um
„
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
N. 12.
Dienſtag den 24. März
1868.
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. Zn Darmſtadt
bei der Expedition. Rheinſtraße. Nr. 23 neu
B e k a n n t m a ch u n g.
Beteffend: Das Kreis=Erſatz=Geſchäft im Jahr 1868, insbeſondere die Anmeldung der Dienſtpflichigen zur Stammrolle (Ortsliſte).
Diejenigen im Jahr 1848 gebornen Dienſipflichtigen, ſowie Diejenigen, welche dieſes Alter bereits überſchritten, aber ſich noch nicht zur
Muſte=
rung geſtellt haben, oder bei der vorigen Muſterung zurückgeſtellt worden ſind und entweder im Kreiſe ihren geſetzlichen Wohnort haben oder in
demſelben als Dienſtboten, Haus= und Wirthſchaftsbeamte, Handlungsdiener, Lehrlinge, Handwerksgeſellen,
Lehr=
burſche, Fabrikarbeiter und andere, mit dieſem in einem ähnlichen Verhältniſſe ſtehende Militärpflichtige, oder als Studenten,
Gymna=
ſiaſten und Zöglinge anderer Lehranſtalten ſich aufhalten, werden hiermit aufgefordert, ſich Behufs ihrer Eintragung in die Stammrolle
Ortsliſte) in der Zeit vom 25. März bis 8. April bei der Bürgermeiſterei ihres geſetzlichen Wohnortes, beziehungsweiſe bei der
Bürger=
meiſterei ihres Aufenthaltsorts, zu melden und dabei, wenn ſie an dieſem Orte nicht geboren ſind, ihren Geburtsſchein vorzulegen, widrigenfalls ſie
von der Loosziehung ausgeſchloſſen werden würden, oder ihre etwaigen Anſprüche auf Zurückſtellung oder Befreiung vom Militärdienſt unberückſichtigt
bleiben könnten.
Außerdem haben ſich alle im militärpflichtigen Alter ſtehenden Leute bei der Bürgermeiſterei ihres Aufenthaltsortes anzumelden, welche zwar
nicht dem Großherzogthum angehören, aber Angehörige eines der zum Norddeutſchen Bund gehörigen Staaten ſind
und ſich in einer der oben genannten Eigenſchaften, oder ſonſt dauernd, im Großherzogthum aufhalten.
Bezüglich derjenigen Dienſipflichtigen, welche zur Zeit abweſend ſind, ſind deren Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= und Fabritherrn zu dieſen
Darmſtadt, am 18. März 1868.
Anmeldungen verpflichtet.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Willich.
Verſteigerungen.
1719)
Bekanntmachung
Die bei der Erbauung einer Idioten=Anſtalt
dahier vorkommenden Bauarbeiten ſollen auf dem
Soumiſſionsweg vergeben werden. Dieſelben ſind
veranſchlagt, wie folgt:
I. kr.
6145 16
2) Maurerarbeit
b Steinhauerarbeit
2075 1
3094 16
c) Zimmerarbeit
684
d) Dachdeckerarbeit
2255 56
8) Schreinerarbeit
864 28
k) Schloſſerarbeit .
835 13
8) Glaſerarbeit
2032 19
6) Weißbinderarbeit:
164 48
1) Spenglerarbeit.
120
k) Pflaſterarbeit
Pläne, Voranſchlag und Bedingungen ſind
Woogſtraße Nr. 4 einzuſehen, woſelbſt auch die
Offerten bis zum Donnerſtag 26. März
Vormit=
tags 10 Uhr abzugeben ſind.
Darmſtadt, den 18. März 1868.
Der Vorſtand des Vereins zur Errichtung einer
Anſtalt für Blödſinnige.
v. Bechtold.
1823) Holzverſteigerung
Donnerſtag den 26. d. Mts. Nachmittags
2 Uhr wird in der Großherzoglichen
Hof=
gärtnerei Mathildenhöhe folgendes Werk
holz: 3 Ahorn=Stämmchen, 3 Weißbuchen=
1 Akazien=, 1 Rüſter=, 1 Nuß= und 1
Aepfel=
baum=Stämmchen, ſo wie 200 Reiſer=Wellen
öffentlich verſteigert.
Darmſtadt, den 22. März 1868.
Großherzogliche Hofgärtnerei Mathildenhöhe.
Weber.
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 25. und Donnerſtag den 26. d. Mts. Vormittags
9 Uhr und Nachmittags 2 Uhr anfangend,
werden im Hauſe Nr. 18. Rheinſtraße (im dritten Stoch nachverzeichnete ſehr
gut erhaltene Möbeln, als: 1 Kanapee, 6 Stühle mit grünem Pelüſche, 1 Kanapee
und 1 Eckdivan mit braunem Pelüſche, 1 Mahagoni=Büffet mit Marmorplatte, eine
Kommode mit Glasaufſatz, 1 Schreibtiſch, obale und Spiel=Tiſche, Kleiderſchränke,
3 große Spiegel mit Goldrahmen, 3 Gaslüſtre, 4 Lampen, wollene und weiße
Vor=
hänge, zwei große Zimmerteppiche, eine Violine von Diehl, Küchengeſchirr und ſonſtiger
Hausrath, ferner eine Parthie Oelgemälde von älteren Meiſtern, ſowie Kupferſtiche
gegen gleich baare Zahlung öffentlich verſteigt.
Bemerkt wird, daß die Oelgemälde und Kupferſtiche Donnerſtag den 26. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr zur Verſteigerung kommen.
1723)
M. Neuſtadt, Hof=Tpator.
Vergebung von Baureparaturarbeiten.
Die am 9. d. M. vergebenen Weißbinder=
Arbeiten zur Unterhaltung der Militärgebäude
im Geſchäftsbezirke der Garniſon=Verwaltung
Darmſtadt haben die höchſte Genehmigung nicht
erhalten. Es ſollen daher dieſelben nächſten
Montag den 30. d. Mts. nochmals auf
un=
ſerem Büreau durch Soumiſſion vergeben werden
und liegen die Bedingungen daſelbſt des
Vor=
mittags von 9 bis 12 Uhr zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 22. März 1868.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung Darmſtadt.
1824) Korwan, Oberquartiermeiſter.
Beſſungen.
1825)
Haus= und Güter=Verſteigerung.
Die zum Nachlaſſe des verſtorbenen
Gemeinde=
raths=Mitglieds und Ortsgerichtsmanns
Eber=
hard Eigenbrodt dahier gehörigen
Immo=
bilien, wie ſolche in Nro. 12 des Verordnungs=
Blattes näher beſchrieben wurden, ſollen auf
hieſigem Rathhauſe
Mittwochden 25. März Abends 6 Uhr
zum zweiten= und
Samſtag den 28. Maͤrz Nachmittags
2 Uhr
zum dritten und letzten Male verſteigt werden.
Beſſungen, den 20. März 1868.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Beſſungen.
Demmel.
1826) Die am 12. und 13.l. Mts. in den
Ober=Namſtädter Gemeindewaldungen abgehaltene
Stammholz=Verſteigerung iſt genehmigt und
kön=
nen die Abfuhrſcheine Mittwoch den 25. l. Mts.
in Empfang genommen werden. Der erſte
Fahr=
tag iſt Donnerſtag den 26. d. Mts.
Ober=Ramſtadt, den 21. März 1868.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt.
Breitwieſer.
12
46
Feilgebotenes.
Tapelen zu 8, 9. 10 Kreuzer,
Tapeten-Reste und
Eurüichgesetzte Tapeten
empfehlen
1556)
C. Hochstätter & Göh
1506) 2 Einlegſchweine ſind zu
ver=
kaufen. Waiſenpumpe Nr. 18.
1679) Mehrere geſpielte Claviere von
ver=
ſchiedenen Preiſen ſind bei mir zu verkaufen.
A. Struth, Ludwigsſtr. 12, 2 Treppen.
1012)
M. 12
1697) Ein gutes Clavier iſt zu verkaufen
Alexanderſtraße 7.
1699) Gemüſe= und Feldſamen (ächt).
Samen= und Blumenſtand mit Firma verſehen
auf dem Markt.
W. Hohenadel, ſe
Handelsgärtner, Soderſtraße 15.
1752) Kiesſtraße 34 ſind buchene
Erbſen=
reiſer zu verkaufen.
1756) Zu verkaufen: Eine kleine Parthie
Kornſtroh Obergaſſe 32.
1827) Beſſunger Heerdweg. 15-18 Mltr.
Neunwochen=Kartoffeln kumpf= u.
malter=
weiſe zu verkaufen bei Caspar Henkel.
Für Gartenbeſitzer!
Weiße kryſtalliniſche Steine von verſchiedenen Formen und Größen zur
Ein=
faſſung von Blumenbeeten ſtets vorräthig: Grafenſtraße Nr. 18.
Größere Parthien werden auf Beſtellung an obigem Platze direct von der Grube an den
Beſtimmungsort geliefert.
W. Hoffmann in Auerbach.
1542)
Hapetem-Laagor.
W. Schmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
bietet eine großartige Auswahl der neueſten Praͤchtmuſter in den billigſten wie feinſten Tapeten.
Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Nouleaux, alle Sorten Vorhang Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzügliches
Bettwachstuch empfehle.
Vermiethungen.
213) Neckarſtraße Nro. 14 bel Etage drei
ſchöne Zimmer bis zum 1. Februar beziehbar.
841) Läden zu vermiethen und ſogleich
be=
ziehbar Nr. 13 am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
84) Mehrere Logis zu vermiethen Nr. 13
am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
1594) Frankfurter=Straße Nr. 46 die bel=
Etage beſtehend aus 7 Zimmern, Küche ꝛc. Zu
beziehen am 1. Juni.
1612) Der mittlere Stock meines Hauſes mit
allen Bequemlichkeiten in der Kranichſteiner Straße
Nr. 46 iſt zu vermiethen.
Ernſt Dietrich, vormals Hirſch Wiw.
1675) Ballonplatz Nr. 4 ein möblirtes
freund=
liches Zimmer.
1703) Zwei möblirte Zimmer zu vermiethen.
Dittmann, Reſtaurateur.
1783) Eliſabethenſtraße 16
iſt der 3. Stock (Ausſicht in den Palaisgarten)
beſtehend aus 4 Zimmer, Küche, Magdkammer,
Keller, Bodenraum, anderweit zu vermiethen und
bis den 1. Juli zu beziehen.
1828) Alexanderſtraße 13 drei ſchöne
Zim=
mer mit allem Zubehör Anfangs April zu beziehen.
1829) Neckarſtraße 15 ein kleines möblirtes
Zimmer und Cabinet zu 5 fl.
Vermiſchte Nachrichten.
Tüchtige Kupferdrucker,
geübt im Drucken verſtählter Platten, ſinden bei
uns Anſtellung. Wir erwarten Einſendung von
Zeugniſſen und werden alsdann die Bedingungen
und die Zeit des Eintritts beſtimmen.
Frankfurta. M. E. Dondorſ
1707)
(C. Naumann's Druckerei).
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße.
Anfang Abends 7 Uhr.
12. Vortrag: Mittwoch den 25. März:
Hr. Dr. Heinr. Hanſtein.
Gegenſtand: Die Pflanze u. ihr Leben.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den
Buchhand=
lungen der Herren Diehl, Jonghaus und
Schorkopf zu haben.
[222
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
1631) Offene Lehrſtellen bei
H. Emmel, Hof=Schloſſermeiſter.
1682) Für eine kleine Familie ein
ordent=
liches Dienſtmädchen geſucht. Wilhelminenſtraße
Nr. 16 eine Treppe hoch.
1686) Auf Ende April wird ein
Logis von 11 bis 12 Piecen in der 2.
und 3. Etage mit einem Gärtchen oder
kleinen Hofraum zu miethen geſucht.
Näheres bei C. H. Huber &a Söhne,
vormals C. Gauls.
4ine gebildete kinderloſe Wittwe ſucht
6
6ee einen Wirkungskreis bei einem ge=
4G, bildeten Herrn zur ſelbſtſtändigen
„
Führung des Hausweſens. Frankirte
Offerten ſende man unter Chiffre A. A. Nr. 13
poste restante Mainz.
1715) Nach Beſſungen wird ein Kapital von
5000 fl. gegen doppelte Sicherheit zu leihen
ge=
ſucht. Näheres bei der Expedition.
(Es wird eine gute reinliche Köchin mit
T den beſten Zeugniſſen auf Oſtern in
S
Dienſt geſucht. Zu erfragen Nr. 4 neu
Louiſen=
platz parterre.
1831) Einen geübten Scribenten ſucht
Weidenbuſch, Advokat.
1830)
Mozart-Verein.
Im Namen und Auftrag mehrerer Damen des
Vereins erlaubt ſich der ergebenſt Unterzeichnere
alle diejenigen verehrlichen Damen, welche ſich für
Beſchaffung einer neuen Vereinsfahne intereſſiren,
zu einer Berathung auf Freitag den 27.
d. Mts. Nachmittags 5 Uhr in den
Schul=
ſaal ſeiner Privatſchule, Zimmerſtraße 5.
freund=
lichſt einzuladen.
H. Reineck.
1817)
Ein Schleifſtein,
am liebſten einer der ſich treten läßt, wird
Wilhelminen= und Eliſabethenſtraße=Ecke, partere,
zu kaufen geſucht.
1819) Ein Logis von 2- 3 Zimmern,
1 Kammer und ſonſtigem Zubehör nebſt
geräumiger heller Werkſtätte wird baldigſt
zu miethen geſucht; von wem? ſagt die
Expedition dieſes Blattes.
(Fine zuverläſige freundliche Kinderfrau,
C welche gute Zeugniſſe beſitzt, wird ge=
8
ſucht. Näheres Rheinſtraße 23 im Seitenbau.
Win zuverläſſiges Kindermädchen wird
8 C zu Oſtern noch geſucht.
Promenade=
ſtraße 31 zwei Treppen.
(Fine geſunde kräftige Amme ſucht einen
E
Schentdienſt. Zu erfragen
Promenade=
ſtraße 25 ebener Erde.
1835)
Verloren.
Sonntag den 22. Maͤrz zwiſchen 1 und 2 Uhr
vom Darmſtädter Hof zur Eiſenbahn ein
golde=
nes Pettſchaft mit Wappen und dem
Buch=
ſtaben H eingravirt, mit 3 Uhrſchlüſſeln an
einem Springring. Der Finder erhält 5 fl.
Be=
lohnung. Abzogeben im Darmſtädter Hof Nr. 15.
G7Um Mittwoch Abend
Casshe) Verlorenlein Armband zun
goldblondem Haar
entweder beim Einſteigen eines
Wa=
gens in der verlängerten
Eliſabethen=
ſtraße oder beim Ausſteigen im
E Herdweg. Dem Wiederbringer eine
gute Belohnung. Wo? ſagt die Expedition. (1837
Soeben erſchien das nach den neueſten
Ver=
änderungen rectificirte
Zeitungs=Verzeichniß
der
Annoncen=Expedition
von
Hansenstein CVogler
in
Frankfurt a. M., Hamburg, Berlin, Leipzig,
Wien und Baſel.
9. Auflage.
Daſſelbe iſt eine ſyſtematiſch geordnete
Zuſam=
menſtellung der Titel von mehr als 6000
politiſchen, wiſſenſchaftlichen, belletriſtiſchen und
techniſchen Journalen, Kalendern, Cours=
und Reiſebüchern ꝛc., ſoweit ſie Annoncen
veröffentlichen, unter Angabe des Erſcheinens
ſwie oft per Woche - per Monat - oder per
Jahr), der Inſertionspreiſe, ſowie der
Auflagen, wenn ſolche genau oder annähernd
zu ermitteln waren.
E- Für ganz Deutſchland, Oeſterreich und
die Schweiz iſt jedem Lande, reſp. jeder Provinz
eine Karte beigedruckt, welche in ihren
ohnge=
fähren Umriſſen die geographiſche Lage der im
Verzeichniß als die Domicile von Zeitungen ꝛc.
angeführten Orte veranſchaulichen ſoll.
Das Verzeichuiß wird gratis u. franco verſant.
M. 12.
1800
Lokal=Gewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder, wozu alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden
Mit=
glieder des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag, den 26. März. Abends 8 Uhr, im
oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.-Tagesordnung: Beantwortung von Fragen:
1) Iſt der Preis für Gasbeleuchtung in Darmſtadt gegenwärtig nicht zu hoch, da derſelbe
urſprünglich für reines Holzgas vereinbart war und die Brenner für ſolches eingerichtet ſind,
während jetzt zum großen Theile Steinkohlen zur Gasfabrication verwendet werden, und wäre es
nicht vortheilhaft, anſtatt des Gaſes Petroleum zu brennen, wie man dies in Mannheim in
ausge=
dehntem Maßſtabe bereits thun ſoll?
2) Unter welchen Umſtänden rentirt ſich die Selbſtdarſtellung des Gaſes aus Petroleum,
Braun=
lohlentheer oder ähnlichen Materialien?
3) Wird das Gas von Petroleum mit der Zeit nicht ganz verdrängt werden, da es doch
bedeutend billiger iſt? Wird die Ausgiebigkeit der Petroleumquellen nicht mit der Zeit nachlaſſen?
Ueber dieſe drei im Fragekaſten des Lokalgewerbvereins vorgefundenen Fragen hat Herr
Dr. Tiel das Referat übernommen.
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöfnet und die neueſten Rummern der techniſchen Jouruale ꝛc.
ſind aufgelegt.
Girsus Lorenz Wulck in der Fruchthalle in Mainz.
Täglich große brillante Vorstellungen in der höheren Reitkunſt,
Pferdedreſſur und Gymnaſtik. Anfang 7½ Uhr.
Dienſtag, Freitag und Sonntag Zwei große Vorſtellungen.
Anfang der erſten um 4 Uhr, der zweiten um 7½ Uhr.
Achtungsvoll
Lorenz Wulff, Director aus Hamburg.
1836)
47
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 24. März. 2. Vorſt. im 8.
Abon=
nement. Neu einſtudirt: Kean, Schauſpiel in
5 Acten nach dem franzöſiſchen des Alexander
Dumas. Kean - Herr Alexander Liebe vom
Kaiſ. Hoftheater in Petersburg als Gaſt.
Donnerſtag 26. März 3. Vorſt. im 8. Abonn.:
Der Barbier von Sevilla, komiſche Oper
in 2 Akten, Muſik ven Roſſini. Rofine-
Fräulein Asminde Ubrich, Kön. Hannover'ſche
Kammerſängerin, als Gaſt.
Freitag 27. März 4. Vorſt. im 8. Abonn:
Die Journaliſten, Luſtſpiel in 5 Akten von
Freitag. Bolz - Hr. Alezander Liebe,
als Gaſt.
Sonntag 29. März Abonnement auspendu
mit erhöhten Preiſen. Zum Erſtenmale: Don
Carlos, große Oper in 5 Akten mit einem
Vorſpiel, betitelt: Fontainebleau, nebſt einem
großen phantaſtiſchen Ballet: Die
Perlen=
königin. Muſik von Verdi. Decorationen,
Maſchinerien und Coſtüme ſind durchgehends neu.
Anfang 6 Uhr.
Die Norallenſiſcherei im Mittelländiſchen Meere.
—
An einem ſchönen Morgen im Frühjahre ſtand ich an der marina
der Inſel Capri, als eben die Marktboote nach Neapel abgehen wollten.
Die Leute kamen die Anhöhen herab, beladen mit Wein, Oel und
ande=
ren Landesproducten, die ſie auf den Markt der Hauptſtadt bringen
woll=
ten, und durch das Hin= und Hergerede von Aufträgen für den Verkauf
dieſer Waaren und den Einkauf anderer aus deren Erlös entſtand ein
Lärm und eine Geſchäftigkeit, welche für dieſen ſonſt ſo ruhigen Ort ganz
ungewöhnlich war. Am Ende erhielt die Scene noch eine neue
ſchmerz=
liche Belebtheit durch eine Menge Männer und Frauen, welche letztere
von den Felſenſtufen von Ani Capri herabkamen, mit Koffern und
ande=
ren Reiſeerforderniſſen auf dem Kopfe, während die Männer ſchweigſam
und gedankenvoll vor ihnen hergingen, wie Leute, die im Begriffe ſtehen,
ſich zu einer langen Reiſe anzuſchicken. Die meiſten der armen Weiber
weinten bitterlich, und auch die Männer waren meiſt tief erſchüttert,
wenn auch das trübe Auge trocken blieb und ſie ſogar eine gewiſſe
Gleich=
gültigkeit zu heucheln ſuchten. Hie und da verſuchte Einer fröhlich zu
ſein; aber es war nur eine Art Galgenhumor. - „Was hat denn Dieß
zu bedeuten zu fragte ich einen Fiſcher neben mir; „woher dieſe
weh=
müthigen Geſichter?u - „ Eccellenza, verſetzte der Fiſcher, „dieſe
Män=
ner ziehen aus zum Korallenfang, und das Weibervolk, das mit ihnen
geht, ſind ihre Weiber, Töchter oder Schätzchen. — Das arme junge
Volkl es hat ein hartes Loos, denn die nächſten ſechs oder ſieben
Mo=
nate müſen die armen Fiſcher arbeiten wie Hunde, und können ſich kaum
an Waſſer und Brod ſatt eſſen. Ehe ich meinen Sohn zu dieſem Hand=
- der
werke hergäbe, wollt ich ihn lieber auf dem Kirchhof wiſſen!”
ganze Auftritt und die Antwort des Fiſchers intereſſirten mich ſo ſehr,
daß ich mich an den Strand ſetzte, mit ihm in eine Unterhaltung einließ,
und von ihm Alles erfuhr, was er nur irgend ſelbſt über dieſen
Erwerbs=
zweig wußte. Dieß und mancherlei Andres, was ich von anderen Seiten
her vernommen, lieferten mir das Material zu nachſtehenden Notizen.
Die hauptſächlichſten Häfen am mittelländiſchen Meere, welche
Fahr=
zeuge für dieſen Erwerbszweig ausrüſten, ſind Genua, Livorno und Torre
del Greco bei Neapel. Die Schiffe, welche zuerſt meine Aufmerkſamkeit
auf die Korallenfiſcherei lenkten, waren nach dem letzteren Hafen beſtimmt,
mit deſſen Induſtrie ich mich auch hier allein befaſſen will. Dieſer
här=
teſte Dienſt eines Seemanns, der Korallenfang, iſt entweder eine Schule
für die Jungen oder die letzte Zuflucht der Armen, oder der
Verzweif=
lungsvollen, und eine große Anzahl beider Claſſen ſetzt in jedem
Früh=
jahre nach Torre del Greco hinüber, gelockt von dem Handgeld und der
Ausſicht auf eine reiche Caparra (Gewinnantheil), und unterzieht ſich für
dieſelbe einem ſechs= bis achtmonatlichen Sclavendienſte. Sobald dem
jungen Fiſcher das Handgeld in die Fauſt gelegt worden iſt, hat er ſeine
Freiheit für die Dauer des Fangs ſo ſicher verloren, als der Sclave
des virginiſchen Pflanzers. Mancher arme Burſche bereut ſchon nach
wenig Stunden, und beſonders wenn das Handgeld aufgezehrt iſt, den
gethanen Schritt, und verſteckt ſich, wenn die Zeit zur Abfahrt herannaht;
allein er darf ſicher ſein, daß man ihn aufſpürt und mit derſelben Strenge
zu ſeiner Pflicht zurückbringt, wie einen deſertirten Recruten; iſt's nicht
in dieſem Jahre, ſo muß er im nächſten ſeinen Verbindlichkeiten
nachkom=
men. Und was veranlaßt ſie, ein ſolch hartes Loos zu wählen? Eine
armſelige Summe von zwanzig bis vierzig Ducaten, d. h. von 20-48
Thlrn. preuß. Courant. „Aber es iſt mehr, als wir auf einem
Handels=
fahrzeuge verdienen können,” ſagte ein Korallenſiſcher zu mir. Und welche
Behandlung wird den Armen zu Theil, ſo lange ſie in See ſind, welch
harten Dienſt haben ſie zu verſehen! Das Alles will ich jetzt
beſchrei=
ben, damit unſre Schönen auch wiſſen, um welchen Preis von
Menſchen=
weh und Mühen die glänzenden Seethierſchalen, womit ſie ſich ſchmücken,
dem Schoos des Meeres entriſſen werden. — Wenn die Zeit des
Aus=
laufens herannaht, verſammeln ſich Alle, welche die Caparra genommen
und, was noch ſchlimmer iſt, bereits wieder vergeudet haben, in Torre
del Greco, und erhalten nun den Reſt ihres geringen Handgelds. Der
Auftritt, dem ich auf der Inſel Capri im Monat März anwohnte, iſt nur
Ein Beiſpiel von unzählig vielen, welche zur ſelben Zeit rund um die
ganze Bucht von Neapel ſtatthaben, und niemals habe ich etwas
Rühren=
deres oder Maleriſches geſehen, als den Kummer dieſer rohen Kinder
der Natur. „Gott ſegne Dich, mein Sohn! Möge die Madonna Dich
geleiten Iu rief eine bejahrte Mutter, und legte ihre Hand ſegnend auf
ſein Haupt, während der Sohn vor ihr niederkniete, ihre andere Hand
zwiſchen die ſeinigen faßte und mit Küſſen bedeckte - die höchſte
Zärt=
lichkeit, welche der Italiener für ſeine Eltern an den Tag legt. Daneben
ſtand ſeine Verlobte, la fidanzata, zwar von Gram gebeugt, allein wegen
der Sitte nicht wagend, denſelben offen an den Tag zu legen. Auch
Frauen von anderen Schiffern, die auf den Korallenfang gingen, waren
da, aber guten Muths, und wollten ihre Gatten nach Torre begleiten,
um ihnen dort ein letztes Lebewohl zu ſagen und von ihnen noch — ein
wahres Blutgeld - die Unterhaltsmittel für ſich und ihre Familien bis
zur Rückkehr der Fiſcher zu erhalten.
Im Hafen von Torre del Greco liegt eine kleine Flotte von
Fahr=
zeugen verſammelt, deren jedes 17— 20 Tonnen Laſt und 8-12 Mann
zur Bemannung führt. Der eine Theil der Flotte iſt nach der Küſte der
Berberei, ein anderer für die Küſte von Sardinien, andere wieder für
andere Theile des Mittelländiſchen Meeres beſtimmt. Der Madonna und
den Schutzheiligen ſind Gelübde gebracht und Kerzen geſpendet worden;
jede Barke iſt durch Prieſterſegen geweiht, die Kirchenglocken ſchallen
fort=
während bis die Flotte vom Strande ausgelaufen iſt, und in ihre
feier=
lichen Töne miſcht ſich der Lärm der Trommeln und das Dröhnen von
hundert Tofi (Trompetenmuſcheln) und ähnlicher Inſtrumente. Kurzum,
der ganze Auftritt trägt den Character eines fröhlichen Feſtes, zu heiter
und lebensfroh, um böſen Ahnungen Raum zu geben, obwohl unter
manchem fröhlichen Geſicht ein kummervolles Herz ſich abhärmt. An
Weibern fehlt's natürlich nicht dabei, denn bei welchem Anlaſſe, wo nur
immer menſchliches Mitgefühl lebhaft angeregt wird, fehlen dieſe jemals?
Aber der Antheil, welchen die Frauen an der ganzen Scene nahmen,
war mir vollkommen neu. Wenn eine der Barken die Anker lichtete und
vom Strande ſtieß, gab eine Gruppe Weiber ihrem Kummer Worte und
begleitete ſie mit Segenswünſchen für die Fahrt. „Mögte ſie ſegeln wie
eines Engels Barkelu riefen ſie, und warfen ihr Sand und Meerwaſſer
nach, „möge ſie Ueberfluß haben wie das Meer und Glück wie der Sand
48
. 12
am Meere. — Hat dann die letzte Barke die Anker gelichtet und ſind
ſie nun alle fort, ſo ſteht die ganze Volksmenge lautlos da und jedes
Auge haftet an den ſchwanken Fahrzeugen, die die ihnen ſo theuren
Per=
ſonen davontragen nach dem ultima Thule dieſer armen Leute - der
Küſte der Berberei.
Bei der Ankunft an ihren verſchiedenen Beſtimmungsorten landet der
Kapitän, übergibt ſeine Papiere den Behörden und empſiehlt ſich ſeinem
Conſul durch ein Geſchenk, denn ehe die Fangzeit zu Ende iſt muß er
ſicher mehrmals des Conſuls Dienſte in Anſpruch nehmen, um ſich ſelber
Gerechtigkeit zu verſchaffen, oder um ſeine Mannſchaft recht zu
unter=
drücken, und ein dem einflußreichen Mann dargebrachtes Geſchenk wird
mit dankbarer Liebe anerkannt, und - „Liebe deckt auch der Sünden
Menge.” Außerdem zahlt jede Barke an der Küſte von Sardinien für
Arzneimittel und ärztliche Hülfe ſieben Piaſter; während an der
afrika=
niſchen Küſte (nun unter franzöſiſcher Oberhoheit) für die Fiſcher ein
Ho=
ſpital am Lande errichtet iſt, wo ſie unentgeltlicher Verpflegung genießen:
auf beiden Stationen ſind an Zollgebühren und Sporteln für
Erlaubniß=
ſcheine eilf ſpaniſche Thaler von jedem Boot zu entrichten, außerdem für
die Erlaubniß ſelbſt an der ſardiniſchen Küſte per Boot ſechszehn, an der
afrikaniſchen Küſte 108 Piaſter (früher betrug dieſe Gebühr das
Dop=
pelte), und die Behörden haben eine ſehr einfache und ſichere Methode,
dieſe Steuer einzuziehen. Etwa um die Mitte der Fangzeit wird von
Torre ein Schiff mit friſchen Mundvorräthen und Tauen ausgeſendet;
die Korallenſchiffe laufen dann in einen Hafen ein, um daſſelbe zu
er=
warten und die Behörden nehmen nun die bis jetzt geſammelten
Vor=
räthe einſtweilen in Beſchlag und verwahren ſie im Zollhauſe, bis die
Gebühr bezahlt worden iſt. Sobald dieſes geſchehen, wird die ganze
Ausbeute dem Proviautſchiffe übergeben, welches ſie nach Torre
zu=
rückbringt.
Sind alle Vorkehrungen getroffen und die Boote numerirt, was
ge=
ſchehen muß, wenn ſie nicht ergriffen und confiscirt werden ſollen, ſo
vertheilen ſie ſich und verſuchen ihr Glück in der Tiefe. Ein gut
aus=
gerüſtetes Boot hat etwa 20 Cantari Hanf (ein Cantaro iſt ungefähr
200 Pfund kölniſch) an Bord, woraus die Fiſcher unterwegs die Netze
fertigen. Das Netz hat ſehr weite Maſchen und ein lockeres Geflechte
und iſt gemeinhin etwa achtzehn Paſſi (Schritte) lang und etwa eine
Armslänge breit; der breite Theil wird ſenkrecht ins Meer
hinunterge=
laſſen, damit der lange ſich deſto beſſer über den Korallenfelſen
ausbrei=
tet. Die Fangmaſchine übrigens, deren man ſich bedient, beſteht aus
fünf Netzen, welche folgendermaßen angebracht ſind: Zwei Stangen von
Armsdicke und fünf Spannen Länge, ſind in Geſtalt eines Kreuzes mit
einander verbunden; am Ende jeder Stange iſt eines der oben
beſchrie=
benen Netze befeſtigt, das meiſt in Falten nachſchleppt. Unter dem
Mit=
telpunkte, wo die Stöcke ſich kreuzen, iſt ein ſchwerer Stein befeſtigt, und
an dieſem noch ein fünftes Netz angebracht. Das Tau, woran das Kreuz
hängt, ſteht mit dem Boote in Verbindung und über den Schenkel eines
Mannes gewickelt, welcher jenen mit einem Stücke dicken Leders ſchützt.
Iſt nun das Boot an einer geeigneten Stelle angekommen, ſo werden die
Netze ausgeworfen, und das Boot fährt nun vor dem Winde und unter
dem Druck der Ruder vorwärts, bis die Netze an einem Felſen hängen
bleiben. Wehe dem Mann, welcher das Tau hält, wenn er nicht alsbald
Nachricht gibt, daß das Netz hängt, damit man mehr Tau abhaſpeln oder
beilegen (ſtillehalten) kann; verſäumt der Fiſcher dies, ſo wird er entweder
in die See geſchleudert oder er läuft Gefahr, daß ihm das ſtraff
ge=
ſpannte Tau trotz dem Leder den Schenkel bis auf den Knochen
durch=
ſchneidet, ſo heftig iſt der Stoß und ſo groß die Spannung. Nun ſtellt
ſich die ganze Mannſchaft an das Tau und zerrt und zieht, bis durch
vereinte Kraft Stücke von dem Korallenriff abgebrochen werden, deren
Werth von Gewicht und Farbe abhängt. Pechſchwarze und roſenfarbige
Korallen ſind die geſchätzteſten; weiße, dunkelrothe und ſchmutzig=
dunkel=
graue ſind die gewöhnlichſten. Letztere Nuance wird ſelten verkauft,
ſon=
dern beinahe als werthlos betrachtet. Der Preis der roſenfarbigen
Ko=
ralle beträgt zwiſchen zwanzig und einhundert Piaſtern per Rotolo (das
Rotolo iſt ein Gewicht von 33 Unzen = 2 Pfund 2 Loth)
„0 Signore, quant é bell a vederél ſagte erſt heute früh ein
Korallenfiſcher zu mir, welch ein herrlicher Anblick, wenn man die Korallen
ſo aus dem Meere ziehtl.. die langen Aeſte kommen herauf wie die
Zweige eines Baumes oder zuweilen in großen dicken Stücken.
Vergan=
genes Frühjahr waren wir unſerer hundert Barken auf Einem Riffe, und
zogen Alle an Einem Stricke und herauf kamen unſere Netze mit einem
Felsblock in der Mitte, der war am obern Theil ganz mit Pflaumen und
Trauben, Aepfeln und Birnen bedeckt, denn Excellenza müſſen wiſſen,
die See hat ebenſogut ihre Früchte als das Land; und unterhalb war
der Felſen lauter Koralle. Hei das war ein prächtiger Anblick, und wir
wurden daneben vom Kapitän weit beſſer behandelt, wenn wir tüchtig
zo=
gen. Wir ſtießen allzumal ein Freudengeſchrei aus!
Man hat mich verſichert, die Koralle komme immer in einer Tiefe
von 8 bis zu 34 Fagen vor, aber die in der Nähe der Meeresoberfläche
ſei die beſte; außerdem zieht man die Korallen von der Küſte von
Sar=
dinien vor und die von der Küſte der Berberei. Manchmal gewinnt man
ſo große Stücke, daß man ſie gar nicht ſchätzen kann. So hat z. B. im
vorigen Jahre Ein Boot ſieben verſchiedene Aeſte im Gewicht von je zwei
Rotoli bis herab zu einem halben Rotolo heraufgefördert, welche
zuſam=
men auf einen Werth von eintauſend Dukaten geſchätzt werden, und eine
wiederholte Ausbeute dieſer Art würde ſchon einen ſchönen Ertrag liefern.
(Schluß folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von V.
48. Der Darmſtädter Hof in Frankfurt.
Der Darmſtädter Hof in Frankfurt iſt zwar kein Darmſtädter
Ge=
bäude, ſteht aber mit der Geſchichte Darmſtadt's doch in einem
Zuſammen=
hang, einmal weil er das Abſteigequartier unſerer Fürſten geweſen iſt,
und dann, weil er in einzelnen Fällen ein Zufluchtsort für Darmſtädtiſches
Hab und Gut geweſen iſt. Das Haus hat aber eine ganz intereſſante
Geſchichte. Es gehörte früher der Patricierfamilie Bromm und war im
Anfang des 17. Jahrhunderts im Beſitz der Familie Overbeck. Im
Jahr 1626 kaufte es die Stadt der Familie Overbeck für 12,000 Rthlr.
ab und vertauſchte es gegen das den Landgrafen von Heſſen=Darmſtadt
gehörige Klapperfeld. Das Klapperfeld war früher ein unmittelbares
Reichslehen der Familie von Walbrun geweſen. Da aber der Rath den
Beſitzern nicht geſtattete, daſſelbe weiter zu verbauen, traten dieſe es im
Jahr 1624 mit kaiſerlicher Bewilligung an den Landgrafen Ludwig V.
ab, der auf demſelben ein ſtattliches Gebäude aufführen wollte, aber auf
dieſelben Hinderniſſe ſtieß. Darüber entſtanden Verhandlungen, welche
zuletzt damit endigten, daß der Rath das Overbeck'ſche Haus „ſammt
ſeinem ganzen Begriff” gegen das Klapperfeld und gegen eine weitere
Entſchädigung von 4000 fl. an den Landgrafen Georg II. abließ. Ueber
ein Jahrhundert genügte die Bromm'ſche Einrichtung des Hauſes, an der
wohl in der Zeit des Overbeck'ſchen Beſitzes wenig geändert worden war,
den neuen fürſtlichen Eigenthümern. Der Darmſtädter Hof, wie das
Haus von nun an hieß, diente namentlich der landgräflichen Poſt, deren
Büreau ſich darin befand. Vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts
beſchloß der Landgraf einen Neubau, aber erſt im Jahr 1754 wurde,
nachdem im Jahr 1747 ſchon die ſämmtlichen Gebäude nach der Straße
zu niedergeriſſen waren, der Grundſtein zum neuen Gebäude gelegt, zu
welcher Feierlichkeit eine anſehnliche Deputation vom Magiſtrat Frankfurts
erſchienen war. Der Grundſtein wurde durch den Prinzen Georg mit
großem Ceremoniell gelegt. „Eine Compagnie Grenadiere paradirte
da=
bei und Trompeten, Pauken und Trommeln und die Inſtrumente der
Hautboiſten ließen ſich abwechſelnd hören; Nachmittags war große Tafel!
wie die Poſtzeitung vom 21. Mai 1754 erzählt.
Als Zufluchtsſtätte hat der Darmſtädter Hof u. a. auch im Jahr
1693 gedient, als die Franzoſen im ſ. g. Orleanskrieg in der
Obergraf=
ſchaft hauſten. Damals ließ Ernſt Ludwig das Glockenſpiel
auseinander=
nehmen, das Uhrwerk in den Garten des Darmſtädter Hofs in
Frank=
furt, die Glocken im Zeughauſe des Rahmhofs unterbringen und die
Gewichte darin vergraben. Erſt im Jahr 1698 kam das ganze Werl
wieder zur Aufſtellung.
Von dem alten Bromm'ſchen Hauſe iſt jetzt noch der weſtliche
Seiten=
flügel im Hofe vorhanden und zwar noch in der urſprünglichen Eintheilung
und Herſtellung Im Keller befindet ſich die Jahreszahl 1556 in Stein
gehauen, in einem alten kapellartigen Gewölbe im Erdgeſchoſſe das
Bromm'ſche und Rauſcher'ſche Wappen. (Anna Rauſcher war die
Ge=
mahlin Claus Brommens, des Erbauers.) In den oberen Zimmern dieſes
Seitenflügels logirten im Jahr 1557 Melanchthon, als er nach und von
Worms reiſte, und mit ihm ſein Schwiegerſohn Casp. Peucer, Paul
Eber, Joach. Camerarius, Joh. Piſtorius von Nidda, ſowie Hubert
Languet, der gemeinſame Freund Calvin's und Melanchthon's. Während,
des mehr als 8tägigen Aufenthalts Melanchthon's kamen hierher viele
Anhänger der Reformation, um mit dem großen theologiſchen „Mit= und
Hauptreformator” zu verkehren. In der Tiefe des Hofes iſt ein Zimmer
im Erdgeſchoſſe erhalten, in welchem die im Poſidienſte verwendeten
land=
gräflichen Landjäger ſich aufhielten und das darum ſelbſt jetzt aus alter
Ueberlieferung die „Dragonerſtuben heißt.
Dieſer Seitenflügel verdankt vermuthlich dem Umſtande ſeine
Er=
haltung, daß man, während die Vordergebäude niedergeriſſen waren, einer
Gebäulichkeit für die Poſt bedurfte.
Redaction unb Verlag: L. C. Wittich'ſchs Hofbnchdruckerei