R. 10.
Cilage
S.
zum
Darmſtädter Frag= und
ige=Blatt.
Dienſtag den 9. März
1869
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Betordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnenient der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren In Darmſtadt
bei der Expedition. Rheinſtraße. Mr. 23 neu
Edictalladungen.
1568) Oeffentliche Aufforderung.
Die Wittwe und Teſtameniserbin des am 17.
Dezember v. J. dahier verſtorbenen
Großherzog=
lichen Geheimeraths Dr. Damian Cröve hat
den Nachlaß deſſelben vorſorglich unter der
Rechts=
wohlthat des Inventars angetreten. Forderungen
und ſonſtige Anſprüche an dieſen Nachlaß ſind,
ſoweit ſie nicht ſchon zur Kenntniß des
unter=
zeichneten Gerichts gebracht worden ſind, daſelbſt
binnen vier Wochen anzuzeigen und zu begründen,
wenn ſie bei dem Inventar=Abſchluß und bei der
weiteren Verfügung über den Nachlaß
berück=
ſichtigt werden ſollen.
Darmſtadt, am 5. März 1869.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor.
Verſteigerungen.
1426)
Bekanntmachung.
Freitag den 12. Märzl. J.,
Vor=
mittags 11 Uhr, ſollen auf dem hieſigen
Rathhauſe die bei Herſtellung der Kaſino=,
Hü=
gel= und Bahnhofſtraße vorkommenden Pflaſier=
und Chauſſirarbeiten öffentlich an die
Wenigſt=
nehmenden vergeben werden.
Darmſtadt, am 5. März 1869.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
Verſteigerung einer Scheuer auf den
Abbruch.
Montag den 15. März l. J. Vormittags um
10 Uhr ſoll auf dem in der Arheilger
Ge=
markung, neben der ſogenannten Hanauer Straße
am Eingang des Parks gelegenen „Forſthaus
Kalkofens die daſelbſt befindliche alte hölzerne
Scheuer, welche 57 Fuß lang 34 Fuß breit und
bis an das Dach 18 boch iſt, auf den Abbruch
öffentlich an den Meiſtbietenden verſieigert werden.
Darmſtadt, den 6. März 1869.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
J. V. d. Kr.:
1569) Schoeneck, Bauaspirant.
1570)
Bekanntmachung.
Samſtag den 13. März d. J. Abends 6 Uhr
ſollen die Immobilien der Jacob Schmidt
Wittwe zu Darmſtadt und zwar:
Flur. Nr. ⬜Klſtr.
4 32
33) Acker in den Mockenröder.
4 33 329 Acker daſelbſt,
auf hieſigem Rathhaus offentlich an den
Meiſt=
bietenden verſteigert werden.
Beſſungen, am 5. März 1869.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Beſſungen.
Demmel.
1571) Die auf Mittwoch den 11. März d. J.
in der Magdalenenſtraße Nro. 21 anberaumte
Verſteigerung wird vorerſt nicht abgehalten.
Darmſtadt, den 8. März 1869.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
1572) Mittwoch den 17. März l. J.
Vor=
mittags 10 Uhr ſoll auf Großherzoglicher
Bür=
germeiſterei dahier die bei Aufertigung von einem
Stück Straßenpflaſter und bei Veränderung der
ſteinernen Brücke im Ort Schneppenhauſen
vor=
kommenden Arbeiten und Material=Lieferungen
öffentlich an die Wenigſtnehmenden verſteigert
werden. Dieſelben ſind veranſchlagt:
fl. kr.
1) Maurerarbeit zu
94 28
2) Pflaſterarbeit zu
199 30
3) Lieſerung von 57 dicken
Sand=
ſeinplatten aus den Brüchen bei
Langen zu
29 42
4) Brechen, Fahren und Setzen'der
Mauerſteine aus den Langer
40
Brüchen zu.
7
5) Brechen, Fahren u. Setzen von
6 Cubik=Klftr. Pflaſterſteinen vom
486
Noßberg zu.
6) Lieferung von 8 Cubik=Alftr. Sand
zur Pflaſterarbeit und Wegfuhr
108
von abzuhebendem Grund zu
Schneppenhauſen, den 6. März 1869.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Schneppenhauſen
Henßel.
1573)
Holz=Verſteigerung
in den Domanial=Waldungen der Oberförſterei
Nieder=Ramſtadt.
Die am 1. und 2. März l. J. in dem Diſtrict
Spieß abgehaltene Holzverſteigerung iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine werden Freitag den 12. März
l. J. bei Großh. Rentamt Reinheim ausgegeben.
Montag den 15. März l. J. wird das Holz
überwieſen und kann mit der Abfuhr deſſelben
begonnen werden.
Nieder=Ramſtadt, den 5. März 1869.
Großherzogliche Oberförſterei Nieder=Ramſtadt.
Löwer.
.
p
Feilgebotenes.
3.
Brennholz=Verkauf
Nr. 47 der unteren Rheinſtraße.
759) Bamberger Zwetſchen, große ſüße
Frucht, per Pfd. 7 kr.; Aepfel,
Aepfel=
ſchnitzen und ächte türkiſche Zwetſchen
empfiehlt
G. Amend, vorm. G. Kraus.
1172) Ein gebrauchter Handwagen in
ſehr gutem Zuſtande wird billig verkauft.
Große Bachgaſſe II. Georg Draſer,
Wagnermeiſter.
1267) Ein zweiſtöckiges Haus mit Hinterbau
in der Neuſtadt iſt zu verkaufen. Näheres im Verlag.
6
9849)
Neueſter Verlag von Carl Hoffmaun in Stuttgart.
6
Calwer, Häferbuch.
H
8 Naturgesehichte der Küfer Buropa's, neue Auſlage, herausgegeben von Dr. C. G. Calwer
8 und Dr. med. G. Jäger. 40 Bogen gr. 80 mit 48 fein colorirten Pafeln. Geb. 4½ Thlr.
8 = 7 fl. 30 kr.
9 Vorräthig in allen Buchhandlungen; in Darmstadt bei G. W. Höehler.
10000GUOOSOOOGSOUSOOOO
1574)
Amerikaniſche Coupons
per 1. Mai werden ſchon jetzt zum höchſten Courſe eingelöſt durch
Darmſtadt, im März 1869.
Cduard G. Gerſt,
Bank= und Wechſelgeſchäft. Rheinſtraße Nr. 8.
a4=
H ar ddog Loeddeoe
2820
40rdlahdon da 404000 90doad 009
BöSdTUAUUUUVNöAIUNRRUIUNUUyuNin
14t
1167) Pariſer Spargeln, neue Kartoffeln, Carotten, Kern=N
44)
Verbſen, Artiſchsken, Blumenkohl, großen Kopfſalat, Radies=
8 chen, friſche Oraugen, Maronen, ſowie ſehr gute Neuſchateller
8 Käſe ꝛc. ꝛc. bei
Z
Wilhelminenſtraße Nr. 4.
Marg. Melsheimer.
D
A200 un e o on gn d o o g9 an anel Neogrgeod La ares Panagen00 0 2
BööRöRRUUGUSUOUTUURTIUUURAUNa3s
1388) Eine große Kaute Kehricht wird billig 1463) Eine Grube Pferdemiſt zu verkaufen
Dieburger=Straße Nr. 6.
abgegeben. Näheres in der Expedition.
11
40
M 10.
1449)
TOAVOTL8
1000 fl. 1. 36 kr., fl. 2. und mehr empfiehlt
Arnold Bergſträßer,
J. P. Diehl'ſche Buch= und Papierhandlung.
1487) Für Bauunternehmer,
Zimmer=
leute, Schreiner ꝛc. empfiehlt buch. Ballunſter
für Treppengeländer vorräthig und ſehr billig
die Dreherei von
L. Kuhn, Ernſt=Ludwigsſtraße 18.
1005) Ein zweiräderiger Karren und ein
elegantes Kinder=Chaischen ſtehen zu
ver=
kaufen. Große Bachgaſſe 1I.
Georg Draſer, Wagnermeiſter.
A
19)
va
von 8, 9, 10 kr. u. ſ. w. an, gutes Papier,
neue hübſche Deſſins, in außerordentlicher
Auswahl empfehlen
C. Hochſtätter & Zöhne.
1482) Eine gute halbe Ohm rothe
Wein=
hefe zu verkaufen. Näheres bei Hofküfer Ritſert.
Vermiethungen.
533) In der Soderſtraße iſt ein Manſarden=
Logis und ein Logis parterre mit 3 Zimmern
nebſt allem Zugehör, abgeſchloſſenem Vorplatz zu
vermiethen. Auskunft ertheilt Schloſſermeiſter
Ludwig, Karlsſtraße 8.
851) In meinem Hauſe, Ernſt=Ludwigsſtraße
Nro. 5, iſt im Vorderhauſe im 4. Stock ein
großes Logis von 3 Zimmern, Magdkammer und
Küche, ſodann im Hinterhauſe eine große
Loca=
lität nebſt großem Keller, geeignet für
verſchieden=
artige Geſchäfte, zu vermiethen und bis zum
W. Korn.
1. April zu beziehen.
962) 4 Zimmer, Küche, abgeſchloſſener
Vor=
platz. 3. Stock, nebſt Bleichplatz, alsbald zu
be=
ziehen, Frankfurterſtraße 32.
1362) Kranichſteiner Straße Nr. 30 iſt ein
Logis, beſtehend aus 2 Zimmern u. 2 Kammern,
zu vermiethen.
1390) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen
Arheilgerſtraße Nr. 2 zunächſt dem Herrngarten.
Eine freundliche Wohnung
zu vermiethen und bis 1. April zu beziehen
Wald=
ſtraße 20, Seitenbau.
(1391
1392) 2 unmöblirte Zimmer bei Gg. Dietrich,
Bäckermeiſter am Sporerthor, zu vermiethen.
1393) In meinem Hauſe in der Mühlſtraße
Nr. 25 iſt der Garten zu vermiethen mit
Lo=
gis und alsbald zu beziehen, und
Ein Manſarden=Logis zu 50 fl. zu vermiethen.
Guſtav Heß, Zimmermeiſter.
1493) Louiſenſtraße Nro. 2 iſt im zweiten
Stock ein Logis, beſtehend aus 4 geräumigen
Zimmern, Küche, Magdſtube, Holzremiſe, Keller,
Mitgebrauch der Waſchküche zu vermiethen; auch
kann auf Verlangen ein Pferdeſtall dazu gegeben
werden. Ebendaſelbſt iſt ein großer Keller,
wel=
cher ſich am beſten zu einem Weinkeller eignet, zu
vermiethen und bis Mai beziehbar. A. Neu.
1509) Dieburger Straße Nr. 16.
für eine ſtille Familie die Manſarden=
Woh=
nung (mit Glasabſchluß). 1 Zimmer, 2
Kabi=
nette, Küche, Bodenkammer, Keller, Holzſtall,
Bleichplatz. - 90 fl. - In ½ Jahr zu beziehen.
44NNUNAAAARTAAATTTRTRs
8 1500) Wilhelminenſtraße 6.
4
4 Der obere Stock meines Hauſes, beſtehend
F in 5 ſehr ſchönen Zimmern und mit allen
4 Bequemlichkeiten iſt an eine ſtille Familie
E zu vermiethen u. den 1. Juni zu beziehen
44
Chr. Klein.
1576) Ein möbl. Zimmer nebſt Bedienung
Bleichſtr. 46, 3r Stock nächſt den Bahnhöfen.
1577) Friedrichsſtraße Nr. 38 im 3. Stock
ein möblirtes Zimmer vom 1. April an zu beziehen.
Vermiſchte Nachrichten.
1578) Ich mache den geehrten Damen die
ergebenſte Anzeige, daß das Waſchen, wie
auch Umändern und Färben der
Stroh=
hüte ſeinen Anfang genommen hat und ſehe
recht zahlreichen Aufträgen entgegen.
M. Schröder,
Caſinoſtraße Nr. 2.
1579)
Kleiderwäſcherei.
Alle Kleider werden beſtens gewaſchen, gebügelt
und zu billigſtem Preis hergeſtellt.
Langegaſſe Nr. 10.
Herzberger.
2 6oſin Mädchen, das kochen kann,
8 4L wird auf Oſtern geſucht.
Näheres Rheinſtraße 23 im Seitenbau.
5.
S5Fin braver Junge kann die Steindruckerei
„Verlernen bei Adam Weinmann, Beſſungen.
1580) — Mit den leider noch immer zu wenig beachteten Worten: „Ernſt iſt das Leben,
heiter ſei die Kunſt” eröffnet die Verlagshandlung von Robert Apitzſch in Leipzig ein Abonnement
auf eine von ihr begründete Zeitſchrift unter dem Titel: „Die Tanzſtunde. Central=
Organ auserleſener neuer Original=Tänze und Märſche, welche in monatlchen
Lieferungen von 4 Bogen größten Notenformates erſcheint, und bei vierteljährlichem Abonnement
pro Lieferung nur 12½ Sgr. koſtet. Die erſte ſoeben erſchienene Lieferung iſt in der That
ge=
eignet, der ſchon durch den Namen des Redacteurs, des rühmlichſt bekannten Lieder=Componiſten
Julius Lammers in uns erweckten Hoffnung, die Verlagshandlung werde ihr Wort zu rechter Zeit
einzulöſen wiſſen, weitere Nahrung zu geben. — An der Spitze ſämmtlicher 5 Piecen findet ſich
als Componiſt Julius Lammers verzeichnet, jedoch will ſich die Verlagshandlung ihrem Programm
zufolge nicht auf einzelne, wenn immer hervorragende Kräfte beſchränken, ſondern vielmehr ihre
Zeitſchrift zu einem Central=Organ erheben, welches allen wahrhaft gelungenen Erſcheinungen auf
dem Gebiete der Tanzcompoſition jaderzeit ſeinen Raum geöffnet hält. - Was nun die 5
Num=
mern der erſten Lieferung betrifft, ſo zeigt in jeder derſelben der Componiſt, daß er hier wie im
Liede auf der Höhe ſeiner Zeit ſteht, und von dorther das Gemüth ſeiner Zuhörer zu beherrſchen
weiß
Indem wir daher mit wahrer Stimmung der in einigen Tagen
er=
ſcheinenden zweiten Lieferung entgegenſehen, wollen wir nicht unterlaſſen haben,
allen Freunden leichter und gefälliger Muſik die Tanzſtunde hiermit aufs
Wärmſte zu empfehlen.
Abonnements nehmen ſämmtliche Buchhandlungen und Poſtämter entgegen, in Darmſtadt
die Muſikalienhandlung von W. L. SOLOLLXOP.
152
Lokal=Gewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder Donnerſtag den 1. März Abends 8 Uhr,
im oberen Saale der Winter'ſchen Brauerer. — Tagesordnung: Berathung
über folgenden Einlauf des Fragekaſtens:
Nach öffentlichen Blättern wird dermalen bei dem Bundesrathe des Norddeutſchen Bundes
über Aufhebung der Erfindungspatente verhandelt. Es wäre von Intereſſe, die Räthlichkeit der
Ertheilung von Erfindungspatenten zum Gegenſtande eines Vortrags zu machen. (Referent: Herr
Maſchinenfabrikant Blumenthal.)
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Nummern der techniſchen Zeitſchriften ꝛc.
ſind aufgelegt. — Der Fragekaſten iſt am Eingang des Lokals aufgeſtellt.
geeegeurininaanoaauun
9 1397)
Geſchäfts-Eröffuung.
5 Hohem Adel und geehrtem Publikum zeige ergebenſt an, daß ich auf hieſigem Platze ein
Putz= und Mode=Geſchäft
C9 errichtet habe und empfehle ich mich für elegante und geſchmackoolle Anfertigung von
Coiffüren, Hüten, Hauben ꝛc., ſowie vollſtändige Ball=Toiletten und aller
2.
ſonſtigen hierin vorkommenden Arbeiten.
Marie Birnstill,
1
im Hauſe des Hrn. Th. Schwab.
G Nr. 4. Ernſt=Ludwigsplatz I. Stock.
1.4
H8
96
4
ReuLiauuiiiaerdeeeaaGueon
1322) Ein ſtarker Junge kann in meiner
6461) Ein junger Mann mit nöthigen
Schul=
kenntniſſen wird als Lehrling in mein Papier= Druckerei bei gutem Wochenlohn anhaltende
Be=
ſchäftigung finden.
Georg Hof,
C. Welzbacher.
Geſchäft geſucht.
Eliſabethenſtraße im Schulhauſe.
1011) Ein Lehrling wird geſucht in der Leder=
und Eiſenhandlung von J. P. Wambold.
819) Geſucht wird auf Oſtern ein braves
Mädchen in einen kleinen Haushalt.
Eliſabethen=
ſtraße Nr. 45 eine Treppe hoch.
1369) Einen Lehrling ſucht
Chr. Wirthwein, Spenglermeiſter:
- (Ein junger Mann, urverheirathet und
„
„
C im Umgang mit Pferden vertraut,
als Kutſcher geſucht.
Wilhelmſtraße, Beſſungen Nr.
72.
[ ← ][ ][ → ]1407) Geehrten Damen zur Nachricht, daß ich das
N. 10.
Waſchen, Umandern u. Färben von Strohhüten
im Hauſe des
beſtens beſorge.
Marie Birnstill, Herrn Th. Schwab.
4. Ernſt=Ludwigsplatz A.
1581)
Sichere Zinſen und gleichzeitig
hohe und kleinere Gewinne
bieten die von der Stadt Madrid garantirten 100 Franken=Obligations=Loſe.
Von 1869 bis 1873 jährlich 4 Gewinnziehungen.
Hauptgewinne: Frs. 250,000, 100,000, 70,000, 50,000, 40,000,
85,000 ꝛc. ꝛc. Niedrigſter Gewinn: Frs. 100 oder Thlr. 26. 29 Sgr.
Die Obligations=Looſe ſind mit jährlichen Zinscoupons 3 Franken
verſehen, welches zu dem jetzigen Ankaufspreis einen Zins von 5 pCt. ergibt; außer dieſen
Zinſen muß jedes Loos mit Gewinn gezogen werden, wovon der Niedrigſte ſchon Frs. 109 beträgt.
Sowohl die Zinſen als die Prämien werden in Berlin, Breslau, Leipzig, Hamburg,
Frauk=
furt a. M., Stuttgart, Paris, Genf ꝛc. ohne den geringſten Abzug in franz. Gelde ausbezahlt.
Die nächſte Gewinnziehung findet ſchon am 1. April d. J. ſtatt.
Obligationslooſe 16 preuß. Thlr. oder fl. 28 (Verlooſungsplan gratis) ſind zu beziehen bei
Moriz Stiebel Söhue,
Banß- und Hlaats-sffecten=Geſchäft in Frankfurt a. M.
2 An= und Verkauf aller Anlehens=Looſe, Staats=Effecten, Actien, Coupons ꝛc.
E=¾ beſorgen wir zum Börſencourſe.
Wuum
1352) Den geehrten Häuſerbeſitzern Darmſtadt's erlauben wir uns hiermit die ergebenſte
Mittheilung zu machen, daß unſere
„Latrinen=Entleerungs=Maſchine”
ihre Thätigkeit begonnen hat und ganz vorzüglich arbeitet, ſo daß, wenn die Schläuche gelegt ſind,
alle 5 Minuten 1 Faß gefüllt iſt.
Unſere Geſellſchaft vergütet für das Faß Jauche 30 kr. und falls die Eigenthümer ſelbſt
Verwendung haben ſollten, ſo übernehmen wir auch, gegen entſprechende Vergütung, die Entleerung
und Verbringung der Jauche.
Damit die nöthigen Entlerungen in keiner Weiſe Unterbrechungen erleiden können, iſt bereits
für entſprechende Unterbringung beſtens Sorge getragen.
Im Auftrag der Geſellſchaft:
Anmeldungen nimmt entgegen
Jean Lutz, Große Kaplaneigaſſe 22.
1402) Ein braves Mädchen, das kochen kann
u. die Hausarbeit verſteht, wird gegen guten Lohn
auf Oſtern in Dienſt geſucht. Bleichſtraße Nr. 7.
Aice-Balar.
Geübte Arbeiterinnen in Weiß=
Sticke=
reien und Häkel=Arbeiten, finden
fort=
während dauernde Beſchäftigung gegen
aute Bezahlung.
1544) Zu Diiern en Mädchen fur Küche
und Hausarbeit gegen guten Lohn geſucht.
Wilhelminenſtraße Nr. 16.
Die ſtille Inſel.
1414) Ein junger Menſch, im Rechnen
und Schreiben, ſowie in einfacher Buchführung
erfahren, ſucht eine paſſende Stelle. — Näheres
in der Expedition.
Geſucht
1416)
junge Mädchen, welche das Putzgeſchäft erlernen
wollen.
Marie Birnſtill,
Ernſt=Ludwigsplatz Nr. 4, I. Stock.
1558) Ein junger Menſch, welcher noch einige
Stunden des Tages frei hat, ſucht Beſchäftigung
als Diener oder ſonſt Commiſſionen zu beſorgen.
Zu erfragen Pankratiusſtraſſe Nr. 13. 2. Stock.
41
=Win mit den nöthigen Schulkenutniſſen
E verſehener brave Junge kann als
Setzer=Lehrling eintreten in der
Judwig Carl Wittich schon
1537a
Hofbuchdruckerei.
1403) Es wird auf Oſtern eine Köchin
geſucht, welche ſich mit guten Zeugniſſen
aus=
weiſen kann. Eliſabethenſtraße 60 mittl. Stock.
1413) Ein Glavier zu vermiethen.
Neckarſtraße Nr. 15.
1417) Geſucht wird auf Oſtern, Wieſenſtraße
Nr. 9 parterre, ein braves Mädchen, das mit
Kindern umzugehen verſteht.
1563) Ein Mädchen, welches in dem
Ge=
ſchäfte ſeiner Eltern thätig iſt, ſucht eine Stelle
in einer Familie oder in einem Geſchäfte. Es
wird mehr auf gute Behandlung als großes
Salair geſehen. Näheres Rheinſtr. 14, Zr Stock.
E
1582) In einer gebildeten Beamten=H
Familie können 1-2 Penſionärinnen
Auf=
nahme finden.
Wo? ſaat die Expedition.
1583)
Lehrlings=Geſuch.
In ein reſpectables Frankfurter Weißwaaren=
Geſchäft en gros u. détail lann ein junger Mann
von guter Familie ſofort als Lehrling eintreten.
Koſt und Wohnung gegen Vergütung im Hauſe.
Franco=Offerten nehmen Haaſenſtein u. Vogler
in Frankfurt a. M. unter N. W. 234 entgegen.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 9. März. Abonn. suspendu.
Beneſiz für Fräulein Frohn: Ein
Winter=
märchen. Schauſpiel in 4 Akten von
Shake=
ſpeare. Deutſch von Dingelſtedt. Muſik von
Flotow.
Gorſetzung.)
Nichts wirtt aber beruhigender auf aufgeregte Gemüther als der
ſille Frieden, den eine reine Mädchenſeele unbewußt um ſich her
ver=
breitet. Selig fühlte ſich auch Wilhelm in dem ſelbſtgewählten Kreiſe,
ſodaß er allen Unmuth und die Aengſtlichkeit ſeiner Lage über
freund=
lichen Hoffnungen vergaß. Dazu hatte auch Richard von ſeinem
Zuſam=
mentreffen mit Hennike erzählt, die prächtige Kette übergeben und Wilhelm
fügte noch manches Wort von dem ihm bekannten Treiben in Dresden
hinzu, daß die Gedanken gewaltſam in eine andere Richtung gedrängt
wurden.
Mitten in ſolchen Geſprächen unterbrach ſie eines Abends ein weithin
ſchallendes Naſſeln an der Zugbrücke, ein lauter Ruf und gleich darauf
kam die alte Magd und meldete ein Mann ſei draußen und wolle den
Meiſter ſprechen. Der Befehl, ihn einzulaſſen, war ſchon gegeben, ehe
Wilhelm oder Nichard Zeit hatten zu überlegen, was zu thun ſei für de
Fall daß man ſie zu ſuchen käme. Während man ſchon vor dem Hauſe
die Tritte des Fremden hörte, der trotz der üblichen Warnung: „Hier iſt
das Haus des Scharfrichters!: doch keck die Schwelle überſchritt, zogen
die jungen Männer Eliſabeth in die Nebenſtunde, deren Thür ſie halb
offen ließen, um lauſchen zu können.
Der Mann, der ſo ſpät in das verrufene Haus eintrat, gehörte den
höhern Ständen an. Die Sicherheit ſeines Auftretens, trotz ſeiner
Ju=
gend, zeigte von der frühen Gewohnheit ans Befehlen, während der ſtolz
emporgeworfene Kopf und das herausfodernde Auge Muth und Trotz
be=
kundeten. Er warf einen flüchtigen Blick in der Stube rundum und erſt
als er ſich überzeugt hatte, daß er mit dem Alten hier allein war, fragte
er kurz: „Ihr heißt Bremer, nicht ſo?u Aber ohne die Antwort
abzu=
warten, nahm er das Licht von dem Tiſche, ſtieß mit dem Fuße die nur
angelehnte Thür zum Nebenzimmer auf und leuchtete den dort Verſtecken
ins Geſicht. „Da iſt er, bei Gottlu rief er aus, während er ein
trium=
phirendes Lächeln nicht verbergen konnte. „Kommt nur hervor, gerade
mit euch Allen hab' ich zu ſprechen!
Das Alles geſchah in ſolcher Eile, daß Niemand ſich von ſeiner
Ueber=
raſchung erholen und den Eindringling zurechtweiſen konnte; Wilhelm
ver=
lor zuerſt die Ruhe und frug mit auffahrendem Tone, was er hier wolle.
„Ich bin gekommen; antwortete der Fremde, „um gerade Sie
aufzu=
ſuchen, Herr König. Die Minuten ſind gezählt, alſo unterbrechen Sie
mich nicht! Wollen Sie mir vertrauen und mir folgen, oder ziehen Sie
es vor, in Zeit von einer Viertelſtunde als Gefangener in Döbeln
eiu=
zuziehen 2„
Dieſe ruhig geſprochenen Worte verfehlten nicht ihre Wirkung auf
die beiden jungen Männer, die, überzeugt, daß ſie entdeckt waren, hier
42
N. 10.
einen ſo unerwarteten Freund fanden: Mit ängſilicher Spannung harrte
Eliſabeth der Dinge, die kommen ſollten, aber auch für dieſe wußte der
Fremde ein Wort der Beruhigung, indem er ihr ſagte: „Fürchtet Euch
nicht, Jungfer; der Schein iſt oft gegen den Menſchen und da iſt es beſſer,
auf eine zeitlang abzutreten. Ihr werdet Euern Verlobten bald
wieder=
ſehen oder wenigſtens hören, daß es ihm gut geht. Und nun fort, Herr
König, wenn Ihr Euch für mich entſchieden habt!
„Wilhelm war ſchnell entſchloſſen, zu folgen und es ängſtigte ihn
nur, den Freund hier allein laſſen zu müſſen; eine kurze Unterredung
zwiſchen den drei jungen Männern genügte, um auch Nichard zum
Mit=
gehen zu bewegen. Der Alte war vollkommen außer Faſſung, als er auch
den Sohn ſich zur Flucht anſchicken ſah aus Urſachen, die weder er noch
Eliſabeth kannten und die zu erklären jetzt am wenigſten Zeit war. Es
war ein Moment tiefſter Rührung über dieſe Menſchen gekommen, den
der Fremde auf jede Weiſe abzukürzen verſuchte. Faſt gewaltſam mußte
er die beiden Liebenden trennen, indenn er nochmals Vater und Tochter
verſicherte, ſie ſollten bald die beſten Nachrichten von den Flüchtigen
er=
halten.
An dem andern Ufer hielt ein Wagen. Eliſabeth ſah, wie die drei
Männer einſtiegen und fort ging es im ſchnellſten Laufe. Nur einen
Moment noch hatte ſie den Ausbruch ihres Schmerzes zu bekämpfen, dann
preßte ſie feſt die Hand gegen das Herz, als wollte ſie mit Gewalt das
Schlagen deſſelben mindern; leiſe ſprach ſie vor ſich hin wie zur
Selbſt=
beruhigung: „Es muß ſeinl” und ſcheinbar ruhig trat ſie mit
Troſtes=
gründen vor den Vater, der wie vernichtet in ſeinen Lehnſtuhl geſunken
war. „Was mag geſchehen ſeinl” frug dieſer.
Jeder Schmerz hat Spannungen und Aufregungen in ſeinem Gefolge,
die neben den geiſtlichen und geiſtigen Troſtgedanken dem ergriffenen
Herzen eine andere Thätigkeit der Gefühle anweiſen. So verwandelte ſich
auch bald den Verlaſſenen auf der Inſel das Gefühl des Schmerzes in
ein herzliches Dankgebet für die Rettung der Beiden, als Gerichtsperſonen
nach Wilhelm zu ſuchen kamen. In einem ſchnellen Verhöre geſtand der
alte Bremer das Verhältniß, in welches Wilhelm mit ſeiner Einwilligung
zu Eliſabeth getreten war. Die Richter überzeugten ſich auch leicht, daß
er vollſtändig unſchuldig an dem Vergehen ſei, deſſen man König angeklagt,
und verließen unmuthig über ihre verfehlte Abſicht bald wieder die Inſel.
Hans Jürge war nach ſeinem Entweichen in Leipzig wieder ergriffen
und nach Döbeln zurücktransportirt worden; ſeine Ausſagen gegen Wilhelm
hätten an und für ſich keinen Verdacht gegen dieſen aufkommen laſſen,
wenn nicht die Perichte des Wärters und der Wächter ſie beſtätigt hätten.
Dazu kam die Anklage eines Fremden, der, als er an der Wirthstafel in
Döbeln von der Geſchichte hörte, ſehr ausführlich über Wilhelm's Treiben
in Leipzig und von ſeiner Bekanntſchaft mit Richard Auskunft geben
konnte.
Während Eliſabeth für die Rettung des Geliebten mit der ganzen
Innigkeit einer lieben Seele betete und dann wieder aus Arndts „
Para=
diesgärtlein” nichts herausleſen konnte als den Namen des Geliebten, hatten
die Fliehenden die Straße nach Leipzig verlaſſen und fuhren auf
Feld=
wegen, wie es ihnen ſchien die Kreuz und die Quer dahin. Auf alle
Fragen hatte der Begleiter nur abweichend geantwortet und erſt als der
junge Morgen tagte, geſtand er ihnen, daß ſie auf dem Wege nach
Dres=
don wären.
„Und was ſoll dort aus uns werdenzu frug Wilhelm, der nun
end=
lich Aufklärung über all das Geheimnißvolle wünſchte, welches den
Frem=
den umgab. Satt aller Antwort aber ließ dieſer den Kutſcher von der
kaum betretenen Hauptſtraße abweichen und befahl ihm, gerade auf ein
einſames Haus zu fahren, das er ihm mit dem Finger bezeichnete. Es
mußte ein gut beſuchter Krug ſein, denn luſtige Muſik tönte von dort her,
begleitet von wildem Männergeſange. Unter der Hausthür ſtand ein
äl=
terer Mann, wie es ſchien in Erwartung des Wagens; Wilhelm glaubte
trotz der Entfernung den Mann zu erkennen und je näher ſie kamen, um
ſo ſicherer wurde er in ſeiner Vermuthung, und als jener endlich den
Fremden mit der Frage empfing: „Nun, mein Herr Hauptmann, iſt's
ge=
lungen 2u blieb ihm kein Zweifel mehr, daß er in die Hände ſächſiſche:
Werber gefallen ſei.
„Statt eines bringe ich zwei, Hölemann=, ſagte der Hauptmann, in
dem er ausſtieg und die beiden jungen Männer aufforderte, mit ihm zu
gehen. Der alte Corporal ſah mit vergnügtem Lachen dieſe ſchönen
Ge=
ſtalten ſeinem jungen Hauptmann folgen, in ſeinem Geiſte ſah er ſie ſchon
in die Compagnie eingeſtellt und gut dreſſirt.
„Ihr werdet nicht ſchlecht ausſehen in euern rothen Röcken mit den
gelben Supraweſten und wachſen werden die Kerls auch noch, wenn ſie
erſt zu Mannſchaften gemacht ſind=, philoſophirte er vor ſich hin und pfiff
vor Freuden den Grenadiermarſch in Gedanken.
Während dieſer Zeit traten die Angekommenen in ein abgelegenes
Zimmer: der Hauptmann warf Hut und Mantel ab und ſprach im Tone
größter Freundlichkeit zu den Flüchtigen: „Bis hierher ſeid ihr mir mit
Vertrauen gefolgt, es ſteht euch jetzt frei, hin zu gehen wohin ihr wollt,
donn ich kenne des Königs Befehle, welche jede unfreiwillige Werbung
verbieten. Ich bin Chriſtoph Friedrich von Flemming und führe eine
Compagnie bei des Königs und Kurfürſten Leibgrenadiergarde. Wollt ihr
mir vertrauen und mir folgen, ſchützt euch mein Einfluß und der rothe
Rock vor jeder Verfolgung.
Flemming ſchien einen Augenblick lang den Eindruck zu beobachten,
den ſeine Worte auf Wilhelm und Richard machten, und als Beide
ſchwie=
gen, fuhr er fort: „3ch kann euch Ehre verſprechen und Beförderung;
wenn ihr ſo ſeid, wie ihr ſcheint, kann es euch nicht fehlen; ein Bataillon
von uns ſteht in Mähren und auch wir werden nicht lange unthätig
blei=
ben in Dresden, wenn der junge König von Preußen ſo fortfährt, wie er
begonnen hat."
Allerdings waren die Beiſpiele eines ſchnellen Avancements damals
durchaus nicht ungewöhnlich und wenn auch zunächſt immer der Adel
be=
rückſichtigt wurde, ſo waren doch auch Bürgerliche im Heere zu hohen
Stellen gelangt. Lockend war beſonders die Ausſicht auf das friſche freie
Leben im Kriege und namentlich Wilhelm, der gern die gemeine
Mittel=
ſtraße vermied und unter dem Eindruck des Augenblicks die Conſequenzen
ſeines Schritts überſah, war ſchnell bereit, den Aufforderungen des Herrn
von Flemming zu folgen. Erſt das bedenkliche Geſicht Richard's machte
ihn ſtutzen. Für dieſen freilich waren die Ausſichten minder glänzend, er
mochte ſich ſelbſt betrügen ſoviel er wollte. Ehe er in das Regiment trat,
mußte er ſich ehrlich machen laſſen und dadurch war die Trennung von
ſeinem Vater ausgeſprochen; außerdem fühlte er zu gut, daß der Makel,
den das Vorurtheil der Menſchen ſeiner Stellung aufdrückte, nicht
ver=
ſchwände durch irgendeine Ceremonie und dazu ſollte er noch die Freiheit
aufgeben. Auf ſeiner Inſel war er unumſchränkt, ſeine beſondere Stellung
ſelbſt war ihm nachgerade zur Gewohnheit und faſt lieb geworden.
Flemming errieth, was in den Seelen der Freunde vorging; ihm
war es zu ſehr darum zu thun, die großen, ſtattlichen Männer für ſeine
Compagnie zu gewinnen, als daß er nicht alle Einwürfe für unweſentlich
hätte anſehen ſollen, und ſo glaubte er Richard mit dem Verſprechen
be=
ruhigen zu dürfen, daß von ſeinnr frühern Stellung niemals die Rede ſein
würde. „Wie lange wird es dauern,” ſetzte er hinzu, yſo folgen auch
wir dem erſten Bataillon ins Feld und dort wird ſich für Euch
Gelegen=
heit bieten zur Auszeichnung. Aus Döbeln und der Umgegend iſt jetzt
Niemand im Regimente, wer ſollte Euch alſo erkennen? Zuletzt gab der
junge Hauptmann ſein Verſprechen, alle Verantwortung auf ſich zu nehmen
und Wilhelm und Nichard, denen ohnehin alle andern Wege, ihrer Lage
zu entkommen, abgeſchnitten waren, verbanden ſich endlich durch Handſchlag
zu Soldaten.
Die Geſellſchaft, in die ſie nun eintraten, behagte ihnen freilich nichtz
es waren rohe Burſche, die theils freiwillig ſich hatten werben laſſen,
Leute, die nach dem damaligen Volksſprichworte nicht Vater und Mutter
hatten folzen wollen und unn dem Kalbfell folgen mußten, oder ſie waren
ſogar den Werbern von den Magiſtraten und den Rittergutsbeſitzern als
nichtsnutzige faule Burſche gleichſam zur Beſſerung übergeben worden.
Unter ſtrengſter Aufſicht waren ſie hierhergeführt, bis die andern Werber.
zurückgekommen ſein würden, und verbrachten nun ihre freie Zeit mit
Riemchenſtechen und Scheffelſpiel, bis Einer oder der Andere den letzten
Groſchen ſeines Handgelds in dieſen damals beliebten Hazardſpielen
ver=
loren hatte.
Jortſetzung folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
76. Das Schleiermacher'ſche Haus.
Die Gegend, in der das Schleiermacher'ſche Haus ſieht, hieß ſchon
in der Katzenelnbogener Zeit „bei St. Joſten” und ſo wurde die Gegend
noch im vorigen Jahrhundert actenmäßig bezeichnet. Dort erſcheinen ſchon
in uralter Zeit vielerlei Gärten und Weinberge namentlich aufgeführt.
Woher die Bezeichnung „bei St. Joſten” rührt, iſt nicht ſicher feſtzuſtellen:
vielleicht ſtand in jener Gegend, in der viel Gartenbau getrieben wurde,
eine dem St. Joſt, dem Patron des Land= und Gartenbaus geweihte
Ka=
pelle oder ein ihm geweihter Bildſtock. Später erſcheint in der Gegend
„der Bachgarten” den die Landgräfin Sophie Eleonore ihrem älteſten
Sohne ſpeciell vermachte. Dann erſcheinen dort in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts herrſchaftliche Stallungen, und ein dem Oberjägermeiſter
v. Minigerode gehöriges Haus nebſt dahinter liegendem Bleichgarten. Der
Anfang des Schleiermacher'ſchen Hauſes war ein Muſikſaal, den ſich der
Leibarzt des Landgrafen Ludwig 1X. Dr. Heſſe erbaut hatte. Durch
An=
bauten und Aufbauen iſt im Laufe der Zeit das Haus, wie es bisher
war, entſtanden.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdr uckerei.