Darmstädter Tagblatt 1868


17. März 1868

[  ][ ]

Beilage

nlein-
Ann d.
dm Ar.
nzurri.
Au n en.
drr.
22:
ſrjſeriz;

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
N. 1L.
Dienſtag den 17. März
1868.

Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Dienſtags und Letzteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtakt
bei der Ervedition. Rheinſtraßze. Nr. 23 neu-

Verſteigerungen.
1666)
Bekanntmachung.
Mittwoch den 18. März 1867 Nach=
mittags
5 Uhr ſoll an Ort und Stelle der
Aushub des Grabens an der Eſchollbrückerſtraße
öffentlich verſteigert werden.
Zuſammenkunft an der Brückenwaage an der
Heidelbergerſtraße.
Darmſtadt, den 14. März 1868.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
1667
Bekanntmachung.
Künftigen Freitag den 20. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr ſollen in dem Pfand=
local
Mainthor - nachſtehend verzeich=
nete
, ſehr gut erhaltene Gegenſtände, namentlich:
1Glasſchrauk, 1Schreibtiſch, 1Sopha
und 1 Pfeilerſchräukchen, öffentlich meiſt=
bietend
gegen baare Zahlung verſteigert werden.
Darmſtadt, den 16. März 1868.
Der Vorſteher Großherzoglichen Ortsgerichts
Darmſtadt:

Verntheiſel.
Beſſungen.
1663)

Vieh= und Früchte=Verſteigerung.
Freitag den 20. März Vormittags 9 Uhr
wird das zum Nachlaß des verſtorbenen Ge=
meinderaths
und Ortsgerichtsmanns Eberhard
Eigenbrodt dahier gehörige Vieh:
2 Kühe, wovon eine tragbar, ſchönes gut
gehaltenes Bieh,
1 Rind, tragbar,
2 Gänſe und 5 Hühner,
ſowie ca. 60 Malter Kartoffeln, eine Parthie
Dickwurz, Wieſen= und Klee=Heu, Dung, ca. 30
Mltr. Korn, 10 Mltr. Gerſte, 8 Schinken und
ſonſtige Victualien iu der Hofraithe des Ver=
ſtorbenen
gegen baare Zahlung verſteigt werden.
Haus= und Güter=Verſteigerung.
Die zu obigem Nachlaſſe gehörige Hofraithe
nebſt Güterſtücken, welche in nächſter Nummer
dieſes Blattes näher beſchrieben werden, ſollen
Samſtag den 21. März Abends 6 Uhr,
aui hieſigem Rathhauſe öffentlich verſteigt werden.
Beſſungen, den 14. März 1868.
Der Vorſteher,
Großherzoglichen Ortsgerichts Beſſungen.

Demmel.

1669) Brennholz=Verſteigerung.
Dienſtag den 24. März 1868 Vor=
mittags
9 Uhr werden im Freiherrlich von
Barkhaus'ſchen Privatwalde, im Arheilger Wald=
Diſtrict Täubcheshöhle, verſteigert:
13½ Stecken kiefern Scheidholz,
18½ Prügelholz,
14
Stockholz,
2400 Stück
Wellen.

Sämmtliches Holz iſt von guter Qualität und
es ſitzt meiſtens in der Nähe des Sensſelder Wegs.
Die Zuſammenkunft iſt Vormittags um ½ 9 Uhr

am Eingang in den Wald, zunächſt der Wohnung
des Main=Neckar=Bahnwärters Chriſt am Sens=
felder
Weg.
Gegen genügende Bürgſchaft wird Zahlungs=
friſt
bis Ende September1868 bewilligt.

Feilgebotenes.
835) Ich Unterzeichnete beabſichtige,
mein Haus mit Garten, welcher
ſich zu einem Bauplatz eignet, unter
günſtigen Bedingungen aus freier
Hand zu verkaufen.
M. Biſchoff Wtwe,
Mühlſtraße Nr. 25.

Hapeten zu 8, 9. 10 Kreuzer,
Tapeten-Resté und
Lurückgesetzte Tapeten
empfehlen.
1556)
C. Hochstätter & Cöhno.
1506) 2 Einlegſchweine ſind zu ver=
kaufen
. Waiſenpumpe Nr. 18.
1565) Schwarze Herzkropftauben, gelbe Pe=
rückentauben
und weiße Pfautauben werden ab=
gegeben
, Mathildenplatz Nr. 15.
1679) Mehrere geſpielte Claviere von ver=
ſchiedenen
Preiſen ſind bei mir zu verkaufen.
A. Struth, Ludwigsſtr. 12. 2 Treppen.

1542)
HaRdtChafaAsOk.
W. Schmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
bietet eine großartige Auswahl der neueſten Prachtmuſter in den billigſten wie feinſten Tapeten.
Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Rouleaux, alle Sotten Vorhaug Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzühliches
Bettwachstuch empfehle.

1671) Beſſunger Hügelſtraße Nr. 135 ſind
Granitſteine jeder beliebigen Sorte, nament=
lich
für Rollpflaſter geeignet, abzugeben, ſowie
tragbare Apfelſtämmchen, Stachelbeeren, Roſen,
Penſee und Schnittlauch zu verkaufen.
1672) Beſſungen. In der Sandſtraße 257.
im Seitenbau iſt ein Einlegſchwein zu verkaufen.


Vermiethungen.
213) Neckarſtraße Nro. 14 bel Etage drei
ſchöne Zimmer bis zum 1. Februar beziehbar.
841) Läden zu vermiethen und ſogleich be=
ziehbar
Nr. 13 am Schloßgraben.

Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
844) Mehrere Logis zu vermiethen Nr. 13
am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
1325) Rheinſtraße neben der Poſt ein Laden,
zwei Zimmer, Küche u. ſ. w. zu vermiethen.
1594) Frankfurter=Straße Nr. 49 die bel=
Etage beſtehend aus 7 Zimmern, Küche ꝛc. Zu
beziehen am 1. Juni.
1611) Louiſenſtraße Nr. 26 ein möblirtes Zim=
mer
zu vermiethen.
1612) Der mittlere Stock meines Hauſes mit
allen Bequemlichkeiten in der Kranichſteiner Straße
Nr. 46 iſt zu vermiethen.
Ernſt Dietrich, vormals Hirſch Wiw.
1673) Schulſtraße Nr 8 iſt eine Treppe hoch auf
den 1. April ein möblittes Zimmer zu vermiethen.
1674) Hügelſtraße Nr. 51 zwei möblirte
Zimmer mit Kabinet ganz oder getheilt ſogleich
zu vermiethen.
1675) Ballonplatz Nr. 4 ein möblirtes freund=
liches
Zimmer.
1676) Waldſtraße 2 eine große helle Werk=
ſtätte
mit Logis Anfangs Mai beziehbar.

Vermiſchte Nachrichten.
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße.
Anfang Abends 7 Uhr.
II. Vortrag: Mittwoch den 18. März:
Hr. Mitprediger H. Büchner aus Zwingenberg.
Gegenſtand: Entwicklung des Liebes=
liedes
in der deutſchen Literatur.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Diehl, Jonghaus und
Schorkopf zu haben.
[222

ſlle Reparaturen an Polſtermöbel
3 5
T1 ſowie das Tapezieren der Zimmer wird
2
ſchnell und möglichſt billig beſorgt.
Fr. Wentzel, Tapezier, Alexauderſtr. 15.
6Win Band illuſtrirkes Fumilienbuch

8. des öſterreichiſchen Lloyd= wurde
50
vor längerer Zeit verliehen und
erſucht man um Rückgabe bei der Exp.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.

5 Mor ungefähr 14 Tagen iſt ein ſchwar=
28 zer Alpaca=Regeuſchirm ſtehen
geblieben. Man bittet um gefällige Nückgabe
auf der Exp. d. Bl.


2 Sem ſtädtiſchen Hospitale, Graſenſtraße
J 2h Nr. 9, kann ein tüchtiger, mit guten
Zeugniſſen verſehener Kraukenwärter alsbald
eintreten.
1631) Offene Lehrſtellen bei
H. Emmel, Hof=Schloſſermeiſter.
11

[ ][  ][ ]

42
RII.
1678)
Gander's - Neueſte Reform.
Kalligraphie=Syſtem
Unterzeichneter erlaubt ſich das verehrl. reſp. Publikum in Kenntniß zu ſetzen, daß er Montag den 23. d. Mts. - hier abermals
einen Chelus von 12 Lehrſtunden ſeiner Schreiblehr=Methode zu eröffnen beabſichtigt; an demſ. können ſich Beamte, Studirende,
Geſchäfts= und Kaufleute, Militär, Gewerbtreibende ꝛc., überhaupt Erwachſene bis zum ſlter von fünfzig Jahren mit zuverläſigem Erfolge
betheiligen und ſowohl in der deutſchen' als auch neugl. latein." Curreniſchr., eine ideal ſchöne, nach der neueſten Art formirte
Handſchrift aneignen
Ueber die ſeit Jahren, ſowohl durch Privat=Unterricht, als bei verſchiedenen höheren Lehr=Inſtituten erzielten Reſultate ſeiner Schüler liegen
Zeugniſſe Königl. Behörden, Schul=Directoren ꝛc. vor und wird jedem Theilnehmer die auffallend erſichtliche Verbeſſerung ſeiner Handſchrift aus=

Frücklich garantirt
Das Honorar wird am Schluſſe des Unterrichts und nicht im Boraus berichtigt und beträgt daſſelbe (im ge=

Maximillian Gander, Kalligr.=Lehrer.

1640)

Deutſches Zollparlament.
Wahlverſammlung
Mittwoch den 18. März, Abends 8 Uhr
imt Zaͤae der Endaiuoſchen Brauerei.
Wahſvorſchlag: Oberſteuerrath Fabricius.
63. Das Recht und die Pflicht zu wählen hat jeder unbeſcholtene Staats=
bürger
des Großherzogthums, welcher 25 Jahre alt iſt.
Es iſt geſetzlich geſtaltet, gedruckte Stimmzettel abzugeben.
6
S. Im Wahllocal dürfen keine Stimmzettel geſchrieben werden. Die Wahl
iſt geheim, durch zuſammengefaltete Stimmzettel ohne Unterſchrift.
Das Wahlcomité.
169
Lokal=Gewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder, wozu alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden Mit=
glieder
des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag, den 10. März. Abends 8 Uhr, im
oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.-Tagesordnung: Beantwortung ſolgender Fraͤgen:
1) Sind die Saarkohlen in Bezug auf ihre Heizkraft ꝛc. nicht ſo gut als die Ruhrkohlen,
oder iſt das gewöhnliche Vorurtheil gegen erſtere ungerechtfertigt? GReferent Herr Oberbaurath
Pſannmüller).
2) Wie iſt dem Uebel abzuhelfen, daß der kleinere Geſchäftsmann ſeinen Kunden jahrelang
borgen muß, ohne Gefahr zu laufen, beſagte Kunden durch Drängen auf Zahlung zu verlieren;
(Referent Herr Hofgerichts=Advokat Reulin 9).
1117)
Für Pierde=Ziebhaber.
Bei dem am 30. u. 31. März und 1. April dahier ſtattfindenden Pferdemarkt werden
von dem unterzeichneten Comits für circa 10,000 Thaler
6i der ſchönſten Reit= und Wagenpferde, 10 vollſtäudige vier=, zwei=
und einſpännige Gquipagen nebſt completen Geſchirren, ſowie ſon=
ſtige
Reit= und Fahr=Requiſiten,
zur Verlooſung lommen, ſobald 40,000 Looſe vergriffen ſind. Die Verlooſung findet öffenlich
vor Notar und Zeugen am 1. April ſtatt.
Diejenigen auswärtigen Theilnehmer, welche ihre Looſe direlt durch das unterzeichnete Secre=
tariat
beziehen, erhalten ſogleich nach der Ziehung mittelſt Telegramm Kenntniß, wenn ihnen ein
größerer Gewinn zugefallen iſt, jedoch ohne Veranwortlichkeit des Comits's. Uebernehmer einer
Frößeren Anzahl Looſe erhalten entſprechenden Rabatt. Falls die Zuſendung der Looſe franco und
recommandirt gewünſcht wird, ſo beliebe man die hiezu nöthigen Franco=Marlen bei der Beſtellung
einzuſenden.
Den Beſtellungen auf Looſe Thlr. 1. -- fl. 1.45 kr. iſt der Betrag beizufügen, ſowie die
genaue und deutliche Adreſſe, und ſind ſolche franco zu richten an
Das Secretariat des Landwirthſchaftl. Vereins in Fraukfurt a. M.
Din
Zirk
AAmmmmmuuRRRARAAuau
M 1679)
Repetitioms-Rall.
Samſtag den 21. März findet der Repetitions=Ball in dem Saale des.
1
Gaſthauſes zur Traube ſtatt. Der Anfang iſt präcis 7½ Uhr, welches ich hiermit H
M meinen Schülern und Schülerinnen zur ergebenſten Anzeige bringe, wozu ich die geehrten M.
M Eltern meiner Schüler und Schülerinnen höflichſt einlade. Da am Eingang des Saales, H
4 keine Billete verabreicht werden, ſo bitte ich, dieſelben von Donnerſtag den 19. März an
4 in meiner Wohnung abzuholen
A. Haiuſeld,
Schulkindern iſt der Eintritt nicht geſtattet.
Großherzoglicher Hoftanzlehrer.
Aguirai
Baaununaapuazrmazzir,
14

KnAAA RArAiAAauA AuumaAAAUAA
Amertkaniſche Coupons per 1. Mai 1868,
National=Coupons ꝛc. werden ſchon jetzt zum höchſten Courſe eingelöſt bei
Joveph Mainzer,
1485)
Bank= und Wechſelgeſchäft.

Win braves zuverläſiges Kinder=
de
mädchen wird alsbald zu miethen
8
10, geſucht. Näheres Friedrichſtraße
Nr. 33 im mittleren Stock.
1681) Ein junges gut empfohlenes Mädchen
ſucht auf Oſtern eine Stelle zu Kindern oder
als Hausmädchen. Zu erfragen Neckarſtraße
Nr. 18 dritter Stock.
1682) Für eine lleine Familie ein ordent=
liches
Dienſtmädchen geſucht. Wilhelminenſtraße
Nr. 16 eine Treppe hoch.
1683) Mehrere Herren können Koſt u. Logis
erhalten Alexanderſtraße 15 im Seitenbau.

5 S.
4e Eine goldne Broſche
2 Verloren. mit biauen Steinen, von
der Frankfurter Straße durch die Wilhelminen=
ſtraße
nach der Heinrichſtraße. - Gegen eine
gute Belohnung abzugeben Heinrich=
ſtraße
Nr. 39.
Win ohngefähr 6 Monat altes ſchwar=
6o. zes Hündchen (Schnauzer=Ragel.
H E glatharig, mit lanzen Ohren, gelen
= Vorderpfoten und weißgelber Bruſt
iſt abhanden gekommen und wird vor deſſen An=
kauf
gewarnt. Dem Wiederbringer oder Dem=
jenigen
, der zur Wiedererlangung behülflich ſein
kann, eine Belohnung Wilhelminenſtr. 10 im Laden.
1686) Auf Ende April wird ein
Logis von 11 bis 12 Piecen in der 2.
und 3. Etage mit einem Gärtchen oder
kleinen Hofraum zu miethen geſucht.
Näheres bei C. H. Huber &8 Söhne,
Hormals C. Gaulé.
1681) Beſſungen. Zwei alte ſteinerne Thor=
pfeiler
zu kaufen geſucht. Holzwegſtraße Nr. 318.
Gold-Cours.
Piſtolen
fl. 9. 49-5l.

Preuß. Friedrichsdor
Holländ. 10 fl.=Stück=
Rand=Ducaten.
20 Francs=Stücke
Engl. Souverains.

9. 57½-58½.
9. 54-56.
b. 37-39.
9. 31-32
11. 55-59.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag,. 17. März. Abonnement sus-
pendu
. Die Jungfrau von Orleans,
romantiſches Trauerſpiel in 5 Akten von Schiller.
Johanna - Frln. Charlotte Frohn, vom
Kaiſerlichen Hoftheater in Petersburg, als letzte
Gaſtrolle.
Donnerſtag 19. März 14. Vorſt. im 7. Abonn.
(auf Allerhöchſten Befehl: Romeo und Julie,
große Oper in 5 Akten mit Ballet, Muſik von
Gounod.
Freitag 20. März: 15. Vorſt. im 7. Abonn:
Die Pasquillanten, Luſipiel in 3 Aten
von Benedir.

[ ][  ][ ]

Rx.

Deutſches Bollparlament.
Wahl=Candidat für den Bezirk Darmſtadt=Großgerau:
Logeoroneier Lart Joh. Zoftmann in Darmſtadt.

161)

Das Comilé.

43
Von Dienstag den 17. d. Mts. an
werden die Sammlungen des Grossherzog-
lichen
Muscums
Conntags von 10-1 Uhr,
Dienstags, Hittmochs, Donnerstags und
kreitags von 11-1 Uhr
geöffnet sein.
Darmstadt, den 14. März 1868.
Grossherzogliche Museums-Direction.
Schleiermacher.

Noch Einel

(Schluß.)
Was ihn aber faſt zuſammendrückte, war das Laboratorium; denn
dort ſtanden alle Apparate wirklich aufs Herrlichſte, von denen die Viſi=
tatoren
ihm ſo oft ſchon die Ohren vollgeorgelt. Er ſah ſie zum erſten
Male, aber er that, als habe er ſie längſt gekannt, wie ſie Dingler's
polhtechniſches Journal geſchildert. Als er aber die Preiſe hörte, da
tanzten alle dieſe Apparate wie Höllengeiſter um ihn herumflund es ſchwin=
delte
ihm ſchier.
Frau Rühle drängte, aus der Nähe dieſer Retorten und Kelben,
Tiegel und Mörſer zu kommen. Selbſt Rühle wollte weg; denn es
wurde ihm mit jedem Momente zu Muthe, als ſähe er ſchon ſein Gold
zum Schornſieine hinauslaboriren, da er jetzt alle dieſe Apparate ja auch
kaufen mußte. Ausſtecher gab nach, und endete die pharmaceutiſche Tor=
tur
des Collegen, die bei den Platintiegeln begonnen hatte.
Jetzt trat man in die Küche. Hier ſchien die Hausfrau bereits ge=
ſchaltet
zu haben, ſo blinkte und glänzte Alles, ſo vollſtändig war das
Geſchirr, ſo nett, ſo ſchön. In den Stuben übertrafen Tapeten, Böden,
Spiegel und Geräthe Alles, was das kleine aber ungemein ſcharfe Auge
der Madame Rühle bis jetzt erblickt. Und gar als ſie in den Salon
traten, da dampfte in Meißner Porzellan der duftende Trank Arabiens
und der Tiſch bog ſich von köſtlichem Backwerk.
Je mehr Ausſtecher bei Rühle verlor, deſto höher ſtiegen ſeine Fonds
bei Madame. Das iſt ein Mann, der Welt hat, dachte ſie; ein vortreff=
licher
Mann! Ueberdies führte er die coloſſale Figur am Arme in allen
Zimmern herum, wiſchte ſich den Schweiß ob der ſchweren Arbeit, aber
muckste nicht, ſondern erſchöpfte ſich in den eleganteſten Redensarten, wo=
durch
Madame wahrhaft echauffirt wurde vor Vergnügen.
Mit der gewandteſten Artigkeit führte ſie Ausſtecher zum Ehrenplatz,
und bat ſie ſo zart, die Ehre des Hauſes zu vertreten, daß es alle Ner=
ven
der Glücklichen in harmoniſche Schwingungen verſetzte. Mit Grazie
ſervirte ſie den Kaffee.
Und als ſie nun ſo traulich zuſammenſaßen und Frau Rühle auf
beiden Seiten kaute, meinte Rühle, um doch auch mal etwas zu ſagen,
nes fehle hier jetzt nur noch der rechte Hausſegen (er ſeufzte tief auf,
unterdrückte jedoch den Verräther), nämlich die ſinnig ordnende, reinlich
waltende Hausfrau.
Fur mich iſt Spiel und Tanz vorbei, declamirte lomiſch Ausſtecher,
nallein der eigentliche Beſitzer iſt ein Burſche von vierundzwanzig Jah=
ren
, der ganz ihrer Anſicht iſt, Herr Kollega!
Nun da iſt ja die Sorge leicht gehobenzu meinte Rühle.
Da irren Sie, Wertheſter: darf ich Ihnen im Vertrauen mich äu=
ßern
, ſo hat er eine vertraute Bekanntſchaft mit einem ebenſo lieblichen,
als vortrefflichen Mädchen; allein man ſagt, die Mutter habe einen ſehr
entſchiedenen Widerwillen gegen Apotheker-
Die Närrin! plumpste Rühle heraus, bei dem die Amts= und
Standes=Ambition einen hohen Grad erreicht, und den man empfindlicher
nicht berühren lonnte, als durch Losfahren über die Apotheker.
Wenn ich auch ſo hart gar nicht zu urtheilen geneigt bin, wie Sie,
verehrter Freund, ſo glaube ich, daß im vorliegenden Falle das Urtheil
der Mutter ſich doch modificiren würde; denn, fuhr Ausſtecher fort
71) Iſt dies Haus mit allen Im= und Adpertinenzien meines Neffen
freies Eigenthum.
2) Erbt er von mir circa zwanzigtauſend Gulden in baarem Geld,

und ein Gütchen von hundert Morgen ꝛc.

3) Iſt er ein bildſchöner Junge, und

4) ein in ſeinem Fach excellirender Apotheler; endlich

5) ein gewandter, gebildeter, ſanfter, guter Menſch
Was meinen Sie, Verehrteſte, zu ſolch einer Partiepu Mit dieſen
Worten wandte ſich Ausſtecher an Madame Rühle.
Sie war etwas verlegen; allein ſie ſammelte ſich und ſagte: Da
müßte ja eine Mutter faſt den Ehrentitel meines Herrn Gemahls verdie=

nen, wenn ſie Nein ſagen ſollte.
Victoria lu rief Ausſtecher, nich heiße Herbert und werbe hiermit
in ſchönſter Form für meinen Neffen, Fritz Herbert, den Gehülfen in
Ihrer Officin, um Julchen, Ihre liebenswürdige Tochter.

Frau Rühle ſaß da wie Loth's Weib. Herr Rühle ſtarrte den Frei=
werber
an und rief: Wie, Sie haben Verſtecken's mit uns geſpieltzu
Es iſt Alles ſo der Plan Julchens,U rief der falſche Ausſtecher aus
und wollte berſten von Lachen.
Sehen Sie, theuerſte Freunde, Julchen war mit Fritz längſt ein
Herz und eine Seele. Ich, ſelbſt Apotheker, treibe es aber nicht, höre
von der Sache, komme, ſehe Julchen und verliebe mich ſchier ſelbſt in ſie,
bin alſo auf der Stelle einverſtanden mit Fritzen's Liebe.
Bekannt mit den Verhältniſſen, erwerbe ich für Fritz die Conceſſion,
hier die Zweite zu errichten. Daß Sie ärgerlich über dieſe Zweite ſeien
konnte ich mir denken, und beſtätigte Julchen. Gerade in dieſer Zeit ver=
läßt
Sie Ihr Gehülfe. Julchen ſchickte Ihren Fritz her, damit ihn ohne
Anſtand und Anſehen die guten Eltern kennen lernen können. Daß ſie
ihn liebgewönnen, wußte Julchen im voraus und rechnete darauf, daß ihre
gute und richtig urtheilende Mutter bei ihm die Abneigung gegen uns
99r würde fahren laſſen.

Bei dem Vater rechnete ſie auf die richtige Würdigung wahrer
Tüchtigkeit der Kenntniſſe und des Charakters. Ich alter Narr wurde
beauftragt, unter falſchem Namen herzugehen, und die künftige Wohn=
und Werkſtätte einzurichten. Voila tout!
Nun ſagen Sie Ja, und Alles iſt gut. Julchen wird glücklich,
bleibt bei dem guten Mütterchen, und die Zweite iſt fortab kein Dorn
in ihrem Auge, Herr Kollega!
Die Alten rieben ſich die Stirn. - Alle Welt! rief plötzlich Ma=
dame
Rühle, Sie bekommen Beſuch! Es fährt ein Wagen vor!
Seten Sie ruhig! ſprach der Oheim, Sie erlauben nur einen
Augenblick.: Er ging.
Das iſt eine verwetterte Geſchichte, Settchen! ſprach Rühle, was
meinſt Du dazu ?:
Ja ſagen! war die lakoniſche Antwort.
Meinetwegen! entgegnete er, und in dem Momente ging die Thür
aufsund Julchen am Arme des Gehülfen Fritz Herbert trat herein.
Sie flog erglühend der Mutter in die Arme.
Fritz trat zu Rühle. Vergeben Sie, ſagte er, das ganze Poſſen=
ſpiel
ging von Julchen aus. Zürnen Sie mir nicht!
Sie Galgenvogel lachte Rühle. Laſſen Sie mir ſolche Poſſen
in Zukunft, ſo mag's gut ſein.
Darf ich hoffen zu fragte er.
In Gottes Ramen denn Jal ſagte der Alte und das Gefühl trat
in zwei glänzenden Zeugniſſen ihm in die Augen. Fritz umarmte ihn
ſtürmiſch.


Die Mutter konnte das geliebte Kind faſt nicht aus ihren Armen
laſſen. Auch ſie ſegnete den Bund, und flüſterte in Jülchen's Ohr: Laß
Dir nur die Herrſchaft nicht nehmen.-
Sie erröthete, aber ſie nickte, bedeutſam lächelnd. der Mutter zu.
Als nun im engen ſchönen Kreiſe Julchen den Eltern unter Lachen
und Scherz Alles geſtand und der Oheim hinzuſetzte, er habe Julchen in
dem Wagen, den er ihr hiermit als Ausſteuer ſchenke, abholen laſſen,
und Fritz ſei ihr entgegengeeilt, ſo lösten ſich alle Räthſel, und der
Pſeudo=Ausſtecher hob das Glas perlenden Champagners und rief:
Hoch lebe die Zweitel
Und Alle ſtimmten fröhlich in den Toaſt ein.

Beſteigung der St. Peterskirche in Rom.

Sie werden erſtaunen, wenn ich Ihnen ſage, daß eine breite ge=
pflaſterte
Straße auf die St. Peters=Kirche hinaufführt. Sie iſt vielleicht
wegen ihrer Windungen nicht für Wagen zu gebrauchen; aber ein ſo
vortrefflicher Weg zum Reiten, daß auf demſelben fortwährend Pferde
und Mauleſel zu ſehen ſind, die mit Steinen und Kalk beladen hinauf=
gehen
. Die Straße erhebt ſich ſo allmühlig und iſt ſo gut, daß ein Jeder
auf dieſen Thieren mit vollkommener Sicherheit hinauf und hinunter
reiten kann.
Endlich erreichte ich das Dach, welches für ſich wie eine Stadt aus=
ſieht
. Kleine Häuſer und Reihen von Werkſtätten für die Arbeiter, die
durch die nie endenden Ausbeſſerungen der Kirche fortwährend beſchäftigt

[ ][  ]

44
.
ſind, hat man hier aufgeführt, und verlieren ſich auf dieſem unermeß=
lichen
bleiernen Raume eben ſo wohl, als die achtzehn Kuppeln der
Seitenkapellen der Kirche, die von unten gar nicht zu unterſcheiden ſind.
Obgleich ſie nur verhältnißmäßig klein ſind; wie unbedeutend
ſehen ſie aus, verglichen mit dieſem erſtaunenswürdigen Dome, dem Tri=
umphe
der neuern Bankunſt, in dem ſich das ſtolze Wort Michael Angelos
erfüllt hat: Daß er das Gewölbe des Pantheons erheben und in die Luft
hängen wollel Der Dom iſt genau von derſelben Größe. Seine herr=
lichen
Verhältniſſe und ſeine vollendete Erhabenheit, die in die Wolken
hinaufragt, kann man hier vollkommen überblicken.
Wir gingen allenthalben umher und ruhten uns auf den marmornen
Sitzen, die auf dem bleiernen Getäfel bequem angebracht ſind, aus. Ohne
Zweifel würden wir nun mancherlei ernſte und erhabene Betrachtungen
angeſtellt haben; allein ein lächerlicher Gedanke, der ungünſtiger Weiſe
Einem von uns durch den Kopf fuhr, - nämlich, daß die große Kuppel
mit alle den kleinen um ſie herum wie eine Henne mit einer Hecke Küch=
lein
ausjähe, - ſchlug alle ſolche Gedanken gänzlich in die Flucht.
Was für Schwachköpfe müſſen dies ſein, die auf der Höhe von
St. Peter nichts Beſſeres zu denken wußten! glaube ich Sie ſprechen
zu hören.
Nun gingen wir an das Beſteigen des großen Doms vermittelſt
einer Reihe von Treppenabſätzen, die mit Scharfſinn angelegt ſind, und
von denen Gänge ſowohl zu ſeinen innern als äußeren Gallerien führen.
Eine der erſtern trägt, wie die liſpelnde Gallerie in St. Paul, - gleich=
ſam
um das Sprüchwort wahr zu machen, daß Wände Ohren haben,
einen Ton, der dem zunächſt Stehenden unvernehmbar iſt, deutlich und
unterſcheidbar zu dem Horcher auf der entgegengeſetzten Seite ihres außer=
ordentlichen
Umfangs herum.
Wir konnten uns nun einen Begriff von der unermeßlichen Höhe
machen, die wir bereits erſtiegen hatten. Die Moſaik=Statuen der Heiligen
und Apoſtel, welche an dem Deckengeſims aufgeſtellt ſind, waren nun ſo
nahe, daß ſie uns in ihren ganzen rieſenhaften Formen entgegenſtarrten,
und von der höchſten Gallerie ſahen wir hinunter in die furchtbare Tiefe
der Kirche unter uns, auf die verkleinerten Geſtalten der menſchlichen
Weſen, die gleich Ameiſen auf derſelben umherkrabbelten.
In Folge unſers Höherſteigens konnten wir nun rund um die äußere
höchſte Erhebung des Domes gehen, die ſo breit iſt, daß, obgleich man
daſelbſt kein Geländer um den Rand angebracht hat, dennoch drei bis
vier Perſonen neben einander vollkommen ſicher gehen können. Man ſagte
uns, daß der Umfang derſelben eine halbe Meile betrüge; allein ich möchte
die Wahrheit dieſer Angabe nicht verbürgen.
Eudlich erreichten wir durch das Erſteigen ſehr enger Stufen und
um den
durch lange, krumme Gänge, die ſich nach inwärts neigen,
Eindruck, den die ſich plötzlich verengende Krümmung machen möchte, zu
ſchwächen, - den höchſten Punkt dieſes wundervollen Doms, an dem wir
ſo oft mit Erſtaunen von unten hinaufgeblickt hatten, und erhoben zu einer
Höhe, die der Flug der Vögel des Himmels nicht erreicht, erfreuten wir
uns der weiten, ausgedehnten und anziehenden Ausſicht über Berge, Flüſſe
und Ebenen.
Das herrliche Amphitheater von Hügeln, welche die Campagna um=
ſchließen
, das ſich an 3 Seiten rund um den Horizont herum zog; hinter
ihnen die vorragenden Scheitel der höhern Appeninen, die allein mit Schnee
bedeckt waren, - als ob daſelbſt der Winter ſeinen Thron aufgeſchlagen
hätte, von dem herab er mürriſch niederblicke auf die Ebenen und grü=
nenden
Hügel, welche ſeinem Seepter nicht unterworfen waren -; der
Tiber mit ſeinen langen, buchtigen Windungen durch die weite Ferne,
gleich einer lauernden Schlange in der Wüſte, die ihre ſchimmernde Außen=
ſeite
verräth; weit darüber hinaus die vereinſamte Gegend, wo Oſtia
einſt ſtand, und wo nun die blauen Waſſer des Mittelmeeres ſich in deu
Sonnenſtrahlen ſpiegelten; Rom zu unſern Füßen; ſeine Palläſte, ſeine
ergrauten und umhergeſtreuten Ruinen; weit, weit unter uns das üppige
Grün und die goldenen Früchte in den Orangen=Gärten ſeiner Convente,
womit der dunkle Schatten ihrer trauernden Cypreſſen einen angenehmen
Contraſt bildete;
ſolch ein Anblick, wie dieſer - umfächelt vom
reinen, friſchen Winde, ſo ſanft und ſo angenehm als der Athem des
Sommers der jede Empfindung erquickte, und umthronet von jenem
hellen, klaren Himmel, deſſen ewigen Glanz und ewige Schönheit Worte
nie werden ausdrücken können, ein ſolcher Anblick würde gewiß ſelbſt
in dem kälteſten Herzen Bewunderung erregen.
Wir genoſſen ihn mit vollkommener Sicherheit, denn der oberſte Theil
des Domes iſt mit einem Geländer umgeben, das von unten nicht unter=
ſchieden
werden kann. Wir hatten die höchſte Erhöhung der Kugel, welche
den Thurm überthürmt und ſeine obere Verzierung ausmacht, erreicht,
und ſpürten in der That keine Luſt iu uns, die abentheuerliche Franzöſin
nachzuahmen, von der Euſtace berichtet, daß ſie auf die höchſte Spitze
derſelben hinaufgeklettert ſei; aber unglücklicher Weiſe für unſere

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Ruhe befand ſich in unſerer Geſellſchaft ein Seeoffizier, der jene luflige
Leiter, die darum angebracht iſt, mit eben ſo großer Behendigkeit erklet=
terte
, als er die Schiffs=Strickleiter hinangelaufen ſein würde; und nicht
zufrieden mit dieſem Wagſtück, fiel es ihm ein, ſich durch einige außer=
gewöhnliche
Proceduren auf die glatt polirten Arme des metallenen Kreuzes
zu bringen, wo er ſich wirklich auf das horizontale Eiſen niederſetzte.
Um ihn hatten wir keine Angſt. Er war auf den ſchwindelnden
Maſten im Sturme gewiegt worden; aber wir zitterten, als wir ſahen,
daß ſein Beiſpiel von beinahe allen Herrn, die mit uns waren, nach=
geahmt
wurde, nicht darum, daß dabei irgend Etwas gewonnen oder
mehr geſehen werden konnte, ſondern blos darum, weil ſie nicht auf
irgend eine Weiſe übertroffen ſein wollten. Dann war es auch der
ſüße Genuß des Ruhmes: ſie hätten auf der Spitze der St. Peters=
kuppel
geſtanden, billig genug durch die Gefahr, ihre Hälſe zu
brechen, erkauft.
Wir waren daher verurtheilt, dieſe thörichten Männer, Einen hinter
dem Andern dieſen gefährlichen Platz erklimmen zu ſehen - ohngefähr
auf der Mitte des Weges, rund um die untere Breite der Kugel, in einer
beinahe horizontalen Stellung, ihre Köpfe niederwärts, beinahe ſo, wie
wenn eine Fliege an der Decke hinkriecht; wir ſahen ſich ihre geheime
Furcht und Erregung in den Geſichtern malen, und wußten, der Schwindel
eines Augenblicks, ein einziger falſcher Tritt müſſe ſie in eine Tiefe hinab=
ſtürzen
, an die nur mit Entſetzen gedacht werden kann; aber wir
durften nicht ſprechen. Beſſer gelungen, als begonnen, kamen ſie jedoch
alle wieder wohlbehalten zurück, und wir, entſchloſſen, auch etwas der Art
als Seitenſtück zu thun, erſtiegen das Innere ber Kugel, eine Unter=
nehmung
, die durchaus nicht ſchwer oder gefährlich, aber einigermaßen
langweilig iſt. Blos eine Perſon kann auf einmal hinaufſteigen, und da
unſere Geſellſchaft ziemlich zahlreich war, ſo wurde der Erſte beinahe
ſchon gebraten, während der Letzte noch hinauf ſtieg; denn dieſe große
metallene Kugel war von den flammenden Strahlen der Italieniſchen
Sonne bis zur Temperatur eines Ofens erhitzt.
Obgleich dieſe Kugel von unten nicht größer als ein Apfel ausſieht,
ſo kann ſie doch in ihrem Innern gegen achtzehn Perſonen faſſen und
wir berechneten, daß ſelbſt noch mehr darin aufgeſchichtet werden könnten,
wenn ſie nicht erſticken.
Es iſt unmöglich, ſich einen richtigen Begriff von dem ungeheuren
Umfange des St. Peters zu machen, wenn man nicht ſeine Höhe erſteigt.
Die lang gekrümmte, gepflaſterte Straße, die auf das Bleidach wie
auf den Gipfel eines Berges hinaufleitet, der erſtaunenswürdige Umfarg
des Daches, der rieſenhafte Maßſtab, nach dem Alles aufgeführt iſt, die
endloſe Höhe, zu der man durch Treppen und aufwärts leitende Gänze
zu der Spitze des Doms emporſteigt, von der man wie aus dem Himmel
hinunter auf die Erde blickt, kaum im Stande, die menſchlichen Weſen
auf ihrer Oberfläche zu unterſcheiden; - dieſes Alles möge Ihnen von
dem erſtaunlichen Umfange einen Begriff geben, der von unten durchaus
nicht aufgefaßt werden kann.

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von I.


47. Der ehemalige ſ. 9. Bienengarten.

Den Namen Bienengarten jührte früher derjenige Theil des
Herrngartens, in dem jetzt der Wintergarten erbaut iſt. In alten Zeiten
hieß dieſer Garten, der ſeine beſondere Eingrenzung hatte, der Kreuz=
garten
, weil die dortige Gegend in der Kreuzgaſſe' genannt wurde,
und zwar aus dem Grunde, weil die Straße von Arheilgen nach Darm=
ſtadt
und die Straße von Darmſtadt nach Weiterſtadt ſich dort kreuzten.
Das darin befindlich geweſene Haus war ein Gartenhaus mit einem
Bienenhauſe, daher die Benennung Bienengartenl, als die Kreuzgaſſe in
Gärten aufging und damit die Benennung Kreuzgaſſe verſchwand. Der
Bienengarten gehörte im Jahr 1630 der Frau Straufin v. Lauenſtein
geb. v. Hertingshauſen, von der er auf deren Tochtermänner Joh. Leiſer
von Lamsheim, J. H. v. Bohl und Chr. v. Döring überging. Dieſe
3 Erben verkauften ihn 1664 an die Landgräfin Sophie Eleonore. Im
Jahr 1698 vertauſchte ihn Ernſt Ludwig an Joh. Wolf v. Todtenwart
gegen den ſ. 9. neben dem Bienengarten gelegenen ehemaligen Schütziſchen
und Arheilger Garten. Im Jahr 1746 wurde er von den Todtenwart'ſchen
Erben an den Solms=Rödelheim'ſchen Lieutenant v. Rotsmann, der Mit=
erbe
war, abgegeben. Bald darauf erwarb ihn Landrath Schulz, mußte
ihn aber ex jure retractionis et viciniae an den Landgrafen verkaufs=
weiſe
abtreten. Bekanntlich iſt er erſt in unſerer Zeit mit dem Herrn=
garten
vereinigt worden.

Redaction und Verlag: A. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckrei.