Darmstädter Tagblatt 1868


17. November 1868

[  ][ ]

Beilage

zum

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

N. 16.

Dienſtag den 17. November

1868.

Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich: Erſteres Camſtags, die Beilage
Vienſtags und Legteres Donnerſtags. Jahres=Abonneuient der drei Blärter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren Zu Darmſtakt
bei der Expedition, Rheinſtraße, Nr. 23 neu

Verſteigerungeu.
153)
Bekanntmachung.
Nächſten Mittwoch den 18. d. Mts.,
Vormittags 9 Uhr, werden im Gaſthauſe
zum Prinzen Alexander (Alexanderſtraße) dahier
drei vollſtändige Betten nebſt geſammtem Zu=
gehör
, ſowie ſonſtiger Hausrath, ſaͤmmtlich gut
erhalten, gegen gleich baare Zahlung öffentlich
an den Meiſtbietenden verſteigert.
Darmſtadt, den 12. November 1868.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher,
Berntheiſel.
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 24. d. Mts. Vormittags
10 Uhr wird im Hofe des hieſigen Poſtgebäudes
ein Quantum unbrauchbare Dienſtpapiere in
Parthien gegen gleich baare Bezahlung öffentlich
an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 14. November 1868.
Der Ober=Poſt=Director:
Vahl.
7266)
7237) Montag den 23. Novbr. Morgens 10 Uhr
ſollen auf dem Forſthaus Scheftheim verſteigt werden
1) eine tragende Kuh. zum Zug gewöhnt,
2) eine friſchmelkende Kuh, desgleichen,
3) ein Rind von 1¼ Jahr,
4) ein Rind von ¼ Jahr,
5) eine Parthie Kuhmiſt.
Wittwe Burk.

Feilgebotenes.


Bittere Orangen
ſind jetzt ſteis friſch bei Herrn Kaufmann
J. Röhrich an der katholiſchen Kirche zu haben.
Beſſungen, den 16 November 1868.
Großherzogliche Hofgärtnerei Beſſungen I.
[2268
M. Noack.
8
Brennholz=Verkau
3
fortwährend in Nr. 45 der unteren Rhein=
ſtraße
im Hinterbau.
7119)
aller Art werden ge=
Pelzfelle gerbt und zubereitet.
Auch empfehle ich eine ſchöne Auswahl von
Reh=8 Hirſchfellen zu Vorlagen.
M. Justus, Weißgerber,
Mühlſtraße 6e an der Stadtkapelle.
7138) Ein guter großer Kochofen iſt billig
zu verkaufen. J- Ph. Roeder, Schloſſermſtr.
7178) Ein wohlerhaltener, großer Küchen=
ſchrank
, mit Glas=Aufſatz, mit Holzfarbe ange=
ſtrichen
, ſteht zum Verkauf. Grafenſtraße Nr. 27,
bei Schreinermeiſter Mathes.

7021)

W
GOUI
Hof,

Elisabethenstrasse im neuen Schulhause,
empfiehlt ſein reichhaltiges Lager in
GESCAATTS-VOIUR
aus der Fabrik Carl Kühn u. Söhne in Berlin
huͤr Kauhieute &am; Gewerbtreibende.
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per Stück.
Erieſwangen per Stück fl. 1. -. fl. 2.30. und fl. 3.30.- Briefheschwerer.
Fncturäbücher zum Einkleben fl. 1.12. per Stück. - Letter-Clipps und Briethacken.
Stempelpressen mit jeder beliebigen Firma fl. 3. 30. per Stück.
Carhstempel mit Firma in Blechkaſten mit Farbe fl. 3. 30.
Farhstempel neueſter Conſtruction, welche ſich ſtets von ſelbſt färben, mit Firma fl. 7.
per Stück.
Gepragte Siegel-Oblaten mit Firma fl. 2. - per Mille.
Wechseltaschen mit Schloß fl. 2. 20. - Ranknotentaschen fl. 1. 12.
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Linirte Conto-Corrent-Auszugs-Vormutare in Quart und Octav.
Brief-Couverts in allen Sorten von fl. 1. 20. - per Mille an.
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7035)
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Neue holl. Vollhäringe, 4 kr. per Stück, in ½. und ¼ Tonnen billiger,
ditto feinſt marinirt, 6 kr. per Stück,
Sardellen, 32 kr. per Pfund,
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ſüße Oberländer Kaſtanien, 5 kr. Pfund,
in ausgezeichneter Qualität bei
Carl Manels,
obere Eliſabethenſtraße 6.

6682) Wachstücher aller Art, uu damit zu raͤumen, werden billig abgegeben.
Rouleaux, bemalte Vorharggallerien empfiehlt

W. Schmidt, Luovigeplatz xr. 9.
46

[ ][  ][ ]

N.46.
178
Das Schweizer Weisswaaren-Pabrikgeschäft,
Nr. 16 großer Hirſchgraben zu Frankſort a. M.,
empfiehlt eine Parthie ſoeben aus der Stickerei gelommene ſehr billige Mullvorhänge mit
herrlichen Tüll Bordüren. Große Auswahl in allen andern Gattungen Gardinen u. Stoffen.
NB. Von letzter Meſſe iſt eine kleine Parthie damaſſirter Waare, ſoweit Vorrath reicht,
zu ermäßigten Preiſen zurückgeſetzt, dabei viele Einzelfenſter.
[11-
Eingeſaudt.
6811)
Wir machen auf die wirklich ſchönen und brauchbaren Kochgeſchirre (Verzinntes Gnßeiſen)
ans der Fabrik der Herren Giſlvorn & Avenarius aufmerkſam. Dieſelben eignen ſich
zur Zubereitung der difficilſten Speiſen, wie Sauerkohl, Eingemachtes ꝛc., und bilden
in ihrer Eleganz eine Zierde jeder komfortablen Küche. Dauerhafter wie Emaille und ebenſo
ſchön und brauchbar wie verzinntes Kupfer und viel billiger.
Niederlage bei J. Bernet, gr. Ochſengaſſe.
PMirelireahrkaͤdrahrir,DhirUrdr DUorbohdradbn vonbohiyrchreohnber nyohrdr dbonkdſer Aobdrenkehoredtenodnonobor donbdoredronrdrahdhor=ad-=readr onoriddradsch
Nuvorergotleutoe vrrot ver uenueniergerivervgtilauer zr vovurlrrrunr o neonu ie nou n n eu n hn u n g u o u un
4 188) Die ervatie Sinug Secgrasnnallen iſt ſeben naus. 4
4x gezeichneter Waare eingetroffen und empfehle ich ſolche hiermit beſtens.
Eduard Scharmann, Hof=Bürſtenfabrikant.
Geh
GoehhdheheihdhſtNene uhr atenn aurimhnonar
b0db Cdkeddradt NrNrdrdfdhilorrotcrndohehnredrarnrdhnrhdrerohd Fanrredhn
Wr unnun ur in unnernnne u gn gnu n ungnen hen nn n nnr r uhu gne ueeeuennngnd
7170)
184ein Lager in Strick=u. Terneauzwolle, ſowie auch eine große Aus=
4 wahl in Kaputzen, Seelenwärmer, Kragen, Unterröcke,
2
Unter=Jacken, Hoſen u. dergl., ferner alle Sorten Winter=
Handſchuhe erlaube mir bei billigſt geſtellten Preiſen beſtens zu empfehlen.
S. Arnheller

Zu haben in allen Buchhandlungen:
Supp, Gemüſ u. Fleiſch.
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Arten von Speiſen und Backwerk billig
und gut zuzubereiten. Nebſt einem An=
hang
vom Einmachen der Früchte.
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Daſſelbe fein geb. in engl. Leinwand 1 fl. 12kr.
Ear Der Verkauf von 80,000 Exem=
plaren
ſeit kurzer Zeit iſt wohl der beſte
Beweis ſeineranerkannt. Brauchbarkeit
7195) Mit Gegenwärtigem zeige ergebenſt an,
daß ich fortwährend Lager in gut gearbeiteten
Lederſchuhen mit Holzſohlen unterhalte,
und erlaſſe ſolche zu ſehr billigen Preiſen.
B. Mayer, gegenüber dem Haupt=Zollamt.

Schreinermeilier, oberer Heerdweg.

Wetterauer Gäuſe
trifft die zweite Sendung Donnerſtag
Abend, als am 19. d. Mts., im Gaſthaus
(7e71
nzur Roſe wieder ein.
7372) Selbſtgekochte Zwetſcheu=Latwerge,
Seuf=, Salz= und Eiſigaurken bei
J. Kiſſel, untere Schützenſtraße.

7273) 11 dicke eichene Bord, ¾ und ¾.
eichene Rahmen ſtets vorräthig zu billigen
Preiſen in der Holzhandlung von
Leopold Reinhard,
Nieder=Ramſtädter Straße Nro. 9.
Vermiethungen.
6177) Promenadeſtraße
in dem neuen Hauſe, gegenüber
Herrn C. Appel, diebel Etage mit Bal=
con
=Salon, aus 5 bis 7 Piecen nebſt allen
Bequemlichkeiten und kleinem Hausgärtchen
für den 25. Novbr. dieſes Jahres beziehbar.
6485) Es ſind zwei ſchön möblirte Zimmer
zu vermiethen (parterre Eliſabethenſtraße Nr. 64.
6496) Beſſunger Karlsſtraße Nr. 83 iſt ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
6793) Hügelſtraße 19 zwei möblirte
Zimmer einzeln zu vermiethen.
6905) In dem dritten Dach Stocke meines
Hauſes, Eck der Stein= und Hölges=Straße,
eine freundliche Wohnung von zwei Zimmern
und zwei Kammern nebſt Küche und ſonſtigem
Zubehör, Sommerſeite, beziehbar Noobr. l. Is.
Siegfrieden.

7043) Ein Logis mit 4 Piecen und 1 Zim=
mer
ohne Möbel im Vorderbaus, ein Logis im
Seitenbau zu vermiethen. Arheilgerſtraße 66.
7067) Hügelſtraße ein freundliches
Manſarden=Logis von 2 Zimmern und allen
ſonſtigen Bequemlichkeiten, an eine ſtille kin=
derloſe
Familie zu vermiethen, und alsbald
zu beziehen. Zu erfragen Ecke der Zimmer=
und Hügelſtraße Nr. 11, im zweiten Stock
und auf der Expedition.
7124) Einſchönes, großes Zimmer mit od. ohne =
beln
zu vermiethen vor d. Jägerthor. Näheres Exped.
7141) Ein freundlich möblirtes Zimmer (mit
Bedienung) Ecke der Zeughausſtraße und Ma=
thildenplatz
3. Etage.
NAAN2 AuLTAAAANAAAAAN
7212) In meinem neu erbanten Wohn=
H
8 hauſe, Nieder=Ramſtädter Straße 47, ſind H
4.
8 3 vollſtändige Logis, beſtehend aus je
8 6 Zimmern, nebſt den dazu gehörigen Räum=H
Ne
5 lichkeiten, bis Anfang April n. J. bezieh= F
B bar, zu vermiethen. J. P. Wambold.
BATAALAAAARAIATTRTTAAxNN
7216) Eine geräumige Werkſtätte mit oder
ohne Dampflraft nebſt 3 Zimmern gleich zu be=
ziehen
. Näheres Kirchſtraße 18.
1217) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
Auguſt Creter, Marktplatz 3.
7225) Arheilgerſtraße Nr. 23 ein Logis von
2 Zimmer, Küche, Bodenraum, Waſchküche,
Bleichplatz, alsbald zu beziehen.
7274) Ein freundliches Logis in einem neu
erbauten Hauſe in der Weinbergſtraße iſt zu
vermiethen. Zu erfragen bei Zimmermeiſter
Küfer (Forſtmeiſterſtraße in Beſſungen).
p.

Vermiſchte Nachrichten.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
6461) Ein junger Mann mit nöthigen Schul=
kenntniſſen
wind als Lehrling iu mein Papier=
Geſchäft geſucht.
Georg Hof,
Eliſabethenſtraße im Schulhauſe.
6918) Eine Kraukenwärterin wird geſucht.
Mathildenplatz 3.
7147) Ein trockenes Magazin wird zu
miethen geſucht. Zu erfragen Rheinſtraße 33.
7262) Arbeiter geſucht.
In der Steinnuß=Kuopffabrik von C.
Eberhardt können 15-20 Arbeiter von 14-18
Jahren gegen guten Lohn dauernde Beſchäftigung
finden. Waldſtraße Nr. 2.

7275)
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Denſiſunden der Poſt=Epedition in Ober=Ramſtadt für den Verlehr mit dem
Publikum werden hiermit
für das Sommerhalbjahr (vom 1. April bis 1. October) auf 7 Uhr früh bis 11 Uhr Vorm,
für das Winterhalbjahr (vom 1. October bis 1. April) auf 8 Uhr Vorm. bis 11 Uhr Vorm.,
für alle Jahreszeiten auf 4 Uhr Nachm. bis 7 Uhr Abends
feſigeſetzt. - An den Sonntagen fällt die Dienſtſtunde von 6 bis 7 Uhr Nachmittags aus.
Dieſes wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Darmſtadt, den 5. November 1868.
Der Ober=Poſt=Director:

Vahl.
2276) Unterzeichnete beehrt ſich hiermit anzuzeigen, daß das von ihrem ſeeligen Manne
betriebene Bank=4 Wechſelgeſchäft unter der ſeitherigen Firma:
HaT Ettling
fortgeſührt wird. - Darmſtadt, im November 1868.
Max Ettling Wittwe.

[ ][  ][ ]

R18.

Wir enpfehlen als ſehr zweckmaͤßig und überſichtlich:
Wand=Tafeln über Ankunft u. Abgang ſämmtlicher Eiſenbahuzüge dahier
im Winterfahrtenplan 1868-60,
welche ſich namentlich für alle Geſchäfts=Büreaux, Canzleien, Wirthſchafts=Localitäten ꝛc. als be=
ſonders
praktiſch erweiſen dürften. Preis: aufgezogen 9 kr. - unaufgezogen 3 kr.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Internationale Ausſtellung der Handwerker und Arbeiter
7237a
in London.

Das unterzeichnete Comite fordert alle Herren Handwerker und Arbeiter Darmſtatt's und
der Umgegend, welche obige Ausſiellung oder aber die im Mai 1869 beabſichtigte Landesaus=
ſtellung
mit Erzeugniſſen ihrer Arbeit beſchicken wollen, hienmit auf, ſich ſobald als möglich mit
Bezeichnung des Gegenſtandes ſchriftlich oder mündlich bei Herrn Werkführer Hofmann dahier
(Main=Neckar=Eiſenbahn) anmelden zu wollen. Zugleich bittet man jedesmal zu bemerken, ob ein
Geldvorſchuß für das zu beſchaffende Material (Rohſtoff) und bis zu welchem Betrag derſelbe
beanſprucht wird.
Das prov. Local-Comite der internationalen Ausſtellung der
Handwerker und Arbeiter für Darmſtadt und Umgegend.

Geſucht vird ein Thellhaber an einem
Logenplatz im erſten Rang, oder auch
ein halber Platz daſelbſt. Offerten unter C. 8.
bei der Exp. d. Vl. einzureichen.

7278) Ein Mädchen ſucht bei einer anſtändi=
gen
Familie Stelle, auch als Hausmädchen, und
kann gleich eintreten. Offerten beliebe man poste
restante Langen unter Chiffre M. W. zu richten.

179
7279) Ein Mädchen von answärts ſucht ſich in
einem Kurz= oder Ellenwaaren=Geſchäft zu placiren
und kann gleich oder ſpäter eintreten. Adreſſen
poste restante Langen mit Chiffte M. W. zu richten.

(Ein Frauenzimmer, welches alle Hand=
8 w, arbeiten wohl verſteht, auch ausbeſſert,
wünſcht noch einige Tage in der Woch= beſetzt zu
haben. Bleichſtraße Nr. 11 im Hinterbau.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag. 1. Nov. 6. Vorſt. im 4. Ab.:
Er muß auf's Land. Luſtipiel in 3 Atten
nach dem Franz. von Friedrich. Hierauf: Er
muß taub ſein. Schwank in 1 Akt n. d.
Franz. von Malten.
Donnerſtag. 19. Nov. 7. Vorſt. im 4. Ab.:
Rigoletto. Oper in 4 Akten, Muſik von Verdi.
Gilda Fräul. Ubrich a. G. Maddaleua
Fräul. Perl, Rigoletto' Hr. Becker, Herzog:
Hr. Lederer, =Sparafucil Hr. Pockh ꝛc.
Freitag, 20. Nov. 8. Vorſt. im 4. Ab.:
neu einſtudirt: Eſſex. Tranerſpiel in 5 Akten
von Laube.

=
Ein Medaiſon.


(Fortſetzung.)

Wer iſt da?

Es war die Stimme ſeines Herrn. Keine Antwort.

Nobby, warum antworteſt du nicht 2u

Er hatte ihn erkannt, er war aus ſeiner Hängematte geſprungen
Nobbh war verloren. Die Nacht und das böſe Gewiſſen beflügelten und
vollendeten ſeinen Entſchluß. Ohne ein Wort zu ſprechen, ſprang er mit
der Behendigkeit und Wuth eines reißenden Thieres auf Vollbrecht los.
Kampf begann in tiefem nächtlichen Dunkel, lautloſer unheimlicher Stille,
wie ein Ringen von Schatten. Die geſchickten, hinterliſtigen Handgriffe
des Afrikaners erlahmten an der Rieſenſtärke ſeines Gegners - aber
ſchon ſing auch dieſe zu ermatten an, da funkelte dem lodernden Blicke
des Schwarzen der Dolch wiever entgegen; im Angenblick auch hatte er
ihn ergriffen und den tödtlichen Stoß nach dem Verhaßten geführt-
da
ward es lichthell im Gemach - zugleich mit dem Strahl dröhnte ein
Schuß ein dumpfes Fallen Nobby war es, noch im Fallen hatte
er mit dem Dolche Vollbrecht's Arm geritzt.

Herr David Jüngkens ſtand im Zimmer, unten in ſeinem Schlaf=
gemach
hatte ihn das Geräuſch über ſeinem Haupte aufmerkſam gemacht
und nichts Gutes ahnend, war er mit Licht und Piſtole hinaufgegangen.
Gut getroffen, der wird die verruchte Hand nicht mehr regen.
Beim Bahon=Upas - warum haben Sie nicht nach der Klingel gegriffen Zu
Ich dachte, allein mit ihm fertig zu werden:, verſetzte Vollbrecht,
an ſeinen Arm greifend und das Blut fortwiſchend.

Und bald wäre er mit Ihnen fertig geworden. Hab ich's Ihnen
nicht vorausgeſagt? Beſtien ſind und bleiben ſie."
Bitte, Herr Jüngkens - hat nichts zu ſagen; es war diesmal nur
ein kleines Mißverſtändniß und wird nie mehr vorkommen. Das Me=
daillon
aber war nicht zu finden - es blieb verſchwunden. Von Stama,
von der man eine Erklärung hätte erhalten können und die am anderu
Morgen bewußtles in einem Reisfelde gefunden, erfragte man ſie nicht.
Sie war bei den zweißen Männern geweſen, den europäiſchen Matroſen,
die von den größern Ankerplätzen ihrer Schiffe Bootfahrten nach den
Küſten machen und Kattun und Liqueur gegen die Tropenproducte austauſchen.
Vollbrecht hütete noch wegen ſeiner Wunde das Zimmer, als ihm
ein Brief gebracht wurde.
Woher? Von ihr - flüſterte er, mit einer gewiſſen Wehmuth.
Er war nicht vor Entzücken erſchrocken, wie über etwas Unerwartetes-
- war er doch immer bei ihr. Er küßte die Buchſtaben, er legte das
purpurrothe Siegel, den Peltkau, das Shmbol aufopfernder Liebe an ſein
Herz. Es war ihm, als müßte die Krankheit dieſer Liebesmacht weichen
an ſeinem glühenden Herzen das Siegel ſchmelzen. Das war der
erſte Mouient, dann kam eine leiſe Traurigkeit über ihn.
-Warm iſt ſie ihrem Gelübde nicht treu geblieben? Warum hat
ſie an mich geſchrieben? Sie lebt - ich weiß es, und das Uebrige
fürchte ich nicht. Ihr Glauben an mich und die Liebe wurde wankend,
ſie war einen Augenblick ein ſchwaches Weib. Ich will ſtärker ſein, ich
will es ihr beweiſen, daß mein Glaube an ſie und meine Liebe noch immer
unverändert, tief und felſenfeſt iſt.
Er legte die Hand zum Schreiben an - ſie war noch ſchwach, ſie
zitterte. Er ſchrieb langſam einige Worte, ihren Namen - ihre Stadt.

=
In das Comptoir zu der Correſpondenz nach Curopal, ſagte er,
dem Diener den Brief gebend. Er ſandte ihn zurück.
Seine Stärke hatte über Klara's Schwäche geſiegt.

Vtertes Capitel.
Eine Sünderin.
Ein kleines dunkles Gemach mit grünen Vorhängen, grünen Sammet=
Tapeten, an den Wänder einige Oelbilder Landſchaften von Java und
Blumen - das iſt Klara's Zimmer. Sie ſelbſt iſt bleicher geworden,
umwallt von dem feinen weißen Schleier der Sehnſucht.
Schnell! Stehlen wir noch den Titel eines Buchs, das ſie jetzt bei=
ſeite
legt, denn an der Thür hat ſich ein Klopfen vernehmen laſſen.
Unter den Tropen' war der Titel. Unter die Tropen gehörte Alles,
was an Bücherv, Kupferſtichen, Karten umherlag, woraus ſich Klara das
Eiland ihrer Liebe wieder ſchuf. Jetzt aber war auch ſchon der Diener
eingetreten, der ihr auf den Abend den Beſuch ihres Vaters ankündigte
und ihr ein weißes verſiegeltes Papier in ſeinem Namen übergab. Klara
brach es auf, nichts fand ſich darin, als ein Brief - voll unzähliger
rother, ſchwarzer und blauer Stempel, für ſie ein verworrenes Ganze, bis
ſie ihn ſchärfer betrachtete, ſeinen Namen las - ihre Handſchrift dann
erkannte. Wer war jetzt bleicher, der Brief oder Klara, deren zitternder
Hand er entfallen war. Todt - todt! ſprach ſie langſam tonlos für
ſich hin. Dann aber bemerkte ſie erſt ſeine eigene Handſchrift - ihren
Namen und ihre Demüthigung. Nicht angenommen - zurückgeſandt!
Weiter konnte ſie nicht zurückdenken. Bald ſchien ſie dieſe Worte wie
leiſes Klagen zu hören, bald wieder wie kaltes herzloſes Höhnen.
Warum hatte er es doch gethan? fragten Klara's ſtürmende Ge=
danken
. Wenn ſie ſich auch das Gelübde gegeben, einander nicht zu
ſchreiben, wenn dies die Probe und Prüfuug ihrer Liebe ſein ſollte - er
hätte darum nicht ſo hart handeln, er hätte den Umſtänden Rückſicht
goͤnnen und ihren Brief annehmen ſollen. Das erſte, leiſe Unbehagen
ſchlich in ihre Seele, er hatte ſein Gelübde gehalten, ſie hatte es gebro=
chen
und fühlte ſich von ihm gedemüthigt. In dem Unbehagen erwachte
die verletzte weibliche Eitelkeit und zog zwiſchen den Herzen, die ſo eins
waren, die erſte leiſe trennende Furche. Eine Ahnung mochte das ihr
zuflüſtern, die Thränen kamen, ſie weinte, ohne daß ſie es ſich bewußt
war, über ſich ſelbſt, die Thränen löſten den erſtarrenden Bann. Lang=
ſam
brach ſie das Siegel von dem Briefe und las ihre eigenen Worte:
Du biſt in Gefahr, du biſt krank, Vollbrecht. Ich weiß es. Die
Fühlhörner meiner Seele haben ſich nach dir über den Ocean ausgeſtreckt
und halten dich in ihrer bangen Sorge. Dieſe Nacht fuhr ich aus dem
Schlafe empor. Es war mir, als ſei ein Tropfen ſiedeuden Oels auf
mein Herz gefallen, aus der Lampe der Pſhche. Ich kann die Qual um
dich nach innen drängen - mein Herz müßte brechen. Mein Herz?
Dein Herz. Es gehört ja dir; lebe ich doch nur, weil du lebſt. Ich
muß dir ſchreiben Vollbrecht, du leideſt - und wenn ihr Männer zu
nichts mehr nütze ſeid, ſo können wir noch barmherzige Schweſtern werden.
Das Herz des Weibes iſt ſtärker als alle Gelübde. Iſt dies vielleicht
eine Schwäche und iſt es denn wahr, daß das Weib am größten in ſeinen
Schwächen? Ich habe an dich geſchrieben, Vollbrecht, obſchon ich es
nicht ſollte. Die Zeilen liegen noch auf meinem Schreibtiſche. Ich muß

[ ][  ]

M. 46.

180
ſie dir ſchicken, damit dir von meinen Handlungen und Gedanken nichts
verborgen bleibe, auch wenn ich dir vielleicht ungehorſam war. Vielleicht?
Scham und Schmerz ſcheuchten mich von dem Orte, wo ich dir
geſchrieben. Plötzlich ſtand ich in unſerm Treibhauſe, vor einer Japan=
roſe
, ich wußte ſelbſt nicht wie. Sie ſchien zu leben, das Geheimniß
meiner Seele, das Unrecht meines Herzens, meine Schwachheit belauſcht
zu haben. Mir, in meinen Thränen war ſie in ihrer heitern Friſche die
unbarmherzige grauſame Welt, die über mich lachte, über mich ſpottete.
Ich zerdrückte ſie, ich ſende ſie dir. Es klebt ein Blutstropfen an ihren
Dornen, der wird dir Alles ſagen.
Klara.
Die Japanroſe war verdorrt und verblichen. Der Blutstropfen aber
war noch deutlich zu ſehen. Es war kein einzelner Tropfen mehr, wie
ihn ein Roſendorn ätzt, der Tropfen dehnte und breitete ſich, er wurde
eine Lache, ein See und ſie befand ſich kämpfend in ſeiner Mitte,
ringend mit der entſetzlichen Fluth - verzweifelnd dann - und unter=
ſinkend
.
Einen Schrei der Verzweiflung ſtieß Klara aus, entſetzt vor ihrer
eigenen Phantaſie, war ſie von ihrem Sitze aufgeſprungen.
Ihre Dienerin, die den gellenden Ruf gehört, war ſchnell und mit
beſtürzter Miene eingetreten und fragte beſorgt, ob ihr etwas zuge=
ſtoßen
ſei.
Rein, Betth! Aber komm mit mir, hier iſt es dumpf, düſter und
ſchwül - wir wollen in's Freie.
In einer fieberhaften Erregung nahm ſie Hut und Shawl, hob den
Brief auf, warf noch einen langen Blick darauf und verſchloß ihn mit
tiefem Seufzen.
Ohne Ziel und Ende gingen die beiden Mädchen über Plätze und
Straßen, durch den Lärm und das Gewühl des Handels und Wandels
Endlich waren ſie auf dem Hafendamm, wo ſich im bunteſten Gedränge
im ausgelaſſenſten Treiben alle Nationen vereinigt zu haben ſchienen. Ein
ungeheurer Maſtenwald dehnte ſich nach allen Seiten aus und dieſer An=
blick
riß in Klara's Herzen neue Wunden auf. Vielleicht hatte er die
Spitzen dieſer Maſten im Vorüberſegeln aus der Ferne gegrüßt, vielleicht
konnte ihr mancher von den als Wachen auf den Schiffen zurückgebliebenen
Matroſen von ihm erzählen. Sie wollte dieſe Gedanken fliehen, die ſie
ſonſt in anderer Stimmung berauſcht hätten, ſie wollte umkehren, als ein
junger Mann zu ihr herankam, der Bruder einer der Freundinnen Klara's,
der ihr, und nicht ohne Abſicht, bisher Aufmerkſamkeit und Huldigung
gewidmet hatte. Er ſprach ſeine Verwunderung aus, ſie ohne Begleitung
eines Dieners hier zu finden; er bot ihr ſeinen Schutz an, den ſie nun
nicht mehr ausſchlagen konnte und lud ſie auf eins jener Schiffe ein, das
erſt am Morgen aus den indiſchen Gewäſſern angekommen war, deſſen
Mannſchaft er eben begrüßen wollte.
Ein volles Hurrah empfing ſie am Bord des Schiffs. Herr Hart=
mann
warf im geſchmeichelten Selbſtgefühl einen lauſchenden ſcharfen
Seitenblick auf ſeine Begleiterin, zu ſehen, welchen Eindruck dieſe Ehren=
bezeugungen
auf ſie machten. Freundlich grüßte Klara in angeborener
Liebenswürdigkeit die Matroſen und ließ ſich von Hartmann bis in die
unterſten Räume umherführen und hörte ſeine weitſchweifigen Erklärungen
mit gefälliger Anmuth an. Denn Herr Hartmann ſchien ſich gern reden
zu hören und mit vieler Genugthuung zeigte er ihr die hochaufgeſtapelten
Waaren und nahm davon Anlaß, auf ſeine weitausgebreiteten Handels=
verbindungen
zu kommen, auf den Ruf und Credit ſeines Hauſes, wobei
er faſt jedem Satze das Wort evident; vogausſchickte. Evident, es
konnte für keine Dame kein größeres Glück geben, als ihn ihren Gemahl
zu nennen. Klara merkte ſeine Abſicht kaum und während ein Geſpräch
mit dem Capitän Herrn Hartmann auf einige Minuten in Anſpruch nahm,
trat ſie mit Betth auf das Verdeck.
Von allen Seiten ſahen ſie ſich von den Matroſen umringt, die
ihnen die Waaren und Herrlichkeiten anboten, die ſie jenſeit des Meeres
eingetauſcht hatten, um damit in Curopa auf eigene Hand ein Handels=
geſchäft
zu machen. Da gab es farbenblinkende, rieſenhafte Früchte, glän=
zende
Muſcheln und fremdartige Steine, dorthin lockte eine wunderbate,
duftige Blume, hier ſchrien Papageien in den bunteſten Farben und ohr=
zerreißendſten
Tönen, dazwiſchen machte ein kleiner Affe ſeine zierlichen
Sprünge, während in jenem Kaſten eine Schlange in frierendem Unbe=
hagen
ſich dehnte und ringelte und die blitzenden Augen nach einem
Sonnenſtrahl umherwarf.
Klara wies alle Anerbietungen durch ein reiches Geldgeſchenk ab;
zuletzt, als die Uebrigen mit den Theilen des Geſchenks beſchäftigt waren,
nahte ſich Klara ein junger Matroſe, der mit vielverheißendem Blicke aus
ſeiner Taſche ein Papier zog, es in ihre Hand legte und in Erwartung
die Hände reibend vor ihr ſtehenblieb. Verwundert gab Klara das Pa=
pier
an Betth, die ſchnell es enthüllte.
Ahl wie hübſchl Woher er es nur haben mag? Fräulein, ſehen
Sie dochi-
Sie hielt es Klara an einem Schnürchen entgegen - Gold, grüne

Steine, es war ein Medaillon Klara's Medaillon, das ſie als theuerſte
Reliquie dem Einzigen mitgegeben und das ihr jetzt ein Fremder wieder
zurückbrachte - als Handelsvaarel Klara blieb ſtumm - der ſchnei=
dende
Schmerz preßte ihr die Lippen zuſammen. Sie drohte umzuſinken,
im rechten Augenblicke faßte ſie noch das Geländer des Schiffs - ihr
ſtarrer Blick traf einen Moment die tief unten plätſchernde Woge - ach,
ſie erſchien ihr ſo wünſchenswerth und bereitwillig und das Medaillon
blinkte ihr noch immer entgegen. Haſtig zog ſie den Matroſen ſeitwärts
an das Geländer und fragte: Woher haſt du dies Kleinod ?u
Weither - von Javal
Von wem haſt du es empfangen? Die Wahrheit
Sie hielt ihm ihre Börſe entgegen.
Eine ſchwarze Heze hat es gebracht."
Ein Weib ?u
Schwarz und gefährlich wie Wetterwolken. Um einen Rauſch hat
ſie's hergegeben, wird's wohl noch wohlfeiler bekommen haben.-
(Fortſetzung folgt.)


Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt vor W.
70. Das Theaterſpiel.
Iu der Zeit, in der Georg l. ſeine Reſidenz in Darmſtadt aufge=
ſchlagen
hatte, war die dramatiſche Kunſt in Italien und England ſchon
ausgebildeter, in Deutſchland dagegen noch ſehr unbedeutend. Der ſpar=
ſame
Sinn Georg's war den theatraliſchen Aufführungen, die in einzelnen
damals gewöhnlichen Formen recht koſtſpielig waren, nicht günſtig. Deſſen
ungeachtet wurde zuweilen Theater am Hofe geſpielt, bejonders bei feier=
lichen
Veranlaſſungen, wie bei Kindtaufen u. ſ. w. Beihülfe bei ſolchen
Gelegenheiten leiſtete ein Maler Elias iz Frankfurt, der ebenſo für die
Requiſiten zu ſorzen hatte, wie für Perſonen die da eine luſtige Co-
moediam
zu agiren wußten. Auch Schulkomödien, d. h. Nachbil=
dungen
der alten Claſſiker kamen unter Georg l. zur Aufführung. So
erzählt der alte Chronikſchreiber Buch, daß am 15. Februar 1586 im
Schloſſe eine Comödie vom König Dario aufgeführt worden ſei, in welcher
Georg's älteſtes Söhnchen, der ſpätere Landgraf Ludwig V., damals
9 Jahre alt, aus beſonderer Begünſtigung wegen gut beſtandenen Exa=
mens
den König Darius ſpielen durfte.
Unter dem prachtliebenden Landgrafen Ludwig V. beſtanden die
dramatiſchen Darſtellungen vorzugsweiſe in Carouſſels, d. h. Schein=
turniere
und Spiele, verbunden mit abenteuerlichen und phantaſtiſchen
Aufzügen. Sie wurden oft mit dem größten Aufwande ins Werk geſetzt
und es excellirten bald erfinderiſche Köpfe, welche eigne Handlungen zu
ſolchen Beluſtigungen ezdachten. Solche Dichtungen führten den Namen
Inventionen und ihre Aufführung erfolgte häufig im Tanzſaale. Die
Stoffe zu dieſen Inventionen waren bald der Mythologie oder der Ge=
ſchichte
des Alterthums entnommen, bald war der Gegenſtand eine Alle=
gorie
. Bei einer im Jahre 1600 gelegentlich der Taufe der Prinzeſſin
Eliſabeth Magdalene aufgeführten Invention, welche von dem kurſächſ.
Hofarchitekten Maſſenh erdacht war, kam der dazu gehörige Apparat auf
zleei großen eigends dazu in Darmſtadt erbauten Wagen von Dresden
nach Darmſtadt. Die Invention beſtand aus einem Carouſſel mit Auf=
zug
und einem Ballel. Zur Aufführung des letztern war in der Mitte
des Kaiſerſaals ein künſtlicher Berg errichtet, umpflanzt von Bäumen mit
daran hängenden Früchten. An den 4 Eckbäumen hingen bemalte Schilde
mit Sinnſprüchen und auf dem größeren Baum in der Mitte ſaß ein
geſchnitzter und gemalterCupido. An dem Berge ſelbſt war der Friede=
angefeſſelt
und wurde von der Zwietracht und ihren Geſellen bewacht.
Da erſchien Merkurs und theilte im Namen des Friedens Cartelle aus
mit Verſen, in denen der Friede das Leid ſeiner Gefangenſchaft klagte.
Merkur holte nun die Eintracht und beide ſuchten durch Tänze die
Zwietracht zur Freigebung des Friedens zu beſtimmen. Aber vergebens.
Nicht glücklicher war die Muſica, die mit rührenden Geſängen ſich ver=
nehmen
ließ. Da erſchien die Zeit mit 9 Mantenadores, d. h. bewaff=
neten
Helden, gefolgt von Spießjungen und Lakahen und forderten durch
Pantomimen und Geſang entweder Freilaſſung des Friedens oder offenen
Kampf. Der letztere wurde angenommen und nun begann ein den Kampf
darſtellender Tanz, in dem die Mantenadores Sieger blieben und den
Frieden befreiten. Die Eintracht trug bei dieſer Gelegenheit einen
rothen Jungfrauen=Rock- mit weißen Aermeln von Seidenatlas und
ſilbernen Borten beſetzt; die Zwietracht; rothe Hoſen und Röckel von
rothem Seidenatlas und einen großen Federbuſch auf der Mütze. Beide
waren mit Masken mit gelben Bärten verſehen. Der Friede ging in
langem rothen Kleid und weißen Stiefeln, den Kopf bedeckt mit einem
bekränzten Hut von grünem Atlas und in der Hand einen grünen Zweig;
die Zeit in einer römiſchen Tunika und weißen Hoſen, in der Hand einen
vergüldeten Stab und eine Sanduhr tragend u. ſ. w. (Fortf folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.