Beilage
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
W. 33.
Dienſtag den 18. Auguſt
1868
Tas Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtatt
bei der Expedition, Rheinſtraße, Nr. 23 neu
Verſteigerungen.
5080)
Bekanntmachung.
Die bei der Erbauung eines Wehres an dem
Darmbach vorkommenden Maurer u. Steinhauer=
Arbeiten ſollen auf dem Soumiſſionsweg
ver=
geben werden.
Die hierauf bezüglichen Offerten ſind bis zum
Donnerſtag den 20. Auguſt l. J., Vormittags
11 Uhr, bei unterzeichneter Stelle einzureichen,
woſelbſt auch Voranſchlag und Steigbediagungen
vom 17.d M. an zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt den 13. Auguſi 1858.
Das Stadtbauamt Darmſtadt.
Hechler.
4935)
Bekanntmachung.
Die zum Schuldenweſen des Hofmoͤbelfabri=
kanten J. Heberer gehörigen Mobilien,
be=
ſtehend: in Holzvorräthen, gut erhaltenem
Schreiner=Werkzeuge, als: gute Hobelbänke,
Schraubböcke, Schraubzwingen u. j. w., ferner
fertige Möbeln, Kleider, Weißzeug, Bettwerk,
und allerlei ſonſtiger Hausrath, ſollen
Mittwoch den 19. d. Mts.
Vormittags 9 Uhr
gegen gleich baare Zahlung öffentlich an den
Meiſibietenden verſieigert werden.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1868.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Verntheiſel.
5095)
Fourage=Lieferung.
Freitag den 21. d. Mis. Vormittags 10 Uhr
wird auf dem Büreau des Proviant=Amts dahier
die Lieferung des Fourage=Bedarfs für die
be=
rittenen Truppen, während der vom 7. bis
ein=
ſchließlich 29. September d. J. in der Umgegend
von Langen, Dieburg, Reinheim, Babenhauſen
und Groß=Umſtadt ſtattfindenden Hauptübungen,
durch Soumiſſion in verſchiedenen Looſen ver
geben.
Die Lieſerungs=Bedingungen können täglich
auf dem Büreau des Proviant=Amts eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1868.
Großherzogliches Proviant=Amt.
5179) Obſterndte=Verſteigerung.
Freitag den 21. Auauſt Abends um 5 Uhr
ſoll auf einem Grundſtück verſchiedenes Obſt an
den Meiſtbietenden gegen gleich baare Zahlung
verſteigt werden.
Die Zuſammenkunft iſt im Heertweg an der
Ludwigsburg.
Beſſungen, am 14. Auguſt 1868.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Der Vorſteher: Demmel.
5195)
Lieferung von Bivonaksbedürfniſſen.
Montag den 24. d. M., Vormittags 10 Uhr, wird auf dem Bureau der Diviſions=
Inten=
dantur dahier die Lieferung des Bedarſs an Fleiſch, Victualien, Brennholz und Lagerſtroh für die
während der diesjährigen Herbſtübungen der Gr. (25.) Diviſion vom 9. bis 19. September in
der Gegend von Langen, Dieburg, Reinheim, Babenhauſen und Groß=Umſtadt ſtattfindenden
Bi=
vouaks durch Submiſſion vergeben werden.
Tie dieferungskedingungen können ſäglich, Vormittags von 8 bis 12 und Nachmittags von
2 bis 5 Uhr, auf genanntem Bureau eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1868.
Großherzogliche Intendantur der 25. Diviſion:
Schumpff.
Lieferung von ſchmiedeiſernen
Bettſtellen.
Donnerſtag den 20. d. Mis. Vormittags
10 Uhr ſoll die Lieferung von 350
ſchmied=
eiſernen Bettſtellen auf dem Büreau der
Garniſon=Verwaltung an den
Wenigſi=
fordernden durch Soumiſſion vergeben werden.
Muſter und Bedingungen liegen daſelbſt zur
Ein=
ſicht offen.
Darmſtadt, den 13. Auguſi 1868.
Großherzogliche Garniſen Verwaltung.
5094)
ſtorwan.
Feilgebotenes.
5050) Mehrere geſpielte 6½ octavige Claviere
ſind bei mir billig zu verkaufen.
A. Struth, Ludwigsſtraße 12. 2 Treppen.
4149) Tapeten von 8 kr. per Stück an,
Rouleaux 10 kr. per Stück
empfiehlt
H. Traiser.
5068) Viehhofgaſſe Nro. 35 neu ſind zwei
Einlegſchweine zu verkaufen.
f. f. Geslerreiehischo Slaals Bisenhahn- Gesellschall.
Wir ſind mit der Einlöſung der Zins=Coupons der 3% Obligationen, ſowie
der zur Rückzahlung beſtimmten Obligationen dieſer Geſellſchaft beauftragt. Die
HiiAuszahlung findet an unſerer Caſſe nach Cours ſtatt.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1868¾
5179a)
Bank für Handel und Induſtrie.
E.
366
o6uL Vensabarte Landwurthe:
Wir beginnen jetzt mit dem Bau unſerer Giuben, zwiſchen hier und
Arheilgen, woſelbſt die Landwitthe die Jauche mit ihren ſeither in Gebrauch
habendeu Fäſſern. ohne jede Aenderung derſelben, holen können. Bis zur
Vollendung der Gruben ſtehen unſere Fäſſer unentgeldlich zur Verfügung.
Der Ausſchuß
der Geſellſchaft für die geruchloſe Grubenreinigung.
Nähtre Auskunſt, Beſtellungen. Aufträge bei dem Geſchäftsführer
L. H a h u , Wilhelminenſtraße Nr. 13.
5059)
rririe. Ge.
.
l.
44
Il.
Wi=
He=
Fikithidachhtu bdnhAtihdii A Sititnir AithurA
5180) Neue grüne Kern, ganz und ge=
mahlen, neue Spelzen=Gries und Perl=
Gerſte empfiehlt Ph. Hebermehl,
Schulſtraße.
5107) Zwei lleine Säulöfen ſind zu
ver=
kaufen. Waldſtraße Nr. 25.
Neue breite Liuſen
von ausgezeichneter Qualität ſind eingetroffen
bei
Cart Hanck,
obere Eliſabethenſtraße Nr. 6.
5049)
32
124
N. 33.
in gut erhaltener Kleiderſchrank
iſt billig zu verkaufen.
5181) Neue Holländer Voll=
Häringe, Kronbrand, per Stück 6 kr.,
beſte ſchönſte Sardellen ſind eingetroffen
bei
Ph. Hebermehl,
Schulſtraße.
5182) Schnlſtraße Nro. 8 iſt eine gut
er=
haltene Staatsdienernniform nebſt weißen
Beinkleidern u. ſ. w. zu verkaufen.
Vermiethungen.
3937) Riedeſelſtraße 42 ein möblirtes Zim=
A. Falkner.
mer zu vermiethen.
4661) Eine elegant möblirte Wohnung
an Frmde zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
5186)
F e i e r des Ludwi gsfeſt es
in der
Enaben-Arbeits-Anſtalt.
Die Eltern und Lehrer der Kinder, welche die Knaben=Arbeits=Anſtalt beſuchen, ſowie Alle,
welche der Anſtalt wohlwollen, werden hiermit freundlichſt eingeladen, der Feier des Ludwigsfeſtes,
welches Dienſtag den 25. l. Mts. Nachmittags 3 Uhr in dem Garten der Anſtalt ſtattfinden
ſoll, beizuwohnen.
Zur Unterhaltung der am Feſte Theilnehmenden und zur Unterſtützung der Anſtalt wird, wie
in früheren Jahren, eine Verlooſung, wobei jedes Loos einen Blumenſtock gewinnt, ſtatthaben.
Looſe zu 6 kr. das Stück ſind in der Anſtalt ſelbſt von jetzt an bis zur Verlooſung, ſowie bei
Herrn Kunſthändler Schödler bis zum Mittag des 25. l. Mts. zu erhalten.
Damit die dem Feſte beiwohnenden Kinder den Feſtſpielen der Knaben ungeſtort zuſehen können,
wird für beſondere Plätze geſorgt werden.
Darmſtadt, am 17. Auguſt 1868.
Der Vorſtand der Kuaben=Arbeits=Anſtalt.
Für gute Getränke, Kuchen und andere Speiſen wird, wie iu früheren Jahren, geſorgt ſein.
5187) Wegen Bauverinderung befindet sich mein Laden
gegen-
über bei Schweinemetager Bundschuh.
Ph. Heller, Ochsenmetzger, Schustergase Nr. 4.
4793) Soderſtraße Nro. 33 iſt die
Man=
ſarde, beſtehend aus 1 Zimmer, 2 Cabinetten,
Küche u. allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen.
Nähere Auskunft, ſowie die Einſicht vom Logis
ertheilt Schloſſermeiſter Ludwig, Carlsſtraße 8.
2Ai
.
ELAxaae,
4¾
R44.
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AAAUrRRAR.
F
4877) Ein möbtirtes Zimmer, alsbald
E beziehbar, zu vermiethen.
Holzhofſtraße Nr. 14.
AAADAdAaaae.
O)
ARNANAAAnAAANAAAAaauuur
4908) Eine freundliche Manſarde, beſtehend
aus 3 Zimmern, Küche ꝛc., ſogleich beziehbar.
Rheinſtraße Nr. 16.
5051) Nro. 19 Schuſtergaſſe iſt ein kleines
Logis zu vermiethen und gleich beziehbar.
Adam Hein.
5053) Ein kleines Logis Gardiſtenſtraße 16
gleich zu beziehen.
5078) Bei A. Neu, Louiſenſtraße Nro. 2,
iſt Stallung für 2 Pferde und Bedientenſtube
ſofort zu vermiethen und zu beziehen.
5123) Ludwigſtraße Nr. 5 ein freundlich ſchön
möblirtes Zimmer iſt billig zu vermiethen und
gleich zu beziehen.
5183) Am Schloßgraben 3 ein Logis zu
ver=
miethen, in 4-6 Wochen zu beziehen. Fr. Hauff
Vermiſchte Nachrichten.
Geſchäfts=Verlegung.
Mein Atelier befindet ſich von nun an in der
Landwehrſtraße, gegenüber der Gasfabrik.
5080)
Wolfgang Pfnor.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
4563) Einige ſtarke Jungen können in meiner
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.
5029) Hunde werden zu kaufen geſucht.
Mathildenplatz Nr. 3.
5081) Geübte Strickerinnen finden
dauernde Beſchäftigung bei
Ad. Horn, Kirchſtraße Nr. 14.
5184) Für mein Agenturgeſchäft ſuche ich
einen qualificirten jungen Mann.
Heyer, General=Agent.
5185) Ein kräfliger Mann findet dauernde
Beſchäftigung. Louiſenſtraß= 28.
5188)
10l
Vereinigte Geſellſeyaft.
Die zwei letzten Sommer=Caſiuo's im laufenden Jahre ſinden Montag den
24. und Montag den 31. Auguſt ſtatt. Anfang 6 Uhr. Bei ungünſtiger
Witterung Tanz in den oberen Räumen.
Rheimscher Renn-Verein.
Pkerde-Rennen in Trankfurt a. A.
am 22., 23. 8 24. Auguſt 1868, Nachmittags halb 4 Uhr am Forſthaus.
2L. Auguſt.
23. Auguſt.
Thlr.
Thlr.
Eröffuungs=Rennen
300 Landwirthſchaftl. Vereins=Preis 300
Zukunfts=Zucht=Rennen
850 Staats Preis 3. Claſſe
1000
Pocal des Vereins Ehrenpreis nebſt 550 Hack Stakes
300
Staats=Preis 2. Claſſe
1500
800
Verkaufs=Rennen
Forſthaus=Steeple=Chaſe Chrenpreis a 300
Wäldchens=Preis
900
Großes Frankfurter=Handicap 1500
Hürden=Rennen,
300
24. Auguſt.
Unions=Club=Preis 2. Claſſe
Louiſa=Rennen
Sandhofs=Preis.
Staats=Preis 4. Claſſe
Conſolations=Handicap
Thlr.
500
550
350
500
300
für
Erſter Platz
Tage für Herren
Tag „
.
„
„ Damen
Großer Frankfurter Steeple=Chaſe ca. 1100
fl. 10.—
„ 5. —
„ 2. 30 kr.
Zweiter Platz jeder Tag
Dritter Platz „ „
Stehplatz
„
„
fl. 1.
— 30 kr.
„ — 18 kr.
Equipagen per Tag fl. 10. und für jede Perſon darin fl 2. Reiter: fl. 2. 30 kr.
Sammtliche Karten ſind ſichtbar zu tragen. An den Tribünen werden keine Parten
ausgegeben. — Die Kaſſen befinden ſich auf der Chauſſee an der Louiſa, am Sandhof,
bei Niederrad und am Forſthaus.
Zur Bequemlichkeit des Publikums werden Eintrittskarten verkauft bei den Herren: F. Breul,
Zeil 61, W. Fuchs, Zeil 1, C Glauth, Götheplatz 12. Andr. Speeth, Haaſengaſſe 12,
Chr. Ströhlein, Zeil 57. A. Vömel, große Gallusgaſſe 15.
5189)
Im Auftrage des Directoriums: Kappel, Secretär.
S.
Dum Betrieb eines Engros- und Fabri=
88 kations=Geſchäfts werden paſſende
09 Näumlichkeiten geſucht. Zu erfragen
auf der Exp. d. Bl.
5191) Für einen jungen Mann, welcher hier
ſeine Lehre beſtehen ſoll, wird bei anſtändigen
Leuten Koſt und Logis geſucht. Offerten unter
Nr. 5191 beſorgt die Expedition d. Bl.
7 (n der Nähe der Reiter=Caſerne, oder
S a untere Wald= oder Eliſabethen= oder
dahin gränzende Neckarſtraße werden 1-2
Zim=
mer für ein Büreau zu miethen geſucht.
Näheres Eliſabethenſtraße 59.
5193) Ein Mädchen, welches ſelbſtſtändig kochen
kann und in allen häuslichen Arbeiten erfahren
iſt, wird auf Michaeli für eine kleine Familie
zu miethen geſucht. Näheres Waldſtraße Nr. 4.
.
S
(Vrafenſtraße 25 zwei Treppen hoch wünſcht
S ( man einen Theilhaber an dem
Unter=
richte in der franzöſiſchen Sprache.
Die Sammlungen des Grossherzoglicher
Huseums sind
Sonntags von 10-1 Uhr,
Dienstags, Hittwochs. Donnerstags u. Freitags
von 1-1 Uhr geöffnet.
Aus d e m Vol k e.
M.
III. Unſer Goltfriedel.
Aber man glaube nur nicht, daß dem Volke die vornehmen „Allüren:
fehlen! Ein Holzhauer kann ſo ariſtokratiſch ſein, daß man glauben
möchte, er fürchtete, unter den Holzſtämmen, die er „klein macht”, zufällig
einmal ſeinen Stammbaum zu finden! Es gibt Schuhmacher und
Schnei=
der, die, ſelbſt wenn fie den vielverzweigten Familien der Müller, Schulze,
Richter, Schmidt u. ſ. w. angehören, in dem Grade etwas auf ſich halten,
als wenn ſie die letzten Montmorench wären.
Der Lichtzieher Säckelmeher iſt freilich zugleich Kirchvater,
Viertels=
meiſter und Almoſeupfleger; und die Werthſchätzung, die Säckelmehers auf
ein nach bereits neunjähriger Ehe geborenes Knäblein ſetzen, ſcheint
dem=
nach vollkommen begründet. Ein Blaufärber, der Leberecht, und ein
Leh=
gerber, der Gottfried hieß, legten ihre Namen zuſammen, um dem
Licht=
zieherſohn am Tauftage damit ein Geſchenk zu machen. Der Name
Gottfried kam in Curs, während der Name Leberecht nur dem Kleinen
wie ein Henkeldulaten umgehängt wurde.
Unſer „Gottfriedel; machte, nachdem ihn ſeine Chere mama ſelbſt
einige Monate geſäugt hatte, die gewöhnlichen Studien der chemiſchen
Miſchung von Zucker und geweichter Semnel durch, weinte und lächelte,
um ſeine Empfindungen für dieſe Doppelſeiten des Lebens auszudrücken,
und fuhr, als er größer wurde, mit den kleinen runden Händchen dem
Papa in die Haare, der darüber ein vergnügt=wehmüthiges Geſicht ſchnitt,
weil von den wenigen Haaren, die ihm das Leben gelaſſen, immer einige
in den Händchen ſeines hoffnungsvollen Söhnchens zurückblieben. Auch
verirrte er ſich ohne Zwang in dem Haubenſtreifen der Mama, den er
ſanft von der Haube trennte. Es war eben unſer „Gottfriedel, das
einzige Kind. Und zog Säckelmeher auch nur Lichter, im Auge des
Licht=
ziehers, Kirchvaters, Viertelsmeiſters und Almoſenpflegers wohnte rings
nur Bagage.
In demſelben Auge war Gottfriedel ein die größten Hoffnungen
ver=
heißendes Kind, aus dem einmal viel werden mußte. Papa erblickte in
ihm Spuren ſeiner eigenen Genialität, die den Inſelttrog betrachtete, wie
Liebig ſein Laboratorium, und Mama fand in Gottfriedel's Gemüth
An=
klänge ihres eigenen Herzens, das alle Jahre zweimal, zu Neujahr und
zu ihrem Geburtstage, in's Theater ging und ſich ausweinte oder
aus=
lachte, je nach dem Theaterzettel.
Als Gottfriedel den erſten Zahn bekam, war das im Auge des
Lichtziehers ein eurepäiſches Ereigniß. Als er nun gar auf die Beine
kam und darüber hinweg ſich die erſte Beule am Kopfe fiel, trat in dem
Gewerbe des Papas eine augenblickliche Geſchäftsſtockung ein. Mama
drückte mit dem flachen Meſſer dreimal kreuzweiſe darauf, um der Beule
ſhmpathetiſch das Wachsthum zu benehmen, während Gottfriedel ein
Ana=
tomirmeſſer zu fürchten ſchien und ſo ſchrie, daß ein ganzes Vorſtadtviertel
nicht unterlaſſen konnte, Condolenzviſiten zu machen und ſich am folgenden
Morgen nach dem Befinden des hohen Patienten zu erkundigen.
Als Gottfriedel nun einmal bis zu den neuen Höschen gediehen war,
die aus den alten des Lichtziehers mit Hülfe eines blutsverwandten
Schneiders gemacht wurden, da war all das Leid der Back= und
Schneide=
zähne, des Impfens und Entwöhnens überſtanden. In den neuen Höschen
wird Gottfried zu den Herren Pathen und der Frau Pathe geführt, die
die Höschen und den kleinen Gottfried pflichtſchuldig bewundern und ihn
außerordentlich groß und hübſch und verſtändig finden. Daß er noch an
ſelbigem Tage in den abgekühlten Inſelttrog fällt und als patentirtes
Sparlicht daraus hervorgezogen wird, geht im Auge der Aeltern den
neuen Höschen zugute, die doch dadurch an Glanz gewinnen.
Als Gottfriedel groß genug iſt, um Nachbars Jüngſten ohne Gefahr
für ſich ſelbſt durchzuprügeln, geſchieht das ſeinerſeits ohne Berückſichtigung
des 1815 abgeſchloſſenen und von den europäiſchen Großmächten
garan=
tirten politiſchen Gleichgewichts. Der Nachbar, ein Kattundrucker, übt am
nächſten Tage Lyuchjuſtiz und klopft den kleinen Gettfried eigenhändig
aus. Gegen dieſe älterliche Gebietsverletzung proteſtirt der Lichtzieher mit
einer Intervention, als wenn Napoleon III. ſich Sardiniens gegen
Oeſier=
reich annähme. Ein Casus belli entſteht, der von Seitn des
Kattun=
druckers in Anbetracht der Aufregung einer ganzen Vorſtadt am
ſchleu=
nigſten durch die Bereitwilligkeit beſeitigt wird, ſich jeder Genugthuung zu
unterwerfen. „Unſer Gottfriedel: behauptet das Trottoir und ſtolzirt
wie das „Kind von Frankreichs, wenn es im Bois de Voulogne
ſpa-
zieren fährt.
Als Gottfriedel bald Fenſter eingeworfen hatte oder bald auf
Nach=
bars Birnbaum geſehen worden war, bekommt der Vater eine Anwandelung
la Junius Brutus dem Aeltern und ſteht eben im Begriff, wenn nicht
das Beil, doch ein Stöaͤchen aus dem conſulariſchen Fascesbündel gegen
ihn in Anwendung zu bringen; da ruft die Mutter aus: „Was, unſer
33
125
1.
Gottfriedel?u Der Lichtzieher gibt das tragiſche Pathos auf und jällt
vor Vaterſchmerz in Ohnmacht, bis er unter den Thränen ſeiner Gatti
und anderm Waſſer wieder zu ſich ſelbſt kommt und anerkennt, einen
Muſterſohn aller Söhne zu beſitzen.
Die Zuckerdüte als leuchtenden Stern voran, Papa und Mama zur
Seite, Schiefertafel und A b=ebuch unterm Arme, wird Gottfriedel
end=
lich in die Schule gebracht.
Der Schulmeiſter nimmt die Zuckerdüte, den Knaben und die Bitten
der Mutter, doch ja mehr auf das Gemüth als auf den Rücken des Kindes
zu wirken, mit ſchulpatriarchaliſcher Würde in Empfang. Als aber
Gott=
friedel nach zwei Tagen ſchon vor dem Schluß der Schule nach Hauſe
kam, bringt er den Schieferſtift nur halb, die Schiefertafel gar nicht, vom
Buche den bloßen Umſchlag und nur die erſten Prügel ganz und
voll=
ſtändig mit noch Hauſe.
Der Lichtzieher iſt außer ſich. Er weiß nicht, ob über Gottfriedel
oder den Schullehrer, der ihm die Anzeige macht, daß ſein Sohn die
Bücher ſeiner Mitſchüler und Mitſchülerinnen ruſiſch cenſire und
be=
treffende Blätter ganz entferne. Kurz, Herr Benedict erklärt, daß
Gott=
friedel ein Range, prima qualita, ſei. Mama und Papa hören mit
Be=
fremden das umgekehrte Lob ihres Sohnes und murren - gegen die
Regierung, die einen ſolchen Schullehrer angeſtellt hat. Sie geben
Gott=
friedel in eine andere Schule.
Daß Gottfriedel das beſaß, was Papa Genie nannte, bekundete er
zwar nicht durch ſeine Fortſchritte, wohl aber Abends im Verhängen und
Verwechſeln, der Aushängeſchilder und Firmen. Immer war es das
Gottfriedel geweſen, wenn an der Thür eines Arztes die Anzeige: „
Fer=
tige Särge= und bei einem Advocaten „Hier wird zur Ader gelaſſen”
hing. Daß er ſeinem Lehrer Streichhölzer unter das defecte Lederpolſter
ſeines Stuhles geſchoben, die dieſer unbewußt ſo lange rieb, bis ſie
brannten, mußte der Lichtzieher mit einem neuen Lederüherzug vergüten.
Auch folgten die Einſchreibegebühren zur Aufnahme wieder in eine andere
Schule. Die „Methoden gefiel den Aeltern in der alten nicht.
In der dritten Schule ging es leidlich. Als aber an einem ſchönen
Sonntage der Lichtzieher in ſeiner kirchväterlichen Würde mitten in der
Verſammlung der Andächtigen durch Maikäfer verletzt wurde, die aus
ſeinen Taſchen heraus - wo hinein ſie unſer Gottfriedel geſchickt prakticirt
hatte - den Weg zur Kirche nahmen, der Sonntagsrock im Hervorbringen
dieſer Specialität der Schöpfung unerſchöpflich ſchien und der Prediger
ſelbſt, während er von der Nächſtenliebe ſprach, verneinende Bewegungen
gegen einen zudringlichen Maikäfer machen und der Lichtzieher ſich ſelbſt
mitten in der Predigt an die friſche Luft ſetzen mußte, um, was in ſeinen
Taſchen lebte und webte, auskriechen und ausfliegen zu laſſen - da war
es mit - der Geduld des Seifenſieders? - nein, mit der
kirchenväter=
lichen Würde deſſelben vorüber; er legte ſeine Stelle nieder.
Nachdem Gottfriedel die Schule verlaſſen, kommt er in die Lehre.
Auch er wird Lichtzieher, weil Mama ihn aus Beſorgniß, „er könnte es
nicht gut haben”, keinem fremden Meiſter anvertrauen will. Daß er aus
den für Licht und Seife eingegangenen Geldern ohne elterliche Erlaubniß
für die erſten Mühen am Inſelttroge ſich drei Viertheile davon zu
Ge=
müthe zog, läßt die ihn dabei überraſchende Mutter nur einfach erſtaunen.
Der Vater, der in Geldſachen ſtets keinen Spaß verſtand, fand es
merk=
würdig, daß Gottfriedel ſchon an „Nothpfennige: dachte und gab ihm ein
regelmäßiges Taſchengeld.
Gottfriedel iſt eben zum Geſellen geſprochen worden, als auch ſchon
ein nachbarliches dienendes Weſen der Frau Mama Geſtändniſſe macht,
die für das Familienwappen der Säckelmeyer von Bedeutung ſein können.
Man ſtaunt, man verwundert ſich; Gottfriedel iſt 19 Jahre und macht
ſeine Aeltern ſchon ſo glücklich. Es war nur zu beklagen, das geliebte
Enkelchen kam zu früh und Gottfriedel blieb Gottfriedel.
Später tritt dem Sohn der Papa ſein lichtziehendes Geſchäft ab, um
ſich „zur Ruhe zu ſetzenu. Aber Gottfriedel hatte kein Glück. Das
Geſchäft macht Rückwärtsbewegungen, die Gläubiger deſſelben ſind im
ſteten Fortſchritt begriffen. Es bleibt ihm kein Ausweg, als ſeine
Inſol=
venz zu erklären und das Gewölbe zu ſchließen. Aber die Aeltern
er=
ſchrecken vor einer allgemeinen Geſchäftsſtockung; die Vorſtadt könnte plötzlich
ohne Lichter ſein. Der Vaier muß das dem Sohn übertragene Geſchäft
ſelbſt wieder übernehmen. Er accordirt und borgt noch eine Summe auf,
die hinreicht, unſer Gottfriedel, der von Einſchränkung nichts hören will,
nach Amerika zu befördern, wo er ſein Glück zu gründen gedenkt.
Gottfriedel reiſt unter Thränenſtrömen der verzweifelnden Aeltern
ab. Nach ſeinen Briefen hatte er eine neue Seife erfunden, die, in einer
von ihm in Buffalo gegründeten Waſch= und Bade=Anſtalt angewendet,
auch die dunkelſte Haut weiß und damit - nach amerikaniſchen Geſetzen
frei machte. Die in amerikaniſchen Blättern deshalb ergangene
An=
kündigung hatte unter den Weißen und Farbigen eine gleich große
Auf=
regung hervorgerufen. Der Sklavenhandel war in Gefahr. Die Parteien
für und wider erheben ſich, die eine Partei läßt den Erfinder der Seife
leben, die andere ruft: Nieder mit ihm! Die Köpfe erhitzen ſich; die
Behauptungen für und wider nehmen ſich ſchon die amerikaniſche Freiheit,
ſich mit Fäuſten und kurzen handlichen Meſſern zu bedienen, eine Methode,
die den Gegner raſch zum Schweigen zu bringen pflegt. Alſo ſchreibt
wenigſtens Gottfriedel und bat - um Zuſchuß.
Die Aeltern thaten, was ſie konnten.
Die Erfindung von der neuen Seife beſtätigte ſich nicht, wohl aber
die Wirkung eines Bowie=Meſſers. An den Folgen einer ſolchen
Beweis=
führung in irgend einem republikaniſchen Wirthshauſe und um irgend einer
anderen Urſache willen ſtirbt Gottfriedel
Als die verzweifelnden Aeltern dieſe Nachrickt eines amerikaniſchen
Freundes leſen, bricht ihnen das Herz. Endlich ſtehen ſie gefaßt und
be=
weinen, was ſie verloren. Oft gingen ſie auf den Friedhof und ſeufzten:
Wo iſt die Stütze unſers Alters?
Wer am Verkaufsfenſter des Säckelmeyer'ſchen Geſchäfts nach Lichtern
verlangt, und dabei ein Wörtchen von den Tugenden und Fähigkeiten des
ſeligen Sohnes fallen läßt, erhält immer eins mehr auf's Pfund.
Man ſage noch, daß das Volk nichts auf ſich hält! Die Ritter der
„Kreuzzeitung; lönnnen nicht verliebter in ihr Geſchlecht ſein, als hier ein
Lichtzieherpaar in ſein „Goltfriedel'.
IV. Guartiernoth.
Es war kein geringer Schrecken für den Schuhmachermeiſter Wachtel,
als ihm am letzten Quartal vom Wirth das Logis gekündigt wurde und
er mit ſeinen ſieben Unmündigen und ſeiner Ehefrau ſich nach einem
neuen umthun mußte.
Blieb ihm, dem kleinen Gewerbsmann, ſchon an und für ſich nichts
übrig. als entweder ſchon bei Lebzeiten in die Erde zu kriechen und durch
ein paar dicht an der Decke angebrachte Fenſier mit Sonne, Luft und
Menſchen zu verkehren, oder in die Höhe zu klimmen in die Region der
Schornſteine und Dachböden und von dort philoſophiſch niederzuſchauen
auf das Getreibe der Straßen, ſo verſchlimmerte ſich für Wachtel die bei
ihm ſchon chroniſch gewordene Krankheit der Quartierloſigkeit noch durch
den Umſtand, daß kein Hauswirth ſeine ſieben Unmündigen mit einnehmen
wollte. Immer war es die erſte Frage der Vermiether: Sie haben doch
nicht etwa Kinder? Rückte nun etwa Wachtel mit ſeinen ſieben vor, da
bies es: Das Logis ſei zu klein und die Familie zu groß, und Wachtel
konnte nur den Staub von ſeinen Füßen ſchütteln und ſeinen Stab
weiter ſetzen.
So kam der Termin des Ausziehens immer näher und näher
und ſtand am Ende ganz dicht vor der Thür und noch immer hatte
Wachtel für ſich und die Seinigen kein Unterkommen gefunden.
In einer der belebteſten und ſomit für die materiellen
Lebens=
bedingungen eines Hans Sachs und Jakob Böhme's günſtig gelegenen
Straßen ſieht ein Quartier angekündigt jür „kinderloſe Leuter. Wachtel
witt näher, beſichtigt das Quartier, das ſeinen ganzen Beiſall hat,
unter=
hält ſich aufs angenehmſte mit der Wirthin des Hauſes, einer alten Jungfer
von gutmüthigem Schlag, die das Leben rur noch vom Hörenſagen kennt,
und miethet ein. Auf die Frage: „Haben Sie Kinder zu verleugnet
Wachtel ſeine ſieben Unmündigen und geſieht nur eire Frau zu.
Der Auszugetag rückt heran. Ein Handwagen wird mit Kanapee,
Tiſchen, Stühlen, Schemel, Schuſterwerkſtatt beladen; die zerbrechlichen
Topfgeſchirre, Flaſchen, Spiegel, Taſſen werden in einen Korb gepackt.
Freilich geht es beim Auſladen nicht ohne einige Defecte ab. Daß ein
Stuhl ſich von ſämmtlichen vier Beinen frennt und nur nach türk'ſcher
Weiſe auf ſich ſitzen laſſen will, daß der Eßſchrank die Hinterwand und
eine Kommode den Voden verliert, während ein Buttertopf nur noch zwei
übriggebliebene Henkel präſentirt, ſind Vorkommniſſe, die eben verſchmerzt
werden müſſen. Die Frau nimmt den ſorb auf, der Beſitzer des Wagens
legt ſich als Geſpann vor, der Schuſter leiſtet die Dierſte einse
Hand=
pferdes, feierlich langſam bewegt ſich der Zug vorwärts und in der Bruſt
des ſchwitzenden Wachtel klingt es, wie ſchon oft, heimlich leiſe; „So leb
denn wohl, du ſiilles Haus!”
Von den ſieben Unmündigen keine Spur.
Die Hauswirthin, die für Wachtel eb ſeiner bei der Abmiethung zu
Tage gelegten Unterhaltungsgabe, die ſie auch in Zukunft in Anſpruch zu
nehmen gedenkt, ein günſtiges Vorurtheil gewonnen, iſt beim Einzuge
deſſelben behülflich, indem ſie, während die beiden Männer, der
Schub=
macher und der Wagenbeſitzer, und die Frau Wachtel's mit „Einräumen:
beſchäftigt ſind, ſich in die Thür ſtellt, um die auf der Straße ſtehenden
Effecten zu überwachen. Wachtel iſt gegen ſie die Freundlichkeit und
Liebenswuͤrdigkeit ſelbſt; im Fluſſe ſeines Dankes für ihre Aufſicht ſeiner
Effecten überſieht er die an ihrem Hausſchuh geſprungene Naht nicht,
und witmet den erſten Abend im neuen Quartier der kunſivollen Wieder=
herſtellung der ſehlenden Naht. Mamſell Dornbuſch iſt erfreut und
ge=
rührt über den zuvorkommenden Mieths mann.
Am folgenden Morgen ſieht ſie ein Unmündiges aus dem Quartier
des neuen Miethsmanns ireten. Auf Befragen erklärt dieſer demüthig
freundlich: „Das einzige!-
„Was zu fährt ſie auf.
Aber Wachtel lächelt ſo ſüß auf ihre Hausſchuhe. Mamſell
Dornbuſch hat zuletzt gegen das einzige nicht viel einzuwenden.
Doch am nächſten Morgen wird wieder „ein einzigesr von anderm
Anſehen bei Wachtel ſichtbar!
„Die beiden einzigen”, erklärt Wachtel noch demüthiger, noch
freund=
licher als geſtern, und da Mamſell Dornbuſch heute gerade einen ſehr
guten Traum gehabt hat, kommt der Schuſter mit einer bloßen Drohung
des Fingers davon.
Das „dritte einzigel am folgenden Morgen wacht aber Mamſell
Dornbuſch denn doch höchſt bedenklich. Sie bittet ſich's jetzt ganz ernſtlich
aus, „daß das nicht ſo fort geht.
Wachtel wird durch das ernſthafte Geſicht der Mamſell nicht wenig
betroffen und verlegen. Noch ſiehen vier Unmündige aus, die einſiweilen
bei Verwandten untergebracht waren.
Am nächſten Morgen klopft es an die Thür der Hauswirthin.
Dieſe öffnet.
Vor der Thür ſieht Wachtel mit den ſauber gewaſchenen und
ge=
kleideten ſämmtlichen Sieben. Fräulein Dornbuſch iſt einer Ohnmacht
nahe.
„Die einzigen Sieben !” erwidert Wachtel demüthig freundlich dem
ſich ſammelnden Blick der Wirthin.
„Sieben Zu ruft Mamſell Dornbuſch noch immer erſtarrt und will
eine lange Rede beginnen.
„Aber welche Sieben! unterbricht ſie Wachtel, „Sieben, Mamſell
Dornbuſch, die Ihnen nach Anciennetät zu Gebote ſiehen! Die ſich ein
Vergnügen daraus machen werden, Ihnen ihre ſchwachen Kräfte zu
wid=
men! Sieben - das ſind die ſieben Siegel unſerer Liebe, die ſieben
Leuchter, die einſt, wenn ſie größer ſein werden, in die allgemeine
Auf=
klärung mit hineinleuchten werden, die ſieben Schöpfungstage, mit
Ein=
ſchluß des Tages, da Gott ruhete!
„Sieben I wiederholt Mamſell Dornbuſch. „Sie ſind ja —
„Meine Ableger und Abſenkers, unterbricht Wachtel, „die aufgehen,
wenn ich untergehe, de blühen, wenn ich welke, die Früchte tragen, wenn
von mir nichts mehr übrig iſt. Kinderloſe Leute! Mamſell Dornbuſch!
Ich möchte die Welt kennen, wenn ſie von kinderloſen Leuten ihr
Fort=
kommen haben ſolltel Das müßte ſein wie Gewitterſchwüle, wie
Nach=
mittagspredigt! Die Kinder ſind der rechte friſche Luftzug durch's ſchwüle
Leben! Und wenn man älter und älter wird, Fräulein, und doch nicht
ganz verkümmern will, da fühlt ſich's, wie der friſche Hauch von der
Ju=
gend uns wohlthuend umweht!
„Man kann;, ruft Mamſell Dornbuſch, „auf einen Monat bleiben."
„Bitte — Contract”
„Ihr Betrug entbindet mich, ihn zu halten.
„Ermordung von Kindern iſt nicht geſtattet — Die Polizei - ſpricht
mich frei...„
„Herr - Sie werden ausziehen!
„Nach einem Jahre!
Wachtel wendet ſich. Fräulein Dornbuſch kann nichts einwenden.
Ein Jahr hat Wachtel mit ſeinen Sieben Dach und Fach. Dann-½
(Schluß folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von V.
63. „ Beſtallunge=Stück des Cancellarii Dr. Kleinſchmidr's..
Johannes Kleinſchmidt bekleidete die hohe Stelle eines Kanzlers bei
Georg l. in Darmſtadt. Nach dem vorliegenden Altenſtücke beſtand ſein
Einkommen in Folgendem: 160 fl. an Geld jeden Gülden zu 26 alb.
gerechnet; 3 Fuder Wein, 30 Malter Kern, 1 Heidt Ochs ins Hauß,
6 Hämmel, 50 Hüner, 10 Cappen, 20 Gänß, 1 Malter Erbis, ein halber
Centner Fiſch, 10 fl. Hauß=Zinß, 15 Schwein frey zur Maſt, frei
Vrenn=
holtz ins Hauß, auf 2 Pferde Fütterung, als Hafern, Heu und Stroh
vor der Rinnen, item 3 Malter Hafer, 3 Wagen Heu und 4 Wagen
Stroh ins Hauß, 4 fl. Hufſchlag, kundlichen Pferde Schaden in
herr=
chaftl. Geſchäften, Jahrs 2 mal die gewöhnliche Hr; ehdung auf Ihn und
einen Diener, auch dem Diener die Koſt zu Hof.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbucheruckerei.