Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 4. Auguſt
N. 31.
1868
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt fuͤr den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtag= die Beilage
Vienſtags und Letzteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Varmſtadt Bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.
Verſteigerungen.
4901)
Pferde=Verſteigerung.
Montag den 10. d. Mis. Vormittags
10 Uhr ſoll in der Reitercaſerne dahier ein
für den Reiterdienſt unbrauchbares Reitpferd
meiſtbietend öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1868.
Die Kaſſen=Commiſſion 1. Reiter Regiments.
Frhr. Riedeſel.
Vergebung von Bau=Arbeiten.
Montag den 10. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſoll die, durch Umlegung eines Theils
der in die hieſige Reiter=Caſerne
führen=
den Waſſerleitung entſtehende
zu 338 fl. verauſchlagten Maurer=
Arbeit
auf dem Büreau der Garniſon=
Ver=
waltung an den Wenigſtfordernden durch
Soumiſſion vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingnißheft liegen daſelbſt
zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1868.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
Korwan.
4902)
Beſſungen. Obſt=Verſteigerung.
4903) Montag den 10. Auguſt Nachmittags
5 Uhr wird das Obſt von 50 Bäumen auf dem
früher Prätorius'ſchen Acker im Heerdweg
Aepfel (Tafelobſt), Birnen, Zwetſchen u.
Nüſſe-
loosweiſe öffentlich verſteigt. Die
Zuſammen=
kunft iſt an der Fabrik der Herren Gebrüder
Reichenbach.
Feilgebotenes.
4655) Gut erhaltene Einmachfäßchen,
ſowie zu andern Zwecken dienliche Gebiden in
allen Größen, ferner vollſtändige Einrichtung einer
Küfer=Werkſtätte zu verkaufen. Beſſunger
Carls=
ſtraße Nr. 399.
4149) Hapcten von 8 kr. per Stück an,
Rohleaux 10 kr. per Stück
empfiehlt
M. Traiser.
4806)
Cgapwand,
Nr. 40-e0 pr. Mille 44-150 fl.
Pr. Stück 3, 4, 6, 9 und 13 kr.
G. L. Hriegk., Rheinſtraße.
4833) Chauſſeehaus. Beſſungen.
Eine große Kaute Kuh= u. Pferdedung zu verkaufen.
Fahrtenpläne des Commerdieuſtes 1868
der Main=Rhein=Bahn, — Main=Neckar=Bahn, — Main=Weſerbahn, — Maximiliansbahn,
Offenbacher=Bahn, — Frankfurt=Homburger=Bahn, - Hanauer=Aſchaffenburger Bahn,
Taunus=Bahn, - Vad. Bahn, — Naſſauiſche Staatsbahn, - Württemberg. Staatsbahn,
Heſſiſchen u. Pfälziſcher Ludwigsbahn, — Rhein=Nahe=Bahn, - der Paris=Straßburger=
Bahn, — Badiſchen Odenwald=Bahn, — Linksmainiſchen Bahn, — Gießen=Deutzer=
Bahn, - in Briefformat, zu 8 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen
Hofbuchhandlung, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
1542)
KapLtGmalaagOr.
W. Gchmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
bietet eine großartige Auswahl der neueſten Prachtmuſter in den billigſten wie feinſten Tapeten.
Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Nouleaux, alle Sorten Vorhang=Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzügliches
Bettwachstuch empfehle.
4838) In Beſſungen, Ludwigſtraße Nr. 220, 4661) Eine elegant möblirte Wohnung
iſt ein Einlegſchwein billig zu verkaufen.
an Fremde zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
4793) Soderſtraße Nro. 33 iſt die Man=
8
ſarde, beſtehend aus 1 Zimmer, 2 Cabinetten,
Nene grüne Kern
Küche u. allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen.
Nähere Auskunft, ſowie die Einſicht vom Logis
G. L. Kriegk, Rheinſtraße.
ertheilt Schloſſermeiſter Ludwig, Carlsſtraße 8.
4901) Ich bin beauftragt, mehrere Stück vom 4794) Ein Logis, Stube, Küche, Kammer,
feinſten Vielefelder Leinen das Stück zu Keller im Hinterbau, Parterre, iſt zu vermiethen,
einem Dutzend Herrnhemden von 34-37 fl. zu auf Verlangen gleich zu beziehen. Hohlweg Nr. 11.
Ludwig Gelfius.
verkaufen. Beſſunger Sandſtraße Nr. 255.
4851) Eliſabethenſtraße Nr. 34 die 2. Etage,
beſtehend aus 7 Zimmern u. Cabinetten, Küche,
Keller, Holzplatz, Mitgebrauch der Waſchküche,
Vermiethungen.
nebſt Pferdeſtall für 2 Pferde, Burſchenſtube u.
3812) Ein möblirtes Zimmer mit Bedienung Remiſe; beziehbar den 15. October d. J.
18
49
zu vermiethen und Anfanz Juli zu beziehen.
Steinſtraße Nr. 36.
3888) Beſſunger Ludwigſtraße 286 iſt der
untere Stock mit 3 Zimmern und allen
Bequem=
lichkeiten zu vermiethen u. gleich beziehbar.
3937) Niedeſelſtraße 43 ein möblirtes
Zim=
mer zu vermiethen.
A. Falkner.
Schloßgraben Nr. 9 ein möblirtes Zim=
E mer gleich beziehbar.
4540) Ein Logis zu vermiethen bei
G. Dietrich am Sporerthor.
4877) Ein möblirtes Zimmer, alsbald
beziehbar, zu vermiethen.
Holzhofſtraße Nr. 14.
P0) Fluine Elhitde der D hir.
untere Stock an eine kleine Familie zu
ver=
miethen und gleich zu beziehen.
4602) Ein ſchönes Geſchäftslocal
zum Betrieb eines jeden Engros= oder Fabrik=
Geſchäftes geeignet, mit Comptoir, Lager und
Hofräumen, ſowie reichlichem Waſſer, iſt ſofort
zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.
4905) Eine freundliche Wohnung, 4 Piecen
nebſt allen Bequemlichkeiten, Frankfurter Straße
Nr. 32 dritter Stock zu vermiethen. W. Schmidt.
4903) Kirchſtraße Nro. 5 ein kleines Logis,
ſowie ein geräumiger Keller zu vermiethen und
alsbald beziehbar.
Louis Heß.
4907) Marienplatz Nr. 4 zwei
freund=
liche möblirte Zimmer an zwei ledige Herrn zu
vermiethen.
4908) Eine freundliche Manſarde, beſtehend
aus 3 Zimmern, Küche ꝛc., ſogleich beziehbar.
Rheinſtraße Nr. 16.
Vermiſchte Nachrichten.
4818) Einige Weißbinder=Geſellen ſuch
Ludwig Ganßert, Fuhrmannsſtraße 10
30
116
R3l.
einen Patienten diene hiermit zur
4 Nachricht, daß ſich meine Wohnung
Cap C nunmehr in der Ernſt=
Lud=
wig=Straße Nr. 18 befindet, und daß
zukünftig — dringende Fälle ausgenommen
die Anwendung elektriſcher Apparate bei
Ner=
venleidenden nur Montags, Mittwochs und
Samſtags ſtattfinden wird.
Dr. Vixk.
Soeben erſchien das nach den neueſten
Ver=
änderungen rectificirte
Zeitungs=Verzeichniß
der
Annoncen=Expedition
von
Hausenstein CVogler
in
Frankfurt a. M., Hamburg, Berlin, Leipzig,
Wien und Baſel.
9. Auflage.
Daſſelbe iſt eine ſyſtematiſch geordnete
Zuſam=
menſtellung der Titel von mehr als 6000
politiſchen, wiſſenſchaftlichen, belletriſtiſchen und
techniſchen Journalen, Kalendern, Cours=
und Reiſebüchern ꝛc., ſoweit ſie Annoncen
veröffenlichen, unter Angabe des Erſcheinens
(wie oft per Woche - per Monat - oder per
Jahr), der Inſertionspreiſe, ſowie der
Auflagen, wenn ſolche genau oder annähernd
zu ermitteln waren.
E-- Für ganz Deutſchland, Oeſterreich und
die Schweiz iſt jedem Lande, reſp. jeder Provinz
eine Karte beigedruckt, welche in ihren
ohnge=
fähren Umriſſen die geographiſche Lage der im
Verzeichniß als die Domicile von Zeitungen ꝛc.
angeführten Orte veranſchaulichen ſoll.
Das Verzeichniß wird gratis u. franco verſandt.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
4563) Einige ſtarke Jungen können in meiner
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.
4910) 25 Mechaniker,
Büchſen=
macher, Inſtrumentenmacher u. Dreher
finden dauernde u. lohnende Beſchäftigung in der
Wertheiw'ſchen Nähmaſchinenfabrik
in Frankfurt a. M.
(Finem jungen Manne, der ſich im
Rech=
nungsfache ausbilden will, kann eine
hierfür geeignete Stellung nachgewieſen werden.
4624)
Frauenverein für Krankenpflege.
Es iſt die Einrichtung getroffen worden, daß fortan in der Merck'ſchen Apotheke dahier
jederzeit Auskunft darüber ertheilt werden kann, ob Berufspflegerinnen des Frauenvereins
augen=
blicklich in der Lage ſind, einen weiteren Pflegefall zu übernehmen.
Das Central=Comité.
Pferde= 1. Foylenmartt 31 Frantfurt ſt. M.
am 25., 26. und 27. Auguſt 1868.
Die vollſtändig für 400 Pferde hergerichteten, mit ſchönſten Muſterplätzen umgebenen neuen
prachtvollen Stallungen ſind zur Aufſtellung der feineren Pferde beſtimmt.
am 25. Auguſt nebſt Vertheilung von Ehren=Preiſen an die Be=
Prämttrung ſiter der beſten zu Markt gebrachten Pierde und Fohlen.
am 27. Auguſt öffentlich vor Notar und Zeugen von 61 der ſchön=
Verlooſung ſten Reit= und Wagenpferde, 9 vollſtändige vier=, zwei=
und einſpännige Equipagen, Schlitten nebſt completten Geſchirren, ſowie
ſon=
ſtigen Reit= und Fahr=Requiſiten im Werthe von ca. fl. 70,000, wenn 40,000 Looſe
vergriffen ſind.
Anfragen und Beſtellungen auf Stallungen ſowie auf Looſe, Letztere Thlr. 1 fl. 1.45)
per Stück beliebe man franco an den Secretär des unterzeichneten Vereins, Herrn
C. Kappel, zu richten, wo auch Uebernehmer einer=größeren Anzahl von Looſen die näheren
Bedingungen erfahren können.
Den Aufträgen für Looſe iſt der Betrag franco mit deutlicher Angabe der genauen Adreſſe
beizufügen. Falls die Zuſendung franco und recommandirt gewünſcht wird, find die erforderlichen
Marken einzuſenden.
Auswärtige Theilnehmer, welche ihres Looſe durch das Secretariat direct beziehen, werden,
falls ihnen ein größerer Gewinn zufällt, davon - ſoweit thunlich - mittelſt Telegramm in
Kenntniß geſetzt.
Der Vorſitzende des Landwirthſchaftlichen Vereins.
4207)
Dr. Georg Haag.
4912) Ein gebildetes Frauenzimmer, das ſchon
mehrere Jahre in einem ſehr lebhaften
Kurz=
u. Modewaaren=Geſchäfte als erſte Verkäuferin
thätig war und die beſten Zeugniſſe aufzuweiſen
hat, ſucht ſich hier in einem ähnlichen Geſchäft zu
placiren. Näheres in der Exp. d. Bl.
6 Colporteure
für eine neue Zeitſchrift finden bei gutem
Verdienſt dauernde Beſchäftigung. Frankirte
Offerte mit der Chiffre B. K. beſorgt die
Expedition der „Neueſten Nachrichten” in
Augsburg.
MizinAiiir.iitrrai.
.
Gold. Cours. Piſtolen fl. 9. 46-48. Holländ. 10 fl.=Stücke 9. 54-56. Preuß. Friedrichsd'or. 9. 58-59 Rand=Ducaten. „ 5. 37-39. 20 Francs=Stücke. „ 9. 29- 30 Engl. Souverains, „ 11. 53-57. Die SammlungenMuseums sind des Grossherzoglichen
Sonntags von 10-1 Uhr,
Dienstags, Hittwochs, Donnerttags u. Freitags
von I-1 Uhr
geöffnet.
Wir haben ſchon öfters die Bitte ausgeſprochen:
„Alle Anzeigen, wenn ſolche richtige Aufnahme finden ſollen, für die Beilage zum
„ Frag= und Anzeigeblatt längſtens Montag Mittags 12 Uhr, ſolche für das
„Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt längſtens Mittwoch Mittags
„12 Uhr und diejenigen für das Frag= und Anzeigeblatt längſtens Frei=
„tag Vormittags 10 Uhr auf unſerem Comptoir abzugeben, ſowie Ab=
„beſtellungen von ſolchen Inſeraten, welche auf Abbeſtellung hin aufgenom=
„men wurden, uns von der Abbeſtellung (wenn die Inſeraten nicht bei der Ab=
„beſtellung bezahlt werden) jedesmal ſchriftliche Anzeige zu machen”
und wiederholen hiermit dieſe Bitte.
Ludw. Carl Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Schuld und Sühne.
Ein Lebensbild.
Gortſetzung und Schluß.)
Heinrich thut das Möglichſte, um den ſtürmiſchen Mahner an die
Vergangenheit zur Ruhe zu bringen; er kauft ein in der Provinz
gelege=
nes, eben ausgebotenes Detailgeſchäft für ihn an. Einen Augenblick lang
ſcheint es, daß damit, mit einer neuen, anſtändigen Kleidung die
einge=
ſchlummerte Moral in Berger wieder erwacht, daß gute Vorſätze ſich
aufzurichten ſtreben, um zu Leuchtſternen eines neuen Lebens zu werden.
Aber ſchon nach einigen Monaten iſt das Detailgeſchäft geſchloſſen, Berger
kommt abgeriſſen, zerlumpt zurück, ſein Athem hat etwas faſt Betäubendes;
wen er längere Zeit anweht, kann davon betäubt werden.
„Heinz”, ſagt er, wie ſich entſchuldigend, das Geſchäft ging nicht,
da ging ich! Kleine Menſchen das! Immer nur einen Häring auf
ein=
mal, den Shrup in Sechſern - wenn man Groſſiſt geweſen - Heinz.
du verſtehſt - man verkauft Häringe in Tonnen und Shrup in Fäſſern!
Elterlich iſt über dieſe Geſunkenheit empört. „ So kann ich nichts
weiter thun: verſetzt er kalt und ſireng.
Berger lächelt ſo tückiſch klug, daß Elterlich davor zurückbebt.
117
M31
„Kannſt nichts thunzu wiederholt er mit lallender Stimme. „Was that
ich? Hein), der Diebesſegen war ſchon geſprochen - du brachteſt die
Hand vom Gelde nicht los — Ein veroünſchter Streichl Ich war groß,
Heinz! Du kannteſt meine Frau — Wenn ſie gemerkt hätte.. Aber
ſie ſollte nichts merken... Ich war groß, Heinz. ſehr großl”
Elterlich ſinkt in ſeinen Seſſel zurück; die härteſte Strafe, die ihn
in ſeiner Jugend für ſein Vergehen hätte treffen können, konnte nicht ſo
hart ſein, als der Umſtand, daß ein Menſch wie Berger zum
Siegel=
bewahrer ſeines Geheimniſſes wurde.
„Was kann ich thun?” fragt er nach langer Pauſe. „Willſt du
fort von hier? Willſt du vielleicht jenſeit des Oceans dein Glück neu
verſuchen ?
Berger ſtutzt. Der Gedanke iſt ihm zwar nie beigekommen; jetzt,
da ihn ein anderer hat, hält er ihn für den ſeinigen.
Er nickt, er lächelt, er zeigt ſich angeregt von dieſem Gedanken.
„Richtig! ſagt er. „ Zu den ſpeculativen Pankees oder in die
Goldwäſchen Californiens oder ein ſüdlicher Handelsherr mit dunkeln
Menſchen=
häuten! Jetzt gib mir noch Etwas für ... Mich friert, Heinzl..
Morgen, übermorgen reiſ ich, wenn du's vermittelſt!
Elterlich iſt zu dieſen wiederholten Opfern, die ihn von einem
Menſchen, der ihn wie ein böſes Gewiſſen verfolgt, befreien ſollen, gern
bereit. Er ſchließt im Namen Berger's mit dem betreffenden Agenten,
der die Ueberfahrten vermittelt, ab und ſchreibt nach Bremen an einen
Geſchäftsfreund, dem er zu Zahlungen an Berger Anweiſungen ſendet
und der deſſen Fortkommen vermitteln und überwachen ſoll. Als er dieſe
Vorbereitungen beendet, wird es wieder ruhiger in ihm; ihm iſt, als
zöge mit Berger ſeine ganze Vergangenheit über den Oeean.
IV.
Es iſt Spätherbſt, aber im Hauſe des Inhabers der Firma Bürkner
u. Comp. iſt es blumig und frühlingathmend, die Thüren ſind noch vom
Spätgrün umrankt, Blumen durch die Räume ſinnig geordnet vertheilt.
Der älteſte Sohn Elterlich's feiert heute ſeine Hochzeit. Für die Eltern
iſt das ein Jubelfeier= und Erinnerungstag. We die jungen
Neuver=
mählten, ſo ſtanden einſt auch Heinrich und Roſalie, erröthend von Liebe
und Glück. Das Rad der Zeit bewegt ſich fort und fort, aber in ſeinen
Speichen liegen neue Geſchlechter, neue Anſchauungen.
Inmitten dieſer Feöhlichkeit und Luſt wird Elterlich gemeldet, daß
ihn Jemand dringend zu ſprechen wünſche.
Das Comptoir iſt zwar trotz der Feier im Hauſe nicht geſchloſſen,
denn das Geſchäft erlaubt ſeinem Beſizer nicht, ihm auf Augenblicke
Stillſtand zu gebieten; dennoch wird heute nur das Röthigſte expedirt.
Als Elterlich aus dem fröhlichen ſreiſe hinweggerufen wird, muß er
glauben, daß es ſich um ein Allernöthigſtes handle.
Als er heraustritt aus dem Sulon, ſtößt er auf — Berger.
Dieſer betrachtet erſtaunt die feſtlichen Vorrichtungen und wird
Hein=
rich erſt gewihr, als dieſer dicht vor ihm ſteht und ihn zornig anfährt:
„Was ſoll's ?”
Als er Bergern näher betrachtet, muß er faſt erſchrecken. Es iſt
das von dem Alkoholdunſt aufgetriebene, verthierte Geſicht, das auzer
der Form ſonſt nichts Menſchlihes hat; die Geſtalt iſt wie
zuſammen=
gebrochen, ohne Kraft und Mark. Der eingedrückte Hut ſitzt ſeitwärts
auf dem ſopfe, aus den ausgeweiteten Einzängen der Taſchen eines alten
mit Stricken zuſammengehaltenen, langſchößiſen blauen Rocks ſieht der
Hals einer Flaſche und die Spitze einer Pfeife heraus. So will ſich
Berger zum Feſte einladen.
Elterlich ſtößt ihn zurück.
„Komm in mein Cabinet!' ſagt er ſtreig. „Dort laſſen ſich deine
Angelegenheiten ungeſtörter beſprechen. Wir müſſen zu Ende damit
kommen!
So zieht er ihn, noch bevor Jemind von den Gäſten den
Eindring=
ling gewahr wird, die Treppe hinab in ſein Arbeitszimner. „Weshalb
biſt da nicht übergeſchifft 2u iſt Elterlich's erſte, entſetzte Frage.
„Das viele Waſſer”” lallt Berger. „Wär' es noch gebrannt, hm
dann — Aber was thu' ich in Amerika? Wie viel Doll ir kann ich
mir einwechſeln für die lumpigen paar Hundert preußiſchen Thaler ?
Kann ich damit ſpecaliren? Kann ich damit ein Geſchäft in
Roty=
häuten machen? Und ich war groß! — Und du? — Und ich war
ſehr groß!”
Umſonſt verſucht Heinrich, ſich ſelbſt zu beruhigen, einen feſten
Ent=
ſchluß zu faſſen. „So hat man in Bremen nur halb gethan, um was
ich gebeten”, ſagt er, „ſonſt wärſt du drüben überm Ocean und ich
wär=
deiner los: Aber das muß zu Ende gebracht werden! Hörſt du
Es muß!
„Heinzu verſetzt Berger mit heiſerm Lachen, „mich friert, friert
recht innerlich! Aus deiner Küche drang es ſo duftig warm - da er=
innerte ich mich - ich war auch mal ein reicher Mann
und
dieſer Feſtzlanz und dieſe Staatslioren - und alles — Procente, Heinzl=
„Du ſollſt haben! Was weiter ?
„3ch ſoll haben2 Guter Heinzl Ich ſoll haben - und die oben ?
Die haben auch — Und ich den Abhub im Winkel! Schämſt dich
meiner, Heinz? Der Rock, hm - der Rock, der macht euern Anſtand
aus — Wenn auch, was liegt daran? Die eiſerne Kaſſe, in die ein
Griff geſchah, exiſtirt nicht mehr - und ich - ich war groß
ſehr groß!
Heinrich hält mit Mühe an ſich. „3ch will endigen zwiſchen dir
und mirlu ruft er gedämpft. „Aber für immer! Ein Mittel ſage mir,
das mich von dir frei macht!
„ Frei?” lacht Berzer höhniſch. „Daß ich ein Narr wärel Du
biſt meine letzte Speculation - eine gute Speculation! Und jetzt
Berger erhebt ſich mühſam und ſucht eine imponirende Stellung
einzu=
nehmen; er zieht den Rock enger an den Leib und ſtülpt den eingedrückten
Hut feſter. „Und jetzt ſag ich - und ſage - daß ich dich nicht
los=
gebe! Man ſieht auf mich nieder, ich kann auch niederſehen - will
niederſehen auf einen, der
„Kein Wort weiter! ruft Elterlich drohend.
„Auf einen, Heinz= fährt Berger ruhig fort, „der - mich über's
Meer haben wollte, der ſich gern ein Stück ſeines Lebens amputiren ließ!
Gelt, Heinz! Das von damals iſt eine Anweiſung, uneingelsſt, bezogen
auf Berger, Heinzl — Auf Berger!
Heinrich tritt dicht vor ihn hin; ſein Weſen iſt in Aufruhr; aus
ſeinen Augen blitzt es wie aus unheilvollen Wolken; ſeine Hände haben
ſich zu Fäuſten zuſammengekrampft.
„Jetzt much ein Endel- ruft er mit knirſchender, leiſer Stimme.
„Jetzt briig es zum Abſchluß für immer! Wir müſſen aufhören, uns
zu keanen!
„Müſſen Zu ſtammelt Berger. „Wer ſagt's? Ich nicht! Ich ſage
du mußt, Heinz! Wie ſie edel ſind, wie dankbar! Allel Alle!
Camilla läßt ſich ſcheiden - und du ?"
„ Berger ju ruft Heinrich außer ſich. „8etzt kein Wort weiter
oder-
ich thue, was mich reut. Ich gebe Anweiſung, ich zahle die Koſten deiner
Reiſe noch einmal!
„Ich bleibe ju verſetzt Berger entſchieden.
Du gehſt! Ich ertrage deinen Anblick nicht! Ich mag dies
Un=
geziefer nicht länger an meinem Leben kleben laſſen!
„Ungeziefer? Wer biſt du? Was biſt du? Ih wills erzählen!
Ich will ein Lied aus deinem Griffe machen! ſchrie Berger.
Da ſtürzte Heinrich auf ihn zu. „Sprich die Rede nicht zu Ende l...
In dieſem Augenblick hört man draußen den Namen Elterlich rufen.
Dadurch kommt er wieder zur Beſinnung. Er iſt eben im Begriff, die
Hand von Bergern loszulaſſen, die ihn niedergedrückt hält, als dieſer,
die auzenblicklich ihm gewordene Errettung benutzend, ſchreit: „Hierher!
Ein Deb! Ein Dieb!
Weiter kommt er nicht. Die mit aller Macht auf einen Augenblick
zurückgedämmte Angſt Elterlich's bricht verſtärkt hervor und reißt alle
Dämme moraliſcher Krajt nieder. Elterlich erfaßt Bergern aufs neue an
dem alten Tuhe, das um deſſen Hals gewunden iſt, und dreht es
zu=
ſammen; dabe drückt er ihn nieder und gegen die Wand. Ihm ſcheint's
ganz in der Ordnung, daß Berger keinen Laut von ſich gibt, daß deſſen
Arme ſchlaff am Körper herabhängen - „Dieb: vor ſeiner Familie!
Als Elterlich die a1s ihren Höhlen tretenden, ſtarr auf ihn
gerichte=
ten Augen, die eigenthünliche Bläue des Geſichts, den ſeltſam offen
ſtehenden Mund bemerkt, fährt er erſchrocken zurück. Der Anblick
Ber=
ger's hat ewas ſo Entſetzliches, daß Elterlich plötzlich von ihm abläßt.
Da aber, als die Fauſt das um ſie geſchlungene Halstuch wieder
frei=
gibt, ſtürzt Berger zu den Füsen Eltrlich's zuſammen. Er rührt ſich
nicht, athme nicht — bleich und entjetzt gewahrt es Elterlich - er hat
ihn getöctet!
DrUnglückli he ſieht ſtarr und ſill, unfähig zu denken und zu
empfin=
den. Daß die That geſchehen, drängt ſich ihm erſt nur allmählich auf. Wie
aus weiter Ferne kommt ihm die Kunde, daß er einen Mord begangen.
Dann wieder bgreif er plötzlich und klar die That in ihrem ganzen
Um=
fange, alle Folgen derſelben ſchreiten über ſein Herz. Wie ein dunkler,
geſpenſtiger Zug ziehen die Gewalten, denen er verfallen, an ſeiner Seele
vorüber. Und doch — er kann kein Mörder ſem! Er kniet neben der Leiche
nieder; er ruft leiſe, dann lauter und immer lauter den Namen Berger.
Er verſpricht ihm alles, alles unter der Bedingung, daß er nicht todt
bleibe! Dunkle Frin terun ſen ſteigen in ihm auf, daß er dies und das
über Wiederbelebungsverſuch= geleſen. Er knüpft den Lumpen am Halſe
los; er öffnet den Nock, die Weſte des Todten - die dem Körper
feh=
lende Leibwäſche flößt ihm keinen Ekel ein... Alles vergebensl. Nun
ſpringt er auf, ſtürzt an ſeinen Schreibiiſch und entwirft in zitternden
Federzügen ein Bild, das die im Winkel des Cabinets liegende Leiche ver=
M.3I.
11₈
vollſchndlgt. Uls er tamlt ſerla iſt, fragt er fich e1ſt: Mbas wird denn
Er hal felne Auſwort. Er ſprlugl von ſelnem Geſſel auf; er wll den
Lodten melben unb lmmer wleber fühlt er ſich von deſſen flarrem
Puge=
burchbebs. Heln Name wirb lnzwlſchen wleberholt und immer lanter
ge=
ruſen. Er hört es und fllhlt damilt zuglelch die Augſt doppelt ſtark zurhlck-
Lehren. Gr fllichtet im ſelnem Cablnet aus elnemß Wlukel in den andern,
wle vor ſich ſelber. Zwelmal, drelmal hört er an der verſchloſſenen
Cablnetsihülr Unken, hört dranſſen ſprechen Ihm iſi in dleſem
Angen=
bllek, als mlrbe ihm ber lante Auſſchrel: „Hler iſt der Mörber, der
Hlebl Hlerl zeh hln es ſelbſt ſ” Nur nicht allelm dleſes eniſebliche
che-
helmulſi (ragen! Nar elnen Mlwiſſer haben, nur hemand haben, der es
thell, mähr v3 auch ber Nachrlchier
„Gott lm Plmmel! Was thaleſt du z„
Pich e: brauſien wleder ſuller wird, öſſuet Eſſer lich dle 3 hllr. Er hörl
von oben herah den Iubel der Güſte, das Kllngen bder anſloßenben Oläſer.
or ſragl ſlich, was dach bedeuten mag! Wer ba oben wohl wohnt? Er
beſlunt ſlich, baſe er ſelbſt elnmal borl oben, wo ſehl die Glüſer kllngen,
helmſſich war; baſe dorl ſeln Herb ſtaub und dle Flamme deſſelben von
Moſallen unter halten wurbe wle daß hellige Pener der Veſla. Aber das,
ſo hmft lom, ihl ſihon lanzſe her, ſchon lange! Inzwilſchen unb ſebl
ſiluſſ Ihin der Lorle an, der lm Cahluet llegt und auffiehen und plöhlich
ansſchrelen Ionne, bah er, er ber Mhrber ſel.
Er ellt huauö ans dem Pauſe Dole Straſien ſilnd dunkel, der Hlmmel
ſt ſchwarz ſberzogen; es Jegnel. Er fülhlt ulchl, daſi ble Tropſen Ihm
auf bas bloſſe Haupl ſallen. Er wlubet ſich durch die noch lmmer
ankom=
menben und vor ſeinem Pauſe haltenden Wagen. Jenſell ber Straße blelbl
er elnen Augenholik ſtehen unb bluͤckl zuruck auf die erleuchleten Fenſter
ſelnes Panſes. Ehle v-fraſie iſt iuſolge bes olnſietretenen Regens
mrenſchen=
leer. ⁶o kann er elne Welle ſiehen, ohne anſzufallen. Er verllert ſich milt
ſeluem Henken in bas, was eben hlnter den erkenchieten Fenſtern vorgehen mag.
Er fühlt ſeot, wle Ihm dſe Waͤngen ſeucht werden. Er haͤlt ble Topſen
auf ſelurn Wanſſen fllr aus den Wolken neſallen und hört erſt am elgenen
lanten "=chluchgen, baſi er welml. Er erſchruſs vor dem elgenen, ihm freud
geworbenen Lante der Nalur und ſlehl. Wohlus Zn wem? Das welß
er nlcht. Er ellt nur, raſt nur) Ie wllber de Haare ihm um dle e hirn
peliſchen, be ſinker ber Mepen hernleberſtrömf, brſio wohler iſt hm.
Miltken!meh bee.kabs gleiſet ein v.ſom. Eſterlich ſieht an demſelben; wle
er bahlu gekommen, welſi er ulcht. Von ber zwel es ladtthelle verbindenden
Vrülcke leuchten bie brennenben Paſernen lu die Fluth hermieder. Hle= Pichter
ſchlmmen ſo ruhlh, ſo ſplelenb auf den Wellen, ohne zu verlöſchen. An
den Vrhckenpſellern murmelt ber welſe Schaum elgenthülmliche Geſchlchten,
benen Eſterrlch lanſcht.
Einen Angenbilck iſl'é loin, ulö ob es ruhlg, wehmilihig=glleklich in
lhm werben mollie. Mlugömm iſt es ſill und lantlos. Vom ſenſellgen
Uſer her whnken erleuchlete denſier; die Wellen des Sfroms glelten ſo
ſul zwlſchen ihren Uſern hin; eln durch die ſich zertheilenden Wolken
hlubnrchſihlmmer nder estern fluͤkl in ben esſrom und leuchtel aus elner
nnenbllchen 3 jeſe iu dle Pöhe.
Da ver künbigen ble s hürme ber eslabt bie elunde. Welche ? Elterlich,
aufgeſchreckl von bem plöbllchen, lanten deben in der ouſt, will zählen
unb verwſrit ſich. Dir Augfl, bie ſich letzt wleber ſiekgert, zühlt bis
Mltternaihl. Melttri nacht1 Unmöglich) über doch, docbl Dle Todten
ſtehen auf und anch anf den Wellen beglum der luſige Geſpenſterkanz.
Eip viel Wellen, ſo vſel Gellber! Nus dem welſen sschaume am
Prücken=
pſeller ſiehl elne bnnlie Gheſtall auf... ſie ſchreltek auf ben Wellen hn.
ſle kommt uuf Elſeillih zu.. ſle hebt drohenb ble Hand Leht
Wer
ruſt „Mbrterh” Wao bebeutel bas in der Luſt wehenbe Cuch? Was wll
bie wanbelnbe Weſtalt von ſhm' éo⁄e Haare Elterllch'ö ſtrünben ſich
ſeln Pnt focht, er e thwrlſ rlunt ihm h groſen Crohſen von der
Eilln, er ſiehl, Perger iſt nlcht ſobt' Der Ruf: „6in Dhebſü
durch=
zuckl ſehn Autlb. Uul wle er, auf den Wellen ſchreltenb, Citerlich immer
naher uub nüher kommt, ble langen, biliren Arme nach lhm ausgeſtreckt,
heiſer lachenk und luthenb den Ansdruck Hlebl auf den dippen; da ſaſſen
ſſeͤb belſehſens, kümpſen, unklammern ſich. Gyblich ermalel er- er
Ahl von ſelnem (bequer los, er trünmit letzt, vlellehht von elnem
wel=
hen Vetl, in dem er llegt und in das er immer tleſer und Ueſer fiukt,
biö er, ruſhlummer!
Cinige Wochen ſäter lieſt man i den Jeilungen von einem Leichnam,
den weltab von ber; zab die Wßellen an bas Uer „ſhült baben.
Hi=
genans: Veſcheehu bes Hobken; ble beſenbern Merkmale an Kleider”
und Löüſche haſſen kelnen Zwelſel; ves iſt der Kanfherr Eſterllh.
Von bem Angenblak un, da man iber bas e chieſal des catten
nnb Valers nichl mehr in Zweiſel iſte, wird es im der verzweiſelnden
hmmllte inbiger; Ih; ſallim und der Aieſſe Sohn Cſterlich's können
einen Cniſchue .ſſes. doie hiuma wlrb herabgenommen, das Comploir
geſchloſſen; he Eſſee weiben, bis auſ eznhhe ihemre Aubenken, unter
den Hammer gegeben. In einer, dem Schauplabze der traurigen
Begeben=
helt entſernten Stadt lüßt ſich die Famille häuslich nieder. Noſalie
widmet ſich ſill und alle Wlluſche und Hoſſunngen darangebend, die das
deben noch fur ſle haben kann, der Erzlthung lhier Kinder.
Seitdem ſiehl das verlaſſene H "os urch immer leer; die Jalouſieen
ſind geſchloſſen, die Thür llegt ſoſt im Schloß. Drinnen ſpinnen die
(=plnnen an dem traurigen Faden welter, der ſich an elne lelchiſinulge
Jugendfünde ankullpfie und bann blutroth durch ein ganzes deben zog.
Darmſtädler hiſtoriſche Kleinigheilen.
Mitgetlheill von W.
6). Ein Feuerwerk auf dem „großen
Woog=
wurde nuter Gheorg I1. im Jahr lhl zur Feier der Tauſe des Prinzen
Georg abgeblannt. Nach dem Geſchmack der damaligen Zeit lag dem
grohartlgen Feuerwerke eine beſilmmte edee zu Grunde, und zwar ſolgende:
„öhie Glückogönl hat den nengeborenen Prlnzen in Schußz genommen;
um aber vor den Nachſtellungen der Unglüs shörtlm ihu zu ſichern, hat ſle
hu in ihre zur Vertheitlgung gerüſiele ſichere Burg auſgenommen. Die
Felndin zleht gegen de Purg au und ſicht ſie duich Feuer zu gerſiören,
muſ aber unverrichteter Tlnge abzishen." Zur Auoſührung dieſer
Feuer=
werksadee war auf der Vſelche (hluter dem Tamenbade) elne Echeinburg
erbaul, die aus der Purg ſelbſt von der Beſabung, wie von der auf den
Chmmen und auf Flößen im Woog enſgeſiellen Hülſparmee vertheidigt
wurde. Es beſtand dieſe Hülſcarmee aus „einem großen Pöller von 170 Pſd.
„ Stlldͤkpoſten auf jeder ½2 Stück, 6 Hlelnere Pöller, eine große Naket von
6o Pſd, 6 Maketen=Poſten, Waſſerkugeln, die von den Floßen geholt und
aus den Schiſſen geworſen wurden, 6 Fener=Mädern, 8 Kolben=Kügeln,
allerſelts voll Schwärmer und Schlüh, (0 Kegel, 1 Sulvn von 1
Doypelhalen.” Den Angriſſ auf die Burg machte außer Kühnen und Flößen
ein mlt 7 Maſten verſehenes Krlegeſchiſſ. Alc der Kampf, der alſo mlt
Maketen, Feuerrüdern ꝛe geführt wmd, beendigt war, da glug erſt der
elgrutliche vüim los. In dem dem Feſte zu Chren gedruckten Gedichle
ſlt dieſer Glanzmoment in ſolgenden Worten geſchlders:
Ann ſleht Vorkunn ſelt; es iſt Uhr unn gelungen,
Well ihrr Feindm Cle hal mächtlglich bezmunſten;
Sle machl ein Frendenſenr, unt wluſſi aus Ihrem Hauß
Zum Zeichen ſolchen Slege viel hundert Schwermer aus.
Ste lüſſet Uhre Stück und Pöller laut erluallen,
Graualen ſahren auf und ſprenſen ſich im Fhallen,
Nacqueken gleichſam auch beſtllemen gar die Puſit,
Man höret überall nur daß es paſſi und puſſt.
Melt vlelen Funken ſich die Kolben laſen ſehen,
Dle Feuerräder auch ſich von ſich ſelbſten drehen,
Der Kegel ſchönen Prand vermenget mancher Knall,
Den man verdoppeln hört durch einen Wlderſchall.
Noch iſt es ulcht genug; Vorkunn will zernichten
chanbz Ahrer Feindln Stolhz; drum läſſet Ste aufrichlen
S. Georgen's Chrenbilb nur blößlich Uhr zu Tuutz=
Als welchen Namen Ste ſeſt häli im Ihrem Schup.
Eo muſite dieſes Vld helleuchtend anfangs ſtehen,
Dardwich der Georgen Nuhm man gläntzend ſolte ſehen,
Wie künſſig auch der Nahm ſolt leuchten in der That
Oiß wahre was das Pild vor ein Pedentund hat.
Vorkunn will noch mehr dem Namen Ehr erzeigen,
Darum cie Maequeten läſt zugleich ein tanſend ſleigen,
Oie dann hoch in der Luſt zum brechen anſſ einmal
Und laſſen ſehen ſich mlt Sternen ohne Jahl.
Dardmch cle dann verſpricht, Sie wolle dieſer Helden
Eo weil bei ühmtes dob den Sternen gar vermelden,
Auch ilber Heſſen und ſolch ganbes fürſtlchs Haus
Wſe ſonſt der MRegen pflegt mit Ghlülck ſlch breiten auß.
Vekräfiligl dieſes unn ihr donnernde Carthannen,
Vsſlnſcht Glülck mit eurem Kuall Uhr Soblangen und Faleannen,
Eö müſſe dieſes Haus ehr untergehrn nicht,
Viſß daſs auch nar dle Welt mit gröſerm Knall zerbeicht.
Das genannte ſeurige Vild des h. Georg. welches die 1000 Maleten
ansſendete, erſchlen, wie die noch vorllegende Ahbildung des Feuerwerls
lehrt, vor der „Noſenhöhen.
iedaellon und Verlaf: L. C. 2öltlich'ſche Hoſoncbdruſerel.