Darmstädter Tagblatt 1868


08. September 1868

[  ][ ]

8

Cillage

zum

2
SURUIL DLU Ub REU-UIL.

M. 36.

Dienſtag den 8. September

1868

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Veilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſiay, ve Beilage
Dienſtags und Letteres Vormerſtahs. Jahres=Ahonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neur

Im Saale des Gaſthauſes zum Printen Alexander dahier werden wegen Abzugs einer Familie
Donnerſtag den 10. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
ſehr gut erhaltene, zum größten Theile faſt neue Möbel, Bettwerk, Weißzeug, Kleider,
Porzellau und Glaswerk, ſowie Hausgeräthe aller Art gegen gleich baare Zahlung
verſteigert. Es befinden ſich hierunter inebeſöndere ein roch faſt neues Pianino von Schott in
Mainz, ein Glasſchrank, ein ſehr ſchöner nußbaumener Kaunitz, ein Ausziehtiſch, ein Tiſch mit
Marmorplatte, zwei Nähtiſche, diverſe andere Tiſche, ſehr gute Polſtermöbel, imehrere Rohrſeſſel,
Conſols und Commoden aller Art, ein= und zweithürige Kleiderſchränke, Portieren, Vorhänge, Rou=
leaux
, mehrere Zimmer= und Treppen=Teppiche, Bettvorlagen, ein Waſchtiſch mit Marmoraufſatz,
große und kleine Wandſpiegel mit Gold= und Holzrahmen, ein Toilelteſpieçel, Oelgemälde und
Kupferſtiche, namentlich mehrere große engliſche zupfer (Pferdeſtücke), Punſch= und Kaffeeſervicen,
eine ſehr elegante Liqueurſchatoulle, mehrere Stand= und Wanduhren, zwei elegante Gaslüſtres,
ein gußeiſerner Kleiderſtänder eine Reiſeſchatoulle, mehrere Kanarienvögel mit Käfigen u. ſ. w.
Die Möbel kommen Vormittags zur Verſteigerung.
Darmſtadt, den 5. September 1853.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſieher: Verntheiſel.

5525)
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienſtag den 13. September l. J. von Morgens 10 Uhr au laſſe ich auf
meinem Felſenkeller an der Dieburgerftraße nachbenannte Geßenſtinde gegen gleich baare
Zahlung verſteigern, als:
1 kupferne Braupfanne, circa 1100 Pfund ſchwer und ca. 30 Ohm enthaltend;
1 in gutem Zuſtande befindliches hölzernes Kühlſchiff für ca. 12 Ohm, das im rothen
Löwen hier täglich angeſehen werden kann;
1 noch neues Dampfkamin von ſtartem Eiſenblech, ca. 55½ lang mit 111 Durchmeſſerl;
8 neue Tiſche, eine Anzahl Wein= und Apfelweinfaß, verſchiedene Bütten und
ältere Fäſſer, welche ſich beſonders für Malz=Treber=Gefäße ꝛc. eiguen.
Auch noch andere brauchbare Geräthſchaften jeder Art werden in der Verſteigerung vor=
kommen
. - Darmſtadt, am 31. Auguſt 1858.
56¾
L0. Diehl, zum rothen Löwen.

Feilgebotenes.
5205) Obſt von der Roſenhöhe.
Gebrochene und gefallene Sommerkarthäuſer,
Falläpfel, Birnen und Zwetſchen ſind täglich zu
haben bei Chriſtiau Kröh, Waiſenpumpe 18.

5504) Eine Parthie gebrauchter Fenſter ver=
ſchiedener
Größe und ein hölzernes Geländer
werden abgegeben. Marktplatz Nr. 4 im Laden.

G Pzegen Abreiſe iſt ein zweiſtöckiges Haus
C. 24 mit oder ohne Möbel ohne Vermittlung
H=
zu
verkaufen. Nr. 60 Promenadeſtraße.
LTLA. Dar. a AT.Le.
65543) Nicht zu überſehen!
Fettes Ochſenfleiſch und Rindfleiſch erſter
4 Qualität per Bfund 18 kr. bei
9 Friedrich Schmitt, Schuſtergaſſe 15.
Ree-Ai Deei Aleazot

5549)

Burger Bretzel
friſch erhalten
G. J. Hriegh.

5555) Wachs= und Ledertücher, Rou=
leaux
, Vorhang=Gallerien, Roſetten, empfiehlt
billig
W. Schmidt, Ludwigsplatz 9.

5558) Ein ſchönes Haus in der Neuſtadt
iſt billigſt zu verkaufen durch J. Gerſt.

5632) Verſieigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 9. September Nachmittags 5 Uhr
ſollen circa 5 Morgen Hafer auf freiwilliges
Anſtehen des Eigenthümers verſteigt werden.
Zuſammenkunft: Achen's Mühle.
Darmſtadt, den 5. September 1858.
Großherzozliches Ortsgericht Darmſadt.
Der Vorſteher:
Verntheiſel.

5514)
Pferde=Verkauf
Freitag den 1½. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
wird in der Reitercaſerne dahier ein untaugliches
Reitpferd gegen Baarzahlung öffentlich verſteigert.
Darmſtadt, den 3. September 1868.
Die Caſſen=Commiſſion des 2. Reiterregiments.
Frhr. v. Bouchenroeder.

Holländische Blumenzwieheln
in den ſchönſten Sorten von Hyacinthen, Tul-
pen
, Narcissen, Tagetten, Jonquillen, Crocus,
Anemonen und Ranunkeln empfiehlt zu billig=
ſten
Preiſen
Gust. Laubitz,
5634)
Nieder=Ramſtädter Straße 51.

p7
Ve=
Rbibehh
5535)

neueſte Deſſins zu außerordentlich billigen Preiſen empfiehlt
W. Geüunidé, Ludwigsplatz 9.

5633) Grummetgras=Verſteigerung.
Mittwech den 9. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
wird das Grummetgras von circa 65 Morgen
Hospitalwieſen in den Gemarkangen Crumſtadt
und Goddelau öffentlich verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft iſt am Hospital.
Hofheim, am 4. September 1808.
Großherzogliches Hospital=Nentamt.
Dittmar.

Vormiethungen.
4931) Niedejelſtraße 43 ein möblirtes Zim=
A. Faltner.
mer in vermiethen.
4795) Soderſtraße Nro. 33 iſt die Man=
ſarde
, beſtehend aus 1 Zimmer, 2 Cabinetten,
Keüche u. allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen.
Nähere Auskunft, ſowie die Einſicht vom Logis
ertheilt Schloſſermeiſter Ludwiz, Carleſtraße 8.

4661) Eine elegant möblirte Wohnung
an Fremde zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
501) Nro. 19 Schuſtergaſſe iſt ein kleines
Logis zu vermiethen und gleich beziehbar.
dam Hein.
5249) Mühlſtraße 62 iſt eins gößere Man=
ſarbewohnung
, jedoch nur an eine kinderloſe rein=
liche
Familie zu ver-jeſhen und ſofort zu be=
Gilbert.
ziehen. Preis 4.

[ ][  ][ ]

. 36.

136
5183) Am Schloßgraben 3 ein Logis zu ver=
miethen
, in 4-6 Wochen zu beziehen. Fr. Hauff.
5262) Ludwigsſtraße 14 iſt im erſten Stock
ein ſchönes Zimmer mit Möbel ſofort zu vermiethen.
5320) Dieburgerſtraße Nr. 10 der
mittlere Stock zu vermiethen.
5560) Friedrichsſtraße Nr. 24 im zweiten
Hauſe, mittlerer Stock, ſind 2 möblirte Zimmer,
bis 1. October beziehbar, zu vermiethen.
5566) Gardiſtenſtraße Nr. 16 ein Logis, bis
1. December zu beziehen.
5635) Hügelſtraße Nro. 51 ein ſchönes gut
möblirtes Parterre=Zimmer. Auf Verlangen auch
zwei Zimmer mit Kabinet.
5636) Zwei freundlich möblirte Zimmer
Grafenſtraße Nr. 33, zwei Stiegen hoch.

Vermiſchte Nachrichten.
Sch wohne ſeit heute in meinem neu
erbauten Hauſe, in der Bade=
3 2 Anſtalz.
Darmſtadt, den 3. Scptember 1868.
C. Jocnnhacinn,
Großh. Hof=Zahnarzt.

5300) Ein Mädchen, das Nähen und =
geln
kann und gute Zeugniſſe aufzuweiſen hat,
ſucht eine Stelle bei einer Herrſchaft. Näheres
bei Frau Glaſermeiſter Schulz, Alexanderſtr.

116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntuiſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
5081) Geübte Strickerinnen finden
dauernde Beſchäftigung bei
Ad. Horn, Kirchſtraße Nr. 14.
5493) Ein 3rädr. Krankenwagen (engl.
Fabrikat) anderweit zu vermiethen. Holzhofſtr. 19.

4563) Einige ſtarke Jungen können in meiner
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.

J ſrafenſtraße 25 zwei Treppen hoch wünſcht
C.
2 man einen Theilhaber an dem Unter=
richte
in der franzöſiſchen Sprache.

⬜Siner Getränke=Handlung oder Eſſig=
G
fl. Lo Fabrik, die ihre Kundſchaft in Darm=
5 4G, ſtadt u. Umgegend regelmäßig beſucht,
2
wird der Alleinverkauf eines
einſchlägigen, ſehr gangbaren Artikels, zu ermä=
ßigten
Preiſen für ſeſte Nechnung zu übertragen
geſucht. Frankirte Anfragen unter F. II. Nr. 6
beſorgt die Exp. d. Bl.

5604)
Darmſtadt.
In einem Wolle= und Kurzwaaren=Geſchäft iſt
für ein ſolides Frauenzimmer, welches die Branche
bereils kennen und im Verkauf gewardt ſein muß,
eine Stelle als Ladnerin offen.
Auskunft ertheilt Hr. Georg Hof in Darmſtadt.
5620)
Geſucht
wird auf Michaeli eine, in der feineren Küche,
erfahrene Köchin.
Nur Solche, welche gute Zeugniſſe aufzuweiſen
haben, koͤnnen ſich melden Graſenſtraße Nr. 18.

4628)

LOOSD

zu der von dem landwirthſchaftlichen Verein veranſtalteten, am 27. September d. J. in Darm=
ſtadt
ſtattfindenden
VeLl OOſünH
von Pferden, Zuchtvieh, landwirthſchaftlichen Maſchinen
und ſonſtigen Gegenſtäuden
ſind ſowohl bei dem Unterzeichneten, wie bei den Herren

D. Faixz, obere Rheinſtraße,
Ed. Kiefer, Ochſengaſſe,
G. Moeſer Sohn, Kirchſtraße,
W. Pfeil, Wilhelminenſtraße,
36 Krenzer zu haben.
Verdinand gauden.

M. Noll, am Jägerthor,
F. A. Wenck, am Rheinthor,
Hermann Felſing in Beſſungen.

5613) Coupons von Amerik. Obligationen werden angekauft.
Ferdinand Wolfskehl.

G Humpen, Kuochen, altes Eiſen, Meſſiug, Kupfer, Zinn, Akten u. Zeitungs=
papier
, Noßhaare, alte Betttücher u. Hemden, Gold= u. Silberborden,
8 D Antiquitäten in Porzellau, Glas, Holz u. ſ. w. werden zum hichten Preis
fortwährend angekauft bei
Lsaaö GönzON, Holzſtraße Nr. 15,
Auf Beſtellung bin ich bereit,
früher Hilarius Pattberg, zunächſt der Brauerei zur Krone.
ſofort in's Haus zu kommen.

2B
5504)
Geſchüftserofnung.
Einem verehrlichen Publieum, ſowie Freunden und Bekannten bringe hiermit zur Nachricht
daß ich vom 1. September an im Hauſe meines ſel. Vaters, kl. Käplaneigaſſe Nr. 4, ein
Bäckerei betreibe und bitte um zahlreichen Zuſpruch.
Es wird mein eifrigſtes Beſtreben ſein, mir denſelben durch ſtets preiswürdige Waare
und prompte Bedienung zu verdienen und zu erhalten zu ſuchen.
Darmſtadt, den 29. Auguſt 1868.
Achtungsvoll:
Ludwig Bücking, Bäckermeiſter.

9e8. -a . =tſr aa rx vem Sena Cia -20
Paish
M1½)
9
Es Publicität. Mll.
G
Anzeigen aller Art werden beſorgt 3 6
S mit: Schnelligkeit Erſparniß von 3
J =. Porto und Speſen, ſowie eigener Mih
2 waltung - Gratisbelege Nabatt ;
8 bei größeren Aufträgen Diseretion
5 g- Special-Contracte mit beſonder:
79
⁄₈
günſtigen Bedingungen bei Uebertra=
S gung des geſammten Inſertionsweſens.
½
Sachſe & Co. in Leipzig,
5⁄½.
Zeilungs=Ztnnoncen-xpedition.
3
Filialhandlungen in:
25.
Vern - Stuttgart Caſſel.
65 a a Annahme von Iuſeraten für 3
die Allgemeinen Anzeigen der Gar=
50
teulaube- Auflage 250,000 Exempl.
GGaar a. de ap Ihr -idrz -es -De.
G ſFs wird ein zuverlüſſiges Mädchen geſucht
18 für täglich einige Stunden Beſchäftigung.
Neckarſtraße Nr. 15.

; unmöblitte Zimmer werden zu
Drei methen geſucht, wo möglich in
der Nähe der Rheinſtraße; zu erfragen
0
563)
Rheinſtraße 28.

5639) Ein anſtändiges Mädchen, das in allen
Arbeiten erfahren iſt, ſucht bei einer Familie den
Tag über Beſchäftigung und wünſcht zu Haus
ſchlafen zu können.
Zu erfragen bei Frau
Zimmermann, Kiesſtraße.

5640) Geübte Coloriſteu finden Beſchäftigung.
Köhler's Verlag, Frankfurter Straße 36.

5641)
Geſucht
wird für eine kleine Familie ein Haus mit
Garten, oder eine Wohnung von mindeſtens
6 Zimmern und Zubehör, womöglich mit Garten,
ſogleich oder möhlichſt bald disponibel. Offerten
beliebe man unter Nr. 5641 an die Expedition
d. Bl. zu richten.
G.

c7
(Fin Drittheil eines Theaterplatzes
in der zweiten Logenreihe wird abge=
4
geben. Caſinoſtraße Nr. 8.

Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird zegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
kri zfarn=
6 fl. 24 kr.


Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Gamſtags von 3-1 Uhr Vormittags.
Grosherzogliches Rentamt Darmſtadt.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 8. Sept. 12. Vorſt. im 1. Abonn.
Nomeo und Julie. Große Oper in 5 Akten
mit Ballet; Muſik von Gounod. Julien Frln.
Ubrich a. G., Nomeol Hr. Ledörer, Mer=
cution
Hr. Becker, Pagen Frau Mahr=
Olbrich, Tybald Hr. Mahr, Capulet
Hr. Greger ꝛc. - Im 4. Akt großes Ballet.
Anfang 17 Uhr.
Donnerſtag. 10. Sept. 13. Vorſt. im 1. Ab.:
Roſenmüller und Finke. Luſiſpiel in 5 Akten
von Töpfer.
Freitag. 11. Sept. 14. Vorſt. im 1. Abonn.:
Zur Feier des Allerhöchſten Namensfeſtes Seiner
Majeſtät des Kaiſers von Rußland, bei feſtlich
erleuchtetem Hauſe: Tannhäuſer und der
Sängerkrieg auf Wartburg. Große Oper
in 3 Atten, Muſik von Richard Wagner.

[ ][  ][ ]

A. 36.

131

Am der Vmiversitist Jemz.
Die Vorlesungen für das Winterhalbjahr 1868-69 beginnen
Mentag den 26. Gelober 1868.
Auskunft ertheilt
Die Direction:
5595)
Dr. H. Stoeckhardt.

Gold-Cours.
fl. 9. 47-49.
Piſtolen
Holländ. 10 fl. =Stücke . 9. 54-56.
5. 36-38.
Rand=Ducaten.
Preuß. Friedrichsdor 9. 58-59
20 Franes=Stücke.
9. 29½- 30½
Engl. Souverains.
11. 54-59.

Von der Militärgrenze.

Schluß).
Toaſt ſolgte nun auf Toaſt und die Geſellſchaft war in der beſten
Stimmung, der Reihe nach jeden Einzelnen leben zu laſſen, der ſich auf
dem Koſſower Felde einen Namen verdient hatte, als ſich plötzlich die
niedrige Thür öffnete und gebückten Hauptes ein neuer Gaſt eintrat.
Sein rabenſchwarzes Haar quoll in langen dichten Locken unter dem mit
einer doppelten Reihe goldener Zechinen beſetzten Fes hervor und ſiel auf
den weiten faltenreichen rothen Mantel, der ſowohl eine athletiſche Geſtalt
wie auch einen reichen Anzug und koſtbare Waffen verdeckte. In dem
länglichen, von der Sonne gebräunten Geſicht, der Adlernaſe und dem
ſchwarzen, funkelnden Augenpaar erkannten die Anweſenden ſofort Wuk
Obrenoff, ihren Arem Baſcha. Sie ſprangen von ihren Sitzen auf und
bewillkommneten den Anführer mit Freudengeſchrei; dieſer aber gab mit
der Hand das Zeichen zur Ruhe.
Nun, Burſche, ſed ihr alle beiſammen, wie ich's befahl?
Alle, Arem=Baſcha. bis auf Damian, der uns nicht folgen konnte,
da er noch an dem Schuſſe daniederliegt, den ihm der Hund von
Mohammed=Aga in's Bein jagte!
Gut. Heda, Schenker, wie hoch beläuſt ſich die Zeche meiner
Gefährten!
So wahr mir Gott Glück geben ſoll, Arem=Baſcha, ſie haben gut
und gern für einen Dukaten getrunken!
Hier ſind zweil entgegnet kurz Wuk, indem er das Gold auf den
Tiſch warf. Und nun, Brüder, auf den Weg! Wir haben noch ein
gut Stück Arbeit vor uns!
Mit dieſen Worten verließ er die Schenkſtube und die Haiducken
ergriffen ſchnell ihre Waffen, um dem Hauptmanne zu folgen. An dem
Orte, wo es vor wenig Augenblicken noch ſo geräuſchvoll hergegangen
war, blieben nur die Hirten, der blinde Sänger, deſſen noch immer
ſchlafender Führer und der Schenkwirth zurück.
Eine Zeit lang herrſchte in der Stube tiefe Stille und man vernahm
deutlich den Hufſchlag der ſich mehr und mehr entfernenden Roſſe. Nach
einer Weile jagte der Wirth:
Jetzt geht der ganze Schwarm über die Grenze! Weiß Gott, die
Gäſte beim alten Uremowitſch werden eine ſchwere Stunde zu verleben
haben!
Ja, jal, warf der Greis ein, nes kommt ein grober Keil auf einen
harten Klotz! Sie werden es Wuk nicht leicht machen und Gott mag
wiſſen, wie ſich die Sache endigt!
Mag ſie endigen, wie ſie will, meinte der Wirth, ſo gibt's morgen
etwas Neues zu hören und für dich, Alter, Stoff zu einem Liedl=
Freilich! Wenn nur nicht chriſtliches Blut vergoſſen wirdl"
Das gebe Gott u riefen alle und entblößten dabei ihre Häupter.

In Uremowitſchs Hauſe war die Hockzeit in herlömmlicher Weije
ausgerichtet. Die Zahl der geladenen Gäſte, Verwandte des Brautpaars,
betrug wohl an hundert und beinahe die Hälfte derſelben beſtand aus
Männern, die alle bis an die Zähne bewaffnet waren. Wenn Wuk
willens war, einen offenen Ueberfall zu wagen, ſo mußte er ſich allerdings
auf einen harten Strauß gefaßt machen, um ſo mehr, als Rado's Haus
den andern ziemlich nahe lag und auf den erſten Ruf die Nachbarn zur
Hülfe herbeieilen konnten.
In der größlen durch Kienſpäne erleuchteten Stube des Hauſes
ſaßen an zwei langen, mit weißem Linnen bedeckten Tiſchen die Hochzeits=
gäſte
und erheiterten das Mahl durch Toaſte und Lieder. Die Braut
fehlte jedoch in dem fröhlichen Kreiſe, denn nach alter, ſtreng beobachteter
Sitte mußte ſie ſich in die entſernleſte Kammer zurückziehen und dort beim
Schein einiger Wachslichtchen ſo lange unter dem Schutze des Praut=
wächters
bleiben, bis dieſer ſie dem Eheherrn zuführte.
Militza konnte ſchon durch ihre Schönheit allein feſſeln, an dieſem
Tage jedoch war ihre Erſcheinung eine entzückende.
Anf dem Kopfe trug ſie einen hohen, rothen, mit verſchiedenen Gold=
und Silbermünzen ausgeputzten Kalpak, um welchen unten ein blendend
weißes Muſſelintuch gewunden war. Das unter demſelben hervorquellende

duntle Haar hatte eine kunſifertige Hand in zwei Zöpfe geflochten und an
dieſe vermittelſt feiner ſeidener Schnüre allerlei Thaler, Zwanziger und
ſonſtige Münzen befeſtigt. Eine Reihe aufgehefteter Thaler, mit einem
großen goldenen Medaillon in der Mitte, ſchmückte den Hals und an
Buſen und Taille bis zum Knie ſchmiegte ſich ein mit rothem Bande be=
ſetzter
, enganliegender Rock von weißem Tuche. Ein bis zu den in rothen
Stiefeln ſteckenden Füßen herabfallender buntſtreifiger Unterrock vollendete
den maleriſchen Anzug.
Militzz war im Brautſtaat, wie geſagt, hinreißend ſchön, allein die
Züge ihres Geſichts ſtimmten weder zu deſſen grellen, leuchtenden Farben,
noch zum Feſie ſelbſt. Es lag etwas wie Verdruß, Ungeduld in ihrem
Blick und der Brautwächter, ein alter Onkel Koſta's, that auch nichts, um
die dem Tage nicht angemeſſene Stimmung zu verſcheuchen, ſondern
ſchlummerte in einem Winkel der Kammer. Das von fernher tönende
Freudengeſchrei klanz den Eingeſperrten faſt wie Hohn, und übel gelaunt
wie ſie war folgte ſie dem Beiſpiel ihres Hüters und ſchloß die Augen
zum Schlaf.
Eine kalte, rauhe Hand, die ſie an ihrer Wange fühlte, riß ſie plötz=
lich
aus dem Schlummer und als ſie um ſich blickte, gewahrte ſie mit
Schrecken drei in rothe Mäntel gehüllte Haiducken, unter ihnen Wuk.
Sie wollte ſchreien, allein ihre Anſtrengungen waren vergebens, da man
ihr den Mund mit einem Tuche verſtopft hatte. Ihre Blicke ſchweiften
wie irr in der ſtammer umher; da ſah ſie den alten Onkel am Boden
liegen, unbarmherzig geknebelt und mit verbundem Munde. Die Hai=
ducken
hatten ihn im Schlafe überraſcht und ihn ohnmächtig gemacht, ehe
er einen Schrei ausſtoßen konnte. Die Augen des Unglücklichen waren
weit aus ihren Höhlen getreten und zeugten von der Wuth, die in ſeinem
Innern kochte.
Gleichwie Kinder mit einem Federball ſpielen, ſo hoben die Näuber
Militza in die Höhe und reichten ſie durch ein in die Decke geſchlagenes
Loch zweien ihrer Gefährten, welche das faſt beſinnungsloſe Mädchen in
einen Mantel hüllten, dieſen feſt zuſchnärten und ihre Beute durch die
Rauchluke hinabließen, um darauf denſelben Weg zu nehmen. In wenig
Augenblicken befanden ſich all= auf dem Hofe und flohen mit ihrem Raube
in's nahe Dickicht. Eine rabenſchwarze Nacht hatte das Gelingen ihres
Unternehmens weſentlich erleichtert.
Als ſie ſich im Gebüſch in nöthiger Sicherheit glaubten, hielten die
Haiducken an, wickelten Militza aus dem Mantel und zogen ihr das Tuch
aus dem Munde.
Hülfe! Hülſe! Koſtal Vater! Freunde! ſchrie ſie, ſobald ſie ſich
frei fühlte.
Ein lautes, höhniſches Gelächter der Bande war die Antwort auf
den Schrei der Verzweiflung und vor ſie hin trat Wuk.
Wen ruſt du, füßes Kind? Vor wem fürchtoſt du dich? Siehſt
du nicht den Bräutigam vor dir, dem du Liebe bis zum Tode ver=
ſprachſt
?
O hätten dich meine Augen nie erblickt, Verabſcheuungswürdiger!
Ich liebe dich nicht, habe dich nie geliebt! Im Gegentheil, ich haſſe
dich wie den Böſen! Laß mich zu meinem Vater, zu Koſta, ſchändlicher
Räuber!
Ei, aus dieſem Tone ſingſt du ſetzt, mein Bögelchen? Das war
deine mir verheißene Treue? Ob du mich leiden magſt oder nicht, küm=
mert
mich wenig, und ich habe dich wahrhaftig nicht geholt, um dich Koſta
zurückzugeben! Vor dem großen Gott und den Menſchen wurdeſt du
meine Braut und wirſt mein Weib! Gleich über der Grenze wartet der
Pope zur Trauung! Schreit erſt ein Söhuchen in deinen Armen, ſo
wird ſich die frühere Liebe ſchon wieder finden.
Nie, nie, du Böſewicht! Eher ſollſt du mich umbringen, als ich
dich lieben, dir angehören werdel rief das verzweifelte Mädchen.
Während dieſes Streites hörte man vom Dorfe her zuerſt ver=
worrenes
Geſchrei und einzelne Flintenſchüſſe, dann Glockenſchläge und
Trommelwirbel
Ohol Hört ihr 3u rief Wul, zu ſeinen Gefaͤhrten gewandt Schneller,
als ich es vermuthete, ſind ſie dort dahintergekommen, daß man ihnen ein
Täubchen aus dem Schlage geholt hat."
Das verdanken wir Stanoje, dem alten Schurken von Braut=

[ ][  ]

133

M36.

wächter iu verſetzte einer der Haiducken. Gewiß hat er auf irgend eine
Weiſe die Feſſeln abzeſtreift und dann Lärm geſchlagen! So gehl's aber
immer, wenn man mitleidig gegen den Feind iſt. Ein Stoß mit dem
kühlen Eiſen bis in's Herz hinein und die Gäſte ſäßen jetzt noch ahnungs=
los
um die Tiſche herum.
Ich bin kein Hund erwiderte Wuk ſirenge, daß ich den Wehr=
loſen
tödte. Doch jetzt gibt es anderes zu thun als zu plaudern! Bis
zum Fluſſe haben wir noch eine gute halbe Meile und der verwünſchte
Mond kann jeden Augenblick ſichtbar werden. Auf den Weg alſo, Burſche!
Du, Mujo, bleibſt bei mir und ſchleppſt die Dirne mit, ihr andern haltet
euch hinter uns, etwa hundert oder mehr Schritte, und deckt uns den
Rücken, falls wir angegriffen werden ſollten!
Des Arem=Baſcha's Beſehl wurde pünktlich Folge geleiſtet, doch ging
diesFlucht nicht ſo ſchnell von ſtatten, wie es die Halducken wohl gewünſcht
hätten. Einestheils erſchwerte ſie Militza durch ihre Widerſpenſtigkeit,
anderntheils das dicht verwachſene Geſträuch, das den Pfad bedeckende
Steingeröll und die vom Regen ausgewaſchenen Höhlungen. Sie waren
höchſtens eine Viertelmeile von Gratſchaz entfernt, als der Mond hinter
den Bergen heraufſtieg und ihren Weg erleuchtete, damit aber auch zu=
gleich
den nacheilenden Grenzern Gelegenheit gab, die fliehenden Näuber
leichter zu erſpähen.
Nach faſt übermenſchlicher Anſirengung war es dem alten Brauthüter
in der That gelungen, ſeine Feſſeln an einem aus der Wand hervor=
ſtehenden
Steine durchzureiben. Sein verſtörtes Ausſehen, noch mehr
aber die Botſchaft, welche er brachte, machten alle beſtürzt und ſofort
wurde alarmirt. Die waffenfähige Mannſchaft flog nach dem Sammel=
platz
und der Corporal, ſchäumend vor Wuth, gab ſofort die nöthigen
Beſehle. Sie zeugten ebenſo ſehr für genaue Sachkenntniß, wie für einen
geübten Blick.
Die Unna, welche die Türkei von Oeſterreich ſcheidet, war zu dieſer
Zeit nur an zwei Punkten zu überſchreiten und dieſe mußten vor allen
Dingen beſetzt werden, wenn man dem Feinde den Weg abſchneiden
wollte. Ihm, der ſchlau jeden Fußſteig benutzte, in gerader Richtung
zuvorzukommen, war eine Unmöglichkeit.
Der Corporal theilte die ganze Mannſchaft in zwei Haufen, ſtellte
ſie unter Uremowitſch's und Koſta's Befehl und beorderte ſie nach den
erwähnten zwei Punkten. Er ſelbſt blieb einſiweilen noch im Dorfe zurück,
um mit denjenigen Leuten, die ſich der Entfernung wegen erſt ſpäter ein=
ſtellen
konnten, mitten durch das Gebüſch zu dringen und ſo die Spur
des Feindes zu verfolgen.
Der alte Uremowitſch gelangte mit ſeiner Schaar unangeſochten bis
an die ihm bezeichnete Stelle. Nicht ſo glücklich war Koſta; denn eine
Viertelſtunde von der Grenze entfernt empfing ihn in einem Eichenwalde
ein tüchtiges Feuer. Wuk hatte hier ſeine Haiduden verſteckt, um ſich
den Uebergang über den Fluß zu ſichern.
Es kam zu einem vollſtaͤndigen Gefecht, bei welchem die Grenzer
durch die Zahl der Mannſchaft, die Haiducken dagegen durch den einge=
nommenen
Standpunkt, der ſich mehr zur Vertheidigung als zum Angriff
eignete, im Vortheil waren. Die im Walde zerſtreuten Nothmäntel
feuerten wie kunſtgeübte Schützen auf die nachdringenden Verfolger und
zogen ſich vorſichtig zurück, indem ſie jeden Baum, jeden Strauch zur
Deckung benutzten. Glücklich gelangten ſie bis zum Saum des Waldes,
ſetzten ſchnell über eine an den Fluß ſich anlehnende Wieſe weg, ehe die
Grenzer noch das Freie gewonnen hatten, durchwateten die Uuna und er=
klommen
eine dicht mit Holz bewachſene Höhe, die ihnen ebenſo viel
Sicherheit bot, wie es unmöglich war, ſie aus dieſer Stellung zu ver=
treiben
.
Während die feindlichen Parteien ſich gegenſeitig Kugeln zuſchickten,
hatte Wuk in Mujo's und Militza's Vegleitung ſich der Grenze genähert.
Der Corporal war ihm auf die Spur gekommen und ſchoß mit ſeinen
Leuten tüchtig auf die Haiducken, welche beordert waren, die Nachhut zu
bilden. Als Wuk an der Wieſe ſtand, die ſein Vortrab bereits hinter
ſich hatte, hielt er einen Angenblick an, um zu überle,en, was weiter zu
thun ſei. Seine Lage war eine ſehr gefährliche, dern von hinten drängte
der Feind und vor ſich ſah er die Fuhrt beſetzt. Es galt raſches, kuhnes
Handeln, wenn er dem Verderben entgehen wollie.
Höre, Freund wandte er ſich zu Mjo, hier iſt kein Sänmen, wir
müſſen ſchleunigſt durch das Waſſer! Ich ſchwimme voraus und ziehe
die Dirne nach und du folgſt mir. Wenn wir nur erß den verflucheen
freien Platz hinter uns hätten! Las das Mädchen los, ich weide ſie ſchon
ſelbſt ſchleppen, und lauf du, ſo ſchnell du kannſt, vor mir her!
Die Wieſe, über weiche ſie weg mußten, um in Sicherhei zu kommen,
war zwar nur ttwas über hundert Schritte breit, allein Koſta's Falken=
auge
hatte bald die Fliehenden erſpäht. Die Wuth wollte ihm die Bruſt
zerſprengen, als er den Niuber ſeiner Drant mit der Voute dahise len
ſah; doch behielt er die nöthige Faſſung, um genau zu zielen. Es krallte
und Muje ſtürzt; zuſammen. Luf den Anführer zu ſchiesen, wagte viemand,

denn trotz aller Gewandtheit und Sicherheit konnte die Kugel leicht Militza
treffen. Man mußte ſich auf die Verfolgung beſchränken, ſtrengte dabei
zber auch alle Kräfte an. Wuk glich einem gehetzten Hirſch; er ſetzte
illes daran, um mit ſeiner Beute zu entkommen, und für beide Theile
war jeder Augenblick ſo koſtbar, daß er einen Schatz auſwog.
Wuk hätte ohne Zweifel ſeine ebſicht erreicht, wenn nicht Militza
ihn mit aller Macht daran verhievert hätte. Von ihrem Näuber gleichwie
ein Kind auf dem Arme getragen, ſchlug ſie um ſich, zauſte ihn bei den
Haaren und zerkratzte ihm das Geſicht; doch Wuk achtete nicht darauf.
Er hatte nur einen Gedanken: den der Rettung vor den ihm auf dem
Fuße folgenden Feinden. Noch einige wenige Schritte, ſo war er am
Fluſſe und in Sicherheit - da mußte ein unvorhergeſehener Zwiſchenfall
ſeine Abſicht zunichte machen.
Auf der Wieſe unweit des Ujers ſtand ein alter Birnbaum. Beim
Vorüberlaufen an demſelben ergriff Militza einen ſeiner Aeſte und klam=
merte
ſich ſo feſt an ihn, daß ſie Wuk, trotz aller Kraftanſtrengung, nicht
losreißen konnte.
Laß den Baum los'' ſchrie er mit heiterer Stimme und riß ſeine
Beute dabei hin und her.
Nein, verfluchter Schurke! Laß du ab von mir
Nochmals, losgelaſſen, wenn dir dein Leben lieb iſt
Rein, nein! Lieber den Tod von deiner Hand, du Unmenſch, als
das Leben mit dir!
Nun denn, wenn du nicht die Meinige ſein willſt, ſo ſei auch keines
andern! Mit dieſen Worten ſtieß er ſein langes Meſſer in die Bruſt
der Braut.
Seine Verfolger waren während deſſen bis auf wenige Schritte
herangekommen. Koſta an ihrer Spitze war Zeuge des ſchrecklichen Schau=
ſpiels
und ſah mit Schaudern den blitzenden Stuhl in dem Herzen ſeines
Mädchens. Wüthend wie ein angeſchoſſener Tiger zog er die Piſtole aus
dem Gürtel, zielte und Wuk lag mit zerſchmettertem Schädel am Boden.
Militza lebte noch ſo lange, um mit ſchon brechendem Auge dem
Bräutigam die Hand reichen zu können. Ihre Leiche wurde nach des
Vaters Hauſe getragen, Wuk's Körper dagegen den wilden Thieren über=
laſſen
. In der Nacht ſchlichen ſich ſeine Gefährten herbei und ſcharrten
ihn mit den übrigen Gefallenen ein. Ein niedriger Hügel - das Voll
nennt ihn den Arem=Baſcha=Wuk Todtenhügel - erhebt ſich über den
Gefallenen, und der alte Birnbaum, an den niemand die Art zu legen
wagt, beſchattet ihn mit ſeinen Zweigen. Nachts hört der Vorüber=
gehende
oft ſchaurige Töne, die aus der Erde zu kommen ſcheinen; er
bekreuzt ſich dann und ſchreitet eilends vorüber.

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.

64. Die Topordungen.
(Fortſetzung.)
Von ſittengeſchichlichem Intereſſe ſind beſonders die Tariſe für den
Schneider, da ſie alle Arten von damals üblicher Bekleidung benennen.
Wir wollen einige davon anführen. Da war zu bezahlen: vor einem
ſchlechten wüllenen Kleydt ohne Schnürn 40 kr.; vor Hoſen und Wammes
mit einem Steplein und Schnürleinb 1 fl. bis 1 fl. 20 kr. vor Hoſen
und Wammes mit breyten Achſeln und ſteiffen Bäuchen= 1 fl 20 kr.;
vor Hoſen und Wammes Seiden Wahren, nach dem es ausgemacht: 2fl.;
ein Mantel mit einer Schnur gebrämet und gefaſt, und fornen herab ge=
füttert
52 kr.; vor einem Weibermäntelein mit Schnüren 28 kr.; vor
einem Paar Leinen Strümpff von 3 kr. bis in 4 kr.; vor einem Reitrock
oder Caſiac mit Beltz gefüttert, mit Schleiffen ausgemacht und ein Schnur
verbremt 56 kr. bis 1 fl.; vor Ueberzug über Hoſen und Wamms 30 kr.;
ver einem Weiber Nock unten herum mit 2 oder 3 Sammeten oder an=
deren
Schoüren zu verbremen 1 fl. vor einer gemeinen Bruſt 6 kr.;
vor einer Pruſt mit Schnüren ohne Wulſt 16 kr. u. ſ. w. u. ſ. w.
Wenn aber der Meiſter ſeinen Kunden im Haus arbeitete, war neben der
hoſt zu bezahlen: dem Meiſter 7 kr., dem Geſellen 6 kr., dem Jungen
4 kr. - Auch der Tarif für den Schuhmacher iſt intereſiant. Es
wurde bezahlt für ein Paar gute Stiefel mit Abſetzen, ereh vohlen
und geſchnürt Leder 4½ fl.; für ein Paar Stiofel geringer Gattung=
3- 3½ fl.; für ein Paar Waden oder halb ztſſel; 1 fl. 29 kr.; für
ein Parr heinfeche Scuhk 30 kr.; für ein Paar eiber Tripſchuh
56 kr. bis 1 fl.; für ein Paar Bauern Weiber Schuhl 45 kr. Wenn
Schuh im Haus gemart wurden bei des Hausmanns Koſt und Leder von
jedem Paar große Mains= oder: Weiberſchuh uff Namen gedoppelt
(Fortſetzung folzt.)
6 kr. u. ſ.hw.

Nedaciion und Vertag: L. C. Wittiſch'iche Poſencheruncrei.