Beilage
zun
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 21. Juli
N. 29.
1868
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Vellage hierzu. ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſladt erſcheinen wöchentlich: Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Letzteres Vonnerſtahs. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Eedition. Rbeinſtraze Nr. 2neu.
531)
B e k a u n t m a ch u n g.
Die Bewohner der Reſidenz und deren Umgebung werden hierdurch in Kenntniß
geſetzt, daß Montag den 13. Juli das diesjährige Zielſchießen der Großherzoglichen
Feldartillerie mit Geſchützen beginnt, und während des Monats Juli und vorausſichtlich
bis Ende Auguſt jeden Montag, Mittwoch und Freitag Vormittags
von halb 7 Uhr an, unter Umſtänden auch an denſelben Tagen Nachmittags, auf dem
hieſigen Artillerie=Exercierplatz ſtattfindet.
In Ausnahmefällen, bei ungünſtiger Witterung an einem der vorgeſehenen Schießtage,
wird die Schießübung an dem darauf folgenden Tage abgehalten werden.
Darmſtadt, den 12. Juli 1868.
Großherzogliches Commandement der Reſidenz.
Keim, General=Lieutenant.
4568)
B e k a n n t m a ch u n g.
Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß von heute an das Abfahren von
Sand aus der ſtädtiſchen Sandkaute an der Achens=Mühle, ſowie das Abladen von Schutt ꝛc.
daſelbſt bei geſetzlicher Strafe verboten iſt.
Darmſtadt, den 17. Juli 1868.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
Feilgebotenes.
Für Corſetten=Fabrikanten.
Schwarzen und weißen baumwollenen
Näh=
zwirn liefert billigſt die mech. Zwirnerei von
Ang. Ferd. Günther,
4394)
in Beſigheim (ürtbg.)
2)
Dur Ausſaat empfehle:
Neuen Incarnat=oder Nothkleeſamen,
„ Luzern=oder ewigen Kleeſamen,
Saat=Wicken,
„ Weißrübſamen, beſte lange Sorte,
ſowie alle Sorten Garten=u.
Blumen=
ſamen in beſter keimfähiger Qualität bei
Carl Manck,
4456)
obere Eliſabethenſtraße Nr. 6.
4149) Hapeten von 8 kr. per Stück an,
Rouleaux 10 kr. per Stück
empfiehlt
M. Traiser.
Verſteigerungen.
Verſteigerung alter Baumaterialien.
Donnerſtag den 23. d. M. Morgens 10 Uhr
ſollen in dem Hofe des Großherzoglichen Palais
dahier verſchiedene alte Baumaterialien als:
Thore, Fenſiter, Seilwerk, Oefen, verſchiedenes
Gehölze ꝛc. loosweiſe an den Meiſtbietenden
gegen baare Zahlung öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt am 17. Juli 1868.
Großherzogliches Hofbauamt.
Dr. Weyland.
4573)
4653)
Pferde=Verkauf.
Donnerſtag den 23. d. Mts., Vormittags um
10 Uhr werden in der Artillerie=Caſerne dahier
zwei zum Militärdienſt unbrauchbar gewordene
Zugpferde gegen baare Zahlung öffentlich
ver=
teigert.
Beſſungen, den 18. Juli 1868.
Die Kaſſen=Commiſſion der Großherzoglichen
Feld=Artillerie.
Seederer, Generalmajor.
4553) Saat=Wicken eupiehlt
Aug. Graß, Pädagogſtraße Nr. 2.
Milchwirthſchaft Carlshof.
Durch Aufſtellung einer Anzahl friſchmelkende
Kühe iſt es mir möglich geworden, noch einige
Milchkunden mit vorzüglicher Milch bedienen zu
können und empfehle dieſelbe ganz beſonders zum
Aufſtellen zu Dickmilch und ſehe gefälligen
Aufträgen entgegen.
4413)
Fried. Pet. Pitthau.
HayLtemk-agOk.
W. Echmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
bietet eine großartige Auswahl der neueſten Prachtmuſter in den billigſten wie feinſten Tapeten.
Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Nouleaux, alle Sorten Vorhang=Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzügliches
Bettwachstuch empfehle.
4582)
Willigen Halleo!
in ausgezeichnet rein und feinſchmeckender Qualität, für welche garantirt wird, empfiehlt
zu den Preiſen per Pfund zu 28, 30, 32, 34, 36, 38 kr. und höher.
Wilhelminenſtraße Nr. 10.
Heinr. Georgi,
Colonialwaaren=, Tabak=
und Cigarren=Handlung.
Vergebung von Bauarbeiten.
Dienſtag den 28. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſollen die, zur Herrichtung von
4 Geſchirrkammern im hieſigen Zeughauſe
erforderlichen Arbeiten auf dem Büreau der
Garniſon=Verwaltung an den
Wenigſt=
fordernden durch Soumiſſion vergeben werden,
fl. kr.
und zwar:
Die Zimmerarbeit, veranſchlagt zu 1159 33
„ 203 6
„ Schreinerarbeit,
„
„ 190 -
„ Schloſſerarbeit, „
Glaſerarbeit,
„ 34 -
„
„
84 36
„ Weißbinderarbeit,
„
„
Voranſchlag, Plan und Bedingungen liegen
auf genanntem Büreau zur Einſicht offen und
können des Nachmittags von 2 bis 4 Uhr
daſelbſt eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 19. Juli 1868.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
Korwan.
4652)
Neue grüne Kern
14654
ſind eingetroffen.
Emanuel Fuld, am Markt.
4655) Gut erhaltene Einmachfäßchen,
ſowie zu andern Zwecken dienliche Gebinde in
allen Größen, ferner vollſtändige Einrichtung einer
Küfer=Werkſtätte zu verkaufen. Beſſunger
Carls=
ſtraße Nr. 399.
4656) (
gür Poſtbeamte.
Uniformknöpfe, maſiv, mit Norddeutſchem
Bundeswappen nach Vorſchrift des Bundeskanzler=
Amtes von dem damit allein beauftragten
Fabri=
kanten ſind zu billigſten Preiſen zu beziehen von
Thiome & Fuchs in Leipzig.
Univerſitätsſtraße 2.
28
[ ← ][ ][ → ] 108
4657) Ein bedeutendes
Tapezier=Geſchäft
in Frankfurt a. M., ſeit 40 Jahren in beſter
Blüthe beſtehend, iſt Sterbfalls halber zu
ver=
kaufen. Franco Offerten unter M. A. 304 an
Herren Haaſenſtein u. Vogler in
Frank=
furt a. M.
4658)
Prima neue grüne
Kern das Pfd. 12 kr. bei
Wilhelm Manck,
Ballonplatz 5.
4652) Obere Sandſtraße Nr. 2 im unteren
Stock ein gut erhaltenes Clavier von
Vier=
heller zu verkaufen.
R. 22.
Vermiethungen.
1854) Louiſenplatz Nro. 4 im 3. Stock ſind
mehrere Zimmer mit Küche und allem Zubehör
zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
3812) Ein möblirtes Zimmer mit Bedienung
zu vermiethen und Anfang Zuli zu beziehen.
Steinſtraße Nr. 36.
3862) Ludwigsſtraße Nro 14 iſt im erſten
Stock ein ſchönes Zimmer mit Möbeln ſogleich
zu vermiethen.
3937) Riedeſelſtraße 42 ein möblirtes Zim=
A. Falkner.
mer zu vermiethen.
100
Schloßgraben Nr. 9 ein möblirtes Zim=
S
2 mer gleich beziehbar.
4396) Ein Fruchtſpeicher iſt zu vermiethen.
Näheres bei der Expedition.
4540) Ein Logis zu vermiethen bei
G. Dietrich am Sporerthor.
10) Rinldnd ir Dindine ir
8.
terre 4 Zimmer mit allem Zubehör, Stall,
Remiſe, Burſchenſtube, auch Manſarde
2 Zimmer) und Garten.
10) Manidnlan Vr nnvaſns
liche möblirte Zimmer an zwei ledige Herrn zu
vermiethen.
4559) In der Carlſtraße Nro. 25 iſt ein
möblirtes Zimmer billig zu vermiethen.
RAArLAAuuuRT rATUAruuuugutr.
4560) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 20 der
4 untere Stock an eine kleine Familie zu ver=F
A miethen und gleich zu beziehen.
400) Ein ſchönes Geſchäftslocal
zum Betrieb eines jeden Engros= oder Fabrik=
Geſchäftes geeignet, mit Comptoir, Lager und
Hofräumen, ſowie reichlichem Waſſer, iſt ſofort
zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.
4660) Grafenſtraße Nr. 27 Neubau im
Vorder=
haus iſt eine ſich im beſten Zuſtande befindende
Wohnung, 2 Zimmer, Kabinet, Küche nebſt
Zu=
gehör, an eine kleine anſtändige Familie bis
October um den Preis von 110 ffl. zu beziehen.
4661) Eine elegant möblirte Wohnung
an Fremde zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
Vermiſchte Nachrichten.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
2610) Ein Junge kann in die Lehre treten
bei Carl Schnabel, Hof=Schloſſermeiſter.
4563) Einige ſtarke Jungen können in meiner
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.
4624)
Frauenverein für Kraukenpflege.
Es iſt die Einrichtung getroffen worden, daß fortan in der Merck'ſchen Apothele dahier
jederzeit Auskunft darüber ertheilt werden kann, ob Berufspflegerinnen des Frauenvereins
augen=
blicklich in der Lage ſind, einen weiteren Pflegefall zu übernehmen.
Das Central=Comité.
„0)
oma
24
43
ſgNamagnarignartasamaery,
29
HuAtAAtusRAAamuui
WiItatirAUAAAU
74
4627)
4
Geſchafts=Eroſtuung.
14
Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mich als Schreiner=
H
meiſter etablirt habe und mein Geſchäft von heute an im Hauſe der Frau
Schreiner=
meiſter Wirthwein, untere Eliſabethenſtraße 61, eröffnet habe. Unter Zuſicherung
14
geſchmackvoller und ſolider Arbeiten im Bau= und Möbelfach bitte ich mich mit
GAufträgen gütigſt beehren zu wollen.
Darmſtadt, den 16. Juli 1868.
1
H1
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Hrust Eiuct, Schreinermeiſter.
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Dagav-ruerha
.
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A=AiaxauttuAasaturtAtusAAAuni
4662) Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß, da ich meine Thätigkeit
ausſchließlich meinem Fabrikationsgeſchäft widmen will, mein Detail=Geſchäft in
Droguen & Farbwaaren
unterm Heutigen an Herrn Georg Meller käuflich abgetreten habe.
Dankend für den mir geſchenkten Zuſpruch, bitte ich denſelben auch meinem Nachfolger zu
Theil werden zu laſſen, und indem ich noch bemerke, daß Preis=Courants mit lithographiſchen
Ar=
tikeln, ſowie Lacke, Farben und Firniſſe auf Verlangen gerne zu Dienſten ſtehen, habe die Ehre,
mich hochachtungsvoll zu empfehlen.
Gustav Struve,
Comptoir vorerſt noch Wilhelminen= und Eliſabethenſtraße=Ecke.
Auf Vorſtehendes höflichſt Bezug nehmend führe ich das von Herrn Gustav Struve
in dem ehemals Brandſtätter'ichen Lokale ſeither betriebene
Material- ꝛ; Tarbwaaren-Geſchäft,
verbunden mit einer
Colonialwaaren-Handlung
von heute an auf eigene Rechnung weiter.
Indem ich mich beehre, ſolches zur Kenntniß zu bringen, werde ich bemüht ſein, durch prompte
und reelle Bedienung mir das Zutrauen eines geehrten Publikums zu erwerben und zu ſichern.
Mein wohlaſſortirtes Lager aller in obige Branchen einſchlagenden Artilel noch auf das
An=
gelegentlichſte empfohlen haltend, zeichnet Achtungsvoll
Darmſtadt, den 15. Juli 1868.
Georg Heller.
Sn hieſigen Blättern findet ſich ein Artikel verbreitet, demzufolge ſich eine Anzahl hieſiger
„
99½
Bürger vereinigt zu haben ſcheint, um eine Vereins=Bäckerei in's Leben zu rufen. Da=
3 O9 gegen wird Niemand etwas einzuwenden haben; allein die guten und für das allgemeine
Wohl ſo beſorgten Bürger haben gleichzeitig eine Berechnung aufgeſtellt, die entweder abſichtlich
falſch iſt oder auf großer Unkenntniß beruht; denn es iſt darin geſagt, daß das ungariſche Mehl,
welches die Bäcker zu dem Brod erſter Sorte verwenden, einſchließlich des Octrois 11 fl. koſte.
Hätte der Artikelſchreiber Belehrung geſucht, ſo würde dieſe ihm von dem erſten beſten
Mehl=
händler geworden ſein; allein das war ja gar nicht nöthig, denn es galt ja blos die
Gewerb=
treibenden des Bäckerhandwerks zu verdächtigen. Es wäre ſehr ſchön, 8 kr. an dem Laib Brod zu
verdienen, daß dies nicht der Fall iſt und nicht werden wird, dafür ſorgt die Concurrenz reichlich,
denn an dieſer fehlt es wahrlich nicht. Nur der Artikelſchreiber hält es nicht für hinreichend, aber
der Zweck heiligt die Mittel und erſteres iſt die Vereinsbäckerei der beſorgten Bürger.
Was die Vereins=Bäckerei ſelbſt anbelangt, ſo kann der Einſender dieſes - deſſen Namen bei
der Redaction zu erfahren iſt - wegen Mangel an Raum ſich nicht weiter einlaſſen, ſo viel ſei
nur den beſorgten Bürgern mitgetheilt, daß ſie bei Gründung des neuen Geſchäfts vorſichtig ſeien
und die Verwaltung ſo billig als möglich einrichten möchten, denn das Bäckergeſchäft kann keine
theure Verwaltung brauchen, was die Herren vielleicht nicht in's Auge gefaßt haben. Nach ihrer
Berechnung hätte die Stadt bei dem Preis von 28 kr. per Laib 120,000 fl. erſparen können;
wenn aber die Vereins=Bäckerei ſchon beſtanden hätte, ſo würde dieſe vielleicht der Verluſie ſchon
mehr haben als die Gewerbtreibenden des Bäckerhandwerks gegenwärtig. Denn was man heute
weiß, wußte man vor vier Monaten noch nicht, und den beſorgten Bürgern würde es in Folge
deſſen etwas ſchwül geworden ſein.
Was den Brodpreis angeht, ſo werden die hieſigen Bäcker dafür Sorge tragen, daß ſie
wie bisher, ſo weit es immer möglich, gutes Brod um billigen Preis liefern; die Hetzereien
gegen ſie werden von ſelbſt aufhören, und die beſorgten Bürger werden wieder zur Ruhe kommen
und ihren Geſchäften nachgehen können, wenn ſie ein ſolches haben.
Fahrteupläne des Sommerdienſtes 1868
mit den neueſten Aenderungen vom 18. Juni d. J.
in Briefformat, zu 8 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen
Hofbuch=
handlung, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
109
—
„.
F-v-kalk=
⁄₈
7⁄₈
GES Eifi.
lSi=GniGslEllgit
WEitiſteif-tat-H tEilsiliatnisite zlsnisEilEi;
Ar-
tAtltAleal;
1Hi
.
rth. "
4664)
9p5
AGLer rauer,
Dienſtag den 21. und Mittwoch den 22. Juli wird
4
4H.
BOON
in Zapf genommen.
in kleines Harmonium wird auf einige
Zeit zu leihen geſucht. Näheres bei der Exp.
4635) In eine Colonialwaaren=, Tabak= und
Cigarrenhandlung kann ein junger Mann als
Lehrling eintreten. Näheres in der Expedition.
„
5 (Fin im Kleidermachen gründlich erfahrenes
S CMädchen, welches ſchon mehrere Jahre ſich
Erfahrung darin erworben hat u. ganz ſelbſiſtändig
im Anmeſſen u. Zuſchneiden iſt, ſucht ſowohl in als
außer dem Hauſe Beſchäftigung. Näheres zu
erfragen Promenadeſtraße Nr. 33 gleicher Erde.
8 (Fine gebildete Engländerin, welche mehrere
G, Jahre im Auslande gelebt hat, wünſcht
in einer guten Familie freie Koſt und Logis zu
erhalten gegen 2 bis 3 Stunden täglichen
Unter=
richt in dem engliſchen u. franzöſiſchen Sprechen.
Adreſſe B. J. poste restante Darmſtadt.
4667) Ein Doppelſchlüſſel mit
Four=
nier iſt verloren gegangen. Gegen Belohnung
bei der Expedition d. Bl. abzugeben.
40½ Ndhiahtannh
heim ſind bis heute weiter bei mir abgegeben
worden: Ungenannt durch Frln. Sp. 3
Frauen=
kleider, 3 P. Strümpfe, 1 Weſte, 1 Kragen,
3 Hemden, 1 Kinderjäckchen, 1 Hemdchen, 2
Hals=
binden, 1 Shäwlchen; von Hrn. Hauptmann
Herpel 1 Tuchrock und 2 fl.; Ungen. 30 kr.;
von Frln. Lorchen 12 kr.; von Hrn. Landes=
Oberſtjägermeiſter Frhrn. von Dörnberg 10 fl.;
Ungen. 1 Herrnrock, 1 Jack; von Frau Köhler
2 P. Hoſen, 1 Weſte, 1 Kragen, 2 Jacken;
Ungen. 1 fl. 30 kr.; desgl. 1fl.; desgl. 30 kr.;
von Hrn. Dr. Bracht 3 fl. 30 kr.; von
Eliſa=
betha Rieger 30 kr.
Im Ganzen ſind bis jetzt, außer den ſpeciell
angeführten Bekleidungs= ꝛc. Gegenſtänden, an
Geld 151 fl. 34kr. bei mir abgegeben und von
mir an das Hülfs=Comits zu Bensheim
abge=
liefert worden. — Indem ich nun dieſe
Samm=
lung hiermit ſchließe, kann ich nicht umhin,
mei=
nen und der armen Brandbeſchädigten wärmſten
Dank für die reichen Gaben hiermit öffentlich
auszuſprechen.
Darmſtadt, am 18. Juli 1863.
Backé, Ober=Rechnungsrath.
SxTATTTAAed
44669)
Magenkrankheiten.
9 Bleichſucht, Uebelriechender Athem
h (der letztere mag ſeinen Grund in Magen=
3 leiden, ſchlechten Zähnen oder ſonſtigen/
9 Uebeln haben) werden auch in den hartnäckig=
9
ſten Fällen durch längſt bewährte und nicht
g koſtſpielige Mittel gründlich geheilt. Für
9 den Erfolg wird garantirt. Näheres unter
der Adreſſe: Karl Koeſtlin, Apotheker
4 in Hochberg am Neckar in Würtemberg.
OLLaxiaaaed
4670) Montaa den 13. d. Mts. wurde in
der Faſanerie ein Battiſt=Taſchentuch FS6
geſtickt verloren. Der redliche Finder wird
ge=
beten, es in der Stüber ſchen Leihbibliothek
ab=
zugeben.
4671) Eine goldene Broſche wurde Samſtas
Abend vor dem Hauſe des Herrn Kaufmann
Faitz verloren. Der Finder wird um
Zurück=
gabe gegen Belohnung gebeten. Ernſt=
Ludwigs=
platz Nr. 1 zwei Stiegen hoch.-
Die Sammlungen des Grossherzoglichen
Muscums sind
Sonntags von 10-1 Uhr,
Vienstags, Hittwochs, Donnerstags u. Freitags
von 1-1 Uhr
geöſſuet.
Gold-Cours.
Piſtolen
fl. 9. 48-50.
Holländ. 10 fl. =Stücke . 9. 54-56.
Rand=Ducaten. „ 5. 38-40.
20 Francs=Stücke. „ 9. 28- 29.
Engl. Souverains. . 11. 53-57.
Wir empfehlen als ſehr zweckmäßig und überſichtlich:
Wünd=Taſeln über Auküuft und Abgang ſämmtlicher Eiſenbahnzüge dahier
im Sommerfahrtenplan 1868,
welche ſich namentlich für alle Geſchäfts=Büreaux, Canzleien, Wirthſchafts=Localitäten ꝛc. als beſonders praktiſch erweiſen dürften.
Preis: aufgezogen 9 kr. - unaufgezogen 4 kr.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Schuld und Sühne.
Ein Lebensbild.
I.
Am Thor einer deutſchen Mittelſtadt, wo der Blick in die reizende
Umgebung freigegeben iſt, ſteht ein ſtattliches Haus. Die geſchloſſenen
Jalouſien des Parterre und des erſten Stocks, die feſt in ihrem Schloſſe
liegende Hausthür zeigen, daß das Haus unbewohnt iſt; es macht
gleich=
ſam den Eindruck eines Todten. Was einſt belebend durch ſein Inneres
zo9, hat ſich in die Nebel der Vergangenheit aufgelöſt, die aufſteigend
wie ziehende Wolken, verwandelt als die tropfenden Minuten einer ewigen
Gegenwart herniederthauen.
Vor Jahren, an einem Frühlingsabend, waren die Fenſter eines
anderen Hauſes in einer ſüdlichen Reſidenz glänzend erleuchtet; die Läden
waren nicht geſchloſſen, um neugierige Nachbaraugen vor dem Lichtſtrom
zu ſchützen. Nicht einmal die Gardinen waren herabgelaſſen und ſo ſah
man von der Straße herauf, leichter noch aus den Fenſtern gegenüber,
wie die weitläufigen Räume von Herren und Damen in glänzenden
Toi=
letten durchwogt wurden, wie die endloſe Reihe von Wagen in bunteſter
Miſchung ihnen immer neue Gäſte zuführte. Dort oben wurde die
Hoch=
zeit des jungen Kauf= und Handelsherrn Anton Berger gefeiert.
Die Trauung hatte erſt am Abend in der Kirche ſtattgefunden. Der
entfaltete Glanz und die von Lampenlicht erzeugte Illuſion ſollte für die
fehlende Poeſie bei dem Ereigniß erſetzend eintreten. Die Braut hatte
die Zeit ihres Frühlings weit hinter ſich, aber ihr Herbſt trug goldene
Früchte; ſie brachte dem Bräutigam nicht mehr die ſchönen Ideale einer
erſten Liebe zu, aber dafür die ſcheinbar unvergängliche
Realität-
glänzender Goldſtücke. Dieſe irdiſchen, immer und überall gültigen Reize
pflegen oft jene ſeltſame Eiferſucht, jenes Hüten und Bewahren vor
fremdem Blick zu erzeugen, das man Geiz nennt, und ſo verwechſelte die
Wittwe den Werth ihres Herzens mit ihren Staatspapieren und gab
beides an den Braͤutigam, deſſen Verſicherung „inniger Liebe' wider ihren
Willen ſpäter auf einen andern Namen girirt wurde.
Zu dem „Eingebrachten: der Wittwe=Braut gehörte auch ein junger
Mann, der aus ihrer erſten Ehe als Sohn eines verſtorbenen Freundes
ihres nun ebenfalls verſtorbenen Mannes traditionell zum Vetter geworden
und einſt ſtellvertretend für den Mangel eigener Kinder eingetreten war.
Heinrich Elterlich war ein friſches, aus üppigem Boden aufwachſendes
Gewächs, mit allen Tugenden und Fehlern einer allzu ſonnig beſchienenen
Jugend, die nie dem Eindruck trüber Regentage ſill halten und die
Ge=
wäſſer in ſich verlaufen laſſen mußte. Heinrich iſt ein offener Kopf, der
viel Anlagen beſitzt, aber ſich nicht entſchließen kann, die unter der
Auf=
ſicht ſeines Pflegevaters aufgeſammelten kaufmänniſchen Kenntniſſe praktiſch
zu verwerthen. Er treibt Muſik, zeichnet, ſtudirt Engliſch und Franzöſiſch,
läßt aber nur zu oft den dreibeinigen, drehbaren, ledergepolſterten Schemel
leer, der für ihn im Comptoir des neuen, freilich nur wenige Jahre ältern
„Onkels” eingerichtet worden iſt.
Das Lichtmeer, deſſen Wellen ſo blendend durch die Fenſter drangen,
war noch nicht allzu lange erloſchen, als ſchon hinter den nun Abends
vorſichtig geſchloſſenen Jalouſien die Stimmungen der Art wurden, daß
die Höflichkeit ſie ganz auszuſprechen verbot. Heinrich war dem Onkel,
der ſeine Erhaltung mit übernommen, als er die Wittwe heirathete, läſtig.
Heinrich ſollte verdienen, ſollte durch Correſpondenzen, durch Führung des
Debit und Credit, durch Aufſicht über die Niederlage die Erhaltungskoſten,
vielleicht auch die heimlichen Taſchengelder der Tante ausgleichen; denn
obgleich ſie verſicherte, daß Heinrich, der „Vetter”, aus ihren Handen
nichts empfange, ſo war ihr Gatte dennoch von ſeinem Mißtrauen nicht
zurückzubringen.
Die Urſache ſelbſt wie die feſtgehaltene Verſtimmung Bergers war
indeß nur zur Hälfte wahr. Berger liebte ſeine Gattin nicht; ſeine
Vermögenszuſtände hatten ihm dieſe Heirath aufgenöthigt; die Rolle des
Liebhabers als Gatte weiter zu ſpielen, wurde ihm läſtig; ſo mußte die
allerdings beſtehende Unzufriedenheit mit Heinrich die Gelegenheit bieten,
110
N29.
ſich der Aufmerlſamkeiten für ſeine Gattin auf gerechtfertigte Weiſe
ent=
ziehen zu können.
Der Verluſt der Zärtlichkeit ihres Gatten iſt für das arme Weib,
das noch Glauben genug beſaß, dieſe Zärtlichkeit für wahr zu halten, zu groß
als daß ſie nicht verſuchen ſollte, ſie wiederzugewinnen. Sie läßt Heinrich
vor ſich kommen, ermahnt ihn, warnt ihn und erdrückt ihn faſt mit ihren
Bitten und Lehren. Heinrich horcht, ſtaunt, fragt, was ſo unvermuthet
wie ein lang Aufgeſpeichertes über ihn zuſammenbricht - „Das iſt nicht
aus dir, Tante! Das hat Er geſagtlu erklärt er und treibt ſo durch
drängende Fragen die Tante zum Geſtändiß.
Jetzt weiß er, der „gute, wilde Jungen wie ihn die Tante nennt,
wie er mit dem Onkel ſteht, der ihm zeither mit verlegener
Freundlich=
keit begegnet. Er nimmt ſeinen Lederſchemel im Comptoir des Onkels
jetzt regelmäßig ein, dreht aber den Sitz ſo hoch herauf, daß er in
das gegenüberliegende, durch eine Glasthür getrennte Büreau des Chefs
der Handlung hineinſehen und den Onkel darin gleichſam überwachen kann.
Das Arbeitscabinet des Onkels iſt einfach, aber koſtbar eingerichtet.
Die koſtbarſten Gegenſtände ſind ohne Zweifel eine eiſerne Geldtruhe und
ein feuerfeſter Geldſchrank. Heinrich ſieht, wie die Geſchäfte darinnen
angeknüpft oder abgewickelt werden und hat das Geſicht ſeines Onkels ſich
ſchon zur Leiter gemacht, auf welcher genau das Hinauf= und
Herunter=
ſteigen der etwa gewonnenen Procente für ihn wahrnehmbar iſt. Er
ſieht aber auch, daß ſich zuweilen ein und ein anderer Brief hineinſchleicht,
der nicht im geringſten die beliebte kaufmänniſche Papierbläue und
Cou=
vertirung hat. Auch das Geſicht des Kaufmanns wirft beim Leſen dieſer
merkwürdigen Briefe die von Heinrich aufgebaute Leiter um und geräth
mit ſelner freudigen Verklärung für den ſtillen Beobachter in's Reich des
Wunderbaren und Räthſelhaften.
Eine ſchweigende Sommernacht enthüllt ihm das Geheimniß.
Außer=
halb der Stadt befindet ſich ein Luſtwäldchen mit ſchattigen Gängen,
Ruhebänken und Vergnügungsorten, die für jene ſoliden Unterlagen
ſor=
gen, auf denen ſich Mondſcheinphantaſieen am beſten aufbauen laſſen.
Heinrich hat dort eben das letzte Salair für Champagner ausgegeben, um
mit einigen guten Freunden am Springen der Pfropfen neue Entdeckungen
für die Wiſſenſchaft zu machen, und geht mit der Ueberzeugung nach
Hauſe, daß ſolche Verſuche ganz angenehm, aber koſiſpielig ſind, als er
in einem der ſchattigſten Gänge auf ſeinen Onkel ſtößt, eine Dame am
Arm, die ſelbſt die halbverſchleierte Nacht noch als jung verräth.
Wie er ihn grüßt: „Guten Abend, Onkelſu das klingt wie: „Letzt
hab' ich dichl- Er wartet nicht ab, bis der Onkel von ſeinem Schreck
ſich erholt, ihm die Dame als in Beziehung zu dem „Hauſe Berger”
ſtehend vorſtellt: er eilt mit der gemachten Entdeckung heim, wie einer,
der einen werthvollen Fund in Sicherheit bringen will; er ſchweigt über
das Zuſammentreffen auch geçen die Tante, die „ſich einbilden konnte,
der ausſchließliche Gegenſtand des Herzens dieſes neuen Onkels zu ſein”
Das Geheimniß ſoll ihm ein Kapital werden, das ihm der Onkel
ver=
zinſen muß.
Als man am Morgen des nächſten Tages miteinander zuſammentraf
hat Heinrich kein Wort geſprochen; ein einziger Blick, der die Erinnerung
an geſtern in Bergern auffriſchte, war alles, was ſich Heinrich als Zeichen
des Verſtändniſſes erlaubte. Damit hat er den Onkel ganz gewonnen,
dem dieſes Zartgefühl geſtattet, wohlwollend die Verdienſte zu würdigen,
die dieſer um den Beſtand des Geſchäfts ſich erworben und unter dieſer
Maske ſein — Schweigen zu belohnen.
Dies Verhältniß war für Heinrich zu Zeiten drückend genug. Er
weiß, daß die Tante, der er ſo vielfach zu Danke verpflichtet iſt,
verra=
then, weiß, daß ſie einer Unberechtigten aufgeopfert wird die nur ihre
Jugend, ihre Schönheit in die Wagſchale zu werfen braucht, um ſie für
ſich ſinken zu machen: er ſieht aber auch, daß Berger ſeine alternde
Gat=
tin mit Aufmerkſamkeiten überhäuft, daß er die rührende Zärtlichkeit der
— Treuloſigkeit für ſie hat. Soll er dieſen bunten Nebel, der ihr
Ehe=
leben umzieht und das ſchmerzlich Wahre verhüllt, zerreißen? Seine
Ge=
müthlichkeit und ſein Leichtſinn verneinen dieſe Frage; auch haben die
klingenden Anerkenntniſſe ſeines Onkels ſo viel Ueberredendes, daß er den
Verhältniſſen ihren Lauf läßt und der Tante ihre Täuſchung.
Aber die Gelieble Bergers, auch eine Wittwe, Beſitzerin eines
Mode=
geſchäfts, die bereits das Verſprechen der Nachfolge hat für den Fall,
daß die „etwas nervöſel Gattin Berger's ſterben ſollte, iſt ebenſo ſtolz
als ſchön, ſo eitel als liebenswürdig. Ihre ewigen Zweiſel an der
Innig=
keit und Dauer ſeiner Liebe kann Berger nur durch Armbänder, Shawls,
und koſtbare Kleider - und ſelbſt dadurch nur auf kurze Zeit zum
Schweigen bringen. Das Geſchäft kann er damit nicht „belaſtenu, ein
„ Conto” exiſtirt für die Dame ebenſo wenig in ſeinen Büchern, obgleich
ſie, wer weiß wie ſtark, darin vertreten iſt. So muß Berger auf Mittel
ſinnen, dieſe nicht zu vermeidenden Ausfälle irgendwie zu decken.
Er führt Einſchränkungen in ſeiner Häuslichkeit ein die nur ſeiner
Gattin empfindlich ſind; aber die „gedrückte Stimmung der Börſen=,
„Geſchäftsſtockungen1 laſſen ſie erkennen, daß ihr Gatte nicht anders
han=
deln kann. Mit dem Vetter hat er ſchon ſchwerern Stand. Der hat
ſich an die klingende Anerkennung ſeiner Verdienſte, die er ſo angenehm
umzuſetzen weiß, gewöhnt, daß ihm ein ferrerce „Nichtanerkenntniß; allzu
fühlbar würde. Er macht Einwendungen, er troht — Berger vertröſiet
ihn auf einen nahen Umſchwung der geſchäſtlichen Beziehungen, denn
wirklich ſind Stockungen eingetreten; er gibt, wenn auch nicht mehr ſo
reichlich als zeither, doch ſo, daß Heinrich ſolche „Anerkenntniſſe” nirgends
finden würde; und dann, das iſt vielleicht die Hauptſache, ſchmeichelt es
ſeinem Stolz, jemand zu beherrſchen, ihn durch ein Wort aus allen Höhen
ſtürzen zu köunen.
Aber auch Heinrich hat inzwiſchen eine Reihe von Bekanntſchaften
gemacht, denen gegenüber er mit ſeinen zugemeſſenen Mitteln in
Verlegen=
heit geräth. Die Sonntagspartieen zu Pferde, die Champagnerwetten,
dieſe kleinen, gemüthlichen Unterhaltungen mit Rouge et Noir - alle
dieſe „ſüßen Gewohnheiten” junger künftiger Groſſogeſchäftsinhaber und
Bankiers, mit denen einige Künſtler und Schauſpieler zum Unterricht in
der Genialität des Genießens ſich verbinden, müſſen jetzt die engſte
Be=
grenzung erfahren.
Gortſezung folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von .
59. Die Thorſperre.
Die Annehmlichkeit des ungehinderten Ein= und Ausgangs zu jeder
Tags= und Nachtszeit haben unſere Vorältern nicht gekannt; ſie iſt eine
Errungenſchaft einer noch gar nicht fernen Zeit. Die Thorſperre an
Sonn= und Feſttagen war ſchon im Jahr 1668 durch die Sonntags= und
Feiertags=Ordnung Ludwigs VI. angeordnet worden. Eine weitere
Aus=
führung enthielt die im Jahr 1680 erlaſſene „Verordnung, wie es mit
Verſchließung der Stadtthore an Sonn=, Feſt=, Bet= und Feiertagen
ge=
halten werden ſolle.” Dieſer zufolge mußten alle Thore von früh
Mor=
gens bis zur abgehaltenen letzten Predigt geſchloſſen bleiben und durften
nur den mit beſonderem Erlaubnißſchein verſehenen Perſonen geöffnet
werden. Damit aber der Weidgang des Viehs nicht allzuſehr leide, wurde
Morgens in aller Frühe das Jügerthor zu dieſem Zwecke geöffnet. Es
war beſtimmt, daß dann „außer dem herrſchaftlichen und Stadt= Rind=
und Schaaf=Viehr ein Superintendent oder wer deſſen vices vertrat, zu
Verrichtung irgend einer geiſtlichen Function auf dem Lande, ferner ein
medicus, der zu einem Kranken gefordert war, hinausgelaſſen wurden.
Fremden, die hier übernachtet hatten, war erlaubt, in dieſer Zeit „mit
hinaus zu reiſenv. Ständige Erlaubnißſcheine waren genehmigt dem
ordinari Poſiknecht und dem Einſpännigen, der viermal wöchentlich nach
Frankfurt geſchickt zu werden pflegte.
Dieſer „Sonntagsſperrel wurde durch eine Verordnung von 1766
auch noch eine „Nachtsſperre; hinzugefügt. Zur Zeit der Nachtſperre
waren nur das Neue Thor und das Jägerthor zu paſſirrn, alle übrigen
Thore mußten verſchloſſen bleiben. Die Zeit der Sperre differirte in den
einzelnen Monaten. In der erſten Hälfte des Januar z. B. wurden die
Thore um halb 5, in der letzten um 5 Uhr geſchloſſen; vom 16. Mai
bis Ende Juli um 9 Uhr u. ſ. w. Eine Viertelſtunde vor der Zeit wurde
zum Thorſchluß geläutet. Der Ein= und Auslaß koſtete für jeden
Fuß=
gänger 2 kr, für jedes Pferd 6 kr., für ein Stück Rindvieh 3 kr., für
ein Schwein 1 kr., für ein Kalb, Hammel oder Schaf 2 kr. Befreit
waren: die Militär=Commandos zu Fuß und zu Pferd, die Forſtbedienſteten,
alle ,Leichen mit denen dazu gehörigen Perſonen” die Geiſtlichen, Doctores,
Chirurgi und Hebammen, welche berufen waren, ſodann die Viehhirten,
Feldſchützen, Feuerlaufer ꝛc. Zur Zeit der Weinleſe wurde wegen der
Beſſunger Weinberge auch das Beſſunger Thor geöffnet und zwar durfte
es, wie auch das Jägerthor wegen der in jener Gegend belegenen
Wein=
berge etwas über die feſtgeſetzte Zeit geöffnet bleiben. Wer ein= oder
ausgelaſſen werden wollte, hatte bei dem Sperr=Examinator das Zeichen
zu löſen und es dann an den Wachthabenden Offizier abzugeben. Zur
Controle des Sperrgeldes war angeordnet, daß der Sperr=Examinator
das Sperrgeld in eine beſonders dazu beſiimmte Büchſe warf und der
Wachthabende das an ihn abgelieferte Zeichen in eine andere. Den Schlüſſel
zu den Büchſen verwahrte der zur Prüfung beſtellte Verrechner. Wer
bei dem Umgehen der Sperre ertappt wurde, wurde mit ſo viel Gulden
geſtraft, als er Pfennige hatte ſparen wollen. Mit Modiſicationen beſtand
die Nachtſperre noch in dem erſten Viertel unſeres Jahrhunderts.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
[ ← ][ ][ → ] Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 28. Juli
N. 30.
1868
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Berordungsblatt für den Kreis Darmſladt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Vienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Pöſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Exedition. Rheinſtraße Nr. 23 neu.
Verſteigerungen.
Lieferung von Bettſtellen, Bett=
Teppichen und Roßhaaren.
Donnerſtag den 30. d. Mts. Vormittags
10 Uhr ſoll die Lieferung von
320 einperſönigen eiſernen Schlafſtellen,
640 einperſönigen Bettteppichen und
1250 Pfund Roßhaaren
auf dem Büreau der Garniſon=
Ver=
waltung an den Wenigſtfordernden durch
Soumiſſion vergeben werden. Muſter und
Be=
dingungen liegen auf genanntem Büreau zur
Einſicht offen und können daſelbſt des
Nach=
mittags von 2 Uhr an eingejehen werden.
Darmſtadt, den 20. Juli 1868.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung.
Korwan.
4674)
Feilgebotenes.
4655) Gut erhaltene Einmachfäßchen
ſowie zu andern Zwecken dienliche Gebinde in
allen Größen, ferner vollſtändige Einrichtung einer
Küſer=Werkſtätte zu verkaufen. Beſſunger
Carls=
ſtraße Nr. 399.
4149) Tapeten von 8 kr. per Stück an,
Rouleaux 10 kr. per Stück
empfiehlt
H. Traiser.
4657) Ein bedeutendes
Tapezier=Geſchäft
in Frankfurt A. M., ſeit 40 Jahren in beſter
Blüthe beſtehend, iſt Sterbfalls halber zu
ver=
kaufen. Franco Offerten unter M. A. 304 an
Herren Haafenſtein u. Vogler in
Frauk=
furt a. M.
Neue grüne Kern
4654
ſind eingetroffen.
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Dung zu verkaufen.
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W. Schmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
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Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Nouleaux, alle Sorten Vorhang=Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzuͤgliches
Bettwachstuch empfehle.
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Vermiethungen.
1854) Louiſenplatz Nro. 4 im 3. Stock ſind
mehrere Zimmer mit Küche und allem Zubehör
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3812) Ein möblirtes Zimmer mit Bedienung
zu vermiethen und Anfang Juli zu beziehen.
Steinſtraße Nr. 36.
3862) Ludwigsſtraße Nro 14 iſt im erſten
Stock ein ſchönes Zimmer mit Möbeln ſogleich
zu vermiethen.
3937) Niedeſelſtraße 42 ein möblirtes Zim=
A. Falkner.
mer zu vermiethen.
43
SSchloßgraben Nr. 9 ein möblirtes Zim=
Emer gleich beziehbar.
4540) Ein Logis zu vermiethen bei
G. Dietrich am Sporerthor.
44556) Rhenfraße 37 Commenſeie par T
K terre 4 Zimmer mit allem Zubehör, Stall, 8
4
Nemiſe, Burſchenſtube, auch Manſarde F
F 2 Zimmer) und Garten.
4602) Ein ſchönes Geſchäftslocal
zum Betrieb eines jeden Engros= oder Fabrik=
Geſchäftes geeignet, mit Comptoir Lager und
Hofräumen, ſowie reichlichem Waſſer, iſt ſofort
zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp. d. Bl.
F.az.
6.
„
4A NrAANAAAUNALNNNANUNNN
4
4560) Beſſunger Carldſtraße Nr. 20 der
7
H untere Stock an eine kleine Familie zu ver= ¾
A miethen und gleich zu beziehen.
1½.
C.
C.
½
NANAANAUUNATAarATAAAAT
4661) Eine elegant möblirte Wohnung
an Fremde zn vermiethen. Wo? ſagt die Exp.
4789) Dieburgerſtraße 38 iſt ein Dachlogis
mit einer Stube im 2. Stock zu vermiethen und
alsbald beziehbar.
4790) Zimmer mit 1 oder 2 Kabinetten an
eine ältere Dame zu vermiethen. Marlinſtr. 413.
4791) Eck der Carlſtraße und Kiesſtraße 2
iſt der mittlere Stock zu vermiethen.
4792) Das Parterre=Logis Louiſenſtraße 28
iſt an eine einzelne Perſon zu vermiethen und
gleich zu beziehen.
4793) Soderſtraße Nro. 33 iſt die
Man=
ſarde, beſtehend aus 1 Zimmer, 2 Cabinetten,
Küche u. allem ſonſtigen Zugehör, zu vermiethen.
Nähere Auskunſt, ſowie die Einſicht vom Logis
ertheilt Schloſſermeiſter Ludwig, Carlsſtraße 8.
4794) Ein Logis, Stube, Küche, Kammer,
Keller im Hinterbau, Parterre, iſt zu vermiethen,
auf Verlangen gleich zu beziehen. Hohlweg Nr. 11.
Ludwig Gelfius.
Vermiſchte Nachrichten.
4795)
Anzeige.
Dem verehrlichen Publikum zur gefälligen
Notiz, daß ich mich dahier als praktiſcher Arzt,
Chirurg und Geburtshelfer niedergelaſſen habe.
Sprechſtunde Nachmittags von 1 bis 3 Uhr in
meiner Wohnung: Mühlweg Nr. 19.
Dr. Martin, Aſſiſtenzarzt.
Ferner zeige ich hiermit an, daß in meiner
Wohnung 2 möblirte Zimmer zu vermiethen
und ſogleich beziehbar ſind.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
2610) Ein Junge kann in die Lehre treten
bei Carl Schnabel, Hof=Schloſſermeiſter.
4563) Einige ſtarke Jungen können in meiner
Steindruckerei anhaltende Beſchäftigung finden.
Eduard Wagner, lith.=geogr. Anſtalt.
KIhin lleines Harmonium wird auf einige
E
3 CZeit zu leihen geſucht. Näheres bei der Exp.
ine Köchin mit guten Zeugniſſen
wird auf Michaeli geſucht.
Promenadeſtraße 25. 1 Treppe hoch.
4766) Einquartierung wird angenommen
große Bachgaſſe Nr. 14 bei H. Dreſſel.
4796) Ein im Nähen geübtes Mädchen findet
dauernde Beſchäftigung bei
C. Franz, Tapezier, Rheinſtraße 33 nen.
4797) Ein kräftiger Mann findet dauernde
Beſchäftigung. Louiſenſtraße 28.
4197a)) Aus dem Hauſe Nr. 11 Annaſtraße
in Beſſungen iſt ein Canarienvogel
ent=
flogen. - Dem Wiederbringer eine gute
Belohnung.
29
[ ← ][ ][ → ]112
M. 30.
Fahrteupläne des Sommerdicuſtes 1868
der Main=Rhein=Bahn, — Main=Neckar=Bahn, — Main=Weſerbahn, — Maximiliansbahn,-
Offenbacher=Bahn, — Frankfurt=Homburger=Bahn, - Hanauer=Aſchaffenburger Bahn, -
Taunus=Bahn, - Bad. Bahn, — Naſſauiſche Staatsbahn, - Württemberg. Staatsbahn,
Heſſiſchen u. Pfälziſchen Ludwigsbahn, — Rhein=Nahe=Bahn, - der Paris=Straßburger=
Bahn, — Badiſchen Odenwald=Bahn, — Linksmainiſchen Bahn, — Gießen=Deutzer=
Bahn, - in Briefformat, zu 6 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen
Hefbuchhandlung, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
4624)
Frauenverein für Krankenpflege.
Es iſt die Einrichtung getroffen worden, daß fortan in der Merckſchen Apothele dahier
jederzeit Auskunft darüber ertheilt werden kann, ob Berufspflegerinnen des Frauenvereins
augen=
blicklich in der Lage ſind, einen weiteren Pflegefall zu übernehmen.
Das Central=Comité.
G
4757) Das ſeither von Herrn Guſtav Struve in dem ehemals Brandſtätter'ſchen
Lokale betriebene
Material- ꝛe. Jarhwaaren-Geſchäft
iſt unterm Heutigen an mich übergegangen und werde ich ſolches, verbunden mit einer
Colonial-Waaren-Handlung
weiter betreiben.
Indem ich mich beehre, einem werthen Publikum hiervon Nachricht zu geben, verſehle
ich nicht, wein wohl aſſortirtes Lager aller in obige Branchen einſchlagenden Artikeln, als:
Farben, trocken und in Oel gerieben, Firniſſe, Fußbodenlacke u. Pinſelu; ferner/
Reinſchmeckende Kaffee's von 32 kr. per Pfund an bis zu den feinſten Sorten,
Melis, Chocolade, Thee's und Gewürze, Suppenzeuge ꝛc.
in empfehlende Erinnerung zu bringen.
Reellſte und billigſte Bedienung züſichernd, ſehe einem zahlreichen Beſuche entgegen
und zeichne achtungsvoll
Joh. Georg Reller,
Darmſtadt, den 15. Juli 1868.
Ecke der Wilhelminen= und Eliſabethenſtraße.
WA
4798)
ge
Turner=Neuerwehr:
Uebung der ganzen Mannſchaft Montag den 3. Auguſt Abends präcis 8 Uhr.
Der Obmann.
Eie Express-Compagnie
deren wohlthätiger Einfluß auf den öffentlichen Verkehr unſerer Stadt
immer mehr erkannt wurde, übernimmt alle geneigten Aufträge gegen
tarif=
mäßige Vergütung entgegen, und empfehlen wir uns insbeſondere in:
Verpackung aller und jeder Art Gegenſtände, wie bei Transport
und Verſendung per Poſt und Eiſenbahn u. ſ. w. erforderlich iſt.
Möbeltransport und Auszüge bei Ueberſiedlungen mit
aufgepol=
ſterten Möbelwagen.
Transport von Flügeln und jeder Art Inſtrumente auf Federwagen.
Zimmerbohnen mit und ohne Zugehör.
Monatsbedienung im Abonnement mit Preisermäßigung.
Expreſſe Boten nach Weglänge= oder Stunden=Berechnung.
Spedition, Geld=, Güter= und Poſtpaquet=Beförderung nach allen
Conti=
nental= und überſeeiſchen Plätzen. Expedition von Paſſagier= und Reiſegepäck,
Geſchäfts=Crcularen, Rechnungen u. ſ. w.
Lagerung und Aufbewahrung von Gütern und Effecten, auf
=welche Vorſchüſſe geleiſtet werden können.
Commiſſion und Auskunfts=Ertheilung in allen im
.
Geſchäftsleben vorkommenden Fällen ꝛc.
C.
Wir werden unsdurch pünktliche und ſolide Bedienung das in hohem Maße erworbene
Ver=
trauen eines geehrten Publikums in jeder Weiſe zu erhalten ſuchen.
Im Intereſſe der verehrlichen Auftraggeber und des Inſtituts bitten wir die Tags=Marken
den Dienſtmännern für alle Aufträge entgegen zu nehmen, reſp. abfordern zu wollen.
Direction des Dienſtmann=Inſtituts ,Expressi.
1628)
Ecorz Herrmann.
in ſolider und zuverläſſiger Mann,
6oe der eine ſchöne Schrift ſchreibt und
¼₄ über einige Stunden des Tages
regelmäßig verfügen kann, wird in
ein hieſiges Geſchäft zur Führung der Bücher
geſucht. — Offerten unter Nr. 4799 nimmt die
Expedition d. Bl. entgegen.
4800) Ein junger weißer Pudel mit
gelben Ohren, geſchorenen Pfoten iſt abhanden
gekommen. Dem Wiederbringer, oder wer über
denſelben Auskunft geben kann, eine Belohnung.
Soderſtraße Nr. 12.
4801) Ein junger Mann mit ſchöner
Hand=
ſchrift wird auf einige Stunden des Tags zu
engagiren geſucht. Schriftliche Offerten unter
Nr. 4301 beſorgt die Expedition d. Bl.
PA”
A4NAUUUNAAAAAAutAzn
84802)
Verloren
63 ſilberne Katheder Sonntag frül=
A von meiner Wohnung bis zur halben Schloß
gaſſe. Dem redl. Finder eine gute Belohnun
8 Darmſtadt, den 26. Juli 1868.
A. Schaub, Heilgehülfe.
VAAAANALAURRRATAAAAAAzt
Gold-Cours.
Piſtolen
fl. 9. 47-49.
Holländ. 10 fl.=Stücke . „ 9. 54-56.
Rand=Ducaten.
„ 6. 38-40.
20 Franes=Stücke. . . „ 9. 28½ - 29½.
Engl. Souverains
„ 11. 53-57.
Die Sammlungen des Grossherzoglichen
Museumis sind
Sonntags von 10-1 Uhr,
Dienstags, Hittwochs, Donnerstags u. kreitags
von 1-1 Uhr
geöffnet.
A u s z u g
aus dem Sitzungs=Protokoll des Gemeinderaths
zu Darmſtadt
vom 16. Juli 1868.
In Gegenwart des Bürgermeiſters Fuchs,
der Beigeordneten Appfel und Lauteſchläger und
der Gemeinderäthe: Dr. Küchler, Diehl, Pfeiffer,
Ohl, Fußner, Gerſchlauer, Hauſer, Schröder,
Purgold, Dr. Hoffmann, Schmidt, Köhler, Trier,
Möſer, Klein, Lautz, Berntheiſel.
1) Der Gemeinderath beſchließt die Ausführung
der der Stadt vertragsmäßig obliegenden
Her=
ſtellung eines Banquets vor der ehemals
Jung=
hans'ſchen, nun Bäcker Hörr'ſchen Hofraithe in
der verlängerten Weinbergſtraße; er vermag
je=
doch auf eine weitere Eröffnung gedachter
Straße vor der Hand nicht einzugehen, da die
Vorausſetzungen der Verordnung vom Jahr 1829
nicht vorliegen und die Straße, ſoweit dieſelbe
auf beiden Seiten bebaut, bereits eröffnet iſt.
2) Zur Herſtellung eines ſteinernen Wehrs
an dem Darmbach wird ein Credit von 600 fl.
und zur Erweiterung des Büreaus des
Stadt=
bau=Amts ein ſolcher von 70 fl. verwilligt.
3) Der Verkauf der alten Stadtförſterwohnung
wird um die Summe von 145 fl. genehmigt.
4) In Betreff des Geſuchs der
Turnerfeuer=
wehr um Anſchaffung einer Spritze wird der
Stadtbaumeiſter beauftragt, mit dem Fabrikanten
Boduwe in Aachen in Benehmen bzu treten und
demnächſt Vorlage zu machen.
5) Die Verſicherung des ſtädtiſchen Mobiliars
gegen Feuersgefahr ſoll öffentlich ansgeſchrieben
werden.
6) Nach vorher mit den Bewohnern der
Bleich=
ſtraße getroffener Verſtändigung bezüglich der
Erweiterung der dortigen Banquets beſchließt der
Gemeinderath, unter Verwilligung eines Credits
zu gedachter Arbeit, daß nunmehr zur
Um=
pfläſterung der Bleichſtraße geſchritten werden ſoll.
7) Die Beleuchtung der Teichhausſtraße ſoll
nunmehr zur Ausführung kommen.
8) In Betreff der Erweiterung der unteren
Kiesſtraße wird der Bürgermeiſter ermächtigt,
das vor den neu erbauten Häuſern belegene
Gelände anzukaufen.
10) Gegen die beabſichtigte Verheirathung des
Schreiners Fr. Rettig, des Bau=Acceſſiſten
Dr. Schäffer und des Handelsgärtners G. Zaubitz
wurde kein Widerſpruch erhoben.
113
5
Wir empfehlen als ſehr zweckmäßig und überſichtlich:
Wind=Teaſeln ber Ankuſt und Algang jänmtlicher Eiſenbahnzige dahier
im Sommerfahrtenplan 1868,
welche ſich namentlich für alle Geſchäfts=Büreaux, Canzleien, Wirthſchafts=Localitäten ꝛc. als beſonders praktiſch erweiſen dürſten.
Preis: aufgezogen 9 kr. - unaufgezogen 4 kr.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Schuld und Sühne.
Ein Lebensbild.
Gortſetzung)
So ſitzt er heute in bitterſter Stimmung, über ſeine Correſpondenzen
nach Amſterdam gebückt, ohne zu ſchreiben. Er hat eine Einladung zu
einem Champagnerfeſt erhalten — in Rückſicht auf ſeine
zuſammenge=
ſchmolzene Kaſſe hat er ſie ablehnen müſſen. Ablehnen - es iſt das
erſte mal! Da - das bemerkt er doch in ſeinem Mißmuth — kommt
eins jener kleinen Briefchen auf untadelig weißem Papier in das
Arbeits=
cabinet nebenan; er ſieht, daß Berger ſich raſch erhebt, nach Stock und
Hut greift, in ſo heftiger Eile aus dem Zimmer ſtürzt, daß er die
Geld=
truhe, den feuerfeſten Schrank zu ſchließen vergißt.
Heinrich erblaßzt. Er ſieht ſich um - niemand iſt im Comptoir;
in der Niederlage werden neuangekommene Handelsproducte aufgeſpeichert,
die gewogen, gezählt, gebucht werden müſſen. Ein Sprung in das
Ca=
binet, — ein Griff in den großen Eiſenkaſten — ſein Anſehen bei den
künftigen Groſſogeſchäftsinhabern, der ſchöne ſchäumende Abend iſt gerettet.
Da ertönt's hinter ihm wie der Klang einer geſprungenen Saite,
ſo zitternd, Hlagend, unheimlich: „Heinrich, was thuſt du pu
Heinrich iſt wie gelähmt; er will ſich aufrichten - umſonſt! Er
will ſprechen und findet kein Wort, keinen Ton!
Wieder hört er hinter ſich eine andere Stimme rufen: „Heinrich,
ſo beeil' dich dochl Man erwartet das Geld! Nur raſchi”
Bei dieſer Stimme ſpringt Heinrich auf - es iſt die des Onkels,
der, um ſeine Vergeßlichkeit gut zu machen, raſch wieder umgekehrt iſt,
in ſeinem Cabinet ſeine Gattin findet, die eben ein Zufall da
hineinge=
führt, und als er Heinrich bei der Geldkaſſe gewahr wird, den
Zuſammen=
hang ahnt.
„Ahl Ahlv verſetzt die Gattin Bergers. „3ch wußte nicht, daß
der Better in deinem Auftrage hier iſt und ſo viel Geld nimmt. Ich
glaubte — Entſchuldige, lieber Freundl”
Sie entfernt ſichk Heinrich iſt durch die Geiſtesgegenwart des
plötz=
lich zurückkehrenden Onkels gerettet; als er aber, bleich und ſtumm an
dieſem vorübergehend, das Cabinet verläßt, da wird ihm der Blick von
jenem Morgen, der dem Zuſammentreffen im Wäldchen vor der Stadt
folgte, zurückgegeben mit einem mephiſtopheliſchen „Her zu mirl”
Zwi=
ſchen beiden war jetzt - die Rechnung quitt.
II.
Run ſchwieg auch Berger. Er vergalt die Rückſicht, die Heinrich
für ihn gehabt; dennoch ließ er merken, daß er Geheimniß um
Geheim=
niß abgewogen und das ſeinige - ſchwerer gefunden.
Er benahm ſich jetzt dem Better gegenüber rückhaltsloſer. Die
plötzliche Krankheit, welche jenes Brieſchen gemeldet, war die Folge eines
verſagten türkiſchen Shawls. Jetzt konnte er ihn gewähren; „denn” ſagte
er ſich, „wie viel gewinnſt du nicht an dem kleinen Umſtande, daß du
vor Heinrich die Geldbehältniſſe ſicher - verſchließen mußt?”
Heinrich fühlte erſt jetzt die ganze furchtbare Schwere ſeiner That;
ſie ging ihm aus jedem Blick, jeder Bewegung des Onkels hervor. Er
hatte ſich den einen Abend retten wollen und damit ſein ganzes Leben
in's Trübe geſchleudert. Er war der Gefangene Bergers, der ihn an
der eiſernen Kette ſührte und das Damoklesſchwert über ihm an einem
Haar hielt.
Die Berechtigung, jetzt ſein Liebesverhältniß ohne Scheu vor
Hein=
rich's Augen zu unterhalten, hatte Berger in der That des Vetters
ge=
funden. Was Heinrich ſah und erfuhr, empörte ihn; ſeine That entſprang
aus Leichtſinn, das Benehmen Berger's einem niedrigen Gemüth. Und
fühlte er ſich nicht beſſer als dieſer? Sein Innerſtes war tief geſtört.
heinrick
Aus dieſen Empfindungen ging ein Entſchluß hervor.
wollte das Haus Berger's verlaſſen und an einem andern Platze
ver=
ſuchen, ſich bürgerlich und moraliſch emporzuarbeiten.
Eben als er im Begriff ſteht, das Haus zu verlaſſen, ſtirbt die
Tante. Sie ſtirbt in der ſüßen Täuſchung, die Stelle, die ſie an des
Gatten Seite eingenommen, werde ſich ihm mit Erinnerungen an ſie
aus=
füllen. Heinrich drückt ihr die Augen zu und ſteht an ihrem Sarge wie
an einem Ruhebett, in welchem der Schläfer darin ein Stück des Lebens=
ſchmerzes verträumt. Er verläßt das Haus, beruhigt, daß auch die Tante
es verlaſſen; er ſieht ſchon im Geiſte die neuen Freuden einziehen, die ſo
groß und ſo ſchwer ſind, daß das Gebäude unter ihren Bewegungen
zu=
ſammenſtürzen muß.
In einer entferntern, größern Stadt findet er einen Platz für ſeine
Kenntniſſe, ſeine Fähigkeiten und den guten Willen, ſie zu verwerthen. Er
vertieft ſich nicht nur mit ſeinem Geiſte, ſondern auch mit ſeinem Gemüth
in die neuen Obliegenheiten, um ſich aus alten Erinnerungen aufzuarbeiten.
Es gelingt ihm, ſich die Gunſt des Chefs der Handlung zu erwerben.
Weshalb auch nicht? Bürkner iſt ein alternder Mann, der viel
Lebens=
erfahrung beſitzt und es weiß: der fleißige Arbeiter iſt ein innerlichſt
geſammelter und zuſammengehaltener Menſch, der in allen Verhältniſſen
gleich tüchtig iſt. Daß Roſalie, ſeine einzige Tochter, den Gruß des
Buchhalters erröthend erwidert, wenn ſie durch's Comptoir geht, macht
den Alten nicht unruhig; dieſes Erröthen richtet in den Hauptbüchern,
den Strazzen, den Brouillons keine Verwirrung an, und die es im
Herzen des jungen Mannes erregt, läßt ſich vielleicht ausgleichen, wenn.
Heinrich hat ſchon einige Jahre im Geſchäft Bürkners gearbeitet,
als dieſer ihn eines Tags in ſein Arbeitscabinet ruft.
„Herr Elterlichs, redete ihn der Alte an, nich habe Sie in Ihrem
Arbeiten wie in Ihrem Leben beobachtet.. ich bin mit Ihnen
zu=
frieden.:
Heinrich erröthete freudig; das Wort ſeines Chefs iſt ihm wie der
Ruf aus offenem Himmel: Dir iſt vergeben!
Bis in das tiefſte
Weſen erklingen ſie ihm und zum erſten mal fühlt er wieder ein
har=
moniſches Inneres.
„Ich werde alt”, fährt Bürkner fort. „Die tüchtige Kraft, die mir
zur Seite ſteht, die mit mir die Leitung des Geſchäfts theilt, wäre mir
unter dieſen Verhältniſſen ſehr gefunden."
Der Alte ſchweigt. Des jungen Mannes Pulſe fliegen ſieberhaft
und doch iſt ſeine Wange blaß, ſein Athem ſtockt. Er ſchlägt den Blick
zu Boden, wie um zu verbergen, was das Auge gedacht hat.)
„Sie ſind jung, kräftig, beſitzen einen reichen Fonds kaufmänniſcher
und anderer Kenntniſſe. Das alles würde mir Ihre Hülfe erwünſcht
machen.
„3ch bin — arml verſetzt Heinrich lautlos.
„Einigen wir uns=, entgegnet der Kaufherr. „Sie werden
Mit=
theilnehmer des Geſchäfts mit einem Kapital von 5000 Thalern, die
Ihnen gebucht werden. Wegen dieſer Summe find Sie mein Schuldner.
Von dem Antheil, der bei der alljährlichen Bilanz auf Ihr Kapital fällt,
können Sie nach und nach Ihre Schuld tilgen, wenn nicht eine reiche
Partie, die unter ſolchen Verhältniſſen möglich iſt — „
„Nimmermehr! ruft Heinrich ſelbſtvergeſſen.
Sein Chef betrachtet ihn überraſcht.
„Ihr Herz iſt nicht mehr frei zu fragt er.
„Das - nein - aber - ich haſſe die Geldheirathenlu ſtottert
Heinrich verlegen.
Bürkner lächelt.
„So iſt's richtigl” ſagt er. „Sie ſind mein Aſſocisl Auf die
Firmä kommt das yet Comp: Sie werden die Firma in Ehren halten,
auch wenn ich einſt nicht mehr ſein werde!”
Dem jungen Manne ſiehen die Thränen im Auge; er will ſich
niederbeugen auf die milde, welke Hand, um ſie dankend zu küſſen, und
ſinkt vor dem Alten in die Kuie; er will Dankl ruſen und ſein Ruf
wird nur ein lautes Weinen.
Darüber tritt Roſalie in's Arbeitscabinet des Vaters. Sie ſieht
den jungen Mann am Boden, ſie hört ſein lautes Weinen, ſie muß ein
Unglück glauben und ruft, verwirrt und bedrängt von Gedanken und
Empfindungen: „Heinrich!” und beugt ſich raſch über ihn, um in ſeinem
Geſicht zu leſen, was ihn ſo unglücklich gemacht hat.
Heinrich hat zwar Koſt und Wohnung im Hauſe des Chefs der
Handlung, aber ſo oft er auch bei ſolcher Gelegenheit Roſalien begegnete,
oder gar in ihrer Nähe weilen konnte, war es doch nie zwiſchen beiden
zu einer Vertraulichkeit gekommen, die es natürlich erſcheinen ließ, daß
Roſalie das „Herr Elterlich in „Heinrich: umſetzte. In dieſem Ausruf
verrieth ſich der tieſie, verborgenſte Traum ihres Mädchenherzens.
114
R30.
Heinrich kniet noch immer, ſein Blick iſt von Thränen umflort: er
will die Hand des Vaters küſſen und führt die der Tochter an ſeine
Lippen - Bürkner muß erklären, um das Mädchen zu beruhigen. Sie
verſtebt ſeine That; ſie ſinkt in die Arme des Vaters, ſie hängt an ſeinen
Lippen, ſie lacht und weint zugleich.
So offenbarte ſich in einem Augenblick alles, was ſeit lange
ſchwei=
gend im Herzen dieſer drei Menſchen gelegen.
III.
Wieder ſind Jahre vergangen. Der Aſſocis der Handlung Bürkner
und Comp. iſt ſeit lange ſchon der glückliche Gatte Roſaliens; blühende,
herangewachſene Kinder erhöhen ihr Glück und endlich trübt es nur der
Tod deſſen, der es geſtiftet.
Um ſeiner Gattin Zerſtreuung und Erholung zu bieten, reiſt
Hein=
rich mit ihr nach Helgoland. Und wirklich übt auch der Anblick des
weiten Meeres eine unendliche Gewalt über ihre Seele, eine Gewalt, die
ſie geiſtig nennen möchte. Heinrich iſt glücklich bei dieſer Entdeckung;
gehobenen Stimmungen iſt der Schmerz nie gefährlich.
Als man ſich auf dem Rückwege nach der Heimath befindet, in
Hamburg, erfährt Heinrich ein Ereigniß, das ihm das Blut aus den
Wangen treibt - das Haus Berger hat plötzlich Bankerott gemacht.
Heinrich ſchweigt gegen die Seinigen, aber er beeilt die Heimreiſe,
um an Ort und Stelle Erkundigungen einzuziehen. Zum erſten Mal
nach langen Jahren fühlt er die vollen, drückenden Schmerzen jener
un=
beſonnenen That wieder, ſieht wieder den Flecken ſeines Lebens der ſich
durch keine Reue rein waſchen läßt. Was als That in's Leben trat, iſt
unvergänglich.
Heinrich's Forſchungen über das Schickſal Berger's offenbaren ihm
wieder die unerbittliche Logik, die dem ſittlichen Geſetz zu Grunde liegt.
Berger hatte bald nach dem Tode ſeiner Gattin die Geliebte geheirathet.
Wieder drang ein Lichtſirom durch die Fenſter, wieder wogten glänzende
Toiletten durch die Räume ſeiues Hauſes, aber diesmal bewegter, bunter,
lauter als das erſte mal
Wenn jetzt ſich Abends die Jalouſieen ſchließen, gibt es dahinter
keine Verſtimmungen, keine auseinander gehenden Herzen. Wie
liebens=
würdig, wie verführeriſch ſeine Camilla war erfährt Berger jetzt erſt
ganz. Es ſind nur kleine, liebenswürdig=ſchelmiſche Koketterien, daß der
Gatte ihre Gunſitbezeigungen erkaufen muß; aber die gegebenen Verſprechen
ſind ihm ſo heilig, daß er ſie bis auf das kleinſte einlöſt. Wenn er an
der Seite der ſchönen, reichgekleideten Frau geht und bewundernde
Aus=
rufe an ſein Ohr ſchlagen, fühlt er ſich glücklich und drückt ihr dankbar
den Arm und lispelt: „Alles für dich!
Aber Camilla läßt ſich auch gern zu Hauſe bewundern, bei Feſten,
wo ſie mit gewinnender Anmuth als Wirthin erſcheint. „Alles für dich!
lispelt Berger und ladet zur Tafel ein und hat noch die Genugthuung,
daß man neben der Liebenswürdigkeit ſeiner Gattin auch ſeine
unerſchöpf=
liche Kaſſe bewundert.
Die Bücher im Parterre ſind zwar gegentheiliger Meinung, wenn
es oben yhoch hergeht!. In dem Haupt= und Caſſa=Buch gewinnen die
Zahlen, die ſich früher ebenbürtig gegenüberſtanden, auf der einen Seite
ein bedenkliches Uebergewicht. Berger muß endlich aufmerkſam werden.
„Es muß etwas geſchehen!” ſagt er ſich und überlegt. Seiner Gattin
kann er die theuern Kleider, die neueſten Pariſer Modehüte, die Shawls
nicht vorenthalten; ſie bliebe ja ſonſt nicht mehr die Bewunderte und
Gefeierte. Er kann die Diners und Soupers nicht beſchränken, ohne
ſeinem Credit die gefährlichſte Wunde zu ſchlagen. Was bleibt ihm
übrig? Er ſpeculirt. Hunderttauſende wurden ſchon mit einem
Hand=
ſtreich gewonnen, Hunderttanſende verdient, während der, dem ſie zufielen,
im Sophawinkel den Proceß der Verdauung abwartet! Nur kühn! Nur
verwegen! Nur va banque! Die Gegenwart ſchätzt die kühnen Thaten
des — Kapitals und weiß ſie zu belohnen. Berger vergißt, daß auch
Hunderttauſende ebenſo ſchnell verloren werden. Er wagt wie ein
ver=
zweifelter Spieler und — verliert. Grauſame Welt, die eingeſetzte
Ka=
pitale nicht verdoppelt, vervierfacht zurückgibt, ſondern ſie ganz an ſich
behält. Zahlungen ſind zu leiſten, morgen ſchon oder gar heute noch
Berger weiß nicht mehr, an welchem Lage er lebt. Er flieht vor ſich
ſelber, vor der Vangigkeit die ihm die Bruſt zu ſprengen droht, zu
ſeiner Gattin. An ihrem Herzen will er eine Weile ruhen, bis es in
dem ſeinigen ruhiger geworden; ſchon hat er ſein Inneres ihr ganz
ge=
öffnet, damit ihr tröſtender Zuſpruch, ihr kluger Rath, ihre opferbereite
Hingabe ganz und voll einziehen können.
„Arm 3u ruſt Camilla entſetzt. „Arm ſind wir? O ich Unglücklichel
Ich Vetrogene!
Berger taumelt bleich zurück. Das iſt das liebende Weib, das
ſcheinbar um ſeinetwillen der Sitte trotzte, als noch eine Andere heilige
Rechte an ihn hatte!
Er ſtürzte fort. Er will nicht Zeuge ſein, wie das Gericht das
Geſchäft ſchließt, ſeine Siegel vorlegt, die Firma herabnimmt. Er irrt
umher; wer weiß wohin. Gegend und Merſchen umher ſind ihm fremd.
Er fühlt nicht Hunger, nicht Durſt, nicht Müdigkeit. Er ſagt ſich nur
jete Minute, jeden Augenblick: „Jepi ſchließen ſie dein Geſchäft! Nün
iſ's vorbeil:
Ein einziger, lichter Gedanke erinnert ihn an Elterlich. Er hat von
ihm gehört, man hat ihm erzählt, wie ſich der Vetter emporgearbeitet.
Aber dieſer iſt im Seebad und Niemand von denen, die das Geſchäft
interimiſtiſch verwalten, hat Vollmacht, Darlehen zu geben.
Berger taumelt nach Hauſe. Er weiß nicht, wie lange er abweſend
war, er hat keinen Zeitmeſſer mehr. Zu Hauſe ſieht er den geſchloſſenen
Laden; die erſte Etage iſt geräumt; was darin, „gehörte ſeiner Frau=
Camilla iſt fort; Niemand weiß ibm zu ſagen wohin. Einige Zeit ſpäter
erhält er eine Zufertigurg des Conſiſtoriums — Camilla hat auf Scheidung
geklagt, weil „ ihr Gatte - ſie nicht ernähren kann””
Männlich ſtark war Berger nie - dieſe Erſahrung bricht ihn vollends.
Es ſchmerzt ihn nichts, er fürchtet nichts mehr; er lacht nur noch, wild,
höhniſch, irnerlichſt verbittert. „Nicht ernähreni- ſagt er ſich. „Freilich,
ich kann's, ich mag nicht mehr!
Ihn kümmerk's wenig, daß ſeine Kleider zerlumpen die Stiefeln
ſich ſchief laufen; er ſinkt iefer und tiefer. Nur Einen Gedanken, Einen
Sinn bekommt er allmählich — Alkohol! Wenn der ihm in der Kehle
brennt, wie iſt das ſo kräftigend, ſo belebend, ſo den ganzen Körper
aufrichtend, daß die Fülle des Genuſſes ſich nur in einem lauten Ahl
ausrufen läßt!
Heinrich braucht ihn nicht erſt aufzuſuchen, Berger kommt ſchon von
ſelbſt an ſeinen Wohnort. Er paßt die Zeit ab, in welcher man den
Chef der Handlung Bürkner u. Comp. zurückerwartet. Heinrich iſt ihm
der „alte Freund” noch, den - hml den er durch ſeine Geiſtesgegenwart
vom Schlimmſten rettete. Der uſitzt werm= und ihn friert, ihn friert
immer, wenn er ſich nicht innerlich erwärmen kann.
Heimich muß es Qulden, daß ihn Berger in ſeinem Arbeitscabinet
aufſucht; aber er fühlt ſich bei ſeinem Anblick von der mühſam
erklomme=
nen Höhe wieder herabgeſtürzt. Zwar iſt er zu jedem Opfer bereit, um
Bergern eine neue Exiſtenz zu gründen, aber dieſer hat ſchon die
Be=
ſähigung dafür verloren.
GFortlſetzung folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.
60. Victualien= und Markt=Preis am 18. Juli 1768.
6 kr.
1 Pfund Ochſenfleiſch
5½ kr.
„ Rindfleiſch
1
5½ kr.
Kalbfleiſch
1
„
6 kr.
Hammelfleiſch
1
„
5½kr.
Schaaffleiſch
„
Schunken u. Dörrfl. 12 kr.
1
„
14 kr.
1 „ Speck
10 kr.
1
„ Nierenfett
10 kr.
Hammelfett
5 kr.
„ Kalbsgekrös
1
5 kr.
1 „ Kalbsgeline
„ Hammelsgeling 3 kr.
3 kr.
1
Ochſengeling
„
2½kr.
Sülzen
10 kr.
„ Bratwurſt
1
7 Leber=u. Blutwurſt 6 kr.
1 geſalzene Ochſenzunge 28 kr.
19 kr.
1 Kalbskop.
6 kr.
1 Hammelskopf
1 Kalbsfuß
1 kr.
3fl. - kr.
1 Malter Korn
2fl. 20 kr.
Gerſte
„ Waizen
5 fl. — kr.
„
2 fl. 20 kr.
Spelz
„
1fl. 52 kr.
Hafer
„
„ Rockenmehl . 3fl. 40 kr.
7fl. — kr.
„ Weifmehl
1
20 kr.
1 Kumpf Hafermehl
1 „ geſchälter Hirſe - 32 kr.
„ grob geſchälterGerſte 1 fl. 4 kr.
20 kr.
Erbſen
1
„
24 kr.
Linſen
„
2½kr.
1 Maas Bier
11 kr.
1 Bierhefe
11 „ Kuh=od. Geismilch- 4 kr.
11 kr.
1 Pfund friſche Butter
5 kr.
1 Pfd. Handkäs der beſten
Die übrigen Handläs 5 Stück 4 kr.
4 kr.
Eher 7 Stück vor
Brod=Taxe und Gewicht.
Vor 4 kr. Brod ſoll wiegen
Vor 6 kr. „ „
„
Vor 1 kr. Kümmelbrod oder Brod von
Rocken=Vorſchuß ſoll wiegen
Vor 2 kr.
Vor 1 kr. Waſſerweck.
Vor 1 kr. Milchweck.
Vor 1 kr. Milchbrod-
2 Pfund 21½ Loth.
11 Lth. 3 O.
23 Lth. 2 O.
9 Lth. 3 O.
6 Lth. 3 O.
6 Lth. 2 O.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.