „de
hhllige Borne: (der heilige Born) führten, ſchon 1490 in ſolchem Rufe,
daß vornehme und fürſiliche Perſonen zu demſelben ihre Zuflucht nahmen.
Am Bedeutendſten aber war die Frequenz in den Jahren 1556 und 1557,
denn in dieſer Zeit war das Bad von mehr als zehntauſend Menſchen
beſucht, was auch die Chroniſten damaliger Zeit veranlaßte, dieſen
unge=
wöhnlich ſtarken Beſuch ein „Wundergeläuf” zu nennen. Die Fremden
ſtrömten herzu aus Spanien, Frankreich, England, Schottland, Norwegen,
Schweden, Dänemark, Polen, Ungarn, Italien, Sicilien und aus ganz
Deutſchland. Die ungeheure Volkemerge, in welcher ein buntes Gemiſch
von Trachten, Sitten und Sprachen ſich zeigte, fard in dem nahegelegenen
Reſidenzſtädchen Lügde und in den umliegenden Lörfern weder Raum
noch Nahrung, ſondern unterhielt über ein Vierteljahr lang ein Feldlager
in der Nähe des Brunnens und im Holze. Man errichtete Häuſer und
Buden, worin Fleiſch, Brod, Bier und ſonſtige Lebensmittel verkauft
wurden, immerwährend fand ein lebhafter Markt daſelbſt ſtatt und die
Zufuhr nach dieſer improviſirten Stadt kam von weither. Dem regierenden
Grafen wurde es ob dieſes plötzlichen und ungeheuren Zuſammenfluſſes
etwas unheimlich, da er einestheils befürchtete (und für die damaligen
Zeiterhältniſſe nicht ganz ohne Grund), daß von dieſer Menſchenmaſſe
eine Vergatterung, (Zuſammenrottung) entſtehen würde, anderntheils aber
durch den häufigen Beſuch von fürſtlichen Perſonen und regierenden Herrn
zu ungewöhnlichem und drückendem Auſwande ſich genöthigt jah. Der
Graf ließ 1556 den Brunnen mit einem Gebäude bedecken, ſo daß man
das Waſſer unter Dach trinken konnte, auch ließ er eine Badeordnung
auftichten, welche zur Nachachtung für Jedermann an einer Linde beim
Brunnen aufgehangen wurde. Der erſte Artilel dieſer Ordnung verbot,
Aberglauben und Abgötterei mit dem Brunnen zu treiben, ebenſo war
Fluchen und Schwören bei harter Strafe verpont. Auf letzteres Laſter
hatten überhaupt die Brunnenordnungen ein fleißiges Augenmerk und noch
1734 konnte es ſich König Friedrich Wilhelm 1. in einem Brunnenedikte
für Freyenwalde nicht verſagen, das Fluchen und unanſtändige Reden
am Brunnen mit einer Strafe von 8 Groſchen Preußiſch Courant zu
be=
drohen. — Alle Stände waren damals in Phrmont vertreten, beſonders
ſiark aber der Adel. Der Ruf des Brunnens war ſo groß, daß die
un=
heilbarſten Kranken, ſelbſt die mit angeborenen Uebeln (Höcker ꝛc.)
ver=
ſehenen, auf Wagen, Karren, Schlitten (die Saiſon dauerte auch den
Winter hindurch) zum Brunnen gebracht wurden. Ein Chroniſt ſagt
ſcherzend, „auch alte verlebte Weiber hatten ſich dahin führen laſſen,
ver=
meinend, dadurch wieder jung zu werden.” Für die, welche nicht zur
Quelle kommen konnten, faßte man das Waſſer in Fäſſer, Tonnen und
Flaſchen und führte es hunderte von Meilen hinweg.
Im Spätſommer 1555 nahm der Zulauf wieder ab, beſucht aber
wurde das Bad fort und fort Beſonders wurde es von der haute volée
frequentirt und fürſtliche Perſonen fanden ſich immer häufig ein. So im
Jahre 1681, in welchem 40 königliche und fürſtliche Perſonen (darunter
der große Kurfürſt) in Phrmont zuſammentrafen. Dieſe vornehme
Geſell=
ſchaft konnte uͤber einen für ſie wichtigen Punkt, nämlich über die
Rang=
ordnung bei Tafel nicht einig werden und es wurde deßhalb der Vorſchlag
der Königin von Dänemark mit Freuden angenommen, nach welchem die
Sitzplätze durchs Loos beſtimmt wurden. Zum Vergnügen der fürſtlichen
Perſonen, die trotz der am Tage arrangirten Maskeraden, Bälle ꝛc. etwas
Langeweile empfunden zu haben ſcheinen, wurde eine Lotterie veranſtaltet;
die regierenden Herren zahlten einige Tauſend Thaler ein und die Looſe
wurden unentgeltlich an die fürſtlichen Badegäſte vertheilt.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckersi.