Beilage
Darmſtädter Frag= und
Ne.
35.
Dienſtag den 1. Septembei
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſian, die Beilage
Otenſtags und Lezteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnemnent der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.
5328)
Marketender goſucht!
Das 2. Vataillon 4. Infanterie=Regiments ſucht für die Herbſtükzungen am 7.-19.
Sep=
tember d. J. einen Marketender zu engagiren. Reflectanten haben ſich bei dem Unterzeichneten
anzumelden.
J. A:
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1868.
Heim L. Lieutenant im 4. Inf.=Regiment.
5180) Das 2. Vataillon 3. Iuſanteri=Regiments ſucht auf die Dauer der Ließjährigen
Herbſtübungen vom 9. bis 19. September einen Marketender zu engagiren. Baldige An=
Oberquartiermeiſter Bauer.
meldung bei
5481) Für das 2. Jäger=Bataillon wird für die Herbſtübungen vom 7. bis 19. Sept. d. J.
ein Marketender geſucht Anzumelden in Eberſtadt.
Eberſtadt, den 20. Auguſt 1858.
Winter, Major und Bataillons=Commandeur.
5351)
Werſteigerungen.
Bekanntmachung.
Die zum Schuldenweſen des Juweliers und
Goldarbeiters Carl Pfeifer von hier gehörigen
Goldwaaren=Vorräthe, als: Fingerringe, Collier
mit Medaillen, Ohrringe, Broſchen, Garnituren,
Armbänder, Charivari's und dergleichen, ſollen
nächſten Mittwoch den zweiten
Septem=
ber d. J., Vormittags 9 Uhr,
und die Mobilien, als: Kleider, Weißzeug,
Bett=
werk, Möbel und allerlei ſonſtiger Hausrath
Donnerſtag den 3. September d. J.,
Vormittags 9 Uhr,
in dem Möbellager des Schreinermeiſters
He=
berer, Waldſtraße Nr. 2, gegen gleich baare
Zahlung öffentlich an die Meiſtbietenden
ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1868.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
Arbeit=Vergebung. mit Javille per Pfd. ohne Janille per Pfd.
fl. kr.
f. kr. Für die Großherzogliche Reiterbrigade ſollen Reine Puerto Ca- Reine Puerto Ca- 200 Paar Sattelbockblätter von Buchenholz an= bello 2. 20 bello. 2. 3 gefertigt werden. Schreiner ꝛc., welche dieſe Ar= Reine Caracas 2. 12 Reine Caracas 1. 45 beit zu übernehmen wünſchen, wollen ſich alsbald Gesundh.-Choc.1 1. 58 Gesundh. Choc.1 1.20 bei der unterzeichneten Commiſſion anmelden. ditto 2 1. 38 ditto 2 1. 10 Darmſtadt, den 2ö. Auguſt 1863. ditto 3 1. 18 ditto 3 I. 3 Die Vetleidungs=Commiſſion des 2. Reiter= ditto 4 1. 10 ditto 4 - 56 Regiments: ditto 5 1. 6 ditto 5 — 48 Frhr. v. Nieou. ditto 6 - 56 ditto 6 - 36
5339) Grummetgras=Verſteigerung.
Mittwoch den 2. September,
Nach=
mittags 5 Uhr, auf der Roſenhöhe.
Zuſammenkunft bei Obergärtner Müller.
Feilgebotenes.
5205) Obſt von der Roſenhöhe.
Gebrochene und gefallene Sommerkarthäuſer,
Falläpjel, Birnen und Zwetſchen ſind täglich zu
haben bei Chriſtiau Kröh, Waiſenpumpe 18.
5318) Gute Tafeltrauben täglich friſch
vem Stock per Pfund 5 kr., Beſſungen Nr. 154
nächſt der Kirche.
5482) Zur gef. Rotiz, daß ich auch für das
Jahr 1863 den Desit des
Lahrer hinkenden Boten
für Darmſtadt und Umgegend beſorge und
bitte die Herren Wiederverkäufer, mir ihre
Ve=
ſtellungen darauf bis 15. September d. J. gef.
anzugeben. J. P. Strauß, Buchhandlung,
Offenbach a. M. Schloßſtr. Nr. 1.
Neue holländ. Häringe per Stück 6 kr.
Marinirte
8 kr.
V
bei
Ludw. Heyl Zohn.
5379) Eine Ktaute Pferdemiſt zu
ver=
kaufen. Fuhrmannsgaſſe Nr. 3.
Prima neue holl. Vollhäringe
(Kronbrand) billigſt bei
l. bodenheimer.
5383)
S
„
2
O.
2⁄.
.
9
122
5
LRvAKtAAO.
COlEhGUIb
Mahlissoment für Fabriſtation von Chocoladen & Vonbons,
repräsentirt durch
0. PRIPR WEAIER E E URAIL,
Vol=Biekerant Seiner Königliehen Bohrit des Grosherzogs von Besen und bei Ahein.
Einem hohen Adel und verchrlichen Publikum widmen ganz ergebenst die
An-
zeige, dass wir auf biesigem Platze - Wilhelminen-Strasse Nro. 29 neu - ein
Filial-Lager von unsern französischen Chocoladen- und Bonbons-Fabrikaten, sowie
Pa.
„
52
C
H
5
10
O
2
v2 chinesischen Thee's ctablirt haben und empfehlen solche zur geneigten Abnahme 5a
S und Benutaung.
E
Darmſtadt, im Januar 1868.
2.
Joh. Phil. Wagner & Co.
ChoC0lAvhn
BRE18
Entöltes Cacao-Pulver.
Rein Puerto Cabello per Pfd. 1 fl. 45 kr.
Rein Caracas
„ 7 1 fl. 36 kr.
Rein Maragnan
„ „ 1 fl. 6 kr.
Lose u. in Schachteln von 1. ½ u. ¼ Pfa.)
Pecco I.
„ II.
Souchong I.
II.
„
Congo
Thé melangs. 4. —
LESTB.
Caravanen-Thee's.
Schmarze pr. Pfd.
Grüne pr. Pfd.
fl. kr.
fl. kr.
5.
Gunponder 2.12
3. 30 Imperial 3. 30
3. 30 Tonkay
2. 40
2. 30 Thé damateur 3. 30
2. 12
Vonbonnières, Jeagert. c Phantasie- Chocoladen,
Dragés da Verdun
in grosser Luswahl.
Rettig Bonbons fürHusten u. Brustleiden
Lose per Pfd. 48kr. Päte Pectorale
Feine in Paquet. 14kr. per Schachtel 24kr.
Extra keine
Rettig-Syrop
in Sehachteln 18kr. per Plasche 24kr.
Unsere Brust-Vonbons sind auch bei
Herrn J. J. Gülich zu haben.
[528
44 in guter Qualität, zurückgeſetzt, werden noch ca. für 100 Zimmer abgegeben.
W. Schmidt, Ludwigsplatz 9.
34
132
M. 35.
5364) Die erwartete neue Strkck VVOIke iſt nun eingetroffen und empfehle
dieſelbe bei bekannten guten Qualitäten zu billigſten Preiſen. - Beſonders mache ich noch, außer
allen gangbaren Sorten, auf eine ſehr ſchöne woisse Wolle für Unterröcke,
Unter=
jäckchen u. dgl. in Handgeſpiunſt, ſpaniſcher, Irländer und Eiderwolle, ſowie auf
die ſo ſehr beliebte daierhafte Crefelder Wolle aufmerkſam.
In allen ſonſtigen in das Kurzwaarenfach einſchlagenden Artikeln halte mich beſtens
empfohlen.
S. Araszcltar,
Packkiſten ſehr bug bei
mit und ohne Deckel
Anton Schmidt, Ludwigſtraße.
5383)
Portemonnaies.
Eine Parthie zu außergewöhnlich billigen Preiſen
empfiehlt
Georg Hof,
Eliſabethenſtraße im neuen Schulhauſe.
5396) Eine große Vogelshecke billig zu
verkaufen Louiſenſtraße 40 Seitenbau.
Güßer Aepfelmoſt
per Schoppen 3 Kreuzer.
5390)
J. H. Holker.
5483) Neue hollandiſche Voll=Häringe
per Stück 6 kr. empfiehlt
Paul Störger Sohn, Kirchſtraße Nr. 25.
Vermiethungen.
3937) Riedeſelſtraße 42 ein möblirtes Zim=
A. Falkner.
mer zu vermiethen.
4793) Soderſtraße Nro. 33 iſt die
Man=
ſarde, beſtehend aus 1 Zimmer, 2 Cabinetten,
Küche u. allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen.
Nähere Auskunft, ſowie die Einſicht vom Logis
ertheilt Schloſſermeiſter Ludwig, Carlsſtraße 8.
4661) Eine elegant möblirte Wohnung
an Frmde zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
14
4877) Ein möblirtes Zimmer, alsbald;
beziehbar, zu vermiethen.
Holzhofſtraße Nr. 14.
N0) Mror 10 Golſtendaie i. ein leihes
Logis zu vermiethen und gleich beziehbar.
Adam Hein.
5078) Bei A. Neu, Louiſenſtraße Nro. 2,
iſt Stallung für 2 Pferde und Bedientenſtube
ſofort zu vermiethen und zu beziehen.
5183) Am Schloßgraben 3 ein Logis zu
ver=
miethen, in 4-6 Wochen zu beziehen. Fr. Hauff.
5262) Ludwigsſtraße 14 iſt im erſten Stock
ein ſchönes Zimmer mit Möbel ſofort zu vermiethen.
5319)
Caſinoſtraße 23
ein möblirtes Zimmer nebſt Bedienung an einen
anſtändigen Herrn zu vermiethen.
5320) Dieburgerſtraße Nr. 10 der
mittlere Stock zu vermiethen.
5334) Es iſt ein Manſarden=Logis zu
ver=
miethen hinter dem botaniſchen Garten Nr. 43
bei Gärtner Buchert.
5336) Möblirtes Zimmer und Kabinet.
Hölgesſtraße Nr. 12.
5418) Langgaſſe 17 ein Logis im Hinterbau
bei
Herm. Schweffel.
5484) Zu vermiethen vom 1. October
an der ſeither von Hrn. Oberlieutenant
Hoff=
mann bewohnte, in Folge deſſen Verſetzung nach
Worms vacant gewordene obere Stock des Hauſes
Nr. 28 der Frankfurter Straße an eine ſtille
Familie.
Vermiſchte Nachrichten.
5485) Ein Mädchen, das Nähen und
Bü=
geln kann und gute Zeugniſſe aufzuweiſen hat,
ſucht eine Stelle bei einer Herrſchaft. Näheres
bei Frau Glaſermeiſter Schulz, Alexanderſtr.
4563) Einige ſtarke Jungen können in meimer
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.
42Winer Getränke=Handlung oder Eſig=
6 ³⁄e Fabrik, die ihre Kundſchaft in Darm=
2
41¾ ſtadt u. Umgegend regelmäßig beſucht,
wird der Alleinverkauf eines
einſchlägigen, ſehr gangbaren Artikels, zu
ermä=
geſucht. Frankirte Anfragen unter F. H. Nr. 6
beſorgt die Exp. d. Bl.
5083) Einige brave gute Arbeiter können 6igten Preiſen für jeſte Rechnung zu übertragen
ſofort eintreten bei B. van der Kors,
gegenüber der Kanzlei.
5487)
Lyer.
An die ewoyu.r Darmſtadts!
Am 8, 9. und 10. September wird die XV. Wanderverſammlung deutſcher
Bienen=
wirthe in unſerer Stadt abgehalten, zu welcher wir eine große Zahl von Gäſten aus allen
Gegenden Deutſchlands und Oeſterreichs, darunter die erſten Korhphäen des Imkerthums, erwarten.
Der Raum in den Gaſthöfen würde zur Beherbergung der Fremden bei Weitem nicht ausreichen,
auch wenn nicht bereits durch die gegenwärtig hier weilenden auswärtigen Gäſte einige der größten
Hotels in Beſchlag genommen wären. Wir wenden uns deßhalb an die bewährte Gaſtfreundſchaft
der Bewohner Darmſtadts mit der Bitte, uns bei Unterbringung unſerer Gäſte in der Weiſe zu
unterſtützen, daß ſie ſolche in ihre Privatwohnungen aufnehmen. Wir ſind gerne bereit, wo dies
gewünſcht wird, die auch in den Hotels üblichen Wohnungspreiſe zu bezahlen, ſind jedoch im Voraus
überzeugt, daß wir eine nicht unbedeutende Anzahl von Wohnungen auf Rechnung der
liebens=
würdigſten Gaſtfreundſchaft Darmſtadt's bringen dürfen.
Die Anzeigen wollen gefälligſt an Herrn Dr. Meinrich Vogel, Ernſt=Ludwigſtraße
Nr. 19, gerichtet werden.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1368.
Im Auftrage des Comite's;
v. Bechtold, Gr. Geh. Rath, Präſident der Verſammlung. Ober=Conſiſtorialſecretär Achenbach.
Hofrath Friſch. Partikulier Heyl. Dr. Hüffel. Steuerrath Küchler. Hofgerichts=
Advokat Vogel. Dr. Hch. Vogel.
7.
38
5488)
18l.
Geſchafts-erlegung.
Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein Haus und Geſchäft käuflich au Herrn P. Fries
übergeben habe und bitte, für das mir ſeither geſchenkte Zutrauen dankend, daſſelbe auch auf meinen
Nachfolger übertragen zu wollen.
W. Dintelmann.
Auf Obiges Bezug nehmend erlaube mir anzuzeigen, daß ich meine ſeither, kleine Kaplaneigaſſe
Nr. 4, betriebene Bäckerei nunmehr durch Uebernahme des W. Dintelmann'ſchen Hauſes
und Geſchäftes, Ochſengaſſe 16, dahin verlegt habe und bitte, das mir und meinem Vorgänger
ſeither geſchenkte Vertrauen auch ferner bewahren zu wollen.
Achtungsvoll
P. Fries, Bäcker.
5 pCt. Großh. Heſſiſche Staats=Obligationen,
eingetheilt in Stücken fl. 1000, 500 und 100, werden billigſt verkauft bei
5489)
Ferdinand Wolfskehl.
5490)
602
Tanz=Unterzicht.
Einem hohen Adel und hochverehrten Publikum erlauben wir uns hiermit die ergebenſte
An=
zeige zu machen, daß von Mitte September unſer Tanz=Inſtitut wieder eröffnet wird.
p.
Franz Hofmann, HofValletmeiſter,
Bertha Hoffmann,
Mathildenplatz Nr. 19. zwei Stiegen hoch.
p—
0e Moſie„
Tvangez-æurugemeinde
Bahnenwoeihe der .
verbunden mit Schau= und Abturnen
Sonntag den 6. September 1868 Nachmittags halb 3 Uhr.
Festhalh. Anfang Abends halb 9 Uhr im neuen Saaſe des Chauſſeehauſes.
Für Nichtmitglieder ſind Karten 1 fl. zu haben bei den Herren D. Schulz und K. Diehl.
Der Vorſtand.
5491)
Logis=Geſuch.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen, 5494)
Auf den 1. Ocibr. werden 1 oder 2 möblirte
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
Zimmer, welche nicht allzuweit vom Bahnhofe
eut=
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
5081) Geübte Strickerinnen finden fernt ſind, zu miethen geſucht. Adreſſen unter Chiſire
A. L. ſind bei der Redaction d. Bl. abzugeben.
dauernde Beſchäftigung bei
Ad. Horn, Kirchſtraße Nr. 14.
Großherzogliches Hoftheater.
2 Wrafenſtraße 25 zwei Treppen hoch wünſcht
S
2 man einen Theilhaber an dem
Unter=
richte in der franzöſiſchen Sprache.
5492) Ein reinliches Mädchen, welches waſchen
und putzen kann und auch Laufdienſt annimmt,
ſucht alsbald eine Stelle. Zu erfr. Soderſtr. 13.
5393) Ein 3 rädr. Krankenwagen (engl.
Fabrikat) anderweit zu vermiethen. Holzhofſtr. 19.
Dienſtag, 1. Septbr. 8. Vorſt. im 1. Abonn.:
Philippine Welſer. Hiſtoriſches Schauſpiel
in 5 Akten von O. v. Redwitz. „Ferdinand: Hr.
Senger, „Philippine' Frln. Frohn, als Debuts.
Donnerſtag. 3. Sept. 9. Vorſt. im 1. Abonn.
Die Stumme von Portici. Große Oper in
5 Akten mit Ballet, Muſik von Auber. „Majaniello-
und „Elvira; Hr. und Frau Mahr, als Debuts.
4
Von der Mililärgrenze.
Längs der Linie, welche de öſilichen Theile des Kaiſerſtaates von
der Curopäiſchen Türkei trennt und die vom Adriatiſchen Meere bis nach
Orſowa an der Donau läuft, zieht ſich in langem ſchmalem Gürtel die
ſogenannte Militärgrenze, der Wohnſitz tapferer, unerſchrockener,
unter=
nehmender, aber auch noch halbwilder Slawen. Zur Zeit, als der
tür=
kiſche Halbmond drohend nach Weſten blickte, wurde auf Veranlaſſung der
ungariſchen Krone der ganze Landſtreifen zu einem bewaffneten Cordon,
dem die Verpflichtung oblag, über die Sicherheit der Chriſtenheit aller
Geſchlechter zu wachen. Die Gefahr eines feindlichen Ueberfalls iſt zwar
heute nicht zu befürchten, eher vielleicht das Gegentheil, allein
nichtsdeſto=
weniger beſteht der Cordon noch im ganzen alten Umfange und von
Dorf zu Dorf bemerkt man Wächterhäuſer und Lärmſtangen, überhaupt
alles, was im Augenblicke der Gefahr nöthig iſt, um die männliche
Be=
völkerung, die, nach Abtheilungen geſondert, zerſtreut in den weit
aus=
einander gelegenen Dörfern wohnt und unter beſondern Militärobern
ſteht, unter die Waffen zu rufen.
In Gratſchuz, einem dieſer Dörfer dicht an der ſerbiſchen Grenze,
lebte ein alter, ausgedienter Krieger Namens Rado Uremowitſch, deſſen
Tochter, Militza, als Kind ſchon in ſo bewundernswürdiger Schönheit
ſtrahlte, daß ſie im Umkreiſe vieler Meilen aller Augen auf ſich zog. Sie
war kaum in das Mädchenalter getreten, ſo hatte ſie ſchon Wuk Obrenoff,
einen Burſchen, gerade und ſchlank wie eine Tanne, mit rabenſchwarzem
Haar und Augen leuchtend wie glühende Kohlen, einen Burſchen, der
beim Tanze und Kruge ſowohl wie auch im Kampfe immer in der
vor=
derſten Reihe ſtand, durch ihre Reize ſo ſehr bezaubert, daß der junge
Grenzer bald beim Vater um die Hand des Mädchens anhalten ließ.
Der Alte hatte geyen den ſich meldenden Freier ebenſo wenig etwas
ein=
zuwenden, wie deſſen Tochter, der die Wahl des Gatten überlaſſen
bleiben ſollte; ſo wurde denn der Verlobungsring angenommen, die
üblichen Geſchenke gewechſelt und der Hochzeitstag auf vier Monate ſpäter
feſtgeſetzt.
Wut war von jeher gewohnt, den Kopf ſtolz zurückzuwerſen und, wo
ſich Gelegenheit dazu zeigte, den Herrn zu ſpielen; als Bräutigam der
ſchönen Miliza traten dieſe Eigenſchaften um ſo deutlicher an's Licht. Im
Rauſche des Glücks zechte er in der Schenke tagelang mit ſeinen Freunden,
rühmte ſich dabei nicht ſelten der ihm zu Theil gewordenen Vevorzugung
und erweckte dadurch den Neid der Gefährten. Gewöhnlich blieb es nicht
lange beim Wortwechſel, ſondern die Meinungsverſchiedenheit ging bald
in thätliche Angriffe über, und Klagen, ſowie Beulen und Schrammen
waren ſtets deren Folgen. Eines Sonntags hatte es Wuk, dem der
Wein zu Kopfe geſtiegen war, ſo arg getrieben, daß der Corporal als
Platzcommandant es für angemeſſen fand, ſich im Dienſtrock= in die
Schenke zu begeben, um daſelbſt die Ruhe wiederherzuſtellen, und den
Anſtifter der Schlägerei zur Verantwortung zu ziehen. Natürlich war
Wuk auch diesmal wieder derjenige, der die Hauptveranlaſſung zum Streite
gegeben hatte, und er, erhitzt von Tanz und Wein, in einer ungewöhnlich
aufgeregten Stimmung. Ein Wort gab das andere: der Zank entſpann
ſich aufs Neue und wurde bald ſo heftig, daß der Corporal, der
außer=
dem noch perſönlich beleidigt war, Wuk bei der Schulter faßte, um ihn
in Gewahrſam zu bringen. Sowie Wuk ſich berührt fühlte, drehte er ſich
raſch um, ergriff ſeinen Vorgeſetzten bei der Bruſt, ſchüttelte ihn in der
Luft hin und her und ſchleuderte ihn dann zu Boden.
Bei dieſer unerhörten That, welche die ſchwerſte Strafe nach ſich
ziehen mußte, ſtanden plötzlich alle wie zu Stein erſtarrt, und ſelbſt Wuk,
auf einmal nüchtern geworden, ſchien betreten und die Folgen ſeines
Ver=
gehens zu fühlen. Nach einigen Augenblicken ängſtlicher Stille rief der
noch immer am Boden liegende und blutende Corporal: „ Im Namen
des Kaiſers befehle ich euch, den Uebelthäter dem Gericht zu überliefern!
Allein ehe die Umſtehenden vermochten, den gegebenen Auftrag
auszu=
führen, hatte Wuk ſchon eine Bank ergriffen, wirbelte dieſe im Kreiſe
herum, zerſchlug das Fenſter, ſprang durch dieſes in's Freie und gelangte
unter dem Schutzz der einbrechenden Nacht glücklich in ein nahe
gelege=
nes Gehölz.
Der Miſſethäter hatte Zuflucht auf dem benachborten türkiſchen Boden
gefunden, und ſeine Angehörigen verſuchten alles Mögliche, um ihm die
Gnade des Kaiſers zu erwirken. Alle Schritte waren jedoch vergebens;
im Gegentheil lief der verſchärfte Befehl ein, den Verurtheilten, falls
man ſeiner habhaft werde, nach der ganzen Strenge des Geſetzes zu
be=
trafen.
Militza beweinte eine Zeit lang den Verluſt des Verlobten, wie
un=
gefähr das Kind den Verluſt einer ſchöuen Puppe; doch bald hatte ſie ſich
getröſtet, und als es ruchbar wurde, für Wuk zzige ſich nicht die geringte
Ausſicht zur Rückkehr, und ſich ein neuer Freier meldete, der gleich ſchön
und männlich, noch reicher und angeſehener war wie der erſte, ſo bedachten
ſich Vater und Tochter nicht lange, ſondern nahmen die Bewerbung an.
35.
133
Zur Hochzeitsfeier wurde die Zeit nach beendigter Weinleſe feſtgeſetzt und
Wuk's Verwandten ſowohl der Verlobungsring wie auch die übrigen
Ge=
ſchenke zurückgeſandt.
Einige Tage nach dem gegebenen Jaworte kehrte Militza mit einem
Kruge Waſſer zurück, das ſie an der nahen Quelle geſchöpft hatte. Mit
Koſta, dem neuen Geliebten und der ihr ſo freundlich zulächelnden
Zu=
kunft beſchäftigt, hatte ſie ſich auf dem Heimwege etwas verſpätet, und
war nicht wenig erſchrocken, als ihr aus dem am Fußſteig wuchernden
Dorngebüſch ein ſchmutziger, in Lumpen gehüllter Knabe entgegenſprang.
„Nimm dies von dem Bräutigam” mit dieſen Worten ſteckte er dem
ſprachlos vor ihm ſtehenden Mädchen ein Papier in die Hand und
ver=
ſchwand darauf.
„Warte, warte, ſage mir, was das iſt und von wem es kommt”
rief Militza, als ſie ſich von ihrem erſten Schreck erholt hatte.
„Lies, ſo wirſt du alles erfahren tönte es aus den Hecken heraus.
Militza, von Angſt getrieben, lief mehr als ſie ging ihrer Wohnung
zu, erzählte, daſelbſt angelanzt, was ihr begegnet war, und übergab dem
Vater das empfangene Papier. Es war für beide gleich unverſtändlich,
da ſie nicht leſen konnten. In dem Corporal beſaß das Dorf den einzigen
Gelehrten, zu ihm alſo begab man ſich, um die nöthige Aufklärung zu
erlangen.
„Ei. da ſchlag ein Wetter dreinl ſchrie der alte Kriegsmann, als
er den Zettel entfaltet hatte, „das kommt ja von Wuk, dem tollen
Hunde!
„Von Wuk?u riefen erſtaunt Vater und Tochter. „Was will er
denn von uns ?”
„Haben wir ſeine=Geſchenke nicht den Verwandten zurückgegeben ?
Was kann er ſonſt noch verlangen Zu fügte der alte Rado hinzu.
„Nun, wir werden ja bald ſehen” meinte der Corperal und las
Folgendes:
„ Du, mein Schwiegervater Uremowitſch Rado!
„Ich nenne Dich Schwiegervater, nach Recht und Gerechtigkeit,
ob=
gleich Du, wie es ſcheint, vergeſſen haſt, daß ich mit Deiner und ihrer
Einwilligung Militza's Bräutigam und mit ihr dem Gebrauch gemäß
ver=
lobt bin. Wie Du weißt, ſollte vergangenes Jahr auf St.=Demetri unſere
Hochzeit ſtattfinden, allein das Unglück wollte, daß ich zu den Türken
fliehen mußte. Des Kaiſers Urtheil verbietet mir die Rückkehr in die
Heimath, allein was habe ich Dir Leids gethan, daß Du mir ſo wehe
thun und einem andern diejenige antrauen willſt, die ich ſo
unausſprech=
lich liebe und die auch mir Liebe geſchworen hat? Daß die Hochzeit ſich
verzögerte, gibt Dir dazu kein Recht, denn hat nicht des Dogen von
Venedig Tochter zehn Jahre auf des Tſchernojewitſch Sohn gewartet?
Iſt Militza ſchon ſo alt, daß Du ſie durchaus aus dem Hauſe treiben
mußt, oder haſt Du etwa kein Brot für ſie? Sei ruhig, Du ſollſt ſie
los werden, aber ſo wahr mir Gott helfe und mein heiliger Patron,
ſchwöre ich, daß ſie keines andern Weib wird als das meinige. Auch
hier in Bosnien leben Menſchen, und wer irgend Muth im Herzen und
Kraft in der Fauſt hat, der findet auch bei den Türken Freunde und
Unterhalt. Noch bin ich nicht der Elende, der Deine Tochter nicht
er=
nähren könnte, und darum beſchwöre ich Dich, Rado, gib Koſta Ring
ſowie Geſchenke zurück und melde ihm, ich zerſchmettere ihn wie einen
rdenen Topf, wenn er es wagt, die Hand nach meiner Braut auszuſtrecken.
Miltza, die mir Angelobte, möge ſich bereit halten, mir nach Bosnien zu
folgen, wohin ich ſie abhole, ſobald ich alles vorbereitet habe. Dich aber,
Rado Uremowitſch, beſchwöre ich bei allem, was Dir lieb iſt. nimm meine
Worte uicht leicht. Was ich ſage, iſt unvergänglich wie der Fels, und
ſo lange ich lebe, hat kein Anderer ein Necht auf Deine Tochter. Sie
gehört mir und müzte ich ihren Beſitz auch durch Ströme von Blut
er=
kaufen. Das merke Dir. Ich befinde mich dicht in Eurer Nähe und
ſpähe wie der Falke, um zu wiſſen, was bei Euch geſchieht. Handelſt
Du gegen meinen Willen und Dein gegebenes Wort, ſo fällt alle
Schuld auf Dein Haupt. Du kennſt mich und weißt, wie ich Wort
halte; überlege alſo und handle dann, wie Du es vor Gott
verant=
worten kannſt.
Dein Schwiegerſohn Wuk Obrenoff.
Nach Durchleſung dieſes Briefes machten die beiden Alten durch
eine Reche von Flüchen ihrer Galle Luft, und Militzs, welche Wuk nie
wahrhaft geliebt, ſondern ihn mehr als ein Spielwerk kindiſcher Eitelkeit
betrachtet hatte, fiel ihrem Vater mit der Bitte zu Füßen, ſie nicht dem
ſchrecklichen Menſchen auszuliefern, ſondern ihr lieber denjenigen zu geben,
den ihr Herz erwählt hatte.
„Beruhigs dich. mein Kind= bemerkte der Corporal, indem er den
ſtruppigen Schnurrbart in die Höhe ſtrich, „dein Vater wird dich gewiß
nicht gegen deinen Willen nach Vosnien ſchicken, und Wuk, der Hallunke,
ſo
ſich wohl ebenſo wenig hier ſehen laſſen! Er ſoll nur kommen”
fuhr er, die Fauſt drohend in die Höhe hebend, fort -, „vor oder nach
deiner Hochzeit, um ſeine Drohungen zu erfüllen, dann wird er ſehen,
N. 35.
134
wie wir ihn empfangen! Nein, nein” ſetzte er mit Kopfſchütteln hinzu,
nes wird ihn nicht beſonders gelüſten, den Hals in die Schlinge zu
legen! Nehmt nicht weiter Nückſicht auf das alberne Geſchwätz und
ver=
richtet Eure Geſchäfte ohne Sorge! Und dann, potz Bomben und
Gra=
nattnk” — ſo ſchloß er, indem er mit dem Fuße ſtampfte - „wozu
hätte ich denn hier kaiſerliches Commando ?”
In der That legte auch Niemand großen Werth auf Wuks Drohungen
und die Vorbereitungen zur Hochzeit wurden dadurch nicht im geringſten
geſtört oder aufgehalten. Kurze Zeit nach Empfang des Schreibens
er=
fuhr man, der Enflohene habe ſich ein Jahr lang unter den Haiducken
aufgehalten, ſei deren Arem=Baſcha oder Anführer geworden und hauſe
gegenwärtig mit einer bewaffneten Bande in den wilden Waldgebirgen
an der Grenze; doch war dieſe Neuigkeit nur für die Familien des
Bräutigams ſowie für diejenige der Braut von Wichtigkeit und empfahl
ihnen Vorſicht. Die ganze übrige Bevölkerung blieb dabei vollkommen
ruhig; denn waren die Häuſer der Colonie auch ſehr zerſtreut, ſo wußte
man doch, daß im Falle eines Angriffs die nöthige Hülfe im Augenblick
zur Stelle ſein werde und fürchtete überhaupt nicht den Ueberfall von
einer Hand voll Leute.
Unter ſolchen Unſtänden nahle der zum Hochzeitsjeſt angejetzte Tag
der Kreuzeserhöhung.
In einer ſich an die bosniſchen Berge anlehnenden und an einem
Kreuzwege gelegenen Schenke zeigte ſich an dem ebenerwähnten
Feſttag=
reges Leben.
Inmitten dichter Rauchwollen, womit die aus geſchwärzten
Eichen=
balken roh zuſammengezimmerte Gaſtſtube angefüllt war, erblickte man an
drei mächtigen Tiſchen etwa dreißig Männer, in deren bunter Kleidung
ſowie in den aus dem Gürtel hervorblitzenden Waffen man ſofort
Hai=
ducken erkannte. Die langen, mit Meſſing oder Silber reichverzierten
Gewehre der rauchenden und zechenden Gäſte lagen theils an deren Seite
auf den Bänken, theils ſtanden ſie an den Wänden umher.
An einem kleinern Tiſche in einem Winkel der Stube ſaßen beim
Becher ein paar andere Gäſte, den weiten Hoſen und dem Ueberwurf
nach zu urtheilen Schäfer aus den benachbarten Bergen, und neben ihnen
ein in einen hellblauen Mantel gehüllter blinder Greis mit langem,
ſchnee=
weißem Varte. Die aus Eſchenholz einfach, doch ſorgfältig geſchnitzte und
mit einer Saite bezogene Laute (Gusli), welche vor ihm lag, verrieth in
ihm den wandernden Sänger. Sein Führer, ein Knabe von etwa zwölf
Jahren, hatte ſich. vom langen Gehen ermüdet, den Sack des Alten unter
den Kopf gelegt und ſchlief den glücklichen Schlaf der Jugend.
Ungeachtet der verſchiedenen Elemente, aus denen die Geſellſchaft
beſtanud, war dennoch von Zwang oder Zurückhaltung nicht die geringſte
Spur zu bemerken; man ſah, daß die Leute ſich kannten und einander
trauten. Jeder trank, planderte, lachte oder ſang, wie ihm die Luſt dazu
ankam, ohne ſich um die andern zu kümmern.
„Heda, Schenker, hierher eine friſche Kannel Die größte, die
vor=
handen iſt, und gefüllt mit dem beſten Wein! ſchrie einer der Haiducken
und ſchlug dabei mit der nervigen Fauſt auf den Tiſch.
Das Verlangte war alsbald herbeigeſchafft. Der Haiducke füllte
einen Becher bis an den Rand und ſtellte ihn vor den greiſen Sänger
mit dem Rufe:
„Da, Alter, uimm hier einen Trunk von mir und ſinge mir ein Lied,
aber ein ſolches, wie's unſer einer gern hört!
„Gott vergelrs hu erwiderte der Greis, indem er nach dem Becher
griff. „Auf euer Wohl, ihr Männer! Gott gebe euch Glück! Was für
ein Lied ſoll ich euch denn ſingen?
„Ganz gleich, wenn's nur recht kräftig klingt!”
„Nun, ſo ſollt ihr eins hören, deſſen ſich kein Serbe ſchämen darf!
Ein ſolches, bei dem das Herz ſchneller ſchlagen muß! Gebt Acht, jurge
Freunde!
Nach dieſen Worten nahm er den Bogen in die rechte Hand, die
Lante zwiſchen die Knie, ſtimmte die Haarſeite und ſang nach kurzem,
ſchwermüthigem Vorſpiel von Stephan Muſiiſch, dem Wojwoden und
Maiſtin, deſſen Diener im Schloſſe Maidan. Der alte Stephan verlangte
einen Becher kühlen Weins zum Schlaftrunk und wollte ſich dann aufs
Lager ſtrecken, um kurzer Ruhe zu genießen, befahl aber dabei dem
Diener, wach zu bleiben und ihn bei der erſten Morgendämmerung zu
wecken. „Du weißt; ſprach er, „daß wir auf das Koſſower Feld müſſen,
um uns mit dem Feinde zu meſſen. Der Fürſt hat gerufen:
In weſſen Adern vollet ſerbiſch Blut, wer nur ein Serbe
Und nimmt nicht Theil am Kampfe zu Koſſowo,
Dem blühe nie des Linderſegens Freude
Und weder Söhn noch Töchter ſoll er haben!
Was ſeine Hand berührt, es werde unfruchtbar,
Sei es der Wein, ſei es der weiße Waizen!
Sein Name ſei wie ſetn Geſchlecht vertilgt!
Waiſtin that genau, wie ihm befohlen, und führte bei Tagesanbruch
Redaction und Verlag: L. C.
die geſattelten Pferde vor. Da begegnet ihm Stephan's Frau und erzählt
von einem böſen Traume, der ſie um das Leben beider beſorgt mache.
Der Diener beruhigt ſie, wiederholt des Fürſten ſirenge Mahnung, und
eilt dann zu ſeinem Herrn, um dieſen zu wecken und ihm den
Morgen=
becher zu reichen. Stephan leert ihn zum vcbs Gottes und ſcheidet von
Maidan. Auf dem Wege begeznet er einer Dirne vom Koſſower Felde,
welche zwei goldene Kannen und einen reichverjierten Kalpak trägt.
„Wohern - ſo fragt der Wojwore - „haſt du den kriegeriſchen Schmuck?
Gib ihn mir daz ich ihn betrachtel „Ich habe ihn nicht
erbeuter=
erwidert die Maid, „ſondern die Sienitza hat ihn herangetrieben, als ich
Waſſer ſchöpfen wollte. „Wehe mirl” ruft der Wojwode, nachdem er
den Kalpak genauer angeſehen hat, „mich trifft der Fluch des Zaren
Lazarl” wirft der Dirne drei goldene Dukaten zu und eilt nach dem
Ktampfplatz. Dort tödtet er drei Paſchas, unterliegt jedoch nebſt Waiſtin
den Streichen des vierten. Zwölftauſend ſtrieger fielen an dieſem Tage
mit ihrem Zaren und dem ruhmvollen ſerbiſchen Reiche.
Den Helden allen ſei ewig Ruhm und Ehre
Und bei Gott ew'ge Freuce im Himmel!
Mit dieſem Ausrufe ſchloß der greiſe Sänger ſein Lied, dem alle mit
andächtiger Stille zugehört hatten. Er that noch einige Striche über die
eine Saite ſeines Inſirnnents und darauf nahmen alle Anweſende den
Fes vom Haupte, machten das Zeichen des Kreuzes und wiederholten faſt
lispelnd die letzten Strophen des Geſangs.
In wenig Augenblicken war der leere Becher des alten Blinden bis
zum Nande mit Kupfer= und Silbermünzen geſüllt. Er leerte ihn in
ſeinen Sack aus, erhob dann das Glas, welches ihm in die Hand
ge=
ſchoben worden war und rief, indem er ſein kahles Haupt entblößte:
„Ehre und Ruhm dem heiligen Märthrer des Glaubens, dem
ſerbi=
ſchen Zaren Lazar, ſowie allen Denjenigen, welche für die Nation und
das Kreuz Chriſti mit ihm fielen!
„Ehre ihm, Ehre allen! tönte es von allen Seiten und die Becher
wurden bis auf die Neige geleert.
„Ehre und Ruhm dem Wojwoden Stephan und ſeinem treuen Diener
WaiſtinIu rief jetzt einer der Haiducken, indem er das gefüllte Glas ſchwang.
„Ehre, Ehrel” antwortet es im Chor
„Auch Miloſch Obilitſch, dem tapfern Wojwoden!"
„Und ſeinem Gefährten Jwan!
(Schluß folgt)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigſeiten.
Mitgetheilt von V.
64. Die Toxordnungen.
(Fortſetzung.)
Die Vierbrauer mußten bei dem Preiſe von 3-3½
Reichs=
thaler für den Centner Gerſte, von 1 fl. bis zu 1 Thlr. für den Hopfen,
die Maaß gutes Bier für 3-3½ kr. geben.
Aus den Handwerker=Tarifen ſwollen wir folgende
Einzeln=
heiten mittheilen: Der Schloſſer erhielt für „eine Stubenthür mit
ballirten großen geflambten Bauden, ein gut Schloß, Handthab ſampt
aller Zugehör zu beſchlagen” 5-6 fl., für „ein ſchlechte Thür mit
Ban=
den, Fall, Schloß und Riegel” 1 fl. bis 1 fl. 12 kr., für einen „gemeinen
Schlüſſel' 5-6 kr, für einen „Mahlſchlüſſel 6-8 Pfennige, für „ein
Thriſur zu beſchlagen mit doppeltem Schloß, Band und Zugehör: 3½
bis 4 fl. u. ſ. w.; der Sattler, für einen Reitſattel mit Zugehör
7— 8 fl., für einen „ſtarken Fuhr=Zaun mit breitem Naſenband” 1fl. 30 kr.,
ſür yein Par Dornhändſchen von Schweinsleder: 28 kr., für „ein Par
Kalbfell=Händſchen gefüttert, mit ſchäfftnen Uffſtoßen: 24-28 kr., für
„ein Par Sommerhändſchen von Hundsledern 216 kr.; der Seiler
für das Pfund Schrotjeil 10 kr., Haſenzwirn 12 kr., gemein Bindfaden
15 kr., für ein Par gemeine Sträng 12 kr., für ein ſalbsſtrick 2-4 Pſ.,
für ein Gehſſelſchmick 1 Pf., für ein Klafter Sackbendel 1 Pf. u. ſ. w.;
der Färber für 100 Ellen leinen Tuch zu mangen und färben 1fl. 36 kr.,
für 100 Ellen Zwilch 1 fl. 40 kr.; der Maurer=Meiſter Taglohn bei
der Koſt 10 kr., der Geſell 16 kr., der Handreicher 12 kr., für einen
Zuber Odenwälder Kalk hierher geliefert 2 kr., für eine Ruthe
Mauer=
ſtein 1 fl. 30 kr.; der Ziegler für 100 Ziegel oder Platten 18 kr;
der Leinweber für eine Elle grob Tuch 1 kr., gemengt Tuch 5 Pf.,
flächſen Tuch 6 Pf.; der Küfer für 1 Stück Wein abzulaſſen, neben
der Koſt 10 kr., auf den Herbſt in des ſtunden Koſt zu binden dem
Meiſter und Geſellen jedem 12 kr. des Tags, dem Jungen 6 kr.; dem
Schreiner vor eine „gemeinen eingefaßten Stubenthür, ſowol inwendig
als auswendig verglehdet, wozu der Herr das Holtz gibtu 1 fl. 45 kr.
bis 2 fl, für einen tannenen Lehnſtuhl 16-18 kr., für ein Tiſchſcabell
12 kr., für eine „gemeine gehimmelte Bettladen, gefirneſt, da der
Schrei=
ner das Holtz gibt” 4-5 fl., da der Herr das Holtz gibt 3—4 fl., für
eine 10ſchuhige Fußtafel 8 kr., für eine 14 ſchuhige 12 kr., für einen
gemeinen tannenen Tiſch aus des Schreiners Holtz 1 fl., aus des Herrn
(Fortſetzung folgt.)
Holtz fl. u. ſ. w. u. ſ. w.
Wittich'ſche Hofbucheruckerei.